Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 05. Nov. 2023 - 31. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
03. Dez. 2023
1. Adventsonntag (B)
26. Nov. 2023
Christkönigsonntag (A)
19. Nov. 2023
33. Sonntag im Jahreskreis (A)
12. Nov. 2023
32. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Nov. 2023
9. November: Weihe der Lateranbasilika (Fest)
05. Nov. 2023
31. Sonntag im Jahreskreis (A)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Mal 1,14b - 2,2b. 8-10
Lesung aus dem Buch Maleáchi.
Ein großer König bin ich,
spricht der HERR der Heerscharen,
und mein Name ist bei den Völkern gefürchtet.
Jetzt gilt dieses Gebot für euch, ihr Priester:
Wenn ihr nicht hört
und nicht von Herzen darauf bedacht seid,
meinen Namen in Ehren zu halten
- spricht der HERR der Heerscharen -,
dann schleudere ich meinen Fluch gegen euch.
Ihr aber, ihr seid abgewichen vom Weg,
ihr habt viele zu Fall gebracht durch eure Weisung;
ihr habt den Bund Levis zunichte gemacht,
spricht der HERR der Heerscharen.
Darum mache ich euch verächtlich
und erniedrige euch vor dem ganzen Volk,
so wie ihr euch nicht an meine Wege haltet
und auf die Person seht bei der Weisung.
Haben wir nicht alle denselben Vater?
Hat nicht der eine Gott uns erschaffen?
Warum handeln wir dann treulos,
einer gegen den andern,
und entweihen den Bund unserer Väter?
Die Lesung ist, wie die Versabgrenzung zeigt, hörbar gemacht und in der Gedankenführung gestrafft. Maleachi, Prophet der nachexilischen Zeit, geht mit den Priestern hart ins Gericht. Er wirft ihnen vor, nicht nur vom Weg abgewichen zu sein, sondern "viele" durch falsche Belehrung zu Fall gebracht zu haben. So ziemlich der härteste Vorwurf, der denen gemacht werden kann, die von Amts wegen mit ihrem Namen und ihrer Profession für gute Weggefährtenschaft (ein-)stehen.
Im großen Zusammenhang der biblischen Überlieferung verdeutlicht die Lesung aber auch, dass trotz Gefangenschaft in Babel, die als Strafgericht verstanden wurde, der religiöse Trott nicht nur wieder aufgelebt ist, sondern einfach fortgeführt wird. Dabei ist für das Verständnis die Klammer wichtig, die der Prophet seiner Gerichtsbotschaft gibt: Am Anfang stellt Jahwe sich vor als großer König, dessen Name bei den Völker gefürchtet ist - und am Ende reiht sich der Prophet ein in die Reihe der Gescholtenen: Und wir, haben wir nicht alle denselben Vater? Warum handeln wir dann treulos?
Ein bristanter Punkt könnte bei einer nur oberflächlichen Lesung untergehen: Dass die Priester vom Weg abweichen und Menschen zu Fall bringen, zeigt sich besonders darin, dass sie auf die Person sehen, also Gefälligkeitsurteile fällen, käuflich werden und ihre Macht missbrauchen. Das verletzt nicht nur die
Wahrheit, sondern die Menschen.
Das Buch des Propheten Maleachi ist höchstwahrscheinlich vor 458 v. Chr. in Jerusalem geschrieben worden. mal'aki bedeutet "mein Bote", Mal 3,23 zeigt, daß damit auf den Propheten Elias angespielt ist. Die Situation, in die der unbekannte Prophet seine sechs Reden hineinschreibt, ist deprimierend auf allen Ebenen:
Der Tempel war der nach der Rückkehr aus dem Babylonischen Exil mühsam wieder aufgebaut und eingeweiht worden (515), aber der religiöse, kulturelle und auch der politisch- wirtschaftliche Aufschwung war damit nicht eingetreten. Der Prophet zeigt sehr deutlich die Mißstände auf und charakterisiert mit harten Worten das Verhalten vor allem der Priester: Sie haben das Vertrauen in Gott verloren, ehren ihn nicht mehr, ja betrügen ihn sogar. Sie haben den Bund mit Gott gebrochen und müssen mit den Konsequenzen rechnen.
Die Lesung dieses Sonntags ist aus der ersten Rede des Maleachi regelrecht herausgeschnipselt und versucht alle drastischen Vergleiche, die der Prophet verwendet, zu umgehen. Einen so anthropomorph gezeichneten Gott, dem das Verhalten seines Volkes so nah geht, daß er ihm den Arm abschlagen und den eigenen Müll ins Gesicht werfen will, kann man wohl dem Sonntagspublikum nicht zumuten. Die bildlichen Ausdrücke der Prophetenrede wurden sicher auch damals nicht wörtlich verstanden. Maleachi wollte die Menschen aufrütteln, haben wir das nicht nötig?
1. Lesung (ungekürzte Fassung) - Mal 1,14b - 2,10
Lesung aus dem Buch Maleáchi.
Ein großer König bin ich,
spricht der HERR der Heerscharen,
und mein Name ist bei den Völkern gefürchtet.
Jetzt gilt dieses Gebot für euch, ihr Priester:
Wenn ihr nicht hört
und nicht von Herzen darauf bedacht seid,
meinen Namen in Ehren zu halten
- spricht der HERR der Heerscharen -,
dann schleudere ich meinen Fluch gegen euch
und verfluche den Segen, der auf euch ruht;
ja, ich habe ihn schon verflucht,
weil ihr nicht von Herzen darauf bedacht seid.
Siehe, ich schlage euch den Arm ab
und werfe euch Unrat ins Gesicht,
den Unrat eurer Feste,
und man wird euch zu ihm hinausschaffen.
Dann werdet ihr erkennen,
dass ich dieses Gebot über euch erlassen habe,
damit mein Bund mit Levi bestehen bleibe,
spricht der HERR der Heerscharen.
Mein Bund bedeutete für ihn Leben und Heil,
beides gab ich ihm, dazu Ehrfurcht:
Er sollte mich fürchten
und vor meinem Namen erschrecken.
Zuverlässige Weisung kam aus seinem Mund,
nichts Verkehrtes fand sich auf seinen Lippen,
in Frieden und Aufrichtigkeit ging er mit mir seinen Weg
und viele hielt er davon ab, schuldig zu werden.
Ja, die Lippen des Priesters bewahren Erkenntnis
und aus seinem Mund erwartet man Weisung;
denn er ist der Bote des HERRN der Heerscharen.
Ihr aber, ihr seid abgewichen vom Weg,
ihr habt viele zu Fall gebracht durch eure Weisung;
ihr habt den Bund Levis zunichte gemacht,
spricht der HERR der Heerscharen.
Darum mache ich euch verächtlich
und erniedrige euch vor dem ganzen Volk,
so wie ihr euch nicht an meine Wege haltet
und auf die Person seht bei der Weisung.
Haben wir nicht alle denselben Vater?
Hat nicht der eine Gott uns erschaffen?
Warum handeln wir dann treulos,
einer gegen den andern,
und entweihen den Bund unserer Väter?
Antwortpsalm - Ps 131,1-3
Kv.: Herr, bewahre meine Seele in deinem Frieden! – Kv
(GL 441)
HERR, mein Herz überhebt sich nicht, *
nicht hochmütig blicken meine Augen,
ich gehe nicht um mit großen Dingen, *
mit Dingen, die mir nicht begreiflich sind. - Kv
Vielmehr habe ich besänftigt, habe zur Ruhe gebracht meine Seele. /
Wie ein gestilltes Kind bei seiner Mutter, *
wie das gestillte Kind, so ist meine Seele in mir.
Israel, warte auf den HERRN *
von nun an bis in Ewigkeit! - Kv
2. Lesung - 1 Thess 2,7b-9. 13
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Thessalonich.
Schwesern und Brüder!
Wir sind euch freundlich begegnet:
Wie eine Mutter für ihre Kinder sorgt,
so waren wir euch zugetan
und wollten euch
nicht nur am Evangelium Gottes teilhaben lassen,
sondern auch an unserem Leben;
denn ihr wart uns sehr lieb geworden.
Ihr erinnert euch, Brüder und Schwestern,
wie wir uns gemüht und geplagt haben.
Bei Tag und Nacht haben wir gearbeitet,
um keinem von euch zur Last zu fallen,
und haben euch so das Evangelium Gottes verkündet.
Darum danken wir Gott unablässig dafür,
dass ihr das Wort Gottes,
das ihr durch unsere Verkündigung empfangen habt,
nicht als Menschenwort,
sondern - was es in Wahrheit ist -
als Gottes Wort angenommen habt;
und jetzt ist es in euch, den Glaubenden, wirksam.
Manfred Wussow (2005)
Regina Wagner (1996)
Der Erste Thessalonicherbrief gehört zu den frühen Briefen des Apostels Paulus. Der Ausschnitt, der im Gottesdienst vorgelesen wird, zeigt Nähe und Wärme: Paulus erinnert, wie er der kleinen Gemeinde begegnet ist: freundlich, ja mütterlich. Er hat die Menschen an seinem eigenen Leben teilhaben lassen. Paulus begründet das auch: ihr wart uns sehr lieb geworden. Ein einfaches Leben war es nicht: Paulus war von Beruf Zeltmacher und hat hart gearbeitet. Zur Last fallen wollte er niemandem, am wenigsten den Menschen, denen er das Evangelium verkündigte - im wahrsten Sinn des Wortes: das Evangelium ist frei.
Paulus beschließt seine Erinnerung dankbar: Gott hat es geschenkt, dass das Wort, das er ausrichtete, als Gottes Wort in und unter Menschen wirkt. Die Frage, die auch in Thessalonich gestellt wurde, was denn die Verkündigung wahr und gewiss macht, fand eine Antwort in der Gemeinde selbst. Menschen konnten sich darüber freuen, dass Gottes Wort wirkt. Es wird zwar an diesem Sonntag nur der kleine Abschnitt vorgelesen, aber er hilft, dankbar zu unterscheiden, was Gottes Wort und was Menschen Wort ist. Dass Paulus mit seinem ganzen Leben dafür einsteht, die Wahrheit verkündet zu haben, wird wieder einmal erinnert und vergegenwärtigt. In sehr persönlich gehaltenen Zeilen aus der Feder des Paulus.
In der Kirche gibt es heute Berufe, die ordentlich vergütet werden. Gemeinden sind groß und - zum Teil - unüberschaubar geworden. Viele Aufgaben, die übernommen wurden, sind Herausforderungen geblieben. Was von Paulus gelernt werden kann: persönliche Nähe - Leidenschaft für das Evangelium - und nicht zuletzt: Dankbarkeit. Dankbarkeit auch dafür, dass Menschen eine Verkündigung empfangen, die sie als Gottes Wort annehmen. Mit der Kraft, Sünden zu vergeben und das Reich Gottes zu sehen. Die Erwartung, dass Christus wieder kommt, ist das andere große Thema, das Paulus in seinem Ersten Brief an die Thessalonicher in Worte fasst.
Der 1. Thessalonicherbrief ist der älteste erhaltene Paulusbrief und ist Mitte der Fünfziger Jahre nach Christi Geburt, also gute 25 Jahre nach Christi Tod, in Korinth abgefaßt worden. Kurze Zeit nach dem Paulus Thessalonich verlassen mußte, weil ihm die Juden dort übelnahmen, daß er Heiden missionierte, schreibt er der Gemeinde um deren Glauben zu festigen und auf Fragen zu antworten, die inzwischen aufgetaucht waren. Das Hauptproblem der Thessalonicher war das Schicksal der Verstorbenen. Die Menschen dort erwarteten, die Rückkehr Jesu Christi selbst noch zu erleben, und hielten daher die schon Gestorbenen für benachteiligt. Ein wesentlicher Teil des Briefes ist der Rückblick auf das Wirken des Paulus in der Gemeinde und der Annahme des Evangeliums. Aus diesem Abschnitt stammt auch die Sonntagslesung.
Wirken des Paulus
1 Thess 2,1-12 gibt einen guten Einblick in das herzliche Verhältnis des Apostels zu seiner Gemeinde und in den Lebenstil des Paulus: Er läßt sich nicht von der Gemeinde erhalten, sondern arbeitet neben seiner Predigttätigkeit. Da es eine gängige Praxis von Wanderpredigern war, von den Leuten, die sie aufnahmen, zu leben, distanziert sich Paulus davon. Er tut dies nicht, um damit anzugeben, sondern zeigt im Gegenteil damit, daß das Evangelium für ihn kein "Geschäft" ist und das er sich damit weder Geld noch Ruhm verdienen will.
Auch diese Lesung ist sehr gekürzt und soll offensichtlich im Kontrast zum Tagesevangelium das Idealbild eines Christen darstellen.
1 Lesung (ungekürzte Fassung) - 1 Thess 2,3-13
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Thessalonich.
Schwesern und Brüder!
Wir predigen nicht, um euch irrezuführen
und nicht in unlauterer oder betrügerischer Absicht,
sondern wir tun es,
weil Gott uns geprüft und uns das Evangelium anvertraut hat,
nicht also um den Menschen,
sondern um Gott zu gefallen,
der unsere Herzen prüft.
Nie haben wir mit unseren Worten zu schmeicheln versucht,
das wisst ihr,
und nie haben wir aus versteckter Habgier gehandelt,
dafür ist Gott Zeuge.
Wir haben auch keine Ehre bei den Menschen gesucht,
weder bei euch noch bei anderen,
obwohl wir als Apostel Christi
unser Ansehen hätten geltend machen können.
Im Gegenteil,
wir sind euch freundlich begegnet:
Wie eine Mutter für ihre Kinder sorgt,
so waren wir euch zugetan
und wollten euch
nicht nur am Evangelium Gottes teilhaben lassen,
sondern auch an unserem Leben;
denn ihr wart uns sehr lieb geworden.
Ihr erinnert euch, Brüder und Schwestern,
wie wir uns gemüht und geplagt haben.
Bei Tag und Nacht haben wir gearbeitet,
um keinem von euch zur Last zu fallen,
und haben euch so das Evangelium Gottes verkündet.
Ihr seid Zeugen und auch Gott ist Zeuge,
wie gottgefällig, gerecht und untadelig wir uns
euch, den Glaubenden, gegenüber verhalten haben.
Ihr wisst auch,
dass wir, wie ein Vater seine Kinder,
jeden Einzelnen von euch
ermahnt, ermutigt und beschworen haben
zu leben, wie es Gottes würdig ist,
der euch zu seinem Reich und zu seiner Herrlichkeit beruft.
Darum danken wir Gott unablässig dafür,
dass ihr das Wort Gottes,
das ihr durch unsere Verkündigung empfangen habt,
nicht als Menschenwort,
sondern - was es in Wahrheit ist -
als Gottes Wort angenommen habt;
und jetzt ist es in euch, den Glaubenden, wirksam.
Ruf vor dem Evangelium - Mt 23,9b-10b
Halleluja. Halleluja.
Einer ist euer Vater, der im Himmel.
Einer ist euer Lehrer, Christus.
Halleluja.
Evangelium - Mt 23,1-12
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit
sprach Jesus zum Volk und zu seinen Jüngern
und sagte:
Auf dem Stuhl des Mose
sitzen die Schriftgelehrten und die Pharisäer.
Tut und befolgt also alles, was sie euch sagen,
aber richtet euch nicht nach ihren Taten;
denn sie reden nur,
tun es aber nicht.
Sie schnüren schwere und unerträgliche Lasten zusammen
und legen sie den Menschen auf die Schultern,
selber aber wollen sie keinen Finger rühren,
um die Lasten zu bewegen.
Alles, was sie tun,
tun sie, um von den Menschen gesehen zu werden:
Sie machen ihre Gebetsriemen breit
und die Quasten an ihren Gewändern lang,
sie lieben den Ehrenplatz bei den Gastmählern
und die Ehrensitze in den Synagogen
und wenn man sie auf den Marktplätzen grüßt
und die Leute sie Rabbi nennen. 8
Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen;
denn nur einer ist euer Meister,
ihr alle aber seid Brüder.
Auch sollt ihr niemanden auf Erden euren Vater nennen;
denn nur einer ist euer Vater,
der im Himmel.
Auch sollt ihr euch nicht Lehrer nennen lassen;
denn nur einer ist euer Lehrer,
Christus.
Der Größte von euch soll euer Diener sein.
Denn wer sich selbst erhöht,
wird erniedrigt,
und wer sich selbst erniedrigt,
wird erhöht werden.
Manfred Wussow (2005)
Regina Wagner (1996)
Das Evangelium, das an diesem Sonntag vorgetragen wird, besteht aus zwei Teilen, die allerdings nicht nur lose miteinander verbunden sind: Im ersten Teil geht der Evangelist kritisch mit einigen Schriftgelehrten und Pharisäern ins Gericht: Sie redeten nur, täten aber selbst nicht, was sie sagen. Gleichwohl gilt, alles zu tun, was sie sagen! An einigen Beispielen verdeutlicht der Evangelist Veräußerlichung und Entleerung.
Mit dem Stichwort "Rabbi" wird der zweite Teil verknüpft. In ihm geht es um ein Verhalten, das alles, was ein Mensch von sich sagen kann, auf den Vater im Himmel bezieht und auf Christus, den einen Lehrer - gipfelnd in der Zusage: Der Größte von euch soll euer Diener sein.
Wie können wir das Evangelium lesen? Eine antijüdische Auslegungsgeschichte hat den Zugang verstellt. Schriftgelehrte und Pharisäer wurden zu Gestalten, die heucheln, die den schönen Schein schon für die Wahrheit halten und sich in Äußerlichkeiten verlieren. Unheilvoll wurde jüdische Frömmigkeit insgesamt als oberflächlich und gesetzlich abgetan. Vorurteile sind bis zum heutigen Tag lebendig.
Richtig ist, dass Matthäus den frommen Menschen seiner Zeit und Umgebung einen Spiegel vorhält - richtig gelesen, müssten wir unsere eigenen Frömmigkeitsformen hier wahrnehmen. Die Frage, warum wir dieses oder jenes zeigen, wie wir gesehen werden wollen oder was bei uns schon den tieferen Sinn verloren hat, kann von der Schelte des Matthäus nicht zugedeckt werden. Die Frage drängt sich auf: Dürfen wir den ersten Teil einfach so vorlesen? Ohne Predigt sicherlich nicht!
Der zweite Teil fällt mit seinen Verneinungen auf: ihr sollt euch nicht Rabbi nennen lassen, nicht Vater, nicht Lehrer. Die Begründung: nur (!) einer ist euer Meister, nur einer euer Vater, nur einer euer Lehrer. Der Evangelist weiß um eine Schlussfolgerung: ihr alle aber seid Brüder (und Schwestern).
Die Konsequenzen, die sich hier zeigen, wurzeln in der alttestamentlichen Botschaft, sind also auf keinen Fall antijüdisch zu interpretieren. Es geht nicht nur darum, als Rabbi, Vater und Lehrer Grenzen nicht zu überschreiten oder dem eigenen Ansehen zuzuarbeiten, sondern ganz und ungeteilt in geschwisterlicher Gemeinschaft zu leben, dem einen Vater im Himmel zu vertrauen und von Christus Lehre anzunehmen. Was ein Christ von ihm lernen kann? Der Menschensohn ist nicht gekommen, sich bedienen zu lassen, sondern zu dienen.
Mehr als eine Erinnerung: Die Erklärung des II. Vatikanischen Konzils "Nostra Aetate" über die Haltung der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen vom 28.10.1964 - fast auf den Tag genau vor 40 Jahren - leitete eine neue Epoche insbesondere im Verhältnis zum Judentum ein.
Die starke Prägung des Matthäus durch die Auseinandersetzung zwischen dem Judentum und der christlichen Gemeinde ist nicht wegzuleugnen. Allerdings fehlt, wie auch im Text dieser Sonntagslesung eine grundsätzliche Ablehnung der gesetzesstrengen jüdischen Position. Er kritisiert nicht ihre Lehre, sondern ihre Taten, vor allem ihre überhebliche Haltung. Ausgehend davon erhalten die Leser konkrete Hinweise für ein christliches Verhalten. Die Wertmaßstäbe, die er damit vorgibt, erscheinen für eine funktionierende Gemeinschaft eher unpassend.
Umkehrung der Werte
Aber gerade diese Umkehrung der menschlichen Werte sieht Mt als charakteristisch für das Reich Gottes an und in der Kirche soll dies schon zumindest ansatzweise verwirklicht werden. Denn nur in einer Gemeinschaft, die nicht auf sich selbst, sondern auf Gott als den alleinigen Meister, Vater und Lehrer ausgerichtet ist, ist es möglich, daß alle Menschen den gleichen Wert und die gleiche Würde besitzen. Nur dort ist es möglich, daß der Größte der anderen dient, daß der Letzte der Erste ist, daß Traurige, Hungernde und Dürstende, ja sogar Verfolgte, seliggepriesen werden. Die Anforderungen, die uns das Evangelium stellt, sind übermenschlich hoch und die Versuchungen heute die gleichen wie damals. Es liegt an uns, uns immer wieder am Maßstab des Evangeliums zu messen.
Glaubwürdig werden
Reden und danach handeln
Im Evangelium hörten wir einige sprichwörtliche Redensarten wie: »keinen Finger rühren«, sie lieben den »Ehrenplatz«,»wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt«…
Oft werden diese Redewendungen gedankenlos zitiert und anderen „vorgehalten“. So jedoch verfehlen sie das, wozu sie gedacht sind, und sind keine Hilfe, keine Anregung auf das eigene Tun zu schauen.
Und darum geht es heute im Evangelium: reden und danach handeln. Die Spannung zwischen dem eigenen Reden und Tun gilt es wahrzunehmen und zu hinterfragen.
„Jesus sprach zum Volk und seinen Jüngern“. Mit dieser Einleitung will Matthäus „alle“ in seiner, Gemeinde ansprechen! So verweist er als Kontrast zu seinem Anliegen auf die religiösen Autoritäten, die seinen Hörern und Hörerinnen vertraut waren: Befolgt, was sie sagen, aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun. Sie reden nur, tun selbst aber nicht, was sie sagen.
Das Anliegen von Matthäus ist somit klar: Lebt das, wovon ihr redet. Euer Reden und Tun soll eine Einheit sein, sollte nicht anderen Lasten auflegen, sondern im eigenen Leben das verwirklichen, was Menschen „entlastet“. Das möchte Matthäus seiner Gemeinde einschärfen. Sicherlich wird es aktuelle Gründe dazu gegeben haben, dass er sich mit diesem Anliegen an sie wendet.
Dazu gehören:
- Ein Auftreten in der Öffentlichkeit, dass das eigene Ansehen hebt.
- Sich über andere stellen, für sie Regeln aufstellen und sie dadurch belasten.
- Nicht in geschwisterlicher Gemeinschaft zu leben, sondern sich als Autorität »Vater«, »Rabbi«, »Lehrer« nennen zu lassen.
- anderen nicht unterstützende, helfende Begleitung zukommen zu lassen, sich nicht als Helfer, als Diener in der Beziehung zu Jesus zu verstehen.
Wir kennen diese Verhaltensweisen in den eigenen Gemeinden, in der Kirche, aber auch in unserem sozialen Umfeld.
Mein eigenes Reden und Tun
Halten wir kurz inne und schauen wir uns in aller Einfachheit die ersten drei Verhaltensweisen an:
Der Wunsch gesehen zu werden ist „menschlich“. Niemand will ein »Niemand« sein. Und doch löst das öffentliche Hervorheben des Eigenen nicht die Komplexität des eigenen Selbstwertgefühles.
Das Aufstellen von Regeln für andere, an die sich nur die anderen halten müssen, die aber einen selbst nicht betreffen, die mich vom »Tun« – keine Finger rühren - befreien, trägt zur Spaltung der Gemeinschaft mit anderen bei.
Muss ich meine Autorität an Titeln „festmachen“, damit sie auch wahrgenommen wird? Die Redensweisen „aber ich bin der Vater", "ich bin der Lehrer", "ich bin der Vorsitzende...“ zeigen eine »Struktur von oben herab« auf, die auch nur so funktioniert. Wollen wir mit dem eigenen Verhalten so ein „von oben herab“-System unterstützen?
Es ist notwendig, sich selbst immer wieder zu hinterfragen, wie verhalten sich bei mir Reden und Tun, in welcher „Korrelation“ stehen diese beiden in meiner Lebenspraxis?! Korrekturen sind möglich, nicht ausgeschlossen; auch in der Kirche, in der eigenen Pfarre, im eigenen sozialen Umfeld. Nur so können wir die Gesellschaft ändern, untereinander Solidarität stiften. Gewalt und Ausgrenzung bekommen keinen Platz, wenn unser Reden und Tun stimmig ist und so zu einem Lösungsansatz für die Probleme und Nöte in der Gesellschaft wird.
In der vierten Verhaltensweise, die das Dienen in der Beziehung zu Jesus und seinem Tun aufgreift, definiert Jesus Beziehung neu. Und das ist der springende Punkt!
Matthäus leitet dies mit einer Glaubensaussage ein: „Auch sollt ihr euch nicht Lehrer nennen lassen; denn nur einer ist euer Lehrer, der Messias, der Gesalbte.“
Das Vorbild Jesu
Heute spricht man davon „bei Jesus in die Schule gehen“. In den beiden Schlussversen erfahren wir, was das bedeutet. „Der Größte von euch soll euer Diener sein. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“
Dazu zuerst die Frage „Wer ist der Größte?“. Die Antwort ist eher simpel, bedarf keiner großen Überlegungen, wenn man an seine eigenen Talente, Stärken, Größen denkt. Es sind jene, die so wie du und ich Helfer und Helferinnen sind, die keine Vorgaben machen, sondern in ihrem Verantwortung-leben authentisch sind, andere daran teilhaben lassen. Sie tragen bei zur Umgestaltung der Gesellschaft, die nicht durch „Beherrschen“ und aus dem Geist der Unterwürfigkeit anderen Lasten auferlegt, sie belastet und sie so in Not und Elend treibt.
Wir könnten den Schlusssatz auch so formulieren: Der Größere unter euch wird Helfer sein. Und dann wird derjenige, der sich groß macht, demütig werden, und wer demütig ist, wird als groß gelten.
Noch einmal der Eröffnungsvers von heute, in dem Jesus „alle“ anspricht, nicht die anderen, nicht die, die nicht da sind, sondern jene, die sich in das Evangelium hineingezogen fühlen; also auch uns. Die Demütigen, die den Mut haben, den Weg Jesu auch wirklich zu gehen, sich also an dem orientieren, was uns leben lässt. In unserer gelebten Geschwisterlichkeit bekommt das Reden und Tun Jesu buchstäblich »Hand und Fuß«.
Gottes Wort in fragwürdiger Menschengestalt
Glaubwürdige Vorbilder?
Heute schlechte Post an uns bzw. an die Eyecatcher, Heißluftschwadroneure und Selbstdarsteller in Gesellschaft und Kirche, die sich so sicher in ihrer Position fühlen. Das gilt besonders auch für Verantwortliche in allen gesellschaftlichen Bereichen. Ihnen tönen die Weherufe entgegen, die wir heute nicht gehört haben und im Lektionar als 13. Vers nicht mehr abgedruckt sind. Die Jünger erhalten „Nachhilfeunterricht“, der vielleicht auch vielen von uns guttäte. Was erfahren wir da in der ersten Lesung? Volk und Priester sind „vom Weg abgewichen“… „Ihr habt durch eure Weisungen viele zu Fall gebracht.“ (Mal 2,8). Man hält sich nicht mehr an die Gebote des Herrn. Am Beginn des Buches Maleachi steht noch: „Ich liebe euch, spricht der HERR“ (Mal 1,1) und dann weiter: „Doch ihr sagt: Wodurch zeigt sich,dass du uns liebst?“ Die Menschen gehen ihre eigenen Wege und dann kommen die Vorwürfe wegen der schlechten Vorbildwirkung, besonders der führenden Kräfte. Hingegen verkündet Paulus das Evangelium nicht nur mit Worten, sondern er lebt es vor. Seinen Lebensunterhalt hat er mit eigener Hände Arbeit verdient, um niemandem zur Last zu fallen. Sein Dienst am Wort wird dadurch glaub-würdig. Es ist würdig seine Botschaft zu glauben. Arbeit ist Gottesdienst.
Eyecatcher und Selbstdarsteller
Im Evangelium wird aufgezählt, wo es überall Fehlverhalten gibt. Die Schriftgelehrten ordnen an, was zu tun ist, aber dann heißt es: „Richtet euch nicht nach ihren Taten, denn sie reden nur,tun es nicht.“ Das ist scheinheilig. Wer heuchelt gibt vor, etwas zu tun, was er gar nicht ausführen will. Das kann bis zur Lüge gehen. Die nächste traurige Feststellung lautet: „Alles,was sie tun, tun sie, um von den Menschen gesehen zu werden.“ Das sind die Eyecatcher, manche von ihnen sieht man in der Seitenblickegesellschaft. Mit der Kleidung, also dem äußeren Aussehen, geht es weiter, oft außen Hui und innen Pfui, klingt wohl nach Verallgemeinerung, weil Menschen, die schön gekleidet sind, nicht immer so sind, aber Jesus trifft hier eine Auswahl, er spricht die Oberflächlichkeit gewisser Menschengruppen an. Auch schöne Kleidung kann interpretiert werden. Es gibt Menschen, die zeigen damit, dass sie etwas Besseres sind als die anderen; eine Fehlhaltung, die auch Beleidigungen auslöst. Ähnlich ist es mit der Titelsucht. Jesus trägt das schwere kantige Holzkreuz. Etliche unserer kirchlichen Potentaten haben noch immer Edelsteine auf ihrem Brustkreuz.
Die Rede ist von viel Selbstdarstellung. Das kann sich auch in sehr eigenartiger Frömmigkeit zeigen, etwa in körperlicher Ausdrucksweise. „Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler! Sie stellen sich beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten… Du aber, geh in deine Kammer, schließ die Tür zu, dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist!“ (Mt 6,5. 6)
Der Christ soll Anteil haben an der Verborgenheit Gottes. Gerade als Verhüllter hat Gott Zukunft. Jesus meint den Zusammenhang von Verborgenheit und herrlicher Zukunft. Wer jetzt sein Ansehen genießt, verschenkt seine Zukunft. Ansehen ist vergänglich. Beobachten Sie einmal, was Umfragen betrifft: Wie schnell fallen Menschen in ihrer Beliebtheitsskala wieder ab, meist genauso schnell wie sie aufgestiegen sind. Auch wenn ein berühmter Mensch hinscheidet, redet in kurzer Zeit kaum jemand mehr von ihm.
Machtgier
Machtansprüchen sind auch die Jünger verfallen. „Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, traten zu ihm (Jesus) und sagten Meister, wir möchten, dass du uns eine Bitte erfüllst: Sie sagten zu ihm: Lass in deiner Herrlichkeit einen von uns rechts und den anderen links neben dir sitzen! Jesus erwiderte: Ihr wisst nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder die Taufe auf euch nehmen, mit der ich getauft wurde?“ (Mk 10,35). Jesus deutet sein künftiges Leid an. Das wird in der Taufe auch uns bewusst gemacht. Jede Macht ist vergänglich, jede Rangordnung, um die die Jünger bitten, ist vergänglich. Und Jesus kritisiert auch die Karrieresucht mancher: „Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken“ und dann weiter: Bei euch i s t es nicht so!“ (Mk 10,42-43). Im Reich Gottes herrschen andere Dimensionen, wo nicht mehr den Menschen unnötige Lasten auferlegt werden.
Den Jüngern, aber auch uns allen, soll klar gemacht werden, dass wir „Diener der Freude“ (2 Kor 1,24) werden sollen und uns darum bemühen. Wir sind nicht Herren über den Glauben der Menschen, sondern sollen Freude ausstrahlen, weil sie etwas Göttliches und Zeichen dafür ist, dass das Reich Gottes schon begonnen hat und mitten unter uns weilt. Es wäre schön, wenn wir das noch mehr spüren könnten.
Christen, nicht die Juden sind gemeint
Jesus hält sich in Jerusalem auf. Bald schon wird er seinen Leidensweg gehen müssen. Wir hörten von Auseinandersetzungen mit den Schriftgelehrten und Pharisäern. Heute spricht Jesus über sie mit scharfen Worten zum Volk und zu den Jüngern. Das Fehlverhalten, das er am schlechten Beispiel der Pharisäer anprangert, hat sich in den judenchristlichen Gemeinden des Matthäus eingeschlichen. Er warnt die Christen, nicht die Juden.
Die Pharisäer damals…
Die Pharisäer sind gesetzestreue Menschen. Sie leben mit Selbstdisziplin, sie fasten, geben den Tempelzehnten, halten den Sabbat und die Speise- und Reinigungsvorschriften. Sie kennen die 248 Gebote und 365 Verbote und versuchen sie zu befolgen. Das führte oft zu einem stolzen und selbstgerechten Verhalten. Sie halten sich für Gott gefällig und verdanken, was sie tun, nicht der Gnade Gottes, sondern der eigenen Leistung. Jesus stand ihnen nahe, weil sie das Gesetz des Moses weitergaben und suchte mit ihnen den Dialog. Er stieß bisweilen auf eine Gesetzestreue, die dem Buchstaben, und nicht der Liebe entsprang. Jesus setzt sich zu Gunsten des armen, schwachen und kranken Menschen ein. Er führte auf den wahren und ursprünglichen Kern des mosaischen Gesetzes zurück: „Der Sabbat wurde für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat.“ Das brachte ihm oft Unverständnis statt Einsicht. Die Pharisäer reagierten mitunter mit Aggression, Wut und Drohung.
In der frühchristlichen Gemeinde, für die Matthäus schreibt, gab es Tendenzen, dass einzelne sich besser vorkamen als andere. Titel waren wichtig. Eine sich nach jüdischem Vorbild herausbildende Kleiderordnung tat das Ihrige. Es bildete sich ein Gefälle von Titel- und Würdenträgern zu den Armen, Einfachen und Ungebildeten. Doch für Christen sollte nur das Beispiel Jesu maßgeblich sein. Er hat vorgelebt, was er sagte: „Der Größte von euch soll euer Diener sein.“ Wie Jesus sollen Christen sich an der unendlichen Liebe des himmlischen Vaters zu uns Sündern orientieren. Ihr einziger Lehrer bleibt Jesus Christus. Der Geist der geschwisterlichen Liebe soll in der Gemeinde Leiter und Untergeordnete verbinden.
... "Pharisäer" heute
Nicht nur die Träger kirchlicher Dienste und Ämter sind heute bei uns von dieser Kritik Jesu betroffen. Sicher müssen alle die vorne stehen oder leiten, sich fragen, ob sie dienen oder Macht ausüben. Können sie Kritik ertragen? Können sie auch in die zweite Reihe zurücktreten? Kritisiere ich nur als Gemeindeglied, oder bin ich z.B. bereit, für die kommende Pfarrgemeinderatswahl (die in Bayern im Februar 2018 stattfindet) zu kandidieren? Ergreife ich Partei für den Glauben? Bekenne ich mich zu Jesus im Alltag? Verstehe ich meinen Dienst aus Demut und Einfachheit heraus? Bin ich bereit, einen an sich guten Vorschlag zurückzunehmen, wenn es das Gesamtwohl der Gemeinde erfordert? Bringe ich Liebe in die Gemeinde?
Schließen möchte ich mit dem bekannten Gebet eines chinesischen Christen:
Herr, erwecke Deine Kirche und fange bei mir an.
Herr, baue Deine Gemeinde und fange bei mir an.
Herr, lass Frieden überall auf Erden kommen und fange bei mir an.
Herr, bringe Deine Liebe und Wahrheit zu allen Menschen
und fange bei mir an.
Weniger reden, mehr tun und leben - Zeitlose Ansprüche und Zumutungen, nicht nur für Erziehende
Gute Beobachter
"Wir brauchen unsere Kinder nicht erziehen, sie machen uns sowieso alles nach!" Dieses Zitat wird Karl Valentin zugeschrieben, und wer Eltern und ihre Kinder beobachtet oder selber in einer dieser Rollen steckt, wird zustimmend nicken. Wer den Kindern das Wasser-Trinken als etwas Gesundes predigt und selber Kracherl trinkt, kann den Wunsch des Kindes nach einem süßen Getränk schwer vom Tisch wischen. Nicht nur den Erziehenden fällt es auf den Kopf, wenn sie etwas anderes tun als sie von anderen verlangen.
Diese Diskrepanz, diesen Widerspruch zwischen Worten und dem Tun gab es freilich immer schon. Heute haben wir eine Beobachtung Jesu gehört. Die Schriftgelehrten und die, die es besonders genau mit den Gesetzen nehmen, legen die Tora, so der theologische Fachausdruck für das jüdische Gesetz, so aus, dass das gesamte Gesetz für den Alltag kaum bewältigbar ist. Kaum zu schaffen und entmutigend für die Menschen! Und sie selber gefallen sich in der Rolle der Lehrer, deren Wort alles gilt. Aber die Vorschriften gelten für die anderen, nicht für sie selber. Wer Vorschriften macht, nimmt sich Macht und hebt sich von anderen ab.
Was folgt auf große Worte?
Wie ist das bei großen „Gestalten“ in der Welt? Bei denen, die Weltpolitik und -geschicke lenken und bestimmen? Die uns öffentlichkeitswirksam zum Klimaschutz mahnen, zum Frieden, zur Nothilfe, zur Solidarität? Fehlt da nicht allzu oft die Konsequenz in den politischen Umsetzungen, das zur Verfügung gestellte Geld für die humanitäre Hilfe, die gerechtere Gestaltung der Wirtschaft und des Geldmarktes? Wie frustrierend sind oft die Zeiten nach den großen Worten, wie hohl klingen sie auf Dauer, wie wirkungslos verhallen die Appelle.
Das kritisieren wir zu Recht: Dass ein Wort leicht gesprochen ist, aber nicht zum Leben kommt. Dass vor Wahlen vieles versprochen wird, was nachher nicht umgesetzt wird. Sei es, weil es überhaupt unmöglich umzusetzen ist - und das auch vorher schon klar war -, sei es, weil der Wille fehlt oder die Partner, es umzusetzen. Wir erwarten, dass Menschen, die wichtige Ankündigungen machen, diese auch wahr machen und große Dinge zum Guten bewegen.
Wenn politisch, wirtschaftlich oder religiös maßgebliche Menschen schon so schwach in der Verwirklichung ihrer Worte sind, warum sollen wir, die wir weniger mächtig und einflussreich sind, uns noch bemühen? Man möchte sich doch als „Kleiner“, als „Kleine“ herausreden, dass „die oben“ das auch nicht machen. Vielleicht wäre das zulässig!
Und was tue ich?
Ich hoffe, Sie haben ein Gewissen, das jetzt ruft: „Nein“! Es geht nämlich nicht nur um die, die laut rufen und vorne stehen, sondern um mich - was tue ich, was kann ich tun. Was ist mir möglich? wozu stehe ich? Zwar ist es auch bei uns manchmal so, dass wir hinter den eigenen Worten zurückbleiben – das ist bitter, aber manchmal eine Tatsache. Aber zu tun, was ich zu tun vermag, ist besser als vorne zu stehen, die Ehrenplätze einzunehmen und mich bedienen zu lassen.
Wir wissen, dass es schwer ist, immer das zu tun, was man versprochen, laut gesagt, sich vorgenommen hat. Man ist gescheitert. Doch wenn man wohlwollend auf dieses Zurückbleiben hinter den eigenen Ansprüchen schaut, aber anerkennt, dass man sich gute, „hehre“ Ziele gesetzt hat, dass die Richtung des Denkens und die Ausrichtung des Lebens stimmen, so ist das ein Wunsch nach Milde sich selbst und auch anderen gegenüber.
Das Ideal bleibt wichtig
Bei aller Nachsicht dem Versagen gegenüber bleibt das Ideal wichtig: Als Mensch kongruent leben - das heißt so zu leben, dass die Aussagen, die Forderungen und die Umsetzung im eigenen Leben zusammenstimmen. Wer so als Person authentisch, echt, stimmig lebt, wer das tut, was er/sie sagt, ist eine interessante Person für andere Menschen. Sie wirkt mit Sicherheit durch ihr Leben, nicht nur durch ihre Worte. - Weniger reden, mehr tun und leben. Das wär's doch.
© Mag.a Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer, Pastoralassistentin der Diözese Linz
Der Größte von euch soll euer Diener sein
Eine Predigt über Lasten mag ich heute nicht halten
Ich könnte heute eine Predigt halten über Lasten, die Menschen tragen müssen. Das würde eine lange Predigt werden. Über die Pharisäer von damals - und über die vielen geschriebenen und ungeschriebenen Regeln auch in unserer Mitte. Aber es wäre ein schweres Unterfangen. Gerecht könnte ich auch nicht bleiben. Schließlich braucht sogar das kleine Glück liebevolle Grenzen - wenn es nicht verschwinden soll, und die Freiheit einen Schutz, wenn sie nicht verkommen soll. Nein, eine Predigt über Lasten mag ich heute nicht halten.
Ein Lastenträger, der von hinten kommt
Aber ich kenne jemanden, der nichts anderes tut, als Menschen Lasten abzunehmen. Er ist ein großer König, er nennt sich "Herr der Heere" und sein Name ist, wie ich gehört habe, bei den Völkern gefürchtet. Gefürchtet? Ja, gefürchtet, weil er nicht zusieht, wie die selbsternannten Herren - von ihnen gibt es gar viele auf der Erde und manchmal auch in weiblicher Form - Menschen Lasten auferlegen und sie klein machen, gebückt und müde. Darf ich Ihnen diese Geschichte in Etappen erzählen?
Zum ersten Mal ist er aufgetaucht, als viele Menschen ihre Heimat verlassen müssen. Nebukadnezar von Babylon hat mit Jerusalem kurzen Prozess gemacht. Mauer geschliffen, Tempel in Schutt und Asche gelegt, dem König die Augen ausgestochen. Die Menschen aber, wehrlos wie alle, die unter die Räder der großen Geschichte geraten, müssen ihre Heimat verlassen. Deportation nennt man das. Oder einfach nur Vertreibung. Gefangenschaft. Zukunft gibt es nur mit wunden Füßen, mit gebrochenem Kreuz, mit leerem Schädel - wenn überhaupt. Die Leichen müssen am Rand des Weges zurückgelassen werden, die, die nicht mehr können, auch. Es sei denn, man trägt sie huckepack. Nur: die Rücken sind schon beladen und werden von Meter zu Meter gebeugter. So muss es wohl in der Hölle sein. Und da kommt von hinten eine Gestalt, die keiner vorher gesehen hat. Er ist einfach nur da. Er redet auch nicht. Er nimmt die Last in seine Hände. Erst eine Last, dann Last um Last. Vorgestellt hat sich der Fremde auch später nicht. Er verschwindet einfach wieder. Aber wenn die jüdischen Gelehrten von ihm erzählen, leuchteten ihnen die Augen. Es muss wohl Gott selbst gewesen sein, der, von dem es kein Bild gibt - nur den unaussprechlichen Namen.
Können Sie verstehen, dass mich die Geschichte getragener Lasten fasziniert? Dann sehe ich Menschen vor mir, die aufrecht gehen. Die nicht gebrochen werden können. Denen der Mut nicht ausgeht. Ich höre den Propheten Maleachi sagen: Ein großer König bin ich, spricht der Herr der Heere, und mein Name ist bei den Völkern gefürchtet.
Kommt alle her zu mir
Wenn ich jetzt zähle- 1., 2., 3. - weiß ich, dass es nicht ganz korrekt ist. Wie viele Menschen wohl erfahren haben, dass ihnen Lasten abgenommen wurden? Aber ich erzähle ihnen einfach eine zweite Geschichte - ohne vollständig sein zu können. Es ist auch eine Geschichte von Menschen, denen eine große Last auferlegt wird. Vielleicht ist es genau dieser Blick, der sein muss: Lasten werden nicht einfach nur getragen, sie werden auferlegt. Sie sollen getragen werden. Sie müssen getragen werden.
Ich kenne jemanden, der nichts anderes tut, als Menschen Lasten abzunehmen. Er geht einfach zu den Menschen, die versagten, die sich versündigten, die schuldig gesprochen wurden. Manche sogar ohne Anklage, alle ohne Verteidiger. Die Frau am Jakobsbrunnen mit den vielen Männergeschichten, die Prostituierte, die ihn salbt, die Zöllner und Sünder, bei denen er einkehrt. Auf einmal trennen die Regeln, die heilen können, die eine gute Welt abstecken, nicht mehr. Menschen, stigmatisiert, ausgegrenzt und verloren, können wieder neu leben. Ich kenne jemanden, der nichts anderes tut, als Menschen Lasten abzunehmen. Er sagt: Kommt alle her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid - ich will euch erquicken.
Allzu leicht, allzu oft werden Menschen in ihrer Geschichte einfach nur eingemauert. Dann wärmt nicht einmal die Sonne. Kälte breitet sich aus. Es gibt nichts Kälteres als verweigerte Nähe, als abgesagte Gemeinschaft, als verschwiegene Distanz. Da taucht Jesus auf. Er zeigt uns seinen, er zeigt uns unseren Vater - und macht uns alle zu Brüdern und Schwestern.
Eine Predigt über abgenommene Lasten will ich heute halten
Brüder und Schwestern zu sein, zeichnet von Anfang an Kirche aus. Nicht, dass Brüder und Schwestern keine Konflikte, keine Spannungen, keine Langeweile kennten - aber es bleibt alles in der Familie, in der Familie Gottes. Es verändert sich auch alles in der Familie, in der Familie Gottes.
Was das Evangelium heute zu formulieren wagt, ist: Legt einander keine Lasten auf, schenkt euch die große und schöne Freiheit der Kinder Gottes. Dann werden Menschen, die mit ihrer Ehe und Liebe gescheitert sind, zu uns gehören - und auch all die anderen, die bei uns eine Heimat suchen. Ein Zuhause. Liebe. Nähe.
Darum muss ich von dem erzählen, der nichts anderes tut, als Menschen Lasten abzunehmen!
Es fällt wie Schuppen von den Augen: Legen wir anderen Menschen Lasten auf, bürden wir sie ihm auf - er lässt es sich nicht nehmen, sie zu tragen. So habe ich das eigentlich noch nie gesehen. Aber heute muss ich hinschauen. Es gibt so viele Lasten, die ein Mensch in seinem Leben nicht tragen, nicht aushalten kann... Auch nicht für das kleine Glück.
Ein großer König bin ich, spricht der Herr der Heere, und mein Name ist bei den Völkern gefürchtet.
Aber kommt alle her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid: Ich will euch erquicken.
Und der Friede Gottes,
der höher ist als alle Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Horchen auf das, was Gott von uns will
"Darf's ein bisserl weniger sein?"
"Darf's ein bisserl mehr sein?" wird man häufig gefragt, wenn man in der Feinkostabteilung einkauft. Noch nie wurde ich gefragt "darf's ein bisserl weniger sein?". Daran muss ich des öfteren denken, wenn ich bei uns im Pflegeheim die heilige Messe feiere. Die alten Leute singen inbrünstig mit, wenn ich Lieder anstimme, für die sie kein Liederbuch und keine Brille brauchen. Allerdings sind sie am Ende der Strophe meist um einen halben oder gar ganzen Ton gesunken, so sehr ich mit meiner kräftigen Stimme dagegen halte. Manchen von ihnen fehlt schon die Kraft, den Ton zu halten, und oft hat auch schon das Gehör nachgelassen, sodass sie die Dissonanz nicht mehr wahrnehmen.
Ich muss darüber jedes Mal schmunzeln, denn für mich ist das ein treffendes Bild für den Umgang vieler Christen mit kirchlichen Vorgaben im seelsorgerlichen Alltag: Von den Priestern erwartet man, dass sie die kirchliche Lehre, vor allem die moralischen Standards unverfälscht vorgeben und hundertzwanzigprozentig vorleben. Für sich selbst aber beanspruchen viele aber ein "Darf's ein bisserl weniger sein?".
Eugen Drewermann hat in seinem Buch "Kleriker. Psychogramm eines Ideals" die These aufgestellt, dass die Priester oft als "Tugendböcke" herhalten müssten. Ähnlich wie man Sündenböcken die ganze Schuld aufbindet und sie damit in die Wüste schickt, lasten viele die Tugenden, die sie selbst nicht leben wollen, den Priestern auf und lassen sie damit allein. Von ihnen erwarten sie, dass sie die christlichen Werte vorbildlich leben, während sie sich selbst davon ausnehmen, wenn dafür Bedarf ist.
Doppelmoral
Wohin eine solche Zweigleisigkeit führt, kann man an der gegenwärtigen Kirchenkrise, bzw. Kleruskrise beobachten. Wenn Priester - ich meine hier nicht Fälle des sexuellen Missbrauchs; diese werden wohl von den meisten scharf verurteilt - in ihrem Alltag so leben, wie die Mehrheit der Bevölkerung, werden sie der Doppelmoral bezichtigt. Man wirft ihnen vor, dass sie Wasser predigen, aber Wein trinken. Für sich selbst aber nehmen viele das "Darf's ein bisserl weniger sein?" in Anspruch. Das ist wohl auch eine Form von Doppelmoral.
Im Evangelium geht Jesus mit der Doppelmoral der Pharisäer und Schriftgelehrten hart ins Gericht. Er wirft ihnen vor, dass sie die Heiligen Schriften zwar streng auslegen, selbst aber nicht die Last dieser Strenge tragen. Gesetzeskundige finden im zivilen wie im religiösen Leben für sich selbst immer wieder Ausnahmen, mit denen sie bestehende Gesetze umgehen. Der Evangelist führt darüber hinaus noch Kritikpunkte an, welche die Kluft zwischen Pharisäern, bzw. Gesetzeslehrern und dem einfachen Volk verdeutlichen. Er deckt Motive auf, die offenbar zu allen Zeiten für die Exponenten der Religionen eine große Versuchung darstellten: Eitelkeit, Geltungssucht und Machtstreben. Versuchungen, mit denen auch heutige Geistliche ringen.
Jesu Aufruf zum Gehorsam
Bevor wir in den Chor der Kritiker einstimmen und betonen, wie recht sie haben, möchte ich darauf hinweisen, welche wünschenswerten Haltungen Jesus den angeprangerten gegenüber stellt: Ihm geht es uns Dienen und Horchen auf das, was Gott von jedem einzelnen will.
Jüngerinnen und Jünger Jesu sollen auf Titel und Ehrenämter verzichten. Nur einer sei ihr Meister, nur einer ihr Vater und nur einer ihr Lehrer. Ihm geht es darum, dass alle auf Gott hören und sich seinem Wort verpflichtet wissen. Darin sind sich alle Jünger gleich. Sie sollen sich hüten, jene Rolle anzunehmen, die im damaligen Judentum die Pharisäer und Schriftgelehrten innehatten.
Inzwischen ist die Geschichte weitergegangen, die Strukturen haben sich geändert, die Hierarchien sind notwendigerweise komplexer geworden. Geblieben ist aber die Versuchung zur Zweigleisigkeit und zu verlogener Doppelmoral; nicht nur für die Priester.
Wie belastend eine etwaige Doppelmoral auf der Ebene der Kleriker ist und wie sehr sie die Glaubwürdigkeit der Kirche untergräbt, ist gerade in letzter Zeit immer wieder diskutiert worden. Wir können uns aber auch keine umgekehrte Doppelmoral im Sinne des "Darf's ein bisserl weniger sein?" leisten. Vor Gott zählt jeder Einzelne. Das Hinhören auf das Wort Gottes und auf den Willen Gottes wird jedem persönlich abverlangt. Auch das Diener-sein bezieht sich auf Gott. Jeder, gleich ob Kleriker, Theologe oder Laie dient Gott in der Kirche und durch die Kirche. Als Diener Gottes sind wir alle gleich in die Pflicht genommen.
Jesu lädt uns ein uns zu besinnen
Worte und Taten
Dem Seelsorger Matthäus kommen die Worte Jesu im heutigen Evangelium wie gerufen. Denn er kann an ihnen aufzeigen, welche Gesinnung, welcher Geist in einer christlichen Gemeinde und in jedem Gläubigen herrschen soll. Zwar gebraucht Jesus die Pharisäer und Schriftgelehrten als warnendes Beispiel, aber es wird nicht unbedacht, sondern bewusst eigens erwähnt, dass Jesus sich an "das Volk und seine Jünger" wendet. Sie und wir sollen überprüfen, wie es um uns steht.
Drei Bereiche zum Nachdenken greift Jesus heraus.
In einem ersten Punkt geht es um die Frage, ob unser Reden mit unseren Taten übereinstimmt.
Moses hatte als erster durch die Niederschrift der Zehn Gebote die Glaubensinhalte des Volkes schriftlich festgehalten. Die danach entstehenden Texte des Alten Testamentes entfalteten auf der Grundlage der Zehn Gebote den Glauben Israels eigentlich nur weiter. Sie zeigen an vielen Einzelbeispielen, wie der Glaube an Jahwe gelebt werden soll. Die Schriftgelehrten und Pharisäer trugen wesentlich dazu bei, dass die Inhalte des jüdischen Glaubens im Volk bekannt wurden und bewusst blieben. Diesen positiven Anteil der Pharisäer und Schriftgelehrten zu sehen, ist Jesus wichtig. Er möchte nicht, dass niemand mehr auf das hinhört, was sie sagen und verkünden, nur weil menschliches Versagen bei ihnen zu finden ist.
Den Hinweis Jesu, die Worte der Pharisäer zu bedenken und zu achten, obwohl ihre Lebensführung nicht tadellos ist, halte ich für sehr wichtig. Denn wohin würden wir in unserer Kirche, in unseren Gemeinden geraten, wenn die Botschaft Gottes nur noch von denen verkündet werden dürfte, die ein untadeliges Leben führen. Welcher Christ ist so vollkommen, dass er stets und immer den ganzen Willen Gottes verwirklicht. Alle, die das Wort Gottes weitersagen und weitergeben - Papst, Bischöfe, Priester, Diakone, Eltern, Lehrer, Katecheten, Ehepartner -, müssen doch von sich sagen: Höre auf das, was ich dir sage, schaue nicht auf meine Taten!
Wir sollen durch die Worte des heutigen Evangeliums aufmerksam werden, uns nicht dazu verführen zu lassen, den Worten anderer keinen Wert mehr beizumessen, sobald wir entdecken, dass ihr Handeln nicht voll mit ihrem Reden in Einklang steht. Natürlich ist es einfacher, auf den zu hören, dessen Reden und Handeln übereinstimmen. Aber an dieser Stelle sollten wir uns schon noch einmal bewusst machen: Auch der Versager, der Sünder kann Richtiges sagen, auf Gutes und Wichtiges aufmerksam machen. Jesus jedenfalls legt uns an Herz: Hört auf das, was sie sagen, auch wenn ihr Handeln zu bemängeln ist. Euch selbst aber überprüft, ob eure Worte mit euren Taten übereinstimmen.
Schwere Lasten
Den zweiten Punkt benennt Jesus mit dem Satz: "Sie binden den Menschen Lasten auf." Jesus kritisiert nicht, dass auch die Pharisäer Menschen sind mit Versagen, Verfehlungen und Sünde. Das hätte er ertragen, wie bei allen anderen. Aber er kämpft gegen die Haltung der Pharisäer, die als religiöse Lehrer und Führer des Volkes den Menschen Gebote und Satzungen aufbürdeten, die sie rigoros einforderten ohne Rücksicht auf den einzelnen Menschen und dessen Lebensumstände.
Jesus will, dass der Glaube den Menschen aufrichtet und erhebt. Damit soll nicht gesagt werden: Glaube dürfe nie etwas mit Last oder Mühe zu tun haben. Aber Last und Mühe müssen dem Glück und Wohl des Menschen dienen. Und alle Forderungen müssen die Lebensumstände des einzelnen Menschen im Blick behalten.
** Wie leicht ist es für jemanden, der von seiner Familie, den Freunden und Kameraden angenommen und geliebt ist, wieder zu lieben und damit das Gebot der Liebe einzuhalten. Aber welche Last trägt der Mensch, der bereits als Kind nicht gewollt wurde, immer wieder abgelehnt und abgeschoben wurde. Wie soll er mit der Liebe zum Nächsten zurechtkommen? Darf man von ihm rigoros das gleiche Maß an Liebe fordern?
** Wie leicht ist es für jemanden, Sonntag für Sonntag mit dem Ehepartner oder gar der ganzen Familie den Sonntagsgottesdienst zu besuchen, im Vergleich zu jenem, der jedes Mal eine Familientragödie heraufbeschwört, wenn er nur die Absicht äußert, zur Kirche gehen zu wollen. Darf man von ihm in gleicher Weise die Einhaltung des Sonntagsgebotes erwarten oder fordern?
** Wie einfach ist es für jemanden, an Gottes Güte und seine Liebe zu glauben, wenn es ihm gut geht und er die Nähe Gottes öfter erfahren hat. Aber wie viel Mühe muss der in seinem Glauben aufwenden, dessen Leben mit Schicksalsschlägen nur so gepflastert ist, der sich von Gott und den Menschen völlig im Stich gelassen fühlt. Welches Ausmaß an Gottesliebe darf man von ihm erwarten?
** Wie leicht kann der verzeihen, dessen Ehre wiederhergestellt wurde im Vergleich zu dem, dessen Zukunft durch Verleumdung so gut wie ruiniert ist.
Jesus will, dass wir in unseren Forderungen an die anderen nicht rigoros sind und ihnen damit Lasten auferlegen, die an den Lebenssituationen und Lebensverhältnissen des einzelnen vorbeigehen. Er will nicht, dass wir an anderen ständig herumzerren, sie mit Vorhaltungen bedrängen oder nicht Leistbares von ihnen fordern. Dem anderen einen Hinweis geben, ihn aufmerksam machen, ihn vorsichtig und einfühlsam ermahnen, das ist in Ordnung. Aber zu mehr sind wir nicht berechtigt. Bevor wir uns allzu lange damit aufhalten, im Leben der anderen herumzuwühlen und negativ Kritik üben, sollten wir uns vielmehr darauf konzentrieren: Wie könnte ich dem anderen helfen, in seinen Lebenssituationen und Lebensbrüchen durch den Glauben aufgerichtet und getragen zu werden.
Ehrenplätze
Im dritten Punkt nimmt Jesus die menschliche Eitelkeit in den Blick.
Jesus bemerkte, wie die Pharisäer nach den Ehrenplätzen schielten und eingeschnappt waren, wenn man sie übersah. Wahrscheinlich hätte Jesus auch das als eine menschliche Schwäche ertragen; jeder sehnt sich nach Anerkennung und Wertschätzung. Aber was Jesus ablehnt, ist die Haltung der Pharisäer, dass sie nicht als Glaubensbrüder begrüßt werden wollen, die mit den anderen auf gleicher Stufe vor Gott stehen. Die Pharisäer sehen sich als die Besseren, als solche, die von Gott mehr geliebt und daher bevorzugt werden. In diesem Gefühl, die Lieblinge Gottes zu sein, fordern sie für sich die Ehrenplätze, diktieren und befehlen sie. Anstatt zu dienen herrschen sie.
Im Hinweis zum dienen - und damit zur Demut - zeigt uns Jesus den Weg, den wir gehen sollen. Er fordert nicht Sündelosigkeit von uns, aber dass wir uns alle Mühe geben, in einem hohen Maß den Willen Gottes zu verwirklichen, damit unser Reden und Handeln nicht einen völligen Widerspruch darstellen. Jesus will, dass wir den Mut haben, uns nicht mit weißer Weste zu präsentieren und besser darzustellen als wir sind. Aufrichtig und ehrlich sollen wir leben.
Dienen bedeutet für Jesus vor allem: Jedem die Barmherzigkeit, Güte und Liebe Gottes verkünden und zugestehen. Wir alle haben in Gott einen gütigen Vater und in seinem Sohn einen barmherzigen Herrn und Meister.
Und wer sich eine dienende Haltung erworben hat, der wird sich auch von einem Sünder, von einem komplizierten und schwierigen Menschen oder von jemandem mit dunkler Vergangenheit etwas sagen lassen. Denn gerade Menschen mit gebrochenem Leben und eigenen Schulderfahrungen begreifen von Gott und seiner Barmherzigkeit oft mehr als die so genannten Gerechten.
Jesus zielt mit seinen Worten also nicht darauf ab, die Pharisäer lächerlich oder madig zu machen und uns am Ende gar dazu zu verleiten, dass wir uns über sie erheben. Es geht Jesus darum, uns am Verhalten der Schriftgelehrten und Pharisäer ein Beispiel zu liefern, wovor wir uns unbedingt hüten und was wir besser machen sollen:
- Unsere Reden und Handeln in hohem Maß in Einklang zu bringen
- Den Nächsten nicht überfordern
- Sich bewusst bleiben, dass Gott alle ohne Ausnahme in seine Liebe einschließt
Missachten wir Jesu Einladung zur Besinnung an uns nicht. Er ringt mit uns um ein Menschsein, das von Liebe, Wohlwollen und Güte geprägt ist.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter (2017)
Lieder
GL 143: Mein ganzes Herz erhebet dich
GL 144: Nun jauchzt dem Herren, alle Welt
GL 164: Der in seinem Wort uns hält
GL 170: Allein Gott in der Höh sei Ehr
GL 216: Im Frieden dein, o Herre mein
GL 381: Dein Lob, Herr, ruft der Himmel aus
GL 384: Hoch sei gepriesen unser Gott
GL 395: Den Herren will ich loben
GL 422: Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr
GL 424: Wer nur den lieben Gott lässt walten
GL 428: Herr, dir ist nichts verborgen
GL 440: Hilf, Herr meines Lebens
GL 448: Herr, gib uns Mut zum Hören (2. Str.)
GL 464: Gott liebt diese Welt
GL 491: Ich bin getauft und Gott geweiht
GL 543: Wohl denen, die da wandeln
GL 552: Herr, mach uns stark im Mut, der dich bekennt
Psalmen und Kehrverse
GL 33: Herr, unser Herrscher, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde. - Mit Psalm 8 - VII.
GL 34: Herr, wer darf Gast sein in deinem Zelt, wer darf weilen auf deinem heiligen Berg? - Mit Psalm 15 oder mit Psalm 131 (GL 72,2) - VI.
GL 71: Selig, wer Gott fürchtet und auf seinen Wegen geht. - Mit Psalm 128 - VIII.
GL 639,3-4: Beim Herrn ist Barmherzigkeit, bei ihm ist Erlösung in Fülle. - Mit Psalm 130 - II.
- Einleitung3
Hans Hütter (2017) - Polarisierungen
Aus den politische Wahlkämpfen wissen wir, dass Polarisierungen zwar das eigene Profil schärfen, dass sie jedoch nach der Wahl jedoch oft hinderlich sind, konstruktiv zusammenzuarbeiten. Das gilt auch für das Leben der Kirche. Wo wir einander als konservativ, progressiv, liberal oder sonstwie abstempeln, hindern wir einander, auf das hinzuhören, was Gott uns sagen will.
Wir tun gut daran, Gott und einander um Vergebung und Barmherzigkeit zu bitten, bevor wir an ihn herantreten.
Manfred Wussow (2011)
Heute haben wir schon den 31. Sonntag im Jahreskreis. Wir spüren, wie die Zeit läuft. Es wird später hell und früher dunkel. Gehen wir nach draußen, ziehen wir uns warm an. Für jeden Sonnenstrahl sind wir dankbar.
Ein uns unbekannter und fremder Mensch bittet:
Herr, verlass mich nicht, bleib mir nicht fern, mein Gott!
Eile mir zu Hilfe, Herr, du mein Heil.
(Ps. 33,22f.)
Wir wissen nicht, was bei ihm vorgefallen ist, auch nicht, was seine Seele bedrückt und Schritte schwer macht. Aber wir schauen einem Menschen ins Herz, der sein ganzes Vertrauen auf Gott richtet.
Beeile dich. Komm endlich. Lass dich nicht länger nötigen.
Legen wir auch bei ihm ab, was uns quält, schuldig spricht und unsere Gesichter finster macht.
Er ist der Herr, unser Heil.
Klemens Nodewald (2011)
Eine Frömmigkeit, wie sie von manchen Schriftgelehrten und Pharisäern zurzeit Jesu geübt wurde, führt nicht zu Gott. Jesus will, dass Gott mit seiner Liebe zu allen Menschen in den Blick kommt. Er wird geehrt, wenn wir uns als Diener seiner Barmherzigkeit verstehen.
- Bußakt3
Edith Furtmann (2023)
Herr Jesus Christus,
Du willst nicht, dass wir uns über andere stellen.
Herr, erbarme dich.
Wir sind alle gleichberechtigte Kinder Gottes.
Christus erbarme dich.
Du allein bist unser Lehrer.
Herr, erbarme Dich.
Manfred Wussow (2011)
Der Liturge/die Liturgin hat herbstlich gefärbte Blätter in der Hand.
Herr,
du weißt, wie zerbrechlich Hoffnungen sind.
Wir lassen aber auch Menschen fallen.
Herr, erbarme dich.
Christus,
du hebst die auf, die gefallen sind und schuldig wurden.
Du gibst unserem Leben Farben deiner Liebe.
Christus, erbarme dich.
Herr,
wir gehen über viele Geschichten, die Menschen erzählen, achtlos hinweg.
Schenke uns ein weites Herz.
Herr, erbarme dich.
Deine Liebe, Herr, kennt keinen Herbst.
Du lässt es hell bei uns werden.
Wo du bist, wird es warm.
Bei dir sind wir zu Hause.
Dich loben wir.
Gloria
Klemens Nodewald (2011)
Bitten wir um das Erbarmen Gottes für uns:
Gott, dich dürfen wir unseren Vater nennen.
Herr, erbarme dich.
Jesus,
du bist unser Meister, Lehrer und Herr.
Christus, erbarme dich.
Wir sollen füreinander Brüder und Schwestern sein und einander dienen.
Herr, erbarme dich.
Es erbarme sich unser der gütige und barmherzige Gott.
Er verzeihe uns unser Versagen
und führe uns zu innerer Umkehr und Besserung. Amen.
- Kyrie1
Hans Hütter (2017) - du allein bist unser Meister
Herr, Jesus Christus, du allein bist unser Meister.
Wir sollen einander Schwestern und Brüder sein.
Herr, erbarme dich.
Gott allein sollen wir als unseren Vater anreden.
Wir sollen als Kinder Gottes leben.
Christus, erbarme dich.
Jesus Christus allein soll unser Lehrer sein.
Wir sollen einander dienen und gegenseitig aufbauen.
Herr, erbarme dich.
- Tagesgebet4
Messbuch - TG 31. Sonntag: ungehindert der Freude entgegeneilen
Allmächtiger, barmherziger Gott,
es ist deine Gabe und dein Werk,
wenn das gläubige Volk dir würdig und aufrichtig dient.
Nimm alles von uns,
was uns auf dem Weg zu dir aufhält,
damit wir ungehindert der Freude entgegeneilen,
die du uns verheißen hast.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 31. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG Auswahl 8: nicht um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen
Gott.
Dein Sohn ist zu uns gekommen,
nicht um sich bedienen zu lassen,
sondern um zu dienen.
Gib, daß wir von ihm lernen,
wie wir leben sollen.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.
MB Auswahl 8
Messbuch - TG 24. Sonntag: die Macht deiner Liebe an uns erfahren
Gott, du Schöpfer und Lenker aller Dinge,
sieh gnädig auf uns.
Gib, daß wir dir mit ganzem Herzen dienen
und die Macht deiner Liebe an uns erfahren.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 24. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG 10. Sonntag: erkennen, was recht ist
Gott, unser Vater,
alles Gute kommt allein von dir.
Schenke uns deinen Geist,
damit wir erkennen, was recht ist,
und es mit deiner Hilfe auch tun.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 10. Sonntag im Jahreskreis
MB Die Bittmesse
- Eröffnungsgebet2
Hans Hütter (2017) - Jesus von Nazareth als Lehrmeister
Guter Gott,
du hast uns Jesus von Nazareth als Lehrmeister gegeben.
An ihm können wir sehen,
wie wir Dich und einander in Liebe und Ehrfurcht begegnen sollen.
Lass sein Wort und sein Beispiel bei uns auf fruchtbaren Boden fallen.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus, unseren Bruder und Meister. - Amen.
Manfred Wussow (2011)
Dir, guter Gott, haben wir heute viel zu erzählen.
Schöne Erinnerungen bringen wir mit,
aber auch Enttäuschungen und Schmerzen.
Manchmal staunen wir, wie reich unser Leben ist,
manchmal fühlen wir uns vom Wind verweht.
Wie Blätter, die von einem vergangenen Leben erzählen.
Du weißt das alles.
Schenke uns deinen Geist.
Dann können wir ehrlich miteinander umgehen,
ohne uns zu verletzen,
und einander vertrauen,
ohne uns etwas zu vergeben.
In deinem Wort entdecken wir,
wie herrlich die Freiheit deiner Kinder ist.
In Christus, unserem Herr.
- Fürbitten6
Renate Witzani (2023)
Dich, allmächtiger Gott und Schöpfer, dürfen wir Vater nennen.
Zu dir kommen wir mit unseren Bitten:
Dass dein Wort unser Denken immer wieder neu ausrichtet,
dass wir es annehmen und danach zu leben lernen.
Dass die diplomatischen Bemühungen um Weltfrieden Früchte tragen und die politischen Verantwortungsträger dabei die Menschen im Blick haben, deren Lebensgestaltung konkret von ihren Vereinbarungen abhängt.
Dass nicht die Anzahl der „Likes“ in den sozialen Medien Macht über unsere gesellschaftliche Weiterentwicklung bekommt als die ehrliche Sorge um das Wohl aller.
Dass wir in unserem Alltag mit der Wirklichkeit deines Eingreifens in unser Leben rechnen und dafür Dankbarkeit entwickeln können.
Dass der Glaube an die Auferstehung und die Gemeinschaft mit allen, deren Tod unsere Beziehung zu ihnen unterbrochen hat, auch im Heute unser Leben prägen.
Mit deiner ganzen Schöpfung bringen wir dir Lob, Preis und Ehre dar.
Dir gilt unser Dank jetzt und allezeit. - Amen.
Edith Furtmann (2023)
Herr Jesus Christus,
du hast dich unseren Lehrer genannt. Auf dich sollen wir hören.
Wir bitten dich:
Allzu oft reden wir nur, handeln aber nicht, obwohl wir genau wissen, was notwendig wäre.
Lass uns Dir nachfolgen.
Viele Menschen verkünden das Heil, verbreiten aber Unheil.
Lass sie erkennen, was richtig wäre.
Viele Menschen glauben, sie wüssten alles, und schauen verächtlich auf andere herab.
Lass sie erkennen, dass alle Menschen Geschwister sind in dir.
Stärke alle, die in deiner Kirche Verantwortung tragen, dein Wort weiterzugeben,
dass sie selbst danach leben lernen.
Stehe allen Menschen bei, denen von anderen übel mitgespielt wird,
dass sie den Glauben und die Hoffnung nicht verlieren.
Für die Politiker und Gelehrten, die große Reden schwingen, wie man die Kriege dieser Welt hätte verhindern können und wie sich die Menschen in den Kriegsgebieten verhalten sollen,
dass sie innehalten und da, wo sie es vermögen, den Opfern beistehen.
Für uns alle, die wir immer wieder wahre Erkenntnisse ablehnen, weil es den Menschen, die sie aussprechen, selbst nicht gelingt, hundertprozentig danach zu leben. Lass uns die Worte eines Menschen sachlich prüfen und erkennen lernen, was richtig ist.
Herr Jesus Christus,
du möchtest, dass wir gut leben können. Das Heil aller Menschen liegt dir am Herzen. Deine Liebe begleitet uns durch unser Leben.
Dafür danken wir Dir. - Amen.
Hans Hütter (2017) - Für alle, die an deiner Sendung teilnehmen
Guter Gott,
du kennst uns besser, als wir uns selbst kennen,
und weißt, was wir brauchen.
Dich bitten wir:
Für alle, die in der Kirche als Lehrer tätig sind;
- für die Professoren an den Hochschulen und Universitäten,
- für die Lehrer in den Schulen und Kindergärten
- und für die Prediger und Gottesdienstleiter.
Befähige sie, den ihnen Anvertrauten die Frohe Botschaft zu erschließen.
Für alle, die in der Kirche ein Leitungsamt wahrzunehmen haben;
- für die Bischöfe und ihre Mitarbeiter in den diözesanen Ämtern,
- für die Priester und Diakone
- und für die Leiter der pfarrlichen Gremien.
Schenke ihnen Kraft und Ausdauer für ihre Aufgaben
und den Mut, ihr Amt als Dienst an deinem Volk auszuüben.
Für alle christlichen Gemeinschaften und Konfessionen.
Lass sie erkennen, was alle eint, die sich auf dein Evangelium berufen,
und wie alle Getauften gemeinsam ihre Sendung in unserer Welt erfüllen können.
Für alle verstorbenen Schwestern und Brüder.
Lass sie teilhaben am himmlischen Gastmahl,
wenn du alle Menschen zur Vollendung ihres Lebens führst.
Denn du bist unser aller Gott und Schöpfer,
du allein bist unser Meister, Vater und Lehrer,
dir wollen wir gemeinsam dienen. – Amen.
Renate Witzani (2017)
Gott,
so unterschiedlich wir auch alle sind,
wollen wir dir gemeinsam und gemeinschaftlich unsere Bitten anvertrauen:
Institutionen, die Normen zum Leben vorgeben,
verlieren in der heutigen Gesellschaft an Bedeutung.
Wir bitten dich für alle, die sich von deiner Botschaft ergreifen lassen
und sie durch ihr Leben bezeugen.
Sicherheit, gute öffentliche Strukturen
und demokratische, kontrollierte Machtverteilung
sind ein hohes gesellschaftliches Gut.
Wir bitten dich für alle Politiker,
denen der Dienst an der Gemeinschaft wichtiger ist als die Macht durch ihr Amt.
Im Zeitalter der sozialen Netzwerke im Internet werden Verurteilungen rasch verbreitet.
Wir bitten dich besonders zum Schutz unserer Kinder um einen achtsamen Umgang mit den neuen Medien.
Für unsere Pfarrgemeinde ist neben den Hauptamtlichen der ehrenamtliche Einsatz vieler Menschen sehr wichtig.
Wir bitten dich um ein gutes Miteinander aller im Dienst an unserer Gemeinde.
Wir dürfen Christus unseren Lehrer und Meister nennen.
Er schenkt uns ewiges Leben, das der Tod nicht zerstören kann.
Wir bitten dich für unsere Verstorbenen.
Dir, Gott, unserem gemeinsamen Vater,
und dir, Christus, unserem Lehrer und Bruder,
danken wir und preisen dich im Heiligen Geist. - Amen.
Manfred Wussow (2011)
Mit dem gesungenen Gemeindevers GL 528,2
Der Herr hat uns befreit; er schenkt uns neues Leben
Im Evangelium hörten wir:
nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder.
Der Größte von euch soll euer Diener sein.
So wollen wir die Welt ins Gebet nehmen:
Wir befehlen dir die Menschen,
die unter Lasten zusammen brechen,
die nicht "nein" sagen können und ausgenutzt werden.
Wir rufen dich an: (GL 528,2)
Wir befehlen dir die Menschen,
die es anderen schwer machen,
die zu viel fordern und Versagensängste schüren.
Wir rufen dich an:
Wir befehlen dir die Menschen,
die sich auf Kosten anderer profilieren,
sich selbst in den Mittelpunkt stellen und notfalls über Leichen gehen.
Wir rufen dich an:
Wir befehlen dir die Menschen,
die in Nordafrika neue Gesellschaften errichten,
Minderheiten schützen und Andersdenkende achten lernen müssen.
Wir rufen dich an:
Wir befehlen dir die Menschen,
die auf der Flucht sind,
ihren Kindern keine Heimat mehr geben können
und von der Weltöffentlichkeit vergessen werden.
Wir rufen dich an:
Wir befehlen dir die Menschen,
die an der Kirche leiden,
für ihre Hoffnungen keinen Ort haben
und mit ihren Enttäuschungen alleine bleiben.
Wir rufen dich an:
Wir befehlen dir die Menschen,
die uns durch den Tod genommen wurden,
die den Tod ersehnen und auch für die, die mit ihm kämpfen.
Wir rufen dich an:
Du bist unser Vater.
Wir sind Brüder und Schwestern.
Verbinde uns in deiner Liebe.
Durch Christus, unseren Herrn.
Klemens Nodewald (2011)
Wir können davon ausgehen, dass Gott uns tatkräftig beisteht,
wo wir uns gegen ein Verhalten aus Pharisäer-Geist stemmen
und uns redlich um die Gesinnung Jesu mühen.
Darum bitten wir ihn:
Stärke alle Christen, Verhaltensweisen abzulegen,
die nicht dem Geist Jesu entsprechen.
Gott, unser Vater, wir bitten dich, erhöre uns.
Lass alle, die sich in der Kirche engagieren
oder in ihr Verantwortung tragen,
in Wort und Tat gütige Zeugen der Frohen Botschaft sein.
Gott, unser Vater...
Hilf uns, geeignete Wege zu finden,
um Menschen mit Lebensbrüchen hilfreich zur Seite zu stehen.
Gott, unser Vater...
Wir empfehlen deiner Sorge und Barmherzigkeit in besonderer Weise die Menschen,
deren Leben von Schicksalen und Leiden gezeichnet ist
und denen oft nur du, Gott, helfen kannst.
Gott, unser Vater...
Gib denen Kraft, die sich im Beruf oder ehrenamtlich der Menschen in Not und im Leid annehmen.
Gott, unser Vater...
Stehe bei allen Sterbenden
und nimm die Verstorbenen auf ins ewige Leben.
Gott, unser Vater...
Guter Gott,
du willst das Heil und das Glück der Menschen.
Du bist in beglückenden wie in schweren Stunden mit deiner Liebe und deinem Wohlwollen an unserer Seite.
Dafür danken wir: heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.
- Gabengebet2
Messbuch - GG 31. Sonntag: die Fülle deines Erbarmens
Heiliger Gott,
diese Gabe werde zum reinen Opfer,
das deinen Namen groß macht unter den Völkern.
Für uns aber werde sie zum Sakrament,
das uns die Fülle deines Erbarmens schenkt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 31. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG 7. Sonntag: aus diesem Opfer Heil empfangen
Allmächtiger Gott,
in der Feier der göttlichen Geheimnisse
erfüllen wir den Dienst, der uns aufgetragen ist.
Gib, daß wir deine Größe würdig loben und preisen
und aus diesem Opfer Heil empfangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 7. Sonntag im Jahreskreis
- Gebet zur Gabenbereitung2
Hans Hütter (2017)
Guter Gott,
Jesus von Nazareth ist Diener aller geworden.
Er hat sich selbst nicht geschont
und hat uns wahre Hingabe. Liebe und Treue vorgelebt.
Wir bitten dich,
mach uns durch ihn bereit,
wie er für dich und füreinander da zu sein.
Darum bitten wir dich durch ihn, Jesus Christus,
unseren Bruder und Lehrmeister.
Manfred Wussow (2011)
Wir danken dir, Gott,
dass du uns mit der Fülle des Lebens beschenkst.
In Brot und Wein bringen wir dir unsere Arbeit,
unsere Sehnsucht, unsere Liebe.
Aber du verwandelst, was wir dir bringen.
In Brot und Wein kommst du zu uns.
Du schenkst dich uns ganz,
lässt dich verzehren,
verbindest dich mit uns.
Du zeltest unter uns,
du gehst unsere Wege mit.
Durch Christus, unserem Herrn.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2021) - Du hast uns deinen Willen kundgetan durch die Gebote
Kehrvers:
Groß ist der Herr und hoch zu loben,
seine Größe ist unerforschlich.
Guter Gott, unser aller Vater,
wir kommen zu dir,
um dir unser Lob und unseren Dank darzubringen.
Wir danken dir,
dass du mit deinem Volk einen ewigen Bund geschlossen hast
und in Treue zu deinem Bund stehst.
Kehrvers
Du hast uns deinen Willen kundgetan durch die Gebote,
die du durch Mose deinem Volk übergeben
und durch Propheten und Priester ausgelegt hast.
Kehrvers
Dein Sohn Jesus Christus
hat uns den Sinn der Heiligen Schriften erschlossen
und uns den Beistand gesandt,
der uns befähigt zu erkennen,
wie wir dir in rechter Weise dienen.
Kehrvers
Wir danken dir für das Zeugnis der Boten,
durch deren Verkündigung
auch wir dein Wort empfangen und angenommen haben.
Nun ist es in uns wirksam.
Kehrvers
Dafür loben und preisen wir dich
mit allen Engeln und Heiligen stimmen wir ein
in das unaufhörliche Lob der ganzen Schöpfung und rufen:
Danklied, z.B. "Mein ganzes Herz erhebet dich" (GL 143)
- Präfation3
Hochgebete Besondere Anliegen - Präfation Anliegen 3: Jesus, unser Weg
Wir danken dir, Vater,
Herr des Himmels und der Erde,
und preisen dich
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Durch ihn, dein Wort, hast du die Welt geschaffen
und lenkst sie in deiner Weisheit.
Ihn, deinen menschgewordenen Sohn,
hast du uns zum Mittler gegeben.
Er hat deine Botschaft verkündet
und uns gerufen, ihm zu folgen.
Er hat uns erlöst durch sein Kreuz
und mit deinem Geiste besiegelt.
Er ist der Weg, der uns zu dir führt,
er ist die Wahrheit, die uns frei macht;
er ist das Leben und erfüllt uns mit Freude.
Durch ihn führst du deine Söhne und Töchter zusammen
zu einer einzigen Familie.
Darum rühmen wir jetzt und in Ewigkeit dein Erbarmen
und singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig...
MB Besondere Anliegen 3
Messbuch - Präfation Schweizer Hochgebet 2: Jesus unser Weg
Wir danken dir, heiliger, starker Gott.
Du lenkst die Geschicke der Welt
und sorgst für jeden Menschen.
Du versammelst uns zu einer Gemeinschaft,
damit wir alle dein Wort hören
und deinem Sohn im Glauben folgen.
Er ist der Weg - auf diesem Weg gelangen wir zu dir;
er ist die Wahrheit - sie allein macht uns frei;
er ist das Leben und erfüllt uns mit Freude.
Darum danken wir dir, Vater, für deine Liebe,
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Wir stimmen ein in den Gesang der Engel
und bekennen zum Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig...
Präfation aus dem Schweizer Hochgebet 2
Messbuch - Präfation Wochentage 1: Die Erneuerung der Welt durch Christus
Wir danken dir, Vater im Himmel,
und rühmen dich durch unseren Herrn Jesus Christus.
Denn ihn hast du zum Haupt
der neuen Schöpfung gemacht,
aus seiner Fülle haben wir alle empfangen.
Obwohl er dir gleich war an Herrlichkeit,
hat er sich selbst erniedrigt
und der Welt den Frieden gebracht
durch sein Blut,
das er am Stamm des Kreuzes vergossen hat.
Deshalb hast du ihn über alle Geschöpfe erhöht,
so wurde er für jene, die auf ihn hören,
zum Urheber des ewigen Heiles.
Durch ihn preisen wir jetzt
und in Ewigkeit dein Erbarmen und
singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Wochentage 1
- Mahlspruch1
Bibel (2017)
Der Größte von euch soll euer Diener sein.
Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt,
und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.
(Mt 23,11f)
Oder:
Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein,
spricht der Herr.
(vgl.Mk 10,43)
- Schlussgebet4
Messbuch - SG 31. Sonntag: Lass deine Kraft in uns wirken
Gütiger Gott,
du hast uns mit dem Brot des Himmels gestärkt.
Lass deine Kraft in uns wirken,
damit wir fähig werden,
die ewigen Güter zu empfangen,
die uns in diesen Gaben verheißen sind.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 31. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG 1. Woche: haben wir neue Kraft empfangen
Allmächtiger Gott,
durch dein Wort und das heilige Sakrament
haben wir neue Kraft empfangen.
Gib, daß wir in unserem Leben
dir und den Menschen dienen
und dein Gefallen finden.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 1. Woche im Jahreskreis
Messbuch - SG 5. Sonntag: eins werden in Christus und Diener der Freude für die Welt
Barmherziger Gott,
du hast uns teilhaben lassen
an dem einen Brot und dem einen Kelch.
Laß uns eins werden in Christus
und Diener der Freude sein für die Welt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 5. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG 32. Sonntag: erhalte in uns deinen Geist
Wir danken dir, gütiger Gott,
für die heilige Gabe,
in der wir die Kraft von oben empfangen.
Erhalte uns in deinem Geist
und lass uns dir stets aufrichtig dienen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 32. Sonntag im Jahreskreis
- Gebet zum Abschluss2
Hans Hütter (2017)
Guter Gott,
wir haben an dem Mahl teilgenommen,
das uns dein Sohn Jesus bereitet hat.
Wir bitten dich,
mach uns bereit und fähig zum Dienst aneinander,
damit wir ihm ähnlich werden,
der sich ganz in unseren Dienst gestellt hat.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus,
unseren Bruder, Lehrer und Meister
Manfred Wussow (2011) - Behüte die Menschen, die wir lieben
Gott,
in deiner Treue sind unsere Wege gut aufgehoben.
Wir gehen in eine neue Woche.
Wir wissen nicht, was sie uns bringt.
Aber wir bitten um deinen Segen
für unsere Aufgaben, Arbeiten und Herausforderungen,
und um deinen Beistand,
wenn es Konflikte zu durchstehen gilt.
Behüte die Menschen, die wir lieben,
und auch die, die uns fremd bleiben.
Für die Kraftquellen, die du uns auftust,
danken wir dir.
Bei dir ist die Quelle des Lebens,
und in deinem Licht sehen wir das Licht.
In Christus, unserem Herrn.
Mit den Füßen abstimmen
mit den Füßen abstimmen
das tun so viele
und
das verständlicher Weise
denn
sie tun es gegen die
die auch heute
die Ehrenplätze
und Ehrentitel beanspruchen
die hofiert werden wollen
und
den Menschen Lasten auferlegen
und selbst
missachten
missbrauchen
in vielfältiger Form
die sich versündigen
gegen so viele
doch
vergessen wir die nicht
die auch heute
als Priester
das Evangelium leben
und ihr Bestes tun
um im Namen Jesu
Menschen zu erreichen
sie aufrichten und trösten
ihnen Beistand geben
(und die nicht selten
die Klatsche dafür bekommen
was die schwarzen Schafe
angerichtet haben)
und
gestehen wir ihnen zu
ein Mensch unter Menschen
mit Begabungen und Stärken
aber auch
mit Fehlern und Schwächen
zu sein
und
erinnern wir uns
dass auch wir gerufen sind
in ein königliches Priestertum
in dem wir gefordert sind
in alle Finsternis
das wunderbare Licht Gottes zu tragen
ermutigen wir uns
gegenseitig
ob Laien oder Priester
genau hinzuschauen
wo wir dem nicht gerecht werden
und
greifen wir ein
liebevoll
aber konsequent
denn Jesus Christus
hat uns
dazu immer wieder
ein Beispiel gegeben
Beatrix Senft 2023.
Nicht allein Worte, sondern Worte und Taten zählen
Lange Jahre waren die Worte »Schriftgelehrte« und insbesondere »Pharisäer« Schimpfworte. Es wurde suggeriert, dass der jüdische Glaube ein oberflächlicher war, dass die jüdische Frömmigkeit mehr Schein als Sein war. Heute sind wir da etwas weiter. Jesus war gläubiger Jude, er hat nach den jüdischen Gesetzen gelebt, soweit sie nicht menschenfeindlich waren: wenn es notwendig war – z.B. Heilung am Sabbat - hat er sie auch übertreten. Wir könnten die Bezeichnungen Schriftgelehrte und Pharisäer heute übersetzen mit den Frommen aus der ersten Reihe, mit Kleriker, sicher auch mit Bischof oder Theologe. Es geht nicht darum, eine ganze Berufssparte zu verunglimpfen, sondern darum, sich nicht am Wortlaut festzuhalten, sondern zu handeln, richtig zu handeln, nach dem Wort Gottes zu handeln.
Und es geht auch darum, dass Worte nicht falsch werden, nur weil der Mensch, der sie ausspricht, nicht danach lebt. In unserer heutigen Gesellschaft muss jeder, der mahnt, völlig heiligmäßig leben.
Ist jemand, der auf den dringend notwendigen Klimaschutz hinweist und das vielleicht sogar wissenschaftlich untermauern kann, unglaubwürdig, weil es ihm oder ihr selbst nicht gelingt, hundertprozentig so zu leben, wie es geboten wäre?
Ist jemand, der für das Tierwohl eintritt und dies auch vernünftig erklärt, unglaubwürdig, weil er oder sie selbst ab und an Fleisch isst und nicht immer fragt, wo es herkommt?
Liegt jemand, der die sozialen Ungerechtigkeiten unseres Landes anprangert, deshalb falsch, weil er oder sie über ein gutes Einkommen verfügt und Urlaubsreisen macht?
Ich erinnere mich an Diskussionen über Luisa Neubauer, die schon mal in den Urlaub geflogen ist. Kann man ihr Engagement für die Umwelt deshalb tatsächlich nicht ernst nehmen? Oder eine übergewichtige Politikerin, die gerne die Werbung für überzuckerte Kinderleckerein abschaffen will. Hat sie unrecht, weil sie nicht rank und schlank ist? Es ist bequem, zu sagen: wenn die es schon nicht schaffen, nach ihren Worten zu leben, dann brauche ich es auch nicht.
Aber so einfach entlässt Jesus uns nicht aus unserer Verantwortung. Wir alle, jeder und jede Einzelne, sind gefragt, nach seinem Wort zu leben, und wenn wir scheitern, so können wir immer wieder neu aufstehen und weitermachen. Darum geht es. Wir sind alle Geschwister. Gehen wir geschwisterlich miteinander um und messen uns selbst an unseren Taten, ohne mit dem Finger auf andere zu zeigen.
Edith Furtmann 2023.
Zwei Träume
«Heute nacht habe ich geträumt», sagt ein Pfarrer zu einem Rabbiner, «ich sei ins jüdische Paradies gekommen. Einfach scheußlich! Dieses Schreien und Gestikulieren und dieses Gedränge! Alles überfüllt bis in den hintersten Winkel. Und dieser Gestank!»
«Wie sich das trifft» sagt da der Rabbiner. «Ich bin heute nacht im Traum durch das christliche Paradies gegangen. Eine himmlische Ruhe! Köstlicher Duft nach Lilien und Rosen - und weit und breit kein Mensch!»
Aus: Der klerikale Witz. Patmos, Düsseldorf 1970.
Pharisäer, Sadduzäer, Essener
Die Darstellung der religiösen Strömungen des palästinischen Judentums in neutestamentlicher Zeit stößt auf größere Schwierigkeiten, als man sich vielfach bewusst ist. Das Hauptproblem ist die Quellenlage. Wer so manche Darstellungen der Geschichte der jüdischen „Religionsparteien“ liest, denkt kaum daran, dass die Bezeichnung „Pharisäer“ vor Paulus und der Name „Sadduzäer“ vor dem Markusevangelium nirgends belegt sind. Kurz darauf und etwa gleichzeitig mit den anderen Texten des Neuen Testaments schreibt Josephus Flavius, der als dritte Strömung des Judentums die Essener hinzufugt. Das bedeutet aber, dass die frühesten expliziten Aussagen über Pharisäer und Sadduzäer erst in einer Zeit niedergeschrieben wurden, als die eigentliche Zeit dieser Gruppen schon zu Ende ging bzw. schon vorbei war. Einzig die dritte Gruppe, die der Essener, ist inzwischen durch die Qumrantexte umfangreich dokumentiert, auch wenn eine direkte Gleichsetzung Qumran - Essener fragwürdig bleiben muss.
Die Qumrantexte fuhren uns zwar weiter zurück und sind eine wesentliche Quelle der jüdischen Geistesgeschichte seit der Makkabäerzeit; doch darf das durch die Funde der letzten Jahrzehnte gesteigerte Interesse an den Essenern nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie nach eigenen Aussagen wie auch nach dem Zeugnis des Josephus eher eine radikale Randgruppe bilden und das Neue Testament wie die rabbinische Literatur ohne ihre Erwähnung auskommen. Dieses Schweigen muss man erklären, die Beziehungen der Essener zu den anderen religiösen Strömungen ihrer Zeit zu erhellen versuchen. Im Übrigen darf der Umfang der nun vorliegenden Quellen nicht dazu verführen, ihre Bedeutung in der Geschichte jener Zeit zu übertreiben. Zudem gibt es eine schon unübersehbar gewordene Spezialliteratur zu Qumran, die es erlaubt, hier die Essener allein im Zusammenhang mit den anderen Gruppen und nicht als selbstständige Größe zu besprechen.
Josephus geht als einziger Autor auch auf die Vorgeschichte der drei Richtungen ein. Doch woher weiß er selbst davon? Nikolaus von Damaskus, der Hofgeschichtsschreiber des Herodes, gilt als seine wesentliche Quelle; anderes Material kann man nur vermuten. Die geschichtlichen Rekonstruktionen, die die Pharisäer und Sadduzäer bis in die Makkabäerzeit und weiter zurück verfolgen, beruhen somit weithin auf einem fast grenzenlosen Vertrauen zu Josephus und seinen ungenannten Quellen sowie auf Entwicklungslinien, die man von den biblischen Schriften zum nachbiblischen Judentum zieht. Vieles ist dabei sicher legitim, doch muss man sich des Verfahrens bewusst bleiben.
In der Rekonstruktion der geistigen und politischen Geschichte der religiösen Gruppen greift man natürlich fast immer auch auf andere Texte zurück. Viele Autoren versuchen, die erhaltene Literatur des Zweiten Tempels auf Pharisäer, Sadduzäer und Essener aufzuteilen, hier Hinweise auf die jeweilige Gruppe und ihre Gegner zu finden, auch wenn die Ausdrücke Pharisäer oder Sadduzäer nie Vorkommen. Auch daran ist manches plausibel, wenn auch schwer beweisbar. Problematisch ist jedoch die zugrunde liegende Vorstellung, das ganze Judentum der etwa drei Jahrhunderte von den Makkabäern bis zur Zerstörung des Tempels im Jahre 70 auf diese drei Strömungen reduzieren zu können. Davor sollten schon die bei Josephus genannten Zahlen warnen, so problematisch auch diese wiederum sind. Die Ergänzung des Bildes durch die Qumrantexte, in denen man verschiedene Hinweise auf Pharisäer und Sadduzäer gefunden zu haben glaubt, ist zwar verlockend, im Einzelfall auch wahrscheinlich; doch nennen die Texte die Gegner nie direkt beim Namen, womit - zusätzlich zu allen anderen Schwierigkeiten der historischen Auswertung der Qumrantexte - doch sehr vieles im Bereich der Vermutung bleibt.
Dass die neutestamentlichen Texte Pharisäer und Sadduzäer nicht vorurteilsfrei beschreiben, ist nur zu natürlich und auch allgemein bekannt. Dafür erhofft man gewöhnlich - bei jüdischen wie christlichen Autoren - eine Korrektur und Bereicherung zumindest des Pharisäerbildes in den rabbinischen Texten. Dahinter stehen zwei problematische Grundvorstellungen: einerseits eine mehr oder weniger direkte Kontinuität zwischen den Pharisäern vor 70 und den Rabbinen nach dem Untergang Jerusalems, andererseits das Vertrauen auf die historische Verlässlichkeit und Verwertbarkeit rabbinischer Aussagen für die Verhältnisse früherer Jahrhunderte. Dass die Aussagen der Rabbinen über die Sadduzäer kaum objektiv sind, ist klar; aber auch die wenigen Abschnitte über die Pharisäer sind wohl eher als Verklärung der eigenen Anfänge zu lesen, soweit überhaupt von den historischen Pharisäern die Rede ist. Die Frage der Terminologie wird uns noch beschäftigen.
Aus: Günter Stemberger, Pharisäer Sadduzäer Essener. Fragen – Fakten – Hintergründe. KBW Stuttgart 2013.
An Edom!
Ein Jahrtausend schon und länger,
Dulden wir uns brüderlich,
Du, du duldest, daß ich atme,
Dass du rasest, dulde Ich.
Manchmal nur, in dunkeln Zeiten,
Ward dir wunderlich zu Mut,
Und die liebefrommen Tätzchen
Färbtest du mit meinem Blut!
Jetzt wird unsre Freundschaft fester,
Und noch täglich nimmt sie zu;
Denn ich selbst begann zu rasen,
Und ich werde fast wie Du.
Aus der Benediktus-Regel
Wer also den Namen "Abt" annimmt, muss seinen Jüngern in zweifacher Weise als Lehrer vorstehen: Er mache alles Gute und Heilige mehr durch sein Leben als durch sein Reden sichtbar. Einsichtigen Jüngern wird er die Gebote des Herrn mit Worten darlegen, hartherzigen aber und einfältigeren wird er die Weisungen Gottes durch sein Beispiel veranschaulichen. In seinem Handeln zeige er, was er seine Jünger lehrt, dass man nicht tun darf, was mit dem Gebot Gottes unvereinbar ist. Sonst würde er anderen predigen und dabei selbst verworfen werden. Gott könnte ihm eines Tages sein Versagen vorwerfen: "Was zählst du meine Gebote auf und nimmst meinen Bund in deinen Mund? Dabei ist meine Zucht dir verhasst, meine Worte wirfst du hinter dich." Auch gilt: "Du sahst im Auge deines Bruders den Splitter, in deinem hast du den Balken nicht bemerkt."
Aus: Die Benediktus-Regel, hrsg. im Auftrag der Salzburger Äbtekonferenz, Beuron 1992.
Manchmal ist die Kirche...
Manchmal ist die Kirche wie eine Herde ohne Hirten, weil die Hirten immer hinterherlaufen und die Herde nicht weiß wohin.
Manchmal ist die Kirche wie eine Karawane in der Wüste, an die sich jeder anschließen kann, der zur Oase will.
Manchmal ist die Kirche so auf ihr eigenes Herdenleben konzentriert, dass sie gar nicht merkt, dass sie ihre eigenen Weiden total abgefressen hat.
Manchmal ist die Kirche wie eine Herde in der judäischen Wüste, wo die Hirten vorne gehen und die Schafe hinten dauern meckern.
Manchmal ist die Kirche so voller lebendigem Grün, dass jeder nur vor sich hinkaut und die anderen im selbstgemachten Glück vergisst.
Manchmal ist die Kirche wie eine Herde, in der einige aus der Reihe tanzen, die man immer wieder zurücktreibt, obwohl sie vielleicht die besseren Weiden schnuppern.
Manchmal ist die Kirche wie eine hungrige Herde, die nach jedem Grashalm sucht, während die Hirten ein Schaf am Spieß braten.
Manchmal ist die Herde in der Wüste, die sich in der Kälte gegenseitig wärmt und in der Hitze Schatten schenkt.
Aus: Immanuel Jacobs, Israel. Land der Widersprüche, Münsterschwarzach 1990.
Bemerkungen zur Geschichte der Seelenführung
Soweit ich in die umfangreiche und differenzierte Geschichte der Seelenführung Einblick nehmen konnte, bietet sich mir ein extrem ambivalentes Bild: auf der einen Seite achtunggebietende Meisterschaft, auf der anderen schreckenerregende Methoden und Ideologien.
Zunächst gebe ich einige positive Beispiele wieder. Von den Anfängen des Mönchtums an - im 3./4. Jh. - gab es Persönlichkeiten, die in dem Ruf standen, leid- und schuldbeladene Menschen von ihrer Not befreien zu können. Vom Wüstenvater Elipandus wird berichtet, er habe die Kunst reinen Hörens beherrscht:
"Er hörte sie alle in seiner Güte an, ohne einen Tadel oder einen Vorwurf zu machen oder eine störende Frage zu stellen. Befreit und beglückt atmeten die Menschen auf, wenn sie sich vor dem schweigenden Gottesmann ausgesprochen hatten."
Die Entfaltung des Mönchtums im Osten wie im Westen brachte zahlreiche Meister des geistlichen Lebens hervor. In der "Philokalie", einem mehrbändigen Sammelwerk, sind Texte von mehr als 30 Schriftstellern des christlichen Ostens aus dem 3. - 15. Jh. enthalten, die eine hohe Kultur der Seelenführung dokumentieren. Später entstand das Starzentum.
"Ein Starez (wörtlich 'Alter') ist ein durch lange und intensive Übung im geistlichen Leben erfahrener Mönch, der junge Mönche wie auch Laien in geistliche Schulung nimmt. Da er seine Aufgabe vornehmlich in der Seelenführung sieht, das heißt in der Ausübung geistlicher Vaterschaft, übernimmt er im Kloster meist kein weiteres Amt."
Leo Tolstoj besuchte dreimal einen Starez namens Amvrosij in Optina und war, trotz seiner kritischen Einstellung zur christlichen Frömmigkeit, tief erschüttert:
„Ja, der Vater Amvrosij ist ein ganz und gar heiliger Mensch. Ich habe mit ihm gesprochen, und so leicht und froh wurde mir in der Seele. Wenn du dich mit einem solchen Menschen unterhältst, dann fühlst du die Nähe Gottes.
Auch Fedor Dostojewskij kannte den Starez Anivrosij. Er wurde ihm zum Vorbild für die Gestalt des Starez Sossima in "Die Brüder Karamasoff".
In der Westkirche hat sich zwar kein Starzentum entwickelt, dennoch gibt es das Ideal des geistlichen Vaters. Die Benediktusregel stellt es uns in der Gestalt des Abtes als Arzt und Hirte vor Augen. Könnte die Sorge für schuldig gewordene und sog. schwierige Menschen besser in Worte gefaßt werden, als es in Nr. 27 der Regel geschah? Ich zitiere einen Teil des Textes:
"Der Abt muß sich sehr darum sorgen, und mit Gespür und großem Eifer danach streben, daß er keines der ihm anvertrauten Schafe verliert. Er sei sich bewußt, daß er die Sorge für gebrechliche Menschen übernommen hat, nicht die Gewaltherrschaft über gesunde ... Er ahme den Guten Hirten mit seinem Beispiel der Liebe nach: Neunundneunzig Schafe ließ er in den Bergen zurück, und machte sich auf, um das eine verirrte Schaf zu suchen. Mit dessen Schwäche hatte er soviel Mitleid, daß er es auf seine heiligen Schultern nahm und zur Herde zurücktrug."
Dieses Hirtenethos beseelte von jeher und bis heute eine lebens- und glaubensfördernde Seelenführung im Westen wie im Osten, innerhalb und außerhalb der Klöster.
Neben der einfühlsamen und differenzierten Form der Seelenführung hat es aber immer auch die anthropologisch nicht verantwortbare gegeben. Durch einen Zufall kam mir eine historisch sorgfältig ausgearbeitete Abhandlung über die Beziehung zwischen der heiligen Elisabeth von Thüringen und ihrem "Seelenführer" Konrad von Marburg zu Gesicht. Der Verfasser Matthias Werner warnt zu Recht vor oberflächlichen Wertungen und Erklärungsversuchen. Der bedingungslose Gehorsam - einen solchen gibt es nur Gott gegenüber! -, die systematisch und methodisch geforderte Abhängigkeit, die permanente Erniedrigung und die körperlichen Züchtigungen sind jedoch durch nichts, auch nicht durch die Berufung auf "eine andere Zeit", objektiv zu rechtfertigen. Wenn es sich bei dieser Beziehung um eine einmalige problematische Konstellation handeln würde, könnte man sich dabei beruhigen. Leider ist das nicht so. Was z. B. Maria del Carmen Tapia über ihr Leben im "Opus Del" aufgezeichnet hat, ist nicht finsteres Mittelalter, sondern finstere Gegenwart. Für das neuzeitliche Bewußtsein und das Lebensgefühl wahrer Gleichheit von Mensch zu Mensch ruft die Ausübung von Pastoralmacht in dieser Form entschiedene Kritik hervor. Hermann Steinkamp faßt, in Weiterführung von Michel Foucault, die kritischen Punkte zusammen, die alle kennen sollten, die mit geistlicher Begleitung aktiv oder passiv zu tun haben. Er nennt 1. die einseitige Überbetonung der Verantwortung des Seelenführers (des Hirten). Dieser muß vor Gott strenge Rechenschaft über den Zustand der geführten Seele (des Schafes) ablegen. Die Selbstverantwortung der geführten Person bleibt ausgeblendet. Der Verantwortungsdruck, der auf dem Hirten lastet, führt 2. zu einem steilen Beziehungsgefälle in gegenseitiger Abhängigkeit. Eine Beziehung mit Verantwortung auf beiden Seiten kann nicht zustandekommen. Die Loslösung aus einer solchen Verflechtung ist somit äußerst schwierig. Der angemaßten einseitigen Verantwortung des Hirten entsprechen 3. seine uneingeschränkte Weisungsbefugnis und der geforderte bedingungslose Gehorsam: "Der Wille muß gebrochen werden."
Aus: Hermann M. Stenger, Im Zeichen des Hirten und des Lammes. Mitgift und Gift biblischer Bilder. Tyrolia, Innsbruck 2000.
Erhebet er sich, unser Gott
Erhebet er sich, unser Gott,
seht, wie verstummt der Frechen Spott,
wie seine Feinde fliehen!
Sein furchtbar majestät'scher Blick
schreckt, die ihn hassen, weit zurück,
zerstäubt all ihr Bemühen.
Lobsinget Gott, die ihr ihn seht,
lobsinget seiner Majestät,
macht Bahn ihm, der da fähret
mit Hoheit durch die Wüste hin
Herr ist sein Nam, erhebet ihn,
jauchzt laut, die ihr ihn ehret..
Der Herr, der dort im Himmel wohnt
und hier im Heiligtume thront,
will unser stets gedenken;
will unsrer Waisen Vater sein,
will unsrer Witwen Helfer sein,
und keiner darf sie kränken.
Er ist es, der Verlorne liebt
und ihnen eine Wohnung gibt
nach einer langen Irre.
Er macht sein Volk aus Banden los,
er macht es reich, er macht es groß,
läßt Sünder in der Dürre.
Anbetung, Ehre, Dank und Ruhm
sei unserm Gott im Heiligtum,
der Tag für Tag uns segnet;
dem Gott, der Lasten auf uns legt,
doch uns mit unsern Lasten trägt
und uns mit Huld begegnet.
Sollt ihm, dem Herrn der Herrlichkeit,
dem Gott vollkommner Seligkeit,
nicht Ruhm und Ehr gebühren?
Er kann, er will, er wird in Not
vom Tode selbst und durch den Tod
uns zu dem Leben führen.
Psalm 68 in der Bereimung von Matthias Jorissen (1798) in: EG 281.
Für immer Schüler
Die neue Bedeutung, die die Gemeinschaft der Jünger Jesu dem rabbinischen Wort gibt, ist besonders spürbar in dem bekannten Wort Mt 23,8: "Ihr sollt euch nicht 'Rabbi' nennen lassen, denn Einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder." Alle Unterscheidungen dieser Welt werden bedeutungslos in Gegenwart des einzig wirklich Großen, dem allein wirklich Anderen: Christus. Die Schüler der Rabbinen hofften, einmal Lehrer zu werden und sich über die Menge zu erheben und achtungsvoll mit dem Titel Rabbi ausgezeichnet zu werden; in der Schule dieses Lehrer hier hört man nie auf zu lernen. Hier bleiben alle für immer Schüler, und alle bleiben für immer auch wirkliche Brüder... In der Person der Zwölf ist das neue Volk Gottes angesprochen, das sich als ein Volk von Brüdern abzeichnet, als eine neue Bruderschaft, das die frühere brüderliche Gemeinschaft Israels ersetzen und übertreffen soll.
Aus: Joseph Ratzinger, Brüderlichkeit (Lexikonartikel, 1964), in: ders., Volk und Haus Gottes in Augustins Lehre von der Kirche. Gesammelte Schriften Bd. I, Freiburg-Basel-Wien: Herder 2011.
Lebendiger Zusammenhang
Es ist nicht möglich, Gott zu lieben, den Nächsten aber nicht. Lieben ist eine strömende Gesamtgestalt, die von Gott zu mir, von mir zum Nächsten, vom Nächsten zu Gott geht. Das ist schon kein Individualismus mehr, sondern lebendiger Zusammenhang. Und nicht nur zum nahestehenden Einzelnen; der Strom soll zu allen gehen. Jesus mahnt einmal, die Herrschsucht abzulegen: Keiner soll sich Vater oder Meister nennen. Einer ist euer Vater, der im Himmel. Einer ist euer Meister, Christus. Ihr aber seid Brüder (Mt 23, 8-12). Hier wird vom christlichen >>Wir<< geredet. Die Glaubenden sollen in brüderlicher Gemeinschaft verbunden sein. Es ist die Gottesfamilie, in welcher Alle Geschwister sind und einer der Vater. [...] Diese Verbundenheit ist es, die ihren Ausdruck im Ethos der Bergpredigt findet, und im Vaterunser zum Gebet wird.
Aus: Romano Guardini, Der Herr. Betrachtungen über die Person und das Leben Jesu Christi, Würzburg: Werkbund-Verlag, elfte unveränderte Aufl. 1959.
Schaut nicht auf dieses traurige Bild
Und vielleicht würde Jesus selbst seine Predigt ja auch genauso aktualisieren. Vielleicht würde er heute ja genau so sprechen. Er hat zu seiner Zeit kein gutes Haar an den religiösen Führern seines Volkes gelassen. Bilden wir uns doch nicht ein, dass er heute anders mit uns ins Gericht gehen würde. In der Kirche, die sich auf ihn zurückführt hätte er mindestens genauso viel zu kritisieren, anzuprangern und zu beklagen, wie in seinem Volk damals.
"Die Theologen und Kirchenmänner verkünden das Wort Gottes und beanspruchen seine Autorität. Handelt danach, aber auf ihr Verhalten schaut besser nicht!"
Ich bin vollkommen davon überzeugt, genauso würde Jesus heute sprechen. Schaut nicht auf den Eiertanz, der da im Blick auf die Schwangerschaftskonfliktsberatung dargeboten wird! Schaut nicht auf all die Skandale und Enthüllungen, die da in den Medien tagtäglich aufs Neue ins Haus flattern. Schaut nicht auf das Bild, das Kirche in der Öffentlichkeit abgibt; schaut nicht auf dieses traurige Bild.
Lasst Euch die Freude nicht nehmen, die Freude am Evangelium, und lebt diese frohmachende Botschaft vor Ort, in den Gemeinden, dort, wo man erfahren kann, wie gut es tut, wenn einer des anderen Last trägt, wenn man sich gegenseitig im Glauben tröstet und einander Halt gibt, wie gut es tun kann, wenn man Leben gemeinsam, aus der gemeinsamen Verantwortung im Glauben heraus, sinnvoll und sinnstiftend gestalten kann.
Darauf schaut! Und dann lebt so, dass ihr bestehen könnt vor Eurem Vater; nicht vor irgendwelchen heiligen Vätern, ob in Rom oder anderswo auf der Welt, sondern vor Eurem eigentlichen Vater, dem, der im Himmel ist. Amen.
Auszug aus einer Predigt von Pfr. Dr. Sieger, gehalten am 31. Oktober 1999 in der Pauluskirche, Bruchsal:
Manfred Wussow (2005)
Regina Wagner (1996)