Lesung aus dem Buch Jósua.
In jenen Tagen
versammelte Jósua alle Stämme Israels in Sichem;
er rief die Ältesten Israels,
seine Oberhäupter, Richter und Aufsichtsleute zusammen
und sie traten vor Gott hin.
Jósua sagte zum ganzen Volk:
Wenn es euch nicht gefällt, dem Herrn zu dienen,
dann entscheidet euch heute, wem ihr dienen wollt:
den Göttern, denen eure Väter jenseits des Stroms dienten,
oder den Göttern der Amoríter, in deren Land ihr wohnt.
Ich aber und mein Haus,
wir wollen dem Herrn dienen.
Das Volk antwortete:
Das sei uns fern,
dass wir den Herrn verlassen
und anderen Göttern dienen.
Denn der Herr, unser Gott, war es,
der uns und unsere Väter
aus dem Sklavenhaus Ägypten herausgeführt hat
und der vor unseren Augen
alle die großen Wunder getan hat.
Er hat uns beschützt
auf dem ganzen Weg, den wir gegangen sind,
und unter allen Völkern,
durch deren Gebiet wir gezogen sind.
Auch wir wollen dem Herrn dienen;
denn er ist unser Gott.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Josua, der Nachfolger des Mose, hat das Volk Israel nach der langen Wüstenwanderung über den Jordan in das "gelobte Land" geführt. Nach der Eroberung, Inbesitznahme und Landverteilung an die einzelnen Stämme steht Israel nun vor einem neuem Problem: Es wird mit den Göttern der teilweise noch verbliebenen Bewohner des Landes konfrontiert. Diese Götter versprechen anscheinend Glück und Wohlstand und werden die Israeliten immer wieder in Versuchung führen, ihrem Gott Jahwe untreu zu werden. In der Szene, die in der heutigen Lesung (gekürzt) geschildert wird, stellt Josua das Volk vor die Entscheidung. Der Ort Sichem ist in dieser Hinsicht geschichtsträchtig: Nach der Überlieferung erschien hier Jahwe dem Abraham, später vergrub hier Jakob die fremden Götter seines Clans. Jetzt ruft Josua (im ungekürzten Text dreimal) das Volk feierlich auf, sich zwischen seinem Herrn und den anderen Göttern zu entscheiden. Ebenso klar und eindeutig spricht sich das Volk für den Herrn aus. Der ausformulierte Wortwechsel zwischen Josua und dem Volk hebt hervor, dass es sich hier um eine freie Entscheidung handelt, die ebenso folgenschwer wie unwiderruflich ist.
Als Lesung im Gottesdienst heute erinnert dieser Wortwechsel kirchlich Sozialisierte vielleicht an das liturgische Ritual der Tauferneuerung in der Osternacht. Auch hier werden die Gläubigen ausdrücklich und mehrfach gefragt und bekennen sich feierlich zu ihrem Gott.
Das Volk Israel begründet seine Entscheidung mit den Erfahrungen, die es mit seinem Gott in der Vergangenheit gemacht hat: Es hat Gott als Befreier erlebt und auf seinem schwierigen Weg immer wieder seinen Schutz erfahren. So kann es sich von ganzem Herzen neu für seinen Herrn entscheiden.
Ein solcher Rückblick auf die eigene Lebensgeschichte mit Gott bietet sich auch als Hinführung auf eine Erneuerung des Taufversprechens im einem Gottesdienst an. Das biblische Bild von Gott als einem Wegbegleiter besonders in Krisenzeiten spricht auch heute viele Menschen an. Und die Versuchung, sich beim "Sesshaftwerden" im Alltag an allzu viele Dinge wie an "Götter" zu binden, erfordert auch von Menschen heute immer wieder innezuhalten und sich neu bewusst für einen befreienden Gott zu entscheiden.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr B 7/2009. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2009. S. 13-27.
Nur in der gegenseitigen Hilfe einer homogenen Gemeinschaft kann nach dem erfolgreichen Weg aus Ägypten ins Gelobte Land die Landnahme und Sesshaftwerdung beginnen. Die verschiedenen Götter der Stämme des Landes sind eine Herausforderung. Ihnen werden unterschiedliche Gebets- und Opferpraktiken gewidmet. Wer daran teilnimmt, erfährt auch die verschiedenen Versprechen.
Dagegen ruft Josua zur Einheit und Entschiedenheit auf. Die Treue zum Gott des Auszugs ist die Antwort des erwählten Volkes. Im Text der Lesung wird diese Antwort gegeben.
Das Buch Josua stellt einen Abschluß und einen Beginn dar. Josua ist der Nachfolger des Mose. Mose selbst kommt nicht mehr in das gelobte Land. Unter der Führung Josuas wird das "Gelobte Land" erobert, bzw. in Besitz genommen. Die Wanderung durch die Wüste findet somit den Abschluß.
Der Neubeginn liegt im Sesshaftwerden der Stämme des Volkes Israel. Unserem Abschnitt ist die Verteilung des Landes auf die Stämme bereits vorausgegangen. Ein neues Problem steht an. Israel wird mit den Göttern der Bewohner des Landes, welche zuvor da waren, und bei der Eroberung nicht getötet, oder vertrieben wurden, konfrontiert.
Josua stellt die Israeliten vor die Entscheidung: Entweder der Gott Israels, oder die Götter. Diese Versuchung wird die Geschichte Israels im gelobten Land immer prägen. Diese Götter versprechen anscheinend Glück und Wohlstand. Oft wird Israel dadurch in die Katastrofe schlittern. Es ist nicht so einfach für ein seßhaft gewordenes Volk an einem Gott der Wanderschaft festzuhalten. Josu greift bereits auf "das Erinnern an den Gott, der geführt hat", zurück
Claudia Simonis-Hippel (2012)
Norbert Riebartsch (2012)
Alfons Jestl (1997)