Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 04. Jun. 2023 - Dreifaltigkeitssonntag (A)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
03. Dez. 2023
1. Adventsonntag (B)
26. Nov. 2023
Christkönigsonntag (A)
19. Nov. 2023
33. Sonntag im Jahreskreis (A)
12. Nov. 2023
32. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Nov. 2023
9. November: Weihe der Lateranbasilika (Fest)
05. Nov. 2023
31. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Nov. 2023
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2023
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
29. Okt. 2023
30. Sonntag im Jahreskreis (A)
22. Okt. 2023
29. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Okt. 2023
28. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Okt. 2023
27. Sonntag im Jahreskreis (A)
07. Okt. 2023
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
01. Okt. 2023
26. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Sep. 2023
25. Sonntag im Jahreskreis (A)
17. Sep. 2023
24. Sonntag im Jahreskreis (A)
14. Sep. 2023
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
10. Sep. 2023
23. Sonntag im Jahreskreis (A)
03. Sep. 2023
22. Sonntag im Jahreskreis (A)
27. Aug. 2023
21. Sonntag im Jahreskreis (A)
20. Aug. 2023
20. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Aug. 2023
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
13. Aug. 2023
19. Sonntag im Jahreskreis (A)
06. Aug. 2023
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
30. Jul. 2023
17. Sonntag im Jahreskreis (A)
23. Jul. 2023
16. Sonntag im Jahreskreis (A)
16. Jul. 2023
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
16. Jul. 2023
15. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Jul. 2023
14. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Jul. 2023
13. Sonntag im Jahreskreis (A)
29. Jun. 2023
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2023
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
25. Jun. 2023
12. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Jun. 2023
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
18. Jun. 2023
11. Sonntag im Jahreskreis (A)
16. Jun. 2023
Heiligstes Herz Jesu (A)
11. Jun. 2023
10. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Jun. 2023
Fronleichnam (A)
04. Jun. 2023
Dreifaltigkeitssonntag (A)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Ex 34,4b. 5-6. 8-9
Lesung aus dem Buch Exodus.
In jenen Tagen
stand Mose früh am Morgen auf
und ging auf den Sinai hinauf,
wie es ihm der HERR aufgetragen hatte.
Die beiden steinernen Tafeln nahm er mit.
Der HERR aber stieg in der Wolke herab
und stellte sich dort neben ihn hin.
Er rief den Namen des HERRN aus.
Der HERR ging vor seinem Angesicht vorüber
und rief: Der HERR ist der HERR,
ein barmherziger und gnädiger Gott,
langmütig
und reich an Huld und Treue:
Sofort verneigte sich Mose bis zur Erde
und warf sich zu Boden.
Er sagte:
Wenn ich Gnade in deinen Augen gefunden habe,
mein Herr,
dann ziehe doch, mein Herr, in unserer Mitte!
Weil es ein hartnäckiges Volk ist,
musst du uns unsere Schuld und Sünde vergeben
und uns dein Eigentum sein lassen!
Der Abschnitt Ex 34,4-6,8-9 findet sich innerhalb der Erzählung von der Bundesschließung am Sinai. Nach allgemeinem Urteil ist sie in Beziehung mit Ex 19,10-16 und Ex 24,12-15 zu sehen.
V 4b: Mose steigt auf den Gipfel des Berges Sinai. Das tut er, weil Jahwe ihm das befohlen hat. Die Initiative zu ihrer Begegnung liegt also bei Gott. Entsprechend der übrigen Darstellung kommt Jahwe wieder auf den Berg herab. Der Berg ist also nicht die Wohnung Gottes, sondern nur die Stätte, wo er sich offenbart. Bei der Erscheinung Gottes handelt es sich aber nicht um ein direktes Sehen des göttlichen Wesens, denn Gott bleibt in der Wolke verborgen.
V 5-6: Steht Mose in der Gegenwart Gottes, so „ruft“ er nun seinen Namen an. Dieses Verb ist ein terminus technicus und bezeichnete das öffentliche, meist kultische Bekenntnis zu Jahwe als Gott. Die logischen zum Ritual gehörenden Aktionen wie „sich beugen“ und „sich niederwerfen“ sind gleichfalls aus dem kultischen Ritual. In der geläufigen Sprache, die aus der Tradition des Kults stammte, erzählt hier der Jahwist die Begegnung Gottes mit Mose auf dem Berg Sinai, als ein Geschehen, das zum zentralen Akt der Geschichte Israels, dem Bundesschluß, gehört.
V 8-9: Mose beruft sich auf die Gunst, die er bei Jahwe genießt, und tritt fürbittend für sein Volk ein. Mose wiederholt hier in der Stunde der Bundesschließung, was er Jahwe bereits vorgetragen hatte. Er weiß wohl, daß sein Volk ein halsstarriges ist, aber gerade deswegen braucht es Jahwes ständige Gegenwart und Fürsorge in seiner Mitte. Das Volk zeigte sich bereits vor der Bundesschließung untreu, und so wollte Jahwe keinen Bund mehr schließen. Nicht dem eigenen Ja, sondern Liebe Gottes, entspringt der Bund. Das sollte Israel nicht mehr vergessen, daß es das eigenen Dasein der Initiative und unverdienten Liebe Jahwes verdankt. Was der Bund bedeutete, wird in diesem Zusammenhang auch gesagt: Eigentum Jahewes werden. Es geht also um Totaliät. Ihm ganz zu gehören mit allem, was man hat.
Die Perikope ist in den dritten großen Erzählbogen des Buches Exodus eingespannt. Nachdem in diesem Buch zunächst vom Auszug des Volkes Israel aus Ägypten (erster Erzählbogen) und dann vom Weg durch die Wüste und von der Gesetzesgabe bzw. vom Bundesschluß am Sinai (zweiter Erzählbogen) berichtet worden ist, wird in Ex 24,12-40,38 folgendes geschildert: Mose erhält auf dem Sinai den Auftrag zur Errichtung eines Zeltheiligtums und zur Einsetzung des priesterlichen Dienstes. Währenddessen übertritt das Volk durch die Verehrung des goldenen Kalbes den bereits geschlossenen Bund. Jahwe erneuert den Bund und verkündet seine Vergebungsbereitschaft (vgl. die Lesungsperikope). Darauf folgt die Ausführung jenes Auftrags, der Mose bereits zuvor gegeben wurde. Die über dem Berg Sinai ruhende Wolke zieht über das Zeltheiligtum, welches gewissermaßen zu einem wandernden Ort der Gottesbegegnung wird.
Sieht man von der Stellung der Perikope in der Konstruktion des Buches Exodus ab, wird darin einmal mehr ein Licht auf die Gotteserfahrung geworfen, welche dem Volk Israel am Berg Sinai zuteil geworden ist: Jahwe erweist sich als der nahe und anwesende, als der ansprechbare und barmherzige Gott. Er hält an seinem Bund, an seiner Gemeinschaft mit Israel fest. Israel darf sich als sein Eigentum empfinden. Es ist seiner Treue und seinem Langmut anempfohlen.
Daß Gott einen Namen - Jahwe - hat, ergibt sich nicht von ungefähr. Im polytheistischen Kontext, in dem das Volk Israel lebte, war es wichtig den Namen eines bestimmten Gottes zu kennen, um ihn von den Göttern, welche die anderen verehrten, unterscheiden zu können. Außerdem hatte, wer den Namen eines Gottes kannte, Zugang zu diesem Gott. Man konnte ihn anrufen. Schließlich handelt es sich um einen sprechenden Namen, das heißt, es wurde mit ihm etwas über seinen Träger ausgesagt. Nach Ex 3,14 bedeutet Jahwe "Ich bin da", genauer: "Ich bin für euch da".
Diese Zusage erschließt sich dem neutestamentlichen Gottesvolk, der Kirche, auf besondere Weise. In Jesus Christus und im Heiligen Geist hat sich Gott ganz und gar als derjenige mitgeteilt, der für sein Volk und darüber hinaus für die ganze Menschheit da ist. Er wird sichtbar und spürbar. Er öffnet sein Innerstes und stiftet Gemeinschaft mit denen, die an ihn glauben. Der hl. Irenäus von Lyon hat den Sohn und den Geist als die "zwei Hände" bezeichnet, mit denen Gott-Vater in der Welt wirkt. Immer handelt es sich aber um denselben Jahwe-Gott, der sich Israel am Sinai offenbarte. Tief sind die Brunnen der Gotteserfahrung!
Die erste Lesung erzählt von einer Erscheinung Gottes vor Mose auf dem Sinai. Bemerkenswert ist der der Berg Sinai als Ort der Erscheinung, der Morgen als Zeitpunkt, die Wolke als Attribut Gottes sowie das Zeremoniell.
Der Berg Sinai ist der Ort der Gesetzesoffenbarung, der Berg Gottes schlechthin. Gott ist der Ferne, schwer zugänglich, nicht greifbar und verfügbar. Der unverrückbare Berg bürgt jedoch auch für Kontinuität, Beständigkeit über alle Zeiten hinweg.
Berg und Wolke sind jedoch auch die Attribute des kanaanäischen Fruchtbarkeitsgottes Baal. Der Verfasser hat trotz aller Vorbehalte gegen den Baalskult keine Probleme, die Attribute dieses Gottes für Jahwe in Anspruch zu nehmen.
Die Gotteserscheinung findet am Morgen statt. Dieses Moment könnte aus den Vorstellungen von Sonnengottkulten herrühren.
Die Gottesbegegnung läuft nach einem altorientalischen Hofzeremoniell ab. Mose allein ist für würdig befunden worden, Gott gegenüberzutreten und die Anliegen des Volkes vorzutragen.
Obwohl der Verfasser auf Gottesbilder anderer Kulturen zurückgreifen muß, stellt er damit den Gott Israels vor: Der ferne und zugleich nahe Gott. Zwar König und Richter, jedoch barmherzig und gnädig.
1 Lesung (ungekürzte Fassung) - Ex 34,4b-9
Lesung aus dem Buch Exodus.
In jenen Tagen
stand Mose früh am Morgen auf
und ging auf den Sinai hinauf,
wie es ihm der HERR aufgetragen hatte.
Die beiden steinernen Tafeln nahm er mit.
Der HERR aber stieg in der Wolke herab
und stellte sich dort neben ihn hin.
Er rief den Namen des HERRN aus.
Der HERR ging vor seinem Angesicht vorüber
und rief: Der HERR ist der HERR,
ein barmherziger und gnädiger Gott,
langmütig
und reich an Huld und Treue:
Er bewahrt tausend Generationen Huld,
nimmt Schuld, Frevel und Sünde weg,
aber er spricht nicht einfach frei,
er sucht die Schuld der Väter
bei den Söhnen und Enkeln heim,
bis zur dritten und vierten Generation.
Sofort verneigte sich Mose bis zur Erde
und warf sich zu Boden.
Er sagte:
Wenn ich Gnade in deinen Augen gefunden habe,
mein Herr,
dann ziehe doch, mein Herr, in unserer Mitte!
Weil es ein hartnäckiges Volk ist,
musst du uns unsere Schuld und Sünde vergeben
und uns dein Eigentum sein lassen!
Antwortpsalm - Dan 3,52-56
GL 616,3
Gepriesen bist du, Herr, du Gott unsrer Väter,
Kv: Gerühmt und verherrlicht in Ewigkeit.
Gepriesen bist du im Tempel deiner heiligen Herrlichkeit,
Kv: Gerühmt und verherrlicht in Ewigkeit.
Gepriesen bist du, der in die Tiefen schaut und auf Kerubim thront.
Kv: Gerühmt und verherrlicht in Ewigkeit.
Gepriesen bist du auf dem Thron deiner Herrschaft.
Kv: Gerühmt und verherrlicht in Ewigkeit.
Gepriesen bist du am Gewölbe des Himmels.
Kv: Gerühmt und verherrlicht in Ewigkeit.
2. Lesung - 2 Kor 13,11-13
Lesung aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Korinth.
Schwestern und Brüder,
freut euch,
kehrt zur Ordnung zurück,
lasst euch ermahnen,
seid eines Sinnes,
haltet Frieden!
Dann wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein.
Grüßt einander mit dem heiligen Kuss!
Es grüßen euch alle Heiligen.
Die Gnade des Herrn Jesus Christus
und die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
sei mit euch allen!
Feri Schermann (2005)
Martin Leitgöb (2002)
Hans Hütter (1996)
Der Text ist der Briefschluß des zweiten Korintherbriefes. Der Apostel rechtfertigt noch einmal sein Schreiben. Er greift in Korinth ein, um Gemeinde aufzubauen. Er weiß sich als Beauftragter des Herrn, und mit dessen Autorität war er auch aufgetreten. Nun folgen Freudenwünsche und Grüße, wie es die antike Briefform nahelegt.
V 11: Hier folgt eine Reihe von Imperativen, von denen ein jeder einem ganz bestimmten Kontext angehört. Der Apostel spricht die Christen in Konrinth mit „Brüder“ an, nicht als Schüler. Das heißt, er weiß sich vor dem Herrn als Bruder unter Brüdern. Der erste Imperativ fordert zur Freude auf. Gemeint ist die eschatologische Freude, die der Wiederkunft Christi entgegensieht. Der nächste Imperativ fordert Vollkommenheit, die Realisation der Forderung Jesu. Die dritte Aufforderung heißt: Tröstet einander und ermahnt einander, baut einander als Gemeinde auf! Die nächste Mahnung gilt der Einheit im Denken und Trachten: Seid auf das Eine bedacht, was in Christus gilt. Sodann: Wahret Frieden und stiftet Frieden! Diese Imperative schärfen genau diese Lebensweise ein, die den Christen ausmachen und von seiner Umwelt abheben.
V 12: Es folgt die Grußformel. Christen sollen einander begrüßen mit heiligem Kuß. Schließlich richtet der Apostel die Grüße der anderen Christen aus. Er nennt sie Heilige; solche, die zur Heiligkeit berufen sind und schon auf dem Weg ihrer Berufung sind. Sie sind ausgegrenzt aus der Welt des Bösen, sie sind Bereich Gottes und Christi.
V 13: Bei diesem Vers handelt es sich um eine feststehende Formel, die höchstwahrscheinlich um eine liturgische Formel. Was den Christen hier zugesprochen und verheißen wird, ist die Liebe Gottes. Das nächste Gut für die Getauften ist die Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist. Die getauften stehen im Kraftfeld dieses Geistes. Sie sind sein Werk und sind auf Gemeinschaft mit ihm angewiesen.
Die Perikope enthält die letzten Verse des zweiten Korintherbriefes. Die Schlußworte der paulinischen Schreiben gelten in der Regel als stark persönlich gefärbte Abschnitte. So gesehen sind mit der fünffachen Ermahnung ("freut euch, kehrt zur Ordnung zurück, laßt euch ermahnen, seid eines Sinnes, lebt in Frieden") die Herzensanliegen des Apostels gegenüber der Gemeinde von Korinth formuliert. Andererseits ist auffällig, daß der vorliegende Briefschluß knapper als in anderen Schreiben gehalten ist. Paulus sah sich in der von ihm gegründeten Gemeinde zunehmend mit internen Auseinandersetzungen, aber auch mit harter Opposition gegen sich selber konfrontiert. Die Kap. 10-13 des zweiten Konrintherbriefes enthalten eine scharfe Abrechnung mit den Gegnern und Kritikern. Die erhitzte Stimmung, in der diese Abrechnung gehalten ist, stand breit ausladenden Schlußworten offensichtlich entgegen.
Immerhin greift Paulus am Ende nach einer bedeutungsschweren und in seinen Briefen singulären Segensformel: "Die Gnade Jesu Christi, des Herrn, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen." Wie kommt er darauf? Dem Apostel ist an einer neuen Einheit mit der Gemeinde und in der Gemeinde gelegen. Von alleine, nur aus den Kräften menschlichen Bemühens, geht das nicht. Wann immer Einheit möglich wird, ist sie eine Gabe Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, jenes dreifaltigen Gottes, der in der Einheit der drei Personen selber als Gemeinschaft existiert. Dies ist die lebendige Überzeugung eines Mannes, dem die Unwilligkeit und Uneinigkeit der Gemeinde von Korinth einigen Ärger bereitete. Ob diese Überzeugung auch in unseren Gemeinden und in der Kirche von heute das letzte Wort hat?
Als zweite Lesung wurde der Schluß des 2. Briefes des Apostels Paulus an die Korinther ausgewählt. Er enthält ein trinitarische Segensformel, in der neben dem Sohn der Vater und der Heilige Geist angerufen werden. Solche Formeln sind im Neuen Testament durchwegs geläufig. Sie dürften im liturgischen Gebrauch entstanden sein und bilden die biblische Grundlage der Theologie des dreifaltigen Gottes.
Der Briefschluß hält sich im übrigen an die damals geläufige Form, einen Brief abzuschließen.
Paulus ermahnt seine Adressaten, zur Ordnung zurückzukehren. Eine Reihe von Problemen, die die Gemeinde von Korinth zu sprengen drohten, waren der Anlaß für diesen Brief.
Auf die Ermahnung folgt eine Verheißung: Der Gott der Liebe und des Friedens wird mit euch sein.
Die unseren Ohren ungewohnte Formulierung "mit heiligem Kuß" stammt einerseits aus einer jüdischen Umgangsform, welche in die christliche Liturgie übernommen worden ist: Der Kuß als Ausdruck der Versöhnung und des Friedens. Die Christen als Heilige zu bezeichnen, kommt ebenfalls aus dem liturgischen Sprachgebrauch.
Ruf vor dem Evangelium - Offb 1,8
Halleluja. Halleluja.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Ehre sei dem einen Gott,
der war und der ist und der kommen wird.
Halleluja.
Evangelium - Joh 3,16-18
Aus dem hl. Evangelium nach Johannes.
Gott hat die Welt so sehr geliebt,
dass er seinen einzigen Sohn hingab,
damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht,
sondern ewiges Leben hat.
Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt,
damit er die Welt richtet,
sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.
Wer an ihn glaubt,
wird nicht gerichtet;
wer nicht glaubt, ist schon gerichtet,
weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes
geglaubt hat.
Feri Schermann (2005)
Martin Leitgöb (2002)
Martin Stewen (1999)
Der Perikopentext findet sich im Rahmen des sogenannten Nikodemusgespräches. Es geht beim Gespräch mit Nikodemus um die Wiedergeburt des Menschen aus dem Geist. Für den Christen geht es um diese Geistgeburt und ein geistgelenktes Leben.
V 16: Dieser Vers hört sich bereits als eine liturgische und katechetische Formel aus dem Leben der Gemeinde an. Es ist andererseits die Theologie des Verfassers zu spüren. Nach Johannes ist es der Vater, der den Sohn dahingibt. Diese einmalige Tat ist der Erweis seiner Liebe.
Dieses Ereignis hat Folgen. Jeder, der an den Sohn glaubt, soll nicht zugrunde gehen, sondern das ewige Leben haben. An den Sohn glauben ist bereits Formel für die Nachfolge Jesu. Es heißt: in Jesus den Sohn Gottes sehen. Der Glaubende soll nicht zugrunde gehen, sondern im Sohn einen neuen und bleibenden Bestand haben.
V 17: In formelhafter Wendung wird die Rede Jesu weiterführt, die eine Offenbarunsrede sein soll: Jesus offenbart den Vater und sich selbst als Sohn. Der Gesandte hat einen Auftrag, der heißt: die Welt retten und nicht richten. Die „Welt“ ist bei Johannes die Sphäre der Gottesferne. „Welt“ ist aber auch die Gesamtheit der Menschen, die gegen ihren eigenen Schöpfer stehen. Menschen und Welt sollen gerettet werden, sie sollen im Herrschaftsbereich des Sohnes und durch dessen Vermittlung gerettet werden.
V 18: Der Glaubende hat die Krisis bereits durchschritten, er hat das Gericht des Sohnes nicht mehr vor sich. Der Glaube ist das Gericht. Die Antithese ist nun der Nicht-Glaubende. Auch er hat das Gericht bereits hinter sich, denn er richtet und verurteilt sich selbst durch seinen Unglauben. Er besteht darin, nicht an den Namen des einziggeborenen Gottessohnes zu glauben. Dieser Prozeß der Ablehnung ist bereits Gericht. Es gibt für Jesus keine neutrale Zone vor Gott. Es gibt nur die Alternative der Annahme oder der Abweisung.
Die Perikope entstammt jenem Abschnitt im Johannesevangelium, der unmittelbar an das Gespräch Jesu mit Nikodemus (Joh 3,1-13) anknüpft. Dieser "führende Mann unter den Juden", wie er genannt wird, kommt in der Dunkelheit der Nacht, in der Dunkelheit des verlorenen Zustandes der Welt, zu Jesus. Was ihm noch am Ende seines Gesprächs nebulös bleibt, wofür er sich zwar interessiert, aber noch nicht ereifern kann, das wird in den drei Versen der Perikope in helles Licht gesetzt: die Bedeutung der Sendung Jesu Christi. Wir haben es mit einem Grundriß der johanneischen Theologie zu tun.
Gott bietet aus Liebe zur Welt das Kostbarste auf, das er hat, seinen Sohn - und damit sich selbst. Ohne Vorbehalt verschenkt er sich an die Welt, wird den Menschen Mitmensch und teilt ihr Geschick. Ziel der Hingabe des Sohnes ist die Rettung der Welt, die Rettung jedes einzelnen Menschen. Wenn der Mensch glaubt, wenn er auf die Initiative Gottes eingeht, wenn er vertrauensvoll seine Hand in die Hände des Sohnes legt, kann er Lebensglück und Lebensfülle, das ewige, will heißen: das göttliche Leben erreichen. Die menschliche Freiheit läßt freilich auch den Unglauben zu. Wer nicht glaubt, verhängt aus Eigenem über sich das Gericht, er verstellt sich selbst den Weg zu Lebensfülle und Lebensglück.
Das Johannesevangelium läßt offen, ob Nikodemus noch anwesend ist, als Jesus seine Sendung erläutert. Es fehlt jede Reaktion. Fast scheint es, daß er sich bereits in die Dunkelheit der Nacht verabschiedet hat, aus der er gekommen war. Nikodemus begegnet noch einmal, als er im Hohen Rat dafür plädiert, Jesus eine gerechte und gesetzesgemäße Behandlung zuteil werden zu lassen (Joh 7,50). Schließlich führt er gemeinsam mit Josef von Arimathäa die Bestattung Jesu durch (Joh 19,39). Jetzt, da der vom Vater gesandte Sohn Leiden und Tod nicht scheute, um die Welt zu retten, steht Nikodemus als Glaubender da, beschämt vielleicht, aber bereit, Jesus jeden guten Dienst zu tun, ihn anzurühren, ihn zu bergen.
Ein in unseren Breiten bekanntes Dreifaltigkeitsbild ist der Gnadenstuhl. Dieses Bild stellt Gott-Vater dar, der dem Betrachter den Gekreuzigten zeigt. Eine treffende Illustration für die Erkenntnis, zu welcher Nikodemus erst allmählich fand: "Gott hat die Welt so sehr geliebt, daß er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat." (Joh 3,16). Der Heilige Geist, der auf dem Bild des Gnadenstuhls als Taube aufscheint, mag zu dieser Erkenntnis verhelfen!
Die Perikope stammt aus dem Zusammenhang einer Logienkette. Sie enthält jeweils ein Logion zum Thema Hingabe des Sohnes (Vers 16), Sendung des Sohnes (Vers 17) und Glaube und Gericht (Vers 18).
Kernstück der Aussagen ist die Liebe Gottes, die bis zum Opfertod des Sohnes geht. Dramatisch gesteigert wird Darstellung im Wechsel von "Menschensohn" (Vers 14) zum "einzigen Sohn" (Vers 15ff). Auffallend ist die Gegenüberstellung der Liebe Gottes und der durch sie beeinflussten Welt. Auch betont Paulus die freie Willensentscheidung für den Glauben: Sie ermöglicht auch eine Ablehnung der Liebe Gottes, die eine prompte Tatstrafe nach sich zieht.
Nach: Gnilka, J.; Johannesevangelium (=NEB NT 1), 29
Der lange Atem Gottes gibt uns Hoffnung
Gibt es Gott?
"Gott existiert. Ich bin ihm begegnet" lautet der Titel eines Bestsellers des französischen Schriftstellers André Frossard, in dem er beschreibt, wie er im Alter von 20 Jahren als ein in einer atheistischen Familie aufgewachsener überzeugter Marxist seine Bekehrung erlebt hat und seitdem nicht müde geworden ist, seine Überzeugung, dass Gott existiert, zu bezeugen.
Nicht wenige große Denker, Naturwissenschaftler und Philosophen werden nicht müde zu betonen, dass sich eine Existenz Gottes nicht beweisen lasse. Vor etwa 15 Jahren rollte weltweit durch viele Großstädte eine Werbekampagne mit der Botschaft: "Wahrscheinlich gibt es keinen Gott – also hör' auf, dir Sorgen zu machen und genieße das Leben." Genau besehen richtete sich diese Aktion an Menschen, die sich vor Gott ängstigen, und wandte sich gegen Menschen, die solche Ängste schüren und mit angstmachenden Gottesbildern religiösen Druck ausüben.
Der deutsche Autor Heinrich Böll, ein bekennender Christ, spottet in seinem Buch Ansichten eines Clowns: "Atheisten langweilen mich, weil sie immer nur von Gott sprechen." Wenn man bei anderen gläubigen Autoren nachgräbt, entdeckt man eine Menge ähnlich flotter Sprüche. Auch als gläubiger Menschen kann ich diesen Auseinandersetzungen Positives abgewinnen, sie treffen aber nicht den entscheidenden Kern der Frage nach Gott.
Ein menschenfreundlicher und wohlwollender Gott
Die Bibel – in den großen heiligen Schriften anderer Religionen verhält es sich nicht wesentlich anders – erzählt zwar immer wieder von Menschen, die nicht an Gott glaubten, ihr Hauptinteresse ist es aber, die Erfahrungen und Erlebnisse, die gläubige Menschen mit ihrem Glauben an Gott gemacht haben, nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Solche Gotteserfahrungen kann man psychologisch, naturwissenschaftlich, historisch oder auch philosophisch in Frage stellen, die Existenz oder Nicht-Existenz Gottes lässt sich jedoch nicht beweisen. Beides bleibt eine Sache persönlichen Glaubens.
Die biblischen Texte fragen nicht, ob Gott ist, sondern wie Gott ist. So auch die Bibeltexte, die heute am Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit in der Liturgie vorgetragen werden.
Die Erzählung von der Begegnung des Mose mit Gott auf dem Berg Sinai stellt uns einen Gott vor, der zu den Menschen hält, mit ihnen mitgeht, sie ins Gelobte Land führt, obwohl er Grund hätte, sich von diesen Menschen abzuwenden, nachdem sie von ihm abgefallen waren und sich andere Gottheiten gesucht hatten.
Paulus beschließt seien Zweiten Brief an die Korinther mit einer Segensformel, die eine bereits sehr frühe liturgische Sprechweise von einem dreifaltigen Gott bezeugt. Mit ihr ruft er Gnade, Liebe und Gemeinschaft, das Wohlwollen Gottes, auf die Gemeinde herab.
Im Johannesevangelium stellt Jesus seinem Gesprächspartner Nikodemus, einem gottesfürchtigen jüdischen Schriftgelehrten, Gott als den großen Liebenden vor, der bereit ist, seinen Sohn hinzugeben, um den Menschen zu zeigen, wie sehr er die Menschen liebt und um ihr Heil besorgt ist: "Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird."
Der lange Atem Gottes gibt Hoffnung
Sich Gott als dreifaltig und dreieinig vorzustellen und zu bekennen, ist das Ergebnis langer theologischer Diskussionen. Der Dreifaltigkeitssonntag ruft uns das alljährlich in Erinnerung. Wer den biblischen Gottesbildern folgt, lernt diesen als wohlwollenden und die Menschen liebenden Gott kennen. Er braucht sich vor diesem Gott nicht zu ängstigen.
Die Menschen, von denen die Bibel erzählt, haben diesen Gott aber auch als mächtigen Gott kennengelernt, der nicht zulässt, dass seiner Schöpfung auf Dauer Schaden zugefügt wird oder dass sie zerstört wird. Zu fürchten haben ihn jene, die sich selbst zu Herren der Welt und der Schöpfung erklären, die diese Welt ausbeuten, andere erniedrigen und ihrer Herrschaft unterwerfen. Sie sollen ihn nicht unterschätzen. Er hat einen langen Atem. Seine Macht reicht über Generationen hinweg: "Der HERR ist der HERR, ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig und reich an Huld und Treue: Er bewahrt tausend Generationen Huld, nimmt Schuld, Frevel und Sünde weg, aber er spricht nicht einfach frei, er sucht die Schuld der Väter bei den Söhnen und Enkeln heim, bis zur dritten und vierten Generation."
Angesichts der großen Probleme, die uns in der gegenwärtigen Welt bedrängen – Kriege, Umweltzerstörung, Klimakrise, soziale Ungerechtigkeit u.a.m. – gibt uns der Glaube an diesen menschenfreundlichen und wohlwollenden Gott Hoffnung. Er hat, so bin ich überzeugt, den längeren Atmen. Somit ist die Frage, ob es Gott gibt, nicht nur eine Frage des Glaubens, sondern auch eine Frage der Hoffnung. Ihn zu lieben und ihm vertrauen, ist die großartige Einladung des heutigen Festes.
Dreifaltigkeit, vertraut und doch fremd
Mehr als ein Streitthema
Heute feiern wir den Dreifaltigkeitssonntag. Wir feiern etwas, was uns vertraut und doch fremd ist: den dreieinigen Gott bekennen wir immer im Kreuzzeichen vor dem Gebet, gefragt, was das eigentlich soll, und wieso wir uns Monotheisten nennen, obwohl es doch eigentlich drei Götter sind, kommen die meisten von uns ins Straucheln.
Die Dreifaltigkeit war immer schon auch Streitthema, bereits in der frühen Kirche zur Zeit des Ambrosius von Mailand gab es die Arianer, die einen Gott in drei Personen als Blasphemie empfanden. Solche Kritiken kamen im Lauf der Kirchengeschichte immer wieder auf. Auf dem Konzil von Konstantinopel wurde festgehalten, dass das Wesen Gottes in seiner Verwirklichung drei Formen beinhaltet, die eins sind und dennoch verschieden: Gott Vater, den Schöpfer, Gott Sohn, der in seiner Göttlichkeit ganz Mensch geworden ist und der Heilige Geist, der in den Menschen wirkt. Eine, wie ich finde, schöne Formulierung findet sich bei Hans Küng: „Gott ist als Vater der „Gott über uns“, als Sohn, der in Jesus Christus Mensch geworden ist, der „Gott mit uns und neben uns“, als Geist der „Gott in uns““ (Küng, Hans, Das Christentum. Wesen und Geschichte, München 2007).
In den heutigen Tagestexten wird Gott vor allem als der mitleidende, mitfühlende, barmherzige Gott geschildert, dem nichts so am Herzen liegt wie das Wohl der von ihm geschaffenen Menschen. „Freut Euch“ fordert Paulus die (immer wieder mal zerstrittenen) Mitglieder der Gemeinden in Korinth auf, und Mose wagt es gar, diesen Gott darum zu bitten, Schuld und Sünde zu verzeihen, weil die Israeliten doch sein Volk sind. Und im Evangelium hören wir, dass Gott den Sohn geschickt hat, nicht um zu richten, sondern um zu retten. Zu Pfingsten befähigte der Geist die Jünger und Jüngerinnen Jesu, ihre Angst zu überwinden und vor die Menschen zu treten, um Sein Wort zu verkünden.
Gott ist uns nahe
Was heißt das nun für uns? Wie kommen wir nunmehr diesem dreieinigen Gott näher? Gott ist vielfältig. Er ist immer bei uns – so, wie wir es gerade brauchen. Sei es der liebende Vater, der tröstet, wenn wir Trost brauchen, sei es der Geist, der uns antreibt, der uns Auswege zeigen kann in der Ausweglosigkeit, sei es der Sohn, unser Mensch gewordener Bruder, der als Mensch unter Menschen gelebt hat, dessen Leben uns zeigt, wie es auch gehen kann, dessen Lehre uns helfen kann, immer wieder umzugehen, wenn wir in die Irre gelaufen sind.
Oft merken wir nichts davon. Aber wenn wir Augen und Ohren offenhalten, begegnet uns dieser Gott in vielfacher Gestalt: wenn wir auf einem Berggipfel stehen oder am Meeresstrand und die Schöpfung bestaunen; wenn im Frühling aus Bäumen, die wie tot aussehen, die ersten Blätter wieder neu sprießen; wenn uns, wenn wir Hilfe brauchen, plötzlich eine helfende Hand gereicht wird; wenn wir in den Krisen unserer Zeit merken, was wirklich wichtig ist im Leben; aber auch, wenn wir unsere Hilflosigkeit angesichts von Klimaerwärmung, Kriegen und anderen zum großen Teil menschengemachten Katastrophen dennoch nicht verzweifeln.
Auch in der Musik und der Kunst kann uns Gott begegnen: Als Karfreitag 2015 in Bonn meine Freundin starb, sind mein Mann und ich anschließend zum Gebet in die Münsterkirche gegangen. Im Altarraum hing ein großes, dunkles Bild mit einer Art Tunnel zum hellen Licht. Und ich saß da und wusste: Sie ist angekommen, da, wo wir uns alle einmal wiedersehen werden.
Dreifaltigkeitssonntag: Haben wir jetzt etwas mehr verstanden, was es bedeuten soll? Ich weiß es nicht. Aber ist es nicht so, dass es um unseren Glauben geht? In jeder Eucharistiefeier preisen wir das „Geheimnis des Glaubens“. Glauben ist nicht wissen. Glauben heißt, nicht alles erklären zu müssen. Sich drauf einlassen zu können. Gott ist vielfältig in seiner Gestalt. Er begegnet und begleitet uns, wenn wir es zulassen. Er ist bei uns alle Tage bis zum Ende der Welt. Das ist die Zusage. Für mich. Und für Euch. Und für alle, die an diesen geheimnisvollen dreieinigen Gott glauben.
Dich Gott loben wir...
Wovon reden wir, wenn wir von Gott reden?
Vor vielen Jahren kam ich beim Mittagessen in der Klostergemeinschaft mit drei älteren Mitbrüdern an einem Tisch zu sitzen. Alle drei waren mehr oder weniger schwerhörig. Wir haben uns trotzdem angeregt unterhalten. Bald fiel mir auf, dass jeder von etwas anderem redete. Solange die einzelnen Beteiligten dies nicht bemerkten, verlief das Gespräch für jeden befriedigend… Keine Sorge, wir haben uns nicht die Köpfe eingeschlagen, als wir nach und nach mitbekamen, dass wir lediglich meinten, uns über dasselbe zu unterhalten.
Ähnlich ergeht es mir, wenn ich in Gespräche über Gott verwickelt werde. Ich frage mich: Reden wir über dasselbe? Worüber reden wir, wenn wir das Wort Gott in den Mund nehmen? Meinen wir wirklich das Gleiche?
Jeder Mensch, entwickelt im Laufe seines Lebens seine eigenen Gottesvorstellung, auch jene, die zum Schluss kommen, wahrscheinlich gibt es ihn gar nicht. Jede Religion hat ihre eigene Geschichte ihrer Rede von Gott. Alle durchliefen einen langen Diskurs von Gottesvorstellungen, Gottesbildern und formulierten daraus für ihre Anhänger Glaubenssätze. Manche erliegen dabei der Versuchung, anderen ihre Gottesvorstellungen eintrichtern zu wollen oder gar einander die Köpfe einzuschlagen.
Die Christen haben für ihre Rede von Gott die theologische Formel "1 Gott in 3 Personen" gefunden. Sie glauben an den einen, dreifaltigen und dreieinigen Gott. Aber was bedeutet das konkret?
Vielfache Gotteserfahrungen
Mit der Rede von Gott ist es ähnlich wie mit der Rede vom Heiligen Geist. Geist kann man nicht sehen, man kann aber sein Wirken erkennen und daraus Rückschlüsse auf ihn ziehen.
Die Heiligen Schriften, die wir als Grundlage unseres Glaubens betrachten, aber auch eine Vielzahl von anderen Büchern erzählen uns von Menschen und ihren Erfahrungen mit Gott. Diese Texte sind jedoch zeitbedingt und geprägt von den Gottesvorstellungen und Redeweisen der jeweiligen Zeit. Wenn ich sie lese, drängt sich mir dabei die Frage auf: Was wollen diese Menschen mir damit sagen? Welche Glaubenserfahrungen möchten sie damit späteren Generationen weitergeben? Welche Botschaft wollen die biblischen Autoren, die diese alten zunächst mündlich weitergegebenen Erzählungen gesammelt und aufgeschrieben haben, ihren Lesern vermitteln? Sie tun es mit den Ausdrucksmitteln ihrer jeweiligen Zeit. Viele Texte sind literarische Kleinode, lesenswerte Weltliteratur. Sie haben einen viel größeren und weiteren Horizont, als wir ihnen in ihrer zeitbedingten Aufmachung zutrauen. Wir werden ihnen nicht gerecht, wenn wir sie wie Zeitungsberichte unserer Tage lesen. Sie verlangen von uns einen behutsamen und geduldigen Umgang mit ihnen.
Begriffloses Reden von Gott
Das Judentum und auch der Islam verbieten ihren Gläubigen, sich Bilder von Gott anzufertigen. Sie vermitteln ihnen damit: Jedes Bild das wir uns von Gott machen, ist unzulänglich und damit auch falsch. Wir können Gott nicht in Bildern festhalten, abgesehen davon, dass naive Menschen unter Umständen die Bilder selbst für Gottheiten halten.
Das gilt auch für das Sprechen von Gott. Wir können einander unsere Erfahrungen mit Gott und unsere Vorstellungen von Gott mittteilen, wir können damit aber nicht Gott "einfangen". Wir können Gott nicht begreifen und nicht durch Begriffe definieren. Gott übersteigt unsere Begriffe, Vorstellungen und Bilder. Persönliche Glaubenserfahrungen sind Momentaufnahmen und Deutungen des Erlebten. Sie haben begrenzten Wahrheitswert.
Die theologische Rede vom dreifaltigen und dreieinigen Gott ist der Versuch, die vielfachen Gotteserfahrungen gläubiger Menschen zusammenzufassen und auf den Punkt zu bringen ohne dabei der Versuchung zu erliegen, Gott in den Griff bekommen zu wollen oder ihn begreifen zu können.
Gott feiern als den Dreifaltigen und Dreieinigen
Das Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit folgt auf die drei großen Feste des Christentums, an denen wir unsere Aufmerksamkeit jeweils auf einen Erzählkreis über das Geheimnis Gottes gerichtet hatten.
Rund um Weihnachten betrachteten wir die Überlieferungen, die uns von der Nähe und Menschenfreundlichkeit Gottes und von seiner Menschwerdung in Jesus von Nazareth erzählen.
Rund um Ostern richteten wir unsere Aufmerksamkeit auf Jesus Christus, in dem die Liebe Gottes bis hin zur Selbstaufopferung sichtbar und spürbar geworden ist.
Zu Pfingsten machten wir uns den Atem Gottes bewusst, der die ganze Schöpfung von ihrem ersten Anfang an bis in unsere gegenwärtige Welt hinein durchweht.
Wir stehen ehrfürchtig staunend vor dem großen Geheimnis, das wir Gott nennen. Wir stehen ihm nicht beziehungslos gegenüber, sondern glauben, dass er uns persönlich liebt, denn persönlich geliebt werden ist die unübertrefflich intensivste Liebe, die wir Menschen erleben können.
Mit allen, die sich vom Geheimnis Gottes berühren, erschüttern und faszinieren lassen, stimmen wir am Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit in das "Te Deum", in das "Großer Gott, wir loben dich" der ganzen Menschheit ein.
(Als Schlusspunkt der Predigt schlage ich vor, gemeinsam das "Großer Gott, wir loben dich" zu singen.)
Ein Fest gegen den Egoismus
Gott ist Liebe, die sich verschenkt
"Der Mensch ist nicht für sich allein geboren!" Dieses Wort habe ich zum ersten Mal im Lateinunterricht gehört. Es ist wichtig, sich für eine Sache im Leben einzusetzen. Nur für sich selber zu leben, das wird auf die Dauer unbefriedigend. Wir alle gehören zu einer Gemeinschaft. Da ist es wichtig, dass sich jeder, so gut es geht, einbringt mit dem, was er/sie kann. Das sind für mich sehr einsichtige Gedanken.
Wenn ich an das Fest von heute denke - Dreifaltigkeit - dann möchte ich das im gläubigen Sinne weiterführen. Der Mensch ist ein Ebenbild von Gott. Wir beten zu Gott, dem Vater, zu Gott dem Sohn und zu Gott, dem Heiligen Geist. Es sind nicht drei Götter. Gott ist der Vater, der diese Welt aus Liebe geschaffen hat. Gott ist der Sohn. Im Sohn zeigt sich die ganze Liebe des Vaters, spricht der Vater das Wort: "Ich liebe dich, du Mensch". Im Heiligen Geist wirkt Gott auch heute in der Welt und in seiner Kirche. Es ist der Gott für uns.
Dort, wo der Mensch sein Leben für andere lebt, dort zeigt er viel von Gott. Der Mensch findet dort zu sich selbst, zu seinem Wesen, wenn er für andere Menschen lebt. Denn: Gott ist nicht für sich allein geblieben. Gott hat sich - in seiner großen Liebe - verschenkt. Die Liebe sucht immer das Leben, das Glück und auch die Freude des anderen. Die Liebe nimmt vor allen Dingen Anteil am dem, was der andere, das Gegenüber in seinem Leben erfährt.
Gott nimmt teil am Leben der Menschen
Als Christen/ innen dürfen wir an diesen Gott glauben. In der Lesung aus dem Buch Exodus lesen wir: Er lässt sein Volk Israel nicht allein in der Gefangenschaft in Ägypten. Gott hört das Schreien und das Wehklagen des Volkes. Weil Gott das Leben seines Volkes will, darum stellt er sich in der Lesung vor als "ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig, reich an Huld und Treue." Gott ist diesem Volk, das die Treue zu IHM bricht, immer treu. Gott geht es um sein Volk, dass es zu IHM findet. Gott geht es darum, sein Volk in das gelobte Land zu führen. Gott möchte das Wohl seines Volkes, seine Erfüllung.
Dass Gott immer mit seinem Volk geht, das hat sich in der Geschichte Gottes mit uns immer gezeigt. Wo wir uns auf Gott einlassen, wo wir Frieden halten, wo wir versuchen in Gott eine Gemeinschaft zu sein, dort wird er unser Leben mit uns teilen. Sein Leben teilt Gott mit uns in Jesus Christus. In Jesus ist die Liebe Gottes sichtbar geworden. Gott ist nicht bei sich geblieben. Er verschenkt sich in seinem Sohn. In seinem Sohn schenkt Gott uns seine Gnade. Seine Gnade zeigt sich in der Liebe und in der Zuwendung gerade zu den Schwächsten und zu den Sündern, zu denen, die am Rande standen. Seine Gnade zeigt sich darin, dass Gott alle Menschen retten will, bei sich haben will.
Darum schreibt Johannes in seinem Evangelium, dass er die Welt so sehr geliebt hat, dass er seinen Sohn in die Welt gesandt hat, nicht um zu richten, sondern um zu retten. Wer an Jesus glaubt, der hat das ewige Leben. Alles, was Gott getan hat, das hat Gott aus Liebe zu uns getan. In Jesus ist die Liebe Gottes sichtbar und auch greifbar geworden, Mensch geworden.
Gott hat diese Welt nicht geschaffen und sie dann dem Schicksal überlassen. Sondern er hat eingewirkt in die Geschichte der Menschen. Gott greift auch ein in die Geschichte eines jeden einzelnen Menschen. An Christi Himmelfahrt und auch an Pfingsten haben wir gefeiert: Gott sendet seinen Heiligen Geist. In diesem Heiligen Geist wirkt Gott auch heute noch. Dort, wo Menschen miteinander als Christen leben, wo sie Gemeinschaft suchen, da ist auch Gott in seinem Heiligen Geist sichtbar und erfahrbar.
Ein Fest gegen den Egoismus
Dreifaltigkeit - Gott sucht Gemeinschaft mit uns und mit der Welt. Wir werden - ich habe es ja gesagt - dort am meisten Mensch, wo wir füreinander und miteinander leben. Wir kommen dort zu unserem Wesen, wo wir die Beziehung zueinander suchen. Wir finden dort zum Sinn unseres Lebens, wo wir "Liebe" wagen. Wo wir das wagen und uns redlich mühen, dort leben wir unseren Glauben an Gott, der sich in den drei Personen Vater, Sohn und Geist den Menschen zeigt.
So leben wir doch dort am Sinn vorbei, wenn wir eben nur noch für uns leben, nur noch die eigenen Interessen sehen. wir leben auch am Willen Gottes vorbei, wenn wir die Mitmenschen nicht als Bereicherung ansehen, sondern als Feinde, als jemanden, der unser Leben eingrenzt. Wenn ich nur noch meine eigene Meinung gelten lassen, wenn ich glaube, nur mein Volk, meine Religion ist das einzig wahre oder das bessere, dann geht das am Willen Gottes vorbei.
Viel Unterdrückung und Kriege sind wegen derartiger Meinungen entstanden. Wie oft wurden und werden auch heute noch Menschen getötet und unterdrückt wegen ihrer religiösen Anschauung, wegen ihrer politischen Meinung. Der ganze Terror, den wir zurzeit erleben, ist doch auch ein Zeichen davon, dass Menschen nur noch ihre eigenen Interessen sehen. Da ist kein Zugehen mehr auf andere. Da ist auch kein Verständnis für andere. Es macht auch Sorge, dass immer mehr PolitikerInnen nur noch die Interessen des eigenen Landes sehen. Hatte man in früheren Jahren sich um die Einheit bemüht, heute will man aus der Einheit und aus der Gemeinschaft ausbrechen. Viele Probleme, ganz besonders die Flüchtlingsprobleme sind eine Herausforderung, auch an uns als Christen. Hier zeigt sich - besonders in Deutschland, - ob wir nur für uns leben wollen oder ob wir bereit sind zu teilen, ob wir offen sind für die Menschen, die unsere Hilfe suchen.
An der Not der Menschen Anteil nehmen
Klar kann ich hier keine Lösung aller Probleme liefern, aber es geht ja auch um eine Grundeinstellung, das Dasein für andere, das Achten auf die Not der anderen, und nicht einfach das leben für sich selbst. Eine derartige Fehlhaltung kann und ist auch in der Kirche aufgetreten. Auch die Kirche in Deutschland hat so manchen Skandal erleben müssen. Papst Franziskus hat das vor gar nicht all zu langer Zeit angeprangert. Doch dürfen wir nicht mit dem Finger auf andere zeigen. Sondern wir sollten immer wissen: Wir haben unseren Glauben nicht für uns allein. Wir müssen ihn weitertragen und auch weitersagen.
Gebet und Gottesdienst, das alles sind Wege, in unserer Liebe zu Gott zu wachsen. Es sind Wege immer mehr mit Gott eins zu werden. Unser Wesen, unser Herz kann und soll sich wandeln. So wie Gott nicht für sich selbst da ist, so sind auch wir nicht für uns selbst da. Wir sollen hineinwachsen in diese Liebe, immer mehr und tiefer. Wir sollen hineinwachsen in der Einstellung, für andere zu leben. Wir sollen hineinwachsen in die Liebe, die sich verschenkt. Wachsen wir in die Liebe Gottes hinein.
Gott ist Liebe
Einheit in Verschiedenheit
„Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“ - Ein zentraler Text des Johannesevangeliums, eine Kurzformel der Rettungstat Gottes am Menschen, ein Hoffnungswort für die verlorene Menschheit. Große Komponisten wie Bach, Schütz, Buxtehude, Telemann vertonten diese. Auch Liedermacher unserer Tage, wie der Musiker Albert Frey, wagten sich an dieses große Hoffnungswort.
Gott liebt uns so sehr, dass er für uns den Sohn dahingibt, damit jeder der an ihn glaubt, das ewige Leben hat. Der Sohn, Jesus, empfängt sein Leben und seine Liebe vom Vater. Er liebt den Vater und schenkt sich an den Vater zurück. Er lässt sich in dieser Liebe zu uns Menschen senden und senkt den hl. Geist Jesu allen, die glauben, ins Herz. Jesus bringt und verwirklicht auf unsere Erde, was die Propheten in Israel verkündeten: „Gnädig und barmherzig ist der Herr.“ Er versteht sich als der, auf dem der Geist des Herrn ruht, der gesandt ist, „den Armen eine gute Nachricht zu bringen, den Gefangenen die Entlassung zu verkünden und den Blinden das Augenlicht; und ein Gnadenjahr des Herrn auszurufen.“ Jesus greift nicht zur Gewalt, er bleibt äußerlich schwach, ist göttlich groß in der Liebe inmitten seiner Bedrängnis. Das alles, weil er im Vater lebt und im Hl. Geist. Vater, Sohn und Hl. Geist sind die Dreifaltigkeit als höchste, lebendige Beziehung in glühender Liebe füreinander. Weil die drei göttlichen Personen in der Liebe eins sind, sind sie auch die Dreieinigkeit. Wir sind in Gefahr, den dreifaltigen Gott in Formeln auszudrücken, und vergessen dabei, dass wir erst dann uns dem Geheimnis nähern, wenn wir lieben.
An der Liebesdynamik Gottes teilhaben
Wir können in diese Dynamik eintreten und an ihr teilhaben, wenn wir nicht egoistisch für uns selbst leben, sondern für andere da sind. Den Lebensstil des dreifaltigen Gottes leben heißt, auf jede Form von ichbezogener Macht und, sei sie mir vielleicht zugestanden, zu verzichten und auf die Kraft der Liebe zu vertrauen. Wenn wir gegenüber Fremden unsere spontane Ablehnung und Berührungsangst von Jesu Geist wandeln lassen zu Offenheit, und in unserem Land alles tun, Fremden ein Zuhause erfahren zu lassen. Dann versuchen wir, wie Gott zu leben. Wir leben das Leben der Dreifaltigkeit, Gemeinschaft in der Verschiedenheit, getragen durch Annahme, Wohlwollen und Liebe.
Die Dreifaltigkeit offenbart sich in den Evangelien als die Urzelle von Gemeinschaft. Auch im Leiden und Sterben Jesu bleibt für uns geheimnisvoll diese Einheit erhalten und offenbart sich als göttlicher Abgrund der Liebe für uns Menschen. Ein großes Geheimnis. Wir können nur lobpreisen, staunen und anbeten. Es vollzieht sich in dem schlichten Gebet: "Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit."
Auch das sich Bekreuzen im Namen des dreifaltigen Gottes ist jedes Mal, wenn wir es tun, eine erneute Weihe an den dreifaltigen Gott, der intensivste Liebesgemeinschaft in der Verschiedenheit und Einheit ist.
Möge uns die Gnade des Miteinander in unserem Beziehungen und Gemeinschaften gegeben werden.
Gott ist dreifaltig in seiner Liebe
Gott begreifen wollen
Ein sehr strenger König wollte einmal wissen, wie Gott ist. Er ließ alle Gelehrten seines Landes zusammen kommen. Doch keiner konnte ihm sagen, wie Gott ist. Da kam ein einfacher Hirte. Er hörte die Bitte des Königs. Er ging zu ihm hin und sagte zu ihm: "König, schau einfach einmal in die Sonne." Das versuchte der König. Doch genauso schnell wie er in die Sonne blickte, genauso schnell wandte er sich von der Sonne ab. "Kein Mensch kann doch in die Sonne blicken." sagte er. Der Hirtenjunge antwortete: "Ebenso kann kein Mensch Gott je erfassen." Wir können Gott nicht erfassen. Da hat der Hirtenjunge ganz recht.
Dennoch können wir versuchen, uns über Gott Gedanken zu machen. Das Fest "Dreifaltigkeit" lädt uns dazu ein. Wir glauben an den einen Gott in drei Personen. Vater- Sohn und Heiliger Geist. Nicht drei Götter, sondern der eine Gott, der sich uns auf drei verschiedene Weise mitteilt. Jetzt wird es aber ganz philosophisch, so mögen einige von Ihnen nun denken. Da steige ich besser aus. Es sollen sich halt die Gelehrten darüber Gedanken machen. Ich versuche meinen Glauben zu leben. Ich versuche mich einzusetzen. Ich versuche, für andere Menschen da zu sein. Ich gehe sonntags in den Gottesdienst, bete meinen Rosenkranz. Doch so Themen wie Dreifaltigkeit - das ist nichts für mich.
Wer aber so denkt, hat schon so manches begriffen, was Dreifaltigkeit bedeutet. Ich sage hier vorab: auch ich selbst werde nie Gott vollständig erfassen. Nein: es ist nur die Spitze des Eisberges. Je mehr ich glaube, von Gott zu wissen, umso mehr spüre ich auch, wie wenig ich weiß. Wenn ich aber über Gott nachdenke, dann kann ich auch immer mehr leben von dem, was er von uns möchte. Ich glaube, dass sehr viele religiöse Erfahrungen mit Gott sich im Glauben an den dreifaltigen Gott finden.
Ich bin für euch da
Ein wenig helfen uns die Lesungen und das Evangelium. Wir hören, dass Gott zu Mose herabstieg. Auch Mose bekommt kein Gesicht zu sehen. Nein: es ist eine Wolke, die Mose erfährt. Es ist der Gottesname Jahwe, den er bereits am brennenden Dornbusch gehört hat. Jahwe heißt: Ich bin der »Ich bin für euch da«. Es ist ein Gott, der zu uns kommt, der für uns Gott ist. Gott hat die Welt nicht einem Schicksal überlassen. Gott lebt ganz konkret mit uns. Er ist der barmherzige Gott, der treue Gott. Hier sehen wir auch vom Bild des Vaters, der Halt und Orientierung schenkt, der Schutz gibt und sein störrisches Volk bewahrt. Dieser Gott lebt für uns, für seine Welt, die er aus Liebe geschaffen hat.
Dieser Gott schenkt sich uns in seinem Sohn. Alles tut er aus Liebe. Liebe heißt auch für einander da sein, einander annehmen ohne Bedingungen. Liebe kann man sich nicht verdienen. Liebe gibt sich einander hin. Liebe heißt "aus sich herausgehen" nicht bei sich allein bleiben. Gott liegt an der Welt. Er will die Welt nicht richten, sondern er will die Welt retten, zu sich führen. Das geschieht dort am besten, wo wir uns an das halten, was wir von Gott erfahren. Einen Gott, der uns so liebt, dass wir sein Leben geschenkt bekommen.
Geführt durch den Heiligen Geist
Vor einer Woche feierten wir Pfingsten. Der Heilige Geist. Gottes Geist ist dort zu erfahren, wo Menschen im Geiste Gottes, im Geiste Jesu handeln und wirken. Gott schenkt sich uns in seinem Heiligen Geist. Er führt sein Werk weiter. Wir sind keine Marionetten, wir sind Gottes Partner, aber wir sind geführt durch den Heiligen Geist. Das war ein Versuch, die drei Personen der Dreifaltigkeit zu umschreiben. Das kann ich vergleichen mit einem Blick in die Sonne.
Wie aber wir die Sonne brauchen für unser Leben, so brauchen wir Gott. Lassen wir uns von Gott führen und leiten. Wir können Gottes Wesen erfassen, wenn wir nicht nur für uns selbst leben, sondern auch für andere. Wir sind nicht bloß für uns selbst und für unsere persönliche Heiligung Christen, sondern wir haben einen Auftrag, den Glauben weiterzuschenken. Gott verschenkt sich, er geht auf die Menschen zu.
Wir Menschen leben unser Wesen dort am besten, wo wir füreinander leben. Oft leben wir eher gegeneinander. Wir denken an unsere eigene Macht, an unseren eigenen Erfolg. Daher rühren auch die Streitigkeiten, die Kriege unter den Menschen. Wer sich versucht einzusetzen, der lebt schon etwas vom Wesen Gottes. Wer in den Gottesdienst geht, geht auf Gott zu, antwortet auf Gottes Liebe. Wer einen Rosenkranz betet und andere einschließt, zeigt: ich lebe meinen Glauben nicht für mich. Ich gehe aus mir heraus. Darum sagte ich vorhin: wer diese Gedanken hat, hat mehr von einem dreifaltigen Glauben begriffen.
So wie Gott ein Gott für uns Menschen ist, so sind wir Menschen, die füreinander leben. Darum glaubt keiner für sich allein. Es muss immer Auswirkungen auf die Mitmenschen zeigen.
Der dreifaltige Gott im Kreuzzeichen
Gott schenkt sich uns in drei Personen. Das zeigt auch das Kreuzzeichen. Es ist gut, darüber immer wieder neu nachzudenken, was ich tue. Denn ich darf das Kreuzzeichen nicht schlampig machen. Das kann auch von einem laschen und schlampigen Glauben zeugen. Es gibt zwei Arten von Kreuzzeichen. Die erste Art ist wenn ich mit der rechten Hand von der Stirn zum Bauch gehe und dann zuerst zur Herzseite gehe und dann zur anderen Seite. Die orthodoxen Christen gehen zuerst zur rechten und dann zur Herzseite. Der ganze Mensch ist umfasst von der dreifaltigen Liebe Gottes, von einer tiefen Liebe. Ich darf mein Leben auf diese Liebe Gottes aufbauen. Ich bin ausgerichtet zum Himmel und auch auf die Mitmenschen. Die Seiten rechts und links zeigen mir: ich bin in einer Gemeinschaft von Menschen. Ich darf sie nicht ausschließen.
Nur zur zweiten Form. In manchen Gegenden machen die Menschen ein Kreuz auf die Stirn, dann ein Kreuz auf den Mund, und schließlich auf die Brust. Das Kreuz auf die Stirn zeigt: ich bitte um gute Gedanken. Oder: ich unterstelle mich Gott, der in seiner Weisheit die Erde lenkt. Das Kreuz auf den Mund zeigt: ich bitte, dass meine Worte gesegnet seien. Es kann auch Jesus bedeuten, der das Wort Gottes in die Welt sagt - das Wort, das Fleisch wurde. Das Kreuz auf die Brust, in der Herzgegend zeigt uns: wir bitten das uns Liebe geschenkt werden möge. Der Heilige Geist wird erfahrbar in der Liebe zueinander. Gottes Wesen ist ja die Liebe. Er tat - ich sagte es vorhin - alles aus Liebe.
Je bewusster wir religiöse Handlungen tun, besonders das Kreuzzeichen, desto mehr kann es unser Wesen formen, desto mehr können sie uns Gott nahe bringen. Umso mehr gelingt es auch, das Wesen Gottes, seine Liebe, die sich an andere verschenkt, die sich mitteilt in eigenem Leben zu tun.
Dennoch, vergessen wir nie: Gott ist auch ganz anders als wir ihn uns vorstellen. Auch meine Worte waren nur die Spitze, ein stammelnder Versuch. Geben auch wir uns hin, so gut wir können, leben wir füreinander. Dann haben wir schon ein wenig von Gott erfasst.
Die gesellige Gottheit
Annäherungsversuche
Mit dem Ende des Osterfestkreises feiern wir nach Pfingsten noch den Dreifaltigkeitssonntag. Es geht um ein unbegreifliches Mysterium, das man nicht erklären kann. Unsere Erkenntnis, unsere menschliche Sprache ist zu schwach dafür. Wir können höchstens Annäherungsversuche durchführen: Dreifaltigkeit ist die gesellige Gottheit. In Gott ist sehr viel los.
Dieses Geheimnis war und ist so aufregend, dass sich in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten Menschen in die Haare geraten sind, bei dem Gedanken, Gott in Einzelheiten erklären zu wollen. Dazu braucht es Konzilien ("Beratungen"). Diese berief damals der Kaiser ein, nicht der Papst. Es war im 4. Jahrhundert Kaiser Konstantin, der sich der Mehrheit bei der Abstimmung des Glaubens anschloss. Diesem Konzil sollten bis ins 5. Jahrhundert hinein noch weitere folgen mit einem großen Fragenkatalog: Wie steht es um das Verhältnis von Vater und Sohn? Die Schwierigkeit lag im Begriff "geboren werden".
Streitfragen
Kann eine Frau überhaupt einen Gott gebären? Die Antwort lautet: Maria ist Gottesgebärerin. Einen anderen Problemkreis bildet der "Heilige Geist". Welche Rolle kommt ihm zu? Man kam überein: Der Heilige Geist geht aus dem Vater und dem Sohn hervor. Den Abschluss dieser sehr langwierigen Suche finden wir im Konzil von Chalzedon (451) in der "Zwei-Naturen-Lehre". Die Einheit göttlicher und menschlicher Natur in Jesus Christus ist unvermischt, ungetrennt, unveränderlich, unteilbar. Das bekennen wir auch im konstantinisch-nizäischen Glaubensbekenntnis (Großes Glaubensbekenntnis). Wohlgemerkt: Es ist ein Bekenntnis, kein Gebet. Es ist sehr schwierig, das alles verständlich zu machen, was sich damals über Jahrhunderte an Fragen angestaut hat und worüber es auch heute noch viele Diskussionen und Publikationen gibt.
Beziehung, Kommunikation
Dreifaltigkeit ist die gesellige Gottheit. In Gott ist sehr viel los. Anders gesagt: Gott ist Beziehung, Kommunikation, Trinität als ewige Kommunikation. Das Johannesevangelium gibt besonders im 3. Kapitel Hinweise: Da geht es um das Gespräch des Nikodemus, einem Ratsherrn, mit Jesus. Dieser prominente Mann fragt Jesus, was er tun soll, um ins Gottesreich (ins ewige Leben) zu kommen. Dabei nimmt Jesus Anstoß auch am Unglauben seiner Jünger: "Wenn ich zu euch über irdische Dinge gesprochen habe und ihr nicht glaubt, wie werdet ihr glauben, wenn ich zu euch über himmlische Dinge spreche? ... Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat." (Joh.3,12.16).
Glaube ist immer auch ein Aspekt des Vertrauens: cor dare = sein Herz (dem anderen) schenken, so wie es Liebende als freie Personen tun.
Aber da gibt es noch eine Sprachschwierigkeit: der Begriff "Person".
Lateinisch: personare = durchtönen, durchdringen. Dieser Begriff führt heutzutage etwas in die Irre. Seit einigen Jahrhunderten macht man sich über diesen Begriff Gedanken, denn der Mensch will autonom, selbstständig, frei in seinen Entscheidungen sein. Wir können uns an dieses Geheimnis nur annähern, wenn wir uns bewusst werden, dass wir alle laut Schöpfungsbericht Abbild Gottes sind, denen der Geist, der Atem, das Wort, die Sprache eingehaucht sind. Es ist jener Geist, der uns durchtönt und fähig macht zu Gottesliebe, Nächstenliebe, Selbstliebe, Feindesliebe. Das ist etwas, das wir in der Menschheitsgeschichte nie durchgehalten, wahrscheinlich auch nie richtig verstanden haben.
Dreieinigkeit - Dreifaltigkeit
Dreieinigkeit nennen wir das göttliche Geheimnis, wenn wir von Einheit, von einem Gott sprechen. Dreifaltigkeit, wenn wir ihre Verschiedenheit hervorheben. Die Verschiedenheit zeigt sich in der gesamten Schöpfung, in ihrer Artenvielfalt, im Menschen, in seinen verschiedenartigen Zugängen zum Geheimnis Gottes.
Im Wort Geheimnis steckt "Heim", also Raum geben. Gott als Vater und Mutter im Geiste (=hebräisch: ruah = die Geistin) sehen. Gott möge eine Heimat, ein Zuhause in unseren Herzen, in der Gemeinschaft der Kirchen finden.
Dreifaltigkeit, die gesellige Gottheit. In Gott ist sehr viel los. Dreifaltigkeitssonntag: Einladung und Bitte des Herrn, ihn in unseren Herzen, in unseren Konfessionen und Kirchen Raum zu geben, damit er sich entfalten kann und wir das Leben haben und "es in Fülle haben werden." (Joh10,10).
"In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir"
Missverständnisse
Alle Versuche, Dreifaltigkeit zu erklären, stoßen an unsere intellektuellen Grenzen, auch wenn es ganze Bibliotheken voll Literatur dazu gibt. Boshafter Spruch: Gott erfand die Theologen und schuf Handwerkszeug für sie, damit er endlich etwas über sich erfahren kann.
Lange Zeit sprachen wir von drei göttlichen Personen. Das brachte den Christen, vor allem seitens des Islam, den Vorwurf ein, selbst ein polytheistisches, also ein Gottesbild der Vielgötterei zu besitzen. Das Wort "Person" bedeutet heute etwas anderes als zur Zeit Jesu. Unter "Person" verstehen wir heute jemanden, der eigenständig und in Freiheit denkt und handelt, der über sich selbst bestimmen kann. Dadurch wird der Ausdruck von den "drei göttlichen Personen" missverstanden. Das war auch der Grund, weshalb das Konzil von Trient (1545-1563) die bildhafte Darstellung des Heiligen Geistes als Person verboten hat.
Ein Fest der Beziehungen
Wir feiern heute ein großes Fest der Beziehungen - DREIFALTIGKEITSSONNTAG. Die Texte am reich gedeckten Tisch des Wortes führen zu diesem Text der Beziehungen hin: "MeineFreude war es, bei den Menschen zu sein"(Spr 8,31) und Psalm 8,5-6: "Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt." Das Buch Genesis weist darauf hin, dass Gott dem Menschen, also Mann und Frau, göttlichen Atem eingehaucht hat. Luft brauchen wir zum Leben, auch zum Sprechen.
Das lateinische Wort personare bedeutet "durchtönen", "laut verkünden" In welchem Geist sprechen und handeln wir? Immer im Sinn des Evangeliums, der Frohen Botschaft?
Die erste Lesung verdeutlicht, dass Gott der Spender allen Lebens ist und er mit den Menschen in eine innige Beziehung eintreten will. Wie soll man sich das vorstellen?
Ich liebe, daher bin ich
Cogito ergo sum: Ich denke, also bin ich. Der Verstand allein reicht nicht aus, dieses große Geheimnis der Dreifaltigkeit zu begreifen.
Dubio ergo sum: Ich zweifle, daher bin ich. Auch Zweifel begleiten uns lebenslang, vor allem in dunklen Stunden nach Niederlagen und Schicksalsschlägen. Wird wirklich alles so sein, wie es uns zugesagt ist, eine in Frieden vollendete Welt? Sprechen nicht die täglichen Nachrichten dagegen?
Amo ergo sum: Ich liebe, ich lebe, daher bin ich. "Liebe" und "Leben" haben ähnliche Wortwurzeln. Amo ergo sum ist wohl die schönste Formel. In diesen drei Existenzweisen lebt der Mensch.
Der heutige Dreifaltigkeitssonntag zeigt, wozu wir berufen sind: Liebende Beziehung zu schaffen, zu uns selbst, zu unseren Mitmenschen - ob es auch bei Unsympathischen gelingt, einen Versuch wäre es wert! Die liebende Beziehung entsteht durch einen guten Geist.
Am Beginn und am Ende eines jeden Gottesdienstes rufen wir die Dreifaltigkeit an. Damit wird zum Ausdruck gebracht, was Paulus in seiner Areopagrede (Apg 17,28) meint: "In ihm leben wir, bewegenwir uns und sind wir."
Gott umgibt uns als "Vater" (und "Mutter"), als "Sohn" und als "Heiliger Geist". Seine Dreifaltigkeit soll unseren Glauben nicht kompliziert machen, sondern zum Erlebnis eines Ereignisses werden. Reden und Erklärungsversuche kommen dadurch an Grenzen: "Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen." (Joh.16,12).
Wie heute an einen dreifaltigen Gott glauben?
Viele Wege führen zum Gottesglauben
Die vielen Versuche, religiöse Weltbilder durch wissenschaftliche zu ersetzen wollen nicht so recht gelingen. Eine Vielzahl von menschlichen Erfahrungen führt zur Ahnung einer hinter allem stehenden Göttlichkeit.
Die einen sind überwältigt von den immer neuen "Wundern der Natur" und sagen sich, es muss "etwas Höheres" geben. Auch Wissenschaftler kommen aus dem Staunen nicht heraus, wenn sie die Welt in ihre chemischen und physikalischen Bestandteile zerlegen. Sie haben entdeckt, dass auch Atome nicht "atomoi" (giechisch, auf Deutsch "unteilbar") sind, und sind dabei auf Zusammenhänge gestoßen, die die alten Grenzen zwischen Materie und Geist verschwimmen lassen. Ähnlich ergeht es jenen, die in den Kosmos hinausschauen und nach Erklärungen für sein sich immer weiter Ausdehnen suchen. Natürlich führen all diese Beobachtungen nicht schnurgerade zum Gottes- und Schöpfungsglauben, oder liefern gar "Gottesbeweise". Sie lassen uns aber staunen und fragen.
Zum faszinierten Staunen und oft zu persönlicher innerer Erschütterung kann man auch auf anderen Wegen kommen. Mütter erzählen, dass sie sich dem Göttlichen verbunden fühlten, als sie nach den Strapazen der Geburt ihr Kind in den Armen hielten. Andere sind zutiefst betroffen von der Erfahrung, in einer schwierigen Situation durch eine höhere Macht geführt worden zu sein und sie wollen sich nicht mit der Erklärung "Zufall" abfinden.
Viele Menschen begeben sich auf die Suche nach spiritueller Tiefe für ihr Leben. Sie üben Meditation, Yoga, Tantra oder suchen Kontemplation nach Anleitungen alter Meister der Mystik. Sie entdecken das Göttliche in sich und geben ihm unterschiedliche Namen und Beschreibungen.
Der Weg der Läuterung der Gottesvorstellungen
Manche Christen geraten in Panik, wenn sie davon hören, verbieten sich und anderen solche Erfahrungen, weil sie ihre eigene Glaubenstradition dadurch gefährdet sehen. Ich sehe nur Anlass vor 1 Gefahr zu warnen: Die eigene persönliche Erfahrung nicht auch kritisch zu hinterfragen und eine eigene Religion, bzw. einen Religionsersatz daraus zu machen sowie in einem weiteren Schritt dafür zu kämpfen und zu missionieren.
Jede dieser Erfahrungen kann Menschen zu Gott hinführen, muss aber auch den Weg der Läuterung gehen. Am eindrücklichsten wird uns dies in der biblischen Erzählung von der Gotteserfahrung des Propheten Elija vor Augen geführt. Auf dem Höhepunkt seines Prophetenlebens, als er durch einen offensichtlichen Gottesbeweis über die Baalsanhänger triumphiert, muss er zur Kenntnis nehmen, dass Gott ganz anders ist. Auf dem Gottesberg Horeb gibt Gott ihm zu verstehen: Gott ist nicht im Sturm, nicht im Feuer, nicht im Erdbeben . . .
Bis die Christen zur Ausformulierung ihres Glaubensbekenntnisses gekommen sind, mussten auch sie einen Weg der Läuterung ihrer Gottesvorstellungen gehen. Erst nach langen heftigen Auseinandersetzungen haben sie ihre Gottesvorstellung als Glauben an 1 Gott in 3 Personen definiert.
Aus der jüdischen Tradition haben sie den Glauben an den 1 Gott, der alles erschaffen hat, übernommen. Hinzu kam die Gewissheit, dass dieser Gott sie aus der Unterdrückung der Ägypter befreit und sie zu seinem Volk gemacht hat. Auch das Volk Israel musste im Laufe seiner Geschichte viele engführende Gottesvorstellungen zurücklassen und lernen: "Gott ist ganz anders". Besonders einschneidend war für sie der Zusammenbruch des von Saul und David begründeten Königtums und des babylonischen Exils.
Neue Gotteserfahrungen
Es sind aber auch ganz neue Gotteserfahrungen hinzu gekommen. Im Auftreten Jesu machten seine Anhänger und einige Personen darüber hinaus die Erfahrung: "Wahrhaftig, dieser Mensch ist Gottes Sohn!".Bezeichnenderweise lässt Markus dies den römischen, d.h. heidnischen Hauptmann, die die Hinrichtung Jesu beaufsichtigte, aussprechen. Im Rückblick auf das Leben Jesu entdeckten seine Jüngerinnen und Jünger immer deutlicher, dass in Jesu Art zu leben, zu reden und zu handeln, sich Göttliches manifestierte. Diese Überzeugung fand in der Rede vom "Sohn Gottes" seinen Ausdruck und seine Ausfaltung.
Doch damit nicht genug. Nach seinem Tod machten seine Anhänger die Erfahrung: Er lebt weiter in neuer Weise. Er wirkt weiter durch seinen Geist. Die Christen empfanden dies als ganz neue Epoche des Gottesglaubens. Da sich mittlerweile dieser Bewegung immer mehr Menschen aus dem multikulturellen Raum der römisch-griechischen Welt angeschlossen hatte, ergab sich die Notwendigkeit, ihre gesammelten Gotteserfahrungen in einer alle vereinenden Formel zum Ausdruck zu bringen, wie wir sie in den beiden großen Glaubensbekenntnissen überliefert bekommen haben.
Dreifaltigkeit heute
Wir feiern heute das Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit. Ist es mehr als eine historische Reminiszenz? Hat diese überlieferte Glaubensformel auch heute noch Bedeutung? Für mich wird darin der Raum abgesteckt, innerhalb dessen sich das christliche Reden von Gott bewegen kann.
Zunächst fordert mich das Bekenntnis zum 1 Gott in 3 Personen auf, die vielen Erfahrungsmöglichkeiten des Göttliches, die wir auch heute machen, einerseits ernst zu nehmen und andererseits kritisch zu diskutieren. Ich finde die Vielfalt, mit der wir heute konfrontiert sind, ungemein inspirierend. Doch auch wir haben hinsichtlich unserer Gottesvorstellungen einen Weg der Läuterung nötig. Ich bin z. B. den Anhängern eines "wissenschaftlichen" Weltbildes dankbar, die darauf aufmerksam machen, dass ein einfältiger (!) Kreationismus (Schöpfungsglaube) zu kurz greift. Zugleich bin ich aber sicher, dass die Schöpfer der biblischen Schöpfungserzählungen alles andere als naive Kreationisten waren. Sie haben in einer literarisch unübertroffenen Weise ihren Glauben, dass diese Welt von einem unfassbaren und unbegreiflichen Gott ins Dasein gerufen worden ist, zum Ausdruck gebracht. Umgekehrt kreide ich ihnen an, dass manche ihre naturwissenschaftlichen Einsichten und Standpunkte zu einer Glaubenslehre hochstilisieren.
Ich bin überzeugt, dass jede Glaubens- und Gotteserfahrung einen kleinen Ausschnitt des großen und überwältigenden Geheimnisses Gottes zum Ausdruck bringt. Die jüdisch christliche Tradition lehrt mich aber: Gott ist immer noch viel größer und er ist jenseits jeder menschlichen Vorstellung.
Einen wichtigen Gegenpol zum alles übersteigenden Geheimnis Gottes finden wir im Glauben an die Göttlichkeit und Gottessohnschaft Jesu. Johannes lässt ihn sagen: "Wer mich sieht, sieht den Vater". In Jesus wird anschaubar, wie der Glaube an Gott im konkreten Leben Gestalt gewinnen kann. Wer seine persönliche Gotteserfahrung in eine persönliche Lebensgestaltung einfließen lassen und umsetzen will, kommt an der Person Jesu nicht vorbei. Er hat uns einen Maßstab vorgegeben, mit dem sich jeder religiös lebende Mensch früher oder später auseinandersetzen muss.
Gott ist aber nicht nur eine geschichtliche Größe, die das gesamt Dasein geschaffen und den Kosmos bis jetzt gelenkt hat. Der Geist Gottes lenkt auch in der Gegenwart und in der Zukunft das, was er geschaffen hat. Damit rechne ich, darauf vertraue ich.
Gott begegnen
Ein bedeutsamer Aspekt des christlichen Gottesbildes ist die Vorstellung, dass Gott Person ist, bzw. dass uns Gott in 3 Personen begegnet. Dass ich als Person einem anderen Menschen begegnen kann, dass ich lieben kann und mich geliebt erleben kann, gehört für mich zur dichtesten Erfahrung des Menschseins. Ein Gott, der dies nicht könnte, wäre für mich kleiner als der Mensch. Dass Gott dem Menschen nicht nur als unfassbares Mysterium gegenübertritt sondern auch als Person mit ihm spricht und ihn liebt, macht einen wesentlichen Teil meines christlichen Gottesbildes aus.
Das Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit lädt ein, sich über Gott Gedanken zu machen, das eigene Gottesbild zu überprüfen und es vielleicht auch zu erweitern. Es lädt aber auch ein, mit diesem Gott in Kontakt zu treten, mit ihm zu reden und ihm zu begegnen.
Wie Gott dem Menschen begegnet
Sprachkunst und Sprache der Kunst
Eine Familie macht an einem Ferientag einen Ausflug. Am Abend da setzt sich die Jüngste hin und malt mit bunten Farben ein schönes Bild von all dem, was sie an diesem Tag zusammen mit ihren Eltern besonderes erlebt hat. Und wie in der modernen Kunst der Großen gilt auch hier: Nicht jeder wird das Bild der jungen Malerin deuten können, aber die Eltern, die den Tag mit ihrer Tochter verbracht - und alles miteinander unternommen haben, sie werden am ehesten verstehen, was da zu Papier gebracht wurde.
Mit so manchem Text, der uns in den Gottesdiensten vorgetragen wird, und mit manchem Glaubenssatz geht es vielen Menschen ähnlich. Gerade auch heute, am Dreifaltigkeitssonntag, wenn uns in der Mitte des Gottesdienstes verkündet wird:
"In Wahrheit ist es würdig und recht, dir heiliger Vater, allmächtiger, ewiger Gott, immer und überall zu danken. Mit deinem eingeborenen Sohn und dem Heiligen Geist bist du der eine Gott und der eine Herr, nicht in der Einzigkeit einer Person, sondern in den drei Personen des einen göttlichen Wesens. Was wir auf deine Offenbarung hin von deiner Herrlichkeit glauben, das bekennen wir ohne Unterschied von deinem Sohn, das bekennen wir vom Heiligen Geiste..." (Präfation vom Tag)
Wie bei der Schönheit des Kinderbildes, erahnen Menschen das Wertvolle, die Kostbarkeit des Glaubens, die hinter diesen Worten steckt, doch sie tun sich schwer, deren Sinn zu verstehen.
"barrierefrei"?
Bisweilen denke ich mir: vor allen Sitzungen, Konferenzen und Strukturdebatten bräuchte es erst eine "Sprach-Kommission", die unsere Texte durchsieht, und die deutsche Kirchensprache sozusagen "barrierefrei" macht, damit sie auch verstanden werden kann. Wir bauen Rampen an unsere Kirchentreppen damit es allen Menschen möglich ist, rein zu kommen. Aber wenn sie drin sind, dann verstehen sie das, was wir hier sagen, nicht mehr. Und umgekehrt ist es genauso: Viele Menschen in der Kirche hören schon gar nicht mehr, was draußen gesprochen wird.
Wenn Worte bedeutungslos werden, helfen Bilder und Zeichen, um zu verstehen. Die Kirche der vergangenen Jahrhunderte hatte das verstanden. Weil damals die meisten Menschen weder lesen noch schreiben konnten, waren die Gotteshäuser gefüllt mit Bildern, die von den Schätzen des Glaubens erzählten. Und auch die Heilige Schrift beschreibt uns in vielen Bildern und Gleichnissen das Geheimnis unserer Erlösung. Es sind Bilder, die von Gottes Liebe zu uns Menschen sprechen und damit immer auch von unserem Leben, unseren Wunden und Nöten. Sie sprechen die Sehnsucht in uns an, sie wollen uns aufrichten und uns Lust am Leben schenken.
Dreifaltigkeit menschlich dargestellt
Ich möchte Ihnen von einem Bild erzählen, das mich besonders angesprochen hat: Im Jahre 1411 malte der russische Künstler Andrei Rubljow seine Dreifaltigkeitsikone. Dieses Meisterwerk entstand in einer Zeit, die in Europa vor allem durch die Auseinandersetzungen um kirchliche und weltliche Herrschaftsansprüche geprägt war, die letzten Kreuzzüge wurden geführt, die Pest als der "Schwarzer Tod" griff um sich, Hungersnöte führten zu einer Änderung der Sozialstruktur und Reformbewegungen begannen die erste Spaltung der abendländischen Kirche auszulösen.
Auf diesem Hintergrund wirkt das Bild von Rubljow wie eine Antwort auf diese Verhältnisse. Denn Rubljow malte als Dreifaltigkeitsikone eine Szene aus dem Alten Testament: Die drei Engelsboten, die Abraham und Sara einen Sohn und damit neues Leben verheißen (Gen 18,1-33). Die Engel sitzen um einen Tisch, auf dem ein Kelch steht. Jede der drei Personen hält einen Stab in der Hand, ein Zeichen dafür, dass alle drei den gleichen Stellenwert haben.
Mir gefällt dieses Bild, weil es mich einlädt, mich frei zu machen von allzu menschlichen Vorstellungen von Gott als Vater, der als alter Mann auf einer Wolke thront und in dem das mütterliche Element des Glaubens keinen Platz hat. Mir gefällt dieses Bild, weil bei den Engeln die geschlechtsspezifischen Rollenfestlegungen aufgehoben sind. Mir gefällt dieses Bild, weil es den Geist Gottes nicht auf eine "Brieftaube" reduziert, sondern auch er als Engel menschliche Züge trägt. Und schließlich gefällt mir das Bild mit den drei Engeln, weil es zum Ausdruck bringt, dass das Ziel Gottes der Mensch und die Verheißung neuen Lebens ist - Abraham, der Stammvater des Volkes Israel, und seine Frau Sara werden in der Darstellung der Dreifaltigkeitsikone zu Stellvertretern für die ganze Menschheit.
Gottesbilder
Von der Begegnung Gottes mit dem Menschen erzählt uns heute auch die Lesung aus dem Alten Testament: Mose begegnet Gott auf dem Berg. Doch Gott ist in einer Wolke verborgen. Aus ihr hört Mose die Stimme Gottes: "Jahwe ist ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig, reich an Huld und Treue." (Ex 34,6). Wichtiger als Gott zu sehen ist, dass Mose erkennt, wie Gott ist. Barmherzigkeit, Langmut, und Huld und Treue. Worte, die heute so kaum noch in unserer Sprache vorkommen, nur noch in dem, worauf sie hinweisen, nämlich auf die Liebe Gottes. Wenn also etwas unseren Gott kennzeichnet, wenn es Worte gibt, die den bildlosen Gott beschreiben, den Unsagbaren zu sagen versuchen, dann ist es der einfache Satz, mit dem der erste Johannesbrief die Erfahrungen mit dem Gott Jesu zusammenfasst: "Gott ist die Liebe." (1 Joh 4,8).
Doch wie gehen die Liebe und das Dreifaltigkeitsfest zusammen? Ein Gott, der nicht nur liebt, sondern selbst die Liebe ist, der sozusagen die Liebe in Person ist, ein solcher Gott kann gar nicht als absolutes Wesen gedacht werden, das in völliger Einsamkeit an der Spitze des Weltalls herrscht und die Geschicke der Menschen lenkt. Ein solcher Gott, der die Liebe nicht nur hat, sondern der die Liebe ist, ein solcher Gott muss in sich selber Raum haben für die Liebe, muss in sich selber Beziehung sein: Ruf und Antwort, Liebe und Gegenliebe. Nicht der unbewegte Beweger (Aristoteles) der Philosophen ist unser Gott, sondern ein Gott, in dem es Bewegung, in dem es Beziehung und Mitteilung, in dem es Gespräch und Leben gibt, so wie es Andrei Rubljow mit seiner Dreifaltigkeitsikone in der Begegnung der drei Engel mit Abraham und Sara zeigen wollte.
Wenn wir beim Betreten und Verlassen einer Kirche das Kreuzzeichen auf unsere Stirne zeichnen oder damit die Menschen segnen, die zu uns gehören, dann sind wir mithineingenommen in die Bewegung Gottes auf den Menschen zu in die Vielfalt des Lebens, das der Gott, der Vater und Mutter zugleich ist, in seiner Schöpfung wirkt. Mit dem Kreuzzeichen sind wir hineingenommen in die Menschwerdung Gottes; sie hat in der verschenkenden Liebe des Sohnes für uns ein Gesicht bekommen, das uns anschaut, und uns das Ansehen gibt, das jeder Mensch - von Anfang an bei Gott hat. Mit dem Kreuzzeichen sind wir hineingenommen in den Geist Gottes, der uns auf ganz verschiedene Weise berühren kann. Im alten Pfingsthymnus der Kirche, dem Veni Creator Spiritus, weht der Geist Gott da, wo wir Trost erfahren, wo wir die Sprachlosigkeit überwinden, wo wir den Mund auftun und die Wahrheit beim Namen nennen. Der Geist Gottes berührt uns dort, wo es in uns hell wird und ein Raum der Liebe und des Friedens entsteht. Wenn wir nach diesem Bild des dreifaltigen Gottes leben, dann verliert der Streit um oben und unten, um Macht und Ansehen seine Bedeutung. Dann entsteht ein Raum der Liebe, in dem eine neue Qualität von Begegnung möglich wird und Menschen sich füreinander öffnen, weil Gott, der Raum der Liebe, sie umgreift.
Die Dreifaltigkeit - Modell des Lebens für die Person und die Gesellschaft
Höchstform der Beziehung
Die heiligste Dreifaltigkeit ist "das zentrale Geheimnis des christlichen Glauben." - schreibt der Katechismus. (Nr. 234). Wirklich? Der Philosoph Kant behauptete noch, dass sich "aus der Dreifaltigkeitslehre nichts fürs praktische Leben machen" lässt.
Der große katholische Theologe, Karl Rahner, meinte vor Jahren, wenn das Dogma über die Dreifaltigkeit aus dem christlichen Glauben verschwinden würde, würde das im Leben der Christen nichts ändern! Er prangerte eine falsche Sicht an und lud zu rechtem Verständnis ein. Was meinte er? Wohl, dass wir Christen nicht begriffen haben, was die Dreifaltigkeitslehre mit unserem Leben zu tun hat. Sieht man die Lehre vom Dreifaltigen Gott nur in Zahlenspielen: 1 Gott in 3 Personen, 1 und 3 in mathematischer Formel und abstrakt, dann sind wir einer Irrlehre nahe. Wir kommen so nicht weiter. Nein!
Die Dreifaltigkeit- ein Lebensmodell für alles Lebendige! Wieso?
Die Dreifaltigkeit ist keine leblose Formel, starr und tot, die sich so vielleicht bei uns eingeprägt hat. Die Dreifaltigkeit ist die Höchstform der Beziehung, ist kreatives Leben, ein Feuerbrand, ein Glutofen der Liebe, wie es Luther einmal sagte. Sie ist das Beispiel der dynamischen Liebe im innersten Leben Gottes. Der Vater ist Vater, weil er ewiger Ursprung der Liebe ist. Er ist Vater, weil er im vollständigen sich Schenken von Ewigkeit her den Sohn zeugt. Und der schenkt sich ihm zurück. Nehmen wir an - was völlig absurd ist -, er würde aufhören, sich zu schenken und dem Sohn das Leben zu geben. Weder der Sohn noch der Vater würden weiter existieren, denn der Vater ist nur Vater durch diese totale Hingabe und durch die Erwiderung des Sohnes, der sich ihm mit Liebe und unendlicher Dankbarkeit ganz und gar zurückschenkt. Gott. Der dreifaltige, gibt es nur in Beziehung, im Verschenken. So ist Gott das Urprinzip allen Lebens. Wir wissen aus eigener Erfahrung: Festhalten endet in der Erstarrung - ohne Leben.
Nach Art der Dreifaltigkeit leben
Was geht die Dreifaltigkeit also unser Leben an? Wie geht es, nach Art und Weise der Dreifaltigkeit zu leben?
Wir spiegeln diese Dynamik wider, besser noch: wir haben an ihr teil, wenn wir nicht egoistisch für uns leben, sondern in Beziehung, für die anderen da sind; wenn wir so leben, - wie der Vater für den Sohn - das heißt, dafür sorgen, dass jeder Mitmensch immer mehr er selbst sein und glücklich werden kann; wenn wir uns dafür einsetzen, dass in jedem Bereich der Gesellschaft, in jeder Gruppe, in jedem Volk der Plan Gottes für sein Wohl und das Miteinander verwirklicht wird.
Wie erkennt man, ob unsere Liebe sich am der Art Gottes ausrichtet?
Wenn wir gern und selbstlos geben. Dies ist der Lebensstil Gottes. Das Evangeliums verspricht dazu: "Gebt, und es wird euch gegeben". Geben macht uns glücklich und wir erfahren, dass wir uns selbst verwirklichen! Gesellschaftlich heißt dies: Wenn wir in reichen Ländern alles tun für Arme, um sie aufzunehmen. Das also ist ein erstes Merkmal: Wir leben den dreifaltigen, trinitarischem (lat.) Stil dann, wenn wir uns den andern so widmen, dass sie mehr sie selbst sein können, und somit auch wir mehr die werden, die wir sein sollen.
Dreifaltiges Leben macht frei, stärkt mein Ich.
Noch ein wichtiges Merkmal: Jesus sagt wiederholt: "Ich bin im Vater und der Vater ist in mir" (Joh 14,11; 14,20; 10,38). Er sagt nicht: "Ich gehe im Vater unter". "Ich werde vom Vater aufgesaugt". Wahre trinitarische Einheit ist da, wo jeder von uns sagen könnte : "Ich bin ich in dir und du bist du in mir! Dreifaltige Beziehung ist eine Einheit, die nicht einebnet, gleichförmig macht, unterdrückt oder erdrückt, sie macht frei.
Merken wir, was der andere braucht?
Jesus sagt zum Vater: "Alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, ist mein" (Joh 17,10; vgl. 16,15). Es kann nicht anders sein, weil die Liebe teilen will. Sie fühlt mit dem anderen mit, denn die Belange des anderen sind wirklich meine Belange. Wenn in der Welt Machtpolitik und große wirtschaftliche Missverhältnisse herrschen, wo zum Beispiel 20 % der Bevölkerung 80 % der Gesamtproduktion für sich verbraucht, heißt das, dass zwischen den Menschen und den Völkern kein dreifaltiges Verhalten existiert, weil wir nicht "eins" sind, wir merken nicht, was der andere braucht, wir betrachten sie nicht als zu uns gehörig.
In unserer Welt heißt miteinander leben oft nur irgendwie nebeneinander leben. Das ist nicht der Lebensstil Gottes! Dann läuft das Zusammenleben "parallel" nebeneinander wie zwei Gleise, wo jeder "für sich" bleibt, wie zwei Tatsachen, die nebeneinander existieren, aber die Gegenseitigkeit nicht ernst genug nehmen.
Gott lebt anders:
Er verschenkt sich an die andere Person und an uns Menschen. Die Liebe wird so nicht weniger- sie wird größer und reicher. Der dreifaltige Lebensstil lässt mich "dank" des anderen in größerer Fülle leben. Dadurch vollendet sich das Kreisen der Liebe, das für das trinitarische Leben bezeichnend ist. Sollten da nicht die Eheleute Spezialisten sein - aber auch die Kloster- und Kirchenleute auf Ihre Weise?
Ich muss noch einen Aspekt erwähnen, ohne den die geschwisterliche Liebe und die trinitarische Beziehung unter uns unmöglich, ja eine Utopie wäre. Dazu zwei Hinweise:
Im Alltag ist es notwendig, voll und ganz zuzuhören.
Lernen wir, ganz und gar zuhören können, uns von all unseren Gedanken, Vorurteilen und früheren Erfahrungen frei machen, keine Eile haben, sofort zu antworten oder dem zu widersprechen, was der andere sagt. Dieses Verhalten ist entscheidend für eine trinitarische Beziehung. Wenn ich gleich Ratschläge gebe und alles besser weiß, liebe ich nicht, sondern nehme mich sehr wichtig.
Durch das Kreuz hindurchgehen und es in Liebe umzuwandeln.
Wo Menschen sind, erfahren sie Schmerz und Leid aufgrund der Grenzen, Fehler oder einfach wegen der verschiedenen Menschen und Kulturen. Aus Erfahrung wissen wir, wie schwierig es manchmal ist, wie Jesus zu lieben oder unterbrochene Beziehung wieder herzustellen. Das geht mühsam und langsam. Oft bleiben die Dinge wie sie sind, man sieht nur Rückschritte. Wenn wir nicht den Gekreuzigten Jesus als Maß unserer Liebe nehmen, werden wir es nie schaffen, in den trinitarischen Beziehungen zu wachsen. Wir sind n Gefahr, stehen zu bleiben und mutlos zu werden. Der Gekreuzigte ermuntert uns, nach jeder Schwierigkeit oder jedem Schmerz neu zu beginnen, durch das Kreuz hindurchzugehen und es in Liebe umzuwandeln.
Ein göttliches Abentuer
Trinitarisch leben: ein interessantes. Ein göttliches Abenteuer. Habe ich schon mal dran gedacht? Möchte ich Gottes Lebensstil auf dieser Erde weitertragen? Will ich so frei und glücklich werden?
- Liedvorschläge1
Hans Hütter (2017)
Lieder:
GL 140: Kommt herbei, singt dem Herrn
GL 143: Mein ganzes Herz erhebet dich
GL 144: Nun jauchzt dem Herren alle Welt
GL 180,2: Wir glauben an den einen Gott (Credo)
GL 352: O heiligste Dreifaltigkeit
GL 353: Erhabene Dreifaltigkeit
GL 354: Gott ist dreifaltig einer
GL 355: Wir glauben Gott im höchsten Thron
GL 393: Nun lobet Gott im hohen Thron (3. Str.)
GL 405: Nun danket alle Gott (3. St.)
GL 427: Herr, deine Güt ist unbegrenzt
GL 429: Gott wohnt in einem Lichte
GL 456: Herr, du bist mein leben, Herr, du bist mein Weg (4. Str.)
GL 477: Gott ruft sein Volk zusammen
GL 485: O Jesu Christe, wahres Licht
GL 487 (638): Nun singe Lob, du Christenheit (1. Str.)
GL 558: Danke dem Herrn, denn er ist gütig
GL Ö848: Herr, ich glaube, Herr, ich hoffe
Psalmen und Kehrverse:
GL 33,1: Herr, unser Herrscher, wie gewaltig ist dein Name - Mit Ps 8 - VII.
GL 49: Jubelt Gott zu, der unsre Stärke ist, jauchzt dem Gott Jakobs! - Mit Psalm 81 - VI.
GL 79: Der Name des Herrn ist erhaben: Seine Hoheit strahlt über Erde und Himmel - Mit Psalm 148 - VII.
GL 305,5: Wo die Güte und die Liebe wohnt, dort nur wohnt der Herr. - Mit Psalm 81 (GL 49,2) oder mit Psalm 95 (GL 53,2) oder mit Psalm 116 (GL 629,4) - VI.
GL 401: Lobet den Herrn, preist seine Huld und Treue - Mit Psalm 95 (GL 53,2) oder mit Psalm 116 (GL 629,4) - VI.
GL 616,3+4: Der Name des Herrn sei gepriesen von nun an bis in Ewigkeit! - Mit Dan 3,52-56
- Einleitung4
Hans Hütter (2020)
Nach den Feiern der großen Hochfeste des Kirchenjahres, Weihnachten, Ostern und Pfingsten, blickt am Sonntag nach Pfingsten die Kirche in besonderer Weise auf das Geheimnis der Heiligsten Dreifaltigkeit. Als Christen glauben wir an 1 Gott in 3 Personen. Gott ist für uns allgegenwärtig. In vielgestaltiger Weise können wir ihm begegnen. Bei aller Nähe zu uns Menschen ist und bleibt er für uns ein großes unfassbares und unbegreifliches Geheimnis.
In Jesus Christus hat er uns ein menschliches Gesicht bekommen. An ihn, den Herren aller Herren, wenden wir uns im Kyrieruf.
Jörg Thiemann (2017)
Gott ist uns nahe – in dem, was wir erleben. Gott ist uns nahe – in dem, was Menschen uns sagen. Menschen fühlen sich Gott nahe, wenn sie in der Natur sind. Wir dürfen fest daran glauben: Gott ist uns jetzt nahe in seinem Wort, das wir jetzt hören, im Mahl, das Jesus mit uns feiert, im Mahl, in dem wir seine Liebe zu uns feiern.
Öffnen wir uns für seine Nähe, für seine Liebe und bitten wir um sein Erbarmen.
Jörg Thiemann (2014)
"Die Gnade Jesu Christi, des Herrn, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen." Mit diesem Gruß beginnt der Priester oft die Heilige Messe. Mit diesem Gruß beendet Paulus seinen Brief an die Korinther.
Gott kommt auf die Welt und auf uns Menschen zu - auf drei verschiedene Weisen. In dieser Feier sind wir jetzt in seiner Gegenwart.
Auch in unserem Alltag ist er uns nahe. Gott stiftet Gemeinschaft mit IHM und unter uns. Öffnen wir uns für IHN, den Dreifaltigen, für seine Worte, für seine Führung, für seine Barmherzigkeit und für seine Liebe. Bitten wir um sein Erbarmen.
Markus Duchardt (2011)
Es gibt Menschen, die haben eine ganz besondere Gabe: Die Gabe, anderen immer wieder einmal durch kleine Aufmerksamkeiten Freude zu bereiten. Diese Menschen sind für mich "Engel der Aufmerksamkeit". Sie spüren, was der andere Mensch jetzt gerade braucht, was ihm gut tut und hilft. Solche "Engel der Aufmerksamkeit" haben immer wieder neue Ideen, wie sie den anderen erreichen können, um die Lebensfreude in ihm wach zu kitzeln.
Die "Engel der Aufmerksamkeit" haben auch einen besonderen Festtag. Und der ist heute, am Dreifaltigkeitssonntag. Der dreifaltige Gott wirbt um unsere Aufmerksamkeit, wenn er heute in unser Leben treten möchte: Als Gott der Vater, der uns nahe ist als Quelle des Lebens in all dem, was uns in seiner Schöpfung begegnet. Gott wirbt um unsere Aufmerksamkeit als Gott der in Jesus Christus Mensch geworden ist, damit die Menschen zu ihm und zueinander finden. Gott wirbt um unsere Aufmerksamkeit in der schöpferischen Kraft des Heiligen Geistes, der - wie es im Lied heißt - "weht wo er will" und unsere Herzen hell macht.
So beginnen wir unseren Gottesdienst mit dem Zeichen, das uns im Glauben verbindet:
Im Namen des Vaters, und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Der Herr sei mit euch!
- Kyrie6
Edith Furtmann (2023)
Guter Gott,
Du bist der Schöpfer der Welt.
Herr, erbarme dich.
Dein Sohn ist Mensch geworden wie wir.
Christus erbarme dich.
Dein Heiliger Geist stärke uns in unserem Handeln.
Herr erbarme dich.
Beatrix Senft (2023)
Herr, Jesus Christus,
aus der Liebe des Vaters und der Kraft des Hl. Geistes hast du dich in unser menschliches Leben senden lassen.
Herr, erbarme dich.
In den Konsequenzen deines menschlichen Lebens bist du durch Kreuz und Tod für uns gegangen und hast uns so die Auferstehung geschenkt.
Christus, erbarme dich.
Du hast uns zugesagt, uns nicht als Waisen zurückzulassen, sondern uns den Heiligen Geist zu senden.
Herr, erbarme dich.
Hans Hütter (2020)
Herr und Gott,
in Jesus Christus bist du in die Welt gekommen,
damit die Welt durch ihn gerettet wird.
Herr, erbarme dich.
Du bist ein barmherziger und gnädiger Gott,
langmütig und reich an Huld und Treue.
Christus, erbarme dich.
Du bist der Gott der Liebe und des Friedens
und wirkst in der Welt als Heiliger Geist.
Herr, erbarme dich.
Jörg Thiemann (2017)
Herr Jesus Christus,
zu uns Menschen kamst du in diese Welt,
gesandt vom Vater, um uns nahe zu sein und unser Leben zu teilen.
Wir rufen zu dir: Kyrie eleison / Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
in dir sehen wir, spüren wir und hören wir die Liebe des Vaters,
Wir rufen zu dir: Kyrie eleison / Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
wir erfahren dein Wirken, deine Liebe und Nähe auch heute noch
durch deinen Heiligen Geist.
Wir rufen zu dir: Kyrie eleison / Herr, erbarme dich.
Jörg Thiemann (2014)
Herr Jesus Christus, vom Vater ausgegangen.
Du tust das, was du beim Vater hörst.
Du bist eins mit ihm, wer dich hört, hört den Vater.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus, du Gott, der Mensch wurde.
In dir ist die Liebe Gottes zu den Menschen und zur Welt zu sehen und zu erfahren.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus, von dir und dem Vater geht aus der Heilige Geist in unsere Zeit und in unsere Welt hinein.
Der Heilige Geist wirkt unter uns und führt uns ein in die volle Wahrheit.
Herr, erbarme dich.
Markus Duchardt (2011)
Herr, Jesus Christus,
in dir ist die Liebe des Vaters in dieser Welt sichtbar geworden.
Herr, erbarme dich.
Du hast den Menschen in die Mitte des Lebens gestellt,
damit heil wird, was verwundet ist.
Christus, erbarme dich.
Du hast uns deinen Heiligen Geist gesandt.
Durch ihn wird unser Leben zum Zeugnis für deine frohe Botschaft.
Herr, erbarme dich.
- Tagesgebet2
Messbuch - TG Dreifaltigkeitssonntag: Größe der göttlichen Dreifaltigkeit
Herr, himmlischer Vater,
du hast dein Wort und deinen Geist in die Welt gesandt,
um das Geheimnis des göttlichen Lebens zu offenbaren.
Gib, daß wir im wahren Glauben
die Größe der göttlichen Dreifaltigkeit bekennen
und die Einheit der drei Personen
in ihrem machtvollen Wirken verehren.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Dreifaltigkeitssonntag
Messbuch - TG Auswahl 5: leben ohne Angst
Gott, du bist da.
Deine Gegenwart umhüllt und durchdringt uns
wie die Luft, die wir atmen,
ohne die wir nicht leben können.
Gib, daß wir dir ganz vertrauen
und leben ohne Angst.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Auswahl 5
- Eröffnungsgebet4
Sonntagsbibel
Dreieiniger Gott,
du hast dich uns geoffenbart.
Laß uns erkennen,
daß wir in dir geborgen sind,
und laß uns in der Einheit mit dir verbleiben,
der du lebst und herrschest
in Ewigkeit.
Beatrix Senft (2023)
Gott der Liebe und des Friedens, wir bitten dich,
öffne uns in diesem Gottesdienst neu für dein Heil zusprechendes Wort,
das du uns durch deinen Sohn Jesus Christus verkündet hast.
Richte in uns auf, was gebeugt und erlahmt ist,
damit wir gestärkt und mit der Kraft des Hl. Geistes in die neue Woche gehen können
und dich in der Vielfältigkeit deiner Dreifaltigkeit mutig bezeugen. - Amen.
Jörg Thiemann (2017)
Gott, unser Vater
du bist nicht bei dir allein geblieben;
du hast die Welt erschaffen,
mit all ihrer Schönheit;
du hast die Menschen als dein Abbild
geschaffen.
Alles hast du getan aus Liebe.
Dein Wort sagt uns diese Liebe immer wieder zu.
Wir wollen dir unsere Ohren des Herzen öffnen,
dass wir deiner Liebe immer ähnlicher werden. Amen.
Jörg Thiemann (2014)
Gott, der du bist einer in drei Personen,
Gott, der du bist Vater, Sohn und Heiliger Geist,
du lebst nicht für dich allein,
du kommst auf uns zu,
mit Barmherzigkeit und Liebe,
wir brauchen dich nicht zu fürchten.
Du machst uns Mut und Zuversicht.
Gott, der du bist einer in drei Personen,
Gott, der du bist Vater, Sohn und Heiliger Geist,
du bist aber auch unbegreiflich.
Wir können nur einen winzig kleinen Teil erfassen.
Du bist unendlich größer als wir es glauben.
Das macht uns bescheiden.
Wenn wir dein Wort hören,
dann lass uns mehr von dir begreifen. - Amen.
- Fürbitten9
Renate Witzani (2023)
Mensch geworden hat Jesus uns vorgelebt, wie Beziehung untereinander gelingen kann und dass mit dem Leben hier nicht alles vorbei ist.
Sein Geist wirkt weiter und lässt uns zu Gott, als dem Dreieinen, beten:
Für deine Kirche und ihre Berufung, dein Antlitz in der Welt sichtbar zu machen.
Für eine Menschheit, die in aller bestehenden Verschiedenheit miteinander teilt, einander vertraut, vergibt und sich immer wieder versöhnt.
Für das Miteinander in unseren Beziehungen, die davon leben, dass wir einander wahrnehmen, annehmen und einander Raum geben.
Für alle, die im Vertrauen auf dich leben und sich von deinem Geist leiten lassen.
Für alle Verstorbenen, für die wir Geborgenheit und Vollendung in dir erhoffen.
Denn du bist über uns, mit uns und in uns.
Dir danken wir und preisen dich jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Edith Furtmann (2023)
Herr, unser Gott,
Du hast unsere Welt erschaffen. Dein Sohn hat uns den Weg gezeigt in Dein Reich. Dein Geist befreit uns und macht uns zu Deinen Kindern.
Wir bitten dich:
Oft fühlen wir uns gefangen in den Verpflichtungen unseres Alltags und schaffen es nicht, uns daraus zu befreien.
Schicke uns deinen Geist, damit wir ab und zu innehalten und deine tröstende Stimme hören.
Manchmal verwechseln wir deine Frohe Botschaft mit einer Drohbotschaft: wenn wir dies tun oder jenes nicht tun, so meinen wir, wären wir nicht in deiner Liebe.
Lass uns erkennen, dass du ein liebender Vater bist und deine bedingungslose Liebe in die Welt tragen.
Für die Leidenden und Kranken, die Flüchtenden und die Verlassenen.
Steh Ihnen bei und lass sie Trost finden in dem Wissen, dass du weißt, was Leiden ist und sie auf ihrem Weg begleitest.
Manchmal zweifeln wir in unserem Glauben an dich, weil wir so vieles nicht verstehen.
Sende uns Deinen Geist, damit wir das Geheimnis des Glaubens erkennen und das Nichtverstehen aushalten lernen.
In unserer Welt gibt es Kriege und Verfolgung, sie und die Zerstörung der Umwelt machen Menschen heimatlos. Immer mehr Menschen nehmen die lebensgefährliche Flucht auf sich, ein Leben in Frieden zu finden, und sind doch nirgends willkommen.
Stärke uns im Glauben, dass wir ihnen beistehen können.
Unser Fokus richtet sich auf den Krieg in der Ukraine.
Lass uns die Kriege in Syrien, die Angriffe auf die Kurden im Irak, die Menschenrechtslage in Afghanistan und Jemen, die Geflüchteten, die an den Grenzen der EU, in den Wäldern von Belarus und im Mittelmeer scheitern, die Hungersnöte und all die anderen Menschen in den Krisen dieser Welt darüber nicht vergessen.
Für die Verstorbenen.
Nimm sie auf in dein Reich, wo sie Dir nahe sind.
Durch Deinen Sohn Jesus Christus wissen wir, dass du, Vater, unser einziger Gott bist. Dir können wir bedingungslos vertrauen. Sei uns immer nahe in deinem Wort.
Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Hans Hütter (2020)
Dreifaltiger und dreieiniger Gott,
wir glauben an deine Gegenwart und an dein Wirken in unserer Welt.
Darum bitten wir dich:
Auf vielfache Weise hast du den Menschen gezeigt,
dass du ein Gott bist, der Leben schenkt
und es in vielen Facetten und Nuancen zur Entfaltung bringt.
Hilf uns, deine Schöpfung zu erhalten
und allen Menschen Lebensraum zu geben.
Du hast den Menschen als dein Abbild geschaffen
Lass nicht zu, dass sich einige über andere erheben
und sie unterdrücken und ausbeuten.
Viele Kulturen und Religionen haben sich im Laufe der Jahrhunderte herausgebildet.
Schenke allen Menschen gegenseitigen Respekt und Wertschätzung.
Dein Geist vermag die Welt in eine gute Zukunft führen.
Lass alle Menschen erkennen, wie wertvoll Frieden ist,
der den Bedürfnissen aller gerecht wird.
Lass auch unsere Verstorbenen an der kommenden Welt teilhaben,
die du erschaffen wirst.
Dir dreifaltiger und dreieiniger Gott danken wir für alles,
was du uns gegeben hast.
Wir preisen dich mit der ganzen Schöpfung. – Amen.
Renate Witzani (2020)
Unser Leben steht unter dem dreieinen Gott:
dem Vater, von dem alles ausgeht,
dem Sohn, dessen Worte uns beten und handeln lehren,
und dem Heiligen Geist, der uns begleitet, tröstet und zum Guten stärkt.
In diesem Glauben bitten wir:
Beziehung gehört zum Wesen Gottes.
Schenke uns daran Anteil, wenn wir uns gemeinsam real oder in diesen Zeiten auch teilweise virtuell zum Gottesdienst versammeln.
Beziehung bedeutet auch füreinander Verantwortung zu übernehmen.
Öffne unsere Herzen für die Nöte der Kranken, der Einsamen, der Arbeitslosen und der aus vielerlei Gründen an den Rand Gedrängten unserer Gesellschaft.
Beziehung ist Liebe, die sich im Zueinander von Personen verwirklicht.
Lehre uns, immer mehr auf das Wohl der anderen zu achten.
Beziehung braucht verzeihen können.
Hilf uns, unsere Fehler- und Konfliktkultur zu verbessern.
Beziehung hört mit dem Tod nicht auf.
Beten wir für alle jene, die während dieser Pandemie verstorben sind, ohne sich von ihren Lieben verabschieden zu können.
Gott! Du hast uns geschaffen, erlöst und begleitest uns mit deinem Geist durch alle Höhen und Tiefen unseres Lebens.
Dir gilt unser Dank und Lobpreis. - Amen.
Jörg Thiemann (2017)
Guter Gott,
weil du unsere Sorgen und Fragen hörst und uns nahe bist,
darum bitten wir dich voller Hoffnung und Zuversicht:
Gib dich denen zu erkennen, die wegen vieler Schicksalsschläge nicht mehr an dich glauben können.
Öffne die Herzen aller, die nur noch für sich selber leben, für Sorgen und Nöte ihrer Mitmenschen.
Steh denen bei, die einsam sind und sich schwer tun, auf andere Menschen zuzugehen.
Segne die Menschen, die sich für Frieden und Freiheit einsetzen.
Erfülle mit Freude und Hingabe alle Männer und Frauen, die in dienenden Berufen wirken.
Lass deine Kirche ein Ort werden, an dem deine Liebe, deine Hingabe besonders für die armen und ausgestoßenen spürbar wird.
Du bist dreifaltig einer.
Dir sei Lob und Preis, jetzt und in alle Ewigkeit. - Amen…
Renate Witzani (2017)
Es liegt an jedem von uns, ob sich sie oder er in die Lebensgemeinschaft des dreifaltigen Gottes hineinnehmen lässt.
Lasst uns gemeinsam beten:
Um Wege zur Einheit unter allen Christen.
Um Achtung und Respekt vor den demokratischen Prinzipien des Rechtsstaats.
Um gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die es Vätern ermöglichen, die Liebe, die sie mit ihren Kindern verbindet, auch real leben zu können.
Um Hoffnung auf deinen Beistand, wenn Verzweiflung und Sorgen übermächtig werden.
Um ewiges Leben in Gemeinschaft mit dir für unsere Verstorbenen.
Allmächtiger, dreifaltiger Gott!
In Jesus Christus hast du dich uns Menschen geoffenbart. Durch den Heiligen Geist bewirkst du, dass wir dich erahnen und immer wieder neu deine Nähe suchen können.
Dir sei Lob und Dank, Preis und Ehre jetzt und bis in alle Ewigkeit. - Amen.
Jörg Thiemann (2014)
Gott, du bist dreifaltig einer.
Wir bitten dich voller Hoffnung:
Viele Menschen sind einsam und verlassen.
Sie leben ohne von jemanden geliebt zu werden.
Lass sie Gemeinschaft und Zuwendung erleben.
Vielen Kindern und Jugendlichen fehlt es an Geborgenheit, die so wichtig wäre. Sende ihnen einfühlsame Menschen,
die ihnen das schenken, was sie zum Leben nötig haben.
Es gibt viele Kriege, viel Streit und Hass,
weil Menschen nur ihre Interessen sehen.
Öffne die Herzen aller füreinander
und mache sie bereit,
die Interessen und Bedürfnisse aller zu achten.
Theologinnen und Theologen suchen, dich immer tiefer kennen zu lernen.
Gib, dass ihre Erkenntnisse dem Glauben aller Menschen und der Welt dienen.
Organisationen und Menschen setzen sich für ihre Schwestern und Brüder in Not ein.
Segne ihr Tun und mache sie zum Vorbild für ein dienendes Leben.
Menschen werden schuldig.
Lass sie deine verzeihende Liebe erfahren,
die nicht richtet, sondern Leben schenkt.
Dir sei Lob und Preis,
der du in der Einheit des Heiligen Geistes lebst und herrschest,
durch Christus, deinen Sohne, unseren Herrn. - Amen.
Markus Duchardt (2011)
Dreifaltiger Gott,
in der Liebe des Vater, dem Leben des Sohnes und der Kraft des Heiligen Geistes trittst du an uns heran und wirbst um uns, um alle zu deinem Leben in Fülle zu führen.
Wir rufen zu dir:
Zu jeder Stunde verkünde mein Leben dein Lob (Melodie: GL 865)
Wir sagen Vater zu dir; Du bist der Schöpfer der einen Welt.
Wir bitten dich um den Mut, nicht in Stammtischparolen einzustimmen, sondern Berührungsängste zwischen Kulturen zu überwinden und auf dem weiterzubauen, was uns verbindet.
Du bist uns nahe in unserem Bruder und Herrn Jesus Christus.
In seiner Nachfolge bitten dich, dass wir im Engagement für Strukturen und Pastoralkonzepte nicht nur um uns selbst kreisen, sondern sensibel bleiben für die Not der Menschen.
Wir ehren dich als den Heiligen Geist, der weht wo er will.
Wir bitten dich um die Kraft, auch ungewohnte Wege zu gehen und in unserer Gemeinde nicht nur Menschen für Dienste zu suchen, sondern aus Begabungen neue Dienste zu entwickeln, um das Leben zu stärken.
Wir glauben an dich als den liebenden Gott.
Wir bitten dich, dass wir deine Liebe nicht nur bei denen sehen, die deinen Namen tragen, sondern auch bei den Vielen, die im stummen Zeugnis der helfenden Tat des Alltags den Menschen dienen.
Dich preisen wir als Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist.
Dir sei Ehre und Lobpreis durch die Worte, die wir zueinander sprechen
und durch die Taten, die wir in der Nachfolge deines Sohnes vollbringen,
heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.
Bernhard Bossert (2011)
Dreifaltiger Gott,
wir sind da vor dir mit allem, was uns auf dem Herzen liegt.
Und wir wenden uns dir zu,
dir, der du willst, dass wir Leben haben, und es in Fülle haben.
Darum bitten wir dich:
Da du Gemeinschaft bist, heiliger Gott,
stifte Gemeinschaft.
Da du Beziehung bist, heiliger Gott,
knüpfe Beziehungen.
Da du Wort bist, heiliger Gott,
gib unseren Worten Sinn.
Da du Einheit bist, heiliger Gott,
führe zusammen.
Da du Vielfalt bist, heiliger Gott,
befreie zur Vielfalt.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl. Geist...
Amen.
- Gabengebet2
Messbuch - GG Dreifaltigkeitssonntag: nimm mit diesen Gaben auch uns an
Gott, unser Vater,
wir rufen deinen Namen an über Brot und Wein.
Heilige diese Gaben
und nimm mit ihnen auch uns an,
damit wir dir auf ewig gehören.
Darum bitten wir dich durch Christus, unseren Herrn.
MB Dreifaltigkeitssonntag
Messbuch - GG Ostern 5 So: Anteil an deiner göttlichen Natur
Erhabener Gott,
durch die Feier des heiligen Opfers
gewährst du uns Anteil an deiner göttlichen Natur.
Gib, dass wir dich nicht nur als den einen wahren Gott erkennen,
sondern unser ganzes Leben nach dir ausrichten.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 5. Sonntag der Osterzeit
- Gebet zur Gabenbereitung2
Jörg Thiemann (2017)
Jesus, Gottes Sohn,
in Brot und Wein, gewandelt in deinen Leib und dein Blut,
sehen und schmecken wir deine Liebe und Hingabe.
Du willst dich mit uns eins machen, wenn wir dich empfangen.
Wandle unsere Herzen, damit wir für dich und für andere leben
und unser Leben füreinander leben.
Darum bitten wir dich in dieser Feier. - Amen.
Jörg Thiemann (2014)
Gott, der du bist einer in drei Personen,
Gott, der du bist Vater, Sohn und Heiliger Geist,
du schenkst dich in Brot und Wein.
Du bist mitten unter uns.
Das Mahl zeigt - du lebst mit und für uns.
Das Mahl ist uns zur Freude geschenkt und zur Kraft.
Das Mahl sporne uns an, einander zu schenken. Amen.
- Lobpreis1
Gotteslob (2020)
Te Deum (altes GL 706)
Kehrvers: Dich, Gott, loben wir, dich Herr, preisen wir.
Dir, dem ewigen Vater, huldigt das Erdenrund.
Dir rufen die Engel alle, dir Himmel und Mächte insgesamt,
die Cherubim dir und die Serafim, mit niemals endender Stimme zu:
Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der Gott der Scharen!
Voll sind Himmel und Erde von deiner hohen Herrlichkeit.
Kehrvers
Dich preist der glorreiche Chor der Apostel;
dich der Propheten lobwürdige Zahl;
dich der Märtyrer leuchtendes Heer;
dich preist über das Erdenrund die heilige Kirche;
dich, den Vater unermessbarer Majestät;
deinen wahren und einzigen Sohn;
und den Heiligen Fürsprecher Geist.
Kehrvers
Du König der Herrlichkeit, Christus.
Du bist des Vaters allewiger Sohn.
Du hast der Jungfrau Schoß nicht verschmäht,
bist Mensch geworden, den Menschen zu befreien.
Du hast bezwungen des Todes Stachel
und denen, die glauben, die Reiche der Himmel aufgetan.
Kehrvers
Du sitzest zur Rechten Gottes in deines Vaters Herrlichkeit.
Als Richter, so glauben wir, kehrst du eins wieder.
Dich bitten wir denn, komm deinen Dienern zu Hilfe,
die du erlöst mit kostbarem Blut.
In der ewigen Herrlichkeit zähle uns deinen Heiligen zu.
Danklied, z. B. GL 392: Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren.
- Präfation1
Messbuch - Präfation Dreifaltigkeitssonntag: Das Geheimnis des einen Gottes in drei Personen
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater, allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken.
Mit deinem eingeborenen Sohn und dem Heiligen Geist
bist du der eine Gott und der eine Herr,
nicht in der Einzigkeit einer Person,
sondern in den drei Personen
des einen göttlichen Wesens.
Was wir auf deine Offenbarung hin
von deiner Herrlichkeit glauben,
das bekennen wir ohne Unterschied von deinem Sohn,
das bekennen wir vom Heiligen Geiste.
So beten wir an
im Lobpreis des wahren und ewigen Gottes
die Sonderheit in den Personen,
die Einheit im Wesen und
die gleiche Fülle in der Herrlichkeit.
Dich loben die Engel und Erzengel,
die Cherubim und Serafim.
Wie aus einem Mund preisen sie dich
Tag um Tag und singen auf ewig
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Dreifaltigkeitssonntag
- Mahlspruch1
Bibel
Weil ihr Söhne seid,
sandte Gott den Geist seines Sohnes in eure Herzen,
den Geist, der ruft: Abba, Vater.
(Gal 4,6)
Ehre sei dem einen Gott,
der war und der ist und der kommen wird.
(vgl. Offb 1,8)
Gepriesen bist du, der in die Tiefen schaut und auf Kerubim thront.
(Dan 3,54)
- Meditation2
Helene Renner (2020)
Wir glauben an Gott
der die Welt erschaffen
und den Himmel ausgespannt hat
wie ein Zelt
Alles auf dieser Erde ist sein Werk
den Menschen
hat er sich zum Ebenbild gemacht
Wir glauben an Jesus
die Mensch gewordene Liebe
dem Himmel nahe
und doch mit der Erde fest verbunden
Bruder und Freund aller
besonders aber sieht er
auf die Armen und Ausgegrenzten
Wir glauben an Gottes Geist
der uns begleitet
durch die Stürme unseres Lebens
er ist da und durchströmt uns
auch wenn wir ihn nicht sehen
Verbunden in diesem Geist
können wir im Namen Gottes
die Welt verändern
Helene Renner (2020)
Treu bist du Gott
und heilsam erfahrbar
im Hören auf dein Wort
Treu bist du Gott
und heilsam erfahrbar
im Schweigen
Treu bist du Gott
und heilsam erfahrbar
in Freude und Schmerz
Treu bist du Gott
und heilsam erfahrbar
wenn ich an Grenzen stoße
Treu bist du Gott
und heilsam erfahrbar
in den Mühen des Alltags
Treu bist du Gott
und heilsam erfahrbar
im Annehmen von
Licht und Schatten
Treu bist du Gott
und heilsam erfahrbar
in der Nacht der Einsamkeit
Treu bist du Gott
und heilsam erfahrbar
in Begegnung und Gespräch
Treu bist du Gott
und heilsam erfahrbar
im Dasein für andere
Treu bist du Gott
und heilsam erfahrbar
wenn ich Einsicht gewinne
und mein Leben bejahe
Treu bist du Gott
und heilsam erfahrbar
im Loslassen und Neubeginnen
Treu bist du Gott
und heilsam erfahrbar,
wenn ich mich dir anvertraue
und in deinem Namen
meine Schritte setze.
- Schlussgebet2
Messbuch - SG Dreifaltigkeitssonntag: Bekenntnis des einen Gottes in drei Personen
Herr, unser Gott,
wir haben den Leib
und das Blut deines Sohnes empfangen.
Erhalte uns durch dieses Sakrament
im wahren Glauben und im Bekenntnis
des einen Gottes in drei Personen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Dreifaltigkeitssonntag
Messbuch - SG Auswahl 5: gewaltig in deiner Hoheit, wehrlos in deiner Liebe
Gott, unser Vater,
dein Sohn hat uns von dir Kunde gebracht.
Er hat uns erkennen lassen, wie du bist:
groß in deiner Huld für deine Geschöpfe,
gewaltig in deiner Hoheit,
wehrlos in deiner Liebe.
Vater, wir sagen Dank durch deinen Sohn,
der sich uns im heiligen Mahl geschenkt hat,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB Schlussgebete zur Auswahl 5
- Gebet zum Abschluss3
Beatrix Senft (2023)
Du, Herr, bist der Herr,
langmütig und barmherzig, reich an Gnade.
So nimmst du uns immer wieder in deiner bergenden Liebe an
und beweist uns deine Treu zu uns immerfort.
Dir sei mit deinem Sohn Jesus Christus und dem Hl. Geist Lob und Dank in Ewigkeit. – Amen.
Jörg Thiemann (2017)
Jesus, Gottes Sohn,
in Brot und Wein, gewandelt in deinen Leib und dein Blut,
sehen und schmecken wir deine Liebe und Hingabe.
Du willst dich mit uns eins machen, wenn wir dich empfangen.
Wandle unsere Herzen, damit wir für dich und für andere leben
und unser Leben füreinander leben.
Darum bitten wir dich in dieser Feier. - Amen.
Jörg Thiemann (2014)
Gott, der du bist einer in drei Personen,
Gott, der du bist Vater, Sohn und Heiliger Geist,
du sendest uns zu den Mitmenschen,
wir leben füreinander, so wie du für uns gelebt hast,
wir sind nicht für uns allein Christinnen und Christen,
wir sind es im Miteinander und Füreinander.
Du sendest uns, dass wir deine Liebe und deine Barmherzigkeit
in Wort und Tat bezeugen.
Doch Du wohnst in einem Lichte, dem keiner nahen kann.
Rüste uns aus mit Bescheidenheit,
denn wir werden dich nie erfassen.
Segne uns, du dreifaltiger Gott,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. - Amen.
- Segen2
Beatrix Senft (2023)
Es segne uns der Vater,
der uns und die ganze Schöpfung ins Leben rief.
Es segne uns der Sohn,
der mit uns dieses irdische Leben teilte
und dem alles Menschliche vertraut ist.
Es segne uns der Hl. Geist,
dass er Ansporn für unser Leben sei.
Manfred Wussow (2008)
Der Segen des Gottes von Sara und Abraham,
der Segen des Sohnes, von Maria geboren,
der Segen des Heiligen Geistes, der über uns wacht
wie eine Mutter über ihre Kinder,
sei mit euch allen.
Der Herr segne euch und behüte euch,
er lasse sein Angesicht über euch leuchten
und sei euch gnädig.
Der Herr wende sein Angesicht euch zu
und schenke euch Frieden.
Gott existiert
André Frossard war eben 20 Jahre alt, als ihm in einer Kapelle in der rue d'Ulm zu Paris »Gott begegnete«. Heute ist er 54 und einer der bekanntesten Journalisten Frankreichs, Kolumnist des konservativen »Figaro«. In einem 176 Seiten umfassenden Bändchen beschrieb er jetzt zum erstenmal, was ihm vor bald 40 Jahren in der rue d'Ulm zustieß -- unter dem Titel: »Gott existiert,. ich bin ihm begegnet«. Es wurde ein Bestseller*.
Ganzer Beitrag:
https://www.spiegel.de/kultur/gott-existiert-a-fa4f7c14-0002-0001-0000-000045702471
Der Spiegel, 23.03.1969
GOTT - dreifaltig einer
GOTT - dreifaltig einer
nur der eine Gott
aber nicht einsam – ein ICH
kein starrer Punkt –
sondern Dynamik
Ein Gott der Bewegung
ein Gott der Beziehung
ein Gott des Lebens
und vor allem -
ein Gott der Liebe
VATER
Ursprung allen Lebens
DU
vielfältig
uns und diese Welt schaffend
nach deinem Bild
größer – als wir ein Bild von dir denken können
schenkende Liebe
durch und durch
So große Liebe
dass du sie als SOHN
in diese Welt gesandt hast
als dein Wort
als Zeichen deiner Liebe
als unseren Bruder
sich diesem menschlichen Leben ganz aussetzend
gehorsam dir –
bis in den Tod
ER – der dein Wesen neu offenbarte
sich deinem Willen unterwarf
damit wir Erlösung finden
Und der uns nicht zurückließ
verwaist
vereinsamt
ohne Hoffnung
Sondern uns als Geschenk und Beistand
RUACH –
die Geistin
der ewigen Schöpfung
der ewigen Liebe
zurückließ
damit wir das Leben
in Fülle
haben
Dreifaltig bist du
GOTT
und doch
ganz unfassbare
VIELFALT.
Beatrix Senft 2023.
Dreifaltigkeitsikone von Andrei Rubljow
Drei Engel
in ähnlichem Gewand bei Tisch
mit einladender Geste
Brot und Wein anbietend
ein Platz vorne freigehalten.
Wer immer Platz nehmen wird –
Er ist willkommen.
Ilse Pauls
Glaubens-Erkenntnis
Gott ist als Geheimnis über uns;
Gott ist in Jesus Christus mit uns;
Gott ist im Hei'gen Geist in uns;
Gott ist als Geheimnis über uns.
Kanon:
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Text nach Hans Küng, Musik: Reinhardt Burchhardt
Gottesbilder
Christen glauben an einen einzigen Gott. Und sie glauben, dass sich dieser Gott in der Geschichte Israels – wie im Alten Testament zu lesen – zu erkennen gegeben hat. Dass Gott in Jesus Mensch geworden ist, bedeutet für die Christen auch, dass er jedem Menschen nahe sein will. Sie sehen in Jesus den Erlöser. Als Sohn Gottes ist er Teil der Dreifaltigkeit (Vater, Sohn, Heiliger Geist).
Ganzer Beitrag >>>
religionv1.orf.at/projekt03/religionen/christentum/re_ch_fr_glaube_gottesbilder.htm
Zur Notwendigkeit und Problematik von Gottesbildern
Für viele, vielleicht sogar die meisten Menschen hierzulande sind traditionelle Gottesbilder fraglich oder obsolet geworden und hat die überkommene Weise, Gott zur Sprache zu bringen, an Plausibilität verloren. „Gott“ ist für sie zu einem leeren Wort oder Namen geworden, von dem zu sprechen keinerlei Relevanz für ihr alltägliches Leben besitzt. In diesem Sinne kann von einer „Gotteskrise“ (Johann Baptist Metz) in der heutigen Gesellschaft bei einer zugleich (wieder) wachsenden Religiosität gesprochen werden. „Wir leben in einer Art religionsfreundlichen
Gottlosigkeit, gewissermaßen in einem Zeitalter der Religiosität ohne Gott.“ Was Johann Baptist Metz mit dieser Diagnose vor mehr als zwei Jahrzehnten beschreiben konnte, gilt bis heute. Gott scheint seltsam schillernd-konturlos, diffus und irrelevant geworden zu sein. Der Glaube an den persönlichen Gott der christlichjüdischen und muslimischen Tradition ist nur eine Option in der Pluralität der Gottesbezüge, die Menschen heute für sich in Anspruch nehmen. Bedeutsam ist die Frage nach den Ursachen: ist die Gotteskrise eine „Signatur der Zeit“
(Metz) oder doch eher ein (hausgemachtes) „praktisches Problem der Theologie“ (Hans-Joachim Sander)? Ist Gott in der Krise, oder fehlen uns die richtigen Worte, ihn zur Sprache zu bringen? Die Hoffnung, die in dieser Planungshilfe zum Ausdruck kommen soll, ist die, dass gerade die Krise der Gottesrede insofern „religionsproduktiv“ (Hans-Joachim Höhn) sein kann, als dass die neue Frage nach Gott zu einer heute plausiblen Rede von Gott und zu heute tragfähigen Gottesbildern führen kann.
Diesen soeben skizzierten Herausforderungen hat sich die Vermittlung des christlichen Gottesbildes zu stellen. Aufgrund einer zunehmenden Pluralisierung der gesellschaftlichen Lebensbereiche, aber auch der Glaubenserfahrungen und religiösen Vorstellungen ist nicht davon auszugehen, dass die Teilnehmer/-innen in Katechese, Erwachsenenbildung oder Predigt mit dem Wort „Gott“ das Gleiche verbinden wie die Katecheten, Erwachsenenbildner oder Prediger. In religiösen Lernprozessen muss daher häufig erst der Boden für eine Vermittlung des persönlichen Gottesverhältnisses bereitet werden. Statt
eines Einstiegs mit der überlieferten Gotteslehre bietet es sich daher an, zunächst im alltäglichen Leben Hinweise zu entdecken, die zum Nachdenken, Fragen und Suchen nach Gott einladen. Auf dem Weg einer solchen Spurensuche vermag es dann in einem zweiten Schritt möglich sein, das Potential traditioneller Gottesrede zu erschließen.
[...]
Religiöse Rede im engen Sinn ist – vor allem in der Bibel – metaphorische, also bildhafte Rede. Wo der Begriff exklusiv ist (er gewinnt seine Präzision gerade dadurch, dass gesagt werden kann, was er nicht ist), ist die Metapher inklusiv. Durch ihre „Uneigentlichkeit“ (sie meint etwas anderes, als sie eigentlich bezeichnet, Ricoeur nennt das ihre „semantische Impertinenz“) gewinnt sie eine Offenheit der Bedeutung, die die der reinen Begriffsebene übersteigt. Wesentliches in unserem Leben drücken wir deshalb unwillkürlich metaphor isch aus, da wir die Unangemessenheit einer begrifflichen Festlegung
intuitiv erahnen: „Mir geht das Herz aus“, „das war ein Lichtblick“, „ich habe Schmetterlinge im Bauch“ sind sprechende Beispiele. Metaphorische Gottesbilder bringen daher Gott und das Leben meistens besser zusammen, als Gottesideen, -begriffe oder -spekulationen. Sie sind immer bezogen auf konkrete Menschen und konkrete Situationen, wollen aber weder Gott noch den Menschen endgültig festlegen. Bilder, die in bestimmten Kontexten wahr und stimmig sind, mögen dies in anderen Situationen nicht oder nur bedingt sein. In jedem Fall fordern sie die menschliche Vorstellungskraft heraus und durchbrechen die Zwecksprache des Alltags. Im Wissen, dass keines der verwendeten Bilder Gott umfassend beschreiben kann, soll ihn ihnen doch jeweils ein Aspekt des unsichtbaren Gottes sichtbar werden. Wie Jürgen Werbick betont hat, kann man sich Bilder darum als Wege vorstellen: Sie erschließen sich nicht, indem man sie lediglich von ferne oder von außen betrachtet. Ihre Kraft entfalten sie erst dadurch, dass man auf ihnen geht, sie benutzt und mit ihnen im Wortsinn umgeht. Erst dann vermögen sie ihre Leuchtkraft freizugeben oder die Schwierigkeiten offen zu legen, die sich in ihnen gleichfalls verbergen. Das sprechendste Beispiel dafür sind zweifellos die Gleichnisse Jesu.
Am Anfang jeder theologischen Beschäftigung mit Gottesbildern sollte das biblische Bilderverbot stehen, das im Alten Testament formuliert wird und auch im Neuen Testament seine Gültigkeit nicht verliert: „Du sollst dir kein Gottesbildnis machen“ (Ex 20,4 und Dtn 5,8). Zu Recht hat man es als Stück „biblischer Aufklärung“ (E. Nordhofen) bezeichnet, worin es mit dem „ersten“ Schöpfungsbericht (Gen 1–2,4a) vergleichbar ist. Dort wird berichtet, dass Gott Sonne und Mond erschafft, damit sie als „Lichter“ (Gen 1,14) am Himmel leuchten. Dies bedeutet einen fundamentalen Einschnitt und Unterschied
verglichen mit den Nachbarreligionen Israels, wo diese Gestirne stattdessen als Götter verehrt wurden. In einen ähnlichen Zusammenhang gehört auch das Bilderverbot. Damit ist weder ein allgemeines oder spezielles Kunstverbot gemeint, noch ein Verbot von Wortbildern, Metaphern oder Gleichnissen angesprochen. Ziel des Bilderverbotes ist ein Verbot von Kultbildern. Das Beispiel schlechthin für ein solches Kultbild ist das Goldene Kalb (Ex 32,1–6). Es steht exemplarisch für die schmerzliche Erfahrung Israels, dass die Verehrung eines Kultbildes die Menschen vom wahren und einzigen Gott entfremdet. Das Kultbildverbot als zweites Gebot verdeutlicht daher, was bereits Aussage des ersten Gebotes war („Du sollst neben mir keine anderen Götter haben“ Ex 20,3), und schärft dessen praktische Konsequenzen ein. Man geht in der exegetischen Forschung davon aus, dass unter historischen Gesichtspunkten dieses erste Gebot der „Motor“ für die Entwicklung des Kultbildverbotes war. Undenkbar ist es aus biblischer Sicht, dass der lebendige und einzige Gott in einer toten Statue verehrt werden könnte. Aus diesen Gründen betont das zweite Gebot deutlich die Unverfügbarkeit Gottes und stellt statt eines Kultbildes den Gottesnamen JHWH in den Mittelpunkt der Verehrung. Diesem „Tetragramm“ tritt zugleich auch eine zweite Einsicht an die Seite: Gott, den niemand je geschaut hat,
lässt sich sehen in jedem Menschen, da dieser Gottes Bild in sich trägt, ja dieses Bild ist (Gen 1,26f).
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Dreifaltigkeit nach dem Jugendkatechismus
Nr. 35 - Glauben wir an einen Gott oder an drei Götter?
Wir glauben an einen Gott in drei Personen (Trinität). "Gott ist nicht Einsamkeit, sondern vollkommene Gemeinschaft".
Christen beten nicht drei verschiedene Götter an, sondern ein einziges Wesen, das sich dreifach entfaltet und doch eins bleibt. Dass Gott dreifaltig ist, wissen wir von Jesus Christus: "Er, der Sohn, spricht von seinem Vater im Himmel (»Ich und der Vater sind eins«, Joh. 10,30). Er betet zu ihm und schenkt uns den Heiligen Geist, der die Liebe des Vaters und des Sohnes ist. Getauft werden wir deshalb "auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" (Mt. 28, 19).
Nr. 36 - Kann man logisch erschließen, dass Gott dreifaltig ist?
Nein. Dreifaltigkeit (Trinität) ist ein Geheimnis. Wir wissen nur durch Jesus Christus von der Dreifaltigkeit Gottes.
Menschen können die Dreifaltigkeit Gottes mit den Mitteln ihrer eigenen Vernunft nicht erschließen. Sie erkennen aber die Vernünftigkeit dieses Geheimnisses, wenn sie die Offenbarung Gottes in Jesus Christus annehmen. Wäre Gott allein und einsam, könnte er nicht von Ewigkeit her lieben. Von Jesus erleuchtet, finden wir schon im Alten Testament (z.B. Gen 1,2; 18,2; 2 Sam 23, 2), ja sogar in der ganzen Schöpfung Spuren der Dreifaltigkeit Gottes.
Seite 34: Trinität (lat. trinitas = Dreiheit): Gott ist nur einer, aber er ist in drei Personen da. Dass wir im Deutschen zwei Begriffe Dreieinigkeit und Dreifaltigkeit für dieselbe Wirklichkeit haben, von denen einer die Einheit, der andere den Unterschied in Gott betont, ist ein Hinweis auf das unergründliche Geheimnis der Trinität.
Wo es die Liebe gibt, gibt es eine Dreifaltigkeit: einen Liebenden, einen Geliebten und eine Quelle der Liebe. (Augustinus)
Youcat Deutsch, Jugendkatechismus der katholischen Kirche, Mit einem Vorwort von Papst Benedikt, München.
Credo
Ich glaube an Gott, den Vater: die Allmacht der Liebe.
Er ist der Schöpfer des Himmels und der Erde;
dieses ganzen Universums, mit all seinen Geheimnissen;
dieser Erde, auf der wir leben,
und der Sterne, zu denen wir reisen.
Er kennt uns von Ewigkeit,
nie vergisst er, dass wir aus dem Staub der Erde gemacht sind,
und einmal als Staub zu ihr zurückkehren werden.
Ich glaube an Jesus Christus, den einzig geliebten Sohn Gottes.
Er hat, aus Liebe zu uns allen, unsere Geschichte, unser Dasein mit uns teilen wollen.
Ich glaube, dass Gott auf menschliche Weise auch Gott für uns sein wollte.
Er hat als Mensch unter uns gewohnt,
ein Licht in der Finsternis.
Aber die Finsternis hat ihn nicht begriffen.
Wir haben ihn ans Kreuz geschlagen.
Und er ist gestorben und begraben worden.
Aber er hat auf Gottes letztes Wort vertraut und ist auferstanden,
ein für allemal,
er sagte, er werde uns einen Platz bereiten im Haus seines Vaters,
in dem er jetzt wohnt.
Ich glaube an den Heiligen Geist, der Herr ist und Leben schenkt.
Und den Propheten unter uns ist er Sprache, Kraft und Feuer.
Ich glaube, dass wir gemeinsam unterwegs sind,
um Gottes heiliges Volk zu werden,
denn ich bekenne die Befreiung vom Bösen,
den Auftrag zur Gerechtigkeit und den Mut zur Liebe.
Ich glaube an das ewige Leben,
an die Liebe, die stärker ist als der Tod,
an einen neuen Himmel und eine neue Erde.
Und ich glaube, dass ich hoffen darf auf ein Leben mit Gott und miteinander
bis in alle Ewigkeit:
Herrlichkeit für Gott und Friede für die Menschen.
Beten im Alltag, action 365, 4. Auflage Frankfurt, 1981, Seite 17
"Heilsökonomie"
Mit dem Begriff "Heilsökonomie" bezeichnet Theophan den gesamten Weg zum Heil: Gott fasste den Heilsplan von Ewigkeit her und verwirklichte ihn in der Zeit. Er war völlig frei und souverän in seiner Entscheidung, ob und wie er den Menschen erretten wollte. Doch legte er die Erlösung durch Tod und Auferweckung des menschgewordenen Gottes fest.
Theophan verwendet den Begriff "Heilsökonomie" für das Gesamt der neutestamentlichen "Heilsökonomie", aber auch speziell für Rechtfertigung und Vergöttlichung des Menschen durch Christus. Das "Ziel" der Heilsökonomie besteht in der Wiederherstellung der Gemeinschaft des Menschen mit Gott. Sie beginnt bereits in diesem Leben, wird aber erst in der Eschatologie vollendet.
Gott wurde um unseres Heiles willen Mensch. Dies bezeichnet Theophan als "inkarnierte Heilsökonomie". Der "Kreuzestod" Christi ist der Mittelpunkt der Ökonomie unseres Heils. Durch das Blut Christi wird die Menschheit entsühnt. Die Gerechtigkeit Gottes des Vaters erfuhr Genugtuung dadurch, dass der eingeborene Sohn die Schuld aller auf sich nahm.
Nach der Auferweckung setzte sich der Sohn Gottes zur Rechten des Vaters und öffnete dadurch den Weg für die Herabkunft des Heiligen Geistes zu den Menschen. Die erweckende Gnade des Geistes setzt den Geist des Menschen wieder in seine ursprünglichen Rechte ein. Von nun an bestimmte der Geist wieder das Leben des Menschen. Der Geistempfang befreit den Menschen von der Macht der Sünde.
Das Heil wird von einem Geist gewirkt. Der Vater ist die Quelle des Ratschlusses über die Erlösung. Jesus Christus vollbrachte das Heilswerk und der Heilige Geist vollendet in den Glaubenden das Werk der Erlösung. Die Inkarnation geschieht in der dreipersönlichen Gottheit, der Tod Christi geschah nach ihrem Willen, die Auferweckung ist ihr gemeinsames Werk.
Christus ist der einzige Mittler, doch wirkte er zusammen mit dem Vater. Er ist es, der den Geist sandte, der alle von der Sünde befreit. In Christus wurde die Wiederherstellung der Menschen begonnen. Er ist das Haupt der neuen Menschheit, die in sich den Geist Gottes trägt. Die Erlösung hat kosmischen Dimension.
Heinrich Michael Knechten, Der Weg zum Heil bei Theophan dem Klausner, Münster 1997.
Das Wir in Person
Wohin gehören wir? Der Mensch ist eingespannt zwischen Geburt und Tod. Mit einem Fuß besetzt er seine irdische Heimat, mit dem anderen tastet er nach der ewigen Heimat. Das Gefühl der Heimatlosigkeit kommt gelegentlich hoch. Wir haben eine tiefe Sehnsucht danach, zu wissen, wohin wir eigentlich gehören.
Eine kleine Geschichte kann es auf den Punkt bringen: Ein Junge, drei Jahre alt, kämpft sich tapfer an der Hand seines Vaters durch einen heftigen Gewitterregen. Patschnass kommen beide zu Hause an. Als Vater und Sohn - geduscht und getrocknet - mit dem Rest der Familie zum Abendbrot zusammensitzen, sagt der Junge in die Tischgemeinschaft völlig unvermittelt, aber voller Überzeugung: "Gell, ich gehör doch zu uns!" Offenbar hatte er im Gewitter unausgesprochene Angst, die sich jetzt löst. Er weiß, wohin er gehört.
Die Kirche verkündet Gott in einer dreifaltigen Gemeinschaft, aber irgendwie scheint es uns in der Praxis, der Heilige Geist gehöre gar nicht so recht dazu. Die vergessene göttliche Person wurde von Theologen der Geist Gottes genannt. Aus einem dreifachen, beziehungsreichen Leben wurde für die meisten Christen eine traute Zweisamkeit zwischen Vater und Sohn. Aber ohne den Geist Gottes spielt sich das Leben nicht ab. Er ist die lebendige Beziehung.
Drei wichtige Sätze
Stellen wir mit drei kurzen Sätzen klar, was der Glaube an die Dreifaltigkeit uns sagen will. Sie stammen in der Grundfassung von Hans Küng und verhelfen uns zu einem besseren Verständnis dessen, was wir Dreifaltigkeit nennen:
An Gott, den Vater, glauben heißt: an den einen Gott, Schöpfer, Bewahrer und Vollender von Welt und Mensch zu glauben. Diesen Glauben an den einen Gott haben Judentum, Christentum und Islam gemeinsam.
An den Heiligen Geist glauben heißt: an Gottes wirksame Macht und Kraft in Mensch und Welt glauben. Auch dieser Glaube an Gottes Geist kann Juden, Christen und Muslimen gemeinsam sein.
An den Sohn Gottes glauben heißt: an des einen Gottes Offenbarung im Menschen Jesus von Nazaret glauben, der so Gottes Wort, Bild und Sohn ist.
Der dritte Satz ist sozusagen christliches Sondergut; deswegen steht er in der Mitte unserer Verkündigung. Von Jesus Christus müssen wir reden, wenn wir Christen sein wollen. Nun aber zurück zum Heiligen Geist.
Der Geist Gottes ist das Wir in Person. Er erweitert den engen Lebenskreis, er sprengt Mauern, er führt in die Weite, heißt es im Psalm 18; er macht uns zur Familie Gottes. Erleichtert dürfen wir feststellen: Wir gehören dazu. Nicht nur wir, jeder Mensch gehört dazu, der sich nicht selber ausschließt. Der lebendige Gott grenzt nicht aus, er umfasst.
Dieses "lebendige Leben" muss in unseren Gottesdiensten erfahrbar sein. Ohne Kommandos im Vordergrund, ohne Regeln oder Bestimmungen, die das Leben töten. Es geht darum miteinander geschwisterlich zu feiern in dem Bewusstsein des "Wir"; nach der Art des Kindes: "Gell, ich gehör doch zu uns!" Dann breitet sich Geist Gottes sichtbar, spürbar aus. Dann sprechen wir eine Sprache, die alle verstehen. Dann können wir uns offen dem anderen zuwenden und werden angenommen. Wir verlangen nach Segen, Schutz, Glück und Heil und werden genau das für die Menschen, die unter der gleichen Sehnsucht zu uns in die Gemeinde gekommen sind. Dreifach gesegnet, werden wir zum Segen.
Roland Breitenbach, Sechs Minuten Predigt, Freiburg 2008.
Kreuzzeichen
Das Kreuzzeichen als das heiligste Zeichen des christlichen Glaubens bedarf, gerade will es sooft gemacht wird, einer besonderen Sorgfalt und Verinnerlichung, damit es nicht zur schlampigen, nichtssagenden Geste, "weil es so Brauch ist", verkommt.
Jede persönliche Bekreuzigung steht und lebt in der Fortsetzung jenes Kreuzzeichens, das in der Taufe im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes über das Leben eines Christen erstmals gemacht worden ist. Jedes Kreuzzeichen ist erinnerndes und bestätigendes Bekenntnis zur Taufe und damit zur Kirche als Gemeinschaft der getauften Glaubenden wie auch entschiedenes Zeugnis des Christenseins. Mit Bedacht langsam und groß gemacht umspannt das Kreuzzeichen den ganzen Menschen, seine Gedanken (Bekreuzigung der Stirn), seine Worte (Bekreuzigung des Mundes), sein Herz (Bekreuzigung der Brustmitte). Nichts sei ausgeschlossen von der Heil und Heilung schenkenden Gnade des gekreuzigten und auferstandenen Christus. Die Berührung der linken und der rechten Schulter beim sogenannten lateinischen Kreuz kann, das Sinnbild des waagerechten Kreuzbalkens aufgreifend, zu dem Gedanken anregen: Die Menschen, die rechts und links an meinem Lebensweg stehen, sind meiner Sorge und Verantwortung anvertraut.
Der Christ hat Weggefährten und Zeitgenossen, Mitleidende und Mitbetende - in seinem Volk, in seiner Kirche. Christ ist man nicht allein, sondern immer nur mit anderen und für andere. Damit wird im Kreuzzeichen die individuelle wie die soziale Grundstruktur angesprochen, der sich der Christ immer wieder und immer umfassender stellen muss - gestärkt und bezeichnet im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Alfred Läpple, Kleines Lexikon des Christlichen Brauchtums, Augsburg 1996.
Nicht zu fassen
Ich kann es nicht fassen, Gott,
dass dir an mir liegt!
Du bist inwendiger in mir als ich selbst,
sagen die Mystiker.
Vielleicht bist du deswegen so verborgen?
Dir reicht es nicht, allein zu sein.
Du willst uns als deine Kinder,
als Brüder und Schwestern deines Sohne,
erfüllt mit deinem Geist.
Dennoch verbrennen wir nicht in deiner Nähe.
Lass uns etwas erahnen von deinem Leben,
von deiner Liebe, von deiner Barmherzigkeit,
damit wir etwas davon weitergeben können
an die Menschen, die uns brauchen,
von denen wir leben.
Unsere Welt schreit aus vielen Wunden
nach einem solchen Gott,
nach solchen Menschen...
Aus: Ferdinand Kerstiens, Große Hoffnungen - erste Schritte, Glaubenswege durch das Lesejahr A. Edition Exodus 2001.
Erfahrungen
Sie gehört zu den umstrittensten Überzeugungen des christlichen Glaubens, aber sie markiert ihr Zentrum: die Lehre von der Trinität, er Dreieinigkeit Gottes, und sie entspringt keiner philosophischen Reflexion. vielmehr nimmt sie Glaubenserfahrungen auf und sucht diese im Gespräch mit der Philosophie auf den Begriff zu bringen und zu bewähren...
Der christliche Glaube gründet ursprünglich in Erfahrungen, die Menschen mit der Person Jesu machten, einem Menschen, der ganz im Glauben Israels verwurzelt war. Israel hat sich in seiner Glaubensgeschichte immer entschiedener zu dem Gott bekannt, der Einzigartigkeit für sich beansprucht. Dieser Gott schließt einen Bund mit seinem Volk; er ist ein barmherziger Gott, der Gerechtigkeit in sozialen Verhältnissen fordert. Und auch wenn Israel diesen Gott zunächst als seinen Gott bekennt, so greift doch schließlich die Einsicht, dass der Gott Israels der Gott aller Menschen ist. Jesus lebt ganz aus dem Geist dieses Gottes. Er legte ihn in den geschichtlich - kulturellen und religiösen Verhältnissen seiner Zeit aus, befreite sein Bild von einer in der Unmenschlichkeit endenden Starrheit des Gesetzes....
Magnus Striet, Dreieinigkeit, in: Georg Gänsewein, Martin Lohmannn, Katholisch, Wissen aus erster Hand, Freiburg 2010.
Bekenntnis zum dreieinigen Gott
... Ähnlich heißt es in der Präfation des Dreifaltigkeitsfestes:
"Mit deinem eingeborenen Sohn und dem Heiligen Geist bist du (der Vater) der eine Gott und der eine Herr, nicht in der Einzigartigkeit einer Person, sondern in den drei Personen des einen göttlichen Wesens."
Dieses Bekenntnis zum dreieinigen Gott ist ein tiefes Geheimnis, das kein geschaffener Geist von sich aus je zu entdecken vermag. Es ist das Geheimnis einer unergründlichen und überströmenden Liebe: Gott ist kein einsames Wesen, sondern ein Gott, der aus der Überfülle seines Seins heraus sich schenkt und mitteilt, ein Gott, der in der Gemeinschaft von Vater, Sohn und Geist lebt und der darum auch Gemeinschaft schenken und begründen kann. Weil er Leben und Liebe in sich ist, kann er Leben und Liebe für uns sein. So sind wir von Ewigkeit her in das Geheimnis Gottes einbezogen. Gott hat von Ewigkeit her Platz für den Menschen. Letztlich ist das Bekenntnis zum dreifaltigen Gott eine Auslegung des Satzes: Gott ist die Liebe (1 Joh 4,8.16b) Dass Gott von Ewigkeit her in sich Leben und Liebe ist, bedeutet eine Seligkeit und begründet für uns Menschen inmitten einer Welt des Todes und des Hasses unsere Hoffnung. Wir dürfen im Glauben wissen, dass die letzte und tiefste Wirklichkeit Leben und Liebe ist und dass uns durch Jesus Christus im Heiligen Geist Anteil an dieser Wirklichkeit geschenkt ist.
Katholischer Erwachsenenkatechismus, Bonn, 2. Auflage 1985, hrsg. Deutsche Bischofskonferenz.
Spät hab' ich dich geliebt
Spät hab' ich dich geliebt, o Schönheit,
immer alt und immer neu,
spät hab' ich dich geliebt!
Und sieh, du warst in mir;
ich aber suchte dich draußen
und warf mich an die schönen Dinge weg,
die doch nur deine Schöpfung sind.
Du warst bei mir; doch ich war nicht bei dir;
die Schöpfung hielt mich fern von dir
und hätte doch außer dir keinen Bestand.
Du hast gerufen und geschrien,
meine Taubheit zu sprengen.
Du hast geblitzt und geleuchtet,
meine Blindheit zu verscheuchen.
Du hast deinen Duft verströmt;
ich habe ihn eingeatmet,
und nun sehne ich mich nach dir.
Ich habe dich verkostet;
nun hungere und dürste ich nach dir.
Du hast mich berührt,
und ich brenne vor Verlangen nach deinem Frieden.
Augustinus in: Gebete großer Menschen. Zusammengestellt von Sr. M. Lucia OCD. Verlag Styria, Graz Wien Köln 1978.
Trinität und Monotheismus
Die Aussage "Der Logos und der Heilige Geist sind Gott selbst" ist nicht eine Abschwächung oder Verdunkelung des richtig verstandenen Monotheismus, sondern seine Radikalisierung. Monotheismus als religiöse und theologische Aussage ist ja nicht eine abstrakt metaphysische Theorie über ein fernes Absolutum, sondern die Aussage des einzigen Absolutums gerade von dem Gott, mit dem wir es konkret in der Heilsgeschichte zu tun haben. Wenn dieser Gott der konkreten Heilsgeschichte darin seine absolute und unbedingte Selbstmitteilung in Geschichte und Transzendenz verwirklicht, dann darf auf der einen Seite die Verschiedenheit dieser Gegebenheitsweisen nicht geleugnet werden, darf aber diese Gegebenheitsweise andererseits nicht so zwischen den einen Gott und die mit Gott begnadete Kreatur geschoben werden, daß sie als bloß kreatürliche eben doch mehr den Abstand als die Nähe Gottes zur Kreatur konstituieren würde. Wenn und insoweit (was natürlich nicht bestritten werden kann) kreatürliche Vermittlungen zwischen Gott und den Menschen gedacht werden können und gegeben sind, und wenn diese im Bereich des religiösen Verhältnisses des Menschen zu Gott auftreten und so eine numinose Qualität haben, ist eigentlich die Gefahr eines ausdrücklichen oder verschleierten Polytheismus immer gegeben: Der Mensch greift zu solcher Vermittlung, hält sie absolut fest, bejaht sie wenigstens unausdrücklich in solchem absolutem Festhalten als Gott selbst, und sie ist doch in Wahrheit endliche Kreatur, die gar nicht Gott in sich selbst geben kann.
Der religiöse Monotheist steht darum für den Christen unausweichlich vor folgenden Alternativen: Entweder entmythologisiert er in einem theoretischen Monotheismus alle (wenn auch bleibenden und unvermeidlichen) Vermittlungen seines Verhältnisses zu Gott (gleichgültig, ob solche als Wort, Schrift, Sakrament, Institution usw. gedacht werden) als bloß kreatürliche, die letztlich den absoluten Gott in eine unendliche Ferne entrücken, und wird so zu einem bloß theoretischen Monotheisten, für den Gott so entrückt ist, wie die oberste Gottheit in sehr alten und primitiven Religionsgestalten, weil man sich konkret eben doch an diese partikulären und endlichen Vermittlungen ausdrücklich oder verhohlen polytheistischer Art halten muß und so die Religion praktisch doch wieder Andacht und numinose Verklärung der Welt wird; oder der Mensch nimmt den radikalen Monotheismus ernst, weigert sich aber dabei, die Gegebenheitsweise des monotheistischen Gottes für ihn selbst als selbstgöttlich zu verstehen, dann muß er die Gegebenheitsweise Gottes als radikal kreatürlich und endlich und diesseits des Abgrundes zwischen Gott und der Kreatur liegend verstehen und endet dann eben doch nur auch wieder in einem theoretischen und abstrakten Monotheismus, der Gott nur unendlich ferne sein läßt, und hält sich zwangsläufig im faktischen religiösen Vollzug an diese kreatürlichen Vermittlungen als dem für ihn eigentlich doch nur konkret in Frage kommenden Religiösen, ob dieses dann Gebot, Schrift, Bund Gottes usw. genannt werden mag. In beiden Fällen also wird er unsicher schweben zwischen einem abstrakten Monotheismus, der das Eigentliche des religiösen Monotheismus gar nicht radikal ernst nehmen kann, und einem verhohlenen Polytheismus, der jene geschöpflichen Wirklichkeiten faktisch doch absolut setzt, die ihm Gott vermitteln sollen, obwohl sie endlich sind. (Es scheint mir, daß man dieses Schweben zwischen einem abstrakten Monotheismus und einem uneingestandenen Polytheismus bis in die heutige abendländische Geistesgeschichte hinein verfolgen könnte, bis etwa bei Hölderlin, Rilke, Kerenyi, Heidegger usw.) Immer wieder wird versucht, zwischen dem Göttlichen und den Göttern zu unterscheiden.
Oder der religiöse Monotheist hat, getragen von Gottes Gnade selbst, die absolute Zuversicht, daß der absolute Gott an sich selbst ihm unbedingt nahe gekommen ist. Dann aber muß er die vermittelnden Gegebenheitsweisen selbst für göttlich im strengen Sinn des Wortes erachten. Er muß beides sagen, auch wenn er zu dieser Doppelaussage keine sie überbietende, sie aus einem ursprünglicheren Punkt verständlich machende höhere Synthese für diese Doppelaussage anbieten kann: Der eine, einzige Gott ist in zwei Gegebenheitsweisen als er selber dem Menschen nahe, und diese beiden Gegebenheitsweisen sind selber Gott. Diese nicht mehr übergreifbare Doppelaussage ist darum die Radikalisierung desjenigen Monotheismus, um den es sich in einer religiösen Dimension handelt. Denn der richtig verstandene monotheistische Gott ist der nahe Gott konkreter Heilsgeschichte. Nur wenn diesem in einem letzten Sinne geschöpfliche Vermittlungsweisen abgesprochen werden, sosehr es natürlich auch solche gibt, ist er wirklich der einzige und dennoch zugleich der nahe Gott, der als er selber in der Heilsgeschichte da ist. Der Satz von der Identität der Gegebenheitsweisen Gottes mit Gott selbst ist nur die andere Seite des Satzes, daß jede bloß kreatürliche Vermittlung zwischen Gott und Mensch diesen Gott in eine absolute Ferne rückt, aus einem konkreten Monotheismus einen abstrakten macht und den Menschen dann in der Konkretheit seines religiösen Lebens doch verhohlen polytheistisch sein läßt. Gott muß durch sich selbst zu sich vermitteln, sonst bleibt er letztlich fern und nur in dieser Ferne gegeben durch die zerteilende Vielfalt kreatürlicher Wirklichkeiten, die in Gottes Ferne hineinweisen. Das sagt der Satz von der Göttlichkeit der zwei fundamentalen Gegebenheitsweisen Gottes in der Welt, und er ist somit das radikale Ernstnehmen des konkreten Monotheismus.
Aus: Karl Rahner Lesebuch. Herausgegeben von Karl Kardinal Lehmann und Albert Raffelt. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien. 2004 (1982).
Gott in mir
Gotteserfahrung als Erleuchtung verweist aber nicht nur auf außergewöhnliche Lichterfahrungen, sondern darauf, daß wir Gott in uns selbst erfahren können. Der Weg zur Gotteserfahrung geht über die Selbsterfahrung. Wenn ich in mich selbst hineinblicke und nicht bei meiner Lebensgeschichte, bei meinen Gedanken und Gefühlen, bei meinen Verletzungen und Behinderungen stehen bleibe, dann kann ich auf dem Grund meiner Seele etwas von Gott erahnen, von dem Geheimnis, das mich übersteigt. Wenn ich die Frage zu Ende denke: "Wer bin ich?", dann werde ich nicht mein wahres Ich ergreifen, sondern in meinem Selbst Gott als den eigentlichen Grund, aus dem ich lebe. Aber ich kann Gott in mir nicht sehen oder festhalten. Er entschwindet mir immer wieder. Er ist unverfügbar. In der Erleuchtung steht mir Gott nicht gegenüber, sondern er durchdringt mich mit seinem Licht. Ich erfahre Gott also nicht als etwas Bestimmtes, als eine konkrete Gestalt, sondern ich erlebe mich selbst vom Licht erhellt. Ich erfahre mich eins mit mir selbst. Gott - so sagen die geistlichen Autoren - erfahre ich dort, wo in mir Friede und Ruhe ist, wo ich ganz in Einklang mit mir selbst komme, wo mir auf einmal alles klar wird, wo die Gegensätze in eins fallen, wo Zeit und Ewigkeit, Geist und Trieb, Himmel und Erde miteinander eins werden. Diese Erfahrung des Einsseins ist nicht das Ergebnis meiner Arbeit an meiner Psyche, sondern ein Geschenk Gottes, ja in meinem Frieden ist Gott selbst anwesend. Wenn mir diese Erfahrung geschenkt wird, verlangt sie Demut. Sonst werde ich vor lauter Erleuchtung aufgeblasen und fühle mich als etwas Besonderes. Dann kann Erleuchtung leicht zur Inflation führen, zu einer krankhaften Selbstillusion.
Aus. Anselm Grün, Wenn du Gott erfahren willst, öffne deine Sinne. Vier Türme Verlag, Münsterschwarzach 2000.
Konsequenzen
Es gibt
den Erste-Hilfe-Gott,
den Versicherungs-Gott,
den Weihrauch-Gott,
den Bestrafer-Gott,
den Ach-das-ist-nicht-so-schlimm-Gott,
den Mitmenschlichkeits-Gott,
den Höchstes-Wesen-Gott,
den Ordnungs-Gott,
den Belohner-Gott.
Warum lasse ich dich,
Gott,
eigentlich nicht so zu,
wie du wirklich bist?
Es hätte wohl Konsequenzen!
Für mich!
Aus: Bruno Griemens, Online to he@ven. Jugendgebete. Verlag Butzon & Bercker / Haus Altenberg, Kevelaer 2012 (2009).
Bitte um Erkenntnis Gottes
Getreuer, heiliger Gott
und Vater,
verleihe mir Vernunft,
dich zu erkennen;
Gefühl, dich zu empfinden;
Geist, dich zu verstehen.
Gib mir Eifer,
dich zu suchen;
Weisheit, dich zu finden;
Begierde, dich zu lieben.
Schenke mir ein Herz,
das über dich nachsinnt,
und Taten, die dich großmachen.
Gib mir Augen, dich zu sehen;
Ohren, dich zu hören;
eine Zunge, dich zu verkündigen.
Gewähre mir Geduld,
auf dich zu warten,
deine heilige Gegenwart,
ein seliges Ende
und das ewige Leben.
Aus: Breite deinen Frieden in mir aus. Gebete der Religionen. Zusammengestellt und kommentiert von Walter Kühnelt. Verlag St. Gabriel, Mödling Wien 1989.
Du bist heilig, Herr
Du bist heilig, Herr, unser Gott.
Du bist der alleinige Gott,
der Eine, der Wundertaten vollbringt.
Du bist der Starke,
du bist der Große,
du bist der Höchste,
du bist allmächtig,
du bist heilig,
der Vater und König des Himmels und der Erde.
Du bist der Dreifaltige und der Eine,
Gott der Herr.
Du bist der Gute,
das höchste Gut,
der lebendige und wahre Gott.
Du bist die Güte,
die Liebe,
du bist die Weisheit,
du bist die Demut,
du bist die Geduld.
Du bist die Geborgenheit,
die Ruhe,
die Fröhlichkeit und die Freude.
Du bist die Gerechtigkeit und das Maß.
Du bist aller Reichtum.
Du bist die Milde,
du bist unsere Zuflucht und Stärke,
du unser Glaube, unsere Hoffnung und unsere Liebe,
unsere große Glückseligkeit.
Du bist die unendliche Güte,
großer und wunderbarer Herr,
Gott,
allmächtig, liebreich, erbarmend und heilbringend.
Franz von Assisi in: Manager-Gebetbuch. Herausgegeben von Michael Bommers, Mechthild Löhr und Lothar Roos. Verlag Butzon & Bercker, Kevelaer 2001.
Von Bildern leben
Die Bilder der Bibel wollen uns keine konkreten Handlungsanweisungen geben und schon gar keine moralischen Appelle erteilen, was wir genau zu tun hätten. Bilder sind auch keine Ideale, wie Seelsorge sein sollte. Sie wollen keine utopische Lösung aufzeigen. Utopien und Ideale erzeugen oft ein schlechtes Gewissen. Man steigert sich in ideale Betrachtungen hinein, aber zugleich spürt man das Auseinanderklaffen des konkreten Lebens mit den idealen Forderungen. Bilder wollen vielmehr ein Fenster öffnen, damit neues Licht in alle Vollzüge unseres Lebens hineinströmt. Wenn wir die Bilder der Bibel bei unseren Gesprächen oder bei unseren gottesdienstlichen Feiern im Hinterkopf haben, dann eröffnen sie uns ganz neue Möglichkeiten des Sprechens und Feierns. Bilder bringen uns in Berührung mit den Möglichkeiten, die in uns bereit liegen, die aber oft genug verschüttet sind. Unser Leben ist vielfach reduziert auf die paar Fähigkeiten, die wir zur Bewältigung unseres Alltags benötigen. Aber der ganze Reichtum menschlichen Miteinanders liegt oft brach. Bilder wollen diesen Reichtum ins Bewußtsein rufen. Sie tun es nicht als Forderung, sondern indem sie uns einladen, auf dem Hintergrund des Bildes Neues zu wagen.
Aus: Grün, Anselm: Bilder von Seelsorge.
Die heiligen Bilder
1159: Das heilige Bild, die liturgische Ikone, stellt in erster Linie Christus dar. Es kann nicht den unsichtbaren, unfaßbaren Gott darstellen. Die Inkarnation des Sohnes Gottes hat eine neue Bilder-"Ökonomie" eingeführt:
"Einst konnte Gott, der weder Körper noch Gestalt hat, keineswegs durch ein Bild dargestellt werden. Aber jetzt, nachdem er im Fleisch sichtbar wurde und mit den Menschen lebte, kann ich von dem, was ich von Gott gesehen habe, ein Bild machen... Wir schauen mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn" (Johannes v. Damaskus, imag. 1,16).
1160: Die christliche Ikonographie gibt durch das Bild die gleiche Botschaft des Evangeliums wieder, die die Heilige Schrift durch das Wort übermittelt. Bild und Wort erhellen einander:
"Kurz, wir bewahren alle kirchlichen Traditionen, ob sie uns schriftlich oder mündlich anvertraut wurden, ohne sie durch Neuerungen zu entstellen. Eine dieser Traditionen ist die Ikonenmalerei. Da sie mit den Berichten des Evangeliums übereinstimmt, ist sie uns nützlich, den Glauben an die wirkliche und nicht eingebildete Menschwerdung des Wortes Gottes zu bestärken und uns großen Gewinn zu bringen. Denn die Dinge, die einander gegenseitig erhellen haben offensichtlich die gleiche Bedeutung" (2. K. v. Nizäa 787: COD 111).
1162: "Die Schönheit und die Farbe der Bilder regen mein Gebet an. Sie sind ein Fest für meine Augen, so wie das Bild der Landschaft mein Herz anregt, Gott zu preisen" (Johannes v. Damaskus, imag. 1,27).
Die Betrachtung der heiligen Bilder, zusammen mit dem Nachsinnen über das Wort Gottes und mit dem Gesang der kirchlichen Hymnen, fügt sich in die Harmonie der liturgischen Zeichen ein, damit das gefeierte Mysterium sich dem Gedächtnis des Herzens einpräge und sich sodann im neuen Leben der Gläubigen auspräge.
Aus: Katechismus der Katholischen Kirche.
Von der Dreifaltigkeit
A und O, Gott, du Alleiner,
Eli, Eli, Gott, ganz meiner,
Dessen Kraft nichts widerstehen,
dessen Geist nichts kann entgehen,
Dessen Sein das höchste Gut ist,
Dessen Werk ist, was da gut ist,
Über, unter allem thronend,
Außer, und in allem wohnend,
In dem All Uneingeschränkter,
Außerm All niemals Verdrängter,
Überm Weltall Unentrückter,
Unterm Weltall Unbedrückter,
Drüber ganz als Schützer waltend,
Drunter ganz als Stützer schaltend,
Draußen ganz das All umschlingst du,
Drinnen ganz das All durchdringst du,
Nicht im Drinnen Eingezwängter,
Und im Draußen Unverdrängter,
Droben ohne Stütze ragend,
Drunten unbelastet tragend,
Regungslos die Welt erregend,
Zeitenlos die Zeit bewegend,
Raumlos allen Raum umschließend,
Fließend nie, was fließt, ergießend,
Nichts, was Kraft und Zwang zu nennen,
Kann dein Tun und Lassen trennen!
Unser Gestern, Einst und Nimmer
Ist vor dir ein Heut und Immer,
Und dein Jetzt ist unverrücklich,
Wandellos und unzerstücklich,
Drin du alles vorgedacht hast,
Alles weise vorgemacht hast,
Um in irrtumslosen Denken
Jedem Urstoff Form zu schenken.
Hildebert von Lavardin (1056-1133), in: Laudate Dominum. Altchristliche Kirchenlieder und geistliche Gedichte, lateinisch und deutsch von Richard Zoosmann, München: Müller 1928, S. 229f.
Liebe, die du mich zum Bilde deiner Gottheit hast gemacht
Liebe, die du mich zum Bilde deiner Gottheit hast gemacht,
Liebe, die du mich so milde nach dem Fall hast wiederbracht:
Liebe, dir ergeb ich mich, dein zu bleiben ewiglich.
Liebe, die du mich erkoren, eh ich noch geschaffen war,
Liebe, die du Mensch geboren und mir gleich wardst ganz und gar:
Liebe, dir ergeb ich mich, dein zu bleiben ewiglich.
Liebe, die für mich gelitten und gestorben in der Zeit,
Liebe, die mir hat erstritten ewge Lust und Seligkeit:
Liebe, dir ergeb ich mich, dein zu bleiben ewiglich.
Liebe, die du Kraft und Leben, Licht und Wahrheit, Geist und Wort,
Liebe, die sich ganz ergeben mir zum Heil und Seelenhort:
Liebe, dir ergeb ich mich, dein zu bleiben ewiglich.
Liebe, die mich hat gebunden an ihr Joch mit Leib und Sinn,
Liebe, die mich überwunden und mein Herz hat ganz dahin:
Liebe, dir ergeb ich mich, dein zu bleiben ewiglich.
Liebe, die mich ewig liebet und für meine Seele bitt’,
Liebe, die das Lösgeld gibet und mich kräftiglich vertritt:
Liebe, dir ergeb ich mich, dein zu bleiben ewiglich.
Liebe, die mich wird erwecken aus dem Grab der Sterblichkeit,
Liebe, die mich wird umstecken mit dem Laub der Herrlichkeit:
Liebe, dir ergeb ich mich, dein zu bleiben ewiglich.
Das alte Credo
»Sag, was enthält die Kirchengeschichte?
Sie wird mir in Gedanken zunichte;
Es gibt unendlich viel zu lesen,
Was ist denn aber das alles gewesen?«
Zwei Gegner sind es, die sich boxen,
Die Arianer und Orthodoxen.
Durch viele Säkla dasselbe geschicht,
Es dauert bis an das Jüngste Gericht.
Der Vater ewig in Ruhe bleibt,
Er hat der Welt sich einverleibt.
Der Sohn hat Großes unternommen:
Die Welt zu erlösen, ist angekommen;
Hat gut gelehrt und viel ertragen,
Wie das [?] noch heut in unsern Tagen.
Nun aber kommt der Heilig Geist,
Er wirkt am Pfingsten allermeist.
Woher er kommt, wohin er weht,
Das hat noch niemand ausgespäht.
Sie geben ihm nur eine kurze Frist,
Da er doch Erst' und Letzter ist.
Deswegen wir treulich, unverstohlen
Das alte Credo wiederholen:
Anbetend sind wir all' bereit
Die ewige Dreifaltigkeit.
Mit Kirchengeschichte was hab ich zu schaffen?
Ich sehe weiter nichts als Pfaffen;
Wie's um die Christen steht, die Gemeinen,
Davon will mir gar nichts erscheinen.
Johann Wolfgang v. Goethe , Zahme Xenien IX.
Warten auf Christus
(Jude) … Aber nachdem wir dies so vorausgeschickt haben, lass uns zu Christus kommen, in dem der gesamte Kern der Fragestellung und der Auseinandersetzung liegt. Denn ihr pocht darauf, dass ihr in ihm den Urheber des neuen Kultus, der neuen Institutionen und des Gesetzes besitzt. Und du sagst von ihm, dass ich an ihn glauben soll. Ich halte Christus schon wegen des besonderen Ranges aller seiner Tugenden für den hervorragendsten Propheten und schenke Christus Vertrauen. Aber ich glaube nicht an Christus, und ich werde nicht an ihn glauben, Denn ich glaube an niemanden außer an Gott, und zwar Gott allein. Höre Israel, sagt er, dein Gott ist ein einziger (Dt. 6,4)! Einer, kein dreifacher, wie ihr Christen behauptet und zugleich bestreitet bzw. umgekehrt, bestreitet und zugleich behauptet. Ihr sagt nämlich: Gott ist Vater, Gott ist Sohn, Gott ist Heiliger Geist. Ein anderer ist der Vater, ein anderer der Sohn, ein anderer der Heilige Geist. Und dennoch sind es nicht drei Götter, sondern es ist ein Gott. Ihr sagt beides. Wer es will, mag entweder eins von beidem oder beides glauben. Aber Israel, unser Volk, hört und glaubt: Dein Gott ist ein einziger Gott (Dt. 6,4). Er ist nicht in der Zeit erschaffen, nicht aus einer Frau geboren. Denn er ist, insofern es überhaupt ausgesagt werden kann, ja schon gewesen, bevor die Zeit war. Er selbst hat die Zeit geschaffen und er selbst hat innerhalb der Zeit den Himmel und die Erde und alles, was in ihnen ist (Ex. 20,11), geschaffen. (…)
Also glaube ich nicht an Christus, und meine Hoffnung ruht auch nicht in Christus, denn: Glücklich der Mann, dessen Hoffnung der Name des Herrn ist (Ps. 40,5). Aber ich glaube an den Christus und werde ihm vertrauen, wenn er kommen wird, da schon Moses ihn bezeugt und sagt: Der Herr wird euch aus euren Brüdern einen Propheten erwecken; wie auf mich, so sollt ihr auf ihn hören (Dtn. 18,15; Apg. 3,22). Sein Kommen wäre gewiss aller Gebete wert. Und damit du weißt, an welchem Zeichen seine Ankunft erkannt werden kann, höre, was der Prophet Jesaja dazu verkündet: Es wird in den letzten Tagen der Tempelberg auf dem Gipfel der Berge vorbereitet werden, und alle Völker werden zu ihm strömen und sagen: Kommt lasst uns auf den Berg des Herrn und zum haus des Gottes Jakobs hinaufsteigen (Jes. 2,2-3). Wenn also schon Christus gekommen ist, wo auf dem ganzen Erdkreis, außer bei dem geringen Volk der Juden, wird denn überhaupt gesagt: Lasst uns zum Haus des Gottes Jakobs hinaufsteigen (Jes. 2,3)? Einige von euch rufen: Lasst uns zum Haus des Petrus gehen; einige: zum Haus des Paulus; andere: zum Haus des (Hl.) Martin. Niemand aber sagt: Lasst uns zum Haus des Gottes Jakobs gehen! Höre auch noch, was über die Ankunft Christi bei Jesaja folgt: Und sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Lanzen zu Sichern. Kein Volk wird gegen ein anderes Volk das Schwert ziehen, und sie werden nicht weiter zum Krieg rüsten (Jes. 2,4). Ja, schmiedet denn etwa unser Heer in unserer heutigen Zeit seine Schwerter zu Pflugscharen und seine Lanzen zu Sicheln um (Jes. 2,4)? Die Handwerker reichen kaum aus, das Eisen reicht kaum aus, um alle Kriegswaffen herzustellen. (…) Überall auf der Welt stellt ein Nachbar dem anderen nach, überfällt ihn, tötet ihn; ein Volk kämpft mit aller Kraft und allem Einsatz gegen das andere; ein Königreich wird gegen ein anderes aufgehetzt; und schon von frühester Jugend bereit sich jeder darauf vor, in den Krieg zu ziehen. Es steht also fest, dass ihr Christen weit weg von Christus und seinem Kommen umherirrt. (…)
Gilbert Crispin (ca. 1045-1117), Disputatio iudaei et christiani. Disputatio christiani cum gentili de fide Christi. Religionsgespräche mit einem Juden und einem Heiden, übersetzt und eingeleitet von K.W. Wilhelm und G. Wilhelmi, Herders Bibliothek der Philosophie des Mittelalters, Bd. 1, Freiburg: Herder 2005, S.47f
Unwandelbares Wesen
Also, wenn der Heilige Geist der Heiligmacher ist, dann erweist er sich nicht von wandelbarem, sondern von unwandelbaren Wesen. Als unwandelbar indes charakterisiert die Heilige Schrift in aller Deutlichkeit nur die Natur Gottes und seines eingeborenen Sohnes, als veränderlich und wandelbar verkündet sie alle geschaffenen Wesen. Da also die Natur des Heiligen Geistes als nicht veränderlich, sondern unveränderlich aufgewiesen ist, wird er mit der Schöpfung nicht (wesensgleich) sein. Es wäre ja auch die Schöpfung unwandelbar, wenn sie mit dem Vater und dem Sohn zusammengestellt würde und dieselbe Unveränderlichkeit hätte. Alles nämlich, was für ein fremdes Gut aufnahmefähig ist, ist von dieser Wirklichkeit gesondert. Von der Art aber sind alle Geschöpfe.
Weil Gott aber gut ist, ist er die Quelle und der Ursprung aller Güter. Er macht also diejenigen gut, denen er sich schenkt, er, der selber nicht von etwas anderem zum Guten gemacht wird, sondern an sich gut ist: deswegen ist er teilhabbar, aber nicht aufnahmefähig. Auch sein eingeborener Sohn, die Weisheit und die Heiligung, wird nicht weise, sondern macht weise, und er wird nicht geheiligt, sondern er heiligt. Deswegen ist auch er teilhabbar, aber nicht aufnahmefähig. (…)
Wenn also die Apostel wegen des Zeugnisses für den Herrn sich an den äußersten Grenzen der Erde aufhielten und voneinander sehr weit entfernt waren, der Heilige Geist indes in ihnen wohnte, dann erweist sich das Wesen dessen, der in ihnen wohnt, als unbegrenzt. Davon unterscheidet sich durchaus das Vermögen eines Engels: Ein Engel zum Beispiel, der einem in Asien betenden Apostel erschien, hätte anderen, die sich in sonstigen Teilen der Welt aufhielten, nicht zur gleichen Zeit erscheinen können.
Didymus der Blinde (4. Jahrhundert), De spiritu sancto. Über den Heiligen Geist, übersetzt und eingeleitet von H.J. Sieben, in FC Bd. 78, Turnhout: Brepols 2004, S. 91-97.
Geschichtliche Erfahrungen
Die Trinitätslehre ist nicht aus einer Spekulation über Gott entstanden, aus einem Versuch des philosophischen Denkens, sich zurechtzulegen, wie der Ursprung allen Seins beschaffen sei, sondern sie hat sich aus dem Mühen um eine Verarbeitung geschichtlicher Erfahrungen ergeben. Der biblische Glaube hatte es zunächst - im Alten Bund - mit Gott zu tun, der als der Vater Israels, als der Vater der Völker, als der Schöpfer der Welt und ihr Herr begegnete. In der Grundlegungszeit des Neuen Testaments kommt ein völlig unerwarteter Vorgang hinzu, durch den sich Gott von einer bislang unbekannten Seite zeigt: In Jesus Christus trifft man auf einen Menschen, der sich zugleich als Sohn Gottes weiß und bekennt. Man findet Gott in der Gestalt des Gesandten, der ganz Gott und nicht irgendein Mittelwesen ist und der dennoch mit uns zu Gott "Vater" sagt. Damit ergibt sich eine eigentümliche Paradoxie: Einerseits nennt dieser Mensch Gott seinen Vater, spricht zu ihm als einem Du, das ihm gegenübersteht; wenn das nicht leeres Theater sein soll, sondern Wahrheit, wie sie allein Gottes würdig ist, muß er also ein anderer sein als dieser Vater, zu dem e r spricht und zu dem w i r sprechen. Andererseits aber ist er selbst die wirkliche, uns begegnende Nähe Gottes; die Vermittlung Gottes an uns und dies gerade dadurch, daß er selbst Gott als Mensch, in Menschengestalt und -wesen: der Gott-mit-uns ("Emmanuel") ist. Seine Vermittlung würde ja im Grunde sich selbst aufheben und statt einer Vermittlung eine Abtrennung werden, wenn er ein anderer als Gott, wenn er ein Zwischenwesen wäre. Dann würde er uns nicht zu Gott hin, sondern von ihm weg vermitteln. So ergibt sich, daß er als der Vermittelnde Gott selber und "Mensch selber" - beides gleich wirklich und total - ist. Das aber bedeutet, daß Gott mir hier nicht als Vater, sondern als Sohn und als mein Bruder begegnet, womit - unbegreiflich und höchst begreiflich in einem - eine Zweiheit in Gott, Gott als Ich und Du in einem, in Erscheinung tritt. Dieser neuen Erfahrung Gottes folgt schließlich als drittes das Widerfahrnis des Geistes, der Anwesenheit Gottes in uns, in unserer Innerlichkeit. Und wiederum ergibt sich, daß dieser "Geist" weder mit dem Vater noch mit dem Sohn einfach identisch ist und doch auch nicht ein Drittes zwischen Gott und uns aufrichtet, sondern die Weise ist, wie Gott selbst sich uns gibt, wie er in uns eintritt, so daß er i m Menschen und mitten im "Insein" doch unendlich ü b e r ihm ist.
Wir stellen also fest, daß der christliche Glaube im Hergang seiner geschichtlichen Entfaltung es zunächst rein tatsächlich mit Gott in dieser Dreigestalt zu tun bekommt.
Joseph Ratzinger, Einführung in das Christentum, München 9. Aufl. 1968, S. 125-127.
Feri Schermann (2005)
Martin Leitgöb (2002)
Hans Hütter (1996)