Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 23. Jul. 2023 - 16. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
31. Aug. 2024
Erntedank (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
03. Dez. 2023
1. Adventsonntag (B)
26. Nov. 2023
Christkönigsonntag (A)
19. Nov. 2023
33. Sonntag im Jahreskreis (A)
12. Nov. 2023
32. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Nov. 2023
9. November: Weihe der Lateranbasilika (Fest)
05. Nov. 2023
31. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Nov. 2023
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2023
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
29. Okt. 2023
30. Sonntag im Jahreskreis (A)
22. Okt. 2023
29. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Okt. 2023
28. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Okt. 2023
27. Sonntag im Jahreskreis (A)
07. Okt. 2023
Erntedank (Sonst.)
01. Okt. 2023
26. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Sep. 2023
25. Sonntag im Jahreskreis (A)
17. Sep. 2023
24. Sonntag im Jahreskreis (A)
14. Sep. 2023
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
10. Sep. 2023
23. Sonntag im Jahreskreis (A)
03. Sep. 2023
22. Sonntag im Jahreskreis (A)
27. Aug. 2023
21. Sonntag im Jahreskreis (A)
20. Aug. 2023
20. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Aug. 2023
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
13. Aug. 2023
19. Sonntag im Jahreskreis (A)
06. Aug. 2023
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
30. Jul. 2023
17. Sonntag im Jahreskreis (A)
23. Jul. 2023
16. Sonntag im Jahreskreis (A)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Weish 12,13. 16-19
Lesung aus dem Buch der Weisheit.
Es gibt keinen Gott, Herr, außer dir,
der für alles Sorge trägt;
daher brauchst du nicht zu beweisen,
dass du gerecht geurteilt hast.
Deine Stärke ist die Grundlage deiner Gerechtigkeit
und deine Herrschaft über alles
lässt dich alles schonen.
Stärke beweist du,
wenn man an deine unbeschränkte Macht nicht glaubt,
und bei denen, die sie kennen,
strafst du die anmaßende Auflehnung.
Weil du über Stärke verfügst,
richtest du in Milde
und behandelst uns mit großer Schonung;
denn die Macht steht dir zur Verfügung,
wann immer du willst.
Durch solches Handeln hast du dein Volk gelehrt,
dass der Gerechte menschenfreundlich sein muss,
und hast deinen Söhnen und Töchtern die Hoffnung geschenkt,
dass du den Sündern die Umkehr gewährst.
Der weisheitliche Lehrtext ist - in ein Gebet gefasst - Anrede und Erkenntnis Gottes in einem. Gott wird als Starker bekannt, der seine Stärke in Milde und Nachsicht zeigt, darin aber - auf seine Weise und in seiner Weisheit - gerecht ist. Seine Macht schenkt Hoffnung und gewährt Umkehr. Zum weisheitlichen Schluss gehört, dass das Volk Gottes gelehrt wird, "dass der Gerechte menschenfreundlich sein muss". Diese Einsicht ist Weisheit aus dem Herzen Gottes.
Das jüngste Buch des Alten Testamentes liegt uns in der Schrift 'Weisheitsbuch' oder 'Weisheit Salomos' vor. Salomo gilt als Verfasser von Weisheitssprüchen. Jedoch schon lange zuvor sind im Orient Weisheitssprüche bekannt. Diese dienen, das Leben zu bewältigen und zu ordnen.
In dem uns vorliegendem Weisheitsbuch deutet vieles darauf hin, dass es in Ägypten entstanden ist. Der Schreiber will durch diese Schrift den Juden in der Diaspora helfen, ihr Leben in dieser vom Glauben doch anderen Umgebung zu meistern. Zugleich eröffnen Überlegungnen und Sprüche auf der Weisheitsebene vermittelnde Auseinandersetzung mit Andersgläubigen.
In unserem Textabschnitt wird Gott als der Sorgende dargestellt, sowie als der Milde und Nachsichtige. Dahinter stehen die allewigen Fragen, warum greift Gott nicht ein, warum geht er gegen die Bösen und Schlechten nicht vor!? Damit verbunden geht es auch um die Auseinandersetzung und Differenzierung wie Abgrenzung des Glaubens an den Einen Gott im Unterschied zu den anderen Göttern und der damit verbundenen Praktiken der Umgebung.
Der Verfasser geht vom Gott der Schöpfung aus, der eben allem zugrunde liegt, und die Chance der Umkehr, wie Erkenntnis und Einsicht gewährt.
1. Lesung (ungekürzte Fassung) - Weish 12,13-19
Lesung aus dem Buch der Weisheit.
Es gibt keinen Gott, Herr, außer dir,
der für alles Sorge trägt;
daher brauchst du nicht zu beweisen,
dass du gerecht geurteilt hast.
Kein König und kein Herrscher kann dich zur Rede stellen
wegen der Menschen, die du gestraft hast.
Gerecht, wie du bist,
verwaltest du das All gerecht
und hältst es für unvereinbar mit deiner Macht,
den zu verurteilen, der keine Strafe verdient.
Deine Stärke ist die Grundlage deiner Gerechtigkeit
und deine Herrschaft über alles
lässt dich alles schonen.
Stärke beweist du,
wenn man an deine unbeschränkte Macht nicht glaubt,
und bei denen, die sie kennen,
strafst du die anmaßende Auflehnung.
Weil du über Stärke verfügst,
richtest du in Milde
und behandelst uns mit großer Schonung;
denn die Macht steht dir zur Verfügung,
wann immer du willst.
Durch solches Handeln hast du dein Volk gelehrt,
dass der Gerechte menschenfreundlich sein muss,
und hast deinen Söhnen und Töchtern die Hoffnung geschenkt,
dass du den Sündern die Umkehr gewährst.
Antwortpsalm - Ps 86,5-6. 9-10. 15-16
Kv: Du, mein Herr, bist gut und bereit zu vergeben. – Kv
GL 517
Du, mein Herr, bist gut und bereit zu vergeben, *
reich an Liebe für alle, die zu dir rufen.
Vernimm, Herr, mein Bittgebet, *
achte auf mein lautes Flehen! – (Kv)
Alle Völker, die du gemacht hast, werden kommen /
und sich niederwerfen, mein Herr, vor deinem Angesicht, *
sie werden deinen Namen ehren.
Denn du bist groß und tust Wunder, *
nur du bist Gott, du allein. – (Kv)
Du, Herr, bist ein barmherziger und gnädiger Gott, *
langsam zum Zorn und reich an Huld und Treue.
Wende dich mir zu und sei mir gnädig, /
gib deinem Knecht deine Stärke *
und rette den Sohn deiner Magd! – Kv
2. Lesung - Röm 8,26-27
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Rom.
Schwestern und Brüder!
Der Geist nimmt sich unserer Schwachheit an.
Denn wir wissen nicht,
was wir in rechter Weise beten sollen;
der Geist selber tritt jedoch für uns ein
mit unaussprechlichen Seufzern.
Der die Herzen erforscht,
weiß, was die Absicht des Geistes ist.
Denn er tritt so, wie Gott es will,
für die Heiligen ein.
Manfred Wussow (2008)
Alfons Jestl (1996)
Paulus hat in seinem Brief an die Gemeinde in Rom besonders im 8. Kapitel Gottes Treue geradezu besungen. Nichts kann uns von der Liebe Gottes scheiden. Ein Hochgefühl stellt sich gleichwohl nicht ein. Es ist die Schwachheit, die zugegeben und (in die Hand Gottes) abgegeben wird. Wer immer auch im "wir" gemeint ist (die Ausleger haben so ziemlich alles durchgespielt, was Menschen dazu eingefallen ist): Die existentielle Erfahrung, nicht einmal zu wissen, "worum wir in rechter Weise beten sollen", ist schon in der Frühzeit der Kirche nicht Ausnahme, sondern Regel. Paulus nimmt sich nicht einmal selbst aus.
In den Briefen, die Paulus geschrieben hat, findet sich kaum sonst ein so beredtes Loblied auf den Geist wie hier: der Geist selber tritt für uns ein mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können. Auffällig: der Geist ist nicht vollmundig, sondern "seufzt". Er entzieht sich unseren Beschreibungen und Festlegungen, spricht aber aus dem Herzen - das ist die ursprüngliche Bedeutung eines Seufzers, bevor sich die Worte eines Menschen annehmen oder sich ihm verschließen.
Der Geist tritt so für die Heiligen - das ist die Bezeichnung der von Gott geliebten Menschen - ein, wie Gott es will. So wie Paulus das Wirken des Geistes beschreibt, nähert er sich stark dem Bild an, dass im Johannesevangelium erscheint: der Geist ist Paraklet, Fürsprecher, Anwalt. Von Gott für Menschen bestellt. Das ist Gottes Art, mit der Schwachheit der Menschen umzugehen. In seinem Brief hat Paulus der Gemeinde in Rom - dem Nabel der damaligen Welt - die Augen geöffnet. Was das für den Umgang mit Schwachheit bedeutet, ist bis zur Stunde noch nicht vollends in Worte gefasst. Dass Paulus in Röm. 8 Theologie als Seelsorge profiliert, muss dann auch nicht mehr überraschen.
Gott erhört unsere Gebete, aber er richtet sich nicht danach. Zutreffend, jedoch zu verkürzt, klingt diese Formulierung zur Lesungsthematik, dass der Geist eben wie Gott will 'für uns' eintritt. Bittgebete werden eben anders erfüllt als erhofft. Dies resümieren die wenigen Sätze des Textabschnittes.
Die Gemeinde ist nicht im Besitz totaler Einsicht in Gottes unerforschliche Wege. Über Jesus erfährt und erhält sie Zugang zu diesem Gott. Jesus schlägt die Brücke zwischen Gemeinde und Gott, er setzt sich für sie ein.
Letztendlich geht es um die Erlösung, die für die Gemeinde auf Erden unerfassbar ist. Somit wird vertrauensvoll auf diesen Geist gesetzt, wie auf diesen Jesus, der bei Gott ist.
Ruf vor dem Evangelium - Mt 11,25
Halleluja. Halleluja.
Sei gepriesen, Vater, Herr des Himmels und der Erde;
du hast die Geheimnisse des Reiches den Unmündigen offenbart.
Halleluja.
Evangelium - Mt 13,24-43
Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit
erzählte Jesus der Menge folgendes Gleichnis:
Mit dem Himmelreich
ist es wie mit einem Mann,
der guten Samen auf seinen Acker säte.
Während nun die Menschen schliefen,
kam sein Feind,
säte Unkraut unter den Weizen
und ging weg.
Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten,
kam auch das Unkraut zum Vorschein.
Da gingen die Knechte zu dem Gutsherrn
und sagten: Herr,
hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät?
Woher kommt dann das Unkraut?
Er antwortete: Das hat ein Feind getan.
Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen?
Er entgegnete: Nein,
damit ihr nicht zusammen mit dem Unkraut den Weizen ausreißt.
Lasst beides wachsen bis zur Ernte
und zur Zeit der Ernte
werde ich den Schnittern sagen:
Sammelt zuerst das Unkraut
und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen;
den Weizen aber bringt in meine Scheune!
Er legte ihnen ein weiteres Gleichnis vor
und sagte: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Senfkorn,
das ein Mann auf seinen Acker säte.
Es ist das kleinste von allen Samenkörnern;
sobald es aber hochgewachsen ist,
ist es größer als die anderen Gewächse
und wird zu einem Baum,
sodass die Vögel des Himmels kommen
und in seinen Zweigen nisten.
Er sagte ihnen ein weiteres Gleichnis:
Mit dem Himmelreich ist es wie mit dem Sauerteig,
den eine Frau nahm und unter drei Sea Mehl verbarg,
bis das Ganze durchsäuert war.
Dies alles sagte Jesus der Menschenmenge in Gleichnissen
und ohne Gleichnisse redete er nicht zu ihnen,
damit sich erfülle,
was durch den Propheten gesagt worden ist:
Ich öffne meinen Mund in Gleichnissen,
ich spreche aus,
was seit der Schöpfung der Welt verborgen war.
Dann verließ er die Menge
und ging in das Haus.
Und seine Jünger kamen zu ihm
und sagten:
Erkläre uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker!
Er antwortete: Der den guten Samen sät,
ist der Menschensohn;
der Acker ist die Welt;
der gute Samen, das sind die Kinder des Reiches;
das Unkraut sind die Kinder des Bösen;
der Feind, der es gesät hat,
ist der Teufel;
die Ernte ist das Ende der Welt;
die Schnitter sind die Engel.
Wie nun das Unkraut aufgesammelt und im Feuer verbrannt wird,
so wird es auch bei dem Ende der Welt sein:
Der Menschensohn wird seine Engel aussenden
und sie werden aus seinem Reich alle zusammenholen,
die andere verführt und Gesetzloses getan haben,
und werden sie in den Feuerofen werfen.
Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.
Dann werden die Gerechten
im Reich ihres Vaters wie die Sonne leuchten.
Wer Ohren hat, der höre!
Manfred Wussow (2008)
Alfons Jestl (1996)
In Mt. 13 sind Gleichnisse Jesu gesammelt, die unter der gemeinsamen Überschrift stehen: "Mit dem Himmelreich ist es wie mit". Unabhängig von der Frage, welche Art Gleichnis hier vorliegt: In kleinen, überraschenden Geschichten erzählt Jesus, wie Gott sein Reich versteht und vorstellt.
Es gehört zur pastoralen Klugheit, sich nur auf ein Gleichnis einzulassen. Die vorgeschlagene Kurzform konzentriert sich auf das erste Gleichnis: die beste Saat - dann in der Nacht, unbeobachtet, aber auch unerwartet, wird Unkraut ausgesät. Im Sinne des Gleichnisses: es ist kein Versehen, sondern Absicht. Irgendwann, dann aber auch nicht mehr zu übersehen, gehen die gute wie die schlechte Saat auf. So dicht nebeneinander ist es nicht einmal möglich, das Unkraut zu trennen. Was in der Übersetzung untergeht, ist, dass das Unkraut, das hier schießt, dem Weizen täuschend ähnlich aussieht. Es gehört zur Klugheit, auf die Ernte zu warten - wer die Entscheidungen früher will, muss sich an der guten Saat vergreifen, ohne eine Garantie zu haben, der schlechten Saat Herr geworden zu sein. Im Gleichnis sagt Jesus dann auch: "Lasst beides wachsen bis zur Ernte".
Ist diese Geschichte auf dem ersten Blick wie ein (Wirtschafts-)Krimi, wird sehr schnell deutlich, wohin das Gleichnis führt: Wenn dann die Zeit der Ernte da ist, werde ich (!) zu den Arbeitern sagen … Es ist Jesus, der das Urteil spricht. Im Kontext des Evangeliums wird den Jüngern, der Kirche, das "letzte Wort" genommen, das Vertrauen aber gewährt: Lasst beides wachsen. In diesem Spannungsverhältnis hat die Geschichte, die Jesus erzählt, eine klare Position.
Zum Verständnis gehört allerdings, den Bewegungen ein Ohr zu schenken: Es sind in dieser Geschichte zwei Figuren, die etwas machen: einer sät guten Samen - der andere schlechten. Der eine geht bei Tag aufs Feld - der andere braucht den Schutz der Nacht.
Die Deutung, die das Evangelium gibt (VV. 36-43), stellt den Menschensohn und den Teufel gegenüber. So erläutert das Evangelium dann den Weg und das Geschick Jesu.
Jesus muss sterben, weil die schlechte Saat aufging - und nicht vor der Zeit auszusondern war. Was den einen wie eine Tragik erscheint, bekommt im Evangelium Gottes Anteilnahme. Am Ende wird er richten. Die letzten Bewegungen: verbrennen - in die Scheune sammeln. Wobei die Scheune ein Bild für Aufbewahren und Reichtum ist, "verbrennen" aber für Vergehen und Reinigung steht.
Wie kommt das Böse in die Gemeinde? Eine Thematik, die den Verfasser des Evangeliums wie seine Hörer selbst beschäftigt. Merkwürdig klingt, dass der Feind in der Nacht Unkraut in's Feld sät. Natürlich ist Jesus mit Erfolg und Mißerfolg von Aussaat bis Ernte vertraut. Somit kann er dies auch schildern, wenn auch in überzeichnender Form. Erst später wird der Teufel in einer Art Ausdeutung des Gleichnisses eingeführt. Dies könnte wohl erst von der Gemeinde hinzugefügt worden sein. Matthäus setzt auch bei anderen Gelegenheiten die Gerichtsschilderung ausmalend hinzu. Der Kern des Gleichnisses auf Jesus zurückgehend zeigt, dass dieser seine Botschaft für offen hält im Kontrast wie Unterschied zu in sich ruhenden Sondergrüppchen.
Die beiden nächsten Gleichnisse beinhalten einen inneren Zusammenhang, der gegensätzlich ist. Ein Kontrast liegt hier vor, der zusammenführt. Das Senfkorngleichnis spricht vom kleinen Beginn und kontrastangereichert vom wunderbaren Endprodukt. Das Gleichnis vom Sauerteig spricht den Prozeß des Werdens an. Einerseits ist das Himmelreich wunderbares Entstehen, andererseits mühsames Werden, wie in die Welt eingeknetet zu werden.
Seit Jesus ist der Acker nicht mehr leer und der Teig in Bewegung. Und doch bleibt die Verborgenheit des Reiches in der Welt genauso wie die damit verbundene Erfolglosigkeit. Gott selbst wird sein Reich herbeiführen.
Bei Matthäus erklärt Jesus nicht allzuoft Gleichnisse. Denn normalerweise verstehen sie die Gleichnisse. Das Erfüllungszitat in dieser Stelle zielt ebenfalls auf das rechte Verstehen hin.
Die angeschlossene Deutung zeigt logisch Jesus als den guten Sämann, und den Teufel als Feind. Sehr eindrücklich wird die gesammte Welt zum missionierenden Ackerfeld. Alles läut auf Gott hin. Von dorther ist auch alles zu sehen und zu deuten. Alles wird sehr bildhaft geschildert und es liegen verschiedene Textstellen des Alten Bundes zugrunde. Im Buch Daniel kommt der Feuerofen vor, oder das Leuchten der Gerechten.
Matthäus ordnet alles auf das Gericht hin. Im Letzten steht das Reich des Menschensohnes. Detailiertes über das Gericht lässt sich aber nicht herausholen, nämlich für wen und wie und alle umfassend. Denkt er an ein Weltgericht? Das bleibt offen.
Evangelium (Kurzfassung) - Mt 13,24-30
Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit
erzählte Jesus der Menge folgendes Gleichnis:
Mit dem Himmelreich
ist es wie mit einem Mann,
der guten Samen auf seinen Acker säte.
Während nun die Menschen schliefen,
kam sein Feind,
säte Unkraut unter den Weizen
und ging weg.
Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten,
kam auch das Unkraut zum Vorschein.
Da gingen die Knechte zu dem Gutsherrn
und sagten: Herr,
hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät?
Woher kommt dann das Unkraut?
Er antwortete: Das hat ein Feind getan.
Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen?
Er entgegnete: Nein,
damit ihr nicht zusammen mit dem Unkraut den Weizen ausreißt.
Lasst beides wachsen bis zur Ernte
und zur Zeit der Ernte
werde ich den Schnittern sagen:
Sammelt zuerst das Unkraut
und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen;
den Weizen aber bringt in meine Scheune!
Schatzsucher
Wiederentdeckte Schätze
Fernsehsendungen wie "Kunst und Krempel" oder "Bares für Rares" haben mittlerweile viele Liebhaber gefunden. In vielen Haushalten finden sich mehr oder weniger alte schöne Gegenstände, von denen man wenigstens wissen will, aus welcher Zeit und Werkstatt sie stammen und wieviel sie wert sind. So manche Kostbarkeiten sind auf diese Weise schon entdeckt worden und haben bei Kennern und Liebhabern eine neue Heimat gefunden.
Der mehrfach ausgezeichnete Vorarlberger Schriftsteller Arno Geiger ist in seinen jungen Jahren zwei Jahrzehnte hindurch in aller Frühe mit dem Fahrrad durch die Großstadt gefahren und hat Altpapiercontainer nach literarisch interessanten Inhalten durchsucht. Dabei hat er Tagebücher, alte Postkarten und Briefe und anderes gefunden, mit denen die Vorbesitzer offenbar nichts mehr anfangen konnten, die für ihn aber zu einer Quelle der Inspiration für sein literarisches Schaffen geworden sind und ihn darüber hinaus haben lebensweise werden lassen. Für ihn enthält auch die Sprache Schätze, die es zu entdecken und zu erhalten gilt.
Der reiche Schatz der biblischen Überlieferung
Mit dem Zugang zu biblischen Texten ist es mir im Laufe meines Lebens ähnlich ergangen. In der Volksschule lernte ich die Erzählungen über den Anfang der Welt, von den Urvätern des Volkes Israel und natürlich die schönsten Erzählungen über das Leben Jesu kennen. Im Gymnasium gelang es unserem Religionslehrer, uns zu motivieren, selbst nachzulesen und biblische Schätze zu entdecken. Wir gaben uns gegenseitig Tipps weiter, wenn wir Interessantes gefunden hatten, das wir in der Bibel nicht vermutet hätten. Im Theologiestudium lernte ich, Texte zu analysieren und mit den biblischen Quellen kritisch umzugehen. Meinen Lehrern verdanke ich aber auch, den theologischen Gehalt dieser Texte zu erkennen, zu schätzen und einzuordnen. Ein ganz neuer Impuls, der mich Neues entdecken lehrte, war meine Begegnung mit der Methode des Bibliodrama. Hier spürte ich: Diese Texte haben mit mir zu tun. Sie halfen mir, mich selbst besser zu verstehen und meine eigenen Lebenserfahrungen einzuordnen.
Jesus vergleicht das Eintauchen in die Geheimnisse des Reiches Gottes mit dem Finden eines kostbaren Schatzes und dem Entdecken einer wertvollen Perle. Die glücklichen Finder setzen in seinen Gleichnissen alles daran, in den Besitz dieser Kostbarkeiten zu kommen. Andere holen ihr Wissen um das Reich Gottes aus der Tiefe der Überlieferung wie Fischer den Reichtum des Sees aus der Tiefe emporholen.
Den Schatz des Glaubens entdecken helfen
Der Wert des Glaubens wird uns nicht einfach nachgeworfen. Man muss ihn irgendwann in seinem Leben entdecken. Man kann ihn auch niemandem "eintrichtern". Ich bin all jenen dankbar, die in meinem Leben zum Entdecken des Glaubensschatzes beigetragen haben: den Eltern, gläubigen Lehrern, den Professoren der Universitäten, sowie gläubigen Mitsuchern, mit denen ich mich austauschen konnte.
Eine weitere Voraussetzung: Man muss bereit sein, sich diese Suche etwas kosten zu lassen. Man kann Glaubenseinsichten nicht kaufen, aber man muss neugierig daran interessiert bleiben und Energie dafür aufwenden.
Neben den biblischen Grundlagen gibt es noch reichhaltige andere Quellen, um dem Geheimnis des Reiches Gottes auf die Spur zu kommen: liturgische Vollzüge, Biographien gläubiger Menschen u.a.m.
Noch ein Drittes: Wer von diesem Geheimnis des Glaubens einmal gepackt ist, verspürt den Drang, diese Freude und diesen Reichtum weiterzugeben und anderen zu erschließen.
Bitte um hörende Herzen
Wie können wir heute Zugang zu den Schätzen des Glaubens finden und wie können wir den Zugang zum Glauben heute Menschen erschließen?
Die Anstrengungen der Kirche in der Verkündigung der Frohen Botschaft vom Reich Gottes sind heute offensichtlich in einer Krise. Es gelingt uns nur selten, Menschen dafür zu interessieren und zu motivieren, selbst nach den Schätzen des Glaubens zu suchen. Wir präsentieren ihnen ausgeklügelte fertige Glaubenssätze, wir hoffen, dass sie durch die Erfüllung überkommener religiöser Pflichten Geschmack an einem Glaubensleben bekommen, und sind taub für das, was vor allem junge Menschen bewegt und selten fähig, mit ihnen über ihre persönlichen Erfahrungen zu sprechen. Und wenn wir suchenden und fragenden Menschen begegnen, stolpern wir nicht selten über kirchenrechtliche Bestimmungen, die Communio und die Kommunikation erschweren oder gar verhindern.
Fehlt uns das "hörende Herz" für "Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art", wie es das Zweite Vaticanum formuliert hat? – Bitten wir den Herrn darum!
Was wir gewinnen, wenn wir verzichten
Alles auf 1 Karte setzen?
Kostbare Funde sind es, die im heutigen Evangelium als Vergleichspunkte für das Himmelreich dienen: ein vergrabener Schatz im Acker, eine kostbare Perle. Aber es ist auch ein hoher Einsatz, den der Erwerb des Schatzes von den Findern fordert - von beiden heißt es: „Er verkaufte alles, was er besaß.“
Schon regt sich Widerspruch, der aus dem praktischen Leben entspringt: Ist das vernünftig, alles auf eine Karte zu setzen? Ist der Fund den hohen Einsatz wert? Können die elementaren Lebensbedürfnisse noch gedeckt werden, wenn alles verkauft wird, um den Schatz erwerben zu können? Gibt es keine Verpflichtungen anderen gegenüber, die durch so eine radikale Aktion verletzt werden könnten? Und - aufs Heute bezogen: Gibt es nicht allzu viele Menschen, die sich wegen einer Liebhaberei, einer fixen Idee in Unkosten stürzen, die ihnen dann über den Kopf wachsen?
Noch bevor meine aufgeregten Einwände an ein Ende kommen, meldet sich der Teil in mir zu Wort, der vom richtigen und guten Verstehen von Gleichnissen weiß: Er sagt mir, es geht in Gleichnissen nicht um eine Geschichte, die 1:1 in die Realität übertragen werden kann, sondern es geht um den einen springenden Punkt, auf den die kleine Geschichte hinzielt.
Was aber ist der springende Punkt in diesen beiden kleinen Beispiel-Erzählungen? Vielleicht könnte man ihn so formulieren: Wenn du etwas als unbedingt richtig und gut erkannt hast, dann lass dich davon locken und nach vorne ziehen; folge dieser Spur und setze deine Kräfte dafür ein.
Der Schatz Weisheit
Unterbrechen wir diesen Gedanken kurz an dieser Stelle und erinnern wir uns an die erste Lesung! Dem heutigen Evangelium ist eine Erzählung aus dem Ersten Testament zur Seite gestellt, die jenes gut ergänzt. Von König Salomo wird erzählt, dass er einen Wunsch frei habe. Es wird ihm sozusagen ein kostbarer Schatz in Aussicht gestellt. Worauf möchte er sein Leben ausrichten? Was ist sein Schatz, dem er alle anderen Wünsche unterordnet, dessentwegen er - in Gleichnis-Sprache gesprochen - alle anderen „verkauft"? Was schwebt ihm als Ziel vor Augen, dessen Spur er folgen möchte? Er nennt die Weisheit als seinen Schatz.
Die Weisheit halte ich für eine unabdingbare Zugabe, wenn wir uns auf die Suche nach dem Schatz im Acker unseres Lebens machen, nach dem Kostbaren, Unverzichtbaren, das lockt und nach vorne zieht und das wir uns auch etwas kosten lassen.
Vorrangige Schätze
Verschiedene Menschen werden ihren Schatz wohl unterschiedlich benennen. Für manche wird es das Glück einer Familie sein, dem sie vieles andere unterordnen. Für manche wird es die berufliche Aufgabe sein, manchen geht es um das Pflegen einer besonderen Fähigkeit, die ihnen gegeben ist. Wenn die Suche nach dem, was gut und richtig ist, von Weisheit geleitet ist, wird darin ein kostbarer Schatz für das Leben liegen.
Unsere Suche nach dem Schatz ist aber nicht nur eine individuelle Sache. Auch uns als Gesellschaft insgesamt ist diese Suche aufgegeben. Zurzeit fällt einem da als Schatz, den es zu heben gilt, vielleicht zuerst eine lebenswerte Welt und Umwelt ein, eine Welt, die ihr Gleichgewicht erhält bzw. wiederfindet, eine Erde, die mit ihrem Reichtum alle Menschen ernährt, die auf ihr wohnen, eine Erde, die mit ihren riesigen Wäldern und Flächen an Meerespflanzen atmet und alle Lebewesen mit Sauerstoff versorgt, eine Erde, die über Generationen hin eine lebenswerte Heimat für Menschen und Tiere ist.
Der Preis der Schätze
Wir sind es gewohnt, von Klimakrisen und herannahenden Katastrophen zu hören und zu reden. Diese alarmierende Sicht ist sicher notwendig. Aber wäre es darüber hinaus nicht auch heilsam, dem Hinweis der beiden kleinen Gleichnisse zu folgen und den Schatz in den Blick zu nehmen, den es zu finden und zu ehren gilt? Das würde auch bedeuten, dass der Verzicht, der für diesen Schatz zu leisten ist, in einer anderen Farbe gesehen wird - nicht ein Verzicht unter Ächzen und Stöhnen, sondern in der Freude und der Freiheit, die daraus erwächst, dass der Verzicht auf ein lockendes Ziel hinführt.
Noch einmal sei eingeräumt, dass der Verzicht auch oft hart errungen werden muss: der Verzicht auf unbeschränkten Ressourcenverbrauch, auf Bequemlichkeit, auf Billigprodukte, auf fragwürdige Gewohnheiten. Aber wir sollten nicht aus dem Blick verlieren, was es zu gewinnen gibt.
... Und bei allem möge uns die Weisheit leiten!
© Johanna Strasser-Lötsch, Pastoralassistentin Pfarre Wels - St. Franziskus.
Langer Weg statt kurzem Prozess
Verführerische Lösungen
Einfache Lösungen sind verführerisch. Meist sind sie auch radikal. Populisten sammeln Anhänger, indem sie einfache Lösungen für komplexe gesellschaftliche Herausforderungen anbieten. Meist werden Probleme damit nicht wirklich gelöst, sondern einfach woanders hin verschoben: in die Zukunft, in die Nachbarländer…
Den einfachen Lösungen steht eine weitere Versuchung zur Seite: einfach die Augen vor dem Problem verschließen und sie auf die lange Bank verschieben.
Populistischen Tendenzen begegnen wir vor allem in der Politik - z.B. in Fragen der Migration, der Teuerung, bzw. der Inflation, Pensionsreform - aber auch in gesellschaftlichen und kirchlichen Themen kursieren vereinfachte Lösungsvorschläge, bzw. das nicht wahrhaben Wollen von Problemen. Wir hätten gerne, dass der Papst strittige Fragen einfach entscheidet, und nehmen nicht zur Kenntnis, dass es auch andere Standpunkte zu berücksichtigen gilt.
Zuwarten, beobachten, entscheiden
Im Evangelium dieses Sonntags wundern sich die Knechte eines Gutsherrn, dass auf den Feldern auch Unkraut wächst, obwohl sie diese in bester Absicht mit gutem Samen bestellt haben. Woher kommt das Unkraut? Woher kommt das Böse? Es muss nicht gleich der böse Nachbar oder gar der "Böse Feind" sein, Für meinen Biologielehrer gab es kein Unkraut. Das waren nur "unerwünschte Gewächse". Es ist aber auch keine wirkliche Lösung des Problems, wenn wir alles, was wir vorfinden, für gut erklären. Wir sehen das bei unkritischem Einsatz von chemischen Mitteln in der Landwirtschaft. Allein schon die schlichte Unterscheidung von gut und böse ist eine Vereinfachung, die der Komplexität der Lebensrealität nicht gerecht wird.
Was in unserem Leben gut oder böse war, wissen wir oft erst im Nachhinein. Der Gutsherr im Gleichnis Jesu ordnet an, zunächst zuzuwarten und erst am Ende zu entscheiden und erst im Zuge der Ernte das Unbrauchbare vom Guten zu scheiden.
Zuwarten erfordert zwar Geduld, bedeutet aber nicht Gleichgültigkeit und ist auch nicht zu verwechseln mit einem für gleich gültig Erklären eines Sachverhaltes.
Zuwarten verlangt aufmerksames Verfolgen der Entwicklung und setzt das Vertrauen voraus, dass am Ende das Gute die Oberhand behält. Das ist nicht immer leicht auszuhalten, vor allem, wenn Schaden zu befürchten ist. Am Ende treffen die Erntearbeiter jedoch eine klare Entscheidung: Das Unnütze wird verbrannt, der Weizen kommt in die Scheune.
3 Warnungen, 3 Versuchungen
Für mich enthält dieses Gleichnis drei Warnungen:
Neben der Warnung vor vereinfachten Lösungen, die unter Umständen mehr Böses anrichten als sie Gutes retten, warnt es auch vor vorschnellem Urteilen. Bis ein ausgewogenes Urteil gefällt werden kann, braucht es eine gewisse Zeit. Bis dahin ist Zurückhaltung zu üben und es gilt die Unschuldsvermutung.
Das Gleichnis endet jedoch mit einem klaren Urteil. Auch Unentschiedenheit und Wurstigkeit können verhängnisvolle Versuchungen sein. Auch davor werden wir gewarnt.
Wie die Knechte im Gleichnis sollen wir aufmerksam beobachten, wie sich unser Tun entwickelt und auf längere Zeit hin auswirkt. Am Ende sollen wir uns aber klar von allem Bösen in unserem Leben distanzieren.
3 Einsichten
Wenn wir nun versuchen, aus diesem Gleichnis Lehren für unser politisches, gesellschaftliches oder kirchliches Engagement zu ziehen, entnehme ich ihm mehrere Anregungen:
Wichtig ist das Ausbringen des guten Saatgutes. Dies geschieht nicht von selbst. Es ist nicht gleichgültig und auch nicht gleich gültig, wofür ich mich engagiere, wofür ich meine Lebensenergie einsetze.
Ich bewundere Menschen, die sich für Menschenwürde, Gerechtigkeit oder für soziale Dienst einsetzen. Ich schätze aber auch alle, die ihre Kräfte für die Entwicklung von Technologien, Wissensvermehrung, Wissensweitergabe oder für mehr Wohlstand für alle Menschen verwenden. Und ich bin bereit daran mitzuwirken, auch wenn ich nur ein kleines Rädchen, ein "unbedeutender Knecht" in diesem System sein kann.
Ich nehme mich vor Menschen in Acht, die meinen, den Weltuntergang aufhalten zu müssen, die den Untergang des Abendlandes zu verhindern suchen oder mit all ihren Kräften die "reine Lehre" der Kirche retten wollen.
Ich distanziere mich aber auch von Menschen, die nur für sich selbst leben und vor allem der Befriedigung ihrer Bedürfnisse ohne Rücksicht auf ihre Mitmenschen nachgehen.
Ich schätze Menschen, die mit offenen Augen das Leben und die Entwicklungen in der Welt beobachten, um ein klares Urteil ringen und daran mitarbeiten, dass uns immer besser gelingt zu unterscheiden, was für uns alle gut ist und was uns nicht gut bekommt.
Ein langer Weg
Papst Franziskus ist oft dafür kritisiert worden, dass er nicht so entscheidungsfreudig ist, wie manche seiner Vorgänger es waren. Er hütet sich, vorschnell über anders denkende, empfindende und lebende Menschen zu urteilen. Statt dessen hat er zur Diskussion und Lösungssuche brennender Kirchenprobleme eingeladen und den synodalen Prozess angeordnet. Dieser soll ein gemeinsamer Weg des aufeinander Hörens und des gemeinsamen Suchens nach Lösungen der anstehenden Fragen sein.
Mir gefällt diese Vorgehensweise, da sie etwas vom langen Atem des Gutsherren im Gleichnis Jesu in sich trägt.
Der Geist Gottes hilft uns, schlussendlich Gutes von Bösem zu unterscheiden
Auszeit
Sommer, Sonne, Hitze, Regengüsse- Urlaubszeit, also heraus aus dem terminlichen Hamsterrad. Wir haben hoffentlich Zeit, die Natur zu genießen, sie auch zu betrachten. Da wir auch Teil dieser Schöpfung sind, sollten wir nicht nur unsere physische Gesundheit beachten, sondern auch auf unseres Inneres hören, darüber hinaus, wie es mit unserem Glaubensleben aussieht, mit unserem Gottvertrauen. Auch die Sinnfrage soll dabei nicht zu kurz kommen. Wozu lebe ich überhaupt? Wie wird mein Leben verlaufen? Wohin gehe ich?
Gerechtigkeit und Wahrheit
Die Texte heute sind sehr fordernd. Nur einige Gedanken können hier angedeutet werden. Gleich der erste Satz aus dem Buch der Weisheit: Es gibt keinen Gott außer dir, der für allesSorge trägt.“ Welche Beziehung haben wir zu unserem Gott? Im Trubel der Zeit scheint Gott vielen nicht abzugehen oder sie haben ihre eigenen Götter. Auch das ist in der Heiligen Schrift bekannt. Der Psalm 115 spottet über die Götzen der Völker: „Ihre Götzen sind nur Silber und Gold, Machwerk von Menschenhand. Sie haben einen Mund und reden nicht, sie haben Augen und sehen nicht, sie haben Ohren und hören nicht, sie haben eine Nase und riechennicht, ihre Hände, sie greifen nicht.“ (Ps 115,5-8). Sie sind also tot, beziehungslos. Und dann die Aufforderung: „Israel, vertrau auf den Herrn.“ Dieses Vertrauen wird im Psalm mehrmals angesprochen.
Glauben hat mit Vertrauen zu tun, Unglauben könnte auch bewusste Ablehnung sein. „Der Gerechte muss menschenfreundlich sein.“ Es heißt auch, dass „Gott gerecht urteilt.“ Gerechtigkeit und Wahrheit bilden den Urgrund für den Sinn unseres Lebens. Darum sollen wir uns bemühen. Wozu lebe ich überhaupt? Die Antwort wäre: menschenfreundlich zu sein, so wie es Gott zu uns ist. „Du richtest uns in Milde und behandelst uns mit großer Nachsicht“. Das ist beispielgebend für unsere Lebensgestaltung, auch den Mitmenschen gegenüber. Wie soll das geschehen?
Der Geist Gottes will dir Gutes tun
Die zweite Lesung gibt Antwort. Dort heißt es: „Der Geist nimmt sich unserer Schwachheit an. Denn wir wissen nicht, was wir in rechter Weise beten sollen.“ Eine interessante, aber auch eigenartige Feststellung. Wir bringen doch immer unsere Bitten, Sorgen, Nöte ausführlich zur Sprache, manchmal formulieren wir sogar Dankgebete, ja es gibt sogar Gebetsstürme: die Prüfung möge gelingen, die Operation soll gut vorbeigehen, das Kind soll von der Reise wieder wohlbehalten nach Hause kommen…
All das ist berechtigt, verständlich. Jesus hinterlässt uns sogar eine „Gebetsvorlage“ in sieben Bitten, die all unsere Bedürfnisse enthalten: An erster Stelle steht die Gottesverehrung, dann sollten wir uns nach seinem Willen richten. Das sind Bitten, die in unserem Leben oft unter ferner liefen zu finden und im Vaterunser enthalten sind. Wessen Wille soll geschehen, der menschliche oder der göttliche Wille, der oft hintansteht.
Wer glaubt, wird auch von innen her gewandelt. Der Geist will uns zu Persönlichkeiten entwickeln, damit wir gute Entscheidungen treffen, darauf dürfen wir vertrauen. „Wer glaubt, ist nie allein, du Herr wirst bei uns sein mit deiner Kraft, die Leben schafft“, heißt es in einem ein Lied, das auch im Gotteslob (Nr. 927) enthalten ist. Deswegen schickt er uns den Heiligen Geist, der sich unserer Schwachheit annimmt. Er ist nicht jene Gottheit, die keinen Mund hat und nicht redet, Ohren, die nicht unsere Bitten erhört. Gott spricht auch durch die Zeichen der Zeit, besonders, wo es gefährlich wird. Schau dein Leben an, der Geist Gottes will dir Gutes tun, dass du zu guten Lebensentscheidungen kommst.
„Unterscheidung der Geister“
Dann das Evangelium: Wir hören Geschichten aus dem Alltagsleben jener Zeit, eine Alltagserfahrung, die in Bildern vom guten Samen und den Ähren, dazwischen Unkraut dargestellt werden. Was bedeutet das für uns? Zunächst: Da tauchen wilde Pflanzen auf, die bringt man nicht mehr weg, wurzeln sich ein, sehen gut aus, spenden Schatten. Man soll sie stehen lassen, weil sonst viel Gutes verlorengeht. Unser Leben gestaltet sich abwechslungsreich. Gutes und Böses erleben wir auch in Mischformen., kommt nur im Gemenge vor. Viel vom Bösen steckt auch in verschiedenen Versuchungen, in den Lastern, in den Widersprüchen des Lebens, in der Dummheit. Deshalb brauchen wir den Heiligen Geist, der sich unserer Schwachheit annimmt. Das nennen wir dann „Unterscheidung der Geister.“ Wir sollten so zu gereiften Persönlichkeiten werden wie die reifen Ähren auf dem Feld.
Zusammenfassend könnten wir sagen: Überprüfen wir, ob Gott für uns wirklich existiert, ob er nicht, wenn es schwierig wird, ausgeblendet wird, verbunden damit unsere Gebetshaltung. Hüten wir uns auch vor einseitigen Beurteilungen, wie wir über Menschen reden (unsympathisch, daher Unkraut), heimlich eingestreute böse Worte verderben viel. Lehre uns mit Widersprüchen gut umzugehen - audiatur et altera pars - also vor einer Verurteilung beide Seiten hören, und beten wir auch um „Unterscheidung der Geister“. Schreiben Sie den einen oder anderen Gedanken in Ihr Herz.
Langer Atem, Zuversicht und Gelassenheit
Gelassenheit
Das Gleichnis im heutigen Evangelium bietet keine To-do-Liste, die abgearbeitet werden kann, und schwups schon ist alles gut oder wird alles gut. Nein, es ist aufwändiger: Und hier wird gar gefordert, abzuwarten und das schon Verdächtige vorerst bestehen zu lassen.
Werfen wir einen genauen Blick auf das Gleichnis: Dem Gutsherrn, der gute Samen, Weizenkörner, ausgebracht hat, wird berichtet, dass nicht nur Weizen, sondern auch Unkraut am Acker aufgeht. Am besten gleich ausreißen, lautet der Vorschlag seiner Knechte. Das erscheint doch eine gute - wenn auch heute kaum mehr vorstellbare, weil äußerst arbeitsintensive Vorgehensweise. Doch der Gutsherr befindet, dass es reicht, wenn am Tag der Ernte das Unkraut vom Weizen getrennt wird - bestimmt ebenso viel Arbeit. Der Besitzer begründet das damit, dass er sicher gehen will, dass bestimmt kein Keimblatt eines Weizenkornes versehentlich ausgerissen wird. Er hat die Gelassenheit zu warten und die Hoffnung, dass das Unkraut der guten Ernte keinen Abbruch tun wird.
Hoffnung und Gelassenheit als Grundhaltung angesichts der Situationen, die uns Sorgen machen, durch die wir uns bedroht fühlen, das kann man sich nur wünschen. Dabei ist die Gelassenheit, des Mannes, auf dessen Feld der Weizen genauso gedeiht wie das Unkraut nicht als Untätigkeit oder Schicksalsergebenheit zu verstehen. Er gibt jedem Keimblatt eine Chance und zum Erntezeitpunkt wird ganz klar sein, was wohin gehört und das Unkraut wird verbrannt werden. Die Kunst ist, die Zwischenzeit auszuhalten, die nötige Gelassenheit zu haben und die Hoffnung nicht aufzugeben. Eine Gabe, finde ich. Allen Pflänzchen eine Chance zu geben, nicht gleich das vielleicht Schlechte zu entfernen, sondern die langfristige Perspektive einzunehmen und zu warten, was sich entwickelt. Eine Herausforderung auch für die Knechte. Es ginge wohl vielen von uns genauso wie ihnen,denn der Wunsch ist, dass das Verdächtige, das schon absehbar Schlechte gar nicht erst aufkommen kann. Dem Guten allein soll das Feld überlassen werden. Im Gleichnis findet sich aber dieser andere Zugang, nämlich dass für beides Platz ist und das bedeutet, sich mit den unterschiedlichsten Positionen auseinanderzusetzen zu müssen. Die Herausforderung ist dann zum Beispiel, sich kontroversen Gesprächssituationen auszusetzen und Gegenpositionen zu akzeptieren oder sie nur auszuhalten, sie am Ende eines Gespräches „stehen zu lassen“, wenn es keinen gemeinsamen Nenner gibt.
Sich Auseinandersetzungen stellen
Selbst wenn eine Kontroverse schon absehbar ist, glaube ich, dass es wichtig ist, sich immer wieder solchen Auseinandersetzungen zu stellen. Denn es geht darum einander nicht aus der Pflicht zu lassen, einander ernst zu nehmen, zu ziehen und zu ringen, einen Kompromiss zu finden. Gediegenes Streiten und Diskutieren sind Tugenden unserer demokratischen Gesellschaft. Es ist der einzig mögliche Weg wie wir unser Miteinander in einem ständig fortlaufenden demokratischen Prozess, also immer wieder aufs Neue aushandeln können. Das ist das Anstrengende an Demokratie und auch die Chance. Nicht die Idee einer kleinen Gruppe oder gar nur einer Person wird umgesetzt, sondern alle sind gefordert und das ständig, auch wenn das mühsam ist. Der Rahmen dabei ist klar, allen stehen gute Lebensmöglichkeiten zu, die Menschenrechte gelten bedingungslos!
Nebeneinander von Standpunkten und Lebensweisen
Sicher, manchmal fehlt einfach die Energie für ein Streitgespräch oder die Motivation zum wiederholten Male denselben Streitpunkt zu besprechen, hier ist es schon mal ein Weg, das strittige Thema zu meiden. Da hilft es dann, in der eigenen „bubble“ (Blase) die nötige Selbstbestätigung zu erhalten. Aber für gelingende gesellschaftliches Miteinander müssen wir uns immer wieder aus der Komfortzone herausbegeben und die Stimme erheben und mitgestalten.
Es sind aber nicht nur Gespräche über verschiedene Standpunkte, bei denen es nicht immer leicht ist, das Nebeneinander auszuhalten. Manchmal sind es Lebensweisen, die den eigenen Vorstellungen widersprechen und als irritierend, wenn nicht gar als anstößig beurteilt werden. Ein Beispiel, das bei jungen Erwachsenen im Trend liegt (ganz unabhängig von politischen Parteien): Freiwillige Teilzeit, also keine 40-Stunden-Woche mehr und das nicht nur bei Frauen, weil sie Betreuungsaufgaben übernehmen, sondern ganz unabhängig von Care-Fragen. Männer wie Frauen tun das im Wissen, dass sich das schlecht mit den zukünftigen Pensionsansprüchen verträgt. Work-life-Balance ist wichtiger und steht hoch im Kurs. Aber für manch andere ist das ein Affront, wenn nicht mehr die Erwerbsarbeit im Lebensmittelpunkt steht. Darf denn das sein? Diese vorwiegend jungen Menschen würden die Frage vielleicht gar nicht verstehen und vielleicht Rückfragen, was die Fragenden unter gutem Leben und Arbeiten verstehen.
Die Fähigkeit zu unterscheiden
Mal angenommen der Trend setzt sich durch, was wäre zu tun: Es stünde dann genauso ein demokratischer Aushandlungsprozess bevor. Die Fragen wären zu klären, wie kann Gesellschaft, wie kann das Miteinander funktionieren, wie kann die Arbeitsaufteilung aussehen, wie kann soziale Sicherheit gewährleistet werden, wenn 30 oder 32 Stunden oder so die neue Vollzeit sind? Bei den Verhandlungen müssten besonders jene in den Blick genommen werden, die bereits jetzt nicht von ihrem Vollzeitjob oder den mehreren Teilzeitjobs leben können. Vom Entgelt leben zu können ist Voraussetzung, das heißt, ein bestimmtes Mindesteinkommen würde es vermutlich brauchen. Wichtig wird es sein, verschiedene Modelle gegeneinander abzuwägen und einen Weg zu finden, der gutes Leben und gutes Arbeiten möglich macht. Bis dahin bräuchte es die Zuversicht, dass ein gutes Ergebnis gefunden werden wird, das auch die nötige soziale Absicherung für jene, bei denen es nicht reicht, garantiert. Sollte sich dieses Arbeitszeitmodell durchsetzen, bräuchte es langen Atem und die Zuversicht und Gelassenheit, dass es letztlich gelingen wird.
Nicht in Fällen wird es der richtige Weg sein zu warten, manchmal wird es notwendig sein, sofort zu handeln und Maßnahmen zu setzen. Wir brauchen die Gabe des Gutsherrn das eine vom anderen zu unterscheiden und bei den langwierigen Fragen die nötige Gelassenheit und Hoffnung zu haben.
© Lucia Göbesberger, Diözese Linz, Leiterin Fachbereich Gesellschaft und Soziales.
Die Menschlichkeit Jesu als Gleichnis für Gott
Große Gesten
In die Geschichtsbücher haben sie längst Eingang gefunden die großen Gesten der bedeutenden Staatsmänner. Der Kniefall von Willy Brandt zum Beispiel, der bei seinem Besuch in Warschau dadurch seine Bitte um Vergebung für die deutschen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg zum Ausdruck gebracht hat. Oder die Vereidigung des damaligen hessischen Umweltministers Joschka Fischer, der in Turnschuhen ins Parlament gekommen ist. Oder ein sehr junges Beispiel: Papst Franziskus, der im März auf dem menschenleeren Petersplatz mitten in der Corona-Pandemie den Segen „Urbi et orbi“ gespendet hat.
Es sind die großen Gesten, die in Erinnerung bleiben. Bilder an manches außergewöhnliche Handeln prägen sich so leicht ins Gedächtnis ein. Auch wenn wir die Worte längst vergessen haben, die Bilder sind viel anschaulicher und eindrucksvoller. Sie bleiben, auch wenn so manches gesprochene Wort schon längst vergessen ist. Und manchmal, da sagen Bilder und Gesten auch mehr, als es selbst die geschliffensten Worte je könnten: ein Kuss, eine Umarmung, ein Blumenstrauß oder ein Ring. Wer seiner Angebeteten, die berühmte rote Rose überreicht, der muss gar nichts mehr dazu sagen. Die Botschaft, die dieses Zeichen vermitteln soll, ist ohne große Erklärungen verständlich. Große und kleine Gesten, die zwar nicht immer in die Geschichtsbücher aufgenommen wurden, aber doch den Lauf der Geschichte erheblich beeinflusst haben.
Jesus redet in Bildern
Auch Jesus ist ein Meister seines Faches, wenn es um die großen Gesten und die eindrücklichen Bilder geht. Das heutige Evangelium führt uns mitten hinein in diese jesuanische Bilderwelt: „Dies alles sagte Jesus der Menschenmenge in Gleichnissen und ohne Gleichnisse redete er nicht zu ihnen“, haben wir eben gehört. Gleich drei dieser Gleichnisse legt uns der heutige Abschnitt aus dem Matthäusevangelium vor. Das Gleichnis vom Unkraut und vom Weizen, das Gleichnis vom Senfkorn und das Gleichnis vom Sauerteig. In allen dreien Gleichnissen arbeitet Jesus nach demselben Prinzip: Das, was er sagen will, sagt er in Bildern. „Mit dem Himmelreich ist es wie mit …“, so beginnen seine Gleichnisse. Und was dann folgt, ist keine bloß theoretische Abhandlung, kein theologischer Traktat oder eine andere trockene Erzählung. Was folgt ist ein Vergleich mit etwas, dass seine Zuhörer aus ihrem alltäglichen Leben kennen. Unkraut und Weizen, Senfkörner, Sauerteig: All das sind Dinge, mit denen die Menschen damals in Galiläa jeden Tag aufs Neue konfrontiert waren. Die Menschen wussten, wie es ist, wenn zwischen der Saat plötzlich das Unkraut in die Höhe schießt. Mit dem, was Jesus ihnen sagt, können sie etwas anfangen. Und sie können sich daher auch etwas vorstellen, was es wohl mit diesem Gottesreich auf sich hat. Es ist nicht wie etwas Abstraktes und Unvorstellbares. Es verhält sich wie Dinge, die wir aus unserem Alltag kennen. Freilich, es ist kein Senfkorn und kein Sauerteig. Aber es beginnt wie ein Senfkorn im Kleinsten zu wachsen, es durchsäuert wie der Sauerteig einen ganzen Topf mit Mehl. Das sind griffige Bilder, mit denen Menschen etwas anfangen können.
Jesus musste auf diese Art des Erzählens zurückgreifen, weil die meisten Einwohner von Galiläa nur begrenzt lesen oder schreiben konnten. Nicht die großen Reden konnten bei den Menschen etwas bewirken, sondern die eindrucksvollen Bilder. Sie ermöglichen zugleich noch einen ganz anderen Zugang zu Gott: Einen nämlich, der nicht über bloße Worte und Lehren führt, einen Zugang, der sich von einem Bild her erschließt. Man kann sich bildlich vorstellen, wie es sich mit dem Gottesreich verhält; das Reich Gottes wird ins Bild gesetzt. Jesus zeigt mit diesen Bildern, was er sagen will; die Botschaft von der nahegekommenen Gottesherrschaft wird für die Hörerinnen und Hörer griffig handhabbar.
Die Menschlichkeit Jesu als Gleichnis für Gott
Es sind die großen Gesten und Bilder, die in Erinnerung bleiben. Jesus wusste darum und hatte seine Reich-Gottes-Botschaft daher so anschaulich gestaltet. Der Neutestamentler Eduard Schweizer hat einmal geschrieben: „Das eigentliche Gleichnis Gottes ist Jesus von Nazareth selbst; wer ihn sieht, ahnt, wie Gott ist.“ Ja, wir dürfen nicht nur etwas in Worten oder Sätzen von Gott erfahren, wir dürfen ihn anschauen. Er ist Mensch geworden in seinem Sohn Jesus Christus. Er ist „Bild des unsichtbaren Gottes“ (Kol 1,15a), „Abglanz seiner Herrlichkeit und Abbild seines Wesen“ (Hebr 1,3). Wenn wir ihn anschauen, lernen wir etwas über Gott selbst. Wenn wir ihm begegnen, kommen wir mit Gott in Berührung. Er selbst ist das Gleichnis Gottes, von dem wir lernen können, unser eigenes Leben zu gestalten und so etwas von Gottes Gegenwart in unserem Alltag präsent werden zu lassen.
Gastautor: Fabian Brand, brand.fabian(at)t-online.de
Das Kind nicht mit dem Bad ausschütten
Frei von Unkraut?
„Es ist nicht alles Gold, was glänzt!“ „Wir wollen doch nicht das Kind mit dem Bade ausschütten!“ Das sind Sprüche, die eines sagen: Überall gibt es neben dem, was gut ist, auch Schlechtes, Böses. Es gibt nichts, was ausnahmslos gut ist und auch nichts, was einfach nur schlecht ist. Den Idealzustand findet man nirgendwo. Vor allem eine Gefahr besteht immer: Man will das, was nicht gut ist, bekämpfen. Doch man muss auch aufpassen, damit nicht auch das Gute, das Nützliche, das Schöne zu zerstören.
Das war ja auch im Evangelium zu hören. Der Landwirt dachte gar nicht daran, das Unkraut zu vernichten. Viel zu groß war die Gefahr, mit dem Unkraut auch den Weizen zu vernichten. Nun bin ich selbst kein Landwirt. Wir leben in einem Zeitalter, indem wir durch chemische Mittel unsere Weizenfelder frei von Unkraut halten können. Die Folge davon ist: es wachsen auch kein Klatschmohn und keine Kornrade, keine Ackerrinde und keine Kornblume mit. Menschen empfinden diese Weizenfelder als steril und nicht mehr schön.
Viel Unkraut...
Das alles lässt sich übertragen auf viele Bereiche unseres Lebens und auch unseres Glaubens. Schauen wir unsere Kirche an. Sie ist in die Kritik geraten. Skandale um Missbrauch von Kindern und Jugendlichen hat es gegeben. Viele nehmen Anstoß, wenn viel Geld in überteuerten Wohnungen investiert wird. Tausende haben sich auch deswegen von der Kirche abgewendet. Doch darf auch nicht übersehen werden, wieviel Gutes auch heute noch geschieht, gerade, weil es die Kirche gibt. Vor ein paar Wochen lud eine Pfarrgemeinde alle ehrenamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ein zu einem Dankeschön Fest. Fast 300 Menschen sind da zusammengekommen. Bei diesem Fest wurde klar, wie wertvoll der ehrenamtliche Dienst nicht nur für die Kirche war, sondern auch für die gesamte Gemeinde. Es kamen viele Menschen zusammen. An diesem Beispiel zeigt sich auch: die Kirche ist noch nicht verschwunden.
... und viel Gutes
Als Gegenargument könnte man sagen: Viel Gutes geschieht auch außerhalb der Kirche. Viel Gutes, viel Hilfe, besonders für die Schwächsten der Gesellschaft, hat seinen Ursprung in der Botschaft Christi, hat seinen Ursprung im Glauben. Männer und Frauen haben Nöte ihrer Zeit erkannt.
Ich schaue weiter in die Kirche hinein. Ich denke da an die Vorbereitung auf die Erstkommunion. Eine Vorbereitung auf die erste Heilige Kommunion kann und wird auch nicht so stattfinden wie vor 100 Jahren. Die Wege müssen sich immer anpassen an das Lebensgefühl der Menschen und auch an die Kinder. Diese wachsen in einer ganz anderen Zeit auf. Es gibt zahlreiche Versuche dafür zu sorgen, dass die Erstkommunionvorbereitung kindgerecht und zeitgemäß läuft. Die Kinder sollten nach Möglichkeit durch modern gestaltete Gottesdienste angesprochen werden. Wieviel Mühe wird da aufgewendet! Es besteht aber auch die Gefahr, dass gerade die Erstkommunionfeier zu einer reinen weltlichen Feier verkommt, bei denen die Geschenke und das Familienfest im Vordergrund stehen. Ich stelle mir manches Mal die Frage, ob es überhaupt noch Sinn hat, Kinder zur ersten Heiligen Kommunion zu führen, wenn zu erwarten ist, dass die meisten nach ein paar Wochen nicht mehr zu sehen sind. Doch ich frage mich auch, ob es verantwortbar wäre, damit aufzuhören. Denn immer noch ist die Vorbereitung auf die erste Heilige Kommunion eine Chance für die Kirche mit den Eltern und auch mit den Kindern in Kontakt zu kommen. Wer weiß, ob nicht mehr in den Kindern und Jugendlichen grundgelegt wird, als man meint.
Dasselbe frage ich mich bei Taufgesprächen, bei Hochzeiten und auch bei Beerdigungen. Klar kann es dazu kommen, das Eigentliche, nämlich den Glauben an Gott, aus dem Blick zu verlieren. Doch die Gelegenheit, Eltern, Menschen zu begegnen und ein Zeuge des Glaubens zu sein, das ist doch sehr wichtig. Als Gemeinschaft der Glaubenden, als Kirche, sollten wir uns nicht von den Menschen und auch nicht vom Leben der Welt zurückziehen. Die Welt braucht auch weiterhin unser Glaubenszeugnis. Der Glaube vieler Menschen kann sein wie ein Sauerteig. Das Reich Gottes, so sagt es Jesus wächst aus kleinsten Anfängen, aber Gott lässt das Reich Gottes wachsen.
Nicht vorschnell urteilen
Dann gibt es in der Kirche auch Christen /innen, die eher konservativ sind. Oft stehen sie im Verdacht, rückständig zu sein, die Kirche wieder in vergangene Jahrhunderte zurück befördern zu wollen. Man mag zu einzelnen Strömungen stehen wie man mag, vielleicht zeigen diese Christen, dass es nicht gut ist, jede moderne Strömung mitzumachen. Vielleicht zeigen sie, dass es nicht darauf ankommt, sich anzubiedern. Die Kirche soll die Zeichen der Zeit erkennen, aber auch nicht einen Ausverkauf des Glaubens gestalten.
Es steht uns Menschen einfach nicht zu, über andere zu verurteilen. Jesus heißt sicher nicht gut, was schlecht läuft in der Kirche. Was gut ist, was schlecht ist, was vom Bösen ist, welche Menschen gut oder schlecht sind, das können wir nicht beurteilen. Dieses Urteil sollten wir getrost Gott überlassen.
Urteilen über andere? Ich glaube da sollten wir das Bild vom Acker, auf uns selbst übertragen. Auch bei uns selbst gibt es Gutes, aber auch Schlechtes, Negatives. Kein Mensch ist nur gut oder nur schlecht. Jede Stärke kann zugleich auch eine Schwäche werden. Wer immer Harmonie und Frieden stiftet, sollte aufpassen, nicht zu gleichgültig zu werden. Auseinandersetzungen können auch notwendig sein.
Demütig und barmherzig
Kein Mensch kann seine Schwächen ablegen. Doch wir dürfen sie zu Gott bringen. Gott nimmt uns darin an. Oft empfinden wir unser Beten als schwach und oberflächlich. Doch der Geist nimmt sich unsere Schwachheit gerade im Beten an. Gott will das Gute, das, was uns und seinem Reich dient. Jesus spricht in diesem Gleichnis von einer unendlichen Geduld Gottes mit uns. Es ist schwer, unsere Fehler, unsere Sünden abzulegen.
Doch haben sie nicht auch ihr Gutes? Zeigen sie nicht, dass das Himmelreich zuerst ein Werk Gottes ist und wir nur die Werkzeuge. Sie lassen uns, wenn wir sie erkennen, demütig werden in einem positiven Sinn des Wortes. Sie lassen uns auch barmherziger werden gegenüber den Fehlern anderer. Darum brauchen wir nicht krampfhaft dagegen anzukämpfen. Vielmehr dürfen wir sie Gott hinhalten. Gott baut sein Reich nicht auf mit Menschen, die vollkommen sind, die keine Fehler und Sünden zu haben scheinen. Wenn ich mir vor Augen halte, wo ich hinter dem zurückbleibe, wer ich bin, dort höre ich auf, andere zu verurteilen, über meine Mitmenschen zu urteilen, ob sie, so wie sie sind, sein dürfen oder nicht.
Es ist nicht alles Gold, was glänzt! Dennoch: schütten wir das Kind nicht mit dem Bade aus. Das ist eben eine andere Beschreibung für das, was Jesus sagt. Gott kennt uns, er kennt seine Kirche, er kennt die Herzen. Er kann entscheiden, wer oder was Unkraut ist, wer oder was Weizen ist. Achten wir einander, verurteilen wir nicht, denn bei keinem von uns ist alles gut oder alles schlecht. Amen.
Die gute Saat des Geistes Gottes
Feindlicher Angriff
Ich sehe schon die Schlagzeile: "Unkraut unter dem Weizen." Aber ist das etwas Besonderes, Auffälliges? Schließlich gibt es doch in jedem Feld Unkraut, an jedem Feldrain wuchert es - sogar leuchtend und schön. Was heißt hier "Unkraut"? Ist es Mohn, ist es Schafgarbe? Jesus erzählt von einem Feind, der ein Unkraut aussät, das dem jungen Weizen täuschend ähnlich sieht, kaum zu unterscheiden. Das ganze Feld sieht gleich aus und ist doch versaut. Wer könnte jetzt jäten? Wer wäre schon in der Lage, die guten und die schlechten Halme zu trennen, dabei keinen Fehler zu machen, die Geduld auch nicht zu verlieren? Rhetorische Fragen... Ich muss die Schlagzeile wohl neu formulieren: "Feld konterminiert". Der Feind hat ganze Arbeit geleistet. Bei Nacht und Nebel, wie wir sagen. Unentdeckt. Erfolgreich. Bemerkt ist es schon zu spät. Pech gehabt? Schlagzeilen stehen über Nachrichten, das Unheil bannen sie nicht.
Böse Saat
Wir könnten jetzt - natürlich - über unsere Kontrollen reden, über Zertifizierungen, Laboruntersuchungen und Prüfplaketten. Über unsere Skandale auch. Aber wir sind nicht gut beraten, uns auf dieser Ebene in Sicherheit zu bringen - oder zu wiegen. Wir müssen über den Feind reden - und über seine Saat. Über böse Saat!
Eine böse Saat sehen wir im Nahen Osten aufgehen. Hass wird immer wieder neu - und immer wieder neu begründet - ausgesät. Hass ist unerbittlich. Hass vergisst nicht. Er taucht wohlgesetzt in Regierungserklärungen, Zeitungsmeldungen und Nachrichtensendungen auf - in Israel, im Gazastreifen, in Palästina. Die Vorgeschichten sind lang. Sie sind längst zu Leidensgeschichten geworden. Ganze Generationen sind gezeichnet, gar vergiftet. Wie sich Parolen und Rache doch gleichen... Aber die Spiralen lassen keinen Ausweg. Der Hass gebiert immer nur neuen Hass, Unrecht nur Unrecht, Angst nur Angst. Wer ist hier Feind? Von wem? Nicht einmal das lässt sich sagen. Sind alle Feind - nur Feind? Aber der Hass, der heute gesät wird, geht auch morgen noch auf. Er liefert immer neue Gründe, neue Rechtfertigungen, neue Abhängigkeiten.
Eine böse Saat sehen wir auch in der Rüstungsindustrie aufgehen. Sie boomt. Auch in Deutschland. Bruder Tod ist ein großer Geschäftsmann. Fein gekleidet. Ein feiner Herr. Er macht sich die Finger nicht schmutzig, er verbrennt sein Maul nicht an Hassparolen - er stellt nur das Material bereit, technisch auf der Höhe - dann wäscht er seine Hände in Unschuld. Seine neueste Masche droht ein Erfolgsmodell zu werden: Drohnen. Drohnen werden das Unheil noch weiter anonymisieren und entpersonalisieren. Auf dem Feld der Ehre werden Knöpfe gedrückt. Ein gutes Geschäft ist aber noch keine gute Saat. Wir müssen das sagen. Eindeutig. Immer wieder. Sonst sehen wir nur schöne Fassaden. Es ist ein Feind, der böse Saat aussät! Anders als im Gleichnis Jesu können wir ihn sogar im Fernsehen sehen - bei Tageslicht.
Das Gleichnis, das Jesus erzählt, kommt aus der bäuerlichen Welt. Wir sehen ein Feld, einen Feind, eine Saat. Wir sehen eine Nacht. Es mag sein, dass heute alles viel komplizierter und unübersichtlicher ist - aber der Mut, böse Saat zu sehen, Augen für die Nacht zu haben, wächst uns heute im Evangelium zu. "Während nun die Leute schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging wieder weg."
Wir wissen das jetzt - will ich wirklich schlafen?
Gute Saat
Jesus eröffnet sein Gleichnis mit einem Satz: "Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte." Wir ahnen schon, wer gemeint ist: Jesus. Er sät sein Wort aus, seine Liebe, seine Nähe. Diese Saat geht auf! Sie wird auch dann noch aufgehen, wenn ein Feind Unkraut darunter mischt. Unerkannt. Erfolgreich. Aber das Unkraut wird ausgelesen, ausgesondert.
Sozusagen in Handarbeit. Stück für Stück. Abgewogen. Von allen Seiten betrachtet. Das ist Jesu Blick über dieses unübersichtliche, aber im Licht glänzende Feld. Als Jesu Jünger und Jüngerinnen treten wir aus dem Bann der bösen Saat heraus. Gelassen. Mutig. Nicht klein zu bekommen. Am Ende müssen wir nicht einmal über den Feind - oder über einen Feind - klagen. Wir erzählen von einer guten Saat! Wir erzählen von unserer Hoffnung. Wir erzählen von der Liebe, die stärker ist als der Tod. Wir sehen - das Himmelreich.
Manchmal sind wir ganz benommen von dem, was wir in Zeitungen lesen und im Fernsehen sehen. Vieles fassen wir nicht. Vieles bekommen wir nicht einmal mit. Vieles ist auch so komplex und abgehoben, dass wir uns kaum trauen, "nein" zu sagen, Fragen zu stellen, unseren Widerstand zu formulieren. Dann schleicht sich der Feind bei uns ein - auf einmal ist er uns doch viel näher als der Mann, von dem Jesus erzählt, als der Mann, der guten Samen aussät! Was haben wir dem Feind entgegenzusetzen?
Der Geist Gottes wirkt
In seinem Brief an die Gemeinde in Rom schreibt der Apostel Paulus:
"Der Geist nimmt sich unserer Schwachheit an. Denn wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen; der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können." (Röm 8,26).
Es ist Gottes Geist, der uns vertritt. Bei Gott. Vor uns selber. Vor einander. Es ist Gottes Geist, der uns mutig macht. Es ist Gottes Geist, der das große Wort führt. Es ist Gottes Geist, der dem nächtlichen Treiben ein Licht aufsetzt. Paulus nennt uns dafür sogar "Heilige".
Im Buch der Weisheit lesen wir: "Weil du - Gott - über Stärke verfügst, richtest du in Milde und behandelst uns mit großer Nachsicht; denn die Macht steht dir zur Verfügung, wann immer du willst. Durch solches Handeln hast du dein Volk gelehrt, dass der Gerechte menschenfreundlich sein muss, und hast deinen Söhnen [und Töchtern] die Hoffnung geschenkt, dass du den Sündern die Umkehr gewährst."(Weish 12,18-19).
Das ist die gute Saat! - Eine neue Schlagzeile muss her! "Gute Ernte".
Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Das Gute in die Mitte unseres Denkens stellen
Unentwirrbar
Wir Menschen sind sehr verschieden an Herkunft und Charakter. Aber trotz aller Unterschiede werden wir doch alle von einem gemeinsamen Verlangen angetrieben: jede und jeder von uns möchte glücklich sein. Wir alle wünschen, dass das Leben rundum gelinge. Aber wir müssen auch immer wieder die schmerzvolle Erfahrung machen, dass das reine Glück in keinem Menschenleben und nirgendwo auf der Welt zu finden ist. Im Gegenteil: überall stoßen wir auf Grenzen, Elend und Schmerz. Manchmal kann das Dunkel im Leben so übermächtig werden, dass Menschen daran zerbrechen.
Beides: der gute Samen und das Unkraut, von denen Jesus im Gleichnis erzählt, wachsen auf dem Acker unserer Welt und dem Acker jedes Menschenlebens. Schönes und Schweres, Gutes und Böses gehören unentwirrbar zu unserer Wirklichkeit. Wie gerne würden wir doch das Böse, alles Böse ausrotten, am liebsten radikal mit Stumpf und Stiel. Aber wie recht hat Jesus, wenn er sagt: tut das nicht, denn sonst reißt ihr mit dem Unkraut auch den Weizen aus. Das bestätigt die Menschheitsgeschichte und auch die eigene Erfahrung auf schreckliche und tragische Weise.
Unbarmherziger Fanatismus
Leute, die das Böse radikal mit Stumpf und Stiel ausrotten wollen, das können politische oder religiöse Fanatiker sein. Aber solcher Fanatismus bringt nur Terror und Verfolgung, Folter und Krieg. Was momentan in Syrien und im Irak geschieht, ist dazu ein furchtbarer Anschauungsunterricht. Wir sollten unterdessen gelernt haben, dass man sehr wohl das Böse bekämpfen muss, dabei aber niemals den anders Denkenden einfach zum Bösen abstempeln darf. Sondern man muss jeden Menschen immer in seiner Würde achten, selbst dann, wenn er irrt.
Das gilt auch für den privaten und intimen Lebensbereich. Wie viele Ehen sind schon zerbrochen, weil da ein Partner die Schwächen des anderen nicht ertragen, sondern unbarmherzig ausreißen wollte; wie viel Feindschaft gibt es, weil der Fehltritt eines anderen vorschnell verurteilt wurde. Auch in uns selber müssen wir Weizen und Unkraut wachsen lassen, denn wo ein Mensch nur noch damit beschäftigt ist, alle seine Mängel auszumerzen, da muss dieser Mensch verzweifeln, denn er kommt mit seinem Mühen nie zu Rande, sondern rennt von Niederlage zu Niederlage.
Gutes und Böses
Gutes und Böses sind nun einmal in unserer Welt und im eigenen Leben miteinander verflochten und wir können das Böse nicht ausrotten, ohne auch Gutes zu zerstören. Warum das so ist - darüber haben sich schon viele den Kopf zerbrochen. Eine Lösung, die das Problem aus der Welt schaffen würde, hat noch niemand gefunden. Wir stehen da in der Tat vor einem dunklen Geheimnis. Selbst die Bibel sagt kurzerhand: "Gott lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte" (Mt 5, 45).
Das bedeutet nun aber keineswegs, dass letztlich alles gleichgültig wäre, dass kein Unterschied zu machen sei zwischen gut und bös. Im Gegenteil: so sehr Jesus davor warnt, das Unkraut auszureißen, so sehr macht er deutlich, dass zuletzt nur der gute Weizen bestehen wird. Das Unkraut wird am Ende verbrannt und nur der Weizen als Ernte in die Scheune eingefahren.
Auf unser Leben übersetzt, bedeutet das: es ist uns aufgetragen, unsere ganze Aufmerksamkeit dem Guten zuzuwenden und alles zu tun, damit das Gute wachsen und gedeihen könne. Der Apostel Paulus fasst das in die Devise zusammen: "Lass dich vom Bösen nicht überwinden, sondern überwinde das Böse durch das Gute" (Röm 12,21).
Das Gute in die Mitte unseres Denkens stellen
Das beinhaltet ein anspruchsvolles Programm. Damit das Gute wachsen kann, muss ich z.B. bereit sein, grundsätzlich positiv vom Mitmenschen zu denken und das Wertvolle in ihm sehen zu wollen. Damit das Gute wachsen kann, muss ich bereit sein, dem Mitmenschen eine neue Chance zu geben, auch wenn er mal danebengehauen hat. Damit das Gute wachsen kann, muss ich bereit sein, mich selbst in meinen eigenen Grenzen anzunehmen. Nicht zuletzt kann das Gute nur wachsen, wenn ich davon ausgehe, dass auch der Mitmensch es gut mit mir meint und ich ihm Vertrauen schenke.
Wo das geschieht, sind zwar Spannungen nicht einfach behoben und ist das Böse nicht einfach verschwunden, aber die Aufmerksamkeit ist doch entschieden dem Guten zugewandt. Das Erdreich des Lebens ist dann gleichsam so aufgelockert, dass das Gute wachsen und sich vermehren kann.
Das ist zugleich die beste Strategie, um das Böse einzudämmen und ihm zu widerstehen. Und darauf kommt es an. Jesus verheißt, dass das Gute allen Schwierigkeiten zum Trotz sich durchsetzen und am Ende als gute Ernte übrig bleiben wird. Überlassen wir also das Böse dem Gericht Gottes. Stellen wir das Gute in die Mitte unseres Denkens und Lebens und versuchen wir unentwegt, das Böse durch das Gute zu überwinden, soweit wir das vermögen. Dann handeln wir im Sinne Jesu und kommen wir jenem Glück näher, das wir alle zutiefst ersehnen.
Die Geduld Gottes – eine Provokation
oder: "...gut wie eine Sommernacht"? (Jorge Maria Bergoglio)
Anders als erwartet
Was erwarten wir uns, wenn wir die Worte Jesu lesen, bzw. hören, sie "an die Brust nehmen"? Vielleicht die Bestätigung der Annahme: Da redet einer prophetisch, d.h. er liest den Leuten, dem Volk die Leviten. Oder: Da ist einer, der auch die Ärmsten versteht... Oder: Da entwirft einer einen ethischen Lehrpfad in eine bessere Welt.
Solche Vermutungen haben alle ihren Grund und ihre Berechtigung, wenigstens teilweise. Und doch ist es so: Wir müssen immer wieder sagen: Jesu Wort und Botschaft verblüfft uns, läuft unseren Erwartungen quer. Bei den Gleichnissen Jesus stutze ich und sage in der ersten Reaktion: "Das macht kein Mensch so!"
Beim heutigen Evangelium geht es mir genau so: Jesus provoziert, aber in die andere Richtung als ich meinte oder erwartete: In diesem Gleichnis provoziert er - zur Geduld! - Was soll das bedeuten?
Wirklichkeitsfremd ist Jesu Bildrede keineswegs. Wer von uns hat sich nicht schon mächtig geärgert, wenn etwas anders gekommen ist als er oder sie erwartet hatte? Da haben wir guten Samen ausgesät, und auf einmal kommt etwas anderes zum Vorschein! Da geht es nicht mit rechten Dingen zu... Da muss jemand drein gepfuscht haben, da hat jemand meine gute Absicht sabotiert. Das war ein böser Feind, der alles ruinieren will. Das kann einen schon in Rage bringen. Und in einem Wutanfall möchte man dementsprechend antworten und reagieren: "Wenn sowieso das Gute verdorben ist, dann gleich alles ausreißen, mit Stumpf und Stängel." oder mit einer Ladung von bestem Unkrautvertilgungsmittel drüberfahren.
Ärger, Misstrauen und Argwohn
In solcher Logik, bei solchen Konsequenzen wächst freilich nichts Gutes mehr, sondern nur noch das Misstrauen und der Argwohn. Man sieht überall nur mehr den "bösen Feind". Man fragt nicht mehr nach dem Grund und den Wurzeln, man sieht nur noch das Hier und Heute, man möchte alles kurz und klein schlagen. Das vernünftige Denken und Abwägen bleibt auf der Strecke, die Unterscheidung (zwischen gut und nicht so gut, zwischen Kraut und Unkraut) ist obsolet. In der Haltung der "egoistischen Trägheit" und des "sterilen Pessimismus" (Papst Franziskus, Evangeli Gaudium 81 und 84) bleibt nur noch der negative Schatten dominant; alles wird unterschiedslos heruntergemacht.
Anlässlich des diesjährigen pfingstlichen Friedensgebetes im Vatikan war es in Blogs genau so zu diagnostizieren: "Es melden sich Leute, die das Stänkern nicht lassen können, und die der zartesten Pflanze der Versöhnung sofort den Garaus machen wollen"... - Ja, so ist es leider; nein: so sind wir: leider (vielleicht auch ich).
Beides wachsen lassen
Was Jesus als Alternative zu dieser Mentalität zur Sprache bringt, beginnt mit einem deutlichen Einwand: "Halt, Leute! Nicht so. Nicht dreinlatschen und herumzupfen - und dabei das Gute mit dem Bösen zunichtemachen. Das Böse ist bei Nacht unters Gute gekommen; so wartet einmal eine Nacht und einen Tag; lasst beides wachsen."
Jesus verwendet gerne Wachstumsgleichnisse, wenn er vom Reich Gottes predigt, ja schwärmt! Es gilt die Wirklichkeit wahrzunehmen: Nicht jede Voraussetzung und Rahmenbedingung für das Wachsen ist ideal (Mk 4).
Da gibt es steinigen Boden, da wachsen auch Dornen und Disteln, da gibt es eine unbarmherzig versengende Sonnenhitze. Aber es gibt auch gute Konditionen, optimale Böden. Und da wächst dann das gute Korn und bringt dreißigfach, sechzigfach, ja
hundertfach Frucht! Müssen wir angesichts dieser Produktivität knausrig kalkulieren?
Der Herr vertraut auf die Kraft des Wachstums, er kann einmal zuschauen und zuwarten, was denn wirklich herauskommt. Denn bisweilen zeigt sich erst später, waswirklich Kraut und was Unkraut ist. Abwarten und die Zeit der Reife kommen lassen...
Radikal sein und Geduld üben
Kann es wahr sein, dass Jesus so denkt und rät? Wäre das – wenn 's wahr sein sollte - nicht Anleitung zur Eselsgeduld, zum faulen Zuschauen und zum "Alles-geschehen-lassen"? Da würde man Jesu Absicht falsch verstehen. Nicht umsonst mahnt er gerade an den entscheidenden Stellen (Mt 24,37ff) zur Wachsamkeit und zur Radikalität. Er will uns deutlich machen, dass Radikalsein (an die Wurzeln gehen) und Geduld keine sich ausschließenden Widersprüche sind. Der wachsamen und entschiedenen Geduld entgegengesetzt wäre der "unerleuchtete Eifer" (Oswald von Nell-Breuning), also das unbesonnene Ausreißen und Zerstören, "ohne Rücksicht auf Verluste". Das ist aber nicht nur unklug, sondern auch unbarmherzig.
Gott den Part überlassen, der der seine und nicht der unsrige ist, das ist der Weg, der uns menschlich reifen lässt. Oder können/wollen wir uns vorstellen, dass Gott ein wirklich so "eifernder Gott" ist, dem das Zerstören lieber ist als Zuwarten, das "Eine-neue-Chance-Geben" (vgl. die Geschichte vom unfruchtbaren Feigenbaum, Lk 13,1-9). Das ist Teil seiner Barmherzigkeit, die schlussendlich (auch) die Gerechtigkeit aufs Humane zurückbiegt. Und davon sollten wir - trotz manchen ärgerlichen Wildwuchses von Unkraut - lernen.
Gott seinen Platz und seine Rolle zu überlassen
Wir kennen die Absichten und die Thesen der Glaubens- und ReligionskritikerInnen. Sie haben den Kirchen und den Gläubigen vorgeworfen, alles zu tun, damit sich an den herrschenden Verhältnissen nichts wirklich ändert. In seiner Abrechnung über die "Sozialen Prinzipien des Christentums" schlussfolgerte Karl Marx (1948): "Die sozialen Prinzipien des Christentums sind duckmäuserig, und das Proletariat ist revolutionär". In seiner dialektischen, schwarz-weiß-malenden Logik gibt es keinen Platz für ein besonnenes Differenzieren, bei ihm gibt es nur das "so (schlecht) ist es, drum muss es/alles total anders werden".
"Radikal sein ist die Sache an der Wurzel fassen", schreibt der Religionskritiker an anderer Stelle; und das ist durchaus auch im Sinn der jesuanischen Zukunftsansage. Muss das aber bedeuten, die guten Wurzeln zu kappen und zu eliminieren?
Die modernen TechnikkritikerInnen und die ökologischen MahnerInnen weisen uns darauf hin, dass es ein blindwütiges Agieren und Ausbeuten, letztlich sogar ein Zerstören der Lebensgrundlagen und von uns selber ist, wenn wir uns als willkürlich tobende Herren von allem und jedem aufspielen.
"Prüft alles, das Gute behaltet"
Es braucht ein Innewerden dessen, was gesundes Wachstum (bei Tag wie bei Nacht!) ist; es gilt, den Wachstumskräften mit Respekt und Dankbarkeit zu begegnen. Spirituell gesprochen bedeutet das auch: Dem lieben Gott seinen Platz und seine Rolle zu überlassen, der dann, wenn die Zeit dafür gekommen ist ("die Ernte reif ist") den Anstoß gibt, den Weizen zu sammeln und das Unkraut zu entsorgen.
Das ist kein Aufruf zur Untätigkeit und keine Anleitung zu Verdummung und zur Unaufmerksamkeit. Wenn wir gelernt haben zu unterscheiden, dann wird sich das Dringliche nicht vordrängen vor das Notwendige. Jene Geduld, die wir bei Gott (im Gleichnis: beim Herrn der Felder und der Ente) lernen können und sollen, ist gerade nicht verantwortungslos, sondern verantwortungsvoll: "Prüft alles, das Gute behaltet!" (1 Thess 5,21). Nur dann können wir auch das Schöne und Gute, die reifen Früchte und die kostbaren Körner zufrieden genießen.
© Dr. Ferdinand Reisinger, Diözese Linz
Das Gute wird siegen
Lebenserfahrung
Gleichnisse sind Lebensweisheiten in Form von Geschichten. In der ersten Lesung offenbart sich Gott selber als machtvolle Hilfe, die mit dem Bösen viel Nachsicht übt. Das ist für uns wahrscheinlich unverständlich. Gehört da nicht sofort Ordnung gemacht? Wir hörten heute eine Stelle aus dem jüngsten Buch des Alten (=Ersten) Testaments, etwa um 50 v. Christus entstanden.
Vielleicht beschäftigt Sie jetzt die Frage: Was ist Weisheit? Sie ist Lebenserfahrung, die eine Generation der anderen weitergibt. Es geht dabei nicht um möglichst reiches lexikalisches Wissen, sondern wie man sein Leben gut planen und organisieren kann. Weisheit beruht auf Erfahrung und Erinnerung. Beides ist mitunter sehr widersprüchlich. Da wird es heikel. Gibt es somit "richtige" und "falsche" Erfahrungen und Erinnerungen? Es bedarf dabei auch der Unterscheidung der Geister. "Daran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der bekennt, Jesus Christus sei im Fleisch gekommen, ist aus Gott. Und jeder Geist, der Jesus nicht bekennt, ist nicht aus Gott. Das ist der Geist des Antichrist." (1 Joh.4,2-3). Dieser Satz setzt sehr viel Glauben und Vertrauen voraus.
Lebensweisheit
Das Evangelium vom Unkraut und Weizen nimmt eine Geschichte, ein Gleichnis aus dem damaligen landwirtschaftlichen Leben her. Da die wenigsten Menschen damals lesen und schreiben konnten, gaben sie ihre Lebensweisheiten, ihre Erfahrungen in Form von kurzen Sprüchen, vielleicht auch von Witzen (darin steckt "wissen", "Weisheit") oder kurzen, leicht merkbaren Geschichten/Gleichnissen weiter.
Um überhaupt zu verstehen, worum es geht, lesen wir in der Einleitung: "...Mit dem Himmelreich (also mit dem Reich Gottes) verhält es sich wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte...". Dabei werden wir mit folgenden Tatsachen konfrontiert: Gutes und Böses, Tod und Leben, viel Widersprüchliches gibt es von Beginn der Schöpfung an. Es wird Gutes und Böses ausgesät und auch einmal geerntet. Gutes und Böses steckt auch im Menschen. Bis hierher ist alles noch verstehbar.
Gut und böse
Aus menschlicher Sicht gehört das Böse entfernt, damit das Gute Bestand hat. So einfach aber liegen die Dinge nicht. Was ist "gut", was "böse"? Wir leben immer nur in Teilwirklichkeiten, Teilerkenntnissen, Teilwahrheiten. Nur Gott kann von sich sagen, er ist Weisheit, Wahrheit, Licht und Leben. Aufgrund unserer Begrenztheit können wir auch nur ansatzweise erkennen, was "gut", was "böse" ist.
Im Allgemeinen begnügen wir uns damit, nach sogenannten objektivierbaren Merkmalen Menschen, ihre Taten und ihre Worte nach "gut" und "böse" einzuteilen. Hilfreich sind dabei Gesetzestreue, Höflichkeit, beweisbare Tatbestände. Das ist durchaus notwendig, keinesfalls abzulehnen. Weniger oft zur Sprache kommen innere Beweggründe für unser Tun. Sie sind auch sehr oft schwer herauszufinden.
Geduld
Weil wir ganz selten die volle Wirklichkeit und Wahrheit zur Verfügung haben, mahnt Jesus zur Geduld: "Lasst beides bis zurErnte wachsen." (Mt.13,30). Ungeduld hemmt Entwicklungen, zerstört Gutes. Das passiert leider auch in der Erziehung der jungen Menschen. So wird manches Talent, das sich zeigen kann, schon im Keim erstickt. Leider aber benötigt auch das Böse mitunter eine lange Vorlaufzeit, um als Unkraut wirksam zu werden und Schaden anzurichten. Trotzdem legt uns Jesus Geduld nahe. Manchem reißt der Geduldfaden aber schon beim Einfädeln.
Auch der Neid ist ein gefährliches Unkraut. Manche Menschen frisst er regelrecht auf und zerstört Beziehungen. Wilhelm Busch (1832-1908) meint dazu: "Der Neid ist die aufrichtigste Form der Anerkennung." Neid darf nicht mit Ehrgeiz verwechselt werden. Er wird dort ungesund, wo er raubtierhafte Züge annimmt, wo der Mensch keine Kraft mehr hat, zu sich selbst zu finden, wo die soziale Verantwortung auf der Strecke bleibt.
Dem Guten eine Chance geben
"Lasst beides wachsen bis zur Ernte!", sagt auch, dass im Menschen selber Gutes und Böses steckt. Es geht somit darum, dem Guten immer wieder eine Chance zu geben. Das braucht Zeit, Geduld, auch den Glauben an das Gute, Entdeckung des Urvertrauens, das jedem Menschen von Geburt an mitgegeben ist- und dann verlorengeht. Urvertrauen entsteht nicht durch Beweise, Appelle, kirchenrechtliche Vorschriften und Dogmen, sondern durch emotionale Zuwendung, durch Streicheleinheiten für die Seele.
Das Gleichnis spricht von der Ausbreitung des Reiches Gottes schon hier auf Erden, von Erfolg und Misserfolg dabei. "Den Weizen (also das Gute) bringt in meine Scheune." Trotz aller Schwierigkeiten bei der Ausbreitung des Reiches Gottes wird das Gute siegen. Unser Glaube und unser Vertrauen sind unentbehrliche Begleiter dabei.
Am Ende kommt alles ans Licht
Drei Anläufe für eine Geschichte
Manchmal braucht man drei Anläufe. Drei Anläufe für eine Geschichte. Ich schaue mal hier hin, mal da hin. Manchmal reibe ich mir auch verwundert die Augen. Das kann doch gar nicht sein! Dann muss ich eben noch einmal schauen. Aller guten Dinge sind drei!
Erster Anlauf
Erster Anlauf: Lichtscheues Gesindel! Da machen die sich doch tatsächlich die Nacht zu Nutze, kommen heimlich und verschwinden so unsichtbar wie sie gekommen sind. Am Morgen war auch noch nichts zu sehen, am Tag danach auch nichts - aber dann ging die Saat auf. Erst ganz zart, dann immer mutiger und verwegener.
Jesus erzählt von einem Feind, der sein Unwesen treibt und Unkraut sät. Aber das hört sich bescheidener an, als es ist: dieses Unkraut wird genauso aussehen wie das gute Getreide, aber die ganze Ernte versauen. Wirtschaftlich ein Fiasko! Der Bauer kann einpacken. Zur Vorgeschichte kann ich nicht viel sagen. Warum Feind, warum Unkraut - keine Ahnung.
Ich weiß nur, dass sich diese Geschichte wiederholt. Sie braucht dafür nicht einmal eine Nacht. Es genügt eine geheime Sitzung. Ein gemeinsames Schweigen. Da werden z.B. Waffenlieferungen ausgehandelt. Panzer für Potentaten. Flugzeuge für Diktatoren. Eine gute Saat ist das nicht. Geht sie auf, sterben Menschen. Werden Menschen geopfert. Werden Hoffnungen zunichte gemacht. In der Zeitung ist zu lesen, was das für ein gutes Geschäft ist. Aber es ist ein Geschäft, das nur in der Nacht gedeiht. Wobei Nacht hier keine Tageszeit, eher einen Abgrund markiert. "Während nun die Leute nichts ahnten, kamen die Herren in dunklen Anzügen und verkauften den Tod - dann gingen sie wieder weg." Die Protokolle bekommen wir nicht zu lesen. Nur die Börsenkurse. Sind ja nur Zahlen.
Zweiter Anlauf
Aber dann sehen wir die Saat aufgehen. Jesus erzählt davon. Wir hören von den Knechten, die aufgeregt zu ihrem Chef laufen, um ihn brühwarm Entdeckungen, Beobachtungen und ihr Entsetzen zu schildern: Das Feld ist verseucht, so weit das Auge reicht - durchsetzt. So durchsetzt, dass nicht einmal mehr zu unterscheiden ist, was gut und was schlecht ist. Sie, die doch Tag für Tag auf dem Feld sind, sehen, was sich entwickelt und doch gleichzeitig aus dem Ruder läuft. Sie wollen sich sogar der mühevollen, schier ausweglosen Aufgabe stellen, dem Unkraut den Garaus zu machen. Ob sie wissen, was sie vorschlagen? Aber sie können nicht mitansehen, was sich so tut. Sie verstehen auch nicht: "Woher kommt dann das Unkraut?" Sie reden sich die Köpfe heiß. Sie denken auch an sich: Ist die Ernte verloren und nicht mehr zu retten, steht ihre Zukunft auf dem Spiel. Sie haben nicht viel - aber das lassen sie sich nicht nehmen. Ihre eigene Zukunft steht auf dem Spiel. Aber Jesus erzählt die Geschichte - merkwürdigerweise - leidenschaftslos, ohne Erregung, nicht einmal Enttäuschung ist der Stimme anzumerken. Fast hört man ihn seufzen: Es ist eben so. Ich trau' meinen Ohren nicht. Noch perfekter kann doch der Triumpf des Feindes nicht sein!
Aber Sie haben schon gemerkt, dass ich in die Köpfe und Herzen der Knechte schlüpfe. Sie beobachten sehr genau, was geschieht, sie sehen unheilvolle Entwicklungen sich verselbständigen - und sie fragen nach. Kritisch. Engagiert. Sie verstehen nicht - nein, sie wollen auch nicht verstehen. Weil sie sich nicht damit zufrieden geben, wie Leben zunichte gemacht wird. Wie Menschen sprachlos werden. Wie sie sich in Schweigen flüchten.
Ich höre Jesus sagen: Das hat ein Feind von mir getan. So lakonisch der Satz ist - jetzt ist der der Gegner klar, er hat den Schutz der Nacht verloren, die Fährte ist aufgenommen.
Ich denke an Journalisten, an Abgeordnete, an Anwälte und Richter, an Schriftsteller - und an so manchen einfachen Menschen in meiner Umgebung ohne eine große Rolle: es ist nicht schwer, die Wahrheit zu sagen, es ist auch nicht unmöglich, sie zu finden. Dass es ohne Auseinandersetzung, ohne Gespräch, ohne offenen Blick nicht geht, wird uns nicht einschüchtern. Die immer wieder beschworene Komplexität muss nicht dazu herhalten, Konflikten aus dem Weg zu gehen, unheilvolle Situationen nicht zu sehen - und die Dinge laufen zu lassen. Manchmal erzählen mir Menschen Geschichten, in denen mutige Figuren auferstehen - im schönsten Sinn des Wortes.
Ein bizarres Bild: Unkraut wird gesät, Unkraut wächst. Das Böse wird gesät, das Böse wächst. Das Schweigen wird gesät, das Schweigen wächst. Aber: es wird entdeckt. Es erblickt das Licht der Welt. Längst sind auch die Schatten gewichen. Jetzt treten wir aus dem Dunkel heraus. Es ist - Tag.
Dritter Anlauf
Verzeihen Sie: bei der leidenschaftlichen Art der Knechte brauche ich jetzt die Ruhe und Gelassenheit des Geschichtenerzählers Jesus. Er hat den Knechten - sagen wir es einmal so - ein Denkmal gesetzt. Ihnen - nicht den großen Gestalten der Geschichte, den Möchtegern-Herren der Welt. Die Knechte können sich heute freuen, ja, sie können stolz auf sich sein. Sie sind geadelt. Endlich!
Aber werden sie das Böse ausrotten können? Die Frage kann nicht einfacher, auch nicht leiser gestellt werden. Und die Antwort ist einerseits erschreckend nüchtern, andererseits aber auch ungeheuer befreiend.
Nüchtern ist die Antwort, weil jeder Versuch, das Böse auszurotten, nur neues Böses schafft. Das Böse wächst auch sich heraus, wuchert, überwuchert alles. Auch das Gute, gerade das Gute. Ich fange erst gar nicht an, Beispiele aufzuzählen - wir würden nie fertig. Darf ich nur daran erinnern, wie unheilvoll es ist, wenn Menschen andere für "böse" erklären und sich eben für "gut"? So mancher trat als Heilbringer an - und verwandelte die Welt in Krematorien, Schlachtfelder und Ruinen. Hitler, Stalin, Mao Tsetung, Pol Pot ... Die Versuchung, die Welt aufzuteilen, ist bis in unsere Tage geblieben. Immer, wenn schwarz-weiß gezeichnet wird, droht Unheil.
Darum muss die Antwort Jesu so nüchtern sein: Nein! Sonst reißt ihr zusammen mit dem Unkraut auch den Weizen aus.
Diese Gelassenheit ist befreiend. Sie gewährt vor allem der Barmherzigkeit Raum - und schenkt uns einen weiten Blick. Auf Jesus. Ihm können wir das erste Wort zutrauen und eben auch das letzte. Wir sind davon entlastet, den Bösen den Garaus zu machen, wir sind auch davon entlastet, die Verantwortung zu übernehmen für ein Urteil, das wir nicht zu überschauen vermögen. Der, der die Herzen ansieht, schaut hinter die Kulissen und liest zwischen den Zeilen.
Wenn uns schon nicht die Ernte überlassen wird: Wehr- und hilflos sind wir dem Bösen nicht ausgeliefert. Wir können das Böse auch nicht laufen lassen. Wir können uns auch nicht heraushalten, wegstehlen, zur Tagesordnung übergehen. An dieser Stelle macht uns der Geschichtenerzählen Jesus mit den Knechten bekannt. Er setzt ihnen nicht nur ein Denkmal, er weiß auch viel von ihnen zu erzählen.
Um noch einmal auf den Waffenhandel zurückzukommen: Wir werden über die Feindbilder reden müssen, die unter uns bedient und befördert werden. Wir werden über Lobbys reden müssen, die ihre Geschäfte lautlos abwickeln (wollen). Wir werden über gute Geschäfte mit dem Tod reden müssen. Es könnte sonst sein, dass vor unseren Augen, bei hellem Tageslicht, eine Saat gesät wird, die wir nicht ernten wollen. Unsere größten Hoffnungen, Worte und Überlieferungen klagen uns an. Die Knechte im Gleichnis fragen verwundert: "Herr, hast du nicht guten Weizen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut?" Entschuldigung, wir sehen, wie Unkraut gesät wird.
Es kommt alles ans Licht!
Manchmal brauche ich mehrere Anläufe. Ich schaue mal hier hin, mal da hin. Manchmal reibe ich mir auch verwundert die Augen. Das kann doch gar nicht sein! Dann muss ich eben etwas sagen. Die Wahrheit.
Am Ende kommt alles ans Licht! Die gute Saat. Und die schlechte!
Und der Friede Gottes,
der höher ist als alle Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Gott glaubt an das Gute in uns
Anders als üblich
Zum Verständnis des soeben gehörten Gleichnisses sei Folgendes vorweg geschickt: Im Orient war es nicht unüblich, einem verhassten Mitbürger, dem man sonst nicht beikommen konnte, nachts Unkrautsamen auf seine Äcker zu streuen. Die Parabel ist also keine erfundene Geschichte, sondern sehr hautnah aus dem damaligen Leben gegriffen.
Bei dem Unkraut handelt es sich wohl um den Taumellolch, eine giftige Queckenart. Die Schwierigkeit bei diesem Unkraut bestand darin, dass der Taumellolch der Gerste und dem Getreide überhaupt sehr ähnlich sah. Erst mit der Ährenbildung ließ sich der Taumellolch von anderen Getreidearten unterscheiden. So können wir verstehen, dass der Besitzer in Sorge um die gute Saat, dem spontanen Eifer seiner Knechte, die das Feld säubern möchten, Einhalt gebietet, um Vorsicht walten zu lassen.
Dass er jedoch das Jäten überhaupt verbietet, entspricht nicht der Geflogenheit. Diese Abweichung vom Üblichen liefert uns den Schlüssel für das, was Jesus seinen Jüngern ans Herz legen möchte.
Reine und Unreine
In der jüdischen Religionspraxis gab es zur Zeit Jesu eine scharfe Trennung zwischen den so genannten Frommen und Sündern, zwischen rein und unrein. Zu den Unreinen zählten: Lahme, Blinde, Aussätzige, Dirnen, Zöllner, Gerber, Menschen am Rande der Gesellschaft. Nach den Vorstellungen der Juden gehörten sie nicht zur Heilsgemeinschaft, zu denen, die von Gott geliebt werden und seinem Herzen nahe sind.
Vor allem gegen die Vorstellung, es könnte ein Mensch jemals aus der Liebe Gottes ausgeschlossen werden, zieht Jesus zu Felde: in Wort und Tat. So lässt er sich immer wieder mit den Ausgestoßenen und Verkannten ein. Er wird nicht müde, Gott als den darzustellen, der das Heil aller Menschen will. Darum durchbricht Jesus alle aufgerichteten Schranken und lebt, was er verkündet.
Streben nach Vollkommenheit
"Lasst beides wachsen bis zur Ernte" ist der Hauptgedanke der heutigen Parabel. Eine Kirche mit vollkommenen Christen - wer wünschte sie sich nicht! Und doch ist dieser Wunsch eine Illusion. Wir brauchen nur einmal auf uns selbst zu schauen. Keiner von uns wünscht sich, in irgendeiner Art ein Böser zu sein. Freundlich, hilfsbereit, stets auf das Gute bedacht, so möchten wir leben. Aber bei allem guten Willen - es gelingt nicht. Immer wieder taucht das Unkraut in uns auf: Fehler, Versagen, Sünde. Und wie uns selbst so geht es auf ihre Weise auch den anderen.
Kirche ist also eine Gemeinschaft von Sündern, größeren und kleineren. Selbst die größten Heiligen waren nicht ohne Fehl und Tadel.
Langmut und Barmherzigkeit
In diese traurige, aber der Wahrheit entsprechende Realität spricht Jesus sein Gleichnis. Er will uns vermitteln: Kein Bauer würde Unkraut bis ans Ende wachsen lassen. Gott dagegen lässt uns in seiner Barmherzigkeit und Langmut Zeit bis ans Lebensende. Weil Gott nicht die gesäuberte Kirche sucht, sondern am Heil jedes Menschen, auch des Sünders, interessiert ist, rupft er nicht aus, vernichtet er nicht, wie wir es mit dem Unkraut tun. Denn der Mensch ist keine Unkraut-Pflanze. Im Gegensatz zu den Pflanzen, die einmal gesät als Unkraut weiter wachsen, haben Menschen die Möglichkeit der Besinnung, der Umkehr und inneren Wandlung. Nichts muss im Menschen bleiben, wie es ist. Wie viele Menschen, auch mit bitterem und schwerem Versagen, kamen zu einer Umkehr, weil ihnen die vielen Jahre blieben, die sie zur Umkehr benötigten.
Kirche als Raum stetiger Erneuerung, als Feld des Wachsens in Besinnung und Umkehr mit vielen neuen Anläufen, das ist das Bild Jesu und seines Vaters von Kirche. Nicht ausschließen, nicht ausstoßen oder hängen lassen, sondern Ausschau halten wie der Vater im Gleichnis vom "verlorenen Sohn" auf Rückkehr aus Verirrungen, um mit offenen Armen neu in Gemeinschaft einzubeziehen, das ist Gottes Art und Verhaltensweise, die wir nachahmen sollen.
Gott glaubt an das Gute in uns
Wenn wir das Gleichnis Jesu vom Unkraut im Weizen auf unser Leben übertragen, so scheinen mir folgende Punkte wichtig:
Gott glaubt daran, dass der Weizen in uns neben dem Unkraut wachsen kann. Gott hat das Gute in unser Herz gelegt und schenkt mit seiner Gnade jene Kraft, die das Gute stärkt und zum Wirken bringt, so oft wir es wollen.
Gott glaubt offensichtlich auch daran, dass wir im Bösen nicht verharren. Nicht Ungeduld bringt er uns bei unseren Verfehlungen entgegen, sondern die Zusage, dass wir auch in unserem Versagen noch ganz in seine Liebe einbezogen sind. Mögen Menschen von uns Abstand nehmen, Gott hält uns weiterhin an der Hand, lässt uns nicht allein oder verkommen.
Ein Zweites möchte uns Jesus mit seinem Gleichnis ans Herz legen. Wir sollen uns vor dem ständigen Rupfen des Nächsten hüten. Gott allein weiß um die tieferen Hintergründe, die den einzelnen jeweils schwach werden ließen und ins Versagen brachten. Verurteilung und barsche Kritik haben noch nie jemandem geholfen. Jesus verweist uns auf die Barmherzigkeit Gottes, auf seine Langmut und Geduld. Ihn sollen wir uns zum Vorbild nehmen. Damit heißen wir das Böse nicht gut und verharmlosen es nicht. Aber wie ermutigend ist es für eine Umkehr, wenn wir spüren: Die anderen trauen uns den Willen und das Bemühen um Besserung zu.
Gott gibt Zeit zur Umkehr
Bei leichteren Vergehen wird uns das Verzeihen und das Beibehalten von Verbundenheit mit dem Nächsten sicher in den meisten Fällen auf Anhieb gelingen. Aber wenn wir uns nun schon einmal mit dem heutigen Gleichnis auseinandersetzen, dürfen wir die Vorkommnisse nicht ausklammern, die uns schwer auf der Seele liegen und unter denen wir zuweilen bitter leiden. Es gibt Vorkommnisse, die haben Folgen, die oft nicht rückgängig zu machen sind. Z.B. bei
- Trunkenheit am Steuer mit schwerem Verkehrsunfall
- Schädigung des anderen in seinem Ruf und Ansehen
- Generationskonflikten
- Erbstreitigkeiten
- Zerstörung einer Ehe
- Ausnutzung von Macht oder der Schwäche anderer
- Betrug mit Hinterlist und Raffinesse
Wie leicht sind wir geneigt, uns innerlich von anderen zu trennen, sobald ihr Versagen uns tief verletzt und uns das Leben schwer macht. Gott wird verstehen, dass wir in diesen Situationen den anderen nicht weiterhin jubelnd umarmen. Ja er gibt uns ganz sicher genügend Zeit, uns erst einmal wieder zu fangen und zu beruhigen.
Gottes Geduld ist kein Freibrief
Was Gott allerdings trotz dieser schwierigen Situationen verweigert, ist ein Freibrief, Hass, Gedanken der Rache, Verbitterung in uns für alle Zeit hoch zu halten und immer neu zu pflegen. Wie getroffen und verletzt wir auch wurden, Ziel und Anruf Gottes an uns bleibt das Ja zum anderen, selbst wenn es mit einer Annäherung an ihn noch dauert, weil unser Herz und unsere Seele noch Zeit für sich brauchen, um wieder voll ins Lot zu kommen.
Ich wünsche ihnen und mir, dass die Langmut und Barmherzigkeit Gottes auf unsere Herzen abfärben. Danken wir Gott, wenn wir uns selbst vor einer Verstrickung in größere Schuld bewahren konnten. Bereiten wir den Boden, auf dem Umkehr sich vollziehen kann und vollzieht, weil wir sie - wie Gott - unserem Nächsten zutrauen.
Dann bauen wir mit an einer Kirche, in deren Gemeinden und Gemeinschaften es weiterhin Sünde gibt, aber ebenso Besinnung, Umkehr und Erneuerung, wenn auch manchmal erst nach längerer Zeit.
Ein starkes Stück
Das ist ein starkes Stück! Da kommt in der Nacht ein Bösewicht, versaut das Feld, haut ab - und wir sollen das Unkraut wachsen lassen. Zusehen, wie es wächst. Uns nicht an ihm vergreifen. Ich mag gar nicht hinschauen. Es gibt so viel Unkraut in der Welt.
Unkraut ist seit Menschengedenken ein Thema nicht nur für alle Saubermänner und Sauberfrauen. Man möchte alles schön haben. Geordnet. Sauber. Es ist eine große und alte Sehnsucht. Nur: der Vorgarten ist nicht unser Leben.
Es gibt Unkraut im Kopf, im Herzen. In mancher Ecke nisten sich Zweifel ein. Unbeobachtet wächst er immer weiter. Er überwuchert alles. Erst das Vertrauen, dann auch die Liebe. Eine Schere aber, den Zweifel zu beschneiden, suche ich vergebens.
Wir sehen den Hass in der Welt wachsen, sind aber nicht davor gefeit, am Stammtisch, im Kreis der Kollegen oder in einer alltäglichen Begegnung Lieblosigkeit, Rachegedanken und Vorurteile auszusäen. Jene Saat, die wir dann lauthals beklagen.
Matthäus erzählt nicht viel. Es ist eine kurze Geschichte. Aber kaum sind die ersten Worte verklungen, sehen wir ein unübersichtliches Feld vor uns. Mit ganz viel Unkraut. Fatal nur, dass es nicht irgendein Unkraut ist - es sieht dem Weizen täuschend ähnlich. Wir hören die Knechte fragen: Sollen wir jäten? So viel Optimismus - es lohnt nicht einmal, damit anzufangen. Weizen, Unkraut, Weizen, Unkraut - so weit das Auge reicht. Halm neben Halm. Wo sollte man denn anfangen? Die gute Saat bewahren und schützen, die schlechte ausrotten. Es geht wohl nicht anders: Lasst beides wachsen bis zur Ernte.
Fürwahr: ein starkes Stück!
Himmelreich
Immer wieder haben Menschen versucht, das Böse auszurotten. Mit Stumpf und Stiel, wie sie sagten. Aber wer sich auf diesen Weg begibt, muss erst einmal das Unkraut ausmachen. Schnell sind Andersdenkende, Fremde und falsche Freunde aussortiert. Hexen, Juden, Sarazenen, Sozialisten - soll ich weitermachen? Die Erde hat viel Blut schlucken müssen. Ihre Krume bedeckt das Leid. Barmherzig mit jedem Halm, der wächst, mit jedem Grün, dass sich über die Fluren legt, mit jedem Korn, das für neues Leben steht.
Jesus erzählt eine Geschichte. Aber es nicht eine Geschichte vom Unkraut, sondern eine Geschichte vom Himmelreich, vom Reich Gottes. Der erste Satz ist der Schlüssel: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte.
Warum habe ich nur meine Augen gleich auf den Tunichtgut gerichtet, der in der nächtlichen Ruhe und Abgeschiedenheit Unkraut sät. So, als ob es den ersten Satz gar nicht gegeben hätte. In meinem Kopf drehen sich die Gedanken. Will er sich rächen? Will er ruinieren? Oder ist ihm alles ein Dorn im Auge, was gut ist? Ich kenne alle drei Beweggründe. Ich kenne sie gut. Sie sind unheilvoll. Aber dann lässt mich die Frage nicht los: Warum bist du so im Bann des Schlechten, Abgründigen, Verwerflichen?
Ich muss noch mal von vorne anfangen. Der erste Satz ist doch: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte.
Ich sehe den guten Samen aufgehen. Er vertrocknet nicht, wird nicht von Vögeln gefressen, von Füßen nicht zertreten - die Geschichten, die Jesus davon erzählt, sind ein andermal dran. Jetzt sehen wir die nächtliche Aktion des Widersachers, dem die Überlieferung das Gesicht des Teufels gegeben hat, ins Leere gehen. Nicht, dass sein Unkraut nicht aufgehen würde, aber er kann nichts verbergen. So täuschend echt auch aussieht, was er anrichtet. Es genügt ein Satz: Hast du nicht guten Samen genommen, Herr? Jetzt ist die Situation klar.
Obwohl sie äußerlich gesehen nur am Rand vorkommen, hat Jesus die Knechte in die Mitte geholt. Er hat ihnen sogar ein Denkmal gesetzt - und sie wissen es nicht einmal.
Jesus erzählt von ihren offenen Augen, ihrer Wachsamkeit. Die Knechte aber reden über - Unkraut. Sie nennen die Dinge beim Namen. Sie fürchten sich nicht vor dem - Teufel. Das gehört auch zu der guten Saat, die aufgeht! Der Bösewicht kann zwar in der Nacht streunen, aber ihm gehört nicht der Tag. Das offene Wort, die Wahrheit, kann er nicht verhindern. Auf einmal bekommt die Geschichte ein ganz anderes Gewicht. War ich vorhin fast erschlagen von der Rat- und Hilflosigkeit angesichts einer schier unmöglichen Aufgabe, wächst mir jetzt der Mut zu, nicht nur das Unkraut zu sehen, sondern die gute Saat zu entdecken.
Für unser Evangelium ist das der Blick in den Himmel.
Erst recht: ein starkes Stück!
Vertrauen wächst
In dieser Geschichte passiert viel: es wird gesät, beobachtet, abgewogen, entschieden. Personen, die auftauschen, verschwinden auch gleich wieder. Nur das kleine Gespräch in der Mitte - zwischen Knechten und Herrn über den Umgang mit dem Unkraut - zieht alle Ohren auf sich.
Wenn wir schon Mäuschen spielen dürfen: Wie viele Menschen um uns spüren geradezu physisch die Übermacht des Schlechten, reagieren einerseits hilflos, andererseits aggressiv. Dass beides destruktiv ist, sozusagen ein Werk des Teufels, hat so manches Herz noch nicht erreicht. Wir können dann nur noch lamentieren. In unseren Köpfen zählen wir ab, was wir mit unseren Händen nicht bändigen können. Wie gerne würden wir, sagen wir . . . Frei von Gewalt und Allmachtsphantasien sind Gedanken und Worte dann nicht.
Wir lassen es Nacht bei uns werden - und der Bösewicht streunt uns übers Feld.
Da geht die Sonne auf. Es wird Tag. Jesus schenkt uns den unverstellten Blick auf ein wogendes Feld. Es gilt, sich nicht vom Unkraut auffressen zu lassen, sondern ihm Paroli zu bieten. Ein offenes Wort, ein weiter Blick und dann ein grenzenloses Vertrauen in die gute Saat. Paroli verträgt kein Lamento. Es wird eine gute Ernte werden. Die ist in Gottes Obhut. Wenn ich das Böse mit bloßen Händen ausreißen wollte - ich könnte nie mehr gerade stehen. Ich müsste über die Erde kriechen. Wie ein Verfluchter.
Ein starkes Stück
Das ist ein starkes Stück! Da kommt in der Nacht ein Bösewicht, versaut das Feld, haut ab - und wir treten aus dem Bann des Bösen heraus. Um Wahrheit, Gerechtigkeit und Frieden wachsen zu lassen. Die gute Saat. Von der gesagt wird, dass sie dem Himmel gleicht.
In einem Lied von Hans von Lehndorff (1968) heißt es:
Komm in unsre stolze Welt,
Herr, mit deiner Liebe Werben.
Überwinde Macht und Geld,
lass die Völker nicht verderben.
Wende Hass und Feindessinn
auf den Weg des Friedens hin.
Komm in unser dunkles Herz,
Herr, mit deines Lichtes Fülle;
Dass nicht Neid, Angst, Not und Schmerz
Deine Wahrheit uns verhüllte,
die auch noch in tiefster Nacht
Menschenleben herrlich macht.
Am Grab - Anfang des Lebens
Als ich jüngst die Grabstätte meiner Eltern besuchte, sah ich, dass sich zwischen den Pflanzen, die dort sozusagen ordnungsgemäß wuchsen, ein grüner Sproß, nein, zwei, drei emporgearbeitet hatten, die da ganz offensichtlich nicht hingehörten. Ich zog sie aus der Erde und sah mit Erstaunen, dass es sich um Eichentriebe handelte: Die Eicheln waren aufgeplatzt und aus ihrer Mitte erwuchsen die zarten Sprößlinge. Ich war fasziniert von dem, was ich da in Händen hielt, und dachte daran, dass hier, wo zu Ende gegangenes Leben ruhte, ein Wachstum begonnen hatte, das, ließe man es gewähren, sich im Laufe vieler Jahre zu einem großen, prächtigen, widerstandsfähigen Eichenbaum entwickeln würde.
Diese Begebenheit kam mir wieder in Erinnerung, als ich das Gleichnis vom Senfkorn las. Welche Parallelen! Da ist der Samen, die Eichel, da ist der junge Trieb, von mir als Unkraut eingeordnet und herausgezogen, da ist das Wissen um die Mächtigkeit des Baumes, der daraus entstehen könnte und dessen Wurzelwerk allmählich das ganze umliegende Erdreich durchdringen würde. So nah können die biblischen Texte dem Erleben auch heute sein.
Doch halt! Die Geschichte Jesu vom Senfkorn, die das Evangelium dieses Sonntags erzählt, erschöpft sich ja nicht in der Schilderung eines naturhaften Vorgangs. Es handelt sich um ein Gleichnis, also um eine Erzählung, die über sich selbst hinausweist. Wohin? In nichts Geringeres als - das Himmelreich. Denn das Gleichnis wird eingeleitet mit den Worten: "Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Senfkorn". Jesus möchte also den Menschen, die ihm zuhören - und es ist eine große Menschenmenge, zu der auch wir zählen, - mit diesem Gleichnis verdeutlichen, wie das Himmelreich ist. Sie, wir sollen eine konkrete Vorstellung davon bekommen, was es mit dem Himmelreich auf sich hat.
Die Erde - Anfang des Himmels
Zunächst einmal fällt auf, dass das Himmelreich hier (und in anderen Gleichnissen) in sehr irdischen, naturhaften Vorgängen versinnbildlicht wird. Es ist offenbar nicht etwas von der irdischen Wirklichkeit gänzlich Unterschiedenes, Jenseitiges, für uns völlig Unzugängliches; sondern seine Spuren sind bereits hier auf Erden zu erkennen. Sonst könnte Jesus ein solches Gleichnis nicht erzählen. Das Himmelreich fängt auf dieser Welt und in dieser Welt an. Es hat sozusagen irdische Züge. Das ist eine erste wichtige Einsicht.
Eine weitere Erkenntnis ist darin mitenthalten: Das Himmelreich ist hier nur anfanghaft da, unscheinbar, auf den ersten Blick kaum wahrnehmbar, so dass seine Spuren leicht übersehen werden können. Im Bild des Gleichnisses gesprochen: Das Senfkorn ist so winzig, dass man es fast schon mit der Lupe suchen muß und es so gut wie gar nicht ins Gewicht fällt.
Aber: Dieses Senfkorn hat es in sich. Es birgt ein gewaltiges Entwicklungspotential. Und so ist das Dritte, was dieses Gleichnis lehrt: Das noch Unentwickelte, Unscheinbare, Geringfügige nicht zu mißachten oder zu unterschätzen, sondern es sich entfalten und wachsen zu lassen, denn es ist die Keimzelle des Himmelreiches. "Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Senfkorn".
Das Himmelreich ist offenbar, vom menschlichen Standpunkt aus gesehen, eine paradoxe Wirklichkeit. Denn in diesem Satz prallen - scheinbar unvereinbar - Welten aufeinander, die des unendlich Großen und die des Winzigkleinen, die himmlische und die irdische Sphäre. Und doch verweist eines auf das andere, gibt es eine Brücke zwischen ihnen.
Die Geduld - Brücke zwischen Erde und Himmel
Denn am Schluss leuchtet auf: Das Gleichnis vom Senfkorn ist eine Aufforderung, eine Einladung zur Geduld. Das Himmelreich - und das ist ja nichts anderes als die Wirklichkeit Gottes - braucht, um auf Erden erfahrbar zu werden, den langen Atem; das im Werden Begriffene braucht, damit es wachsen kann, Zeit bis in die Ewigkeit hinein. Und so spricht dieses Gleichnis zu den Menschen, zu uns, dass wir nicht vorschnell etwas "aussortieren", das zum Werden des Reiches Gottes beiträgt;
dass wir in Ruhe etwas wachsen lassen, mag auch dessen Gewinn in weiter Zukunft liegen;
dass wir nicht müde werden, auf die Wirksamkeit der unspektakulären, im Verborgenen arbeitenden Kräfte zu vertrauen; auch entgegen allem Augenschein.
Immer, wenn ein Mensch trotz schlimmer Enttäuschungen nicht die Menschenfreundlichkeit verliert; wenn er trotz schwerer Schicksalsschläge sich das Vertrauen in das Leben bewahrt; wenn er in aussichtslosen Situationen nicht der Verzweiflung anheimfällt; wenn Widrigkeiten und Rückschläge ihn nicht entmutigen; wenn er in der Trauer nicht sein eigenes Leben begräbt; immer dann wird sozusagen das Senfkorn des Lebens gesät, das sich auf dem Acker der Zukunft entfalten darf; immer dann wird schon hier auf Erden ein Stückchen Himmel erobert. Das kleine Senfkorn kann - nur auf den ersten Blick paradox - das Geheimnis des Himmelreiches offenbaren. Wie die jungen Eichensprößlinge auf dem Grab meiner Eltern.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter (2017)
Lieder:
GL 161: Du rufst uns Herr, trotz unserer Schuld
GL 186: Was uns die Erde Gutes spendet
GL 210: Das Weizenkorn muß sterben
GL 266: Bekehre uns, vergib die Sünde
GL 346: Atme in uns, Heiliger Geist
GL 342: Komm, Heilger Geist (5. Str.)
GL 409: Singt dem Herrn ein neues Lied (2. und 3. Str.)
GL 411: Erde singe, dass es klinge
GL 416: Was Gott tut, das ist wohlgetan (3. Str.)
GL 421: Mein Hirt ist Gott der Herr
GL 424: Wer nur den lieben Gott lässt walten (1. und 5. Str.)
GL 427: Herr, deine Güt' ist unbegrenzt
GL 428: Herr, dir ist nichts verborgen
GL 436: Ach bleib mit deiner Gnade (1. Str.)
GL 437: Meine engen Grenzen
GL 440: Hilf Herr meines Lebens
GL 446: Lass uns in deinem Namen, o Herr, die nötigen Schritte tun
GL 449: Herr, wir hören auf dein Wort
GL 450: Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht
GL 452: Der Herr wird dich mit seiner Güte segnen (2. Str.)
GL 455: Alles meinem Gott zu Ehren (3. Str.)
GL 456: Herr, du bist mein Leben, Herr, du bist mein Weg
GL 464: Gott liebt diese Welt
GL 469: Der Erde Schöpfer und ihr Herr (2. und 3. Str. )
GL 481: Sonne der Gerechtigkeit (4. und 5. Str.)
GL 485: O Jesu Christe, wahres Licht (5. Str.)
GL 543: Wohl denen, die da wandeln
Psalmen und Kehrverse:
GL 33: Herr, unser Herrscher, wie gewaltig ist den Name auf der ganzen Erde - Mit Psalm 8 - VII.
GL 48: Biete deine Macht auf, Herr, unser Gott, und komm uns zu retten! - Mit Psalm 80 - I.
GL 55: Jubelt ihr Lande dem Herrn; alle Enden der Erde schauen Gottes Heil - Mit Psalm 98 oder mit Psalm 104 (GL 58,2) - VIII.
GL 558: Danket dem Herrn, denn er ist gütig, denn seine Huld währt ewig (nach Psalm 136)
GL 624,2: Dem Herrn will ich singen, machtvoll hat er sich kundgetan - Mit Psalm 104 (GL 58,2) - VIII.
- Einleitung7
Hans Hütter (2023)
Gut und Böse liegen oft nahe beieinander. Gegenwärtig wird uns dies am schönen Wetter vor Augen geführt. Wenn es zu heiß wird, oder wenn das Schönwetter sogar Unwetter auslöst, kann dies sogar zu Katastrophen führen. Auch in unserem Herzen entdecken wir beides. Gutem Denken, Wollen und Tun stehen oft böse Wünsche und Gedanken gegenüber.
Unser Leben, die Welt, in der wir leben, und die Menschen, mit denen wir auf diesem Planeten leben, sind nicht immer nur gut. Wir wundern uns über das Böse, mit dem wir unerwartet konfrontiert werden. Wie können wir uns davor schützen? Wie können wir mit dem Böses in unserem Leben umgehen?
Jesus erzählt uns dazu heute im Evangelium ein Gleichnis und warnt uns vor zu einfachen und vorschnellen Lösungen.
Am Beginn unserer Feier treten wir vor den Herrn und bitten ihn um sein Erbarmen.
Gastautor*in (2020)
Der Sonntag ist ein Tag, an dem wir uns ausruhen dürfen und aufatmen von unserem Alltag. Solche Unterbrechungen in der normalen Arbeitswoche nennen wir „Feiertag“. Der Sonntag ist der christliche Feiertag schlechthin. Woche für Woche kommen wir zusammen, um an ihm das Geheimnis unseres Glaubens zu feiern: das Gedächtnis von Christi Leiden, Tod und Auferstehung. Er, der auferstandene Herr, ruft uns zusammen. Bei ihm dürfen wir zur Ruhe kommen und neue Kraft schöpfen. Er ist in unserer Mitte, ihn grüßen wir im Kyrie.
Gaustautor Fabian Brand, brand.fabian(at)t-online.de
Jörg Thiemann (2017)
Gott will durch sein Wort vieles in uns bewirken: Hoffnung, Mut, Liebe und Freude. In allen Menschen handelt Gott. Er wirkt in unserer Gemeinde und vor allem auch in der Kirche. Gott will durch seine Worte und durch sein Tun alle zu ihm führen, die sich vom Glauben abgewendet haben. Gott hat Geduld mit uns. Es ist eine Geduld in Liebe.
Bitten wir ihn jetzt um sein Erbarmen:
Manfred Wussow (2014)
Heute ist der 20. Juli. Vor 70 Jahren versuchten mutige Menschen, die Diktatur Hitlers zu brechen. Ihren Widerstand haben sie mit dem Leben bezahlt.
Im Evangelium hören wir heute, wie böse Saat ausgesät wird und aufgeht. Im Schutz der Dunkelheit kann sie gedeihen. Aber sie bleibt nicht unentdeckt. Sie kann sich nicht verbergen. Es wird hell.
Jesus sät eine gute Saat aus. Sein Wort lässt uns das Himmelreich sehen.
Wir kennen Hilflosigkeit, Resignation und Sorge.
Wir befehlen sie unserem Herrn.
Manfred Wussow (2011)
Der 16. Sonntag im Jahreskreis liegt mitten im Sommer. Es ist Ferienzeit. Viele Menschen sind unterwegs. Unseren Gästen sagen wir: Herzlich willkommen. Wir wünschen uns liebe Menschen, gute Erfahrungen und Erholung für Leib und Seele.
Im 54. Psalm heißt es:
Gott ist mein Helfer, der Herr beschützt mein Leben.
Freudig bringe ich dir mein Opfer dar
und lobe deinen Namen, Herr,
denn du bist gütig.
(Ps. 54,6.8)
Alles, was uns ängstigt, bedrückt und schuldig spricht, vertrauen wir ihm an. Er ist Helfer unseres Lebens. In seiner Güte sind wir geborgen.
Ihn bitten wir um sein Erbarmen mit uns und der Welt:
Klemens Nodewald (2011)
Wir hören heute im Evangelium die Parabel vom Unkraut im Weizen. Beides, Unkraut wie Weizen, gibt es im übertragenen Sinn auch in uns. Beim Unkraut im Garten oder Feld ist klar, dass es ohne Erbarmen ausgerissen wird. Für ein barmherzigeres Vorgehen gegenüber den Menschen wirbt Jesus bei seinen Jüngern und uns. Jesus setzt auf die Bereitschaft der Menschen zur Umkehr, zumal wenn wir ihnen mit Güte und Langmut begegnen.
Wenden wir uns dem Herrn zu, der in seiner Liebe niemanden verloren gibt.
Manfred Wussow (2008)
Der 16. Sonntag im Jahreskreis, mitten im Jahr, mitten im Sommer steht unter dem schönen Wort aus dem 54. Psalm:
Gott ist mein Helfer, der Herr beschützt mein Leben.
Freudig bringe ich dir mein Opfer dar
und lobe deinen Namen, Herr,
denn du bist gütig.
(Ps. 54,6.8)
Die Erfahrung, dass unser Leben ungeschützt ist und von vielen Seiten bedroht wird, teilen wir mit vielen Menschen. Selbst im Urlaub, der unbeschwertesten Zeit des Jahres, werden wir von schlechten Nachrichten eingeholt. Alles, was ängstigt und bedrückt, vertrauen wir Gott an. Er ist nicht nur Herr, er ist Helfer unseres Lebens. Seine Güte ist so weit wie der Himmel.
Ihn bitten wir um sein Erbarmen mit uns und der Welt:
- Bußakt1
Manfred Wussow (2014)
Herr,
an vielen Stellen fallen Hassparolen auf fruchtbaren Boden.
Sie schüchtern ein und grenzen aus.
Hilf uns, ihnen Paroli zu bieten.
Herr, erbarme dich.
Herr,
du wurdest bedroht, mit Worten geschlagen und an das Kreuz gehängt.
Für die Verfolger hast du gebetet.
Hilf uns, keine Rachegefühle wachsen zu lassen..
Christus, erbarme dich.
Herr,
eine schöne und reiche Welt hast du anvertraut.
Glück und Frieden wünschst du für alle Menschen.
Hilf uns, für einander einzustehen.
Herr, erbarme dich.
Der Geist nimmt sich unserer Schwachheit an.
Denn wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen;
der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit Seufzen,
das wir nicht in Worte fassen können.
Dankbar stimmen wir in das Gloria ein:
Ehre sei Gott in der Höhe!
- Kyrie8
Hans Hütter (2023)
Herr, Jesus Christus,
du siehst das Gute, wo wir nur Böses erkennen.
Herr, erbarme dich.
Du hast den Verlockungen des Bösen widerstanden
und den Urheber des Bösen besiegt.
Christus, erbarme dich.
Du lässt das Gute in uns und in der Welt wachsen und reifen.
Herr. erbarme dich.
Beatrix Senft (2023)
Herr, Jesus Christus,
mit wachen Augen hast du auf die Bedürftigkeit der Menschen geschaut.
Erbarme dich unserer Blindheit.
Herr, erbarme dich.
Zu dir durften ohne Unterschied alle Menschen kommen.
Erbarme dich unserer Vorurteile.
Christus erbarme dich.
Du hast die Menschen aufgerichtet, damit sie dem verheißenen Leben entgegenwachsen konnten.
Erbarme dich, wo wir Wachstum unterdrücken.
Herr, erbarme dich.
Edith Furtmann (2023)
Herr Jesus Christus,
Du senkst den Samen Deines Wortes in unsere Herzen.
Herr, erbarme Dich.
Wir sind verantwortlich, dass er wächst.
Christus, erbarme Dich.
Du schenkst uns Hoffnung und Vertrauen.
Herr, erbarme Dich.
Gastautor*in (2020)
Herr Jesus Christus,
deine Nähe macht unser Leben reich.
Herr, erbarme dich.
Du stärkst uns in Glaube, Hoffnung und Liebe.
Christus, erbarme dich.
Du führst uns auf dem Weg der Gebote Gottes.
Herr, erbarme dich.
Gaustautor Fabian Brand, brand.fabian(at)t-online.de
Jörg Thiemann (2017)
Herr Jesus Christus,
wie Sämann den Samen so streust du dein Wort aus in die Welt.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
durch dein Wort verkündest du uns das Himmelreich,
das mitten unter uns entsteht.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
das Himmelreich wächst langsam,
doch du hast Geduld, weil du uns liebst.
Herr, erbarme dich.
Manfred Wussow (2011)
Herr,
wir freuen uns über die Schönheit der Schöpfung,
über die Weite des Himmels,
über fröhliche Gesichter.
An vielen Stellen sehen wir,
wie zerbrechlich die Welt ist.
Herr, erbarme dich.
Christus,
du weißt, dass Hass und Misstrauen gesät,
Feindschaften gepflegt und Vorurteile vererbt werden.
Wir möchten die Teufelskreisläufe aufbrechen.
Christus, erbarme dich.
Herr,
wir sind neugierig,
möchten andere Menschen kennenlernen
und in fremde Länder reisen.
Schenke uns deinen Geist.
Herr, erbarme dich.
Klemens Nodewald (2011)
Herr Jesus Christus,
niemanden hast du jemals abgeschrieben
und dem Unkraut gleich gestellt.
Herr, erbarme dich.
Deine Liebe schenkst du Treuen und Fernstehenden,
Heiligen und Sündern.
Christus, erbarme dich.
Mit unserem Versagen kommen wir zu dir
und bitten um Kraft für Umkehr und Erneuerung.
Herr, erbarme dich.
Es erbarme sich unser der Herr.
Er verzeihe uns unser Versagen
und schenke uns neu seine Kraft,
mit Hingabe nach dem Guten zu streben.
Amen.
Manfred Wussow (2008)
Herr,
du lässt Vertrauen und Hoffnung unter uns wachsen.
Überwinde den Zweifel in unseren Herzen.
Herr, erbarme dich.
Christus,
viele Menschen leiden darunter, dass Hass und Misstrauen wuchern.
Führe uns aus den Teufelskreisläufen hinaus.
Christus, erbarme dich.
Herr,
du lässt deine Sonne scheinen über Gute und Böse.
Lass uns in deinem Licht leben.
Herr, erbarme dich.
- Tagesgebet3
Messbuch - TG 16. Sonntag: Mach uns stark im Glauben
Herr, unser Gott, sieh gnädig auf alle,
die du in deinen Dienst gerufen hast.
Mach uns stark im Glauben,
in der Hoffnung und in der Liebe,
damit wir immer wachsam sind
und auf dem Weg deiner Gebote bleiben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 16. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG 10. Sonntag: erkennen, was recht ist
Gott, unser Vater,
alles Gute kommt allein von dir.
Schenke uns deinen Geist,
damit wir erkennen, was recht ist,
und es mit deiner Hilfe auch tun.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 10. Sonntag im Jahreskreis
MB Die Bittmesse
Messbuch - TG Auswahl 5: leben ohne Angst
Gott, du bist da.
Deine Gegenwart umhüllt und durchdringt uns
wie die Luft, die wir atmen,
ohne die wir nicht leben können.
Gib, daß wir dir ganz vertrauen
und leben ohne Angst.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Auswahl 5
- Eröffnungsgebet6
Sonntagsbibel
Heiliger Gott,
du allein bist der Richter über Gut und Böse.
Hilf uns,
daß wir nicht über andere urteilen
und gib uns die Kraft,
uns für das Gute zu entscheiden.
Durch Christus, unseren Herrn.
Beatrix Senft (2023)
Gott,
du bist ein Gott der Liebe und der Milde,
des Friedens und der Versöhnung.
Wir kommen zu Beginn der neuen Woche zu dir und bitten dich,
stärke uns neu, damit wir als eine gute Saat zur gegebenen Zeit gute Früchte bringen können.
Das erbitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
Jörg Thiemann (2017)
Herr Jesus Christus,
du schenkst uns deine Liebe
in Taten, aber auch in Worten.
Es sind Worte, die uns sagen:
Ich liebe dich.
Du Mensch,
du bist wertvoll.
du bist in mir erlöst,
du sollst immer wieder zu mir finden.
Ich kenne dein Herz.
Ich wirke in dir.
Lass deine Worte siegen über alle schlechten und bösen Worte,
die wir auch immer wieder hören. - Amen.
Manfred Wussow (2014)
Du, Gott, hast die Erde gesegnet
und reich ausgestattet.
Wir danken dir für die Lebenskraft,
die in kleinen Samen ruht,
und für die Farbenpracht,
die sich über die Felder legt.
Bewahre uns davor,
in unseren Herzen Hass zu tragen,
bei Anfechtungen einzuknicken
und den Weg des geringsten Widerstands zu gehen..
Schenke uns Mut,
Willkür, Vorurteile und Angst zu sehen
und beim Namen zu nennen.
Lass uns als deine Kinder leben.
Trotzig und unverzagt.
Im Namen unseres Herrn Jesus...
Manfred Wussow (2011)
Du, Schöpfer unseres Lebens,
wir danken dir für Berge und Täler,
für Augen, die sich satt sehen,
für alles, was gut schmeckt.
Behüte uns,
behüte die Menschen, denen wir begegnen,
schenke uns Offenheit füreinander
und eine liebevolle Geduld.
Um dein Wort bitten wir dich,
um dein Evangelium
und die herrliche Freiheit deiner Kinder.
Trittst du in unser Leben,
entdecken wir den Reichtum deiner Liebe.
Durch Jesus Christus...
Manfred Wussow (2008)
Gott des Lebens,
wir danken dir für die vielen guten Erfahrungen,
für glückliche Begegnungen und
für eine entspannte Zeit.
Bewahre uns davor,
Menschen schlecht zu machen,
Rachegefühle zu hegen
und im Unfrieden zu leben.
Nimm dich unserer Schwachheit an,
und wenn uns die Worte fehlen,
dann komm uns mit deinem Geist zu Hilfe.
Durch Jesus Christus...
- Fürbitten12
Hans Hütter (2023)
Unser Vater im Himmel sieht unsere Not im Umgang mit dem Bösen in die Welt.
Ihn bitten wir:
Wir beten für alle, die in diesen Tagen von Unwettern und Naturkatastrophen getroffen worden sind.
Lass sie Beistand und Hilfe erfahren.
Wir beten für alle, deren Ernten durch übergroße Hitze beeinträchtigt oder gar vernichtet worden sind.
Lass sie nicht verzweifeln und Lösungen für die Zukunft finden.
Wir beten für alle, die sich für ein Umdenken im Umgang mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen einsetzen.
Gib ihnen Verständnis für die Angemessenheit notwendiger Maßnahmen.
Wir beten für alle, die dem Bösen in der Gestalt grausamer Kriege begegnen.
Schütze ihr Leben und gebiete den Kriegstreibern Einhalt.
Wir beten für alle, die sich als Ärzte, Wissenschaftler oder Techniker für eine Verbesserung unserer Lebensbedingungen einsetzen.
Zeige ihnen Wege, die zu einem besseren Leben für alle Menschen führen.
Wir beten für alle Opfer des Bösen in der Welt: für die Opfer der Kriege, von Unfällen und Katastrophen und für die Opfer von Krankheiten.
Schenke ihnen neues Leben in deinem himmlischen Reich.
Du, guter Gott und Vater, kannst Böses zum Guten wenden.
Dir vertrauen wir uns an. – Amen.
Renate Witzani (2023)
Um etwas zu bitten, fällt uns nicht immer leicht. Haben wir unsere Hilfsbedürftigkeit eingesehen, müssen wir überlegen, worum wir in gerechter Weise bitten dürfen und dann noch dafür die richtigen Worte finden.
Um deinen Geist für unsere Bittgebete bitten wir dich, Vater:
Für deine Kirche um Gelassenheit auf ihrem Weg in die Zukunft und unsere wache Bereitschaft dabei mitzuwirken.
Für alle, die sich im öffentlichen oder privaten Leben der Herausforderung stellen müssen, die ihnen verliehene Macht gerecht und verantwortungsvoll zu gebrauchen.
Für die Jugend, die voll Tatendrang Probleme rasch und radikal lösen will, und für die Alten, die Gefahr laufen durch Angst vor Veränderung den richtigen Zeitpunkt zum Eingreifen zu versäumen.
Für uns selbst, wenn wir selbstgerecht meinen, ganz genau beurteilen zu können, wer die Guten und wer die Bösen sind.
Für alle Kranken und Leidenden um deinen Trost und um Menschen, die ihnen auf Augenhöhe beistehen.
Dir, unseren Vater, vertrauen wir alle diese und unsere nicht ausgesprochenen Bitten an und danken dir für deine Güte und Barmherzigkeit jetzt und allezeit. - Amen.
Edith Furtmann (2023)
Herr Jesus Christus,
Du hast gesagt, mit dem Himmelreich wäre es wie mit dem Senfkorn, das in die Erde gelegt irgendwann ein großer Baum wird.
Wir bitten Dich:
Immer wieder werden wir mutlos, weil unsere Taten keine Erfolge zeigen, weil wir das Gefühl haben, immer und immer wieder von vorne anfangen zu müssen.
Schenke uns Geduld und Gelassenheit, damit wir uns nicht entmutigen lassen.
Viele Menschen sind mutlos und verzweifelt.
Schenke ihnen Menschen, die den Samen der Hoffnung in ihre Herzen pflanzen, damit sie neue Zuversicht erlangen können.
Manche Menschen versuchen, Hass und Zweifel zu säen.
Lass sie erkennen, dass sie sie sich damit selbst eine gute Zukunft verbauen.
Oftmals suchen wir vergebens nach dem richtigen Weg.
Lass uns still werden und auf Dein Wort hören.
Viele Menschen haben alles verloren, sind auf der Flucht und finden keine Heimat-
Stelle ihnen Menschen zur Seite, die sie aufnehmen und ihnen helfen neu anfangen zu können.
Manchmal hoffen wir, dass sich etwas ändert, sind aber selber nicht bereit, etwas zu ändern.
Lass uns erkennen, dass wir die sind, auf die es ankommt.
Herr Jesus Christus,
in immer wieder neuen Bildern verkündest Du Deine Botschaft. Unermüdlich bietest Du uns Worte des ewigen Lebens.
Lass uns nie das Vertrauen verlieren, dass Du bei uns bist. - Amen.
Gastautor*in (2020)
„Es gibt keinen Gott, Herr, außer dir, der für alles Sorge trägt“ (Weish 12,13a):
Zu Gott, dem Lebendigen, der für uns sorgt und um unsere Nöte weiß, r
ufen wir in den Anliegen unserer Zeit und beten:
Wir beten für die Kirche:
Für unseren Papst Franziskus, unseren (Erz-)Bischof N. und für alle, die das Evangelium von der nahegekommenen Gottesherrschaft verkünden.
Wir beten für unsere Erde und für alle Völker:
Um Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit, um ein Leben ohne Angst vor Krieg, Terror und Katastrophen.
Wir beten für alle Menschen, die in diesen Sommertagen unterwegs sind:
Um Schutz vor Unfällen und Unglück, um erholsame Tage zum Aufatmen und Krafttanken, um eine glückliche Heimkehr.
Wir beten für alle Kranken und Notleidenden:
Um baldige Gesundheit, um Menschen, die sie begleiten und ihren Weg teilen, um Kraft in ihren Leiden.
Wir beten für unsere Toten und für alle Verstorbenen:
Um das ewige Leben in deinem Reich und um Trost für alle, die um sie trauern,.
Herr, unser Gott, du verfügst über Stärke,
du richtest in Milde, du schenkst unserem Leben Ruhe und Sicherheit.
Dir danken wir, dich loben und preisen wir heute und in alle Ewigkeit. – Amen.
Gaustautor Fabian Brand, brand.fabian(at)t-online.de
Renate Witzani (2020)
Im Glauben an Gottes geduldige und schützende Gegenwart in unser aller Leben, kommen wir zu ihm mit unseren Bitten:
Für eine Kirche, von der sich viele Menschen lebensnahe Antworten auf ihre Ängste und Hoffnungen erwarten.
Für eine Gesellschaft, die sich in den vielen für und wider der Lösungsansätze ihrer dringenden Probleme verliert.
Für alle, denen bewusst ist, wie schwierig es für uns ist, die Grenzlinie zwischen gut und böse oder richtig und falsch zu erkennen.
Für uns, die wir im Umgang miteinander immer wieder vergessen, dass nur dir das endgültige Urteil über alles menschliche Tun zusteht.
Für unsere Verstorbenen, die im Glauben an die Auferstehung gestorben sind.
Im Vertrauen auf deinen Schutz und deine Macht loben wir dich und preisen dich
jetzt und allezeit. - Amen.
Jörg Thiemann (2017)
Herr Jesus Christus,
geduldig wartest du, bis die Saat aufgeht in unseren Herzen.
Wir bitten dich:
Steh deiner Kirche bei, dass neben dem Schlechten und Bösen das Gute siegen und Segenvolles entstehen kann.
Hilf allen, die sich vom Glauben an dich abgewendet haben, immer wieder neu zu dir finden.
Sei denen nahe, dir ihr Leben aus dem Glauben unauffällig leben.
Segne alle Frauen und Männer, die ihren Dienst im Gebet sehen.
Lass alle Frauen und Männer, die in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Verantwortung tragen, das im Blick behalten, was dem Wohl der Mitmenschen dient.
Bekehre die Herzen derer, die nur Unfrieden stiften und Hass säen.
Dir sei Lob und Preis,
der du das Himmelreich stiftest. - Amen.
Renate Witzani (2017)
Auf Gott und seine Fügung in unserem Leben hoffen heißt, sich ihm und seiner Vorsehung überlassen.
Wenn wir dich, allmächtiger Gott, jetzt für unsere Anliegen anrufen, so bitten wir dich nicht dafür, dass du unsere Pläne erfüllst, sondern vertrauen deiner Vorsehung unsere Nöte an:
Für die Einheit der Christen, die daran scheitert, dass jeder meint, allein den wahren Glauben zu kennen.
Für die Berater der politischen Parteien in unserem Land, die oft versucht sind, mehr durch Abwerten der Anderen als durch eigene Überzeugungsarbeit unser Wahlverhalten zu steuern.
Für alle Menschen, die mit Auto, Zug, Bus, Schiff oder Flugzeug unterwegs sind.
Für alle jene, die durch unsere Spenden selbstlos jenen Hilfe bringen können, die aufgrund mangelnder Mobilität sonst hilflos wären.
Für unsere Verstorbenen, die während ihres irdischen Lebens auf deine Güte und Barmherzigkeit vertraut haben.
Herr, wir legen unser Heil vertrauensvoll in deine Hände
und loben und preisen dich jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Manfred Wussow (2014)
Das Evangelium schenkt uns einen liebevollen Blick auf die gute Saat,
die unter uns im Glauben aufgeht.
Wir sehen aber auch die böse Saat wuchern
und die Nacht, in der sie gedeihen kann.
Darum bitten wir:
Herr, wir bitten dich heute besonders um Mut,
böse Gedanken, Hassparolen und Rachegefühle zu entlarven.
Nimm dich der Menschen in Israel, im Gazastreifen, in Palästina an.
Schenke ihnen den Mut, noch einmal neu anzufangen.
Zu dir rufen wir: Herr, erbarme dich.
Wir bitten dich heute besonders um Klarheit,
die vielen Lügen und Propagandaschlachten zu durchschauen.
In Syrien, im Irak, in vielen Niemandsländern sehnen sich Menschen danach,
wieder eine Zukunft zu haben.
Schenke ihnen die Klarheit, einen gemeinsamen Weg zu finden.
Zu dir rufen wir: Herr, erbarme dich.
Wir bitten dich heute besonders um Freiheit,
verhängnisvolle Entwicklungen wahrzunehmen.
Immer noch sind Menschen auf der Flucht, kampieren in Lagern
und werden doch von der Weltöffentlichkeit vergessen
oder in die Illegalität verdrängt.
Schenke uns die Freiheit,
für sie zu sprechen und uns ihrer anzunehmen.
Zu dir rufen wir: Herr, erbarme dich.
Wir bitten dich heute besonders um Kraft,
die Spaltungen zu überwinden,
die Christen immer noch voneinander trennen.
Die Menschen brauchen ein ungebrochenes Zeugnis von deiner Liebe.
In vielen Konflikten und Unsicherheiten suchen sie eine Gemeinschaft für ihre Hoffnungen.
Schenke uns die Kraft, Spannungen auszuhalten und zu überwinden.
Zu dir rufen wir: Herr, erbarme dich.
Wir bitten dich heute besonders um Freude,
in vielen Grenzfällen, Grauzonen und Niemandsländern ein Licht anzuzünden.
Auch in unserem Land leben Menschen auf Schattenseiten.
Viele Jugendliche lernen nur die Macht der Stärkeren kennen.
Wer nicht geliebt wird, kann Liebe nicht schenken.
Schenke uns die Freude, es immer wieder zu wagen,
Totgesagte ins Leben zu holen.
Zu dir rufen wir: Herr, erbarme dich.
Herr,
klein und unscheinbar ist der Same,
den du unter uns ausstreust:
deine Liebe und Nähe,
dein Wort und das Brot des Lebens wächst.
Hilf uns, in deinem Licht zu leben.
Tag ist es geworden
In Christus, unserem Herrn.
Sozialreferat der Diözese Linz (2014)
Gott, du Herr über unser Leben
und über das Wachstum unserer Natur.
Du schenkst Sonnenschein und Regen.
Du sorgst dich um das Gedeihen von allem was wächst.
Uns Menschen hast Du zu GebieterInnen und HüterInnen über die Reichtümer bestellt. Hilf, dass wir unsere Verantwortung erkennen
und zu nützen wissen. Wir bitten dich:
Lehre uns Dankbarkeit und Respekt vor dem,
was ohne unser Zutun wachsen kann.
Hilf uns zu einer zweckdienlichen Kritik,
wenn die Erdengüter bedenkenlos ausgebeutet und verschwendet werden.
Schenk uns Wachsamkeit, wenn um uns Dinge passieren,
welche die Zukunftsfähigkeit unserer Erde behindern.
Schenk den VerantwortungsträgerInnen und uns allen die wachsame Geduld,
auch wenn die Öffentlichkeit nervös nach Umsturz schreit.
Gedenke der Opfer, die im Bemühen um eine Überlebenschance unserer Welt Leib und Leben eingesetzt haben.
Erbarme Dich der Verstorbenen,
die namenlos und unbeachtet aus dem Leben scheiden mussten.
Herr über Leben und Tod,
lass die Menschheit begreifen,
was sie von Deinem Einsatz für diese Welt lernen kann,
aber auch von Deiner barmherzigen Geduld.
Dir sei Dank und Lobpreis. - Amen.
© Dr. Ferdinand Reisinger, Diözese Linz
Manfred Wussow (2011)
Jesus erzählt der Menschenmenge ein Gleichnis:
Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann,
der guten Samen auf seinen Acker säte.
Wir kennen Menschen, die eine gute Saat ausstreuen.
Kinder lernen bei ihnen Vertrauen.
Andere Menschen entdecken bei ihnen,
dass es gut tut, die Wahrheit zu sagen.
Für sie beten wir:
Herr, erbarme dich...
Wir kennen auch Menschen, die Unfrieden säen,
Zweifel verbreiten und Ängste schüren.
Sie müssen immer alles schlecht machen.
Sie haben sich in ihre Vorurteile verliebt.
Für sie beten wir:
Herr, erbarme dich...
Wir bekommen mit,
dass mächtige Unternehmen Waffen verkaufen
und Geschäfte mit Despoten machen.
Sie bedienen Feindbilder
und machen den Tod salonfähig.
Für sie beten wir:
Herr, erbarme dich...
Wir brauchen Menschen, die gut informiert sind,
die sich nichts vor machen lassen
und Entwicklungen kritisch beobachten.
Sie müssen oft heftige Widerstände überwinden
und um ihren Ruf fürchten.
Für sie beten wir:
Herr, erbarme dich...
Wir lesen Artikel und Bücher von Menschen,
die fremde Lebensgeschichten aufbewahren.
Die die Wirkungen von Hass beschreiben.
Die der Hoffnung Gesichter geben.
Für sie beten wir:
Herr, erbarme dich...
Wir denken an Menschen,
die mit Groll im Herzen leben,
die an Enttäuschungen zerbrechen
und am Ende mit Bitterkeit sterben.
Sie versagen sich und anderen gute Erfahrungen.
Für sie beten wir:
Herr, erbarme dich...
Du, Herr, hast dein gutes Wort unter uns ausgesät,
du lässt Vertrauen und Hoffnung wachsen.
Dir befehlen wir alles Böse, die Enttäuschungen und die Trauer.
Du bist der gerechte Richter.
In Christus - Anfang und Ende. Amen.
Klemens Nodewald (2011)
Herr Jesus Christus,
Menschen ihres Versagens wegen abzulehnen und auszuschließen, hast du dich widersetzt.
Mit Geduld und Barmherzigkeit um Umkehr ringen war deine Antwort auf menschliches Versagen.
Wir bitten dich:
Schenke auch uns ein weites Herz und Kraft zur Versöhnung,
wenn wir durch Schuld anderer tief verletzt und verwundet wurden.
Christus, höre uns.
Stärke neu in uns das Gute und hilf uns,
nach einem Versagen mit Ernst und allem Wollen umzukehren.
Lass in allen Christen und unter den Menschen
die Bereitschaft zur Versöhnung und Geduld mit den Nächsten wachsen.
Segne die Arbeit aller Seelsorger und Seelsorgerinnen
bei ihrem Bemühen, Menschen aufzurichten,
Gottes Wort in die Herzen der Menschen zu legen
und Wegbegleiter für Suchende zu sein.
Leiden und Nöte der Menschen sind zahlreich.
Sei du besonders denen nahe,
die übersehen und vergessen werden.
Wie im Leben so sei auch im Sterben die Zuflucht aller Menschen
und führe sie alle in dein Reich ewigen Friedens und des Glücks.
Herr Jesus Christus,
dir gebührt Dank für alle Liebe, Barmherzigkeit und Geduld mit uns Menschen.
Sei gepriesen: heute und alle Tage bis in Ewigkeit. Amen.
Manfred Wussow (2008)
Jesus erzählt der Menge ein Gleichnis:
Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann,
der guten Samen auf seinen Acker säte.
Lasst uns beten:
Für die Menschen, die unentwegt und beharrlich gute Gedanken und gute Worte einsetzen. Dass sie nicht ausgenutzt und mutlos werden.
Lasst uns beten: Herr, erbarme dich.
Für die Menschen, die verbittert sind und Zweifel säen.
Dass sie neu anfangen können.
Lasst uns beten: Herr, erbarme dich.
Für die Menschen, die Entwicklungen beobachten und die Öffentlichkeit informieren. Dass sie dem Hass wehren.
Lasst uns beten: Herr, erbarme dich.
Für die Menschen, die Kinder erziehen und Jugendliche begleiten.
Dass sie Geduld haben und Mut.
Lasst uns beten: Herr, erbarme dich.
Für die Menschen, die über Leichen gehen und Interessen rücksichtslos vertreten. Dass sie auf Grenzen stoßen und zur Rechenschaft gezogen werden.
Lasst uns beten: Herr, erbarme dich.
Für die Menschen, die fremde Leidensgeschichten aufbewahren und weitergeben.
Dass sie die Hoffnung auf eine neue Welt wach halten.
Lasst uns beten: Herr, erbarme dich.
Du, Herr, hast dein gutes Wort unter uns ausgesät,
du lässt Vertrauen und Hoffnung wachsen.
Dir befehlen wir alles Böse, die Enttäuschungen und die Trauer.
Du bist der gerechte Richter.
In Christus – Anfang und Ende.
- Gabengebet3
Messbuch - GG 16. Sonntag: wie einst das Opfer Abels
Herr, du hast die vielen Opfer,
die dir je von Menschen dargebracht werden,
in dem einen Opfer des Neuen Bundes vollendet.
Nimm die Gaben deiner Gläubigen an
und heilige sie,
wie du einst das Opfer Abels angenommen hast;
und was jeder einzelne zu deiner Ehre darbringt,
das werde allen zum Heil.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 16. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG 14. Sonntag: das neue Leben sichtbar machen
Herr,
zu deiner Ehre feiern wir dieses Opfer.
Es befreie uns vom Bösen
und helfe uns,
Tag für Tag das neue Leben sichtbar zu machen,
das wir von dir empfangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 14. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG Fastenzeit 4 Mo: lass das neue Leben in uns wachsen
Herr, unser Gott,
nimm die Gaben an, die wir darbringen,
und mache das heilige Opfer in uns wirksam.
Befrei uns von der alten Anhänglichkeit an das Böse
und laß das neue Leben der Gnade in uns wachsen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 4. Montag der Fastenzeit
- Gebet zur Gabenbereitung4
Jörg Thiemann (2017)
Herr Jesus Christus,
deine Liebe wird sichtbar in Brot und Wein.
Brot und Wein sind Dein Lieb und Dein Blut.
In Brot und Wein bist du bei uns.
Dein Leib und Dein Blut
können in uns Liebe und Hingabe stiften.
Sie mögen uns stärken
und helfen, das Böse in uns zu überwinden,
so wie du mit deiner Liebe auf das Böse geantwortet hast. - Amen.
Manfred Wussow (2014)
Wir kommen mit leeren Händen, Herr,
und du füllst sie uns mit deinen Gaben.
Wir kommen mit Brot und Wein, Herr,
und du schenkst uns dein Reich.
Wir danken dir für Jesus,
für seinen Leib, sein Blut.
Du liebst uns
und verwandelst unser Leben.
Durch Christus,
der für uns gestorben und auferstanden ist.
Mit ihm sind wir verbunden
in Ewigkeit.
Manfred Wussow (2011)
Schau, Herr,
wir bringen dir nicht nur Brot und Wein dar,
sondern unser Leben.
Unsere Arbeit, unsere Mühen,
aber auch unsere Lebensfreude,
unsere Hoffnung.
Du schenkst dich uns,
lässt uns Anteil haben an dir.
Wir danken dir für deine Liebe.
Wir danken dir für Brot und Wei.
Manfred Wussow (2008)
Die großen Gaben deines Reiches, Herr,
schenkst du uns in Brot und Wein.
Du hast dein Leben für uns eingesetzt
und dem Tod die Macht genommen.
Dir bringen wir unsere Hilflosigkeit,
die Sehnsucht nach Gutem
und den Hunger nach Leben.
Schenke uns in Brot und Wein
deine Liebe,
Leib und Blut unseres Herrn.
Sein Reich komme!
- Lobpreis1
Hans Hütter (2020)
Kehrvers:
Danket dem Herrn, denn er ist gütig,
denn seine Huld währt ewig. (GL 558,1)
Guter und langmütiger Gott,
wir kommen zu dir, um dir unseren Dank und Lobpreis darzubringen.
Kehrvers
Weil du über Stärke verfügst, richtest du in Milde
und behandelst du uns mit großer Nachsicht.
Du hast dein Volk gelehrt,
dass der Gerechte menschenfreundlich sein muss.
Kehrvers
Dein Sohn lehrte die Menschen in Gleichnissen,
dass du mit uns Geduld hast bis zur Ernte.
Du lässt Böses neben dem Guten wachsen
und gibst uns die Gewissheit,
dass das Gute trotzdem reiche Frucht trägt.
Kehrvers
Wie ein unscheinbares Senfkorn austreibt
und zu einem hohen Gewächs wird,
in dem die Vögel Platz finden,
so entfaltet sich das Reich Gottes durch deine Kraft und Stärke.
Kehrvers
Wie ein wenig Sauerteig einen große Menge Mehl durchsäuert,
durchdringst du unsere Welt mit deinem Geist
und gibst du ihr ein neues Angesicht.
Kehrvers
Deinem Wirken vertrauen wir.
Daher singen wir Dir unseren Lobgesang
gemeinsam mit der ganzen Schöpfung.
Danklied, z. B: Nun lobet Gott im hohen Thron (GL 393)
- Präfation2
Messbuch - Präfation Sonntage 6: Der Heilige Geist als Angeld der ewigen Osterfreude
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Vater im Himmel, zu danken
und dich mit der ganzen Schöpfung zu loben.
Denn in dir leben wir,
in dir bewegen wir uns und sind wir.
Jeden Tag erfahren wir aufs neue
das Wirken deiner Güte.
Schon in diesem Leben
besitzen wir den Heiligen Geist,
das Unterpfand ewiger Herrlichkeit.
Durch ihn hast du Jesus auferweckt von den Toten
und uns die sichere Hoffnung gegeben,
daß sich an uns das österliche Geheimnis vollendet.
Darum preisen wir dich
mit allen Chören der Engel und
singen vereint mit ihnen
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Sonntage 6
Messbuch - Präfation Fastenzeit 2: Innere Erneuerung durch Buße
Wir danken dir, Vater im Himmel,
und rühmen deinen heiligen Namen.
Denn jetzt ist die Zeit der Gnade,
jetzt sind die Tage des Heiles.
Du hilfst uns, das Böse zu überwinden,
du schenkst uns von neuem die Reinheit des Herzens.
Du gibst deinen Kindern die Kraft,
in dieser vergänglichen Welt
das unvergängliche Heil zu wirken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Durch ihn preisen wir dich
in deiner Kirche und vereinen uns
mit den Engeln und Heiligen zum Hochgesang
von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig...
MB Fastenzeit 2
- Mahlspruch1
Bibel
Ein Gedächtnis seiner Wunder hat der Herr gestiftet,
gnädig und barmherzig ist der Herr.
Er gibt denen Speise, die ihn fürchten.
(Ps 111, 4-5)
Oder:
So spricht der Herr:
Ich stehe an der Tür und klopfe.
Wenn einer meine Stimme hört und die Tür öffnet,
werde ich bei ihm eintreten und mit ihm Mahl halten,
und er mit mir.
(Offb 3, 20)
- Meditation1
Helene Renner (2020)
Beides wächst in uns
in dir und mir
Unkraut und Weizen.
Manchmal scheint es
als seien wir für das Unkraut
ein besserer Boden als für den Weizen.
Wir danken dir, Gott
dass du uns liebst
und bei uns bleibst
trotz des Unkrauts in uns.
Gerade wegen des Unkrauts
brauchen wir dich ja.
Hilf uns, den Weizen in uns
zum Wachsen zu bringen
und des Unkrauts Herr zu werden.
Und hilf uns,
beides voneinander zu unterscheiden.
- Schlussgebet3
Messbuch - SG 16. Sonntag: an Seele und Leib gesunden
Barmherziger Gott, höre unser Gebet.
Du hast uns im Sakrament
das Brot des Himmels gegeben,
damit wir an Seele und Leib gesunden.
Gib, daß wir
die Gewohnheiten des alten Menschen ablegen
und als neue Menschen leben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 16. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG 14. Sonntag: in der Danksagung verharren
Herr,
du hast uns mit reichen Gaben beschenkt.
Lass uns in der Danksagung verharren
und einst die Fülle des Heils erlangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 14. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG Fastenzeit 5 Mi: Heilmittel gegen das Böse in unserem Herzen
Herr, unser Gott,
das Sakrament, das wir empfangen haben,
sei uns Heilmittel gegen das Böse in unserem Herzen
und Schutz in jeder Gefahr.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Mittwoch der 5. Woche der Fastenzeit
- Gebet zum Abschluss4
Jörg Thiemann (2017)
Herr Jesus Christus,
wir werden jetzt zurückgeschickt in unser Leben.
Hilf uns, ein guter Samen zu sein.
Hilf uns Früchte zu bringen
und Zeugen deines Reiches zu sein.
Lass uns Sauerteig sein
und dort deine Welt zu ändern,
wo es uns möglich ist.
Segne uns dazu. - Amen.
Manfred Wussow (2014)
Mit deinem Wort, deinem Segen, Herr,
entlässt du uns in eine neue Woche.
Noch ist sie wie ein unbeschriebenes Blatt.
Aber du versprichst uns, uns nahe zu sein,
wenn wir wieder unserer Arbeit nachgehen,
wenn wir uns eine Urlaubszeit nehmen können,
wenn wir uns neuen Herausforderungen stellen..
Kostbares Saatgut hast du uns in die Hand gelegt:
Worte, die heilen,
Lächeln, das verzaubert,
Vertrauen, das ansteckt.
In deiner Liebe.
Schenke uns deinen Geist,
der Schwäche in Stärke,
Verzagtheit in Kraft
und Zweifel in Mut verwandelt.
Durch Christus,
unseren Bruder und Herrn.
Manfred Wussow (2011)
Herr,
manchmal sind wir ganz im Bann des Bösen in der Welt,
wir haben das Gefühl, uns nicht wehren zu können.
Manchmal sind wir entsetzt über die destruktiven Kräfte,
die wir in uns haben.
Oft genug reagieren wir aggressiv und hilflos.
Hilf uns, aus dem Bann des Bösen herauszutreten,
die Wahrheit zu sagen
und deinem Wort zu trauen.
Wenn wir es mit der Angst zu tun bekommen,
dann schenke uns Mut,
wenn wir am liebsten wegschauen,
schenke uns offene Augen.
So viele Menschen warten darauf,
dass wir ihnen beistehen,
Lasten tragen helfen
und unheilvolle Gräben überwinden.
Lass uns zu ihnen gehen
In Christus, unserem Herrn.
Manfred Wussow (2008) - Wir können uns mit vielem nicht abfinden
Herr,
wir können uns mit vielem nicht abfinden,
was uns Tag für Tag begegnet.
Wir können auch vieles nicht ändern,
was unser Leben klein oder zunichte macht.
Hilf uns, aus dem Bann des Bösen herauszutreten,
die Wahrheit zu sagen
und deinem Wort zu trauen.
Wenn wir es mit der Angst zu tun bekommen,
dann schenke uns Mut,
wenn wir uns ducken,
dann lass uns die herrliche Freiheit deiner Kinder finden.
So viele Menschen warten darauf, dass wir ihnen beistehen,
Lasten tragen helfen und unheilvolle Gräben überwinden.
Lass uns zu ihnen gehen
In Christus, unserem Herrn.
- Segen1
Gastautor*in (2017) - Gott segne unser Bemühen, unsere Zweifel und unsere Angst
Gott segne unser Bemühen, unsere Zweifel und unsere Angst,
er segne unsere Schwächen und Unzulänglichkeiten.
Er segne sie, dass sie uns nicht zu Fall bringen,
sondern zur Einsicht und Milde werden gegenüber allen anderen,
die ebenso wie wir, schwach sind, unzulänglich und bemüht.
Und er segne unsere Stärken und Begabungen,
dass sie nicht zur Eitelkeit heranwachsen und zur Arroganz
sondern zur Achtung und Wertschätzung für alle anderen,
mit ihren Stärken und Begabungen.
Dazu sei und bleibe der Segen Gottes bei uns
durch Gott, dem Vater in seinem Sohn und Heiligen Geist. - Amen.
(c) Burghard Förster<Burghard.Foerster@kathluzern.ch>
Populismus
Als Populismus bezeichnet man in den sozialwissenschaften eine bestimmte Art von Politikstil. Populistisch agierende Parteien oder Politiker*innen versuchen, komplizierte, abstrakte Tatbestände, die durch ihre Komplexheit verwirrend wirken und Verunsicherung hervorrufen, scheinbar einfach darzustellen – häufig auf emotionalisierende Weise. Auf Basis dieser simplifizierenden Erklärungsversuche werden dann möglichst konkrete, übersichtliche Lösungen für Probleme angeboten. Dabei wird in Kauf genommen, dass Tatsachen verfälscht/verkürzt wiedergegeben werden. Ziel ist es, durch künstlich erzeugte Einfachheit den Eindruck zu erwecken, Probleme besser lösen zu können als die politischen Konkurrent*innen oder als die Elite/“die da oben“, um so die Unterstützung der Massen zu erhalten. Aspekte der Ethik werden dabei weitestgehend außer Acht gelassen.
Ganzer Beitrag:
https://www.demokratiezentrum.org/bildung/ressourcen/lexikon/populismus/
© Demokratiezentrum Wien 2023
Synodalität und Weltkirche
In einer von Papst Franziskus ausgerufenen Weltsynode beschäftigt sich die katholische Kirche seit Herbst 2021 eingehend mit der Frage, wie sie ihre Entscheidungen finden und welche Formen von Mitbestimmung es dabei geben soll. Der weltweite synodalen Prozess steht unter dem Leitmotiv "Eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Partizipation, Mission" und findet in drei Phasen auf Ebene der Diözesen, dann der Kontinente und schließlich der Weltkirche statt. In zwei Versammlungen von 4. bis 29. Oktober 2023 sowie im Jahr 2024 wird in Rom die Weltbischofssynode über die Ergebnisse des weltweiten Konsultations- und Beratungsprozesses beraten.
Ganzer Beitrag:
https://www.kathpress.at/goto/dossier/2275457/synodalitaet-und-weltkirche
kathpress.at am 07.07.2023
Kleiner Samen – große Wirkung
Mir gefällt das Gleichnis mit dem Samenkorn immer wieder neu. An unserer Garage wächst eine Birke, die wir nicht gepflanzt haben. Sie hat sich vor Jahren dort hingesetzt und ist jetzt ein großer Baum geworden, der versucht, dem Klima und der Erwärmung zu trotzen. Ein Baum nur, aber im Verbund aller Bäume mehr als nichts. In den kommenden Tagen werden wir selbst im Vorgarten einen Kiribaum setzen. Er wächst bis zu 3 Meter im Jahr, und meine Eltern freuen sich, weil die Hoffnung besteht, dass sie trotz ihres hohen Alterns den Schatten noch erleben werden.
Kleiner Samen – große Wirkung. Jeder hat schon mal gespürt: Baumschatten ist anders, angenehmer, kühler als jeder durch Häuser oder Schirme herbeigeführte Schatten. Das wissen auch Schafe, die sich lieber unter Bäumen zusammenkuscheln als unter dem Dach des Unterstandes.
Kleiner Samen – große Wirkung. Auch wir Menschen entstehen aus einer Winzigkeit – und wachsen zu denen heran, die die Welt im Griff haben.
Kleiner Samen – große Wirkung?
Jetzt kommt es drauf an: Sind wir überwucherndes Unkraut? Oder sind wir der Same, der unsere Welt zu einem besseren Ort macht? Entschieden wird es, und das ist eine gute Nachricht, erst am Ende. Es wird nicht vorschnell aussortiert.
Jeder und jede von uns kann also immer noch guter Samen sein. Ein gutes Wort kann Menschenseelen heilen. Eine kleine Gabe kann Leben retten. Hilfe zur rechten Zeit kann Vertrauen bilden. Liebe hat die Eigenschaft, sich auszubreiten. Wem Gutes widerfahren ist, der ist leichter bereit, Gutes weiterzugeben. Ein Baum ist nicht von heute auf morgen ausgewachsen – auch ein Kiri nicht. Es dauert. Es braucht Geduld und Zeit und Wasser und Licht. Man kann sein Wachsen auch nicht beschleunigen. So ist es auch mit dem Himmelreich. Es braucht Geduld, Zeit zum Wachsen. - Aber wir können den Samen dazu pflanzen.
Jede Tat der Nächstenliebe ist ein Samen für das Himmelreich, und vielen Samen gelingt es vielleicht sogar, das Unkraut zu minimieren. Seien wir die, die den Samen säen und nicht das Unkraut. Dann kann das Himmelreich auf der Erde aufscheinen.
Edith Furtmann
An eine Distel
Du, stachelige Pflanze,
wie sehr ähnelst du mir
und meinem Leben.
Du reckst dich hinauf zum Licht,
um dann doch –
durch deine Stacheln –
von vielen nicht beachtet
oder
abgewiesen zu werden.
Du, stachelige Pflanze,
ich will den Mut aufbringen
dich zu betrachten,
ja,
dich zu berühren.
Vorsichtig will ich mit dir umgehen,
denn nur vorsichtig
und behutsam
kann ich an dir teilhaben.
Du, stachelige Pflanze,
wenn ich nahe genug
an dich herankomme,
dann kann ich
all die Farbenpracht
deines Kerns erkennen.
Dann kann ich erkennen,
wie voll
und prall
deine Lebenskraft ist.
Du, stachelige Pflanze,
auch mein Leben
hat viele Stacheln.
Ich erkenne aber auch,
welche Farbenpracht
auch mir
vom göttlichen Licht
gegeben ist.
Du, stachelige Pflanze,
wie schön,
dass wir uns
nach diesem Licht
ausrichten dürfen
und Kraft empfangen.
Beatrix Senft
Was mich das Unkraut lehrt
Es versteckt sich gut - das Unkraut,
gleich unter dem guten Stamm,
es gleicht seine Blätter den anderen Blättern an,
und du bemerkst es erst dann,
wenn es schon groß ist-.
So ist es auch mit den Fehlern.
Sie sehen ähnlich aus wie das Gute,
tarnen sich hinter guten Eigenschaften,
und es kostet Mühe,
sie auszureißen.
Ilse Pauls
Ein Sämann ging aus
Großer Sämann Du, geduldiger Gärtner.
Milliarden Jahre konntest Du warten,
bis unser glühender Planet abkühlte.
Bis langsam, ganz langsam Leben entstand
im Wasser, auf dem Land, in der Luft.
Neun Monate kannst Du warten,
bis aus dem befruchteten Ei
ein Menschenkind wächst im Leib seiner Mutter.
Zehn Jahre, zwanzig Jahre kannst du warten,
bis so ein Menschenjunges lernt,
auf eigenen Beinen zu stehe,
und auch dann oft noch recht wackelig.
Wie viele Anläufe musst Du nehmen, Gott,
wenn Du mir etwas beibringen willst:
Wie stur kann ich sein, wie zu,
wie schwer von Begriff!
Menschen schickst du mir über den Weg.
Mit Glückserfahrungen lockst du mich,
mit Schicksalsschlägen.
Ein Liedvers geht unter die Haut,
ein Dichterwort, ein Psalm.
Und vieles fällt unter die Dornen.
Du gibst es nicht auf. Du gibst mich nicht auf.
Du gibst uns nicht auf.
Du vertraust, dass unterhalb der Oberfläche,
in der Tiefe des Ich,
Dein Samenkorn wächst und wächst.
Du traust uns zu, dass eines Tages
der treibende Keim durchbricht
und zum Blühen kommt und Frucht bringt.
Dass nach der langen Schwangerschaft
der Menschheitsgeschichte wir Neandertaler
endlich Mensch werden.
Wir danken Dir für den einen, den neuen Menschen,
der ganz so geworden ist,
wie Du Dir den Menschen gedacht hast:
Jesus von Nazareth, der Sohn der Maria,
die schönste Frucht, die Du hast reifen lassen
auf dieser Erde.
Wir können Ihn nicht vergessen,
möchten so sein, so werden, so leben wie Er.
Wir möchten lernen von Ihm,
wie einer reif wird allmählich in Sonne und Sturm,
wenn das Leben uns streichelt und schlägt.
Wir möchten lernen von Ihm, wie man das macht,
unter den rauhen und stacheligen Schalen des anderen
den guten Kern zu entdecken in jedem:
Dein Ebenbild, Gott, auch wenn es entstellt ist.
Wir möchten lernen von IHM,
wie man trotz aller Würmer im Apfel der Welt
den Glauben nicht aufgibt
an das Gute, an Dich.
Wir möchten lernen von Ihm
Geduld und Vertrauen und Hoffnung,
dass Du, großer Gärtner, uns annimmst
und fruchtbar machst
heute und am Tag der großen Ernte.
Aus: Herrmann Josef Coenen, Meine Jakobsleiter. Düsseldorf 1986.
Vom Gebet
Ich kann euch nicht lehren, mit Worten zu beten.
Gott hört nicht auf eure Worte, es sei denn, Er
spricht sie selbst durch eure Lippen aus.
Und ich kann euch nicht lehren, wie die Meere und
die Wälder und die Berge beten.
Aber ihr, die ihr Kinder der Berge und der Wälder
und der Meere seid, könnt deren Gebet in eurem Herzen entdecken.
Und wenn ihr nur horcht in der Stille der Nacht,
werdet ihr sie schweigend sprechen hören:
„Unser Gott, der du bist unser Engel selbst, es ist dein Wille in uns, der will.
Es ist deine Sehnsucht in uns, die sich sehnt.
Es ist dein Verlangen in uns, das unsere Nächte, die dein sind,
in Tage zu verwandeln verlangt, die ebenfalls dein sind.
Um nichts können wir dich bitten, denn du kennst unsere Bedürfnisse,
noch ehe sie in uns geboren sind.
Du bist unser Bedürfnis; und indem du uns mehr von dir gibst, gibst du uns alles.
Aus: Khalil Gibran, Der Prophet. München 2007.
Was macht mein Gegner?
Ich habe viele Jahre leistungssportmäßig im Verein Tischtennis gespielt. Bei sehr vielen Sportarten ist es so, dass man an einen Punkt kommt, an dem eine persönliche Leistungssteigerung ins Stocken kommt. Beim Tischtennis kannst du einen noch so guten Aufschlag haben, einen harten Schmetterball und einen schnellen Spin. Echt gut wirst du erst, wenn du lernst, deine Gegner richtig einzuschätzen. Wenn du den gegnerischen Aufschlag richtig lesen kannst und sofort erkennst, ob der Ball jetzt mit einem Seiten- oder Unterschnitt ankommt, wirst du in der Lage sein, ein Spiel zu gewinnen. Ähnlich ist das bei Schach, Basketball, Fußball und vielen anderen Sportarten. „Was macht mein Gegner?“ Wie greift er an? Was für eine Taktik fährt er?“ Diese Fragen entscheiden über Sieg oder Niederlange. Ich meine, das Gleiche gilt auch für das Leben. Wie schon vorher erwähnt, gibt es nicht nur Jesus und Gott, sondern auch eine dunkle Seite der Macht, da bin ich mir sicher. Diese Gegenmacht fährt bestimmte Taktiken auf, um die Menschen kaputt zu machen. Es ist eigentlich relativ leicht, diese Taktiken zu durchschauen, wenn man das erst mal weiß. Eine davon ist die Lüge, darüber wurde in einem vorherigen Kapitel ausführlich gesprochen...
Aus: Martin Dreyer, Jesus rockt. München 2011.
Mafia bedroht Journalisten wegen Artikel über Marienprozession
Rom, 19.07.14 (KAP) Weil er aufdeckte, dass eine kirchliche Prozession mit Marienstatue einem Mafiaboss eine Ehrenbezeugung erwies, muss ein italienischer Journalist nun um sein Leben fürchten. Michele Albanese, Mitarbeiter der Tageszeitung "Quotidiano del Sud", wurde unter Polizeischutz gestellt und erhielt ein gepanzertes Fahrzeug, wie die italienische Tageszeitung "Corriere della Sera" (Samstag) berichtete. Anlass sei ein abgehörtes Gespräch von Angehörigen der kalabrischen Mafia, der "Nrdangheta" gewesen. Darin hätten diese über einen Anschlag auf Albanese beraten. Albanese kündigte unterdessen an, dass er seine journalistische Arbeit wie bisher fortsetzen wolle.
Der Fall der Marien-Prozession im süditalienischen Oppido Mamertina hatte landesweit großes Aufsehen erregt. Die kirchliche Prozession mit einer Marienstatue hatte am 2. Juli vor dem Haus des inhaftierten Clan-Chefs Giuseppe Mazzagatti angehalten. Die Träger der Statue neigten diese in Richtung des Anwesens. Albanese berichtete als erster über diesen Vorfall. Zwei Wochen zuvor hatte Papst Franziskus bei einem Besuch in Kalabrien zum Kampf gegen die Ndrangheta aufgerufen und erklärt, dass Mafiosi exkommuniziert seien, weil sie nicht in Gemeinschaft mit Gott stünden.
Die italienische Bischofskonferenz hatte sich empört über den Vorfall geäußert. Die Verantwortlichen hätten die Bedeutung der Prozession entstellt, um jemanden zu ehren, der Böses getan habe, sagte der Generalsekretär, Bischof Nunzio Galantino. Gegen den örtlichen Pfarrer, der an der Prozession teilnahm, leitete der Ortsbischof eine Untersuchung ein. Don Benedetto ist nach Medienberichten ein Cousin des zu lebenslanger Haft verurteilten Mafiabosses.
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Brisante Tagung über "Gewalt im Namen Gottes"
Linz-St.Pölten, 07.07.14 (KAP) "Gewalt im Namen Gottes" lautet das Thema der Ökumenischen Sommerakademie vom 9. bis 11. Juli im Stift Kremsmünster. Im Mittelpunkt steht die Verantwortung der Religionen - vornehmlich Christentum und Islam - für Krieg und Frieden. Für inhaltliche Reibeflächen sorgt u.a. der deutsche Philosoph und Religionskritiker Herbert Schnädelbach, der die Religionen als "Quelle von Terror" für eine "verheerende kulturelle Gesamtbilanz" verantwortlich macht. Dem widerspricht der Berliner Theologe Rolf Schieder, der das von den Religionen ausgehende Friedenspotenzial herausarbeitet. Konkrete Beispiele dafür wird der Generalsekretär der Gemeinschaft Sant'Egidio aus Rom, Cesare Zucconi, geben.
Weitere Vortragende sind der Religionswissenschaftler Hans Kippenberg, die Bibelwissenschaftlerin Gerlinde Baumann und die Islamwissenschaftlerin Mariella Ourghi. Ob Friedenssicherung durch Gewaltverzicht erreichbar ist, diskutieren "Pax Christi"-Vizepräsidentin Gotlind Hammerer und Brigadier Walter Feichtinger vom Institut für Friedenssicherung und Konfliktmanagement des Bundesheeres.
Konkrete Beiträge der Kirchen zum Frieden präsentieren der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, Pastorin Esther Hanna Handschin von der Evangelisch-methodistischen Kirche und der orthodoxe Theologe Prof. Grigorios Larentzakis.
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"Gewalt im Namen Gottes"
Die Kirchen in Österreich bekennen sich zum gemeinsamen Einsatz für den Frieden und wollen ihre eigene von Gewalt bestimmte Geschichte aufarbeiten. Das wurde zum Auftakt der diesjährigen Ökumenischen Sommerakademie im Stift Kremsmünster deutlich. Die bereits 16. Sommerakademie mit rund 400 Teilnehmern steht heuer unter dem Generalthema "Gewalt im Namen Gottes. Die Verantwortung der Religionen für Krieg und Frieden".
www.oekumene.at/site/home/article/1203.html
Vatikanexperte Politi: Starker Widerstand gegen Papstreformen
Bonn, 27.06.14 (KAP) Der italienische Vatikanjournalist Marco Politi sieht starken Widerstand in der katholischen Hierarchie gegen Reformen von Papst Franziskus. Nicht nur im Vatikan, sondern auch bei Bischofskonferenzen und auf Ebene der Weltkirche gebe es Kräfte, die Änderungen bekämpften und eine Schwächung des Papsttums fürchteten, sagte der Buchautor am Donnerstag in einem Interview der Deutschen Welle in Bonn. In dieser Woche hatte der Vatikan-Insider, zunächst auf Italienisch, sein neuestes Buch vorgelegt: "Franziskus. Papst unter Wölfen". Vor zwei Jahren hatte Politi die Monographie "Benedikt. Krise eines Pontifikats" publiziert.
"Es gibt auch großen Widerstand auf verschiedenen Ebenen. Widerstand etwa, wenn der Papst sagt, Frauen sollten in Schlüsselpositionen kommen und Entscheidungen treffen können", sagte Politi in dem Interview. "Es gibt Widerstände, wenn der Papst Transparenz in Geldangelegenheiten bringt." Wenn Franziskus gegen solche Sachen anrede, "werden die Mafiamilieus nervös. Wölfe gibt es auch, wenn der Papst die Kirche demokratisieren will. Leute sagen dann, er vermindert die Rolle des Primates des Papstes und des römischen Pontifex."
Nach Einschätzung von Politi will der Papst eine offene Debatte. Er setze große Hoffnungen in die Bischofssynoden als kleine Parlamente der Kirche.
Leider herrsche in der Weltkirche und in den Bischofskonferenzen aber noch zu viel Passivität, kritisiert der Vatikan-Insider. "Die obere Hierarchie bezieht nicht offen Position. Stattdessen gibt es mittlerweile ein ganzes Netz von Websites, die aggressiv Stimmung gegen diesen Papst machen."
Politi zeigte sich dennoch zuversichtlich, dass die Reformen die Kirche verändern. "Wenn in den nächsten sieben Jahren zwei, drei solcher Synoden zusammenkommen, wenn die Bischofskonferenzen erleben, dass sie mitentscheiden können, dann wird die Revolution von Franziskus unumkehrbar."
Die Kurie würde dann nach Überzeugung des Buchautors eine ganz neue Funktion als "nützliches Werkzeug auch für die Bischöfe" übernehmen. "Das ist nicht einfach, immerhin hat sich die Kurie über die Jahrhunderte zu einer Art Oberkommando der Kirche entwickelt, das die Bischofskonferenzen regiert."
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Versöhnungslitanei aus Coventry
In der Nacht vom 14./15. November 1940 zerstörte ein deutscher Bombenangriff die englische Stadt Coventry, die damit zum Zeichen eines sinnlosen und mörderischen Vernichtungswillens wurde. Nach dem Krieg wurde sie Ausgangspunkt einer weltweiten Versöhnungsbewegung mit dem Symbol des aus drei Nägeln der zerstörten Kathedrale gebildeten "Nagelkreuzes". Die Ruine der Kathedrale wurde zum Begegnungszentrum. Hier wird jeden Freitagmittag die 1959 formulierte Versöhnungslitanei gebetet:
"Sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten." (Röm 3,23)
Wir alle haben gesündigt und mangeln des Ruhmes, den wir bei Gott haben sollten. Darum laßt uns beten:
Vater, vergib!
Den Haß, der Rasse von Rasse trennt, Volk von Volk, Klasse von Klasse:
Vater, vergib!
Das habsüchtige Streben der Menschen und Völker, zu besitzen, was nicht ihr eigen ist:
Vater, vergib!
Die Besitzgier, die die Arbeit der Menschen ausnutzt und die Erde verwüstet:
Vater, vergib!
Unseren Neid auf das Wohlergehen und Glück der anderen:
Vater, vergib!
Unsere mangelnde Teilnahme an der Not der Heimatlosen und Flüchtlinge:
Vater, vergib!
Den Rausch, der Leib und Leben zugrunde richtet:
Vater, vergib!
Den Hochmut, der uns verleitet, auf uns selbst zu vertrauen und nicht auf dich:
Vater, vergib!
Lehre uns, o Herr, zu vergeben und uns vergeben zu lassen, daß wir miteinander und mit dir in Frieden leben.
Darum bitten wir um Christi willen:
"Seid untereinander freundlich und herzlich und vergebt einem dem anderen, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus." (Eph 4,32)
EG 879.
Zerfressen der Kreatur
Hier stehen wir wieder vor einem abgründigen Problem. Die christliche und die biblische Antwort lautet: Es (das Böse) kommt aus der Freiheit.
Insofern ist das Böse keine neue Kreatur, etwas Selbstwirkliches, das in sich dastünde, sonders es ist in seinem Wesen Negation, ein Zerfressen der Kreatur. Es ist nicht ein Sein - denn Sein kann tatsächlich nur von der Quelle des Seins kommen -, sondern ein Nein. Dass das Nein so mächtig sein kann, muss uns schockieren. Aber es ist, glaube ich, doch auch tröstlich, zu wissen, dass das Böse keine eigene Kreatur, sondern so etwas wie eine Schmarotzerpflanze ist. Es lebt davon, dass es das andere ausnimmt, und am Schluss bringt es sich dabei genauso selber um, wie die Schmarotzerpflanze es tut, wenn sie Herr wird und ihren Wirt umbringt.
Das Böse ist nicht etwas Eigenes, Seiendes, sondern es ist die Negation. Und wo ich mich ins Böse hineinbegebe, verlasse ich den Raum der positiven Eins-Entfaltung zugunsten des Schmarotzerzustandes des Sein-Zerfressens und der Seins-Verneinung.
Joseph Ratzinger-Benedikt XVI, Gott und die Welt. Ein Gespräch mit Peter Seewald, München: Knaur 2005.
Ich komme an
Einer macht Licht,
wenn ich stolpre,
nimmt meine Hand im Dunkeln
und -
ich komme an.
Einer schließt Frieden,
wenn ich hasse,
lächelt meinen Zorn in den Wind
und -
ich komme an.
Einer gibt Trost,
wenn ich leide,
nimmt mein Herz fest in die Hand
und -
ich komme an.
Einer kommt an,
wenn ich fehle,
nimmt sein Kreuz auf die Schulter
und -
er kommt an!
Sybille Fritsch, Meditationstext in EG Rheinland nach Lied 383.
Es wird sein in den letzten Tagen
Es wird sein in den letzten Tagen,
so hat es der Prophet gesehn,
da wird Gottes Berg überragen
alle anderen Berge und Höhn.
Und die Völker werden kommen
von Ost, West, Süd und Nord,
die Gott Fernen und die Frommen,
zu fragen nach Gottes Wort.
Auf, kommt herbei!
Laßt uns wandeln im Lichte des Herrn!
Es wird sein in den letzten Tagen,
so hat es der Prophet geschaut,
da wird niemand Waffen mehr tragen,
deren Stärke er lange vertraut.
Schwerter werden zu Pflugscharen,
und Krieg lernt keiner mehr.
Gott wird seine Welt bewahren
vor Rüstung und Spieß und Speer.
Auf, kommt herbei!
Laßt uns wandeln im Lichte des Herrn!
Kann das Wort von den letzten Tagen
aus einer längst vergangnen Zeit
uns durch alle Finsternis tragen
in die Gottesstadt, leuchtend und weit?
Wenn wir heute mutig wagen,
auf Jesu Weg zu gehn,
werden wir in unsern Tagen
den kommenden Frieden sehn.
Auf, kommt herbei!
Laßt uns wandeln im Lichte des Herrn.
Walter Schulz (1963/1987), in: EG 426.
Aus der Finsternis wird Tag
Aus der Finsternis wird Tag.
Tau fällt, um das Land zu schmücken.
Sonne steigt und Lerchenschlag,
meinen Morgen zu beglücken.
Lobgesang durchströmt die Welt.
Du hast mich ins Licht gestellt.
Langer Nächte Unheilsschritt
muß mich nun nicht mehr erschrecken.
Um mich her das Schöpfungslied
soll sein Echo in mir wecken.
Neue Quellen öffnen sich.
Gott, du lebst. Ich lobe dich.
Jürgen Henkys (1982) nach dem norwegischen "Herre, du har reist megg opp" von Svein Ellingsen (1955), in: EG 383.
Ist Gott für mich
Ist Gott für mich, so trete
gleich alles wider mich;
sooft ich ruf und bete,
weicht alles hinter sich.
Hab ich das Haupt zum Freunde
und bin geliebt bei Gott,
was kann mir tun der Feinde
und Widersacher Rott?
Sein Geist wohnt mir im Herzen,
regiert mir meinen Sinn,
vertreibet Sorg und Schmerzen,
nimmt allen Kummer hin;
gibt Segen und Gedeihen
dem, was er in mir schafft,
hilft mir das Abba schreien
aus aller meiner Kraft.
Und wenn an meinem Orte
sich Furcht und Schrecken find't,
so seufzt und spricht er Worte,
die unaussprechlich sind
mir zwar und meinem Munde,
Gott aber wohl bewußt,
der an des Herzens Grunde
ersiehet seine Lust.
Sein Geist spricht meinem Geiste
manch süßes Trostwort zu:
wie Gott dem Hilfe leiste,
der bei ihm suchet Ruh,
und wie er hab erbauet
ein edle neue Stadt,
da Aug und Herze schauet,
was es geglaubet hat.
Mein Herze geht in Sprüngen
und kann nicht traurig sein,
ist voller Freud und Singen,
sieht lauter Sonnenschein.
Die Sonne, die mir lachet,
ist mein Herr Jesus Christ;
das, was mich singen machet,
ist, was im Himmel ist.
Paul Gerhardt (1653) in: EG 351, 1.7-9.13.
Wir pflügen und wir streuen
1. Wir pflügen und wir streuen
den Samen auf das Land,
doch Wachstum und Gedeihen
steht in des Himmels Hand:
der tut mit leisem Wehen
sich mild und heimlich auf
und träuft, wenn heim wir gehen,
Wuchs und Gedeihen drauf.
Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn,
drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt
und hofft auf ihn!
2. Er sendet Tau und Regen
und Sonn- und Mondenschein,
er wickelt seinen Segen
gar zart und künstlich ein
und bringt ihn dann behende
in unser Feld und Brot:
es geht durch unsre Hände,
kommt aber her von Gott.
Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn,
drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm,
dankt und hofft auf ihn!
3. Was nah ist und was ferne,
von Gott kommt alles her,
der Strohhalm und die Sterne,
der Sperling und das Meer.
Von ihm sind Büsch und Blätter
und Korn und Obst von ihm,
das schöne Frühlingswetter
und Schnee und Ungestüm.
Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn,
drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm,
dankt und hofft auf ihn!
4. Er läßt die Sonn aufgehen,
er stellt des Mondes Lauf;
er läßt die Winde wehen
und tut den Himmel auf.
Er schenkt uns so viel Freude,
er macht uns frisch und rot;
er gibt den Kühen Weide
und unsern Kindern Brot.
Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn,
drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm,
dankt und hofft auf ihn!
Matthias Claudius, 1782
Säerspruch
Bemeßt den Schritt! Bemeßt den Schwung!
Die Erde bleibt noch lange jung!
Dort fällt ein Korn, das stirbt und ruht.
Die Ruh ist süß. Es hat es gut.
Hier eins, das durch die Scholle bricht.
Es hat es gut. Süß ist das Licht.
Und keines fällt aus dieser Welt
Und jedes fällt, wie's Gott gefällt.
Conrad Ferdinand Meyer. Eine Auswahl aus seinen Werken. Bonn: Verlag bibliotheca Christiana 1974, S. 26.
Nur der Himmel darf die Sünde wägen
Tief, tief ein Körnlein schläft in mancher Brust;
Doch, Herr, du siehst es und du magst es segnen.
O schau auf jene, die, sich unbewußt,
Nicht fühlen deiner Gnadenwolke Regnen,
Die um sich steigen lassen deinen Tau,
Nachtwandler, dumpf gebannt in Traumes Leben,
Umwandeln Turmes Zinne sonder Beben,
Nicht zuckend nur mit der geschloßnen Brau.
Ich bin erwacht, ob auch zu tiefer Schmach;
So will ich heut nicht an mein Elend denken,
Will, ach, das einzige, was ich vermag,
Ein zitterndes Gebet den Armen schenken;
Ob nur ein kraftlos halbgebrochner Hauch,
Der dennoch mag die rechten Wege finden,
Und muß er sich zu deinem Throne winden,
Wie sich zum Äther wälzet Nebelrauch.
Du Milder weißt aus allem Erdendunst
Den warmen Lebensodem wohl zu scheiden,
Gerechter du und doch die höchste Gunst,
Des Sonne raget über Moor und Heiden,
O kräft'ge deinen Strahl, daß er entglüht
Die langverjährte Rinde mag durchdringen;
Mach des erstarrten Blutes Quellen springen,
Auftauen das erfrorne Augenlid.
Wie oft sah ich in schier vereistem Grund
sich leise noch das Samenkörnlein dehnen!
Wie öfters brach aus längst entweihtem Mund
Ein Schmerzenslaut, der alles muß versöhnen!
O nur wer stand in glüher Wüstenei,
Der weiß des grünen Blattes Wert zu schätzen,
Und wessen Ohr kein Luftzug durfte letzen,
Nur der vernimmt den halberstickten Schrei.
Mit meinem Schaden hab' ich es gelernt,
Daß nur der Himmel darf die Sünde wägen;
O Menschenhand, sie halte sich entfernt,
Die nur das Leben zählt nach Pulses Schlägen.
Lebt doch das Samenkorn und atmet nicht,
Und kann es dennoch einen Stamm enthalten,
Der herrlich einst die Zweige mag entfalten,
Wo das Gevögel jubelt unterm Licht.
Sei Menschenurteil in Unwissenheit
Hart wie ein Stein, du, Herr, erkennst das Winden
Der Seele, und wie unter Mördern schreit
Zu dir ein Seufzer, der sich selbst nicht finden
Und nennen kann. Kein Feuer brennt so heiß,
Als was sich wühlen muß durch Grund und Steine;
Von allen Quellen rauschender rinnt keine,
Als die sich hilflos windet unterm Eis.
Im Fluch, dem alle schaudern, hörst du noch
Den Klageruf an Kraft und Mut gebrochen;
In des Verbrechers Wahnsinn trägt sich doch
Entgegen dir zerfleischten Herzens Pochen.
Das ist das Samenkorn, was wie im Traum
Bohrt ängstlich mit den Würzelchen im Grunde,
Und immer trägt es noch den Keim im Munde,
Und immer schlummert noch in ihm der Baum.
Brich ein, o Herr! Du weißt den rechten Stoß
Und weißt, wo schwach vernarbt der Sünde Wunden;
Noch liegt in deiner Hand ihr ewig Los,
Noch lauert stumm die schrecklichste der Stunden,
wo ihnen deine Hand die Wage [sic!] reicht
Und die Verdammung steht im eignen Herzen.
O Jesu Christ, gedenk an deine Schmerzen!
O rette, die aus deinem Blut gezeugt!
Annette von Droste-Hülshoff, Am siebenundzwanzigsten Sonntage nach Pfingsten (26ten nach Dreifaltigkeit, in: Sämtliche Gedichte. Herausgegeben von Karl Schulte Kemminghausen, Frankfurt am Main und Leipzig: Insel Verlag 1. Aufl. 1999, S. 539 - 541.
Kein Gutes ohne ein Böses
Es mag viele kleine Übel geben in unserem menschlichen Herzen und vieles, das Gedankenlosigkeit, Nachlässigkeit, Saumseligkeit, vielleicht auch böser Wille anrichten. Aber kein Unheil wütet in der menschlichen Geschichte so dämonisch, so furchtbar, so grauenhaft wie der fanatische Wille der Guten, die menschliche Geschichte und nach Möglichkeit die ganze Natur reinzufegen von allem Negativen, von jedem Schatten, von jedem Unheil. Diese Einstellung der Asketen, der gefallenen Engel, der an der Welt bis zur Unerträglichkeit Leidenden verdanken wir die Revolutionen, die heiligen Kriege, die Razzien, die Ausrottungen, die Zerstörungen, die furchtbare Blutmühle der Ideologie. Im Namen der Reinheit werden die Inquisitionen geführt, die Säuberungsaktionen geleitet, die schlimmsten Unbarmherzigkeiten begangen mit reinem Gewissen.
[ ...]
Wenden wir's auf unser eigenes Leben an. Wie vieles erscheint uns da, nur weil es aufbricht und unbekannt ist, als gefährlich, als Verrat an dem, was wir gelernt haben. Und wissen wir immer schon, was richtig ist und falsch, gut und böse, heilig und verdorben? Ist die Regel so eindeutig zu erstellen, was da Unkraut ist und was Korn? Wir haben vor zwanzig, dreißig Jahren erlebt, was dabei herauskommt, wenn man beginnt, die Fluren aufzuräumen und nur das Nützliche wachsen läßt. Es scheint sehr fruchtbar, sehr ertragreich, nur: am Ende lebt nichts mehr, und der Einsatz der Vernichtungsmittel, des Kunstdüngers, der Tötungschemikalien für das, was Leben heißt, wird immer höher. Man schneidet am Ende aus einem lebenden Organismus nur den Teil heraus, von dem man glaubte, er sei das Eigentliche, aber siehe da, er lebt überhaupt nur in einem Geflecht, von dem isoliert er kein Auskommen finden könnte. Nimmt man ihn nur für sich, errichtet man eine künstliche Welt, die in sich zusammenbrechen muß. Ist es seelisch eigentlich so viel anders? Es gibt Menschen, die ständig an sich herumsortieren, kritisieren, immer möchten sie, daß nichts sie selber verstört, verheert, verwüstet, versucht; aber je klarer sie trennen, desto dürrer, künstlicher, in sich verfestigter formt sich ihr Leben, es wird immer starrer, unlebendiger, es geht kein freier Atem mehr über ein solches Feld. Es muß immer mehr sich selber einengen und reduzieren; in gewissem Sinne scheint es logischer, vollkommener, eindeutiger - das ja, aber im gleichen Sinne auch schon wie ein Vorbote des Todes.
Wenn Sie eine gotische Kathedrale besuchen, finden Sie oft Heiligengestalten in den Kirchenfenstern dargestellt. Da sehen Sie König David sich über Saul erheben, das Gute und Gotterwählte steht gewissermaßen zu Häupten seines eigenen Schattenbildes. Beides gehört offenbar zusammen, und man wird wählen müssen, ob man die Vollkommenheit will oder die Einheit und Ganzheit, ob man die Perfektion oder das Leben will.
[...]
daß es uns gibt, Menschen, die unterwegs sind, Suchende, nicht Wissende, Sich-Mühende, nicht Vollkommene, Fühlende, nicht Rein-geistig-Klare, hier auf dieser Erde zwischen Irrtum und Wahrheit ständig Umhertastende, das ist möglich, weil Gott es sich verbietet, eine reine Ordnung, eine klare Welt, eine kristalline Schönheit, die nach ehernem Gesetz immer weiter sich selbst reproduziert, auf dieser Welt zu erschaffen. Gott möchte offenbar diesen lebendigen Austausch von allem.
[... ]
Wenn es denn stimmt, daß es kein Gutes ohne ein Böses auf dieser Welt gibt, daß neben dem Kornhalm gleich wächst, was wir für Unkraut halten, dann müssen wir's wachsen lassen und Gott anheimstellen, was daraus wird. Kein wirkliches Menschenproblem löst sich mit Schwarz oder Weiß, Gut oder Böse, Richtig und Falsch, aber alles mag sich ordnen und am Ende wirklich gut werden und reich, wenn wir das Vertrauen einbringen: Es darf wachsen bei Gott.
[...]
Wie, wenn wir leben ließen und wachsen ließen und gäben den ganzen Acker, das ganze menschliche Leben Gott in die Hände? Mehr brauchten wir nicht.
Eugen Drewermann. Wenn der Himmel die Erde berührt. Predigten über die Gleichnisse Jesu. Herausgegeben von Bernd Marz. München (Piper Verlag) 2. Aufl. Okt. 1999. S. 26, S. 33 - 36.
Manfred Wussow (2008)
Alfons Jestl (1996)