Wie Gott beschreiben?
Wie würden Sie Gott beschreiben? Welche Worte und Umschreibungen scheinen Ihnen dabei passend zu sein? Glauben sie, dass sie richtig lägen, wenn sie es versuchen würden? Wir stoßen an Grenzen. Und doch irgendeine Vorstellung, irgendein Bild, irgendeine Umschreibung brauchen wir. Wie sollten wir ihn sonst ansprechen? Wie sollte Gott für uns ein Gegenüber oder auch ein Partner sein?
Klar es gilt das Bilderverbot des Alten Testaments. Gott auf etwas festlegen, das geht für Menschen nicht. Wenn wir meinen, etwas von ihm begriffen zu haben, müssen wir zugeben, dass er ganz anders ist. Und doch gilt, ich brauch als Mensch eine Idee und eine Vorstellung wie Gott ist, damit ich ihn ansprechen kann, auch wenn er im letzten ein Geheimnis bleibt.
Keine andere Aufgabe haben die Dogmen der Kirche, die auch unsere Vorstellung von Gott in Worte zu fassen versuchen. Manchmal gelungen, manchmal auch nur schwer zu verstehen.
Begegnung, Dialog, Kommunikation
Der heutige Dreifaltigkeitssonntag versucht eine Ausdrucksweise dafür zu finden wie wir als Christinnen und Christen Gott verstehen und uns ihm nähern können. Vater, Sohn und Heiliger Geist. Drei Personen die uns etwas von Gott offenbaren oder in menschlicher Dimension gesprochen mit ihren Begabungen da sind. Schöpfer, Erlöser und Inspirator und doch nur ein Wesen Gott. Eine unumstößliche Umschreibung, oder doch eher Ausdruck immer wieder sich zeigender Veränderung, weil Gott in der Person als Vater, Sohn und Heiliger Geist ewig ist und doch immer wieder neu, immer wieder anders dem Menschen begegnet, weil wir Menschen nur so glauben und in unserer Zeit als Christinnen und Christen leben können.
Das innerste Wesen, so legt es die Umschreibung Gott als ein Wesen in drei Personen nahe, ist Dialog, ist Kommunikation und ist jeweils neue Begegnung mit dem einen ewigen Gott.
Gerade in diesem innersten Wesen Gottes scheint mir der Schlüssel und die Möglichkeit zu liegen, in einer sich rasch verändernden Welt den Glauben zu leben und Gott nicht zu einer Modeerscheinung einer Epoche werden zu lassen, sondern zu einem Gott, an den wir glauben können und der uns hilft, hier und jetzt am Reich Gottes mitzubauen.
Zeitgebundene Glaubenszeugnisse
Mir sind dazu in der letzten Zeit zwei Dinge in die Hände gefallen, die mir wichtig waren. Zum einen ist es ein Buch der Somalierin Ayan Hirsi Ali: „Reformiert euch. Warum der Islam sich ändern muss“. Sie beschreibt darin ihre Geschichte als Muslima auf dem Hintergrund der aktuellen weltweiten Ereignisse, durch die wir den Islam hauptsächlich in seiner kriegerischen Art und Weise wahrnehmen. Sie fordert in ihrem Buch alle Muslime auf, den Koran nicht einfach als Direktoffenbarung Allahs zu nehmen, sondern ihn kritisch als zeitgebundenes Glaubenszeugnis zu sehen, das in seinen Forderungen für eine konkrete Lebensgestaltung in die heutige Zeit übersetzt werden muss, so wie auch Christen heute größtenteils die Bibel verstehen. Aber auch als Christinnen und Christen müssen wir leider teilweise einen fundamentalistischen Bibelglauben beklagen.
Gerade wenn wir heute kurz vor dem 500 jährigen Jubiläum der Reformation stehen, dürfen wir Luther unendlich dankbar sein, der mit anderen einen Umdenkungsprozess eingeleitet hat, der die Souveränität und Individualität jedes Menschen akzeptiert und für den der Glaube aus Freiheit ein unschätzbares Gut war. Wir dürfen dankbar sein für die Zeit der Aufklärung, die uns gelehrt hat unseren Verstand zu gebrauchen und uns aus falschen Abhängigkeiten befreit hat.
Alle heiligen Bücher aller Religionen drücken sicherlich in besonderer Weise aus, was Gott uns zusagt und was er fordert. Sie sind aber immer für Menschen in einer bestimmten Zeit geschrieben und müssen dann, wenn wir glauben wollen und Forderungen stellen, auf unsere Zeit übertragen werden. Das ist eine mühevolle und schwierige Aufgabe, aber unbedingt notwendig.
Veränderte Lebenssituationen
Und hier bin ich bei dem zweiten Ereignis, das mir wichtig ist für meinen Umgang mit vielen Menschen. Die deutschen Bistümer haben ein neues Arbeitsrecht verabschiedet. Darin kommt es zu zwei entscheidenden Veränderungen.
Die Kirche geht unter ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf wiederverheiratete Geschiedene zu. Sie können in ihrer Lebenssituation in dieser Kirche und ihren Einrichtungen weiterarbeiten. Ein Verstecken im Sinne von „hoffentlich merkt und sagt niemand etwas“ oder die Angst vor einer Kündigung hören auf.
Und zweitens: Die Kirche geht anders mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern um, die ihre gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaft eintragen lassen, um als Paar zusammen zu leben. Auch hier endet ein falsches Versteckspiel, und Menschen werden in der Art, wie sie ihr Leben gestalten und ihr Glück finden, als Menschen gesehen.
Auch wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einem besonderen Verkündigungsauftrag davon ausgenommen sind, zeigt es mir doch, wie wichtig es ist, das wir in einer Kirche leben, die bereit ist, sich veränderten Lebenssituationen und veränderten Bedingungen zu stellen und dies auch in ihren Strukturen festzuschreiben. Vielleicht noch nicht viel, aber doch ein richtiger Schritt.
Sich auf Veränderungen einzulassen, dazu ermutigt uns Gott von seinem innersten Wesen als Vater, Sohn und Heiliger Geist.