Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 19. Nov. 2023 - 33. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
28. Dez. 2024
28. Dezember: Unschuldige Kinder (Fest)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
03. Dez. 2023
1. Adventsonntag (B)
26. Nov. 2023
Christkönigsonntag (A)
19. Nov. 2023
33. Sonntag im Jahreskreis (A)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Spr 31,10-13. 19-20. 30-31
Lesung aus dem Buch der Sprichwörter.
Eine tüchtige Frau, wer findet sie?
Sie übertrifft alle Perlen an Wert.
Das Herz ihres Mannes vertraut auf sie
und es fehlt ihm nicht an Gewinn.
Sie tut ihm Gutes und nichts Böses
alle Tage ihres Lebens.
Sie sorgt für Wolle und Flachs
und arbeitet voll Lust mit ihren Händen.
Nach dem Spinnrocken greift ihre Hand,
ihre Finger fassen die Spindel.
Sie öffnet ihre Hand für den Bedürftigen
und reicht ihre Hände dem Armen.
Trügerisch ist Anmut,
vergänglich die Schönheit,
eine Frau, die den Herrn fürchtet,
sie allein soll man rühmen.
Gebt ihr vom Ertrag ihrer Hände,
denn im Stadttor rühmen sie ihre Werke!
Die alttestamentliche Lesung ist dem Buch der Sprichwörter entnommen. Die ausgewählten Verse gehören zu dem Abschlussgedicht, mit dem das ganze Buch endet. Es handelt sich bei den Versen 10-31 um ein Akrostichon, d.h. im Hebräischen folgen die Anfangsbuchstaben der einzelnen Verse dem hebräischen Alphabet.
Das Gedicht über die tüchtige Frau (31,10-31) und die Aussagen über Frau Weisheit (Kap 1-9) sind wechselseitig aufeinander zu beziehen. Sie bilden den Deuterahmen des gesamten Buches. Die tüchtige, weise und JHWH-fürchtige (Jahwe-fürchtige) Frau ist eine Form der Inkarnation der präexistenten Weisheit, durch die JHWH die Welt erschaffen hat und deren Freude es ist, bei den Menschen zu sein (8,22-31). Sie ist ein Paradigma gelungener menschlicher Existenz, welche die gute Schöpfungsordnung im Lebenshaus der Menschen verwirklicht.
Ludger Schwienhorst-Schönberger, Das Buch der Sprichwörter, in: Erich Zenger u.a., Einleitung in das Alte Testament, Stuttgart 1995, S. 258
Das Bild, das von der Frau in den Versen 10-31 gezeichnet wird, unterstreicht die vielfältigen Aktivitäten der Frau. Sie spielt eine wesentliche Rolle in ihrem Umkreis. Dabei ist auffällig, dass ihr Wirkungskreis sich nicht auf den häuslichen Bereich beschränkt, sondern auch den wirtschaftlichen Bereich umfasst. Die Frau tritt als Geschäftspartnerin auf, sie produziert, verkauft, sorgt sich um die ihr Anvertrauten und sie hat ein Herz für die Armen.
Die für die Lesung vorgesehenen Verse bevorzugen eher die häuslichen Tätigkeiten der Frau. In der Anmerkung zur 1. Lesung im Schott (1983) ist folgerichtig zu lesen: "Eine solche Frau ist liebende Gattin, sorgende Hausfrau, ein wirklicher "Schatz", das Glück ihres Hauses." - Um einerseits der Vollständigkeit des Gedichts Rechnung zu tragen, andererseits aber auch die Vielfältigkeit des Frauenbildes in der Bibel deutlich zu machen, empfehle ich, die Verse 10-31 durchgehend zu lesen, eventuell mit einem Hinweis auf die Gedichtstruktur im Hebräischen. (Siehe "Ungekürzte Fassung").
Die Kapitel 10 bis 31 des Buches der Sprüche sind Texte, die gleichsam vom "prallen Leben" handeln - wie kaum ein zweiter Abschnitt der Bibel. Es geht in diesen Texten um das rechte Handeln im Alltag. In den ersten Versen des 31. Kapitels kommt eine Mutter zu Wort. Die weiteren Verse führen in das Alltagsleben einer Familie.
Historisch dürfte der Text wohl am königlichen Hof entstanden sein. Formal handelt es sich (beim Urtext!) um ein alphabetisches Gedicht, bei dem jede neue Textzeile mit dem jeweils im Alphabet folgenden Buchstaben beginnt. Dieses Stilmittel sollte zum leichteren Merken des Textes (für Rezitationen etc.) beitragen.
Das (männliche!) Frauenbild war ausgerichtet auf eine Frau, welche den Alltag bewältigt. Dezidiert gewarnt wird im Text, nur auf das Äußere einer Frau zu schauen. Das kann täuschen und ist vergänglich. Dem Schreiber des Textes kommt es vielmehr auf die „vielbeschworenen“ inneren Werte an. Das Wort „gottesfürchtig“ steht als Synonym für Ehrfurcht, Gehorsam, Treue und Liebe Gott gegenüber.
Als erste Lesung wird das Ende des Buches der Sprichwörter geboten: Das Lob der tüchtigen Frau. Allerdings verstümmelt die liturgische Textfassung das kunstvolle Lied. Sie wählt jene Verse aus, die das traditionelle Frauenbild verfestigen. Es empfiehlt sich daher, den Text ungekürzt oder eine eigene Versauswahl vorzutragen.
Der hebräische Text läßt jeden Vers mit einem anderen Buchstaben des Alphabetes beginnen, sodaß die tüchtige Frau von A bis Z besungen wird. Auffallend ist das Frauenbild, das hier beschrieben wird. Diese Frau ist sehr tatkräftig, selbständig, sie hat Freude am Schaffen.
Der Abschluß des Sprichwörterbuches steht in Beziehung zu den Kapiteln 1 bis 9, also zum Beginn des Buches. In diesen geht es um positive und negativ gezeichnete Frauengestalten sowie die personifizierte Weisheit eine wichtige Rolle. Am Ende des Buches verkörpert die hier beschriebene Frauengestalt die Weisheit selbst.
1. Lesung (ungekürzte Fassung) - Spr 31,10-31
Lesung aus dem Buch der Sprichwörter.
Eine tüchtige Frau, wer findet sie?
Sie übertrifft alle Perlen an Wert.
Das Herz ihres Mannes vertraut auf sie
und es fehlt ihm nicht an Gewinn.
Sie tut ihm Gutes und nichts Böses
alle Tage ihres Lebens.
Sie sorgt für Wolle und Flachs
und arbeitet voll Lust mit ihren Händen.
Sie gleicht den Schiffen des Kaufmanns:
Aus der Ferne holt sie ihre Nahrung.
Noch bei Nacht steht sie auf,
um ihrem Haus Speise zu geben
und den Mägden, was ihnen zusteht.
Sie überlegt es und kauft einen Acker,
vom Ertrag ihrer Hände pflanzt sie einen Weinberg.
Sie gürtet ihre Hüften mit Kraft
und macht ihre Arme stark.
Sie spürt den Erfolg ihrer Arbeit,
auch des Nachts erlischt ihre Lampe nicht.
Nach dem Spinnrocken greift ihre Hand,
ihre Finger fassen die Spindel.
Sie öffnet ihre Hand für den Bedürftigen
und reicht ihre Hände dem Armen.
Ihr bangt nicht für ihr Haus vor dem Schnee;
denn ihr ganzes Haus ist in prächtigem Rot gekleidet.
Sie hat sich Decken gefertigt,
Leinen und Purpur sind ihr Gewand.
Ihr Mann ist in den Torhallen geachtet,
wenn er zu Rat sitzt mit den Ältesten des Landes.
Sie webt Tücher und verkauft sie,
Gürtel liefert sie dem Händler.
Kraft und Würde sind ihr Gewand,
sie spottet der drohenden Zukunft.
Sie öffnet ihren Mund in Weisheit
und Unterweisung in Güte ist auf ihrer Zunge.
Sie achtet auf das, was in ihrem Haus vorgeht,
Brot der Faulheit isst sie nicht.
Ihre Kinder stehen auf und preisen sie glücklich,
auch ihr Mann erhebt sich und rühmt sie:
Viele Frauen erwiesen sich tüchtig,
doch du übertriffst sie alle.
Trügerisch ist Anmut,
vergänglich die Schönheit,
eine Frau, die den Herrn fürchtet,
sie allein soll man rühmen.
Gebt ihr vom Ertrag ihrer Hände,
denn im Stadttor rühmen sie ihre Werke!
Antwortpsalm - Ps 128,1-5
Kv: Selig die Menschen,
die Gottes Wege gehn. – Kv
(GL 31,1)
Selig jeder, der den Herrn fürchtet, *
der auf seinen Wegen geht!
Was deine Hände erarbeitet haben, wirst du genießen; *
selig bist du – es wird dir gut ergehn. – (Kv)
Deine Frau ist wie ein fruchtbarer Weinstock *
im Innern deines Hauses.
Wie Schösslinge von Ölbäumen sind deine Kinder *
rings um deinen Tisch herum. – (Kv)
Siehe, so wird der Mann gesegnet, *
der den Herrn fürchtet.
Es segne dich der Herr vom Zion her. *
Du sollst schauen das Glück Jerusalems alle Tage deines Lebens. – Kv
2. Lesung - 1 Thess 5,1-6
Lesung aus dem 1. Brief des Apostel Paulus
an die Gemeinde Thessalonich.
Über Zeiten und Stunden, Schwestern und Brüder,
brauche ich euch nicht zu schreiben.
Ihr selbst wisst genau,
dass der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb in der Nacht.
Während die Menschen sagen: Friede und Sicherheit!,
kommt plötzlich Verderben über sie
wie die Wehen über eine schwangere Frau
und es gibt kein Entrinnen.
Ihr aber, Brüder und Schwestern, lebt nicht im Finstern,
sodass euch der Tag nicht wie ein Dieb überraschen kann.
Ihr alle seid Söhne des Lichts
und Söhne des Tages.
Wir gehören nicht der Nacht
und nicht der Finsternis.
Darum wollen wir nicht schlafen wie die anderen,
sondern wach und nüchtern sein.
Christiane Herholz (2002)
Bernhard Zahrl (1999)
Martin Schachinger (1996)
Der 1. Brief an die Thessalonicher ist der früheste Paulusbrief, der uns überliefert ist. Vermutlich ist er um 50/51 n.Chr. in Korinth verfasst worden. Paulus reagiert auf Nachrichten, die er über die durch ihn gegründete Gemeinde erhalten hat.
In der Gemeinde besteht Unsicherheit über den Zeitpunkt der Parusie (Wiederkunft Christi). Die Vorstellung, dass die Wiederkehr Christi nicht lange auf sich warten lässt, wird zum Problem, als einige Gemeindemitglieder sterben, ohne diese Wiederkunft erlebt zu haben. Können auch sie gerettet werden? Paulus weist darauf hin, dass es nicht darauf ankommt, ob man zum Zeitpunkt der Wiederkunft Christi noch lebt oder ob man schon gestorben ist. Entscheidend für das Heil ist der Glaube an Jesus Christus. Auf der anderen Seite darf das nicht dazu führen, dass die Christen nun gleichgültig werden. Wachsamkeit ist nach wie vor gefragt. Die Ernsthaftigkeit der Mahnung unterstreicht Paulus, indem er traditionelle Bilder verwendet, wie den Dieb, der plötzlich in der Nacht erscheint oder einsetzende Wehen, die die Geburt einleiten und die nicht genau vorhersagbar sind.
In der Zeit der Entstehung des Neuen Testaments gab es ein gesteigertes Interesse an apokalyptischen Szenarien sowie "Berechnungen" des Datums für den Weltuntergang. Der Apostel Paulus möchte in seinem Brief an die Thessalonicher die Christen von einer solchen Fixierung freimachen. Der Tag des Gerichts komme eben genauso unvorhersehbar und „unangemeldet“ wie ein Dieb in der Nacht. Jegliche Spekulationen um den Zeitpunkt sind somit vertane Zeit. Das Sprechen von „Frieden und Sicherheit“ soll die Menschen gleichsam im Gefühl der Zuverlässigkeit und des Schutzes wiegen – dies ist letztlich aber nur ein trügerisches Gefühl nach Paulus.
Die getauften Christen leben jedoch in der Gewissheit der Nähe und Begleitung Christi. Sie sehen "Licht", und leben daher nicht in Ziellosigkeit, Ausweglosigkeit oder gar Hoffnungslosigkeit. Jeder Tag im Leben eines Christen ist für Paulus wichtig und daher gilt es, sich nicht treiben zu lassen und die Zeit zu nützen.
Der 33. Sonntag im Jahreskreis ist der letzte Sonntag vor dem Christkönigssonntag. Dieser ist der letzte Sonntag im Kirchenjahr, da mit dem 1. Adventsonntag ein neues Kirchenjahr beginnt. Dementsprechend sind auch die Texte der letzten Sonntage im Kirchejahr auf die letzten Dinge gerichtet. Auf die Wiederkunft Christi und auf das Weltgericht.
Die Frage nach dem Ende der Welt, was danach kommen wird, wie unser jetztiges Leben dann bewertet wird, wurde schon zu Zeiten Jesu und später in den ersten Gemeinden viel besprochen.
Im 1. Brief an die Thessalonicher gibt Paulus Antwort auf die besorgten Fragen der Christen. Diese erwarteten die Widerkunft Jesu noch zu ihren Lebzeiten. Man kann sich vorstellen, daß mit fortschreitendem Alter so mancher Christ unruhig und unsicher wurde, ob er denn die Wiederkunft Christi noch "erleben" würde. Dem gegenüber betont Paulus, was für uns Christen viel wichtiger ist als das Nachgrübeln über den Zeitpunkt der Widerkunft.
Ruf vor dem Evangelium - Joh 15,4a. 5b
Halleluja. Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Bleibt in mir und ich bleibe in euch.
Wer in mir bleibt, der bringt reiche Frucht.
Halleluja.
Evangelium - Mt 25,14-30
Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit
erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis:
Mit dem Himmelreich
ist es wie mit einem Mann, der auf Reisen ging.
Er rief seine Diener
und vertraute ihnen sein Vermögen an.
Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld,
einem anderen zwei,
wieder einem anderen eines,
jedem nach seinen Fähigkeiten.
Dann reiste er ab.
Sofort ging der Diener, der die fünf Talente erhalten hatte, hin,
wirtschaftete mit ihnen
und gewann noch fünf weitere dazu.
Ebenso gewann der, der zwei erhalten hatte,
noch zwei weitere dazu.
Der aber, der das eine Talent erhalten hatte,
ging und grub ein Loch in die Erde
und versteckte das Geld seines Herrn.
Nach langer Zeit kehrte der Herr jener Diener zurück
und hielt Abrechnung mit ihnen.
Da kam der, der die fünf Talente erhalten hatte,
brachte fünf weitere
und sagte: Herr, fünf Talente hast du mir gegeben;
sieh her, ich habe noch fünf dazugewonnen.
Sein Herr sagte zu ihm:
Sehr gut,
du tüchtiger und treuer Diener.
Über Weniges warst du treu,
über Vieles werde ich dich setzen.
Komm, nimm teil am Freudenfest deines Herrn!
Dann kam der Diener, der zwei Talente erhalten hatte,
und sagte: Herr, du hast mir zwei Talente gegeben;
sieh her, ich habe noch zwei dazugewonnen.
Sein Herr sagte zu ihm:
Sehr gut,
du tüchtiger und treuer Diener.Über Weniges warst du treu,
über Vieles werde ich dich setzen.
Komm, nimm teil am Freudenfest deines Herrn!
Es kam aber auch der Diener, der das eine Talent erhalten hatte,
und sagte: Herr, ich wusste, dass du ein strenger Mensch bist;
du erntest, wo du nicht gesät hast,
und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast;
weil ich Angst hatte,
habe ich dein Geld in der Erde versteckt.
Sieh her, hier hast du das Deine.
Sein Herr antwortete und sprach zu ihm:
Du bist ein schlechter und fauler Diener!
Du hast gewusst, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe,
und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe.
Du hättest mein Geld auf die Bank bringen müssen,
dann hätte ich es bei meiner Rückkehr
mit Zinsen zurückerhalten.
Nehmt ihm also das Talent weg
und gebt es dem, der die zehn Talente hat!
Denn wer hat,
dem wird gegeben werden
und er wird im Überfluss haben;
wer aber nicht hat,
dem wird auch noch weggenommen, was er hat.
Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus
in die äußerste Finsternis!
Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.
Christiane Herholz (2002)
Bernhard Zahrl (1999)
Martin Schachinger (1996)
Das Gleichnis von den Talenten gehört zur Endzeitrede Jesu (Mt 24, 1 – 25, 46). Jesus spricht exklusiv zu seinen Jüngern. In diese Rede sind drei Gleichnisse eingebettet: Das Gleichnis vom treuen und vom bösen Knecht, das Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen und das Gleichnis von den anvertrauten Talenten. Die große Bildrede vom Endgericht schließt die Rede ab.
Nach Ulrich Luz (EKK) handelt es sich bei diesem Gleichnis um matthäisches Sondergut. Bei der lukanischen Variante (Lk 19,12-27) handelt es sich um eine Fassung, die vermutlich selbständig überliefert worden ist. Von der Form her liegt bei diesem Gleichnis eine Parabel vor, d.h. in dieser Geschichte wird eine bestimmte Handlung geschildert, die den Zuhörer zur Stellungnahme herausfordert.
Was wollte Jesus mit dieser Parabel sagen? Die Vorschläge der Ausleger sind vielfältig. Einig sind sie sich darüber, dass sie sich auf das Verhältnis der Menschen zu Gott bezieht. Die konventionalisierten Metaphern "Herr" und "Sklave" lassen kaum eine andere Deutung zu. Fast alles andere wird dagegen unterschiedlich beurteilt. Die Grundfragen sind:
Handelt es sich bei der "Abrechnung" um eine feste Metapher für das letzte Gericht oder nur um einen erzählerischen Zug, der die Wichtigkeit des Anspruchs der Parabel einsichtig machen will? Im zweiten Fall neigen die Ausleger zu einer allgemein-menschlichen Deutung der Parabel, im ersten deuten sie sie als Gerichtsgleichnis.
Liegt das Gewicht allein auf dem dritten Sklaven, oder sind auch die beiden ersten Sklaven wichtig als positive Identifikationsmodelle? Je nach dem deutet man die Parabel eher polemisch oder paränetisch.
Liegt das Gewicht nur auf der Abrechnung am Schluss oder auch auf der Gabe des Geldes am Anfang? Je nach dem wird die Parabel als reines Gerichtsgleichnis oder als Parabel von der Wirksamkeit des Gottesreichs verstanden.
Und schließlich: Welches ist die Beziehung dieser Parabel zum Wirken Jesu?
Diese Parabel, die Matthäus in einer Überlieferung vorfand, wird von ihm nun in einen bestimmten Zusammenhang gestellt: Sie steht mit den beiden oben genannten Gleichnissen, bzw. Parabeln unmittelbar nach der Mahnung Mt 24, 44 "Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet."
Somit gibt Matthäus einen Interpretationszusammenhang vor, der auf Jesu Leben und Wirken verweist und die Gefahr eingrenzt, durch die isolierte Betrachtung der Parabel zu einem Gottesbild zu kommen, das missverständlich ist.
Es ist Jesus, auf den sich die Parabel bezieht. Im Lichte seiner Botschaft ist die Geschichte zu deuten. (christologische Dimension)
Außerdem wird durch den Zusammenhang die endzeitliche Bedeutung klargestellt. (eschatologische Dimension)
Schließlich geht es darum, die Gegenwart vor dem Hintergrund dieser endzeitlichen Perspektive zu gestalten. (paränetische Dimension)
Noch zwei interessante Einzelheiten:
In Mt 25, 26 übersetzen Luther und Einheitsübersetzung: "Du böser und fauler Knecht", bzw. "Du bist ein schlechter und fauler Diener". Das griechische Wort, das mit "faul" übersetzt wird, ist "oknhroV " (oknäros), das die Bedeutung von "zögernd, träge, bedenklich, ängstlich" hat. Die Übersetzung mit "faul" schließt an die westliche Auslegungstradition an, die von der Übersetzung des griechischen Wortes durch das lateinische "piger" (faul, verdrossen, langsam, träge) geprägt ist.
Das Vergraben von Geld wird in rabbinischen Quellen als sorgfältiger Umgang mit anvertrautem Geld bewertet (im Gegensatz zu der Aufbewahrung in einem Tuch).
Es gab bei anvertrautem Geld die Möglichkeit, die Summe als "geschlossenes" Depositum oder als "offenes" Depositum zu betrachten. Über ein "geschlossenes" Depositum kann der Verwahrer nicht verfügen. Wenn er es sachgerecht aufbewahrt, haftet er nicht für den Verlust. Über ein "offenes" Depositum kann der Verwahrer verfügen, er haftet aber auch bei Verlust.
Literatur:
Ulrich Luz, Das Evangelium nach Matthäus, 3. Teilband, EKK I/3, Zürich und Düsseldorf/ Neukirchen-Vluyn 1997
Die letzte große Rede Jesu im Evangelium nach Matthäus besteht aus sieben Gleichnissen über die "Vollendung" der Welt und der Kirche durch die erneute Ankunft Christi (in der neutestamentlichen Bibelwissenschaft hat sich für die Kapitel Mt 24 und 25 die Bezeichnung "apokalyptische Rede" entwickelt).
Das historische Umfeld des heutigen Evangeliums kann wahrscheinlich im städtischen Milieu Israels angesiedelt werden. Sicherlich existierte ein "antiker Vorläufer" einer heutigen Bank und das wirtschaftliche Leben war derart ausgeprägt, dass es möglich war, mit seinem Geld zu "wirtschaften" – auch wenn wir alle Details heute nicht mehr rekonstruieren können. Reiche Gutsbesitzer handelten mit den damaligen Metropolen Rom oder Alexandria. Während der Auslandsreisen des Besitzers eines Unternehmens oder Gutes wurde ein treuer Mitarbeiter (gleichgültig ob Sklave oder Angestellter) mit der Fortführung und Betreuung des Eigentums des Besitzers betraut. Wollte man nicht mit dem anvertrauten Geld wirtschaften, so musste man es an einem geheimen Ort vergraben, denn die damaligen Lehmbauten boten gegen Einbrecher nur bedingten Schutz.
Ein Talent Silbergeld war damals viel Geld. Es entsprach etwa 5.000 Denaren. Ein Denar war in etwa der Tageslohn eines Arbeiters und reichte gerade für die Ernährung und die Bedürfnisse einer sechsköpfigen Familie an einem Tag.
Matthäus vergleicht in diesem Evangelium Jesus mit dem Mann, der auf Reisen ging. Beide vertrauen den ihren jeweils das gesamte Vermögen an. Für die Christen bedeutet dies, dass jeder von ihnen verschiedene Gaben und Aufgaben in der Kirche erhalten hat (vgl. hierzu auch die verschiedenen Charismen im Römerbrief des Paulus) und nun in individueller Verantwortung mit diesen "haushalten" oder "wirtschaften" muss. Jeder Erfolg der erzielt wird, geht letztlich auch wieder an Christus zurück. Sicherlich existiert auch die Gefahr, dass mancher stolz wird und auf seinen eigenen "Talenten" sitzen bleibt. Der dritte Knecht hat hingegen Angst, etwas falsch zu machen, und fängt daher erst gar nicht an, mit den ihm anvertrauten Gütern zu wirtschaften – er lebt offensichtlich nach dem Motto "Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben".
Weiters fühlt sich dieser Knecht wahrscheinlich den anderen gegenüber benachteiligt und nicht ganz so ernst genommen. Weshalb hat ihm denn der Besitzer sonst nur so wenig anvertraut? Er übersieht jedoch die Tatsache, dass Gottes Liebe nicht mit der Anzahl von anvertrauten "Gegenständen" gleichgesetzt werden kann. Gott gibt jedem die seine und nicht jedem die gleiche Gabe. Gott wird – so Matthäus - den Menschen am Ende der Tage nicht danach fragen, wie er mit dem anvertrauten Gut des Anderen gehandelt hätte, sondern was er aus dem ihm anvertrauten Schatz gemacht hat.
Matthäus warnt in diesem Evangelium also vor der Gefahr, dass wir unser Eigenstes nicht schätzen, es vergraben, ungenützt lassen und uns so um die Chance eines mit den Gaben Gottes anvertrauten „wahrhaft gelebten Lebens“ bringen.
Das Gleichnis von den Talenten im Mathäusevangelium steht im Kontext der Rede Jesu über die Endzeit. Es geht um die Frage nach unserem Verhalten in diesem Leben und seinen Auswirkungen auf das Leben danach. Im Anschluß an unsere Stelle lesen wir bei Mathäus noch die Schilderung des Weltgerichtes. Diesen Zusammenhang müssen wir mitbedenken.
Zum Wert des anvertrauten Geldes ist zu sagen, daß ein Talent etwa 6000 Drachmen entsprach. Eine Drachme war der Tageslohn eines Arbeiters. Es handelte sich also um Summen, die bei Verlust nicht so ohne weiteres zu verdienen waren aber Jesus bezeichnet sie als "Kleinigkeit". Dies unterstreicht noch das Risiko des Auftrags und die Dringlichkeit, den Einsatz der Talente nicht auf die lange Bank zu schieben.
Evangelium (Kurzfassung) - Mt 25,14-15. 19-21
Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit
erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis:
Mit dem Himmelreich
ist es wie mit einem Mann, der auf Reisen ging.
Er rief seine Diener
und vertraute ihnen sein Vermögen an.
Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld,
einem anderen zwei,
wieder einem anderen eines,
jedem nach seinen Fähigkeiten.
Dann reiste er ab.
Nach langer Zeit kehrte der Herr jener Diener zurück
und hielt Abrechnung mit ihnen.
Da kam der, der die fünf Talente erhalten hatte,
brachte fünf weitere
und sagte: Herr, fünf Talente hast du mir gegeben;
sieh her, ich habe noch fünf dazugewonnen.
Sein Herr sagte zu ihm:
Sehr gut,
du tüchtiger und treuer Diener.
Über Weniges warst du treu,
über Vieles werde ich dich setzen.
Komm, nimm teil am Freudenfest deines Herrn!
Die große Chance
Eine unüberbietbare Konjunkturspritze
Bereits der erste Satz im Gleichnis von den Talenten verweist auf das Himmelreich. Auch die Riesensumme, die übergeben wird, übersteigt unsere menschlichen Möglichkeiten. Um 5 Talente zu erwirtschaften, müsste jemand 30 000 Tage arbeiten. Das schafft keiner. Wir bekommen also grenzenlos mehr geschenkt als wir selber je leisten können.
Geradezu selbstverständlich ist es, dass diese einzigartige Gabe wie eine unüberbietbare Konjunkturspritze verstanden und genützt wird. Dieses Startkapital ist wie ein Samenkorn, das buchstäblich bis in den Himmel wachsen kann.
Das vergrabene Geschenk
Der 3. Knecht mit dem 1 Talent bekommt die meiste Aufmerksamkeit. Es werden Rede und Gegenrede zwischen dem Herrn und ihm ausführlich geschildert. Allein schon daran erkennen wir: Um diesen Punkt geht es. Darauf soll unser Blick gelenkt werden.
Vermutlich empfinden wir das Urteil des Herrn als hart und hören Leute murren: „Der hat doch nichts Unrechtes getan. Er hat die geschenkte Summe nicht sinnlos verprasst. Er bringt sie wieder zurück. Warum kommt er mit seinem Verwahren so schlecht weg? Da laufen doch genügend Gauner herum, die es viel schlimmer treiben als er!“ Es fällt uns nicht schwer, diesen Mann, der doch niemandem etwas zu Leide getan hat, in Schutz zu nehmen. Warum kommt diese Unschuldshaltung, die gegen kein Gesetz verstößt, so schlecht weg?
Macht jemand keine Fehler, der nichts tut?
Vielleicht kann folgende chinesische Parabel die Antwort näherbringen: Arme Brautleute hatten den Wunsch, dass viele Bekannte ihre Hochzeit mitfeiern. Geteilte Freude ist doppelte Freude, dachten sie. Denn warum sollte unsere Freude nicht ansteckend sein? – Aber wie sollte das gehen?- Da kam ihnen folgende Idee: Die Eingeladenen sollten je eine Flasche Wein mitbringen. Am Eingang würde ein großes Fass stehen, in das sie ihren Wein gießen könnten. Und so sollte jeder die Gabe des Anderen trinken und jeder mit jedem froh und ausgelassen sein.
Als nun das Fest eröffnet wurde, liefen die Kellner zu dem großen Fass und schöpften daraus. Doch sie erschraken bis in die Knochen, als sie merkten, dass im Fass nichts als Wasser war. Versteinert saßen sie da, als ihnen bewusst wurde, dass eben jeder gedacht hatte: Die eine Flasche Wasser, die ich hineingieße, wird niemand merken. Nun aber wussten sie: Jeder von ihnen hatte so gedacht: Heute will ich mal auf Kosten der Anderen feiern.
Unruhe, Unsicherheit und Scham erfasste alle, nicht nur, weil es bloß Wasser zu trinken gab. Als das Flötenspiel verstummte, gingen alle schweigend nach Hause. Und jeder wusste: Das Fest hatte nicht stattgefunden.
Nichts tun reicht nicht für das Himmelreich
Das Gleichnis von den Talenten will genau diese minimalistische Haltung, die Enthaltungs-Mentalität, aufbrechen. Nichts Böses tun, nichts tun, reicht nicht, um ins Himmelreich zu kommen und für ein erfülltes Leben, für ein Leben in Fülle fähig zu werden.
Wer sich den Himmel als ein Zuschauen vorstellt, ohne sich selbst einzubringen, der wird bald von Langeweile gequält, wie es die Parodie vom »Münchner im Himmel« schildert. Mit einem Konsumieren, ohne selbst etwas beizutragen, geht es nicht aufwärts, sondern abwärts, hin zu Leere und Verlust. Das Zuschauen kann es eben niemals mit der Spannung und der Freude aufnehmen, die man hat, wenn man selber mitten im Geschehen ist.
Mehr Lebensqualität, mehr Glück, mehr Himmel wachsen nicht, wenn wir nur das Böse meiden. Das Gleichnis von den Talenten lädt uns ein, dass wir die Fähigkeiten, die in uns grundgelegt sind, in Gang setzen und entfalten.
Im Berufsleben ist es selbstverständlich, dass das vorhandene Vermögen in Umlauf gebracht werden muss, sonst ist es totes Kapital. Der 3. Knecht ist gleichsam schon tot, weil er sein Talent vergraben, zu Grabe getragen hat.
Angst ist kein guter Begleiter
Dieser 3. Knecht spricht von der Strenge des Herrn. Angst beherrscht sein Tun und lähmt seinen Unternehmungsgeist.
Wie steht es mit der Liebesbeziehung eines Christen, der fragt: Wieviel muss ich gerade noch tun, dass ich nicht in die Hölle komme? Stellen Sie sich vor, Verliebte würden einander fragen: Wieviel muss ich tun, dass es keine Scheidung gibt? Unter solchen Vorzeichen können sich keine guten Kräfte füreinander entwickeln.
Angst ist kein guter Begleiter, und schon gar nicht ein Energiespender; weder in mitmenschlichen Beziehungen noch in der Freundschaft mit Gott. Vor Gott stoppe ich meine Entwicklung, wenn ich nichts riskiere und vorsichtig Abstand halte oder gar mich ängstlich in ein Mauseloch verkrieche.
Das neue Gottesbild Jesu
Jesus hat alles unternommen, um die Vorstellung von einem zürnenden und strafenden Gott aus der Welt zu schaffen. Er hat sich bewusst für die eingesetzt, die nichts zu lachen hatten. Solchen, die von anderen fertig gemacht wurden oder selber Mist gebaut hatten, hat er wieder auf die Beine geholfen. Vor dem Kreuz Jesu darf jede Angst dahinschmelzen.
Jesus will bei aller Dankbarkeit Gott gegenüber nicht, dass wir abhängige Bettler bleiben, die über das Händeaufhalten nicht hinauskommen. Er möchte, dass wir mit seiner Hilfe wachsen, von Jahr zu Jahr immer Heilsameres vollbringen und mitbauen am Reich Gottes.
Kinder, die staunend mitbekommen, was Eltern können, wollen sich von ihnen nicht immer das Gleiche vormachen lassen. Sie werden ungeduldig und möchten es auch selber können. Sie möchten dazulernen und erwachsen werden.
Das Himmelreich will Menschen, die sich voll einbringen, und sich gegenseitig zu Initiativen ermutigen. Himmel erleben wir jetzt schon, wo dieses wohlwollende und liebende Zueinander sich hochschaukelt.
Gott will seine Gaben in Umlauf bringen
Das Gleichnis von den Talenten geht noch einen Schritt weiter: Der 3. Knecht wird nicht nur getadelt. Es wird ihm sogar sein einziges Talent genommen und dem gegeben, der am meisten aus seinen Fähigkeiten gemacht hat. Die Begründung lautet: "Denn wer hat, dem wird gegeben und er wird im Überfluss haben: wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat."
Mit anderen Worten: Unsere Beziehung zu Menschen und zu Gott ist etwas Lebendiges. Alles was nur wie im Tresor aufbewahrt wird, bringt keinen Gewinn, verliert an Wert, wird nutzlos. Das Vergraben ist wie ein Grab, ist Zeichen des Todes. Wer nur bei sich selber stehen bleibt, vereinsamt, bei dem geht es bereits rückwärts, der verliert. Was ich nicht pflege, verkümmert.
Gott sei Dank, ist unser Gott in Jesus Christus total anders. Er kapselt sich nicht in sich selber ein. Er will nichts für sich behalten, sondern alle seine Gaben in Umlauf bringen. Das setzt sich fort in jeder Eucharistiefeier. Christus verschenkt sich, damit auch wir mehr Mut haben, aus uns herauszugehen und uns zu verschenken.
Weise Umsicht und mutige Vorausschau
Die Weisheit Gottes und vorausschauende Menschen
Die erste Lesung ist kein Tugendkatalog oder Garantieschein für eine gute Ehe, auch kein Anforderungsprofil. Wer ist diese Frau, „die alle übertrifft“? Der Verfasser der Sprichwörter denkt weniger an eine konkrete Person, sondern an die Weisheit, die aus Gott hervorgeht und hier als „gottesfürchtige“ Person auftritt.
„Der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb in der Nacht. Während die Menschen sagen: Friede und Sicherheit!, kommt plötzlich Verderben über sie." »Als Söhne und Töchter des Lichts« sollten wir ihn nicht verschlafen, so die zweite Lesung.
Sie kennen das Wort von Wilhelm Busch (1832-1908): „Denn erstens kommt es anders und zweitens als man denkt“, somit Überraschungsmomente erfreulicher Art, aber auch unguter Erlebnisse. Plötzlich ist alles anders, gravierende Umstellungen haben Sie sicher auch schon erlebt.
Entdeckung und Entfaltung von Talenten
Im Evangelium finden wir wieder ein Gleichnis aus dem Alltag mit einem konkreten Geschehen. Es geht um Talente, die sehr hoch einzuschätzen sind. Die Bibelwissenschaft gibt an, dass ein Talent etwa € 500 000 entspricht, also einen materiellen Wert darstellt. Gemeint ist aber viel mehr das Talent als Begabung, das entdeckt und dann entfaltet werden will. Das benötigt aber Weisheit (vgl. 1. Lesung) und gute Vorbereitungszeit (vgl. 2. Lesung). Das Evangelium sagt: Wir haben Reichtum empfangen, sollen ihn verdoppeln. Angst vor Gott ist ein schlechter Ratgeber.
Wie soll Entdeckung und Entfaltung von Talenten geschehen? Talente im Sinne von Begabungen hat jeder von uns bekommen, einer mehr, ein anderer weniger, so lesen wir es auch aus dem Evangelium heraus. Wenn etwas gut gelingt, wenn sich Erfolge einstellen, sagen wir: „Du bist genial.“ Wir meinen damit, dass dieser Mensch einen weiten Geist besitzt, Talente hat. Dieser innere Geist zeigt, wie es weitergehen kann, wie Talente entdeckt und gefördert werden können und sollen, schon von klein auf.
Leider bleiben auch Talente verschüttet, etwa durch Hinweise, die gut gemeint, aber trotzdem demotivieren können: Das ist zu schwer für dich, das ist viel zu gefährlich oder etwas gröber formuliert: Du wirst das nie können. Vielleicht auch noch aufbrausend und zornig: dazu bist du zu blöd!
Weise Fehlertoleranz
Die Weisheit lässt Fehler zu, dann stellen sich Erfolge ein. (siehe 1. Lesung). Die Weisheit bringt Früchte des Heiligen Geistes wie Selbstbeherrschung, Friede, Langmut, Güte, Geduld. Alles braucht seine Zeit. So werden auch Talente für andere fruchtbar, und für uns selber entsteht Freude für sich und andere, also göttliche Geschenke.
Talente werden auch aus Angst vor Versagen, vor Blamage, aus Minderwertigkeit vergraben. So können gute Talente nie sichtbar werden. Das traurige Resultat: Ich bin ja wirklich unfähig! Eine solche Haltung verursachen bewusst oder unbewusst Mitmenschen. Unsere größte Begabung, unser größtes Geschenk, das wir von Gott empfangen und weitergeben sollen, ist die Liebe. Damit haben wir direkt Anteil am Wesen Gottes. „Komm, nimm teil am Freudenfest deines Herrn!“ (Mt 25,24). Mit dieser Einladung wünsche ich Ihnen einen schönen Sonntag und eine erfreuliche Zeit, also Zeit voller Freude.
Die Nacht kann uns nicht besitzen! Wir gehören zu Christus
Wach und nüchtern
Das hört sich doch gut an! Wir sind Kinder des Lichts! Eine Überraschung? Paulus schreibt. „Wir gehören nicht der Nacht und nicht der Finsternis.“ Es ist sein erster Brief überhaupt. Etwa eineinhalb Jahrzehnte nach Jesus. In Thessalonich ist eine kleine christliche Gemeinde entstanden. Von Paulus – und zwei weiteren Mitstreitern – gegründet. Die Hauptstadt der römischen Provinz Mazedonien war weit entfernt von Jerusalem, von Bethlehem und den vielen anderen Orten, in denen Jesus wirkte. Aber von ihm ging ein Licht aus, das immer weitere Kreise zog. Was Jesus gesagt hat, was er tat hat – jetzt ist es schon in Thessalonich angekommen. Und dann geht es weiter. Immer weiter. Bis es bei uns ankommt. Damit wir Kinder des Lichts sein können. Geliebt und angenommen. Von Anfang an gehört das zum Geheimnis und zur Schönheit der Taufe. Die Nacht kann uns nicht besitzen! Wir gehören zu Christus. Dem Licht der Welt.
Einfache, aber doch mutige Worte! Wenn ich an die Finsternis denke, die sich über uns legt, die uns einzufangen droht, könnte ich kleinlaut werden. Corona macht finster. Die Herzen wie die Aussichten. Tatsächlich werden viele Menschen müde. Die Spannkraft lässt nach. Wir merken das auch. - Und dann gibt es den Terror, der in unsere geordnete Welt einbricht. Mitten in dem Herzen einer Stadt. Wir verstehen die Menschen nicht, die Gewalt anwenden und sie sogar religiös verbrämen. Wenn das an vielen Orten aufbricht, merken wir nicht nur die Angst, sondern auch die eigene Aggressivität. Es fällt schwer, nüchtern abzuwägen, was geschieht. - Und dann sehen wir auch noch, wie in der großen politischen Welt Mächtige mit ihrer Macht umgehen und sich hinter Verschwörungstheorien verschanzen. Wir sehen Menschen drum herum, die an etwas Großes glauben wollen und dann doch nur dunkle menschliche Seiten ins helle Licht bringen. Nur drei Beispiele – beliebig ließen sie sich ergänzen oder verlängern.
Paulus hat den Kindern des Lichts zwei Worte, zwei Verheißungen, zwei Aufträge anvertraut, die ihnen wie Schlüssel dienen, die Welt aufzuschließen: „Darum wollen wir nicht schlafen wie die anderen, sondern wach und nüchtern sein.“ Hellwach und nüchtern. Eben: Wie Kinder des Lichts.
Gut angelegt und schlecht vergraben
Dazu erzählt Jesus eine Geschichte. Sie ist aus dem Börsenmilieu genommen. Es geht um gute Geldanlagen. Mit Talenten haben wir es heute nicht mehr so. Müßig auch, die Gegenwerte zu suchen von 5 Talenten, 2 Talenten und 1 Talent. Sagen wir: 500.000 €, 200.000 €, 100.000 €. Wenn Sie wollen, können Sie auch Millionen daraus machen. Schließlich geht es gar nicht um Geld – es geht um eine Strategie. Geld steht für etwas. Es weist von sich weg.
Die beiden ersten legen das ihnen vertraute Geld gut an. Die Zinsabrechnung lässt sich sehen! Sie verdoppeln den Einsatz. Das waren noch Zeiten! Der dritte im Bunde vergräbt das ihm anvertraute Geld und legt es auf seine Weise sicher an. In der Erde geschützt. Neugierigen Augen verborgen. Wie ein Hund, der einen Knochen verbuddelt. Warum der Herr das so gemacht hat, erzählt Jesus nicht. Nur, dass er sich für längere Zeit verabschiedete. Hätte er nicht alles auf seinem Konto lassen können? Wollte er seine Diener, seine besten Mitarbeiter, vielleicht testen? Eine Personalentwicklungsmaßnahme der besonderen Art? Womöglich sogar außerhalb aller Normen? War das nicht auch ein Risiko, soviel Geld in fremde Hände zu geben und dann abzuhauen?
Die Offenheit, wohl beabsichtigt, hat schon ihren Sinn: Wir sollen mit unseren eigenen Augen sehen, was mit dem Geld passiert. Nein, nicht nur mit dem Geld: Mit dem Mut, mit der Hoffnung, mit dem Glauben. Schließlich legen die von dem Erzähler so genannten Diener ihre eigenen Gedanken offen: Die beiden ersten mehren, verdoppeln das ihnen anvertraute Geld. Ihr Vertrauen, das jetzt auch richtig gut zu machen, leuchtet geradezu auf. Der dritte glaubt nur, bloß nichts Falsches zu machen – sicher ist sicher. Übrigens: keiner von den dreien hatte einen Auftrag! Es wird nicht einmal erzählt, dass sie ein Schriftstück, einen Vertrag oder eine Quittung ausgefertigt hätten. Wie kann man nur so mit so viel Geld umgehen? Oder mit Vertrauen? Oder mit Hoffnung? Merkwürdig genug: Wenn etwas an der Börse zählt, dann ist es – Vertrauen. Kaum huscht die Nachricht durch die Medien, ein Impfstoff sei gefunden – und schon steigen die Börsenwerte.
Wie die Geschichte weitergeht? Die beiden ersten werden sehr belobigt! Auf die Vermögenswerte kommt es jetzt auch nicht mehr an. Der Herr, der zurückgekommen ist, spricht schon fast despektierlich von dem „Wenigen“, dass er ihnen überlassen hat. Aber:
Sehr gut, du tüchtiger und treuer Diener.
Über Weniges warst du treu,
über Vieles werde ich dich setzen.
Komm, nimm teil am Freudenfest deines Herrn!
tüchtig und treu
Die Worte „tüchtig“ und „treu“ drücken aus, worauf es angekommen ist, worauf es ankommt. Dass Gottes Gaben, so wird man diese Geschichte lesen können, vermehrt, verdoppelt werden, dass der Wagemut, das Vertrauen, die Hoffnung sich lohnen, dass am Ende eine große Freudenfeier stattfindet – das ist das Silber, das in der Sonne glänzt. Ist es nicht schön, von Talenten zu reden? Nein, jetzt nicht von alten Münzen – jetzt reden wir von uns!
Über den dritten, eigentlich einfallslosen und langweiligen Diener, ist nicht viel zu sagen, außer, dass er durchgefallen ist. Für ihn ist der Herr ein Schacherer, ein Börsenhai, jemand, der erntet, wo er nicht gesät hat und sammelt, was er nicht hingelegt hat. Welches Bild die beiden anderen von ihrem Herrn hatten, erzählt die Geschichte nicht. Warum wohl? Sie entdecken ihre Freiheit! Ihre Spielräume! Und: Sie entdecken ihren Mut, ihr Vertrauen, ihre Hoffnung. Ich sehe sie verschmitzt verfolgen, wie es wächst und wächst und wächst. Sie werden reich belohnt!
Das Festmahl – so ganz nebenbei – steht für das Reich Gottes, für die vollendete Welt, für die Welt Gottes. Um Geld geht es jetzt schon lange nicht mehr. Was hier geschieht, lässt sich nicht bezahlen.
Am hellen Tag
Ob Paulus diese Geschichte kannte? Er verrät nichts. Die Evangelien sind erst später zusammengestellt und weitergegeben worden. Aber die kleine Gemeinde in Thessalonich hat ganz viel davon mitbekommen:
Ihr aber, Brüder und Schwestern, lebt nicht im Finstern,
so dass euch der Tag nicht wie ein Dieb überraschen kann.
Ihr alle seid Söhne des Lichts
und Töchter des Tages.
Wie gut doch die Stichworte zusammenpassen: wach und nüchtern - tüchtig und treu. Wir könnten daraus eine Kette knüpfen und staunen über viele Lichterfahrungen und Lichtbegegnungen.
Am Schluss denke ich an den armen Tropf, der sein „Vermögen“, sein „Können“, seine „Hoffnung“ vergräbt. Glaubt er wirklich, dass er, wenn er alles ausbuddelt, wieder so hat, dass er es übergeben kann? Dass er wenigstens selbst davon leben kann? Dass ein anderer glücklich wird? Für ihn war der Glaube ein Risiko, ein Risiko auch seine Leidenschaft – jetzt riecht sein ganzes Leben nach Erde und nach Nacht. Die Finsternis muss ihn dann am Ende auch noch aufnehmen. Da verschwindet dann alles. Nicht einmal Katzenaugen leuchten.
Nein, die Finsternis hat schon genug Anwälte, Interpreten und Verschwörungstheoretiker. Mir gefällt die Geschichte – mit den vielen Talenten. Mit dem Fest. Mit der neuen Welt. Ich sehe dann auch ein Licht aufgehen. Was Jesus gesagt hat, was er tat hat – jetzt ist es schon in Thessalonich angekommen. Und dann geht es weiter. Immer weiter. Bis es bei uns ankommt. Damit wir Kinder des Lichts sein können. Geliebt und angenommen. Von Anfang an gehört das zum Geheimnis und zur Schönheit der Taufe. Die Nacht kann uns nicht besitzen! Wir gehören zu Christus. Dem Licht der Welt.
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Reich-Gottes-Kapital
Vermögensverwaltung
Das Gleichnis von den anvertrauten Talenten gehört zu den Gerichtsreden Jesu. Es will aber nicht nur mahnen oder warnen, es will vor allem ermutigen. Es ruft uns zu: Gebrauche deine Talente, nütze deine Gaben und Fähigkeiten!
Dieses Gleichnis setzt Beziehung und Vertrauen zwischen dem Herrn und seinen Dienern voraus. „Ein Mann, der auf Reisen ging, rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an. Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines, jedem nach seinen Fähigkeiten.“ Der reiche Herr erhofft sich von seinen Leuten viel. Er verteilt auf drei Personen acht Talente, eine sehr hohe Geldsumme. Heute vielleicht Millionenbeträge. Jeder wird nach seinen Fähigkeiten beauftragt.
„Sofort ging der Diener, der die fünf Talente erhalten hatte, hin, wirtschaftete mit ihnen und gewann noch fünf weitere dazu. Ebenso gewann der, der zwei erhalten hatte, noch zwei weitere dazu.“ Beim Dritten, der ein Talent empfangen hat, wird es spannend. „Er grub ein Loch in die Erde und versteckte das Geld seines Herrn.“ Ob das gut geht, fragen wir mit Recht?
Anderes Vermögen
Der Sinn des Gleichnisses kann nicht ein Hinweis auf eine gelingende Geld- und Zinswirtschaft sein. Es glückt alles bei den beiden ersten Geldempfängern. Doch was wäre, wenn sich einer verspekuliert und sein Geld verloren hätte? Es geht Jesus nicht um finanzielle Tüchtigkeit, es geht ihm um das Reich Gottes. Er schaut auf ein anderes Vermögen, das uns schon mit dem Heiligen Geist der Taufe ins Herz eingegossen wurde. Es geht ihm um die Grundgaben, den Glauben und die Liebe. Diese Gaben wachsen und mehren sich in uns, nach dem Maß, wie wir mit diesen Gnaden wuchern und sie großzügig verschenken. Schreibt nicht Matthäus selbst in seinem Evangelium: wenn wir guter Boden sind, bringen wir “Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach.“ Weil Glaube und Liebe göttlichen Ursprungs sind, wachsen und vervielfältigen sie sich mit unsern Einsatz. Oder Lukas schreibt in seiner Feldrede: „Gebt, dann wird auch euch gegeben werden! Ein gutes, volles, gehäuftes, überfließendes Maß wird man euch in den Schoß legen; denn nach dem Maß, mit dem ihr messt, wird auch euch zugemessen werden.“
Diese Sätze der Frohbotschaft sprechen vom Vermehren unseres inneren Kapitals. Wir lernen staunend, was Gott wirkt. Wir erleben das Öffnen von verschlossenen Herzen. Im Vertrauen auf die Kraft der Liebe riskieren wir das Unmögliche, und Gott schenkt uns überreiche Gaben. Er schenkt es anders, segnend und in Fülle. Christus lässt uns in der Gemeinschaft der Glaubenden seine Gegenwart erfahren. Wir finden Kraft zum Kreuztragen. Wir gewinnen die Früchte des Heiligen Geistes, das sind Freude, Liebe, Sanftmut und vor allem Friede.
Ängslichkeit lähmt und isoliert
Was ist mit dem Diener, der das Talent eingegraben hat? Angst vor dem strengen Herrn ließen ihn tatenlos sein. Er fand kein Vertrauen zu seinem Herrn. Er ist gefangen von seiner Angst, ist isoliert. Es treibt ihn nichts etwas zu wagen. Es kommt keine Freude auf, etwas zu riskieren und zu probieren. Sein Sicherheitsdenken schnürt alles Leben ab. Der Herr lässt ihn hinaus in die Finsternis werfen. Ein hartes Urteil, das einerseits warnt uns nicht ängstlich zurückzuziehen, andererseits ermutigt, mit dem Talent der großmütigen Liebe zu Gott und zum Nächsten zu wuchern.
»Welttag der Armen«
Sicher ist sicher...
Vorschriften und Regeln sind immer so eine Sache. Einerseits ist es gut, dass es sie gibt. Sie sorgen für einen ordentlichen Ablauf. Sie geben Sicherheit. Sie verhindern, dass Anliegen und Vorgänge von der Einstellung oder Beliebigkeit eines Sachbearbeiters abhängen. Andererseits kann deren strikte Einhaltung aber auch dazu führen, dass einem Menschen oder einem Anliegen nicht gerecht werden kann, weil eben nicht alle relevanten Aspekte von Regeln und Vorschriften abgedeckt werden können.
So ergeht es zumindest dem dritten Diener des Gleichnisses, das wir eben gehört haben. Ein Gutsherr, der sein Vermögen seinen Dienern anvertraut. Das Evangelium erzählt ausdrücklich, dass er erst nach langer Zeit zurückkehrt. Es ist schon eine große Verantwortung, die der Gutsherr damit seinen Dienern aufbürdet. Nach rabbinischem Recht handelt der dritte Diener eigentlich völlig korrekt, indem er das Geld vergräbt. Damit tut er das Sicherste, was denkbar ist, um das Vermögen seines Herrn zu schützen. Er kann also für etwaige Schäden nicht haftbar gemacht werden.
Und doch hat er in den Augen seines Herrn völlig versagt. Überängstlich um seine eigene Sicherheit und sein eigenes Bestehen besorgt, hat er das Vermögen seines Herrn nicht genützt, sondern brachliegen lassen. Die Haltung »ja nichts falsch zu machen« geht am Willen Gottes vorbei. Sie behindert das Wirken Gottes, der in die Welt hinein wirken will. Auch dann, wenn ein hohes Risiko damit verbunden ist.
Dienst an den Armen
Zum Abschluss des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit hat Papst Franziskus der Kirche den »Welttag der Armen« geschenkt, der in diesem Jahr zu ersten Mal begangen wird und auf den heutigen Sonntag fällt. Er soll, so Papst Franziskus, „in der ganzen Welt die christlichen Gemeinden immer mehr und immer besser zum konkreten Zeichen der Liebe Christi für die Letzten und Bedürftigsten“ machen.
Der Dienst an den Armen ist eines der ersten Zeichen, durch das die Gemeinschaft der Christen in der Welt wahrgenommen wurde. Die Sorge um die Armen und Ausgestoßenen in der antiken Welt verankerte das Christentum tief in den Herzen der Menschen der damaligen Gesellschaft. Seitdem haben sich in der Geschichte der Kirche immer wieder Menschen von der Liebe zu den Armen anstecken lassen und dadurch die verwandelnde Kraft der Nächstenliebe und des eigenen Lebensstils selbst erfahren und anderen erfahrbar machen können.
In der Sorge um die Armen und Liebe zu den Armen sieht der Papst einen wichtigen Beitrag, um die Geschichte wirksam zu verändern und wirkliche Entwicklung zu ermöglichen. Armut - auch unter uns - versteckt sich. Viele Arme und Ausgegrenzte schämen sich für ihre Situation und zeigen nicht gerne, wie es ihnen wirklich geht. Deshalb ist es oft so schwierig, in der heutigen Welt die Armut auf klare Weise zu identifizieren. Es ist die Aufgaben der Christen und der christlichen Gemeinde den stummen Schrei der Armen zu hören und uns für sie einzusetzen, um sie aus der Ausgrenzung heraus zu holen.
Korrektheit allein genügt nicht
Wie aber geht das? Viele von uns spenden regelmäßig für caritative Aufgaben und andere Hilfsprojekte. Nicht wenige engagieren sich in Kleiderkammern, den Einrichtungen der TAFEL oder in der Flüchtlingsarbeit. Der Papst würdigt ausdrücklich dieses Engagement, denn es ist ein erster Schritt die Bedürfnisse der Schwestern und Brüder zu achten und die Ungerechtigkeiten, die oftmals zu ihrer prekären Situation führen, wahrzunehmen.
Aber der Papst macht uns auch auf die Falle aufmerksam, in die der dritte Diener unseres heutigen Evangelium getappt ist. Äußerlich machen wir dabei natürlich alles richtig. Letztlich muss die Liebe zu den Armen aber zu einer wirklichen Begegnung mit ihnen führen, die sie nicht zu Empfängern - und damit zu Objekten - einer Hilfstätigkeit macht. Die Liebe zu den Armen soll auf Augenhöhe geschehen, auf der sich zwei Menschen als die begegnen, die sie sind: von Gott geschaffene und geliebte Menschen, also Subjekte, die um ihrer selbst willen geliebt werden.
Wenn es gelingt, den Armen wirklich auf diese Weise zu begegnen, dann setzt sich die Kommunion, die Begegnung im eucharistischen Sakrament im alltäglichen Leben fort. Im Empfang der Kommunion berühren wir gleich Christus verborgen in der Gestalt des Brotes. In der Begegnung mit den Menschen berühren wir denselben Christus, diesmal im gemarterten Leib der Armen.
Sensibilität für die Not der Armen ist eines der großen Talente, die Gott uns Menschen geschenkt hat. Das heutige Evangelium ermutigt uns, dieses Talent nicht zu vergraben, sondern mit ihm zu wuchern und es gut anzulegen: Indem wir den Armen die Hand reichen, ihnen in die Augen schauen, sie umarmen und sie die Wärme der Liebe spüren lassen, die den Teufelskreis der Einsamkeit zerbricht.
Mach was aus dem, was Dir gegeben wurde
Vom Geld ist hier die Rede, vom richtig wirtschaften damit. Wer sich was traut, wird belohnt, wer sein Geld versteckt, der verliert auch das noch…
Es ist wohl kein biblischer Kommentar zum Investieren in risikoreiche Wertpapiere. Das Wort Talent, so wie wir es heute verstehen, bringt uns wohl auf eine aussagekräftigere Spur. Mach was aus dem, was Dir gegeben wurde, scheint Jeus uns zu sagen. Es zählt nicht wieviel Du hast, womit Du begabt worden bist – Nein, es zählt, dass Du damit wirtschaftest. Es nicht versteckst, es nicht hortest, sondern es freigibst. Das gilt wohl auch für unser Talent zur Caritas, genauer zum caritativen Handeln. Mag der eine oder die andere hier mehr beschenkt und begabt worden sein, es zählt nicht die Menge, sondern die Bereitschaft damit was zu tun was einem gegeben worden ist.
In einem einfachen Vergleich: der Einen mag es liegen, sich in der Pfarrcaritas ganz konkret zu engagieren in der Unterstützung von Menschen in Not, dem Anderen ist es damit genug einen Kuchen zu backen für einen caritativen Zweck, wiederum eine andere spendet. Egal, es zählt nicht die Größe, sondern das Wirken mit der eigenen Begabung. Das eine ist nicht geringer zu schätzen als das andere. Sie alle haben getan, was sie konnten.
So ist diese Stelle auch gut passend für den heutigen Sonntag – macht was aus Eurer Begabung, setzt sie ein für diesen Sonntag der den Armen gewidmet ist. Wir können davon ausgehen, dass jede und jede zur Caritas begabt ist -Caritas&Du ist nicht bloß ein Slogan, sondern das stimmt wirklich, sozial caritatives Engagement ist derart vielseitig möglich, dass wirklich für alle hier ein Ansatzpunkt wäre. Ob nun ein Talent oder fünf Talente – das zählt nicht. Sondern: vertraue darauf, mach was damit…
Noch ein anderer Gedanke zu dem von Jesus verwendeten Bild: die Hilfe, die von der diözesanen Caritas geleistet und auch durch die heutigen Spenden ermöglicht wird, schafft dieses Wunder ebenfalls! Hilfe zur rechten Zeit ermöglicht Wachstum, ein Überwinden der Not, hilft weiter zu gehen und wieder mehr Eigenständigkeit zu erlangen. Jeder Euro zahlt sich sozusagen mehrfach aus: langfristig werden Menschen unterstützt, sie bekommen ihr Leben wieder in die eigene Hand. Wer sich wieder selber durch die Unterstützung von außen ermächtigt, schafft mehr, gewinnt wieder einen Zuwachs an Vermögen im wörtlichen Sinn.
Und noch ein dritter Gedanke: als der Heilige Martin den Mantel zerteilt, um den frierenden Mann zu wärmen und zu schützen gegen die Kälte, was passiert hier denn genau? Nun, Martin zerstört nicht den Mantel, Nein, er verdoppelt die wärmende Wirkung. Fortan haben zwei was davon -das Talent, das Martin gegeben wurde, hilft nun doppelt. Die Logik der Barmherzigkeit macht reicher statt ärmer.
Sie steht dem heutigen Denken wohl entgegen: schau auf Dich, bewahre das Deine, lass Dir nichts nehmen, sei Realist…Martin vertraut auf eine andere Logik, die letztendlich auch vernünftiger ist. Oder glaubt ernsthaft wer daran, dass unser Wohl darin zu finden sein wird, dass wir innerlich und äußerlich zumachen und das bewahren wollen, was wir haben, indem wir eingeigelt durchs Leben gehen? Nein, davon kommt eher Heulen und Zähneknirschen. Mut zur Logik des heiligen Martin, Mut das Talent zu teilen ist langfristig sinnvoll.
Und als letzter Impuls, wieder anknüpfend am Welttag der Armen: Papst Franziskus ermutigt an diesem Sonntag nicht einfach den Armen zu begegnen als Objekt unser Fürsorge. Er schlägt vor, dass wir uns auf wirkliche Begegnungen einlassen. Also nicht einfach ÜBER die Armen zu reden, FÜR sie aktiv zu werden.
Er ermutigt uns dazu, ihnen wirklich zu begegnen, MIT ihnen an einem Tisch zu sitzen. Erst dann werden aus den „Armen“ echte Menschen mit Namen und Geschichte. Erst dann können wir sie individuell wahrnehmen, erst dann werden wir auch sehen, dass Menschen nicht einfach bloß arm/bedürftig sind. Sondern auch selber Talente besitzen, selber auch begabt sind. Die Kunst hier wäre es unseren Blick dafür zu üben, dass wir neben dem Mangel, dem Handicap, dem Problem auch sehen lernen, was die Frau/der Mann/das Kind auch mitbringen an eigenen Talenten. Vielleicht braucht es dazu mehr als eine Begegnung, viele Gespräche um diese verschütteten, verborgenen Talente zu entdecken. Aber nur so -und hier hat unser Papst eine sehr gute Wahrnehmung wohl auch aus seiner eigenen Geschichte als Bischof einer südamerikanischen Millionenstadt – wird dann Begegnung auf Augenhöhe möglich. So erfahren sich die Menschen, die Hilfe benötigen, als gleichwertig angesehen.
„Die Hand, die sie (die Armen, der Verf.) ihrerseits uns entgegenstrecken, ist eine Einladung, aus unserer Sicherheit und Bequemlichkeit auszubrechen. Sie lädt uns ein, den Reichtum zu erkennen, den die Armut in sich selbst bereithält“, so Franziskus in seinem Schreiben zu dem Welttag der Armen. An uns vor Ort liegt es dann, zu überlegen, wo das möglich sein könnte, wirklich auch ins Gespräch zu kommen, hinzuhören und auch zu entdecken was alles an Reichtum, an Talenten in einem Menschen verborgen ist, den die Gesellschaft vielleicht beim ersten Augenschein als unansehnlich, als verloren, als hilflos wahrnimmt.
„Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!“, so der Mann zu seinem Diener. Dieser Sonntag, der Caritas und damit den Armen gewidmet, ist ein Anstoß diese Freude entdecken.
(c) Wilfried Scheidl, Caritas Linz
www.caritas-linz.at/fileadmin/storage/oberoesterreich/pfarrservice/elisabethsammlung/Elisabethsonntag_Gottesdienstunterlagen.pdf
Talente nützen
Harter Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt
Wer sich heute auf dem Arbeitsmarkt um eine Stelle bewirbt, muss klare Vorstellungen darüber haben, welche Fähigkeiten sie oder er vorweisen kann, um einen Job zu bekommen. Verschiedene Einrichtungen bieten Schulungen an, um die eine oder andere Anforderung besser erfüllen zu können. Wer eine gut bezahlte Anstellung bekommen will, muss entsprechende Qualifikationen mitbringen. Meist stehen einer offenen Stelle eine große Zahl von Interessenten gegenüber.
Anders ist es in der Kirche. Hier leiden wir an einem zermürbenden Personalmangel. Wir haben viel zu wenige Priester und auch in den übrigen Pastoralberufen herrscht Mangel. Dazu kommt, dass durch Strukturreformen sich das Anforderungsprofil verändert hat. Ein Priester soll sich mit der Kirche identifizieren, ein guter Organisator sein, ansprechend Gottesdienste leiten und predigen können, ein einfühlsamer Seelsorger, umsichtiger Verwalter sein und und und... Nicht zu vergessen eine angemessene tiefe Spiritualität. Ähnliches erwartet man von Gemeindereferentinnen und Pastoralassistenten.
Es geht auch ohne Alleskönner
Als Jesus nach seinem Tod uns seiner Auferstehung in den Himmel aufgefahren ist, war er schier unersetzbar. An seine Qualifikationen kam niemand auch nur annähernd heran. Die Jünger verfielen zunächst in Schockstarre und haben sich zurückgezogen. Zu Pfingsten hat sie der Heilige Geist hinausgeweht und siehe da: sie predigen und treten öffentlich auf. Täglich wurden der jungen Gemeinde, so berichtet die Apostelgeschichte, neue Jesusbegeisterte hinzugefügt.
Es dauerte nicht lange, bis die erste Katastrophe über die junge Bewegung hereinbrach. Stephanus wurde gesteinigt und viele Anhänger des neuen Weges sind aus Jerusalem geflohen und haben sich in alle Windrichtungen zerstreut. Allerdings: Wo sie hinkamen, entstanden neue christliche Gemeinschaften.
Ein reiches Erbe
Im Evangelium haben wir das Gleichnis von den Talenten gehört, die ein Mann, der auf Reisen ging auf seine Knechte verteilt hat. Ein Talent war damals ein Maß für Silbergeld.
Jesus hat seine junge Kirche reich beschenkt, nur waren sich die Jünger dessen zunächst nicht bewusst. Er hinterließ ihnen kein Silbergeld, sondern ein geistiges Erbe. Die Jünger mussten erst lernen, damit entsprechend umzugehen. Offenbar ist das einigen besser gelungen und anderen weniger gut. Das Gleichnis legt nahe, dass es nicht auf den Erfolg ankommt, sondern darauf, dass wir die Talente, die Jesus uns gegeben hat, nicht vergraben oder brach liegen lassen.
Auch wir haben alles, was Jesus seiner Kirche hinterlassen hat. Wir haben seine Frohe Botschaft vom Reich Gottes. Wir haben eine Vielzahl von Erzählungen, wie Jesus mit den Menschen umgegangen ist und wie er gepredigt hat. Und schließlich haben wir seine Zusage, dass er immer bei uns sein werde. Nicht hinterlassen hat er uns ein Budget, mit dem wir entsprechend ausgebildetes Seelsorgspersonal anstellen könnten.
Initiativen von unten
Krisen mit dem kirchlichen Personal hat es im Laufe der Geschichte schon öfter gegeben. Meist waren sie Anlass für neue Initiativen, die dann von unten her entstanden sind. Die meisten Orden haben als Initiativen von unten begonnen. Einzelne Frauen oder Männer haben einen Notstand wahrgenommen und einfach getan, was sie dagegen tun konnten. Sie haben begonnen, Kranke zu pflegen, um die sich niemand gekümmert hat, Kinder zu unterrichten, die keine Chance auf Schulbildung hatten und vieles andere mehr.
In den klassischen Missionsländern wie Südamerika oder Afrika haben Nichtpriester begonnen mit anderen zusammen die Bibel zu lesen und miteinander für sich auszulegen, andere Menschen im Glauben zu unterrichten oder auf andere Weise für die Gemeinschaft aktiv zu werden.
Mit dem Gleichnis von den Talenten ermutigt uns Jesus, mit dem, was er uns hinterlassen hat, zu arbeiten. Dazu gehört das geistige Erbe, das wir vor allem in den Heiligen Schriften vorfinden, aber auch unsere persönlichen Fähigkeiten und Begabungen, mit denen wir von Natur aus ausgestattet sind und die wir entfaltet haben.
Neue Formen des Gemeindelebens
Manches Mal treffe ich auf Gemeinden, die zu klein sind, dass sie einen eigenen Seelsorger bekommen, in denen aber Menschen leben, die nicht zusehen wollen, dass ihr geistliches Leben und ihr Engagement für die gemeinsamen Anliegen verkümmert oder verloren geht. Verschiedene beherzte Initiativen ermöglichen ein Gemeindeleben neuen Stils. Andere wieder - nicht selten sind es Menschen, denen der herkömmliche Gemeindebetrieb zu eng ist - engagieren sich haupt- oder ehrenamtlich in Organisationen, die für die Gesellschaft wichtige Dienste leisten.
Es gibt aber auch Christen, die sich resigniert zurückziehen und beklagen, dass alles nicht mehr so ist, wie es einmal war oder ihren Idealvorstellungen entsprechend sein sollte. Sie warten darauf, dass jemand kommt, der die gewohnten seelsorglichen Aktivitäten nach ihren Vorstellungen fortsetzt. Sie warten auf einen perfekten Superpriester oder Superbischof, der die anstehenden Aufgaben bewältigt.
Roger Schutz, der Gründer der Mönchsgemeinschaft von Taizé, sagte einmal: lebe das, was du vom Evangelium begriffen hast, und sei es noch so wenig. Ich möchte dem hinzufügen: Und nütze dazu die Begabungen und Fähigkeiten, die du ins Leben mitbekommen hast oder die dir im Laufe deines Lebens zugewachsen sind.
Das Leben gelingt, wenn wir aus Vertrauen leben und nicht aus Angst
Vermögen verdoppeln?
Finanzhaie, Hedgefond-Spezialisten, Leute aus Rating-Agenturen müssten mit diesem Evangelium eine Freude haben, wenn sie hören, wie geschickt Mitarbeiter ihr Vermögen verdoppeln. Es geht ja nicht so klar aus dem Evangelium hervor, wie sie das tun, sondern nur, dass sie tüchtig sind. Wer nicht risikobereit ist wie der dritte Diener, wird bestraft. Er verliert sogar, was er schon besessen hat und wird hinausgeworfen. Wirtschaftlich gesehen heißt das, die Geschäftsbeziehung ist abgebrochen, der Mann ist gekündigt, verliert seine Existenz.
In Zeiten großen Umbruchs, wo Menschen um ihre Arbeitsplätze zittern, um ihr Erspartes bangen müssen und auch überlegen, ob sie nicht ihr Geld (ihre Talente) bei so niedrigen Zinsen besser unter dem Kopfpolster lassen oder sich wenigstens kurzfristige Vergnügen leisten, scheint es unverständlich, dass ein Mann, der auf Sicherheit baut, der nicht die Absicht hat, zu betrügen, der alles erhalten will, so wie es ist, bestraft wird. Er muss sich sagen lassen: "Du bist ein schlechter und fauler Diener!" (Mt.25,26)
"Bei uns muss Ihr Geld arbeiten und nicht Sie!" lautete ein Werbespruch einer Bank. Das Evangelium lobt, wer das erhaltene Geld (Talent) verdoppelt. In der Bibel sind aber Zinsen umstritten. Wie also umgehen mit so einer Stelle?
Gott traut dem Menschen viel zu
Dieses Gleichnis wird bei genauerem Hinsehen von Beziehung und Vertrauen getragen und nicht von Angst. "Er rief seine Diener undvertraute ihnen sein Vermögen an." (Mt. 25,14). Gott traut dem Menschen sehr viel zu. Er verteilt auf drei Personen acht Talente - eine mathematische Spielerei. Mit Hilfe einiger Lexika fand ich heraus, dass 1Talent nach heutiger Währung ca. 222 000 EURO betragen würden. Diese Summe mit acht vervielfacht, ergibt einen Millionenbetrag. Für unsere Staatsschulden oder für Bestechungsgelder wahrscheinlich eine eher unbedeutende Summe.
Das ist aber nicht der Sinn dieser Angaben, vielmehr soll damit ausgedrückt werden, was Jesus uns anvertraut, ist unbezahlbar. Der dritte Diener nimmt aber dieses Vertrauen nicht wahr. Er gibt zu: "Weil ich Angst hatte, habe ich dein Talent in der Erde versteckt." (Mt. 25,25). Angst ist wohl einerseits ein Schutzmechanismus für unser Leben, anderseits hemmt Angst den Fortschritt. Angst kann bis zur Lähmung, Faulheit und Apathie führen. In solch einem extremen seelischen Zustand lassen sich kaum Lebensperspektiven oder gar Zukunftshoffnungen entwickeln. Diesen Zustand prangert Jesus im Gleichnis an.
Wir erleben heute in der Gesellschaft viele Ängste, die man nicht kleinreden soll. Diese Evangelienstelle ermuntert aber mit den Talenten, mit den Begabungen, die unterschiedlich verteilt sind, klug umzugehen. Interessant, dass Talent und Begabung eine Sinnverwandtschaft zulassen und man Begabungen tatsächlich in Geld umsetzen kann. Klug ist, wer einen lebendigen Geist hat, wer Ziele, auch sein persönliches Lebensziel erkennt und auch versucht, es zu erreichen, auch wenn wir Um- und Irrwege dabei in Kauf nehmen müssen.
Talente und Begabungen einsetzen
Paulus schreibt den Korinthern, dass es verschiedene Gnadengaben gibt und damit auch verschiedene Dienste, die der eine Geist in den verschiedensten Menschen wirkt: den Geist der Weisheit, der Erkenntnis, prophetisch zu reden, nicht als Kaffeesudleser und Wahrsager, sondern als Mensch, der erkennt, was jetzt und heute nottut, der sich der Folgen seiner Handlungen bewusst wird im Umgang miteinander, in der Politik, in der Wirtschaft, in der Kirche, der mit der Kraft der Argumente mutig für notwendige Veränderungen eintritt. Jesus lobt somit die beiden Diener, weil sie das auf ihre Weise unterschiedlich getan haben.
Das Gleichnis gibt aber auch Gelegenheit, nachzudenken, ob wir schon alle unsere Talente entdeckt, genützt und nicht das eine oder andere aus Angst vergraben haben. Versuchen wir aber auch neidlos in unsere Umgebung zu schauen, was es da an Talenten gibt: die Gabe des geduldigen Zuhörens, die Gabe des unerschütterlichen Glaubens und der Hoffnung trotz aller Missstände und Schicksalsschläge, die Gabe der zähen Ausdauer, auf Probleme hinzuweisen, die längst gelöst gehören, deren gibt es im kleinen Kreis und weltweit genug, auch in der Kirche.
Jeder hat etwas, keiner hat alles
Wenn in uns die Einsicht wächst, dass jeder von uns verschiedene Talente, Begabungen hat, niemand aber alles für sich beanspruchen kann, haben wir ein Etappenziel erreicht.
Vielleicht ist Gott auf diesen einen Diener nicht gut zu sprechen, weil er aus Angst nicht imstande ist, den unendlichen Reichtum der Liebe Gottes an die Menschen weiterzutragen und sichtbar werden zu lassen.
"Das Leben gelingt, wenn wir aus Vertrauen leben und nicht aus Angst, wenn wir unser Leben wagen und nicht vergraben, damit es ja keine Schramme davonträgt." (Anselm Grün).
Hoffnung haben
Hoffnung und Resignation
Was hat der dritte Diener so falsch gemacht, dass er so gnadenlos in die Finsternis geworfen wird? Kann man ihn nicht auch ein bisschen verstehen? Er fühlt sich überfordert, hat Angst vor seinem Herrn. Er versucht, vor der Verantwortung zu fliehen, indem er den Sack Geld vergräbt. Immerhin erhält er so den Wert, wenn er ihn auch nicht vermehrt.
Die anderen beiden Diener versuchen, mit dem anvertrauten Geld einen Gewinn zu erwirtschaften. Sie haben Ideen und setzen diese Ideen um, sichtlich mit Erfolg. Die Möglichkeiten, etwas Positives zu gestalten, stehen für sie im Vordergrund.
Der dritte Diener hat Angst. Er hat hauptsächlich die Möglichkeiten des Scheiterns vor Augen. Sie lähmen ihn so sehr, dass er sich außerstande sieht, mit dem anvertrauten Geld kreativ umzugehen.
Hoffnung bei dem ersten und zweiten Diener, und Resignation bei dem dritten, diese beiden Pole machen für mich die Spannung dieser Geschichte aus.
Was stärkt die Hoffnung und was hilft gegen Resignation? Diese Frage ist besonders dann aktuell, wenn die Lebensverhältnisse schwierig werden. Solange alle vom Aufschwung begeistert sind, ist es leicht, zuversichtlich zu sein. Wenn aber dunkle Wolken aufziehen, dann sind Hoffnungszeichen besonders gefragt. Sie sind wie Wasserbäche, die erschlaffenden Pflänzchen zu neuer Kraft verhelfen und zu neuem Wachstum. Hoffnungszeichen können zu Leitsternen werden, die Orientierung bieten, wenn die nächsten Schritte noch im Dunkeln liegen.
Die Hoffnung ist ganz eng mit dem Glauben verbunden.
Die Hoffnung gehört neben dem Glauben und der Liebe zu den drei christlichen Kardinaltugenden, die immer wieder im Zusammenhang genannt werden. Papst Benedikt hat vor genau einem Jahr dem Thema "Hoffnung" eine eigene Enzyklika gewidmet.
Die Hoffnung ist ganz eng mit dem christlichen Glauben verbunden. Oder anders ausgedrückt: Der christliche Glaube möchte in uns Menschen die Hoffnungskräfte stärken. Und das nicht nur deshalb, weil es sich als hoffnungsvoller Mensch leichter leben lässt, sondern weil wir einen Grund zur Hoffnung haben. Gott selber möchte uns Zukunft und Hoffnung schenken. Der Eröffnungsvers zum heutigen Sonntag steht textlich im unmittelbaren Zusammenhang mit der Zusage: Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben. Das ist unsere Perspektive. Auf diese Zusage dürfen wir bauen: Zukunft und Hoffnung, umgeben von der Liebe Gottes.
Weil uns diese Zusage von Gott geschenkt ist, bekommen auch die ganz konkreten Hoffnungen unseres persönlichen Lebens einen Sinn: Die Hoffnung, sinnvoll leben zu können, die Hoffnung, ganz persönlich wahrgenommen zu werden, die Hoffnung, gestalten zu können, von Menschen umgeben zu sein, mit denen man die Hoffnung teilen kann. . . so viele Hoffnungen tragen wir in unseren Herzen. . . Diese Hoffnungen brauchen nicht ins Leere zu laufen. Es sind keine Hirngespinste, die nur im Traum ihre Berechtigung haben. Diese Hoffnungen dürfen sich an dem Versprechen Gottes orientieren: Ich will euch Zukunft und Hoffnung schenken.
Unsere Hoffnung braucht immer wieder neue Nahrung.
Unsere Hoffnung braucht immer wieder neue Nahrung. Immer wieder neu erinnern wir uns in Geschichten und Liedern an das, was uns zugesagt worden ist. Immer wieder neu feiern wir das Geheimnis der Eucharistie. Immer wieder neu dürfen wir erleben, wie Menschen durch das Sakrament der Taufe in die Gemeinschaft Gottes und die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen werden. Wir hören die Zusage Gottes: Du bist gemeint. Es ist gut, dass du da bist. Dein Leben steht unter meinem Schutz. Heil und Barmherzigkeit soll dir zuteil werden. Und wenn du dunkle Täler zu durchschreiten hast, so werde ich, dein Gott, dennoch an deiner Seite bleiben.
Die Hoffnung wachzuhalten - bei uns und auch bei anderen -, das ist eine immer wieder neue Aufgabe. Jedem und jeder tut es gut, daran erinnert zu werden, dass es sich lohnt, immer wieder neu den Kopf zu erheben und neu anzupacken. Es ist ermutigend zu erleben, wenn die eigenen Anstrengungen nicht ins Leere laufen. Und wenn es mal nicht so gelingen will, wenn es Rückschläge gibt, so lohnt es sich dennoch, wieder aufzustehen. Menschen, die durch tiefe Täler gegangen sind, erzählen, dass sie gerade in den dunklen Zeiten ihres Lebens viel Kraft bekommen haben, dass die Erfahrung des Durchhaltens ihnen auch in der Zukunft weitergeholfen hat.
Diese innere Hoffnung hätte ich auch dem dritten Diener in dem Gleichnis gewünscht, dem Mann, der ganz verängstigt und ohne Hoffnung das ihm anvertraute Geld vergraben hat, statt mit ihm etwas zu gestalten und Gewinn zu erzielen. Er hatte wie auch die anderen Diener Geld anvertraut bekommen, aber er hatte die Hoffnung, die die anderen beiden erfüllte, nicht für sich gelten lassen, er hatte sich nicht von der Zuversicht anstecken lassen.
Hoffnungszeichen
Hoffnungszeichen gab es damals und gibt es heute in vielfältiger Form. Nicht immer sind sie so deutlich zu erkennen. Aber wenn wir danach suchen, werden wir Hoffnungszeichen entdecken können. Manchmal müssen wir beharrlich suchen, aber unser Suchen wird nicht vergeblich sein. Manchmal werden wir ihnen vielleicht an einem Ort begegnen, an dem wir sie nicht erwartet hätten… Und es ist gut, wenn wir uns bei der Suche nach Hoffnungszeichen gegenseitig unterstützen, wenn wir auf dunklen Wegstrecken einander zur Seite stehen und miteinander warten, bis ein neues Licht am Horizont auftaucht.
Heute sind wir hier zusammen und feiern unsere Hoffnung. Wir feiern das, was uns geschenkt ist, die Gemeinschaft mit Gott und die Gemeinschaft untereinander. (Und wir freuen uns darüber, dass auch an diesem Tag Menschen durch die Taufe in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen werden, dass Gott immer wieder neu die Geschichte mit uns Menschen beginnt.) Ein Hoffnungszeichen für heute und auch für die kommende Zeit.
Mein Bestes geben
"Talenteumschichtung"
"Bei uns muss ihr Geld arbeiten!", Werbeslogan aus der Bankenbranche. In Zeiten der Wirtschafts- und Finanzkrise löst dieser Spruch eher hämisches Grinsen oder Zorn in weltweiten Teilen der Bevölkerung aus. Für wen muss das Geld arbeiten? Für der Welt größtes Casino, der Wallstreet, mit ihren findigen Bankiers und Börsenmaklern, die die Kugel immer ins Gewinnfeld der Manager rollen lässt? - Talenteumschichtung der anderen Art.
Das heutige Evangelium arbeitet mit einem Gleichnis, das sogar unseren Sprachgebrauch beeinflusst hat. Wenn wir von begabten Menschen reden, meinen wir, dass sie über besondere Talente verfügen. Talente sind zur Zeit des Matthäus unerschwingliche Geldsummen, kaum vorstellbare Zahlen, wie wir sie jetzt fast täglich in den Nachrichten aus dem Banken- und Wirtschaftssektor hören.
Das heutige Gleichnis stellt Beziehung und Vertrauen in den Vordergrund und nicht die Angst. Der Herr, so können wir dieser Perikope entnehmen, lässt seine MitarbeiterInnen nicht allein. Sie sollen an ihren Plätzen ihrer Arbeit nachgehen, ihre Kraft ausschöpfen. Gott hat so ein großes Vertrauen zu den Menschen, dass er jedem von uns ein riesiges Vermögen übergibt - sein Leben. Der Herr gibt nicht jedem irgendwelche Gaben auf seine Lebensreise mit, sondern wir alle bekommen Talente, Begabungen nach unseren Fähigkeiten. Sehr oft sehen wir im Laufe unseres Lebens, dass wir im Grunde nicht überfordert wurden. So manche Frage, die möglicherweise aus Neid oder Eifersucht entsteht, könnte unterbleiben: Warum bin ich nicht schöner, gescheiter als. . .? Wieso wird mein Arbeitskollege immer bevorzugt? Es gilt ein Selbstwertgefühl - nicht mit Egoismus zu verwechseln - zu entwickeln, bei mir zu Hause zu sein.
Lebenschancen
Was bedeutet das konkret, ohne ein kochbuchartiges Lebensrezept vorzustellen? Wie gehe ich mit mir, mit meinen Lebenschancen um, was hat Gott mir anvertraut? Dabei geht es nicht um die Zahl der Talente. Vielleicht habe ich bedeutend mehr als nur ein Talent. Im Laufe meines Lebens besteht die Chance, diese zu entdecken, Herausforderungen, die Beruf und Beziehungen stellen, mutig zu begegnen, nichts ängstlich zu vergraben. Wenn Gott jedem etwas von seinem "Vermögen" weitergibt, dann gebührt demjenigen Achtung, der es gut verwertet. Manche Talente wirken nach unseren Maßstäben so klein und bedeutungslos, wie etwa das Talent des guten Zuhörenkönnens, des mitfühlenden oder anerkennenden Wortes, der scharfen Beobachtungsgabe und der Klugheit, zu sehen, wo Hilfe nötig ist. Freilich sind diese scheinbar so unbedeutenden Talente nicht pressewirksam. Was gelingt uns an Talenten in der jungen Generation zu entfalten und welche Begabungen können junge Leute bei älteren Semestern entdecken?
Mangelndes Vertrauen
Noch ein anderes Problem rückt das Evangelium in den Mittelpunkt der Überlegungen: Wieso wird jener Mann so hart bestraft, der nichts Böses getan hat? Er war auf seine Weise sehr sorgsam. Damit ja nichts verkommt, vergräbt er sein Talent, er bringt es in Sicherheit. Sollte er vielleicht hoch pokern, Grenzen überschreiten, alles verlieren, in die Schuldenfalle tappen, wie wir das gegenwärtig rundherum erleben? Sicher nicht. Jesus wirft ihm Angst, mangelndes Vertrauen vor, keine Zivilcourage mit Augenmaß zu haben, keine oder kaum Lebensperspektiven zu entwickeln. "Herr, ich hatte Angstvor dir", sagt der Mann. Das aber bekämpft Jesus in diesem Gleichnis. Angst wird hier als Sünde angerechnet. Zu berücksichtigen ist aber, dass Angst verschiedene Nuancen hat. Es geht nicht um den Schutzmechanismus, den jeder gesunde Mensch in sich trägt. Dieses Gleichnis engt die Angst auf Schuld ein. Die Angst hat verschiedene Ursachen. Gemeint ist hier, wenn jemand unterlässt, was er tun soll, dann gibt es schuldhafte Angst. Leider gibt es auch die institutionelle Angst, wie wir sie heute in der Kirche erleben. Sie ist lähmend, lässt den Heiligen Geist nicht wirken. Auf diese Weise entsteht Schuld. Dafür werden wir zur Verantwortung gezogen.
Jesus weiß, dass wir manches verschleudern und verspielen. Er wird heil machen, was wir nicht oder nur schlecht zustande bringen. Das Evangelium ist ein großer Trost, dass wir mit dem auskommen, was wir mitbekommen haben. Niemand wird zu Unmöglichem angehalten.
In unserem Leben halten wir uns vor Augen: Ich muss nicht dasBeste, sondern mein Bestes geben. Dieser Grundsatz erleichtert unser Leben, auch bei allen Niederlagen, die wir durchmachen müssen. "Komm, nimm teil an der Freude, am Festmahl deinesHerrn!" Dieses Versprechen ist uns sicher, wenn wir uns bemühen, mit Gottes Hilfe Talente dazuzugewinnen.
- Liedvorschläge1
Ludwig Götz (2023)
Lieder:
GL 272: Zeige uns, Herr deine Allmacht (2. Str.)
GL 418: Befiehl du deine Wege (2. Str.)
GL 422: Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr
GL 428: Herr, dir ist nichts verborgen
GL 456: Herr, du bist mein Leben
GL 464: Gott liebt diese Welt, und wir sind sein eigen
GL 468: Gott gab uns Atem, damit wir leben
GL 481: Sonne der Gerechtigkeit (5. Str.)
GL 483: Halleluja; Ihr seid das Volk, das der Herr sich ausersehn
GL 484: Dank sei dir, Vater, für das ewge Leben
GL 489:Lasst uns loben, freudig loben
GL 551: Nun singt ein neues Lied dem Herren (3. Str.)
GL 552: Herr, mach uns stark im Mut
Psalmen und Kehrverse:
GL 31: Selig der Mensch, der seine Freude hat, seine Freude hat an der Weisung des Herrn - Mit Psalm 1 - IV.
GL 71: Selig, wer Gott fürchtet und auf seinen Wegen geht - Mit Psalm 128 - VIII.
GL 544: Halleluja - Mit Seligpreisungen- V.
- Einleitung6
Ludwig Götz (2023)
Jesus Christus, der war, der ist und der kommen wird, er sei mit euch…
Wir gehen auf das Ende des Kirchenjahres zu. Was uns im Wort Gottes begegnet, überschreitet alle Grenzen und bleibt wie Christus selber aktuell. Christus will uns nicht nur in seinem Wort näherkommen. Er möchte uns helfen, dass auch wir Grenzen überschreiten.
In dieser Erwartung rufen wir zu ihm:
Manfred Wussow (2020)
Langsam geht das Kirchenjahr zu Ende. Heute ist schon der vorletzte Sonntag. Aber während es später hell und früher dunkel wird, werden wir als Kinder des Lichts angesprochen. Im Evangelium gar werden wir zu Menschen, die aus dem Vollen schöpfen. Es ist von Talenten die Rede, die sich vermehren. Von einem großen Vertrauen ist die Rede und von einer Hoffnung, die sich von keinem Risiko klein machen lässt.
Lasst uns den Herrn anrufen. Er ist in unserer Mitte
Bernd Kösling (2017)
„Lasst den Blinden und und Tauben, Herz und Zunge aus dem Glauben, aus der Liebe Zeugen sein!“ (GL 489,3). So haben wir eben im Eröffnungslied gesungen. Gott hat uns mit allen Gaben seines Geistes beschenkt, nicht um unseres persönlichen Heiles willen, sondern damit wir Zeugen seiner Liebe zu den Menschen in der Welt sind.
Heute begeht die Kirche zum ersten Mal den »Welttag der Armen«, den Papst Franziskus im Anschluß an das »Heilige Jahr der Barmherzigkeit« der Kirche geschenkt hat. Bitten wir zu Beginn dieses Gottesdienstes um Erbarmen für die Male, in denen wir den Armen das Zeugnis der Liebe Gottes schuldig geblieben sind.
Sozialreferat der Diözese Linz (2017)
Erstmals wird heuer an diesem Sonntag auch der von Papst Franziskus ausgerufene Welttag der Armen begangen. Diese Idee hatte Papst Franziskus beim Abschluss des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit. Zukünftig soll dieser Sonntag bewusst vor dem kommenden Christkönigsfest den Armen gewidmet sein. Was mit dem Jahr der Barmherzigkeit begonnen wurde, geht weiter.
Dieser Welttag knüpft in unseren Breiten ideal an die Feier des Caritas- oder
Elisabethsonntages an. Stehen doch die Gottesdienste an diesem Sonntag im Zeichen derer, die von Franziskus als „Arme“ bezeichnet werden. Erinnert dieser Tag doch daran, dass es auf unser Tun ankommt.
„Meine Kinder, wir wollen nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit“ (1 Joh 3,18). Mit diesem Wort aus dem ersten Johannesbrief beginnt Papst Franziskus seine Botschaft zum Welttag der Armen.
Die diözesane Caritas bittet an diesem Sonntag in den Gottesdiensten bei der
Elisabethsammlung um Spenden für die Unterstützung von Menschen in Not in OÖ. Mag auch bei uns die Armut weniger eindrücklich sein als die sichtbare Armut im Süden unserer Welt, so gibt es doch viele Menschen die ebenfalls auch bei uns von Armut, Mangel, Not betroffen sind. Die Caritas versucht die Spenden des heutigen Sonntags in ihrem Einsatz Tag für Tag zum Wachsen zu bringen, aus scheinbar Wenig wird Viel vor Ort, wenn zur rechten Zeit die Not gelindert wird, wenn die Hilfe ankommt, gemacht. So werden in 12 Sozialberatungsstellen der
Caritas bedürftige Menschen mit Beratung, mit Zuschüssen für Heizung und Miete und mit Gutscheinen für Lebensmittel und Kleidung unterstützt. 460 Obdachlose und Menschen ohne Krankenversicherung werden im Help-Mobil kostenlos medizinisch versorgt. Im Haus für Mutter und Kind in Linz und im Hartlauerhof in Asten kommen die Spenden der heutigen Sammlung zum Einsatz.
Das heutige Evangelium von den Talenten soll in dieser Richtung befragt werden – geht es doch in dem von Jesus erzählten Gleichnis auch um das Viel oder Wenig, um das Wunder des Wachsens, wenn man nur den rechten Mut dazu aufbringt.
An das Wunder der geteilten Gabe glauben wir als Kirche, an das Wunder der Vermehrung von scheinbar Wenigen für viele. Daher sagen wir auch Danke für die heute gegebenen Spenden im Namen derer, die dieses Wachsen dann am eigenen Leib ebenfalls erfahren dürfen.
Hans Hütter (2011)
Jede und jeder von uns hat Begabungen und Fähigkeiten ins Leben mitbekommen. Sie weiter zu entwickeln und zu nutzen kommt uns selbst und der Allgemeinheit zugute.
Auf 1 großes Talent, auf 1 große Gabe vergessen wir oft leicht: das Geschenk des Glaubens. Auch dieses gilt es in Dienst zu nehmen und zum Wohle aller zu nutzen.
In dieser gemeinsamen Feier danken wir Gott für dieses Geschenk und für alle anderen Begabungen und bitten ihn, dass sie Frucht bringen für das Reich Gottes.
Christiane Herholz (2008)
"Damit ihr Hoffnung habt" heißt das Motto des zweiten Ökumenischen Kirchentages, zu dem sich evangelische und katholische Christen 2010 in München treffen. Lassen wir uns in diesem Gottesdienst an die Hoffnung erinnern, die uns von Gott geschenkt ist, eine Hoffnung, die auch angesichts der vielfältigen Probleme, die uns umgeben, Bestand hat, eine Hoffnung, die uns mit neuer Kraft ausrüsten kann.
- Bußakt1
Beatrix Senft (2023)
Herr, Jesus Christus,
mit unseren Fähigkeiten
und mit unseren Schwächen stehen wir vor dir.
Herr, erbarme dich.
Du hast uns unsere Talente anvertraut,
doch oft setzten wir sie nicht sinnvoll ein.
Christus, erbarme dich.
Was wir dem geringsten unserer Mitmenschen getan oder nicht getan haben,
das haben wir dir getan oder nicht getan.
Herr, erbarme dich.
- Kyrie7
Ludwig Götz (2023)
Herr Jesus Christus,
du möchtest uns auch heute begegnen.
Kyrie eleison.
Dein Wort ist wie ein Navy auf den Straßen unseres Lebens.
Christe eleison.
Wer glaubt, hat Anteil an deinem göttlichen Leben.
Kyrie eleison.
Edith Furtmann (2023)
Herr unser Gott,
Du vertraust uns deine Güter an.
Herr erbarme dich.
Du willst, dass wir mit dem, was du uns gibst, verantwortungsvoll umgehen.
Christus erbarme dich.
Wir sollen dein Reich auf dieser Erde verbreiten.
Herr, erbarme dich.
Manfred Wussow (2020)
Herr,
wir sind im Bann von Zahlen, die jeden Tag neu analysiert und gefürchtet werden.
Quasi über Nacht möchten wir alles verändern. Wir sind müde.
Herr, erbarme dich.
Herr,
du schenkst uns eine Hoffnung, die die Finsternis durchbricht.
In unsere Dunkelheit trittst du ein. Du fürchtest sie nicht.
Christus, erbarme dich.
Herr,
schlechte Gedanken nisten sich in Köpfen ein, Sorgen in Herzen.
Über unseren Straßen und Häusern leuchten die Sterne.
Herr, erbarme dich.
Im 128. Psalm heißt es:
Selig jeder, der den Herrn fürchtet, *
der auf seinen Wegen geht!
Was deine Hände erarbeitet haben,
wirst du genießen; *
selig bist du – es wird dir gut ergehn.
Ehre sei Gott in der Höhe…
Bernd Kösling (2017)
Herr, Jesus Christus,
für uns Menschen und zu unserem Heil bist Du vom Himmel herab gekommen.
Herr, erbarme dich.
Der Geist hat Dich gesalbt, den Armen die Frohe Botschaft zu bringen.
Christus, erbarme dich.
Was wir dem geringsten unserer Brüder getan haben, haben wir dir getan.
Herr, erbarme dich.
Sozialreferat der Diözese Linz (2017)
Gott, du hast uns Zukunft und Hoffnung verheißen.
Herr, erbarme dich.
Gott, du hast uns in Jesus Christus deine unendliche Liebe gezeigt.
Christus, erbarme dich.
Gott, du stärkst unsern Glauben durch den Heiligen Geist.
Herr, erbarme dich.
Hans Hütter (2005)
Herr Jesus Christus, du hast uns Aufgaben übertragen,
je nach unseren Fähigkeiten.
Herr, erbarme dich.
Du erwartest, dass wir uns als treue Verwalter deines Reiches bewähren.
Christus, erbarme dich.
Du wirst von uns einst Rechenschaft verlangen.
Herr, erbarme dich.
Christiane Herholz (2008)
Gott, du hast uns Zukunft und Hoffnung verheißen.
Herr, erbarme dich.
Gott, du hast uns in Jesus Christus deine unendliche Liebe gezeigt.
Christus, erbarme dich.
Gott, du stärkst unsern Glauben durch den Heiligen Geist.
Herr, erbarme dich.
- Tagesgebet1
Messbuch - TG 33. Sonntag: uns deinem Willen unterwerfen
Gott, du Urheber alles Guten,
du bist unser Herr.
Laß uns begreifen, daß wir frei werden,
wenn wir uns deinem Willen unterwerfen,
und daß wir die vollkommene Freude finden,
wenn wir in deinem Dienst treu bleiben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 33. Sonntag im Jahreskreis
- Eröffnungsgebet6
Sonntagsbibel
Allmächtiger Gott,
laß uns die Zeichen der Zeit verstehen
und das Wirken deines Geistes
auch in unserer Zeit erkennen.
Schenke uns den Mut, mit Hoffnung
und Vertrauen in die Zukunft zu blicken.
Durch Christus, unseren Herrn.
Sonntagsbibel
Gott,
du hast uns verschiedene Gaben
und Fähigkeiten gegeben.
Hilf uns,
die geschenkte Zeit zu nutzen
und laß uns die übertragene
Verantwortung wahrnehmen.
Durch Christus, unseren Herrn.
Beatrix Senft (2023)
Gott,
mit allem Gelungenen und Misslungenen kommen wir zu dir.
Vor dir dürfen wir alles ablegen,
die Freude und die Schwere des Lebens.
Stärke uns in dieser gemeinsamen Feier für unseren Dienst in der Welt.
Das erbitten wir, durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Manfred Wussow (2020) - EG Wussow: 33. So. Jahreskresi A
Du, Gott, hast das Licht geschaffen
und der Nacht ihren Raum zugewiesen.
Wir danken dir, dass in deiner Nähe
die Welt jeden Tag neu ins Leben gerufen wird.
Wenn wir die vielen Schatten sehen,
schenke uns die Weite des Himmels -
wenn wir verstummen,
die Schönheit der Worte -
wenn es um uns eng wird,
leuchtende Augen in einem Gesicht.
Du sprichst uns an
und wir werden frei,
geliebt in Christus,
deinem Sohn, unserem Herrn.
Ohne Maß in Ewigkeit.
Zitat (2008)
Gott, unser Herr,
du bist der Urheber alles Guten.
Hilf uns, deinen Dienst treu zu erfüllen,
und lass uns in dir das vollkommene Glück finden.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herren.
Sozialreferat der Diözese Linz (2017) - EG 33. So. Jahreskreis A (Linz)
Gott,
du hast uns verschiedene Gaben
und Fähigkeiten gegeben.
Hilf uns,
die geschenkte Zeit zu nutzen
und laß uns die übertragene
Verantwortung wahrnehmen.
Durch Christus, unseren Herrn.
- Fürbitten10
Ludwig Götz (2023)
Herr Jesus Christus,
in deiner Liebe übertriffst du alles Handeln nach Vorschrift und Gesetz. Du schenkst dich uns und willst uns teilhaben lassen an deinem göttlichen Leben.
Voll Vertrauen wenden wir uns an dich:
Wir beten für alle ängstlichen Menschen, die sich nichts zutrauen aus Angst, sie könnten etwas falsch machen.
Herr Jesus Christus: Steh ihnen bei!
Wir beten für alle, die ihres Glaubens nicht froh werden, weil sie Gott mehr fürchten als lieben.
Wir beten für alle Menschen in Armut und Leid, denen es schwer fällt, sich Gott anzuvertrauen.
Wir beten für hochbegabte Personen, die egoistisch bleiben und viele Chancen zum Guten für sich und für Andere versäumen.
Wir beten für unsere Verstorbenen, dass sie in der grenzenlosen Liebe Gottes gottähnlich werden.
Herr,
erhöre die ausgesprochenen Bitten und alles andere, das uns noch am Herzen liegt.
Dir sei Ehre in alle Ewigkeit. - Amen.
Renate Witzani (2023)
In dem Ausmaß, in dem uns andere etwas zutrauen, wächst auch unser Selbstvertrauen. Gott traut uns, seinen Kindern, zu, in Freiheit und Freude zu leben.
Im Vertrauen auf ihn und seine Gaben lasst uns ihn bitten:
Für die Kirche :
Um einen offenen und zeitgemäßen Umgang mit denen, deren Talente für den Dienst in Liturgie und Pastoral bisher ungenützt geblieben sind.
Für die Verantwortlichen in der Wirtschaft:
Um verantwortungsbewusstes Handeln und Sensibilität für die Nöte derer, die davon existenziell betroffen sind.
Für die Begleiter und Erzieher unserer Kinder,
dass sie ihnen helfen, Talente zu entdecken und mit Freude zu entfalten.
Für uns selbst in den Herausforderungen unseres Alltags,
dass wir das uns Mögliche mit Energie und Tatkraft zum Wohl für uns und die anderen einsetzen.
Für unsere Verstorbenen, die in der mit ihnen gemeinsam erlebten Zeit Wesentliches zu unserer eigenen Entwicklung beigetragen haben.
Dir, unserem Gott und Vater,
gilt unser Lob und Dank für alle Gaben und Talente, mit denen du uns bedacht hast, jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Edith Furtmann (2023)
Guter Gott,
deine Botschaft ist eine Frohbotschaft, keine Drohbotschaft.
Wir bitten dich:
Für alle, die sich nicht trauen, ihren Begabungen zu folgen.
Für alle Kinder und Jugendlichen, denen Begleiter fehlen, die ihnen helfen, ihre Begabungen zu erkennen und zu leben.
Für alle Menschen, die sich selbst nichts mehr zutrauen, die frustriert sind und sich ausgegrenzt fühlen.
Für alle Menschen, die Kindern und Jugendlichen zur Seite stehen, damit diese ihre Talente entfalten können.
Für alle Menschen, die anderen den Mut machen, auf sich selbst zu vertrauen und ihnen helfen selbstbewusster zu werden.
Für unsere Kranken und Sterbenden, die zurückblicken auf das, was sie in ihrem Leben an Gutem getan und an Bösem unterlassen haben, aber vielleicht auch auf das, was nicht so gut gewesen ist.
Für unsere Verstorbenen:
Nimm sie auf in Deine Herrlichkeit
Guter Gott,
du hast uns ausgestattet mit Talenten und Begabungen, die wir zum Wohle der Menschen und der Welt nutzen sollen. Nimm uns die Angst vor dem Versagen und stärke uns in dem, was wir tun. Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Manfred Wussow (2020)
Im Evangelium werden Talente verteilt und vermehrt.
Wir sehen Gaben, Fähigkeiten und Hoffnungen wachsen.
Wir sehen aber auch Risiken und Ängste.
Darum wollen wir heute beten.
Für Menschen, die an ihren Fähigkeiten zweifeln.
Die über sich nicht reden können.
Die sich einschüchtern lassen.
Wir rufen: Komm, nimm teil am Freudenfest deines Herrn!
Für Menschen, die mutig Machtmissbrauch anprangern.
Die bei Lügen Ross und Reiter nennen.
Die den Schwachen eine Stimme geben.
Wir rufen: Komm, nimm teil am Freudenfest deines Herrn!
Für Menschen, die den Terror bekämpfen.
Die dem Hass keinen Platz einräumen und jeder Gewalt absagen.
Die sich für Integration und Versöhnung einsetzen.
Wir rufen: Komm, nimm teil am Freudenfest deines Herrn!
Für Menschen, die Alte und Kranke pflegen.
Die unter Corona-Bedingungen bis an ihre Grenzen gehen.
Die jeden Tag Lebensmut machen.
Wir rufen: Komm, nimm teil am Freudenfest deines Herrn!
Für Menschen, die auf einer Intensivstation beatmet werden.
Die aus ihrem Leben gerissen werden.
Die nie mehr richtig gesund werden.
Wir rufen: Komm, nimm teil am Freudenfest deines Herrn!
Du hast uns reich beschenkt mit Klugheit und Neugier.
Hilf uns, dass unter unseren Händen Hoffnung wächst.
Du hast uns reich beschenkt mit Freude und Lachen.
Hilf uns, dass unter unseren Augen eine neue Welt sichtbar wird.
In Jesus Christus,
dem Freund aller Verlorenen,
dem Bruder aller Verletzten,
dem Herrn aller Herren.
Renate Witzani (2020)
Als Getaufte sind wir berufen, unser Leben im Licht Gottes zu leben.
Auf die Fürsprache unseres Landespatrons des hl. Leopold
lasst uns den Herrn im Vertrauen auf seine Nähe
in diesen für unser Land so schwierigen Tagen bitten:
Stärke unseren Glauben an dich,
der uns zutraut für seine Schöpfung Verantwortung zu übernehmen.
Stärke unseren Glauben an Jesus Christus,
der wie wir auf Unverständnis gestoßen ist,
wenn er versucht hat, Friede und Gerechtigkeit in diese Welt zu tragen.
Stärke unseren Glauben an dich,
wenn trügerische Sicherheiten wegbrechen
und hilf uns, in Wachsamkeit und Nüchternheit mit den Gegebenheiten unserer Zeit umzugehen.
Stärke unseren Glauben an dich
und öffne unseren Blick für alles, was für uns und andere ein Grund zu Freude und Optimismus ist.
Stärke unseren Glauben an dich,
in dem wir für alle Verstorbenen aber besonders für die Terroropfer und alle an Covid-19 Verstorbenen deine selige Nähe erbitten.
Denn wir leben jetzt schon im Licht deiner Gnade.
Dafür sei dir Dank, Lob und Preis jetzt und allezeit. - Amen.
Bernd Kösling (2017)
Die Armen sind eine Ressource, aus der wir schöpfen können,
um das Wesen des Evangeliums in uns aufzunehmen und zu leben.
In diesem Sinn rufen wir zum Herrn:
Herr Jesus, Du Freund der Armen! - Wir bitten Dich erhöre uns!
Wir beten für die Menschen in der Welt, denen das Lebensnotwendige fehlt.
Die Hungern und Durst haben,
keinen Zugang zu einer guten Gesundheitsvorsorge,
für die, die ohne Hoffnung und Perspektive sind.
Wir beten für Flüchtlinge und Asylsuchenden,
für die, die auf dem Weg nach Europa ihr Leben verloren haben,
wir beten für die vielen freiwilligen Helfer und Helferinnen in unserem Land.
Und für die, die sich schwer tun mit Fremden und Anderesdenkenden.
Wir beten für die Kinder und Jugendlichen,
die in unserem Land an der Armutsgrenze leben.
Für ihre Eltern und die, die sich um sie sorgen.
Für die vielen, deren Not nicht gesehen und wahrgenommen wird.
Wir beten für die Menschen in unserem Land,
die keine materielle Not leiden.
Die aber unter Beziehungsarmut und Einsamkeit leiden.
Wir beten vor allem für die kranken und alten Menschen,
deren Not oft übersehen wird.
Herr, wir danken Dir für Deine Liebe zu uns Menschen.
Eine Liebe, die keinen ausschließt.
Heute und in Ewigkeit. – Amen.
Renate Witzani (2017)
Gott!
Dein Reich soll unter den Menschen wachsen.
Jedem einzelnen von uns hast du dazu Talente und Begabungen geschenkt.
Dich wollen wir bitten, uns zu begleiten,
wenn wir die uns geschenkten Gaben mutig
und vielleicht auch risikoreich dafür einsetzen:
Für deine Kirche,
dass mit deiner Hilfe ihr Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und Menschenwürde die Welt für alle lebenswerter macht.
Für die Verantwortungsträger in unserer Gesellschaft,
dass sie Mut zu Zukunftsvisionen haben, dabei aber auch die Grenzen des menschlich Machbaren demütig im Auge behalten.
Für alle, die aus Angst vor Ablehnung ihrer Person sich über ihre Kräfte hinaus verausgaben.
Für uns selbst,
dass wir aus den Krisen unseres Lebens gestärkt herausgehen.
Für alle, die sich am Ende ihres Lebens fragen, ob sie ihr Lebensziel verfehlt haben.
Hole sie heim in dein Reich.
Denn du, unser Gott, begleitest und beschenkst uns.
Jeden berufst du, seinen Teil zum Gelingen deines Werkes unter uns beizutragen.
Dir danken wir und loben wir, jetzt und allezeit. - Amen.
Sozialreferat der Diözese Linz (2017)
Guter Gott,
du hast uns reich beschenkt und mit vielerlei Begabungen ausgestattet.
Trotz aller Anstrengung und Mühe können wir vieles nicht bewirken, was notwendig wäre.
Wir bitten dich um deine Hilfe:
Für alle, die durch Katastrophen oder Krieg ihre Lebensgrundlagen verloren haben.
Lass sie einen Platz finden, wo sie neu anfangen können.
Für alle, die ihre Begabungen und Fähigkeiten nicht ins Arbeits- und Berufsleben einbringen können.
Lass sie Aufgaben finden, die sie ausfüllen und von denen sie leben können.
Für die Kinder und Jugendlichen, dass sie genügend Chancen bekommen,
ihre Begabungen und Fähigkeiten zu entfalten
und zum Wohl aller in die Gesellschaft einzubringen.
Für alle Frauen und Männer im Sozialbereich,
dass es ihnen gelingt, die Begabungen der
ihnen anvertrauen Menschen gut zu sehen und zu fördern.
Für die Kirche, dass es ihr besser gelingt,
die Vielfalt der vorhandenen Begabungen zu schätzen
und ihr im Leben der Gemeinden Raum zu geben.
Herr, wir danken dir für alles, womit du uns beschenkt hast.
Nimm an unseren Lobpreis und unser Bitten. - Amen.
Christiane Herholz (2008)
Gott,
du hast uns geschaffen.
Dir vertrauen wir uns an.
So kommen wir zu dir mit unseren Bitten:
Herr, schenke neue Hoffnung
Wir bitten für alle Christen auf ihrem Weg, den Glauben zu leben.
Stärke in ihnen Mut und Zuversicht.
Herr, schenke neue Hoffnung
Wir bitten für alle Menschen, die wegen ihres Glaubens verfolgt oder verlacht werden.
Tröste sie mit deiner Gegenwart.
Herr, schenke neue Hoffnung
Wir bitten für alle Menschen, die in kriegerischen Auseinandersetzungen ihr Leben verloren haben. Lass sie bei dir Frieden finden.
Herr, schenke neue Hoffnung
Wir bitten für alle Menschen, die mutlos geworden sind.
Lass ihnen dein Licht aufleuchten.
Herr, schenke neue Hoffnung
Wir bitten dich für alle Menschen, die im Sterben liegen.
Tröste sie mit der Zuversicht,
dass auch der Tod sie nicht von deiner Liebe trennen kann.
Herr, schenke neue Hoffnung
Denn du bist unsere Zuflucht.
Du gibst uns Kraft und schenkst uns neuen Mut.
Darum loben und preisen wir dich
durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
Hans Hütter (2005)
Guter Gott,
du hast uns reich beschenkt und mit vielerlei Begabungen ausgestattet.
Trotz aller Anstrengung und Mühe können wir vieles nicht bewirken, was notwendig wäre.
Wir bitten dich um deine Hilfe:
Für alle, die durch Katastrophen oder Krieg ihre Lebensgrundlagen verloren haben.
Lass sie einen Platz finden, wo sie neu anfangen können.
Für alle, die ihre Begabungen und Fähigkeiten nicht ins Arbeits- und Berufsleben einbringen können.
Lass sie Aufgaben finden, die sie ausfüllen
und von denen sie leben können.
Für die Kinder und Jugendlichen, dass sie genügend Chancen bekommen,
ihre Begabungen und Fähigkeiten zu entfalten
und zum Wohl aller in die Gesellschaft einzubringen.
Für die Kirche, dass es ihr besser gelingt,
die Vielfalt der verhandenen Begabungen zu schätzen
und ihr im Leben der Gemeinden Raum zu geben.
Für alle, die für eine ausreichende wirtschaftliche Grundlage der Kirche Sorge tragen,
und für alle, die viel Mühe für das Leben der Gemeinden aufwenden.
Belohne ihre treuen Dienste.
Herr, wir danken dir für alles, womit du uns beschenkt hast.
Nimm an, unseren Lobpreis und unser Bitten. Amen.
- Gabengebet2
Messbuch - GG 33. Sonntag: führe uns zur ewigen Gemeinschaft mit dir
Herr, unser Gott,
die Gabe, die wir darbringen,
schenke uns die Kraft, dir treu zu dienen,
und führe uns zur ewigen Gemeinschaft mit dir.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 33. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG Auswahl 6: heilige uns immer mehr nach dem Bild unseres Herrn
Herr, unser Gott,
die Gaben, die wir bereitet haben,
sind Zeichen unserer Hingabe an dich.
Darum bitten wir:
Wie Brot und Wein in der Kraft des Geistes geheiligt werden,
so heilige auch uns selbst immer mehr
nach dem Bilde unseres Herrn Jesus Christus,
der mit dir lebt und Leben schenkt in alle Ewigkeit.
MB Auswahl 6
- Gebet zur Gabenbereitung1
Manfred Wussow (2020)
Wenn wir das Brot teilen, Herr,
verteilst du dich, deinen Leib,
wenn wir aus dem einen Becher trinken, Herr,
haben wir Anteil an deinem Blut.
Was wir mit unseren Augen sehen,
was uns auf der Zunge zergeht,
sind Brot und Wein.
Aber du gibst allen Dingen einen neuen Namen.
In Brot und Wein empfangen wir dich,
wir schmecken deine Liebe,
Christus,
der sich für uns hingegeben hat.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2020)
Kehrvers:
Jubelt ihr Lande dem Herrn;
alle Enden der Erde schauen Gottes Heil.
(GL 55,1)
Gott und Herr, wir kommen vor dich,
um dir zu danken und dir unser Lob zu singen.
In deiner Liebe hast du den Menschen als dein Abbild geschaffen
und ihm die Erde anvertraut, dass er sie behüte und bebaue.
Kehrvers
Einen jeden hast du mit Talenten und Fähigkeiten ausgestattet,
dass wir sie zum Wohle aller
und zum Nutzen der ganzen Schöpfung einsetzen.
Israel hast du als dein besonderes Volk auserwählt,
damit es dir diene und zum Segen für alle werde.
Kehrvers
Durch Jesus von Nazareth hast du ein neues Volk zusammengerufen.
Er hat seine Jünger mit den Gaben des Heiligen Geistes ausgestattet,
sie als Verwalter eingesetzt
und ihnen die Sorge für das Himmelreich aufgetragen
Kehrvers
Wir danken dir, dass auch wir die Frohe Botschaft
von deiner Liebe und Barmherzigkeit vernommen haben
und zu deinem Volk gehören.
Wir warten auf das endgültige Offenbarwerden deiner Größe und Herrlichkeit
und singen mit allen Heiligen zu deinem Lob:
Danklied, z. B. Nun singt ein neues Lied dem Herren (GL 551)
- Präfation2
Messbuch - Präfation Anliegen 4: Jesus, der Bruder aller
Wir danken dir,
treuer Gott und barmherziger Vater,
für deinen Sohn Jesus Christus,
unseren Herrn und Erlöser.
Er hatte ein Herz für die Armen und die Kranken,
die Ausgestoßenen und die Sünder.
Den Bedrängten und den Verzweifelten war er ein Bruder.
Sein Leben und seine Botschaft lehren uns,
dass du für deine Kinder sorgst
wie ein guter Vater und eine liebende Mutter.
Darum rühmen wir deine Güte und Treue
und singen mit allen Engeln und Heiligen
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig...
MB Besondere Anliegen 4
Messbuch - Präfation Osterzeit 2: Das neue Leben in Christus
Wir danken dir, Vater im Himmel,
und rühmen dich
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Durch ihn erstehen die Kinder des Lichtes
zum ewigen Leben,
durch ihn wird den Gläubigen
das Tor des himmlischen Reiches geöffnet.
Denn unser Tod ist durch seinen Tod überwunden,
in seiner Auferstehung ist das Leben für alle erstanden.
Durch ihn preisen wir dich (in österlicher Freude)
und singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Osterzeit 2
- Mahlspruch1
Bibel (2008)
Gott spricht:
Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben.
(Jer 29,11)
Oder:
Christus spricht:
Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!
(Mt 25,21)
Oder:
Wir gehören nicht der Nacht und nicht der Finsternis.
Darum wollen wir nicht schlafen ,
sondern wach und nüchtern sein.
(1 Thess 5,5f)
- Meditation1
Helene Renner (2020)
Was hast du mir geschenkt
für die Zeit, die ich hier bin?
Womit hast mich ausgestattet
für die Zeit meines Lebens?
Was willst du, das ich tun soll
hier auf Erden?
Was kann bestehen vor deinen Augen,
wenn du wiederkommst?
Lass mich staunend verstehen,
womit du mich betraut hast.
Lass mich staunend begreifen,
womit du mich beschenkt hast.
Steh mir zur Seite,
wenn ich zögernd
anfange zu wirtschaften
mit dem, was du mir überlassen hast.
Begabt mit deinen Gaben
kann ich alle Angst überwinden,
kann ich mit wachem Herzen
voll Freude dir entgegensehen.
- Schlussgebet1
Messbuch - SG Auswahl 10: vertiefe Glauben, Hoffnung und Liebe
Gütiger Gott,
die heilige Speise, die wir empfangen haben,
durchdringe uns mit ihrer Kraft.
Sie vertiefe unseren Glauben,
mache stark unsere Hoffnung
und entzünde unsere Herzen zu Werken der Liebe.
Lass das göttliche Leben, das du uns geschenkt hast,
sich entfalten und Frucht bringen für das ewige Leben.
Darum bitten wir…
MB Schlussgebete zur Auswahl 10
- Gebet zum Abschluss2
Beatrix Senft (2023)
Vater im Himmel,
du hast uns mit so Vielem ausgestattet
und uns in diese Welt gesandt.
Wenn wir jetzt in die neue Woche gehen,
dann schenke uns die Kraft,
unser Bestmögliches zu tun,
diese Gaben zum Wohl aller – auch von uns selbst - einzusetzen.
Lass alles gelingen in deinem guten Geist.
Manfred Wussow (2020)
Treuer, barmherziger Gott!
Jeder Gottesdienst ist eine Oase in der Wüste,
ein Lichtblick im Alltag,
ein Traum im Sonnenlicht.
Wir danken dir für das Evangelium,
für die Menschen, die mit uns auf dem Weg sind,
für Wissen und Verstand.
Schenke uns Gelassenheit,
fröhliche Wortspiele
und dass alles,
was wir unter Corona-Beschränkungen tun,
von Erfolg gekrönt wird.
Richte die Verzagten auf,
ermuntere die Müden,
behüte die Kleinen
und führe uns alle zu dir.
In Christus,
dem Licht der Welt.
tüchtig
ich durfte dich finden
du tüchtige Frau
die beim Hausbau geholfen hat
ich durfte dich finden
du tüchtiger Mann
der mein zerrissenes Lieblingskleid geflickt hat
ich durfte dich finden
du tüchtige Fußballspielerin
als keiner
mit meinem Jungen Fußball spielen wollte
ich durfte dich finden
du tüchtiger Junge
der die Puppe meiner Tochter reparierte
als sie weinend vor ihm stand
ich durfte sie finden
meine Talente
und
weiterentwickeln
und
sie den anderen hinhalten
und so
ist die Welt bunt
von den vielen
großen und kleinen Talenten
die weitergegeben
und oft sogar
verschenkt werden
Beatrix Senft 2023.
Nur Mut, hab keine Angst!
Mich hat das Evangelium von den Talenten immer geärgert. Meine Mutter benutzte das dazu, mich zu mehr Lernen aufzufordern. Ich würde mit meiner Faulheit meine Talente vergraben und daher mich gegen Gott versündigen. So und so ähnlich…
Doch Scherz beiseite: Ich dachte immer: er sorgt doch dafür, dass nichts verloren geht, was kann daran falsch sein? Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, worum es eigentlich geht. Also, natürlich lag meine Mutter mit ihrer Interpretation nicht ganz falsch. Nur, dass es im Evangelium gerade nicht um Leistungsdruck geht. Gemeint ist, so scheint mir, zu erkennen, dass ich Begabungen habe und gemäß meinen Begabungen zu handeln. Und zwar angstfrei, denn Evangelium heißt übersetzt Frohe Botschaft und nicht „Drohbotschaft“. Hinzu kommt, dass es zugleich ein Dienst am Reich Gottes ist, wenn ich meine Begabungen entfalte und einsetze.
Der dritte Diener war ja angstbesetzt. „Was passiert, wenn ich nachher weniger habe als vorher", wird ihm durch den Kopf gegangen sein. Er hatte Angst zu versagen. Wir brauchen aber keine Angst vor dem Versagen zu haben. Wenn wir unsere Begabungen für unsere Mitmenschen einsetzen, emphatisch und mit den Menschen verbunden, dann wird es immer ein „Mehr“ geben.
Wenn ich gut zuhören kann, dann sollte ich das einsetzen, indem ich denen zuhöre, denen sonst niemand zuhört…
Wenn ich gute Texte schreiben kann, die Menschen aufrütteln…
Wenn ich was zu sagen habe, wenn ich nicht duckmäuserisch den Mund halte, dann ist das ein Schritt in die richtige Richtung…
Wenn ich genug habe, mehr, als ich brauche, und das für andere einsetze… Wenn ich Zeit habe und mich in dieser Zeit den Menschen widme, die Hilfe brauchen, dann vergrabe ich meine Talente nicht, sondern nutze sie.
Und wenn meine Hilfe, mein Engagement mal fehl geht, dann brauche ich keine Angst zu haben. Solange ich handle, mich guten Gewissens einsetze, da tätig bin, wo ich stehe und wie ich es am besten kann, mache ich es richtig.
Matthias Claudius schrieb kurz vor seinem Tod an seinen Sohn: „Halte Dich zu gut, Böses zu tun (…) Tue das Gute vor Dich hin und bekümmere Dich nicht, was daraus werden wird“ (zitiert nach publik forum 21/2023 S. 42). Ich finde, das fasst es gut zusammen. Wir brauchen keine Angst haben, wenn wir nur tun, was unseren Begabungen entspricht. Pierre Stutz schreibt (zitiert nach publik forum 21/2023 S. 36): „Das Geheimnis Jesu besteht doch darin, dass er Menschen nicht von ihrem Mangel angeschaut hat, sondern von ihrem Potential.“ Das schließt nicht aus, mich mal „faul“ zu regenerieren. Ich darf auf mich achten, ich soll es sogar. Auch dazu brauche ich keine Angst zu haben.
Edith Furtmann 2023.
Zwei Menschen wollten Hochzeit halten
Eine chinesische Parabel erzählt von armen Brautleuten. Sie hatten den heißen Wunsch, dass viele Bekannte mitfeiern. Geteilte Freude ist doppelte Freude, dachten sie. Es sollte ein großes Fest werden, beschlossen sie, mit vielen Gästen. Denn warum sollte unsere Freude nicht ansteckend sein? – fragten sie sich. Es herrscht unten Menschen ohnehin mehr Leid als Freude. Also baten sie die Eingeladenen, je eine Flasche Wein mitzubringen. Am Eingang würde ein großes Fass stehen, in das sie ihren Wein gießen könnten. Und so sollte jeder die Gabe des anderen trinken und jeder mit jedem froh und ausgelassen sein.
Als nun das Fest eröffnet wurde, liefen die Kellner zu dem großen Fass und schöpften daraus. Doch sie erschraken bis in die Knochen, als sie merkten, dass alles Wasser war. Versteinert saßen oder standen sie da, als ihnen bewusst wurde, dass eben jeder gedacht hatte: Die eine Flasche Wasser, die ich hineingieße, wird niemand merken. Nun aber wussten sie: Jeder von ihnen hatte so gedacht: Heute will ich mal auf Kosten der anderen feiern.
Unruhe, Unsicherheit und Scham erfasste alle, nicht nur, weil es lediglich Wasser zu trinken gab. Als das Flötenspiel verstummte, gingen alle schweigend nach Hause. Und jeder wusste: das Fest hatte nicht stattgefunden.
Chinesische Parabel
Hilfe!
Vier Jungen spielten an einem See. Mitten in ihrem übermütigen Spiel fällt einer von ihnen ins Wasser. Er droht zu ertrinken. Aber der größte Junge von den Vieren kann seinen Freund schließlich aus dem Wasser ziehen und retten. Als sie später alle gefragt werden, was sie getan haben, sagt der erste: „Ich bin unglücklich ins Wasser gefallen!“ Der zweite antwortet. „ich habe ihn wieder herausgezogen!“ Der dritte Junge sagt: „Ich habe den großen Jungen festgehalten, damit er bei der Rettung nicht auch noch ins Wasser rutschte!“ Und der Kleinste schließlich sagt. „Ich habe laut geschrien!“
Aus: Axel Kühner, Überlebensgeschichten für jeden Tag. Aussaat Verlag
Der alte Meister und der junge Anfänger
Ein kleiner Junge war von seiner Mutter zu einem Konzert mitgenommen worden, wodurch sie ihn für sein eigenes Klavierspiel motivieren wollte. Als sie ihre Plätze eingenommen hatten, die sich ziemlich weit vorne befanden, wurde die Mutter abgelenkt und merkte nicht, wie ihr Kind auf Entdeckungsreise ging. Der Beginn des Konzerts war gekommen, der Saal wurde dunkel und das Raunen der Menge verstummte. Im Licht der Scheinwerfer sah das Publikum an dem majestätischen Steinway-Flügel einen kleinen Jungen, der dort mit unschuldiger Miene „Leise rieselt der Schnee" anstimmte. Bevor die entsetzte Mutter ihren Sohn vom Schauplatz entfernen konnte, betrat der angekündigte Pianist die Bühne und ging schnellen Schrittes zum Flügel. „Hör nicht auf, spiel weiter", flüsterte er dem Jungen ins Ohr. Dann beugte sich der Meister zu ihm hinunter und begann, eine Bassstimme dazu zu spielen. Anschließend nahm er seine zweite Hand dazu, umgab das Kind mit beiden Armen und entwickelte ein Obligato, eine selbständig geführte Einzelstimme. So schlugen der alte Meister und der junge Anfänger das Publikum gemeinsam in ihren Bann.
Quelle unbekannt
Einer macht nicht mehr mit
Aber einer macht nicht mehr mit.
Er beteiligt sich nicht mehr daran, ein System am Laufen zu halten, das die einen bereichert auf Kosten der anderen.
Er sagt seinem Besitzer die Wahrheit ins Gesicht:
Herr, ich wusste, dass du ein harter Mann bist, der erntet, wo er nicht gesät hat, und einsammelt, was er nicht ausgeteilt hat.
Ich bin aus Furcht vor dir losgegangen und habe dein Talent in der Erde versteckt. Hier hast du dein Geld zurück. (Mt 25, 24 f.)
Wie viele Nächte wird dieser Sklave wach gelegen haben und sich mit seiner Entscheidung herumgeschlagen haben?
Das, wozu er ausgebildet ist – Geld vermehren – ist ihm immer fragwürdiger erschienen.
Er hat seinem Herrn nichts entzogen, keinen einzigen Denar.
Im Gegenteil.
Er hat das Eigentum seines Herrn treu bewahrt.
Er hat sich sogar an den rabbinischen Frömmigkeitsregeln orientiert, als er es in die Erde vergraben hat.
Sein Besitzer wertet sein Verhalten aber als einen Affront ohnegleichen.
Zumal ein Sklave es wagt, dem Herrn den Spiegel vorzuhalten, ihn als Dieb bezeichnet.
Der Besitzer streitet das Urteil mit keinem Wort ab.
Aber er bestraft ihn (für was eigentlich?) und wirft ihn ins Gefängnis.
Der Sklave landet dort, wo auch die anderen Opfer sitzen.
Im Gefängnis sitzen Arme, die in Schuldhaft geraten sind, die ihre Schulden nicht zurückzahlen können.
Im Gefängnis sitzt Johannes der Täufer.
Im Gefängnis sitzt am Ende auch Jesus selbst
Und später seine Freundinnen und Freunde.
Ich war gefangen und ihr habt mich besucht, sagt er.
Nur etwas später im Evangelium.
(…)
Der dritte Sklave kooperiert nicht mehr.
Er lässt sich nicht mehr einspannen.
Er spielt nicht mehr mit.
Er folgt seinem Gewissen.
Er sagt die Wahrheit.
Er hält sich an die Regeln der Tora und beherzigt die Mahnung Jesu:
„Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Geld, dem Mammon.“
Matthias Jung, Ein mutiger Sklave spielt nicht mehr mit. Predigt zu Matthäus 25,14-30, 21.08.2016.
https://blog.matthias-jung.de/2016/08/21/ein-mutiger-sklave-spielt-nicht-mehr-mit-predigt-zu-matthaeus-2514-30/
Mehrwert: Freude
Damit beginnt der Glaube, liebe Gemeinde: damit, dass wir die Talente suchen, die Gott so reichlich in dieser Welt und die er auch in jedem von uns versteckt hat. Ja, man muss hier ungeniert von Talenten reden. Das Wort ist nämlich in der Bedeutung, in der wir es heute gebrauchen, aus diesem unserem Gleichnis hervorgegangen. Ursprünglich zwar ein Talent tatsächlich nur eine Maß- und Geldeinheit, ein Zentner, wie Luther übersetzt: so ähnlich wie das englische Pfund, nur sehr viel mehr. Wenn wir heute in einem übertragenen Sinn davon reden, dass ein Mensch Talent hat, dann ist das die Wirkungsgeschichte dieses Gleichnisses von den anvertrauten Zentnern oder eben - wie es um Urtext heißt - von den anvertrauten Talenten.
Doch im Unterschied zu unserem heutigen Sprachgebrauch erinnert das Gleichnis daran, dass kein Talent sich selbst hervorgebracht hat. Jedes Talent ist eine Gabe Gottes. Schon deshalb sollten wir niemals scheel auf einen anderen Menschen blicken, dessen großes Talent unübersehbar neben uns blüht: kein scheeler Blick auf die talentierte Kommilitonin nebenan; keine Missgunst gegenüber dem Kollegen, der so auffallend viel mehr Talent hat als ich. Jedes Talent verpflichtet zur Dankbarkeit: nicht nur den, der es hat, sondern genauso die Mitmenschen und die Gemeinschaft, in deren Mitte es gedeiht.
Und noch eines stellt unser Gleichnis, indem es uns von der Fixierung auf unsere Mängel und Defizite ablenkt, unmissverständlich klar: Jeder Mensch hat Talent - der eine mehr, der andere weniger, aber jeder genug. Genug, um damit etwas anfangen zu können. Gott gibt jedem das Seine - und sei es noch so wenig, es ist allemal genug.
Sage also niemand, er sei zu kurz gekommen! Im Blick auf das weltliche Vermögen und die natürliche Begabung - ja, da gibt es das. Da gibt es sogar viel zu viele, die tagtäglich zu kurz kommen. Und da ist denn auch jene Regel, der gemäß die Habenden immer noch reicher, die Habenichtse hingegen immer noch ärmer werden, eine empörende Regel, die mit allen nur möglichen Regelverstößen zu durchbrechen und außer Kraft zu setzen ist. Aber im Blick auf Gott und sein kommendes Reich gibt es keine zu kurz Gekommenen. Talent für das Himmelreich hat jeder. Es muss ja nicht gleich zentnerschwer, muss nicht unbedingt eine umwerfende Begabung sein. »Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern« - wer so betet und so handelt, der wuchert bereits mit seinem Talent. Eine einzige Fürbitte für einen anderen Menschen, die stille Gegenwart bei einem von denen, die zu kurz gekommen sind - aber auch ein geteiltes Brot und ein gemeinsamer Trunk zusammen mit einem angefochtenen Menschen, dem der Appetit für immer zu vergehen droht: das alles sind ebenso weltliche wie geistliche Schätze, mit denen jeder von uns etwas anfangen kann. Von den zentnerschweren missionarischen Talenten, die gewiss auch unter uns sind, ganz zu schweigen.
Wer auch nur mit der unscheinbarsten Gabe etwas anfängt, liebe Gemeinde, dessen Leben hat eine Pointe gewonnen: er kann mit Gott und Gott kann mit ihm etwas anfangen. Und es beginnt ein Kapital zu arbeiten, dessen Mehrwert unser Gleichnis mit dem schönsten aller Signale signalisiert: Freude.
Eberhard Jüngel, Matthäus 25,14-30, in: Jüngel, Eberhard: Unterbrechungen. Predigten IV. München, 1989.
Talente 5-2-1
Im Jahr 2007 entstand in der Musicalwerkstatt der Kirchengemeinde Icker das Gemeindemusical TALENTE 5-2-1 als Mehr-Generationen-Musical, welches das bekannte Bibelgleichnis von den Talenten in eine moderne Geschichte umsetzt, an der sich Jung und Alt beteiligen können.
"Niemand kann alles und keiner kann nichts" - das ist der Refrain des "Talente-Songs", dem Finale des Musicals. Dieser Song, der inzwischen ein beliebtes neues geistliches Lied geworden ist, entstand 2006 in der Icker Bibelnacht - zunächst mit dem Titel "Leib Christi".
Das Musical nimmt die Idee von der Vielfalt der Begabungen und Fähigkeiten auf, die eine Gemeinde, aber auch eine Gemeinschaft und eine Gesellschaft an sich "stark macht", wenn jede(r) das einbringt, was sie/er am besten kann.
Es beginnt mit einer "Traumhochzeit". Das Ehepaar Beate und Martin heiraten und "alles stimmt" - Beruf, Haus, Urlaub...
Und dann kommt der Crash: Martin verliert seinen Job und wird depressiv. Seine Frau rettet sich durch aktives Mittun in der Kirchengemeinde, was Martin nicht behagt. Er sitzt in seiner "Schmoll-Ecke" und ist mit sich und der Welt unzufrieden. Er glaubt nicht mehr an sich, bis die jugendliche Marie sich mit einem Problem an ihn wendet - das er lösen kann.
Es geht um eine Handy-Schuldenfalle und Martin als Experte ist mit seinem Fachwissen gefragt - sein Talent ist gefordert, auch wenn dieses Helfen ihm zunächst nicht unmittelbar einen Job verschafft. Er kann wieder am Leben teilnehmen, weil er sich einbringen kann - und das zählt.
https://schmoll-musik.de/hp639/TALENTE-5-2-1-ein-Musical-fuer-Kirchengemeinden-und-Choere.htm
Uwe Lall Kinderkonzerte: Keiner kann alles
https://www.youtube.com/watch?v=spC-421BJPg
Wir wolln uns gerne wagen
Wir wolln uns gerne wagen,
in unsern Tagen der Ruhe abzusagen,
dies Tun vergisst.
Wir wolln nach Arbeit fragen,
wo welche ist,
nicht an dem Amt verzagen,
uns fröhlich plagen
und unsre Steine tragen aufs Baugerüst.
Die Liebe wird uns leiten,
den Weg bereiten
und mit den Augen deuten
auf mancherlei,
ob etwa Zeit zu streiten,
ob Rasttag sei.
Sie wird in diesen Zeiten
uns zubereiten
für unsre Seligkeiten:
nur treu, nur treu!
Wir sind nicht einsam blieben,
wir wolln uns üben
mit größern Gnadentrieben
als eins allein.
Wir sind am Stamm geblieben
der Kreuzgemein.
drum gilt's gemeinsam lieben,
sich mit betrüben
und unsre Lasten schieben,
die Christi sein.
Wir sind in ihm zufrieden;
was uns hienieden
als Last von ihm beschieden,
hat sein Gewicht;
doch ist das Joch für jeden
drauf eingericht'.
Drum mag der Leib ermüden:
Wir gehen im Frieden,
von Jesus ungeschieden,
und sterben nicht.
Gerhard Tersteegen (1733/1736), in: EG 254
Melodie: https://www.youtube.com/watch?v=5OrhILrENcQ
Welttag der Armen
6. Zum Abschluss des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit wollte ich der Kirche den Welttag der Armen schenken, damit in der ganzen Welt die christlichen Gemeinden immer mehr und immer besser zum konkreten Zeichen der Liebe Christi für die Letzten und Bedürftigsten werden. Ich möchte, dass dieser Welttag zur Liste der anderen hinzugefügt wird, die meine Vorgänger eingerichtet haben und die zu einer Tradition in unseren Gemeinden geworden sind. Er vervollständigt das Gesamtbild, indem er ein zutiefst evangeliumsgemäßes Element hinzufügt: die besondere Vorliebe Jesu für die Armen.
Ich lade die gesamte Kirche sowie alle Menschen guten Willens ein, an diesem Tag ihren Blick auf die zu richten, die mit ausgestreckter Hand um Hilfe bitten und auf unsere Solidarität hoffen. Es sind unsere Brüder und Schwestern, geschaffen und geliebt vom einzigen Vater im Himmel. Dieser Welttag will zuerst die Gläubigen anspornen, damit sie der Wegwerfkultur und der Kultur des Überflusses eine wahre Kultur der Begegnung entgegenstellen. Gleichzeitig ist die Einladung an alle Menschen gerichtet, unabhängig von der religiösen Zugehörigkeit, damit sie sich als konkretes Zeichen der Brüderlichkeit für das Teilen mit den Armen in jeder Form der Solidarität öffnen. Gott hat den Himmel und die Erde für alle geschaffen. Es sind die Menschen, die leider Grenzen, Mauern und Absperrungen aufgerichtet haben, und die dabei die ursprüngliche für die ganze Menschheit bestimmte Gabe ohne jeden Ausschluss verraten haben.
w2.vatican.va/content/francesco/de/messages/poveri/documents/papa-francesco_20170613_messaggio-i-giornatamondiale-poveri-2017.html
Papst Franziskus
Links zum »Welttag der Armen«
https://w2.vatican.va/content/francesco/de/messages/poveri/documents/papa-francesco_20170613_messaggio-i-giornatamondiale-poveri-2017.html
www.caritas-salzburg.at/aktuell/welttag-der-armen/
www.dioezese-linz.at/news/2017/11/10/erstmals-welttag-der-armen-am-19.-november
Internet
Wie heute Armut identifizieren?
5. Uns ist die große Schwierigkeit bekannt, in der heutigen Welt die Armut auf klare Weise zu identifizieren. Und doch fordert sie uns tagtäglich heraus, indem sie uns mit tausenden Gesichtern anschaut, die gezeichnet sind von Schmerz, Ausgrenzung, Missbrauch, Gewalt, Folter, Gefängnis, von Krieg, vom Entzug von Freiheit und Würde, fehlenden Bildungschancen und Analphabetismus, Gesundheitsnotlagen und Arbeitslosigkeit, Menschenhandel, Sklaverei, Exil, Elend und erzwungener Migration. Die Armut hat das Gesicht von Frauen, Männern und Kindern, die aus niederträchtigen Interessen ausgebeutet werden, niedergetrampelt von der perversen Logik der Macht und des Geldes. Diese grausame und nie vollständige Liste ist man gezwungen, angesichts einer Armut zusammenzustellen, die die Frucht sozialer Ungerechtigkeit sowie moralischen Elends, der Habgier weniger und der allgemein verbreiteten Gleichgültigkeit ist.
Wenn heutzutage immer mehr ein unverschämter Reichtum zutage tritt, der sich in den Händen weniger Privilegierter ansammelt und der nicht selten mit Illegalität und der beleidigenden Ausbeutung der menschlichen Würde einhergeht, erregt die Ausbreitung der Armut in großen Teilen der weltweiten Gesellschaft Ärgernis. Angesichts dieser Entwicklung ist es unmöglich, untätig zu bleiben oder gar aufzugeben. Auf eine Armut, die den Unternehmungsgeist so vieler Jugendlicher auslöscht und verhindert, dass sie Arbeit finden; auf eine Armut, die den Verantwortungssinn einschläfert und die zu einem System des Abwälzens von Verantwortung und der Suche nach Begünstigung führt; auf eine Armut, die die gemeinschaftlichen Brunnen vergiftet und die Räume der Arbeitswelt eingrenzt und damit das Verdienst derjenigen schmälert, die arbeiten und produzieren; – auf all das gilt es mit einer neuen Sicht des Lebens und der Gesellschaft zu antworten.
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Papst Franziskus
Was hat man zu tun?
Wer fragt: "Was hat man zu tun?" – für den gibt es keine Antwort. "Man" hat nichts zu
tun. "Man" kann sich nicht helfen, mit "Man" ist nichts mehr anzufangen. Mit "Man" geht
es zu Ende. Wer aber die Frage stellt: "Was habe ich zu tun?" – den nehmen die
Gefährten bei der Hand, die er nicht kannte und die ihm alsbald vertraut werden und
antworten. "Du sollst dich nicht vorenthalten."
Aus einem Gottesdienstbehelf der Caritas der Diözese Linz.
Die Gänseparabel
„Ein Haufen schnatternder Gänse wohnt auf einem wunderbaren Hof. Sie veranstalten alle sieben Tage eine herrliche Parade. Das stattliche Federvieh wandert im Gänsemarsch zum Zaun, wo der beredtste Gänserich mit ergreifenden Worten schnatternd die Herrlichkeit der Gänse dartut. Immer wieder kommt er darauf zu sprechen, wie in Vorzeiten die Gänse mit ihrem mächtigen Gespann die Meere und Kontinente beflogen haben. Er vergaß nicht dabei das Lob an Gottes Schöpfermacht zu betonen. Schließlich hat er den Gänsen ihre kräftigen Flügel und ihren unglaublichen Richtungssinn gegeben, dank deren die Gänse die Erdkugel überflogen.
Die Gänse sind tief beeindruckt. Sie senken andächtig ihre Köpfe und drücken ihre Flügel fest an den wohlgenährten Körper, der noch nie den Boden verlassen hat. Sie watscheln auseinander, voll Lobes für die gute Predigt und den beredten Gänserich.
Aber das - ist auch alles. Fliegen tun sie nicht. Sie machen nicht einmal den Versuch. Sie kommen gar nicht auf den Gedanken. Sie fliegen nicht, denn das Korn ist gut, der Hof ist sicher, und ihr Leben bequem.“
Aus einem Gottesdienstbehelf der Caritas der Diözese Linz
Elisabeth – Das frühe Ende einer Heiligen
Sie wurde nur 24 Jahre alt, prägte aber durch ihre barmherzige Religiosität die folgenden Jahrhunderte. Die ungarische Königstochter Elisabeth soll viele Wunder vollbracht haben. Das größte Wunder war wohl ihre asketische Lebensführung. Schon vier Jahre nach ihrem Tod wurde die außergewöhnliche Frau 1235 heilig gesprochen.
Mehr:
www.welt.de/kultur/history/article1260941/Elisabeth-Das-fruehe-Ende-einer-Heiligen.html
www.welt.de
Liebe sucht die je bessere Antwort
Tatsächlich, es gibt ein "Mehr", radikalere Gottsuche und Hingabe für dich und mich. Seit Jahren begleite ich eine große Zahl suchender junger Frauen und Männer auf dem Weg ihrer Lebensentscheidung. Sie tragen meist eine große Sehnsucht im Herzen. Sie suchen nach der besseren Antwort auf Gottes Anruf. Und doch antworten viele nur halb, weichen aus. Schade, schade für sie, für ihre Gottesbeziehung und für viele Menschen. Ewig schade! Wie sagt doch der hl. Ignatius von Loyola: "Wenige Menschen ahnen, was Gott aus ihnen machen würde, wenn sie sich ihm ganz überließen."
Aus: Josef Maureder SJ, Wir kommen, wohin wir schauen. Berufung leben heute. Tyrolia Verlag, Innsbruck Wien 2004.
Von der Klugheit, die nichts wagt
Von der Klugheit
die nichts wagt
befreie uns, mein Gott
Von der Gelehrtheit
die nur redet
befreie uns, mein Gott
Von der Wissenschaft
die nur sich selbst sucht
befreie uns, mein Gott
Aus: Anton Rotzetter, Gott, der mich atmen lässt. Gebete des Lebens. Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 1985/1994.
Ausmaß des Priestermangels und seine Folgen
Die Zahl der Priesterweihen ist in Österreich seit den 1960er- Jahren ständig zurückgegangen. Im Jahr 1962 wurden noch 172 Welt- und Ordenspriester geweiht, im Jahr 2003 waren es nur noch 37, 2005 gar nur 32. Die Not wird noch größer, weil der Altersdurchschnitt der Priester sehr hoch ist. Die zahlenmäßig starken älteren Jahrgänge sterben allmählich und können durch die Neugeweihten keineswegs ersetzt werden. Allein in der Erzdiözese Wien sind 250 Pfarren ohne Priester am Ort. Die Zahl wächst, sodass künftig ein Priester für immer mehr Pfarren zuständig sein wird.
Die Situation in anderen europäischen Ländern ist ähnlich. Weltweit ist der Priestermangel aber noch viel größer. Erwin Kräutler - er kommt aus Vorarlberg und ist Bischof von Xingu in Brasilien - erzählte mir von einem Ad-Limina-Besuch bei Johannes Paul II. Er berichtet über seine Diözese, die flächenmäßig dreimal so groß ist wie Österreich. Der Papst fragte ihn nach der Zahl der Priester. "Ich habe 26, Heiliger Vater", antwortet er. Darauf der Papst: "Wie machen Sie das dann?"
Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga aus Honduras, ein Salesianer, der übrigens vor der letzten Papstwahl ernsthaft unter den möglichen Kandidaten genannt wurde, berichtete in einem Vortrag an der argentinischen Botschaft beim Heiligen Stuhl im Jänner 2007, dass in seiner Diözese manchmal ein Pfarrer für 100.000 Gläubige zuständig ist. Die Aktivitäten der Sekten nehmen dort sprunghaft zu. In sehr herzlicher Weise nehmen sich diese vor allem der Kranken an. "Ein Pfarrer, der für 100.000 Gläubige zuständig ist, wäre kaum in der Lage, als Erster am Krankenbett zu stehen." Aber was noch schwerer wiegt, in manchen Gebieten Afrikas und Asiens haben Gläubige nur mehr zwei oder dreimal im Jahr die Gelegenheit, Eucharistie mitzufeiern.
Die römisch-katholische Kirche hat sich lange zu Recht gerühmt, eine Kirche der Sakramente zu sein im Gegensatz zur evangelischen Kirche, die eher eine des "Wortes" sei. Heute wird in unseren Pfarren immer häufiger auch am Sonntag aus Priestermangel nur ein Wortgottesdienst gefeiert, während manche lutherische Pfarren in Wien jeden Sonntag Abendmahl feiern, "Eucharistie", wie sie es jetzt auch nennen.
Dieser Notstand drängt nach Lösungen. Wo zeichnen sie sich ab?
Die "pragmatische" Lösung
Da sich die personelle Lage nicht bald ändern wird und gesamtkirchlich derzeit keine hilfreichen Änderungen zu erwarten sind, treffen die Diözesen eigenständig Notlösungen. Sie passen ihre Strukturen der geringeren Priesterzahl an. In Deutschland, Frankreich und auch in Österreich plant man große Seelsorgeräume, in denen mehrere Pfarren zusammengefasst werden. Ein oder mehrere Priester gemeinsam mit einem Team von Laienseelsorgern leiten die Pastoral von einer Zentralpfarre aus. Man argumentiert, dass das ohnehin auch der schwindenden Zahl von Katholiken entspreche. Überdies sind die Verkehrsmöglichkeiten heute gerade in Europa so gut, dass jeder, der will, auch zum Gottesdienst in größerer Entfernung fahren kann.
Pastoraltheologen wenden dagegen ein, dass hier kleineren Gemeinden ihre bisherige Selbstständigkeit genommen wird. Und das sei sowohl gegen das Lebensgefühl der Menschen als auch gegen eine oft lebendig gewordene Liturgie am Ort. Menschen suchen gerade heute mehr denn je "Behausung" in erlebbarer Gemeinschaft, da sie sonst ohnehin vielfach "unterwegs" und vereinzelt sind. Kirche ist in vielen Gemeinden die letzte Form der Sozialisation, bringt Menschen im Feiern und Trauern zusammen. Die nach dem Konzil erneuerte Liturgie verlangt nach einer "tätigen Teilnahme" der Mitfeiernden. Das setzt aber eine Gemeinde voraus, wo man sich kennt, und es braucht Räume, die überschaubar sind.
Aus: Helmut Krätzl, Eine Kirche, die Zukunft hat. 12 Essays zu scheinbar unlösbaren Kirchenproblemen. Styria Verlag, Graz Wien Klagenfurt 2007.
Mehr als ein Traum?
Ich stelle mir vor, dass bei den 750.000-800.000 Katholikinnen und Katholiken, die sich Sonntag für Sonntag zur Feier der Eucharistie versammeln, wirklich durch den herabgerufenen Heiligen Geist diese Wandlung geschieht.
Hinein begeben sie sich in diese "Gottesgefahr" zerklüftet, einander - gemäß Gal 3,28 - diskriminierend, rassistisch zwischen Juden und Griechen (den Fremden und uns), ökonomistisch zwischen den Sklaven und Freien (den Armgemachten und den Reichen), sexistisch zwischen Männern und Frauen. Aus der feiernden Versammlung kommen sie als "Einer" heraus, als die in den auferstandenen Leib Christi Hineinverwandelten. Sie sind dann "in Christus", dessen "Leib hingegeben" und "Blut vergossen" wurden.
Angstbesetzt und voller Rivalität, mit einer ererbten Neigung zu Gewalt, Gier und Lüge gehen sie hinein. Heraus kommen sie, folgt man den biblischen Erzählungen vor allem jener im Johannesevangelium, als Fußwascher (Joh 13,1-20), als handfest solidarisch Liebende.
Ich träume davon, - wenn das wirklich Sonntag um Sonntag geschieht und wir uns nicht zu religiös verschönten Konditoreibesuchen ziemlich geschlossener bürgerlicher Gruppen treffen, und wenn wir nicht voll Angst vor der Wandlung insgeheim sagen: "Gott, verwandle die Gaben, aber uns lass in Ruh": Ich träume also davon, dass wir als Fußwascher aus der Eucharistiefeier gesendet werden und damit Sonntag für Sonntag das Land buchstäblich in Richtung solidarischer Liebe und Politik revolutioniert wird.
Dann wäre es nicht mehr möglich, dass bis in den Pfarrgemeinderat hinein in Eberau gegen ein weiteres Asylzentrum gestimmt wird.
Dann wäre es nicht möglich, dass wir mit einer hohen Aggressivität "kulturchristlich" die Identität Europas und des Landes durch einen Kampf gegen den Islam sichern (was in Österreich laut Umfrage 2010 etwa 40% als kämpferische und weitere 34% als friedliche Kulturchristen tun).
Und nicht mehr möglich wäre es, dass wir als Katholiken Parteien wählen, welche die Entwicklungszusammenarbeit immer weniger finanzieren und damit beitragen, dass in der einen Menschheit die wenigen immer reicher und die vielen anderen immer ärmer werden, eine Spaltung, die sozial derzeit auch in unserem Land beobachtbar ist.
Christinnen und Christen wären dann ein glaubwürdiges soziales Gewissen im Land. Es würde sich bewahrheiten, was 51% der befragten Österreicherinnen und Österreicher im Jahre 2010 für zutreffend ansahen, dass "ohne die christlichen Kirchen das Land sozial ärmer" wäre.
Paul M. Zulehner in: Für Gottes Lohn ?! Ehrenamt und Kirche. Hrsg. von Walter Krieger und Balthasar Sieberer. Wagner Verlag, Linz 2011.
Beten ohne Unterlass
Zum Vater Lucius in Enna kamen einige Mönche, die sich Männer des Gebets nannten, und der Vater fragte sie: "Welche Art von Handarbeit macht ihr?" Und sie antworteten: "Wir führen überhaupt keine Handarbeiten aus, doch beten wir, wie der Apostel sagt, ohne Unterlaß." "So eßt und schlaft ihr gar nicht?" "Doch wir essen und schlafen." "Und wer betet dann für euch, während ihr eßt und schlaft?" Und sie wußten keine rechte Antwort zu geben. Der Vater Lucius sprach darauf: "Vergebt mir, meine Brüder, aber dann betet ihr nicht wirklich ohne Unterlaß. Doch ich will euch zeigen, wie ich, während ich mit meinen Händen arbeite, ohne Unterlaß bete. Während ich sitze und mit der Hilfe Gottes meine Palmmatten flechte, wiederhole ich: ,Oh Gott, habe in deiner liebenden Güte Erbarmen mit mir und lösche all meine Vergehen aus.' Ist dies ein Gebet oder nicht?" Als sie zustimmend nickten, fuhr er fort: "Wenn ich so den ganzen Tag arbeite und mit Herz und Mund bete, verdiene ich mehr oder weniger sechzehn Dinar, von denen ich zwei vor die Tür lege und den Rest für Nahrung ausgebe. Derjenige aber, der die zwei Dinare findet, betet für mich während ich esse und schlafe, und so ist durch Gottes Gnade das Beten ohne Unterlaß in mir erfüllt."
Aus: Öser D. Bünker, DieGüte des Meisters wiegt mehr als ein Berg. Weisheitsgeschichten. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1998.
Frauen
Finanziell immer noch schlechter gestellt als die
Männer - in Chefetagen immer noch selten anzutreffen -als Witwen schnell ins gesellschaftliche Abseits gedrängt -ihre berufliche Qualifikation müssen sie mehr unter Beweis stellen als die Männer - zu wichtigen Diensten in der Kirche bis heute nicht zugelassen: die Frauen. Und das am Anfang des 3. Jahrtausends in einer scheinbar aufgeklärten, säkular-weltlichen und emanzipierten Zeit. Ein eher trauriges Kapitel in der menschlichen Geschichte.
Diese Mann und Frau trennende, diskriminierende Moral besteht seit Menschengedenken und quer durch die Religionsgeschichte. Und Antworten und Erklärungen bleiben wohl noch für eine Weile im Netz männlicher Eitelkeiten und Machtansprüche hängen.
Aus: Michael Broch, Von Auferstehung bis Zweifel. Den Glauben neu sagen. Schwabenverlag Ostfildern 2001.
Frauenkarriere mit Stolpersteinen
Der "EU-Genderbericht" stellt Österreich kein gutes Zeugnis aus. Männerseilschaften funktionieren (noch).
Warum nur ist in Österreich der Anteil von Frauen in Führungspositionen in den letzten Jahren gesunken statt gestiegen? "Weil Österreich ein zurückgebliebener Machoverein ist", sagt ein männlicher Spitzenmanager trocken (Name der Redaktion bekannt).
Diplomatischer ausgedrückt, haben in Österreich Männerseilschaften immer eine große Rolle gespielt: CV, Rotarier, Freimaurer, Professorengesellschaften. War irgendwo ein Job zu vergeben, erinnerte man sich flugs an einen Bruder im Geiste. Zwar verlieren solche Kreise an Bedeutung. Neben den formellen Netzwerken gab und gibt es aber auch noch informelle: Die Bier- oder die Sportrunde nach der Arbeit ist traditionell ebenfalls eher männlich dominiert.
Nicht erst seit gestern bemühen sich Frauen, diese Stolpersteine wegzuräumen. Was wurde da nicht alles ins Leben gerufen! Frauenquoten bzw. positive Diskriminierung, eigene Netzwerke, Mentoring-Programme, Gendergerechtigkeit im Unterricht bis zur teilweisen Aufhebung der Koeduktion. Das wird zwar oft lächerlich gemacht, hat aber teilweise etwas gebracht - zumindest bei den Bildungsabschlüssen. Unter den Jüngeren, das zeigt auch der EU-Bericht, herrscht Geschlechtergerechtigkeit - eine Aufholjagd, die jedoch im Nirgendwo endet. Denn eigentlich ist es nur in der Politik unmodern geworden, keine Frauen in der ersten Reihe sitzen zu haben. Wer die vielen monogeschlechtlichen öffentlichen Diskussionsrunden beobachtet, kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass in Österreich nur Männer das Sagen haben.
Subjektiv fühlen die sich manchmal trotzdem von den "Powerfrauen" an die Wand gedrängt. Manche greifen zur perfiden Gegenstrategie: Frauen, die an der Spitze stehen, werden lächerlich gemacht. Ihnen wird vorgeworfen, was man über Karrieremänner nur selten hört: Dass sie den Job ausschließlich der guten Verbindung zu diesem oder jenem Mächtigen verdankten. Und dass sie in Wahrheit unfähig seien, ein dummer Trampel eben.
Es ist ein Klischee, aber trotzdem wahr: Frauen an der Spitze werden kritischer betrachtet. Gleichzeitig haben sie viel zu oft eine dünne Haut und nehmen Auseinandersetzungen persönlich, die ihre Kollegen schon am nächsten Tag wieder vergessen haben. Stecken sie Rempeleien kühl lächelnd weg, gelten sie als "emotional kalt", siehe Hillary Clinton. Sie löste das Dilemma mit einem kleinen Tränenausbruch während des Wahlkampfs, was ihr wiederum als Taktik ausgelegt werden und folglich ebenso auf den Kopf fallen könnte.
Österreich ist gesellschaftspolitisch nicht liberal: Darüber, wie jemand zu leben hat, haben alle anderen immer ziemlich präzise Vorstellungen. Zumindest bis zum Kindergartenalter sieht man Mütter lieber daheim. Umgekehrt betrachten all jene (städtischen) Frauen, die bald wieder arbeiten gehen, ihre nicht-berufstätigen Geschlechtsgenossinnen mit arroganter Herablassung. Rabenmütter kontra Hausmütterchen, und Teilzeitjobs gelten auch irgendwie als pfui, weil Arbeitnehmervertreter dabei immer argwöhnen, dass das nicht freiwillig geschieht.
Kinder werden - speziell in Firmen - sowieso als reine Frauenangelegenheit betrachtet. Das hemmt den Aufstieg weiblicher Beschäftigter mit und ohne Kinder und ist auch für aktive Väter ein Problem, die schnell als Softies gebrandmarkt sind, die unter dem Schlapfen stehen. Voraussetzung für eine Karriere ist unsichtbarer Nachwuchs, am besten keiner. Die öffentliche Hand hat immer viel Geld in familiäre Direktleistungen, aber zu wenig in Kinderbetreuungseinrichtungen (auch in deren Qualität!) investiert. Aber nicht alles kann der Staat leisten. Es ist deshalb zu hoffen, dass die SPÖ im nächsten Wahlkampf nicht auch noch den Kinderbetreuungsnotstand entdeckt und wie bei der Pflege einen halbwegs funktionierenden privaten Markt vergesellschaftet und damit noch weiter verteuert.
Nicht zuletzt ist die Zeit-Lücke für Frauen zwischen der Phase, in der sie "gefährdet" sind, Kinder zu bekommen oder tatsächlich welche haben, und dem Alter, ab dem sie "zu alt" für eine Karriere sind, knapper bemessen als anderswo. Das frühere Pensionsalter fällt ehrgeizigen Arbeitnehmerinnen auf den Kopf.
Dass sich Unterrichtsministerin Claudia Schmied nun entschlossen hat, nur weibliche Unirätinnen zu nominieren, ist nicht elegant, aber mutig und notwendig. Denn an den Unis sind die "old boys networks" offenbar noch immer sehr eng geknüpft.
24.01.2008 | 18:18 | MARTINA SALOMON (Die Presse)
martina.salomon@diepresse.com
Investieren ist überlebenswichtig
Ein Talent war damals eine große Menge Silber. Unsere moderne Bezeichnung »Talent« für herausragende menschliche Eigenschaften leitet sich ab von der griechischen Währungsbezeichnung in dieser biblischen Geschichte. In der aktuellen Lutherübersetzung wird die Währung als »Zentner« bezeichnet, in der alten Version hießen sie »Pfunde« - woraus die Redensart »mit seinen Pfunden wuchern« entstand.
Die Doppelbedeutung des Begriffs »Talent« könnte einem den Blick verstellen: als ob es in dieser Geschichte nur darum ginge, aus seinen Begabungen möglichst viel zu machen. Jesus jedoch verwendet als Metapher für seine aufwendige Gleichnisgeschichte alltägliches, fassbares Geld. Und die Moral von der Geschichte klingt erstaunlich modern und kapitalistisch: Vermehre dein Kapital.
Natürlich erzählt Jesus das im Blick auf das nahende Weltende. Die Essenz mag lauten: Nutzt die Zeit bis zur großen Abrechnung, so gut ihr könnt. Allerdings vermute ich, dass Jesus dieses Gleichnis durchaus ganz konkret im volkswirtschaftlichen Sinne versteht. Es ist sein kleines Manifest zum Wirtschaften der Menschen. Sein »Kapital« sozusagen, lange vor Karl Marx. Das Gleichnis von den anvertrauten Talenten ist eine Lektion über Wohlstand und Luxus. Was heißt das?
Woher kommt Wohlstand
Die Begriffe »Luxus« und »Wohlstand« erwecken den Eindruck, als gehe es dabei um etwas Unbewegliches, etwas Erworbenes, das uns zur Verfügung steht und das es nun möglichst gerecht zu verteilen gilt. Vielleicht sind wir alle mit großer Blindheit geschlagen in der aktuellen Diskussion um Steuergerechtigkeit, um die gerechte Höhe staatlicher Versorgungsleistungen (»Hartz IV«) und um die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich: Es wird so getan, als wären Wohlstand und Luxus ein riesiger Kuchen, von dem jedem ein mehr oder weniger opulentes Stück zusteht. Doch das ist eine geradezu kindlich einseitige Sicht, die Jesus auf frappierende Weise überwindet. Er sieht das Thema nicht statisch, sondern dynamisch. Er spricht von der mindestens ebenso wichtigen anderen Seite des Prozesses, nämlich darüber, wo der Kuchen herkommt, wer ihn bäckt, wer die Zutaten produziert und wie Wohlstand entsteht.
Investieren ist überlebenswichtig
Ein Silbertalent entsprach ungefähr den Kosten für ein mittelgroßes Schiff. Wer ein Schiff hat, kann viel effizienter als ein Angler große Mengen Fische fangen.
Dann würde das Gleichnis Jesu ein wenig anders lauten: Ein Unternehmer überlässt seinen Verwaltern Schiffe. Zwei von ihnen stellen tüchtige Besatzungsmitglieder ein, lassen die Schiffe zum Fang auslaufen und organisieren die Vermarktung der Fische. Der dritte aber scheut die Arbeit und das Risiko und lässt das Schiff im Hafen liegen.
So wird klar, dass es Jesus nicht um moderne spekulative Geldanlagen geht, sondern um einen elementaren Bestandteil menschlicher Arbeit, den klugen Einsatz von Investitionsgütern. Damit wird deutlich, dass Jesus den dritten Knecht mit vollem Recht als böse und faul bezeichnet. Faul, weil er die erforderliche organisatorische und denkerische Arbeit nicht aufgebracht hat, aus dem ihm anvertrauten Produktionsmittel etwas zu machen. Und böse, weil er seinem Chef Böses unterstellt. Der dritte Knecht argumentiert erstaunlich modern, ganz im Sinne eines Kapitalismuskritikers: Das ist doch ungerecht, sagt er, wenn einer ernten will, ohne vorher zu säen.
Mit diesem Gleichnis will Jesus sagen: Setzt eure Arbeitskraft, euren Erfindungsreichtum und eure Produktionsmittel so klug ein, wie ihr nur könnt. Dann geht es allen besser. Wer untätig herumsitzt, weil er das System ablehnt, keine Kraft aufbringt oder sich für nutzlos hält, der schadet nicht nur sich, sondern auch der Allgemeinheit.
Aus: Werner Tiki Küstenmacher, JesusLuxus. Die Kunst wahrhaft verschwenderischen Lebens. Goldmann Verlag / Kösel Verlag, München 2011.
Zur Freiheit befreit
Im modernen Leben kommt es auf das an, was einer leistet. Man fragt weniger: "Wer ist das?", als: "Was ist der?", "Was macht er?" Man meint damit seinen Beruf, seine Arbeit, seine Leistungen, seine Position und sein Ansehen in der Gesellschaft. Darauf kommt es an.
Diese Fragestellung ist nicht so selbstverständlich, wie sie scheint. Sie ist typisch "westlich", obwohl sie auch in den ehemals sozialistischen Ländern des Ostblocks zu finden war und in den Entwicklungsländern ebenfalls zu finden ist. Ursprünglich beheimatet aber ist sie in der Ersten Welt, in Westeuropa und Nordamerika, wo sich die moderne Industriegesellschaft herausgebildet hat. Nur da gab es seit langem eine rational organisierte Wissenschaft mit spezialisierten Fachleuten. Nur da auch die rationale Organisation der freien Arbeit im Betrieb nach Rentabilität. Nur da ein eigentliches Bürgertum und eine spezifisch geartete Rationalisierung der Wirtschaft und schließlich der Gesellschaft überhaupt mit einer neuen Wirtschaftsgesinnung. Warum denn nur hier?
Worauf es letztlich nicht ankommt
Max Weber hat in seiner klassischen Untersuchung "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus" (1905) diesen Vorgang genauer untersucht: Die westliche Rationalisierung wurde gewiss durch bestimmte ökonomische Bedingungen vorangetrieben (so richtig Marx). Aber andererseits kam es zur westlichen ökonomischen Rationalisierung überhaupt erst durch eine neue praktisch-rationale Wirtschaftsgesinnung, die ihren Grund in einer sehr bestimmten religiös-moralischen Lebensführung hat (so richtig Weber): Bestimmte Glaubensinhalte und Pflichtvorstellungen waren es, die diese neue Einstellung in Leben und Wirtschaft entscheidend hervorbrachten. Inwiefern?
Die Wurzeln reichen, erstaunlich genug, in die angeblich heute nicht mehr aktuellen Fragen der Reformationszeit zurück: In ungewollter Folge der strengen calvinistischen Lehre von einer doppelten Erwählung (Prädestination der einen zur Seligkeit - der anderen zur Verdammung) betonte man in den von Calvin beeinflussten Kirchen die "Heiligung", die Werke im Alltag, die Berufsarbeit als Erfüllung der Nächstenliebe und ihren Erfolg - dies alles nämlich verstanden als sichtbare Zeichen einer positiven Erwählung zur ewigen Seligkeit. Nicht aus aufklärerischen, sondern aus religiösen Motiven also war es zum Geist der rastlosen Arbeit, des Berufserfolges und des ökonomischen Fortschritts gekommen: eine höchst folgenreiche Kombination von intensiver Frömmigkeit und kapitalistischem Geschäftssinn in historisch wichtigen Kirchen und Sekten, bei den englischen, schottischen und amerikanischen Puritanern, den französischen Hugenotten, den deutschen Reformierten und Pietisten.
Je mehr nun die Säkularisierung alle Bereiche des Lebens ergriff und je mehr sich das moderne Wirtschaftssystem durchsetzte, um so mehr wurden unermüdlicher Fleiß (industria), strenge Disziplin und hohes Verantwortungsbewusstsein die Tugenden des säkularen, mündig gewordenen Menschen in der "Industrie"-Gesellschaft. Allseitige "Tüchtigkeit" wurde die Tugend schlechthin, der "Nutzen" die Denkweise, der "Erfolg" das Ziel, die "Leistung" das Gesetz dieser modernen Leistungsgesellschaft, in der ein jeder seine Rolle (Hauptrolle im Beruf und meist verschiedene Nebenrollen) zu spielen hat.
So versucht der Mensch nun in einer dynamisch sich entwickelnden Welt und Gesellschaft sich selbst zu verwirklichen: anders als in der früheren statischen Welt menschliche Selbstverwirklichung, um die es ja dem Menschen in jedem Fall gehen muss, durch eigene Leistungen. Nur der ist etwas, der etwas leistet. Und was kann Schlimmeres von einem Menschen gesagt werden, als dass er nichts leiste? Arbeit, Karriere, Geldverdienen - was sollte wichtiger sein? Industrialisieren, Produzieren, Expandieren, Konsumieren im Großen wie im Kleinen, Wachstum, Fortschritt, Perfektion, Verbesserung des Lebensstandards in jeder Hinsicht: ist nicht das der Sinn des Lebens? Wie anders denn durch Leistungen soll der Mensch seine Existenz rechtfertigen? Die ökonomischen Werte rangieren zuoberst in der Wertordnung, Beruf und Tüchtigkeit bestimmen den sozialen Status, die Ausrichtung auf Wohlfahrt und Leistung lassen die Industrienationen dem Druck der Urarmut entrinnen und führen die Wohlfahrtsgesellschaft herauf.
Aber gerade dieses so erfolgreiche Leistungsdenken wird schließlich zu einer ernsthaften Bedrohung für die Menschlichkeit des Menschen: Nicht nur dass der Mensch die höheren Werte und einen umfassenden Sinn des Lebens aus den Augen verliert, sondern dass er sich zugleich an die anonymen Mechanismen, Techniken, Mächte, Organisationen dieses Systems verliert. Denn je größer Fortschritt und Perfektion, um so stärker die Einordnung des Menschen in den komplexen ökonomisch-sozialen Prozess: Immer noch strengere Disziplin, die den Menschen gefangen nimmt. Immer noch mehr Einsatz und Fleiß, der den Menschen nicht mehr zu sich selber kommen lässt. Immer noch mehr Verantwortung, die den Menschen ganz in seiner Aufgabe vereinnahmt. Immer engmaschiger das von der Gesellschaft selber geschaffene Normennetz, das den Menschen nicht nur in seinem Beruf und in seiner Arbeit, sondern auch in seiner Freizeit, seiner Unterhaltung, seinem Urlaub, seinen Reisen unbarmherzig umspannt und reglementiert.
Aus: Hans Küng, Vertrauen, das trägt. Spiritualität für heute. Herder Spektrum, Freiburg Basel Wien 2003.
Lied der Hoffnung
Wenn Familien zusammen sind und sich ihre eigenen alten Geschichten erzählen, sind es meistens Geschichten des Erinnerns und der neuen Anfänge. Das Leben geht, sagt man sich, denn damals ist es gegangen. So singt die Hoffnung ihr Lied.
Die Hoffnung singt ein zweites Lied. Es ist das Lied von den zukünftigen Anfängen: Einmal wird es sein! Um es mit dem Propheten Jesaja zu sagen: Einmal wird es sein, dass die Blinden sehen, die Lahmen tanzen und die Verstummten ihre Lieder gefunden haben. Die Hoffnung geht aufs Ganze.
Fulbert Steffensky in: "Das Inspirationsbuch" Verlag Herder, Freiburg 2004
zitiert nach CiG 43/2008 (26. 10.2008)
Die kleinen Hoffnungen und die große Hoffnung
Wir brauchen die kleineren oder größeren Hoffnungen, die uns Tag um Tag auf dem Weg halten. Aber sie reichen nicht aus ohne die große Hoffnung, die alles andere überschreiten muß. Diese große Hoffnung kann nur Gott sein, der das Ganze umfaßt und der uns geben und schenken kann, was wir allein nicht vermögen. Gerade das Beschenktwerden gehört zur Hoffnung. Gott ist das Fundament der Hoffnung - nicht irgendein Gott, sondern der Gott, der ein menschliches Angesicht hat und der uns geliebt hat bis ans Ende: jeden einzelnen und die Menschheit als ganze. Sein Reich ist kein imaginäres Jenseits einer nie herbeikommenden Zukunft; sein Reich ist da, wo er geliebt wird und wo seine Liebe bei uns ankommt. Seine Liebe allein gibt uns die Möglichkeit, in aller Nüchternheit immer wieder in einer ihrem Wesen nach unvollkommenen Welt standzuhalten, ohne den Elan der Hoffnung zu verlieren. Und seine Liebe ist uns zugleich Gewähr dafür, daß es das gibt, was wir nur dunkel ahnen und doch im tiefsten erwarten: das Leben, das "wirklich" Leben ist.
Papst Benedikt XVI., Enzyklika ”Spe Salvi” v. 30.11.2007, Nr. 31
Hoffnung
Hoffnung ist nicht dasselbe wie die Freude darüber, dass sich die Dinge gut entwickeln.
Sie ist auch nicht die Bereitschaft, in Unternehmen zu investieren, deren Erfolg in naher Zukunft absehbar ist.
Hoffnung ist vielmehr die Fähigkeit, für das Gelingen einer Sache zu arbeiten.
Hoffnung ist auch nicht dasselbe wie Optimismus.
Sie ist nicht die Überzeugung, dass etwas klappen wird, sondern die Gewissheit, dass etwas seinen guten Sinn hat - egal, wie es am Ende ausgehen wird.
Diese Hoffnung alleine ist es, die uns die Kraft gibt zu leben und immer wieder Neues zu wagen, selbst unter Bedingungen, die uns vollkommen hoffnungslos erscheinen.
Das Leben ist viel zu kostbar, als dass wir es entwerten dürften, indem wir es leer und hohl, ohne Sinn, ohne Liebe und letztlich ohne Hoffnung verstreichen lassen.
Vaclav Havel
Mit bereiter Seele beharren
Es ist in dieser Wüstennacht
kein Weg zu zeigen;
es ist zu helfen,
mit bereiter Seele zu beharren,
bis der Morgen dämmert
und ein Weg sichtbar wird,
wo niemand ihn ahnte.
Martin Buber, Gog und Magog
Zeige mir den Grund deines Vertrauens
"Sag mir, was dich trägt.
Erzähl mir von dem, was dich hält,
dich nicht verzweifeln lässt.
Zeige mir den Grund deines Vertrauens,
die Quelle deiner Kraft.
Berichte mir von deinem Weg in die Tiefe,
damit ich meinen Weg zu gehen wage,
den Grund finde und die Quelle
und Vertrauen schöpfe bei dem, dem du vertraust.
Rede mit mir von Gott,
damit er lebendig wird in uns und zwischen uns."
Verfasser unbekannt
Christiane Herholz (2002)
Bernhard Zahrl (1999)
Hans Hütter (1996)