Neujahrswünsche, Neujahrsvorsätze
Sie werden es noch oft hören: Frohes Neues Jahr oder Gottes Segen zum neuen Jahr. Viele von uns haben sich so manches vorgenommen. Zum Beispiel nimmt sich der eine oder andere vor, nicht zu rauchen oder möchte abnehmen, mehr für die Umwelt tun, sich mehr Zeit für die Familie zu nehmen. Möglichkeiten gibt es viele. Es werden viele Wünsche und Vorsätze wieder vergessen. Dennoch möchten auch viele Menschen an sich arbeiten. Sie spüren: in meinem Leben könnte einiges doch besser und anders laufen. Es kann helfen, sich nicht zu viel vorzunehmen, sich nicht zu viel zu wünschen. Kleine Schritte helfen schon und sie ziehen dann auch automatisch größere Schritte nach. Das Datum 1. Januar ist ein guter Schnitt.
Wir Menschen brauchen diese Zeiteinteilung. Doch Gott hat eine andere Zeiteinteilung als wir Menschen. In der Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus lesen wir: "Als die Zeit erfüllt war ..." Gott hat einen Schnitt gemacht - mit Jesus Christus, seinem Sohn. Gott hat uns mit diesem Schritt zu Töchtern und Söhnen gemacht. Warum gerade zu der Zeit, das weiß niemand. Gott hat die Zeit erfüllt gesehen, jetzt in das Leben der Welt einzugreifen. An Weihnachten haben wir das gefeiert. Gott ist diese Welt nicht gleichgültig. Mit dieser Welt hat Gott seinen Plan, seinen Willen. Und vor allem hat Gott zwei wichtige Dinge: das eigene Zeitmaß und Geduld.
Gottes Zeitmaß
Gottes Zeitmaß ist ein anderes als das unsere Zeitmaß. Und das ist gut so. Das kann uns Mut machen, unser Leben Gott ganz anzuvertrauen. Unser menschliches Zeitmaß sollten wir immer wieder und immer mehr dem Zeitmaß Gottes mit uns anpassen. Wie Gott mit der Welt seinen Plan hat und diesen in Jesus seinen Sohn endgültig gezeigt hat, so hat er auch mit jedem einzelnen uns einen Plan.
Interessant finde ich den Gedanken der verschiedenen Lebensphasen. Jedes dieser Lebensphase hat ihren Sinn und ihre Aufgabe. Und jede Lebensphase wird von Pädagogen und Psychologen eingeteilt. Doch nicht immer entwickeln sich die Menschen in der angegebenen Zeit.
Da gibt es Menschen, die frühreif sind, Menschen, die sich schnell entwickeln. Früh schon übernehmen sie Verantwortung im Beruf oder im Verein. Sie gründen schon früh eine Familie. Andere lassen sich mit vielem Zeit, sind mit sich selbst beschäftigt. Es gibt Menschen, die noch weit über das offizielle Rentenalter voller Schaffenskraft sind. Andere sind schon vorher erschöpft. Das will ich nicht werten. Es ist eben so. Doch es kann auch mit dem eigenen Weg Gottes mit einem Menschen zusammenhängen.
Wenn die Zeit für etwas reif ist
Wenn ich bei mir so zurückschaue, dann spüren ich: bei manchen Erlebnissen und Erfahrungen war genau die Zeit für mich persönlich dafür da, nicht früher und auch nicht später. Ich spüre, da habe nicht nur ich entschieden allein, sondern da war Gott mit im Spiel. Vielleicht spüren sie auch: jetzt ist die Zeit dafür reif. Sicher: man kann auch die Zeit verpassen, wenn man unaufmerksam ist, wenn man sein Leben nur nach eigenen Plänen ausrichtet.
Wie viel Liebe hat sich Gott mit der Erschaffung der Welt und des Menschen gegeben. Die Wissenschaftler sagen uns: es waren Milliarden von Jahren. Die Bibel sagt uns: es waren 7 Tage. Die Milliarden von Jahren zeigen uns einen unendlichen Zeitraum. Mir wird bei dieser Zahl schwindelig. Doch ich spüre auch, die Geduld, die Liebe Gottes, seine Zeit. Die Bibel sagt mit der Zahl 7: das Werk Gottes ist vollkommen.
Gott lässt sich Zeit
Wie viel Zeit hat sich Gott mit seinem auserwählten Volk Israel gegeben. Immer wieder haben sich die Israeliten von Gott abgewandt, der sie aus Ägypten befreit hat. Sie haben sich immer wieder anderen Göttern zugewandt. Doch Gott hat auch diese Zeiten der Gottferne zugelassen. Gott hat sein Volk nicht fallen lassen, sondern immer wieder Propheten gesandt. Eine wichtige Hilfe hat uns Gott gegeben: es waren die 10 Gebote, das Gesetz. Die Menschen brauchten das Gesetz. Doch es kam die Zeit, in der die Menschen nicht nur das Gesetz brauchten. Es kam die Zeit, in der das Gesetz die Menschen versklavte, die Menschen das Gesetz weitgehend nur hielten, um des Gesetzes willen.
"Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau ..." Die Zeit war reif, dass Menschen Gott auf eine neue Weise begegneten. Jesus kam als der Retter, aber in einer anderen Weise, als die Menschen es erwarteten. Er befreite sie nicht mit Gewalt von der Herrschaft der Römer. Er hatte eine neue Botschaft von Gott, die Botschaft der Liebe. Es waren andere Menschen, die Gott achtet. Nicht umsonst waren es Hirten, die als erste an der Krippe waren. Voller Freude loben und preisen sie Gott. Hirten leben wie andere Berufsgruppen wie Landwirt, wie der Winzer ganz mit der Natur und deren Zeitmaß verbunden.
Die Geduld Gottes
Aber: verstanden die Menschen diese Botschaft? Nein! Gerade die religiösen haben Jesus abgelehnt. Wie schwer taten sich die engsten Vertrauten zuerst. Wie schwer tun sich heute wir, die wir uns Christen nennen, mit der Botschaft seiner Liebe. Doch auch angesichts dieser Tatsachen verliert Gott die Geduld nicht. Er gibt seinem neuen Volk, das sind wir, die wir an ihn glauben, Zeit, unendlich viel Zeit. Zeit, die Gott uns immer wieder neu schenkt, dass wir in dem hineinwachsen wer wir vor ihm sind: Söhne und Töchter, Erbe. Erbe sein bedeutet für mich beschenkt sein mit der Liebe, mit der Fülle des Lebens.
Ich frage mich bei den Gedanken, wie kann ich erkennen, dass die Zeit für etwas, sei es eine Entscheidung, sei es für einen Entwicklungsschritt reif ist, kurzum: wie kann ich etwas als Gottes Willen erkennen.
Wie Maria
Heute am 1. Januar feiern wir das Hochfest der Gottesmutter Maria. Sie ist uns ein Vorbild. Auch Maria brauchte Zeit, Gottes Wege zu erkennen. "Sie bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach!" Das ist auch der Weg für uns. Alles vertrauensvoll in unserem Herzen bewahren, Gott zu vertrauen, den Mut zu haben, auf die innere Stimme zu hören, versuchen, aus allem, was ich erlebe, herauszuhören: wo spricht Gott zu mir. Gott spricht zu mir zur rechten Zeit. Maria war eine Hörende. Ihr Leben war ein Leben mit Gott. Was anders ist das unsrige Leben, eine Zeit mit Gott. Gott lässt uns Zeit zu wachsen und zu reifen, das zu werden, wer wir vor ihm sein sollen, uns zu dem hinentwickeln, wer wir sein sollen.
Nehmen wir uns vor, uns vielleicht noch mehr im folgenden Jahr von ihm führen zu lassen. Unsere Vorsätze können da durchaus ein Schritt sein, aber haben wir Geduld mit uns selbst. Gott hat unendlich Geduld mit uns. Für was wird die Zeit im kommenden Jahr wohl reif sein. Gott bindet sich nicht an verschiedene Daten unseres menschlichen Kalenders. Gott hat seine eigene Zeitrechnung: und das mit jedem von uns.
Schließen möchte ich mit dem Segen, den Mose und Aaron dem Volk Israel gab im Auftrag Gottes. Mit diesen Worten segne ich Sie für das kommende Jahr.
Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten
und sei dir gnädig.
Der Herr wende sein Angesicht dir zu
und schenke dir Heil.
Lopez Weißmann (2001)
Bernhard Zahrl (1999)