Eröffnung:
Suchen Sie sich für den Hausgottesdienst einen geeigneten Platz in Ihrer Wohnung,
zünden Sie eventuell eine Kerze an und beginnen Sie:
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. - Amen.
Einleitung:
Der vierte Fastensonntag wird traditionell Freudensonntag genannt . Aber worauf oder warum sollen wir uns freuen, in Zeiten wie diesen und mitten in der Fastenzeit?
Die heutigen Bibelstellen können dazu Hinweise geben. Es geht um das göttliche Gericht und was darunter zu verstehen ist. Beim Wort Gericht denken wir an Verurteilung und Bestrafung von Schuldigen und SünderInnen. Auch die Lesung sieht das so. Das Volk Israel hat den Bund mit Gott gebrochen, seine Boten verhöhnt, gesündigt. Die Katastrophe der Zerstörung Jerusalems und die Verschleppung nach Babylon wurde als Strafe Gottes für diese Frevel verstanden. Und jetzt? Jetzt geht es weiter. Gott bereitet die Rückkehr des Volkes in die Heimat vor. Er hat die Schuld vergeben. Nach der Gerechtigkeit kommt die Gnade, das ist ein Grund zur Freude.
© Mag.a Dorothea Schwarzbauer-Haupt, Theologin, Diözese Linz.
Kyrie:
Rufen wir Jesus an, der uns die Vergebung Gottes gebracht hat:
Jesus,
du willst nicht den Tod des sündigen Menschen, sondern dass er umkehrt und lebt.
Herr, erbarme dich unser.
Jesus,
du bist gekommen, damit alle durch deine Hingabe gerettet werden.
Christus erbarme dich unser.
Jesus,
wer auf deine Barmherzigkeit vertraut wird nicht verurteilt, sondern lebt im Licht der Gnade.
Herr, erbarme dich unser.
© Mag.a Dorothea Schwarzbauer-Haupt, Theologin, Diözese Linz.
Eröffnungsgebet:
Herr Jesus Christus,
wir schauen auf zu dir,
zu deinem Kreuz,
zu unserer Rettung.
Aus Liebe zu uns hast du dein Kreuz auf dich genommen.
Dein Wort helfe uns,
in der Liebe zu dir und zueinander zu wachsen.
Dein Wort helfe uns,
deine Liebe in unserem eigenen Leben zu tun. - Amen.
Pater Jörg Thiemann
1. Lesung - 2 Chr 36,14-16. 19-23
Lesung aus dem zweiten Buch der Chronik.
In jenen Tagen
begingen alle führenden Männer Judas
und die Priester und das Volk viel Untreue.
Sie ahmten die Gräueltaten der Völker nach
und entweihten das Haus,
das der Herr in Jerusalem zu seinem Heiligtum gemacht hatte.
Immer wieder hatte der Herr, der Gott ihrer Väter,
sie durch seine Boten gewarnt;
denn er hatte Mitleid mit seinem Volk und seiner Wohnung.
Sie aber verhöhnten die Boten Gottes,
verachteten sein Wort
und verspotteten seine Propheten,
bis der Zorn des Herrn gegen sein Volk so groß wurde,
dass es keine Heilung mehr gab.
Die Chaldäer verbrannten das Haus Gottes,
rissen die Mauern Jerusalems nieder,
legten Feuer an alle seine Paläste
und zerstörten alle wertvollen Geräte.
Alle, die dem Schwert entgangen waren,
führte Nebukadnézzar in die Verbannung nach Babel.
Dort mussten sie ihm und seinen Söhnen als Sklaven dienen,
bis das Reich der Perser zur Herrschaft kam.
Da ging das Wort in Erfüllung,
das der Herr durch den Mund Jeremías verkündet hatte.
Das Land bekam seine Sabbate ersetzt,
es lag brach während der ganzen Zeit der Verwüstung,
bis siebzig Jahre voll waren.
Im ersten Jahr des Königs Kyrus von Persien
sollte sich erfüllen,
was der Herr durch Jeremía gesprochen hatte.
Darum erweckte der Herr
den Geist des Königs Kyrus von Persien
und Kyrus ließ in seinem ganzen Reich
mündlich und schriftlich den Befehl verkünden:
So spricht Kyrus, der König von Persien:
Der Herr, der Gott des Himmels,
hat mir alle Reiche der Erde verliehen.
Er selbst hat mir aufgetragen,
ihm in Jerusalem in Juda ein Haus zu bauen.
Jeder unter euch, der zu seinem Volk gehört
— der Herr, sein Gott, sei mit ihm —,
der soll hinaufziehen.
Antwortpsalm - Ps 137,1-6
Kv: Wie könnte ich dich je vergessen, Jerusalem! – Kv
Oder GL 74,1
An den Strömen von Babel, /
da saßen wir und wir weinten, *
wenn wir Zions gedachten.
An die Weiden in seiner Mitte *
hängten wir unsere Leiern. – (Kv)
Denn dort verlangten, die uns gefangen hielten, Lieder von uns, /
unsere Peiniger forderten Jubel: *
„Singt für uns eines der Lieder Zions!“
Wie hätten wir singen können die Lieder des Herrn, *
fern, auf fremder Erde? – (Kv)
Wenn ich dich je vergesse, Jerusalem, *
dann soll meine rechte Hand mich vergessen.
Die Zunge soll mir am Gaumen kleben, /
wenn ich deiner nicht mehr gedenke, *
wenn ich Jerusalem nicht mehr erhebe zum Gipfel meiner Freude. – Kv
2. Lesung - Eph 2,4-10
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Ephesus.
Schwestern und Brüder!
Gott, der reich ist an Erbarmen,
hat uns, die wir infolge unserer Sünden tot waren,
in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat,
zusammen mit Christus lebendig gemacht.
Aus Gnade seid ihr gerettet.
Er hat uns mit Christus Jesus auferweckt
und uns zusammen mit ihm
einen Platz in den himmlischen Bereichen gegeben,
um in den kommenden Zeiten
den überfließenden Reichtum seiner Gnade zu zeigen,
in Güte an uns durch Christus Jesus.
Denn aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet,
nicht aus eigener Kraft
— Gott hat es geschenkt —,
nicht aus Werken,
damit keiner sich rühmen kann.
Denn seine Geschöpfe sind wir,
in Christus Jesus zu guten Werken erschaffen,
die Gott für uns im Voraus bestimmt hat,
damit wir mit ihnen unser Leben gestalten.
Ruf vor dem Evangelium - Joh 3,16a.15
Lob dir, Christus, König und Erlöser! – Kv
So sehr hat Gott die Welt geliebt,
dass er seinen einzigen Sohn hingab,
damit jeder, der glaubt, in ihm das ewige Leben hat.
Lob dir, Christus, König und Erlöser!
Evangelium - Joh 3,14-21
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodémus:
Wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat,
so muss der Menschensohn erhöht werden,
damit jeder, der glaubt,
in ihm ewiges Leben hat.
Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt,
dass er seinen einzigen Sohn hingab,
damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht,
sondern ewiges Leben hat.
Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt,
damit er die Welt richtet,
sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.
Wer an ihn glaubt,
wird nicht gerichtet;
wer nicht glaubt, ist schon gerichtet,
weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes
geglaubt hat.
Denn darin besteht das Gericht:
Das Licht kam in die Welt,
doch die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht;
denn ihre Taten waren böse.
Jeder, der Böses tut,
hasst das Licht
und kommt nicht zum Licht,
damit seine Taten nicht aufgedeckt werden.
Wer aber die Wahrheit tut,
kommt zum Licht,
damit offenbar wird,
dass seine Taten in Gott vollbracht sind.
Impuls:
... und das letzte Wort hat die Gnade
Gerechtigkeit und Barmherzigkeit Gottes
Die Frage, wie sich göttliche Gerechtigkeit und Barmherzigkeit vereinbaren lassen, ist ein Dauerbrenner in den Religionen, auch im Christentum. Dabei besteht die Gefahr, dass einer, dieser „Pole“ überbetont und der andere vernachlässigt wird. Das führt einerseits zu einem beschwichtigenden Gott, der Schuld und Ungerechtigkeit relativiert und alles unter das Motto: Ist ja nicht so schlimm, stellt. Diese Gottesvorstellung ist unerträglich für die Opfer menschlicher Gewalt, Unterdrückung und Schuld. Der andere Pol führt zur Angst vor einem bedrohlichen, strafenden und verdammenden Gott und hat immer wieder bei sterbenden Menschen auch zu panischer Angst vor dem Tod geführt. Viel zu oft wurde Menschen auch von der Kirche mit der Hölle gedroht.
Das heutige Evangelium geht das Thema von der Liebe her an. Es zeigt auf, welche Konsequenzen der Glaube an einen Gott hat, der die Liebe ist und gerade auch deshalb die menschliche Freiheit und Eigenverantwortung respektiert. Jesus zeigt in seinem Gespräch mit Nikodemus klar und deutlich auf, dass es das Ziel des liebenden Gottes ist, dass kein Mensch verloren geht, sondern allen das ewige Leben, und damit ist der Himmel gemeint, offensteht. Jesus macht klar, dass es die Absicht Gottes, und auch des göttlichen Gerichtes ist, dass alle Menschen, ja, die ganze Welt gerettet werden.
Können wir der Liebe Gottes vertrauen?
Das bedeutet, dass mit der Verurteilung von sündigen Menschen, und deren im Namen der Gerechtigkeit zu fordernden Bestrafung Gott mit uns Menschen noch nicht am Ende ist. Es ist ein notwendiger Durchgang, mit dem Ziel der Rettung und Erlösung durch die Hingabe Jesu. Der liebende Gott hat kein Interesse jemanden in der Hölle zu sehen oder ihn sogar dort hin zu schicken. Er will seine geliebten Geschöpfe bei sich im Himmel haben. Alles steht und fällt mit dem Glauben. Können wir der Liebe, Güte und Barmherzigkeit Gottes vertrauen? Glauben wir, dass er uns retten will, selbst dann, wenn wir große Schuld auf uns geladen haben?
Wenn wir darauf vertrauen, dass Verurteilung und Strafe, wie die Gerechtigkeit sie fordert, zwar zu erwarten sind, aber nicht das letzte Wort haben, dann sind wir schon gerettet, sagt der Text. Das heißt aber, dass nicht Gott es ist, der uns verurteilt und in die Hölle schickt, sondern nur wir selber können das tun, wenn wir uns der Gnade und Barmherzigkeit Gottes verweigern. Wir sind frei. Gott kann und will uns den Himmel nicht aufzwingen, aber er wird alles daransetzen, damit wir sein Gnadenangebot annehmen.
Im Licht der Liebe Gottes leben
Eindrucksvoll beschreibt der Text mit der Metapher von Licht und Finsternis, was im Gericht geschieht. Alle bösen Taten werden aufgedeckt und kommen ans Licht. Vor Gott kann man nichts verbergen. Seine Gerechtigkeit muss die Schuldigen zur Rechenschaft ziehen, damit sie die Verantwortung für ihr Tun übernehmen. Nur das stellt die Würde der Opfer wieder her und führt zu Einsicht, Reue und zur Bitte um Vergebung. Das ist eine unangenehme Tatsache, wenn wir gesündigt haben, denn es beschämt uns und ist schmerzhaft. So kann die Angst vor den Konsequenzen der Gerechtigkeit Gottes bis zum Hass auf das Licht seiner Liebe und Güte führen. Andererseits können Menschen, die auf die Liebe, Güte und Barmherzigkeit Gottes vertrauen, trotz ihrer Schuld im Licht dieser Liebe leben.
In der Fastenzeit gehen wir auf Ostern zu, das Fest, an dem wir den Durchgang Jesu vom Leiden in die Auferstehung feiern. Dieser Durchgang hat die Macht von Schuld und Tod gebrochen und ist das Unterpfand dafür, dass uns das göttliche Gericht retten und in den Himmel führen wird. Wir können uns auf die Worte Jesu verlassen und brauchen die Verdammung durch Gott nicht fürchten. Wie der gütige Vater im Gleichnis bei Lukas wird Gott uns trotz Schuld und Sünden in seine Arme schließen, wenn wir offen und reumütig auf ihn zugehen.
© Mag.a Dorothea Schwarzbauer-Haupt, Theologin, Diözese Linz.
Lobpreis:
Kehrvers
Der Herr ist mein Licht und mein Heil. (GL 38,1)
Barmherziger Gott und Vater,
Wir treten vor dich, um dir Dank zu sagen.
Vom Beginn der Schöpfung an
ist dir am Heil aller Menschen gelegen.
Kehrvers
Das Volk, das du dir erwählt hast,
hast du zurückgeführt in das Land,
das du seinen Vätern gegeben hast
und ihm Freiheit und Lebensraum gegeben.
Kehrvers
Als die Zeit erfüllt war,
hast du deinen Sohn in die Welt gesandt,
damit die Welt durch ihn gerettet wird.
Jeder, der an ihn glaubt, hat in ihm das ewige Leben.
Kehrvers
Allen, die im Glauben an ihm festhalten,
hat er den überfließenden Reichtum seiner Gnade gezeigt
und einen Platz im Himmel gegeben.
Dafür danken wir dir und loben wir dich
mit allen Engeln und Heiligen.
Danklied, z. B. Dank sei dir, Vater, für das ewge Leben (GL 484)
Fürbitten:
Gütiger Gott,
du wendest dich uns voll Barmherzigkeit zu,
deshalb bitten wir dich:
Für alle, die schuldig geworden sind und sich vor dem Entdeckt-Werden fürchten.
Für die Verkünder*innen in den Kirchen, dass sie betonen, dass nach der Gerechtigkeit die Gnade kommt.
Für alle, die vor Gott Angst haben und seiner Güte nicht trauen können.
Für alle, die gnadenlos mit sich selber und anderen umgehen.
Für jene, deren Zukunft düster ist und die sich nicht mehr freuen können.
Für unsere Verstorbenen und ihre Angehörigen.
Treuer Gott, du hörst unsere Bitten, du bist uns nahe in dieser schwierigen Zeit.
Dafür danken wir dir mit Jesus unserem Bruder. Amen.
© Mag.a Dorothea Schwarzbauer-Haupt, Theologin, Diözese Linz.
Sozialreferat der Diözese Linz
Vater unser:
Vater unser im Himmel
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Meditation:
Er lebte nicht für sich
er kam zu den Menschen
er war bei den Menschen
und zeigte ihnen
wie nahe Gott ist
Er heilte Kranke
und zog sich von den Ausgestoßenen
nicht zurück
er lebte nicht für sich
er gab sich vollkommen hin
Er kämpfte gegen Erstarrung und Heuchelei
er erlöste die Menschen
die ihm glaubten
von ihrer Schuld
und führte sie zu Gott
Er befreite
von der ängstlichen Sorge
um das eigene Leben
und gab Augen für die Not der anderen
und Kraft zu helfen
er zeigte ihnen die Zukunft:
Das Reich der Liebe Gottes.
Helene Renner
Schlussgebet:
Herr Jesus Christus,
diese Welt ist voller Dunkelheit:
Krieg, Hass, Krankheit, Hunger,
Ungerechtigkeit und vieles mehr
bestimmen unser Leben.
Du verstehst alle Menschen, die leiden,
denn du hast selbst Leiden auf dich genommen.
Sende uns in diese Welt,
hilf uns jetzt Licht zu sein. - Amen.
Pater Jörg Thiemann
Norbert Riebartsch (2012)
Martin Stewen (2009)
Regina Wagner (2000)