Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 20. Jun. 2024 - 20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Ijob 38,1. 8-11
Lesung aus dem Buch Íjob.
Der Herr antwortete dem Íjob aus dem Wettersturm
und sprach:
Wer verschloss das Meer mit Toren,
als schäumend es dem Mutterschoß entquoll,
als Wolken ich zum Kleid ihm machte,
ihm zur Windel dunklen Dunst,
als ich ihm ausbrach meine Grenze,
ihm Tor und Riegel setzte
und sprach: Bis hierher darfst du und nicht weiter,
hier muss sich legen deiner Wogen Stolz?
Als alttestamentliche Lesung - diese wird normalerweise auf den Evangelienabschnitt des jeweiligen Sonntags hin ausgewählt - werden einige Verse aus dem Buch Ijob vorgetragen. Diese haben einen doppelten Bezug zum Evangelium dieses Sonntags.
Das Buch Ijob besteht - eingefasst in eine Rahmenerzählung - aus einer langen Abfolge von Reden und Gegenreden wie bei einer Gerichtssitzung. In ihnen geht es um ein Verstehen der Leiderfahrungen des Menschen, insbesondere um das Leiden des Gerechten, um das Leiden, das sich nicht als Folge eigener Schuld erklären lässt. Dieses Leid behält trotz aller Erklärungs- und Rechtfertigungsversuche etwas Unverstehbares, Unfassbares. Der Mensch ist dem Leid ausgeliefert wie den Naturgewalten. Ijob vertraut trotz aller Unbegreiflichkeit Gott und bekennt: "Ich habe erkannt, dass du alles vermagst." (42,2). Dieses Bekenntnis entspricht in einer anderen literarischen Form dem Glauben, der in der Erzählung vom Seesturm (Evangelium) gefordert wird.
Die zweite Klammer zwischen erster Lesung und Evangelium ist mit dem Motiv des Meeres gegeben. Die Verse der Lesung sind der ersten Verteidigungsrede Gottes gegenüber Ijob entnommen. Diese Rede reiht vom Menschen unbeantwortbare Fragen aneinander und demonstriert in eindrucksvollenBildern die Überlegenheit des Schöpfers. Gott ist Herr über die ganze Schöpfung und über die Kräfte der Natur. Der Mensch kann dabei nicht mitreden.
(Meines Erachtens empfiehlt es sich, einen längeren Abschnitt aus dieser Rede vorzutragen, als die Leseordnung es vorsieht, damit das ehrfürchtige Staunen vor dem Schöpfer sich entfalten kann. Ich schlage die Verse 38,1-11 vor.)
Das Buch Ijob ist eines der Hauptwerke der Weltliteratur, benannt nach der zentralen Gestalt der Erzählung, da der Verfasser unbekannt ist. Er griff bei diesem Werk auf eine alte Volksüberlieferung von einem vorbildlichen, frommen und gerechten Mann zurück, der von Gott hart geprüft wird. Im alten Israel war der Glaube weit verbreitet, daß es dem guten Menschen in seinem Leben gut, dem Sünder dagegen schlecht ergeht. Leid ist folglich eine Strafe für begangene Sünden. Ijobs Freunde vertreten diese Ansicht. Der Protagonist selbst wehrt sich allerdings mit Entschiedenheit dagegen. Er weiß sich keiner Schuld bewußt, das Leid trifft ihn schuldlos. Schließlich klagt Ijob Gott selbst an, der ihm dann auch antwortet und darauf hinweist, daß es einem Menschen unmöglich sei, die Pläne Gottes zu verstehen. Ijob ergibt sich schließlich demütig in den Willen Gottes.
Das Buch Ijob zeigt uns einen Menschen in unsagbarem Leid, der aber Gott größer sein läßt. Das Leid der Menschen bleibt ein ungelöstes Rätsel, das sich einem vernunftmäßigem Erfassen entzieht.
Im vorliegenden Textabschnitt, der zur sogenannten "Ersten Rede Gottes" gehört, antwortet Gott dem Ijob mit einem Hinweis auf seine Weisheit, die sich in seiner Schöpfung zeigt. Wer sich in Gott geborgen weiß, der sieht seine ungelösten Probleme in einem neuen Licht und kann sich mit seinem Leid versöhnen, so wie das aufbrausende Meer sich beruhigt, wenn Gott sein mächtiges Wort spricht.
1. Lesung (ungekürzt) - Ijob 38,1-11
Lesung aus dem Buch Íjob.
Der Herr antwortete dem Íjob aus dem Wettersturm
und sprach:
Wer ist es, der den Ratschluss verdunkelt
mit Gerede ohne Einsicht?
Auf, gürte deine Lenden wie ein Mann:
Ich will dich fragen, du belehre mich!
Wo warst du, als ich die Erde gegründet?
Sag es denn, wenn du Bescheid weißt!
Wer setzte ihre Maße?
Du weißt es ja.
Wer hat die Messschnur über sie gespannt?
Wohin sind ihre Pfeiler eingesenkt?
Oder wer hat ihren Eckstein gelegt,
als alle Morgensterne jauchzten,
als jubelten alle Gottessöhne?
Wer verschloss das Meer mit Toren,
als schäumend es dem Mutterschoß entquoll,
als Wolken ich zum Kleid ihm machte,
ihm zur Windel dunklen Dunst,
als ich ihm ausbrach meine Grenze,
ihm Tor und Riegel setzte
und sprach: Bis hierher darfst du und nicht weiter,
hier muss sich legen deiner Wogen Stolz?
Antwortpsalm - Ps 107,23-24. 26-27. 28-29. 30-31
Kv: Danken sollen alle dem Herrn;
denn seine Huld währt ewig. – Kv
(Oder: Halleluja. Oder: GL 40,1)
Sie, die mit Schiffen das Meer befuhren, *
Handel trieben auf den großen Wassern,
die dort schauten die Werke des Herrn, *
seine Wundertaten in der Tiefe. – (Kv)
Sie stiegen empor zum Himmel, /
in die Urtiefen sanken sie hinab, *
sodass ihre Seele vor Not verzagte,
sie wankten und schwankten wie Betrunkene, *
verschlungen war all ihre Weisheit. – (Kv)
Sie schrien zum Herrn in ihrer Bedrängnis *
und er führte sie heraus aus ihren Nöten,
er machte aus dem Sturm ein Säuseln *
und es schwiegen die Wogen des Meeres. – (Kv)
Sie freuten sich, dass die Wogen sich legten, *
und er führte sie zum ersehnten Hafen.
Sie sollen dem Herrn danken für seine Huld, *
für seine Wundertaten an den Menschen. – Kv
2. Lesung - 2 Kor 5,14-17
Lesung aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Korínth.
Schwestern und Brüder!
Die Liebe Christi drängt uns,
da wir erkannt haben: Einer ist für alle gestorben,
also sind alle gestorben.
Er ist aber für alle gestorben,
damit die Lebenden nicht mehr für sich leben,
sondern für den, der für sie starb und auferweckt wurde.
Also kennen wir von jetzt an
niemanden mehr dem Fleische nach;
auch wenn wir früher
Christus dem Fleische nach gekannt haben,
jetzt kennen wir ihn nicht mehr so.
Wenn also jemand in Christus ist,
dann ist er eine neue Schöpfung:
Das Alte ist vergangen,
siehe, Neues ist geworden.
Hans Hütter (2000)
Reinhard Gruber (1997)
Um einer etwaigen Überinterpretation der zweiten Lesung aus dem Zweiten Korintherbrief zu entgehen, ist es wichtig, den Zusammenhang dieser Sätze mit dem vorangehenden Text zu beachten. Auf jeden Fall muss man sich davor hüten, die zweite Lesung aus dem Evangelium dieses Sonntags heraus zu interpretieren. Sie ist ja nicht zum Evangelium hinzu ausgesucht worden, sondern folgt einem fortlaufenden Lesezyklus.
Im Zweiten Korintherbrief verteidigt sich Paulus gegenüber Leuten, die Unruhe in die Gemeinde gebracht haben und seine Autorität in Korinth untergraben. Paulus legt ihnen in seinem Schreiben dar, wie er seinen Aposteldienst sieht und worauf er seinen Autoritätsanspruch begründet: Das eigentliche Motiv seines Aposteldienstes ist die Liebe Christi, die ihn überwältigt hat. Die Erkenntnis, dass Christus für ihn gestorben ist, hat sein Leben umgekehrt. Wie Christus nicht für sich selbst gelebt hat, so kann nun auch er nicht mehr für sich selbst leben. Sein Aposteldienst ist sein Leben für andere. Dies sollten alle begreifen, für die Christus gestorben ist. Alle Christen können von nun an nicht mehr für sich selbst leben. Sie sind durch Christus eine neue Schöpfung geworden.
Im Gegensatz zu den Argumenten seiner Widersacher in Korinth, die ihn wegen seiner menschlichen Unzulänglichkeiten angreifen, sollen Christen ihre Situation nicht mehr nur nach menschlichen Gesichtspunkten einschätzen. Die Wertschätzung eines Menschen leitet sich von nun an nicht in erster Linie von seinen Begabungen und Stärken ab, sondern ist von der Sichtweise des Glaubens vorzunehmen.
Der 2. Korintherbrief spiegelt das gespannte Verhältnis des Apostels Paulus mit der Gemeinde in Korinth wieder. Paulus sandte Titus als Vermittler nach Korinth und erwartete gespannt eine Nachricht. Schließlich reiste er seinem Schüler entgegen und erhielt gute Botschaft, die eine Versöhnung mit der Gemeinde einleitete.
Der 2. Korintherbrief gibt uns einige bedeutsame Aufschlüsse über das Selbstverständnis des Apostels. Er enthält auch einige wichtige Aussagen über die Beziehung zwischen Amt und Gemeinde.
Der vorliegende Textabschnitt zeigt auf, daß sich durch Tod und Auferstehung Jesu alles geändert hat: So wie Christus nicht mehr nach menschlichen Maßstäben eingeschätzt werden darf, so sollen auch unsere Mitmenschen nicht mehr mit menschlichen Augen betrachtet werden. Im Klartext: Nicht mehr das äußere Erscheinungsbild - nicht mehr der erste Eindruck zählt, sondern ein anderer: Der Maßstab Gottes. Er sieht nicht auf das Äußere, sondern auf das, was den Menschen ausmacht: Sein Inneres. Ein Mensch, der sich zu Christus bekennt, ist ein neuer Mensch, gedrängt von der Liebe Christi: eine neue Schöpfung.
2. Lesung (erweitert) - 2 Kor 5,11-17
Lesung aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Korínth.
Schwestern und Brüder!
So versuchen wir, erfüllt von der Furcht des Herrn,
Menschen zu gewinnen;
vor Gott stehen wir offen da.
Ich hoffe,
dass wir auch vor eurem Gewissen offen dastehen.
Damit wollen wir uns euch nicht wieder empfehlen,
sondern wir geben euch Gelegenheit,
rühmend auf uns hinzuweisen,
damit ihr denen entgegentreten könnt,
die sich äußerlich, nicht im Herzen rühmen.
Wenn wir nämlich von Sinnen waren,
so geschah es für Gott;
wenn wir besonnen sind,
geschieht es für euch.
Denn die Liebe Christi drängt uns,
da wir erkannt haben: Einer ist für alle gestorben,
also sind alle gestorben.
Er ist aber für alle gestorben,
damit die Lebenden nicht mehr für sich leben,
sondern für den, der für sie starb und auferweckt wurde.
Also kennen wir von jetzt an
niemanden mehr dem Fleische nach;
auch wenn wir früher
Christus dem Fleische nach gekannt haben,
jetzt kennen wir ihn nicht mehr so.
Wenn also jemand in Christus ist,
dann ist er eine neue Schöpfung:
Das Alte ist vergangen,
siehe, Neues ist geworden.
Ruf vor dem Evangelium - Lk 7,16
Halleluja. Halleluja.
Ein großer Prophet wurde unter uns erweckt:
Gott hat sein Volk heimgesucht.
Halleluja.
Evangelium - Mk 4,35-41
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.
An jenem Tag,
als es Abend geworden war,
sagte Jesus zu ihnen:
Wir wollen ans andere Ufer hinüberfahren.
Sie schickten die Leute fort
und fuhren mit ihm in dem Boot, in dem er saß, weg;
und andere Boote begleiteten ihn.
Plötzlich erhob sich ein heftiger Wirbelsturm
und die Wellen schlugen in das Boot,
sodass es sich mit Wasser zu füllen begann.
Er aber lag hinten im Boot auf einem Kissen und schlief.
Sie weckten ihn
und riefen:
Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?
Da stand er auf,
drohte dem Wind
und sagte zu dem See: Schweig,
sei still!
Und der Wind legte sich
und es trat völlige Stille ein.
Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst?
Habt ihr noch keinen Glauben?
Da ergriff sie große Furcht
und sie sagten zueinander: Wer ist denn dieser,
dass ihm sogar der Wind und das Meer gehorchen?
Hans Hütter (2000)
Reinhard Gruber (2007)
Die Evangelienperikope ist dem Markusevangelium entnommen. Sie ist die erste von drei Erzählungen, die das Handeln Jesu in Vollmacht veranschaulichen, nachdem im vorausgehenden Abschnitt, in den Gleichnissen, das Lehren in Vollmacht demonstriert worden ist.
Gemeinsam ist den drei Erzählungen die Art, wie der Herr Vollmacht ausübt: Jesus tritt den Naturgewalten wie einem Dämon gegenüber und befiehlt: Schweig! Sei still!
Der dämonische Charakter der Naturgewalten wird noch durch den Anklang an Psalm 65,8 unterstrichen, wo es von Jahwe heißt: "Der du stillst das Tosen der Meere, das Tosen ihrer Wogen und das Tosen der Völker". In der ganzen Erzählung wird der Name dieses Mächtigen nicht genannt. Dies steigert noch seine geheimnisvolle Macht.
Dem Bild der tobenden Naturgewalten stehen die Bilder des schlafenden Meisters und der hilflosen Jünger gegenüber. Der Herr, der mitten in diesem Chaos ruhig schläft, vermittelt das vertrauensvolle Ruhen der Glaubenden in der Geborgenheit Gottes. Die Jünger - einige von ihnen sind Fischer und wüssten mit dem aufgewühlten See umzugehen - repräsentieren Menschen, die den dämonischen Chaosmächten ausgesetzt sind.
Vorwurfsvoll rufen die Jünger den Meister um Hilfe an. Dieser hilft und beruhigt die Naturgewalten durch sein Machtwort, fragt sie aber nach ihrem Glauben. In Furcht erschaudern sie vor dem, der die Macht hat, den dämonischen Mächten zu befehlen. Sie fragen: Was ist das für ein Mensch...? Dieses staunende, furchtvolle Fragen wird zu einem ersten Schritt zum Glauben.
Schon früh hat man in dieser Erzählung ein Bild für die Situation der jungen Kirche gesehen, die einer dämonischen, ihre Existenz bedrohenden Gegnerschaft ausgesetzt war. Der Herr ist bei ihr. Wenn sie wie er sich der Geborgenheit Gottes überlassen könnte, könnte sie ruhig bleiben wie er. Auch sie muss sich wie die Jünger die Frage stellen lassen: Habt ihr noch keinen Glauben?
Das nach altkirchlicher Überlieferung in Rom vom hl. Markus für Heiden und Heidenchristen um 70 nach Christus verfaßte älteste Evangelium, steht in zeitlichem Zusammenhang mit der Zerstörung Jerusalems und des dortigen Tempels. Der Evangelist sammelte Überlieferungen, Wundererzählungen, Gleichnisse und Geschichten Jesu, sowie Zeugnisse seiner Passion.
Im Erzählen des Wirkens und Schicksals Jesu will Markus eine deutliche Botschaft vermitteln: Gott hat durch diesen Jesus aus Nazareth seinen Willen offenbart: die Menschen zu retten. Jesus ist der von den Propheten im Alten Bund verheißene Messias, der Sohn Gottes. Die programmatische Botschaft Jesu findet sich zu Beginn des Evangeliums im ersten Kapitel, Vers 15: "Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!"
Das Evangelium des 12. Sonntags im Jahreskreis schließt an die Gleichnisreden Jesu (Mk 4,35 - 6,69 an und berichtet vom Wunder der Besänftigung des Sturmes auf dem See. Unabhängig von der Frage nach der historischen Tatsächlichkeit offenbart sich in dieser Erzählung die Macht Gottes. Gott spricht durch seine Taten zum Menschen. Das Wunder hat aber keinen Sinn, wenn der Mensch dieses "Sprechen" Gottes nicht hört, nicht sieht und versteht. Auch wenn es scheint, daß Gott angesichts der Schrecken und Grausamkeiten des Alltags schläft, tut er es nicht. er greift in das Schicksal der Welt ein, so daß letztlich nur die Frage bleibt: "Was ist das für ein Mensch" - und weil Jesus Gott ist: "Was ist das für ein Gott."
Geflüchtete und Menschenrechte
Mein Name ist Abdulrahman ALI und bin 25 Jahre alt.
2015 kam ich als Geflüchteter mit meinen Eltern und Geschwister nach Österreich und erhielten Asyl. Ich darf sagen, dass ich mich und auch meine Familie in Österreich sehr wohl, ja schon zu Hause, fühlen. Wir sind allen sehr dankbar dafür, die uns in unserer Not geholfen haben. Ich bin sehr froh, dass ich vom Österreichischen Staat Sprachkurse, Weiterbildung, Gesundheitsvorsorge und soziale Sicherheit erfahren durfte.
Voriges Jahr habe ich meine Lehrabschlussprüfung als Elektriker machen können und bin von der Firma BMW-Motoren Steyr als Facharbeiter aufgenommen worden. Auch meine Familienangehörigen habe gute Arbeitsplätze (Bus-Chauffeur, KFZ-Techniker, Altenfachbetreuerin ...). Seit Jahren zahlen wir ins österr. Sozialsystem ein, um dessen Unterstützung wir in den ersten Jahren, nach unserer Ankunft in Österreich, sehr froh waren.
Nur eine Einschränkung, die uns sehr weh tat, erlebten wir in all den Jahren: Wir (d.h. alle Ausländer) konnten uns erst nach 5 Jahren um eine Wohnung bei einer Wohnbaugenossenschaft bewerben und mussten bis dorthin in einer schimmligen kleinen Wohnung ausharren (so ist das Gesetz).
Allen in Österreich möchte ich aber zusagen: „Schauen“ wir auf den Sozialstaat, die Demokratie und besonders auf die Menschenrechte! Ich weiß, wovon ich rede, angesichts der Erfahrung der Diktatur in Syrien.
Die Angst wieder nach Syrien zu müssen, ist trotz meines unbegrenzten Asylstatus immer wieder einmal da, gerade, wenn Menschenrechte von Gruppierungen in Frage gestellt werden. Daher strebe ich und meine Familienmitglieder die Staatsbürgerschaft an, sobald es uns vom Staat ermöglicht wird.
Weitere Statements von geflüchteten Menschen und Menschen, die sich für Ort für ein gutes Ankommen und Miteinander einsetzen, finden Sie unter:
https://www.dioezese-linz.at/miteinander-fuer-den-frieden
Das Thema Menschenrechtekann anhand folgender vier Fragen zusätzlich mit dem eigenen Leben und mit den Lesungen des Sonntags verbunden werden.
- Was bedeuten Menschenrechte für mich?
- Wo sind Menschenrechte gefährdet?
- Wo hast du Missachtung von Menschenrechten erlebt?
- Wo setzt du dich für Menschenrechte ein?
© Lucia Göbesberger, Diözese Linz
Werft die Dämonen hinaus!?
Gewalt und Gegengewalt?
Im Evangelium heißt es heute von Jesus: Er ist von Sinnen, er hat den Verstand verloren. Seine Angehörigen kommen, um ihn wegzuschleppen, ihn mit Gewalt zurückzuholen. Die Schriftgelehrten meinen gar, er sei von Beelzebul, dem Obersten der Dämonen, besessen, so die Einheitsübersetzung.
Das ist eine Übersetzung und damit schon eine Deutung, die in uns eine Logik in Gang setzt: Wer besessen ist - in Klammer vom Teufel - dem muss der Teufel ausgetrieben werden. Da wird jemand gefesselt, schreit, es geht nicht ohne Gewalt. Wenn er oder sie noch Familie hat, tut diese gut daran, das zu verhindern, ja vielleicht - wie es in unserer Schriftstelle über Jesus heißt - ihren Angehörigen „mit Gewalt zurückzuholen“. Die eine gegen die andere Gewalt also, dazwischen der wehrlose, als besessen betrachtete Mensch.
Da rinnt es mir kalt über den Rücken. Vielleicht fängt die frohe Botschaft schon mit einer sachgerechteren Übersetzung an. Sie verleugnet die Gewalt nicht, bringt sie aber in einen anderen Zusammenhang. Es geht nämlich darum, Dämonen aus einem Haus oder einer Gegend zu vertreiben, statt sie aus einer Person auszutreiben.
Dämonen vertreiben
Das griechische Wort ekballein bedeutet hinauswerfen, jemanden aus dem Land vertreiben, über die Grenze bringen. Schon im Alten Testament, im Buch Genesis, trifft die ersten Menschen dieses Schicksal. Da ist Gott selbst der Urheber der Vertreibung, nach einer dunklen Geschichte von Verstrickung und Schuldzuweisungen. Den jüdischen Menschen war das Vertriebensein bekannt, Israel lag immer schon am Rande von Großmächten und ihren kriegerischen Interessen.
Das war auch so zur Zeit Jesu und danach. Die Evangelien wurden von Menschen geschrieben, die diese Vertreibungen erlebt hatten: die Realität des vier Jahre dauernden jüdisch-römischen Krieges, die Jahre der Gewalt davor, das Zerreißen der Familien durch Tod oder Verkauf in die Sklaverei, körperliche und seelische Kriegsverletzungen, das verheerte, verwüstete Land. Im Jahr 70 n. Chr. fällt die Hauptstadt Jerusalem mitsamt dem Tempel, und damit auch die religiöse und kulturelle Heimat. Ein Großteil der überlebenden Bevölkerung muss flüchten.
Was gibt den Verbleibenden Hoffnung in dieser Lage? - Sie haben Gewalt mitangesehen, selbst erlebt oder auch ausgeübt. Sie sehnen sich nun nach Frieden: nach einem Stück Land, einer wirtschaftlichen Existenz, einem sicheren Ort, an dem ihre Kinder aufwachsen und gedeihen können, frei vom Schatten der Dämonen und des Todes. Denn die Seelen der Erwachsenen und die ihrer Kinder sind verwüstet, traumatisiert würde man heute sagen. Alle brauchen wieder sicheren Boden, sichere Räume, Beziehungen ohne Gewalt und eine Perspektive für ihr weiteres Leben. Jesus und mit ihm die ersten christlichen Gemeinden wollen solche Räume und Perspektiven schaffen und damit die Dämonen vertreiben.
Sichere Räume schaffen
Auf diesem Hintergrund noch ein paar Sätze zur heutigen Schriftstelle. Was Jesus genau bewegt, dass er „von Sinnen“, ganz außer sich ist, wissen wir nicht. Er ist offenbar tief erschüttert von konkreten Erfahrungen von Gewalt und Zerstörung. Vielleicht zweifelt er an seinem Auftrag, was er als einzelner überhaupt bewirken kann. Er ringt mit dämonischen Mächten.
Also sind seine Angehörigen in Sorge um ihn und wollen ihn mit Gewalt heimholen. Die Gewalt von anderer Seite schlägt ihm entgegen, weil er mit seiner Botschaft von Frieden und seinen heilenden Aktivitäten provoziert. Er macht sich nicht zum Opfer, weder der einen noch der anderen Seite. Er verweigert sich der Dämonisierung seiner Person - sie sagen, „er trägt den Beelzebul in sich“ - und er dämonisiert auch seine Gegner nicht. Er bringt ihre Logik ins Wanken und lässt sie einmal nachdenken. Wie kann denn ein Satan einen anderen vertreiben? Braucht es nicht eine ganz anders geartete Macht, die einem gespaltenen Haus, einem gespaltenen Land, Sicherheit gibt, sodass die Dämonen daraus vertrieben werden?
Vielleicht brauchen wir auch heute diese Botschaft:
• andere Menschen, Gruppen, Völker nicht zu dämonisieren,
• im Umgang mit kritischen Situationen Gewalt möglichst zu vermeiden,
• an der Aufhebung von Spaltung zu arbeiten - im eigenen Haus, im eigenen Land, in Europa, weltweit,
• der Logik von Rüstung und Aufrüstung, Gewalt und Gegengewalt entgegenzutreten,
also Dämonen zu vertreiben, um sichere Räume zu schaffen.
© Dr.in Maria Prieler-Woldan, Linz
Rettung in der Not des Sturms
Menschen auf der Flucht
Mitte Mai wurden zwei Pressefotos in diversen Medien veröffentlicht. Ein Foto zeigt einen Mann im Meer, der ein Baby hochhält und mit einem Rettungsring ans Ufer schwimmt. Das zweite Foto zeigt eine Rot-Kreuz-Mitarbeiterin am Strand, die einen verzweifelten afrikanischen Geflüchteten in den Arm nimmt. Beide Menschen haben enormen Mut und Kraft gezeigt. Ihnen gebührt große Anerkennung. Der Mann, der das Baby rettete, wurde für seinen Einsatz geehrt. Die Frau hatte mit einem Shitstorm und rassistischen Angriffen zu kämpfen.
„Ich wusste nicht, ob es noch lebte oder schon tot war. Das Einzige, was mir durch den Kopf ging, war: ,Schwimm! Schwimm! Schwimm!' Mit aller Kraft, um so schnell wie möglich an die Küste zu gelangen“, erzählt der Mann namens Valle im spanischen Staatsfernsehen RTVE. Mutter und Baby konnten gerettet werden. Unermüdlich waren die Helfer und Helferinnen der spanischen Enklave Ceuta im Einsatz.
„Ich habe ihn doch bloß umarmt“, wiederholt die Rotkreuzfrau immer wieder in einem Exklusivinterview mit dem Sender RTVE, noch bevor sie der Meute im Internet zum Opfer fiel. Es sei doch „die normalste Sache der Welt, jemanden zu umarmen, der um Hilfe bittet“, fügte sie unter Tränen hinzu. Das wollten aber bei weitem nicht alle so sehen.
So zitierte die Tageszeitung Der Standard die Frau und den Mann.
„Hinter den Zahlen und Fakten zum Fluchtthema stehen viele Millionen einzelne Menschen und ihre Geschichten; Geschichten von Gewalt und Verlust, aber auch von Mut und Hoffnung“, schreibt das UNHCR zum Weltflüchtlingstag. Diese Menschen nehmen für uns kaum vorstellbare Anstrengungen und Leid auf sich. Sie müssen wirklich eine enorme Portion Mut haben, um sich aufzumachen. Gibt Verzweiflung und Existenzangst diesen Überlebensmut? Wahrscheinlich.
Du bist ein Kind Gottes
So kontrovers auch wir Christinnen und Christen hier in Österreich das Thema Flucht und Asyl diskutieren, so wenig können wir als Christinnen und Christen über das Evangelium und das Handeln Jesu hinwegsteigen, oder es gar streichen:
Das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter zeigt deutlich - es ist uns auf getragen, den Leidenden zu helfen.
Das Matthäusevangelium sagt deutlich: Ich war obdachlos und ihr habt mich aufgenommen.
Jesus geht zielgenau auf Ausländer*innen, auf Ausgegrenzte, auf Leidende zu und heilt sie. Immer betont er: Du bist ein Kind Gottes.
Es ist also Nachfolge Jesu, so wie er zu handeln. Wir müssen nicht alle Heilige sein - aber die Haltung, das kleine Wort zu sagen oder die jetzt anstehende Handlung zu machen - daran werden wir als Christinnen und Christen erkannt.
Die Linzer Pastoraltheologin Clara Csiszar beschreibt missionarisches und diakonisches Handeln so: „Den Menschen den nächsten Schritt im Leben zu ermöglichen.“ Das kann sein, die Angst zu nehmen, zu trösten, zu retten, zu bekleiden, zu essen geben, sich für Gerechtigkeit und Schöpfungsverantwortung einsetzen. Oder: zuhören. Die Geschichten der Flüchtlinge anschauen. Hinsehen, sich berühren lassen, mitleiden, ja sogar mitweinen.
Lampedusa, Lesbos, Irak…
Papst Franziskus ist nach Lampedusa, nach Lesbos und in den Irak gefahren. Er wollte den Menschen sagen: Ich sehe euch, ich weiß, dass es euch gibt, ich achte euch.
Im April 2016 sagte Papst Franziskus zu den Flüchtlingen auf der Insel Lesbos:
„Liebe Brüder und Schwestern, ich wollte heute bei euch sein und euch sagen, dass ihr nicht allein seid. In den letzten Wochen und Monaten habt ihr schweres Leid erfahren auf eurer Suche nach einem besseren Leben. Viele von euch sahen sich gezwungen zu fliehen, vor kriegerischen Konflikten und vor Verfolgung, vor allem wegen eurer Kinder, wegen eurer Kleinen. Ihr habt große Opfer für eure Familien gebracht. Ihr kennt den Schmerz, all das zurücklassen zu müssen, was euch lieb und teuer war. Und, was wahrscheinlich am schwierigsten ist: ohne zu wissen, was die Zukunft bringen würde. Gott hat die Menschheit als eine einzige Familie geschaffen.
Wenn einer unserer Brüder und Schwestern leidet, sind wir alle betroffen. Wir sind gekommen um die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf diese schwere humanitäre Krise zu lenken und um eine Lösung zu beschwören. Hoffen wir, dass die Welt in einer Weise reagiert, die unserer gemeinsamen Menschlichkeit würdig ist.
Der Integrationsprozess ist ein schwieriger Vorgang. Offensichtlich sind wir hier mit Herausforderungen konfrontiert, die sich aus den Unterschieden ergeben. Und Unterschiede machen uns immer Angst, weil sie uns wachsen lassen. Gleichförmigkeit lässt uns nicht wachsen, deshalb macht sie uns auch keine Angst. Unterschiede sind kreativ, verursachen Spannung, und die Auflösung dieser Spannung bringt die Menschlichkeit voran.“
Frohe Botschaft
In den Lesungen am heutigen Sonntag begegnen wir Hiob, der unendliches Leid erlebt hat und schließlich das richtige Verhältnis zwischen Gott und Mensch erkannt hat.
Paulus schreibt an die Gemeinde von Korinth: „Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er oder sie eine neue Schöpfung.“
Vielleicht schließt das an die Worte von Papst Franziskus an, dass Unterschiedlichkeit auch kreativ und schöpferisch ist, dass diese Art und Weise, wie Jesus auf die Menschen zugeht, eine neue Menschlichkeit entstehen lässt.
Im Evangelium wird geschildert, wie Jesus den Sturm bändigt und den Begleiter*innen die Angst nimmt. Ich frage mich: Kann dieses Evangelium mit der Situation der Menschen auf der Flucht, die Meere überqueren müssen, wo viele bei der Überquerung sterben, wo Helfer*innen retten - kann dieses Evangelium mit dieser Wirklichkeit in Verbindung gebracht werden? Also nimmt Jesus auch den Menschen auf der Flucht im Meer die Angst? Oder ist dies eine billige und unzulässige Vertröstung?
Mut und Hoffnung
Das UNHCR spricht von Mut und Hoffnung der geflüchteten Menschen. Ist es vielleicht so ein Hoffnungsschimmer und Mutanker der Menschen auf der Flucht, der aus ihrem persönlichen Glauben genährt wird? Ist es diese gläubige Hoffnung auf eine bessere Zukunft, die ihren Aufbruch in der Not und ihre Kraft auf der Flucht ermöglicht? Ist es das Vertrauen auf die begleitende Hand Gottes, auf die Bändigung des Sturmes durch Jesus, die diese Menschen weitergehen lässt?
Ja, aus dieser Hoffnungsperspektive ist diese Verbindung mit dem Evangelium zulässig. Beten wir als Christinnen und Christen hier in der Kirche in Österreich, dass sich in den Köpfen und Herzen vieler Menschen etwas bewegt. Dass neue Wege der Bekämpfung der Fluchtursachen beschritten werden und neue Wege aufgehen, Geflüchteten ein würdiges Leben zu ermöglichen. Beten wir darum und setzen wir unsere ganz persönlichen möglichen kleinen Schritte dazu.
Dann lesen wir die Bändigung des Sturms durch Jesus auch für uns hier in Österreich neu: Möge sich die Angst in uns lösen und die tröstende Ruhe einkehren, die uns Kraft und Mut für Schritte der Liebe und Menschenwürde gibt.
Beten wir mit Frere Roger:
Heiliger Geist, gib,
dass wir Frieden stiften,
wo Gegensätze aufeinanderprallen,
und dass wir durch unser Leben
einen Widerschein des Erbarmens Gottes erkennen lassen.
Ja, lass uns lieben
und es mit unserem Leben sagen.
© Mag.a Gabriele Eder-Cakl, Direktorin Pastoralamt Diözese Linz.
„Auch Gott ist ein Fremder“
Gedanken zum Weltflüchtlingstag
Der biblische Gott, so wie wir ihn aus Texten des Alten und Neuen Testaments kennen, ist ein „Gott der Fremden“: der Gott des Volkes Israel führte die Hebräer aus Ägypten, dem Land in dem sie Fremde und daher Sklaven und Rechtlose waren. In der vierzigjährigen Wüstenwanderung entwickelten sich die Israeliten zu einem eigenen Volk mit sozialen Strukturen und einem Gesetzescodex, der sich nach dem Offenbarungsverständnis Jahwes, - im Sinne eines Gottes, der da ist und sein Volk beschützt, - orientiert. Gleichzeitig bleibt Gott für die Israeliten ein Fremder, Jahwe ist unvorstellbar, unsagbar und unnennbar; Gott entzieht sich der menschlichen Vorstellung und jeder rationalen Erklärung. Gott muss fremd bleiben, denn damit bleibt die Hoffnung auf Gottes Wiederkehr, auf die Ankunft des Messias lebendig.
In Lk 9,18-24, dem heutigen Text des Evangeliums, wird Jesus von seinen Jüngern, allen voran von Petrus, als Messias erkannt und benannt: Jesus ist der Sohn des lebendigen Gottes, durch seine Ankunft erfüllen sich das Schriftwort und die Weissagungen der Propheten Israels. Christus, der Messias, begegnet uns heute im Nächsten, im Fremden und Flüchtling, im Arbeitslosen oder sozial Gefährdeten, etc.
Wie erleben wir Christen und Menschen, die sich zu Jesus bekennen, den Umgang mit Fremden heute? Was verbinden wir mit „Fremde“ oder „Fremdsein“? - Verschiedene Aspekte und Dimensionen sind darin beinhaltet, einige sollen hier angesprochen werden:
Anziehend und ängstigend zugleich
Das Fremde, das Unbekannte ist oft etwas, was uns einerseits fasziniert und anzieht und andererseits verunsichert und Angst macht. Das Fremde begegnet uns dabei auch oft in uns selbst, wenn wir uns selbst nicht verstehen; oder im anderen, auch wenn wir ihn/sie noch so gut kennen.
Menschen aus anderen Kulturen würden wir wohl in erster Linie als Fremde bezeichnen, da uns ihre Verhaltens- und Denkweisen nicht vertraut sind und verunsichern.
Fremde Menschen oder Flüchtlinge ängstigen uns; sie erinnern uns an unsere europäische Geschichte der Nachkriegsjahre, auch damals mussten viele Menschen aus unseren Regionen flüchten. Wir vergessen dabei oft, dass auch unsere älteren Generationen viel Hilfe erfahren haben. Diese Erinnerung könnte uns helfen, heute ganz konkret unseren Wohlstand mit Fremden/Flüchtlingen zu teilen.
Richten wir unseren Blick auf die Bibel: im Alten Testament finden sich viele Erfahrungen des Fremdseins: Abraham, der wegzieht in ein fremdes Land oder Mose, der mit dem Volk in der Fremde ist. Gott selbst hatte keinen fixen Ort der Verehrung: die Bundeslade war transportabel und wurde überallhin mitgenommen. Es ist bezeichnend, dass Gott als Hirte, der führt, oder als Schutzpatron gesehen wird. Der Glaube des Volkes Israel und unser christlicher Glaube können daher auch als eine „Migrant/innen-Religion“ bezeichnet werden: der Blick liegt auf dem Lebensrecht und den Schutz der ankommenden Fremden und nicht auf der eingesessenen Mehrheitsgesellschaft. Gott ist Anwalt der Fremden, er soll ihr Lebensrecht durchsetzen, damit diese Menschen gleichberechtigt in ihrer neuen Heimat leben können (vgl. Ps 39, 136).
Doch das Fremdenrecht, das sich im Alten Testament findet, wurde in der Geschichte Israels nicht immer praktiziert. Es besagt, dass Fremde, Waisen und Witwen eines besonderen Schutzes bedürfen. Die Fremden sind „Gottes Lieblinge“, es gilt folgende Vorschrift: „Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken. Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen. Ich bin der Herr, euer Gott.“ (Lev 19,33f). Die Fremden, die in Israel lebten, hatten nicht nur Rechte und besonderen Schutz, sondern sie mussten auch Pflichten erfüllen, d. h. sie waren den heimischen Menschen gleichgestellt.
Vertraut und dennoch fremd
Gott selbst ist uns einerseits vertraut und andererseits doch fremd. Im Neuen Testament begegnen wir Jesus, einem Mensch, der einer von uns ist, und doch war Jesus zutiefst anders und kam aus einer anderen Welt. Jesus ist der Messias, der Gesalbte Gottes. Er wird „in seinem Eigentum“ nicht aufgenommen und als Sohn des Zimmermanns bleibt er für viele in seiner eigentlichen Berufung fremd. Seine Botschaft ist für viele „befremdlich“ und irritierend. In der Begegnung mit fremden Menschen wird Jesu Anliegen deutlich: Das Beispiel des Barmherzigen Samariters zeigt, dass auch ein Frommer dem Fremden zur Hilfe verpflichtet ist. Zum Hochzeitsmahl, zu dem die Geladenen keine Zeit hatten, wurden „Wildfremde“ eingeladen und es wurde mit ihnen gefeiert, als seien sie Freunde. In der Rede vom Weltgericht (Mt 25) nennt Jesus als Gerichtskriterium, „einen obdachlosen Fremden“ aufzunehmen.
Gottesbegegnung wird durch Jesus, den Christus, möglich. Jesus möchte uns auf besondere Weise im Fremden begegnen. Seine Verheißung gilt noch heute: Wer einen Fremden aufnimmt, nimmt Jesus auf und kommt Gott ganz nahe!
Die jüdische Tradition versucht aus der Kraft der Erinnerung das Leben positiv zu verändern. Diese jüdische Ethik des Erinnerns führt zur Erlösung. Im Erinnern an und im Meditieren über das Leid, das die Israeliten in der ägyptischen Gefangenschaft erlebt haben, gelingt es, verinnerlichte Gewalt-Erfahrungen und Ungerechtigkeiten loszulassen, unser Verhalten ins Gegenteil zu verändern: In den Geboten gibt Gott uns Lebens- und Weisheitsregeln, wie gesellschaftliches Zusammenleben gelingen kann. Das „du sollst“ ist Gottes Einladung zur Freiheit, zum Mut, ungerechte Strukturen und Gewaltverhältnisse umzukehren und menschenwürdige Handlungsschritte zu setzen.
Der Messias verkündet die Befreiung aller Menschen
Das Messiasbekenntnis im heutigen Text, die Bezeichnung Jesus als der Sohn des lebendigen Gottes, kündigt im Evangelium eine große Wende an und hat besondere Bedeutung: die Jünger Jesu erkennen Jesus als den Messias an; damit nimmt das Anliegen Jesu auf die Verbreitung der frohen Botschaft und die Formung der ersten Gläubigen bzw. ihren Gemeinschaften konkrete Formen an. Mit Hilfe des sich Erinnerns und der befreienden Botschaft Gottes, die durch Jesus lebendig geworden ist, werden die Gesetze des Alten Testamentes und das Evangelium zusammengeführt, die Befreiung aller Menschen beginnt. Als Gemeinschaft der Gläubigen haben wir die Möglichkeit, soziale und gerechte Strukturen in unserer Kirche und in der Gesellschaft zu unterstützen, die frohe Botschaft des Evangeliums kann dadurch für alle Menschen spürbar werden.
Impulse zur Predigt:
Das Fremdenrecht des Alten Testaments zu Herzen genommen könnte einiges verändern: der Fremde gelte unter euch wie ein Einheimischer! Denn auch wir als getaufte Christen und Christinnen sind in gewisser Weise „weltfremd“, stehen zwischen zwei Welten und erwarten unsere eigentliche Heimat im Himmel!
Lassen wir uns auf diesen Fremden ein: sei es die türkische Frau in der Nachbarwohnung, das Kind aus Syrien in der Klasse meines Sohnes oder der afrikanische Zeitungsverkäufer auf der Landstraße! Dabei könnte ein Lächeln anstelle eines finsteren Blickes oder ein wohlwollender Gedanke statt misstrauischer Vorurteile schon einiges verändern.
Nehmen wir uns Zeit zum Erinnern: an die ältere und jüngere Geschichte Europas, an Situationen von Heimatlosigkeit und Vertriebensein, an politische Umbrüche in den 90er Jahren; damit wir Wärme und Mitgefühl aufbringen können für die Menschen in Österreich, die aufgrund verschiedenster Gründe als Flüchtlinge gekommen sind und Schutz und Wohnrecht brauchen.
Wir alle sind Menschen; betrachten wir die Trennung von Einheimischen und Fremden, Bürgerin und Asylantin kritisch; engagieren wir uns für die Verbesserung des österreichischen Fremdengesetzes und für mehr Integrationsmöglichkeiten von Migrant/innen.
Mag.a (FH) Helga Prühlinger und Mag.a Maria Fischer
Weitere Infos und Aktionen zum Weltflüchtlingstag:
www.umbrella-march-linz.at
Referat Schubhaftseelsorge, Pastoralamt, Kapuzinerstr. 84, 4020 Linz
Flüchtlingshilfe der Caritas der Diözese Linz, Hafnerstr. 28, 4020 Linz.
- Liedvorschläge1
Ludwig Götz (2021)
Lieder:
GL 140: Kommt herbei, singt dem Herrn
GL 272: Zeige uns, Herr, deine Allmacht und Güte
GL 283: Aus der Tiefe rufe ich zu dir
GL 392: Lobe den Herren (2. und 3. Str.)
GL 409: Singt dem Herrn ein neues Lied
GL 414: Herr, unser Herr, wie bist du zugegen
GL 416: Was Gott tut, das ist wohlgetan
GL 417: Stimme, die Stein zerbricht
GL 421: Mein Hirt ist Gott, der Herr
GL 423: Wer unterm Schutz des Höchsten steht
GL 424: Wer nur den lieben Gott läßt walten
GL 425: Solang es Menschen gibt auf Erden
GL 427: Herr, deine Güt ist unbegrenzt
GL 428: Herr, dir ist nichts verborgen
GL 429: Gott wohnt in einem Lichte
GL 435: Herr, ich bin dein Eigentum
GL 436: Ach bleib mit deiner Gnade
GL 439: Erhör, o Gott mein Flehen, hab auf mein Beten acht
GL 464: Gott liebt diese Welt, und wir sind sein Eigen
Kehrverse und Psalmen:
GL 38: Der Herr ist mein Licht und mein Heil - Mit Psalm 27 - IV.
GL 48: Biete deine Macht auf, Herr, unser Gott, und komm, uns zu retten! - Mit Psalm 80 - I.
GL 67: Der Herr behütet dich vor allem Bösen
GL 307,5: Meine Hilfe und mein Retter bist du. Säume doch nicht, du mein Gott - Mit Psalm 2 (GL 32,2) - I.
GL 558: Danket dem Herrn, denn er ist gütig
- Einleitung5
Sozialreferat der Diözese Linz (2021) - Weltflüchtlingstag 2021
Seit 2001 wird der Weltflüchtlingstag jedes Jahr am 20. Juni begangen. Millionen von Menschen sind gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Einmal im Jahr, am 20. Juni, würdigt das UNO Flüchtlingshilfswerk UNHCR ganz besonders die Stärke, den Mut und die Widerstandsfähigkeit, die Flüchtlinge, Binnenvertriebene und Staatenlose täglich aufbringen müssen.
https://www.unhcr.org/dach/at/aktiv-werden/weltfluechtlingstag
Zum Weltflüchtlingstag veröffentlicht UNHCR auch jährlich die globalen Flüchtlingszahlen. Hinter den Zahlen und Fakten stehen viele Millionen einzelne Menschen und ihre Geschichten; Geschichten von Gewalt und Verlust, aber auch von Mut und Hoffnung. Ihre Stimmen sollen am Weltflüchtlingstag ganz besonders im Mittelpunkt stehen.
Sehr viele Flüchtlinge sind von Ernährungsunsicherheit und Hunger betroffen. Die meisten Geflüchteten leben in ihren Nachbarländern. Rund 40 % der Vertriebenen weltweit sind Kinder unter 18 Jahren. Der Weltflüchtlingstag bietet die Gelegenheit, sich für bessere Lebensbedingungen für die Betroffenen und ein bestmögliches Zusammenleben von Vertriebenen und der einheimischen Bevölkerung einzusetzen.
Die Initiative des Pastoralrates der Diözese Linz und der Kath. Aktion Oberösterreich zur Aufnahme von Geflüchteten hat im April dieses Jahres an die Pfarren und Einrichtungen einen Brief geschickt. Darin setzt sich die Initiative für die Aufnahme einer überschaubaren Zahl von anerkannten Geflüchteten aus den griechischen Lagern sowie aus den Lagern an den EU-Außengrenzen ein. So soll der Not von geflüchteten Menschen in Griechenland oder in Bosnien aber auch im Norden Syriens begegnet werden. Im April dieses Jahres befanden sich 14.000 geflüchtete Menschen in den Lagern auf den griechischen Inseln. Mehr als die Hälfte (61%) sind mit Familien dort, ungefähr ein Drittel (29%) sind Kinder und Minderjährige.
© Mag.a Gabriele Eder-Cakl, Direktorin Pastoralamt Diözese Linz
Sozialreferat der Diözese Linz (2013) - Weltflüchtlingstag 2013
Zum Weltflüchtlingstag:
Ein „Welttag der Migrant/innen und Flüchtlinge“ wurde erstmals 1914 von Papst Benedikt XV. unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs ausgerufen und seither jährlich gefeiert. Seit dem Jahr 2001 wird am 20. Juni der Weltflüchtlingstag gefeiert.
Laut einer Statistik des UNHCR, des Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen, waren im Jahr 2011 insgesamt 42,5 Millionen Menschen auf der Flucht. Die meisten davon kommen aus den Ländern Afghanistan, Irak, Somalia und der Demokratischen Republik Kongo. Ein Großteil der Flüchtlinge flüchtet entweder innerhalb des eigenen Landes (Binnenvertriebene) oder in ein Nachbarland.
Angesichts dieser großen Zahl an Menschen, die weltweit von Flucht betroffen sind, ganz zu schweigen von all denjenigen, die aus anderen Gründen „Fremde“ sind, möchten wir am heutigen Sonntag diesen „Welttag der Migrant/innen und Flüchtlinge“ feiern.
„Auch Gott ist ein Fremder“: Der Titel, unter den der Weltflüchtlingstag in diesem Jahr gestellt wurde, soll uns über verschiedene Aspekte des Fremdseins, das uns in vielen Bereichen unseres Lebens begegnet, nachdenken und unser eigenes Verhalten gegenüber Flüchtlingen und Fremden reflektieren lassen.
Die Aufforderung im Alten Testament: „Der Fremde gelte unter euch wie ein Einheimischer“, könnte dabei ein Leitfaden für unser Verhalten gegenüber Fremden werden.
Ludwig Götz (2021)
Es kann meinen Glauben mächtig ins Wanken bringen, wenn es mir schlechter geht als einem, der nicht glaubt. Im heutigen Evangelium geraten die Jünger auf stürmischer See in Todesgefahr, obwohl Jesus mit ihnen im gleichen Boot sitzt. Der Evangelist Markus möchte uns aus dem Verhalten Jesu einen Weg aufzeigen, wie solche dunkle Wegstrecken besser bewältigt werden können.
Jesus bleibt nahe auch in stürmischen Zeiten. Das will er mit jeder Eucharistiefeier unterstreichen. Auch wir sind jetzt eingeladen, auf die Nähe zu ihm zu vertrauen und sich stärken zu lassen.
Hans Hütter (2015)
Wer glaubt, ist nicht allein, auch nicht in kritischen Lebenssituationen. Dieses Vertrauen muss jedoch erst gelernt werden. "Habt ihr noch keinen Glauben?" fragt Jesus seine Jünger, als diese angesichts eines Seesturms ängstlich um Hilfe riefen.
Wir feiern Gottesdienst, um unseren Glauben und unser Gottvertrauen zu stärken.
Klemens Nodewald (2015)
Im heutigen Evangelium stellt Jesus den Jüngern die Frage: Habt ihr immer noch keinen Glauben? Wie fest oder schwach unser Glaube ist, zeigt sich oft in Notsituationen. Das Beglückende für uns besteht darin: Schwacher, nicht durchgängiger Glaube muss nicht auf ewig schwach bleiben. Wir können unsern Glauben festigen und vertiefen. Dazu lädt uns der Evangelist Markus mit seinen Berichten über die Wunder Jesu ein. Heute hören wir, wie Jesus - Kraft seines Wesens - die Jünger aus Seenot rettet.
- Bußakt1
Sozialreferat der Diözese Linz (2013) - Weltflüchtlingstag 2013
Im heutigen Evangelium hören wir bei Lukas, dass Jesus von seinen Jüngern als der Messias erkannt wurde:
Jesus Christus, du hast uns erlöst
und gezeigt, wie wir Christen miteinander umgehen sollen.
Wir begegnen dir in den Schwachen in unserer Gesellschaft,
besonders im Fremden und der Asylwerberin.
Menschen ohne gültige Aufenthaltspapiere leben illegal in Österreich.
Um die Abschiebung zu sichern, werden sie in Schubhaft genommen: ohne ausreichende Information, ohne entsprechende Begleitung, ohne Möglichkeit, sich selbst Recht zu verschaffen.
Herr, erbarme dich.
Asylwerber/innen in Österreich sind vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen.
Für viele Familien ist es sehr schwierig, ohne ausreichendes Einkommen und den fehlenden gesellschaftlichen Beteiligungs- und Integrationsmöglichkeiten ihren Alltag zu bewältigen.
Herr, erbarme dich.
Die österreichischen Regierungsparteien halten am derzeitigen Fremdengesetz fest.
Es ist lückenhaft und ermöglicht wenig Spielraum, um ungerechte, menschenunwürdige Wohn- und Lebenssituationen von Asylwerber/innen oder illegal lebenden Personen in Österreich zu verbessern.
Herr, erbarme dich.
Dankbar vertrauen wir auf das Erbarmen Gottes. '
Durch das Evangelium schenkst du, Gott, uns die Kraft, Missstände zu verändern um einen neuen Anfang zu setzen.
Um diese Kraft bitten wir durch deinen Sohn Jesus Christus, Amen.
- Kyrie4
Sozialreferat der Diözese Linz (2021)
Jesus Christus,
du sprichst jeden Menschen als Kind Gottes an.
Herr erbarme dich unser.
Jesus Christus,
du musstest als Kind selbst nach Ägypten fliehen,
du kennst Angst und Leid von Geflüchteten.
Christus erbarme dich unser.
Jesus Christus,
du gibst Heimatlosen ein zu Hause
und Verstummten eine Stimme.
Herr erbarme dich unser.
© Mag.a Gabriele Eder-Cakl, Direktorin Pastoralamt Diözese Linz
Ludwig Götz (2021)
Zu Christus, der alle Ängste überwunden hat, rufen wir im Kyrie.
Herr Jesus Christus,
wir hätten gern, dass wir deine Antwort auf unsere Bitten deutlicher spüren.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
Ärger und Enttäuschung erleben wir oft viel mächtiger als deine Gegenwart. - Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
manchmal werden wir lau im Beten.
Herr, erbarme dich.
Hans Hütter (2015)
Herr, Jesus Christus,
du hast uns verheißen, immer bei uns zu sein.
Herr, erbarme dich.
Du hast uns deinen Heiligen Geist gesandt,
dass er uns tröste und stärke.
Christus, erbarme dich.
Mit dir sind wir in Gott geborgen.
Herr, erbarme dich.
Klemens Nodewald (2015)
Wenden wir uns dem Herrn zu,
der uns zu einem festen Glauben an ihn verhelfen will.
Herr Jesus Christus,
durch das Wirken deiner Wunder hast du dich den Menschen geoffenbart.
Herr, erbarme dich.
Durch die Sendung des Heiligen Geistes willst du unseren Glauben lebendig erhalten und stärken.
Christus, erbarme dich.
Die Liebe, die du uns entgegenbringst, soll auch uns zur Liebe ermutigen.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus, wende dich uns zu.
Im Gelingen und im Versagen vertrauen wir uns dir an.
Dank sei dir für alle Hilfe und Kraft. - Amen.
- Tagesgebet4
Messbuch - TG 12. Sonntag: du entziehst keinem deine väterliche Hand
Heiliger Gott,
gib, dass wir deinen Namen allezeit
fürchten und lieben.
Denn du entziehst keinem deine väterliche Hand,
der fest in deiner Liebe verwurzelt ist.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 12. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG Auswahl 21: Welt voll Spannung und Streit
Gott, unser Vater.
Um deinen Frieden zu bringen
in unsere Welt voll Spannung und Streit,
ist dein Sohn zu uns gekommen
und hat sein Leben eingesetzt.
Er lebte nicht für sich, sondern gab sich dahin.
Laß uns erfassen, was er getan hat.
Hilf uns,
mit ihm dem Frieden und der Versöhnung zu dienen,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Amen.
MB Auswahl 21
Messbuch - TG Auswahl 34: dem Frieden und der Versöhnung Raum schaffen
Guter Gott.
Durch deinen Sohn Jesus Christus
hast du begonnen,
unter uns Menschen
dem Frieden und der Versöhnung Raum zu schaffen.
Mach uns
zu einer offenen und brüderlichen Gemeinde.
Hilf uns, daß wir um seinetwillen
einander annehmen und zu verstehen suchen,
auch wo wir verschiedener Meinung sind.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Amen.
MB Auswahl 34
Messbuch - TG 2. Sonntag: Gerechtigkeit, Frieden
Allmächtiger Gott,
du gebietest über Himmel und Erde,
du hast Macht über die Herzen der Menschen.
Darum kommen wir voll Vertrauen zu dir;
stärke alle, die sich um die Gerechtigkeit mühen,
und schenke unserer Zeit deinen Frieden.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 2. Sonntag im Jahreskreis
- Eröffnungsgebet5
Sozialreferat der Diözese Linz (2021)
Gott des Lebens,
Menschen sind auf der Flucht,
wurden vertrieben oder haben aus Angst ihre Heimat verlassen.
Wir denken an diese Menschen
und legen sie dir ans Herz.
Sei ihnen nahe mit deinem Schutz,
mit deiner Kraft und deiner bergenden Liebe.
Gib ihnen Menschen an die Seite,
die sie begleiten und ihnen ein Leben in Würde und Freiheit ermöglichen.
Darum bitten wir dich, Gott,
der in der Einheit mit dem Sohn und dem Heiligen Geist lebt
und Leben möglich macht,
heute und alle Tage unseres Lebens. – Amen
© Mag.a Gabriele Eder-Cakl, Direktorin Pastoralamt Diözese Linz
Sonntagsbibel
Allmächtiger Gott,
du gehst mit uns, auch wenn wir
deine Gegenwart nicht spüren.
Wir brauchen keine Angst zu haben,
weil du bei uns bist.
Stärke unseren Glauben
an deine unsichtbare Begleitung.
Durch Christus, unseren Herrn.
Sonntagsbibel
Gütiger Gott,
du bist bei uns auch in Stunden
der Bedrängnis und der Angst.
Stärke unseren Glauben
in deine Führung und Nähe.
Durch Christus, unseren Herrn.
Ludwig Götz (2021)
Gott des Himmels und der Erde,
du bist uns in deinem Sohn ganz nahe gekommen.
Er hat uns gezeigt und zugesagt,
dass er uns allezeit nahe bleiben wird.
Wir bitten dich:
Nimm alle Angst von uns
und stärke unser Vertrauen in deine rettende Kraft.
Darum bitten wir durch Jesus Christus,
unseren Fürsprecher und Herrn,
der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und herrscht in alle Ewigkeit. – Amen.
Beatrix Senft (2021)
Vater im Himmel,
durch Jesus Christus haben wir erfahren dürfen,
dass du uns durch und durch kennst
und uns trotzdem liebend annimmst.
Ja, dass du uns immer wieder einen Neubeginn schenkst.
Wir bitten dich am Beginn dieser Woche,
sei du an unsere Seite,
damit wir dem Vorbild deines Sohnes
immer besser folgen können.
Das erbitten wir durch ihn, Jesus,
unseren Bruder und Herrn. – Amen.
- Fürbitten2
Sozialreferat der Diözese Linz (2021)
Gott des Lebens,
höre unsere Bitten:
Für die Kinder, Frauen und Männer, die aus ihrer Heimat flüchten müssen.
Begleite sie in ihrer Mühsal und Verzweiflung.
Für Menschen, die heute Gewalt und großes Leid erleben.
Zeige ihnen einen Hoffnungsschimmer.
Für Kinder und Jugendliche, die ihre Eltern nicht bei sich haben.
Nimm ihnen für ein paar Augenblicke ihre Angst.
Für Menschen, die Geflüchtete begleiten.
Stärke ihren Mut.
Für Menschen, die in der Politik tätig sind
und Regierungsverantwortung haben;
für Menschen, die wichtige Entscheidungen in der Welt zu treffen haben.
Zeige ihnen den Weg der Menschenwürde und Schöpfungsverantwortung.
Für die Menschen, die auf der Flucht verstorben sind,
für Menschen, die an Krankheit und im Alter verstorben sind.
Gib Ihnen den ewigen Frieden.
Gott, in deinem Sohn Jesus Christus hast du uns die Liebe vergegenwärtigt.
Verwandle unsere Not in Freude.
Das erbitten wir durch Christus unseren Menschenbruder. – Amen.
© Mag.a Gabriele Eder-Cakl, Direktorin Pastoralamt Diözese Linz
Sozialreferat der Diözese Linz (2013) - Weltflüchtlingstag 2013
Gütiger Gott,
dein Sohn ist jetzt mitten unter uns.
Zusammen mit ihm bitten wir dich:
Wir beten für alle Menschen, die aus ihren Heimatländer flüchten müssen
und dabei um ihre Angehörigen fürchten müssen.
Sei Du ihnen Trost und Unterstützung!
Wir beten für die Asylsuchenden in unserem Land,
die oftmals unter den Vorurteilen der Bevölkerung
und unter ungerechten Asylverfahren leiden:
Lass ihnen Gerechtigkeit und Wohlwollen zuteil werden!
Wir beten für die Verantwortlichen in der EU für Flüchtlinge und Migrant/innen:
Öffne ihre Herzen für die Nöte dieser Menschen
und hilf ihnen im Bemühen, eine gute Gesetzgebung zu veranlassen!
Wir beten für uns selbst, die wir die Worte der Bibel die Fremden betreffend gehört haben:
Lass uns erkennen, wo wir konkrete Hilfe leisten können!
Wir beten für alle Flüchtlinge, die während der Flucht ums Leben kommen:
Lass sie bei dir ihre ewige Heimat finden!
Gott wir trauen dir,
wir glauben, dass du uns hörst
und nach deinem Willen erhörst. Amen.
- Gabengebet2
Messbuch - GG 12. Sonntag: löse uns aus aller Verstrickung
Barmherziger Gott,
nimm das Opfer des Lobes
und der Versöhnung an.
Löse uns durch diese Feier aus aller Verstrickung,
damit wir in freier Hingabe ganz dir angehören.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 12. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG Advent 24. Dez: besonnen und gerecht in dieser Welt leben
Herr, nimm unsere Gaben an
und mache sie uns zum Sakrament der Erlösung.
Reinige uns von allen Sünden,
damit wir besonnen und gerecht in dieser Welt leben
und die Wiederkunft
unseres Retters Jesus Christus erwarten,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB 24. Dezember am Morgen
- Lobpreis1
Hans Hütter (2015) - Du bist den Menschen nahe
Kehrvers:
Gepriesen sei der Herr, der Schöpfer der Welt,
seine Herrlichkeit erfüllt die ganze Erde.
Oder:
Wie groß sind deine Werke, Herr.
Alle hast du in Weisheit gemacht.
Wir kommen zu dir, guter Gott, um dir zu danken
und dir mit der ganzen Schöpfung unseren Lobpreis darzubringen.
In Weisheit hast du alles geschaffen
und allem Geschaffenen deine Ordnung gegeben.
Kehrvers
Du hast uns nicht hilflos den blinden Kräften der Natur überlassen.
Mit Verstand hast und du uns ausgestattet,
damit wir die Gesetze erkennen, denen wir unterworfen sind.
Du bist den Menschen nahe, die in ihrer Not zu dir rufen,
und stellst dich auf die Seite der Schwachen und Ohnmächtigen.
Kehrvers
In Jesus von Nazareth hast du deine Menschenfreundlichkeit
hören, sehen und spüren lassen.
Die Kranken und Kleinen hat er erfahren lassen,
dass du dich ihrer annimmst.
Seine Jünger hat er gelehrt, dass sie dir vertrauen können.
Selbst noch am Kreuz hat er sein Leben in deine Hände gelegt.
Kehrvers
Du hast ihn nicht dem Dunkel des Todes überlassen,
sondern auferweckt und in den Himmel erhoben.
Auf ihn vertrauen wir, dass er auch uns nicht zugrunde gehen lässt
und dass er wiederkommen wird, um die Welt endgültig zu retten.
Darum singen wir dir mit der ganzen Schöpfung unser Lob:
Danklied, z. B. Dein Lob, Herr, ruft der Himmel aus (GL 381)
- Präfation2
Messbuch - Präfation Wochentage 1: Die Erneuerung der Welt durch Christus
Wir danken dir, Vater im Himmel,
und rühmen dich durch unseren Herrn Jesus Christus.
Denn ihn hast du zum Haupt
der neuen Schöpfung gemacht,
aus seiner Fülle haben wir alle empfangen.
Obwohl er dir gleich war an Herrlichkeit,
hat er sich selbst erniedrigt
und der Welt den Frieden gebracht
durch sein Blut,
das er am Stamm des Kreuzes vergossen hat.
Deshalb hast du ihn über alle Geschöpfe erhöht,
so wurde er für jene, die auf ihn hören,
zum Urheber des ewigen Heiles.
Durch ihn preisen wir jetzt
und in Ewigkeit dein Erbarmen und
singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Wochentage 1
Messbuch - Präfation aus Hochgebet 4: Der alleinige lebendige und wahre Gott
In Wahrheit ist es würdig, dir zu danken,
heiliger Vater.
Es ist recht, dich zu preisen.
Denn du allein bist der lebendige und wahre Gott.
Du bist vor den Zeiten und lebst in Ewigkeit.
Du wohnst in unzugänglichem Lichte.
Alles hast du erschaffen,
denn du bist die Liebe
und der Ursprung des Lebens.
Du erfüllst deine Geschöpfe mit Segen
und erfreust sie alle mit dem Glanz deines Lichtes.
Vor dir stehen die Scharen der Engel
und schauen dein Angesicht.
Sie dienen dir Tag und Nacht,
nie endet ihr Lobgesang.
Mit ihnen preisen auch wir deinen Namen,
durch unseren Mund rühmen dich alle Gesschöpfe
und künden voll Freude das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig...
MB Hochgebet 4
- Mahlspruch1
Bibel (2015)
Wort Gottes, des Herrn:
Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir;
hab keine Angst, denn ich bin dein Gott.
(Jes 41,10)
Oder:
Christus spricht:
In der Welt seid ihr in Bedrängnis;
aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt.
(Joh 16,33)
- Meditation2
Sozialreferat der Diözese Linz (2013)
Eine Asylantin.
Hier ist sie nicht geboren.
Unsere Sprache versteht sie nicht.
Gearbeitet hat sie ohne Papiere.
Gewohnt hat sie wechselnd
bei einer Freundin
in einem Container.
Sie würde gern anfangen
zu arbeiten
hier bei uns.
Ihr Name ist Hoffnung,
hier kennt sie niemand.
D. Sölle, in: Träume mich, Gott. Geistliche Texte mit politischen Fragen, Wuppertal 1995.
Helene Renner (2021)
Wenn das Schwache in mir
wieder einmal zu stark wird
wenn das Suchen nach Wahrheit
wieder einmal nicht zum Ziel führt
wenn die Ohnmacht
über alle guten Vorsätze siegt
wenn die Hoffnungslosigkeit
wieder einmal durchbricht
wenn Tränen alles Lachen ersticken
wenn Hunger nach Geborgenheit
nicht erfüllt wird
wenn die Liebe
wieder einmal zu kurz kommt
wenn Angst und Verzweiflung
das Leben lähmen
dann möchte ich dich im Boot haben
dann wünsche ich mir
dass du den Stürmen Einhalt gebietest
dann will ich dir trauen können
mein Gott
- Schlussgebet2
Messbuch - SG 12. Sonntag: durch den Leib und das Blut Christi gestärkt
Gütiger Gott,
du hast uns durch den Leib und das Blut Christi gestärkt.
Gib, dass wir niemals verlieren,
was wir in jeder Feier der Eucharistie empfangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 12. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG Fastenzeit 4 Fr: neu werden in Heiligkeit und Gerechtigkeit
Allmächtiger Gott,
du hast uns von den alten
zu den neuen Zeichen des Heils hinübergeführt.
Lass uns die Gewohnheiten des alten Menschen ablegen
und neu werden in Heiligkeit und Gerechtigkeit.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Freitag der 4. Woche der Fastenzeit
Weltflüchtlichgstag
Den Einsatz für Geflüchtete, Menschen auf der Flucht, für Asylwerbende und Schutzsuchende stellt die Katholische Kirche in Oberösterreich mit ihrer Initiative besonders zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni in den Mittelpunkt.
Friedens-Geschichten, die das Miteinander von Geflüchteten und Menschen in Österreich erzählen, fordern auf hinzusehen und entsprechend zu handeln. Das ist für die diözesane Initiative für Geflüchtete gemeinsam mit Bischof Manfred Scheuer Gebot der Stunde und bleibende Verpflichtung.
Mehr:
https://www.dioezese-linz.at/miteinander-fuer-den-frieden#anchorNav_49238
alles was recht ist
wenn mütter mit ihren kindern
vor hunger und dürre fliehen
haben sie recht
wenn männer sich
vor zwangsrekrutierung und verfolgung in sicherheit bringen
haben sie recht
wenn menschen ohne zukunft
armut und elend hinter sich lassen wollen
haben sie recht.
wir würden es genauso tun.
für unsere kinder und uns selbst.
alles was recht ist.
Stefan Schlager 2024.
Migration führt "ins Zentrum des christlichen Glaubens"
Wiener Pastoraltheologin sprach im Vorfeld der EU-Wahl über Migration als "planetarische Herausforderung" und "Zeichen der Zeit" - Migration ist anthropologische Grundkonstante.
Migration ist nicht nur ein heißes politisches Eisen, sondern hat auch eine zutiefst religiöse Bedeutung. Das hat die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak kurz vor der EU-Wahl (9. Juni) in einem Vortrag in Wien betont. Die Weltkirche werde zunehmend von Migranten getragen. Diese Situation fordere zur theologischen Auseinandersetzung mit Migration auf und führe "ins Zentrum des christlichen Glaubens", so Polak, die am Montag im Otto-Mauer-Zentrum auf Einladung des Katholischen Akademikerverbands der Erzdiözese Wien referierte.
Zwei Drittel aller Katholiken leben in Afrika, Lateinamerika und Asien, wo Migration - meist in Form von armutsbedingter Flucht - eine Grunderfahrung sei, so Polak. Auch in Europa bestehe die katholische Kirche zunehmend aus Migrantinnen und Migranten. In der Erzdiözese Wien hätten bereits mehr als ein Drittel der Katholiken Migrationshintergrund.
Die empirische Werteforschung zeige, dass Migration seit den 1990er-Jahren als etwas wahrgenommen werde, das es zu stoppen gilt. Auch im Namen der Verteidigung vermeintlich christlicher Werte nehme Fremdenfeindlichkeit zu, besonders in der katholischen und orthodoxen Bevölkerung, warnte Polak.
Glaube hat "Migrations-Matrix"
Während der Erfolg der Rechtsparteien in Europa maßgeblich der Stigmatisierung von Migration geschuldet sei, bezeichnete Polak Migration als anthropologische Grundkonstante und als Existenzial des christlichen Glaubens. "Der Homo sapiens war von Anfang an ein Homo migrans." Erst durch das nationalstaatliche Paradigma der Historiker des 18. Jahrhunderts haben wir vergessen, dass das Bild der Welt durch Migration geformt wurde", so Polak.
Auch die jüdisch-christliche Tradition sei von einer "Migrations-Matrix" geprägt. Vom Exodus über das Babylonische Exil bis zum Wanderprediger Jesus und der Mission der frühen Christen sei der "Glaube eine Gabe von Menschen mit Migrationserfahrung". Dabei hätten die Menschen in Leid und Katastrophen immer nach den "Zeichen der Zeit" gefragt und "ihnen einen Sinn abzuringen versucht", betonte die Theologin.
"Planetarische Herausforderung"
Im 21. Jahrhundert, verschärft durch die Klimakrise, sei Migration zur "planetarischen Herausforderung" geworden, sagte Polak. Sie verwies auf die italienische Philosophin Donatella Di Cesare, die in drastischen Worten vom politischen Kampf um das Recht auf Migration spreche, der dem für die Abschaffung der Sklaverei gleichkomme.
Die Weltkirche habe die Wichtigkeit des Themas längst erkannt. In der politischen und medialen Öffentlichkeit werde dies aber kaum sichtbar, beklagte Polak. So stehe Migration im Synthesebericht der Weltsynode 2023 an erste und zweiter Stelle. Papst Franziskus habe bereits mit seiner ersten Pastoralreise auf die Flüchtlingsinsel Lampedusa Migration ins Zentrum seines Pontifikats gestellt, erinnerte Polak. Dabei habe Franziskus nichts Neues erfunden, sondern sich in die "Migrations-Matrix" der christlichen Tradition gestellt.
Migration als Lernort
Polak: "Umdenken ist notwendig. Der biblisch bezeugte Glaube hilft dabei." Die Bibel sei zwar kein "politisches Handbuch", könne aber den "Denkhorizont" weiten. Der Verweise auf "Nächstenliebe" allein sei freilich nicht ausreichend. "Christen sollten nichts schönreden", so die Theologin.
Aus der Perspektive des Glaubens aber könne "das gegenwärtige Migrationsphänomen" als ein "Zeichen der Zeit" verstanden werden, wie es u.a. in der vatikanische Instruktion "Erga migrantes caritas Christi" von 2004 heißt. Demnach könne Migration als ein "Aufruf Gottes, sich am Aufbau einer erneuerten Menschheit zu beteiligen", verstanden werden. Und die Erfahrungen mit Migration können zum "Lernort" werden, an dem Umdenken, Umkehr und gemeinsames Wohnen eingeübt werden können.
https://www.erzdioezese-wien.at/site/home/nachrichten/article/121294.html
erstellt von kathpress 04.06.2024.
Retter in Ceuta: Er wird zum Helden, sie zur Hassfigur
Während ein spanischer Rettungsschwimmer als Held gefeiert wird, weil er ein Baby aus dem Meer rettete, erhält eine Sanitäterin Morddrohungen, weil sie einen Schwarzen tröstete.
Ganzer Artikel:
https://www.derstandard.at/story/2000126811202
DerStandard.at - 20. Mai 2021
"Europa führt Krieg gegen Flüchtlinge"
St. Pölten, 05.02.12 (KAP) Scharfe Kritik an der Flüchtlings- und Asylpolitik der Europäischen Union hat der deutsche Menschenrechtsaktivist Elias Bierdel geübt. "Europa führt Krieg gegen Flüchtlinge", brachte Bierdel seine Kritik bei einem Diözesantag der Katholischen Männerbewegung (KMB) am Samstag in St.
Pölten auf dem Punkt. Die zahlreichen Bootsflüchtlinge, die bei ihren Versuchen nach Europa zu gelangen oft unter dramatischen Umständen ums Leben kommen, seien "Botschafter der Ungerechtigkeit"
und ein Beweis, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinanderklaffe, so Bierdel. "Unser Lebensstil ist unzumutbar für die Welt, für die Schöpfung. Wir wissen es, aber ändern nichts."
Europa habe sich immer mehr zur "Hig-Tech-Festung" entwickelt, die Flüchtlinge und Migranten systematisch abschirme - und dies in einem Maß, das "weit über das hinausgeht, was wir vom Eisernen Vorhang noch kennen". So geschehe die Überwachung der EU-Außengrenzen etwa mit Unterstützung von Satelliten der Europäischen Raumfahrtsbehörde ESA, die alle Bewegungen noch so kleiner Bootes im Mittelmehr erfassen. Bierdels scharfe Anklage: "Wenn ein Boot mit Flüchtlingen in Seenot gerät und Menschen ertrinken, geschieht dies willentlich."
Auf den Zusammenhang des Umgangs mit Flüchtlingen und Migranten und der aktuellen Finanzkrise verwies Leopold Wimmer, KMB-Vorsitzender der Diözese St. Pölten. So sei die Ursache der Krise in einer zunehmenden Gier der Menschen zu suchen. Der europäische Wohlstand sei zu einer "heiligen Kuh" geworden: "Wir haben unsere Werte am Altar des Wohlstandes geopfert", so Wimmer. Es sei in dieser Situation die Verpflichtung der Christen, den Menschen und seine Würde wieder an die erste Stelle zu setzen.
Nach dem Vortrag vertieften die Teilnehmer das Tagungsthema noch in einem Workshop über "Flüchtlinge in der Diözese St. Pölten". Der Diözesantag war Teil eines ganzen Veranstaltungsreigens zum heurigen KMB-Jahresthema "Tabus - worüber wir nicht reden (wollen)".
(ende) hkl
Copyright 2012 Katholische Presseagentur, Wien, Österreich.
So 05.02.2012 16:00
Gestrandet auf der Flucht vor der Dürre
Elf Millionen Menschen sind bei der humanitäre Krise in Ostafrika von Hunger bedroht. Die UNO forderte am Montag in Rom rasches Handeln. Derzeit werden hier täglich 1300 Neuzugänge registriert.
Er hatte lange auf den Regen gewartet. Zu lange. Abdi Kosar Yussuf sah zu, wie sein Vieh immer magerer wurde. In der Hoffnung auf Regen hat der Somalier es weder geschlachtet noch verkauft. Seine 80 Ziegen und 45 Kühe sind schließlich verendet. "Ich habe zu lange gehofft", sagt er in der Mittagshitze im Flüchtlingslager Dadaab in Kenia, wohin er mit seinen drei Kindern geflohen ist.
Menschen drängen sich dort auf den überdachten Warteplätzen. Derzeit werden hier täglich 1300 Neuzugänge registriert. Das sind doppelt so viele wie vor eineinhalb Monaten. "Die meisten kommen jetzt wegen Dürre und Hunger und nicht mehr wegen des Kriegs", sagt Emmanuel Nyabera, der Sprecher des Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) in Kenia zur "Presse". "Die Situation ist zum Verzweifeln."
Vor 20 Jahren - als mit dem Sturz der Regierung Siad Barres Somalia in einen blutigen Bürgerkrieg verfiel und die Region gleichzeitig eine Dürre durchmachte - wurde das Flüchtlingslager in Dadaab im Nordosten Kenias errichtet. Die drei Camps waren für 90.000 Menschen gedacht, heute leben dort mehr als 400.000, fast ein Drittel davon ist erst seit Jahresbeginn gekommen. Viele hausen außerhalb des Lagers - in Hütten aus Ästen, Stofffetzen und Plastiksäcken.
Zu hohe Lebensmittelpreise
Sechs Tage lang ist Yussuf mit seinen drei Kindern von Qukani aus nach Dadaab marschiert, in Gummisandalen unter der sengenden Sonne. Mittlerweile häufen sich Berichte von Eltern, die ihre Kinder tot auf dem Weg zurücklassen mussten. Laut Schätzung des UN-Kinderhilfswerks Unicef stirbt alle sechs Minuten ein Kind.
Bei der Aufnahme in Dadaab werden die Kleinkinder in die Plastikschale einer Hängewaage gelegt. An den winzigen Armen und Beinen faltet sich die Haut über die Knochen. Die Augen liegen tief in den Höhlen. Bilder, wie sie sich bei früheren Hungerkatastrophen in Afrika in das kollektive Gedächtnis der westlichen Welt gebrannt haben und die für viele die erste Assoziation mit dem Kontinent sind. So oft westliche Vorstellungen dem afrikanischen Alltag nicht gerecht werden, hier sind sie beklemmende Realität.
UNO fordert "rasches Handeln"
In einer Krisensitzung beratschlagten gestern, Montag, Experten der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) in Rom, wie der Krise beizukommen sei. Mindestens 696Millionen Euro sind laut FAO nötig, um das Schlimmste abzufedern. Die Weltbank hat laut Medienberichten bereits 348 Millionen Euro beigesteuert. Die FAO drängt auf rasches Handeln: Es bestehe immer noch ein Zeitfenster, um den Hungernden zu helfen. In der Vorwoche hat die UNO die Situation in den Regionen Bakool und Lower Shabele im Süden Somalias offiziell als Hungersnot bezeichnet. Christian Manahl, UN-Sonderbeauftragter für Somalia, hält es für "sehr wahrscheinlich", dass bald weitere Gebiete Somalias folgen könnten.
Schätzungen zufolge ist die Zahl hilfsbedürftiger Somalier binnen weniger Wochen von 2,8 auf 3,7 Millionen gestiegen, somit ist die Hälfte der somalischen Bevölkerung betroffen. Weitere sieben Millionen kämpfen in Äthiopien, Kenia, Dschibuti und Uganda gegen den Hungertod, Zehntausende haben den Kampf bereits verloren.
Schon Ende 2010 haben Klimaexperten vor einer drohenden Dürre gewarnt. Ernteausfälle zu Jahresbeginn und steigende Treibstoffpreise trieben die Lebensmittelpreise in schwindelerregende Höhen. Binnen eines halben Jahres kostete in einzelnen Regionen Somalias Sorghum, eine regional wichtige Getreideart, dreieinhalbmal so viel wie zuvor.
Die Sorghumfelder von Fadumo Said Ali sind verdorrt. Die rissige Erde hat das wenige Wasser verschluckt und nichts zurückgegeben, erzählt die 45-Jährige aus Bardheere im Süden Somalias. Vier ihrer zehn Kinder sind dort gestorben, mit drei weiteren und einem Enkel wartet sie nun in Dadaab auf ihre Lebensmittelkarte.
Die Dürre, die zweite in zwei Jahren, trifft Subsistenzbauern wie Said Ali und Yussuf wie eine Faust in den Magen. Es gibt keine Strukturen, die diesen Schlag abfedern könnten. Weite Teile Somalias werden von der al-Shabaab-Miliz kontrolliert, Gewalt und Unsicherheit bestimmen den Alltag. "Unter besseren politischen Bedingungen hätte man Maßnahmen treffen können, um dieser Katastrophe vorbeugen zu können", so Manahl. Abzuwenden hätte man sie aber nicht vermocht, meint er.
Die islamistische al-Shabaab, die weite Teile Somalias kontrolliert, sperrt sich aus ideologischen Gründen gegen internationale Hilfe. Die UNO verhandelt zwar mit Milizführern über mögliche Hilfe in den Krisengebieten. Diese bezeichnen die UN-Berichte über die Hungersnot aber als "pure Propaganda". UN-Sprecher Manahl meinte zur "Presse": "Al-Shabaab banalisiert die Situation. Die Lage ist so dramatisch, dass die Situation eskalieren wird."
Für immer im Flüchtlingscamp
UNHCR-Sprecher Nyabera betont, wie wichtig Hilfe in Somalia wäre: "Nur so könne die Zahl der Neuzugänge in den Lagern niedriger werden." Sind die Flüchtlinge erst einmal in den Camps, bleiben sie. Es gibt meist nichts, zu dem die Menschen zurückkehren könnten.
Auch Yussuf hat außer seinem toten Vieh wenig zurückgelassen. Trotzdem will er nach Somalia zurück, sobald es die Sicherheitslage erlaubt. Darauf hofft er weiterhin - so wie einst auf den Regen.
25.07.2011 | 18:35 | ANNA MAYUMI KERBER (DADAAB) (Die Presse)
Christenverfolgung in Flüchtlingsheimen
Eine jüngst veröffentlichte Erhebung, wonach Muslime systematisch christliche Flüchtlinge in deutschen Asylwerberunterkünften verfolgen, ist laut Recherchen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" von zweifelhafter Aussagekraft.
Berlin, 22.5.2016 (KAP/KNA) Laut Recherchen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (F.A.S.) gibt es Zweifel an einer kürzlich veröffentlichten Erhebung über die angebliche systematische Verfolgung von christlichen Flüchtlingen durch Muslime in deutschen Asylwerberunterkünften.
Das christliche Hilfswerk "Open Doors" hatte vor zwei Wochen eine Erhebung über "Religiös motivierte Übergriffe gegen christliche Flüchtlinge in Deutschland" veröffentlicht und darin von flächendeckenden Fällen von Gewalt und Drangsalierung gegenüber Christen in den Unterkünften berichtet.
Nun habe die Organisation auf Anfrage der Zeitung eingeräumt, dass fast zwei Drittel der in der Erhebung aufgeführten mutmaßlichen Opfer aus einer einzigen Gemeinde in Berlin stammten. In der Publikation heißt es aber: "Die Erhebung fand deutschlandweit statt."
Auch die Nachprüfung einzelner von "Open Doors" als besonders krass dargestellter Fälle habe zu erheblichen Zweifeln an der Darstellung der mutmaßlichen Opfer geführt, berichtet die Zeitung weiter. Hintergrund sei unter anderem, dass es Kreise gebe, die versuchten, "mit Konvertiten oder angeblichen Konvertiten Politik zu machen".
Der Geschäftsführer von "Open Doors", Markus Rode, habe zudem im Gespräch mit der F.A.S den Vorwurf erhoben, die großen Kirchen in Deutschland würden das Ausmaß der Gewalt vertuschen. Ein Grund dafür sei, dass die Kirchen selbst Betreiber von Flüchtlingsheimen seien. Rode habe gesagt, so die Zeitung, er könne 500 Fälle von religiös motivierter Gewalt in kirchlich betriebenen Heimen nennen. Auf Nachfrage sei es "Open Doors" binnen einer Woche aber nicht möglich gewesen, einen einzigen Fall in einem kirchlich betriebenen Heim zu nennen.
Darüber hinaus berichtet die Zeitung, es gebe in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Beunruhigung über die "Open-Doors"-Publikation. So heiße es in einer internen Stellungnahme der Westfälischen Landeskirche: "Als Kirche haben wir nun das gleiche Problem wie die staatlichen Organisationen: Die Islamfeinde in der Kirche versuchen, uns vor sich herzutreiben." Die Erhebung sei "als unseriös abzulehnen" und weise "Züge der Pegida-Argumentationsweise" auf, zitiert die F.A.S. aus dem Papier.
Auch die katholische Kirche hatte sich nach der Publikation kritisch geäußert. Eine Quantifizierung des Problems "hält die Deutsche Bischofskonferenz aufgrund der ihr vorliegenden Informationen für nicht möglich", hatte der Sprecher der Bischofskonferenz, Matthias Kopp, der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur KNA gesagt.
Eine eigene Erhebung und Gespräche mit Betreibern hätten die Einschätzung nahegelegt, "dass Einschüchterung und Diskriminierung (bis hin zu Gewalt) gegenüber christlichen Bewohnern von Flüchtlingseinrichtungen kein geläufiges, wohl aber ein immer wieder auftretendes Problem sind, das ernst genommen werden muss". Die katholische Kirche hatte sich daher auch für die Entwicklung "besonderer Schutzmaßnahmen" ausgesprochen.
Copyright 2016 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich (www.kathpress.at). Alle Rechte vorbehalten.
Migrationsbewegungen machen Europa ratlos
Unter Druck. Zu den Flüchtlingsmassen aus Afrika und Nahost kommt auch noch die innere Migration aus den ärmeren Ländern der EU.
diepresse.com/home/meinung/dejavu/4619211
Die Presse
diepresse.com/home/meinung/dejavu/4619211 - (20.12.2014)
Eine Fluchtgeschichte
Ich bin mit meinen vier Kindern und einem Enkelkind, das noch ein Baby war, teilweise mit Schleppern, teilweise zu Fuß nach Österreich gekommen. Einmal haben wir uns im dunklen Wald verirrt und ich war verzweifelt. Wir waren 24 Stunden unterwegs gewesen, es war schon dunkel und es hat geregnet. Ich hatte Angst. Die letzte Strecke von der Slowakei bis an die österreichische Grenze mussten wir auch zu Fuß zurücklegen: Wir versteckten uns immer wieder in Maisfeldern. Wenn ich gewusst hätte, wie schwer es würde, hätte ich die Flucht vielleicht gar nicht gewagt. Aber da wir in meinem Heimatland und dann im ersten Land, in das wir geflohen waren, verfolgt wurden, blieb mir keine andere Wahl. Nun musste ich als alleinerziehende Mutter, deren Mann getötet worden war, alles ganz selbständig entscheiden und die Verantwortung für uns fünf Personen ganz allein übernehmen.
Als wir auf österreichischem Gebiet ankamen und uns die Zollmänner erwischten, hatte ich große Angst. Deutsch, diese Sprache hat mich an alte Kriegsfilme erinnert. Ich konnte nur drei Wörter: „Guten Morgen! Guten Tag! Hände hoch!“ Deshalb war ich erleichtert, als sie freundlich zu uns waren, uns warme Decken, Kaffee und etwas zu essen brachten, um uns dann zu einer Polizeistation zu fahren. Wir waren dann einen Tag im Gefängnis und wurden anschließend in einer Pension in einem kleinen Ort untergebracht. Das war für mich ein Schock. Erst dann wurde mir bewusst, dass ich keinen Menschen kenne und mich überhaupt nicht verständigen kann.
Aus: Willkommen in Österreich? 40 Texte von Flüchtlingen. Regine Kappeler, 2012
Mitten im Wirbelsturm dieser Zeit
Mitten im Wirbelsturm
dieser Zeit
möchten wir
aufbrechen
zu neuen Ufern
einige -
wenige -
sind noch --
die Betonung liegt auf
noch --
mit uns
im Boot
halten auf ihre Weise
Ausschau
und möchten neue Ufer
erreichen
viele Wellen
schlagen hoch
droht unser Schiff
unterzugehen?
haben wir noch
Hoffnung
rettendes Ufer zu erreichen?
schreit es auch in uns:
„Meister, kümmert es dich nicht,
dass wir zugrunde gehen?“
rufen wir IHN
wirklich noch an
weil wir auf IHN unsere
Hoffnung setzten
eine Hoffnung
die auch für unser
HEUTE
noch daran festhält
dass sein:
„Schweig, sei still.“
Wirkung zeigen kann
Mitten in
unsere unruhigen Herzen
unsere Zweifel
unsere Sehnsucht
mitten in unser
ganzes SEIN
seine Frage gilt auch uns:
„Warum habt ihr solche Angst?
Habt ihr noch keinen Glauben?“
Die Antwort müssen wir finden
jede und jeder
für sich
als Gemeinden
als Kirche(n)
Sein Anruf an uns lautet vielleicht:
„Werdet still –
horcht in euch hinein –
schöpft das Wasser aus dem Boot
vertraut auf das rettende Ufer.“
Und er spricht uns
– vielleicht hören wir es
nur ganz leise –
zu:
„Ich bin bei euch –
seid nicht bang –
ich bin bei euch
heute –
ja -
euer ganzes Leben lang.“
Beatrix Senft, unveröffentlicht
Gottes Gerechtigkeit
Gottes Gerechtigkeit ist anders
als menschliche Gerechtigkeit.
Er überrascht uns immer wieder;
zahlt Löhne aus,
die manche nicht erwarten;
feiert Feste mit Sündern;
umarmt den Sohn,
der alles veruntreut hat;
lobt die Klugheit des ungerechten Verwalters,
spricht mit einer Samariterin am Brunnen;
begnadigt die Ehebrecherin;
schaut den Menschen tief ins Herz.
Seine Gerechtigkeit
heißt Barmherzigkeit.
Ilse Pauls
Gott, der das Elend der Menschen sieht
Gott, wir danken dir,
dass du kein Gott bist,
der aus göttlicher Herrlichkeit und Weltferne,
auf das Elend der Menschen herabsieht,
sondern dass du das Elend und die Not siehst
und Partei ergreifst für die Unterdrückten.
Ziege dich auch heute als dieser Gott!
Nimm alle Religionen,
alle christlichen Kirchen dafür in deinen Dienst!
Lass sie nicht über die Menschen herrschen,
sondern ihnen zum Leben dienen
in Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden.
Zeige dich auch heute als dieser Gott!
Bekehre die Mächtigen, die nur auf ihr „gutes Recht“ pochen
und dabei Menschen und Völker unterdrücken und ausbeuten.
Hilf, dass alle Menschen erfahren,
dass überall das versprochene Land ist,
wo sie leben können in Fülle,
heiliger Boden, wo wir dir begegnen.
Aus: Ferdinand Kerstiens, Fragender Glaube – Kraft zum Widerstand, Glaubenswege durch das Lesejahr C. Luzern 2003.
NGOs schlagen Alarm für die Flüchtlingsversorgung
Hilfsorganisationen orten "Zusammenbruch des Systems" und legen Maßnahmen zur Unterbringung, Versorgung und Integration der Flüchtlinge vor.
Wien, 15.12.2015 (KAP) Vertreter führender NGOs schlagen angesichts der prekären Situation bei der Unterbringung von Flüchtlingen Alarm: "Das Erstaufnahmesystem, wie es gesetzlich vorgesehen war, ist zusammengebrochen", erklärte Michael Chalupka, Direktor der Diakonie, stellvertretend für die Vertreter von Caritas, Hilfswerk, Rotem Kreuz, Samariterbund und Volkshilfe am Dienstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Wien. Rund 7.000 Flüchtlinge seien derzeit in Notquartieren untergebracht und das, "obwohl sie schon in Grundversorgungseinrichtungen sein müssten". Bis Jahresende fehlen laut NGOs 15.000 Plätze. Gemeinsam haben die Organisationen nun Maßnahmen ausgearbeitet, der die Versorgung, Unterbringung und Integration der Flüchtlinge in geordnete Bahnen lenken soll.
Täglich werden aktuell 300 bis 400 Asylanträge gestellt, viele der Antragsteller landen danach direkt auf der Straße oder in prekären Notquartieren, kritisierten die NGO-Vertreter. Die gesetzliche Regel, wonach innerhalb von 48 Stunden polizeilich in einer Prognoseentscheidung abgeklärt werden muss, ob die Dublinregelung greift oder Österreich für die Abwicklung des Asylverfahrens zuständig ist, sei schon lange aus dem Ruder geraten. Mit schwerwiegenden Folgen: "Denn erst nach der Prognoseentscheidung haben Asylwerber das Recht, in die Grundversorgung aufgenommen zu werden", erklärte Chalupka.
Aus den 48 Stunden seien "Monate geworden", so der Diakonie-Direktor weiter. Treffen würde das vor allem unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF). "Dort dauert alles wegen der Altersfeststellung noch länger. Oft vergehen sechs Monate bis zum Erstgespräch." Aktuell warten rund 1.300 UMF im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen auf die Überstellung in altersgerechte Quartiere im Rahmen der Grundversorgung.
Chalupka präsentierte einen gemeinsamen Lösungsvorschlag: "Die Erstaufnahme und die Aufnahme in die Grundversorgung müssen in Zukunft einheitlich von den Ländern durchgeführt werden. Mit je einem leistungsfähigen Verteilungszentrum in jedem Bundesland." Außerdem brauche es einen Mechanismus des Ausgleichs zwischen den Bundesländern. Hat ein Bundesland seine Quote erfüllt, soll es durch andere Bundesländer entlastet werden. Schließlich müssten die Aufnahme in die Grundversorgung von der Prognoseentscheidung losgekoppelt werden.
Die Finanzierung der neuen Erstaufnahmezentren legen die NGOs in den Verantwortungsbereich der Länder. Der Bund soll im Gegenzug rund 70 Prozent der Tagsätze in der Grundversorgung übernehmen, die zurzeit durch die Länder beglichen werden. Wie eine solche Regelung funktionieren kann, zeige sich derzeit in den Bundesländern Wien und Niederösterreich, "die aus der Not heraus ein neues System entwickelt haben, weil das alte nicht mehr funktioniert", so Chalupka.
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Die Angst vor dem Fremden
Die Fremden werden nicht von selbst vertraut und auch nicht selbstverständlich als Gäste aufgenommen. Dies hängt an grundsätzlichen Einstellungen zum Leben bzw. an Lebensentwürfen, die negativ über der eigenen Identität wachen. Negativ und abgrenzend entwickelt sich das Selbst- bzw. Ich- Bewusstsein, wenn es durch Entledigung von allem Fremden angestrebt wird. Man will sich selbst und die Besonderheit der eigenen Identität durch Ausstößen der anderen sichern. Alles, was im Gegensatz zum Eigenen, Nahen, Bekannten, Gewohnten und Vertrauten steht, ist dann nicht geheuer und wird als Bedrohung erfahren. Eine Sperrhaltung gegen alles Fremde, grundsätzliches Misstrauen, eine grundsätzliche Abwehrreaktion sind die Konsequenz: Wer kein Hiesiger ist, gilt als suspekt. Ausland und Elend haben eine Wurzel. „Menschen“ sind für manche politische Gruppen nur jene, die der eigenen Nation oder Rasse angehören. Die anderen gelten als Barbaren oder Untermenschen. Das führt dann zum Tanz um das Goldene Kalb der Identität, um die persönliche, berufliche, nationale, politische, männliche, weibliche, kirchliche, parteiliche, ideologische Identität. Selbstbewusstsein und Zelebration werden eins. Eitelkeit und Arroganz gegenüber dem anderen machen sich breit. Im Kern ist diese narzisstisch orientierte Identität aber morbid: „Während das Subjekt zugrunde geht, negiert es alles, was nicht seiner eigenen Art ist.“ (Th. W. Adorno)
Aus: Manfred Scheuer, Wider den kirchlichen Narzissmus. Ein spirituell-politisches Plädoyer. Tyrolia Verlag, Innsbruck Wien 2015.
Fremdenliebe ist Nachahmung Gottes
Alttestamentler Georg Braulik im "Kärntner Sonntag": Altes Testament liefert Impulse für das Engagement im Bereich Asyl
Wien, 17.12.2015 (KAP) Das Alte Testament der Bibel liefert in der vorweihnachtlichen Zeit im Blick auf die Herbergssuche Impulse für das Engagement bei der Versorgung und Unterbringung von Flüchtlingen: "Im Deuteronomium heißt es, »Gott liebt die Fremden und gibt ihnen Nahrung und Kleidung - auch ihr sollt die Fremden lieben«", zitierte der renommierte Wiener Alttestamentler Georg Braulik aus dem 5. Buch Moses in der aktuellen Ausgabe des "Kärntner Sonntag". Fremdenliebe sei in dem Abschnitt also als "Nachahmung Gottes" dargestellt, so Braulik.
Der Text aus dem 10. Kapitel des Buches ist aber nicht die einzige Stelle, die sich auf den Umgang mit "den Fremden" bezieht. Braulik verwies auf das Kapitel 23: "Wenn ein fremder Sklave aus welchen Gründen auch immer seinem Herrn entflieht, dann muss er in Israel aufgenommen werden". Dabei komme ihm das Privileg zu, sich einen Wohnort aussuchen zu können. "Das alles ist einmalig im Alten Orient. Der Fremde und Flüchtling soll in Israel, im Volk Gottes, als gleichberechtigter Bruder behandelt werden."
Grundsätzlich habe "der Fremde" auch im Alten Orient mit den Witwen und Waisen seinen Platz in den sozialen Randgruppen. Der Alttestamentler erklärte dies mit dem Fehlen von Bodenbesitz, "womit ihnen in einer agrarischen Gesellschaft auch die Existenzgrundlage fehlt". Vorschriften, wie jene aus dem Buch Deuteronomium, holten "die Fremden" aus dieser Position am Rand der Gesellschaft in deren Mitte zurück. Mit Almosen habe das aber wenig zu tun. "Es geht hier um Rechtsvorschriften, also um ein Recht, das jenen am Rande der Gesellschaft zukommt."
Beispiel dafür sei etwa die Regelung, "dass der Zehnte, der normalerweise an den Tempel abgeliefert wurde, in jedem dritten Jahr im Wohnort verbleibt und der Ernährung der Fremden, Witwen und Waisen dient", so der Benediktinerpater. Durch diese und andere Maßnahmen konstruiere das Buch Deuteronomium schließlich eine Gesellschaft ohne Arme. "Nicht zuletzt haben Fremde, Witwen und Waisen teil an den Höhepunkten des Lebens, den gemeinsamen Festen im Jerusalemer Heiligtum. Und erst in ihrer Gemeinschaft kommt es zur Freude Gottes."
Ziel der Gebote sei in der Bibel immer das Fortbestehen der Gemeinde. Braulik: "Sie sind als dankbare Antwort auf die Rettung aus der Sklaverei zu verstehen und sind die Voraussetzung, um die gewonnene Freiheit auf allen Gebieten des Lebens bewahren zu können."
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Gerechtigkeit
Recht:
ein Recht oft
der Stärkeren
Recht:
ein Recht oft
der Reichen
Gerechtigkeit aber
fordert Recht
für die Schwachen.
Gerechtigkeit
fordert Recht
für die Armen.
Jesus starb
für die Macht
der Gerechtigkeit.
Jesus starb
durch das Recht
der Mächtigen.
Kurt Marti
Abgrundtief, Angst
Die bange Frage:
Wer hält zu mir, wenn ich den Halt verliere?
Versagen und verzweifeln:
Chaos, Ende, aus.
Wenn in mir Panik ausbricht, was dann?
Und all die Bedrohungen: Schrecksekunden im Straßenverkehr,
Angstzustände im Umgang mit anderen.
Die Angst des Tormanns beim Elfmeter:
Nervenkitzel, mehr nicht.
Aber die Angst des Menschen vor sich selbst,
vor dem Fall ins Nichts, vor dem Trauma des Schuldigwerdens,
vor der Regungslosigkeit ...
Und die Angst ausgeliefert zu sein,
bedroht, verfolgt, getötet zu werden.
Was können Menschen mir antun?
Mein Gott!
Dieser Angstschrei wird zum Rettungsanker,
zum Loblied der Zuversicht.
Werner Schaube
Die Summe der Tränen bleibt konstant
Eine Frau, ihr Name bleibt ungenannt, die 1945 das Ende des Krieges in Berlin erlebte und bei der russischen Besetzung der Stadt Schreckliches erleiden musste, nämlich die Alltäglichkeit der Vergewaltigungen, notierte sich in ihrem Tagebuch, das vom 20. April bis 22. Juni 1945 reicht und das jetzt wieder veröffentlicht wurde, die folgenden Sätze: „Die Summe der Tränen bleibt konstant. Ganz gleich, unter welchen Fahnen und Formeln die Völker leben; ganz gleich, welchen Göttern sie anhangen und welchen Reallohn sie beziehen: die Summe der Tränen, der Schmerzen und Ängste, mit denen ein jeder für sein Dasein zahlt, bleibt konstant. Satte Völker suhlen sich in Neurosen und Überdruss. Den im Übermaß Gequälten kommt, wie jetzt uns, Stumpfheit zu Hilfe. Sonst müsste ich ja von früh bis in die Nacht weinen. Ich tu’s so wenig wie die anderen. Es waltet da ein Gesetz. Freilich taugt, wer an die Unveränderlichkeit der irdischen Tränensumme glaubt, schlecht zum Weltverbesserer.“
Dies ist in der Tat eine der Grundfragen der Weltgeschichte: Wird die Summe der Tränen in jedem Jahr, in jeder Epoche der Geschichte gleich bleiben? Oder wird es eine Entwicklung zu weniger Leid hin geben? Selbst die Bibel lässt am Ende offen, ob sich innergeschichtlich die Dinge zum Besseren wenden. Die Johannesoffenbarung spricht zwar von der „neuen Stadt“, in der Gott alle Tränen trocknen wird (Offb 21,4). Aber diese transzendiert schon die Geschichte. In der Geschichte selbst gibt es gemäß diesem letzten Buch des Neuen Testamentes unablässig die schreckliche Macht des Bösen, gibt es Verfolgung, Schwert und Tränen. - Oder darf man sagen: Die Summe der Tränen bleibt zwar gleich, aber die weinen, könnten schon jetzt getröstet werden? (Mt 5,4)
Gegen Ende ihres Tagebuches schreibt die für uns namenlose Frau: „Ich muss nachdenken. Groß ist unsere geistige Not. Wir warten auf ein Herzenswort, das uns anspricht und uns zurückholt ins Leben. Unsere Herzen sind leer gelaufen, es hungert uns nach Speise, nach dem, was die katholische Kirche 'Manna Seelenbrot' nennt. Ich möchte wohl, wenn ich am nächsten Sonntag frei haben und wieder Gottesdienst sein sollte, eine Kirche aufsuchen - möchte sehen, ob die Menschen dort Seelenbrot finden. Unsereiner, der zu keiner Kirche gehört, quält sich in der Finsternis und allein. Die Zukunft liegt bleiern auf uns. Ich stemme mich dagegen, versuche, die Flamme in mir brennend zu erhalten. Wozu? Wofür? Was ist mir aufgegeben? Bin so hoffnungslos allein mit alldem.
Aus: Gerharde Lohfink, Heute – wann sonst? – Unangepasstes über Gott und die Welt. Verlag Katholisches Bibelwerk , Stuttgart 2014.
Unser Haustier „Glaube“
Unser Glaube ist domestiziert. Wir halten ihn wie ein braves Haustier. Er gehört uns. Nicht er bestimmt unser Leben, sondern wir weisen ihm seine Rolle zu. Es besteht keine Gefahr, dass er uns mit sich fortschleppt. Sonntags nehmen wir ihn für eine Stunde mit in die Kirche. Vor dem Essen beten wir ein Tischgebet mit ihm. Auch sonst halten wir ihn gut. Die Welt ist ja unübersichtlich und unsicher. Er nimmt uns ein Stück unserer Angst und hilft uns, die Unberechenbarkeiten des Alltags besser zu überstehen.
Unser Glaube fällt niemandem auf und tut niemandem weh. Er leidet nicht darunter, dass so viele nicht glauben. Noch weniger leidet er darunter, dass zur Zeit in islamischen Ländern sowie in Nordkorea und China die größte Christenverfolgung der Geschichte stattfindet. Er ist tolerant. Er läßt jedem das Seine. Vor allem uns selbst. Er fordert uns nicht heraus. Er verschafft uns keine unruhigen Träume. Er läßt uns friedlich schlafen.
Aus: Gerharde Lohfink, Heute – wann sonst? – Unangepasstes über Gott und die Welt. Verlag Katholisches Bibelwerk , Stuttgart 2014.
Du
Du öffnest Augen,
wo jetzt noch Blindheit lastet.
Du schaffst Schweigen,
wo jetzt noch Lautstärke erschlägt.
Du begründest Hoffnung,
wo jetzt noch Verzweiflung um sich greift.
Du bahnst den Weg,
wo jetzt noch Enttäuschung lähmt.
Du wendest das Los,
wo jetzt noch Unterdrückung quält.
Du spendest Trost,
wo jetzt noch Trauer schmerzt.
Du heilst Herzen,
wo jetzt noch Wunden offen sind.
Du bringst den Frieden,
wo jetzt noch Zwietracht herrscht.
Du schenkst Versöhnung,
wo jetzt noch Gewalt zuschlägt.
Du kommst zu uns Menschen,
damit wir das Leben in Fülle finden
und in allem dich,
den ewigen Gott!
Paul Weismantel in: Das große Buch der Gebete, hrsg. von Reinhard Kürzinger und Bernhard Sill. Über 800 alte und neue Gebetstexte für jeden Anlass. Hohe Verlag, Erftstadt 2007.
Heller Morgen
Gott kann das dunkle Gestern in ein helles Morgen verwandeln.
Luther, Martin King; 1000 Worte zum Mitnehmen - Gesammelt von Otto Klohna; Mödling - Wien, Verlag St. Gabriel, 1995.
Noch bleibt alles zu tun
Komm näher, Friede, komm,
Es darf nicht weitergehen
Wie bisher, hinterhältig
Halten sie dich von uns fern.
Komm näher, Friede, komm.
Die toten Flüsse wollen deinem Licht
Wieder antworten mit ihrer Klarheit,
Delphine und Seehunde ohne Furcht atmen.
Komm näher, Friede, komm,
Damit wir die Rüstungen ablegen können
Und ein Ende haben Erstarrung,
Elend, Unterdrückung, Gewalt.
Komm näher, Friede, komm
Mit Manna für alle, die hungern,
Und Wärme für unsere Worte,
Die zu Eis wurden.
Komm näher, Friede, komm,
Damit uns die Kraft bleibt, uns täglich
Gegen die Mutlosigkeit zu entscheiden,
Die Ausdauer nicht zu verraten.
Komm näher, Friede, komm
Mit einem anderen Leben, ohne Würger.
Auch wir sind auf dem Weg,
Dürfen nicht nur auf dich warten.
Komm näher, Friede, komm,
Als Sehnsucht nach dir
Nehmen wir dich wahr
Auf unseren Reisen durch die Bangigkeit.
Komm näher, Friede, komm,
Die Erde braucht dich für ihre
Neue gerechte Gestalt.
Noch bleibt fast alles zu tun.
Walter Helmut Fritz in: Gebete der Dichter. Große Zeugnisse aus 12 Jahrhunderten ausgewählt von Alois Weimer. Patmos Verlag, Düsseldorf 2006.
Hans Hütter (2000)
Reinhard Gruber (1997)