Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 10. Sep. 2023 - 23. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
28. Dez. 2024
28. Dezember: Unschuldige Kinder (Fest)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
03. Dez. 2023
1. Adventsonntag (B)
26. Nov. 2023
Christkönigsonntag (A)
19. Nov. 2023
33. Sonntag im Jahreskreis (A)
12. Nov. 2023
32. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Nov. 2023
9. November: Weihe der Lateranbasilika (Fest)
05. Nov. 2023
31. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Nov. 2023
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2023
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
29. Okt. 2023
30. Sonntag im Jahreskreis (A)
22. Okt. 2023
29. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Okt. 2023
28. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Okt. 2023
27. Sonntag im Jahreskreis (A)
07. Okt. 2023
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
01. Okt. 2023
26. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Sep. 2023
25. Sonntag im Jahreskreis (A)
17. Sep. 2023
24. Sonntag im Jahreskreis (A)
14. Sep. 2023
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
10. Sep. 2023
23. Sonntag im Jahreskreis (A)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Ez 33,7-9
Lesung aus dem Buch Ezechiel.
So spricht der Herr:
Du Menschensohn,
ich habe dich dem Haus Israel als Wächter gegeben;
wenn du ein Wort aus meinem Mund hörst,
musst du sie vor mir warnen.
Wenn ich zum Schuldigen sage:
Schuldiger, du musst sterben!
und wenn du nicht redest,
um den Schuldigen vor seinem Weg zu warnen,
dann wird dieser Schuldige seiner Sünde wegen sterben;
sein Blut aber fordere ich aus deiner Hand zurück.
Du aber, wenn du einen Schuldigen vor seinem Weg gewarnt hast,
damit er umkehrt,
und er sich nicht abkehrt von seinem Weg,
dann wird er seiner Sünde wegen sterben;
du aber hast dein Leben gerettet.
Ezechiel wird hier von Gott zum Wächter für Israel ernannt. Der Prophet soll wachsam sein und vor den Konsequenzen warnen, wenn einer Wege geht, die ihn ins Verderben führen (Vers 7). Schwierig liest sich die Formulierung "Du musst sterben!" (Vers 8) als Gottesurteil, für dessen Vollstreckung eine Frist eingeräumt wird, in der der Prophet wirken kann. Anders klingt diese Stelle jedoch, wenn man Ez 33,11 ernst nimmt: "So wahr ich lebe - Spruch Gottes, des Herrn -, ich habe keinen Gefallen am Tod des Schuldigen, sondern daran, dass er auf seinem Weg umkehrt und am Leben bleibt." Hier zeigt sich Gott als der, der erfülltes Leben für jeden Menschen will. Um dies zu verwirklichen, braucht er wachsame Menschen. "Sterben" bezeichnet dann nicht gottgewollte Strafe für Schuld, sondern die unvermeidliche Folge davon, dass jemand gegen gottgewollte Lebendigkeit lebt und sich damit selbst "um sein (erfülltes) Leben bringt".
Jeder, der solches bei einem anderen wachsam wahrnimmt, steht in der Verantwortung, liebevoll und deutlich zu warnen. Versäumt er dies, so wird er mitschuldig am Unglück des anderen (Vers 8). Teilt er dem anderen mit, was er sieht und ahnt, so hat er seine Aufgabe erfüllt. Ob der andere umkehrt oder nicht, steht dann allein in dessen eigener Verantwortung (Vers 9). Diese Gegenüberstellung von Alternativen verdeutlicht die Wichtigkeit und auch die Grenzen von Verantwortlichkeit einem Mitmenschen gegenüber. Zwischen den beiden Extremen "Das geht mich nichts an, deshalb mische ich mich nicht ein." und "Wenn ich sehe, dass einer in sein Unglück rennt, muss ich ihn retten!" wird ein gesunder Mittelweg aufgezeigt. So fordert diese Lesung heute dazu heraus, einen realistischen Umgang mit Verantwortung anderen gegenüber einzuüben.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr A 7/2011. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2011, S. 36-48
Ein Volk in der Verbannung fragt sich immer nach den Gründen seiner Geschichte. So ist es auch mit dem Volk Israel in der Babylonischen Gefangenschaft. Eine Erklärung war: Wir sind jetzt hier, weil wir gesündigt haben. Das hat uns in Gottes Augen strafwürdig gemacht.
In diese Situation hinein kommt Ezechiel. Er wird berufen zum Wächter. Er soll mahnen, dass nicht wieder ein Leben in Sünde beginnt. Er soll aufpassen, dass ein Volk, das sich bekehrt hat, wieder seine alte Würde und Größe bekommen kann. Als Wächter hat er freilich keine Freiheit. Er muss Rechenschaft ablegen über jede erfolgreiche, mehr noch über jede vergebliche Mahnung an die Menschen.
Ezechiel möchte als Prophet den Israeliten die Augen öffnen, damit sie vor dem Unheil bewahrt bleiben. Die Situation des Volkes Israel war davon geprägt, dass das Gottesvolk nicht mehr in Sicherheit mit Gott in seiner Mitte wohnt, sondern dass die Menschen ins Exil deportiert worden waren. Der Heimat entwurzelt, herausgerissen aus festen Familien- und Volkstraditionen, bilden die Exilianten eine heterogene Gruppe. Einer diffusen Gemeinde steht nun Ezechiel gegenüber. Die Gefahr, vor der Ezechiel warnen muß, kommt nicht von außen durch einen feindlichen Angriff. Er muß vor Jahwe selbst warnen, der in seinem richtenden Handeln eine Bedrohung für das "ungläubig gewordene" Volk werden kann. Ezechiel versucht, den einzelnen in seiner Selbständigkeit und Verantwortlichkeit im Glauben für sich selber und seinen Mitmenschen anzusprechen.
Antwortpsalm - Ps 95,1-2. 6-9.
Kv: Hört auf die Stimme des Herrn;
verhärtet nicht euer Herz! – Kv
(GL 53,1)
Kommt, lasst uns jubeln dem Herrn, *
jauchzen dem Fels unsres Heiles!
Lasst uns mit Dank seinem Angesicht nahen, *
ihm jauchzen mit Liedern! – (Kv)
Kommt, wir wollen uns niederwerfen, uns vor ihm verneigen, *
lasst uns niederknien vor dem Herrn, unserm Schöpfer!
Denn er ist unser Gott, /
wir sind das Volk seiner Weide, *
die Herde, von seiner Hand geführt. – (Kv)
Würdet ihr doch heute auf seine Stimme hören! /
Verhärtet euer Herz nicht wie in Meríba, *
wie in der Wüste am Tag von Massa!
Dort haben eure Väter mich versucht, *
sie stellten mich auf die Probe und hatten doch mein Tun gesehen. – Kv
2. Lesung - Röm 13,8-10
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Rom.
Schwestern und Brüder!
Niemandem bleibt etwas schuldig,
außer der gegenseitigen Liebe!
Wer den andern liebt,
hat das Gesetz erfüllt.
Denn die Gebote:
Du sollst nicht die Ehe brechen,
du sollst nicht töten,
du sollst nicht stehlen,
du sollst nicht begehren!
und alle anderen Gebote
sind in dem einen Satz zusammengefasst:
Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses.
Also ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes.
Claudia Simonis-Hippel (2011)
Norbert Riebartsch (2011)
Wolfgang Jungmayr (2002)
Mit der Formulierung "niemandem etwas schuldig bleiben" (Vers 8) greift Paulus eine Redewendung aus der hellenistischen Alltagssprache auf. Damit betont er, dass das "Einander-Lieben" die grundlegende und bleibende Aufgabe der Christen ist.
In Vers 9 zitiert er Gebote aus dem Dekalog, der für das Judentum seiner Zeit eine sehr hohe Bedeutung hat: Die "Zehn Worte" hat Gott dem Volk unmittelbar zugesprochen. Sie sind auch für Christen eine Anleitung zum praktischen Tun der Liebe in verschiedenen Lebenslagen. Das Gebot der Nächstenliebe (Vers 9c) wird zitiert aus Lev 19,18 und beschränkte sich dort auf die Mitisraeliten. Auch Jesus bezieht sich darauf, aber geht darüber hinaus und fordert auch die Feindesliebe (Mt 5,43-44). Paulus bezeichnet nun die Liebe als "die Erfüllung des Gesetzes" (Vers 10). Damit betont er, dass es wesentlich um die grundlegende Haltung hinter dem sichtbaren Verhalten geht. Auch lieblos kann jemand die Gebote halten, aber umgekehrt "tut die Liebe dem Nächsten nichts Böses". Augustinus bringt es so auf dem Punkt: "Liebe, dann tu, was du willst."
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr A 7/2011. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2011, S. 36-48.
War Röm 13,1-7 noch den Pflichten gegenüber der Obrigkeit gewidmet, geht es in Röm 13,8-10 um die Verpflichtung gegenüber dem Nächsten. Wer dieser Pflicht nachkommt, sucht Leben für den Nächsten und erfüllt das Gesetz (Röm 13,10). Gerade dies ist für Paulus ein wichtiger Begriff. Wer liebt, kommt dem Schritt nahe, der bei Gott einmal ewige Zukunft bedeuten wird.
Die vier Dekaloggebote, die Paulus als Auswahl anführt, stehen auf der 2. Gebotstafel des Mose und sollen das Leben des Nächsten vor Übergriffen schützen. Hintergrund ist das Liebesgebot. Der Glaube an Christus kommt in der Liebe zum Nächsten zur Wirkung. Gottes Gesetz spricht jedem Menschen einen unendlichen Wert zu. Deshalb ist für Paulus die Erfüllung des Gesetzes, sich selber und auch jedem Mitmenschen, ohne Wertunterschiede und ohne jede Ausnahme mit Liebe zu begegnen.
Ruf vor dem Evangelium - 2 Kor 5,19
Halleluja. Halleluja.
Gott hat in Christus die Welt mit sich versöhnt
und uns das Wort von der Versöhnung anvertraut.
Halleluja.
Evangelium - Mt 18,15-20
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus:
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Wenn dein Bruder gegen dich sündigt,
dann geh und weise ihn unter vier Augen zurecht!
Hört er auf dich,
so hast du deinen Bruder zurückgewonnen.
Hört er aber nicht auf dich,
dann nimm einen oder zwei mit dir,
damit die ganze Sache
durch die Aussage von zwei oder drei Zeugen
entschieden werde.
Hört er auch auf sie nicht,
dann sag es der Gemeinde!
Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht,
dann sei er für dich wie ein Heide oder ein Zöllner.
Amen, ich sage euch:
Alles, was ihr auf Erden binden werdet,
das wird auch im Himmel gebunden sein,
und alles, was ihr auf Erden lösen werdet,
das wird auch im Himmel gelöst sein.
Weiter sage ich euch:
Was auch immer zwei von euch auf Erden einmütig erbitten,
werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten.
Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind,
da bin ich mitten unter ihnen.
Claudia Simonis-Hippel (2011)
Norbert Riebartsch (2011)
Wolfgang Jungmayr (2002)
Dieser Text ist bei oberflächlichem Hören anfällig für verschiedene Arten von Missverständnissen: Der Begriff "Sünde" (Vers 15) lässt zunächst an konkrete Verfehlungen oder falsche Verhaltensweisen eines Menschen denken. Die Aufforderung, den anderen "zurechtzuweisen" (Vers 15), birgt die Gefahr, überheblich und besserwisserisch zu sein oder sich aus falsch verstandenem Verantwortungsgefühl zu überfordern. Die dreistufige Ermahnung des "Sünders" (Verse 15-17), die mit dem Ausschluss aus der Gemeinde enden kann, klingt nach einem Inquisitionsverfahren, dessen Beschlüsse gar "im Himmel" gültig bleiben sollen (Vers 18). Dies alles verkennt aber die eigentliche Zielrichtung dieses Evangeliums: Im vorhergehenden Abschnitt (Mt 18,12-14) wird Gott mit einem Hirten verglichen, der ausdauernd einem einzelnen verirrten Schaf nachgeht und sich am Wiedergefundenen freut.
So zeigt dieser Text nun, wie Christen einander geschwisterlich beistehen können, um den Weg zu gottgewolltem, sinnerfülltem Leben immer wieder zu finden. Der Zustand der "Sünde" meint dann, dass ein Mensch nicht aus dem Geschenk Gottes heraus lebt und sein Leben als Ganzes nicht auf Gott und auf die Liebe zu sich selbst und den anderen ausgerichtet ist. Wenn jemand so an seinem Leben, an Sinn und Glück vorbei lebt, sind Christen in die Verantwortung gerufen, ihn mit Liebe und schier unendlicher Vergebungsbereitschaft "zurück zu gewinnen" (Vers 15c).
Ganz konkrete Hinweise werden zu schrittweisem Vorgehen gegeben: Zunächst ist ein Einzelgespräch zu suchen, das die Privatsphäre des anderen schützt (Vers 15). Genügt dies nicht, so sollen ein oder zwei andere hinzugezogen werden, denn vielleicht ist der Mahnende ja im Unrecht oder ein anderer findet treffendere Worte (Vers 16). Solche "zwei oder drei" werden in Verse 19-20 ermutigt, in Gottes Namen ehrlich um das Heil eines anderen zu ringen und zu beten. Erst wenn einer auch am Zuspruch und den Bemühungen der ganzen Gemeinde "vorbeihört" (so wörtlich Vers 17), soll man sich von ihm lösen Vers 17c). Damit werden ganz realistisch die Grenzen der Verantwortung für einen anderen Menschen und dessen Freiheit anerkannt. Sich nicht für etwas verantwortlich zu fühlen, auf das man keinen Einfluss hat, dient auch der eigenen Psychohygiene. Den anderen loslassen bedeutet für Gläubige dann, ihn vertrauensvoll im Gebet Gott zu überlassen (Vers 19) - dem Gott, der jedem einzelnen auf seine Weise nachgeht, um ihn wieder auf Wege zu erfülltem Leben zu führen.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr A 7/2011. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2011, S. 36-48.
Im heutigen Evangelienabschnitt sind zwei Dinge zu finden: Die Anweisung über das rechte Verhalten gegenüber einem Sünder in der Gemeinde - und die Hinweise über die Kraft des Gebets und des religiösen Handelns.
Wer bindet und wer bittet, tut dies im Namen Christi und in der Gemeinschaft der Gemeinde. Die Gemeinde bekommt daraus ein großes Gewicht und geistige Kraft. Genau darum muss sie darauf achten, die innere Kraft nicht zu schwächen. So ist die Mahnung des Sünders (und ggf. sein Ausschluss) auch eine Vergewisserung: "Wir werden in unserer Mitte Kraft bewahren!"
Die Verse 15-17 beinhalten eine rechtlich geprägte Weisung, die das Verhalten der Gemeinde zu einem "sündigen" Bruder regeln soll. Die Zurechtweisung eines Bruders hatte im Judentum eine lange Tradition. Ziel der vom Gesetz geforderten Zurechtweisung war nicht die Verurteilung, sondern die Zurückgewinnung des Bruders, und damit auch die Wiederherstellung der gottgewollten Ordnung. Die zeitweilige oder endgültige Aufhebung der (Tisch-)Gemeinschaft soll keinesfalls das letzte Mittel sein, um einen unbußfertigen Sünder nicht doch noch zur Umkehr zu bewegen. Matthäus verweist besonders auf das Gebet zu Gott. Das Machtmittel der Gemeinde ist letztlich das Gebet.
Christliche Versöhnungspraxis
Viele Anlässe zu streiten
Es gibt viele Anlässe zu streiten. Manchen Menschen scheint die Lust zu streiten in die Wiege gelegt zu sein. Auseinandersetzungen, Diskussionen bis hin zum Streiten gehören in einigen gesellschaftlichen Bereichen, etwa in der Politik oder in der Wissenschaft, zum Alltagsgeschäft. Die Heftigkeit, mit der manche religiöse Gruppen, die sich dem Frieden, der Gerechtigkeit und Wahrheit verpflichtet wissen, streiten, verwundert jedoch. Die einen berufen sich auf ihre Wissenschaft, andere setzen auf den Hausverstand und nicht zuletzt fühlen sich manche kirchliche Amtspersonen im Besitz der Wahrheit und versuchen, diese durchzusetzen. Dabei geht es meist um die Auslegung von Geboten und Gesetzen, was erlaubt und was Sünde sei. Fast immer sind diese Auseinandersetzungen auch mit Machtansprüchen verbunden.
Jede Religion hat Fundamentalisten, die unerbittlich für ihre Wahrheit kämpfen. Im Namen der Religion kam es immer wieder zu Streitigkeiten, ja sogar zu Kriegen. In der Geschichte haben diese Chaos und Spaltung über die Bevölkerung gebracht, wie etwa der 30-jährige Krieg oder auch die Kreuzzüge.
Auch Christen streiten
Dabei tröstet es wenig, dass es offenbar auch bereits in den ersten Jahrzehnten des Christentums Meinungsverschiedenheiten und zum Teil heftige Auseinandersetzungen gegeben hat. Solange Jesus mit den Jüngern umhergezogen ist, hat er sie in die Schranken gewiesen, wenn sie sich z.B. nicht einig waren, wer von ihnen der Größte im Reich Gottes sein werde oder wessen Sünde für Unglücksfälle verantwortlich sei.
Die Regelung für den Umgang mit Verfehlungen und Konflikten, die wir heute im Evangelium vorgestellt bekommen haben, ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Sie gilt vor allem für den Umgang mit persönlichen Konflikten, die durch schuldhafte Vergehen oder durch sündhaftes Verhalten eines Mitchristen ausgelöst worden sind. Aus ihr kann man aber auch Folgerungen für den Umgang mit Konflikten und Meinungsverschiedenheiten zwischen Gruppierungen ziehen.
Mir fällt auf, wie sehr diese Regel um Diskretion bemüht ist. Das Vergehen des Mitchristen soll nicht an die große Glocke gehängt werden. Zuerst soll man miteinander reden. Erst wenn das nichts nützt, soll man die Angelegenheit im kleinen Kreis behandeln. Damit soll wohl sichergestellt werden, dass nicht jede Kleinigkeit aufgebauscht oder im Gemeindetratsch breitgetreten wird. Wenn auch im kleinen Kreis keine Lösung gefunden wird, soll die Gemeinde, d. h. die kirchliche Öffentlichkeit, damit befasst werden. Als allerletztes Mittel – als "ultima ratio" – soll erst der Abbruch der Beziehung und der Ausschluss aus der Gemeinschaft veranlasst werden.
Für heute können wir daraus schließen: Es soll nicht gleich alles über die Medien verhandelt und zu einem Politikum hochstilisiert werden. Ein diskreter Umgang mit Konflikten und persönlichem Versagen darf nicht gleich mit Vertuschung gleichgesetzt werden, solange damit nicht staatliche Gesetze verletzt werden.
Lösungskompetenz für alle
Beachtenswert ist, dass an dieser Stelle die Zusage wiederholt wird: "Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein."
Diesen Satz haben wir noch im Ohr von der Übergabe der Schlüssel des Himmelreiches an Petrus, den Jesus zum Fels und Kirchenfundament erklärt hat. Hier wird den einfachen Gemeindegliedern Lösungskompetenz zugesprochen. Alles, was wir im Kleinen und Verborgenen an Konflikten regeln können, hat auch vor Gott Geltung. Sünden, die wir im Diskreten einander vergeben und nachsehen, sind auch bei Gott vergeben. Nicht für alles, was wir im Kleinen regeln können, brauchen wir den Segen des Pfarrers oder des Bischofs. Und wir sollten gut überlegen, in welchen Fragen wir an die Kirchenleitung in Rom appellieren.
Diese uralte Gemeinderegel könnte manchen Druck und manche Aufregung aus unserem Alltagsleben als Christen nehmen. Es braucht nicht immer eine große Öffentlichkeit. Es braucht nicht immer große Gesten und die Zustimmung der Kirchenleitung…
Vor diesem Hintergrund ist auch die lange geübte Praxis der Kirche, verhältnismäßig kleine Dinge zur schweren Sünde zu erklären, die nur durch eine kirchenamtliche Lossprechung bereinigt werden kann, zu überdenken und den Einzelnen Kompetenz im Umgang mit Fehlern und Auffassungsunterschieden zuzutrauen. Nicht für jede Sünde braucht es eine sakramentale Vergebung.
Die Buß- und Beichtpraxis hat sich in den letzten Jahrzehnten weitgehend wie von selbst geändert. Das Sakrament der Versöhnung wird nur mehr selten in Anspruch genommen. Die Sorge, dass dabei "das Kind mit dem Bade ausgeschüttet worden ist", ist meines Erachtens durchaus berechtigt. Was uns fehlt: eine neue Praxis des einander Vergebens, entsprechende Zeichen und private Riten. Diese müssen erst gefunden, eingeübt und gepflegt werden.
Wege der Konfliktlösung und Versöhnung
Scheitern, Fehler, Schuld, Leiden, Vergebung, Versöhnung…
Die Lesungen dieses Sonntags bieten wieder große Themenbereiche an, die in unserem Leben präsent sind und uns durch Generationen hindurch nicht zur Ruhe kommen lassen. Jede Generation muss sich damit neu befassen: Konflikte, Scheitern, Fehler machen, Schuld auf sich laden, Leiden, Vergebung, Versöhnung. Als erfreulich dürfen wir ansehen, wenn nach all den Bemühungen Liebe und Friede einkehren. Jeden Sonntag, bzw. vor dem Wortgottesdienst jeder Eucharistiefeier legen wir ein Schuldbekenntnis ab, klopfen uns dabei an die Brust und bitten um Vergebung. Ähnliches geschieht auch im Sakrament der Buße und Versöhnung.
Vielfalt von Konflikten
Konflikt (lat.: confligo) bedeutet zusammenstoßen, zusammenkrachen. Bereits bei individuellen Konflikten gibt es verschiedene Arten: Mein Herz sagt z.B. ja, doch mein Verstand sagt nein. Dann gibt es Beziehungskonflikte (Familie, Generation, Arbeitsplatz), Konflikte gesellschaftlicher Natur, weitgehend abhängig von gesellschaftlichen Normen und Werthaltungen; Generationskonflikte, Konflikte um Verteilungsgerechtigkeit, die hinführen zu wirtschaftlichen Auseinandersetzungen.
Die Heilige Schrift, im Besonderen das Alte Testament, kann als „Kompendium des Scheiterns“ gesehen werden. (siehe Dominik Markl SJ). Das Scheitern im Alten Testament finden wir bereits durch den Sündenfall belegt (Gen 3,9-12) als Seinwollen wie Gott, daraus folgt Überheblichkeit, Arroganz. Der Mensch koppelt sich von Gott ab.
Im Neuen Testament ist dazu zu lesen: „Von allen Seiten werden wir in die Enge getrieben und finden doch noch Raum; wir wissen weder aus noch ein und verzweifeln nicht, wir werden gehetzt und sind doch nicht verlassen, wir werden niedergestreckt und doch nicht vernichtet.“ (2 Kor 4,8-10).
Getrieben werden, nicht zur Ruhe kommen, in die Enge getrieben werden durch Intrigen, durch Stalking und Mobbing, das sind einige Wurzeln des Konflikts aus biblischer Sicht. Es gibt aber auch Hoffnungsworte dazwischen: Du bist nicht alleingelassen.
Konfliktlösung
Was ist somit zu tun? Wir können in den biblischen Texten Konfliktlösungsansätze finden. In der ersten Lesung wird der Prophet Ezechiel als Wächter bezeichnet. Propheten sprechen im Auftrag Gottes. Sie sind ein Korrektiv zwischen Herrschern und Volk, mahnen aber auch das Volk selber. Sie schweigen nicht zu Missständen, sind als Wächter mit Mut und Klugheit ausgestattet, beweisen Zivilcourage. Auffallend der Titel „Menschensohn“ (Vers 10). In diesem Titel wird aus alttestamentlicher Sicht die Göttlichkeit des Menschen und sein Anteil am Göttlichen hervorgehoben. Man könnte sagen: Mit Hilfe Gottes Probleme aufzeigen, nicht wegschauen. Wenn wir dieses prophetische Merkmal nicht wahrnehmen, machen wir uns mitschuldig, weil wir nichts zur Umkehr des Sünders beitragen.
In der zweiten Lesung finden wir schon so eine Art Zielangabe zur Lösung von Konflikten, die ja auch immer wieder zu Hass und Gewalt führen: „Niemanden bleibt etwas schuldig, außer der gegenseitigen Liebe. Wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt.“ (Röm 13,8). Diese Aussage, ja sogar diesbezügliche Forderungen finden sich an mehreren Stellen der Heiligen Schrift: Gal 5,14; Mk 12,30; Mt 22,37-40.
In der Matthäusgemeinde gab es viel Streit, Spaltungen, die zu schlimmen Zerreißproben führen. Deshalb wird uns heute so ein Konfliktregelungsmodell vorgestellt, eigentlich höchstmodern, denn hier wird festgehalten, wie man Schwierigkeiten gemeinsam bewältigen kann: Schau einmal auf dich selber, ob du nicht ein Zerrissener bist, der selbst sehr unruhig ist. Wichtig ist aufeinander zu hören, zuhören können, eine individuelle Aussprache unter vier Augen, miteinander reden, nicht übereinander schimpfen. Das nützt vielleicht nichts, ist auch Sache des Temperaments und der Beherrschung. Die Reihenfolge der Konfliktlösung beginnt nicht in der Öffentlichkeit, funktioniert nicht über Tratsch oder Fakenews.
Was tun, wenn nichts mehr geht? Sich beruhigen, beten, Probleme auf den Tisch legen… „Wo zwei oder drei zusammen sind, bin ich mitten unter ihnen.“ (Mt 18,20). Sicher ein mühsamer Weg mit geballten Emotionen. Nicht immer muss man Schuld bei sich selbst suchen, aber auch nicht immer bei den anderen.
Der Weg zur Vergebung und zur Versöhnung ist schwer. Das benötigt Reflexionsfähigkeit, Geduld, Widerstandskraft, Bereitschaft zur Aussprache, respektvolle Begegnung und Mut Fehler einzugestehen. Das bedeutet auch, eigene Angst zu überwinden. Dann kann auch Versöhnung gelingen.
Verantwortung füreinander und für das Leben in der Gemeinde
Schwächen und Fehler
Es ist noch gar nicht so lange her: Ein Kollege sagte mir, dass er das, was ich gemacht hatte, nicht gut fand. Im ersten Augenblick habe ich auf Abwehr geschaltet. Doch mit der Zeit habe ich darüber nachgedacht. Ich spürte, dass er mir helfen wollte, dass er mich auf einen Fehler aufmerksam machen wollte. Ich spürte: Es ging ihm einzig und allein um mich persönlich. Immer wieder spüre ich: gerade die Menschen, die mir auch schon einmal ein kritisches Wort sagen, sind bessere Freunde als welche, die mir immer schmeicheln. Gerade durch Menschen, die mich korrigieren, komme ich weiter. Es ist sicher schwer, Kritik und Zurechtweisung einzustecken. Doch bei keinem ist alles Gold, was glänzt. Wir haben unsere Schwächen und Fehler, sei es, dass wir sie kennen, sei es, dass wir sie nicht bemerken.
So schwer es auch ist, sich Fehler einzugestehen, ebenso schwer ist es, andere auf Fehler aufmerksam zu machen. Ich will ja nicht verletzen. Der Mitmensch könnte mir böse sein. Es könnte Streit geben. Wenn ich jemanden auf einen Fehler aufmerksam mache, dann muss das immer in der Haltung geschehen: Ich habe selbst meine Fehler. Ich möchte dir helfen und dich nicht ins Unglück laufen lassen. Es gibt eine gute Haltung, mit der jeder auf eine gut gemeinte Kritik reagieren kann: „Danke, dass du mir das gesagt hast. Ich will es auch bedenken. Und ich bin nicht auf der Welt, um so zu werden wie du mich haben willst!“ Wer das sagt, zeigt: Ich bin bereit nachzudenken. Ich entscheide selbst, ob ich deine Kritik annehme oder nicht. Wer andere auf Fehler hinweist, will nicht jemanden erziehen.
Geschwisterliche Zurechtweisung
Bei diesen Gedanken wird mir deutlich: Wenn es auch schwer ist, Kritik anzunehmen, da sie oft auch weh tut, da sie mir schmerzlich vor Augen führt: Auch wenn ich nicht so vollkommen bin wie ich es glaube, so ist auch eine notwendige Zurechtweisung einer Schwester oder eines Bruders sehr wichtig im Leben einer christlichen Gemeinde, im Leben eines Christen. Jesus zeigt das im Evangelium. In jeder Gemeinde und auch im Leben eines Menschen gibt es Punkte, die anderen schaden können, die das Leben in der Gemeinde und auch das Leben eines Menschen oder das eigene Leben schaden können. Da kann es ein Akt der gegenseitigen Liebe sein, wenn ich einen Mitmenschen zurechtweise. Ich suche das Wohl des anderen. Ich suche das Glück des anderen. Ich möchte, dass sein Leben gelingt. Darum versuche ich es in echter Demut unter vier Augen, so wie Jesus es empfiehlt. Ein Gespräch unter vier Augen schützt den Nächsten. Es wahrt seine Würde. Schon dazu braucht es Mut. Doch es geht mir um den anderen. Bringt das keinen Erfolg, dann soll man sich Zeugen dazuholen. Auch das schützt noch den anderen. Wenn das nichts bringt, dann erst soll die Gemeinde entscheiden. Erst dann "sei er für dich wie ein Heide oder ein Zöllner". Beachten wir eines: Jesus hat sich stets um diese Menschen bemüht. Er wollte sie zurückgewinnen für Gott. Jeder Mensch braucht die Möglichkeit, neu umzukehren.
Wir können uns fragen: Ja, welche Verhalten können mit diesen Gedanken gemeint sein? Ich glaube, da ist die ganze Bandbreit mit gemeint. Wo sich Menschen von jemandem abwenden wegen eines Benehmens, wo ein Priester durch sein Verhalten unglaubwürdig wird, dort wäre es angebracht, zu korrigieren. Wer zum Beispiel ständig nur einen bestimmten Menschen zurücksetzt, schadet nicht nur diesem Menschen. Wenn sich dieser Mensch von der Gemeinde zurückzieht, dann kann einer Gemeinde ein wertvolles Mitglied verloren gehen. Wer nur die eigene Frömmigkeit, die eigene Art und Weise des Glaubens, die eigenen Gebetsweisen als richtig erachtet, kann sich leicht unbeliebt machen und anderen das Gebet verleiden. Es geht um den einzelnen und auch um die Gemeinde. In Liebe andere zurechtweisen, das ist ein echtes Zeugnis für den Glauben. Hier zeigt sich, wie sehr es um den einzelnen Menschen geht. Nicht zuletzt helfe ich dem anderen zu wachsen und zu reifen.
Verantwortung füreinander
Es geht aber auch um das Zeugnis für Gott, dem es immer um die Menschen geht, und dem es auch immer um sein Volk gegangen ist. Gott will, dass die Menschen leben. Immer wieder hat Gott auch Propheten gesandt. Immer wieder sollten sie das Volk zu Gott zurückführen, denn immer wieder lief das Volk in sein Verderben. Diese Worte zeigen uns, dass das Wohl des Propheten davon abhängt, ob er seinen Auftrag auch ausführt. Sie zeigen uns auch, dass der Prophet Verantwortung hat. Ob nun sich das Volk oder der Schuldige bekehrt, das ist nicht Sache des Propheten. Das liegt in der freien Entscheidung des anderes. Es geht nicht um Zwang, es geht nicht darum, andere mit Gewalt zu einem neuen Verhalten zu zwingen. Es geht darum, dass er nicht in sein Unglück rennt. Es geht um das Leben des Mitmenschen. Wir haben hier alle Verantwortung füreinander für das Leben in der Gemeinde, Verantwortung auch für das Leben in der Gesellschaft.
Liebe zeigt sich, dass wir Verantwortung übernehmen. "Bleibt niemandem etwas schuldig, außer der gegenseitigen Liebe." Beachten wir die Liebe, gerade, wenn wir einander zurechtweisen.
SchöpfungsZeit 2020 - 23. Sonntag im Jahreskreis A
"SchöpfungsZeit 2020 - 23. Sonntag im Lesejahr A in der Liturgie der Römisch-katholischen Kirche" - als PDF herunterladen
Mehr Information zur SchöpfungsZeit und zum Verein oeku Kirche und Umwelt finden Sie unter folgendem Link:
https://www.oeku.ch/de/schoepfungszeit.php
Ermahnung im Geiste Jesu
In Güte und Achtung ermahnen
Das heutige Evangelium, das sich inhaltlich mit dem Ermahnen befasst, schreibt Matthäus aus einer doppelten Sorge. Einmal galt es zu bedenken, dass die jüdische Umwelt die neue Gemeinschaft der Christen ständig beäugte und mit Argwohn betrachtete. Jedes Versagen unter den Christen wurde hervorgehoben und herausgestellt. Aufgespürtes Fehlverhalten bot den Gegnern Stoff, das Christentum madig zu machen. Gröbere Verfehlungen Einzelner, Uneinigkeit oder gar gehässiger Streit in der Gemeinde, alles wurde zu einem Hindernis für die christliche Mission.
Abgesehen davon war es Matthäus ein Anliegen, die Gläubigen zu ermutigen, schon von sich aus zu falschem Verhalten nicht einfach zu schweigen und alles laufen zu lassen. Der Evangelist wollte erreichen, dass unrechtem Verhalten Einhalt geboten werde durch gegenseitiges Ermahnen.
Die von Matthäus vorgeschlagene feinfühlige Art, wie ein Mahnen vollzogen werden sollte, entnimmt er den Weisungen Jesu. Und es lässt sich deutlich erkennen, dass der Evangelist sich der Mahnung Jesu bewusst ist, sich nicht zum Richter über andere aufzuschwingen. „Warum siehst du den Splitter im Auge deines Nächsten, aber den Balken im eigenen Auge siehst du nicht“, hatte Jesus gesagt. Zunächst „vor der eigenen Tür kehren“ setzt der Evangelist als persönliche Haltung voraus.
Aktive Versöhnung
Aber es allein dabei zu belassen, ist dem Evangelisten zu wenig. Denn er weiß auch um die Chance, die sich eröffnen kann, wenn Fehlverhalten gegenseitig angesprochen wird. Es ist keine Tugend, zu allem zu schweigen. Darauf möchte Matthäus hinweisen. Daher wirbt er um ein gegenseitiges Ermahnen, das allerdings von Güte und Vorsicht getragen ist. In Achtung voreinander und aus Liebe zueinander sollen die Gläubigen Fehlverhalten, wodurch der Einzelne sich selbst und anderen schadet, gegenseitig ansprechen. Wo dies einfühlsam, liebevoll und in Achtung geschieht, wird Güte der Grundton des Gesprächs sein, in dem Vorwürfe, Anklage und Erniedrigung unterbleiben.
Ein erster Versuch soll unter vier Augen stattfinden. Der Vorteil besteht darin: Ein Bloßstellen wird so schon einmal vermieden. Wenn dann noch hinzukommt, dass im Gespräch miteinander Vorwürfe, Anklage und Beschämung unterlassen werden, kann der Angesprochene oft leicht die Gründe benennen, die ihn zu seinem Handeln veranlassten. Aus eigener Erfahrung können wir uns ausmalen, dass im Angesprochenen viel Kraft zur Umkehr geweckt wird, wenn er spürt und erfährt: Ihm wird weitaus Besseres zugetraut. Das Loslassen von seinem Fehlverhalten – z.B. das Abrücken von Rache, Gewalt, Zufügen von Gehässigkeiten – wird nicht als Schwäche ausgelegt. Ihm wird durch das Gespräch eventuell sogar Hilfe angeboten, falls eine Veränderung in seinem Verhalten nur schwer und mit Überwindung vieler Hindernisse zu gestalten ist. Wo Güte und Wohlwollen ein Vier-Augen-Gespräch bestimmen, ist oft mit einem Erfolg zu rechnen.
Nun kann es sein, dass man im Gespräch unter vier Augen spürt: Ich bin nicht die richtige Person, auf den sich der Betroffene einlassen kann. Hier regt Matthäus an: Zieh dich nicht einfach oder sogar beleidigt zurück. Schau dich vielmehr um, ob du jemanden oder mehrere findest, auf die der Angesprochene eher oder vielleicht sogar gern hört. Nimm sie mit und versuch es neu.
Abwehr von Spaltung
Bei dem dritten Vorschlag des Matthäus – ein Fehlverhalten ins Gespräch mit der gesamten Gemeinde einzubringen – geht es nicht darum, den Druck auf den Einzelnen zu erhöhen, um ihn gewaltsam in die Knie zu zwingen; sondern es geht darum, es in einer Gemeinde nicht zur Spaltung kommen zu lassen. Es gibt ja immer wieder einmal Verfechter von eigenen Meinungen, die dem christlichen Geist widersprechen. Matthäus möchte verhindern, dass es in diesem Fall dann innerhalb der Gemeinde zu Missmut, Streit und Abkehr voneinander kommt. Wenn Gespräche unter vier Augen mit den Einzelnen nichts bewirken, dann ist zur Abwehr von Spaltung und sich bekämpfenden Gruppen die Gemeinde als Ganze gefordert, ins Gespräch miteinander einzutreten mit der Frage: Was ist im Sinne Jesu richtig, was ist andererseits deutlich abzulehnen? In welchen Formen und auf welche Weise ist der Wille Gottes zu verwirklichen?
Für Matthäus ist klar: Jeder Einzelne in der Gemeinde ist mitverantwortlich, zu lebendigem, christlichen Handeln und Verhalten in seiner Gemeinde beizutragen. Daher darf das Gespräch miteinander nicht unterbleiben. Viel Negatives entwickelt sich oft, weil grundsätzlich oder viel zu schnell geschwiegen wird. Dem möchte der Evangelist entgegenwirken. Natürlich sollen die Gespräche in der Gemeinde besonnen, sachlich, fair und mit Geduld geführt werden. Das Ziel ist: Dem Geist Jesu Widersprechendes eine deutliche Absage zu erteilen und jedes weitere Fortbestehen zu unterbinden.
Matthäus weiß, dass es im Wissen um eigenes Versagen Mut, Selbstüberwindung und viel Kraft kostet, jemanden wegen seines Fehlverhaltens zur Rede zu stellen. Andererseits kann durch Schweigen aber auch die Chance vertan werden, Umkehr anzuregen, die dem Betroffenen sowie anderen zugutekommen würde. So wirbt der Evangelist bei den Gläubigen darum, die Verantwortung für den Nächsten und die Gemeinde nicht auszublenden. Natürlich soll alles Ermahnen im Geiste Jesu geschehen: mit Güte, Wohlwollen, ohne jedes Moralisieren und Demütigen. Genau das zeichnet ja liebevolle Verantwortung und echte gegenseitige Wertschätzung aus.
Getragen von Gebet
Sicher nicht unbedacht, sondern sehr bewusst setzt Matthäus an den Schluss seiner Werbung für gegenseitiges Ermahnen den Aufruf zum Gebet. Er verweist auf Jesus, der zugesichert hat: Alles, was zwei von euch auf Erden erbitten, werden sie von meinem Vater im Himmel erhalten. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, bin ich mitten unter ihnen. Miteinander Betenden gelingt es oft am ehesten, sich in den Geist von Demut, Güte, Wohlwollen, Geduld, aber auch von Beherztheit und Entschlossenheit einzuklinken. Durch das Vertrauen in Gottes versprochenen und zugesicherten Beistand sollen sich die Gläubigen zurüsten und im Geiste Jesu gütig und wohlwollend, aber auch entschlossen ans Werk gehen. Lassen auch wir uns von Matthäus dazu einladen!
Gemeinde im Geist Jesu
Geschwisterlich geeinte Gemeinde
„Brüderliche Zurechtweisung“ ist heute der Evangelien-Abschnitt überschrieben, den wir gehört haben. Davor lesen wir das Gleichnis vom Hirten, der dem verlorenen Schaf in der Wüste nachgeht und sich überschwänglich freut, wenn er es findet. Nach unserem Abschnitt folgt das Gespräch Jesu mit Petrus über die Pflicht, dem Nächsten die Schuld zu vergeben. Wir dürfen folgern: Matthäus wollte den Gemeinden, in denen schwache und zum Bösen verführbare Menschen leben, sagen, wie wichtig es ist, sich nach Fehlern und inneren Brüchen zu versöhnen. Das Ziel ist die geschwisterlich-liebende und geeinte Gemeinde, in der die Menschen Jesu Gegenwart spüren können.
So rät heute das Evangelium: Wenn ein Mitchrist gegen Dich sündigt, so versuche ein Vieraugengespräch. Lässt sich nichts ausrichten, nimm Zeugen mit zu einem erweiterten Gespräch. Das Gespräch könnte dann sachlicher und versöhnlicher werden, weil ein anderer vielleicht besser den richtigen Ton trifft.
Wir wissen alle, wie schwer es ist, jemand zu sagen, dass er sich in einem Punkt falsch verhält. Eltern haben oft entmutigende Erfahrungen mit den eigenen Kindern. Sind die Gesprächsversuche erfolglos, erst dann soll in der Gemeinde darüber gesprochen werden. Wenn das alles nichts fruchtet, soll die Versammlung der Gläubigen den Sünder sich selbst überlassen. Er ist es ja, der sich ausklinkt und mit seinem Verhalten die Gemeinde gefährdet. Er wird nun unmittelbar dem Gericht und dem Heilswirken Gottes überstellt.
Seine Sünde ist vielleicht trotziger Eigenwille, eine Lieblosigkeit gegen Schwächere, ein Verhalten, das ein gutes Miteinander schier unmöglich macht. Die Gemeinde hat von Jesus die Vollmacht, zu binden und zu lösen. Doch auch dann, wenn beim Sünder alles Mühen um seine Umkehr erfolglos ist, geht Jesus, der gute Hirte – das ist sein Evangelium - dem Verlorenen in die Wüste weiter nach, bis er ihn findet. Unsereins darf sich nie zum Richter aufspielen über den Mitmenschen und sein Heil.
Im Gebet geeinte Gemeinde
Uns wird das Gebet empfohlen. Es sollen mehrere Menschen sein. „Zwei von euch“, heißt es. Das ist die kleinstmögliche Anzahl von Menschen, die eine Gemeinschaft bilden. Jesus sagt: „Was zwei von euch gemeinsam erbitten.“ Er möchte, dass wir zusammen bitten und dies einmütig tun: mit „einer“ Stimme. Es geht um den inneren Einklang. Im Grunde genommen betont Jesus, dass die gegenseitige Liebe unter uns die Voraussetzung dafür ist, dass wir erhalten, worum wir bitten. Da müssen wir uns zuerst in die Augen schauen, um vielleicht Entschuldigung bitten, wenn wir einander Liebe schuldig geblieben sind. In der erneuerten Haltung, miteinander geschwisterlich zu leben und einander zu dienen, steigt unser Gebet zum Vater auf.
Wir sind dann Kirche im Kleinen: eine Gemeinschaft, in deren Mitte Jesus der Herr gegenwärtig ist. „Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Das Wichtige steckt in den Worten „in meinem Namen versammelt sein“. Was heißt in seinem Namen versammelt sein? Sicher nicht allein schon das Sprechen von frommen Glaubensformeln oder das Vollziehen heiliger Riten! Erst die Bereitschaft, gemeinsam wie Jesus den Vater und den Nächsten zu lieben, zeigt, dass Jesu unter uns ist. Sensible Menschen sprechen dann von einer „guten“ Atmosphäre, in der man sich innerlich berührt fühlt und eine tiefe Freude aufkommt. Die Umkehr zu mehr Glaube und Liebe sind die Früchte. Kirche wird lebendig.
Vom Sinn der Gesetze
Wie auf Erden so im Himmel
In diesem Evangelium wird von Regelungen und Vereinbarungen gesprochen, die im Leben von Menschen geschlossen werden. Ein Gesetz, eine persönliche Verbindung, Freundschaft, Ehe, ein Vertrag - alles was ihr auf Erden bindet wird auch im Himmel gebunden sein, und ebenso was aufgelöst ist, wird aufgelöst sein. Gott sei Dank auch das Aufgelöste! Es kann ja nicht alles immer gültig bleiben. Also - was bedeutet das wirklich: es wird alles auch im Himmel so gelten, wie ihr’s auf Erden vereinbart habt?
Können die Menschen darüber verfügen, was im Himmel zu gelten hat? Und müssen Fehlentscheidungen, die wir hier treffen, eine ewige Gültigkeit erhalten? So kann es sicher nicht gedacht sein, denn das würde die Macht des Menschen über den Tod hinaus, und seine Verfügungsmacht in die Ewigkeit hinein ausdehnen. Natürlich lehrt auch die menschliche Erfahrung, dass wir irren können und Verträge abschließen, die wir nachher bereuen, Gesetze machen, die wieder geändert werden müssen usw. Das macht doch eigentlich die Qualität der Menschen und die Besonderheit ihrer Gemeinschaft aus: dass sie aus Fehlern lernen können und sich immer wieder weiterentwickeln!
Praktisch ist uns das irgendwie klar - wir kämen in Teufels Küche, wenn wir alles, was Menschen vereinbart haben, als unfehlbar und unumkehrbar erklären würden. Im Gegenteil, müssen wir manchmal schmerzhaft einsehen, dass wir umdenken müssen! (Und man soll bitte dieses Evangelium nicht eingeschränkt lesen, so als ob es nur über die Ehe oder die Beichte sprechen würde!)
Überzeitliche religiöse Bedeutung?
Es ist aber doch interessant, dass die Normen und Spielregeln in der Bibel eine überzeitliche - religiöse - Bedeutung bekommen, obwohl sie gleichzeitig auch immer reversibel, umkehrbar sind, und Fehler und Irrtum enthalten können. Worin könnte diese überzeitliche Bedeutung liegen? Sicher nicht in der wortwörtlichen Richtigkeit all dieser menschlichen Verträge, Gesetze und Vereinbarungen - ich möchte dazu auf den Lesungstext (Röm 13,8-10) zurückkommen.
„Wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt.“ (Anm.: Wir wissen, dass Paulus nicht an das moderne österreichische Bundesgesetz oder EU-Recht denkt, sondern die jüdische Thora und ihre damalige Auslegung durch Rabbiner vor Augen hat. Aber auch diese biblischen Gesetze lesen sich wie Paragraphen mit detaillierten Vorschriften, vgl. die Bücher Exodus, Levitikus, Deuteronomium ...). Paulus geht hier vom Sinn der Gesetze aus. Wir kennen das auch aus moderner Sprache, wo wir manchmal sagen: Du hast zwar den Buchstaben eines Gesetzes erfüllt, aber gegen seinen Geist oder Sinn verstoßen.
Nicht die wortwörtliche Erfüllung aller bürokratischen Auflagen macht das Wesen der Gesetze aus: „Sie haben das binnen 14 Tagen ab dem Zustellungstermin in 7facher Ausfertigung dort und dort einzureichen“. Nein, es kommt viel mehr darauf an, was wir in diesen Antrag oder Bericht hineinschreiben! Es gibt in der Tat so etwas wie die Seele eines Gesetzes. Und diese Seele besteht darin, dass die Spielregeln, Normen und Gebote dazu führen sollen, dass wir gut leben, auch gut miteinander umgehen.
Der Geist der Gesetze
Wenn wir z. B den Vertrauensgrundsatz in unseren Verfassungsgesetzen stehen haben, dann ist das bewusst auch eine Einschränkung für künftige Gesetzgeber: sie sollen keine neuen Normen beschließen, die jemanden „kalt erwischen“, das heißt, unvorhergesehen seine Lebenssituation beträchtlich erschweren. Man darf also nicht grundlos einen Lohn kürzen oder eine Pension rückwirkend senken, obwohl man dazu durchaus eine Mehrheit hätte, die es beschließen kann. Man darf es vielleicht formal - aber nicht nach dem Geist der Verfassung und nicht im Sinn guten Miteinanders.
Man darf Menschen, denen man etwas zugesagt hat, nicht einfach nachträglich sagen: das gilt jetzt nicht mehr, denn das haben wir soeben mit Mehrheit beschlossen. Eine Mehrheit, die das tut, kommt bisweilen in der Geschichte vor, sie begeht aber Machtmissbrauch. Demokratie und Rechtsstaat bedeuten nicht Willkürherrschaft irgendwelcher Parteien oder Mehrheiten, sondern Achtung auf Gemeinwohl und Rücksicht auch auf die einzelnen Menschen.
Gesetze haben ihren Sinn nicht nur in einem Herrscher, oder in einer Mehrheit, die sie beschließt, auch nicht in den Interessen bestimmter Gruppen, die sich halt durchsetzen, sondern sie sollen - das steht sinngemäß in allen demokratischen Verfassungen der modernen Welt - im Geiste für Alle, für die Gesamtheit gedacht sein. Die Seele eines Gesetzes, einer Norm besteht nicht im „justament“, sondern in der Fairness: „Das muss für alle so gelten“.
Zusammenleben braucht faire Spielregeln
Es ist etwas Positives zu wissen und einzusehen, dass es Spielregeln braucht. Je komplexer und größer Gesellschaften werden, umso differenziertere Spielregeln benötigen sie. (Denken wir nur an die heutige Globalisierung und beginnende Weltgesellschaft - sie bräuchte so notwendig neue Gesetze und Regeln für den Erhalt des Klimas, der Regenwälder, für das Überleben bestimmter bedrohter Völker und so weiter.)
Gesetze, Gebote, Normen sind keine Einschränkungen um ihrer selbst willen, sondern Mittel zum gemeinsamen Überleben: man kann eben z. B. nicht gut zusammenleben, wenn nicht geklärt ist, dass Diebstahl verboten ist. Daher ist eine solche Regel - auch wenn sie eine Einschränkung meiner Freiheit darstellt! - für mich selbst ebenfalls gut!
Dasselbe gilt aber von Sozialgesetzen: dass alle überleben und eine faire Pension, einen angemessenen Lohn erhalten, dass sie bei Krankheit versorgt werden - das alles ist auch gut, und es könnte ja auch einmal mich oder dich treffen. Wir sollen daher nicht sagen: „Das ist uns viel zu teuer“ oder: „Warum muss ich die anderen mitfinanzieren?“
Die Spielregel sorgt, wenn sie gut gemacht ist, dafür, dass alle einigermaßen gut leben können. Der Reiche, der Gesunde, der Junge. Der, der stark und handlungsfähig ist, sieht das möglicherweise nicht immer ein. Er mag denken: „Was nützt das mir?“ Aber das Gesetz denkt hier richtig: Du bist nicht mehr wert als der andere. Und ebenso gut kannst Du schon morgen krank, arm, verlassen oder schwach sein. Und auch Du wirst älter.
Gesetze sollen dem Gemeinwohl dienen
Das bedeutet auch etwas für unsere Gesetzgeber(innen): Gesetze sollen nicht willkürlich und justament erlassen werden! Sie haben die Pflicht, dem Gemeinwohl zu dienen. Gesetze dürfen Minderheiten oder Randgruppen (z. B Asylsuchende!), aber auch nicht große Bevölkerungsgruppen benachteiligen: z. B. Frauen! Oder: Arbeiter! Oder: Pensions-BezieherInnen! In diesem Sinn gibt es sehr wohl manchmal auch Gesetze, die zwar formal in Kraft, dem Geist nach jedoch ungerecht sind.
(Es gehört eben zum guten Stil in der Demokratie, dass alle sich einsetzen dürfen, schlechte Gesetze zu korrigieren und gerechtere zu schaffen.) Im Extremfall kann das heißen: Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht. Die eigentliche Verpflichtung geht aber dahin, daran zu arbeiten, dass das Unrecht nicht zu groß wird und immer wieder in Richtung Fairness und Gerechtigkeit hin korrigiert wird.
„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“, heißt es in unserem Paulustext (Lesung). Und: „Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. Also ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes.“ Wer das Gesetz erfüllt, handelt nicht nur nach dem Buchstaben, sondern nach der Seele, dem Geist und Sinn des Gesetzes. Der Mensch kann erkennen, dass sie und er auch für das gute Leben der Mitmenschen eintreten, sie „mitfinanzieren“, Rücksicht nehmen etc. soll. Und ich kann sogar dankbar dafür sein, dass es solche Spielregeln gibt, denn mir selbst wird in ihnen ebenfalls Rücksicht zugesagt.
© DDr. Severin Renoldner, Sozialreferat der Diözese Linz.
Wie mit Sündern umgehen?
Eine heikle Angelegenheit
Das Evangelium heute ist eine Belehrung und in den Ohren vieler wohl keine leichte Kost. Da ist die Rede von Brüdern (und wir dürfen ergänzen: von Schwestern), die gesündigt haben. Es gibt keinen Hinweis darauf, um welche Sünde es sich handelt oder wie schwer sie wiegt. Das macht den Text schwierig: Es wird überhaupt nicht bestimmt, was mit "sündigt dein Bruder" gemeint ist. Es ist einfach der oder die sündigende Mitglaubende im Blick - uneinsichtig und nicht bereit zur Buße.
Das Evangelium belehrt uns nun, wie wir mit diesen Menschen umgehen sollen: Wir sollen den Mitmenschen, der gesündigt hat, zurechtweisen - zuerst im vertraulichen Gespräch unter vier Augen. Wenn wir keinen Erfolg haben, sollen wir einen neuen Versuch der Zurechtweisung unternehmen - diesmal im kleinen Kreis mit ungefähr zwei weiteren Personen. Danach, wenn dieser Versuch auch fruchtlos bleibt, soll die Glaubensgemeinde befasst werden. Und wenn das auch keine Umkehr bringt, ist die schuldig gewordene Person aus der Gemeinschaft ausgeschlossen.
Das klingt aufs Erste vielleicht wenig nach einer Frohbotschaft, zumindest dann, wenn man den Schwerpunkt auf den Ausschluss legt. Aber der Text wählt einen anderen Schwerpunkt: Im Zentrum stehen die Mitglaubenden, an denen jemand schuldig geworden ist oder vielleicht jene, die eine Sünde - etwas Zerstörerisches, Liebloses, Unheilbringendes - entdecken.
Einmischung in private Angelegenheiten?
Nun ist unsere Situation eine andere als jene der überschaubaren Gemeinden des Evangelisten Matthäus, in denen man freiwillig und bewusst Teil der christlichen Gemeinde war, gemeinschaftlich das Leben aus dem Glauben gestaltet hat und Sünden gerade diese Gemeinschaft zutiefst bedroht haben.
In unserer modernen kirchlichen Situation darf einem hingegen schon der Gedanke kommen: Warum mischt sich da überhaupt jemand in die privaten Angelegenheiten eines oder einer anderen ein? Ist es nicht anmaßend, sich sicher zu sein, dass der oder die andere gesündigt hat und man selbst im Recht ist?
Immerhin kennen die meisten von uns das zur Genüge: Menschen, die an den anderen immer genau sehen, was falsch, sündhaft oder womöglich unkatholisch ist. Menschen, die genau zu wissen glauben, was bei anderen nicht stimmt. Menschen, die ihre Beurteilung von anderen nicht selbstkritisch anschauen, sondern schnell mit Zurechtweisungen da sind. Da würde man sich vielleicht eher einen Evangelientext wünschen, der vor Zurechtweisungen warnt und vielmehr dazu aufruft, die eigene Schuld kritisch anzuschauen.
Aber das ist in den heutigen Schrifttexten nicht der entscheidende Punkt. Heute wird die Zurechtweisung als Handlung aus christlicher Haltung heraus eingefordert - und das mit höchster Autorität in Form einer belehrenden Rede Jesu.
Daher lohnt es sich wirklich, genauer hinzuschauen, was uns da verkündet wird. Und um es vorweg gleich zu sagen: Die Botschaft, die uns da nahe gebracht wird, ist großartig. Sie ist erlösend, sie kann uns wahrhaft befreien. Was ist also das Gute an dieser Botschaft? Ich will drei Gedanken hervorheben:
Sünde betrifft alle
Erstens ist es keine rein private Angelegenheit, wenn jemand sich versündigt bzw. schuldig wird. Das Evangelium greift ein Wissen unserer frühen Tradition auf, nämlich dass die Sünde nicht nur diejenigen betrifft, die schuldig geworden sind, sondern die ganze Glaubensgemeinschaft berührt und hier Schaden anrichtet. Denn es geht um die Beziehung zueinander und zu Gott. Eine Störung dieser Beziehung von Einzelnen, eine Schädigung von Menschen beeinträchtigt auch die Gemeinschaft, die sich aus dem Glauben an den guten Gott versteht.
Ursprünglich wird es noch stark um die Einheit der Gemeinschaft im Glauben gegangen sein, damit die junge Kirche nicht auseinander bricht. Aber gilt es nicht auch heute?
Wenn beispielsweise jemand andere ungerecht behandelt;
wenn jemand Erfolg als wichtigste Sache sieht und Menschen, die scheitern, abwertet;
wenn jemand die eigene Macht missbraucht und Gewalt ausübt;
wenn jemand auf die Kleinen und Benachteiligten herunterschaut und boshaft lästert anstatt in ihnen den Aufruf Gottes an uns zu suchen;
wenn jemand Menschen oder die Umwelt skrupellos ausbeutet;
wenn jemand das Familienleben oder die Ehe zerstört usw.
Wo ein Teil unserer kirchlichen Gemeinschaft oder unserer Pfarre sündigt, betrifft das auch irgendwie unser Miteinander. Und es betrifft uns, weil wir uns häufig von Schuld nicht selbst befreien können.
Das Wagnis eines Gesprächs
Zweitens wirbt das Evangelium daher um einen rechten Umgang miteinander, um die uneingeschränkte wahre Geschwisterlichkeit. Der Schwerpunkt des heutigen Evangeliums liegt gerade nicht auf dem Ausschluss von Menschen. Das Ziel der Stufen des Gesprächs ist es, den "Bruder" bzw. die "Schwester" zu gewinnen. Nun sind solche Gespräche sicherlich nicht der einfachste Weg. Einfacher ist es, (wie es ja auch oft geschieht), die Betroffenen zu meiden oder nicht mit ihnen sondern mit anderen über ihr falsches Tun zu reden.
Das hilft niemandem. Aber noch etwas Wichtiges kommt hinzu: Das unmittelbare Gespräch zu suchen, bedeutet, dass wir die anderen wertschätzen. Es zeigt so etwas wie Solidarität mit den "Sündern und Sünderinnen". Denn - so ehrlich müssen wir schon sein: Niemand von uns kommt ohne Schuld und ohne Sünde durchs Leben. Wo wir uns als Glaubende noch irgendwie zusammengehörig wissen, liegt das Geben und das Annehmen von gegenseitiger Unterstützung auf der Hand. Dazu gehört mitunter auch, Mitmenschen in ihren schädlichen Einstellungen und Handlungen nicht alleinzulassen und das Wagnis eines Gesprächs einzugehen.
Es bedeutet, die Anderen auch in ihrer Schuld und Sünde als "Brüder" und "Schwestern" zu achten und sich um sie zu sorgen - also füreinander Verantwortung zu tragen. Mit jemandem, der schuldig geworden ist oder der einem Unrecht getan hat, das Gespräch zu suchen und nicht vorschnell aufzugeben, das sind wir einander schuldig. Es ist, recht verstanden und recht durchgeführt, nicht Einmischung von Besserwissern. Es kommt aus der Verantwortung, die wir füreinander haben.
Schuldig zu werden - das ist ja nicht nur die ganz persönliche Angelegenheiten der Personen, die falsch gehandelt haben. Das ist auch die Angelegenheit von uns, die wir füreinander da sein und miteinander das Leben meistern können. Das meinen wir auch, wenn wir etwas unüblich in der Kirche voneinander als Brüder und Schwestern reden.
Dieses Gespräch, das seinen Ausgang gerade nicht in der Öffentlichkeit, sondern im geschützten Privatraum nimmt, schützt und schont den Anderen. Unbedingt und mit großer Sorgfalt ist auf Takt und Diskretion zu achten und sind die eigenen Grenzen zu akzeptieren: Gespräche können scheitern. Umgekehrt: Wo Gespräche gelingen und Umkehr sich ereignet, ist das ein Geschenk. Dieses Vorgehen fordert damit die Solidarität in der Gemeinde auch mit jenen, die Schaden anrichten, andere verletzten, Ungerechtigkeit vertreten.
Aneinander Seelsorger sein
Drittens traut auch uns diese Jesus-Rede zu, dass wir als Glaubende so handeln können. Das heutige Evangelium ist damit im Grunde eine Erinnerung daran, dass wir als Getaufte gewissermaßen füreinander Seelsorge tun können. Das ist eine erlösende Botschaft. "Was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein." So haben wir gehört. Das ist allen Jüngern zugesagt. Und das heißt, dass das ein Zuspruch an uns alle ist: Wir können einander hilfreich sein, wo jemand falsch gehandelt oder falsche Lebenswege eingeschlagen hat. Wir tragen Verantwortung - und das im positiven Sinn: Das Evangelium spricht uns zu, dass der Glaube uns befähigt, diesen durchaus riskanten Versuch zu wagen, einander aus der Schuld zu helfen.
Befreiender Umgang mit Schuld
Das Evangelium ist alles andere als ein Freibrief, willkürlich mit der Schuld anderer umzugehen oder andere auszuschließen. Denn es ist eine tiefe Verantwortung für die Mitmenschen und für die Glaubensgeschwister. So kann man schuldig werden, wenn man leichtfertig und vielleicht allzu bequem meint, dass das Schuldig-Sein der anderen einen selbst bzw. die Glaubensgemeinde nichts angehe.
Auf den Punkt gebracht: Kirche erfahren wir dort besonders deutlich, wo in der Gewissheit der Gegenwart Gottes der Schuld befreiend begegnet werden kann und Sünde das Leben nicht mehr weiter vergiftet. Versöhnung mit eigenem Scheitern und falschen Entscheidungen, Versöhnung mit den Geschädigten und Verletzten, Versöhnung mit der Gemeinschaft - da ist Kirche wirklich zu etwas gut. Das ist eine unermessliche Verheißung.
© Mag.a Dr.in Edeltraud Koller, Linz
"Die Liebe schuldet ihr einander immer"
In aller Öffentlichkeit
Vielen sind die Nachrichten zu Dominik Strauß - Kahn noch in guter Erinnerung. Da wird jemand öffentlich abgeführt und der Vergewaltigung angeklagt. Alle Welt schaut zu und erfährt alles Mögliche über diesen Mann. Er ist ja berühmt. Nur wenige Dinge erfährt man über die betroffene Frau - und was dann doch in der Zeitung ist, macht sie fragwürdig.
Vor zwei Wochen kam das Thema wieder in die Zeitung. Die Anklage wird fallengelassen. Es gibt keinen Prozess und keine Strafe. Aber sein Ruf ist dahin. Und die Frau steht plötzlich da als die große Lügnerin. Jetzt ist sie die Böse. Und alle Welt kann auf sie mit dem Finger zeigen.
Unter vier Augen
Wie anders ist da doch der Rat Jesu. Wenn du einen aus der Gemeinschaft warnen musst, dann mach es allein. Er soll nicht vor großer Runde zugeben müssen, was ist. Er soll nicht vor großer Runde erkennen müssen, wie bekannt seine Schuld ist.
Hilft das nicht, dann wird erweitert. Zwei weitere sollen dazukommen. Sie erhöhen den Druck und sind ggf. auch Zeugen, dass man alles versucht hat. Sie zeigen an: "Du bist uns schon wichtig. Wir kommen zu dritt, um dir ins Gewissen zu reden. Wir wollen dich nicht verlieren!"
Und schließlich die letzte Möglichkeit: "Sprich das Thema vor der Gemeinde an!" Die Gemeinde ist nicht die Öffentlichkeit. Die Gemeinde ist die Versammlung derer, die aus ihrem Glauben heraus versuchen, ein gemeinsames Leben zu führen. Da gehört es hin - in respektvoller Liebe und in eindeutiger Klarheit.
Im Kreis der Gemeinde
Denn das Verhalten des Sünders fällt auf den Kreis zurück, zu dem er gehört. Dass dies so ist, haben wir als Kirche im Zusammenhang mit all den Missbrauchsfällen erlebt. Wegen der Täter verlor deren ganze Institution an Glaubwürdigkeit. "Wer einen solchen Menschen in seinen Reihen hat, kann auch sonst keinen Respekt erwarten!"
Was aber heißt das für das Miteinander in der Gemeinde? Wenn ich meinen Bruder vor der Sünde warnen soll, muss ich ja hinschauen. Dann dürfen mir sein Leben und sein Alltag nicht einerlei oder gleichgültig sein. Dann kann nicht nur die viel zitierte Toleranz gelten. Dann kann er nicht nur mit sich ausmachen, was er tut.
Wichtig dabei ist: Die Wahrnehmung des anderen soll in Liebe geschehen. Kein Blick in der Hoffnung, etwas zum Tratsch zu haben, sondern Blick in der Hoffnung, keinen zu verlieren. Jedes Mitglied in der Gemeinde soll wissen: "Ohne dich sind wir ärmer, und das wollen wir nicht sein. Wir wollen dir helfen, dass du weiter zu uns gehörst."
Es wird ja gleich deutlich gemacht, warum der Einzelne in der Gemeinde gehalten werden soll: Die Gemeinde als Ganze ist es, die sich versammelt und zum Vater betet. Es haben auch die zwei oder drei Beter die Kraft, aber eine große Gruppe hat sie umso mehr. Es geht ja nicht nur um die Frage, wie das in himmlischer Mathematik aussieht. Es ist auch die Inspiration für die Mitglieder selbst. Eine starke und sich einbringende Gemeinde ermutigt den Einzelnen. Eine Messe mit 20 verstreuten Menschen in einer Kirche für 400 steckt nicht so an wie eine Teilnahme an den großen Gottesdiensten des Katholikentags oder jüngst in Madrid beim Weltjugendtag.
Ein Gebot der Liebe
Im Anliegen des Segens und der Zukunft für den Sünder ist die Lesung aus dem Römerbrief eine gute Ergänzung: "Die Liebe schuldet ihr einander immer" (Röm 13,8). Das ist heute umso kostbarer, als dass es von der Liturgie her keinen Zusammenhang zwischen der Lesung aus dem Neuen Testament und dem Evangelium geben muss. Hier aber ist er.
Wenn ich einem anderen Liebe schulde, dann hat sie viele Facetten. Zugleich hat sie zwei Wurzeln:
- Die Ahnung, dass der andere Geschöpf Gottes ist.
- Der Glaube, dass Gott auch diesem Menschen Erlösung anbietet.
Darauf lässt sich aufbauen.
Einen Menschen zurückgewinnen für das Leben
Am Leben vorbei leben
Dass unser Leben gelingt, wünschen wir uns. Solches Leben in Fülle will Gott für jeden Menschen. Und doch leben Menschen manchmal selber an diesem Ziel vorbei. Vielleicht fällt Ihnen ein nahe stehender Mensch ein, der an seinem Leben vorbei lebt… Mancher ruiniert seine Gesundheit durch seinen Lebensstil, z. B. durch Alkohol. Ein anderer arbeitet ohne Maß und vernachlässigt darüber seine Familie. Oder eine andere sorgt und kümmert sich mit aller Kraft um andere, bis zum Burn-Out. Jemand ist dabei eine weit reichende Entscheidung zu treffen und übersieht dabei manche Konsequenzen. Wieder eine andere gerät in Abhängigkeit von Menschen, die einen schlechten Einfluss auf sie haben, und gibt sich selber auf.
Wie reagieren Sie, wenn Sie so etwas wahrnehmen? ... Vielleicht sagen Sie sich: "Das geht mich nichts an. Jeder ist selbst für sein Glück oder Unglück verantwortlich." Oder Ihnen wird weh ums Herz und Sie wollen irgendwie helfen - aber wie?
Wenn wir so einen Menschen ansprechen, können wir ganz unterschiedliche Erfahrungen machen: Wir stoßen auf taube Ohren. Oder unser gut gemeinter Rat wird vom anderen als besserwisserisch empfunden. Vielleicht aber bringe ich den anderen aber auch zum Nachdenken - durch ein treffendes Wort oder durch meine ehrliche Sorge, die er dahinter spürt. Durch einen solchen Anstoß kann er sich dann selbst auf die Suche machen nach seinem eigenen Weg zu erfüllterem Leben.
Schritte, um einen Menschen zurück zu gewinnen
Wie das gehen kann - jemanden, der am Sinn seines Lebens vorbei lebt, zurück zu gewinnen für das Leben - dazu zeigt das heutige Evangelium einen Weg auf.
Der erste Schritt ist: "zu dem Menschen gehen", sich in seine Welt einzufühlen. Das bedeutet, genau hinzusehen und hinzuhören, den anderen und sein Leben wahrzunehmen ohne vorschnell zu bewerten.
"Unter vier Augen" sollen wir das Gespräch suchen, um die Privatsphäre des anderen zu schützen. Dann erst dürfen wir den anderen hinweisen auf das, was unsere Sorge auslöst. Gelingt so ein gegenseitiges Aufeinander-Hören, dann kann der andere sich auf die Suche nach mehr Lebensqualität machen.
Manchmal ist noch ein zweiter Schritt notwendig: Wenn ich allein keinen Zugang zum anderen finde, ziehe ich ein oder zwei andere Menschen hinzu. Deren Einschätzung zu hören und mich mit ihnen zu beraten kann mir helfen, meine vielleicht zu enge Sicht zu korrigieren. Und bei einem zweiten Gespräch findet vielleicht ein anderer treffendere Worte oder den richtigen Ton. Mehr noch empfiehlt Jesus, im gemeinsamen Gebet um den anderen zu ringen: Eine solche Unterbrechung von Denken, von Grübeln und Machen-Wollen macht uns sensibler für die wahre Not des anderen und für Auswege da heraus.
Und noch eine dritte Chance sollen wir dem anderen geben. Und auch dann bleibt jeder Mensch frei an liebevollen Hinweisen "vorbeizuhören". Manchmal aber wirkt ein Anstoß auch viel später oder ganz anders als wir es erwartet haben. Jedenfalls ist jetzt der Punkt, sich vom anderen zu "lösen", uns nicht für etwas verantwortlich zu machen, auf das wir keinen Einfluss haben. Die Verantwortung für den anderen loszulassen, bedeutet, sie ihm selbst und Gott zu überlassen. Als Gläubige dürfen wir auf Gottes Führung und Nähe für jeden Menschen vertrauen. Ausdrücken können wir dies z. B. im Gebet oder im Anzünden einer Kerze für jemanden.
Hilfreiche Unterbrechungen
Einen Menschen zurück zu gewinnen für das Leben - auf diesem Weg gibt es ganz konkrete Hilfen, nämlich "Unterbrechungen": z. B. wenn ein Gespräch eskaliert, es später zu einem günstigeren Zeitpunkt neu suchen. Oder in Ruhe einen Brief zu formulieren und nach einer Pause noch mal überarbeiten. Und dann dürfen wir mit dem Abschicken eines Briefes oder dem Ende eines Gespräches auch die Verantwortung bewusst loslassen.
Innere Haltungen
Bei all dem, was wir für einen anderen tun, wie wir mit ihm sprechen, kommt es auf unsere Haltung dahinter an: Ausgangspunkt ist die Betroffenheit und die aufrichtige Sorge um das Wohl des andern. So wird er sich ernst genommen fühlen und spüren, dass es um sein Wohl geht.
Sich auf die eigenen Grenzen und Fehler zu besinnen hilft demütig und geschwisterlich im Umgang miteinander zu bleiben. Dazu gehört auch, die eigenen Vorstellungen im Gespräch mit anderen immer wieder zu überdenken.
Es braucht Geduld und langen Atem, um sich auf ein langes Ringen einzulassen. Aber Vorverurteilungen und unnötiges Auseinanderbrechen von Beziehungen können nur verhindert werden, wenn man dem anderen mehrmals eine neue Chance zu gibt.
Das eigene Gottvertrauen entlastet und schützt uns davor, uns zu überfordern. Das klingt jetzt vielleicht nach zu vielen und zu hohen Anforderungen an uns. Und dabei ist eigentlich ja nur eines notwendig: mit dem anderen ebenso liebevoll umzugehen wie wir es für uns selber wünschen.
Unsere Vorstellungen davon, was für einen anderen wirklich gut ist, sind sehr begrenzt. Wie gut, dass Gottes Wirken und Möglichkeiten soviel größer sind und so viel weiter reichen!
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr A 7/2011. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2011, S. 36-48.
Der Weg zu einer neuen Welt
zurechtweisen
Da hören wir die befreiende und frohmachende Botschaft, das Wort Gottes - und was bleibt in unseren Gedanken hängen? "Wenn dein Bruder sündigt, dann geh zu ihm und weise ihn zurecht!" Fangen da bei Ihnen nicht auch die Alarmglocken an zu schrillen, besonders wenn es dann weiter heißt: "Hört er aber nicht, dann sei er für dich wie ein Heide oder Zöllner." Habe ich da etwas falsch verstanden, oder wird nicht an einer anderen Stelle des Evangeliums gerade Jesus selbst vorgeworfen, er sei ein Freund von Zöllnern und Sündern.
Ich will Sie nicht verunsichern, haben wir uns das mit dem Zurechtweisen doch ganz gut verinnerlicht und zu Herzen genommen. Wie sind wir bemüht, die Fehler des Anderen aufzudecken, anzusprechen und den Anderen zurechtzuweisen, auch wenn es uns nicht immer gelingt ihm dies persönlich unter vier Augen mitzuteilen, so haben wir zumindest Wege gefunden, die Gemeinde davon in Kenntnis zu setzen. Stopp! Ich will die Ironie nicht auf die Spitze treiben.
ausschließen oder zurückgewinnen?
Aber Sie merken vielleicht, was ich deutlich machen will, dass wir unsere Ohren noch einmal anders spitzen müssen, um zu verstehen in welche Richtung uns Matthäus mit diesem Evangelium führen will. Da gibt es in den neuen Gemeinden Kräfte, die selbst den Ausschluss aus der Gemeinschaft als vor Gott verbindlich, gesetzlich festschreiben wollen. Matthäus greift diese Bestrebungen in seinem Evangelium auf und stellt sie unter den Heilswillen Gottes. So heißt es nur einen Vers vor dem heutigen Evangelium: "So will auch euer himmlischer Vater nicht, dass einer von diesen Kleinen verlorengeht." Gott will nicht den Ausschluss, er will keinen Menschen verlieren, so weiß sich Jesus zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel, zu den bereits ausgeschlossenen gesandt, um sie heim zu holen in das Haus des Vaters.
Jetzt begreife ich, dass es im zweiten Satz des heutigen Evangeliums heißt: "Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder zurückgewonnen." Auch hier geht es also nicht um die Zurechtweisung als Abmahnung vor dem Ausschluss, vielmehr steht im Vordergrund das Bemühen, den Anderen zurückzugewinnen. Will ich aber den Anderen zurückgewinnen, dann kann ich ihn nicht mit Vorwürfen bombardieren, oder ihm seine Fehler vorhalten, dann kann ich ihm nicht mit Zorn und Wut begegnen, will ich den Anderen gewinnen, so kann ich ihm nur mit Verstehen wollen, mit Vergebung, Barmherzigkeit, Güte und Liebe begegnen.
binden und lösen
Jetzt höre ich förmlich die Hardliner von damals schreien: Was ist dann mit der Schlüsselgewalt, die Jesus dem Petrus übertragen hat? Hat er nicht die Macht bekommen mit Himmelsgarantie auf Erden binden und lösen zu können? Matthäus greift dieses Argument im heutigen Evangelium auf, doch er stellt es nicht in Frage und widerlegt es auch nicht. Vielleicht denkt er an die Auseinandersetzung Jesu mit den Pharisäern, denen er auch diese Binde und Lösegewalt zuspricht, ihnen aber vorwirft: "Ihr schließt das Himmelreich vor den Menschen zu; denn ihr geht nicht hinein, und auch die, die hineingehen, lasst ihr nicht hineinkommen."
Im heutigen Evangelium geht Matthäus einen anderen Weg, er entkräftet das Argument mit der Schlüsselgewalt durch ein weiteres Jesuswort: "Weiter sage ich euch: Alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten." Er verweist die jungen Gemeinden auf die Möglichkeit des Gebets. Selbst wenn die Versuche den Anderen zurückzugewinnen zu scheitern drohen, bleibt der Gemeinde die Möglichkeit, ihn in ihr Gebet einzuschließen. Und Matthäus setzt noch einen drauf mit der Zusage Jesu: "Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen." Jesus selbst sagt seine Gegenwart zu, er, der den Verlorenen nachgeht, sich mit Sündern und Zöllnern an einen Tisch setzt, er sagt seine Gegenwart zu, wenn zwei oder drei einen Verlorenen, einen Ausgeschlossenen in ihr Gebet einschließen.
vergeben
Jetzt schließt sich für mich der Bogen und ich verstehe, warum Petrus im Evangelium des nächsten Sonntags fragt: "Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben?" Er hat das Problem der jungen Kirche erkannt, wenn der Sünder statt aus-, in das Gebet der Gemeinde eingeschlossen wird, wenn nur zwei oder drei in der Gewissheit erhört zu werden für ihn bitten, und wenn Jesus selbst dem Verlorenen nachgeht und seine Gegenwart zusagt, dann muss ich ihn auch in der Gemeinde wieder willkommen heißen. Darum die Frage, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben? Und Jesus antwortet ihm: "Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzig mal."
Geht es Ihnen auch so, dass Sie auf einmal das heutige Evangelium ganz anders wahrnehmen? Dass es Auswirkungen auch auf mein und Ihr Leben heute hat und auf unser Verständnis von Gemeinde, auf unseren Umgang untereinander genauso wie auf die Gestaltung unserer Gesellschaft. Sollte die Bitte aus dem Vater unser, dem Gebet des Herrn: "und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern" hier ihr Praxisfeld haben?
Der Weg zu einer neuen Welt
Statt Schuldzuweisung - Vergebung,
statt Zurechtweisung - Erbarmen,
statt Ausgrenzung - Einladung,
statt Ablehnung - Annahme,
statt Verurteilung - Freiheit,
statt Ausschluss - Teilhabe,
statt Trennung - Einheit,
statt Zerstörung - Heilung und
statt Krieg - Frieden
Die Vision und der Weg zu einer neuen Welt, die möglich ist. Ein Weg von dem Jesus sagt: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben."
Wählen wir doch das Leben und beginnen als in Christus versöhnte Gemeinschaft diese Welt zu verändern! Dann gilt auch uns die Zusage aus dem heutigen Evangelium: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen."
Verantwortung füreinander
Beliebte Gegenstände unserer Unterhaltung
Es gibt einen Anteil in unseren Unterhaltungen, der sich mit den Mitmenschen befasst. Oftmals, in den Damen-, Herren-, oder gemischten Runden werden dabei nicht so sehr die positiven Seiten anderer, also deren Tugenden, besprochen, es wird vielmehr das Nachteilige, Negative hervorgekehrt und beäugt, und das gibt Gelegenheit zu sehr ausgiebigen Kommentaren. Auch die Christen machen da keine Ausnahme. Natürlich geschieht dies nur dann, wenn die auf diese Weise unter die Lupe Genommenen nicht anwesend sind. Ob das, was da über andere geredet wird, auch der Wahrheit entspricht, darüber wird weniger nachgedacht. Hauptsache, für Unterhaltung ist gesorgt.
Geschwisterliche Zurechtweisung
"Correctio fraterna", das war und ist ein Begriff, der bei der rechten Haltung dem anderen gegenüber eine bedeutende Rolle spielt. Übersetzt heißt das "brüderliche Zurechtweisung", wobei natürlich die Schwestern genau so gemeint sind wie die (Herren) Brüder. Zurechtweisung hat vielleicht einen negativen Beigeschmack, weil man dabei unwillkürlich an erhobene Zeigefinger und Standpauken denkt, die da von selbsternannten Moralaposteln (auch hier gibt es das weibliche Pendant!) auf denjenigen niederprasselt, der sich wirklich oder auch nur scheinbar danebenbenommen hat. In Wirklichkeit aber hat das Wort Zurechtweisung die sehr sinnvolle Bedeutung von Wegweisung. Es meint nämlich den Liebesdienst, den eine(r) dem (der) anderen erweisen soll: Es enthält einen Hinweis auf den rechten Weg, den jemand verloren hat, eine Hilfe bei der Suche nach dem Rechten. Zurechtweisung meint liebevolle Nachsuche und Weggeleit für das verlorene, verirrte Schaf.
Stufenweises Vorgehen
Das meint Jesus mit den Worten, wonach der Bruder, wenn er gesündigt hat, zunächst unter vier Augen zurechtgewiesen werden soll. Man soll daher die Fehler anderer nicht gleich zum Gesprächsthema mit Dritten machen, es soll also das Gespräch nicht über die Fehler des anderen geführt werden, sondern zuerst mit dem anderen. Erst wenn das nichts fruchtet, dann sollen zwei oder drei zugezogen werden, damit die Zurechtweisung mehr Gewicht bekommt. Bleibt auch das erfolglos, dann soll die "Gemeinde", d.h. die je nach Lage des Falles zuständige Amtskirche eingeschaltet werden. Diese muss aber auch bereit sein, ein klares Wort zu sprechen, wobei ja auch in der kirchlichen Rechtsordnung ein entsprechendes gerichtliches oder außergerichtliches Verfahren vorgesehen ist. Es soll einerseits niemand vorschnell verurteilt werden, andererseits aber muss eine Verfehlung, zumal wenn diese schweren Schaden für die Gemeinde stiftet, klar als solche bezeichnet und müssen entsprechende Vorkehrungen getroffen werden. Es wäre völlig verfehlt zu meinen, man könne schwere Verfehlungen einfach unter den Teppich kehren. Dies in der Erwartung, es werde schon "Gras über die Sache wachsen".
Glaubwürdigkeit und Wahrhaftigkeit
Die Kirche muss wie ein "gläsernes Haus" sein, d.h. sie soll sich als klar und durchsichtig in ihrem Auftreten nach innen und außen zeigen, so dass die Menschen, Glaubende wie Nichtglaubende, in ihr ein Zeichen der Freude und Hoffnung erblicken können, wie es der Pastoralkonstitution des II. Vatikanischen Konzils "Gaudium et spes" heißt. Nicht immer ist die Kirche ein "Haus voll Glorie", wie wir in dem bekannten Lied singen; es treten, wie bei allem Menschlichen, auch negative Seiten der Kirche zutage. Papst Johannes Paul II. hat in einer Ansprache im Heiligen Jahr 2000 auf Verfehlungen der Kirche in der Vergangenheit hingewiesen und er hat aus diesem Anlass klare Vergebungsbitten gesprochen Die Internationale Theologische Kommission hat in päpstlichem Auftrag ein Dokument "Erinnern und Versöhnen. Die Kirche und die Verfehlungen in ihrer Vergangenheit" veröffentlicht (Neue Kriterien 2, Freiburg 2000).
Heilige und Sünder
Niemand wusste besser als Jesus, dass es in der Kirche Heilige und Sünder gibt, ja dass selbst die Heiligen zugleich auch Sünder sind. Und deshalb spricht er ein klares Wort, das die Kirche ebenfalls bisweilen sprechen muss. Mitunter erfordert gerade die Liebe, die Sorge des Guten Hirten, dass offenkundiges Fehlverhalten gestraft wird, dem Reumütigen aber auch vergeben wird. - Die Vergebungsbereitschaft Gottes kennt keine Grenzen, selbst die größte und schwerste Sünde wird vergeben, wenn der schuldig Gewordene nur ein Wort der Reue, eine Bitte um Vergebung spricht. - Es gibt in der Kunst eine (zumindest) kühne Darstellung Jesu, des Guten Hirten, der auf seinen Schultern seinen Verräter Judas trägt (Romanisches Säulenkapitell in der Kirche von Vézelay, Frankreich).
Heilende Strafe
Strafe in der Kirche bedeutet nicht, den Stab über jemanden zu brechen, sondern Strafe hat primär einen heilenden Charakter, sie soll den Betroffenen zur Besserung anleiten, also eigentlich eine Medizin für ihn sein (man spricht daher von der poena medicinalis), damit der Sünder in sich geht und wieder zur Gemeinschaft zurückfindet. Auch Strafe ist ein Teil des Heilswillens Gottes, sie gehört untrennbar zum Heilsauftrag der Kirche, die immer vom obersten Gesetz des Seelenheils geleitet sein muss (can. 1752 des Kirchlichen Gesetzbuches von 1983).
Konflikte lösen
Das Leben ist kein Wunschkonzert. Das wussten auch die Menschen zur Zeit des Propheten Ezechiel und die Gemeinde des Matthäus. Spannungen, Spaltungen, Schuld, Versagen, Kränkungen, Misserfolge sind menschliche Lebensbegleiter, die wir nicht verniedlichen, harmonisieren, vielleicht sogar ignorieren können.
Immer wieder begegnen uns die Fragen auch in erster Lesung und Evangelium wie und in welchem Geist wir Konflikte lösen. Welcher Voraussetzungen bedarf es, damit Streit nicht in unendlicher Feindschaft ausartet? - Kommunikationswissenschaftler und Psychologen liefern seit Jahrzehnten Modelle, um Auseinandersetzungen, die bekanntermaßen ganz wesentlich über die Sprache verlaufen, zu kanalisieren. Alles nachzulesen in Sachbüchern, zu üben in Seminaren für Konfliktmanagement oder auch in Rollenspielen, um die Einfühlungsgabe zu stärken.
Die Texte des heutigen Sonntags sprechen das Konfliktpotential eines Volkes (1.Lesung) bzw. einer kleineren Gruppe, einer Gemeinde (Evangelium) deutlich an.
Warnsignale
Ezechiel, Tempelpriester in Jerusalem, war unter den ersten, die nach Babylon verschleppt wurden. Er wird zum Propheten, zum "Wächter" und Warner für sein Volk berufen, mit dem er schicksalhaft verbunden ist. So sieht die Situation in der 1. Lesung aus. Er bekommt die Aufgabe, diesen Teil des Volkes zur Umkehr zu bewegen und wird zur vollen Verantwortung gezogen. Aber wie soll das geschehen mit Menschen, die verzweifelt und misstrauisch geworden sind, die sich in ihrer Not von Jahwe und Menschen allein gelassen fühlen? Kann überhaupt ein persönlicher Zuspruch, eine Mahnung, eine Ermutigung des Propheten helfen? "Du musst sterben" - ein schreckliches Wort hier im Text- gilt der einzelnen Person im Volk, die die Folgen ihres Unglaubens nicht erkennen will oder kann. Der Prophet, der "Wächter und Warner" für die anderen stößt hier an Grenzen. Nur Gott selber führt aus der Not, aus Konflikten heraus. Der Prophet wird aber gefragt, ob er sich um den einzelnen gekümmert, ihn ausreichend begleitet hat. Die Frage an uns heute, an den einzelnen und auch an die Gemeinschaft der Kirche: Überhören wir bewusst "Warnsignale", übersehen wir "Zeichen der Zeit", um keine Richtungsänderung vornehmen zu müssen?
Kirchenordnung
Auch in der Gemeinde des Matthäus gibt es Unverständnis, Spaltungen, Streit. Jesus gibt seinen Jüngern Hinweise, wie Konflikte zu lösen wären, in welchem Geist man bei Auffassungsunterschieden und Interessenskollisionen miteinander umgeht, vor allem dann, wenn er nicht mehr unter ihnen weilt. Jesus verspricht, uns nicht mit all unserer Not und unseren Sorgen als Waisen zurückzulassen. Die Regeln der Aussöhnung sind nicht neu. Wir finden sie schon in der jüdischen Tradition: "Du sollst in deinem Herzen keinen Hass gegen deinen Bruder tragen. Weise deinen Stammesgenossen zurecht, so wirst du seinetwegen keine Schuld auf dich laden." (Lev 19,17). Der nächste Vers des Matthäusevangeliums (V 16) entspricht ebenfalls der jüdischen Gesetzgebung. Es geht um die mehrfache Zeugenschaft bei einer Auseinandersetzung. Worin der Konflikt im Evangelium besteht, wissen wir nicht. Unsere Alltagserfahrung lehrt uns, dass es genügend Angriffspunkte gibt, einander das Leben sauer zu machen. Dieses Konfliktregelungsmodell macht Matthäus zum Teil seiner Kirchenordnung.
Kritikfähigkeit
Die vielfach geübte Praxis hinterrücks zu tuscheln, Gerüchte zu verbreiten, Vorverurteilungen auszusprechen, auf dem Luftkissen der Höflichkeit anderes zu sagen, als man meint, führt dazu, jemand in seiner Schuld, in seinem Versagen gefesselt zu lassen. Gefesselt bleibt auch, wer das Gespräch verweigert. So entsteht eine Spirale des Schweigens und des Auseinandertriftens. Wir, als Gemeinde, und jeder einzelne, besitzt aber auch die Macht durch das Gespräch einander von den Fesseln der Schuld zu lösen. Das gilt nicht nur für die geweihten Amtsträger (siehe Mt 16,16f).
Wichtig ist somit, Gespräche zu führen im Sinne Jesu, um nach Auseinandersetzungen den Mitmenschen zu gewinnen, nicht um ihn fertig zu machen und auszuschließen. An jedem von uns wird es auch liegen, kritikfähig zu werden. Kritik kann kostenlose Beratung sein, wenn sie nicht gehässig geführt wird. Oftmals sind wir im Austeilen recht gut, weniger beim Einstecken.
Können wir diese Anweisungen Jesu in unserem Alltagsleben überhaupt durchhalten? Da wären wir Engel. Jesus lebt in der Mitte der ausgesöhnten Gemeinde. Die Versöhnung mit uns selbst, aber auch mit dem Nächsten ist sehr schwierig, das weiß auch Jesus. Deshalb bringt er uns seine Anwesenheit in Erinnerung: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen." Ein Trostwort, das damals und heute Gültigkeit besitzt für ein Zusammenleben im Geiste Jesu.
- Liedvorschläge1
Jörg Thiemann (2020)
Lieder:
GL 161: Du rufst uns, Herr, trotz unserer Schuld
GL 162: Mit lauter Stimme ruf ich zum Herrn
GL 267: O Mensch, bewein dein Sünde groß
GL 273: O Herr, nimm unsre Schuld
GL 405: Nun danket alle Gott
GL 409: Singt dem Herrn ein neues Lied
GL 422: Ich steh vor die mit leeren Händen, Herr (3. Str.)
GL 425: Solang es Menschen gibt auf Erden (4. und 5. Str.)
GL 427: Herr, deine Güt ist unbegrenzt
GL 428: Herr, dir ist nichts verborgen
GL 442: Wo die Güte und die Liebe wohnt (2. Str.)
GL 451: Komm, Herr, segne uns, dass wir uns nich trennen
GL 457: Suchen und fragen, hoffen und sehn
GL 458: Selig seid ihr
GL 477: Gott ruft sein Volk zusammen
GL 483: Halleluja (Gehe nicht auf in den Sorgen) (1. und 5. Str.)
GL 484: Dank sei dir, Vater, für das ewge leben (3. bis 6. Str.)
GL 543: Wohl denen, die da wandeln vor Gott
GL Ö815: Sag ja zu mir, wenn alles nein sagt
GL Münster 831: Liebe ist nicht nur ein Wort
Psalmen und Kehrverse:
GL 53: Hört auf die Stimme des Herrn, verschließt ihm nicht das Herz - Mit Psalm 95 - VI.
GL 517: Der Herr vergibt die Schuld und rettet unser Leben - Mit Psalm 51 (GL 639,2) oder mit Psalm 63 (GL 616,2) - IV.
Gl 518: Beim Herrn ist Barmherzigkeit und reiche Erlösung. - Mit Psalm 146 (GL 77,2) - VII.
GL 584,4: Herr, du hast Worte des ewigen Lebens - Mit Psalm 19 - II.
GL 639,3-4: Beim Herrn ist Barmherzigkeit und reiche Erlösung - Mit Psalm 130 - II.
- Einleitung6
Hans Hütter (2023)
Wo immer Menschen zusammenleben, brauchen sie ausgesprochen oder unausgesprochen eine Ordnung, damit das Zusammenleben gelingt. Sobald jedoch eine Ordnung eingefordert werden muss, kommt es zu Auseinandersetzungen und Konflikten. Das ist auch in der Kirche nicht anders als im übrigen Leben.
Jesus hat uns zugesichert, dass er mitten unter jenen sei, die in seinem Namen sich versammeln. Dieser Blick auf die Mitte und damit auf das Wesentliche unserer Gemeinschaft hilft uns, die Gegensätze zu überwinden.
So blicken wir am Beginn unseres Zusammenseins auf den, der uns hier zusammengerufen hat, und bitten ihn, dass er uns seine Gegenwart und Nähe erfahren lasse.
Jörg Thiemann (2020)
Gott ist die Liebe. Gott geht es darum, dass wir ein gelungenes und glückliches Leben führen können. Gott geht es um unser Heil. Auch unser Leben, unser Denken, Handeln und Tun muss von der Liebe bestimmt sein. "Niemandem bleibt etwas schuldig, außer der gegenseitigen Liebe", schreibt es Paulus.
Erneuern wir unsere Liebe, wenn wir Gottes Wort hören. Stärken wir unsere Liebe füreinander, wenn wir die Liebe Gottes in der Eucharistie feiern und IHN empfangen.
Bitten wir IHN, der mitten unter uns ist, um sein Erbarmen.
Klemens Nodewald (2017)
Verschwiegen sein und in wohlwollender Weise jemanden auf sein Fehlverhalten ansprechen, darum geht es im heutigen Evangelium. Matthäus weist in der Wiedergabe einer Rede Jesu den Gläubigen einen Weg, wie dies verwirklicht werden kann.
Norbert Riebartsch (2011)
Normalerweise wünschen wir uns nicht, dunkle Geheimnisse Anderer zu kennen. Manchmal kann das sein, wenn wir Vertraute sind und der Andere ein offenes Ohr braucht.
Im Evangelium wird heute eine andere Geschichte erzählt. Das Geheimnis wurde nicht vom Mitglied der Gemeinde offenbart, sondern von Dritten. Die Forderung des Evangeliums: "Sprich ihn an, damit seine Schuld nicht immer größer wird!" Zugleich soll es ein Handeln in Liebe sein.
Bevor uns andere auf unsere Schuld ansprechen, können wir sie auch selbst vor Gott bringen:
Claudia Simonis-Hippel (2011) - Gelingendes Leben
Gelingendes Leben wünschen wir Menschen uns. Und Gott will uns solches Leben in Fülle schenken. Und doch leben wir manchmal an uns selbst und unserem Leben vorbei: durch unseren Lebensstil, durch die Schwerpunkte, die wir setzen, durch manche bewusste oder unbewusste Entscheidung. Immer wieder sind wir eingeladen, uns darauf zu besinnen, was uns wirklich zu erfülltem Leben führen kann. Immer wieder dürfen wir auf diesen Weg zurückkehren - so auch jetzt in diesem Gottesdienst.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr A 7/2011. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2011, S. 36-48.
Claudia Simonis-Hippel (2011)
In Gottes Namen sind wir hier zusammengekommen - und so ist jetzt Gott mitten unter uns. Das sagt Jesus uns heute im Evangelium fest zu: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen." Und weil Gott mit uns ist, traut er uns auch etwas zu und mutet uns etwas zu: nämlich Verantwortung füreinander zu übernehmen. Gott traut uns zu, uns auch bei anderen für gelingendes Leben einzusetzen.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr A 7/2011. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2011, S. 36-48.
- Bußakt1
Claudia Simonis-Hippel (2011)
Guter Gott,
manchmal sind wir gefordert, uns um des Lebens willen einzumischen. Wie einfallsreich sind wir aber oft darin, Gründe zu finden, um uns dieser Verantwortung zu entziehen:
Gründe
"Weil das alles nicht hilft
Sie tun ja doch was sie wollen
Weil ich mir nicht nochmals
die Finger verbrennen will
Weil man nur lachen wird:
Auf dich haben sie gewartet
Und warum immer ich?
Keiner wird es mir danken
Weil da niemand mehr durchsieht
sondern höchstens noch mehr kaputtgeht
Weil jedes Schlechte
vielleicht auch sein Gutes hat
Weil es Sache des Standpunktes ist
und überhaupt wem soll man glauben?
Weil auch bei den anderen nur
mit Wasser gekocht wird
Weil ich das lieber
Berufeneren überlasse
Weil man sie weiß
wie einem das schaden kann
Weil sich die Mühe nicht lohnt
weil sie alle das gar nicht wert sind"
Das sind Todesursachen
zu schreiben auf unsere Gräber
Die nicht mehr gegraben werden
wenn das die Ursachen sind
(Erich Fried)
Guter Gott,
befreie uns von diesen inneren Widerständen.
Gib Du uns Schwung und Mut, uns liebevoll einzumischen -
um des Lebens willen. - Amen.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr A 7/2011. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2011, S. 36-48.
- Kyrie6
Beatrix Senft (2023)
Herr, Jesus Christus, Wort des Vaters.
Erbarme dich unserer Taubheit.
Herr, erbarme dich.
Herr, Jesus Christus, Verkünder der Liebe und Barmherzigkeit Gottes.
Erbarme dich unserer Ungnädigkeit.
Christus, erbarme dich.
Herr, Jesus Christus, Überwinder aller Grenzen.
Erbarme dich unserer Begrenztheit.
Herr, erbarme dich.
Edith Furtmann (2023)
Herr Jesus Christus,
du hast Liebe gepredigt.
Herr, erbarme Dich.
Liebe soll auch für unser Handeln die Richtschnur sein.
Christus, erbarme Dich.
Wir wollen im Frieden mit unseren Mitmenschen leben.
Herr, erbarme Dich.
Hans Hütter (2008)
Herr, Jesus Christus,
du hast uns das Tor des Himmelreiches geöffnet.
Herr, erbarme dich.
Du hast allen, die zu Gott umkehren,
die Vergebung der Sünden zugesichert.
Christus, erbarme dich.
Du hast verheißen, wo zwei oder drei in deinem Namen versammelt sind,
da bist du mitten unter ihnen.
Herr, erbarme dich.
Jörg Thiemann (2020)
Herr Jesus Christus,
durch deine Worte und Taten führst du uns zur Umkehr.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
du trägst uns auf, einander zu lieben.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
du bist mitten unter uns, wo wir als Gemeinschaft beten und leben.
Herr, erbarme dich.
Klemens Nodewald (2017)
Wenden wir uns zunächst an den Herrn, auf den sich Matthäus beruft und dessen Weisungen der Evangelist an die Gläubigen übermittelt.
Herr Jesus Christus,
in Verheißungen und Mahnungen hast du dein Evangelium gekleidet und verkündet.
Herr, erbarme dich.
Güte, aber auch Entschiedenheit hast du uns ans Herz gelegt.
Christus, erbarme dich.
Geduld und Langmut brachtest du Zaudernden und Zögerlichen entgegen.
Herr, erbarme dich.
Es erbarme sich unser der Herr.
Er schenke uns die Kraft, uns von eingeschlagenen Fehlhaltungen abzuwenden, um auf den Weg seiner Weisungen zurückzukehren. – Amen.
Norbert Riebartsch (2011)
Herr Jesus,
du suchst die Zukunft der Menschen.
Kyrie, eleison.
Du freust dich über den Sünder,
der zur Einsicht kommt und umkehrt.
Christe, eleison.
Du hast gezeigt,
wie viel Liebe man einander geben kann.
Kyrie, eleison.
- Tagesgebet4
Messbuch - TG Ostern 5 So: schenke ihnen die wahre Freiheit
Gott, unser Vater,
du hast uns durch deinen Sohn erlöst
und als deine geliebten Kinder angenommen.
Sieh voll Güte auf alle, die an Christus glauben,
und schenke ihnen die wahre Freiheit
und das ewige Erbe.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 5. Sonntag der Osterzeit
MB 23. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG Auswahl 34: dem Frieden und der Versöhnung Raum schaffen
Guter Gott.
Durch deinen Sohn Jesus Christus
hast du begonnen,
unter uns Menschen
dem Frieden und der Versöhnung Raum zu schaffen.
Mach uns
zu einer offenen und brüderlichen Gemeinde.
Hilf uns, daß wir um seinetwillen
einander annehmen und zu verstehen suchen,
auch wo wir verschiedener Meinung sind.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Amen.
MB Auswahl 34
Messbuch - TG Auswahl 21: Welt voll Spannung und Streit
Gott, unser Vater.
Um deinen Frieden zu bringen
in unsere Welt voll Spannung und Streit,
ist dein Sohn zu uns gekommen
und hat sein Leben eingesetzt.
Er lebte nicht für sich, sondern gab sich dahin.
Laß uns erfassen, was er getan hat.
Hilf uns,
mit ihm dem Frieden und der Versöhnung zu dienen,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Amen.
MB Auswahl 21
Messbuch - TG Auswahl 6: Dein Wort bringt Freude, Frieden Versöhnung
Gott Dein Wort bringt Licht und Freude in die Welt.
Es macht das Leben reich,
es stiftet Frieden und Versöhnung.
Gib, dass wir es nicht achtlos überhören.
Mach uns aufnahmebereit.
Bring dein Wort in uns zu hundertfältiger Frucht.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Auswahl 6
- Eröffnungsgebet5
Sonntagsbibel
Gott,
dein Sohn hat uns die Verantwortung
füreinander aufgetragen.
Hilf uns,
daß wir Anteil nehmen an den Sorgen
und Schwierigkeiten der Menschen,
die mit uns leben und arbeiten.
Durch Christus, unseren Herrn.
Beatrix Senft (2023)
Guter Gott,
in Namen deines Sohnes haben wir uns versammelt.
Er hat uns zugesprochen,
wo wir zu zweit oder zu dritt in seinem Namen versammelt sind,
ist er mitten unter uns.
Öffne uns für seine Gegenwart
und mache uns bereit, seine Botschaft in die Welt zu tragen,
damit die Welt erkennt,
dass du ein liebender und barmherziger Gott bist.
Das erbitten wir durch ihn, Jesus Christus,
unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Jörg Thiemann (2020)
Guter Gott,
miteinander zu leben,
einander anzunehmen,
einander auf einem guten Weg zu führen,
ist oft schwer.
Hilf uns,
dass wir von der Liebe zu dir und zueinander bestimmt werden.
Dein Wort gebe uns Mut dazu. - Amen.
Claudia Simonis-Hippel (2011)
Gott des Lebens,
hier bist du unter uns lebendig da.
Lass uns deine Nähe spüren.
Öffne unsere Augen und Ohren für das,
was uns im Leben zu mehr Fülle und Lebendigkeit führt.
Schenke uns auch einen wachen Blick für unsere Mitmenschen.
Darum bitten wir dich durch Jesus,
unseren Bruder und Herrn. - Amen.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr A 7/2011. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2011, S. 36-48.
Norbert Riebartsch (2011)
Du Gott des Lebens,
als Gemeinde sind wir hier,
um dir zu danken und um dich zu bitten.
Wir tun es gemeinsam
und sind dankbar für jeden, der es mit uns tut.
Antworte du uns mit einem Mehr an Leben,
damit wir es hineintragen können
in unseren Alltag und in jede Begegnung,
die den Menschen dir näher bringen soll.
Darum bitten wir dich, den Gott dem wir vertrauen,
und der mit dem Sohn und dem Heiligen Geist
Gemeinschaft lebt und befruchtet in Ewigkeit. Amen.
- Fürbitten10
Renate Witzani (2023)
Dass das Miteinander in Kirche und Gesellschaft gelingt, ist eine ständige Herausforderung.
Lasst uns gemeinsam um Gottes Geist und seine Hilfe dabei bitten:
Für deine Kirche, die gefordert ist, mit menschlicher Begrenztheit, Fehlbarkeit und Konfliktsituationen im Sinne deines Auftrags an sie umzugehen.
Für eine Gesellschaft, in der die Verantwortung füreinander in einem lebens- und menschenfreundlichem Miteinander sichtbar wird.
Für alle jene, die in den verschiedenen politischen Systemen und Kulturen als Rechtsinstanz aktiv und anerkannt sind, um Konflikte gewaltfrei zu lösen.
Für uns selbst, wenn uns der Mut zu ehrlichen Gesprächen fehlt, wir uns lieber bei Dritten beschweren als die direkte Auseinandersetzung zu wagen und dabei unsere subjektive Sichtweise hinterfragen zu müssen.
Für unsere Verstorbenen, besonders für jene, mit denen wir uns zu ihren Lebzeiten nicht mehr aussöhnen konnten.
Nimm diese unsere Bitten um die Kraft deines Geistes an und stärke unsere Gemeinschaft in ihrem Glauben an deine Gegenwart unter uns.
Dir gilt unser Dank und Lobpreis jetzt und allezeit. - Amen.
Edith Furtmann (2023)
Guter Gott,
du möchtest, dass wir in Frieden miteinander leben.
Wir bitten dich:
Für alle Menschen, die in den verschiedensten Funktionen unseres Rechtsstaates unterwegs sind:
dass sie nimmer müde werden, den besten Weg zu suchen, zu einem gerechten Urteil zu kommen.
Für alle Menschen, die in unserer Kirche eine Führungsrolle einnehmen:
dass sie immer im Blick haben, dass die Liebe die Richtschnur allen Handels sein soll.
Für alle Politiker:
dass sie darum ringen, dass Beste für die ihnen anvertrauten Menschen und entsprechend zu handeln.
Für uns selbst:
dass wir uns immer an das Pauluswort erinnern, dass die Liebe die Erfüllung des Gesetzes ist.
Für alle Menschen, die in Nöten sind:
dass sie Gerechtigkeit und Liebe erfahren.
Für unsere Verstorbenen:
Nimm sie auf in Dein Reich.
Guter Gott,
du bist die Liebe. Hilf uns, deine Liebe zu erkennen und in deiner Liebe zu leben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus unseren Sohn. – Amen.
Jörg Thiemann (2020)
Herr Jesus Christus,
deine Liebe zeigt sich auch darin, dass du Menschen zur Umkehr rufst.
Wir bitten dich:
Hilf deiner Kirche, offen zu sein für berechtigte Kritik und zeige ihr, wo sie sich erneuern muss.
Schenke allen den Mut, Fehler und Schwächen zu benennen, dabei aber demütig zu bleiben.
Erneuere die Herzen derer, die glauben, ohne Fehler und Sünde zu sein.
Segne alle Mühen um Frieden und Gerechtigkeit in allen Ländern
und in unserem persönlichen Lebensbereich.
Steh allen Kindern und Jugendlichen bei, die in ihrer Erziehung wenig Liebe erfahren.
Lass alle, die sich in dieser Zeit der Pandemie um ihre Existenz sorgen, Hilfe erfahren.
Dir sei Lob und Preis, jetzt und in alle Ewigkeit. – Amen.
Klemens Nodewald (2017)
Herr Jesus Christus,
du hast darauf hingewiesen, dass zum Gebet Versammelte darauf vertrauen dürfen, dass ihre Anliegen Erhörung finden.
So bitten wir dich:
Hilf jedem, seinen Weg zu finden in der Ausrichtung auf dich und die Bereitschaft zu entwickeln, sich von eingegangenen Fehlhaltungen zu trennen.
Christus, du unser Wegbegleiter...
Ermutige die Gläubigen in den Gemeinden zu Gesprächen miteinander zur Frage: Was wäre gut und notwendig für uns?
Christus, du unser Wegbegleiter...
Stärke in allen Gemeindemitgliedern die Bereitschaft, sich für das Gute einzusetzen und zu seiner Verwirklichung beizutragen.
Christus, du unser Wegbegleiter...
Lass alle Menschen in Not und Krankheit liebevoll Hilfe erfahren – auch durch uns.
Christus, du unser Wegbegleiter...
Segne alles Bemühen um Frieden und Gerechtigkeit in der Welt, unter den Völkern, Rassen und Generationen.
Christus, du unser Wegbegleiter...
Alle Sterbenden und Verstorbenen nimm auf in die Gemeinschaft mit dir.
Christus, du unser Wegbegleiter...
Herr Jesus Christus,
wo wir in Güte und Wohlwollen füreinander Sorge tragen – auch im Ermahnen – bist du an unserer Seite als Helfer und Beistand.
Hab Dank für deine Hilfe und lass auch uns dadurch füreinander wohlwollende Helfer sein. – Amen
Renate Witzani (2017)
Guter Gott!
Du sorgst dich liebevoll um uns Menschen.
Deine Gebote sollen uns Weisung dafür sein, wie gutes Leben gelingen kann.
Dich bitten wir:
Der Glaube an dich schenkt uns Freiheit und Gelassenheit.
Hilf deiner Kirche, diese Botschaft in einer den Menschen von heute verständlichen Sprache zu verkünden.
Durch die Überschwemmungskatastrophen der letzten Wochen haben viele Menschen ihre Existenzgrundlage verloren.
Hilf unserer Generation so zu leben, dass die folgenden Generationen nicht von noch ärgeren Umweltkatastrophen bedroht sind.
Im öffentlichen Leben kommt den Medien eine bedeutende Rolle zu.
Hilf, dass bei der gerechtfertigten Aufdeckung von Versagen und Schuld die Würde der Person gewahrt bleibt.
Die Anforderungen an den Einzelnen nehmen in Beruf und Gesellschaft immer mehr zu.
Hilf uns, das rechte Maß zwischen Einsatzfreude und Selbstfürsorge zu finden.
Vieles verdanken wir jenen Menschen, die vor uns gelebt haben.
Nimm sie in deine Herrlichkeit auf und vergilt ihnen ihre Wohltaten an uns.
Gott! Du bist immer größer als wir Menschen dich denken können.
Hilf uns, dich in rechter Weise anzubeten und zu verehren, jetzt und allezeit. - Amen.
Sozialreferat der Diözese Linz (2017)
Beten wir um eine gerechte Gesetzgebung in Österreich und der EU,
die die Würde der Menschen und die Armen hochachtet.
Beten wir um einen guten Sinn der Menschen für Fairness, Gerechtigkeit und Ausgleich,
die das Zusammenleben und den Respekt stärkt.
Beten wir um Solidarität zwischen Jungen und Alten, um Respekt zwischen Inländern und Zugezogenen.
Beten wir um soziale Gerechtigkeit:
dass sich nicht der Neid und Generalverdacht durchsetzt, sondern Vertrauen, Hilfe und Nächstenliebe.
Norbert Riebartsch (2011)
Gott,
wenn wir gemeinsam alles von dir erbitten können,
dann rufen wir nun:
Komm in unsere Welt mit deinem Segen.
Sieh die Menschen, die sich verstrickt haben
und sende ihnen deine Helfer, die die Fesseln lösen.
Sieh die Menschen, die nach einer Zukunft suchen
und sende ihnen deine Wegbegleiter.
Sieh die Menschen, die leidend sind
und bewahre ihre Helfer in deiner Lebendigkeit und Güte
Sieh die Menschen, die neuen Halt brauchen
und sende ihnen Menschen, sie ihnen Orientierung geben
Sieh die Menschen, die nichts mehr von dir erwarten
und überrasche sie mit deiner Liebe
Gott, so Vieles könnten wir noch erbitten.
Lass es uns immer dann tun,
wenn es deinem Reich und dem Leben der Menschen dient. Amen!
Claudia Simonis-Hippel (2011)
Jesus Christus,
immer wieder bist du Menschen nachgegangen
und hast sie zurück zu erfülltem Leben geführt.
Auch wir sind gefordert,
uns bei unseren Mitmenschen und in der Welt
für mehr Lebensqualität einzusetzen.
Dabei bitten wir Dich um Deinen Beistand:
Für alle, die Armut, Hunger und Krankheit in der Welt bekämpfen.
Jesus, stehe ihnen bei.
Für die Menschen, die sich für den Schutz der Natur engagieren.
Jesus, stehe ihnen bei.
Für die, die anderen in schwierigen Situationen, in Trauer und Verzweiflung beistehen.
Jesus, stehe ihnen bei.
Für Menschen, die blind und gefühllos sind für die Not anderer.
Jesus, stehe ihnen bei.
Für die Kirche mit ihrem Auftrag, den Menschen befreiende Wege zu mehr Leben zu zeigen.
Jesus, stehe ihnen bei.
Für uns selbst, wenn es uns an Mut und Schwung fehlt, uns für das Leben einzusetzen.
Jesus, stehe ihnen bei.
Für die Verstorbenen, die Erfüllung und Vollendung ihres Lebens durch dich erfahren.
Jesus, stehe ihnen bei.
Jesus Christus,
hilf uns, dass wir ebenso liebevoll, geduldig und klar miteinander umgehen,
wie Du es uns vorgelebt hast.
Du, unser Bruder und Herr. - Amen.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr A 7/2011. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2011, S. 36-48.
Claudia Simonis-Hippel (2011)
Lebendiger Gott,
du willst gelungenes Leben für jeden Menschen auf dieser Erde.
Und doch sehen wir soviel Not und auch selbst mit verursachtes Leid.
So bitten wir dich um Leben in Fülle:
Für alle, deren Leben durch Hunger, Krieg, Gewalt oder Krankheit Gewalt bedroht ist.
Gott, schenke du neues Leben.
Für die Menschen, die sich selber durch ihren Lebensstil um ein gutes Leben bringen.
Gott, schenke du neues Leben.
Für die, die ihr Leben nicht mehr aushalten und keinen Sinn mehr darin erkennen können.
Gott, schenke du neues Leben.
Für uns nahe stehende Menschen, um die wir uns Sorgen machen.
Gott, schenke du neues Leben.
Für die Menschen, deren Not niemand sieht.
Gott, schenke du neues Leben.
Für unsere Verstorbenen, dass sie bei Dir die Erfüllung ihres Lebens finden.
Gott, schenke du neues Leben.
Guter Gott,
immer wieder schon hast du uns erfülltes Leben geschenkt.
So vertrauen wir auf dein lebendig machendes Wirken in unserem Leben
und in der Welt auch heute und in Zukunft. - Amen.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr A 7/2011. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2011, S. 36-48.
Hans Hütter (2008)
Herr, Jesus Christus, du hast verheißen:
"Alles, was zwei von euch gemeinsam erbitten,
werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten."
In deinem Namen versammelt bitten wir dich:
Wir beten für alle, die sich mit kirchlichen Normen und Vorschriften schwer tun.
Schenke ihnen Einsicht in das, was die Gemeinschaft der Kirche als Ordnung nötig hat.
Wir beten für alle, die sich von der Freiheit der Kinder Gottes überfordert fühlen
und Halt in starren Gesetzen suchen.
Schenke ihnen das Vertrauen, dass dein Geist uns alle führt und lenkt.
Wir beten für alle, die in der Kirche Verantwortung tragen
und für ein geordnetes Leben sorgen.
Schenke ihnen Weisheit, dass sie ihrem Auftrag zu binden und zu lösen gerecht werden.
Wir beten für alle, die sich in unlösbaren Konflikten mit der kirchlichen Ordnung sehen.
Schenke ihnen die Kraft, Spannungen auszuhalten
und die Gemeinschaft mit der Kirche nicht aufzugeben.
Wir beten für alle, die sich von der Kirche abgewandt oder zurückgezogen haben.
Schenke ihnen Geduld und Nachsicht mit unseren Schwächen und Fehlern
und führe sie in die volle Gemeinschaft der Kirche zurück.
Du, Herr, hältst die Gemeinschaft der Kirche zusammen.
Du kannst Unlösbares lösen. Dir vertrauen wir uns an.
- Gabengebet2
Messbuch - GG 23. Sonntag: eines Sinnes werden
Herr, unser Gott,
du schenkst uns den Frieden
und gibst uns die Kraft, dir aufrichtig zu dienen.
Laß uns dich mit unseren Gaben ehren
und durch die Teilnahme
an dem einen Brot und dem einen Kelch
eines Sinnes werden.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 23. Sonntag im Jahreskreis
4. Januar, 7.Januar
Messbuch - GG 21. Sonntag: schenke uns in deiner Kirche Einheit und Frieden
Herr und Gott,
du hast dir
das eine Volk des Neuen Bundes erworben
durch das Opfer deines Sohnes,
das er ein für allemal dargebracht hat.
Sieh gnädig auf uns
und schenke uns in deiner Kirche
Einheit und Frieden.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 21. Sonntag im Jahreskreis
- Gebet zur Gabenbereitung2
Jörg Thiemann (2020)
Guter Gott,
deine Liebe zu uns ist immer unverdient.
Wir feiern deine Liebe
jetzt im heiligen Mahl,
in Brot und Wein.
Sie zeigen, dass du alles aus Liebe zu uns vollbringst.
In diesem Mahl zeigst du uns den Weg,
wie wir selbst füreinander leben,
wie wir selbst Liebende werden können
und immer wieder den Weg zu dir finden. - Amen.
Norbert Riebartsch (2011)
Du unser Herr,
wie du uns ermutigt hast,
wollen wir gemeinsam bitten:
Mache in der Kraft deines Geistes
aus Brot und Wein
deinen Leib und dein Blut.
Lass uns darin spüren,
wo du uns Leben schenkst.
Darum bitten wir dich,
Christus, unseren Herrn.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2020) - Er gibt uns die Kraft, seine Gebote zu halten
Kehrvers:
Freut euch: Wir sind Gottes Volk,
erwählt durch seine Gnade. (GL 56,1)
Guter Gott, wir kommen zu dir, um dir zu danken,
denn du bist ein Gott, der Gemeinschaft stiftet
und die Menschen zusammenführt.
Kehrvers
Einst hast du dein Volk aus der Knechtschaft Ägyptens herausgefürht
und auf dem Weg durch die Wüste zu deinem auserwählten Volk geformt.
Du hast mit ihm einen Bund geschlossen
und ihm ein Gesetz gegeben, das zum wahren Leben führt.
Kehrvers
Jesus von Nazareth hat diesen Bund erneuert
und seinen Jängern das Gesetz der Gottes- und Nächstenliebe ins Herz geschrieben,
damit sie so den Menschen den Weg zum Himmelreich erschließen.
Kehrvers
Sein Geist hält uns in seiner Liebe.
Er gibt uns die Kraft, seine Gebote zu halten
und unsere Spannungen und Konflikte zu lösen.
Kehrvers
Dafür danken wir dir und preisen wir dich.
Mit den Engeln und Heiligen singen wir dir zum Lob.
Danklied, z. B. Dein Lob, Herr, ruft der Himmel aus (GL 381)
- Präfation3
Messbuch - Präfation Sonntage 8: Einheit der Dreifaltigkeit und Einheit der Kirche
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, allmächtiger Vater, zu danken
und dein Erbarmen zu rühmen.
Die Sünde hatte die Menschen von dir getrennt,
du aber hast sie zu dir zurückgeführt
durch das Blut deines Sohnes
und die Kraft deines Geistes.
Wie du eins bist mit dem Sohn
und dem Heiligen Geist,
so ist deine Kirche geeint
nach dem Bild des dreieinigen Gottes.
Sie ist dein heiliges Volk,
der Leib Christi und
der Tempel des Heiligen Geistes
zum Lob deiner Weisheit und Liebe.
Darum preisen wir dich in deiner Kirche
und vereinen uns
mit den Engeln und
Heiligen zum Hochgesang
von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Sonntage 8
Messbuch - Präfation aus dem Hochgebet "Versöhnung 2"
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir Dank zu sagen, heiliger Gott.
Du hörst nicht auf,
uns zu einem reicheren Leben zu berufen.
Weil du ein Gott voll herzlichen Erbarmens bist,
wirst du nicht müde,
uns immer neu deine Verzeihung anzubieten.
Du lädst den sündigen Menschen ein,
auf deine Vergebung zu bauen.
Obwohl wir deinen Bund gebrochen hatten,
hast du dich nicht von uns abgewandt.
Durch deinen Sohn, unseren Herrn Jesus Christus,
hast du zwischen dir und der Menschheit
ein neues Band geknüpft, das nicht mehr zerreißt.
Immer wieder wendest du dein Volk dir zu
und läßt es aufatmen in Christus.
Du gibst ihm Mut,
sich mehr und mehr dem Heiligen Geist zu überlassen
und den Menschen zu dienen.
Darum bewundern wir dich und danken dir.
Wir verkünden die Kraft deiner Liebe
und die Freude deines Heiles in Christus.
Wir vereinen unsere Stimmen
mit den ungezählten Stimmen des Himmels und rufen:
Aus dem Hochgebet Versöhnung 2
Hochgebete Besondere Anliegen - Präfation aus dem Hochgebet "Versöhnung"
Wir danken dir, Gott, allmächtiger Vater,
und preisen dich für dein Wirken in dieser Welt
durch unseren Herrn Jesus Christus:
Denn inmitten einer Menschheit,
die gespalten und zerrissen ist,
erfahren wir,
daß du Bereitschaft zur Versöhnung schenkst.
Dein Geist bewegt die Herzen,
wenn Feinde wieder miteinander sprechen,
Gegner sich die Hände reichen,
und Völker einen Weg zueinander suchen.
Dein Werk ist es,
wenn der Wille zum Frieden den Streit beendet,
Verzeihung den Haß überwindet
und Rache der Vergebung weicht.
Darum können wir nicht aufhören,
dir zu danken und dich zu preisen.
Wir stimmen ein
in den Lobgesang der Chöre des Himmels,
die ohne Ende rufen:
Aus dem Hochgebet Versöhnung 1
- Hochgebet1
Hochgebete Besondere Anliegen - Votivhochgebet "Versöhnung"
Herr aller Mächte und Gewalten,
gepriesen bist du
in deinem Sohn Jesus Christus,
der in deinem Namen gekommen ist.
Er ist dein rettendes Wort für uns Menschen.
Er ist die Hand, die du den Sündern entgegenstreckst.
Er ist der Weg,
auf dem dein Friede zu uns kommt.
Gott, unser Vater,
als wir Menschen uns von dir abgewandt hatten,
hast du uns durch deinen Sohn zurückgeholt.
Du hast ihn in den Tod gegeben,
damit wir zu dir und zueinander finden.
Darum feiern wir die Versöhnung,
die Christus uns erwirkt hat,
und bitten dich:
Heilige diese Gaben durch deinen Geist,
da wir nun den Auftrag deines + Sohnes erfüllen.
Denn bevor er sein Leben hingab,
um uns zu befreien,
nahm er beim Mahl das Brot in seine Hände,
dankte dir,
brach es,
reichte es seinen Jüngern und sprach:
NEHMET UND ESSET ALLE DAVON:
DAS IST MEIN LEIB,
DER FÜR EUCH HINGEGEBEN WIRD.
Ebenso nahm er an jenem Abend den Kelch,
pries dein Erbarmen,
reichte den Kelch seinen Jüngern und sprach:
NEHMET UND TRINKET ALLE DARAUS:
DAS IST DER KELCH
DES NEUEN UND EWIGEN BUNDES,
MEIN BLUT,
DAS FÜR EUCH UND FÜR ALLE VERGOSSEN WIRD
ZUR VERGEBUNG DER SÜNDEN.
TUT DIES ZU MEINEM GEDÄCHTNIS.
Geheimnis des Glaubens ...
Herr, unser Gott.
Dein Sohn hat uns
dieses Vermächtnis seiner Liebe anvertraut.
In der Gedächtnisfeier seines Todes
und seiner Auferstehung
bringen wir dar,
was du uns gegeben hast:
das Opfer der Versöhnung.
Wir bitten dich,
nimm auch uns an in deinem Sohn
und schenke uns in diesem Mahl den Geist,
den er verheißen hat,
den Geist der Einheit,
der wegnimmt, was trennt,
und der uns zusammenhält in der Gemeinschaft
mit unserem Papst ...,
unserem Bischof ...,
mit allen Bischöfen
und mit deinem ganzen Volk.
Mach deine Kirche zum Zeichen der Einheit
unter den Menschen
und zum Werkzeug deines Friedens.
Wie du uns hier am Tisch deines Sohnes versammelt hast,
in Gemeinschaft
mit der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria
und mit allen Heiligen,
so sammle die Menschen aller Rassen
und Sprachen,
aller Schichten und Gruppen
zum Gastmahl der ewigen Versöhnung
in der neuen Welt
deines immerwährenden Friedens
durch unseren Herrn Jesus Christus.
DURCH IHN UND MIT IHM UND IN IHM
IST DIR, GOTT, ALLMÄCHTIGER VATER,
IN DER EINHEIT DES HEILIGEN GEISTES
ALLE HERRLICHKEIT UND EHRE
JETZT UND IN EWIGKEIT.
Amen.
MB (Anhang) Votivhochgebet Versöhnung
- Einleitung zum Vater unser1
Norbert Riebartsch (2011)
Einleitung zum Vater Unser:
Um Schuld, Vergebung und Versöhnung geht es immer wieder. Auch dann, wenn wir uns auf das gemeinsame Gebet unseres Glaubens einlassen:
Vater Unser...
Einleitung zum Friedensgebet:
Wer einen anderen mahnt, führt ihn zur Erfahrung des befreienden Friedens, den Gott geben kann. Wir können Menschen besser dahin führen, wen wir wissen, was uns dieser Friede bedeutet und wie er uns verändern kann.
Darum bitten wir:
Herr, Jesus Christus, schaue nicht auf unsere Sünden...
- Mahlspruch1
Bibel (2008)
Alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam erbitten,
werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten.
(Mt 18,19)
Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind,
da bin ich mitten unter ihnen.
(Mt 18,20)
- Meditation1
Helene Renner (2020)
Liebender Gott
väterlich und mütterlich
nahe allen Menschen
Du forderst uns auf
deine Liebe dorthin zu tragen
wo Arme erniedrigt werden,
Freude dorthin
wo die Kirche mutlos geworden ist,
Versöhnung dorthin
wo Menschen sich voneinander entfernt haben,
Frieden dorthin
wo Gewalt und Krieg das Leben bedrohen,
Hoffnung dorthin
wo die Angst alles lähmt.
Bahne du uns diesen Weg
den Weg zu den Menschen
den Weg zu mehr Liebe
zu Frieden und Versöhnung
zu Hoffnung und Freude
den Weg zur Gemeinschaft
in Christus
- Schlussgebet3
Messbuch - SG 23. Sonntag: in der Liebe wachsen
Herr, unser Gott,
in deinem Wort und Sakrament
gibst du uns Nahrung und Leben.
Laß uns durch diese großen Gaben
in der Liebe wachsen
und zur ewigen Gemeinschaft
mit deinem Sohn gelangen,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB 23. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG 21. Sonntag: Schenke uns die Fülle eines Erbarmens
Herr, unser Gott,
schenke uns durch dieses Sakrament
die Fülle deines Erbarmens
und mache uns heil.
Gewähre uns deine Hilfe,
damit wir so vor dir leben können,
wie es dir gefällt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 21. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG Votivmesse Eucharistie: brüderliche Verbundenheit in deiner Kirche
Herr, unser Gott,
die Teilnahme am eucharistischen Mahl heilige uns,
damit durch den Leib und das Blut Christi
die brüderliche Verbundenheit
in deiner Kirche gefestigt wird.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Votivmesse von der hl. Eucharistie
- Gebet zum Abschluss4
Beatrix Senft (2023)
Herr,
wenn wir unser Herz öffnen für das Wort, das du uns zusprichst,
dann wirst du uns zeigen, welcher Weg vor uns liegt,
welchen Auftrag wir erfüllen sollen.
Gib uns den Mut, uns dem zu stellen,
und die Kraft, deinem Gebot der Nächstenliebe zu folgen.
Das erbitten wir durch Christus, unseren Herrn. – Amen.
Jörg Thiemann (2020)
Guter Gott,
unsere Liebe bewährt sich in vielem.
Im Vergeben und auch im Zurechtweisen.
Segne uns,
dass wir in allem, was wir tun,
in allem, was wir einander sagen,
die Liebe beachten,
das Wohl des Mitmenschen. - Amen.
Claudia Simonis-Hippel (2011)
Gott des Lebens,
dein Wort öffnet uns Augen und Ohren für das Leben in Fülle,
das du uns und allen Menschen schenken willst.
Lass uns dafür offen bleiben in den Begegnungen mit anderen.
Bleibe du unter uns,
wenn wir miteinander sprechen
und Wege zu gelingendem Leben suchen.
Darum bitten wir durch Jesus, unseren Bruder und Herrn. - Amen.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr A 7/2011. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2011, S. 36-48.
Norbert Riebartsch (2011)
Herr und Gott,
wir waren als betende Gemeinde zusammen.
Wir haben dir unsere Hoffnung gesagt
und in den Anliegen unserer Welt gebetet.
Wir haben uns im Friedensgruß die Hoffnung mitgeteilt, in dir zu ruhen.
Wir haben uns gestärkt mit deinem Leib.
Für all das danken wir und bitten dich:
Lass uns so leben, dass andere davon profitieren können.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
- Segen2
Norbert Riebartsch (2011)
Es segne Euch der Vater
mit seiner Sehnsucht des Lebens für alle. Amen!
Es segne Euch der Sohn
mit seiner Kraft verzeihender Liebe. Amen!
Es segne Euch der Heilige Geist
mit seinem Atem, der neu macht. Amen!
Und der Segen des allmächtigen Gottes,
des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
erfülle euch für diese Woche
und für euer ganzes Leben. Amen.
Zitat (2008)
Herr, segne uns, lass uns dir dankbar sein
lass uns dich loben, solange wir leben
und mit den Gaben, die du uns gegeben
wollen wir tätig sein
Herr, geh mit uns und lass uns nicht allein
lass uns dein Wort und dein Beispiel bewahren
in der Gemeinde deine Kraft erfahren
lass uns wie Brüder sein
Herr, sende uns, lass uns dein Segen sein
lass uns versuchen, zu helfen, zu heilen
und unser Leben wie das Brot zu teilen
lass uns ein Segen sein
Lothar Zenetti in: Reinhard Kürzinger / Bernhard Sill, Das große Buch der Gebete. Über 800 alte und neue Gebetstexte für jeden Anlass. Hohe Verlag Erfstadt 2007.
Liebt einander! Das genügt
Zank und Streit begleiten unser Leben. Von Kleinigkeiten bis hin zum großen, alles überschattenden Streit ist alles dabei: niemand kann sich dem entziehen, niemand davon freisprechen. Mancher Streit schlägt Wunden, manche heilen nie ganz oder bleiben empfindlich.
Das ist nicht neu. Das gab es schon zu Jesu Zeiten, das gab es schon vorher, und wahrscheinlich wird das auch so bleiben.
Mancher Streit wäre vermeidbar, mancher entsteht aus Neid und Missgunst, aus Missverständnissen oder aus Unkenntnis, mancher auf Grund echter Ablehnung, Hass, was auch immer. Die Frage ist nicht, ob wir Streit erleben, die Frage ist: Wie gehen wir damit um? Steigen wir ein in diesen Streit?
Für Jesus ist klar: man muss mit dem Schuldiger sprechen, mehrfach, allein oder auch mit mehreren. Und wenn das nicht hilft, dann soll man ihn einfach links liegen lassen, so hört sich für mich dieses „wie Heiden und Zöllner“ an. Was man aber eben genau nicht tun soll, ist mitstreiten und so dafür zu sorgen, dass sich Dinge aufschaukeln, die vielleicht aufgelöst werden könnten.
Ich glaube, dass bei ganz vielen Streitthemen der Fall ist, dass man miteinander reden kann, dass man Dinge klären kann; nicht immer, aber häufig. Manchmal auch da, wo man es gar nicht erwartet, weil ruhige Ansprache nicht erwartet wird, wenn man jemanden provoziert. Provokationen laufen meist ins Leere.
Und wie verhindern wir, dass wir selbst zu Schuldigern werden? Da hat Paulus ein einfaches Rezept: Liebt einander. Wen man liebt, dem will man nichts Böses. Es ist nicht die Liebe gemeint, die Gegenseitigkeit braucht, es ist eine selbstlose Liebe gemeint, die Liebe in der Liebe Gottes.
Wenn wir das beherzigen, wird es uns leichter fallen, einen Streit nicht anzufangen oder auf Streit nicht einzugehen. Wen ich liebe, dem wünsche ich alles Gute dieser Welt und so werde ich ihm oder ihr gegenüber auch handeln. Damit benötige ich auch keine anderen Regeln mehr. Liebet einander. Das genügt.
Edith Furtmann 2023.
Zündschnüre
so viele Zündschnüre
von Gewalt
Hass
und Krieg
sie zersprengen die Welt
im Großen
und
im Kleinen
lege aus
die kleine Schnur
der Liebe
dass sie sich
wie ein rotes Wollknäuel
in die Welt rollt
und
sich verbindet
mit all den vielen
und
zu einem Netz wird
das trägt
in dem die Hoffnungslosen
Hoffnung bekommen
die Gebeugten
Aufrichtung
die Schwachen
Halt
machen wir diese Zündschnur
zu einem immerwährenden Docht
damit sich die Forderung Jesu erfüllt
in die wir gerufen sind:
die LIEBE
TUT dem Nächten GUTES
nichts Böses
Beatrix Senft 2023.
Was es heißt, »Kirche« zu sein
Herr,
mache deine Kirche zum Werkzeug deines Friedens
Wo Menschen sich befehden
ein jeder gegen jeden
hilf uns den Frieden schaffen
in einer Welt von Waffen
Herr,
mache deine Kirche zur Stimme deiner Wahrheit
Inmitten von Intrigen
Verdrehungen und Lügen
hilf uns die Wahrheit finden
und unbeirrt verkünden
Herr,
mache deine Kirche zum Anwalt aller Armen
Dass sie stets auf der Seite
der Unterdrückten streite
hilf uns das Recht verbreiten
auch für die Minderheiten
Herr,
mache deine Kirche zum Anfang deiner Zukunft
Dass alle in ihr sehen
die neue Welt entstehen
du kannst uns Menschen einen
Herr, lass dein Reich erscheinen
Lothar Zenetti in: Reinhard Kürzinger / Bernhard Sill, Das große Buch der Gebete. Über 800 alte und neue Gebetstexte für jeden Anlass. Hohe Verlag Erfstadt 2007.
Zurechtweisung
Es kommt vor, dass ein Bruder trotzig oder ungehorsam oder hochmütig ist oder dass er murrt und in einer Sache gegen die Heilige Regel und die Weisungen seiner Vorgesetzten handelt. Wenn er sich so als Verächter erweist, werde er nach der Weisung unseres Herrn einmal und ein zweites Mal im geheimen von seinen Vorgesetzten ermahnt. (Mt 18,15–17) Wenn er sich nicht bessert, werde er öffentlich vor allen zurechtgewiesen. Wenn er sich aber auch so nicht bessert, treffe ihn die Ausschließung, falls er einsehen kann, was die Strafe bedeutet. Wenn er es aber nicht versteht, eine körperliche Strafe.
Aus: Salzburger Äbtekonferenz (Hrsg.), Die Regel des heiligen Benedikt, Beuron 3. Auflage 1990, Kapitel 23.
Die Unverbesserlichen
Wenn ein Bruder öfter für ein Vergehen zurechtgewiesen
und wenn er sogar ausgeschlossen wurde,
sich aber nicht gebessert hat,
verschärfe man die Strafe,
das heißt, er erhalte noch Rutenschläge.
Wenn er sich aber auch so nicht bessert
oder wenn er gar, was ferne sei, stolz und überheblich
sein Verhalten verteidigen will,
dann handle der Abt wie ein weiser Arzt.
Er wende zuerst lindernde Umschläge
und Salben der Ermahnungen an,
dann die Arzneien der Heiligen Schrift
und schließlich wie ein Brenneisen
Ausschließung und Rutenschläge.
Wenn er dann sieht, dass seine Mühe keinen Erfolg hat,
greife er zu dem, was noch stärker wirkt:
Er und alle Brüder beten für den kranken Bruder,
dass der Herr, der alles vermag,
ihm die Heilung schenkt.
Wenn er sich aber auch so nicht heilen lässt,
dann erst setze der Abt das Messer zum
Abschneiden an.
Es gelte, was der Apostel sagt:
"Schafft den Übeltäter weg aus eurer Mitte."
Und an anderer Stelle:
"Wenn der Ungläubige gehen will, soll er gehen."
Ein räudiges Schaf soll nicht die ganze Herde anstecken.
Aus: Salzburger Äbtekonferenz (Hrsg.), Die Regel des heiligen Benedikt, Beuron 3. Auflage 1990, Kapitel 28.
Gib auf dich Acht!
Da lebte einmal ein Mönch. Dieser Mönch war bei den Menschen unbeliebt. Es hieß, er lebe mit einer Frau zusammen. Nun kam eines Tages der Bischof zur Visitation in dieses Dorf. Sofort gingen die Menschen zu diesem Bischof. Sie klagten den Mönch an. Der Bischof ging sofort zu dem Mönch. Er sah die Frau. Er forderte die Frau auf, sich im Fass, das in der Ecke stand, zu verstecken. Der Bischof setzte sich auf das Fass. Die Menschen aus dem Dorf kamen. Sie wollten sehen, was der Bischof mit dem Mönch gemacht hatte. Nun forderte der Bischof die Menschen des Dorfes auf, doch das Haus nach der Frau abzusuchen. Das taten die Menschen. Überall suchten sie nach der Frau. Wo aber der Bischof saß, da schauten sie nicht! „Habt ihr die Frau gefunden?“ fragte er die Menschen. Als sie verneinten, sagte er: „Dann hört auch auf, den Mönch zu denunzieren.“ Als die Menschen die Zelle verlassen hatten, wandte er sich zu dem Mönch und sagte: „Bruder, gib auf dich acht!“
Quelle unbekannt
Daß der Feind sich in einen Freund verwandelt
Seit mehr als zwölf Monaten haben wir Negerbürger von Montgomery einen gewaltlosen Protest gegen die Ungerechtigkeiten und Beschimpfungen in den städtischen Autobussen durchgeführt. Wir erkannten, daß es ehrenvoller ist, in Würde zu Fuß zu gehen, als in Schande zu fahren. Wir wollten lieber müde Füße haben als müde Seelen, und so beschlossen wir, so lange auf den Straßen Montgomerys zu laufen, bis die Mauern der Ungerechtigkeit niedergerissen waren.
Diese zwölf Monate waren nicht leicht. Unsere Füße sind oft müde gewesen. Wir haben, um unsere Beförderungsaktion durchhalten zu können, gegen eine ungeheure Übermacht kämpfen müssen. Es gab Tage, wo ungünstige Gerichtsentscheidungen wie eine Sturmflut über uns kamen, so daß wir durch Wasser der Verzweiflung hindurch mußten. Aber trotz allem sind wir vorwärtsgegangen in dem Glauben, daß, wenn wir kämpfen, Gott mit uns kämpft, und daß letzten Endes die Gerechtigkeit siegen wird. Wir haben in der Qual und Finsternis des Karfreitags gelebt, fest davon überzeugt, daß eines Tages der helle Sonnenglanz der Ostersonne am Horizont aufleuchten würde. Wir haben erlebt, wie die Wahrheit gekreuzigt und die Güte begraben wurde, aber wir sind vorwärtsgegangen in der Zuversicht, daß die Wahrheit, die zu Boden getreten wurde, wieder auferstehen wird. Jetzt ist unser Glaube gerechtfertigt. Heute morgen kam die lang erwartete gerichtliche Verfügung des Obersten Bundesgerichts in Sachen Bus-Segregation.
Auf Grund dieser Verfügung und auf Grund des einstimmigen Beschlusses, den die Montgomery Improvement Association (MIA) vor etwa einem Monat gefaßt hat, ist die einjährige Protestaktion gegen die Autobusse der Stadt hiermit offiziell beendet. Die Negerbürger von Montgomery werden aufgefordert, morgen früh zu den Bussen zurückzukehren.
Ich kann nicht schließen, ohne zur Vorsicht zu mahnen. Wir sind durch unsere Erfahrungen in diesem Jahr gewaltlosen Protestes innerlich so gewachsen, daß uns ein gerichtlicher »Sieg« über unsere weißen Brüder nicht befriedigen kann. Wir müssen Verständnis für die aufbringen, die uns unterdrückt haben, und auch für das, was ihnen der Gerichtsbeschluß auferlegt. Wir müssen ehrlich unsere eigenen Fehler einsehen. Wir müssen so handeln, daß ein Zusammenleben weißer und farbiger Menschen in einer wirklichen Harmonie der Interessen und des Verständnisses möglich ist. Wir wollen eine Integration, die auf gegenseitiger Achtung aufgebaut ist. Dies ist der Augenblick, wo wir ruhige Würde und kluge Zurückhaltung zeigen müssen. Wir dürfen uns von unseren Gefühlen nicht hinreißen lassen. Keiner von uns darf Gewalt anwenden; denn wenn wir jetzt gewalttätig werden, sind wir vergeblich zu Fuß gelaufen, und die zwölf glorreichen Monate werden zur Vorgeschichte einer dunklen Katastrophe werden. Wenn wir zu den Bussen zurückkehren, laßt uns so viel Liebe aufbringen, daß der Feind sich in einen Freund verwandelt. Wir müssen nun vom Protest zur Versöhnung kommen. Ich bin fest davon überzeugt, daß Gott in Montgomery am Werk ist. Alle, die guten Willens sind, Neger und Weiße, sollten mit ihm zusammen ans Werk gehen. Dann werden wir uns aus der finsteren, trostlosen Nacht der Unmenschlichkeit erheben und in den hellen, leuchtenden Morgen der Freiheit und Gerechtigkeit hineinschreiten können.
Aus: Martin Luther King, ich habe einen Traum. Herausgegeben von Hans-Eckehard Bahr und Heinrich W. Grosse. Benziger Verlag, Zürich und Düsseldorf 1999.
Ein Kultur der Barmherzigkeit
Eine Kultur der Barmherzigkeit kann sich nicht auf materielle Hilfe für andere beschränken; notwendig ist auch ein barmherziger Umgang untereinander. Schon Paulus beklagt Parteibildungen in der Gemeinde (1 Kor 1,10-17); drastisch kritisiert er, dass sich Christen gegenseitig beißen und verschlingen, statt sich vom Geist Gottes leiten zu lassen (Gal 5,15). Bei den Kirchenvätern verstummen die Klagen über Lieblosigkeit unter Christen nicht. Eines der ersten nachbiblischen Zeugnisse, der erste Clemensbrief, muss schlichtend in der Gemeinde von Korinth eingreifen. Gregor von Nazianz beklagt sich bitterlich und mit drastischen Worten über Lieblosigkeiten und Streitereien in der Kirche, besonders im Klerus. »Schmach ist ausgegossen über die Führer.« »Wir fallen übereinander her und verschlingen einander.«32 Ähnlich deutliche Worte finden sich auch bei Chrysostomos. Für ihn ist die Lieblosigkeit unter Christen einfach beschämend.33 Für den heutigen Leser findet sich in diesen Kirchenvätertexten somit ein, wenn auch schwacher Trost: Was wir heute in der Kirche oft schmerzlich erleben, ist alles andere als neu; in der Vergangenheit war es offensichtlich nicht besser.
[...)
Man kann das Wort Barmherzigkeit nicht nur im persönlichen Lebensbereich, sondern auch im institutionellen Bereich der Kirche missverstehen und missbrauchen. Das geschieht hier wie dort, wenn man es mit schwächlicher Nachsichtigkeit und mit einem Laissez-faire-Standpunkt verwechselt. Wo das geschieht gilt: Corruptio optimi pessima (der Verfall des Besten ist das Schlimmste). Es besteht dann die Gefahr, dass man aus Gottes teurer, am Kreuz mit dem eigenen Blut »erkauften« und »verdienten« Gnade eine billige Gnade macht und Gnade zur Schleuderware wird. Dietrich Bonhoeffer hat das Gemeinte ohne alle Umschweife klar ausgesprochen: »Billige Gnade heißt Rechtfertigung der Sünde und nicht des Sünders.« »Billige Gnade ist Predigt der Vergebung ohne Buße, ist Taufe ohne Gemeindezucht, ist Abendmahl ohne Bekenntnis der Sünden, ist Absolution ohne persönliche Beichte.«
Der weitgehende Ausfall von Kirchendisziplin ist eine der Schwächen in der gegenwärtigen Kirche und ein Missverständnis dessen, was Barmherzigkeit im Neuen Testament und pastorale Dimension der Kirche meint. Der Abbau einer rigiden legalistischen Praxis ohne den gleichzeitigen Aufbau einer evangeliumsgemäßen neuen Praxis der Kirchendisziplin hat zu einem Vakuum geführt, das Skandale erlaubt hat, welche zu einer schweren Kirchenkrise geführt haben. Erst neuerdings scheint man sich im Zusammenhang der erschreckenden Fälle von sexuellem Missbrauch wieder auf die Notwendigkeit der Kirchendisziplin zu besinnen.
Aus: Walter Kardinal Kasper, Barmherzigkeit. Grundbegriff des Evangeliums – Schlüssel christlichen Lebens. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2012.
Schnelle Versöhnung
Es ist sicherlich etwas sehr Schönes, sich zu versöhnen. Aus Anlass des Weihnachtsfestes kam mir in den Sinn, einem bestimmten Priester, mit dem ich als Bischof von Mailand einen Konflikt hatte, einen Brief zu schreiben. Ich konnte später feststellen, dass der Brief viel Gutes bewirkt hat. Allerdings frage ich mich, ob es immer möglich ist, sich in der strengen und konsequenten Weise zu versöhnen, wie die Bergpredigt das verlangt.
Am Ende der Verse steht die Ermahnung, sich mit der Versöhnung zu beeilen, nicht damit zu warten: »Vertrage dich ohne Zögern mit deinem Widersacher, solange du noch mit ihm unterwegs (zum Gericht) bist, damit der Widersacher dich nicht etwa dem Richter übergibt und der Richter dem Gerichtsdiener und du ins Gefängnis geworfen wirst. Amen, ich sage dir: Du kommst von dort sicherlich nicht heraus, bis du den letzten Quadrans bezahlt hast« (5,25-26). Auch dieser Satz ist nicht leicht zu interpretieren. Es stellt sich die Frage: Wer ist der Gegner? Ist es der Bruder, der mit mir einen Rechtsstreit angefangen hat und mich jetzt vor Gericht schleppt? Oder ist es das fordernde Wort Gottes, zu dem ich mich durch mein Urteil über den Bruder in einen Gegensatz gebracht habe und das mich jetzt vor sein Gericht stellen will?
Auf jeden Fall will Jesus eine schnelle, eine sehr schnelle Versöhnung: Während wir selbst leider zum Aufschieben neigen, zur Trägheit und Nachlässigkeit, lässt Jesus nicht zu, dass wir die Zeit verrinnen lassen.
Langsam beginnt sich auch das Profil der Gemeinde abzuzeichnen, wie sie von Jesus gedacht war, eine Gemeinschaft von Kindern Gottes, deren Beziehungen untereinander wirklich geschwisterlich sind: höflich, freundlich, besorgt um den anderen, unfähig zu verletzen. Wie oft verletzen unsere Worte, wenn auch vielleicht unbeabsichtigt, die Menschen zu unserer Rechten und zu unserer Linken! Da kommen kleine Vorwürfe ins Spiel, oder ich deute etwas an, was später falsch interpretiert wird. Das alles will Jesus nicht, er will eine Gemeinschaft, in der es nicht zu den herkömmlichen Konflikten kommt, in der es keine Ablehnung des anderen gibt, in der Menschen einander also wirklich lieben.
Aus: Kardinal Carlo M. Martini, Die Bergpredigt. Ermutigung zur Nachfolge. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2011 (2006).
Feigheit – Mut - Geduld
Die Alten zählten den Mut den Tugenden, die Feigheit den Lastern bei: dem christlichen Sinne, der auf Wohlwollen und Dulden gerichtet ist und dessen Lehre alle Feindseligkeit, eigentlich sogar den Widerstand verbietet, entspricht dies nicht; daher es bei den Neuern weggefallen ist. Dennoch müssen wir zugeben, daß Feigheit uns mit einem edlen Charakter nicht wohl verträglich scheint - schon wegen der übergroßen Besorgnis um die eigene Person, welche sich darin verrät. Der Mut nun aber läßt sich auch darauf zurückführen, daß man den im gegenwärtigen Augenblicke drohenden Übeln willig entgegengeht, um dadurch größeren in der Zukunft liegenden vorzubeugen; während die Feigheit es umgekehrt hält. Nun ist jenes erstere der Charakter der Geduld, als welche eben in dem deutlichen Bewußtsein besteht, daß es noch größere Übel als die eben gegenwärtigen gibt und man durch heftiges Fliehen oder Abwehren dieser jene herbeiziehn könnte. Demnach wäre dann der Mut eine Art Geduld, und weil eben diese es ist, die uns zu Entbehrungen und Selbstüberwindungen jeder Art befähigt, so ist mittelst ihrer auch der Mut wenigstens der Tugend verwandt.
Aus: Schopenhauer für Gestreßte. Ausgewählt von Ursula Michels-Wenz. Insel-Taschenbuch 2504. Frankfurt am Main und Leipzig 1999.
Gründe
Weil das alles nicht hilft
Sie tun ja doch was sie wollen
Weil ich mir nicht nochmals
die Finger verbrennen will
Weil man nur lachen wird:
Auf dich haben sie gewartet.
Und warum immer ich?
Keiner wird es mir danken
Weil da niemand mehr durchsieht
sondern höchstens noch mehr kaputtgeht
Weil jedes Schlechte
vielleicht auch ein Gutes hat
Weil es die Sache des Standpunktes ist
Und überhaupt wem soll man glauben?
Weil auch bei den anderen nur
mit Wasser gekocht wird
Weil ich das lieber
Berufeneren überlasse.
Weil man nie weiß,
wie einem das schaden kann
Weil sich die Mühe nicht lohnt,
weil sie alle das gar nicht wert sind
Das sind Todesursachen
Zu schreiben auf unsere Gräber
Die nicht mehr gegraben werden
Wenn das die Ursachen sind
Erich Fried in: Elmar Simma: Hätte aber die Liebe nicht, Salzburg-Wien: Otto-Müller-Verlag 2001.
Kultur der Aufmerksamkeit
Herr, es kommt weniger darauf an,
an einem Tag etwas Großes zu tun,
als an vielen kleinen Tagen
viele kleine Dinge gut zu tun.
Darum hilf mir
in der täglichen Einübung
einer Kultur der Aufmerksamkeit,
der Versöhnung und des Wohlwollens.
Lass mich einfach menschlicher werden,
um christlicher zu werden.
Bernhard Meuser in: Reinhard Kürzinger / Bernhard Sill, Das große Buch der Gebete, Erfstadt 2007.
Der christliche Verzicht auf Körperstrafen
Mag uns die Gewaltlosigkeit in Religionsdingen die pure Selbstverständlichkeit sein, die junge Christenheit stand mit diesem ihrem Postulat eigentlich allein. Ja, sie legte sich mit dem Gewaltverzicht eine strapaziöse Aufgabe auf, die eine doppelte Distanzierung erforderte. Zuerst schon hatte sie sich von dem als gültig übernommenen Alten Testament zu lösen, das Steinigung für Gotteslästerer vorschrieb: "Wer den Namen des Herrn schmäht, wird mit dem Tode bestraft; dann soll ihn die ganze Gemeinde steinigen" (Lev 24,16), desgleichen von der zeitgenössischen Synagoge, deren Steinigung Stephanus (Apg 7,58: "hinausgetrieben und gesteinigt") und deren Auspeitschung Paulus zusammen mit der Steinigung erfahren hatten (vgl. Ap 14,5: "mißhandeln und steinigen"). Nirgends sind solche Strafen anfangs im Christentum festzustellen; erst viel später sollte allein nur die Auspeitschung zur asketischen Strafprozedur werden. Somit ist eindeutig: Die frühe Christenheit distanzierte sich von Körperstrafen, obwohl solche im Alten Testament angeordnet waren und in der Synagoge weiterhin praktiziert wurden.
Weiter mußte sich die Christenheit mit ihrem Gewaltverzicht auch von der einhelligen Praxis der Antike, ja überhaupt aller Religionswelt lösen, was umso schwieriger war, als der Gottesfrevel längst aus der Lynchjustiz in die offizielle Gerichts- und Strafbarkeit überführt war, sodaß die Ahndung der Gottesfeinde der jeweiligen Hoheitsgewalt oblag. In Rom galt die Verachtung der angestammten Religion als Frevel, ebenso ein Vergehen gegen den Kaiser, das Majestätsverbrechen. Immer gehörten zur Kaiserherrschaft auch Sakralpflichten, nämlich das öffentliche Heil (salus publica) zu fördern und Schadensmächte abzuwehren, was die Eliminierung der Gottesfeinde einschloß. Als ein Mitglied des flavischen Kaiserhauses zum jüdischen Glauben überging, erfolgte die Enthauptung. In der Spätantike deklarierten Kaisergesetze Zukunftsdeutung (Divination), Magie und Astrologie zu Religionsdelikten, weil solch provozierendes bzw. schädigendes Verhalten göttliche Vernichtung auf das Gemeinwesen herabrief. All dies fiel unter justiziables Recht und war darum prozessual zu ahnden.
Vor diesem Hintergrund erst ist die diffizile Doppelaufgabe zu verstehen, die sich dem ersten christlichen Kaiser Konstantin (+ 337) stellte: einerseits der staatlichen Pflicht der Beseitigung der Gotteslästerer nachzukommen und andererseits das christliche Gebot der Gewaltlosigkeit einzuhalten. Dem Althistoriker Klaus M. Giradet zufolge, der hierzu wichtige Untersuchungen vorgelegt hat, blieb Konstantin keine Wahl: Ihm oblag weiterhin die "in Jahrhunderten 'gewachsene' Pflicht eines Kaisers, durch Herstellung und Wahrung der kultischen Einheit im Reich für die pax deorum [den Frieden mit den Göttern] zu sorgen", und in Fortsetzung davon nun auch im Christlichen eine Korrektionspolitik einzuleiten "nach Maßgabe der 'richtigen' Auffassung von Kultus und Glaube den Ketzern und Schismatikern gegenüber". Zu entscheiden war, wie nun die christliche Gewaltlosigkeit zu handhaben sei. Tatsächlich hat Konstantin gegenüber Ketzern "mit beträchtlicher Geduld in einer Art Re-Christianisierungspolitik zunächst alles daran gesetzt, schismatische bzw. häretische Bewegungen vor und nach Reichskonzilien auf gütlichem Wege für die Einigung und die Mehrheitskirche zu gewinnen". Die für gewöhnlich gegen Abweichler verhängte Maßnahme war die Verbannung, nicht die Hinrichtung.
Allerdings sind bei Konstantin auch schon Ansätze zu radikaleren Maßnahmen festzustellen, die sich nach ihm weiter verstärkten, sogar bis zur Todesstrafe, So heißt es in Nummer 72 der ,Novellae‘ des »Codex Iustinianus«, der wie kaum ein anderes Rechtsbuch Sakrileggesetze vereint: "Wir haben nämlich den ruhmwürdigsten Praefectus der Kaiserstadt beauftragt, diejenigen, welche bei den angegebenen unerlaubten und frevelhaften Handlungen auch nach dieser Unserer Verordnung beharren, fesseln zu lassen und der höchsten Strafe [Todesstrafe] zu unterwerfen, damit "nicht in Folge des Übersehens solcher Vergehen sowohl die Stadt als der Staat durch solche frevelhafte Handlungen Schaden leide".
Der eigentliche Grund für die staatliche Verurteilung lag wiederum darin - wie der Regensburger Kirchenhistoriker Norbert Brox (+ 2006) schrieb -, daß die Häresie eine Gotteslästerung und damit eine Attacke auf das Gemeinwesen war. Die althergebrachte Eliminierung übertrug sich auf die Häretiker, denen ein schuldhafter Abfall vom einhelligen Glauben vorgeworfen wurde. Doch waren die bis zur Todesstrafe reichenden Gesetzesbestimmungen "grundsätzlich nicht zur Anwendung bestimmt", so daß die Effektivität der Religionsgesetze des 4. bis 6. Jahrhunderts "nicht hoch zu veranschlagen" ist. Immerhin, die Kirchenleute begannen zuzustimmen, wenn auch nicht vorbehaltlos: denn die Bereitschaft zur Gewaltanwendung ist "nicht aus Vernichtungswillen, vielmehr als Vorbeugung gegen weitere Ausdehnung und zusätzlichen schädlichen Einfluß der Häresie als Werk von Gottesfeinden zu verstehen".
Aus: Arnold Angenendt, Toleranz und Gewalt. Das Christentum zwischen Bibel und Schwert. Aschendorf Verlag, Münster 2009/2012.
Himmel und Hölle
Der Mensch ist für den Himmel da -
und nicht die Hölle für den Menschen.
Gott hat keinen Menschen für die Hölle geschaffen...
und keine Hölle für die Menschen.
Wer sich von der Liebe Gottes entfernt,
begibt sich selbst auf den Weg der "Hölle".
Und Himmel ist immer und überall da,
wo Liebe ist.
Aus: Josef García-Cascales; Groß sei das Herz. Gedankensplitter. Verlag Hermagoras/Mohorjeva Klagenfurt-Ljubiljana-Wien 2011
Das große Herz
Gib uns ein großes Herz,
das fähig ist,
Vertrauen zu schenken und Vertrauen zu erwecken.
Gib uns ein großes Herz,
das alle Menschen liebt
und ihnen zu deiner Liebe, zu deiner Freude, zu deiner Freiheit hilft.
Aus: Josef García-Cascales; Groß sei das Herz. Gedankensplitter. Verlag Hermagoras/Mohorjeva Klagenfurt-Ljubiljana-Wien 2011
Zukunft
Veränderung
Wandlung
Wachstum
Umkehr
Braucht Zeit
Geschieht
Passiert
Unterwegs auf neuen Wegen
Bin ich
Ich will wachsen
Alleine
Ich brauche Raum und Zeit
Um herauszufinden
Was in mir ist
Und die Zeit
Wird mir eine Antwort geben...
Aus: Petra Focke, Hermann Josef Lücker (Hrsg); Gott und die Welt. Gebete und Impulse für junge Menschen in allen Lebenslagen. Ohne Ort, ohne Verlag, ohne Jahr.
Was zählt
Was zählt
Ist wie einer mit dem Anderen umgeht
Ist wie miteinander gesprochen wird
Ist wie du dich stark machst für den Anderen.
Was zählt
Ist wie du dich abhebst von der gängigen Meinung
Ist wie du gegen Unrecht aufschreist
Ist wie du Verantwortung übernimmst
Was zählt
Ist was du wirklich denkst
Ist dein Mitgefühl
Ist deine Zivilcourage
Aus: Petra Focke, Hermann Josef Lücker (Hrsg); Gott und die Welt. Gebete und Impulse für junge Menschen in allen Lebenslagen. Ohne Ort, ohne Verlag, ohne Jahr.
Weisheit aus China
Ein offenes Wort widerstrebt dem Ohr,
nützt aber dem, dem es gilt;
gute Medizin ist bitter für den Mund,
nützt aber dem, der krank ist.
Aus: Adalbert L. Balling (Hrsg); Weisheit der Völker. Heiteres & Besinnliches. Sprichwörter aus aller Welt. Missionsverlag Marianhill, Reimlingen 1985.
Zärtlichkeit
Zärtlichkeit
ist mehr
als streicheln
in den Arm nehmen
dir durch die Haare wuscheln
Zärtlichkeit ist hinschauen
hinhören
hinfühlen
was dir
was mir gut tut
ohne jemandem zu schaden
um dann getan zu werden.
Aus: Andrea Schwarz; Ich mag Gänseblümchen. Unaufdringliche Gedanken. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1988 (7).
Kirche mit eigener Stimme
Die Bewältigung der Situation der Kirche in pluralistischen Gesellschaften ist immer noch eine große Aufgabe. Manche meinen, die damit gegebenen Schwierigkeiten seien weitgehend ein Problem der Kirche, weil sie sich zu wenig "anzupassen” verstehe. Nun soll nicht bestritten werden, dass es da und dort eine größere Flexibilität der Kirche in der Reaktion auf gesellschaftliche Herausforderung geben könnte und müsste, ohne dass die Kirche sich bloß in das Bestehende einzufügen hätte.
Aber die Frage ist eben auch nicht weniger ein Problem pluralistischer Gesellschaften selbst: Im Grunde ist in ihnen, besonders ethisch, fast alles möglich und erlaubt. Über verpflichtend Gemeinsames wird relativ wenig gesprochen. Formelkompromisse täuschen nicht selten eine Einheit bloß vor. Schon darum ist es fast unmöglich, in allseits akzeptabler Weise auf elementare gesellschaftliche Herausforderungen befriedigend zu reagieren. Viele erwarten nämlich jeweils etwas ganz anderes, ohne dass dies aus falsch verstandener Höflichkeit und angeblicher Toleranz immer auch klar zum Ausdruck kommt. Aber man ist eben der Meinung, die Kirche habe grundsätzlich in allen Situationen notwendiger Hilfe - wie immer - zu dienen. Eine solche Haltung, die von hohen Erwartungen an die Kirche zeugt, begegnet mir immer wieder.
Man ist jedoch nicht selten enttäuscht, wenn die Kirche tatsächlich eine Antwort versucht. Man könnte dies leicht aufzeigen bei den verschiedenen Stellungnahmen zur Schwangerschaftskonfliktberatung, zur Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Paare oder auch angesichts der Parteispendenaffäre. Es ist eine Gefahr, dass im Grunde jeder bloß in seiner Meinung bestätigt werden möchte. Wenn dies nicht geschieht, kann die Enttäuschung rasch bis zur Distanzierung von Kirche oder gar zum Kirchenaustritt umschlagen.
In einer solchen Lage gerät die Kirche manchmal in gefährliche Bedrängnis. Sie möchte gerade in Fragen des grundlegenden Ethos möglichst integrierend wirken. Es geht ja auch um sittliche Grundlagen eines gemeinsamen Lebens. Außerdem fürchtet man im Blick auf manche Fehltritte in der Geschichte den Vorwurf der Gesprächsunfähigkeit, der Borniertheit oder gar der Intoleranz. Es ist nicht leicht, hier so zu sprechen, dass Entschiedenheit und Klarheit vorherrschen, zumal auch die Kirche in sich selbst angesichts der vielen Einflüsse von außen her und der Vielfalt in ihr selbst immer wieder mühsam den Konsens suchen muss.
Ich bin der festen Überzeugung, dass mancher Vorwurf, der auf mangelnde Eindeutigkeit hinausläuft, zwar im Blick auf einzelne Formulierungen rechthaben mag, aber als pauschaler Vorwurf nicht stimmt. Wir müssen heute stärker als früher in vielen Fragen den Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche, wenn wir sachgerecht und hilfreich zugleich bleiben wollen, ein differenzierteres Sprechen zumuten, ohne damit den Willen zu einer klaren Orientierung aufzugeben. Dies ist meines Erachtens vielfach gelungen, nicht zuletzt auch in nicht wenigen gemeinsamen ökumenischen Verlautbarungen.
Dennoch ist, wie ich in den letzten Jahren immer wieder anmahnte, in mancher Hinsicht eine noch deutlichere Positionsnahme vonnöten. Wir sind inzwischen ausreichend eingeübt und ausgewiesen in der Rücksichtnahme auf andere Meinungen, in der Gesprächsfähigkeit darüber und auch in einem zivilisierten Streit. In pluralistischen Gesellschaften geht man jedoch unter, wenn man nicht in der immer unübersichtlicher werdenden Vielfalt der zahlreichen Stimmen seinen eigenen, unverwechselbaren Standort kräftig und vernehmbar markiert.
Dies ist nicht nur sachlich notwendig, um die eigene Position überzeugend darzustellen, sondern nur so wird auch ein bestimmter Standort, hier aus dem Glauben verantwortet, wirklich mitteilbar - in der Mediengesellschaft ist die Sorge darum unübersehbar wichtig. Deshalb muss es hier manchmal zu Streit, Konfrontation, auf jeden Fall zu mehr Wettbewerb der geistigen Standorte kommen. Deshalb kann die Kirche nicht eine Allerweltsantwort geben. Sie kann nur wirklich helfen, wenn z. B. sie tatsächlich die Wunden aufzeigt und auch schmerzliche Wege der Heilung nicht verschweigt.
In vielen Fragen ist auch zuerst ein Umdenken, d. h. eine Ab- und Umkehr von bisherigen Haltungen, notwendig. Wenn dies zunächst fremd und auch schmerzlich ist, wird es in vielen Fällen - wenigstens auf mittlere oder längere Sicht - mehr helfen als weiche Angebote. In diesem Sinne kann gerade das zunächst Unbekannte und Fremde zu einem Segen werden. Besonders in der Österlichen Bußzeit sollten wir diese Aufgabe des Umdenkens, wie sie immer notwendig ist, in der konkreten Gestalt für heute nicht vergessen. Sonst versteht man im Grunde nicht, warum die Kirche so und nicht anders spricht und sprechen muss.
Aus: Karl Kardinal Lehmann, Mut zum Umdenken. Klare Positionen in schwieriger Zeit. Herder Freiburg Basel Wien 2000.
Mein Schutz, mein Panzer
Gott,
ich gebe dir meinen Panzer,
meine Unverletzbarkeit:
laß mein Blut fließen.
Ich gebe dir meinen Star,
meine Blindheit:
stich durch, laß Licht fallen.
Ich gebe dir meine reine Haut,
meine Gerechtigkeit:
laß sie schmutzig werden im Leid.
Ich gebe dir meine musiküberwehten Ohren,
meine Schwerhörigkeit:
laß Notschreie meine Seele erschüttern.
Ich gebe dir meine verzärtelten Hände,
meine Ängstlichkeit:
laß sie das Zupacken lernen.
Aus: Ulrich Schaffer, Sehnsucht nach Nähe. Kreuz Verlag Stuttgart 1986.
Sein geschlossenes System
Ich habe mit ihm geredet. Er wußte alles. Hatte Antworten und Erklärungen für alles. Er hatte ein System, in das alles paßte. Und was nicht paßte, gab es nicht. Darum war ihm nichts peinlich an meinen Fragen. Aber mir war es peinlich, daß ich solche Fragen hatte. Auf seine Antworten hätte ich auch selbst kommen müssen. Klar. Alles klar. Es leuchtete mir ein. Jedenfalls damals.
Warum ich ihm jetzt nicht mehr glaube? Weil er nicht fragen kann! Seine Fraglosigkeit ist seine Verurteilung meiner Person. Auch seine Antworten sind ein Urteil. Er haßt mich - aber das würde er nie zugeben. Eigentlich haßt er meine Fragen - aber sie werden ungefährlicher, weil er ja Antworten hat.
Aber ohne Fragen ist er arm. Armer kann man nicht sein, als wenn man ohne Fragen ist. Seine Antworten kommen aus dieser Armut, die er Reichtum nennt.
Aus: Ulrich Schaffer, Neues umarmen. Für die Mutigen, die ihren Weg suchen. Edition Schaffer im Kreuz Verlag Stuttgart 1984.
Was ihm fehlt
Er wuchs auf in unsrer Stadt,
ungewollt und ungeliebt,
auch der Lehrer sagt,
daß er nichts kann, nichts taugt.
Er schwänzt die Schule und brennt durch,
bis das Jugendamt ihn sucht,
ohne Wohnung, ohne Arbeit, ohne Geld.
Was ihm fehlt, was ihm fehlt,
ist ein Mensch, der an ihn glaubt,
ist ein Freund, der zu ihm hält,
ist der Glaube, daß ihn Gott trotz allem mag.
Ihre Eltern sind o.k.,
sie treibt Sport und sieht gut aus.
Nur die Angst, daß sie
die Prüfung doch nicht schafft.
Ihre Freundin hat nie Zeit,
und ihr Freund macht plötzlich Schluß.
Da drückt sie sich zum erstenmal 'nen Schuß.
Er ist schüchtern und verklemmt,
voller Hemmung, voller Angst,
und er traut sich nicht,
auf andre zuzugehn.
Ein Motorrad ist sein Traum,
und er quält den kleinen Hund,
und er hält sich selbst für eine große Null.
Heute fühl ich mich ganz gut,
wenn's auch gestern anders war.
Da kam einer auf mich zu und machte mir Mut:
»Du kannst viel mehr, als du denkst,
und ich mag dich, wie du bist!«
Seitdem weiß ich, was der Mensch
zum Leben braucht.
Aus: Hermann Josef Coenen. In Ninive und anderswo. Meditationen. Patmos Verlag Düsseldorf 1989.
Claudia Simonis-Hippel (2011)
Norbert Riebartsch (2011)
Wolfgang Jungmayr (2002)