Lesung aus dem Buch Jeremia.
So spricht der HERR:
Verflucht der Mensch, der auf Menschen vertraut,
auf schwaches Fleisch sich stützt
und dessen Herz sich abwendet vom HERRN.
Er ist wie ein Strauch in der Steppe,
der nie Regen kommen sieht;
er wohnt auf heißem Wüstenboden,
im Salzland, das unbewohnbar ist.
Gesegnet der Mensch, der auf den HERRN vertraut
und dessen Hoffnung der HERR ist.
Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist
und zum Bach seine Wurzeln ausstreckt:
Er hat nichts zu fürchten, wenn Hitze kommt;
seine Blätter bleiben grün;
auch in einem trockenen Jahr ist er ohne Sorge,
er hört nicht auf, Frucht zu tragen.
Die erste Lesung stammt aus dem Buch Jeremia. Der Prophet Jeremia wirkte in den letzten Jahrzehnten vor dem Babylonischen Exil, wahrscheinlich von etwa 627 bis 586 v. Chr. Er wurde stärker verfolgt und angefeindet als alle anderen Propheten, weil er in seiner Botschaft das drohende Unheil ankündigte. Davon ist allerdings in den vier Versen der Lesung unmittelbar nichts zu spüren. Wir hören eher weisheitliche Worte, die eng mit dem 1. Psalm verwandt sind.
Um 628 v.Chr. erfährt Jeremia seine Berufung. Es ist in der Zeit des Königs Joschija. Er wendet sich gegen religiöse und sittliche Missstände. Interessant ist der Sachverhalt, dass König Joschija Reformen durchzieht wie die Reinigung des Tempels, der Götzendienst wurde erschwert oder unterdrückt. Priester, die dem Götzendienst huldigten oder praktizierten, wurden ermordet.
Es schien, das ganze Land Juda bekehrte sich zu Jahwe. Nur Jeremia sagt nichts zu diesen Reformen, lässt sich nicht zur Begeisterung hinreißen. Die tatsächliche Einstellung des Propheten zu diesen Reformen wird sich nie eruieren lassen.
Der Textabschnitt - verflucht der... auf Menschen vertraut,... auf schwaches Fleisch sich stützt... - kann jedenfalls als Kommentar zur Politik des Königs gesehen werden. Zu sehr rechnet der König laut dem Propheten mit seiner Streitmacht und nicht mit Jahwe.
Als alttestamentliche Lesung wird ein Abschnitt aus dem Buch des Propheten Jeremia vorgetragen. Es geht um Fluch und Segen. Je zwei Verse beschreiben mit eindrucksvollen Bildern den Fluch, bzw. den Segen, der den Menschen trifft, der sein Vertrauen auf Gott setzt, bzw. nicht setzt.
Hintergrund dieser Erwartung ist der Bundesgedanke. Der Bund zwischen Gott und dem Volk Israel ist den orientalischen Bündnissen zwischen den Königen und ihren Vasallen nachgebildet. Wer seinem König die Treue hält, ihm Gefolgschaft leistet, dem wird es gut gehen. Wer den Bund mit seinem Schutzherren nicht beachtet oder gar gegen die Interessen seines Schutzherren agiert, muß mit entsprechenden Sanktionen rechnen.
So ist auch der Bund mit Jahweh zu verstehen. Er ist ein eifersüchtiger Bündnispartner und Schutzherr der Menschen. Fluch ist nicht als Rache Gottes zu verstehen. Wer den Bund, den Gott mit seinem Volk geschlossen hat, missachtet, schneidet sich selbst vom Wasser des Lebens ab. Er steht im Trockenen. Das Bild des Strauchs in der Wüste ist ein Bild der Vereinsamung.
Wer hingegen dem Bundespartner Jahweh treu bleibt, wer auf Gott vertraut, kann sich entfalten, wie ein Baum am Wasser - ein beliebtes Motiv der alttestamentlichen Schriften (vgl. Psalm 1).
Martin Stewen (2004)
Alfons Jestl (2001)
Hans Hütter (1998)