"Hätte ich das gewusst!"...
Ich glaube, dass viele von uns schon oft so gedacht haben. Hätte ich gewusst, was auf mich zukommt, wie schwer es werden würde, welchen Stress ich aushalten muss... Vielleicht wurde da einem das Blaue vom Himmel versprochen. Oder man hat eine Annonce gelesen, in der man mit Prämien geködert wurde. Diese werden jetzt natürlich nicht gezahlt. Ich denke an so manche verlockende Reiseangebote, in denen ein 4 Sternehotel versprochen wurde. Was man antraf, war allenfalls eine mittelmäßige Pension, die dazu noch an einer Baustelle lag. Nicht immer wird mit offenen Karten gespielt.
Ganz anders Jesus, ganz anders die Bibel, das Wort Gottes. Jesus macht da keine Versprechungen, wie schön und einfach sein Weg werden wird. Klipp und klar sagt Jesus: mein Weg führt ans Kreuz, weil die Menschen Gott und seine Botschaft ablehnen. Das Tragische daran ist: die Menschen glauben mit gutem Gewissen zu handeln und sie wissen dabei nicht, was sie tun. Keiner seiner Jünger konnte sagen: "Hätte ich das gewusst!" Und wenn sie es begriffen hätten: man sieht, wie Petrus reagiert hat. So würden die meisten reagieren.
Jeder Weg soll schön und erfüllend werden. Leiden sollte nach Möglichkeit vermieden werden, damals wie heute. Doch jeder Weg bringt auch so seine Schwierigkeiten. Gerade der Weg Jesu. Es brauchte Zeit, bis seine Apostel schließlich begriffen, was es heißt Jesus zu folgen. Es brauchte Zeit, bis sie bereit waren, ihren eigenen Leidensweg zu gehen.
Was will Gott von uns?
Das zu wollen, was Gott will, dazu braucht es Zeit. Doch was will Gott mit dieser Welt, mit uns Menschen? Was Gott will, steht oft im Gegensatz zu dem, was die Menschen wollen. Das hat Jesus gewusst. Doch Jesus wollte der Welt zeigen, wie Gott ist, was Gott mit der Welt vorhat. Darum musste Jesus seinen Weg gehen. Dieser Weg war die Liebe, die Gewaltlosigkeit. Jesus hat den Hass der Menschen nicht einfach über sich ergehen lassen. Das mag vordergründig so aussehen. Nein, Jesus hat Hass seiner Gegner nicht mit Gegenhass beantwortet, sondern mit seiner Wehrlosigkeit. Jesus hat einen Weg aufgezeigt. Weil Jesus mit seinem Verhalten ein Störenfried war, darum musste er in den Augen seiner Gegner aus der Welt geschaffen werden. Jesus war ein Störenfried, weil er anders war. Es ist schwer, seinen Weg zu begreifen. Petrus hat es sicher gut gemeint, als er Jesus diese Vorhaltungen machte. Doch "gut gemeint" ist oft das Gegenteil von gut! Besonders jetzt ist es der Fall. Gott passt sich nicht unserem Denken an. Andernfalls wäre seine Botschaft ja auch überflüssig gewesen.
Gott ist anders
Wir glauben an Gott. Dieser betört uns nicht, auch dann, wenn es der Prophet Jeremia anders sieht. Schon er hat die Erfahrung gemacht, dass Menschen ihn ablehnen, weil er den Willen Gottes verkündet. Schon er hat Gewalt und Unterdrückung erlebt.
Bei uns Menschen soll der Stärkere siegen, soll der Schwächere unterliegen, dem Stärkeren dienen. Bei uns Menschen ist der Wert eines Menschen abhängig von Erfolg, von Reichtum, bei uns Menschen steht der Mensch als die Krone der Schöpfung an die erste Stelle der Schöpfung.
Anders bei Gott: es sind die schwächsten, die bei Gott am meisten angesehen sind. Wer leitet, der soll das Leitung als Dienst an den Mitmenschen ansehen. Es waren besonders die religiösen Führer, die von den Propheten wie von Jesus kritisiert wurden. Es liegt auf der Hand, dass sie ihre Stellung sich nicht in Frage stellen lassen wollten.
Glaubenszeugen
An Gott zu glauben, das war schon immer lebensgefährlich. Aber nur, was dieses irdische Leben angeht. Besonders die ersten Generationen der Christen haben das erfahren müssen.
In den vergangenen Tagen bin ich in der Liturgie drei Märtyrern begegnet.
Am 7. August wurde im Bistum Augsburg die heilige Afra gefeiert. Sie war zuerst eine junge Frau mit unsittlichem Lebenswandel. Doch nach ihrer Bekehrung bekannte sie sich standhaft zu Christus. Sie wurde angezeigt und schließlich enthauptet.
Zwei Tage später wurde der jüdischen Martyrerin Edith Stein gedacht. Sie war zeitlebens eine Gottsucherin. Wegen ihres Glaubens wurde sie im KZ Auschwitz in der Gaskammer hingerichtet.
Der 10. August ist der Gedenktag des heiligen Laurentius. Der Kaiser wollte von ihm die Schätze der Kirche bekommen. Laurentius sammelte die Armen der Stadt Rom. Er brachte sie zum Kaiser. Daraufhin ließ ihn dieser am Rost verbrennen.
Martyrer sind uns ein Ansporn, ja eine Aufforderung, uns zu unserem Glauben zu bekennen.
Nachfolge
Wir hören gerne Worte, dass Gott uns liebt, dass er für die Armen da ist. Doch was machen die Worte Jesu, die Jesus uns heute sagt, was empfinden wir bei der Lesung aus dem Buch Jeremia? In der Einleitung sprach ich von der Herausforderung, die diese Worte mit sich bringen. Wir werden zwar nicht verfolgt, doch in anderen Ländern werden Menschen oft wegen ihres Glaubens verfolgt.
Für uns aber sind es andere Herausforderungen, denen wir ausgesetzt sind. Führt der Weg Jesu in das Sterben, so kann uns der Glaubensweg in die Einsamkeit führen, dahin, dass wir Außenseiter sind. Uns führt der Weg ins Nicht-verstanden-werden, ins Belächelt-werden. Auch uns können Gedanken kommen, dass Gott uns reingelegt hat, dass er die Menschen, obwohl sie an ihn glauben, im Stich lässt. Manchmal lässt auch uns das Leben mit Gott mehr Fragen übrig als Antworten. Wir kommen an unsere Grenzen und müssen den Weg Gottes mit uns verstehen lernen. Doch gehen wir mutig mit Jesus, so wie Petrus es tat. Im Gehen des Weges können wir Gott verstehen lernen.
Zeugnis
Wenn wir bei uns auch keine staatlichen Schikanen zu fürchten haben, wir haben genug Gelegenheit, Zeugnis zu geben. "Gleicht euch nicht dieser Welt an!" So schreibt es Paulus an die Römer. Passt euch nicht dem Zeitgeist an, wo er gegen den Glauben verstößt. Macht nicht unbedingt jeden Trend mit, den es in der Gesellschaft gibt. Wer Jesus entdeckt hat, der hat es nicht einfach, an den sind auch so manche Herausforderungen gestellt. Haben wir den Mut, anders zu leben, weil wir Christen sind. Wer die Worte Jesu ernst nimmt, der wird zwangsläufig anders leben. Haben wir den Mut, mit anderen Christen Unrecht anzuprangern. Wenden wir uns den Menschen zu, die ausgegrenzt werden. Versuche ich das Gute zu verwirklichen. Mache ich doch nicht mit, wenn ein Mitarbeiter gemobbt wird. Vielleicht sind für Sie die Beispiele langweilig, doch sie sind immer noch aktuell. Stehen wir doch dazu, dass wir zu Jesus gehören und erzählen doch wie wichtig er für unser Leben ist oder Jesus ist für uns nicht wichtig.
Jesus verspricht auch uns nicht, dass dann unser Leben ein Honigschlecken ist, nein er verspricht das Gegenteil. Er möchte, dass wir tapfer zu unserem Glauben stehen, denn der Glaube, das Leben als Christ ist nie leicht. Aber es lohnt sich, Jesus nachzufolgen an dem Ort, wo ich stehe, wenn es auch nicht immer nur Freude bringt.