Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 12. Mär. 2023 - 3. Fastensonntag (A)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
03. Dez. 2023
1. Adventsonntag (B)
26. Nov. 2023
Christkönigsonntag (A)
19. Nov. 2023
33. Sonntag im Jahreskreis (A)
12. Nov. 2023
32. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Nov. 2023
9. November: Weihe der Lateranbasilika (Fest)
05. Nov. 2023
31. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Nov. 2023
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2023
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
29. Okt. 2023
30. Sonntag im Jahreskreis (A)
22. Okt. 2023
29. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Okt. 2023
28. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Okt. 2023
27. Sonntag im Jahreskreis (A)
07. Okt. 2023
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
01. Okt. 2023
26. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Sep. 2023
25. Sonntag im Jahreskreis (A)
17. Sep. 2023
24. Sonntag im Jahreskreis (A)
14. Sep. 2023
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
10. Sep. 2023
23. Sonntag im Jahreskreis (A)
03. Sep. 2023
22. Sonntag im Jahreskreis (A)
27. Aug. 2023
21. Sonntag im Jahreskreis (A)
20. Aug. 2023
20. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Aug. 2023
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
13. Aug. 2023
19. Sonntag im Jahreskreis (A)
06. Aug. 2023
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
30. Jul. 2023
17. Sonntag im Jahreskreis (A)
23. Jul. 2023
16. Sonntag im Jahreskreis (A)
16. Jul. 2023
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
16. Jul. 2023
15. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Jul. 2023
14. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Jul. 2023
13. Sonntag im Jahreskreis (A)
29. Jun. 2023
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2023
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
25. Jun. 2023
12. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Jun. 2023
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
18. Jun. 2023
11. Sonntag im Jahreskreis (A)
16. Jun. 2023
Heiligstes Herz Jesu (A)
11. Jun. 2023
10. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Jun. 2023
Fronleichnam (A)
04. Jun. 2023
Dreifaltigkeitssonntag (A)
29. Mai. 2023
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (C)
28. Mai. 2023
Pfingstsonntag (A/B/C)
27. Mai. 2023
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
21. Mai. 2023
7. Sonntag der Osterzeit (A)
18. Mai. 2023
Christi Himmelfahrt (A)
14. Mai. 2023
6. Sonntag der Osterzeit (A)
07. Mai. 2023
5. Sonntag der Osterzeit (A)
30. Apr. 2023
4. Sonntag der Osterzeit (A)
23. Apr. 2023
3. Sonntag der Osterzeit (A)
16. Apr. 2023
2. Sonntag der Osterzeit (A)
10. Apr. 2023
Ostermontag (A/B/C)
09. Apr. 2023
Ostersonntag (A/B/C)
08. Apr. 2023
Osternacht (A)
07. Apr. 2023
Karfreitag (A/B/C)
06. Apr. 2023
Gründonnerstag (A/B/C)
02. Apr. 2023
Palmsonntag (A)
26. Mär. 2023
5. Fastensonntag (A)
25. Mär. 2023
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
20. Mär. 2023
19. März: hl. Josef (Fest)
19. Mär. 2023
4. Fastensonntag (A)
15. Mär. 2023
15. März: Klemens Maria Hofbauer (Fest)
12. Mär. 2023
3. Fastensonntag (A)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Ex 17,3-7
Lesung aus dem Buch Exodus.
In jenen Tagen
dürstete das Volk nach Wasser
und murrte gegen Mose.
Sie sagten:
Wozu hast du uns überhaupt aus Ägypten heraufgeführt,
um mich und meine Söhne und mein Vieh
vor Durst sterben zu lassen?
Mose schrie zum HERRN:
Was soll ich mit diesem Volk anfangen?
Es fehlt nur wenig und sie steinigen mich.
Der HERR antwortete Mose:
Geh am Volk vorbei
und nimm einige von den Ältesten Israels mit;
nimm auch den Stab in die Hand,
mit dem du auf den Nil geschlagen hast,
und geh!
Siehe,
dort drüben auf dem Felsen am Horeb werde ich vor dir stehen.
Dann schlag an den Felsen!
Es wird Wasser herauskommen
und das Volk kann trinken.
Das tat Mose vor den Augen der Ältesten Israels.
Den Ort nannte er Massa und Meriba, Probe und Streit,
weil die Israeliten gehadert
und den HERRN auf die Probe gestellt hatten,
indem sie sagten: Ist der HERR in unserer Mitte oder nicht?
Die Erzählung spielt in der Wüste. Israel hat Ägypten verlassen. Aber der Weg in das "gelobte" Land ist ein Weg von "Probe und Streit". Konkreter Anlass: Durst. Wenn die Zunge am Gaumen klebt, verklärt sich Ägypten – immerhin das "Sklavenhaus" – zum Paradies. Aber nichts weniger steht auf dem Spiel als die von Jahwe gewährte und lange ersehnte Befreiung.
Innerhalb dieses Rahmens stehen sich Mose als Mittler und Jahwe als Herr des Lebens gegenüber. Der Stab, der schon einmal die Wasser teilte – beim Zug durch das Rote Meer – , macht jetzt den Felsen zu einer Quelle. Gemeinsam ist den Bildern, dass Jahwe sich sorgt und anschreien (!) lässt. Schließlich steht im Hintergrund, dass Jahwe das Schreien seines Volkes in Ägypten gehört hat.
Eine feine Nuance ist allerdings, dass nicht irgendein Felsen aufgeht, sondern der Horeb. Er ist der Berg Jahwes. Auf ihm empfängt Mose auch die Gebote (Ex. 20), auf ihm bittet er für das Volk, auf ihm darf er Jahwe "hinterher" sehen. Das Wasser, das den Durst stillt, offenbart Jahwes Nähe und steht für das ganze und ungeteilte Leben, das aus seinem Treueversprechen kommt. Der Weg durch die Wüste verbietet allerdings Spiritualisierungen. Wasser muss wirklich fließen, wenn Mensch und Vieh verdursten.
Die Lesung ist dem Buch Exodus entnommen und erzählt von einer existenzbedrohenden Krise des Volkes Israel auf seinem Weg von der Sklaverei in Ägypten in die Eigenständigkeit im verheißenen Land. Die Krise wird ausgelöst durch den Wassermangel. Sie stellt jedoch gleich das ganze Unternehmen und damit die Glaubwürdigkeit Jahwes in Frage.
Das Wunder, das Mose vor den Augen der Ältesten im Auftrag Jahwes wirkt, hilft der Wassernot ab und gilt als Beweis der Glaubwürdigkeit Jahwes: Gott sorgt für das Volk, das er sich erwählt hat und läßt es nicht im Stich. Die Geschichte ist im Zusammenhang der Speisenwunder (Wachteln und Manna) zu sehen. Gott hilft aus der Hungers- und Wassernot, er stillt den Lebenshunger und Lebensdurst der Menschen.
In der Erzählung geht es in erster Linie um diesen Aspekt des Glaubens: die Beziehung Gottes zu seinem Volk. Es ist müßig, das Wunder naturwissenschaftlich erklären zu versuchen.
Antwortpsalm - Ps 95,1-2. 6-9
Kv: Hört auf die Stimme des Herrn,
verhärtet nicht euer Herz! – Kv
Kommt, lasst uns jubeln dem HERRN, *
jauchzen dem Fels unsres Heils!
Lasst uns mit Dank seinem Angesicht nahen, *
ihm jauchzen mit Liedern! - Kv
Kommt, wir wollen uns niederwerfen, uns vor ihm verneigen, *
lasst uns niederknien vor dem HERRN, unserem Schöpfer!
Denn er ist unser Gott, /
wir sind das Volk seiner Weide, *
die Herde, von seiner Hand geführt. - Kv
Würdet ihr doch heute auf seine Stimme hören! /
Verhärtet euer Herz nicht wie in Meríba, *
wie in der Wüste am Tag von Massa!
Dort haben eure Väter mich versucht, *
sie stellten mich auf die Probe und hatten doch mein Tun gesehen. - Kv
2. Lesung - Röm 5,1-2. 5-8
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Rom.
Schwestern und Brüder!
Gerecht gemacht also aus Glauben,
haben wir Frieden mit Gott
durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Durch ihn haben wir auch im Glauben
den Zugang zu der Gnade erhalten,
in der wir stehen,
und rühmen uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes.
Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen;
denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen
durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.
Denn Christus ist,
als wir noch schwach waren,
für die zu dieser Zeit noch Gottlosen gestorben.
Dabei wird nur schwerlich jemand für einen Gerechten sterben;
vielleicht wird er jedoch
für einen guten Menschen sein Leben wagen.
Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin,
dass Christus für uns gestorben ist,
als wir noch Sünder waren.
Manfred Wussow (2008)
Bernhard Zahrl (2002)
Hans Hütter (1996)
Wurde in der alttestamentlichen Lesung aus Ex. 17 der Fels zum Wasserquell und der Horeb zum Lebensversprechen auf dem Weg in das gelobte Land, wird der Gemeinde in Rom der "Zugang zu der Gnade" beschrieben: wir sind gerecht gemacht aus Glauben und haben Frieden mit Gott (Anfang), der seine Liebe zu uns darin erwiesen hat, dass Christus für uns gestorben ist (Schluß). Paulus formuliert bekenntnishaft, was die Gemeinde in Rom – eine heidenchristliche Gemeinde – erfahren hat.
In Röm. 6 wird Paulus dann die Taufe auslegen, die schon hier den "Zugang zu der Gnade" begründet.
Dass Paulus ein Meister der Verkettungen ist, lässt sich nicht übersehen: Weil wir (inklusiver Sprachgebrauch) in der Gnade stehen, rühmen wir uns unserer Hoffnung, die uns nicht zugrunde gehen lässt. Mit einem pointierten "denn" benennt Paulus den Grund: die Liebe Gottes ist in unsere Herzen ausgegossen (man beachte das Wasser-Motiv) durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.
Der Abschnitt lässt sich mit der Frage aufschließen, was "wir" haben, sprich: zugesprochen, geschenkt, anvertraut bekamen: den "Zugang zu der Gnade", den Heiligen Geist. Ein besonderes Augenmerk ruht darauf, dass Christus dafür gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Paulus wägt öffentlich ab, dass es keine rationale Begründung gibt und kein Verdienst. Was Liebe ist, offenbart sich im Tod Christi.
Paulus fasst die Ausführungen über die Rechtfertigung aus dem Glauben zusammen und spricht in der Wir-Form über die Erfahrung der ersten Christen: Friede mit Gott und Versöhnung entstehen nicht aus eigener Kraft, sondern aus Gnade und Zugang zu Gott.
Der heilige Geist ist für Paulus das "lebendige Wasser", welches das Innerste, das Herz "erfüllt". Dies ist ein Wort der Ermutigung angesichts der Drangsale, die Christen mitten im heidnischen Rom zu erleben hatten - aber sie dürfen sich zumindest der Liebe Gottes gewiss sein.
Nicht die Liebe ist Gott, sondern Gott ist die Liebe. Er hat uns als Sünder geliebt. Weil er Gott ist, ist er die Liebe. So wie er sich der Samariterin annimmt, so wird er sich auch uns Menschen annehmen, aus der Sünde befreien und uns in sein Leben mit aufnehmen - eine Botschaft im Hinblick auf die uns zuteil werdende Gnade von Ostern.
Die zweite Lesung des 3. Fastensonntags ist dem Brief des Apostels Paulus an die Römer entnommen. In diesem Abschnitt versucht Paulus darzulegen, was durch Jesus Christus anders geworden ist für die, die an ihn glauben. Der Schlüssel dazu ist in Vers 5 enthalten: Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.
Dadurch haben wir Anteil am Frieden. Friede meint hier einen umfassenden Zustand: Heil, erfülltes Leben, Ganzheit für jeden einzelnen und das ganze Volk Gottes. Paulus nennt diesen Zustand auch "in der Gnade stehen", in der Sphäre der Liebe Gottes leben.
In den Versen 6 bis 8 legt Paulus dar, daß uns diese Liebe Gottes unverdient als Geschenk (Gnade) zuteil geworden ist, noch vor unserer Hinkehr zu Gott, "als wir noch Sünder waren".
Weiters schließt er, daß wir erst recht in der Zukunft daran teilhaben werden, "wir durch ihn erst recht vor dem Gericht Gottes gerettet werden".
2. Lesung (ungekürzte Fassung) - Röm 5,1-11
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Rom.
Schwestern und Brüder!
Gerecht gemacht also aus Glauben,
haben wir Frieden mit Gott
durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Durch ihn haben wir auch im Glauben
den Zugang zu der Gnade erhalten,
in der wir stehen,
und rühmen uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes.
Mehr noch,
wir rühmen uns ebenso der Bedrängnisse;
denn wir wissen: Bedrängnis bewirkt Geduld,
Geduld aber Bewährung, Bewährung Hoffnung.
Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen;
denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen
durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.
Denn Christus ist,
als wir noch schwach waren,
für die zu dieser Zeit noch Gottlosen gestorben.
Dabei wird nur schwerlich jemand für einen Gerechten sterben;
vielleicht wird er jedoch
für einen guten Menschen sein Leben wagen.
Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin,
dass Christus für uns gestorben ist,
als wir noch Sünder waren.
Nachdem wir jetzt durch sein Blut gerecht gemacht sind,
werden wir durch ihn erst recht vor dem Zorn gerettet werden.
Da wir mit Gott versöhnt wurden
durch den Tod seines Sohnes,
als wir noch Gottes Feinde waren,
werden wir erst recht, nachdem wir versöhnt sind,
gerettet werden durch sein Leben.
Mehr noch,
ebenso rühmen wir uns Gottes durch Jesus Christus,
unseren Herrn,
durch den wir jetzt schon die Versöhnung empfangen haben.
Ruf vor dem Evangelium - Joh 4,42. 15
Kv: Herr Jesus, dir sei Ruhm und Ehre! - Kv
Herr, du bist der Retter der Welt.
Gib mir lebendiges Wasser, damit mich nie mehr dürstet.
Herr Jesus, dir sei Ruhm und Ehre!
Evangelium - Joh 4,5-42
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
In jener Zeit
kam er zu einer Stadt in Samarien, die Sychar hieß
und nahe bei dem Grundstück lag,
das Jakob seinem Sohn Josef vermacht hatte.
Dort befand sich der Jakobsbrunnen.
Jesus war müde von der Reise
nd setzte sich daher an den Brunnen;
es war um die sechste Stunde.
Da kam eine Frau aus Samarien, um Wasser zu schöpfen.
Jesus sagte zu ihr: Gib mir zu trinken!
Seine Jünger waren nämlich in die Stadt gegangen,
um etwas zum Essen zu kaufen.
Die Samariterin sagte zu ihm:
Wie kannst du als Jude
mich, eine Samariterin, um etwas zu trinken bitten?
Die Juden verkehren nämlich nicht mit den Samaritern.
Jesus antwortete ihr:
Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht
und wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!,
dann hättest du ihn gebeten
und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.
Sie sagte zu ihm: Herr, du hast kein Schöpfgefäß
und der Brunnen ist tief;
woher hast du also das lebendige Wasser?
Bist du etwa größer als unser Vater Jakob,
der uns den Brunnen gegeben
und selbst daraus getrunken hat,
wie seine Söhne und seine Herden?
Jesus antwortete ihr:
Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen;
wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde,
wird niemals mehr Durst haben;
vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe,
in ihm zu einer Quelle werden,
deren Wasser ins ewige Leben fließt.
Da sagte die Frau zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser,
damit ich keinen Durst mehr habe
und nicht mehr hierherkommen muss, um Wasser zu schöpfen!
Er sagte zu ihr: Geh, ruf deinen Mann
und komm wieder her!
Die Frau antwortete: Ich habe keinen Mann.
Jesus sagte zu ihr:
Du hast richtig gesagt: Ich habe keinen Mann.
Denn fünf Männer hast du gehabt
und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann.
Damit hast du die Wahrheit gesagt.
Die Frau sagte zu ihm:
Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist.
Unsere Väter haben auf diesem Berg Gott angebetet;
ihr aber sagt, in Jerusalem sei die Stätte,
wo man anbeten muss.
Jesus sprach zu ihr:
Glaube mir, Frau, die Stunde kommt,
zu der ihr weder auf diesem Berg
noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet.
Ihr betet an, was ihr nicht kennt,
wir beten an, was wir kennen;
denn das Heil kommt von den Juden.
Aber die Stunde kommt und sie ist schon da,
zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden
im Geist und in der Wahrheit;
denn so will der Vater angebetet werden.
Gott ist Geist
und alle, die ihn anbeten,
müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten.
Die Frau sagte zu ihm:
Ich weiß, dass der Messias kommt,
der Christus heißt.
Wenn er kommt,
wird er uns alles verkünden.
Da sagte Jesus zu ihr:
Ich bin es, der mit dir spricht.
Inzwischen waren seine Jünger zurückgekommen.
Sie wunderten sich, dass er mit einer Frau sprach,
doch keiner sagte: Was suchst du?
oder: Was redest du mit ihr?
Die Frau ließ ihren Wasserkrug stehen,
kehrte zurück in die Stadt
und sagte zu den Leuten:
Kommt her, seht, da ist ein Mensch,
der mir alles gesagt hat, was ich getan habe:
Ist er vielleicht der Christus?
Da gingen sie aus der Stadt heraus und kamen zu ihm.
Währenddessen baten ihn seine Jünger: Rabbi, iss!
Er aber sagte zu ihnen:
Ich habe eine Speise zu essen,
die ihr nicht kennt.
Da sagten die Jünger zueinander:
Hat ihm jemand etwas zu essen gebracht?
Jesus sprach zu ihnen:
Meine Speise ist es,
den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat,
und sein Werk zu vollenden.
Sagt ihr nicht: Noch vier Monate dauert es bis zur Ernte?
Sieh, ich sage euch: Erhebt eure Augen
und seht, dass die Felder schon weiß sind zur Ernte!
Schon empfängt der Schnitter seinen Lohn
und sammelt Frucht für das ewige Leben,
sodass sich der Sämann und der Schnitter gemeinsam freuen.
Denn hier hat das Sprichwort recht:
Einer sät und ein anderer erntet.
Ich habe euch gesandt
zu ernten, wofür ihr euch nicht abgemüht habt;
andere haben sich abgemüht
und euch ist ihre Mühe zugutegekommen.
Aus jener Stadt kamen viele Samariter zum Glauben an Jesus
auf das Wort der Frau hin,
die bezeugt hatte: Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe.
Als die Samariter zu ihm kamen,
baten sie ihn, bei ihnen zu bleiben;
und er blieb dort zwei Tage.
Und noch viel mehr Leute kamen zum Glauben an ihn
aufgrund seiner eigenen Worte.
Und zu der Frau sagten sie:
Nicht mehr aufgrund deiner Rede glauben wir,
denn wir haben selbst gehört
und wissen:
Er ist wirklich der Retter der Welt.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Manfred Wussow (2008)
Bernhard Zahrl (2002)
Hans Hütter (1996)
Das Evangelium erzählt eine Begegnung am Brunnen. Sein Ort ist weder zufällig noch unwichtig: Sychar in Samarien. Für Juden ist Samarien unrein, obwohl der Brunnen mit dem Namen Jakob, einem der Väter Israels, eng verbunden ist. Jesus spricht als Jude und Mann - gegen die gute Sitte - eine Samariterin an und erbittet von ihr Wasser. Dass die Frau keinen Namen hat, macht sie "typisch" - ihre Lebensgeschichte allerdings, die Jesus kennt, gibt ihr die Würde, einmalig zu sein.
Der Brunnen wird bei Johannes zu einem Ort der Offenbarung. Das Gespräch, das ohne Jünger geführt wird und Jesus mit der samaritanischen Frau allein zeigt, kreist um das Wasser: Jesus, der von der Frau das Wasser aus dem Brunnen erbittet, offenbart sich ihr als das "lebendige" Wasser, das ewiges Leben schenkt.
Zu dieser Offenbarung - Jesus spricht am Ende sogar davon, der Messias zu sein - gehört, dass die Heiligen Orte, der Berg Garizim für die Samariter, der Berg Zion für die Juden, nicht mehr die Orte der Gegenwart Gottes sind, auch nicht mehr Menschen und Gebete trennen: "Die Stunde kommt - und sie ist schon da (!) -, zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn so will der Vater angebetet werden." Dass die Stunde schon da ist, kann nur Jesus sagen. Er selbst ist da. Der, der um Wasser bat, ist die Wahrheit: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.
Johannes hat die Geschichte kunstvoll aufgebaut. Er legt der samaritanischen Frau in den Mund, was zu einem Bekenntnis wird. Oder: was ihr aufgeht:
Erst ist Jesus ein Jude (V. 9), dann ein Prophet (V. 19b), am Ende formuliert sie die die Hoffnung, dass der Messias kommt (V. 25). Darauf hin offenbart sich ihr Jesus.
Die fast schon intime Begegnung am Brunnen mit vielen zärtlichen Zwischentönen wird von Johannes geöffnet: Viele Samariter kommen zum Glauben und bitten Jesus, bei ihnen zu bleiben. Zwei Tage bleibt er bei ihnen (am dritten ist seine Auferstehung).
Die Geschichte am Jakobsbrunnen endet mit der Begegnung der anderen Samariter mit der Frau. Sie legen vor ihr (!) das Bekenntnis ab: "Nicht mehr aufgrund deiner Aussage glauben wir, sondern weil wir ihn selbst gehört haben und nun wissen: Er ist wirklich der Retter der Welt." Dieses Messiasbekenntnis ist gleich in zweifacher Hinsicht bemerkenswert: Es kommt aus dem Mund der Samariter (nicht der Juden), ist aber von einer Frau mit Vergangenheit bezeugt und vor ihr sogar bekannt. Johannes nimmt in dieser Begegnungsgeschichte das Osterzeugnis der Maria von Magdala vorweg (Joh. 20,11-18).
Betrachtet man die österliche Bußzeit als Vorbereitungszeit auf den Empfang des Taufsakramentes, so steht ab dem dritten Fastensonntag der konkrete Weg zu diesem Sakrament immer mehr im Mittelpunkt. In Sonntagsgottesdiensten und zusätzlichen Bußgottesdiensten soll die gemeinsame Vorbereitung geschehen. Dabei geht es nicht mehr um Glaubenswissen oder Glaubensbelehrung, sondern um die tiefere Erkenntnis Christi, um die Erkenntnis des eigenen Herzens oder die Befreiung vom "Negativen". Also um die intensive Vorbereitung auf die Osternacht und die Feier der Auferstehung.
Das Gespräch Jesu mit der Samariterin am Jakobsbrunnen zeigt, wie der Evangelist Johannes mit dem hintergründigen Sinn von Worten und Begriffen "spielt". Zunächst spricht Jesus von Wasser im wörtlichen Sinn. Mit seinem Angebot, "lebendiges Wasser" zu geben, kommt ein doppeldeutiger Begriff ins Spiel. Er kann, wörtlich verstanden, das fließende Wasser bezeichnen, im Unterschied zum Wasser aus der Zisterne. So fasst ihn die Frau zunächst auch auf. Zwar stellt sie erstmals die Frage nach der Würde Jesu ("Bist du etwa größer als unser Vater Jakob?"); doch ihr bleibt der tiefere Sinn des "lebendigen Wassers" selbst dann noch verborgen, als Jesus es auf das ewige Leben bezieht. Denn die Verheißung, das von Jesus gegebene Wasser werde nie mehr dürsten lassen, versteht sie als Erleichterung der täglichen Mühsal: Sie müsste nicht mehr zum Brunnen gehen, um Wasser zu schöpfen.
Jesus meint dagegen, dass das menschliche Streben nach Sinn und Erfüllung gestillt wird; er spricht von der Gabe einer neuen Existenz, die auch den Tod überdauert - vielleicht mit besonderer Beziehung zum Geist. Dass die Frau dies letztlich versteht, zeigt eine fast unscheinbare Bemerkung: Sie läßt ihr Schöpfgefäß stehen, ehe ihr Zeugnis die Einwohner der Stadt zu Jesus führt.
Das Evangelium ist dem 4. Kapitel des Johannes entnommen. Jesus zieht auf dem Weg von Galiläa nach Jerusalem durch Samarien. Dieses Gebiet war einst Kernland des israelischen Nordreiches. Im 8. Jh. v. Chr. wurde es assyrische Provinz. Da sich in dieser Zeit die Bevölkerung mit der neuen Oberschicht mischte, wurde es von den Juden als kultisch unrein betrachtet. Es entwickelte sich ein eigenständiger samaritischer Kult, der sich trotz mehrfacher Versuche nie gänzlich auslöschen lies. In den Büchern des Neuen Testamentes treten an mehreren Stellen die religiösen Spannungen zwischen Juden und Samaritern zutage. Diese bilden auch den Hintergrund der Erzählung von der Begegnung Jesu mit der Frau am Jakobsbrunnen.
Die Frau gilt in einem mehrfachen Sinn als vom Heil abgeschnitten: Als Frau, durch ihren Lebenswandel, als Samariterin. Trotzdem nimmt Jesus Kontakt zu ihr auf; nicht nur aus einer persönlichen Notlage heraus. Es kommt zu einer Begegnung, in der die Frau (und später auch die Leute aus ihrem Dorf) zum Glauben an den Messias findet, während Jesus von den eigenen Volksangehörigen als solcher abgelehnt (im folgenden Kapitel 5) wird.
In der Erzählung haben Wasser und die Speisen, welche die Jünger besorgten, eine besondere symbolische Bedeutung. Man kann die Geschichte nicht lesen, ohne an die Wasser- und Speisungswunder des Alten Testamentes zu denken.
Evangelium (Kurzfassung) - Joh 4,5-15. 19b-26. 39a. 40-42
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
In jener Zeit
kam er zu einer Stadt in Samarien, die Sychar hieß
und nahe bei dem Grundstück lag,
das Jakob seinem Sohn Josef vermacht hatte.
Dort befand sich der Jakobsbrunnen.
Jesus war müde von der Reise
nd setzte sich daher an den Brunnen;
es war um die sechste Stunde.
Da kam eine Frau aus Samarien, um Wasser zu schöpfen.
Jesus sagte zu ihr: Gib mir zu trinken!
Seine Jünger waren nämlich in die Stadt gegangen,
um etwas zum Essen zu kaufen.
Die Samariterin sagte zu ihm:
Wie kannst du als Jude
mich, eine Samariterin, um etwas zu trinken bitten?
Die Juden verkehren nämlich nicht mit den Samaritern.
Jesus antwortete ihr:
Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht
und wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!,
dann hättest du ihn gebeten
und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.
Sie sagte zu ihm: Herr, du hast kein Schöpfgefäß
und der Brunnen ist tief;
woher hast du also das lebendige Wasser?
Bist du etwa größer als unser Vater Jakob,
der uns den Brunnen gegeben
und selbst daraus getrunken hat,
wie seine Söhne und seine Herden?
Jesus antwortete ihr:
Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen;
wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde,
wird niemals mehr Durst haben;
vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe,
in ihm zu einer Quelle werden,
deren Wasser ins ewige Leben fließt.
Da sagte die Frau zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser,
damit ich keinen Durst mehr habe
und nicht mehr hierherkommen muss, um Wasser zu schöpfen!
Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist.
Unsere Väter haben auf diesem Berg Gott angebetet;
ihr aber sagt, in Jerusalem sei die Stätte,
wo man anbeten muss.
Jesus sprach zu ihr:
Glaube mir, Frau, die Stunde kommt,
zu der ihr weder auf diesem Berg
noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet.
Ihr betet an, was ihr nicht kennt,
wir beten an, was wir kennen;
denn das Heil kommt von den Juden.
Aber die Stunde kommt und sie ist schon da,
zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden
im Geist und in der Wahrheit;
denn so will der Vater angebetet werden.
Gott ist Geist
und alle, die ihn anbeten,
müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten.
Die Frau sagte zu ihm:
Ich weiß, dass der Messias kommt,
der Christus heißt.
Wenn er kommt,
wird er uns alles verkünden.
Da sagte Jesus zu ihr:
Ich bin es, der mit dir spricht.
Aus jener Stadt kamen viele Samariter zum Glauben an Jesus.
Als die Samariter zu ihm kamen,
baten sie ihn, bei ihnen zu bleiben;
und er blieb dort zwei Tage.
Und noch viel mehr Leute kamen zum Glauben an ihn
aufgrund seiner eigenen Worte.
Und zu der Frau sagten sie:
Nicht mehr aufgrund deiner Rede glauben wir,
denn wir haben selbst gehört
und wissen:
Er ist wirklich der Retter der Welt.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Lebensdurst und Lebenshunger
Lebensqualität
Die Teuerungswelle der letzten Monate hat viele Fragen aufgeworfen, die uns davor lange nicht beschäftigt haben. Personen mit geringem Einkommen wussten von heute auf morgen nicht mehr, wie sie die Grundbedürfnisse ihres Lebens decken können. Nahrungsmittel, Miete, Energie Betriebskosten u.v.a.m. sind empfindlich teurer und für manche nicht mehr leistbar geworden. Aber auch Menschen, die nicht derart am Limit wirtschaften müssen, haben zu überlegen begonnen: Was kann ich mir leisten? Was will ich mir leisten? Wofür gebe ich mein Geld aus?
Zusätzlich ist in den letzten Woche auch die Diskussion um die Arbeitszeiten aufgeflammt. Einerseits sehen einige Politiker die Notwendigkeit, dass mehr Leute in Vollzeit beschäftigt sind und dass das Pensionsalter hinaufgesetzt wird, andere brechen eine Lanze für eine 4-Tage-Woche, nicht wenige würden gerne länger arbeiten, werden jedoch durch Sorgepflichten für Kinder oder Pflegebedürftige daran gehindert. Darüber hinaus ist "life-work-balance" zu einem Schlagwort geworden.
Diese Diskussionen lassen sich mit dem Stichwort "Lebensqualität" zusammenfassen.
Sehnsucht nach mehr Lebensqualität
Im Evangelium des 3. Fastensonntags ist Jesus auf dem Weg nach Jerusalem bei der Mittagsrast am Jakobsbrunnen einer Frau begegnet, die dort zu ungewöhnlicher Zeit Wasser schöpft. Über die Bitte um Wasser entwickelt sich ein Gespräch, in dem das Thema Wasser bald eine vielschichtige Bedeutung bekommt. Die Qualität des Wassers kann ja sehr unterschiedlich sein. Wir Österreicher sind diesbezüglich richtig verwöhnt dank der nahen Berge, aus denen wenig belastetes Quellwasser zufließt. In vielen Ländern ist das nicht so. In Palästina findet man alle Schattierungen von Wasserqualität vor, wie jeder Israel-Reisende mitbekommt. Fließwasser – das Evangelium spricht von lebendigem Wasser – ist ein Luxus, das sich damals nur die Reichsten leisten konnten.
Im Gespräch stellt sich heraus, dass im Leben dieser Frau viele Wünsche nach besserer Lebensqualität offen geblieben sind. Sie hatte nicht nur kein Fließwasser, sie musste zum Brunnen gehen, wenn es anderen Frauen zu heiß war. Offenbar war sie nicht gut in die Gemeinschaft der Ortsbewohnerinnen integriert. Ihre Sehnsucht nach höherer Lebensqualität, nach erfülltem Leben, blieb ungestillt. Ihr Lebensdurst blieb groß.
Was sie jedoch in ihrer prekären Situation anderen Menschen voraus hatte: Sie hatte ein Gespür dafür, dass das, wie sie lebte, noch nicht alles sein konnte. Mit ihren insgesamt sechs Lebenspartnern hat sie nicht das gefunden, wonach sie sich sehnte. Sie war empfänglich für die Botschaft der Zufallsbekanntschaft Jesu, der den Menschen "Geist und Leben" zugänglich machen wollte. Sie erkennt in ihm den verheißenen Messias.
Hunger und Durst nach "Geist und Leben"
Unser gegenwärtiges Kreisen um die Fragen "Was können wir uns leisten?" und "Was wollen wir uns leisten?", um work-life-balance, unser Diskutieren über Lebensqualität, kann uns öffnen für die Frage: Was kann mich in einem umfassenderen Sinn satt machen? Was kann meinen Lebenshunger, meinen Lebensdurst nachhaltiger stillen? Genügt es, nach mehr Einkommen, mehr Freizeit, intensivere Erlebnisse, mehr Wellness, mehr Erfolg usw. zu streben?
Vielleicht entdecken wir in diesen Diskussionen auch unseren Hunger und Durst nach "Geist und Leben". Mit wem können wir mehr Erfüllung und Zufriedenheit in unserem Leben erreichen? Was kann die Pflege meiner Gottesbeziehung zu einem erfüllteren Leben beitragen?
Der 3. Fastensonntag lädt uns ein, wie die Frau am Jakobsbrunnen mit Jesus ein Gespräch darüber zu führen, was meinen Lebenshunger und Lebensdurst noch besser stillen könnte als das bisher Erlebte und Erfahrene.
Aufbruch, Begegnung, Umkehr, Neubeginn
Freiheit und Sicherheit
In der ersten Lesung hören wir, dass das Volk Israel unter der Führung Mose in die Freiheit geführt wird. Mose und sein Volk sind ab jetzt auf sich gestellt. Zwei hohe Werte stehen einander gegenüber: Freiheit und Sicherheit. Die Sicherheit, auch unter qualvollen Zuständen, hatten sie in Ägypten. In der Freiheit muss man sich alles selber organisieren. Die Freiheit, vor allem in der Wüste, kann zur Bedrohung werden. Grundnahrungsmittel wie Brot und Wasser fehlen. Mose kommt in eine heikle Situation. Viel Protest des Volkes.
Wir erleben heute eine ähnliche Situation. Nahrung, Wohnung ist für viele nicht mehr leistbar, alles wird teurer. In so einer Situation müssten bei Politikern die Alarmglocken läuten, sonst gibt es Randale, Gewalt nicht ausgeschlossen. So etwas ist in der Menschheitsgeschichte nicht neu. Ein Blick in die Geschichtsbücher zu werfen oder auf Erzählungen älterer Generationen zu hören, wäre dabei sehr hilfreich. Immer mehr wird der Ruf nach dem „starken Mann“ lauter. Im Buch Exodus zeigt JHWH durch Mose seine Stärke, weil er hilflos wirkt. „Was soll ich mit diesem Volk anfangen? Es fehlt nur wenig und sie steinigen mich.“ (Ex 17,4). Da kommen Wasser und Brot noch rechtzeitig. Das Volk beruhigt sich. Vom Wasser und von der Speise wird auch im Evangelium die Rede sein.
Jesus am Jakobsbrunnen
Da gibt es im Evangelium wichtige, interessante Beobachtungen, von denen nur einige zur Sprache kommen sollen. Jesus am Jakobsbrunnen. Dieser liegt im Gebiet der Samaritaner. Diese haben seit der Zerstörung des Nordreiches 722 v. Chr. und seit ihrer Deportation eine eigenständige Entwicklung genommen, für orthodoxe Juden ein Ärgernis, das bis zur Feindschaft führte. Jesus kommt um die „sechste Stunde“, also zur Mittagszeit, müde von der Reise. Niemand kommt um diese Zeit Wasser zu schöpfen. Da trifft er mit der namenlosen Samariterin zusammen.
Exegeten meinten, sie sei eine Prostituierte, weil von fünf Männern die Rede ist. Bei diesen geht es aber um fremde Götter und ihre damit verbundenen Kulte in Samarien, daher war für die JHWH-Verehrung kein Platz mehr. Es geht somit um Beziehungsfragen auf religiöser Ebene, weil verschiedene Stammesgruppen all ihre Götter nach Samarien mitbrachten. Brunnen im Orient sind Orte des Lebens und des Überlebens. Da ist „lebendiges Wasser“, also frisches Wasser notwendig und nicht abgestandenes. Jesus hatte Durst…
Die Kommunikation zwischen Samariterin und Jesus verläuft auf zwei Ebenen. Beide Personen wollen Wasser trinken, um ihren Durst zu löschen. Jesus spricht aber von einem Wasser, das er gibt, Wasser für das ewige Leben. (Joh 4,14). Es geht somit um richtigen Durst nach erfülltem Leben. Besonders im Johannesevangelium ist zu merken, dass, wie bereits erwähnt, die Kommunikation auf zwei Ebenen verläuft: auf der irdischen, leicht sichtbaren und greifbaren, sogar spürbaren Ebene, und diese wird dann erhöht (transzendiert) auf die göttliche Ebene. So entstanden die Missverständnisse.
Tiefere Brunnen
Was bedeutet diese Begebenheit für uns heute? Diese Welt braucht religiöse Brunnen. Wir versiegeln alles, jetzt sollen die Böden wieder atmen können. Wir brauchen religiöse Brunnen, um den Durst nach Sinn, nach dem Lebenswasser Gottes zu stillen.
Ein weiterer entscheidender Punkt ist Begegnung. Schwellenangst, Lagerdenken sollen überwunden werden. Diese Begegnung braucht Zeit, ein Abtasten des jeweiligen Gesprächspartners könnte man sagen. „Wie kannst du als Jude, mich, als Samariterin, um etwas zu trinken bitten?“ (Joh 4,9). Heute ganz ähnlich abwehrend: Was, mit dem, der in der Firma unten durch ist, redest du, mit dem gibst dich ab, hilfst ihm sogar? Schämst du dich nicht? Solche Reden können wir bis in die Politik hinein hören.
Da ist vieles oft von Vorurteilen getragen, von Dingen, die überhaupt nicht oder nur teileweise stimmen. Das nährt Feindschaften. Versuchen wir wieder einmal aus der Geschichte der Ersten Republik (1918-1938) zu lernen: Österreicher schießen auf Österreicher…
Oder gegenwärtig: Christentum in der Welt ist die am meisten verfolgte Religion.
Umkehr und Neubeginn
Das Gespräch zwischen Jesus und der Samariterin verlief sehr fruchtbar. Diese erkannte nämlich, worum es geht. Glauben hat mit Erkennen zu tun. „Erkennen“ und „Lieben“ sind im Hebräischen ein und dasselbe Wort. Wenn man etwas erkennt, wird man in Gedanken, Worten und Werken umkehren, vor allem dann, wenn man sich geistig verrannt hat.
Eine weitere Auffälligkeit dieses Evangeliums ist der Neubeginn. Die Frau legt ein Christusbekenntnis ab: „Ich weiß, dass der Messias kommt, das ist der Gesalbte.“ (Joh 4,25). Jesus offenbart sich ihr daraufhin. Er macht ihr keine Vorwürfe. Auch zu der Frau, die die Ehe gebrochen hat, sagt er: „Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr.“ (Joh 8,11). Also: fang an, mach es ab jetzt besser!
Aufbruch, Begegnung, Umkehr, Neubeginn sind Hinweise für unser Leben. Wo haben wir Aufbrüche erlebt, wie ist es uns dabei ergangen? Wie verlaufen unsere Begegnungen? Umkehr kann auch heißen: Vorsätze zur Tat werden zu lassen, dann erfolgt ein Neubeginn.
Orte der Begegnung
Geprägte Orte
Geprägte Orte sind Orte mit einem eigenen Zauber. Diese Orte haben viele Menschen. Sie feiern den Jahrestag ihrer Liebe an dem Ort, wo alles begann. Sie fahren mit Enkeln an die Orte der eigenen Kindheit. Manche machen seit Jahren im selben Ort Urlaub, weil er ihnen so viel bedeutet.
Geprägter Ort Jakobsbrunnen
Und der Jakobsbrunnen? Er ist in vielfacher Weise ein geprägter Ort. Zunächst steht er für die Geschichte eines Volkes. Am brennenden Dornbusch stellt Gott sich dem Mose vor als der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Jeder der drei machte besondere Gotteserfahrungen. Die Geschichte Jakobs ist die Geschichte eines Ringens mit der eigenen Lebensgeschichte und mit Gott. In Jakobs Geschichte holt ihn seine Vergangenheit ihn holt ein.
Der Jakobsbrunnen ist somit der Ort einer Begegnung, die viele Rahmen sprengt. Juden und Samariter hatten nichts miteinander zu tun. Es war auch gegen die Regel, dass ein Mann in der Öffentlichkeit eine fremde Frau anspricht. Beides aber geschieht. Der Jude Jesus bittet die samaritische Frau um einen Schluck Wasser aus diesem Brunnen.
Schließlich gilt das Evangelium der Begegnung am Jakobsbrunnen auch als Lehrstück eines Seelsorgegesprächs. Aus der Frage nach einem Schluck Wasser wird ein Gespräch über Glauben, Leben und die eigene Geschichte. [Beim Vorlesen mit verteilten Rollen wird dies noch deutlicher. - Text zum Herunterladen als PDF - Text zum Herunterladen als RTF]
Die Weise, in der Johannes sein Evangelium erzählt, macht den Jakobsbrunnen noch einmal zu einem besonderen Ort. Das Johannesevangelium kennt zwei Fragen Jesu nach einem Getränk. Die eine ist am Jakobsbrunnen und schenkt der Frau ein befreiteres Leben. Die andere Stelle ist am Kreuz. Dort wird ihm gegen seinen Durst Essigwasser gereicht. Dann starb er und beschenkte alle Glaubenden mit Erlösung.
Wo ist mein geprägter Ort?
Kann diese Kirche, in der wir gerade zusammen beten und singen, ein geprägter Ort für Sie werden? Kann hier die Gelegenheit sein, die eigene Not von heute zu beschreiben und zu verändern? Die Samariterin hatte das am Brunnen nicht vor. Sie wollte nur schnell Wasser holen und am besten keinem Menschen begegnen. Kein Gespräch, keine fremden Probleme, kein Getratsche wollte sie haben. Ihr ging es nur um das Wasser für Zuhause. Dafür nahm sie einen Gang in der Hitze des Tages in Kauf. - Was nehme ich, was nehmen Sie in Kauf für das, was Ihnen wichtig ist? Zählt da die Frage der Entfernung? Oder tritt das zurück hinter der Hoffnung, mit der ich die Kirche aufsuche?
Für uns hier ist [hier können Sie den aktuellen Ort eingefügt] ein geprägter Ort, den viele Menschen immer wieder aufsuchen. (Ich sehe einige nicken.) Wir sind mit unserer Erfahrung mit diesem Ort nicht allein. Es sollte vielleicht einmal möglich werden, in einem kleinen Kreis zu erzählen, was dieser Ort mit mir gemacht hat. Freilich setzt das Vertrauen voraus. Die Menschen, die meine Geschichte hören, sollen es nicht weitertragen. Die Geschichten der anderen können ermutigen, die eine oder andere gute Erfahrung auch zu probieren. Wir werden nichts verlieren, aber können viel gewinnen.
Bei der Samariterin ist es anders. Sie steht im Ort zu ihrer Geschichte, die die meisten Menschen eh alle kennen. Sie sagt vielmehr: „Jesus hat mir geholfen, mich mit dieser Situation zu versöhnen. Ich wünsche euch das auch. Kommt mit ihm in Kontakt. Hört euch seine Hinweise und Einladungen an. Und erlebt, dass er nicht verurteilt!“
Ihre Fragen – meine Fragen?
Sind die Inhalte des Gesprächs zwischen der Samariterin und Jesus nicht auch weiter aktuell?
Sie erwartete von Jesus bestimmte Umgangsformen. Haben wir sie nicht auch?
Sie konnte mit dem anderen Auftreten Jesu mitgehen. Es rührte etwas in ihr an. Und wir?
Die Frau suchte nach der Sicherheit bisheriger Antworten. Wie sehr suchen wir Sicherheit?
Das Wasser, das den Durst bleibend stillt, wünschen wir uns wohl alle. Wie träume ich davon?
Die vielen Beziehungen der Frau sprechen von ihrer Sehnsucht, aber auch von ihren Brüchen und Verletzungen. Welche davon sind meine?
Finde ich den Menschen und den Ort, um selbst über meine Dinge zu sprechen?
Dieses Evangelium ist kein Text für zwischendurch. Die Fastenzeit will ermutigen, sich in Ruhe mit einem Gedanken zu beschäftigen. In diesem Evangelium geht Jesus mit der Frau einige Schritte hin zu ihrer Freiheit, die er an Ostern vollenden wird. Es kann auch die Vollendung unserer Schritte sein.
Aufbruch, Umkehr, neues Leben
Wenn Sie sich die Evangelien und die anderen Schriftstellen der letzten beiden Sonntage ansehen und reflektieren, merken Sie eine große inhaltliche Steigerung. Wir gehen gleichsam den Kalvarienberg hinauf bis zum Höhepunkt von Tod und Auferstehung Jesu.
Der 1. Fastensonntag beginnt auch für Jesus düster: Versuchungen, denen er standhält.
Vorigen Sonntag erhellt sich das Bild hin zum Licht der Verklärung.
Die Texte vom 3. Fastensonntag zeigen Aufbruch, Umkehr, Neubeginn.
Menschen in prekären Situationen
In der ersten Lesung hören wir vom Aufbruch Israels weg aus Ägypten. Da merkt man, wie schwer so ein Aufbruch, verbunden mit einem Neubeginn sein kann. Die Menschen haben das Gefühl, dass ihnen alles genommen wird, sogar das Nötigste zum Leben: Wasser und Nahrung. Deshalb beginnen sie zu murren und zweifeln an der Leitungskompetenz des Mose. Es soll alles beim Alten bleiben. In Ägypten sind wir wohl geschunden, niedergeknechtet worden, aber unsere Existenz war gesichert. Befinden sich nicht auch heute Menschen in sehr prekären Situationen? Der Beruf ist weg, alles, was wir zum Leben brauchen in Frage gestellt. Aufbruch, Änderung. Wohin soll diese Ungewissheit führen? „Die Politik hat versagt“, so hört man oft die Verzweiflung der betroffenen Personen, das stimmt aber nur zum Teil. Der Ruf nach dem starken Mann ist unüberhörbar. Politiker fürchten um ihre Abwahl, haben Angst vor haushohen Wahlniederlagen. Das alles kann zu gefährlichen politischen Situationen führen. Und Mose? Ich denke, ihm geht es nicht viel besser, wenn er zum Herrn schreit: „Was soll ich mit diesem Volk anfangen? Es fehlt nur wenig, und sie steinigen mich“ (Ex.17,4). Diese Steinigung erfolgt auch heute über Fake News, Hasspostings und Shitstorms.
Der Herr hilft
Der Herr hilft. Vom Felsen des Berges Horeb kommt Wasser und das Volk kann trinken. Körper und Geist werden frisch. Auch Nahrung wird es geben: Manna. Die Menschen erkennen diese eigenartige Speise nicht: „Manna“ bedeutet nämlich: Was ist das (für eine Nahrung?)
Aufbruch, Neubeginn, Änderungen für ein ganzes Volk. Was für ein ganzes Volk notwendig ist, geschieht auch an einer einzelnen Person, an einer Frau, deren Lebensgeschichte in wenigen Worten dargestellt wird. „Da kam e i n e s a m a r i t i s c h e Frau, um Wasser zu schöpfen.“ (Joh.4,5) zum Jakobsbrunnen. Der Überlieferung nach habe Jakob diesen Brunnen gegraben, die Quelle mit erfrischendem Wasser gefasst- Quelle als erfrischender Anfang. D i e Samariterin kam mit Jesus ins Gespräch. Ihr Name wird nicht genannt. Die Samariter haben seit der Zerstörung des Nordreiches durch die Assyrer 722 vor Chr. und ihrer Deportation eine eigenständige Entwicklung genommen. Die Assyrer brachten Umsiedler ins Land, die sich mit den verbliebenen israelischen Bewohnern vermischten und durch die sich auch die Kulte verfremdeten, was unter orthodoxen Juden ein ausgesprochenes No Go war und daraus Trennung bis hin zu Feindschaften entstanden.
Sprudelnde Wasserquelle
Auch die bunte Lebensgeschichte der Frau mit ihren fünf Männern wird offenbar. Das weist auf übergroße Sehnsucht hin. Du kannst noch fünf dazu haben, du wirst so nie glücklich sein. Mit dem Hinweis auf diese Wahrheit tritt bei ihr Umkehr durch Erkenntnis ein, die weiterführt bis zur Offenbarung Jesu: „Ich bin es, der mit dir spricht.“ (Joh.4,26). Bei dieser Begegnung zwischen Jesus und der samaritischen Frau geschieht Erstaunliches: Jesus durchbricht im Gespräch die engen Grenzen aus der kleinen Welt hinaus in die große Welt. Alle Menschen sind in dieses Heil eingeschlossen, in die Liebe einbezogen. Das wird ein Fanatiker nicht verstehen. Der richtet Zäune auf. Jesus reißt sie nieder. Zäune, Maschengitter aufrichten, Verbotsgesetze, Erlässe geschehen auch heute vielerorts auch dort, wo sie nicht notwendig sind.
Wie reißt Jesus diese Zäune des Hasses, des Fanatismus nieder? Es geschieht durch Gespräch, das aber auch von Missverständnissen begleitet ist. Es verläuft zunächst auf einer sehr realen Alltagsebene. Jesus bittet die Frau um Wasser, um Durst zu löschen, aber dieser Begriff ist noch auf einer höheren Ebene zu verstehen: „Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben.“ (Joh.4,14). Dieses Wasser wird zu einer Quelle für das ewige Leben. Gemeint ist die Sehnsucht, der Durst nach Geborgenheit, nach Leben und Liebe. Gott hat den Menschen auf Glück hin geschaffen, auf innere Zufriedenheit. Diese Gesprächsführung mit der Frau war ermunternd, erfrischend, aufbauend und trotzdem bei der Wahrheit bleibend, auch wenn diese wahrscheinlich nicht angenehm war. Es gibt auch viele öde, oberflächliche Gespräche, bedeutungslose small talks. Sie wirken wie abgestandenes Wasser. Wie ist es um unsere Gesprächsführung bestellt?
Wasser ist auch Naturquell für die Schöpfung. Jesus wird aber für sein aufmunterndes Gespräch und für seine Taten durch die Kreuzigung bestraft. Das bleibt aber wirkungslos, denn er selber spendet neues Leben. Sprudelndes, erfrischendes Wasser, Jakobsbrunnen sollen wir alle für unsere Mitmenschen sein. Ein Wunsch für die Fastenzeit und darüber hinaus.
Eine neue Weise des Sehens und Wahrnehmens
»Glück gehabt«
Zu den sehr bekannten Redewendungen unseres Alltags gehört wohl die Aussage: „Glück gehabt“! Wir benutzen sie, wenn in einer kniffligen oder sogar gefährlichen Situation nichts passiert ist. Manche sagen auch: „Da hast du aber einen guten Schutzengel gehabt!“ Oder: „Da hat der liebe Gott gut auf dich aufgepasst!“
In Redewendungen drücken sich manchmal Einstellungen und Haltungen aus. Vor allem dann, wenn mit ihnen ein und dieselbe Situation beschrieben wird. Wer den guten Ausgang eines Erlebnisses mit einem Schutzengel in Verbindung bringt, deutet damit zumindest an, dass er an so etwas wie übernatürliche Kräfte oder Energien glaubt. Und wer gar vom „lieben Gott“ spricht, rechnet mit dem liebenden Schutz und Eingreifen Gottes in seinem Leben.
Es ist also durchaus möglich, ein und dieselbe Gegebenheit unterschiedlich zu deuten und ihr eine unterschiedliche Tiefe zu geben.
»Wasserqualität«
In unserem heutigen Evangelium begegnet uns Christus in einer zunächst sehr menschlichen Situation. Nach einer langen Reise ist er um die heiße Mittagszeit endlich am Ziel angekommen, müde und durstig. So bittet er eine samaritische Frau, die zum Wasserschöpfen an den Brunnen kommt, um eine Schluck zu trinken. Aber dann entwickelt sich um das erfrischende Wasser herum ein schon fast missionarisch zu nennendes Gespräch. Denn plötzlich gewinnt das irdische Element »Wasser« eine ganz neue Qualität. Es hat auf einmal die Eigenschaft, den Durst für immer zu stillen. Ja, es wird im Trinkenden selbst zu einer Quelle, deren Wasser ins ewige Leben sprudeln.
Es verwundert deshalb nicht, dass die samaritische Frau diesen Qualitätswechsel des Wassers erst einmal nicht mitvollziehen kann. Und deshalb auch nicht sofort versteht, was Jesus eigentlich sagen will. Erst langsam setzt sich in ihr ein Erkenntnisprozess in Gang. Vielleicht kann man sogar von einem Glaubensprozess sprechen. Während Christus am Beginn des Gespräches nichts weiter als ein jüdischer Mann ist, beginnt sie langsam zu erkennen: Bist Du vielleicht größer als unser Vater Jakob? Dann spürt sie: Ich sehe, dass du ein Prophet bist! Um am Schluss des Gespräches zu erahnen: Ist er vielleicht der Messias?
»Missionsstrategie« Jesu
Mich beeindruckt dieses missionarische Vorgehen des Herrn immer wieder aufs Neue. Es beginnt in der Regel in den ganz alltäglichen Situationen menschlichen Lebens. Durch Zeichen, Wunder oder auch Gespräche lehrt er dann die Menschen, tiefer zu sehen. Eine ganz normale Lebenssituation wird plötzlich zu einem Ort der Gottesbegegnung und Gotteserfahrung und verändert dadurch manchmal das ganze Leben eines Menschen. Dann kann sogar die für die damalige Zeit völlig unmoralische Tatsache, dass eine Frau fünfmal verheiratet ist, zum Instrument der Gotteserkenntnis werden. Denn der Herr geht hier ja in keiner Weise auf eine moralische Bewertung ein. Er benennt zwar die Situation so, wie sie ist: Du hast fünf Männer gehabt. Aber nur, um sie dadurch tiefer in die Gotteserkenntnis zu führen. Denn sie antwortet: Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist. Ein wichtiger Zwischenschritt auf dem Weg zum Bekenntnis: Bist Du vielleicht der Messias?
In der Fastenzeit, sind wir aufgerufen, unser Leben in den Blick zu nehmen. Und am Maßstab des Evangeliums zu prüfen. Umkehr, so wie es die Fastenzeit von uns fordert, bedeutet in diesem Sinn natürlich auch: Eine Veränderung konkreter Verhaltensweisen. Das Böse zu unterlassen und das Gute zu tun.
Eine neue Weise des Sehens und Wahrnehmens
Manchmal bedarf es vielleicht aber gar nicht so sehr einer Veränderung des Tuns. Sondern einer neuen Weise des Sehens und Wahrnehmens. Auch dies beginnt in den alltäglichen Situationen meines Lebens. Auch in den unmoralischen. Dort, wo in meinem Leben die Verweigerung und die Sünde ist. Nur eben nicht unter dem Blickwinkel: Bewirke ich Gutes oder Böses? Sondern unter dem Blickwinkel der Begegnung mit dem lebendigen Gott. In diesen Begegnungen lehrt uns Christus, unser Leben im Licht Gottes und der Frohen Botschaft des Evangeliums neu zu deuten. Den Dingen des Lebens eine neue Qualität zu geben. Sie zur Quelle der Gotteserkenntnis und Gottesbegegnung werden zu lassen. Und so Zugang zu dem Wasser zu finden, das den Durst nach einem erfüllenden, beglückenden und sinnvollem Leben stillt.
Vom heutigen Evangelium lerne ich aber: Dies ist ein - manchmal langer - Weg. Es dauert bis ich gelernt habe, in bestimmten Situationen meines Lebens mehr als nur eine vordergründige Episode zu sehen. Aber es lohnt sich, diesen Weg zu gehen und zu lernen, hinter die Ereignisse zu schauen. Denn dort kann ich den entdecken, von dem wir bekennen: Er ist der Messias. Der Herr.
Wasser, das den Lebensdurst stillt
Wasser
Heute ist in den liturgischen Texten vom Wasser die Rede. Es ist ein Urelement und Ursymbol des Lebens. Das Land der Juden ist außer dem Gebiet um den See Genezareth und dem Jordantal wasserarm, trocken, hat am Toten Meer Salzwüsten ohne Leben. Aus der Not der Wassersuche wissen die Menschen, dass Wasser Leben bedeutet, ohne Wasser zu sein, ist tödlich.
Das Thema »Wasser« durchzieht das Johannesevangelium. Am Anfang wird in Kana Wasser in Wein verwandelt. Danach ist von der Taufe aus Wasser und heiligem Geist die Rede. In der Taufe ist das Abwaschen und Übergießen mit Wasser das sichtbare Zeichen, das die Heiligung und Eingliederung des Menschen in Christus bewirkt. Am Teich Bethesda heilt Jesus einen seit 38 Jahren Kranken, der selber nie allein ins Wasser steigen konnte. Am Shiloachteich schenkt Jesus einen Blinden das Augenlicht. Am Kreuz fließen Blut und Wasser aus Jesu Herzen. Wasser und Blut wurden von Anfang an als Symbole für die Eucharistie und Taufe verstanden.
Gespräch am Brunnen
Im heutigen Evangelium begegnet Jesus der samaritischen Frau in Samaria. Dort befand sich der Jakobsbrunnen, den der Stammvater Jakob seinem Sohn Josef vermacht hatte. Weil Jesus müde war, setzt er sich an den Brunnenrand. Er hat auch Durst. Er redet die Frau an, die Wasser schöpfte, und bittet sie um Wasser. Die Frau war erstaunt darüber, weil es die Juden vermieden, den Samaritern zu begegnen. Die Juden aus Judäa und Galiläa betrachteten die Samariter als „halbe Heiden“.
In unserer Geschichte entwickelt sich das Gespräch über das Wasser in eine andere Richtung. Jesus sagt ihr: „Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht und wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken! dann hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.“ Die Frau missversteht Jesus. Sie kann die neue Gesprächsebene nicht aufgreifen. Sie antwortet, das ginge doch nicht, er hätte ja kein Schöpfgefäß und der Brunnen sei sehr tief. Jesus bleibt bei seinem Vorschlag. Das lebendige Wasser meint jedoch nicht, den Durst des Körpers zu löschen. Jesus antwortete ihr: „Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt.“ Da sagte die Frau zu ihm: „Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich keinen Durst mehr habe und nicht mehr hierher kommen muss, um Wasser zu schöpfen.“
Die Frau hat noch nicht verstanden, sie denkt noch an das mühsame Wasserschöpfen. Doch langsam beginnt Jesu Geist die Tiefe ihres suchenden Herzens zu öffnen. Sie ahnt, dass es um ihren Durst nach Leben, Angenommensein und Liebe geht. Aus Jesus selbst quillt eine barmherzige Liebe, die sie erfüllt.
Durst nach Leben und Liebe
Die Samariterin machte ihre Erfahrungen im Leben. Statt Glück, das sie suchte, kamen Enttäuschungen. Mit keinem der fünf Männer, die sie hatte, fand sie die wahre Liebe. Vielleicht war auch sie dazu nicht fähig. Jesus nimmt sie an. Sie findet Gottes Erbarmen und Gnade. Sie wird erfüllt von seinem Geist, sie trinkt Wasser des barmherzigen Gottes. Wir Menschen dürsten alle nach Liebe. Oft müssen wir falsche Glücksversprecher durchschauen, die aus unserem Haben-Wollen entspringen. Wir brauchen Zeit zum Lernen und Reifen. Es ist eine Gnade, wenn wir erkennen und uns danach ausrichten, dass wahre Liebe sich verschenkt und zuerst das Glück des andern sucht. Ein Mensch, der diesen Quell der Liebe entdeckt, trinkt bereits aus Gottes Huld und Erbarmen. Die Samariterin lief in die Stadt und bekannte Jesus als Messias vor ihren Landsleuten. Möge auch bei uns die Begegnung mit den wahren Tiefen der Liebe zur Gottesbegegnung werden, die wir weiter verkünden. Behalten wir das Wasser nicht für uns. Wir dürfen und sollen durch die Feier der Fastenzeit zu Zeugen der Hoffnung des Evangeliums werden.
Zoff im Volk Gottes - oder: Wir halten auch Klartext aus...
Streit, Auseinandersetzung, Konflikte...
Einig, geschwisterlich, harmonisch, ausgeglichen? Das sind Worte, die wohl kaum den Zustand unserer Welt im Jahr 2017 beschreiben. Eher im Gegenteil. Streit, Auseinandersetzung, Konflikte, Ringen um Wahrheit und Wahrheiten prägen unsere Zeit. Manche orakeln schon von der gespaltenen, zerrissenen Gesellschaft, und sehen das als Problemzeichen.
Nun, vielleicht ist ein Blick auf die Lesung aus dem Buch Exodus dazu hilfreich. Gestritten und gefetzt wurde auch schon damals, wie man hier nachlesen kann. Das Volk Gottes ist unterwegs, hat die Fleischtöpfe und die Knute des Pharaos hinter sich gelassen. Jetzt aber beginnt es sich zu ziehen, die Euphorie des Auszugs ist Geschichte, die Wüste zeigt ihre unbarmherzige Seite.
Durst
Nun kommt der Durst. Ich schlage vor, diesen Durst mal auch wörtlich zu nehmen - wie ist es, wenn man wirklich Durst bekommt, und nicht weiß, wo Wasser zu finden ist? Wie ist es, wenn einen, eine die Panik ergreift, und man mit schmerzender ausgedörrter Kehle weitergeht. Ich kann es nicht aus eigenen Erleben nachvollziehen, lebe ich doch in einem Land, das mit Wasser gesegnet ist. Aber wenn ich versuche mich ein wenig hinein zu fühlen, dann wird mir klar: dann würde ich auch sehr direkt werden. Ich würde mir kein Blatt mehr vom Mund nehmen, ich würde murren und schimpfen, und fragen: wer ist dafür verantwortlich?
So macht es das „Volk“: es geht seine Funktionäre wortwörtlich an, in dem Fall Mose. Die Leute murren, sie werden deutlich, sie beginnen Klartext zu sprechen. Weil eben was Lebensnotwendiges fehlt.
Und diese Dynamik, dieses Drängen erfasst auch Mose - und er spürt, jetzt wird es bedrohlich, jetzt muss was geschehen. Nur, er selber kann's nicht wenden, er hat aber zu seinem Glück ein göttliches Gegenüber, das es aushält, wenn Mose zu ihm schreit. Schreien wohlgemerkt, kein wohlgesetzten Worte, kein „Ich hätte da ein Anliegen...“, nein, es wird geschrien. Er schreit seine Not mit dem Volk heraus, weil das Volk ihn dazu nötigt. Eine spannende lebendige kraftvolle Beziehung wird hier deutlich. Und sie halten es aus: sowohl Mose als auch Gott. Und aus diesem Ringen heraus wird dann das Wunder möglich: die Härte des Felsens gibt das lebensrettende Wasser frei. Aber erst nach diesem intensiven Ringen, diesem Streiten auf verschiedenen Ebenen. Probe und Streit nennt Mose dann diesen Ort, an dem sich zeigen musste, ob die schönen Verheißungen halten.
Es darf gestritten werden
Was könnten wir daraus lernen? Nun, es darf gestritten werden, es geht nicht darum Konflikte zuzukuscheln und mit einer Harmoniesoße zu überziehen. Nein, wenn es drängend, wesentlich wird, dann ist auch Klartext nötig.
Das ist kein Argument fürs Schimpfen und Pöbeln, wie in den Untiefen des Internets öfters vorhanden, sondern dafür, darauf zu achten, wo hinter dem Lautwerden die wirkliche Not, der „Durst“ steckt. Wer laut schreit, muss nicht immer Recht haben, aber es kann was Wichtiges dahinter stecken, das all unserer Aufmerksamkeit wert ist.
In der Sozialen Arbeit hat man es öfters damit zu tun: Menschen werden in ihren wirklichen Nöten drängend, nehmen sich kein Blatt mehr vor dem Mund, werden deutlich. Klug sind dann diejenigen, die das aushalten, die das nicht krummnehmen, sondern sich fragen: was ist der Durst dahinter? Wenn man da hinhört, dann kommt Bewegung ins System, dann geht vielleicht was weiter. Vielleicht darf ja auch das gesellschaftliche Ringen in unseren Tagen so verstanden werden: es geht um wichtige wesentliche Fragen. Wir dürfen auch laut werden. Und wir haben das Recht auf Menschen in den entsprechenden Funktionen in unseren kirchlichen, sozialen und politischen Systemen, die das aushalten, die das hören können.
Gerade in Pastoral und Caritas haben wir darüber hinaus auch die Zusage von Gott: ich halte das aus, ich halte Euch aus, Ihr dürft lästig werden, bedrängend sein, Euch ehrlich machen. Es ist eine Beziehung, die auch intensiv werden darf, sich nicht nur im Hosianna erschöpfen muss, sondern auch das Schreien und Murren kennt. Eine Gnade eigentlich, was wir ausdrücken dürfen. Denn wenn's nicht ausgedrückt wird, dann wird das giftig, zersetzt, lähmt.
Wasser für den Durstigen, Brot für die Hungrige
Somit also auch eine Ermutigung zu schauen, wo hat das Volk wirklich Durst, wo ist seine Not? Und aus dieser Bedrängnis heraus können, ja sollen wir auch Gott bedrängen, Ringen um die Frage, wo wir dann Wasser finden. Denn darum geht es letztendlich: Wasser für den Durstigen, Brot für die Hungrige.
Dieses Anliegen ist wohl all unseres Engagements wert. Wenn wir andocken an den drängenden Themen, die Menschen bewegen, dann kommen auch wir in Bewegung. Dann drängt es auch uns dazu, aktiv zu werden, dann geraten auch wir selbstverständlich ins Handeln und werden so vielleicht da und dort auch wesentlich als Kirche. Wesentlich für die Linderung der Nöte der Menschen.
Und noch zum Schluss: Wo uns nichts mehr bedrängt, wo es nur mehr leise zugeht in unseren Kirchen, das Schreien verstummt oder gar nicht mehr zu hören ist - dort darf man sich zurecht die Frage stellen: sehen wir das „Volk“ noch, wissen wir noch, was sein Durst ist? Oder müssen wir uns schleunigst auf die Socken machen, rausgehen, zuhören, hingehen, wo es rau und direkt wird, wo man ungeschminkt Klartext redet? Und zur Ermutigung für ein solches „Wagnis“ - wir haben die Zusage: dort am Felsen, da wo man ansteht in aller Härte, da steht Gott vor uns und lässt uns nicht hängen!
© Mag. Wilfried Scheidl, DAS, Leiter Regional Caritas, Caritas Linz.
Drei Brunnen
Tief ist der Brunnen der Vergangenheit
Wir sollen heute tatsächlich eine Brunnentour machen! Wie viele Brunnen sind es wohl? Was meinen Sie? - An einem Brunnen spielt die Geschichte. Jakobsbrunnen. Der spendet seit urerdenklichen Zeiten frisches Wasser. Aus der Tiefe. Menschen kommen von weit her, um hier ihr Wasser zu schöpfen. Der zweite Brunnen - das ist die Frau, die Frau mit Vergangenheit. Aus ihr sprudelt die Sehnsucht heraus, aus der Quelle des Lebens zu schöpfen. Und der dritte Brunnen - das ist Jesus. Er verspricht lebendiges Wasser - und meint die unerschöpfliche Liebe Gottes. Also: Drei Brunnen. Jeder lädt ein, bei ihm zu verweilen.
Der erste Brunnen
Bleiben wir beim ersten Brunnen einmal stehen. Seit wann es diesen Jakobs-Brunnen gibt, weiß kein Mensch mehr zu sagen. Aber er ist sagenumwoben. Der Erzvater Jakob, Sohn Abrahams, soll hier schon sein Wasser geschöpft haben. Aber Jakob ist nicht irgendjemand. Mit seinem Namen verknüpft sich in besonderer Weise die Treue Gottes, die er seinem Volk geschworen hat. Jakob hat, wie eine alte Geschichte erzählt, sogar mit Gott gekämpft, sich dabei die Hüfte ausgerenkt - und den Ehrennamen "Israel" bekommen. Wer nach so langer Zeit immer noch und immer wieder zu diesem Brunnen kommt, steht nicht nur an einem Wasserloch - es ist, als Jakob hier höchstpersönlich steht und hilft, Wasser zu schöpfen. Wasser steht für Leben, für Überleben. Köstlich ist das Nass auf der Haut, es perlt auf der Zunge, es stillt den Durst. Aus trockener Erde sprießen die Pflanzen, die Blüten falten sich auf, sattes Grün legt sich über die Fluren. Wasser verspricht Zukunft, Wohlergehen, Wachstum und Gedeihen.
Heute kommt auch eine Frau an den Jakobsbrunnen. Ihren Namen weiß ich nicht. Nur: es ist eine Frau aus Samarien. Ihr gesellt sich Jesus zu. Was ihn wohl nach hier verschlagen hat? Normalerweise kommt kein Jude nach Samarien - alte, ganz alte Feindschaft. Ich könnte Ihnen etwas vom Pferd erzählen, aber seit wann es diese Feindschaft gibt, weiß kein Mensch mehr zu sagen. Nur, dass es immer schon so war.
Aber am Jakobsbrunnen begegnen sich heute zwei Menschen: die fremde Frau und Jesus. "Gib mir zu trinken", bittet Jesus. Es entspinnt sich ein Gespräch zwischen den beiden. Es fängt mit einem Krug an - und endet in einer Liebesgeschichte. Nur anders als die Liebesgeschichten sonst, von der so viele an einem Brunnen beginnen. "Gib mir zu trinken". Unversehens: wir sind jetzt beim zweiten Brunnen angekommen.
Der zweite Brunnen
Der zweite Brunnen ist in keiner Karte verzeichnet, er ist nicht mit Steinen umrandet, an ihm wird sich kein Mensch setzen können. Aber: er sprudelt. Er ist ganz tief. Die Frau, die fremde Frau - ist ein Brunnen.
Im Gespräch, das sich so locker ergibt, kommt heraus, dass sie Männergeschichten hat, Affären - oder Liebhaber? Jesus scheint in ihrem Herzen lesen zu können. Er sieht ihr Gesicht, er sieht in ihr Leben. Weil so vieles offen bleibt, haben Moralisten diese Geschichte immer schon ausgemalt - Jesus beteiligt sich nicht daran. Wenn schon Brunnen tief sind - wie tief sind Menschen? Was tragen sie mit sich herum, was können sie nicht erklären, wonach sehnen sie sich? Es geht doch nicht nur um - Männer- (oder Frauen-)geschichten...
Am Jakobsbrunnen sehen wir Jesus als Seelsorger. Nicht als Richter. Auch nicht als Ankläger. Ob die Frau den Mut hat, ihr Herz bei ihm auszuschütten? Ihm zu erzählen, was in ihrem Leben gelungen ist, was gründlich daneben ging, was sie noch für sich zu erhoffen wagt? An einem Brunnen, der selber eine Geschichte hat, löst sich eine Zunge. Was tief verborgen ist, darf in Worten sprudeln. Jesus fängt auf, was die Frau abgibt. Auf den ersten Blick sprechen die beiden in Rätseln - dann spüren wir, wie zugewandt und liebevoll Jesus die Frau anspricht. So erleben wir - in uns - den Wunsch dieser fremden Frau, von dem Wasser zu trinken, dass Jesus ihr schöpfen will. Die Bilder überschlagen sich fast: es geht nicht mehr um das Wasser, das in einem Krug von unten nach oben gezogen wird, das über Haut und Haar glitzert, das alles Trockene lebendig macht - Wasser steht für das Geschenk eines neuen Lebens.
Ich denke daran, was in dem Wort "Durst" alles angedeutet - und auch ausgesprochen wird: Der Durst nach Leben ... das Gefühl, zu wenig von dem Glück abzubekommen, das andere angeblich haben ... die Sehnsucht, geliebt und angenommen zu sein ... die Enttäuschung, etwas vermasselt zu haben - was versteckt sich nicht alles in den Männergeschichten, die diese Frau erzählen kann? Es sind viele Liebesgeschichten in der Welt. Geschichten von verschmähter, enttäuschter, gekaufter, zerbrochener Liebe. Den Durst nach Leben kenne ich...
Wir hören Jesus sagen: "Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt."
So kommen wir zu dem dritten Brunnen. Jesus.
Der dritte Brunnen
Im Gespräch zwischen Jesus und der Frau geht es hin und her, auch hoch her. Viele Einzelheiten huschen an meinem Ohr vorbei, ohne dass ich sie zu würdigen oder auch nur zu verstehen weiß. Vieles interessiert mich auch nicht. Alte Geschichten eben.
Aber hellhörig werde ich, wenn Jesus nicht nur von einem lebendiger Wasser zu erzählen weiß, sondern sich - selbst - als Wasser ins Gespräch bringt. Er gibt nicht nur das Wasser - er ist das Wasser des Lebens. Ein Brunnen, fürwahr! Das ist ein schönes, treffendes Bild. In ihm, bei ihm finden wir das Leben.
Schuldige werden frei gesprochen - und werden neu anfangen.
Bekümmerte können frei reden - und werden neu anfangen.
Verdammte sind frei geworden - und werden neu anfangen.
Dieser Brunnen ist tief. Schöpfen wir in ihm, tauchen wir in Gott ein. Der Brunnen steht für seine unergründliche Liebe, für seine Treue, die den vielen Rinnsalen des Lebens neues, lebendiges Wasser hinzutut. Dieser Brunnen versiegt nicht, er kann nicht einmal vergiftet werden - er stand schon im Paradies, im Himmel werden wir ihn auch finden.
In einem Lied heißt es:
Danket dem Herren, Schöpfer aller Dinge;
der Brunn des Lebens tut aus ihm entspringen
gar hoch vom Himmel her aus seinem Herzen.
Lobet den Herren!
O Jesu Christe, Sohn des Allerhöchsten,
gib du die Gnade allen frommen Christen,
dass sie dein' Namen ewig preisen, Amen.
Lobet den Herren!
Diese Brunnengeschichten - aus dem Evangelium - sind Liebensgeschichten.
Ich höre sie für mein Leben gern. Ich bin angenommen. Ich bin geliebt.
ER ist wirklich der Retter der Welt! Jetzt können Hoffnungen wieder aufblühen!
Und der Friede Gottes,
der höher ist als alle Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Jesus Christus,
unserem Herrn.
Wie Glaube in der Not wachsen kann
Eine Zeit der Ernüchterung
Die heutige Lesung aus dem Buch Exodus berichtet uns von einer schwierigen Situation der Israeliten in der Wüste. Mit fliegenden Fahnen war das Volk aus Ägypten ausgezogen. Der Sklaverei entkommen zu sein, die Freiheit erlangt zu haben, das erfüllte die meisten Israeliten mit überschwänglichen Gefühlen und phantastischen, paradiesischen Vorstellungen. Goldige Zeiten sah man auf sich zukommen, zumal man sich im Segen Gottes wusste. Sein Werk war es, dass ihnen die Flucht gelungen war. Davon waren die Israeliten überzeugt. Gott würde auch in Zukunft großartig für sie sorgen. Das waren ihre Vorstellungen und Erwartungen.
In der Wüste angekommen, kam für viele die Zeit der Ernüchterung. Das Volk lebte zwar in Freiheit, aber die alltägliche Mühe des Wüstenlebens war kein Honig-Schlecken. Auf dem Weg von Elim nach Sin ging ihnen das Brot aus. Mit dem Hunger verschwand zunehmend das Vertrauen in Gott. Anstatt die Hände bittend zu Gott zu erheben, murrte das Volk gegen Gott und Mose. In einer Umkehr und Rückkehr nach Ägypten sahen sie den Ausweg und die Lösung. Mose dagegen wählte den Weg des Gebetes und erbat Hilfe vom Himmel. Auf sein Gebet hin griff Gott erneut ein und bescherte dem Volk das Manna. Mit dem neuen Gefühl "Gott lässt uns nicht im Stich" setzten die Israeliten ihre Wanderung fort von Rastplatz zu Rastplatz.
Glaubenskrise
Und dann die neue Situation, von der wir soeben hörten. Es ist kein Wasser zu finden. In der Wüste kein Wasser finden, kommt einem Todesurteil gleich. Bittere Not führte die Israeliten erneut in die Glaubenskrise. Neues Murren und Aufbegehren gegen Gott und Mose stellte sich ein.
In dieser Situation tut Moses das einzig Richtige. Er schreit zu Gott. Ja in auswegloser Not dürfen wir Menschen unser Leid, unsere Not, unsere Angst schreiend vor Gott hintragen. Unser Herz darf sich melden mit all seiner Verzweiflung. Gott reagiert nicht pikiert oder entrüstet. Er versteht, dass uns in diesen Situationen nicht fromme Lieder oder Dankeshymnen über die Lippen kommen. Er tadelt uns nicht, wenn es das Leid ist - und nicht die Gleichgültigkeit, die unseren Glauben ins Wanken bringt. Zu Gott schreien dürfen wir nicht nur, wir sollen es tun, wenn unser Herz vom Leid überfließt.
Rückbesinnung auf Gottes Hilfe
Die Bibel gibt noch einen zweiten hilfreichen Hinweis für unsere Notsituationen. Gott heißt Mose, seinen Stab mitzunehmen - jenen Stab, mit dem Mose schon auf das Meer geschlagen hatte, woraufhin dieses den Weg freigab, damit die Israeliten hindurchziehen konnten. Dieser Stab ist kein Zauberstab, sondern ein Stab der Erinnerung an Gottes Hilfe und Beistand. In Notsituationen, die unser Vertrauen und unseren Glauben an Gott schwächen, ist die Rückbesinnung auf Gottes Hilfe in der Vergangenheit besonders wichtig. Diese Rückbesinnung kann uns die Hoffnung erhalten und uns vor zu schneller Verzweiflung bewahren. Sie erinnert uns vor allem daran, dass das Vertrauen in Gott, mit dem wir bereits Situationen in unserem Leben mit Gottes Hilfe gemeistert haben, richtig war.
In unserer Not vehement Gott bestürmen und uns der Hilfe Gottes in der Vergangenheit neu bewusst werden, sind Hilfsmittel, um uns in schwierigen Lagen selbst weiterzuhelfen. Der Text der heutigen Lesung könnte uns, oder will es sogar, daran erinnern, dass auch wir - wie Mose - für andere einstehen können. In der großen Not ist Mose offensichtlich der Einzige im Volk, der sich den Blick auf Gott bewahrt hat. Die Israeliten ermutigen sich nicht zum Gebet, sondern unterstützen und übertreffen sich gegenseitig im Murren. Diese Situation wiederholt sich immer wieder durch alle Jahrhunderte. Es bedarf zu allen Zeiten derer, die auch für andere einstehen und nicht nur für sich Rettung erflehen. So sollen auch wir, neben der Bitte für uns selbst, uns einladen lassen: Wenn wir schon die Not vieler nicht selbst beseitigen können, dass wir die letzte Chance, die uns bleibt, ergreifen, um im Gebet auch die Not der anderen vor Gott hinzutragen, wie Mose es tat.
Glaubenserfahrungen bezeugen
Um auf Geheiß Gottes Wasser aus den Felsen zu schlagen, nimmt Mose einige der Ältesten Israels mit sich. Sie können später bezeugen, dass er, Mose, nicht zufällig auf eine Quelle gestoßen ist, sondern dass Gott es war, der sich des Volkes erbarmte. Auch dieser Zeugen bedarf es zu allen Zeiten immer wieder. Menschen, die Gottes Hilfe selbst eindeutig erlebt oder bei anderen miterlebt haben, sollten nicht schweigen. Ihr Zeugnis, ruhig und sachlich vorgetragen, kann andere aufrichten, neuen Mut und neue Zuversicht schenken und ein Hochschaukeln der Verzweiflungsgefühle dämpfen.
Der Stab, den Mose mit sich führte, ein Erinnerungsstab an Gottes Heilshandeln, wird bei uns Christen ersetzt durch das Kreuz. Dieses sollen wir besonders in der Not deutlich umfassen. Wie Jahwe Israel den Weg durch die Wüste nicht ersparte, so kann auch unser Leben durch Durststrecken und Wüstennot gehen. In diesen Situationen nicht zu vergessen, das Kreuz in die Mitte zu rücken, kann uns Kraft schenken und den Glauben daran stärken: Wie Gott sich Israel als Retter kundtat, so will er auch uns Retter und Helfer sein. Durch Nichts und Niemanden kann uns dies tiefer aufgezeigt werden als durch das Kreuz und den, der durch Kreuz und Auferstehung unsere Lebensquelle wurde.
Begegnung am Brunnen
Am Brunnen
"In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, lebte ein König, dessen Töchter waren alle schön, aber die jüngste war so schön, dass die Sonne selber, die doch so vieles gesehen hat, sich verwunderte, sooft sie ihr ins Gesicht schien. Nahe bei dem Schlosse des Königs lag ein großer, dunkler Wald, und in dem Walde, unter einer alten Linde war ein Brunnen. Wenn nun der Tag recht heiß war, so ging das Königskind hinaus in den Wald und setzte sich an den Brunnen, und wenn es Langeweile hatte, so nahm es eine goldene Kugel, warf sie in die Höhe und fing sie wieder; und das war sein liebstes Spielwerk..."
Ihnen kommt die Geschichte bekannt vor? Es ist die Geschichte vom Froschkönig. Sie lässt sich schnell erzählen, aber auch wunderschön ausmalen: eine goldene Kugel fällt in den Brunnen, das Kind ist untröstlich und ein Frosch erbarmt sich seiner. Aus der Tiefe des Brunnens wird die Kugel wieder ans Tageslicht geholt. Wir sehen das Kind davon eilen. Ohne weiter auf den Frosch zu achten, ohne auch das Versprechen einzulösen: Den Frosch als "Geselle und Spielkamerad" mitzunehmen, gar Tisch und Bett mit ihm zu teilen.
Aufregend, wie die Geschichte weitergeht. Plitsch platsch, plitsch platsch. Dann steht der Frosch auf einmal vor der Tür. Dem Kind wird angst und bange. Aber der Vater, der König, besteht darauf, dass das gegebene Wort einzuhalten ist. Als der Frosch dann tatsächlich im Bett neben dem Mädchen schlafen will, wird er von ihr wütend an die Wand geworfen - und entpuppt sich als verhexter Königsohn. Jetzt ist er erlöst. Dieses Wort kommt tatsächlich vor: erlöst. Am Ende wird dann sogar noch der Diener wieder frei, der aus Kummer sein Herz in drei eiserne Bande gelegt hatte, damit es nicht zerspringt.
Im Märchen heißt es: Noch einmal und noch einmal krachte es auf dem Weg, und der Königssohn meinte immer, der Wagen bräche, aber es waren nur die Bande, die vom Herzen des treuen Heinrich absprangen, weil sein Herr erlöst und glücklich war.
Erlösungen
Wie komme ich jetzt nur auf diese Geschichte? Ich bin überrascht, aber auch entzückt. Diese Geschichte erzählt anmutig von Erlösungen. Das Mädchen wird erlöst, der Königsohn wird erlöst, der treue Heinrich wird erlöst.
In dieser Geschichte wird die Sehnsucht aufbewahrt, zurückzubekommen, was verloren gegangen ist. Es ist auch die Sehnsucht, dass ein Versprechen verlässlich ist, die Sehnsucht, einen Fluch zu überwinden.
Wir hören das Aufatmen. Die Beklemmung weicht.
Im Märchen kann ein Ball in den Brunnen fallen und wird von einem Frosch geholt.
Im Märchen kann ein garstiges Wesen an die Wand geklatscht werden und sich in einen Prinzen verwandeln.
Im Märchen können sich Ringe vom Herzen lösen und laut auf die Erde fallen.
Im Märchen...
Begegnung
Jetzt denke ich an die Frau, die auch an den Brunnen gegangen ist: Hier ist nichts verhext, eher alles verkorkst. Die Männergeschichten, die dunkel nach vorne kommen, stehen für verloren gegangene Illusionen, für verlorenes Leben. Auch für Schuld. Für Schuldverstrickungen. Für Moralisten taugt die Geschichte gleichwohl nicht. Moralisten machen es sich immer leicht. Aber leider immer nur sich selbst, nicht - anderen.
Was die Frau erlebt, vielleicht sogar erlitten hat, wird nicht einmal in Umrissen sichtbar. Aber wir sehen sie in einem Gespräch. In einem Gespräch mit dem Fremden. Was wir wissen, im Nachhinein sowieso, ist jetzt noch ganz offen. Welten treffen auf einander: Sie eine Frau aus Samaria - er, Jesus, ein Jude. Sie, eine Frau mit Geschichte - er ein Mensch, der zwischen den Zeilen zu lesen versteht.
Getrennt, verfeindet sogar sind beide "Nachbarn" seit Urzeiten. Die alten Geschichten werden einfach weitererzählt. Keiner weiß genau, wie und wann alles angefangen hat - nur: jede Seite pocht darauf, den richtigen Glauben zu haben, der Überlieferung treu ergeben zu sein und von Gott erwählt.
Aber spielt das eine Rolle? An diesem Brunnen? Wir treffen auf einen Menschen, der das lebendige Wasser sucht - nachdem Jesus von dem lebendigen Wasser gesprochen, sich selbst als das lebendige Wasser vorgestellt hat. Am Ende kommt heraus, dass der Fremde am Brunnen selbst die Fülle des Lebens verkörpert. Die Grenzen, sorgsam von Menschen gehütet, werden in diesem Gespräch durchlässig. Wir hören Jesus sagen:
"Wer von diesem Wasser (aus dem Brunnen) trinkt, wird wieder Durst bekommen;
wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt."
Lebendiges Wasser
Wenn ich mir vorstelle, was lebendiges Wasser ist, fallen mir die schönen Bilder ein:
Sprudelnd, rein, glänzend. Ich denke an einen Bergbach, höre sein Glucksen, sehe das Licht der Sonne in ihm. Diese Bilder stehen auch für die Liebe, die einen Menschen umfängt und ihn selbst zu einer Quelle macht. Wenn Jesus von dem lebendigen Wasser spricht, wird der Durst gestillt. Der Durst nach Liebe, Vergebung - und nach Anerkennung. Es ist, als ob ich meinen Kopf, müde nach einer langen Wanderung, einfach nur in kühles Nass tauche.
Dabei ist an diesem Brunnen, der den Namen des alten Jakob trägt, nicht von fremden Mächten die Rede, weder von bösen Geistern noch von Elfen, aber von eigener Verantwortung und Schuld. Am Brunnen werden die Zungen gelöst. An diesem Brunnen wird Leben geschenkt. Übrigens: wenn schon von Jakob die Rede ist - die alten Geschichten erzählen, dass bevorzugt am Brunnen Liebesgeschichten begannen. Jakob hätte jetzt gut mitreden können!
Ich kenne die Frau nicht, die am Jakobsbrunnen mit Jesus zusammentrifft. Aber ich lausche dem Gespräch, das die beiden miteinander führen. Durchaus selbstbewusst und kritisch. Es ist auch eine Liebesgeschichte - ein bisschen anders.
Liebe – ein bisschen anders
Paulus hat der Gemeinde in Rom geschrieben, dass die Liebe Gottes ausgegossen ist in unsere Herzen. Wie oft ich das Wort schon überlesen habe: ausgegossen. Kein Rinnsal, kein Tröpflein -ein Schwall, der sich über uns, ja, in uns ergießt. Ausgegossen - das Wort deutet die Fülle an. Aber auch die Großzügigkeit. Hier schauen wir Gott ins Herz!
Oft denke ich klein von der Liebe. Sie erscheint mir zerbrechlich. Ich sehe sie oft auch zerbrechen. Aber wenn ich so rede, trocknet die Liebe aus. Buchstäblich. Manchmal fühle ich mich so.
Paulus führt uns auf eine andere Fährte.
"Durch ihn - Jesus - haben wir auch den Zugang zu der Gnade erhalten, in der wir stehen, und rühmen uns unserer Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes.
Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist...
Gott hat seine Liebe zu uns darin erwiesen, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren."
Lassen wir die Worte auf der Zunge zergehen: Gnade erhalten - die Liebe Gottes ist ausgegossen - der Heilige Geist ist uns gegeben - seine Liebe ist uns erwiesen.
Ich schaue dann nicht auf das, was ich kann - oder auch nicht.
Ich schaue auf ihn. Seine Liebe ist ein unerschöpflicher Brunnen.
Neue Zeit
Im Märchen heißt es: In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat.
Im Evangelium wird Menschen eine neue Zeit nicht nur versprochen, sondern geschenkt.
Der Evangelist Johannes nimmt uns mit. An einen Brunnen. An den Jakobsbrunnen.
Wir werden zu Zeugen: Lebendiges Wasser gibt es wirklich.
Für Menschen, die ausgetrocknet, verbraucht, durstig sind.
Ich möchte nicht mehr, als diese Liebe mit anderen Menschen zu teilen.
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Gang zur Quelle
Zeit des Aufbruchs
Menschen aus unserer Pfarre haben mit viel Liebe ein Bild von Mose gemacht. Zuerst gab es den Entwurf, dann wurde die Zeichnung auf Holz gelegt, ausgeschnitten und angemalt. So steht ein "Mose von Tirol" vor uns. In der Hand hat er einen Wanderstab und am Sockel steht der Satz: Gott ist die Quelle.
Fastenzeit ist eigentlich die Zeit des Aufbruchs. Wer den Geist der Bibel erfassen will, für den sind Aufbruch und Unterwegsein ein zentrales Motiv der Bibel. Abraham hört auf den Ruf Gottes und zieht vom heidnischen Ur nach Kanaan. Mose führt seine Landsleute aus dem Sklavenhaus Ägyptens in das Gelobte Land. Damit soll auch ein innerer Aufbruch verbunden sein, ein Leben mit Gott.
Nebenbei möchte ich erwähnen: Unterwegsein ist keine Erfindung der Bibel oder der Romantik, sondern gehört zum Wesen des Menschseins. Migration hat es und wird es immer geben. Der Mensch sucht immer nach dem Glück.
"Wohlan denn mein Herz, nimm Abschied und gesunde", ist die letzte Zeile des Gedichts "Stufen" von Hermann Hesse. Ich muss stets das Alte zurücklassen und Neues wagen. Der Fluss ist erst am Ziel, wenn er im Meer angekommen ist. Erst wenn wir in die Unendlichkeit Gottes gelangen, wird unser Herz ruhig.
Das wandernde Gottesvolk
Wir sind das wandernde Gottesvolk. Die Idee vom wandernden Gottesvolk ist im Ersten Testament grundgelegt. Einem Theologen fällt auf, dass der Auszug aus Ägypten maßgeblich für die Gründung eines Gottesvolkes war, ja maßgeblich für die Entstehung der mosaischen Religion überhaupt. Die Israeliten haben Gott als einen erfahren, der nicht auf Seite der Mächtigen, sondern auf Seite der Kleinen steht. Gott wird als Befreier erlebt. Er erhöht die Niedrigen und beschenkt die Hungernden. Dieses Gottesbild war für die Nichtjuden revolutionär. Der Gedanke, dass Gott selbst die Menschen auf allen Wegen begleitet, war neu. Und dass Gott Sünder und nicht Gerechte beruft, war unerhört.
Ja Gott tut noch mehr. Er schenkt seinem Volk sogar ein Land und gründet die Stadt Sion (vgl. Ps 87). Er ist außerdem gegenwärtig im Tempel. Dieses auserwählte Volk überschüttet Gott mit Gnaden: Aus diesem Volk ist sogar der Messias, der Retter der Welt hervorgegangen. Es wundert mich nicht, wenn es im Psalm 87 heiß es: "Das Volk Gottes singt und tanzt: All meine Quellen entspringen in dir, o Gott".
Es tut mir leid, dass Christen einen großen Spalt zwischen dem Alten und Neuen Testament hineingetrieben haben. Es sind zwei Testamente, aber eine Bibel. Unsere Wurzeln stammen vom Judentum. Sind wir uns dessen bewusst? Sehen wir Gott auch als Befreier? In meiner Kindheit wurde Gott als Unterdrücker dargestellt. Hat man damals das Alte Testament vergessen? Ich bin in der Nazizeit aufgewachsen. Da wurde das Alte Testament als Erfindung des Judentums abgekanzelt. Ich bin der Meinung, dass Gott auch hinter dem Ersten Testament steht. Wie ein roter Faden zieht sich in der Bibel der Gedanke, dass Gott einer ist, der für die Menschen da ist. Und in Christus wird offenbar, dass Gott sich sogar für die Menschen opfert. Trotzdem fallen die Menschen immer wieder von Gott ab. Der Tanz um das goldene Kalb setzt sich fort. Das goldene Kalb heute ist nach Anselm Grün ("Die Bibel verstehen", Freiburg 2010, S.58) der eigene Erfolg. Doch wie lange hält der Erfolg des Menschen?
Nicht die Gottesfrage, sondern die Gottesbeziehung ist das Problem unserer Zeit. Wie viele Menschen beten heute noch? Ignatius von Loyola behauptet: "Die wichtigste Viertelstunde des Tages ist vor dem Schlafengehen". Da lege ich die Last und Lust des Tages vor Gott hin. Da verwandelt sich alle Bitterkeit des Tages in Segen.
Zeit der Gnade
Fastenzeit ist die Zeit der Gnade, die Zeit der Umkehr. Heute würde Mose uns zurufen: "Ihr seid in dieser Welt nur Vorübergehende, Pilger, Wallfahrer, Wanderer ! Liebt die Dinge der Welt, aber verliert euch nicht an sie. Die Welt ist eine Brücke. Geht auf ihr hinüber, aber bleibt nicht darauf stehen. Wir sind noch nicht bei der Quelle, wir sind noch nicht am Ziel. Mose würde uns heute zurufen: " Wir haben hier keine Bleibe. Das Gelobte Land ist das Reich Gottes. Wir sind Gottes Eigentum und kehren zu ihm zurück".
Fürwahr wir leben heute in eine Risikogesellschaft, die Angst hat Hochkonjunktur. Aber die Medizin hat Gott als heilsamen Faktor entdeckt. Jesus ist der Heiland. In ihm wohnt die Fülle Gottes (Kol 1,19). Nach Paulus (1Kor10,4) ist Christus der Fels, aus dem alle Quellen entspringen. Er führt vom Dunkel zum Licht, vom Tod zum Leben. Wenn wir die Zukunft beurteilen, können wir nicht pessimistisch genug sein. Aber vergessen wir nicht: Unsere wahre Zukunft ist Christi Gegenwart.
Auch wir schweben zwischen Angst und Vertrauen. Wenn wir aber zur Quelle, zu Christus zurückkehren, dann verwandelt sich alles in Segen. "Nur in der Umkehr zum Herrn liegt unsere Rettung" (Jes 30,15), gelangen wir zur Quelle.
Die Frau am Jakobsbrunnen
Die Begegnung der samaritischen Frau und Jesus hatte ihren Ort in Samarien. Dort befand sich der sog. Jakobsbrunnen, weil der Stammvater Jakob ihn seinen Sohn Josef vermacht hatte. Weil Jesus müde war, setzte er sich an den Brunnenrand. Jesus war kein Supermensch. Er konnte müde werden wie auch wir es nicht nur am Abend, sondern es auch manchmal tagsüber sind. Wenn wir müde werden, brauchen wir uns nicht darüber zu ärgern. Und Jesus hatte auch Durst. Deshalb redet er die Frau an und bittet sie, ihm zu trinken zu geben. Die Frau war erstaunt darüber, weil Juden keinen Umgang mit den Samaritern pflegten, denn die Juden aus Judäa und Galiläa meinten, allein das Heil gepachtet zu haben - vergleichbar mit uns, wenn wir meinen, den Protestanten gegenüber allein im Vollbesitz der Wahrheit zu sein.
Jesus beurteilt die Menschen nicht nach ihren Worten, sondern nach ihren Taten. Dies zeigt er in dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter, der sich des unter die Räuber gefallenen Menschen annahm, während ein Priester und ein Tempeldiener vorüber gingen. Ihnen war der Tempeldienst in Jerusalem wichtiger als eine mitmenschliche Hilfeleistung. Oder nehmen wir die Heilung der zehn Aussätzigen. Nachdem sie sich nach ihrer Heilung den Priestern gezeigt hatten, war nur einer zurückgehrt, um Jesus zu danken. Und das war ein Samariter. Auf uns übertragen, wir treffen auf viele gute Menschen außerhalb der Kirche. Sie leben das Evangelium, ohne es zu kennen. Und innerhalb der Kirche gibt es leider solche, die ihren Glauben nicht leben.
Lebendiges Wasser.
In unserer Geschichte entspinnt sich nun ein Gespräch zwischen Jesus und der Samariterin. Wenn du wüsstest, sagt Jesus, wer dich um Wasser bittet, dann hättest du ihn gebeten, dass er dir lebendiges Wasser zu trinken gibt. Die Frau missversteht Jesus. Sie antwortet, das ginge doch nicht, er hätte ja kein Schöpfgefäß und der Brunnen sei sehr tief. Das lebendige Wasser, von dem Jesus gesprochen hatte, meint jedoch kein Wasser, wie wir Menschen es kennen und das nur zeitweilig den Durst löschen kann. Jesus sagt: Wer von dem Wasser trinkt, das ich geben werde, der wird niemals mehr Durst haben. Es wird in ihm zu einer sprudelnden Quelle werden, aus der ewiges Leben quillt. Diese bildliche Rede will besagen: Jesus selbst ist es, der dieses unzerstörbare Leben schenkt. Für dieses Leben steht das Bild eines Wassers, das nie versiegt. Für den, der diese Botschaft im Glauben annimmt, wird Jesus zu einem unversiegbaren Lebensquell.
Anbeten im Geist und in der Wahrheit
Als die Frau sieht, dass hier ein ungewöhnlicher Mensch zu ihr spricht - sie nennt ihn einen Propheten - rückt sie mit einer Frage heraus. Ihre Vorfahren haben Gott auf dem Berg Garizim in Samarien angebet. Ihr Juden aber meint, Jerusalem sei die Stätte, wo man in rechter Weise anbeten muss. Jesus lässt sich nicht auf eine Diskussion ein, ob richtig oder falsch. Er weist hin auf die allen Menschen von Gott eröffnete Zukunft. Das verheißene Heil nimmt zwar seinen Weg über das Volk Israel, doch es weitet sich aus auf alle Menschen. Und so kann Jesus sagen: Es kommt die Zeit und sie ist jetzt schon angebrochen, dann werden die wahren Anbeter Gott, den Vater, im Geist und in der Wahrheit anbeten. Geist meint nicht eine vom Menschen erzeugte Innerlichkeit, sondern den von Gott geschenkten lebendig machenden Geist. Und Wahrheit ist die von Jesus erschlossene Wirklichkeit Gottes. Wer sich ihr öffnet, erfährt eine von Gott bewirkte Umwandlung des Herzens. Dies kann dann auch in Menschen anderer Religionen geschehen, so dass wir uns von einem Alleinanspruch des Christentums lösen sollten.
Die Geschichte der Begegnung Jesu mit der samaritischen Frau mündet ein in eine Selbstoffenbarung Jesu. Die Frau weiß von einer Ankündigung des Messias, der Rettung bringen wird. Jesus sagt zu ihr: Ich bin es, der mit dir spricht. Es heißt dann, dass viele Samariter auf das Wort der Frau hin zum Glauben an Jesus. So können auch wir wie diese Frau unseren Glauben an Jesus, dem Messias und Sohn Gottes weitergeben du bezeugen. Mehr noch durch unser Handeln aus dem Geiste Jesu als durch Worte.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter (2017)
Lieder:
GL 81: Lobet den Herren alle, die ihn ehren (4. Str.)
GL 140: Kommt herbei, singt dem Herrn
GL 211: Wir rühmen dich, König der Herrlichkeit
GL 221: Kündet allen in der Not (3. Str.)
GL 358: Ich will dich lieben, meine Stärke
GL 360: Macht weit die Pforten in der Welt (4. Str.)
GL 377: O Jesu, all mein Leben bist du
GL 385: Nun saget Dank und lobt den Herren
GL 395: Den Herren will ich loben
GL 397: All meine Quellen entspringen in dir (Kanon)
GL 414: Herr, unser Herr, wie bist du zugegen
GL 425: Solang es Menschen gibt auf Erden
GL 427: Herr, deine Güt ist unbegrenzt (2. Str.)
GL 428: Herr, dir ist nichts verborgen
GL 453: Bewahre uns Gott, behüte uns Gott
GL 460: Wer leben will wie Gott auf dieser Erde
GL 491: Ich bin getauft und Gott geweiht
Kehrverse und Psalmen:
GL 37: Der Herr ist mein Hirt; erführt mich an Wasser des Lebens - Mit Ps 23 - VI.
GL 312,6: Freudig lasst uns schöpfen lebendige Wasser aus den Quellen des Heiles - Mit Psalm 100 (GL 56,2) oder mit Psalm 147 (GL 78,2) - V.
GL 312,8: Wie der Hirsch verlangt nach frischem Wasser, so verlangt meine Seele, Gott, nach dir - Mit Psalm 100 (GL 56,2) oder mit Psalm 147 (GL 78,2) - V.
GL 420: Meine Seele dürstet nach dir, mein Gott - Mit Psalm 67 (GL 46,2 oder mit Psalm 103 (GL 57,2) oder mit Psalm 115 (GL64,2) - II.
- Einleitung5
Norbert Riebartsch (2020)
Jesus hat sich für mich viel Zeit genommen. Wer möchte das nicht gerne sagen können? Die Samariterin am Jakobsbrunnen konnte es. Diese Begegnung war ein Weg durch ihre Liebe, ihre Bedürfnisse, ihre Niederlagen und ihre nicht endende Hoffnung. Gerade die Hoffnung hat Jesus gestärkt.
Jesus, die Grundlage der Hoffnung, bitten wir:
(Texte zum vorlesen des Evangliums mit verteilten Rollen: Download als PDF - Download als RTF)
Bernd Kösling (2017)
Die politischen Diskussionen der letzten Tage sind von der Frage geprägt, wie Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen sowie ganze Staaten miteinander umgehen sollen. Die Angst vor Überfremdung und Verlust der eigenen Identität bestimmt das Fühlen und Denken vieler Menschen. Groß sind die gegenseitigen Vorbehalte und Ressentiments.
Neu ist das nicht. Im heutigen Evangelium werden wir Zeuge der Begegnung einer samaritischen Frau und des Juden Jesus. Die Juden, so sagt es das Evangelium ausdrücklich, verkehren nämlich nicht mit den Samaritern. Aber beide lassen sich auf die Begegnung und das gemeinsame Gespräch ein. Beide kommen verändert aus dem Gespräch heraus. Die Frau erkennt in ihm den langerwarteten Messias. Jesus entschließt sich dazu, bei den Samaritern zu bleiben und zunächst nicht weiter zu ziehen.
Warum sollte dies nicht auch jetzt in dieser eucharistischen Feier möglich sein? Wenn wir uns auf die Begegnung mit Christus einlassen, verändert dies vielleicht auch uns. Lassen Sie uns in dieser Offenheit den Herrn in unserer Mitte begrüßen:
Hans Hütter (2014)
Aus welchen Quellen sie seelische Kraft schöpfen können, beschäftigt viele Menschen, die von ihrem Beruf oder durch ihre familiäre Situation besonders gefordert werden. Die Begegnung mit Gott als Lebens-Kraft-Quelle ist bei nicht wenigen aus der Mode gekommen.
Jesus ruft uns zu: "Wer Durst hat, komme zu mir, und es trinke, wer an mich glaubt. Aus seinem Inneren werden Ströme von lebendigem Wasser fließen". Wir haben uns um seinen Tisch versammelt, weil uns die Begegnung mit ihm in unvergleichbarer Weise stärkt und Kraft gibt.
Am Beginn dieser Feier rufen wir ihm zu:
Klemens Nodewald (2014)
Was wir an Gott besonders schätzen, ist neben seiner Liebe zu uns seine Hilfe und sein Beistand. Er steht zu seinen Zusagen. Sich darauf zu besinnen, hilft uns, die Verbindung zu Gott zu stärken. Dieses Anliegen verfolgt der Verfasser der heutigen alttestamentlichen Lesung. Er möchte uns den Wert der Erinnerung an das Heilswirken Gottes aufzeigen.
Manfred Wussow (2011)
Das Evangelium führt uns heute zu einem Brunnen. Jesus begegnet dort einer Frau in einem fremdgewordenen und abgeschriebenen Landstrich. Von ihr lässt er sich Wasser reichen, ihr verspricht er "lebendiges Wasser".
Manchmal spüren wir, wie abgestanden, vertrocknet unser Leben ist. Im 25. Psalm heißt es:
Meine Augen schauen stets auf den Herrn;
denn er befreit meine Füße aus dem Netz.
Wende dich zu mir und sei mir gnädig;
denn ich bin einsam und gebeugt.
(Ps 25, 15-16)
Lasst uns um Gottes Erbarmen bitten.
- Bußakt1
Manfred Wussow (2011)
Herr,
ich sehne mich nach einem glücklichen und vollendeten Leben.
Aber meine Quellen versiegen.
Ich bin müde.
Herr, erbarme dich.
Herr,
du schenkst mir deine Liebe.
Es fällt mir aber schwer, sie mit anderen Menschen zu teilen.
Ich bin auf mich fixiert.
Christus, erbarme dich.
Herr,
schütte deinen Geist über uns aus.
Dann wächst selbst in einem dürren Land die Hoffnung.
Leere Worte füllen sich mit Leben.
Herr, erbarme dich.
- Kyrie6
Beatrix Senft (2023)
Herr, Jesus Christus,
du bist gekommen, die friedvoll Liebe des Vaters zu künden.
Herr, erbarme dich.
Du brachtest uns Hoffnung für unser Leben,
weil du von der barmherzigen Gnade Gottes kündetest.
Christus, erbarme dich.
Du schenktest uns das Wasser der Lebendigkeit.
Herr, erbarme dich.
Edith Furtmann (2023)
Herr Jesus Christus,
Du spendest lebendiges Wasser.
Herr erbarme Dich.
In Geist und Wahrheit sollen wir Gott anbeten.
Christus erbarme Dich.
Du stärkst uns,
damit wir Dein Werk auf Erden weiterführen.
Herr erbarme Dich.
Norbert Riebartsch (2020)
Herr Jesus,
der du einen Menschen ansprichst, um ihn zu beschenken.
Kyrie, eleison.
Her Jesus,
der du auf das schaust, was diesen Menschen ausmacht.
Christe, eleison.
Herr Jesus,
der du die Menschen wachsen lässt, die deine Nähe suchen.
Kyrie, eleison.
Bernd Kösling (2017)
GL 161: Du rufst uns Herr, trotz aller Schuld
Hans Hütter (2014)
Herr, Jesus Christus,
du gibst lebendiges Wasser,
das den Durst nach Leben stillt.
Herr, erbarme dich.
Du gibst dich selbst als Speise,
die vom Himmel herabgekommen ist.
Christus, erbarme dich.
Du wirst in uns zur sprudelnden Quelle,
deren Wasser ewiges Leben schenkt.
Herr, erbarme dich.
Klemens Nodewald (2014)
Wenden wir uns zunächst Gott zu mit der Bitte,
unser Herz für ihn und seine Liebe zu öffnen.
Herr Jesus Christus,
du warst ein Zeuge der Liebe Gottes in Wort und Tat.
Herr, erbarme dich.
Du begleitest uns mit deiner Hilfe auf unseren Lebenswegen.
Christus, erbarme dich.
Du bist auch in unseren Nöten, Ängsten und Leiden fest an unserer Seite.
Herr, erbarme dich.
Es erbarme sich unser der Herr.
Er sei uns die Quelle, aus der wir Kraft, Hoffnung und Vertrauen schöpfen.
Ihm sei Dank und Lobpreis zu jeder Zeit. - Amen.
- Tagesgebet2
Messbuch - TG Fastenzeit 3 So: lass uns Vergebung finden
Gott, unser Vater,
du bist der Quell des Erbarmens und der Güte,
wir stehen als Sünder vor dir,
und unser Gewissen klagt uns an
Sieh auf unsere Not und lass uns Vergebung finden
durch Fasten, Gebet und Werke der Liebe.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 3. Fastensonntag
Messbuch - TG Auswahl 25: Sieh unsere Sehnsucht nach Glück
Gott.
Du bist uns nahe,
noch bevor wir zu dir kommen.
Du bist bei uns,
noch bevor wir uns aufmachen zu dir.
Sieh deine Gemeinde, die auf dich schaut:
Sieh unsere Sehnsucht nach Glück,
unseren Willen zum Guten
und unser Versagen.
Erbarme dich unserer Armut und Leere.
Fülle sie mit deinem Leben,
mit deinem Glück,
mit deiner Liebe.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Auswahl 25
- Eröffnungsgebet4
Sonntagsbibel
Gott,
in der Taufe hast du uns im lebendigen Wasser
von Schuld befreit und als deine Kinder angenommen.
Gib uns die Kraft, dieser Berufung treu zu bleiben.
Durch Christus, unseren Herrn.
Beatrix Senft (2023)
Vater im Himmel,
unser tägliches Leben dörrt uns oft aus
und wir wissen gar nicht mehr,
wonach es uns eigentlich dürstet.
Führe uns neu zu den Quellen,
die uns in deinem Sohn Jesus Christus geschenkt sind,
damit wir wieder spüren können,
wessen unser Inneres bedarf, um lebendig zu sein.
Das erbitten wir durch ihn,
Jesus, unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Norbert Riebartsch (2020)
Gott des Lebens,
dein Sohn hat deinen Willen erfüllt
und ist Menschen mit deiner Liebe begegnet.
Lass uns heute mit unserem Alltag sein Wort hören,
damit sich seine befreienden Worte
in unserem Herzen entfalten.
Darum bitten wir durch ihn,
deinen Sohn, den du uns gesandt hast. – Amen.
Manfred Wussow (2011)
Treuer, barmherziger Gott,
wir denken an die letzten Tage.
Wir danken dir für die Menschen,
mit denen wir gerne ein Stück Weg gemeinsam gingen,
denen wir aber auch vieles schuldig blieben.
Vieles, was wir taten, gelang uns,
manches ist uns unter den Händen zerronnen,
manches hinterließ eine Leere in uns.
Lass uns bei dir Kraft schöpfen,
Klarheit über unser Leben gewinnen
und im Glauben reich werden.
Dann mache uns zu Brunnen,
die frisches Wasser spenden und Ruhe gewähren.
Durch Christus, unseren Herrn.
- Fürbitten10
Renate Witzani (2023)
Versöhnung und Friede sind Gaben Gottes.
Um sie lasst uns ihn bitten:
Um einen neuen Aufbruch in der Ökumene im gemeinsamen Glauben an dein Erlösungswerk und der Berufung zur Nachfolge.
Um Zugang zu sauberem Trinkwasser und das stete Ringen um humane Lebensbedingungen für alle Menschen weltweit.
Um ein Klima des Vertrauens in den Familien, der Arbeitswelt und den diversen Institutionen, das ermöglicht das anzusprechen, was der Einzelne wirklich braucht.
Um Freude, Lebenskraft und Neugierde für alle, die verhärtet und in Sorgen und Trübsal gefangen sind.
Um die Hoffnung auf ein neues Leben in deiner Gegenwart für unsere Verstorbenen.
Gott allen Lebens!
Deine Liebe und Barmherzigkeit hat für uns Glaubende ein Gesicht, nämlich Jesus, der durch sein Leben, Sterben und Auferstehen für uns zum Retter geworden ist. - Amen.
Edith Furtmann (2023)
Guter Gott,
Dein Sohn ist die Quelle unseres Lebens
Wir bitten Dich:
Für alle Menschen, die sich in dieser Zeit auf die Taufe vorbereiten.
Sei Du ihnen Quelle des Lebens.
Für alle Kinder, die sich auf die Erstkommunion vorbereiten.
Schenke ihnen Freude am Glauben
und die Gewissheit, dass Du bei ihnen bleibst.
Unbeachtet von der Öffentlichkeit spitzt sich im Heiligen Land die Situation wieder zu.
Hilf Israelis und Palästinensern, dass sie aufeinander zugehen können
und lernen, miteinander zu kommunizieren,
damit endlich Frieden werden kann in ihrer Heimat.
Wasser wird immer mehr zum Problem in der Welt – auch hier bei uns in Deutschland.
Hilf uns, zu erkennen, was wir tun können, damit alle Menschen Zugang zu sauberem Wasser haben und Dürren und Überflutungen nicht immer weiter zunehmen.
Immer wieder bleiben wir stecken auf unseren eingefahrenen Wegen,
sehen, dass es anderen Menschen schlecht geht und halten doch Distanz,
um unser eigenes Leben in den eingefahrenen Bahnen weiterführen zu können.
Lass uns erkennen, wo wir Quell des Lebens für andere sein können.
Wir beten für die Kranken und Sterbenden.
Stehe ihnen bei mit Deiner Liebe.
Tröste und stärke die Trauenden
und nimm unsere Verstorbenen auf in Dein Reich.
Denn Du willst, dass alle Menschen Dein Wort als Quell des Lebens begreifen.
Stärke und begleite uns auf der Suche nach unserem Platz in der Nachfolge Jesu.
Darum bitten wir durch Jesus Christus unseren Bruder und Herren. – Amen.
Norbert Riebartsch (2020)
Die Menschen in Sychar spürten, dass Jesus ihnen Hilfe geben kann. Und sie nahmen diese an.
Herr, wir bitten dich für Menschen, die Hilfe gebrauchen:
V./A.: Herr, sei Begleiter des Lebens
Wir bitten dich für alle Menschen,
die sich enttäuscht zurückgezogen haben.
Wir bitten dich für alle Menschen,
die ihre Schuld ahnen und sich schämen.
Wir bitten dich für alle Menschen,
die einen Impuls für ein Weiter gebrauchen.
Wir bitten dich für alle Menschen,
deren Sehnsucht nach Leben verschüttet ist.
Wir bitten dich für alle Menschen,
die ihrem Elend hilflos gegenüberstehen.
Wir bitten dich für alle Menschen,
die heute sterben und für die, die deine Wahrheit schauen.
Denn wo immer du Hilfe bist, zeigt sich deine Größe und Liebe.
Auf die hoffen wir heute, in dieser Woche und in Ewigkeit. - Amen.
Renate Witzani (2020)
Zu Jesus, der um unsere tiefe Sehnsucht nach einem erfüllten Leben weiß, kommen wir mit unseren Bitten:
Um Freude aus unserem Glauben an dich, damit wir wirksam und überzeugend deine Botschaft verkünden und bezeugen können.
Um eine hoffnungsvolle Haltung in den vielen aktuellen Krisensituationen, in denen wir zwischen Panikmache, Realitätsverlust und Resignation schwanken.
Um eine gute Begleitung für alle, die sich in diesen Wochen auf den Empfang der Taufe vorbereiten.
Um Menschen, die offen und vorurteilsfrei anderen zuhören und ihnen so eine Möglichkeit bieten, sich selbst besser kennenzulernen.
Um deine Nähe für unsere Verstorbenen, in der ihr Durst nach ewigen Leben gestillt ist.
Worauf wir letztlich bauen und wie wir mit unserer tiefen Sehnsucht nach einem erfüllten Leben umgehen, entscheidet sich in unserer Beziehung zu dir Christus, unserem Herrn und Erlöser.
Dir glauben und vertrauen wir, auf dich hoffen wir und für deine Liebe danken wir dir, heute und bis in Ewigkeit. - Amen.
Bernd Kösling (2017)
Wir vertrauen darauf, dass Gott in dieser Stunde in unserer Mitte ist und unsere Bitten hört.
Deshalb rufen wir zu ihm:
Gott, unser Vater - Wir bitten Dich erhöre uns!
Jesus war von der Reise ermüdet und setzte sich zum Ausruhen an den Brunnen.
Wir bitten für alle, die von der Last des Lebens müde geworden sind,
denen die Kraft zum Leben fehlt, für die,
die keine Perspektive für eine gute Zukunft mehr sehen.
Jesus hatte Durst und bat um einen Schluck Wasser.
Wir beten für die, die heute an unsere Türen klopfen und um Hilfe bitten.
Für die, die öffnen und tun, was sie können.
Wir beten auch für, die bewusst ihre Türen verschlossen halten.
Die samaritische Frau war fünfmal verheiratet.
Wir beten für die Menschen, deren Beziehungen zerbrochen sind.
Für die, die sich schwer miteinander tun.
Für die Kirche und unsere Gemeinden, damit wir die Türen auch für diese Menschen offen halten.
Die samaritische Frau bittet Jesus um das Wasser des Glaubens.
Wir beten für die Menschen, die mutig den Glauben bezeugen
und an andere weiter geben.
Wir beten für die, die sich in unseren Gemeinde auf die Taufe vorbereiten.
Wir beten aber auch für die, die am Glauben zweifeln oder ihn verloren haben.
Gott, unser Vater.
Wir danken Dir für deine Liebe, die du in Jesus Christus, deinem Sohn schenkst.
Uns - und allen Menschen.
Dafür loben und preisen wir dich heute und in Ewigkeit. – Amen.
Renate Witzani (2017)
Lasst uns zu Jesus beten,
der uns jetzt im Wort der Schrift und im Brot,
das wir miteinander teilen, begegnet:
Seit 2 Jahrtausenden bewahrt deine Kirche das Wort der Schrift, erklärt und deutet es.
Dein Wort schenke uns Leben, Hoffnung und Halt.
Die Menschen in Nepal leiden nach wie vor unter den Folgen des Erdbebens vor 2 Jahren, Bildungsnotstand und Armut.
Hilf, dass unser Fasten zu einem Zeichen der Solidarität mit ihnen wird.
Österreichweit werden heute neue Pfarrgemeinderäte gewählt.
Lass alle Getauften ihre Verantwortung für deine Kirche erkennen und ihre Gemeinden mitgestalten.
Lebendiger Glaube braucht Menschen, die ihn bezeugen und daraus leben.
Stärke in uns Glaube und Liebe.
Du, Christus, bist für uns gestorben,
damit wir würdig werden, dich auf ewig zu schauen.
Beten wir für alle unsere Verstorbenen.
Du, Herr, hast Worte ewigen Lebens.
Du bist wirklich der Retter der Welt.
Dich loben und preisen wir,
denn du bist uns Weg, Wahrheit und Leben. - Amen.
Hans Hütter (2014)
Herr, Jesus Christus,
du hast den Menschen am Jakobsbrunnen gegeben,
was sie zum Leben brauchen.
Wir bitten dich:
Um Durst nach dem lebendigen Wasser
für alle unsere Angehörigen und Freunde,
die ihr Leben ohne dich gestalten.
Um Wasser und Nahrung für alle Menschen,
die sich nur selten satt essen können.
Um die Freiheit, die eigenen Überzeugungen leben zu können,
für alle, die um ihres Glaubens willen unterdrückt und verfolgt werden.
Um Frieden und Gerechtigkeit für alle, die ausgebeutet werden
und unter menschenunwürdigen Bedingungen leben müssen.
Um Heilung für alle, die von ihrem Lebensdurst
in eine krankhafte Sucht geführt worden sind.
Um ein erfülltes Leben in Gottes Gegenwart für alle,
die allzu früh aus dem Leben gerissen worden sind.
Herr, gib auch uns das lebendige Wasser,
das in uns zur sprudelnden Quelle wird
und ewiges Leben schenkt. - Amen.
Klemens Nodewald (2014)
Guter Gott,
im Vertrauen auf deine Hilfe kommen wir mit unseren Nöten und Sorgen zu dir
und bitten dich:
Für alle Menschen, die stumm geworden sind in ihrem Leid:
Zeige dich ihnen mit der ganzen Fülle deines Erbarmens.
Gott, du unser Helfer und Beistand...
Schenke uns Kraft und Mut, die Wüstenstrecken unseres Lebens
im Vertrauen auf dich anzunehmen und zu meistern.
Gott, du unser Helfer und Beistand...
Bestärke alle, die die öffentliche Meinung prägen,
Zeichen der Hoffnung nicht unerwähnt zu lassen.
Gott, du unser Helfer und Beistand...
Hilf uns, für die Kraftquellen unseres Lebens nicht blind zu sein.
Gott, du unser Helfer und Beistand...
Segne, die du berufen hast zu Leitungsaufgaben in deiner Kirche und in der Gesellschaft.
Gott, du unser Helfer und Beistand...
Schenke allen Verstorbenen Leben in Fülle und die Gemeinschaft mit dir.
Gott, du unser Helfer und Beistand...
Gott, du Freund der Menschen,
von dir kommt uns Hilfe und Segen.
Dafür wollen wir dir danken und dich preisen
alle Tage unseres Lebens. - Amen.
Manfred Wussow (2011)
Wir haben uns heute im Evangelium an einem Brunnen versammelt.
Wir begegnen einer fremden Frau und Jesus.
Er spricht von dem lebendigen Wasser und schenkt sich selbst
Mit den vielen, die an ihn glauben und ihn "Retter der Welt" nennen,
freuen wir uns, zu ihm zu gehören.
Wir beten:
Für die Menschen, die eine Durststrecke durchmachen, vertrocknet und ausgebrannt sind und sich auf den Tag freuen, noch einmal neu das Leben zu schmecken.
Wir rufen: Bleibe bei uns, Retter der Welt.
Für die Menschen, die falschen Hoffnungen erlegen sind, den bitteren Nachgeschmack auf der Zunge haben und nach frischem Wasser dürsten.
Wir rufen: Bleibe bei uns, Retter der Welt.
Für die Menschen, die alles mit ihrem Hass und Misstrauen vergiften, kein Glück teilen und auch kein Glück erwarten.
Wir rufen: Bleibe bei uns, Retter der Welt.
Für die Menschen, die in der "Dritten Welt" Brunnen graben, für sauberes Trinkwasser sorgen und karge Landschaften bewässern.
Wir rufen: Bleibe bei uns, Retter der Welt.
Für die Menschen, die sich um Wasserrechte kümmern, Konflikte zu lösen helfen und die natürlichen Ressourcen vor Verschmutzung und Missbrauch schützen.
Wir rufen: Bleibe bei uns, Retter der Welt.
Für die Menschen, die nicht mehr trinken können, künstlich ernährt werden und mit dem Tod ringen.
Wir rufen: Bleibe bei uns, Retter der Welt.
Im Evangelium wird an einem Brunnen Jesu Herrlichkeit offenbar.
Wir danken ihm für das "lebendige Wasser".
Dass andere Menschen bei uns Hoffnungen, Beistand und Liebe schöpfen können,
darum bitten wir durch Christus, unserem Herrn.
Zitat (2011)
Meditative Fürbitten in der Tradition der Prosphonese:
Herr, mein Gott,
du bist meine Stärke,
gerade wenn ich schwach bin.
Wenn ich unsicher werde,
lass mich sagen: Ich bin sicher.
Wenn die Angst mich überfällt,
lass mich sagen: Ich fürchte mich nicht.
Wenn Traurigkeit mich bedrückt,
bist du meine Stärke und mein Trost.
Herr Jesus Christus,
ich bitte ich
für Mühselige und Beladene,
für Kranke und Ärzte,
für Pflegerinnen und Pfleger,
bitte dich für Heimkehrer und Aussiedler,
für Asylsuchende und Flüchtende,
für Regierende und Regierte,
für Gefangene und Hungerstreikende und
für die, die für sie verantwortlich sind,
bitte, dass sie Hilfe erfahren
und Trost, der keine Vertröstung ist.
Du, mein Gott,
ich bitte dich für die Mächtigen,
dass sie das Recht tun
und der Ungerechtigkeit wehren,
bitte dich für die Ohnmächtigen,
dass sie Gerechtigkeit erfahren,
bitte dich für deine Schöpfung,
dass es gelingt, sie zu bewahren,
bitte dich, dass uns das Wasser nicht ausgeht
und auch nicht das lebendige Wasser
deines lebenspendenden Wortes.
Aus: Kurt Wolf, ... aber ich bitte dich. Mit Gott reden, Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag 1993.
- Gabengebet4
Messbuch - GG Fastenzeit 3 So: schenke uns die Kraft zu vergeben
Barmherziger Gott,
befreie uns durch dieses Opfer von unseren Sünden
und schenke uns die Kraft, auch den Brüdern zu vergeben,
wenn sie an uns schuldig geworden sind.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 3. Fastensonntag
Messbuch - GG 14. Sonntag: das neue Leben sichtbar machen
Herr,
zu deiner Ehre feiern wir dieses Opfer.
Es befreie uns vom Bösen
und helfe uns,
Tag für Tag das neue Leben sichtbar zu machen,
das wir von dir empfangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 14. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG 20. Sonntag: heiliger Tausch
Herr,
wir bringen unsere Gaben dar für die Feier,
in der sich ein heiliger Tausch vollzieht.
Nimm sie in Gnaden an
und schenke uns dich selbst
in deinem Sohn Jesus Christus,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB 20. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG Fastenzeit 1 Di: erfülle diese Gaben mit göttlicher Kraft
Allmächtiger Gott,
du bist der Ursprung aller Dinge.
Du gibst uns Speise und Trank
als Hilfe für das irdische Leben.
Nimm entgegen,
was du uns in die Hände gelegt hast,
und erfülle diese Gaben mit göttlicher Kraft,
damit sie uns das ewige Leben schenken.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Dienstag in der 1. Woche der Fastenzeit
Die Bittmesse
- Gebet zur Gabenbereitung2
Norbert Riebartsch (2020)
Gott des Lebens,
aus dem erbetenen Wasser am Jakobsbrunnen
wurde neues Leben für die Samariterin.
Lass aus diesen Gaben von Brot und Wein
deinen Segen für uns Leben spürbar werden,
wenn wir Leib und Blut deines Sohnes empfangen.
Darum bitten wir durch ihn, unseren Herrn. – Amen.
Manfred Wussow (2011)
Du, Gott, Quelle des Lebens,
dir bringen wir, was wir von dir haben:
Brot und Wein,
dir bringen wir auch unsere Leere,
den Hunger, den wir nicht teilen können,
den Durst, den wir nicht stillen.
Schenke uns deine Fülle,
Brot und Wein,
Christus, unseren Herrn.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2020)
(für den priesterlosen Wortgottesdienst)
Kehrvers:
Der Herr ist mein Hirt; er führt mich an Wasser des Lebens. (GL 37,1)
Wir kommen zu dir, o Gott, um dir zu danken.
Denn du sorgst für dein Volk und nährst es.
In der Wüste hast du ihm Wasser aus dem Felsen gegeben,
damit es nicht verdurste.
Kehrvers
In Jesus von Nazareth hast du den Bund mit deinem Volk erneuert
und ihm lebendiges Wasser gegeben, das ewiges Leben schenkt.
Wer davon trinkt, wird keinen Durst mehr haben.
Kehrvers
Im Wasser der Taufe wäscht er uns rein von unserer Schuld
und lässt er uns teilhaben an der Gemeinschaft der Kinder Gottes.
Aus Glauben hat er uns gerecht gemacht
und mit dem Frieden deines Reiches beschenkt.
Kehrvers
Darum loben und preisen wir dich,
wir beten dich an im Geist und in der Wahrheit.
Mit der ganzen Schöpfung
und mit allen Engeln und Heiligen singen wir zu deinem Lob:
Danklied, z. B.: Lasst uns loben, freudig loben (GL 489)
- Präfation2
Messbuch - Präfation Fastensonntag 3: Jesus hat Verlangen nach unserem Glauben
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Er hatte der Samariterin
schon die Gnade des Glaubens geschenkt,
als er sie bat,
ihm einen Trunk Wasser zu reichen.
Nach ihrem Glauben dürstete ihn mehr
als nach dem Wasser,
denn er wollte im gläubigen Herzen
das Feuer der göttlichen Liebe entzünden.
Darum preisen dich deine Erlösten
und vereinen sich mit den Chören der Engel
zum Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Fastensonntag 3
Messbuch - Präfation Schweizer Hochgebet 2: Jesus unser Weg
Wir danken dir, heiliger, starker Gott.
Du lenkst die Geschicke der Welt
und sorgst für jeden Menschen.
Du versammelst uns zu einer Gemeinschaft,
damit wir alle dein Wort hören
und deinem Sohn im Glauben folgen.
Er ist der Weg - auf diesem Weg gelangen wir zu dir;
er ist die Wahrheit - sie allein macht uns frei;
er ist das Leben und erfüllt uns mit Freude.
Darum danken wir dir, Vater, für deine Liebe,
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Wir stimmen ein in den Gesang der Engel
und bekennen zum Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig...
Präfation aus dem Schweizer Hochgebet 2
- Einleitung zum Vater unser1
Norbert Riebartsch (2020)
Jesus spricht davon, dass die wahren Beter in Geist und Wahrheit anbeten werden. Sein eigenes Gebet war von Geist und Leben erfüllt. Und er lehrte die Jünger zu beten:
Vater unser...
- Friedensgebet1
Norbert Riebartsch (2020)
Herr Jesus, durch die Art, wie du behutsam mit der Lebensgeschichte der Samariterin umgegangen bist, konnte sie Frieden mit sich und dir schließen.
Wir hoffen auf diese Haltung auch gegenüber uns und bitten dich:
Schaue nicht auf unsere Sünden…
- Mahlspruch1
Bibel
Wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde,
wird niemals mehr Durst haben.
Es wird in ihm zur Quelle,
deren Wasser ins ewige Leben sprudelt - so spricht der Herr.
(Joh 4,13-14)
Oder:
Der Sperling findet ein Haus
und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen -
deine Altäre, Herr der Heerscharen, mein Gott und mein König!
Selig, die wohnen in deinem Haus, die dich allzeit loben!
(Ps 84,4-5)
Oder:
Kommt, lasst uns niederfallen, uns vor ihm verneigen,
lasst uns niederknien vor dem Herrn, unserm Schöpfer!
Denn er ist unser Gott,
wir sind das Volk seiner Weide,
die Herde, von seiner Hand geführt.
(Ps. 95,6-7)
- Meditation1
Helene Renner (2020)
Gott begegnen
in der Hitze des Tages
in der Wüste des Lebens
beim Brunnen am Weg
Gott begegnen
unverhofft
in einem Menschen
der mich braucht
Gott begegnen
an Wegen und Plätzen
die bekannt sind
und
im Fremden
und Ausgegrenzten
Gott begegnen
sich einlassen auf ihn
Quellen erkennen
Durst löschen
und
Leben haben
Leben
von Gott geschenkt
- Schlussgebet4
Messbuch - SG Fastenzeit 3 So: was unseren Augen noch verborgen ist
Herr und Gott,
du hast uns mit dem Brot des Himmels gesättigt
und uns in dieser Speise
ein Unterpfand dessen gegeben,
was unseren Augen noch verborgen ist.
Lass in unserem Leben sichtbar werden,
was wir im Sakrament empfangen haben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 3. Fastensonntag
Messbuch - SG Auswahl 12: Lass uns in der Freude dieses neuen Lebens wandeln
Himmlischer Vater,
dein Sohn hat verheißen,
daß wir sein göttliches Leben in uns tragen,
wenn wir ihn empfangen in der heiligen Speise.
Wir danken dir für sein Erlösungsopfer
und bitten dich:
Laß uns stets in der Freude dieses neuen Lebens wandeln,
bis wir zur ewigen Vollendung gelangen in ihm,
unserem Herrn Jesus Christus,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB Schlussgebete zur Auswahl 12
Messbuch - SG Fronleichnam: Vorgeschmack der kommenden Herrlichkeit
Herr Jesus Christus,
der Empfang deines Leibes und Blutes
ist für uns ein Vorgeschmack der kommenden Herrlichkeit.
Sättige uns im ewigen Leben
durch den vollen Genuss deiner Gottheit.
Der du lebst und herrschest in alle Ewigkeit. Amen.
MB Fronleichnam
Messbuch - SG Fastenzeit 2 Fr: mit ganzer Bereitschaft nach diesem Heil streben
Herr, unser Gott,
die heilige Speise, die wir empfangen haben,
ist uns ein Unterpfand des ewigen Heils.
Gib, dass wir mit ganzer Bereitschaft
nach diesem Heil streben,
damit wir es einst in seiner Fülle empfangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 2. Freitag der Fastenzeit
- Gebet zum Abschluss3
Beatrix Senft (2023)
Herr,
in vielfältiger Weise hast du uns in diesem Gottesdienst
den Becher der Lebendigkeit gereicht.
Lass uns nun unter deinem Segen in die neue Woche gehen
und dich, und deine Liebe zu uns, durch Wort und Tat verkünden.
Mache für uns diese Tage der Fastenzeit zu einer Oase,
damit wir erkennen, was für unser Leben wirklich wichtig ist.
Du Quelle des Lebens, dir sei Lob und Dank. – Amen.
Norbert Riebartsch (2020)
Herr,
nach der Begegnung mit dir
wurde die Samariterin zur Botin deiner Liebe.
Auch wir sind dir in Wort und Kommunion begegnet.
Lass auch uns zu deinen Zeugen
und zu Boten deiner Liebe werden.
Darum bitten wir in deinem Namen. - Amen.
Manfred Wussow (2011) - Du bist für uns das lebendige Wasser
Gott,
wir danken dir für den Brunnen in unserer Mitte:
für die Begegnung mit dir,
für die Begegnung untereinander,
für das Evangelium.
Du bist für uns das lebendige Wasser,
in deiner Liebe blühen wir auf,
vertrocknete Hoffnungen bekommen neue Kraft
und der versickerte Glauben treibt aus.
Nimm unser Vertrauen in deiner Hand,
schütze die Hoffnung vor dem Tod
und lass uns in der Liebe wachsen.
Bis du vollendest, was wir nicht vollenden können.
Durch Christus, unseren Herrn.
- Segen1
Norbert Riebartsch (2020)
Gott, der Vater, den wir in Geist und Wahrheit anbeten,
schenke euch seinen Segen und seine Liebe. – Amen.
Gott, der Sohn, dessen liebevolle Zuwendung wir erhoffen und brauchen,
schenke euch seinen Segen und seine Liebe. – Amen.
Gott, der Heilige Geist, in dem die Begegnung am Jakobsbrunnen stattfand,
schenke euch seinen Segen und seine Liebe. – Amen.
Und der Segen des allmächtigen Gottes,
des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes,
erfülle euch und führe euch zur Begegnung des Lebens an Ostern. – Amen.
Quellen
manchmal
weiß ich den Weg
zu den Quellen nicht mehr
so planlos
bin ich
durch
die Zeit
gerannt
habe mein
Schöpfgerät
achtlos
irgendwo
liegengelassen
weil doch so Wichtiges
in mein Gepäck
passen musste
und dann bin ich
gestolpert
durch manche Behausung
und war doch
heimatlos
und
stolper
und
stolper
und
finde mich wieder
mitten
in meiner
eigenen
Wüste
und
dann
dann
steht dort einer
und
reicht mir
den Becher
mit dem
Wasser des Lebens
und ich kann
ihn nicht stürzen
muss
ihn
nehmen
Schluck
um
Schluck
und
als der Becher
leer
nach manchem
Innehalten
kann ich
wieder sehen
auf
meiner Seele
Grun
Beatrix Senft 2023
Gespräch
Ein langes, interessantes Evangelium, wie ich finde. Jesus kommt ziemlich müde und erschöpft und durstig (eben ganz Mensch) an einen geschichtsträchtigen Brunnen und trifft dort auf eine Frau, die Wasser schöpft. Eine ebenfalls mühselige Arbeit, das Wasser zu schöpfen und nach Hause zu tragen. Die beiden kommen ins Gespräch, und das ist bereits das, was ich bemerkenswert finde. Zwei Menschen, die eigentlich nichts miteinander zu tun habe, die normalerweise nicht miteinander reden würden, weil Juden aus Jerusalem und Samariter so verschieden sind in ihrer Religion, dass sie einander spinnefeind sind. Diese beiden kommen ins Gespräch, weil Jesus durstig ist und nicht wählerisch, von wem er nun zu trinken bekommt. Über die Verwunderung der Frau („Wie kannst du als Jude mich, eine Samariterin, um etwas zu trinken bitten?“) kommen sie ins Reden, und sehr schnell geht es um Inhalte, nicht mehr nur um das Löschen des profanen körperlichen Bedürfnisses Durst.
Jesus ist es egal, dass er mit dieser Frau eigentlich nicht sprechen sollte, und der Frau ist es andersrum offensichtlich auch egal. Zu wichtig, zu spannend ist das, was Jesus zu sagen hat. So, dass sie sogar die anderen Menschen ihres Dorfes zusammenruft, um Jesus zuzuhören. Und Jesus kommt ihrer Bitte nach: Er redet mit allen. Ihn interessiert nicht, welchem Volk und Glauben sie angehören. Ihn interessieren einfach die Menschen an sich.
Auch wir kennen das: es gibt Menschen, mit denen reden wir nicht. Weil sie auf den ersten Blick abstoßend wirken. Weil sie Gewohnheiten haben, die wir nicht teilen. Weil sie möglicherweise Überzeugungen vertreten, die sie ablehnen. Weil wir uns aus Angst vor Ablehnung nicht trauen. Es gibt viele Gründe, es gar nicht erst zu versuchen, ins Gespräch zu kommen. Dabei kann es bereichern, nicht immer nur mit den Menschen meiner „Blase“, wie man das heute nennt, zu kommunizieren, sondern mit denen, die mir begegnen, die ich nie ansprechen würde, von denen ich nicht angesprochen werden will. Wenn wir Jesu Botschaft weitertragen wollen, wenn wir möchten, dass sie sich verbreitet, dann müssen wir da ansetzen: im Gespräch mit denen, die wir nicht kennen. Die vielleicht anders denken. Von denen wir erst mal nichts wissen.
Als Beerdigungsdienstleiterin kenne ich das: beim Trauergespräch treffe ich oft auf Menschen aus anderen, nicht immer christlichen Kulturen, kirchenfern, die sich selbst als nicht oder nicht mehr gläubig bezeichnen oder einer völlig anderen Religion anhängen. Diese Gespräche bereichern mich. Und wenn dann der Ehemann am Grab seiner Frau zu mir sagt: Ich bin nicht gläubig, aber Sie machen mir Mut mit Ihrem Glauben, dann habe ich ein Stück lebendiges Wasser weitergegeben, denke ich. Versuchen Sie es! es lohnt sich.
Edith Furtmann 2023
Genug ist nicht genug
Dass der Himmel heute so hoch steht
Kann doch wirklich kein Versehen sein
Und es ist bestimmt kein Zufall
Dass die Lichter sich vom Dunst befrei′n
Ich sitz regungslos am Fenster
Ein paar Marktfrau'n fangen sich ein Lächeln ein
Irgendwo da draußen pulst es
Und ich hab es satt, ein Abziehbild zu sein
Nichts wie runter auf die Straße
Und dann renn ich jungen Hunden hinterher
An den Häusern klebt der Sommer
Und die U-Bahnschächte atmen schwer
Dieser Stadt schwillt schon der Bauch
Und ich bin zum großen Knall bereit
Auf den Dächern hockt ein satter Gott
Und predigt von Genügsamkeit
Genug ist nicht genug
Ich lass mich nicht belügen
Schon schweigen ist Betrug
Genug kann nie genügen
Viel zu lange rumgesessen
Überm Boden dampft bereits das Licht
Jetzt muss endlich was passieren
Weil sonst irgendwas in mir zerbricht
Dieser Kitzel auf der Zunge
Selbst das Abflusswasser schmeckt nach Wein
Noch mal kurz den Mund geleckt
Und dann tauch ich ins Gewühl hinein
Komm, wir brechen morgen aus
Und dann stellen wir uns gegen den Wind
Nur die Götter geh′n zugrunde
Wenn wir endlich gottlos sind
Auf den ersten Rängen preist man
Dienstbeflissen und wie immer die Moral
Doch mein Ego ist mir heilig
Und ihr Wohlergehen ist mir sehr egal
Genug ist nicht genug
Ich lass mich nicht belügen
Schon schweigen ist Betrug
Genug kann nie genügen
Konstantin Wecker Lyrics powered by www.musixmatch.com
https://www.songtexte.com/songtext/konstantin-wecker/genug-ist-nicht-genug-2bd9382e.html
Fülle
Genug ist nicht genug! Gepriesen werde
Der Herbst! Kein Ast, der seiner Frucht entbehrte!
Tief beugt sich mancher allzureich beschwerte,
Der Apfel fällt mit dumpfem Laut zur Erde.
Genug ist nicht genug! Es lacht im Laube!
Die Pfirsche hat dem Munde zugewunken!
Ein helles Zechlied summt die Wespe trunken —
Genug ist nicht genug! — um eine Traube.
Genug ist nicht genug! Mit vollen Zügen
Schlürft Dichtergeist am Borne des Genußes,
Das Herz, auch es bedarf des Ueberflußes,
Genug kann nie und nimmermehr genügen!
Conrad Ferdinand Meyer, Gedichte. Leipzig, 1882.
https://www.deutschestextarchiv.de/book/view/meyer_gedichte_1882?p=17
Der Händler
„Guten Tag“, sagte der kleine Prinz.
„Guten Tag“, sagte der Händler.
Es war ein Händler, der durststillende Pillen verkaufte. Man schluckt eine Pille pro Woche und hat kein Bedürfnis mehr zu trinken.
„Warum verkaufst du das?“, sagte der kleine Prinz.
„Das bringt eine große Zeitersparnis“, sagte der Händler. „Experten haben dies berechnet. Man kann dreiundfünfzig Minuten pro Woche einsparen.“
„Und was macht man mit diesen dreiundfünfzig Minuten?“
„Man macht damit, was man will …“
„Ich würde“, sagte der kleine Prinz, „wenn ich mir dreiundfünfzig Minuten erspart hätte, gemütlich zu einem Brunnen gehen…“
Aus: Antoine de Saint Exupery; Der kleine Prinz; Aionas Verlag. Weimar 2018.
Warum gehst du?
Ich frage Jaqueline: „Warum bist du auf dem Weg?“
Plötzlich bleibt sie stehen – ihre Gesichtszüge verändern sich und sie beginnt zu weinen. Tränen laufen über ihre Wangen. Obwohl – oder besser weil wir uns nicht kennen, beginnt sie sehr persönliche Erlebnisse aus ihrem Leben zu erzählen. Sie berichtet über ihren Schmerz und ihre Schuld. Eine Geschichte, so dramatisch und voller Verzweiflung, dass mir fast der Atem stockt. Sie hat es bis heute nicht geschafft, zu verzeihen und endlich Frieden zu schließen. Ihr Stein im roten Rucksack heißt: „Schuld“. Obwohl er klein ist, wiegt er sehr schwer.
Wir gehen weiter, mal langsamer, mal schneller und reden. Ich fühle, wie sehr es sie erleichtert zu reden. Ich höre zu, stelle jetzt keine Fragen mehr. Irgendwann weint sie wieder, fast krampfartig, in Schüben. Ich gehe einen Schritt auf sie zu, nehme ihre Hand und umarme sie. Sie beruhigt sich wieder. Wir gehen schweigend weiter.
Aus: Manfred Krain; Den Staub von der Seele wandern. Begegnungen und Erkenntnisse auf dem Jakobsweg. Ventura Verlag, Werne 2017.
Gib mir zu trinken
Im Leben der Heiligen finden wir es oft bestätigt, dass Christus ein kleines Flämmchen in ihnen zum lodernden Feuer gemacht hat. Aber dieses Feuer will auch die Flamme in den Anderen entzünden. Flamme sein – Wasser zum Trinken geben – das ist die Voraussetzung für das Leben in Fülle, das Christus uns schenken will.
Aus: Unitas, Jahrgang 123 (1983).
Wasser ist Leben
Nur Wasser kann eine Wüste verwandeln. Wasser ist Leben. Liebe ist lebendiges Wasser.
Aus: www.aphorismen.de
Die Frage für das Leben
Es gehört zum Grundwissen in der Psychosomatik: Manche Schmerzen haben ihren Ursprung nicht da, wo es weh tut. Der Weg der Heilung ist dann, an den eigentlichen Punkt zu kommen. Das Wissen um das belastende Lebensthema des Leidenden ist oft der Schlüssel zur Hilfe. Aber die richtige Frage zu stellen bedeutet meistens, einen langen Weg zu gehen.
Johannes berichtet in seinem Evangelium von einer Begegnung zwischen Jesus und einer Frau. In insgesamt 7 Schritten von Frage und Antwort kommt es von der Frage Jesu nach einem Schluck Wasser zu seinem Satz: „Du sprichst mit dem Messias!“ (vgl Joh 4,26)
Gerade im Johannesevangelium ist es wichtig, auf die Symbole zu achten. Daher schaue ich auf die 7 Schritte Jesu mit der Frau. 7 ist die heilige Zahl. Sie zeigt an, dass Gott gehandelt hat. So ist es nicht nur eine Botschaft über Jesu Art der Gesprächsführung. Es ist eine Botschaft darüber, dass Jesus die Menschen auf den Grund ihrer prägenden Erlebnisse führt. Wer diese Erlebnisse verstanden hat, kann auch die Wege entdecken, die das Leben erfüllen.
Aus: Sonntagsgruß 12, 89. Jahrgang 2014.
Abgrundtiefe Verzweiflung
Gott,
ich möchte nicht stehen bleiben
bei dem Schmerz
der Trauer
dem Misstrauen
der Wut
und meiner abgrundtiefen Verzweiflung
Ich möchte begreifen und
verstehen lernen
was nicht zu fassen
und doch geschehen ist
Gott, gibt es einen Weg für mich
für uns gemeinsam
in die gleiche Richtung
oder
gehe ich allein
schwer belastet
In Dunkelheit und Ungewissheit
weiß ich nicht wohin
Es liegt nicht in meiner Macht
Gott, schenke mir Kraft,
Kommendes durchzustehen
und anzunehmen,
was Du für mich bereitet hast.
Aus: Antoine de Saint Exupery; Der kleine Prinz; Aionas Verlag. Weimar 2018.
Der innere See
Wenn es auch
außen brodelt
und stürmt
und wogt,
wenn die
Ereignisse
sich überstürzen,
die Katastrophen dräuen
und die Depression
anklopft,
dann ist,
trotz allem,
tief innen
in mir
ein klarer,
ruhiger See,
aus dem ich
schöpfe:
Mut und Hoffnung,
Zuspruch
für andere -
und ein stärkendes Wort.
Aus: Ilse Pauls, Der innere See. Internationaler Literatur- und Lyrik-Verlag, Wien 1993.
Essen mit Leib und Seele
Durch unsere Freundin Claudia entdeckten wir vor ein paar Jahren ein Restaurant, das seither für mich der Inbegriff des Südens ist, mein bevorzugter Treffpunkt mediterraner Gemütlichkeit. Ich genieße dort die unkompliziert-herzliche Gastfreundschaft, das leichte und gute Essen, von allem etwas und von nichts allzu viel in der kleinen Trattoria im Schatten einer Kirche.
Nach meinem ersten Besuch dort weiß ich: Hier ist mein Süden! Hier finde ich die in Wien so oft vergeblich gesuchte mediterrane Küche! Hier schmeckt es nicht nur, hier esse ich mit Leib und Seele! Deshalb feierte ich auch hier meinen 60. Geburtstag.
Inzwischen sind wir immer wieder gekommen, zu zweit, mit Freunden, Familienangehörigen, im kleinen wie im größeren Kreis. Immer mit dem Gefühl, nicht nur willkommen zu sein, sondern ganz einfach dazuzugehören. Und das zuallererst, weil es dort Menschen gibt, die dafür sorgen, dass auch dann die Sonne scheint, wenn der Himmel voller Wolken ist. Als ich einer Freundin, die seit über zwanzig Jahren an Multipler Sklerose leidet, von diesem Lokal vorschwärme, meint sie, dass ich mich dort sicher so wohlfühle, weil das Personal mich kennt und ich mittlerweile zu den Stammgästen zähle. Ich schlage ihr vor, die kleine Trattoria anonym selbst zu testen. Seither weiß auch sie, dass die Kellner dort auch vom Hunger der Seele eines Menschen etwas verstehen. Sie fühlt sich willkommen geheißen und behandelt wie ein Star. Und Stars genießen es dort, aus ihren Rollen zu schlüpfen und einfach da zu sein. Als ich mit Verwandten dort eine Kleinigkeit zu Mittag esse, erhebt sich zu unser aller Überraschung der neunjährige Simon aus Freude über „die besten Spaghetti al mare“, ruft den Kellner herbei und sagt zu ihm mit kindlichem Charme: „Ein Kompliment an die Küche und die Bedienung. Es ist großartig!“ Kindermund tut Wahrheit kund.
Gemeinsames Essen wird so zur Kultur des Gebens und Nehmens, zum Tausch, bei dem jeder gerne gibt, was er hat. Gerade dadurch werden Menschen satt.
Aus Arnold Mettnitzer, Was ich glaube, Überlegungen & Überzeugungen. Styria Verlag, Wien Graz Klagenfurt 2015.
Wasser in der Kirche
„Geheimnisvoll ist das Wasser. Schlicht, klar, selbstlos, bereit, rein zu waschen, was beschmutzt ist, zu erquicken, was dürstet... Ein Gleichnis des Urgrunds, aus dem das Leben strömt und der Tod ruft." Weihwasserbecken am Eingang kennzeichnen Kirchen als katholische. Aber welches dieser Becken vermittelt etwas vom „Urgrund und Geheimnis" des Elements Wasser, wie es Romano Guardini beschrieb? Die meisten sind so klein, daß der Wasserspiegel kaum zu sehen ist. Viele sind leer. Nur Kalkschichten erinnern daran, daß sie früher regelmäßig gefüllt und geleert wurden. Wenige Besucher benetzen ihre Fingerspitzen darin. Ob sie daran denken, daß alle Christen „wiedergeboren sind aus dem Wasser und dem Heiligen Geist"?
Westliche Besucher von Moscheen in Istanbul oder Ägypten sehen mit Erstaunen, mit welchem Ernst und Eifer Muslime Wasser benützen, um sich vor dem Gebet zu reinigen. Christlicher Umgang mit Wasser deutet dies nur noch an bis zur Grenze des Nichtmehrwahrnehmbaren (und leider oft auch Unappetitlichen).
Zwei Gründe gibt es für die Minimalisierung des Wassers in der Kirche: eine allgemeine Liturgieunfähigkeit - unsere Schwierigkeit, Religion körperhaft zu vollziehen und nicht bloß innerlich zu denken - sowie die Tatsache, daß die Kirche zweierlei Wasser an unterschiedlichen Orten bewahrt und anbietet: Taufwasser und Weihwasser. Wie aber kann man die elementare Bedeutung von Wasser vermitteln, wenn es gleich wieder nach Weihegraden und Behältnissen unterschieden werden muß?
Wenn das Weihwasser an die Taufe, an die „Wiedergeburt aus Wasser und Geist" (Joh 3,5) erinnern soll, darf es nicht diskret, praktisch, bequem in einem Töpfchen am Türpfosten angeboten werden. Der Weihbrunn sollte vielmehr als Stein des Anstoßes mitten im Weg stehen. In der Herz Jesu-Kirche in München-Neuhausen haben die Architekten Allmann, Sattler, Wappner einen solchen Brunnenstein in den Mittelgang gestellt. Er ist als Taufstein konzipiert und wird als solcher benutzt. Aber die Besucher der Kirche verwenden ihn auch als Weihwasser-Gefäß - und das mit Recht. Von Ostern bis Pfingsten ist er mit dem in der Osternacht geweihten Taufwasser gefüllt, mit dem auch alle Mitfeiernden in der Osterliturgie besprengt wurden. Auch in anderen Kirchen, etwa in St. Ursula in Kalscheuren, gibt es Taufsteine im Mittelgang, die als Weihbrunn benützt werden. Dieser Brauch sollte zur Regel werden, wenn uns daran liegt, das Wasser als Zeichen unseres Glaubens zu erhalten und zu vermitteln. Bei historischen Taufsteinen, die im Eingangsbereich stehen, ist die Doppelnutzung als Tauf- und Weihwasserbrunnen möglich. Es genügt' meistens, den Deckel so weit anzuheben, daß die Besucher mit der Hand darunter greifen können. Vermutlich wird es in vielen Gemeinden nötig sein, die Erinnerung an Tauf- und Weihwasser aufzufrischen. Dafür bietet sich der alte, mit wenigen Worten zu erläuternde Ritus des Asperges am Beginn der Gemeindemesse an, in dem die
Gemeinde mit Weihwasser besprengt wird. Durch ein solches Erinnern und eine einladende würdige Gestaltung des Tauf- und Weihwasserbrunnens kann das Verständnis für die Weihe des Wassers und seinen Gebrauch wieder aufgebaut werden, damit nicht alle häuslichen Weihwasserbehälter auf den Flohmarkt kommen und die auf den Friedhöfen zu Pflanztöpfen umfunktioniert werden.
Guardini schrieb: „In der Weihe hat die Kirche das Wasser rein gemacht ... zum Zeichen, daß Gott uns schütze vor allem Unreinen, Finsteren." Wenn wir uns bekreuzigen mit heiligem Wasser, begegnen sich die erlöste Seele und die erlöste Natur im Zeichen des Kreuzes.
Aus: Peter B. Steiner, Glaubensästhetik. Wie sieht unser Glaube aus? 99 Beispiele und einige Regeln. Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2008.
Die Wasserfrage
27. Andere Anzeichen der aktuellen Situation stehen im Zusammenhang mit der Erschöpfung der natürlichen Ressourcen. Wir wissen sehr wohl, dass es unmöglich ist, das gegenwärtige Konsumniveau der am meisten entwickelten Länder und der reichsten Gesellschaftsschichten aufrechtzuerhalten, wo die Gewohnheit, zu verbrauchen und wegzuwerfen, eine nie dagewesene Stufe erreicht hat. Es sind bereits gewisse Höchstgrenzen der Ausbeutung des Planeten überschritten worden, ohne dass wir das Problem der Armut gelöst haben.
28. Sauberes Trinkwasser ist eine Frage von vorrangiger Bedeutung, denn es ist unentbehrlich für das menschliche Leben und zur Erhaltung der Ökosysteme von Erde und Wasser. Die Süßwasserquellen versorgen die Bereiche von Gesundheitswesen, Landwirtschaft und Industrie. Über lange Zeit blieb der Wasservorrat relativ konstant, jetzt aber übersteigt an vielen Orten die Nachfrage das nachhaltige Angebot, mit schweren kurz- und langfristigen Folgen. Große Städte, die von einem bedeutenden Volumen der Wasserspeicherung abhängig sind, erleiden zeitweise einen Ressourcenrückgang, der in kritischen Momenten nicht immer mit einer angemessenen Steuerung und mit Unparteilichkeit verwaltet wird. Die Knappheit an Gemeinschaftswasser besteht besonders in Afrika, wo große Teile der Bevölkerung keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser haben oder unter Dürreperioden leiden, die die Produktion von Nahrungsmitteln erschweren. In einigen Ländern gibt es wasserreiche Regionen und zugleich andere, die unter schwerem Wassermangel leiden.
29. Ein besonders ernstes Problem, das täglich viele Todesopfer fordert, ist die Qualität des Wassers, das den Armen zur Verfügung steht. Unter den Armen sind Krankheiten im Zusammenhang mit dem Wasser häufig, einschließlich derer, die durch Mikroorganismen und chemische Substanzen verursacht werden. Diarrhoe und Cholera, die mit unangemessenen hygienischen Einrichtungen und mit einem ungeeigneten Wasservorrat zusammenhängen, sind ein bedeutender Faktor für das Leiden von Kindern und für die Kindersterblichkeit. Das Grundwasser ist an vielen Orten durch die Verschmutzung bedroht, die von einigen Formen der Rohstoffgewinnung, von landwirtschaftlichen und von industriellen Betrieben verursacht wird, vor allem in Ländern, in denen es keine Regelung und keine ausreichenden Kontrollen gibt. Denken wir nicht nur an die Abfälle der Fabriken. Die Waschmittel und die chemischen Produkte, welche die Bevölkerung vielerorts in der Welt verwendet, sickern fortlaufend in Flüsse, Seen und Meere.
30. Während die Qualität des verfügbaren Wassers ständig schlechter wird, nimmt an einigen Orten die Tendenz zu, diese knappe Ressource zu privatisieren; so wird sie in Ware verwandelt und den Gesetzen des Marktes unterworfen. In Wirklichkeit ist der Zugang zu sicherem Trinkwasser ein grundlegendes, fundamentales und allgemeines Menschenrecht, weil es für das Überleben der Menschen ausschlaggebend und daher die Bedingung für die Ausübung der anderen Menschenrechte ist. Diese Welt lädt eine schwere soziale Schuld gegenüber den Armen auf sich, die keinen Zugang zum Trinkwasser haben, denn das bedeutet, ihnen das Recht auf Leben zu verweigern, das in ihrer unveräußerlichen Würde verankert ist. Diese Schuld wird zum Teil beglichen durch mehr wirtschaftliche Beiträge zur Versorgung der ärmsten Bevölkerung mit klarem Wasser und Hygiene. Es ist jedoch eine Wasserverschwendung nicht nur in den Industrieländern zu beobachten, sondern auch in den weniger entwickelten Ländern, die große Wasserreserven besitzen. Das zeigt, dass das Wasserproblem zum Teil eine Frage der Erziehung und ein kulturelles Problem ist, denn es fehlt das Bewusstsein der Schwere dieses Verhaltens in einem Kontext großer Ungleichheit.
Aus der Enzyklika LAUDATO SI’ von Papst Franziskus, Rom 2015.
Brunnen unsrer Freuden
Nun laßt uns gehn und treten
mit Singen und mit Beten
zum Herrn, der unserm Leben
bis hierher Kraft gegeben.
Gelobt sei deine Treue,
die alle Morgen neue;
Lob sei den starken Händen,
die alles Herzleid wenden.
Laß ferner dich erbitten,
o Vater, und bleib mitten
in unserm Kreuz und Leiden
ein Brunnen unsrer Freuden.
Paul Gerhardt (1653) in: EG 58.
Brunn der Lebensflüsse
Herzlich tut mich erfreuen
die liebe Sommerzeit,
wenn Gott wird schön erneuen
alles zur Ewigkeit.
Den Himmel und die Erde
wird Gott neu schaffen gar,
all Kreatur soll werden
ganz herrlich, schön und klar.
Kein Zung kann je erreichen
die ewig Schönheit groß;
man kann's mit nichts vergleichen,
die Wort sind viel zu bloß.
Drum müssen wir solchs sparen
bis an den Jüngsten Tag;
dann wollen wir erfahren,
was Gott ist und vermag.
Da werden wir mit Freuden
den Heiland schauen an,
der durch sein Blut und Leiden
den Himmel aufgetan,
die lieben Patriarchen,
Propheten allzumal,
die Märt'rer und Apostel
bei ihm in großer Zahl.
Er wird uns fröhlich leiten
ins ewig Paradeis,
die Hochzeit zu bereiten
zu seinem Lob und Preis.
Da wird sein Freud und Wonne
in rechter Lieb und Treu
aus Gottes Schatz und Bronne
und täglich werden neu.
Mit Gott wir werden halten
das ewig Abendmahl,
die Speis wird nicht veralten
auf Gottes Tisch und Saal;
wir werden Früchte essen
vom Baum des Lebens stets,
vom Brunn der Lebensflüsse
trinken zugleich mit Gott.
Ach Herr, durch deine Güte
führ mich auf rechter Bahn;
Herr Christ, mich wohl behüte,
sonst möcht ich irre gahn.
Halt mich im Glauben feste
in dieser bösen Zeit,
hilf, daß ich mich stets rüste
zur ewgen Hochzeitsfreud.
Johann Walter (1552), in: EG 148.
Lebensbrünnlein
O Lebensbrünnlein tief und groß,
entsprungen aus des Vaters Schoß,
ein wahrer Gott ohn Ende,
der du dich uns hast offenbart
in unsrer Menschheit, rein und zart,
dein lieb' Herz zu uns wende.
Denn wie ein Hirsch nach frischer Quell,
so schreit zu dir mein arme Seel
aus dieser Welt Elende.
O Lebensbrünnlein, durch dein Wort
hast du dich uns an allem Ort
ergossn mit reichen Gaben,
voll Wahrheit und göttlicher Gnad,
die uns erschienen früh und spat,
das matte Herz zu laben.
O frischer Quell, o Brünnelein,
erquick und laß die Seele mein
in dir das Leben haben.
Johannes Mühlmann (1618), in: EG 399.
Hohe Gedanken
Es wohnen die hohen Gedanken
In einem hohen Haus.
Ich klopfe, doch immer hieß es:
Die Herrschaft fuhr eben aus!
Nun klopf ich ganz bescheiden
Bei kleineren Leuten an.
Ein Stückel Brot, ein Groschen
Ernähren auch ihren Mann.
Wilhelm Busch, Die Gedichte, hrsg. Gerd Haffmans, Leipzig: Haffmans Verlag bei Zweitausendeins 2012.
Froschkönig
In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, lebte ein König, dessen Töchter waren alle schön, aber die jüngste war so schön, dass die Sonne selber, die doch so vieles gesehen hat, sich verwunderte, sooft sie ihr ins Gesicht schien. Nahe bei dem Schlosse des Königs lag ein großer, dunkler Wald, und in dem Walde, unter einer alten Linde war ein Brunnen. Wenn nun der Tag recht heiß war, so ging das Königskind hinaus in den Wald und setzte sich an den Brunnen, und wenn es Langeweile hatte, so nahm es eine goldene Kugel, warf sie in die Höhe und fing sie wieder; und das war sein liebstes Spielwerk…
www.internet-maerchen.de/maerchen/froschko.htm
Gebrüder Grimm
Der alte Brunnen
Lösch aus dein Licht und schlaf! Das immer wache
Geplätscher nur vom alten Brunnen tönt.
Wer aber Gast war unter meinem Dache,
Hat sich stets bald an diesen Ton gewöhnt.
Zwar kann es einmal sein, wenn du schon mitten
Im Traume bist, daß Unruh geht ums Haus,
Der Kies beim Brunnen knirscht von harten Tritten,
Das helle Plätschern setzt auf einmal aus,
Und du erwachst, - dann mußt du nicht erschrecken!
Die Sterne stehn vollzählig überm Land,
Und nur ein Wandrer trat ans Marmorbecken,
Der schöpft vom Brunnen mit der hohlen Hand.
Er geht gleich weiter, und es rauscht wie immer.
O freue dich, du bleibst nicht einsam hier.
Viel Wandrer gehen fern im Sternenschimmer,
Und mancher noch ist auf dem Weg zu dir.
Aus: Hans Carossa. Die Schicksale Doktor Bürgers - Rumänisches Tagebuch - Ausgewählte Gedichte. Jubiläumsausgabe zum 100. Geburtstag von Hans Carossa. 5. Band. Frankfurt: Insel-Verlag 1978.
Wecken wir den Brunnen auf ...
Es war am achten Tag nach meiner Panne in der Wüste, als ich den letzten Tropfen meines Wasservorrats trank: "Ach", sagte ich zum kleinen Prinzen, " ich habe nichts mehr zu trinken und wäre glücklich, wenn auch ich ganz gemächlich zu einem Brunnen gehen könnte!". "Ich habe auch Durst ... suchen wir einen Brunnen ..." Ich machte eine Gebärde der Hoffnungslosigkeit: es ist sinnlos, auf gut Glück in der Endlosigkeit der Wüste einen Brunnen zu suchen. Dennoch machten wir uns auf den Weg...
Der Brunnen, den wir erreicht hatten, glich nicht den Brunnen der Sahara. Die Brunnen der Sahara sind einfache, in den Sand gegrabene Löcher. Dieser da glich einem Dorfbrunnen. Aber es war keinerlei Dorf da. "Das ist merkwürdig", sagte ich zum kleinen Prinzen, "alles ist bereit: die Winde, der Kübel und das Seil ..." Er lachte, berührte das Seil, ließ die Rolle spielen. Und die Rolle knarrte wie ein altes Windrad, wenn der Wind lange geschlafen hat. "Du hörst", sagte der kleine Prinz, "wir wecken diesen Brunnen auf und er singt " "Ich habe Durst nach diesem Wasser", sagte der kleine Prinz, "gib mir zu trinken." Und ich verstand, was er gesucht hatte. Ich hob den Kübel an seine Lippen. Er trank mit geschlossenen Augen. Das war süß wie ein Fest. Dieses Wasser war etwas ganz anderes als ein Trunk. Es war entsprungen aus dem Marsch unter den Sternen, aus dem Gesang der Rolle, aus der Mühe meiner Arme. Es war gut fürs Herz, wie ein Geschenk.
Antoine de Saint-Exupéry. Der kleine Prinz. Übertragung ins Deutsche von Grete und Josef Leitgeb, Düsseldorf: Karl Rauch Verlag Neuauflage 1976, (gekürzt)
Dritter Fastensonntag
Der du der Ursprung bist
von allem Guten, das getan wird,
der uns aufhetzt und anfeuert
gegen den Tod in all seinen Formen
und uns eingibt, uns nicht zu fügen
in die Macht des Unrechts,
in Feigheit und Grausamkeit.
Sei in uns Herz und Verstand,
dass wir fähig werden,
das schlimmste Leid zu mildern;
dass wir den Ungeist aufwiegen,
der diese Erde verwildert.
Wir beten zu dir
für die mutlos geworden sind
wegen alles Bösen in der Welt.
Aber auch für die, die voller Hoffnung sind,
die hell bleiben:
Verstärke ihr Herz,
dass nie fehlen in unserer Mitte
Standhaftigkeit und Sanftheit,
Liebe, stärker als der Tod.
Vor deinem Angesicht gedenken wir unserer Toten,
aller, die unabkömmlich waren,
der zu früh Gestorbenen,
aller, die unserer Obhut und Liebe
anvertraut sind,
aller, die uns umringen
mit Fragen, Sorgen und Glück.
Gott der Lebendigen, erfülle deinen Namen
an uns, an deiner Gemeinde, wo auch in der Welt.
Strecke deine Hand aus bis dahin,
wo wir noch tot sind.
Mache, heute noch, mit uns
einen neuen Anfang.
Huub Oosterhuis, Um Recht und Frieden. Gebete im Jahreskreis, Düsseldorf: Patmos 1989.
Brunn alles Heils
1. Brunn alles Heils, dich ehren wir
und öffnen unsern Mund vor dir;
aus deiner Gottheit Heiligtum
dein hoher Segen auf uns komm.
2. Der Herr, der Schöpfer, bei uns bleib,
er segne uns nach Seel und Leib,
und uns behüte seine Macht
vor allem Übel Tag und Nacht.
3. Der Herr, der Heiland, unser Licht,
uns leuchten laß sein Angesicht,
daß wir ihn schaun und glauben frei,
daß er uns ewig gnädig sei.
4. Der Herr, der Tröster, ob uns schweb,
sein Antlitz über uns erheb,
daß uns sein Bild werd eingedrückt,
und geb uns Frieden unverrückt.
5. Gott Vater, Sohn und Heilger Geist,
o Segensbrunn, der ewig fließt:
durchfließ Herz, Sinn und Wandel wohl,
mach uns deins Lobs und Segens voll!
Gerhard Tersteegen (1745), in: EG 140.
Brunnquell aller Gnaden
1. Herr Jesu Christ, du höchstes Gut,
du Brunnquell aller Gnaden,
wir kommen, deinen Leib und Blut,
wie du uns hast geladen,
zu deiner Liebe Herrlichkeit
und unsrer Seelen Seligkeit
zu essen und zu trinken.
2. O Jesu, mach uns selbst bereit
zu diesem hohen Werke,
schenk uns dein schönes Ehrenkleid
durch deines Geistes Stärke.
Hilf, daß wir würd'ge Gäste sein
und werden dir gepflanzet ein
zum ewgen Himmelswesen.
3. Bleib du in uns, daß wir in dir
auch bis ans Ende bleiben;
laß Sünd und Not uns für und für
nicht wieder von dir treiben,
bis wir durch deines Nachtmahls Kraft
eingehn zur Himmelsbürgerschaft
und ewig selig werden.
Verfasser unbekannt, aus Chemnitz 1713, in: EG 219.
Wecken wir den Brunnen auf …
Es war am achten Tag nach meiner Panne in der Wüste, als ich den letzten Tropfen meines Wasservorrats trank: "Ach", sagte ich zum kleinen Prinzen, " ich habe nichts mehr zu trinken und wäre glücklich, wenn auch ich ganz gemächlich zu einem Brunnen gehen könnte!". "Ich habe auch Durst ... suchen wir einen Brunnen ..." Ich machte eine Gebärde der Hoffnungslosigkeit: es ist sinnlos, auf gut Glück in der Endlosigkeit der Wüste einen Brunnen zu suchen. Dennoch machten wir uns auf den Weg…
Der Brunnen, den wir erreicht hatten, glich nicht den Brunnen der Sahara. Die Brunnen der Sahara sind einfache, in den Sand gegrabene Löcher. Dieser da glich einem Dorfbrunnen. Aber es war keinerlei Dorf da. "Das ist merkwürdig", sagte ich zum kleinen Prinzen, "alles ist bereit: die Winde, der Kübel und das Seil ..." Er lachte, berührte das Seil, ließ die Rolle spielen. Und die Rolle knarrte wie ein altes Windrad, wenn der Wind lange geschlafen hat. "Du hörst", sagte der kleine Prinz, "wir wecken diesen Brunnen auf und er singt " "Ich habe Durst nach diesem Wasser", sagte der kleine Prinz, "gib mir zu trinken." Und ich verstand, was er gesucht hatte. Ich hob den Kübel an seine Lippen. Er trank mit geschlossenen Augen. Das war süß wie ein Fest. Dieses Wasser war etwas ganz anderes als ein Trunk. Es war entsprungen aus dem Marsch unter den Sternen, aus dem Gesang der Rolle, aus der Mühe meiner Arme. Es war gut fürs Herz, wie ein Geschenk.
Antoine de Saint-Exupéry. Der kleine Prinz. Übertragung ins Deutsche von Grete und Josef Leitgeb, Düsseldorf: Karl Rauch Verlag Neuauflage 1976, S. 55 - 58 (gekürzt)
Der köstlichste Besitz dieser Erde
Sobald er [ein Beduine] das Gesicht uns [den Verdurstenden] zugewendet hat, ist es auch schon geschehen: Durst, Tod und Luftspiegelungen sind verwischt in dem Augenblick, in dem er uns erblickt. ... Eine Bewegung des Körpers, ein rascher Blick schaffen Leben, und er scheint mir nicht von dieser Welt. Ein Wunder! Ein Wunder! Er kommt auf uns zu wie ein Gott über das Meer! Er hat uns ins Gesicht gesehen, hat uns die Hände auf die Schultern gelegt, und wir haben ihm gehorcht und uns hingelegt. Hier gibt es keine Rasse, keine Sprache, keine Partei. Ein armer Wanderhirte hat Engelshände auf unsere Schultern gelegt. Wir haben auf seine Rückkehr gewartet, die Stirn in den Sand gepreßt. Und nun trinken wir, auf dem Bauche liegend, den Kopf im Becken wie die Kälber. Der Beduine erschrickt und zwingt uns alle Augenblicke einzuhalten. Aber kaum läßt er uns frei, so tauchen wir auch schon das ganze Gesicht ins Wasser. Wasser!
Wasser, du hast weder Geschmack noch Farbe noch Aroma. Man kann dich nicht beschreiben. Man schmeckt dich, ohne dich zu kennen. Es ist nicht so, daß man dich zum Leben braucht: Du selber bist das Leben! Du durchdringst uns als Labsal, dessen Köstlichkeit keiner unserer Sinne auszudrücken fähig ist. Durch dich kehren uns alle Kräfte zurück, die wir schon verloren gaben. Dank deiner Segnung fließen in uns wieder alle bereits versiegten Quellen der Seele. Du bist der köstlichste Besitz dieser Erde. Du bist auch der empfindsamste, der rein dem Leib der Erde entquillt. Vor einer Quelle magnesiumhaltigen Wassers kann man verdursten. An einem Salzsee kann man verschmachten. Und trotz zweier Liter Tauwasser kann man zugrunde gehen, wenn sie bestimmte Salze enthalten. Du nimmst nicht jede Mischung an, duldest nicht jede Veränderung. Du bist eine leicht gekränkte Gottheit! Aber du schenkst uns ein unbeschreiblich einfaches und großes Glück.
Du aber, unser Retter, Beduine aus Libyen, du wirst mir aus dem Gedächtnis schwinden! Deines Gesichtes kann ich mich nicht entsinnen. Du bist der Mensch und erscheinst mir mit dem Antlitz aller Menschen! Du hattest uns nie zuvor gesehen und hattest uns doch erkannt! Du bist mein geliebter Bruder, und ich werde dich in allen Menschen wiedererkennen! Du erscheinst mir voll Adel und Leutseligkeit, ein großmächtiger Herr, in dessen Macht es stand, Wasser zu reichen. Alle meine Freunde, alle meine Feinde kommen mir in deiner Person entgegen, und ich habe keinen einzigen Feind mehr auf der Welt.
Antoine de Saint-Exupéry, "Wind, Sand und Sterne", in: Romane. Dokumente, Düsseldorf: Karl Rauch Verlag 1966, S. 297/98 (gekürzt)
Dritter Fastensonntag
Der du der Ursprung bist
von allem Guten, das getan wird,
der uns aufhetzt und anfeuert
gegen den Tod in all seinen Formen
und uns eingibt, uns nicht zu fügen
in die Macht des Unrechts,
in Feigheit und Grausamkeit.
Sei in uns Herz und Verstand,
dass wir fähig werden,
das schlimmste Leid zu mildern;
dass wir den Ungeist aufwiegen,
der diese Erde verwildert.
Wir beten zu dir
für die mutlos geworden sind
wegen alles Bösen in der Welt.
Aber auch für die, die voller Hoffnung sind,
die hell bleiben:
Verstärke ihr Herz,
dass nie fehlen in unserer Mitte
Standhaftigkeit und Sanftheit,
Liebe, stärker als der Tod.
Vor deinem Angesicht gedenken wir unserer Toten,
aller, die unabkömmlich waren,
der zu früh Gestorbenen,
aller, die unserer Obhut und Liebe
anvertraut sind,
aller, die uns umringen
mit Fragen, Sorgen und Glück.
Gott der Lebendigen, erfülle deinen Namen
an uns, an deiner Gemeinde, wo auch in der Welt.
Strecke deine Hand aus bis dahin,
wo wir noch tot sind.
Mache, heute noch, mit uns
einen neuen Anfang.
Huub Oosterhuis, Um Recht und Frieden. Gebete im Jahreskreis, Düsseldorf: Patmos 1989, S. 42f.
Brunnquell aller Gnaden
1. Herr Jesu Christ, du höchstes Gut,
du Brunnquell aller Gnaden,
wir kommen, deinen Leib und Blut,
wie du uns hast geladen,
zu deiner Liebe Herrlichkeit
und unsrer Seelen Seligkeit
zu essen und zu trinken.
2. O Jesu, mach uns selbst bereit
zu diesem hohen Werke,
schenk uns dein schönes Ehrenkleid
durch deines Geistes Stärke.
Hilf, daß wir würd'ge Gäste sein
und werden dir gepflanzet ein
zum ewgen Himmelswesen.
3. Bleib du in uns, daß wir in dir
auch bis ans Ende bleiben;
laß Sünd und Not uns für und für
nicht wieder von dir treiben,
bis wir durch deines Nachtmahls Kraft
eingehn zur Himmelsbürgerschaft
und ewig selig werden.
Verfasser unbekannt, aus Chemnitz 1713, in: EG 219
Abstieg zum unbekannten Seelengrund
Da ging eines Tages der Knabe zu seinen Brüdern. Er sagte zu ihnen: "Gebt acht! Ich will, daß wir zusammen einen merkwürdigen Ort aufsuchen."
"Wohin willst du uns denn führen?" fragten die Brüder. "Ich will euch dahin führen, wo ihr die Wahrheit über euch selbst erfahren sollt." ...
Sie gingen lange, und noch am selben Tage kamen sie zu jenem Brunnen. Der Jüngste sagte zum Ältesten: "Ich will dich anbinden und in den Brunnen hinunterlassen. Schau dir an, was es dort im Brunnen gibt."
Der Älteste fing zu weinen an. "Warum willst du mich in den Brunnen hinunterlassen?" Er hatte Angst, in den Brunnen zu gehen. Er bat um Gnade. Der Jüngste sagte zu ihm: "Bitte nicht um Gnade, wir müssen dorthin!" Er band ihm den Strick um und ließ ihn hinunter. Aber kaum war der Bruder ein paar Klafter tief, fing er zu schreien und zu weinen an, - noch ein bißchen, und die Angst zerreißt ihn. "Ich sterbe, ich sterbe!" Er war noch nicht einmal ein Viertel des Brunnens hinunter. Der Knabe zog ihn heraus, denn er sah, was für ein Mensch das war.
Dann kam der zweite. Der Knabe band auch ihn und ließ ihn hinunter. Er war kaum bis zur Hälfte des Brunnens gekommen, da begann er zu schreien vor lauter Angst. "Ich sterbe, ich sterbe!" Er zog ihn heraus.
Dann kam die Reihe an den Jüngsten. Er sagte: "Hört zu! Wieviel ich auch weinen und schreien werde, zieht mich nicht hoch. Laßt mich hinunter, bis ihr fühlt, daß der Strick leicht geworden ist." ... Da banden sie ihn und ließen ihn hinunter....
Nichts ist den Menschen unbekannter und erschreckender als die eigene Seele. Die meisten Menschen haben Todesängste, in das Brunnenloch zu steigen und den Abstieg zum unbekannten Seelengrund zu wagen. Sie leben nur außen, von allem gefesselt, was zur Schau gestellt wird, aber sie werden schon verwirrt, wenn sie nur einen Blick über den Brunnenrand werfen sollen. Ihre Sicherheit liegt im Geläufigen der äußeren Welt; vor der Tiefe in sich selbst sind sie voll hilfloser Not. Aber der Brunnen ist noch nicht verschüttet. Wer ehrlich will, kann ihn finden und das Wagnis beginnen.
Hubertus Halbfas. Der Sprung in den Brunnen. Eine Gebetsschule, Düsseldorf : Patmos Verlag 1981, S. 13 - 16 (gekürzt).
Strömt und ruht
Aufsteigt der Strahl und fallend gießt
Er voll der Marmorschale Rund,
Die, sich verschleiernd, überfließt
In einer zweiten Schale Grund;
Die zweite gibt, sie wird zu reich,
Der dritten wallend ihre Flut,
Und jede nimmt und gibt zugleich
Und strömt und ruht.
Conrad Ferdinand Meyer, Eine Auswahl aus seinen Werken. Bonn: Verlag bibliotheca christiana 1974, S. 33/34.
Römische Fontäne
Borghese
Zwei Becken, eins das andre übersteigend
aus einem alten runden Marmorrand,
und aus dem oberen Wasser leis sich neigend
zum Wasser, welches unten wartend stand,
dem leise redenden entgegenschweigend
und heimlich, gleichsam in der hohlen Hand,
ihm Himmel hinter Grün und Dunkel zeigend
wie einen unbekannten Gegenstand;
sich selber ruhig in der schönen Schale
verbreitend ohne Heimweh, Kreis aus Kreis,
nur manchmal träumerisch und tropfenweis
sich niederlassend an den Moosbehängen
zum letzten Spiegel, der sein Becken leis
von unten lächeln macht mit Übergängen.
Rainer Maria Rilke. Gesammelte Gedichte. Frankfurt: Insel-Verlag 1962, S. 285.
Manfred Wussow (2008)
Hans Hütter (1996)