Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 22. Okt. 2023 - 29. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
03. Dez. 2023
1. Adventsonntag (B)
26. Nov. 2023
Christkönigsonntag (A)
19. Nov. 2023
33. Sonntag im Jahreskreis (A)
12. Nov. 2023
32. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Nov. 2023
9. November: Weihe der Lateranbasilika (Fest)
05. Nov. 2023
31. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Nov. 2023
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2023
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
29. Okt. 2023
30. Sonntag im Jahreskreis (A)
22. Okt. 2023
29. Sonntag im Jahreskreis (A)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Jes 45,1. 4-6
Lesung aus dem Buch Jesaja.
So spricht der Herr zu seinem Gesalbten, zu Kyrus:
Ich habe ihn an seiner rechten Hand gefasst,
um ihm Nationen zu unterwerfen;
Könige entwaffne ich,
um ihm Türen zu öffnen
und kein Tor verschlossen zu halten:
Um meines Knechtes Jakob willen,
um Israels, meines Erwählten, willen
habe ich dich bei deinem Namen gerufen;
ich habe dir einen Ehrennamen gegeben,
ohne dass du mich kanntest.
Ich bin der Herr und sonst niemand;
außer mir gibt es keinen Gott.
Ich habe dir den Gürtel angelegt,
ohne dass du mich kanntest,
damit man vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang
erkennt, dass es außer mir keinen Gott gibt.
Ich bin der Herr
und sonst niemand.
Die vorliegenden Verse finden sich im zweiten Teil des Jesaja-Buches, im sog. Deuterojesaja, dessen Verfasser unbekannt ist, aber nicht der Prophet selbst gewesen sein kann. Dieser Teil des Buches hat für die Christen der ersten Generation wegen der Reden über den Gottesknecht eine wichtige Bedeutung gehabt. Die frühen Gemeinden sahen in Jesus diesen Gottesknecht.
Zur Zeit des Deuterojesaja befindet sich das Volk Israel im Babylonischen Exil. Im Jahr 538 erobert König Kyrus von Persien Babel und errichtet das persische Weltreich. Im selben Jahr entlässt der das Volk Israel wieder nach Hause und erlaubt den Tempelaufbau (vgl. Esr 1-6).
Die Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja beschreibt, welchen Weg Gott gewählt hat, um sein Volk aus dem babylonischen Exil zu führen: Er "faßt" den Perserkönig Kyros "an der Hand", damit dieser nach der Eroberung Babylons (538 v. Chr.) den Israeliten die Rückkehr nach Palästina ermöglicht.
Für den Propheten ist Kyros, obwohl er nicht zum Volk Jahwes gehört, ein Messias (ein Gesalbter).
Jahwe geht vor seinem Gesalbten her, unterwirft ihm die Völker und der Gesalbte soll erkennen, daß Jahwe es ist, der alles um Israels Willen wirkt. Das Ziel Jahwes mit Kyros geht noch weiter, "damit man vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang erkennt, daß es außer mir keinen Gott gibt. Ich bin der Herr, und sonst niemand." - Jahwe, der Gott aller Menschen.
1. Lesung (ungekürzte Fassung) - Jes 45,1-6
Lesung aus dem Buch Jesaja.
So spricht der Herr zu seinem Gesalbten, zu Kyrus:
Ich habe ihn an seiner rechten Hand gefasst,
um ihm Nationen zu unterwerfen;
Könige entwaffne ich,
um ihm Türen zu öffnen
und kein Tor verschlossen zu halten:
Ich selbst gehe vor dir her und ebne Ringmauern ein.
Ich zertrümmere bronzene Tore
und zerschlage eiserne Riegel.
Ich gebe dir verborgene Schätze und Reichtümer,
die im Dunkel versteckt sind.
So sollst du erkennen,
dass ich der HERR bin,
der dich bei deinem Namen ruft,
ich, Israels Gott.
Um meines Knechtes Jakob willen,
um Israels, meines Erwählten, willen
habe ich dich bei deinem Namen gerufen;
ich habe dir einen Ehrennamen gegeben,
ohne dass du mich kanntest.
Ich bin der Herr und sonst niemand;
außer mir gibt es keinen Gott.
Ich habe dir den Gürtel angelegt,
ohne dass du mich kanntest,
damit man vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang
erkennt, dass es außer mir keinen Gott gibt.
Ich bin der Herr
und sonst niemand.
Antwortpsalm - Ps 96,1. 3-5. 7-10abd
Kv Bringt dar dem Herrn Ehre und Macht! – Kv
(GL 54,1)
Singet dem Herrn ein neues Lied, *
singt dem Herrn, alle Lande!
Erzählt bei den Nationen von seiner Herrlichkeit, *
bei allen Völkern von seinen Wundern! – (Kv)
Denn groß ist der Herr und hoch zu loben, *
mehr zu fürchten als alle Götter.
Denn alle Götter der Völker sind Nichtse, *
aber der Herr ist es, der den Himmel gemacht hat. – (Kv)
Bringt dar dem Herrn, ihr Stämme der Völker, *
bringt dar dem Herrn Ehre und Macht,
bringt dar dem Herrn die Ehre seines Namens! *
Bringt Gaben und tretet ein in die Höfe seines Heiligtums! – (Kv)
Werft euch nieder vor dem Herrn in heiligem Schmuck! *
Erbebt vor ihm, alle Lande!
Verkündet bei den Nationen: Der Herr ist König! *
Er richtet die Völker so, wie es recht ist. – Kv
2. Lesung - 1 Thess 1,1-5b
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Thessalónich:
Paulus, Silvánus und Timótheus
an die Kirche der Thessalónicher,
die in Gott, dem Vater, und in Jesus Christus, dem Herrn, ist:
Gnade sei mit euch und Friede!
Wir danken Gott für euch alle,
sooft wir in unseren Gebeten an euch denken;
unablässig erinnern wir uns vor Gott, unserem Vater,
an das Werk eures Glaubens,
an die Mühe eurer Liebe
und an die Standhaftigkeit eurer Hoffnung
auf Jesus Christus, unseren Herrn.
Wir wissen, von Gott geliebte Brüder und Schwestern,
dass ihr erwählt seid.
Denn unser Evangelium kam zu euch
nicht im Wort allein,
sondern auch mit Kraft und mit dem Heiligen Geist
und mit voller Gewissheit.
Martin Stewen (1999)
Bernhard Zahrl (1996)
Die Verse stellen den Eingang - eine Art Briefkopf - zum Schreiben an die Gemeinde in Thessaloniki dar. Der Brief ist vermutlich in Korinth entstanden, wo Paulus und Silas (lat. Silvanus), sein Begleiter auf der zweiten Missionsreise, mit Timotheus, dem Verbindungsmann in die Gemeinde in Thessaloniki, zusammentreffen. Thessaloniki ist zu der Zeit eine pulsierende Handelsstadt, in der Paulus ca. 50 n. Chr. die kleine Christengruppe gegründet hat. Nun sorgt er sich um die neue Gemeinde und wendet sich mit dem vorliegenden Brief an sie in verschiedenen pastoralen Anliegen. Die Trias Glaube-Hoffnung-Liebe ist ein öfter wiederkehrendes Thema bei Paulus und seinen Schülern (vgl. 1 Thess 5,8; 1 Kor 13,13; Eph 1,16-18; Kol 1,4-5; Hebr 10,22-24).
Der "Erste Brief an die Thessalonicher" ist der älteste uns erhaltene Brief des Apostels Paulus.
Zusammen mit Timotheus hat Paulus die Gemeinde auf seiner 2. Missionsreise gegründet (um 50 nach Chr.). Er mußte die Gemeinde jedoch bald wieder verlassen (vgl. Apg 17,1-9). Deshalb schickte er von Athen aus Timotheus nach Thessalonich zurück, um sich über das Wohl und Wehe der Gemeinde zu informieren. In Korinth traf Paulus mit Timotheus wieder zusammen und verfaßte dort den uns vorliegenden Brief an die Gemeinde der Thessalonicher.
Ruf vor dem Evangelium - Phil 2,15d. 16a
Halleluja. Halleluja.
Haltet fest am Worte Christi;
dann leuchtet ihr als Lichter in der Welt.
Halleluja.
Evangelium - Mt 22,15-21
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit
kamen die Pharisäer zusammen
und beschlossen, Jesus mit einer Frage eine Falle zu stellen.
Sie veranlassten ihre Jünger,
zusammen mit den Anhängern des Herodes zu ihm zu gehen
und zu sagen: Meister,
wir wissen, dass du die Wahrheit sagst
und wahrhaftig den Weg Gottes lehrst
und auf niemanden Rücksicht nimmst,
denn du siehst nicht auf die Person.
Sag uns also:
Was meinst du?
Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen,
oder nicht?
Jesus aber erkannte ihre böse Absicht
und sagte: Ihr Heuchler,
warum versucht ihr mich?
Zeigt mir die Münze, mit der ihr eure Steuern bezahlt!
Da hielten sie ihm einen Denár hin.
Er fragte sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das?
Sie antworteten ihm: Des Kaisers.
Darauf sagte er zu ihnen:
So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört,
und Gott, was Gott gehört!
Martin Stewen (1999)
Bernhard Zahrl (1996)
Den Disput über die kaiserliche Steuer hat der Evangelist in den Auftakt des letzten Lebensabschnittes Jesu in Jerusalem vor die Leidengeschichte gestellt. Die Reden und Gleichnisse in den Kapiteln 21 bis 25 erzählen vom Gottesreich und kommender Herrlichkeit. Der Autor des Evangeliums stellt den Einzug des Gottessohnes in die Hauptstadt als eine Art Befreiung dar, wie sie Sach 9,9 ankündigt: "Jauchze, Tochter Jerusalem, dein König kommt zu dir. Er ist gerecht und hilft." Auf dieser politischen Ebene knüpft nun die Diskussion um das Steuergesetz an, die Thematik erfährt aber einen Paradigmenwechsel: Aus dem politischen Zusammenhang wird ein religiöser, der sich dann in die Gottesreich-Thematik einordnet.
Das heutige Evangelium ist innerhalb des 22. Kapitels des Matthäusevangeliums die erste von insgesamt vier Auseinandersetzungen Jesu mit Gegnern.
Das Streitgespräch rund um die Steuerfrage ist ganz nach dem Vorbild rabbinischer Lehrgespräche verfaßt, in denen auch Demonstrationen und Merksätze beliebt gewesen sind.
Die Pharisäer wollen Jesus mit einer Frage eine Falle stellen. Diesen Satz könnte man aus dem Griechischen auch mit der bildhaften Umschreibung "ihn in der Rede (wie mit einer Schlinge) fangen" umschreiben.
Nachdem sie ihn also fangen wollen, kann die Ergebenheitsadresse "Meister" nur als Täuschungsmanöver verstanden werden. Diese Anrede findet sich bei Matthäus folglich auch fast nur im Mund von Gegnern Jesu.
Seit der Bestellung eines römischen Statthalters für die Provinz Judäa (6 nach Chr.) war eine kaiserliche Steuer zu entrichten. Die Römer verlangten diese von allen Männern, Frauen und Sklaven vom 12. bzw. 14. bis zum 65. Lebensjahr. Über die Höhe der Steuer haben wir keine genauen Informationen.
Den Juden machte diese Steuer einerseits ihre politische Abhängigkeit von den Römern bewußt und stellte andererseits neben dem politischen auch ein theologisches Problem dar. Zeloten lehnten diese Steuer strikt ab, denn für sie durfte man nach Gott keinem sterblichen Herrscher untertan sein. Für die Pharisäer war die Steuer eine schwere Last, letztlich zahlten sie diese aber doch.
Jesus läßt sich eine Münze zeigen, mit der die Steuer bezahlt werden soll. Auf dem Denar ist das Bild des Kaisers zu sehen. Indem die Gegner Jesu diese Münze im Tempelbereich herzeigen, verletzen sie nach jüdischem Empfinden die Würde des Ortes und überführen sich somit selbst.
Jesus beantwortet letztlich die an ihn gestellte Frage weder mit Ja noch mit Nein. Er gibt vielmehr eine Weisung, die jedem Einzelnen im konkreten Fall eine Entscheidung ermöglicht, ohne diese aber abzunehmen. Nimmt man die Predigt Jesu vom Reich Gottes ernst, so dürfte es nahe liegen, daß im Konfliktfall dem Kaiser der Gehorsam aufzukündigen ist. Gott ist mehr zu gehorchen als den Menschen.
Wer regiert die Welt?
Staatsdiktaturen
Mit Besorgnis blicken wir auf Länder, in denen allein der Staat das Sagen hat. Er allein entscheidet über die Rechte und Pflichten seiner Bewohner, er allein gibt Ziele für die Zukunft an, Freiheiten werden eingeschränkt, wo sie den Mächtigen nicht gefallen. Manche setzen sich über Menschenrechte hinweg, treten Menschenwürde mit Füßen, brechen völkerrechtliche Verträge, kontrollieren die Kommunikation ihrer Bürger, führen Kriege, um ihren Einfluss auszuweiten.
Religionsdiktaturen
Wir kennen aber auch Länder, in denen eine Religion die Lebensweise der Menschen diktiert. Religionsführer interpretieren und verkünden ihren Untergebenen den Willen ihrer Gottheit und verfolgen alle, die sich diesem Diktat nicht unterwerfen. Meinungsfreiheit und Gewissensfreiheit lassen sie nur sehr begrenzt zu. Anders Denkende werden gnadenlos verfolgt.
Unter dem Diktat der Quote
Demokratisch verfasste Staaten sind stolz auf die Freiheit und Mitbestimmung ihrer Bürger. Anerkannte Religionen genießen Freiheit und kooperieren mit staatlichen Einrichtungen. Sieht man jedoch genauer hin, ist nicht immer alles rosig. Eine Reihe heimlicher Mitregenten mischen mit. Wenn wirtschaftliche Vorteile es erfordern, geben wir häufig klein bei. Geld regiert die Welt. Es herrscht zwar Meinungsfreiheit, die Medien folgen jedoch meist dem Diktat der Quote. Für sie ist wichtig, dass sie möglichst viele Menschen erreichen. Die Quote ist zum Maß aller Dinge geworden. Wer in seinem Denken und Handeln nicht dem Mainstream folgt, wird an den Rand gedrängt.
Auch politische Parteien stehen unter dem Diktat der Quote. Sie müssen ihre Programme danach ausrichten, was der Mehrheit gefällt. Notwendige Reformen, die größere Anstrengungen kosten und die einen längeren Atem benötigen als bis zur nächsten Wahl, werden hinausgeschoben, Minderheiten geraten ins Hintertreffen, Populisten gewinnen die Oberhand, Sachpolitik wird immer schwieriger, Wertordnungen verschieben sich, Wohlstand wird zum magischen Richtwert, Freiheit wird uminterpretiert, da und dort werden sogar Menschenrechte in Frage gestellt, wenn man damit Stimmen gewinnen kann.
Persönlichkeiten mit Prinzipien haben in diesem System einen schweren Stand. Das Christliche in den traditionellen christdemokratischen und christlich-sozialen Parteien, das Soziale in den traditionellen sozialdemokratischen Parteien, das Liberale in freiheitlichen Parteien wird immer kleiner geschrieben. Prinzipien werden zurechtgebogen.
Die Kirchen schneiden quotenmäßig immer schlechter ab. Viele treten aus, viele schalten ab, für viele ist Kirche einfach nicht mehr relevant. Die Gründe dafür sind vielfältig und vielschichtig.
Staat und jüdische Religion zur Zeit Jesu
Zur Zeit Jesu bestimmten die religiösen Kreise rund um den Tempel in Jerusalem und die Statthalter des römischen Reiches das Leben der Juden in Palästina. Beide verlangten vom Volk Abgaben. Der Staat hob eine Kopfsteuer ein, die in römischer Währung zu bezahlen war, im Tempel wurde eine Tempelsteuer gefordert, wenn man am religiösen Leben teilnehmen wollte. Auch dafür gab es eine eigene Währung. Zöllner und Geldwechsler naschten in diesem System kräftig mit.
Im Volk gab es eine Reihe von religiösen und politischen Bewegungen, die daneben ihre eigenen Ziele verfolgten. Einige von ihnen fügten sich dem Diktat des Staates und arbeiteten mit den Staatsrepräsentanten zusammen. Andere versuchten den Widerstand, zettelten Aufstände an oder versuchten, sich dem Staat zu verweigern und ihm keine Steuern zu zahlen.
Jesus kritisierte in seinen Predigten religiöse und soziale Missstände, legte sich im Gegensatz zu Johannes dem Täufer jedoch nie direkt mit politischen Größen an. Religiöse Akteure empfanden ihn als Bedrohung für die Religion und hofften, dass ihn Staatsmächte als Gefahr für die öffentliche Ordnung ins Visier nehmen und "neutralisieren". Im Evangelium haben wir gehört, wie einige von ihnen versuchten, ihn mit der Steuerfrage zu provozieren. Wir können nun bewundern, wie er sich geschickt aus der Affäre zog, und Lehren für unseren Umgang mit Steuern und Kirchenbeiträgen ableiten. In der Antwort Jesu geht es aber um mehr und um Grundsätzlicheres, wenn er sagte: "Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört." Er weigert sich, Staat und Tempel gegeneinander auszuspielen. Beide haben ihre Berechtigung. Viel wichtiger ist ihm, das die Menschen Gott geben, was Gott gehört.
Gott geben, was Gott gehört
Jesus steht in der Tradition der Propheten und verkündet: "Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer!".(Mt 9,13 und Mt 12,7)."… ihn mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, ist weit mehr als alle Brandopfer und anderen Opfer." (Mk 12,33). So wichtig Geld und materielle Ressourcen in vielen Belangen sind, neben ihnen gibt es noch höhere Werte. Seine Botschaft lautet: Lasst euch nicht von Mächten vereinnahmen, die für sich höchste Autorität beanspruchen; weder vom Staat, noch von Religionen, auch nicht von den heimlich Mächtigen in der Wirtschaft und Gesellschaft.
Im Verhältnis von kirchlicher und staatlicher Macht können wir im Laufe der Jahrhunderte schon alle erdenklichen Konstellationen beobachten. Die Gegenwart führt uns weltweit warnende Beispiele von staatlichem oder religiösem Machtmissbrauch vor Augen. Wir sollten uns jedoch auch in unseren Demokratien nicht in Sicherheit wiegen. Ich sehe uns der Beliebigkeit der Werte ausgesetzt, wenn die Quote entscheidet, das Geld die Welt regiert… Mehrheiten entscheiden. Das ist zu respektieren. Aber entscheiden sie auch gut? Gut für alle Menschen, gut für unsere Zukunft, gut für die ganze Schöpfung Gottes?
Als einzelne Christen kommen wir nicht darum herum, uns zu fragen, was Gott von uns will, und Gott zu geben, was Gott gebührt.
... was Gott gehört
Gesellschaftliches Glatteis
Dieses Evangelium aus dem Abschnitt der sogenannten Streitgespräche zeigt Jesus schlagfertig und schlau und hat doch eine bedenkenswerte Aussage.
Eifrig und verschlagen marschieren Jünger der Pharisäer und des Herodes auf und stellen Jesus eine Frage, auf die er nur falsch reagieren kann. „Ist es erlaubt dem Kaiser Steuer zu zahlen oder nicht?“ Gemeint war die Kopfsteuer, welche die römische Besatzungsmacht für jeden jüdischen Bürger eingehoben hat. Wenn Jesus jetzt sagt "ja", dann hat er sogleich die versammelte Menge gegen sich. Er würde als Volksverräter beschimpft, im Extremfall gelyncht. Sagt er hingegen "nein", so haben sie die Anzeige bei der römischen Behörde schon im Hosensack dabei.
Jesus lässt sich aber nicht aufs Glatteis führen. Um die süffisante Ironie seiner Aufforderung, die Steuermünze zu zeigen, verstehen zu können, muss man wissen, dass römisches Geld für die Juden unrein war. Wer es berührte oder sogar bei sich trug wurde unrein und durfte erst nach Reinigungsritualen wieder den Tempel betreten oder an religiösen Zeremonien teilnehmen. Und arglos und naiv zieht tatsächlich einer so eine Steuermünze heraus. Das Raunen der Menge „Oh! der hat ja einen Denar bei sich“ entlarvt und beschämt ihn als Heuchler und bringt Jesus sofort in die Offensive. Und dann sagt Jesus den berühmten Satz: "Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört."
Dem Staat, was dem Staat gehört
Was diese Aussage Jesu bedeutet, hängt auch von der Staatsform, in der man lebt, und ihrer Beziehung zur Religion ab. Das Verhältnis von Staat und religiösen Institutionen ist komplex und kann sehr verschieden sein. Er reicht vom Gottesstaat, in dem religiöse Gewalt und Staatsgewalt eines sind, bis zum atheistischen Staat, indem öffentliche Religionsausübung verboten ist und bestraft wird. Wir leben heute in einer Demokratie, in einem weltanschaulich neutralen Rechtsstaat.
Was kann Jesu Wort für uns heute bedeuten? Zunächst einmal sicher, dass Jesus anerkennt, dass die Menschen die Fähigkeit haben sich in einem profanen Staatswesen zu organisieren. Dieses Staatswesen muss von allen getragen werden und beinhaltet auch Pflichten des Staatsbürgers und der Staatsbürgerin. Mit Beiträgen den Staat zu finanzieren gehört dazu. Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, meint also: Die Notwendigkeit eines Staatswesens, das autonom gegenüber der Religion ist, ist anzuerkennen. Den damit verbundenen Pflichten ist nachzukommen.
Gott, was Gott gehört
Interessant ist aber, dass Jesus dem Kaiser und dem Staat, den er repräsentiert, nicht den Tempel oder den Hohenpriester gegenüberstellt, also die religiöse Institution, heute würden wir sagen, die Kirche. Jesus sagt: Gebt Gott, was Gott gehört. Damit stellt er Gott heraus, als die Instanz unter deren Kritik und Urteil jedes Staatswesen steht. Was gehört denn Gott? Die Menschen gehören Gott, ihr Wohl und Wehe ist sein Anliegen. Gott will Leben in Fülle für alle, Frieden, Freiheit und Wohlergehen. Unter diesem Willen steht die staatliche Gewalt, an diesen Maßstäben Gottes muss sie gemessen werden.
Das bedeutet aber, dass die Forderungen und Pflichten gegenüber dem Staatswesen nicht unkritisch und blind befolgt und erfüllt werden können und dürfen. Bei der Frage ob das, was der Kaiser, die Staatsgewalt fordern, zu erfüllen ist, ist immer der Maßstab Gottes - und nicht der Kirchen mit ihren Interessen und ihrem Machtstreben - anzulegen.
So gesehen ist zum Beispiel die Entscheidung eines Franz Jägerstätters, sich dem Kriegsdienst für die Nationalsozialisten zu verweigern, mit Jesu Worten vereinbar. Dieser Krieg hat das Leben und die Würde von Millionen Menschen missachtet und mit Füßen getreten. Gott geben, was Gott gehört im Sinne der Kriegsdienstverweigerung war also eine Verwirklichung dieses Jesuswortes.
Das gilt auch für uns im Kleinen. Obwohl es klar ist, dass wir den Staat unterstützen und staatsbürgerliche Pflichten erfüllen müssen, ist es notwendig kritisch und wachsam zu bleiben, um der Absicht Gottes zuwiderlaufende staatliche Forderungen aufzudecken und bewusst zu machen. Auch das ist Christenpflicht; in unserer heutigen Umbruchszeit vielleicht mehr denn je. Anders gesagt eine Wertediskussion bezüglich politischer Maßnahmen und Vorschriften ist gerade auch heute zu führen. Und sie ist von Christen und Christinnen zu führen im Namen der Gottheit, die das Heil aller Menschen will. Wir als Kirche sind gefordert den Mund auf zu machen und Widerstand gegen Gesetze und Vorschriften zu leisten, die Schwache und Benachteiligte ausgrenzen und hilflos machen. Gerade weil wir gute Staatsbürger*innen sein wollen.
© Dorothea Schwarzbauer-Haupt, Diözese Linz.
Gott, Kirche, Staat
Staat, Religion, Kirche
Für sein Volk Israel nimmt JHWH den Perserkönig Kyrus in seinen Dienst, um sein Volk wieder zur Rückkehr aus Babylon zu bringen. Weltgeschichte und Heilsgeschichte sind oft miteinander verflochten. Ein fremder König bricht die Macht des Babylonischen Reiches, ermöglicht so das Ende des Exils der Israeliten. Vielleicht ist das auch seiner Toleranz zuzuschreiben, dass er andere Religionen duldete, nicht ausradierte, ja dass er sogar den Neubau des Tempels in Jerusalem zuließ. Bei Jesaja liest sich das so, dass Kyrus nicht einmal den Namen Gottes kennt und er trotzdem den Ehrentitel „Gesalbter des Herrn“ erhält. Wichtig ist aber auch der Hinweis: „Außer mir gibt es keinen Gott- ich bin der Herr, sonst niemand.“ (Jes 45,5). Zusammengefasst: Gott bedient sich auch der Fremden, um sein Heilswerk sichtbar zu machen.
Das Evangelium beginnt mit einer Dilemmafrage, die zeigt, dass Gott in dieser Welt anwesend ist: „Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht?“ Jede Antwort wird zur Falle. Wie man antwortet, ist es schlecht. Darf ein gottesfürchtiger Jude die heidnische römische Besatzungsmacht als staatliche Autorität anerkennen oder muss er jegliche Form der Anerkennung verweigern - hier etwa durch Steuerstreik? vielleicht auch eine indirekte Aufforderung, Steuern zu hinterziehen. Auf der Münze ist Tiberius (römischer Kaiser von 14-37 nach Chr.), Caesar des göttlichen Augustus, abgebildet. Darf man also dem göttlichen römischen Kaiser Steuern verweigern? Hier wird das Verhältnis von staatlicher Autorität und Christentum angesprochen. Heute geht es um das Verhältnis von staatlicher Autorität und Kirche. Das muss immer wieder neu gelöst werden und führte auch oft zu Konflikten. Beide: Staat und Kirche müssen sehr darauf achten, sich nicht gegenseitig zu vereinnahmen, also eine Balance von Nähe und Distanz zu halten.
Indirekt spornt uns Gott dazu an, sich für Jesus zu entscheiden, Gott den ersten Platz in seiner großen Liebe freizuhalten, sich ihm anzuschließen. Psalm 118,9 rät auch dazu:
„Besser, sich zu bergen beim HERRN,
als zu vertrauen auf Menschen.
Besser sich zu bergen beim HERRN,
alszu vertrauen auf Fürsten.“
Das Reich Gottes ist der Garant der Freiheit, bei irdischen Fürsten sehr oft das Gegenteil.
"Eine freie Kirche in einem freien Staat"
Vielleicht haben Sie schon vom „Mariazeller Manifest“ aus dem Jahr 1952 gehört, zu einer Zeit, als Österreich noch besetzt war. Es ist ein Dokument, das aus leidvoller Erfahrung der Ersten Republik in der Geschichte Österreichs entstanden ist. Der Kernsatz dieses Dokuments lautet: Eine freie Kirche in einem freien Staat.
Vor etwas mehr als 90 Jahren war das nicht so. Wir hatten den Ständestaat, einen Priester als Bundeskanzler einer Christlich-sozialen Partei. Pfarrhäuser waren Parteilokale der Christlich-sozialen Partei. Ihnen stand in einem Kulturkampf schwer verfeindet die Sozialdemokratische Partei gegenüber. Hass und Gewalt, viele Tote in der Ersten Republik waren die Folge. Österreicher schossen auf Österreicher. Die Nationalsozialisten haben dann beide Parteiführer ins Gefängnis gebracht. Die Kirche verlor große wichtige Teile der Arbeiterschaft.
Die Besinnung setzte erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs ein, mit dem Vorsatz keine der gesellschaftlichen Größen, also Kirche und Staat dürfen einander vereinnahmen. Dabei geht es wesentlich um Religions- und Gewissensfreiheit, die es später auch das II. Vatikanum im Dekret über die Religionsfreiheit festgeschrieben hat. Niemand darf zu einer Religion oder bestimmten Weltanschauung gezwungen werden. Das ist auch in Konkordaten (Verträge, die das Verhältnis von Staat und Kirche regeln) abgesichert. In einigen Staaten etwa in Frankreich seit 1905 sowie in den USA gibt es eine ganz scharfe Trennung von Staat und Kirche. Nach dem Zweiten Weltkrieg trugen in Österreich zur Versöhnung von Staat und Kirche zwei prominente Persönlichkeiten bei: Bundeskanzler Bruno Kreisky, seitens der Sozialdemokratischen Partei und der Wiener Erzbischof Kardinal Franz König.
Eine Frage des Gewissens
Heute kommt es besonders auf Selbstverantwortung und Schulung des Gewissens der Staatsbürger an. Christen leben in zwei Welten. Der Staat ist wichtig für die Ordnung, sonst funktioniert Gemeinschaft nicht, daher ist Steuer zu zahlen unumgänglich; über die Höhe lässt sich trefflich streiten. Sehr wohl sind aber vor Wahlen ethische Fragestellungen angebracht. Wenn wir zur Wahl schreiten - Gott sei Dank dürfen wir das in einem freien Staat -, ist ein gebildetes Gewissen von enormer Bedeutung. Als mündige Menschen und Christen müssen wir selbst Entscheidungen treffen, nicht der Pfarrer, der Lehrer, der/die Pastoralassistent*in oder ein gestrenger Elternteil oder sonst ein "Über-Ich", sondern jede*r selbst in Freiheit. Wir begehen in Österreich in den nächsten Tagen den Staatsfeiertag und bedenken dabei auch: "Eine freie Kirche in einem freien Staat" ist keine Selbstverständlichkeit. Danken wir Gott dafür!
Christlich leben in einem modernen Staat
Wem sind wir untertan?
Hintergrund für das heutige Evangelium ist die Kopfsteuer, die jeder Israelit ab einem gewissen Alter an Rom zu zahlen hatte. Für die Israeliten entstand damit ein Konflikt: Grundsätzlich sollte man Gott untertan sein, und das bedeutete, dass man nicht untertan eines weltlichen Herrschers sein konnte. Die Zeloten zahlten diese Steuer nicht, weil sie die Zahlung als Unterwerfung unter den weltlichen Herrscher verstanden, die Pharisäer aber, wenn auch zähneknirschend, zahlten sie.
Und so wollten sie Jesus eine Falle stellen: er sollte sich festlegen, damit sie etwas gegen ihn in der Hand hätten. Jesus aber legte sich nicht fest, im Gegenteil „So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört…“ heißt ja nicht mal: die Münze gehört dem Kaiser, weil sein Konterfei darauf abgebildet ist. Man kann es aber so verstehen: schlicht und ergreifend muss jeder selbst entscheiden, was richtig ist.
Wir diskutieren heute viel über das Verhältnis Staat/Kirche – im Koalitionsvertrag unserer jetzigen Regierung stand, dass man endlich den Verfassungsauftrag in Angriff nehmen will, die Konkordate abzulösen. Das sind die Verträge, die mit den Kirchen als Ausgleich dafür geschlossen wurden, dass der Staat die kirchlichen Ländereien enteignet hat. Staatszahlungen sollten die Kirchen dazu befähigen, ihre sozialen Aufgaben weiter bestreiten zu können (Schulen, Krankenhäuser etc.). Im Grundgesetz ist geregelt, dass der Staat diese Ablösung vornehmen soll. Viele Kirchenvertreter begrüßen das. Allerdings bleibt die Frage, wie hoch eine solche Ablöse sein kann und sein muss. Hierzu hat es von beiden Seiten immer wieder Forderungen, auch Maximalforderungen gegeben. Was dabei herauskommt, steht in den Sternen, zumal die Regierung mit den derzeitigen Krisen größere Baustellen zu bewältigen hat.
Trennung von Staat und Kirche
In diesem Zusammenhang wird oft der Satz des Evangeliums „So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!“ benutzt – Trennung Staat und Kirche. Er ist auch in Bezug auf die Politik immer wieder zu hören, wenn es heißt, Christ sein ist das eine, Politiker sein das andere. Ist das gemeint? Ist Glaube Privatangelegenheit? Politik und Staat als völlig andere Baustellen?
Ich denke nicht. Natürlich müssen wir unsere Steuern zahlen, wenn wir wollen, dass der Staat weiter für das Gemeinwohl tätig ist, keine Frage. Natürlich muss man in der Politik Kompromisse schließen, und auch im normalen Leben. Aber ich denke, ich muss mir, egal ob als Privatperson oder Politiker*in immer wieder die Frage stellen: Ist das vereinbar mit meinem christlichen Glauben? Wenn z.B. der Staat Menschenrechte mit Füßen tritt, etwa im Bezug auf Geflüchtete und übers Mittelmeer Flüchtende. Muss ich dazu ja und Amen sagen, weil es ja der Staat ist, der das fürs Gemeinwohl so regelt? Wenn Unterschiede gemacht werden zwischen Menschen: Wem steht ein gutes Leben in Deutschland zu (erst einmal den Deutschen, natürlich) und wem nicht. Muss ich das richtig finden? Kann ich nicht mit meinen Möglichkeiten den Gegenentwurf leben und verwirklichen, wenigstens in meinem Umfeld? Muss ich nicht vielleicht auch meine Stimme erheben, wenn ich das Gefühl habe, es läuft etwas in die ganz falsche Richtung? Muss nicht mein ganzes Leben ausstrahlen, dass ich Christ*in bin, auch da, wo es politisch wird?
Gebt Gott, was Gott gehört: ich denke, damit ist mein ganzes Leben gemeint. Das heißt gerade nicht, dass ich mich aus der Gesellschaft zurückziehe, sondern dass ich mich einbringe - im Sinne Gottes.
Mit Verstand und Herz Konflikte lösen
Vorsicht Fallensteller!
Das Evangelium erzählt heute eine Episode aus der späten Verkündigungszeit Jesu als die Pharisäer Ihn schon als Problem wahrgenommen hatten. Es gab viele Pläne ihn bei den Römern, ihrer Besatzungsmacht, anzuschwärzen. Sie sollten Jesus als gefährlich einstufen und dann vernichten. So der Plan.
Matthäus berichtet uns von einer gemeinen Falle, die die Pharisäer Jesus gestellt haben. Damit zeichnet er ein realistisches Bild der Welt. Denn damals wie heute gab und gibt es Menschen, die anderen Böses wollen. Gleichzeitig erzählt er uns wie Jesus die Situation meistert.
Kann Jesu Verhalten uns Vorbild sein? Was macht er genau?
Jesus ist nicht abhängig von vordergründiger Zustimmung
Zunächst lässt er sich nicht von den Schmeicheleien und Komplimenten täuschen. Er erkennt die schlechte Absicht hinter diesen Worten und reagiert in bemerkenswerter Weise. Er zieht der Bosheit das Mäntelchen weg, unter dem sie eigentlich verborgen bleiben soll, indem er die Lage klar anspricht: „Ihr Heuchler, warum versucht ihr mich?“
Wie geht es uns mit Menschen, die uns Böses wollen, das aber gut tarnen können? Sicher gelingt es uns nicht immer, falsche Komplimente oder berechnende Zustimmung sofort zu enttarnen. Zu sehr tun uns solche Worte gut. Oft sind sie Balsam auf Wunden, die durch Kränkungen, Selbstzweifel und Enttäuschungen verursacht wurden.
Jesus ist nicht abhängig von solch vordergründiger Zustimmung. Er weiß sich von Gott geliebt und hat keinen Bedarf an oberflächlichen Liebesbeweisen. Deshalb wird er nicht müde uns von der bedingungslosen Liebe Gottes zu jedem seiner Menschenkinder zu erzählen. Auch uns soll diese Gewissheit frei machen für den achtungsvollen Umgang mit uns selbst, sowie für respekt- und liebevolle Begegnungen mit unseren Nächsten. Sie soll uns Basis sein für sein neben der Gottesliebe wichtiges Gebot an uns: die Eigen- und Nächstenliebe.
Niemand kennt mich sowie er, denn er hat mich geschaffen, er ist jeden Tag bei mir, er kennt auch alle meine negativen Entscheidungen und dennoch bleibe ich sein geliebtes Kind. Wem es gelingt, diese Botschaft in sein Innerstes zu integrieren, der kann Angriffen anderer genauso gelassen begegnen wie Jesus.
Mit Verstand und Herz Konflikte lösen
Das führt uns zur zweiten bemerkenswerten Reaktion Jesu: Er hat einen böswilligen Angriff wahrgenommen und benannt. Jede Antwort würde einen Konflikt befeuern. Also benützt er seinen Verstand und formuliert eine Gegenfrage, die die Situation entschärft.
Auch uns hat Gott einen wachen Verstand geschenkt. Der kann helfen Angriffe ähnlich geistreich abzuwehren, wie es Jesus durch den Verweis auf die kaiserliche Münze gelungen ist.
Wie viele Kriege könnten vermieden werden, würden politische Führer aber auch ihre Anhänger dieses Geschenk öfter zum Einsatz bringen? Jeder weiß, dass noch kein Krieg etwas Gutes hervorgebracht hat. Dennoch gelingt es immer wieder Menschenmassen mit vordergründig logischen Argumenten von der Notwendigkeit dieser sinnlosen Zerstörungshandlungen zu begeistern.
Die Liebe Gottes gilt jedem Einzelnen von uns und weist so alle Menschen als Geschwister aus. Aber Geschwister leben nicht notwendigerweise ausschließlich in liebevollen Beziehungen. Jeder der in einer Mehr-Kind-Familie aufgewachsen ist weiß, dass es auch erbitterte Konkurrenzsituationen zwischen Geschwistern gibt. In gesunden Familien bleibt dieses Konkurrenzphänomen jedoch auf die Kindheit beschränkt. Im Idealfall gelingt es im Erwachsenenalter die besondere Prägung und die unterschiedliche Ausformung als Menschen bei seinen Geschwistern zu entdecken. Dann entsteht ein neues Miteinander. Wenn ich meine Eltern-Kind-Beziehung nicht als quantitativ vergleichende, sondern als qualitativ vielfältige erleben kann, ernte ich die Freiheit, meinen Geschwistern unvoreingenommen und offen begegnen zu können. In so einem Klima können sowohl Achtung gegenüber anderen als auch meine eigene Selbstachtung gut wachsen.
So werden wir auch von Gott geliebt. Nicht quantitativ konkurrierend, sondern qualitativ entsprechend. Mit diesen Gedanken im Herzen sind wir im Stande vorgetäuschte Liebe zu erkennen und auf sie zu reagieren, ohne verbrannte Erde zu hinterlassen. Dann können wir auch die letzte Aufforderung des heutigen Evangeliums erfüllen, nämlich Gott zu geben, was Seines ist.
Wenn wir versuchen, Konflikte mit Hilfe unseres Verstandes und eines liebenden Herzens anstelle von Gewalt zu lösen, geben wir Gott was ihm gehört. Seine Schöpfung, die wir Menschen so oft auf vielfältige Weise verunstalten, kann dann wieder gut sein, so gut, wie sie immer schon von ihm gewollt ist.
Wie gebe ich Gott, was Gott gehört?
Gebe ich Gott, was Gott gehört?
„Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein!“ Sie kennen sicher dieses Sprichwort.
Hat es nicht auch heute seine Berechtigung?
Da wollen die Pharisäer Jesus eine Falle stellen. Das ist das erklärte Thema. Sie brauchen etwas in der Hand gegen Jesus. Entweder kann die Ablehnung seiner Worte religiös begründet werden oder politisch. Egal, wie er antwortet, es ist immer falsch. Und immer haben diese Menschen gewonnen. Nun stehen sie plötzlich wie begossene Pudel da. Ihre Falle hat nicht funktioniert. Sie sitzen nun in der Grube. Sie müssen sich der Frage stellen: Gebe ich Gott, was Gott gehört? Was ist das überhaupt?
Gebe ich dem Nächsten, was dem Nächsten gebührt?
Diese Frage mussten nicht nur die Pharisäer damals beantworten. Auch wir Gläubige heute müssen diese Antwort finden. Was von mir, von meinem Leben gehört Gott?
Nichtchristen können uns in Diskussionen leicht eine Antwort geben, aus der Bibel zitieren und sagen: „So und so sollst du doch sein. Dein Gott hat die Regeln festgelegt. So erwarte ich auch dein Verhalten mir gegenüber!“ Vielleicht fordern sie von uns ein, was wir ihnen auch gerne sagen:
- Geh respektvoll mit mir um!
- Mache deine Meinung über mich nicht an meiner Kleidung oder Herkunft fest!
- Urteile nicht über mich, wenn du meinen Alltag nicht kennst!
- Stell dich nicht über mich!
Was kann Gott von mir erwarten?
Eine weitere Antwortmöglichkeit ergibt sich aus dem Vater Unser. Darin bitte ich um das tägliche Brot oder um die Bewahrung in der Versuchung. Gott zeigt vielleicht: „O.K., mach ich!“ Was ist dann mit unserer Antwort auf sein Tun? Der Erntedanksonntag ist nicht so lange her. Ist es damit „abgehakt“? Oder ist das Danke tatsächlich eine Antwort, die wir so oft geben können, wie wir merken „ich bin beschenkt!“
Eine andere Vater-unser-Bitte fordert uns ähnlich heraus: „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ Gott gehört es, dass wir so handeln wie er es an uns tun soll. Denn auch dieser Mensch ist sein Geschöpf.
Meine Antwort auf die Freiheit, die mir Gott gibt, ist Freiheit, die ich dem anderen gebe.
Ein Impuls des Evangelisten Lukas
Der heutige Sonntag fällt auf den 18. Oktober. Es ist der Festtag des Evangelisten Lukas. In seinem Evangelium findet sich das 15. Kapitel. Es sind Texte, die wir in den anderen Evangelien nicht finden. Dieses Kapitel macht sein Anliegen besonders deutlich. Manche nennen es auch das „verlorene Kapitel“. Die verlorene Münze, das verlorene Schaf, der verlorene Sohn sind verschiedene Erzählungen mit der einen Aussage: Gott sucht den Menschen, seine Freude ist es, Verlorenes gefunden zu haben.
Wenn ich Gott geben will, was Gott gehört, kann das heißen: Ich suche wie er. Ich suche danach, wo jemand Hilfe braucht. Ich suche danach, wie ich Gottes Liebe erfahrbar machen kann. Ich suche danach, wo ich jemand auf dem Weg zurück ins Leben begleiten kann.
Gottes-Dienst
Das Wort Gottes im Gottesdienst
Vor einigen Wochen schwappte durch das Internet die Nachricht, Papst emeritus Benedikt, habe der Liturgiereform vorgeworfen, die Liturgie sei zu einem Ort geworden, an dem die Gegenwart Gottes durch zu viel menschliches Tun verdunkelt werde.
Sicherlich mag es richtig sein, dass manchmal in einem Gottesdienst so viel „gestaltet“ wird, dass tatsächlich für die leise und liebevolle Zuwendung Gottes zu seinem Volk zu wenig Platz bleibt. Dabei will die Liturgiereform des Konzils eigentlich der Zuwendung Gottes zu uns Menschen mehr Raum geben, als dies vorher manchmal der Fall gewesen ist. So hat das Konzil u.a. darauf geachtet, dass der Verkündigung des Wortes Gottes mehr Wertschätzung entgegengebracht wird. Seit der Reform wird der Wortgottesdienst nicht mehr als „Vormesse“ bezeichnet, nach der das eigentlich „Wesentliche“ kommt, sondern ist integraler Bestandteil jeder Eucharistiefeier. Die Feier der Heiligen Messe ist einer Ellipse mit den beiden Brennpunkten „Wortgottesdienst“ und „Eucharistiefeier“ vergleichbar. Im Laufe von drei Jahren soll jeder Mitfeiernde der sonntäglichen Messe die vier Evangelien sowie die wichtigsten Texte des Alten und Neuen Testamentes hören.
Dabei ist es allerdings notwendig, abschnittsweise vorzulesen. Es erleichtert uns das Zuhören und hilft dabei, die Botschaft der Texte besser aufnehmen zu können. Manchmal ist es aber wichtig, den jeweiligen Text im Zusammenhang des ganzen Evangeliums zu betrachten.
Wie habe ich als Christ zu leben?
Wir erinnern uns an das Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl, das wir am letzten Sonntag gehört haben. Ein König, der zum Hochzeitsmahl seines Sohnes einlädt. Da die Eingeladenen nicht kommen, entschließt er sich, Leute von der Straße einzuladen, um am königlichen Mahl teilzunehmen. Einer von ihnen trägt keine angemessene Kleidung und wird deshalb des Saales verwiesen. In diesem Gleichnis beschreibt der Evangelist das Drama der Heilsgeschichte: Die eigentlichen Gäste des Mahles haben die Botschaft des in Jesus Christus nahe kommenden Gottesreiches abgelehnt und den Gesandten Gottes, den Messias gekreuzigt. Deshalb öffnet der König die Teilnahme am Festmahl für die Leute von der Straße: Sie sind nun die auserwählten Teilnehmer der Feier. Eigentlich eine Frohe Botschaft: Die Heilszusage Gottes gilt allen Menschen. Matthäus baut allerdings auch eine Warnung ein. Daraus ergibt sich kein Automatismus. Wer nicht richtig gekleidet ist, kann genauso wenig am Mahl teilnehmen wie die, die die ursprüngliche Einladung abgelehnt haben.
Dem Kaiser, was dem Kaiser zusteht...
Wie aber kann ich mich vorbereiten? Was erwartet der König von mir, damit ich am Mahl teilnehmen kann? Im heutigen Evangelium bekommen wir eine erste Antwort: Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser und Gott, was Gott gehört. Ausgelöst durch die Streitfrage, ob es erlaubt sei, in Gottes eigenem Land dem Kaiser die Kopfsteuer zu zahlen oder nicht.
Es ist beachtenswert, dass der Herr seine Jünger und Jüngerinnen nicht zur einer Weltflucht auffordert. Wir leben nicht auf einer einsamen Insel, sondern mitten unter allen Menschen. Es gibt eine soziale Ordnung, Regeln und Gesetze, die zu beachten und einzuhalten sind. Christen und Christinnen sind verpflichtet dem „Kaiser zu geben, was dem Kaiser“ gehört. Dazu gehört nicht nur eine ehrliche Steuerklärung, sondern auch die Bereitschaft, Gesellschaft mitzugestalten und Verantwortung zu übernehmen.
... und Gott, was Gott zusteht
Zum Leben eines Jüngers und einer Jüngerin des Herrn gehört allerdings wesentlich auch eine andere Dimension. Unsere Verantwortung darf sich nicht allein im gesellschaftlichen Engagement erschöpfen. Zu unserer Erwählung nun doch am Hochzeitsmahl teilnehmen zu dürfen, gehört die Durchlässigkeit unseres Lebens auf die Dimension Gottes hin. Es geht nicht nur darum, dem Kaiser zu geben, was ihm gehört. Teil unserer Berufung ist auch die Bereitschaft, Gott zu geben, was Gott gehört.
Sonntag der Weltmission
Eine Entscheidung zwischen dem Einen und dem Anderen ist nicht immer leicht. Wie kann ich als Christ in unserer Welt meine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft aber auch gegenüber Gott in angemessener Weise wahrnehmen? Die Kirche in Deutschland begeht heute den Sonntag der Weltmission. In der Kollekte nachher werden wir gebeten, die Arbeit der Ortskirchen in anderen Teilen der Welt durch eine großherzige Gabe zu unterstützen. Längst wissen wir aber auch, dass dies keine Einbahnstraße ist. Wir können viel von den Gemeinden in Afrika, Lateinamerika sowie den Ländern Asiens und Ozeaniens lernen.
Viele christliche Gemeinden in diesen Ländern sehen nämlich in dieser Frage keine sich gegenseitig ausschließende Alternative - nach dem Motto: Entweder der Kaiser - oder Gott! Von ihnen haben wir gelernt, uns beim Lesen von biblischen Texten zu fragen: Was will Gott mir mit diesem Text sagen? Was erwartet er von mir? Und nicht selten spüren Menschen dabei, dass sie Gott dann das Rechte geben, wenn sie den Menschen dienen. Sie finden in den Texten der Bibel den Maßstab für ihr Engagement: Gerechtigkeit gegenüber jedermann zu üben. Den Armen und Unterdrückten Schutz zu geben. Nachhaltig für die Umwelt und die nachfolgende Generation zu handeln. Nicht wenige sehen es auch als ihre Aufgabe an, stellvertretend für die Menschen, das zu tun, was viele nicht mehr können: Ihre Nöte und Ängste im Gebet vor Gott bringen. Zu danken, zu loben, zu bitten und zu klagen. So befruchtet sich das Geben an den Kaiser und an Gott gegenseitig. Und der scheinbare Widerspruch löst sich auf.
Gott an uns wirken lassen
Sicherlich gilt das auch für die Feier der Heiligen Messe. Bewusst sind wir heute aus der Hektik und den Anforderungen des Alltags herausgegangen, um uns in dieser Feier der Botschaft Gottes zu öffnen und uns seiner verwandelnden Kraft, die Brot und Wein zur Gegenwart Christi unter uns macht, auszusetzen. Denn diese mächtige Kraft Gottes, wandelt ja nicht nur Brot und Wein, sondern auch unser Herz, damit es immer tiefer in das Leben Gottes eindringen kann.
Und da hat Papst em. Benedikt sicher recht: Dies können wir nicht selber machen. Dies können wir nur bittendend und dankend an uns geschehen lassen. Lassen Sie uns in dieser Haltung gleich am Altar das eucharistische Opfer feiern. Damit wir verwandelt und gestärkt in unserem Alltag unseren Schwestern und Brüdern dienen können.
Kostenbeteiligung
Steuerbescheid
Das Thema Steuern kann tatsächlich in Wallungen versetzen. Zu viel, zu hoch - schreien die einen. Falsch berechnet, ungerecht verteilt - die anderen. Kalt lässt uns das Thema (auch) nicht. Schließlich sind wir Steuerzahler (wenn wir vielleicht auch, gelegentlich - oder auch immer wieder - Schlupflöcher suchen - ganz legal, natürlich). - Klar, wir können jetzt über vieles klagen, vieles müssen wir auch kritisieren, aber heute lädt uns das Evangelium ein, "Ja" zu sagen zu Steuern. Ein Gemeinwesen braucht Geld. Und manchmal brauchen auch Menschen Geld aus einer öffentlichen Kasse, ohne Bettler zu sein oder zu Bettlern gemacht zu werden. Eigentlich bin ich den klugen Fragern im Evangelium dankbar: Sie wollen Jesus zwar in eine Falle locken, erhalten aber von ihm einen - Steuerbescheid.
Zwei Seiten einer Münze
Auf der Münze, die Jesus gereicht wird, ist der Kopf des Kaisers abgebildet. Mit dem Lorbeer, der Krone auf dem Kopf. Sein Bildnis drückt einen Machtanspruch aus. Haben Sie schon einmal eine Münze aus römischer Zeit gesehen? Aus dem Mittelalter? Münzen sind wertvoll - und werthaltig.
Selbst die Pharisäer, die hier vorgeführt werden, wissen mit diesen Münzen umzugehen. Die Münzen sind Zahlungsmittel und Statussymbol, sie zeigen Reichtum, sie stehen für Einfluss. So verhasst der römische Kaiser auch in Israel war, seine Münzen musste man haben, besitzen, in Umlauf geben. Sie waren begehrt - und begehrenswert. Gerade mit dem Kopf des Kaisers.
So dumm ist die Frage aber nicht: "Ist es nach deiner Meinung erlaubt, dem Kaiser Steuern zu zahlen, oder nicht?" In den Augen der Frommen ist das sozusagen schmutziges Geld. Für eine schmutzige Politik - eines gottlosen Kaisers. Sie wollen auch die römische Besatzung ihres Landes nicht finanziell mittragen - schon gar nicht vereinnahmt werden. Aber lassen sich Münzen in einen sauberen und einen dreckigen Teil auseinandernehmen? Jesus lässt sich die Münze mit diesen zwei Seiten zeigen. Jesus fragt: Wessen Bild und Aufschrift ist das?
Die Szene ist bristant: Der Kaiser wird so manches mit diesem Geld finanzieren, was einem frommen Menschen - bis heute - schmerzt und gelegentlich auch entsetzt. Der Kaiser zahlt - zum Beispiel - den Sold der Soldaten, die tatsächlich um das Jahr 70 einen jüdischen Aufstand blutig niederschlagen, den Tempel in Jerusalem zerstören und die Heiligtümer in einem Triumpfzug wegführen. Bis heute erinnert die Klagemauer in Jerusalem daran ... und Matthäus, der Evangelist, weiß das schon.
Hätte Jesus nicht doch besser daran getan, dieser Steuer unter dem Kopf des Kaisers eine Abfuhr zu erteilen? Das wäre doch edel und rein gewesen...
Dem Kaiser geben, was des Kaiser ist
Die Antwort Jesu, dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist, rückt auch die Steuerpolitik in ein neues Licht. Wir Menschen brauchen für das Zusammenleben ein geordnetes Gemeinwesen. Wir brauchen auch so etwas wie eine öffentliche Solidarität, eine öffentliche Verantwortung; für einander. In der kleinen Kommune wie auch in dem Land, das uns Lebensraum und Heimat gibt. Darum werden jährlich Haushalte beschlossen und öffentlich gemacht. Verschwendung wird gerügt und öffentlich gemacht. Zukunftsaufgaben werden eingebracht und öffentlich gemacht.
Steuern sind ein großes, lebendiges Thema und uns sozusagen von Jesus anvertraut. Dem Kaiser geben, was des Kaisers ist, heißt: Gemeinsam einen Lebensraum zu gestalten, in dem Schwache und Starke, Arme und Reiche miteinander leben. Jesus nimmt uns die Frage nicht ab, was gerechte Steuern sind, im Evangelium finden wir genau diese Aufgabe. Sie hat mit Leben und mit Geld zu tun. Eine kleine Überraschung ist das schon: Steuern gehören ins Evangelium.
Gott geben, was Gott gehört
Steuerliche Themen haben eine große Bedeutung. Steuern steuern auch. Die einen müssen entlastet, die anderen stärker belastet werden. Aber die Grenzen sind nicht klar, oft sind sie sogar willkürlich. Viele Fragen scheinen nicht lösbar zu sein, auch nicht die Fragen nach dem subjektiven Rechtsempfinden. Was gerecht ist und was nicht, wer vermag das zu sagen? Wer vermag für sich zu gewichten?
Jesus rettet nicht nur dem Kaiser den Kopf - Jesus möchte, dass Gott erhält, was ihm zusteht. Er hat das letzte Wort. Jetzt bekommen wir als Christen die gar nicht so leichte Aufgabe, auch in der Steuerpolitik Partei zu ergreifen für die Schwachen und Armen. Sie brauchen nicht nur unser Mitleid. Sie haben ein Recht, ein von Gott garantiertes Recht! Gesetzgebung und Rechtsprechung dürfen der Ungerechtigkeit nicht Vorschub leisten, sie auch nicht rechtfertigen. Weltweit können große Unternehmen, ohne Steuern zu zahlen, auf dem Rücken einfacher und kleiner Menschen ihre Gewinne machen und den Aktionären satte Dividenden auszahlen, die bei guter Beratung (für gutes Geld) steuerlich optimiert werden. Die Kluft zwischen arm und reich wird weltweit immer größer. Gleichzeitig wächst das Vermögen in den Händen weniger.
Ist das - am Ende - wirklich nur eine Fangfrage, eine Falle? "Ist es nach deiner Meinung erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht?" - Es ist gut, dass diese Frage im Raum steht! Was als Fangfrage eingeführt wurde, darf Jahrhunderte später unter uns Unruhe stiften und die Fragen nach Gerechtigkeit und Wahrheit schärfen, wach halten, herausfordern.
Gott schenkt den Menschen einen Lebensraum
Haben Sie noch die Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja im Ohr? In einer äußerst schwierigen Situation hören wir den Propheten sagen: "Um meines Knechtes Jakob willen, um Israels, meines Erwählten, willen habe ich dich bei deinem Namen gerufen; ich habe dir einen Ehrennamen gegeben, ohne dass du mich kanntest. Ich bin der Herr, und sonst niemand; außer mir gibt es keinen Gott."
Es ist eine Liebeserklärung Gottes. Sie überdauert Katastrophen. So exklusiv spricht Gott von sich: Er schenkt Menschen einen Lebensraum, in dem noch - oder wieder - Hoffnung angezeigt ist. Es ist von einem Ehrennamen die Rede - für Menschen, die am Ende sind, aber gerade wieder neu anfangen sollen.
Ob das auch etwas mit der steuerlichen Frage zu tun hat, die uns heute aus dem Evangelium zuwächst?
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus, unserem Herrn.
"Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!"
... was dem Kaiser gehört ...
Der Hintergrund der Frage an Jesus ist die Kopfsteuer, die die Menschen dem römischen Staat, der Besatzungsmacht, zu zahlen hatten. Die Zeloten waren gegen die Steuer, die Pharisäer haben sie widerwillig gezahlt.
Die Pharisäer wollten Jesus mit der Frage vor allem eine Falle stellen. Vordergründig geht es ihnen nicht um die Steuer. Jesus geht mit den Pharisäern nicht gerade zimperlich um, er greift sie permanent wegen ihrer Verstocktheit an. Ganze drei Kapitel im Matthäusevangelium (21 bis 23) stehen unter dem Zeichen der Auseinandersetzung mit ihnen. Der Konflikt spitzt sich immer mehr zu. Im Gleichnis von den bösen Pächtern sind klar die Pharisäer gemeint, was bei ihnen auch so ankommt. Im Kapitel 23 greift er sie dann frontal an. Die Pharisäer richten sich zu einem "Rachefeldzug" gegen diesen Jesus, der ihnen offensichtlich geistig überlegen ist. Und dieser Rachefeldzug ist kläglich gescheitert, wie wir in Vers 22 erfahren, der aber - leider - nicht mehr vorgelesen wird. "Und sie ließen Jesus in Ruhe und gingen weg". Dass sie ihm überhaupt die Frage nach der Steuer stellen, zeugt nicht gerade von Klugheit, denn sie müssten wissen, dass sich Jesus nicht gegen den Kaiser stellen wird.
... was Gott gehört
"Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört", das hätte als Antwort genügt. Damit ist schon gesagt, dass dem Kaiser nicht alles zusteht. Mit dem zweiten Teil, "Gott zu geben, was Gott gehört", zielt Jesus scheinbar auch auf das Glaubensleben der Pharisäer ab. Denn mit dem peniblen Einhalten von religiösen Vorschriften und Gesetzen ist nicht erfüllt, was Gott wirklich will.
Welche Relevanz die Geschichte mit der Steuerfrage für uns heute hat, dem gilt es nachzugehen. Wir leben heute in einer ganz anderen Zeit und unter ganz anderen Umständen. Die Themen sind heute ganz andere und viel komplexer. Vor allem dürfen wir in einem freien, demokratischen Staat leben.
Die Vorherrschaft des Reiches Gottes
Das Verhältnis von Staat und Kirche ist auch heute ein aktuelles Thema. Die Antwort Jesu ist eine Absage, Staat und Kirche gegeneinander auszuspielen. Und sie ist auch eine Absage gegen einen "Gottesstaat", gegen die Versuche von religiösen Fundamentalisten, die meinen, für einen Staat müssen die Gesetze und Grundsätze einer Religion gelten. Dass wir als ChristInnen und StaatsbürgerInnen unter dem Anspruch Gottes stehen, ist die bedeutsame Botschaft Jesu. Wir haben als StaatsbürgerInnen selbstverständlich unsere Pflichten gegenüber unserem Staat, auch finanziell. (Was nicht ausschließt, dass diese zu hinterfragen sind, wo das Thema "soziale Gerechtigkeit" berührt wird.).
Aus dem Leben Jesu, seinem Evangelium erwächst uns ein nicht weniger gewichtiger Auftrag, nämlich "Sauerteig" zu sein. Die Aufgaben und Probleme unseres Staates gehen auch uns ChristInnen an.
"Gebt Gott, was Gott gehört." Jesus betont mit dieser Aussage die Vorherrschaft des Reiches Gottes als Grundthema seines Evangeliums. Das ist der Anspruch, unter dem wir als ChristInnen stehen. In der Bibel gilt der Mensch als Ebenbild Gottes - und daraus leitet sich Menschenwürde eines/einer jeden ab, das Kriterium schlechthin. Wenn diese in Frage gestellt oder gar bedroht ist, sind wir auf den Plan gerufen. Als ChristInnen werden wir immer wieder das Wort ergreifen für die Unantastbarkeit menschlichen Lebens vom Anfang bis zum Ende.
In unserer Verantwortung
Durch die Forschung und technischen Möglichkeiten stellen sich neue Fragen,
insbesondere solche die sich aus den Möglichkeiten der Genmanipulation ergeben. Zu diesen Fragen sollen wir uns in die Diskussion einbringen. Darf der Mensch alles, was er technisch kann? Die Versuchung ist groß, den perfekten, fehlerlosen Übermenschen schaffen zu wollen. Das ist "Hybris" - die Überheblichkeit des Geschöpfes gegenüber seinem Schöpfer.
Dem steht der Satz aus der Genesis gegenüber: "Gott sah, dass es gut war". Das ist nicht etwa eine Verkennung der Realität, ein Wegleugnen all dessen, was nicht "gut" ist. Es ist als Auftrag gemeint: In der Verantwortung gegenüber unserer Erde und in der Bewahrung der Schöpfung. Wir sind zuerst selber jede und jeder Einzelne gefordert, einen achtsamen Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen zu leben und so unseren Beitrag zu leisten gegen die kontinuierliche Zerstörung der Mutter Erde, die unsere Lebensquelle ist.
Soziale Gerechtigkeit
Weitere Themen, in denen unser Engagement als ChristInnen gefragt ist, sind die Bereiche Gerechtigkeit (soziale Frage) und Friede. Verteilungsgerechtigkeit geht uns alle etwas an: ChristIn sein wollen einerseits, raffen und horten andererseits - oder Gesetzen zustimmen, die das ermöglichen - hat durchaus pharisäische Züge. Papst Franziskus setzt diesbezüglich einen klaren Schwerpunkt mit berührenden Zeichen, indem er besonders auf die Armen und Bedrängten verweist.
Als Kirche mit den verschiedensten Einrichtungen tragen wir im Sozialbereich unserer Gesellschaft sehr viel bei. Der Staat ist sich dieser Leistung bewusst und anerkennt sie auch entsprechend. Das Verhältnis zwischen Staat und Kirche ist in Österreich Gott sei Dank gut, es ist getragen von einem konstruktiven Miteinander, von gegenseitiger Achtung und Respekt.
Als Kirche, als ChristenInnen werden wir immer wieder auch unbequeme MahnerInnen sein, wenn es darum geht, die Stimme zu erheben für Menschen, die selber wenig gehört werden. Das betrifft ganz besonders den Bereich neue Armut, Asyl, und AusländerInnen. In der Armutsbekämfpung leistet die Kirche durch die Caritas, auch in den Pfarren, einen unschätzbaren Beitrag in unserer Gesellschaft.
Wachsame und kritische StaatsbürgerInnen sein
Es gibt keine einfachen Antworten und Lösungen in der Grundfrage des Verhältnisses von Staat und Kirche. Unsere Aufgabe bleibt, als ChristInnen wachsame und kritische StaatsbürgerInnen zu sein und uns dabei immer neu vom Geist Jesu inspirieren zu lassen.
© Mag. Franz Benezeder, Pfarrer in Altmünster u. Pfarrprovisor in Traunkirchen
Menschen im Dienst Gottes
Werkzeug Gottes?
Er war so etwas wie der politische Shooting-Star des 6. vorchristlichen Jahrhunderts. Vielleicht so etwas was John F. Kennedy oder Barack Obama für die westliche Welt gewesen ist. Ein neuer Stern am politischen Himmel, der die Machtverhältnisse der damaligen Zeit umkehrt und der - und darauf kommt es in der heutigen Lesung an - die Juden im Jahre 538 aus dem Exil aus Babylon zurückführt und es ihnen ermöglicht den Tempel in Jerusalem wieder aufzubauen. Durch ihn hofft das Volk Israel, seine religiöse und politische Selbstständigkeit und Selbstbestimmung zurückgewinnen zu können.
Was das für Menschen und für ein Volk bedeuten kann, können wir vielleicht als Deutsche verstehen. Wir haben in unserem Land die Nazi-Diktatur durch Hilfe anderer Länder überwinden können und die Menschen in der ehemaligen DDR haben durch ihren Mut und sicherlich auch die Hilfe von außen den eisernen Vorhang überwunden.
Aber ob der gleiche König Cyrus von sich aus damit einverstanden war als Werkzeug Jahwes angesehen zu werden, möchte ich eher bezweifeln. Was der Prophet Jesaja in seinen Texten als eine direkte Anrede Jahwes an Cyrus beschreibt, ist in erster Linie seine Sicht und seine Interpretation der Geschichte aus einem ganz bestimmten Blickwinkel. König Cyrus selber entpuppt sich als machtpolitischer Stratege, der wenig Rücksicht auf Menschen und Völker nimmt, wenn es um die Umsetzung seiner politischen Ziele geht. Da unterscheidet er sich kaum von vielen Politikern seiner Bauart heute.
Cyrus wollte sein Reich von Persien aus weiter ausbauen und auf diesem Weg Ägypten angreifen und besiegen. Da brauchte er Menschen und Völker hinter sich, die ihm wohl gesonnen waren. Wie kann man das besser machen als genau diesen Völkern, zu denen auch Israel gehörte, entgegenzukommen. Streng nach der Devise: kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. - Wer hat sich also hier wem zu Diensten gemacht?
Wem vertrauen?
Auch scheint diese Stelle aus dem Propheten Jesaja in einem Gegensatz zu dem Evangelium des heutigen Sonntags zu stehen, in dem Jesus gegenüber den Pharisäern auf deutliche Distanz zur Politik und zu politischen Machthaber zu gehen scheint.
Es geht in dem Evangelium nicht um Steuergerechtigkeit. Jesus sagt nichts darüber aus, ob wir doch brav unsere Steuern zu zahlen haben, noch darüber ob der Staat das Recht hat Steuern zu erheben. Er sagt aber auch nicht das Gegenteil.
Jesus geht es darum, dass wir uns als Menschen entscheiden, wer für uns der wirkliche Maßstab unseres Lebens, unserer Werte und unserer zu treffenden Entscheidungen ist. Vertrauen wir der staatlichen Macht und machen wir sie für unser Leben verantwortlich oder vertrauen wir Gott und trauen wir ihm zu, dass er uns trägt, dass seine Weisungen uns in die Zukunft führen.
Und an dieser Stelle treffen sich beide Textstellen doch vielleicht wieder!
Mit Sicherheit können wir nicht die Bibel aufschlagen und aus ihr eins zu eins ablesen, was wir zu tun haben oder auch zu lassen haben. Vielmehr sind wir als Gläubige dazu aufgerufen, sehr genau hinter den Buchstaben zu schauen und zu sehen, welche Absicht dahinter steckt, um uns dann in den verschiedenen privaten und öffentlichen Entscheidungen verantwortlich zu verhalten.
Versuchungen des Fundamentalismus
Gerade hier liegt auch das große Unheil islamischer Radikaler. Sie schlagen den Koran auf und meinen nur lesen zu müssen und schon zu wissen was Gott, was Allah will. Dann werden Regeln und Forderungen des 6. Jahrhunderts einfach eins zu eins ins heute übertragen und nicht gesehen, dass sowohl der Koran als auch die Bibel ein von Menschen aufgeschriebenes Buch ist, in dem diese ihren Glauben und die Botschaft Gottes reflektieren und für ihre Zeit auslegen. Die Bibel und auch der Koran sind Botschaft Gottes in dem Sinne, dass Gott Menschen inspiriert, nach seiner Wahrheit zu suchen und sie darzulegen.
Das ist durchaus anstrengend. Einer Anstrengung, der sich viele Zeitgenossen in allen Religionen dadurch zu entziehen versuchen, dass sie zu sehr einfachen Lesarten und Übertragungen heiliger Schriften neigen oder sich einfach abwenden.
Gott wirkt durch Menschen
Jesus hat durch seine Intervention den Pharisäern die Entscheidung für ihr Handeln in ihre Verantwortung gelegt, nichts anderes erwartet er von uns. Jesaja entdeckt in den Geschehnissen seiner Zeit auch Gottes Handschrift. Das ist auch heute möglich, aber wir müssen schon etwas genauer hinschauen.
Plädoyer für eine Rede Gottes im Parlament
Gott vor die Tür gestellt
Konfessionslose.ch - unter dieser Webadresse verbirgt sich die Homepage der Partei all jener, die als explizit Kirchenferne in den Ring des diesjährigen Wahlkampfes einsteigen und für eine Trennung von Staat und Kirche kämpfen. Solch eine Homepage und ihr Anliegen reizen einen Theologen ja nun schon. Ich kann es nicht lassen und schaue also genauer hin. Und finde bald die interessanten Stichworte.
Wie etwa gehen Konfessionslose mit dem Wert des Lebens um? Und lese unter dem Stichwort 'Abtreibung' nach. Da wird dafür gekämpft, dass Abtreibungen von Krankenkassen bezahlt werden, weil das mit Behandlungen von Krankheiten wie AIDS, Herzinfarkt und Burn-out schließlich auch geschieht. Heranwachsendes Leben als Krankheit? So also sieht ein Menschenbild aus, wenn gott-frei politisiert wird. Man darf staunen. Oder durchaus auch entsetzt sein.
Die Religion soll sich ins Private zurückziehen, der Staat wird ohne den Gott Jesu Christi und seine Botschaft gemacht: Schwangerschaft als Krankheit, Präimplantationsdiagnostik zum Ausschluss angeblich lebensunwerten Lebens, der Mensch als das Maß aller Dinge - eine Grusel-Fiktion wird - mal wieder - realpolitische Vorstellung. Jetzt muss man sie nur noch wählen.
Aber warum auch nicht: "Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört” - wir haben es vernommen. Fordert diese Politik vielleicht einfach nur die konsequente Umsetzung des heutigen Evangeliums?
Jesus - ein Staatsfeind?
Ist Jesus selbst denn gar ein Gegner seines Gottes im Staat? Die Frage hat als Voraussetzung, dass sich Religion und Staatsgebilde überhaupt verbrüdern können - dem hingegen stellt Jesus aber eine klare Absage entgegen: Gelebtes Gottesbekenntnis und Treue zum Staat sind nicht zwei gleichwertige Alternativen, von denen man eine wählt. Vielmehr sind religiöse Menschen Teile eines Staates. Diese Lehre erteilt Jesus seinen Feinden, die versuchten, Jesu religiöse Treue gegen seine Staatstreue auszuspielen. Jesus macht den Zuhörern klar, dass sie das Verhältnis von Religion und Staat in einem völlig falschen Licht darstellen. Seine Forderung an die Führenden aus der Synagogengemeinde lautet dann auf den Punkt gebracht so: Gestaltet diesen Staat mit eurem Gott, aber macht den Staat und seine Regierenden nicht zu euren Götzen!
Gottesstaat? Gott im Staat?
Seit der Niederschrift des Evangeliums, das wir eben hörten, ist nun viel Zeit vergangen: Die Verhältnisse zwischen den christlichen Kirchen und den Staatsgebilden haben sich verändert. Viele Beispiele der Geschichte belegen, dass dieses Ineinander von Kirche und Staat längst nicht immer geglückt ist. Staatliche Machthaber, die zugleich religiöse Führer waren, haben sehr viel Unheil gebracht. Es ist wohlbekannt, dass immer noch Vertreter der heutigen Kirchen sich in der Gesellschaft an der Botschaft vom Heil vergehen und ihr entgegen handeln.
Diese dunklen Seiten des Christentums können aber nicht verschleiern, dass die christliche Botschaft das Fundament moderner Sozialstaaten darstellt, in denen auch die Schwächsten - selbst die Ungeborenen und die Sterbenden - viele Hoffnungen auf geglücktes Leben von Anfang bis Ende haben dürfen. Man mag Stichworte wie Solidarität, Option für die Armen, Bewahrung der Schöpfung humanistische Werte nennen: Ohne die christliche Botschaft am Horizont droht diesen Werte in postmoderner Zeit eine Relativierung bis zur Unkenntlichkeit: Es gilt dann das, was gerade passt und en vogue ist - alles kann in Frage, alles kann zur Diskussion gestellt werden. Nicht auszudenken, wenn solch ein relativierendes Denken und Verhalten mal auf den Wert des Lebens an sich trifft.
Wenn aufgrund gewachsener historischer Umstände christliche Gemeinschaften das Angebot machen können, Werte in einer Gesellschaft aufzuzeigen, zu erklären und vorzuleben, ist das letztendlich auch für eine ganze säkulare Gesellschaft in heutiger Zeit von unschätzbaren Vorteil. Für Christinnen und Christen gründen diese Werte in ihrem Gott, der letztendlicher Dreh- und Angelpunkt alles Lebendigen ist. Der Prophet Jesaja lässt in der heutigen Lesung den König Kyros über diesen Gott erfahren: "Ich bin der Herr, und sonst niemand; außer mir gibt es keinen Gott.” (Jes 45,5). Eine Gesellschaft, die meint, diesen Gott in die kleinen Kämmerchen des Privaten einsperren zu können, droht, der Unmenschlichkeit zu verfallen. Beispiele der Geschichte und aus der heutigen Welt zeigen das überdeutlich auf.
Christliches Zeugnis und staatsbürgerliche Verantwortung heute
Wer aber sind denn nun eigentlich jene, denen aufgetragen ist, diesen Gott als Maßstab alles Lebendigen in dieser Welt sichtbar und spürbar zu machen? Im heutigen Evangelium bleiben sie unsichtbar - dort sind es die Freundinnen und Freunde Jesu, die stille Zeugen des Geschehens werden. Ihnen dürfte in der Situation deutlich geworden sein, dass die Führenden der Synagogengemeinschaft ihre Religion dem Staat verkauft haben: Das entlarvt Jesus auf eindringliche Weise. Der Gott des Alten und des Neuen Bunds drohte, von den weltlichen Mächten aufgekauft zu werden. Sie, die Jüngerinnen und Jüngern, sahen nun ihren Herrn und sich selbst berufen, einzustehen für Gottes Kraft in damaliger Zeit.
Und heute? Heute stehen wir in der Nachfolge Jesu und das ist uns aufgegeben: einzustehen für diesen Gott aller Lebendigen und seine Botschaft durch unser Vorleben und durch unsere Taten dieser Welt bekannt zu machen. Unsere Kirchen als Institutionen tun das in ihren - meistens vertraglich geregelten - Partnerschaften mit den staatlichen Gemeinschaften - aber jeder einzelne Christ ist dazu ebenfalls berufen. Und zu solch einem christlichen Handeln in dieser Welt gehört nicht zuletzt auch, genau hinzusehen, wen man etwa auch durch seine Wählerstimme in eine politische Verantwortung ruft: Ist dabei dem Leben gedient oder nicht?
"Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!"
Finanzkrise
Kaum etwas beherrscht die Schlagzeilen zurzeit so sehr wie die Finanzkrise. Hier wieder Milliarden die fehlen, dort Banken, die in die Schieflage geraten, Griechen die protestieren, weil ihnen die ökonomische Basis entzogen werden, Menschen in den USA, die sich gegen die Macht der Banken und Finanzjongleure wehren, weil sie immer mehr in Armut geraten. Andere Nachrichten verschwinden dahinter. Der Papstbesuch und seine Bedeutung für unsere Pastoral findet sich bestenfalls noch in einigen kirchlichen Zeitungen, die Menschen, die am Horn von Afrika verhungern, sind schon lange keine Notiz auf der ersten Seite mehr wert...
Was hat aber dass alles mit uns als Christinnen und Christen zu tun?
Wir sind Teil dieser Welt. Wenn Staaten und Banken in Konkurs gehen, dann sind auch wir als Menschen mitten in der einen Welt betroffen, auch wir machen uns Sorgen um unsere Zukunft und die Zukunft unserer Kinder. Und wir machen uns hoffentlich auch noch ein paar Sorgen darüber, wie es unseren Nachbarn nebenan, in Europa und in der Welt geht.
Wie höre ich, wie hören Sie auf dem Hintergrund solcher Nachrichten die Frage der Pharisäer an Jesus: "Ist es erlaubt dem Kaiser Steuern zu zahlen?"? Klar, zunächst steckt dahinter, dass da einige Jesus in eine Falle locken wollen, damit sie etwas gegen ihn in der Hand haben. Aber die Frage ist nicht einfach aus der Luft gegriffen, weil sie auf einen sehr konkreten Konflikt hinweist, der bis heute vorhanden ist und vielleicht für uns Menschen auch gar nicht so einfach lösbar ist.
Macht des Staates –Macht Gottes
Welche Rolle und welche Bedeutung gebe ich der staatlichen Macht in meinem Leben?
Welche Rolle und Bedeutung gebe ich Gott in meinem Leben?
Und wie stehen auch beide zueinander?
Jesus lässt sich eine Münze zeigen, drauf steht: Tiberius, Kaiser des göttlichen Augustus Sohn, Oberpriester. Er ist der Eigentümer der Münze, ihm soll man geben was ihm gehört.
Aber an dieser Stelle macht Jesus nicht Schluss: Gebt Gott was Gott gehört. Damit wird die Alternative, Kaiser oder Gott als falsch entlarvt, zumal beide nicht auf gleicher Ebene stehen. Es gibt die staatlich Macht, die eine gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Ordnung repräsentiert, aber sie existiert eben nicht aus sich heraus, sondern hat ihre Legitimation woanders her. Zum einen durch die Menschen, die sie gewählt haben, und hintergründiger von Gott, der vor aller menschlichen Ordnung war und der Maßstäbe für unser menschliches Handeln setzt.
Gesellschaftskritik der Propheten
Mit seiner Weisung: Gebt Gott was Gottes gehört, knüpft Jesus in seiner Verkündigung an die Tradition der Propheten des ersten Testaments an. Für sie sind der Staat, seine Ordnung und seine Gesetze stets hinterfragbar auf ihre Übereinstimmung mit dem Willen Jahwes, seiner Weise mit dem Menschen umzugehen und seinen ethischen Ordnungen. Da wird ein König David, obwohl von Gott eingesetzt, massiv kritisiert, als er den Soldaten Urija an die vorderste Front schickt damit er umkommt und David seine Frau heiraten kann; da klagt ein Propheten wie Amos die Herrschenden offen an, weil sie ans Geldverdienen denken, aber die Rechte der kleinen Leute mit Füssen treten,, weil sie den Unschuldigen für Geld verkaufen und den Armen für ein Paar Sandalen, weil sie die Kleinen in den Staub treten und das Recht der Schwachen beugen (Am. 2,6f) oder Micha, der die Mächtigen attackiert: Sie wollen Felder haben und reißen sie an sich, sie wollen Häuser haben und bringen sie in ihren Besitz. Sie wenden Gewalt an gegen den Mann uns ein Haus, gegen den Besitzer und sein Eigentum (Micha 2,2), da haben in den Geboten Gottes Sklaven und Fremde die gleichen Rechte wie das von Gott auserwählte Volk.
Gottes Maßstab sind die Menschen
"Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!" Wir haben heute als Christinnen und Christen in der Nachfolge der Propheten und in der Nachfolge Jesu zu fragen, ob das, was geschieht, was auch heute ganz konkret in der Finanzpolitik, und in der Wirtschaftpolitik, in der Art, wie die Not und das Leid vieler Menschen beachtet werden, der Mensch das Kriterium der Entscheidungen ist und nicht irgendwelche abstrakten Finanzmärkte, die es irgendwie zu beruhigen gilt. Gottes Maßstab sind wir als Menschen. Und wo Menschen sich für die Rechte von Menschen einsetzen, sind sie in Gottes guter Gesellschaft.
Die Beziehung zu Gott ermöglicht Hinwendung zum Menschen
"Entweltlichung" - ein neues Reizwort
"So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!" Dieser Schlusssatz des Evangeliums ist zum geflügelten Wort geworden. Es wird gern zitiert, wenn es um das Verhältnis von Gott und Welt geht oder auch um das Verhältnis der Kirche zur Welt.
Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil wird immer wieder der Anfangsatz der Pastoralkonstitution "Die Kirche in der Welt von heute" zitiert: "Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände."
Diese Solidarität zwischen uns Christen und den Menschen von heute sehen manche in Frage gestellt durch die Freiburger Rede des Papstes bei der "Begegnung mit engagierten Katholiken", in der er die "Entweltlichung" der Kirche anmahnte. Nicht wenige zeigten sich irritiert. Manche witterten eine Abkehr vom letzten Konzil und eine Art Rückzug der Kirche in die Sakristei. Aber hören wir zunächst in Auszügen darauf, was gesagt worden ist:
Die Welt verwandeln
"Um ihre Sendung zu verwirklichen, wird (die Kirche) auch immer wieder Distanz zu ihrer Umgebung nehmen müssen, sich gewissermaßen 'ent-weltlichen'. (Die göttliche Liebe) ist in der Menschwerdung und Hingabe des Sohnes Gottes in besonderer Weise auf die Menschheit, auf uns zugekommen, und zwar so, dass Christus, der Sohn Gottes, gleichsam aus dem Rahmen seines Gottseins herausgetreten ist, Fleisch angenommen hat, Mensch geworden ist, nicht nur, um die Welt in ihrer Weltlichkeit zu bestätigen und ihr Gefährte zu sein, der sie so lässt, wie sie ist, sondern um sie zu verwandeln.
(Der Sinn der Kirche) besteht darin, Werkzeug der Erlösung zu sein, sich von Gott her mit seinem Wort durchdringen zu lassen und die Welt in die Einheit der Liebe mit Gott hineinzutragen. Die Kirche taucht ein in die Hinwendung des Erlösers zu den Menschen. Sie muss sich fortwährend in den Dienst der Sendung stellen, die sie vom Herrn empfangen hat. Und deshalb muss sie sich immer neu den Sorgen der Welt öffnen, zu der sie ja selber gehört, sich ihnen ausliefern, um den heiligen Tausch, der mit der Menschwerdung begonnen hat, weiterzuführen und gegenwärtig zu machen.
In der geschichtlichen Ausformung der Kirche zeigt sich jedoch auch eine gegenläufige Tendenz, dass die Kirche zufrieden wird mit sich selbst, sich in dieser Welt einrichtet, selbstgenügsam ist und sich den Maßstäben der Welt angleicht. Sie gibt nicht selten Organisation und Institutionalisierung größeres Gewicht als ihrer Berufung zu der Offenheit auf Gott hin, zur Öffnung der Welt auf den Anderen hin.
Um ihrem eigentlichen Auftrag zu genügen, muss die Kirche immer wieder die Anstrengung unternehmen, sich von dieser ihrer Verweltlichung zu lösen und wieder offen auf Gott hin zu werden. Sie folgt damit den Worten Jesu: "Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin" (Joh 17,16), und gerade so gibt er sich der Welt. Die Geschichte kommt der Kirche in gewisser Weise durch die verschiedenen Epochen der Säkularisierung zur Hilfe, die zu ihrer Läuterung und inneren Reform wesentlich beigetragen haben.
Die Säkularisierungen - sei es die Enteignung von Kirchengütern, sei es die Streichung von Privilegien oder ähnliches - bedeuteten nämlich jedesmal eine tiefgreifende Entweltlichung der Kirche, die sich dabei gleichsam ihres weltlichen Reichtums entblößt und wieder ganz ihre weltliche Armut annimmt. Damit teilt sie das Schicksal des Stammes Levi, der nach dem Bericht des Alten Testamentes als einziger Stamm in Israel kein eigenes Erbland besaß, sondern allein Gott selbst, sein Wort und seine Zeichen als seinen Losanteil gezogen hatte. Mit ihm teilte sie in jenen geschichtlichen Momenten den Anspruch einer Armut, die sich zur Welt geöffnet hat, um sich von ihren materiellen Bindungen Armut, die sich zur Welt geöffnet hat, um sich von ihren materiellen Bindungen zu lösen, und so wurde auch ihr missionarisches Handeln wieder glaubhaft.
Die geschichtlichen Beispiele zeigen: Das missionarische Zeugnis der entweltlichten Kirche tritt klarer zutage. Die von ihren materiellen und politischen Lasten und Privilegien befreite Kirche kann sich besser und auf wahrhaft christliche Weise der ganzen Welt zuwenden, wirklich weltoffen sein. Sie kann ihre Berufung zum Dienst der Anbetung Gottes und zum Dienst des Nächsten wieder unbefangener leben. Sie öffnet sich der Welt, nicht um die Menschen für eine Institution mit eigenen Machtansprüchen zu gewinnen, sondern um sie zu sich selbst zu führen. Durch diese Art der Öffnung der Kirche zur Welt wird damit auch vorgezeichnet, in welcher Form sich die Weltoffenheit des einzelnen Christen wirksam und angemessen vollziehen kann.
Es geht hier nicht darum, eine neue Taktik zu finden, um der Kirche wieder Geltung zu verschaffen. Vielmehr gilt es, jede bloße Taktik abzulegen und nach der totalen Redlichkeit zu suchen, die nichts von der Wahrheit unseres Heute ausklammert oder verdrängt, sondern ganz im Heute den Glauben vollzieht, eben dadurch dass sie ihn ganz in der Nüchternheit des Heute lebt, ihn ganz zu sich selbst bringt, indem sie das von ihm abstreift, was nur scheinbar Glaube, in Wahrheit aber Konvention und Gewohnheit ist.
Sagen wir es noch einmal anders: Der christliche Glaube ist für den Menschen allezeit - und nicht erst in der unsrigen - ein Skandal. Dass der ewige Gott sich um uns Menschen kümmern, uns kennen soll, dass der Unfassbare zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort fassbar geworden sein soll, dass der Unsterbliche am Kreuz gelitten haben und gestorben sein soll, dass uns Sterblichen Auferstehung und Ewiges Leben verheißen ist - das zu glauben ist für die Menschen allemal eine Zumutung.
Dieser Skandal, der unaufhebbar ist, wenn man nicht das Christentum selbst aufheben will, ist leider gerade in jüngster Zeit überdeckt worden von den anderen schmerzlichen Skandalen der Verkünder des Glaubens. Gefährlich wird es, wenn diese Skandale an die Stelle des primären skandalon des Kreuzes treten und ihn dadurch unzugänglich machen, also den eigentlichen christlichen Anspruch hinter der Unbotmäßigkeit seiner Boten verdecken.
Um so mehr ist es wieder an der Zeit, die wahre Entweltlichung zu finden, die Weltlichkeit der Kirche beherzt abzulegen. Das heißt natürlich nicht, sich aus der Welt zurückzuziehen, sondern das Gegenteil. Eine vom Weltlichen entlastete Kirche vermag gerade auch im sozial-karitativen Bereich den Menschen, den Leidenden wie ihren Helfern, die besondere Lebenskraft des christlichen Glaubens zu vermitteln. "Der Liebesdienst ist für die Kirche nicht eine Art Wohlfahrtsaktivität, die man auch anderen überlassen könnte, sondern er gehört zu ihrem Wesen, ist unverzichtbarer Wesensausdruck ihrer selbst" (Enzyklika Deus caritas est, 25). Allerdings haben sich auch die karitativen Werke der Kirche immer neu dem Anspruch einer angemessenen Entweltlichung zu stellen, sollen ihr nicht angesichts der zunehmenden Entkirchlichung ihre Wurzeln vertrocknen. Nur die tiefe Beziehung zu Gott ermöglicht eine vollwertige Zuwendung zum Mitmenschen, so wie ohne Zuwendung zum Nächsten die Beziehung zu Gott verkümmert.
Offensein für die Anliegen der Welt heißt demnach für die entweltlichte Kirche, die Herrschaft der Liebe Gottes nach dem Evangelium durch Wort und Tat hier und heute zu bezeugen, und dieser Auftrag weist zudem über die gegenwärtige Welt hinaus; denn das gegenwärtige Leben schließt die Verbundenheit mit dem Ewigen Leben ein. Leben wir als einzelne und als Gemeinschaft der Kirche die Einfachheit einer großen Liebe, die auf der Welt das Einfachste und das Schwerste zugleich ist, weil es nicht mehr und nicht weniger verlangt, als sich selbst zu verschenken." So weit Auszüge aus der Rede des Papstes.
Die Beziehung zu Gott ermöglicht Hinwendung zum Menschen
Ich kann in ihnen keine Abkehr vom Konzil oder eine Aufforderung zur Weltflucht entdecken. Im Gegenteil. Wir haben gelesen und gehört:
- Die Kirche muss sich ihrer Sendung immer neu vergewissern.
- Sie muss sich fortwährend in den Dienst der Sendung stellen, die sie vom Herrn empfangen hat.
- Sie muss wieder offen auf Gott hin werden.
- Sie muss sich immer neu den Sorgen der Welt öffnen, zu der sie ja selber gehört.
- Sie muss sich auf wahrhaft christliche Weise der ganzen Welt zuwenden, wirklich weltoffen sein... Offen sein für die Anliegen der Welt.
- Sie darf nichts von der Wahrheit unseres Heute ausklammern oder verdrängen, sondern ganz im Heute den Glauben vollziehen.
Entweltlichung heißt natürlich nicht, sich aus der Welt zurückzuziehen ... Nur die tiefe Beziehung zu Gott ermöglicht eine vollwertige Zuwendung zum Mitmenschen, so wie ohne Zuwendung zum Nächsten die Beziehung zu Gott verkümmert.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter (2017)
Lieder:
GL 140: Kommt herbei, singt dem Herrn
GL 143: Mein ganzes Herz erhebet dich
GL 370: Christus, du Herrscher Himmels und der Erde (3. und 4. Str.)
GL 381: Dein Lob, herr ruft der Himmel aus
GL 383: Ich loben meinen Gott
GL 385: Nun saget Dank und lobt den Herren
GL 386: Laudate omnes gentes
GL 389: Dass du mich eistimmen lässt in deinen Jubel, o Herr
GL 395: Den Herren will ich loben
GL 405: Nun danket alle Gott
GL 409: Singt dem Herrn ein neues Lied
GL 421: Mein Hirt ist Gott der Herr
GL 436: Ach bleib mit deiner Gnade
GL 477: Gott ruft sein Volk zusammen
GL 481: Sonne der Gerechtigkeit
GL 483: Ihr seid das Volk, das der herr sich ausersehn
GL 551: Nun singt ein neues Lied dem Herren
Psalmen und Kehrverse:
GL 33: Herr, unser Herrscher, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde - Mit Psalm 8 - VII.
GL 52: Herr, du bist König über alle Welt - Mit Psalm 93 - VIII.
GL 54: Singt dem Herrn alle Länder der Erde, singt dem Herrn und preist seinen Namen. - Mit Psalm 96 - VIII.
GL 56: Freut euch: Wir sind Gottes Volk, erwählt durch seine Gnade - Mit Psalm 100- V.
GL 651,5-6: Freut euch: wir sind Gottes Volk, erwählt durch seine Gnade - Mit Psalm 34. - V.
- Einleitung5
Hans Hütter (2023)
Tagtäglich müssen wir uns den unterschiedlichsten Autoritäten unterordnen: Dem Arbeitgeber, staatlichen Organen, kirchlichen Anordnungen u.v.a.m. Manchmal sind wir hin- und hergerissen und müssen entscheiden, wem wir mehr gehorchen. Für uns Christen ist Gott die höchste und letzte Autorität. Seit alters her bringen wir das im Gottesdienst im Kyrieruf zum Ausdruck, wenn wir Christus als Herrn unseres Lebens huldigen und seiner Barmherzigkeit anvertrauen.
Norbert Riebartsch (2020)
Manche Diskussionen Jesu mit den Pharisäern wirken auf uns wie Wahlkampfreden. Sie stellen ihm Fallen und auch er teilt ganz schön aus…
Um welche Wahl geht es dabei? Es geht um das Leben, um ein Leben mit Gott oder gegen Gott. Vor diese Entscheidung sind auch wir gestellt: Lebe ich mit Gott oder gegen ihn?
Bernd Kösling (2017)
Lange Zeit haben wir gelernt, dass ein praktizierender Christ der ist, der sonntags in den Gottesdienst geht, regelmäßig die Sakramente empfängt und sich an die Gebote der Kirche hält. Immer mehr lernten wir in den letzten Jahrzehnten, dass dies allein nicht ausreicht. Das liturgische Tun, das Halten von religiösen Sitten und Gebräuchen ist nur dann glaubwürdig, wenn es sich in unserem Leben und im Leben unserer Gemeinde widerspiegelt.
Geholfen haben uns dabei vielfach Christen und Christinnen aus den Ländern Afrikas und Lateinamerikas. Von ihnen haben wir gelernt, wie sehr ihr Glaube sie dazu bevollmächtigt und befähigt, die Botschaft des Evangeliums in ihrem Leben zu bezeugen.
Am heutigen Sonntag der Weltmission erinnert uns Papst Franziskus an unsere „Verantwortung als Glaubende in einer durch zahllose Illusionen verwirrten Welt.“
Bitten wir den Herrn um die Weite des Herzens, damit wir dieser Verantwortung gerecht werden können.
Manfred Wussow (2014)
Im Psalm 17 (6.8) heißt es:
Ich rufe dich an, denn du, Gott, erhörst mich.
Wende dein Ohr mir zu, vernimm meine Rede!
Behüte mich wie den Augapfel, den Stern des Auges,
birg mich im Schatten deiner Flügel.
Wir wissen nicht, was im Leben dieses Menschen vorgefallen ist, wir spüren aber, wie sehr er sich nach Gott austreckt, sich nach ihm sehnt.
Ich rufe dich an …
Behüte mich …
Birg mich …
Heute haben wir uns zum Gottesdienst versammelt. Wir könnten von dem erzählen, was wir wieder erfahren, entdeckt, vielleicht auch erlitten haben.
Lasst uns heute Gott "danke" sagen und um seine Liebe bitten:
Bernhard Rathmer (2014)
Ist alles so, wie es auf den ersten Blick scheint? Was zeigt der zweite und dritte Blick? Wovon lassen wir uns blenden und verführen?
Lesung und Evangelium des heutigen Sonntags zeigen auf, dass vieles auf unserer Welt sich anders darstellt als wir zunächst erwarten oder glauben. Dann sind wir gefordert genauer hinzuschauen, genauer zu verstehen und überlegter zu entscheiden und zu handeln.
- Bußakt1
Zitat (2014)
Worauf sollen wir hören, sag uns worauf!
So viele Geräusche, welches ist wichtig?
So viele Beweise, welcher ist richtig?
So viele Reden! Ein Wort ist wahr.
Herr erbarme dich.
Wohin sollen wir gehen, sagt uns, wohin!
So viele Termine, welcher ist wichtig?
So viele Parolen, welche ist richtig?
So viele Straßen! Ein Weg ist wahr.
Christus erbarme dich.
Wofür sollen wir leben, sag uns, wofür!
So viele Gedanken, welcher ist wichtig?
So viele Programme, welches ist Richtig?
So viele Fragen! Die Liebe zählt.
Herr erbarme dich.
- Kyrie7
Hans Hütter (2023)
Herr Jesus Christus,
du hast allein deinem himmlischen Vater gehorcht.
Herr, erbarme dich.
Du hast dein Leben hingegeben,
um die Menschen mit Gott zu versöhnen.
Christus, erbarme ich.
Gott hat dich über alle erhöht
und den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen.
Herr, erbarme dich.
Beatrix Senft (2023)
Kyrie
Herr,
immer wieder rufst du uns bei unseren Namen.
In der Geschäftigkeit des Alltags geht das oft unter.
Herr, erbarme dich.
Herr,
du sagst: „Ich bin der Herr, und sonst niemand.“
Aber die Errungenschaften unserer Zeit werden oft zu unseren Göttern.
Christus, erbarme dich.
Herr,
du hast uns den Gürtel deiner Liebe angelegt, ohne dass wir dich kannten. Oft nehmen wir das nicht wahr.
Herr, erbarme dich.
Du bist der verzeihende und mit uns gehende Gott. Dafür danken wir dir. Hilf uns, dass wir deinen Willen erkennen und dir immer wieder entgegengehen. – Amen.
Edith Furtmann (2023)
Herr Jesus Christus,
du hast uns in diese Welt gestellt.
Herr, erbarme Dich.
Inmitten der Welt sollen wir deinem Ruf folgen.
Christus, erbarme dich.
Lass uns erkennen, was Gott gehört.
Herr, erbarme Dich.
Norbert Riebartsch (2020)
Herr Jesus,
deine Worte haben Menschen ins Herz getroffen.
Kyrie eleison.
Du warst klar in deinen Worten und Taten.
Christe, eleison.
Herr Jesus,
du schenkst uns auch heute dein Wort,
das uns heilend will.
Kyrie, eleison.
Bernd Kösling (2017)
Herr Jesus Christus,
du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
du siehst nicht auf die Person, jeder ist bei dir willkommen.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
du zeigst uns den Weg zum Vater.
Herr, erbarme dich.
Manfred Wussow (2014)
Herr,
viele Gedanken gehen uns durch den Kopf.
Manchmal finden wir keine Ruhe.
Wir müssen am Ball bleiben,
können ihn aber nicht halten.
Herr, erbarme dich.
Herr,
viele Bilder und Schlagzeilen treiben uns um.
Manchmal verstehen wir nicht, was gerade geschieht.
Wir finden uns mit der Zuschauerrolle ab,
aber die Masken stehen uns nicht.
Christus, erbarme dich.
Herr,
viele Anforderungen stürmen auf uns ein.
Manchmal suchen wir die Bewährungsproben.
Du lässt uns Maß nehmen an Wahrheit und Gerechtigkeit,
alles, was wir tun, gerät in dein Licht.
Herr, erbarme dich.
Hans Hütter (1999)
Herr Jesus Christus,
du allein bist der Heilige.
Herr, erbarme dich.
Du allein bist der Herr.
Christus, erbarme dich.
Du allein bist der Höchste.
Herr, erbarme dich.
- Tagesgebet4
Messbuch - TG 29. Sonntag: bereit, deinen Weisungen zu folgen
Allmächtiger Gott,
du bist unser Herr und Gebieter.
Mach unseren Willen bereit,
deinen Weisungen zu folgen,
und gib uns ein Herz, das dir aufrichtig dient.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 29. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG 3. Sonntag: lenke unser Tun nach deinem Willen
Allmächtiger, ewiger Gott,
lenke unser Tun nach deinem Willen
und gib,
daß wir im Namen deines geliebten Sohnes
reich werden an guten Werken.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.
MB 3. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG Fastenzeit 1 Do: hilf uns, nach deinem Willen zu leben
Allmächtiger Gott,
gib uns die Gnade,
daß wir stets auf das Rechte bedacht sind
und es auch entschlossen tun.
Da wir ohne dich nicht bestehen können,
hilf uns, nach deinem Willen zu leben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Donnerstag in der 1. Woche der Fastenzeit
Messbuch - TG Kirche als Zeichen des Heils unter den Völkern
Gott, du willst, dass deine Kirche
ein Zeichen des Heils unter den Völkern sei
Und das Werk Christi bis zum Ende der Welt fortführe.
Erwecke in allen, die glauben,
die wache Sorge für das Heil der Menschen,
damit aus allen Völkern ein heiliges Volk wird.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn
MB Für die Ausbreitung des Evangeliums B
- Eröffnungsgebet6
Sonntagsbibel
Gott,
wir tragen Verantwortung für die Zeit
und die Gesellschaft, in der wir leben.
Laß uns in der Hingabe an dich wachsen
und hilf uns,
die Welt nach deinem Willen zu gestalten.
Durch Christus, unseren Herrn.
Beatrix Senft (2023)
Gott,
du rufst uns heute zu:
Gnade sei mit euch und Friede.
Beladen mit vielen Bildern von Zerstörung und Kriegen kommen wir zu dir.
Stärke uns im Hören deines Wortes
und in der Mahlgemeinschaft mit deinem Sohn Jesus Christus,
damit wie fähig werden,
Wege des Friedens und nicht des Verderbens zu gehen.
Das erbitten wir für unsere kleine Welt hier
wie für die große Weltengemeinschaft
durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Norbert Riebartsch (2020) - EG Riebartsch: 29. So. Jahreskreis A
Du Vater Jesu Christi,
dein Sohn ist Mensch geworden, wie du wolltest.
Er hat die Menschen in Wort und Tat ermahnt und ermutigt, wie du es wolltest.
Hilf uns, so zu leben wie er,
damit durch uns die Welt werden kann, wie du es willst.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. - Amen.
Zitat (2017)
Guter Gott,
mit allen Christinnen und Christen auf der Welt sind wir durch unseren Glauben verbunden.
Wir loben und preisen dich in verschiedenen Sprachen und in unterschiedlichen Traditionen.
Sei in unserer Mitte und bei allen Menschen.
Sei mit uns in diesem Gottesdienst und in jedem Moment unseres Lebens.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn,
der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt in Ewigkeit. – Amen.
(Aus: Liturgische Hilfen zum Sonntag der Weltmission, MISSIO 2017
Manfred Wussow (2014)
Gott,
wir nennen dich "allmächtig",
aber du schenkst uns deine Nähe.
Wir nennen dich "groß",
aber du machst dich klein für uns.
Wir danken dir.
Geld, Besitz und Ansehen
spielen in unserem Leben ein große Rolle.
Du kennst unsere Abhängigkeiten,
aber auch unsere Angst,
zu den Verlierern gezählt zu werden.
Hilf uns,
sorgsam und verantwortungsvoll
mit den Dingen umzugehen,
die uns Tag für Tag begegnen,
die wir erworben haben,
die uns zugefallen sind.
Hilf uns vor allem,
reich zu sein an Liebe.
Dann bist du uns nah
und groß machst du uns
bei dir.
Durch Jesus, deinen Sohn, unseren Bruder.
Hans Hütter (1999)
Guter Gott,
wir haben uns versammelt,
um deine Großartigkeit und Einzigartigkeit zu preisen
und dir für deine Liebe zu danken.
Wir bitten dich, hilf uns,
dass wir dich immer mehr zum Mittelpunkt unseres Lebens machen
der unser Tun und Denken bestimmt.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
- Fürbitten10
Hans Hütter (2023)
Guter Gott,
die gegenwärtigen Ereignisse im Nahen Osten machen uns bestürzt, hilflos und ratlos.
Wir sind auf deine Hilfe angewiesen und bitten dich:
Um Einhalt im Morden und Terror.
Um Leben und Heil für die Geiseln.
Um Heilung der geschlagenen Wunden.
Um Zugang zu Nahrung, Wasser und Versorgung mit Medikamenten
für die Eingeschlossenen und Vertriebenen.
Um Auswege aus der verhärteten Konfrontation.
Um dauerhaften Frieden und Versöhnung in der ganzen Region.
Denn dein ist die Macht und die Herrlichkeit in Ewigkeit. - Amen.
Renate Witzani (2023)
Auf dich, Gott, auch in der Erfahrung von Leid und Unrecht zu vertrauen, ist für uns Menschen eine große Herausforderung und bleibt doch unsere letzte Hoffnung.
Zu dir kommen wir mit unseren Bitten:
Deinem Schutz empfehlen wir die vielen Menschen im Nahen Osten an, deren unvorstellbares Leid uns berührt und mit Angst und Schrecken erfüllt.
Deiner Hilfe empfehlen wir alle Menschen an, die sich in den Ländern des globalen Südens für deine Botschaft, Bildung, Gesundheitswesen und ein gerechtes Leben einsetzen. Besonders beten wir für die derzeit immer zahlreicher inhaftierten katholischen Priester in Nicaragua.
Dein Geist bestärke uns in dem Bemühen, im Alltag und im Weltgeschehen durch unser Leben zum Glauben an dich und die Verbreitung deiner Botschaft beizutragen.
Deinem Beistand empfehlen wir die zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unseren Pfarren an, durch deren Mithilfe Liturgie gefeiert und pfarrliche Gemeinschaft gelebt werden können.
Deiner Barmherzigkeit vertrauen wir, wenn wir für unsere Verstorbenen die Vollendung in dir erbitten.
Vermehre in deiner Gemeinde Glaube, Hoffnung und Liebe gerade dann, wenn die Welt, in der wir leben, bedrohlich und furchterregend erscheint, damit wir dich, den einzigen wahren Gott, loben und preisen jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Edith Furtmann (2023)
Guter Gott,
du hast uns in die Welt hineingestellt, damit wir in ihr und mit ihr als Christen leben.
Wir bitten Dich:
Für alle Menschen, die Verantwortung tragen in Kirche und Gesellschaft:
dass sie sich immer wieder darauf besinnen, was das Zusammenleben für alle besser macht.
Für alle Menschen, die sich dafür einsetzen, dass die großen Probleme unserer Zeit wie Kriege, Klimawandel, Ausbeutung und Gier nicht überanhandnehmen und den Menschen ihre Lebensgrundlagen entziehen:
dass sie merken, dass sie nicht allein unterwegs sind und dass sie andere Menschen motivieren können, mitverantwortlich zu leben.
Für die Politiker und Despoten, denen Menschenleben nichts wert sind und die für ihre ureigensten Ziele im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen gehen:
dass sie erkennen, dass ihr Weg in die Irre führt und dass nur ein Miteinander das menschliche Leben auf unserer Erde weiterhin möglich macht.
Für die Verantwortlichen in Politik, Kirche und Gesellschaft, die immer wieder versuchen, christlich zu handeln und dir in ihrer Verantwortung nachzufolgen:
dass sie Unterstützung bekommen auf ihrem Weg.
Für uns alle, die wir versuchen, unser Christsein ganz zu leben:
dass wir immer wieder Wege finden, die uns dies in dieser Welt möglich machen.
Für unsere Kranken:
Steh ihnen bei in ihrer Not.
Für unsere Verstorbenen:
Lass sie bei Dir Ruhe finden.
Guter Gott,
es ist an uns, immer wieder Wege zu suchen, deinem Wort in unserem alltäglichen Leben zu folgen. Begleite uns auf unseren Wegen.
Darum bitten wir dich durch Jesus Christus unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Norbert Riebartsch (2020)
In den Fürbitten legen wir dir, Gott, unsere Bitten für die Welt und für uns in deine Hand.
So rufen wir:
Du hast die Welt so geschaffen, dass eines dem anderen dient.
Das Gleichgewicht ist oft zerstört.
Wir bitten dich: Begleite deine Schöpfung
Du hast dem Menschen Kraft zum Frieden geschenkt.
An vielen Stellen der Erde regieren Streit und Hass den Alltag.
Wir bitten dich…
Wir Menschen haben Dinge erfunden und werden ihrer nicht mehr Herr.
Wir bitten dich…
Nach deinem Plan sollte es keinen Hunger geben.
Aber er ist da, nicht zuletzt, weil wir Raubbau an der Natur betreiben.
Wir bitten dich…
Am Anfang hat die Pandemie Respekt und gegenseitige Hilfsbereitschaft gefördert.
Davon ist vieles wieder verschwunden.
Wir bitten dich…
Wenn du uns und deine Welt begleitest, wird sie wieder mehr zu dem, was sie von ihrem Ursprung her war: Deine Botschaft an uns.
Wir hoffen auf deine Hilfe und deine verändernde Kraft. – Amen.
Renate Witzani (2020)
An dich, Gott, der unserem Leben Ziel und Sinn schenkt,
wenden wir uns mit unseren Bitten:
Wir bitten dich für alle in Kirche und Gesellschaft, die in gegenseitigem Respekt vor der Autonomie des jeweils anderen gemeinsam nach Wegen zum Wohl aller suchen.
Wir bitten dich für alle, deren ohnehin schon prekäre Lebenssituation sich durch die derzeitigen Krisen noch mehr verschlechtert hat.
Wir bitten dich für alle, die sich weltweit für gerechte und faire Lebensbedingungen einsetzen.
Wir bitten dich für alle Kranken;
für die, die sich im Spital befinden,
für die, die sich in Quarantäne befinden
und für die, die voll Angst auf ihr Untersuchungsergebnis warten.
Wir bitten dich für unsere Verstorbenen, mit denen wir uns im Gebet verbunden fühlen und für die wir die Fülle des Lebens bei dir erhoffen.
Denn dein Heiliger Geist beschenkt uns mit Glaube, Hoffnung und Liebe.
Christus, dein Sohn, ist für uns zum Bruder geworden, der uns Heil und Erlösung gebracht hat.
Dich, den ewigen und großen Gott rühmen und preisen wir jetzt und allezeit. - Amen.
Bernd Kösling (2017)
Lasst uns, getreu unserem Auftrag, die Sorge um die Zukunft der Welt fürbittend im Gebet zu Christus bringen:
Wir beten für Papst Franziskus, den unermüdlichen Fürsprecher der Armen und Unterdrückten in der Welt.
Wir beten für die Menschen in unseren Gemeinden, die sich den Herausforderungen unserer Gesellschaft stellen und dabei aus ihrem Glauben heraus handeln.
Wir beten für die Menschen, die ängstlich sind und sich fragen, ob sie und ihr Leben gut genug sind, um am Hochzeitsmahl des Königs teilzunehmen.
Wir beten für die treuen und stillen Beter unserer Gemeinde, die die Nöte und Sorgen all derer vor Gott bringen, die selber nicht mehr beten können oder wollen.
Wir beten für die Kirche und christlichen Gemeinden in allen Ländern der Erde.
Der gemeinsame Glaube an die Frohe Botschaft Gottes verbindet uns über alle Grenzen hinweg.
Denn du hast selbst gesagt: Bittet, und ihr werdet empfangen.
So höre das Gebet deiner Gemeinde,
und schenke ihr und der ganzen Welt deinen Frieden.
Der du lebst und herrschest in Ewigkeit. - Amen.
Renate Witzani (2017)
Als Christen sind wir aufgerufen, in dieser Welt Christi Botschaft zu verkünden
aber auch unsere gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen.
Am Sonntag der Weltmission lasst uns für alle beten,
die sich in Wort und Tat für die Verkündigung der christlichen Botschaft engagieren:
Für alle Religionen, deren Gläubige versuchen, Gottes- und Nächstenliebe in ihrem Leben zu verbinden.
Für alle, die weltweit die politische Verantwortung für die tragen, denen das zum Leben Notwendigste fehlt.
Für die vielen Menschen in Afrika, denen aufgrund des Klimawandels die Grundlagen ihrer Existenz entzogen wird.
Für jene, die sich dafür einsetzen, dass in den Ländern des Südens Nahrung, Bildung und medizinische Versorgung bei der armen Bevölkerung ankommt.
Für alle Menschen weltweit, denen durch politische Misswirtschaft und mangelnde Hilfe der reichen Länder unserer Erde ein langes, erfülltes Leben verwehrt ist und die oft schon als Säuglinge und Kinder sterben.
Jesus hat uns alle berufen, seine Botschaft in die Welt zu tragen.
Durch ihn lasst uns den Vater preisen jetzt und allezeit. - Amen.
Manfred Wussow (2014)
Im Evangelium hören wir:
"So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!"
Wir denken heute besonders an die Menschen, die Mittel und Wege suchen, anderen eine Heimat, ein Auskommen und eine Zukunft zu geben.
Wir denken auch an die Menschen, die Ideen und Visionen entwickeln, Gottes Wort in unserer Mitte als Maß und Ansporn zu bezeugen.
Lasst uns beten:
Für die Menschen, die in der Öffentlichkeit eine große Verantwortung übernommen haben.
Sie diskutieren und beschließen Steuergesetze,
sie stellen regelmäßig einen Haushalt auf,
sie wachen über Steuergelder und ihre Verwendung.
Wir rufen zu dir: Herr, sei mit deiner Gnade bei uns.
Für die Menschen, die die Fragen nach Wahrheit, Recht und Gerechtigkeit immer wieder stellen.
Sie kämpfen um ihren Platz in den Medien.
Sie denken nach in Schulen und Universitäten.
Sie singen Protestlieder und halten Träume wach in Romanen.
Wir rufen zu dir: Herr, sei mit deiner Gnade bei uns.
Für die Menschen, die Flüchtlinge aufnehmen.
Sie beobachten und kommentieren die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in der Welt,
sie treten Vorurteilen entgegen
sie streiten für die Menschenwürde.
Wir rufen zu dir: Herr, sei mit deiner Gnade bei uns.
Für die Menschen, die zwischen die Fronten geraten sind.
Sie fliehen vor dem Terror,
sie verlassen ihre Dörfer,
sie werden zu Spielbällen auf der politischen Bühne.
Wir rufen zu dir: Herr, sei mit deiner Gnade bei uns.
Für die Menschen, die sich in Rom über Ehen und Familien austauschen.
Sie geraten in Zerreißproben,
sie suchen einen gemeinsamen Weg,
sie werden nicht allen gerecht.
Wir rufen zu dir: Herr, sei mit deiner Gnade bei uns.
Herr,
dir befehlen wir alle Menschen.
Du hast genug gegeben,
wir haben genug empfangen.
Von dir kommt alles.
Hilf uns, gerecht zu teilen.
Durch Christus unsern Herrn.
Bernhard Rathmer (2014)
Gott,
deine Frohe Botschaft eröffnet uns viele gute Lebensmöglichkeiten.
Höre unsere Bitten:
Lass deine Frohe Botschaft, besonders in schwierigen Zeiten und Situationen zu einer Kraftquelle unseres Lebens werden.
Gott unser Vater...
Gib uns deinen Geist, damit wir deinen Willen erkennen und ihn in unserer Welt zum Wohle der Menschen umsetzen.
Gott unser Vater...
Hilf den Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur bei ihren Überlegungen den ganzen Menschen mit seinen Bedürfnissen zu beachten.
Gott unser Vater...
Gib uns als Kirchen und Christen den Mut Verantwortung in unserer Welt zu übernehmen.
Gott unser Vater...
Tröste die Opfer von Gewalt, Krieg, Hunger und Epidemien und hilf uns, unsere Verantwortung in der Welt zu erkennen und zu tragen.
Gott unser Vater...
Für unsere Verstorbenen: Lass sie deine Nähe uns erfahren.
Gott unser Vater...
Gott, du bist bei uns.
Hilf uns als deine Kinder zu leben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. - Amen.
Hans Hütter (1999)
Gott und Vater,
wir kommen zu dir mit unseren Bitten
in den Nöten unserer Schwestern und Brüder:
Wir bitten dich für alle, die durch politischen,
wirtschaftlichen oder militärischen Druck gezwungen werden,
gegen ihre Überzeugung zu handeln.
Wir bitten dich für alle, die ihre Meinung
aus Furcht vor den Mitmenschen verleugnen müssen.
Wir beten für alle, die den Götzen unserer Zeit verfallen sind,
und ihnen ihr Leben opfern.
Wir beten für alle Heranwachsenden, dass sie fähig werden,
die vielfältigen Manipulationsmechanismen unserer Gesellschaft
zu durchschauen und ihre Eigenständigkeit zu entwickeln.
Vater im Himmel, wir glauben und bekennen,
dass du der Herr bist, und sonst niemand.
Dir vertrauen wir. - Amen
- Gabengebet3
Messbuch - GG 29. Sonntag: damit wir rein werden und dir gefallen
Hilf uns, Herr,
daß wir den Dienst am Altar
mit freiem Herzen vollziehen.
Befreie uns durch diese Feier von aller Schuld,
damit wir rein werden und dir gefallen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 29. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG Auswahl 3: Speise seines Lebens: deinen Willen tun
Gott, unser Vater,
da wir das Mahl unseres Herrn bereiten,
laß uns begreifen, was die Speise seines Lebens war:
deinen Willen zu tun.
Gib uns den Mut, in sein Opfer einzugehen,
auf daß auch uns aus der Hingabe an dich
die Kraft zum Leben komme.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
MB Auswah 3
Messbuch - GG Fastenzeit 2 Fr: hilf uns, nach deinem Willen zu leben
Herr, unser Gott,
komm uns mit deiner Gnade zuvor
und hilf uns, nach deinem Willen zu leben,
damit wir dieses heilige Opfer würdig feiern.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Freitag in der 2. Fastenwoche
- Gebet zur Gabenbereitung3
Norbert Riebartsch (2020)
Brot und Wein liegen hier vor dir.
Als Lebensmittel bereichern und erhalten sie uns.
Segne du sie, Gott,
damit sie Lebensmittel werden
für unser Leben als Glaubende.
Das erbitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
Manfred Wussow (2014)
Herr,
was du uns gibst, können wir nicht bezahlen.
Alle Reichtümer dieser Welt reichten nicht,
deine Liebe zu erhalten.
Wir danken dir für das Wunder,
von dir angenommen und geliebt zu sein.
Du schenkst dich uns.
In Jesus, deinem Sohn -
Brot und Wein.
Hans Hütter (1999)
Guter Gott,
für viele Nebensächlichkeiten sind wir bereit Opfer zu bringen
und oft fällt es uns schwer,
"Gott zu geben, was Gottes ist".
Wir bitten dich,
befähige uns zur Hingabe an dich
nach dem Beispiel deines Sohnes Jesu Christi.
Darum bitten wir durch ihn im Hl. Geist.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2020)
Kehrvers:
Freut euch: Wir sind Gottes Volk,
erwählt durch seine Gnade. (GL 56,1)
Guter und barmherziger Gott,
wir haben uns versammelt, um dir zu danken
für alles, was du Großes an uns getan hast.
Kehrvers
Einst hast du Israel als dein Volk erwählt
Und aus der Unterjochung seiner Zwangsherren in die Freiheit geführt,
damit es stark und zum Segen aller Menschen werde.
Kehrvers
Durch Jesus von Nazareth hast du deinen Bund erneuert
und für alle Menschen geöffnet,
die bereit sind, Gott zu geben, was Gott gehört.
Kehrvers
In jeder Generation sendest du neu deine Boten aus,
allen Menschen die Frohe Botschaft in Wort und Tat zu verkünden
und durch ein Leben aus deinem Geist zu bezeugen.
Kehrvers
Glaube, Hoffnung und Liebe sind die Früchte;
die dein Geist in allen Völkern und Kulturen hervorbringt.
In Dankbarkeit bringen wir sie dir dar und singen wir dir unser Lob
gemeinsam mit allen Menschen, die sich zu dir bekennen.
Danklied, z. B. Lobet und preiset, ihr Völker, den Herrn (GL 408)
- Präfation3
Messbuch - Präfation Sonntage 7: Der Gehorsam Christi und unsere Versöhnung mit Gott
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Vater im Himmel, zu danken
und dein Gnade zu rühmen.
So sehr hast du die Welt geliebt,
daß du deinen Sohn als Erlöser gesandt hast.
Er ist uns Menschen gleich geworden
in allem, außer der Sünde,
damit du in uns lieben kannst,
was du in deinem eigenen Sohne geliebt hast.
Durch den Ungehorsam der Sünde
haben wir deinen Bund gebrochen,
durch den Gehorsam deines Sohnes
hast du ihn erneuert.
Darum preisen wir das Werk deiner Liebe
und vereinen uns mit den Chören der Engel
zum Hochgesang
von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ....
MB Sonntage 7
Messbuch - Präfation Sonntage 8: Einheit der Dreifaltigkeit und Einheit der Kirche
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, allmächtiger Vater, zu danken
und dein Erbarmen zu rühmen.
Die Sünde hatte die Menschen von dir getrennt,
du aber hast sie zu dir zurückgeführt
durch das Blut deines Sohnes
und die Kraft deines Geistes.
Wie du eins bist mit dem Sohn
und dem Heiligen Geist,
so ist deine Kirche geeint
nach dem Bild des dreieinigen Gottes.
Sie ist dein heiliges Volk,
der Leib Christi und
der Tempel des Heiligen Geistes
zum Lob deiner Weisheit und Liebe.
Darum preisen wir dich in deiner Kirche
und vereinen uns
mit den Engeln und
Heiligen zum Hochgesang
von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Sonntage 8
Messbuch - Präfation Sonntage 1: Ostergeheimnis und Gottesvolk
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Denn er hat Großes an uns getan:
durch seinen Tod und seine Auferstehung
hat er uns von der Sünde
und von der Knechtschaft des Todes befreit
und zur Herrlichkeit des neuen Lebens berufen.
In ihm sind wir ein auserwähltes Geschlecht,
dein heiliges Volk,
dein königliches Priestertum.
So verkünden wir die Werke deiner Macht,
denn du hast uns aus der Finsternis
in dein wunderbares Licht gerufen.
Darum singen wir
mit den Engeln und Erzengeln,
den Thronen und Mächten
und mit all den Scharen
des himmlischen Heeres den Hochgesang
von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Sonntage 1
- Einleitung zum Vater unser1
Norbert Riebartsch (2020)
Wir beten, wie die Jünger es so von Jesus gelernt haben
Seine Worte machen uns bewusst, wie wir damit auf Gottes Liebe antworten sollen.
Vater unser…
- Friedensgebet1
Norbert Riebartsch (2020)
Herr Jesus, der Frieden ist ein Geschenk an uns.
Wir können ihn mit dem Nächsten teilen.
In ihm begegnet uns Gott, dem wir etwas zurückgeben.
Darum bitten wir dich:
Schaue nicht auf unsere Sünden…..
- Mahlspruch1
Bibel (2023)
Erzählt bei den Völkern von seiner Herrlichkeit,
bei allen Nationen von seinen Wundern!
Denn groß ist der Herr und hoch zu preisen,
mehr zu fürchten als alle Götter.
(Ps 96,3-4)
Oder:
Groß ist der Herr und hoch zu preisen,
mehr zu fürchten als alle Götter.
(Ps 96,4)
Oder:
Der Menschensohn ist gekommen,
um sein Leben als Lösegeld hinzugeben für viele.
(Mk 10,45)
- Meditation3
Helene Renner (2020)
Singt unserm Gott ein neues Lied
lobt ihn und preist ihn
ihr Völker der Erde
erzählt allen von seiner Größe
bei allen Nationen macht seine Wunder bekannt
Denn groß und mächtig ist der Herr
ihm gebührt mehr Erfurcht
als allen Herrschern der Welt
er hat Himmel und Erde gemacht
ihm gehört das Universum
Er hat alles uns Menschen anvertraut
wir aber sind Gottes Ebenbild
geschaffen zu seiner Ehre
wir wollen uns freuen
und laut verkünden
Gott ist der Herr und sonst niemand.
nach Psalm 96
Zitat (2017) - Führe du mich hinaus ins Weite
Führe du mich hinaus ins Weite, Gott, und mach meine Finsternis hell.
Zeig mir den Ort, an dem du mich brauchst,
meine Begabungen und Fähigkeiten, meine Liebe, mein Dasein.
Führe mich in die Weite, Gott, zu der Vielfalt von Menschen und Kulturen.
Zeig dich in ihren Traditionen, Gesängen, Tänzen und Geschichten.
Sei dabei, wo wir einander begegnen. Sei du der deutende Drittel,
wenn wir miteinander sprechen über Freude und Leid, Glaube und Zweifel, über dich.
Führe Du uns in die Weite, Gott, und darüber hinaus.
Amen
(Andrea Rehn-Laryea in: Liturgische Hilfen zum Sonntag der Weltmission, MISSIO 2017)
Bernhard Rathmer (2014)
hinschauen
genau hinschauen
sich nicht zufriedengeben
mit dem ersten eindruck
der ersten schnellen antwort
dem vermeintlich richtigen und wahren
verstehen wollen
dahinter schauen
erkennen was gesagt werden soll
interpretieren was schon klar scheint
misstrauen wo es nötig ist
vertrauen wo es weiterführt
auch daran
entscheidet sich heute
gelebter glaube
als christ
als jude
als muslim
als glaubender
als mensch
(Bernhard Rathmer)
- Schlussgebet2
Messbuch - SG 29. Sonntag: Frucht bringen
Allmächtiger Gott,
gib, daß die heiligen Geheimnisse,
die wir gefeiert haben,
in uns Frucht bringen.
Schenke uns Tag für Tag,
was wir zum Leben brauchen,
und führe uns zur ewigen Vollendung.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 29. Sonntag im Jahreskreis
Die Bittmesse
Messbuch - SG Auswahl 7: genährt mit der Speise, die uns stärkt, deinem Willen zu folgen
Unser Gott und Vater, wir danken dir.
Du hast uns genährt mit der Speise,
die uns stärkt, nur deinem Willen zu folgen.
Ist unser Glaube auch schwach
und unsere Liebe gering,
nimm sie barmherzig an um deines Sohnes willen,
der uns zugelassen hat an seinen Tisch,
unser Herr Jesus Christus,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB Schlussgebete zur Auswahl 7
- Gebet zum Abschluss4
Beatrix Senft (2023)
Gott,
voll Liebe und Güte schaust du uns an
und kommst uns immer wieder entgegen.
Du willst, dass alle Menschen das bekommen,
was ihnen zusteht – ungeachtet ihrer Person.
In dieser zerrissenen Welt fällt es uns oft nicht leicht,
dem Beispiel deines Sohnes zu folgen
und mit ihm auf dem Weg der Liebe und des Friedens zu gehen.
Wecke du unsere Bereitschaft
und höre nicht auf, uns auf deine Wege zurückzurufen.
Für dein Mit-uns-sein danken wir dir, heute und alle Zeit. – Amen.
Manfred Wussow (2014)
Treuer, barmherziger Gott,
wir danken dir,
für das Evangelium,
für die Gemeinschaft an deinem Altar,
für deinen Geist.
Er ist unter uns lebendig,
er umgibt uns, er steckt uns an.
Wir gehen jetzt wieder in unseren Alltag zurück.
Du gehst mit.
Sei bei uns, wenn wir Fragen nicht lösen können,
wenn sich Knäuel nicht entwirren lassen,
wenn wir mit unserem Latein am Ende sind.
Aber schenke uns soviel Hoffnung,
dass wir von ihr genug abgeben können.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Hans Hütter (1999)
Guter Gott,
in dieser heiligen Feier
haben wir an Jesus erlebt und gesehen,
was es heißt, "Gott zu geben, was Gottes ist".
Wir bitten dich,
laß uns Dich und Deine Liebe zu uns nicht vergessen,
wenn wir nun in unseren Alltag zurückkehren.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
Norbert Riebartsch (2020)
Wieder durften wir erleben:
Du Gott, beschenkst uns.
Dafür danken wir dir.
Wir danken dir in der Hoffnung,
dass wir dir im Dank begegnen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
- Segen1
Norbert Riebartsch (2020)
Gottes Segen erfülle euer Herz und mache euch reich. - Amen.
Gottes Segen erfülle eure Hände und mache durch ihren Dienst andere reich. - Amen.
Gottes Segen erfülle eure Augen und erreiche im Blick euren Nächsten. - Amen.
So schenke euch seinen Segen der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. - Amen.
an alle Völker und Nationen
an alle Völker und Nationen
an euch alle
die ich mit meiner Menschenliebe gesalbt habe
indem ich euch mit Namen ins Leben rief
lasst euch entwaffnen
von den Waffen des Todes
und
besinnt euch auf meinen Auftrag
zur gegenseitigen Liebe
Gnade sei mit euch und Friede
Frieden im Herzen
der sich ausbreitet
und
zu einem Feuer wird
das die Welt umkreist
es behaupte niemand
dass er mit Waffen kämpfen darf
um meines Namens Willen
doch legt an
das Rüstzeug
der gegenseitigen Liebe und Achtung
streckt die Arme des Entgegenkommens aus
erhebt die Hände zum Friedensgruß
erkennt in allen
dass sie meine geliebten Kinder sind
und seht
dann gehe ich vor euch her
und
ebne euch die Mauern
die euch trennen
und öffne die Herzen aller
Beatrix Senft 2023.
Geld definiert Pastoral?
Das vorhandene oder nicht vorhandene Geld hat über die Jahrhunderte die pastorale Landschaft stark geprägt: Reichere oder ärmere Stiftungspfarren erhielten eine entsprechend bessere oder schlechtere Ausstattung - auch im Blick auf das Personal. Das Pfründenwesen ermöglichte pastorale Arbeit, bestimmte aber gleichzeitig auch die pastorale Arbeit, sodass der finanzielle Aspekt zeitweise die eigentliche seeelsorgliche Arbeit in der Wertigkeit ablöste.
Schon sehr früh setzte in der Kirche die Notwendigkeit ein, mit Hilfe einer Vermögensverwaltung die pastorale Arbeit zu organisieren. So gilt ein Dekret des Papstes Simplicius aus dem Jahre 475 als erstes geschichtlich bekanntes Gesetz der Kirche über ihre Vermögens Verwaltung.
Die Unabhängigkeit der Priester und hauptamtlich in der Seelsorge tätigen Personen von den jeweiligen pastoralen Einrichtungen (Pfarren, Schulen, kategoriale Stellen) definiert dieses Verhältnis von Geld und Pastoral neu. So ist durch das System der Kirchensteuer (Deutschland) bzw. des Kirchenbeitrags (Österreich) und der dadurch möglichen Unabhängigkeit des hauptamtlichen Personals von den konkreten Ressourcen vor Ort eine in der Weltkirche spezifische Situation entstanden: einerseits die relative Entkoppelung von vorhandenem Vermögen in den jeweiligen Pfarren und den pastoralen Möglichkeiten; andererseits aber auch eine Erwartungshaltung der zahlenden Kirchenmitglieder auf ein entsprechendes pastorales, vor allem liturgisches „Service“: Taufen, Trauungen, Begräbnisse, Festgottesdienste und vieles mehr. Gleichzeitig unterscheiden aber anscheinend viele Menschen auch zwischen dem Kirchenbeitrag als einer Art „Vereinsbeitrag“ und der konkreten pastoralen Arbeit; dies wird dann deutlich, wenn jemand aus der Kirche austritt und trotzdem weiterhin selbstverständlich seelsorgliche Dienste in Anspruch nimmt.
Geld spielt in der pastoralen Arbeit aber auch als Machtfaktor eine nicht unwesentliche Rolle. Gerade hier ist aber durch die Wirtschaftsräte in den Pfarren ein gewisses Mitspracherecht der Laien im Einsatz dieses Geldes garantiert.
Johann Pock in: Pastoral und Geld. Theologische, gesellschaftliche und kirchliche Herausforderungen. Hg. Johann Pock, Ulrike Bechmann, Rainer Krockauer, Christoph Lienkamp. Werkstatt Theologie, Bd. 16. LIT Verlag, Wien Berlin 2011.
Münzen als Massenmedium
Münzen waren die ersten Massenmedien. Nachdem erst die Prägungen für den Wert darauf waren, entdeckte man schnell, dass man die Fläche nicht nur für die Herkunft und den Wert der Münze nutzen konnte, sondern auch für Botschaften. Die weite Verbreitung der Münzen, gerade in Großreichen wie Persien, Griechenland oder im Römischen Reich, brachte diese Botschaften in alle Ecken der jeweiligen Herrschaft. Münzprägungen erwiesen sich bald auch als probates religiöses und/oder politisches Propagandamittel für die Stadtstaaten und Herrscher. Münzen propagierten Gottheiten, die die jeweiligen münzprägenden Staaten oder Städte repräsentierten; sie vermittelten Herrscherbilder mit deren Insignien und Images und dienten so der politischen Propaganda. Da die Macht aber immer mit Gottheiten verbunden war, also Religion und Politik nicht zu trennen waren, dienten Münzen beider Verbreitung: Götter und Göttinnen einerseits, Herrscheranspri andererseits.
Ulrike Bechmann in: Pastoral und Geld. Theologische, gesellschaftliche und kirchliche Herausforderungen. Hg. Johann Pock, Ulrike Bechmann, Rainer Krockauer, Christoph Lienkamp. Werkstatt Theologie, Bd. 16. LIT Verlag, Wien Berlin 2011.
Die „Absichtslosigkeit der Mission"
Nicht nur die Erfahrungen des Dialogs zeigen, dass Verkündigung heute vor allem das demütige und gleichzeitig leidenschaftliche Lebenszeugnis für Jesus Christus braucht, durch Menschen, die mitten in dieser Welt, in ihrer Arbeit und im vielfältigen Netzwerk von Familie und Freunden stehen. Es braucht diese neue „Berü
hrbarkeit" der Kirche. Genau das könnte auch eine neue „Stunde der Laien" von heute sein.
ln unzähligen großartigen geistlichen Reden im und um das Konzil wurde uns schon oft gesagt, dass in Kirche und Welt vielmehr Zeugen gebraucht werden als Lehrer. Auch in der Orientierungslosigkeit unserer Zeit wissen wir, dass es die Lehre braucht, und doch wird die so stark geschwundene Glaubwürdigkeit unserer Kirche erst wieder durch das Leben selbst zurückgewonnen. Die Verdunkelung Gottes z. B. durch die verschiedenen Arten des Machtmissbrauchs in der Kirche kann nur durch das konkrete Zeugnis der Ehrlichkeit, der tätigen Reue, des entschiedenen Eintretens für die Leidenden, die Opfer, und gleichzeitig durch Sanftmut und Güte überwunden werden. Wenn wir verstehen und es annehmen können, dass wir tatsächlich „Arme" und „Bedürftige" sind, vielleicht auch Schafe mitten unter Wölfen, dann werden wir die „Armen" und „Bedürftigen" unserer Umgebung berühren können.
Nach unseren noch immer wirtschaftlich geprägten Denkmustern wollen wir gerne schnelle Ergebnisse unserer Verkündigung und unseres Engagements sehen. Aber es gibt einen Unterschied zwischen menschlicher Effizienz und der Fruchtbarkeit in der christlichen Verkündigung. Es tut gut zu hinterfragen, ob wir durch zu viel Schauen auf „pastorale Effizienz" und Machbares das Geschenk geistlicher Freude nicht genügend angenommen haben. Zu oft entwickeln sich Pfarrgemeinden eher zu Arbeitseinheiten als zu spirituellen Oasen oder Missionsstationen.
Der Mensch solle im Mittelpunkt stehen, nicht unser Projekt, so hebt das Konzil an mehreren Stellen hervor. Jesus Christus hat sein Leben am Kreuz für die Menschen (!) hingegeben - in Gehorsam zum Vater. Die Frage darf erlaubt sein, ob dies eine pastoral effiziente Methode war. Er tat es nicht für eine Idee und für seine eigene Herrlichkeit. Die Mission und die Freude Gottes ist zuallererst die Rettung des Menschen. „Die Freude", die wir leben dürfen, weil Gott uns Erbarmen geschenkt hat, „hat eine absichtslos missionarische Kraft." Diese Freude über sein Erbarmen teilen wir einfach mit den Menschen von heute. Deswegen kann es eigentlich nicht um die Sorge gehen, wie stark der Einfluss der Kirche in der Gesellschaft in der Zukunft sein wird, sondern vielmehr wie sehr Christen Vorbilder für ein Leben sein können, an denen sich die Menschen orientieren können. Das hängt sicher nicht zuerst von der zahlenmäßigen Größe der Kirche in Europa ab.
Aus: Otto Neubauer, Mission possible. Das Handbuch für die neue Evangelisation. Sankt Ulrich Verlag Augsburg 2013.
Über die Zukunft der Religionen
Bergoglio: Wenn man die Geschichte ansieht, haben die religiösen Formen des Katholizismus merklich variiert. Denken wir beispielsweise an den Kirchenstaat, wo die weltliche Macht mit der geistigen Macht verbunden war. Das war eine Deformation des Christentums, es entsprach nicht dem, was Jesus wollte und was Gott will. Wenn die Religion im Lauf der Geschichte eine derartige Entwicklung durchgemacht hat, warum sollten wir nicht denken, dass sie sich auch in der Zukunft an die Kultur ihrer Zeit anpassen wird? Der Dialog zwischen Religion und Kultur ist von grundlegender Bedeutung, das wird schon im Zweiten Vatikanischen Konzil gesagt. Von Anbeginn an wird von der Kirche eine fortwährende Bekehrung verlangt - Ecclesia semper reformanda - und diese Wandlung nimmt im Lauf der Zeit verschiedene Formen an, ohne das Dogma abzuändem. In der Zukunft wird sie andere Arten finden, sich neuen Epochen anzupassen, so wie sie heute andere Modi hat als zur Zeit des Regalismus, des Jurisdiktionalismus und des Absolutismus. Sie spielen auch auf das Wiedererstarken der Gemeinden an. Das ist ein Schlüssel, die Tendenz zur kleinen Gemeinschaft als Ort der religiösen Zugehörigkeit. Das entspricht einem Bedürfnis nach Identität, die nicht nur religiös, sondern auch kulturell ist: Ich bin aus diesem Viertel, für diesen Fußballclub, aus dieser Familie, aus diesem Ritus ... dann habe ich einen Ort der Zugehörigkeit, erkenne mich in einer Identität. Der Ursprung des Christentums lag in den Gemeinden. Wenn man die Apostelgeschichte des heiligen Lukas liest, wird einem klar, dass das Christentum eine massive Expansion erlebt hat; bei den ersten Predigten von Petrus tauften sie Tausende Personen, die sich anschließend in kleinen Gemeinschaften zusammentaten. Das Problem ist, wenn eine Pfarrei kein Eigenleben hat und durch die übergeordnete Struktur außer Kraft gesetzt und vereinnahmt wird. Denn Leben wird einer Pfarrei durch diesen Sinn für Zugehörigkeit eingehaucht. Ich erinnere mich, als ich einmal zum Gespräch mit Ihnen in Ihre Gemeinde kam und Sie mir die Frauen vorstellten, die die Wohltätigkeitsarbeit der Synagoge leisten. Sie bereiteten gerade Pakete und Tüten für bedürftige Familien vor. Die Synagoge oder die Pfarrei führen uns dahin, unsere Brüder zu versorgen, sie bringen das Religiöse ins Handeln. In diesem Fall war es unterstützender Art, aber es gibt auch andere Formen: in der Erziehung, bei der sozialen Förderung usw. Wegen Aktionen dieser Art klagt man uns an, uns in Dinge zu mischen, die uns vermeintlich nicht interessieren sollten. Vor Kurzem feierte ich zum Beispiel im Bahnhof Constituciön in Buenos Aires eine Messe für die Opfer des Menschenhandels: die Versklavung in den geheimen Werkstätten, die ausgebeuteten Cartoneros, die zum Drogenschmuggel gezwungenen Kinder, junge Prostituierte. Es wurde schließlich ein großer Protest, dem sich Leute anschlossen, die nicht katholisch sind, die meinen Glauben nicht teilen, jedoch die Liebe zum Bruder teilen. Ich mische mich nicht in Politik ein, ich versetze mich in die Haut meines Bruders, der in die Mangel genommen wird, in eine Sklavenfabrik gesteckt wird. Es stimmt, dass manche so etwas auch ausdeshalb muss man gut unterscheiden, wie man in diesen Angelegenheiten handelt.
Aus: Papst Franziskus über Himmel und Erde. Jorge Bergoglio im Gespräch mit dem Rabbiner Abraham Skorka. Hg. Von Diego Rosenberg. Riemann Verlag, München 2013.
Gott das Seine geben
Die Aufforderung, Gott das zu geben, was ihm gehört, fügt Jesus völlig ungefragt hinzu. In ihr lag also für die ursprünglichen Hörer/innen und für Erstleser/innen die eigentliche Überraschung des Textes. Sie steht am Ende und ist damit sein Ziel. ... Die Aufforderung, Gott das seine zu geben, ist ganz knapp gehalten; sie ist sozusagen eine einzige Leerstelle. Die Leser/innen müssen sie aus der biblischen und jüdischen Tradition auffüllen...
Aus: Ulrich Luz, Das Evangelium nach Matthäus, 3. Teilband: Mt. 18-25, EKK I/3, Zürich-Düsseldorf: Benziger und Neukirchen Vluyn: Neukirchener 1997.
Steueroase
Das internationale "Netzwerk Steuergerechtigkeit" hat die wichtigsten Finanzzentren der Schattenwirtschaft untersucht. Dabei steht ein Staat weit oben auf der schwarzen Liste, der sonst gerne den Saubermann gibt: die Bundesrepublik.
Was es mit den Steueroasen auf sich hat und wie diese funktionieren, wird im "Arbeitsblatt ab Klasse 10" der Stiftung Jugend und Bildung genau beschrieben. Da ist von "Unternehmern oder vermögenden Privatpersonen" die Rede, die in fernen Ländern Scheinfirmen gründen und große Geldsummen auf die Konten dieser Unternehmen überweisen. "Dadurch können sie in hohem Umfang in Deutschland Steuern sparen. Diese Steuern fehlen dann in den öffentlichen Kassen", heißt es in dem zweiseitigen Überblick, den die Stiftung mithilfe des Bundesfinanzministeriums erstellt hat - Karikatur inklusive.
Ein kleines Detail aber verschweigen die Mitarbeiter von Ressortchef Wolfgang Schäuble den Mittel- und Oberstufenschülern: dass diese selbst in einem "Eldorado" für Geldwäscher und Steuerhinterzieher leben...
Nach groben Schätzungen staatlicher wie nichtstaatlicher Organisationen werden allein in der Bundesrepublik Jahr für Jahr zwischen 29 und 57 Milliarden Euro "gewaschen", die aus kriminellen Geschäften sowie aus Steuerbetrug und -hinterziehung stammen. So haben italienische Ermittlungsbehörden nach eigenem Bekunden herausgefunden, dass die kalabrische Mafia, die 'Ndrangheta, Deutschland zu einem ihrer Haupt-Geldwäschezentren erkoren hat. Angeblich schleusen die Gangster über die Bundesrepublik nicht nur eigene Gewinne etwa aus dem Drogenhandel und der Prostitution in den legalen Geldverkehr ein, sondern übernehmen zusätzlich noch Auftragsarbeiten für kriminelle Gruppen aus Mittel- und Südamerika...
Claus Hulverscheidt, Berlin, Süddeutsche Zeitung, 07.11.2013.
www.sueddeutsche.de/wirtschaft/internationale-studie-steueroase-deutschland-1.1812394
Steuersong
Ob der Prüfer dreimal klingelt und viel Geld bei Ihnen sucht,
ja, damit es Ihnen gut geht lassen wir nichts unversucht.
Und wir rechnen Ihre Löhne, dass am Schluss auch alles stimmt.
S'ist'ne Freude, wenn der Staat nicht alles nimmt!
Ja, wir steuern Ihre Steuern, sind immer für Sie da,
und ordnen die Finanzen, ganz ohne viel Trara.
Wir steuern Ihre Steuern, drum seien Sie nicht dumm,
denn ohne Kanzlei Burmann bringt Sie die Steuer um!
Auch die Bücher tun wir führen, so dass alles richtig passt.
Sollte doch mal etwas platzen, gehn wir für Sie in den Knast!
Ja, und sollten Sie mal wachsen, so begleiten wir Sie gern,
wir betreuen Ihr Geschäft von Nah und Fern.
Refrain variiert
Und wir sprechen mit den Banken, holen gute Zinsen raus!
Und man kennt uns beim Finanzamt, denn wir sind ja oft im Haus.
Kennen prima die Gesetze und so manche guten Tricks,
und wenn etwas brennt, dann löschen wir ganz fix!
Refrain variiert
Wir lieben Kunst und schöne Bilder und dazu noch den Kaffee.
Sind die Bilanzen maßgeschneidert, tut die Steuer nicht so weh.
Sollten Sie sich einmal fühlen schrecklich schwach & ausgelaugt,
bei uns werden Sie dann wieder aufgebaut.
Refrain variiert
Die Idee für das Lied entstand auf einer Motorradfahrt mit Freunden nach Italien. Wo sonst könnte einem so etwas einfallen? Frei nach Schiller "Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit".
Recht und Gerechtigkeit
Es ströme Recht und Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.
Er ströme über die Erde weit und tränke und nähre sie hundertfach.
Raymund Weber nach Amos 5,24 in: lieder zwischen himmel und erde, Düsseldorf: tvd-Verlag 2011.
Noch tausend und ein Morgen
Kalte Kriege taut mit Frieden, steht im Sturm als Gegenwind.
Tode sollt ihr überlieben, seid im Streit der Großen Kind,
dass noch tausend und ein Morgen,
dass noch tausend und ein Morgen,
dass noch tausend und ein Morgen
wird.
Scheint als Stern in dunklen Nächten, Atemnot haucht Leben ein,
setzt auf Spiel, wo alles zögert, neue Menschen könnt ihr sein,
dass noch tausend und ein Morgen,
dass noch tausend und ein Morgen,
dass noch tausend und ein Morgen
wird.
Brecht aus festgelegten Bahnen, gebt der Hoffnung ein Gesicht,
in den Fluchten seid selbst Zuflucht, und der Ahnung werdet Licht,
dass noch tausend und ein Morgen,
dass noch tausend und ein Morgen,
dass noch tausend und ein Morgen
wird.
Und alte Zeit zerbricht. Die neue Welt beginnt.
Sein menschliches Gesicht uns neuen Tag gewinnt,
dass noch tausend und ein Morgen,
dass noch tausend und ein Morgen,
dass noch tausend und ein Morgen
wird.
Thomas Laubach, in: lieder zwischen himmel und erde, Düsseldorf: tvd-Verlag 2011.
Propheten
Jetzt erst, nachdem der Mensch gelernt hat, den Menschen als Mitmenschen zu lieben, wird der Gedanke auf Gott zurückbezogen: dass Gott den Menschen liebt, und zwar den Armen in derselben Bevorzugung, wie er den Fremden liebt. Der Fremdling steht ja auch selten allein bei der Liebe Gottes, sondern meistens sind ihm beigesellt die Waise und die Witwe. Sie sind die Typen, die Vertreter der Armut, und der Anruf geht von ihnen noch konkreter aus als von dem Armen, der doch immer nur eine ökonomische Abstraktion ist. Indessen werden wir sehen, dass auch diese Abstraktion lebendig wird. Das soziale Gewissen wird immer klarer und kräftiger. Die Propheten werden immer dringlicher in der Bekämpfung des Reichtums und des Luxus, und ihr soziales Mitgefühl wird immer aktueller politisch und daher religiös immer tiefer.
Aus: Hermann Cohen, Religion der Vernunft aus den Quellen des Judentums. Nach dem Manuskript des Verfassers neu durchgearbeitet und mit einem Nachwort versehen von Bruno Strauß, Frankfurt 1929.
Martin Stewen (1999)
Bernhard Zahrl (1996)