Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 24. Jun. 2024 - 24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
2. Adventsonntag (C)
08. Dez. 2024
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
01. Dez. 2024
1. Adventsonntag (C)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Jes 49,1-6
Lesung aus dem Buch Jesája.
Hört auf mich, ihr Inseln,
merkt auf, ihr Völker in der Ferne!
Der Herr hat mich schon im Mutterleib berufen;
als ich noch im Schoß meiner Mutter war,
hat er meinen Namen genannt.
Er machte meinen Mund wie ein scharfes Schwert,
er verbarg mich im Schatten seiner Hand.
Er machte mich zu einem spitzen Pfeil
und steckte mich in seinen Köcher.
Er sagte zu mir: Du bist mein Knecht, Israel,
an dem ich meine Herrlichkeit zeigen will.
Ich aber sagte: Vergeblich habe ich mich bemüht,
habe meine Kraft für Nichtiges und Windhauch vertan.
Aber mein Recht liegt beim Herrn
und mein Lohn bei meinem Gott.
Jetzt aber hat der Herr gesprochen,
der mich schon im Mutterleib
zu seinem Knecht geformt hat,
damit ich Jakob zu ihm heimführe
und Israel bei ihm versammelt werde.
So wurde ich in den Augen des Herrn geehrt
und mein Gott war meine Stärke.
Und er sagte:
Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist,
nur um die Stämme Jakobs wieder aufzurichten
und die Verschonten Israels heimzuführen.
Ich mache dich zum Licht der Nationen;
damit mein Heil bis an das Ende der Erde reicht.
Die heutige Lesung aus dem AT ist als zweites Gottesknechtslied überschrieben. Es ist ein Text aus dem Deuterojesaja, dem Trostbuch aus der Zeit des Babylonischen Exils. Gottes Weg mit seinem Volk ist kein Zufall, sondern bewusstes Tun. Daher ist die "Berufung im Mutterleib" (Jes 49,1 und Jes 49,5) wichtig.
In seinem Auftreten mit dem machtvollen Wort kann Johannes der Täufer diese Beschreibung ausfüllen, auch wenn die messianische Auslegung der Gottesknechtslieder eher auf Jesus angewendet wird.
Die Lesung ist dem Buch Jesaja entnommen. Jesaja lebte im 8. Jahrhundert vor Christus in Jerusalem. Im 6. Kapitel berichtet er über seine Berufung, die im Todesjahr des Königs Usija erfolgte (um 740 v. Chr.). Er wirkte über 40 Jahre lang. Jesaja hatte Gott als den "Heiligen Israels" gesehen (vgl. Jes 6).
Wir finden von Kap. 42 bis 52 vier verschiedene Gottesknechtslieder. Sie könnten ursprünglich einmal selbständig gewesen sein und dann in das jesajanische Gesamtwerk eingefügt worden sein. Wichtig ist für uns die Überlegung, wer mit dem "Knecht des Herrn", dem "æbæd jahwe", gemeint ist. Ist damit eine einzelne Person gemeint, oder steht er als Kollektiv für ganz Israel? Wir dürfen beides vermuten - auf alle Fälle versteht die Redaktion von Trito-Jesaja diese Figur schon als individuell (vgl. Jes 61,1-3). Das Neue Testament identifiziert den Gottesknecht dann schon mit Jesus, dem endgültigen Heilsmittler.
In diesem zweiten Gottesknechtslied spricht der Knecht selbst zu uns. Der Berufene ist vom Mutterleib an ausersehen, Israel zu Gott zurückzuführen. Das war dem Knecht bisher noch nicht gelungen. Es ergeht ihm wie vielen Propheten vor ihm - er sieht seine Sendung gescheitert. Aber genau in dieser Situation weitet Gott seine Zusage ins Unglaubliche hinein aus: Er erneuert seinen Auftrag, die Sendung wird sogar noch erweitert. Der Knecht Gottes soll nun nicht nur zu Israel gehen, sondern sein Auftrag gilt für alle Völker, bis an das Ende der Erde.
Antwortpsalm - Ps 139,1-3. 13-16
Kv - Ich danke dir, Herr:
Ich bin so staunenswert und wunderbar gestaltet. – Kv
(Oder GL 312,5)
Herr, du hast mich erforscht und kennst mich. /
Ob ich sitze oder stehe, du kennst es. *
Du durchschaust meine Gedanken von fern.
Ob ich gehe oder ruhe, du hast es gemessen. *
Du bist vertraut mit all meinen Wegen. – (Kv)
Du selbst hast mein Innerstes geschaffen, *
hast mich gewoben im Schoß meiner Mutter.
Ich danke dir, dass ich so staunenswert und wunderbar gestaltet bin. *
Ich weiß es genau: Wunderbar sind deine Werke. – (Kv)
Dir waren meine Glieder nicht verborgen, /
als ich gemacht wurde im Verborgenen, *
gewirkt in den Tiefen der Erde.
Als ich noch gestaltlos war, sahen mich bereits deine Augen. /
In deinem Buch sind sie alle verzeichnet: *
die Tage, die schon geformt waren, als noch keiner von ihnen da war. – Kv
2. Lesung - Apg 13,16. 22-26
Lesung aus der Apostelgeschichte.
In der Synagoge von Antióchia in Pisídien stand Paulus auf,
gab mit der Hand ein Zeichen
und sagte:
Ihr Israeliten und ihr Gottesfürchtigen, hört!
Gott erhob David zum König,
von dem er bezeugte:
Ich habe David, den Sohn des Ísai,
als einen Mann nach meinem Herzen gefunden,
der alles, was ich will, vollbringen wird.
Aus seinem Geschlecht
hat Gott dem Volk Israel, der Verheißung gemäß,
Jesus als Retter geschickt.
Vor dessen Auftreten hat Johannes
dem ganzen Volk Israel eine Taufe der Umkehr verkündet.
Als Johannes aber seinen Lauf vollendet hatte,
sagte er: Ich bin nicht der, für den ihr mich haltet;
aber siehe, nach mir kommt einer,
dem die Sandalen von den Füßen zu lösen
ich nicht wert bin.
Brüder,
ihr Söhne aus Abrahams Geschlecht und ihr Gottesfürchtigen!
Uns wurde das Wort dieses Heils gesandt.
Norbert Riebartsch (2012)
Maria Wachtler (2004)
Johannes ist der Prophet des Übergangs vom Alten zum Neuen Testament. Das wird auch in diesem Abschnitt aus der Apostelgeschichte deutlich. Paulus als ausgebildeter Pharisaäer zitiert zunächst die Tradition des Messiasglaubens im Judentum, um dann Christus als den Messias zu verkünden. Dabei wird Johannes zum Kronzeugen, der die alte Tradition kennt und in Jesus den Messias kommen sieht. Alte Geschichte wird bejaht und neue Geschichte wird eröffnet. Mit der Öffnung aus der jüdischen Tradition heraus ist es auch leichter möglich, die Heidenchristen zu erreichen. Jesus hat Neues begonnen und Johannes hat dazu den Weg bereitet.
Der Text der Lesung ist der Apostelgeschichte entnommen. Er steht im größeren Zusammenhang der ersten Missionsreise des Paulus (Apg 12,25-14,28). Barnabas, Paulus und Johannes Markus kommen nach Perge in Pamphylien. Dort trennt sich Johannes Markus von ihnen und kehrt nach Jerusalem zurück. Die beiden anderen zogen von Perge weiter nach Antiochia in Pisidien. Dort besuchten sie den Synagogengottesdienst und wurden als Gäste, wie es üblich war, gebeten, Stellung zu nehmen zu den Worten der Schrift.
Paulus spricht die Juden und die Heiden an. Seine Rede besteht aus drei Teilen. Paulus beginnt mit einem Überblick auf die gemeinsame Vergangenheit. Er setzt bei der Rettung aus Ägypten, der Wüstenwanderung und der Landnahme an, zeigt dann David als den Träger der Heilsverheißungen und kommt dann schließlich auf den Vorläufer Jesu zu sprechen.
Der Mittelteil, der in der Lesung nicht enthalten ist, spricht über Tod und Auferstehung Jesu. Der dritte Teil der Rede ist dann die eigentliche Bekehrungspredigt – sie bringt in Bezug auf die erste Lesung des Geburtsfestes des heiligen Johannes des Täufers (vgl. Jes 49,6) die entscheidende Formulierung und Begründung der paulinischen Heidenmission. Die Heilsbotschaft gehört zuerst den Trägern der Verheißung, den Juden angeboten, lehnen sie das Heil ab, wird es des Heiden weitergegeben.
Lesung (ungekürzt) - Apg 13,16-26
Lesung aus der Apostelgeschichte.
In der Synagoge von Antióchia in Pisídien stand Paulus auf,
gab mit der Hand ein Zeichen
und sagte:
Ihr Israeliten und ihr Gottesfürchtigen, hört!
Der Gott dieses Volkes Israel hat unsere Väter erwählt
und das Volk in der Fremde erhöht, im Land Ägypten;
er hat sie mit hoch erhobenem Arm von dort herausgeführt
und etwa vierzig Jahre durch die Wüste getragen.
Sieben Völker hat er im Land Kanaan vernichtet
und ihr Land ihnen zum Besitz gegeben,
für etwa vierhundertfünfzig Jahre.
Danach hat er ihnen Richter gegeben
bis zum Propheten Samuel.
Dann verlangten sie einen König
und Gott gab ihnen Saul, den Sohn des Kisch,
einen Mann aus dem Stamm Benjamin, für vierzig Jahre.
Nachdem er ihn verworfen hatte,
erhob er David zu ihrem König,
von dem er bezeugte:
Ich habe David, den Sohn des Ísai,
als einen Mann nach meinem Herzen gefunden,
der alles, was ich will, vollbringen wird.
Aus seinem Geschlecht
hat Gott dem Volk Israel, der Verheißung gemäß,
Jesus als Retter geschickt.
Vor dessen Auftreten hat Johannes
dem ganzen Volk Israel eine Taufe der Umkehr verkündet.
Als Johannes aber seinen Lauf vollendet hatte,
sagte er: Ich bin nicht der, für den ihr mich haltet;
aber siehe, nach mir kommt einer,
dem die Sandalen von den Füßen zu lösen ich nicht wert bin.
Brüder,
ihr Söhne aus Abrahams Geschlecht und ihr Gottesfürchtigen!
Uns wurde das Wort dieses Heils gesandt.
Ruf vor dem Evangelium - Lk 1,76
Halleluja. Halleluja.
Du wirst Prophet des Höchsten heißen;
denn du wirst dem Herrn vorausgehen
und ihm den Weg bereiten.
Halleluja.
Evangelium - Lk 1,57-66. 80
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas.
Für Elisabet erfüllte sich die Zeit, dass sie gebären sollte,
und sie brachte einen Sohn zur Welt.
Ihre Nachbarn und Verwandten hörten,
welch großes Erbarmen der Herr ihr erwiesen hatte,
und freuten sich mit ihr.
Und es geschah:
Am achten Tag kamen sie zur Beschneidung des Kindes
und sie wollten ihm den Namen seines Vaters Zacharías geben.
Seine Mutter aber widersprach
und sagte: Nein, sondern er soll Johannes heißen.
Sie antworteten ihr:
Es gibt doch niemanden in deiner Verwandtschaft, der so heißt.
Da fragten sie seinen Vater durch Zeichen,
welchen Namen das Kind haben solle.
Er verlangte ein Schreibtäfelchen
und schrieb darauf: Johannes ist sein Name.
Und alle staunten.
Im gleichen Augenblick
konnte er Mund und Zunge wieder gebrauchen
und er redete und pries Gott.
Und alle ihre Nachbarn gerieten in Furcht
und man sprach von all diesen Dingen
im ganzen Bergland von Judäa.
Alle, die davon hörten, nahmen es sich zu Herzen
und sagten: Was wird wohl aus diesem Kind werden?
Denn die Hand des Herrn war mit ihm.
Das Kind wuchs heran
und wurde stark im Geist.
Und es lebte in der Wüste
bis zu dem Tag,
an dem es seinen Auftrag für Israel erhielt.
Norbert Riebartsch (2012)
Maria Wachtler (2004)
Bei der Kindheitsgeschichte im Lukasevangelium handelt es sich um eine nachträgliche Ergänzung des Evangeliums. Im Stil vergleichbarer Texte wird auch in diesen Kapiteln beschrieben, wie sich früh an den Besonderheiten zeigte, dass es mit diesem Menschen etwas Besonderes sein würde.
Mit Blick auf Johannes sind die späte Schwangerschaft seiner Mutter Elisabeth und die Heilung des Vaters Zacharias von der Stummheit zu nennen. Auch die Namensnennung ist ein Zeichen. Es wird kein Name gewählt, der die Familientradition fortführt. Johannes ist ein neuer Name und zeigt an, dass mit ihm Neues beginnt. Und in seiner Wortbedeutung wird er Programm: "Gott ist gnädig!"
Die Evangelienperikope berichtet von der Geburt des Täufers. Die heilsgeschichtliche Sendung des Johannes klingt schon in seiner Namensgebung an. Johannes heißt: Gott ist gnädig. Es war so üblich, dass der Sohn den Namen des Vaters bekam, deshalb wird vom Staunen der Nachbarn berichtet, als Elisabeth sagte: Sein Name sei Johannes.
Nachdem der stumme Zacharias seine Sprache wieder erlangt hatte, stimmt er einen wunderbaren Lobgesang an ("Benedictus"), der heute noch täglich im Stundengebet der katholischen Kirche gebetet wird. Leider ist dieser Lobgesang (Lk 1,67-79) aus dem Evangeliumstext ausgenommen. Es handelt sich dabei um einen prophetischen Hymnus.
Der Schlussvers der Evangelienperikope spricht vom Aufenthalt des Johannes in der Wüste. Darin kann man einen Anklang sehen an die Nähe des Täufers zu Qumran (beim Toten Meer). Dort lebte eine asketische jüdische Sekte, die rituelle Waschungen vertrat und auf das Kommen des Messias wartete. Johannes dürfte diese Gemeinschaft zwar gekannt haben, ihr aber nicht angehört haben.
Johannes der Täufer, ein außergewöhnlicher Heiliger
Ungewöhnlich ist nicht nur seine Geburt
Schon die Geschehnisse um seine Geburt waren so ungewöhnlich, dass alle, die davon hörten, sich Gedanken machten. Sie sagten:"Was wird wohl aus diesem Kind werden?" (LK 1,66). Die Rede ist vom einzigen Heiligen neben der Gottesmutter, dessen Geburtsfest wir feiern. Es ist Johannes der Täufer, von dem hier die Rede ist. Johannes ist jemand, der - so kann man es salopp formulieren - schon zu seiner Zeit dafür bekannt war, sich kein Blatt vor den Mund zu nehmen, den Mund aufzumachen. Er begegnet uns in den Evangelien als wortgewaltiger Prediger am Jordan. Er ruft zur Umkehr auf und spendet die Taufe zur Vergebung der Sünden. Viele Menschen kommen zu ihm, um seine Worte zu hören und sich taufen zu lassen, auch Jesus. Lukas berichtet: "Es geschah aber, dass sich zusammen mit dem ganzen Volk auch Jesus taufen ließ." (Lk 3,21).Die Predigten des Johannes sind nicht nur dahingesagte Worte, sie haben Gewicht. Sie gelten nicht nur zu seiner Zeit, sondern betreffen auch uns heute. Johannes macht den Mund auf. Er mischt sich ein, weil es ihm um die Wahrheit und die Gerechtigkeit geht. Die Umkehr, die er predigt, betrifft auch die Herrschenden. Doch die hören solche Worte nicht gern. Und das kostet ihm letztendlich den Kopf.
Zeuge nicht nur Prediger
Johannes machte seinen Mund auf. Harte, mahnende und aufrüttelnde Worte hören wir aus seinem Mund. Aber hierauf allein beschränkt sich seine Botschaft nicht. Als Jesus zu ihm an den Jordan kommt, sich einreiht in die Schar der Menschen, die sich von ihm taufen lassen, bezeugt ihn Johannes als den Sohn Gottes. Diese Worte haben ihn zum Propheten des Höchsten gemacht, wie ihn sein Vater Zacharias bei seiner Geburt vorausschauend bezeichnet hatte.
In meinen Augen hat Johannes auch für die Menschen unserer Zeit in zwei Bereichen Vorbildfunktion. Auch die heutige Zeit braucht Menschen, die sich an ihm orientieren, sowohl in der Gesellschaft als auch in der Kirche, die den Mund aufmachen, wie er es vorgemacht hat; wenn es darum geht, für die Wahrheit des Evangeliums einzustehen; wenn es darum geht, gegen übermäßiger Anpassung an den Zeitgeist seine Stimme zu erheben. Gegen Anbiederung an den sogenannten Mainstream, gegen die Bequemlichkeit, sich gemütlich in Nischen einzurichten, um nicht anzuecken; wenn es gilt, Dinge, die in Gesellschaft und Kirche falsch laufen, beim Namen zu nennen.
Nicht der Bote ist wichtig, sondern die Botschaft.
Und der zweite Bereich: Johannes macht uns deutlich in seinem Reden und Handeln: Nicht der Bote ist wichtig, sondern die Botschaft. „Ich bin es nicht wert, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen“ (Lk 3,16). Und während Jesus sagt:"Er ist mehr als ein Prophet."Oder ein wenig später: "Unter den von einer Frau Geborenen ist kein größerer aufgetreten als Johannes der Täufer“ (Lk7,28),sonnt Johannes sich nicht in diesen Worten. Er sagt selbst von sich: "Ich bin nur vor Christus hergesandt. Er muss wachsen, ich aber geringer werden." (Joh 3,30).
Wir sind aufgefordert, seinem Beispiel zu folgen: den Mund aufzumachen, wenn es geboten ist. Für Christus Zeugnis abzulegen und seine Botschaft zu leben. Und wie er sollten wir uns als Person nicht zu wichtig nehmen. Für jeden von uns gilt: Es kommt nicht auf mich als Person an. Es kommt darauf an, ob ich den Mund aufmache und wie ich handle zum Wohle meiner Mitmenschen.
Einladung zum Dialog der Religionen und Kulturen
Jüdische Wurzeln des Christentums
Ein halbes Jahr vor dem Weihnachtsfest feiern wir das Geburtsfest des Johannes des Täufers. Weder von Jesus noch von Johannes wissen wir genaue Lebensdaten. Dass wir ihre Geburtstage trotzdem feiern, zeigt, wie wichtig diese Personen von Anfang an für die Christen waren. Der Evangelist Lukas hat auch dem Täufer ein Denkmal gesetzt. In die Kindheitsgeschichte Jesu hat er zwei Hymnen eingefügt und diese dem Vater des Johannes und der Mutter Jesu in den Mund gelegt; das Benedictus und das Magnifikat. Beide Gesänge sind kunstvolle Sammlungen von Zitaten aus dem ersten Testament. In ihnen hat er die Messiaserwartungen des Volkes Israel verdichtet und sie an den Anfang seines Evangeliums gestellt. Im offiziellen Stundengebet, werden sie täglich gebetet. Unser christlicher Glaube baut auf den Glauben des Volkes Israel auf, wie er im Judentum überliefert wurde.
Die Tatsache, dass Jesus mit den Vertretern des Judentums seiner Zeit heftige Auseinandersetzungen hatte, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass er durch und durch von der religiösen Überlieferung seines Volkes geprägt war. Jesus war nicht der einzige Erneuerer des jüdischen Glaubens. Zu seiner Zeit gab es eine Reihe von Erneuerungsbewegungen. Eine von ihnen führte Johannes der Täufer an. Einige Jünger Jesu waren zuvor Schüler des Täufers. In der Apostelgeschichte klingt an einigen Stellen an, dass die Predigt des Johannes des Täufers auch außerhalb Judäas Anhänger hatte. Die Apostel treffen auf ihren Missionsreisen auf Johannesjünger, die eine Taufe mit dem Heiligen Geist, die bei den Christen üblich war, noch nicht kannten. Das Fest der Geburt des Johannes holt diese bedeutende Persönlichkeit ins Bewusstsein der Christen herein.
In Zeiten, in denen die Abneigung gegen alles Jüdische Hochkonjunktur hatte, gab es Versuche, eine christliche Theologie zu schaffen, die ohne jüdische Wurzeln auskommt. Das funktionierte nicht. Die Evangelien und die anderen Heiligen Schriften der Christen bauen auf die hebräische Bibel auf. Weder Jesus, noch die Evangelisten, noch Paulus haben die christlichen Glaubensinhalte neu erfunden. Jesus setzt zwar neue Akzente in der Auslegung der Tora, des jüdischen Gesetzes, er will aber nichts davon über Bord werfen. Kein Jota und kein Strichlein erklärt er für überflüssig. Er hebt das Hauptgebot der Gottes- und Nächstenliebe hervor, dieses ist jedoch bereits im jüdischen Gesetz enthalten. Johannes gibt in seinen Predigten Anleitungen, wie die Beobachtung des Gesetzes den Menschen Halt und Kraft geben. Es lohnt sich nach wie vor, die jüdische Tradition, auf die das Christentum aufbaut, zu studieren und zu verstehen zu suchen.
Weisheit und Wissenschaft können einander befruchten
Wir Menschen des 21. Jahrhunderts kommen uns oft so furchtbar gescheit vor. Wir tun so, als ob wir den Gipfel der Weisheit erklommen hätten, und meinen alles besser zu wissen als die Menschen vor uns. Ernsthafte Wissenschaftler sind mit Recht stolz auf die Ergebnisse ihrer Forschungen, sie sind sich aber auch bewusst, was sie alles nicht wissen.
In den biblischen Schriften und in den Überlieferungen der Religionen wird Wissen über Zusammenhänge des Lebens weitergegeben, das unser modernes Wissen befruchten kann. Johannes und Jesus haben beides ernst genommen: die alten Überlieferungen und die Lebenssituation der Menschen ihrer Zeit. Sie haben Wege aufgezeigt, wie Altes und Neues fruchtbar miteinander verbunden werden kann.
Dialog der Religionen und Kulturen
Vor dieser Aufgabe stand und steht das Christentum in jeder Epoche ihrer Geschichte. Es hat neue Impulse aufgenommen in der Begegnung mit der hellenistischen und der römischen Kultur, aus dem Germanentum, den Muslimen usw. Wer auf Urlaubs- oder Studienreisen die Augen öffnet, kann an vielen Orten entdecken, wie fruchtbar dieser Dialog der Kulturen in der Vergangenheit war. Ein Dialog der Religionen und Kulturen, der nicht nur oberflächlich geführt wird, sondern auf das Kennen der Überlieferungen, auf die unsere Gegenwartskultur aufbaut, gehört zu den herausforderndsten Aufgaben unserer Zeit. In der Begegnung mit ihnen kann sich auch unser Glaube weiterentfalten.
Geburtsfest des Johannes des Täufers
Jesus selbst preist Johannes, den Täufer: „Amen, ich sage euch: Unter den von einer Frau Geborenen ist kein Größerer aufgetreten als Johannes der Täufer.“ Weil viele Juden meinten, dass vor dem Messias Elija erst wiederkommen müsse, fügt Jesus dazu: „Und wenn ihr es annehmen wollt: Er ist Elija, der wiederkommen soll.“
Wer war Johannes?
Aus dem Lukasevangelium entnehmen wir, dass Johannes schon vor seiner Geburt geheiligt wurde, damals, als Maria zu Elisabet kam. Er steht an der Schwelle vom Alten zum Neuen Bund; er war dazu berufen, durch seine Predigt von der Gottesherrschaft und seinen Ruf zur Umkehr das Volk auf das Kommen Jesu im Gericht vorzubereiten. Jesus selbst empfing von ihm die Busstaufe. Nur auf das Drängen Jesu hin, gibt Johannes nach. Da weiß er: Über wen ich jetzt den Geist herabkommen sehe, der ist es. Er hört die Stimme: „Seht, das ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören!“
Doch dieser Messias lebt anders, handelt anders: Jesus, der vielleicht zuerst ein Johannesschüler war, verkündet nicht das Gericht, sondern die Huld und Gnade Gottes; er lebt die Liebe Gottes vor, indem er sich mit den Ärmsten und Außenseitern gleichstellt und ihnen hilft. Das macht Johannes zu schaffen. Schließlich wird er ins Gefängnis gesperrt. Der Grund sind die Vorhaltungen des Johannes dem Herodes gegenüber, weil dieser die Frau seines Bruders geheiratet hat, die Herodias.
Der Täufer muss einen großen Glauben gelebt haben: er stand ein für das göttliche Gesetz. Doch niemand half ihm. Er war groß im Glauben an seine Sendung. Da verketten sich eigenartige Dinge: Die Trunkenheit und Sinnlichkeit des Herodes, die Rachsucht der Herodias und die Unfähigkeit eines jugendliches Mädchen, richtig zu entscheiden. Johannes wird unschuldig. enthauptet.
Seht das Lamm Gottes
Der Maler Mathias Grünewald malt den berühmten Isenheimer Altar und zeigt den Täufer Johannes stehend mit dem überlangen Zeigefinger unter dem linken Balken des Kreuzes. Die Inschrift zu der Zeigegeste des Johannes lautet: „Seht, das Lamm Gottes?“ Dieses Wort sprach der Täufer prophetisch als er im Gespräch mit Jüngern war und Jesus bei ihnen vorbeiging. Zwei Jünger verließen daraufhin Johannes und gingen Jesus nach.
„Er muss wachsen"
"Ich muss kleiner werden und abnehmen.“ Da tritt die eigentliche Größe des Johannes zu Tage. Er gibt seine eigene Macht ab an Jesus. Er nimmt sich total zurück, damit die Pläne Gottes für Jesus sich durchsetzen.
Wer verliert schon gern sein politisches Gewicht, wer räumt gerne einen Posten, der mit Macht und Einfluss verbunden ist? Wer überlässt schon gern seine Anhänger einem anderen? In Johannes begegnen wir einem Menschen, einem Propheten, der bereitwillig den Platz räumt. Er weiß: Nur wenn ich von mir weg auf Ihn zeige, auf Jesus Christus, nur wenn ich meine Jünger loslasse und sie zu Ihm sende, nur wenn ich bereit bin abzunehmen, damit Er wachsen kann, kann auch ich wachsen. Ich kann nur wachsen im Kleiner-Werden, indem ich von mir absehe für den Größeren.
Christus wachsen lassen
Wir feiern die Geburt des Täufers heute am Tag der Sommersonnwende. Johannes zeigt uns die Sonne des Heils und verweist an seinem Geburtstag auf die Geburt des größeren in sechs Monaten, der in einer dunklen Winternacht als Erlöser und Retter sein neues Licht aufstrahlen lässt.
„Ich muss abnehmen, Er muss wachsen!“ Auf Christus hinwiesen, der in uns, seiner Kirche wachsen will. Wir die Gläubigen, leuchten am hellsten, wenn wir unsere eigentliche Aufgabe erfüllen: uns Christus zuwenden, Ihn loben im Gottesdienst und im persönlichen Gebet. Sein Licht tragen wir in die Welt in der Zuwendung zum Mitmenschen, besonders den schwächsten
Ein ungewöhnlicher Geburtstag
Geburtstag
Das heutige Evangelium befasst sich neben der Geburt des Täufers vor allem mit seiner Namensgebung. Nur kurz ist die Erwähnung seiner Geburt und der Bericht darüber, wie sehr sich die Verwandten und Nachbarn mitfreuten über das große Erbarmen Gottes über Elisabeth. Im hohen Alter darf sie, die bis dahin als unfruchtbar galt, einem Sohn das Leben schenken.
Wie in christlicher Tradition bei der Taufe nach dem Namen des Kindes gefragt wird „Wie soll es heißen?“, so wurde in Israel bei der Beschneidung für männliche Nachkommen der Name des Kindes festgelegt. Beim ersten Sohn wählte man in der Regel den Namen des Vaters. Davon gingen auch in diesem Fall die Nachbarn und Verwandten aus. Aber Elisabeth widersprach: Nein, er soll Johannes heißen. Und Zacharias bestätigte Elisabeth, indem er als Stumm-Gewordener auf das ihm gereichte Täfelchen schrieb: Johannes ist sein Name. Die Verwunderung bei den Nachbarn und Verwandten war groß, zumal Zachäus von diesem Augenblick an wieder sprechen konnte. Hier muss Gott seine Hand im Spiel haben, ist jedem von ihnen deutlich und sie fragen sich: Was wird aus diesem Kind wohl werden?
Die christlichen Urgemeinden, für die Lukas sein Evangelium aufzeichnete, wissen, was aus Johannes geworden ist. Im Blick auf seine Tätigkeit, Wegbereiter für den Messias gewesen zu sein, spüren sie, wie schon im Namen des Täufers sein Auftrag enthalten ist. Nämlich: Der Täufer soll auf die Güte Gottes hinweisen. Johannes bedeutet übersetzt: Gott ist gnädig.
Impulse für neues Leben
Im Grunde wiederholt sich durch den Täufer die Heilsgeschichte des Volkes Israel mit seinem Gott Jahwe. Moses führte das Volk einst durch die Wüste. In den Zehn Geboten, die er im Auftrag Gottes niederschrieb, vermittelt er dem Volk den Willen ihres Gottes Jahwe. Auf ihn sollte sich jeder in seinem Denken und Verhalten ausrichten. Das gleiche Anliegen verfolgt der Täufer. Er greift auf die Zehn Gebote zurück, indem er darauf hinweist: Wahrer Gehorsam Gott gegenüber muss Früchte bringen, die tiefgreifende Wirkung auf das Zusammenleben hat. Wer z.B. zwei Gewänder besitzt, der gebe dem eines, der nur zerrissene Lumpen zur Verfügung hat. Und wem es an ausreichender Nahrung nicht fehlt, der teile mit den Hungernden. Auch soll niemand sich auf unehrliche Weise bereichern, wie es die Zöllner gern taten. Ebenso erteilt der Täufer der Gewalttätigkeit, die bei den Söldnern beliebt war, eine Absage. Die Güte Gottes soll allen vor Augen stehen und gleichzeitig zur Nachahmung herausfordern.
War das Volk einst vierzig Jahre durch die Wüste gewandert und dabei im Glauben gewachsen und erstarkt, so knüpft der Täufer an diese Heilsgeschichte an. Seine Predigten, die er am Jordan hielt, hätte er ja auch – von Stadt zu Stadt ziehend – in den Synagogen der Dörfer und Städte halten können. Aber wie schnell ist oft eine Predigt vergessen. Man weiß nach zwei Tagen zumeist nur noch, ob einem die Predigt gefallen oder missfallen hat. Der konkrete Inhalt ist nicht mehr präsent. Dem beugt Johannes vor, indem er die Menschen durch die Wüste an den Jordan kommen lässt. Die Erinnerung an die gewährte Heilszeit der Vergangenheit unter der Führung des Volkes durch Mose wurde beim Durchqueren der Wüste in jedem ganz von selbst wachgerufen. Die Taufe dann mit Jordanwasser war eine Zugabe des Täufers, sich der Güte und Gnade Gottes zusätzlich und verstärkt bewusst zu werden. Der Jordan ist das Geschenk Gottes für Palästina. Er bringt dem Land Fruchtbarkeit und ist so für die Menschen ein Segen. Die Getauften sollten sich durch die Taufe mit Jordanwasser ein Leben lang daran erinnern, dass Gottes Güte und Segen auf ihnen ruht. Gott ist die Quelle, aus der sie schöpfen können und sollen, will Johannes jedem einzelnen mit auf den Weg geben. Der Aufbruch zum Jordan, der Weg durch die Wüste und das am Jordan Erlebte wurde für alle Pilger zu einer prägenden Erfahrung, die sie im Gegensatz zu einer in der Synagoge gehörten Predigt so schnell nicht vergaßen. Verändert und sich später oft erinnernd kehrten sie zurück.
Sich von Johannes in Frage stellen lassen
Johannes wurde schon durch seinen Namen „Gott ist gütig“ immer wieder an Gott erinnert. Dies formte und prägte ihn. Durch die Erinnerung an Gott, an seine Güte und seinen Willen, sind auch wir durch unseren Glauben an Jesus herausgefordert, uns prägen und formen zu lassen. Wir sind eingeladen, uns auf den Weg zu machen – nicht gleich durch die Wüste, aber immer neu zur Feier der Eucharistie. Durch das erneute Hören auf Gottes Botschaft und das Eintauchen in seine Gnade und seinen Segen sollen wir gestärkt, hier oder dort auch verändert, zurückkehren wie die Pilger vom Jordan – vielleicht in Anlehnung an den Täufer mit der Frage:
- Geht mir die Not von Menschen unter die Haut? Lebe ich üppig, herrlich und in Freuden, während Verhungernde keinen Cent von mir erhalten?
- Erarbeite ich meine Gewinne ehrlich oder ist auch – wie oft bei den damaligen Zöllnern – Betrug im Spiel?
- Mache ich mir genügend bewusst, dass auch gehässiger Zwist und Streit, Mobbing oder Verleumdung eine Form von Misshandlung sind; und nicht erst brutales Niederknüppeln und Zusammenschlagen?
Kehren wir zurück in unsere Wohnungen und in unseren Alltag: Jedoch offen für Gottes Willen und gestärkt für das Gute durch Gottes Gnade und mit seinem Segen.
Begegnung mit dem ganz Anderen
Johannes: "Jahwe ist gnädig"
Er war ganz und gar kein glatter und einfacher Typ. Von Anfang an nicht. An ihm scheiden sich die Geister, an ihm wird auch deutlich, wie wenig auch Gottes Wege sich in bekannte Verhaltenstheorien und -muster einordnen lassen.
Da ist Zacharias sein Vater, ein Priester, jemand der im Tempel seinen Dienst tut. Wir dürfen annehmen, dass er ein gradliniger Mann war, der auch über Gottes Weisungen und Wege Bescheid wusste und der sie ernst nahm. Die direkte Offenbarung des Engels war ihm suspekt, so aus der Reihe tanzen und ihn und seine Frau in dem Alter noch Eltern werden lassen, das mochte er nicht glauben. Eigentlich hätte er es besser wissen müssen, war es nicht schon dem Ur-Vater des Glaubens, Abraham ähnlich ergangen? Aber nun er, das konnte nicht sein. Er fordert ein Zeichen und bleibt stumm. Viele sehen, dass mit ihm etwas geschehen ist. Aber was?
Zwei Gottesvorstellungen
Die Geschichte nimmt ihren Lauf. Auch seiner Frau Elisabeth wird durch den Engel offenbart, dass sie ein Kind erwarten wird. Doch anders als ihr Mann ist sie bereit, das eigentlich nicht Mögliche doch für möglich zu halten, weil Gott, der immer Teil ihres Lebens ist, es möglich macht. Er, Jahwe, zeigt sich gnädig. Das hat Elisabeth begriffen. Auch Sie kann sich auf die Glaubenstradition Israels berufen, denn auch die Kinderlose macht Jahwe zur Mutter.
Elisabeth drückt es aus in dem Namen, den Sie ihrem Sohn geben will: Johannes: Jahwe ist gnädig. Das können sie nicht akzeptieren, die Umstehenden, die Verantwortlichen, einen solchen Namen hat es in der Familie noch nicht gegeben. Elisabeth ist machtlos. Der Blick geht zu Zacharias. Wie wird er entscheiden? Bleibt er seinen erlernten Überzeugungen treu? Oder lässt er das ganz andere, das eigentlich nicht zu Erwartende zu? Darf etwas sein, was vorher nicht war?
Er lässt sich ein Täfelchen geben. Was wird er schreiben?
Zacharias? Weil alles so bleiben muss wie es ist? Weil alles so vorherbestimmt ist? Weil die gute Tradition fortgesetzt werden muss?
Oder: Johannes? Weil Gott auch immer der ganz andere ist. Der, der sich nicht festlegen lässt und der sich immer neu den Menschen, die in ihrer Not zu ihm kommen zuwendet, weil Freiheit bis heute gelebt werden darf. Gerade auch da, wo religiöse Institutionen schon alles geordnet und festgelegt haben. Zacharias befreit sich aus allen Fesseln und lässt sich befreien. Er schreibt: Johannes. Seine Zunge löst sich, er redet und kann gar nicht anders als Gott preisen.
Johannes bleibt ein Suchender und Lernender
Was soll aus so einem Kind werden, bei dessen Geburt und Beschneidung sich so viel umkehrt? Darüber wird gesprochen. Ist es Verwunderung? Angst? Ablehnung? Oder machen sich viele Erwartungen an ihm fest?
Und Johannes selber ist ein Suchender und Lernender. Er orientiert sich an der altern Überlieferung, geht den Weg, den Israel gegangen ist. Die Wüste wird so sein Lebensraum und wahrscheinlich der Ort tiefster Gotteserfahrung. Sie hat ihre Wurzeln in den Erfahrungen der Väter und Mütter, die auch immer wieder anders und neu waren, sind und sein müssen, damit sie nicht erstarren.
So macht er sich auf und verkündet. Scheint den Kern dessen, was Menschen in ihrer Sehnsucht nach gelungenen Leben erwarten, zu treffen und eckt doch an. So sehr, dass er sich um Kopf und Kragen predigt. Und er bleibt jemand, der lernt und sich verändert.
In der Begegnung mit Jesus ist er zunächst der Taufende, dann der, der auf den hinweist, dem er nicht Wert ist die Schuhriemen zu lösen, in dem sich das zu verwirklichen scheint, wofür er selbst losgezogen ist.
Nicht ganz einfach für Johannes, denn dieser Jesus ist auch der ganz Andere. Aber was das nicht immer der Weg Gottes?
Gottes Hand ist bei Menschen von heute
Vorschusslorbeeren
Wann immer wir eine Wahl hinter uns haben, beginnen die Spekulationen. Wie wird die/der Neue das Amt wohl ausfüllen? Was wissen wir über Stärken und Schwächen der/des Neuen? Auch Johannes der Täufer hat diese Vorschusslorbeeren bekommen. Über ihn wurde gesagt, "dass die Hand des Herrn mit ihm war" (Lk 1,66).
Es war ja auch leicht, sich daran zu erinnern, nachdem die Geschichte dieses Johannes bekannt war. Er hat einen Jüngerkreis um sich gesammelt und diesen dann zu Jesus geführt. Er hat Jesus getauft. Er hat dem König Herodes ins Gewissen geredet. Er hat sogar das Herz dieses mächtigen Mannes erreicht - auch wenn es ihm weniger nützte.
Und als man sich von diesem Mann erzählte, da wussten alle die Antwort auf die Frage: "Was wird wohl aus diesem Kind werden?" (Lk 1,66) Ein Prophet an der Schnittstelle vom Alten zum Neuen Bund. Ein kantiger und herausfordernder Mann, mit dem man sich auseinandersetzen musste. Ein Mensch, der in seiner Radikalität erschreckte, aber auch wach machte. Er war ein Wegweiser, der darin erfolgreich war aber auch das Ziel nicht erreichen konnte, das er anzeigte.
Und nun denken Sie bitte einmal an einen runden Geburtstag oder eine Silberhochzeit oder eine Ehrung eines Menschen, der Ihnen lieb ist. Sie suchen dann vielleicht nach Ihrer Anknüpfung zu diesem Fest. Wann sind wir uns das erste Mal begegnet? Welche hervorstechende Eigenschaft dieses Menschen habe ich vielleicht schon in Ansätzen viel eher erlebt und geschätzt? Das wollen Sie dann in einem umgetexteten Lied oder in einem Brief oder ähnliches verarbeiten. Aber es ist wie bei der Johannesgeschichte: Die Anfänge suchen wir, nachdem wir schon wissen, wie es sich entwickelt hat.
Propheten für heute
Wenn aus dem Nachhinein klar ist, dass die Hand Gottes mit Johannes war, macht es mir Mut. Die Hand Gottes war nicht nur bei Johannes, sie ist auch heute bei Menschen. Heute werden Menschen geboren, mit denen Gottes Hand ist. Heute tun Menschen etwas wichtiges, weil Gottes Hand schon seit Jahren mit ihnen ist. Wie Johannes wichtig war in seinem Tun, sind es heute andere Menschen. Johannes wurde damals gerufen als Prophet für seine Zeit. Er konnte auf Jesus hinweisen. Heute werden andere berufen als Propheten für unsere Zeit. Sie sollen heute hinweisen auf Jesus, sein Wirken in unserer Welt und sein Angebot der Erlösung. Sie sollen heute Menschen helfen, Christus in ihrem Leben zu entdecken.
Es gehört zu einer Taufe dazu, den Neugetauften mit Chrisam zu salben. Es ist eine Salbung, die den neuen Christen verbindet mit dem Prophetenamt Christi. Das soll sie oder er nun auch leben dürfen. Wenn wir die Taufe ernst nehmen, können wir auch hoffen, dass heute Menschen gesagt wird: "Du kannst für mich Prophet sein!" Und es wird heute Menschen geben, die sagen können: "Ich merke, wie ich mein prophetisches Amt ausüben kann."
Johannes hat auf Jesus hingewiesen. Was bedeutet das heute? Gibt es einen Menschen, der uns dazu bringt, wieder ins Evangelium zu schauen? Bringt uns einer dazu, noch einmal nachzulesen, wie Jesus Lebensgestaltung vorgeschlagen hat? Bringt uns einer zum Nachdenken mit der Frage: "Wie hätte Jesus wohl heute gehandelt?"
Von Johannes gibt es die Feststellung: "Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen!" (Jh 3,30) Er wusste um die Dimension seines Dienstes. Er wusste um seine Grenzen, aber auch darum, dass sein Tun wichtig war. Ohne ihn wäre es nicht so geworden, wie es kam. Was heißt das für uns? Wissen wir um unseren Platz im Geschäft und in der Gesellschaft? Schaffen wir mit in der Gemeinde? Lassen wir zugleich denen den Raum, die es besser können?
Es gibt Menschen, die für uns wie die Engel Gottes sind. Sie sind im richtigen Moment mit dem richtigen Wort oder der richtigen Tat bei uns. Manche ahnen es, andere nicht. Sie sind die Menschen, mit denen Gottes Hand heute ist.
So dankbar wir dafür sein dürfen, dass es einen Johannes den Täufer gab, so hoffnungsvoll sollten wir sein, dass es auch heute noch so ist: Gottes Hand ist bei Menschen von heute - vielleicht auch bei uns.
Johannes der Täufer - Fingerzeig auf Christus
"Seht das Lamm Gottes!"
Eines der berühmtesten Gemälde ist in Colmar der Isenheimer Altar von Mathias Grünewald. In den Blick fällt vor allem die schrecklich realistische Darstellung der Kreuzigung. Allerdings, so scheint es, hat den Künstler sein Realitätssinn bei der Figur Johannes des Täufers verlassen. Denn dieser war nach Aussage der Heiligen Schrift schon vor der Kreuzigung Christi im Gefängnis enthauptet worden.
Was hat den Maler bewogen, den Täufer unter das Kreuz zu stellen und außerdem seinen Zeigefinger doppelt groß zu malen?
Es ist ein Satz, den Johannes einmal über Jesus gesagt hat: "Seht das Lamm Gottes, das hinweg nimmt die Sünden der Welt." Diese Worte sind zeitlos gültig.
Damit hat der Maler das Entscheidende getroffen. Johannes ist tatsächlich mit seinem ganzen Leben ein einziger Fingerzeig auf Christus.
Von Gott gerufen.
Und dadurch beginnt er, aus der Reihe zu tanzen. Johannes gab nicht kraftlos dem Meinungsdruck der Masse nach. Für ihn ist noch lange nicht wahr, was von den meisten nachgesagt wird. Er scheute sich nicht, abzuweichen. Johannes der Täufer wirkt für mich wie ein Fels in der Brandung. Er beschritt neue religiöse Wege. Die Frömmigkeit seines Vaters Zacharias, im Tempel althergebrachte Dienste zu leisten, befriedigte ihn nicht.
Johannes entwickelte ein gutes Gehör für die Anrufe Gottes, ein scharfsinniges Gespür für Echtes, für Lebensimpulse, die Verkrustetes durchbrechen. Er scheute nicht die Stille. Es zog ihn in die Wüste, um sich der Kraft von innen besser aussetzen zu können. Seine Berufung war mehr, als menschlichen Einflüssen nachzugeben. So wurde er fähig, neue Wege zu bereiten und Vorläufer des Messias zu werden.
Fingerzeig auf Christus durch den Lebensstil
Johannes trat nicht in die Fußstapfen seines Vaters. Er hätte ein bequemes Erbe antreten können. Einiges Ansehen und genügend Einkünfte wären ihm von Anfang an sicher gewesen. Stattdessen suchte er die Gottesbegegnung in der Wüste, in der lebensfeindlichen Abgeschiedenheit, die einen auf das Eigentliche zurückwirft, auf das, was in einem selbst steckt. Nichts in seinem Leben sollte von dem ablenken, den er verkündete. Der Asket, der sich von Heuschrecken und wildem Honig ernährte, wird uns zur Anfrage: "Ob weniger reicht, wenn man sich mehr auf Gott einlässt?"
Fingerzeig auf Christus durch Eintreten für die Wahrheit
Ich bestaune, wie mutig er dafür seinen Kopf hingehalten hat. Er nahm sich kein Blatt vor den Mund und nannte die Missstände mit Namen, ganz gleich ob es den König Herodes betraf oder kleine Leute.
Mir kommt hier der Vergleich mit Martin Luther King, der von sich sagte: "Ich möchte, dass ihr an meiner Bahre sagt, dass ich ein Trommler war für Gerechtigkeit, für Frieden, für Gottes Wort. Wenn ich einem von euch den Weg zur Erlösung gezeigt und die Botschaft des Herrn verbreitet habe, dann war mein Leben nicht umsonst."
Zugleich ein Suchender
Sein Glaubensweg war alles andere als eine deutlich abgesteckte Strecke. Verunsichert ließ er vom Gefängnis aus Jesus fragen: Bist du es, der da kommen wird, oder sollen wir auf einen anderen warten? Dahinter steckt die Grundfrage: Wo ist denn das versprochene Heil Gottes? Offensichtlich haben das Volk und Johannes sich den Messias erheblich anders vorgestellt. Johannes bekam in seinem Suchen keine greifbaren Beweise. Ohne festen Glauben wäre er nicht weiter gekommen.
Fingerzeig sein in der Gegenwart
Es gibt in den Generationen nach Johannes bis in unsere Zeit viele Fingerzeige. Am deutlichsten haben die Heiligen auf Christus gewiesen. Gott zieht bis heute seine Hand nicht zurück, damit auch wir Fingerzeige sein können. Das muss nicht überfordern, wie einzelne Zitate von überzeugenden Christen zeigen:
- Wenn du urteilst, so liebe den Menschen und hasse den Fehler. (Augustinus).
- Eine Stelle auf dieser Welt, ein winziges Plätzchen wenigstens, können wir verändern - unser eigenes Herz. (Reinhold Schneider).
- Wenn du nicht imstande bist, auch nur einen guten Gedanken zu fassen, so unterlasse es nicht, dann und wann aus einem Buche, das dir zusagt, zu lesen. Lass dich nicht abbringen von dem Eindruck, das bringt zu wenig. Ein vorüberfließendes Wasser lässt doch auch einige Feuchtigkeit zurück. (Alfons von Liguori).
- Ich habe mir vorgenommen, niemals aus Gewohnheit oder Gleichgültigkeit zu den Sakramenten gehen und mich mindestens eine Viertelstunde vorzubereiten. (Papst Johannes XXIII.).
- Wenn du ein wenig freie Zeit hast, so schenke dich Gott. Es macht nichts, dass du dich zerstreut, kalt, trocken oder schlecht fühlst. (Theresia von Avila).
- Tu, was an dir ist, und Gott wird deinem guten Willen zu Hilfe kommen. (Thomas von Kempen).
- Wenige Menschen ahnen, was Gott aus ihnen machen würde, wenn sie sich seiner Führung rückhaltlos überlassen würden. (Ignatius von Loyola).
Johannes der Täufer und viele überzeugte Christen wirkten wie Fingerzeige auf Christus. Auch uns lädt Jesus ein, sein Werk fortzusetzen durch ein mutiges Wort am rechten Platz und noch mehr durch eine überzeugende Lebenspraxis.
Gott ist gnädig
Nein, es geht noch nicht auf Weihnachten zu. Obwohl ich zugeben muss: das Evangelium hört sich sehr adventlich an. Es ist eine sehr schöne Geschichte, reizvoll und anrührend, weil sie von zwei alten Leuten erzählt, Zacharias und Elisabeth, die in hohem Alter überraschend ein Kind bekommen. Das lang ersehnte, das längst aufgegebene. Der alte Vater kann die Ankündigung, die ihm im Tempel zuteil wird, nicht einmal glauben. Was ihm widerfuhr, kennen Sie? Er verstummt - bis er seinem Sohn tatsächlich den Namen Johannes gibt. Was so viel heißt, wie: Gott ist gnädig, Gott hat Gnade erwiesen. Das muss laut gesagt werden! Ein ebenso schöner wie bedeutungsvoller Name! Er ist ganz leicht, weht aus dem Himmel zu uns, ein Traum! Was dem kleinen Johannes da mitgegeben (oder auch aufgebürdet) wird, hat er selbst in die Worte gekleidet: Tut Buße - das Reich Gottes ist nahe. Nein, es geht noch nicht auf Weihnachten zu. Wir sind mitten im Jahr, mitten im Leben.
Das 1. Geheimnis
Reden wir von Johannes! Es ist sein Geburtstag, den wir feiern. Wir stellen uns einfach dazu. Hin und her: wie soll das Kind heißen? Zacharias, wie sein Vater? Das wäre nicht schlecht. Heißt das doch: Gott hat sich erinnert - auch ein schöner Name für ein Kind, das nach langen und eben lange nicht erhörten Gebeten geboren wird. Dass Gott sich erinnert - das passt zu dieser, auch sehr menschlichen, Geschichte. Aber Zacharias kennt aus erster Quelle - aus dem Mund eines Engels -, wie Gott dieses Kind genannt wissen will: Gott ist gnädig. Das ist viel mehr als dass er sich erinnert - das zeichnet ihn aus, das ist sein Name, der Name Gottes. Dieser Name erzählt zugleich eine Geschichte. Nein, viele Geschichten. Viele Geschichten, in denen Gott Menschen begegnet ist - und begegnen wird. Johannes, der Jesus den Weg bereitet, trägt den Namen Gottes. Seine Verheißung. Das ist das 1. Geheimnis. Sage mir, wie er heißt - und ich sage dir, wer er ist.
Das 2. Geheimnis
Als der kleine Johannes seinen richtigen Namen bekam, auf einem Wachstäfelchen geschrieben, in der Handschrift seines Vaters, tritt er in die lange Geschichte der Propheten ein. Er wird der letzte Prophet sein, den Höhepunkt markieren - und am Ende einer langen Kette die Glieder fest verbinden. Wortgewaltig wird er beschrieben, so wortgewaltig, dass die Menschen von weit her kamen, um ihn zu hören, ihn zu sehen, sich von ihm taufen zu lassen. Aber alles, was er sagte, passte in wenige Worte, variierte sie, ließ sie in ihrer ganzen Schönheit klingen: Kehrt um - das Reich Gottes ist nahe. Seine Vorgänger haben diesen Tag herbeigesehnt, gelegentlich auch schon kommen sehen.
Tröstet, tröstet mein Volk!, spricht euer Gott. Redet mit Jerusalem freundlich und predigt ihr, dass ihre Knechtschaft ein Ende hat, dass ihre Schuld vergeben ist; denn sie hat doppelte Strafe empfangen von der Hand des HERRN für alle ihre Sünden.
Es ruft eine Stimme: In der Wüste bereitet dem HERRN den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott! Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden, und was uneben ist, soll gerade, und was hügelig ist, soll eben werden; denn die Herrlichkeit des HERRN soll offenbart werden, und alles Fleisch miteinander wird es sehen; denn des HERRN Mund hat's geredet.
So Jesaja (40,1-5), als er dem nach Babylon verbannten und vertriebenen Volk Israel seine große Predigt hielt. In der Wüste. Wüste vor Augen. Wüste im Herzen.
Jetzt sehen wir Johannes - auch in der Wüste. Einen Weg vor Augen. Einen Weg für viele Herzen. Kehrt um - das Reich Gottes ist nahe! Das ist das 2. Geheimnis. Sage mir, wie er heißt - und ich sage dir, wer er ist.
3. Geheimnis
Johannes - der Letzte? Nicht so ganz richtig bei einem Menschen mit diesem Namen. Johannes ist - der Erste. Er steht an einem Anfang. Er markiert eine Wende. Als Vorläufer Jesu steht er in seinem Schatten. Gewollt, gewünscht. Dass nach ihm einer kommt, dem er nicht einmal die Schuhriemen lösen könne - wir würden sagen: ihm das Wasser nicht reiche könne - hat er immer wieder gesagt. Neben dem eingängigen, gleichwohl so schweren Ruf, umzukehren, Buße zu tun. Den Menschen stellt Johannes den vor, der mit Heiligem Geist taufen wird. Nicht nur mit Wasser. Johannes hält ihm den Platz frei - und räumt ihn für ihn. Als er im Gefängnis ist -Johannes hat sich mit Herodes angelegt – lässt er Jesus fragen, zweifelnd, ob er es denn überhaupt sei, auf den er, auf den viele warten würden. Jesus antwortet ihm (Mt. 11):
Geht und erzählt Johannes, was ihr hört und seht:
Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, und Tote werden auferweckt, und Armen wird das Evangelium verkündigt, und selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt.
Zeichen der Gegenwart Gottes, Zeichen seines Reiches: sie begleiten Jesus. Bis heute warten Menschen nicht nur darauf, dass Gottes Reich endlich kommt - sie wissen die Zeichen zu lesen, sie aufzugreifen, sich ihnen anzuvertrauen. Krankenhäuser, Sozialeinrichtungen und Heime (um nur sie stellvertretend zu nennen) halten auf ihre Weise fest, dass Menschen Barmherzigkeit brauchen - und geben. Gnade ist ein altes Wort, von Missverständnissen geradezu umzingelt. Aber nicht zu ersetzen: dieses Wort hat den warmen Ton, der Seelen zum Klingen bringt. Ohne Aufrechnung, ohne Zahlenspiel, ohne Leistungsspiegel. Das ist das 3. Geheimnis. Sage mir, wie er heißt - und ich sage dir, wer er ist.
Der gnädige Mensch
Für viele unter uns ist der gnädige Mitmensch ein unerreichter Traum. Wenn wir unsere Erfahrungen zusammenlegen, auch die Erfahrungen, die wir mit uns machen, entdecken wir Schlaglöcher, Abgründe und Höheflüge.
Johannes hat einen Namen, der nicht nur schön klingt, sondern uns auch auf eine Fährte lockt. Paulus hat das so gesagt:
"Aus seinem Geschlecht hat Gott dem Volk Israel, der Verheißung gemäß, Jesus als Retter geschickt. Vor dessen Auftreten hat Johannes dem ganzen Volk Israel Umkehr und Taufe verkündigt."
Wer sitzen bleibt, alles laufen lässt, wird keine Gnade finden - und keine Gnade geben. Umkehr hat mit Aufstehen zu tun, mit offenen Augen - und der beherzten Richtungsänderung. Wo steht denn geschrieben, dass alles beim Alten bleibt?
Später soll Johannes gesagt haben: "Er (Jesus) muss wachsen, ich aber muss abnehmen" (Joh. 3,30). Dem entsprechen die Sonnenstunden am 24. Juni und am 24. Dezember: Am 24. Juni gibt es die kürzeste Nacht und den längsten Tag im Jahreslauf; aber ab diesem Termin werden die Tage immer kürzer und die Nächte immer länger. Am 25. Dezember ist es dann genau umgekehrt. Die Nächte werden kürzer, die Tage länger. Was wie ein Naturschauspiel aussieht, wird zum Gleichnis des Lebens - und zur Hoffnung auf einen gnädigen Menschen.
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes
wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe,
um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes
und unsere Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens.
So endet das Lied, das Zacharias angestimmt hat (Lk. 1,68-79). Die Töne tragen uns bis heute. Sie sind aus einer anderen Welt. Liegen uns aber auf der Zunge. Erobern Ohren und Herzen.
Doch, jetzt muss es gesagt werden: es geht auf Weihnachten zu!
Und der Friede Gottes,
der zärtlicher klingt als alle unsere Töne,
bewahre unsere Füße und Hände,
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter
Lieder:
GL 221: Kündet allen in der Not
GL 347: Der Geist des Herrn erfüllt das All (2. Str.)
GL 384: Hoch sei gepriesen unser Gott
GL 395: Den Herren will ich loben
GL 405: Nun danket alle Gott
GL 408: Singt dem Herrn ein neues Lied
GL 422: Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr
GL 464: Gott liebt diese Welt
GL 542: Ihr Freunde Gottes all zugleich
GL 543: Wohl denen, die da wandeln
Psalmen und Kehrverse:
GL 55: Jub elt, ihr Lande dem Herrn; alle Enden der Erde schauen Gottes Heil. - Mit Psalm 98 - VIII.
GL 56: Freut euch, wir sind Gottes Volk, erwählt durch seine Gnade - Mit Psalm 100 - V.
GL 226: Bereitet den Weg des Herrn, machet eben seine Pfade - Mit Psalm 116 (GL 629,4) - VI.
GL 629,1-2: Du führst mich hinaus ins Weite, du machst meine Finsternis hell. - Mit psalm 30 - I.
GL 629,3-4: Ich gehe meinen Weg vor Gott im Lande der Lebenden. - Mit Psalm 116 - VI.
- Einleitung7
Johannes-Michael Bögge (2021)
Sechs Monate vor Weihnachten feiern wir das Geburtsfest Johannes’ des Täufers. Ein halbes Jahr älter als Jesus soll er gewesen sein. Der Kirchenvater Augustinus brachte die beiden Geburtsdaten auch mit der symbolischen Bedeutung der Sommer- und Wintersonnwende in Verbindung, an denen die Tage wieder kürzer bzw. länger werden. „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen“, so sah Johannes selbst seine Beziehung zu Jesus. Er hat sich ganz in seinen Dienst als Vorläufer gestellt, damit der wahre Messias wachsen konnte.
Im Dienst Jesu Christi stehen auch wir. Machen wir uns klein, damit er in uns wachsen kann.
Hans Hütter (2018)
Am 24. Juni, wenige Tage nach der Sommersonnenwende, wird jedes Jahr das Fest der Geburt des hl. Johannes des Täufers gefeiert, sogar wenn es auf einen Sonntag fällt. Johannes der Täufer gilt als der Vorläufer Jesu, der ihm den Weg bereitet hat. Zur Zeit Jesu gab es im Judentum mehre Erneuerungsbewegungen. Johannes und seine Jünger standen in einem nahen Verhältnis zu Jesus. Das Christentum trägt mit dem heutigen Fest dieser geistigen Verwandtschaft Rechnung.
Am Beginn unserer Feier wenden wir uns an Jesus Christus, auf den Johannes als das Lamm Gottes hingewiesen hat.
Klemens Nodewald (2018)
In der Liturgie ist es eine Ausnahme, dass an einem Sonntag ein Geburtstag gefeiert wird. Dies kommt nur bei Jesus, Maria und Johannes dem Täufer vor. Seinen Geburtstag begehen wir heute. Er war das Geschenk Gottes an seine Eltern Zacharias und Elisabeth, die, obwohl sie bis ins hohe Alter kinderlos blieben, die enge Verbindung zu Gott nicht aufgaben.
Bernhard Rathmer (2012)
Menschen mit Charakter. Davon sprechen wir, wenn jemand eine eigene Meinung hat und auch dafür einsteht. Wir sprechen davon, wenn wir spüren, da ist jemand nicht nur für sich selbst da, sondern kann auch die Belange und Wünsche anderer sehen und dafür einstehen.
Menschen mit Charakter hängen ihr Fähnlein nicht einfach in den Wind, sondern sind da wenn es darauf ankommt.
Johannes der Täufer, dessen Festtag wir heute feiern scheint etwas davon zu haben. Er steht für das was er glaubt ein und nimmt einiges auf sich.
Norbert Riebartsch (2012)
Nur drei Geburtstage werden in der Liturgie gefeiert: Die Geburt Christi an Weihnachten, die Geburt Mariens am 8. September und die Geburt Johannes des Täufers am heutigen Tag.
Dieses Fest steht in der Liturgie sogar höher als der Sonntag. Wichtiger als die Erinnerung an die Auferstehung ist heute das Wissen darum, dass Johannes der Täufer geboren wurde, der die Menschen auf Jesus vorbereitet hat. Johannes hat es getan durch seine Lebenspraxis und seinen Hinweis: Der wirklich Große unter uns ist Jesus, der Christus.
Ihm, diesem Großen, sagen wir:
Ludwig Götz (2010)
Jesus Christus, den Johannes der Täufer angekündigt hat, er sei mit euch.
Wir begehen das Geburtsfest Johannes des Täufers. Nur Christus und Maria haben im Kalender ein eigenes Geburtsfest. Das zeigt die herausragende Bedeutung dieser Persönlichkeit. Johannes war der letzte Prophet des Alten Bundes und der erste Verkünder Christi. Ein Mensch am Umbruch der Zeiten. Ein Mensch auch für heute. An seinen Worten und Taten konnte man sich orientieren. Er wirkte wie ein großer Fingerzeig auf Christus.
Manfred Wussow (2009)
Heute ist Mittwoch, der 24. Juni. Wir aber unterbrechen den Alltag, um ein Fest zu feiern. Das Fest der Geburt Johannes des Täufers. Er bereitet Jesus den Weg. Wir sehen Menschen zu ihm pilgern, wir hören seine Stimme. Von ihm heißt es in der Schrift:
Ein Mensch trat auf, der von Gott gesandt war;
sein Name war Johannes.
Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht
und das Volk für den Herrn bereitzumachen.
(Joh 1, 6-7; Lk 1, 17)
In genau einem halben Jahr werden wir den Heiligen Abend begehen. Auf das Kommen Jesu bereiten wir uns vor - sozusagen mitten in der Zeit, mitten im Jahr.
Lasst uns um Gottes Erbarmen bitten:
- Bußakt1
Zitat (2012)
Worauf sollen wir hören, sag uns worauf?
So viele Geräusche, welches ist wichtig?
So viele Beweise, welcher ist richtig?
So viele Reden! Ein Wort ist wahr.
Herr erbarme dich.
Wohin sollen wir gehen, sag uns wohin?
So viele Termine, welcher ist wichtig?
So viele Parolen, welche ist richtig?
So viele Straßen! Ein Weg ist wahr.
Christus erbarme dich.
Wofür sollen wir leben, sag uns wofür?
So viele Gedanken, welcher ist wichtig?
So viele Programme, welches ist richtig?
So viele fragen! Die Liebe zählt.
Herr erbarme dich.
- Kyrie5
Johannes-Michael Bögge (2021)
Herr Jesus Christus,
du aufstrahlendes Licht aus der Höhe,
das uns Johannes verkündete.
Herr, erbarme dich.
Lamm Gottes,
auf das Johannes seinen Blick richtete.
Christus, erbarme dich.
Sohn Gottes, über dessen Stimme Johannes sich freute.
Herr, erbarme dich.
Hans Hütter (2018)
Herr, Jesus Christus,
du bist als Licht aus der Höhe zu uns gekommen.
Herr, erbarme dich.
Johannes der Täufer hat dir den Weg bereitet.
Christus, erbarme dich.
Du hast deinem Volk die Vergebung der Sünden gebracht.
Herr, erbarme dich.
Norbert Riebartsch (2012)
Herr Jesus,
deine erste Begegnung mit Johannes war im Haus des Zacharias,
ehe ihr geboren wart.
Kyrie, eleison.
Auf dich hat Johannes der Täufer hingewiesen
und Mut gemacht, dir zu folgen.
Christe, eleison.
Du hast dich von ihm im Jordan taufen lassen
und gelten lassen, was er über dich gesagt hat.
Kyrie, eleison.
Ludwig Götz (2010)
Herr Jesus Christus,
Johannes hat dir die Wege bereitet
und dich als den verheißenen Messias angekündigt.
Herr, erbarme dich.
Du wurdest vom Vater gesandt,
um Israel zu retten und zum Licht für die Völker zu werden.
Christus, erbarme dich.
Zu dir führte Johannes seine Jünger mit den Worten:
Seht das Lamm Gottes, das hinweg nimmt die Sünde der Welt.
Herr, erbarme dich.
Manfred Wussow (2009)
Herr,
Menschen verirren sich auf ihren Wegen, enden in Sackgassen.
Schenke uns den Mut, einzuhalten und umzukehren.
Herr, erbarme dich.
Christus,
du willst zu uns kommen.
Schenke uns die Freude, uns auf dich vorzubereiten.
Christus, erbarme dich.
Herr,
wir werden an einander schuldig.
Schenke uns die Kraft, Zeugnis abzulegen für das Licht.
Herr, erbarme dich.
- Tagesgebet1
Messbuch - TG hl. Johannes der Täufer
Gott,
du hast den heiligen Johannes den Täufer berufen,
das Volk des Alten Bundes
Christus, seinem Erlöser, entgegenzuführen.
Schenke deiner Kirche die Freude im Heiligen Geist
und führe alle, die an dich glauben,
auf dem Weg des Heiles und des Friedens.
Darum bitten wir durch Jesus Christus,
deinen Sohn, unseren Herrn und Gott,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit.
MB 24. Juni
- Eröffnungsgebet6
Sonntagsbibel
Gott,
Johannes der Täufer weist auf Christus hin.
Hilf uns,
deinem Sohn den Weg zu bereiten,
damit er auch in unserem Leben,
in unserer Familie/Gemeinschaft und
in unserer Pfarrgemeinde ankommen kann.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
Johannes-Michael Bögge (2021)
Allmächtiger Gott,
führe deine Kirche auf dem Weg des Heiles
und gib uns die Gnade,
den Weisungen Johannes‘ des Täufers zu folgen,
damit wir zu dem gelangen,
den er vorausverkündet hat,
zu unserem Herrn Jesus Christus, deinem Sohn,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. – Amen.
Norbert Riebartsch (2012)
Gott des Himmels,
aus deiner Kraft
und aus deiner Liebe zu deinem Volk
hat der Täufer Johannes seinen Auftrag erfüllt.
An seinem Geburtsfest danken wir dir,
dass du ihn als Herausforderer und Beispiel gerufen hast.
Lass uns heute spüren,
dass du noch immer dein Volk führst,
und uns Menschen geschickt hast,
die uns wie Johannes helfen,
deinem Sohn zu folgen,
der mit dir und dem Heiligen Geist
lebt und herrscht in Ewigkeit.
Ludwig Götz (2010)
Barmherziger Gott,
Johannes der Täufer hat zur Umkehr aufgerufen.
Sein Mahnen gilt auch uns.
Stärke uns, dass auch wir diesem Ruf zur Umkehr folgen
und uns immer wieder dem zuwenden, auf den er verwies:
Jesus Christus unseren Herrn,
deinen Sohn, der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen.
Zitat (2009)
Erbarmender Gott,
durch Johannes den Täufer hast du Israel, dem erwählten Volk,
deinen Christus verkündigt:
Gib seinem Zeugnis neue Kraft,
dass es alle Menschen zum Heil rufe und uns gewiss mache
im Glauben an ihn - Jesus Christus, deinen Sohn,
der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert
von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Evangelisches Gottesdienstbuch. Agende für die Evangelische Kirche der Union und für die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands, Berlin: Verlagsgemeinschaft "Gottesdienstbuch" 1999.
Manfred Wussow (2009)
Du hast das Licht geschaffen, bevor alles begann,
treuer Gott.
Du schenkst uns heute einen langen Tag.
Wir danken dir für die Helligkeit, für die Wärme,
für freundliche Gesichter.
Auf die Ferien freuen wir uns auf.
Heute schenkst du uns die Gelegenheit,
die Geburt Johannes des Täufers zu feiern.
Lass es unter uns hell werden, wenn wir uns von ihm
den Weg zeigen lassen, der uns zu dir führt.
Du bist das Licht der Welt.
In Christus, unserem Herrn.
- Fürbitten8
Johannes-Michael Bögge (2021)
Gott offenbarte sein Erbarmen durch die Geburt Johannes des Täufers. „Gott ist gnädig“ ist dessen Name.
Im Vertrauen auf Gottes Nähe bitten wir:
Guter Gott, du hast dein Volk besucht und ihm Erlösung geschaffen.
Gib, dass das Leben aller, die in deiner Kirche wirken, auf Christus hinweist.
Du beschenkst dein Volk mit der Erfahrung des Heils in der Vergebung der Sünden.
Zeige dich allen, die schuldig geworden sind, als barmherziger Vater.
Durch deine barmherzige Liebe hat uns das aufstrahlende Licht aus der Höhe besucht.
Gib jenen, die den Ruf zu einem Leben im Dienst der Nächstenliebe spüren, Gewissheit und Ausdauer.
Dein Licht leuchtet allen, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes.
Wende die Not aller, die krank und leidend sind oder nicht mehr weiter wissen.
Du lenkst unsere Schritte auf den Weg des Friedens.
Schenke uns Mut und Ausdauer, diesen Weg zu gehen.
Du hast uns durch deinen Tod und deine Auferstehung ewiges Leben geschenkt. Lass unsere Verstorbenen teilhaben am himmlischen Festmahl.
Gott,
du Ursprung und Ziel unseres Lebens,
durch Wegbereiter wie Johannes den Täufer schenkst du uns Zukunft und Hoffnung.
Dafür danken wir dir durch Jesus Christus, unseren Herrn. – Amen.
Hans Hütter (2018)
Johannes der Täufer hat zur Umkehr gerufen
und das Vertrauen in das Erbarmen Gottes gestärkt.
In diesem Vertrauen tragen wir Gott unsere Bitten vor:
Wir beten für alle, die sich für Gerechtigkeit
und Beachtung der Menschenwürde einsetzen.
Lass ihr Bemühen Früchte tragen.
Wir beten für alle, die zu Frieden und Versöhnung aufrufen.
Lass ihre Stimme auch von den Mächtigen gehört werden.
Wir beten für alle, die Gott nach der Überlieferung des Judentums verehren.
Lass sie seine Treue zu seinem auserwählten Volk
und die Erfüllung seiner Verheißungen erfahren.
Wir beten für alle, die Menschen zu Jesus Christus hinführen.
Lass sie aus ihrer Beziehung zu Christus Kraft und Freude schöpfen.
Wir beten für alle, die ihr Leben vollendet haben
und zu ihrem Schöpfer heimgekehrt sind.
Schenke ihnen ewiges Leben.
Mit Zacharias und Elisabeth preisen wir dich, unser Gott.
Wir vertrauen darauf, dass du uns auch heute nicht im Stich lässt. – Amen.
Klemens Nodewald (2018)
Beten wir zu Jesus Christus,
der den Aufruf des Täufers zur Umkehr und zur Liebe aufgenommen und vertieft hat.
Dass wir die Verbindung zu Gott wach halten
und uns oft an die Liebe Gottes zu uns erinnern.
Christus, höre uns...
Dass wir dem Guten um uns her nicht im Wege stehen,
sondern es in Wort und Tat unterstützen und mittragen.
Christus, höre uns...
Dass unsere Augen und Herzen sich öffnen für die konkreten Nöte der Menschen.
Christus, höre uns...
Dass wir zum Frieden im Kleinen wie im Großen beitragen.
Christus, höre uns...
Dass wir uns mit Geduld und Ausdauer den Schwierigkeiten des Lebens stellen.
Christus, höre uns...
Dass alle Verstorbenen die Aufnahme in die Gemeinschaft mit Gott erfahren.
Christus, höre uns...
Herr Jesus Christus,
du sendest unserer Welt immer wieder Menschen, die zur Umkehr mahnen und Weg weisen,
die gut sind und deinem Willen entsprechen.
Dafür danken wir dir.
Ebenso für deinen Segen und deine Gnade. – Amen.
Renate Witzani (2018)
Gott, du bist für uns weder planbar noch vorhersehbar.
Trotz all dieser Unsicherheiten dürfen wir auf dich zählen.
Dich bitten wir:
Dein Wille ist das Heil für uns deine Kirche.
Lehre uns, auf deinen Willen zu hören.
Von Politikern erwarten wir die Fähigkeit voranzugehen.
Lehre sie, richtige Wege für die ihnen anvertrauten Menschen zu suchen.
Kinder sind ein Geschenk.
Lass alle jene Mütter Trost finden,
die aus welchen Gründen auch immer auf Kinder verzichten müssen.
Wie Johannes sind wir durch unsere Taufe mit Heiligem Geist erfüllt.
Hilf uns so zu leben, wie es deiner Berufung entspricht.
Du schenkst uns Hoffnung auch dann,
wenn aus menschlicher Sicht alles verloren ist.
Schenke unseren Verstorbenen deine ewige Nähe.
Gott,
du gehst auf uns Menschen zu.
Dafür danken wir dir und loben dich jetzt und allezeit. - Amen.
Bernhard Rathmer (2012)
Gott, zu dir kommen wir mit unserem Können und unserem Unvermögen
und bitten dich:
Öffne unsere Augen, Ohren uns Sinne und wecke unseren Verstand,
damit wir spüren wo wir gebraucht werden
und im Sinne der Menschen und deiner Schöpfung handeln.
Gott unser Vater, wir bitten dich, erhöre uns.
Hilf uns unsere Angst und Trägheit zu überwinden,
damit wir mutig und freudig für dein Evangelium unter den Menschen eintreten
und so unsere Welt menschlicher wird.
Zeige uns den rechten Weg, wenn wir nicht mehr weiter wissen
oder nur auf uns selber schauen.
Steh den Menschen bei in den Krisengebieten unserer Erde, besonders in Syrien,
damit Gewalt, Krieg, Unterdrückung und Not ein Ende finden.
Schenke allen Verstorbenen ein Leben in deiner Fülle
und trockne die Tränen ihres Lebens.
So nimm du unsere Bitten an durch Jesus Christus,
unserem Bruder und Freund. Amen.
Norbert Riebartsch (2012)
Beten wir zu unserem Herrn Jesus Christus,
auf den Johannes der Täufer hingewiesen hat:
Erfülle uns mit der Kraft des Täufers.
Johannes wurde aufgesucht von Menschen, die ihr Leben ordnen wollten.
Ihnen hat er gesagt, wo Leben ist.
Wir bitten: ...
Johannes wurde aufgesucht von Menschen, die verbindlich leben wollten.
Sie hat er geführt und ermutigt, die Quelle des Lebens zu finden.
Wir bitten: ...
Johannes hat seine Lebensaufgabe erkannt.
Ihr hat er sich hingegeben.
Wir bitten: ...
Johannes ist für die Wahrheit des Gottesworts eingetreten.
Er hat sie auch in persönlicher Gefahr gesagt.
Wir bitten: ...
Johannes hat nach dem sichtbaren Zeichen gesucht, dass Gottes Reich gekommen ist:
Er hat die Antwort bekommen in einem Satz, der an eine alte Hoffnung erinnert.
Wir bitten: ...
Herr, wie Johannes bitten wir dich,
deine Liebe und Nähe zu spüren. Amen.
Ludwig Götz (2010)
Wir wollen beten zum Herrn,
dass wir nach dem Vorbild des heiligen Johannes des Täufers anderen Menschen behilflich sein können auf dem Weg zu Gott:
Johannes hat hingewiesen auf den, der "größer ist als er selbst".
Herr, gib, dass wir bei unserem Dienst für dich und die Gemeinde nicht uns selber in den Mittelpunkt stellen, sondern hinweisen auf Christus.
Johannes sagt: Ich bin die Stimme eines Rufenden in der Wüste.
Herr, lass uns durch ein vorbildliches Leben andere zum Nachdenken und dir näher bringen.
Zu Johannes kamen viele Menschen und fragten, was sie tun sollten.
Gott, zeige dich denen, die zweifeln oder die Orientierung im Glauben verloren haben.
Johannes hat sich nicht gescheut, unerschrocken für die Wahrheit einzutreten.
Herr, wende dich denen zu, die um ihres Glaubens willen verfolgt werden. Lass ihnen Gerechtigkeit widerfahren und stärke ihre Treue.
Johannes hat die Menschen zu Umkehr und neuen Wegen aufgerufen.
Herr, schenke auch uns Neuansätze zu Gebet und Werken der Nächstenliebe.
Allmächtiger Gott, auf die Fürsprache des hl. Johannes,
der deinen Sohn im Jordan getauft hat,
wecke in uns die Hoffnung,
dass der auferstandene Christus lebt
und seine Herrschaft im Kommen ist. Amen.
Manfred Wussow (2009)
Wir feiern die Geburt Johannes des Täufers.
Er bereitete in der Wüste den Weg des Herrn.
Zu ihm pilgerten die Menschen, um seine Predigt zu hören
und sich von ihm taufen zu lassen. Sie wollten umkehren.
Dankbar wollen wir heute beten:
Für Menschen, die einen neuen Anfang suchen,
alte Geschichten hinter sich lassen,
aus Teufelskreisläufen ausbrechen
Wir rufen zu dir: Herr, erbarme dich. - Herr, erbarme dich.
Für Menschen, die aus ihrer Verbitterung nicht herauskommen,
sich hinter Härte verstecken, Angst haben, sich zu öffnen.
Für Menschen, die Hass säen,
über Leichen gehen,
andere mit Füßen treten.
Für Menschen, die erziehen,
andere groß werden lassen,
mit ihrem Mut andere anstecken.
Für Menschen, die Schwachen eine Stimme geben,
dem Recht zum Sieg verhelfen,
der Willkür und den Vorurteilen die Stirn bieten.
Dein Evangelium, Herr, ist ein Ruf zur Umkehr.
Schenke uns offene Herzen, klaren Verstand
und eine unerschütterliche Liebe zur Wahrheit.
Du steckst uns mit deinem Geist an.
- Gabengebet1
Messbuch - GG Geburt Johannes des Täufers: auf Jesus Christus gezeigt
Herr, unser Gott,
in Freude legen wir unsere Gaben auf deinen Altar
am Geburtsfest des heiligen Vorläufers Johannes.
Er hat angekündigt, dass der Erlöser kommt,
und als er gekommen war, auf ihn gezeigt,
auf Jesus Christus, deinen Sohn,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB 24. Juni
- Gebet zur Gabenbereitung2
Norbert Riebartsch (2012)
Herr und Gott,
Johannes lebte von wildem Honig und Insekten -
und du gabst ihm Kraft für den Dienst in deinem Namen.
Lass in deinem Segen über Brot und Wein
die Kraft sichtbar werden,
die uns zu deinen Zeugen macht.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Manfred Wussow (2004)
Wenn wir das Brot teilen, Herr, wie du gesagt hast,
dann bist du mitten unter uns.
Dein Wort verwandelt die Gaben,
dein Wort verwandelt unser Leben.
Du schenkst dich uns selbst.
Du bleibst in unserer Mitte.
Dich beten wir an.
Komm, unser Herr!
- Lobpreis1
Hans Hütter (2023)
Kehrvers:
V: Danket Gott, denn er ist gut; groß ist alles, was er tut.
A: Seine Huld währt alle Zeit, waltet bis in Ewigkeit.
(GL 402)
Gepriesen bist du Herr, unser Gott,
Denn du hast dein Volk besucht und ihm Erlösung geschaffen;
du hast uns einen starken Retter erweckt im Hause deines Knechtes David.
Kehrvers
Gepriesen bist du Herr, unser Gott,
So hast du verheißen von alters her durch den Mund deiner heiligen Propheten.
Du hast uns errettet vor unseren Feinden und aus der Hand aller, die uns hassen.
Kehrvers
Gepriesen bist du Herr, unser Gott,
du hast das Erbarmen mit den Vätern an uns vollendet
und an deinen heiligen Bund gedacht,
an den Eid, den du unserm Vater Abraham geschworen hast.
Kehrvers
Du hast uns geschenkt, dass wir, aus Feindeshand befreit, dir furchtlos dienen
in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor deinem Angesicht all unsre Tage.
Kehrvers
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes
wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe,
um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes,
und unsre Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens.
Danklied, z.B.: Mein ganzes Herz erhebet dich... GL 143
- Präfation1
Messbuch - Präfation hl. Johannes der Täufer als Vorläufer Christi
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, allmächtiger Vater, zu danken
und am Fest des heiligen Johannes
das Werk deiner Gnade zu rühmen.
Du hast ihn geehrt vor allen,
die je eine Frau geboren hat,
schon im Mutterschoß erfuhr er das kommende Heil,
seine Geburt erfüllte viele mit Freude.
Als einziger der Propheten
schaute er den Erlöser
und zeigte hin auf das Lamm,
das die Sünde der Welt hinwegnimmt.
Im Jordan taufe er Christus,
der seiner Kirche die Taufe geschenkt hat,
so wurde das Wasser
zum heiligen Quell des ewigen Bundes.
Bis an sein Ende gab Johannes Zeugnis
für das Licht und besiegelte mit dem Blut seine Treue.
Darum preisen wir dich mit allen Engeln
und Heiligen und singen vereint mit ihnen
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB 24. Juni
- Einleitung zum Vater unser1
Norbert Riebartsch (2012) - Einleitung zum Vater Unser:
Johannes hat das Gebet des Herrn nicht mehr kennengelernt,
aber er hat in seinem Tun dem Reich Gottes viel gegeben.
Daran dürfen wir bei der Bitte "dein Reich komme" denken und rufen:
Vater unser...
Einleitung zum Friedensgebet:
Herr Jesus, als Johannes ein Zeichen des Friedens gebrauchte,
hast du ihm in den Worten einer alten Verheißung die Antwort gegeben, die ihm half.
Im Vertrauen darauf, dass du auch für uns eine helfende Antwort hast, bitten wir dich:
Schaue nicht auf unsere Sünden,
sondern auf den Glauben deiner Kirche...
- Mahlspruch1
Bibel (2010)
Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels!
Denn er hat sein Volk besucht und ihm Erlösung geschaffen.
(Lk 1,68)
Oder:
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes
hat uns besucht das aufstrahlende Licht aus der Höhe
(Lk 1,78)
- Meditation2
Helene Renner (2021)
Da war einer
der so ganz anders war
Da war einer
der neugierig machte
Da war einer
der Jesu Wirken vorbereitete
Da war einer
der dem Herrn Wege bereitete zu den Menschen
Da war einer
der Jesus im Jordan taufte
Da war einer
der Jesus als den Erlöser erkannte
Da war einer
der für seine Überzeugung sein Leben hingab
Da war einer
den wir heilig nennen
und der uns
Vorbild sein will
Bernhard Rathmer (2012)
Schritte gehen
Worte sagen
Bewusstsein bilden
hier und jetzt
tatsächlich
nicht vielleicht und aber
für dich und mich
für den Menschen in Angst und Not
für Gottes Reich das heute anbrechen will
(Bernhard Rathmer)
- Schlussgebet1
Messbuch - SG Johannes der Täufer: Festmahl des Lammes
Herr, unser Gott,
am Geburtstag Johannes' des Täufers
hast du deine Kirche zum Festmahl des Lammes geladen
und sie mit Freude erfüllt.
Gib, dass wir Christus,
den Johannes vorausverkündigt hat,
als den erkennen, der uns das ewige Leben erworben hat,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB 24. Juni
- Gebet zum Abschluss2
Norbert Riebartsch (2012)
Du unser Gott,
am Beispiel Johannes des Täufers
sehen wir, wie sich deine Kraft entfalten kann.
Wir haben in deinem Wort und in der Kommunion
wieder von dir bekommen, was uns stärkt.
Lass in uns wachsen,
wozu du uns heute befähigt hast,
und lass uns Zeugen deiner Liebe sein,
die unsere Welt erfüllen kann. Amen.
Manfred Wussow (2009)
Sehnsüchtig, Herr, warten Menschen auf die Möglichkeit,
umzukehren, noch einmal anzufangen, etwas gut zu machen.
Wir danken dir, dass wir mitten im Jahr
das Fest der Geburt Johannes des Täufers feiern.
Er ruft die Menschen auf einen neuen Weg
und bereitet den Weg des Herrn.
Hilf uns, uns auf das Kommen Jesu zu freuen,
in Geduld aufeinander acht zu geben und
die große Verheißung nicht aus den Augen zu verlieren.
Auf den Durststrecken unseres Lebens kommst du uns entgegen.
In Christus, unserem Herrn
- Segen1
Norbert Riebartsch (2012)
Gottes Segen erfülle euch,
dass Ihr Mut haben könnt wie einst Johannes der Täufer. Amen!
Gottes Segen erfülle euch,
dass Ihr Christus erkennt wie einst Johannes der Täufer. Amen!
Gottes Segen erfülle euch,
dass Ihr die richtigen Worte findet wie einst Johannes der Täufer. Amen!
Und der Segen des allmächtigen Gottes
des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
erfülle und begleite euch auch in dieser Woche. Amen.
Juden und Christen
Das Verhältnis zwischen Juden- und Christentum hat sich für die Angehörigen beider Religionen als besonders schicksalsträchtig erwiesen. Dabei war der Anfang viel versprechend, bis zum Hochmittelalter lebten Juden und Christen meist friedlich zusammen. Doch mit dem Beginn der Kreuzzüge wurden die Juden zunehmend Opfer christlicher Angriffe.
mehr...
www.planet-wissen.de/kultur/voelker/geschichte_des_juedischen_volkes/pwiejudenundchristen100.html
Jüdisch-christlicher Dialog
Mit der Konzilserklärung "Nostra Aetate" wollte die katholische Kirche vor 50 Jahren die lange Tradition der Judenfeindschaft beenden. Der Berliner Rabbiner Walter Rothschild erklärt im Gespräch, ob sie das geschafft hat.
mehr...
www.planet-wissen.de/kultur/voelker/geschichte_des_juedischen_volkes/pwiejudenundchristen100.html
Meine Geschichte
Gott schreibt
mit jedem Menschen
seine Geschichte.
"Du bist geliebt"
heißt das Vorwort
jeder Geschichte.
Aus: Elmar Simma, Der geschenkte Morgen. Vom Wirken der Barmherzigkeit, Otto Müller-Verlag, Salzburg Wien 2008.
Mein Name
Name - unverzichtbarer Besitz -
aufgesaugt - verzehrt -
unsichtbar gemacht -
Menschsein
bis zur Unkenntlichkeit
entwürdigt
namenlos
mit Nummern bedeckt
Zu dir rufe ich mein Gott,
stärke meinen Rücken,
hebe mein Haupt,
rufe mich bei meinem Namen!
Aus: Sonnenstrahlengleich, Lyrische Texte von Frauen für Frauen, Klens-Verlag, Düsseldorf 1997.
Getragen
Ich kann
viel ertragen
weil
Gott
mich trägt.
Sterne sieht man
nur im Dunkeln
obwohl
sie
auch tagsüber
da sind
Aus: Sonnenstrahlengleich, Lyrische Texte von Frauen für Frauen, Klens-Verlag, Düsseldorf 1997.
Der Schatten des Geistes
Wenn ich hinaustrete, um das Licht zu grüßen, folgt mir der Schatten meines Körpers, aber der Schatten meines Geistes geht mir voran und weist mir den Weg zu einem unbekannten Ort, sucht Dinge jenseits meines Verstehens und begreift Gegenstände, die keine Bedeutung für mich haben.
Aus: Khalil Gibran, Die sieben Worte der Weisheit. Walter verlag, Zürich Düsseldorf, 5. Auflage 2001.
Die Menschen lieben
Ich liebe die Menschheit, und mit dem gleichen Maß der Liebe begegne ich allen Menschen: jenen, die das Leben verfluchen, jenen, die das Leben segnen und jenen, die darüber nachdenken.
Die erste Gruppe liebe ich um ihres Elend willen, die zweite wegen ihres Großmuts und die dritten, weil sie voll Verstehen und Frieden sind.
Aus: Khalil Gibran, Die sieben Worte der Weisheit. Walter verlag, Zürich Düsseldorf, 5. Auflage 2001.
Angenommen bin ich
Angenommen bin ich
grundsätzlich und für immer
Angenommen in meinem Dasein
und in meinem Sosein
Angenommen in meiner Schuld
und in meinen Fehlern
Angenommen in meiner Ohnmacht
und in meiner Angst
Angenommen in meiner Schwäche
und in meiner Krankheit
Angenommen in meiner Hinfälligkeit
und in meinem Sterben
Aus: Anton Rotzetter, Gott, der mich atmen lässt. Gebete. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1986.
Hymnus
Heute preist unser Lob,
den du erwähltest, Herr,
Erbe nennen wir ihn,
Bürger in deiner Stadt.
Siegreich trägt er den Kranz,
leuchtet in weißem Kleid,
singt auf ewig das neue Lied.
Schon im Dunkel der Welt
folgte er deinem Licht,
hielt der Finsternis stand,
kämpfte den guten Kampf.
Glaube wies ihm den Weg,
Hoffnung verlieh ihm Kraft,
liebend wurde er Christus gleich.
Seine schützende Hand
halte er über uns.
Vorbild heiliger Kraft
sei er in dieser Zeit.
Bittend helfe er uns,
dass wir vereint mit ihm
Bürger seien in deiner Stadt.
Höre, ewiger Gott,
höre auf unser Lob.
Gnädig blicke uns an,
führe uns hin zu dir;
lass uns jubelnd im Chor
singen das neue Lied
dir, dem Herrn aller Welt und Zeit. Amen.
Zeitgenössisch
(aus Magnificat; Das Stundenbuch, Butzon&Bercker, Juni 2004)
Hymnus
Christus, dem Herren, dientest du als Herold.
Ewiger Ratschluss fand in dir den Boten.
Glücklich wir preisen alle deinen Namen:
Gruß dir, Johannes.
Wüste und Wildnis wählst du dir zur Wohnstatt,
kündest die Ankunft des ersehnten Retters,
predigst die Umkehr, rufst das Volk zur Buße,
dass es bereit sei.
Stimme des Rufers, der den Weg ihm ebnet,
dich hat vor allen sich der Herr erkoren:
Jesus, der Heiland, lässt von dir sich taufen,
er, das Lamm Gottes.
Lobpreis und Ehre Gott, dem ew'gen Vater,
Ehre dem Sohne, den du uns verkündet,
Ehre dem Geiste, der ihn dir bezeugte,
immer und ewig. Amen.
Nach: Ut queant laxis resonare fibris; Paulus Diaconus, +1799; Melodie: GL 671. Aus: Magnificat. Das Stundenbuch, Butzon&Bercker. Juni 2003.
Der brennende Wanderzirkus
Ein Reisezirkus brach in Flammen aus, nachdem er sich am Rande eines dänischen Dorfes niedergelassen hatte. Der Direktor wandte sich an die Darsteller, die schon für ihre Nummer hergerichtet waren, und schickte den Clown ins Dorf, um Hilfe beim Löschen des Feuers zu holen, das nicht nur den Zirkus zerstören, sondern über die ausgetrockneten Felder rasen und die Stadt selber vernichten könnte. Der angemalte Clown rannte Hals über Kopf auf den Marktplatz und rief allen zu, zum Zirkus zu kommen und zu helfen, das Feuer zu löschen. Die Dorfbewohner lachten und applaudierten diesem neuen Trick, durch den sie in die Schau gelockt werden sollten. Der Clown weinte und flehte, er versicherte, dass er jetzt keine Vorstellung gäbe, sondern dass die Stadt wirklich in tödlicher Gefahr sei. Je mehr er flehte, desto mehr johlten die Dörfler, bis das Feuer über die Felder sprang und sich in der Stadt selbst ausbreitete. Noch ehe die Dörfler zur Besinnung kamen, waren ihre Häuser zerstört.
Sören Kierkegaard
Impuls:
Die Träger der christlichen Botschaft tragen mitunter eine schwer verständliche Botschaft vor und stoßen damit auf taube Ohren. Die angesprochenen Menschen wähnen sich sicher. Sie hören zwar die Botschaft, aber nehmen sie nicht ernst.
Ist das nicht Prophetenschicksal damals und heute?
Was der Clown zu sagen hat, ist wichtig! Es geht ja nicht nur um den brennenden Wanderzirkus, sondern um den Brand des Dorfes, um eine Auswirkung, der sich auch die Zuhörer nicht entziehen können.
Wen Gott in die Prophetenrolle ruft, der muss kompromisslos folgen und muss auch mit Ablehnung rechnen.
Wir alle sind berufen, für Christus Zeugnis abzulegen- in Wort und Tat.
Es gibt auch ein Zeugnis ohne Worte; vielleicht ist das das überzeugendste. Das Wort ist in der Gefahr, leer zu sein; die christliche Tat aber ist immer gefüllt.
Gebet
Herr Jesus Christus,
Du schickst viele Boten,
um die Menschen zur Umkehr zu bewegen.
Wir aber fühlen uns wohl in dieser Welt.
Wir hören höflich deine warnende Botschaft,
aber wir ändern uns nicht.
Wir vernehmen häufig dein Wort,
aber es bewegt uns nicht.
Wir gehen sogar selber als deine Boten,
aber unsere Verkündigung ist ohne Kraft.
Gib diese Welt nicht der eigenen Zerstörung preis.
Lass die Menschen umkehren und glauben.
Sende Boten, die überzeugen und
die ihrem Wort mit ihrer Tat einen Halt geben.
Nimm uns die Angst, ein Außenseiter zu sein,
weil du selbst als Außenseiter die Mitte gewesen bist
und die Mitte bis in Ewigkeit sein wirst.
Aus: Damit die Saat aufgeht, Erzählungen, Märchen und Gedichte..., Paul Jakobi, Matthias-Grünewald-Verlag
Kam einst zum Ufer
Kam einst zum Ufer
nach Gottes Wort und Plan
ein Prediger und Rufer,
Johannes hieß der Mann.
Kam einst zum Ufer,
Johannes hieß der Mann.
So steht geschrieben:
Was krumm ist, macht gerad.
Macht groß, was klein geblieben,
und eben jeden Pfad.
So steht geschrieben:
Macht eben jeden Pfad.
Täufer, was liefst du
umher in Fell und Gurt
wie ein Prophet? Was riefst du
dort an der Jordanfurt?
Täufer, was riefst du
dort an der Jordanfurt?
»Aufschaun, umkehren,
loslassen, was nicht hält!
Das Wort des Herren hören:
Bald wird der Baum gefällt.
Aufschaun, umkehren!
Sonst wird der Baum gefällt.«
Täufer, was sollen
wir tun, wenn er jetzt kommt?
»Dem Herrn die Ehre zollen
und glauben seinem Bund.«
Täufer, was sollen
wir tun, wenn er jetzt kommt?
»Teilt Brot und Mantel,
raubt niemandem sein Gut
und macht mit eurem Wandel
bedrückten Menschen Mut.
Teilt Brot und Mantel,
macht allen Menschen Mut.«
Volk, auserkoren,
damit du Rufer wirst:
Ein Kind ist dir geboren,
und das heißt Friedefürst.
Kind, uns geboren,
du bist der Friedefürst.
Jürgen Henkys (1975) nach dem niederländischen "Jeszus die langs het water liep" von Ad den Besten 1961, in: EG 313.
Zur Umkehr bewegt
Nach dem Zeugnis des Neuen Testaments stand Johannes ganz in der Tradition der Propheten. So ist Buße für ihn kein Katalog von Forderungen, die man eben einlösen muss, kein äußeres Tun in Form von Opfern oder ähnliches. Buße ist Gesinnungsänderung. Bekehrung des Herzens, des Innersten. Nur so könne der Mensch dem nahe bevorstehenden Endgericht entgehen, sagt Johannes. Er speist seine Zuhörer aber nicht mit allgemeinen Redensarten von Buße ab, sondern sagt ganz konkret, worin diese Bekehrung bestehen muss: auf Jahwe hören und Gerechtigkeit üben von Mensch zu Mensch (Lk 3, 10 ff). Die Forderungen, die er stellt, sind zwar situationsbedingt, gelten aber auch für unsere Zeit: Sein Brot mit den Hungernden teilen; seine Mitmenschen nicht übervorteilen; seine Macht oder Position nicht gegen andere ausnützen ... Wer könnte sagen, das sei heute überholt?
Johannes hat gelebt, was er predigte. Daraus ist seine Wirkung auf das Volk zu erklären. Hinzu kommt die Lauterkeit seiner Persönlichkeit, die die Menschen in ihren Bann zog. Er rief jeden vor Gott, wie er war. Er hat es keinem leicht gemacht. Er hat sich nicht angepasst, keine Abstriche gemacht, um anzukommen, keine Konzessionen eingeräumt, auch nicht an die Mächtigen oder Interessengruppen. Man kann sich leicht vorstellen, dass er so die Leute, die den Messias erwarteten, mitriss und viele auch zur Umkehr bewegte.
Aus: Jesus Gottessohn. Begegnung und Bekenntnis, Freiburg, Basel, Wien: Herder 1974.
Rufen in der Wüste
Alle vier Evangelien bezeichnen ihn als Rufer in der Wüste. Ja er definiert sich und sein Tun, als man ihm schmeichelnde Ehrentitel wie Prophet oder gar Messias anträgt, selbst so: "Ich bin die Stimme des Rufers in der Wüste." Was für ein Bild! Die Wüste ist der Ort existentiellen Ausgesetztseins; hier geht es nur noch um das Grundlegende, das Lebensnotwendige. Das Wort vom Rufer in der Wüste macht die Aussichtslosigkeit des Rufens in der unendlich anmutenden Weite deutlich. Das Rufen wird verschluckt von der Endlosigkeit der Einöde. Und doch erreicht es Menschen, die sich hinausrufen lassen, an diesen Ort existenziellen Ausgesetztseins. Und die, die sich hinausrufen lassen, vollziehen hier eine Lebenswende im Empfang der Bußtaufe. -
Zweierlei kommt mir bei diesem Begriff des Rufers in der Wüste in den Sinn: 1. Zwar gibt es hier [ ... ] keine Wüste; aber es gibt sie doch in der Landschaft unserer Seele. Wie wäre es, wenn wir uns dorthin rufen ließen, wenn wir den Ort existentiellen Ausgesetztseins nicht immer großräumig im Gesellschaftsbus umführen, sondern allein und in der scheinbar endlosen Stille durchschritten. Es könnte uns der innere Rufer an das Grundlegende, das wirklich Lebensnotwendige erinnern. Hier in der Wüste unserer Seelenlandschaft, wo wir ganz auf uns selbst zurückgeworfen sind, da könnte sich, wie zur Zeit des Johannes, die Lebenswende zum Wesentlichen, da könnte sich Umkehr ereignen.
2. Andererseits haben wir Christen manchmal auch das Gefühl wie Johannes Rufer in der Wüste zu sein. Unsere Mitteilung ist gegen den Trend der Zeit; sie verhallt in der gewaltigen Einöde der Medien- und Konsumlandschaft. Wie Johannes rufen wir gegen die verbreitete Verantwortungslosigkeit die Verantwortlichkeit vor Gott ins Gedächtnis. Wie er rufen wir gegen die Hoffnungslosigkeit die Hoffnung um Gottes willen, die Hoffnung auf Gott wach. Wie er rufen wir gegen die Gleichgültigkeit die Endgültigkeit unseres Tuns und Lassens in Erinnerung.
Johannes resigniert nicht, lässt sich nicht entmutigen; er weiß, dass vor Gott nichts vergeblich ist, nicht einmal das Rufen in der Wüste, selbst wenn es ungehört verhallen sollte.
[ ... ]
Die Bußpredigt des Johannes ist kompromisslos um Ernsthaftigkeit, um Recht und Gerechtigkeit bemüht. Aber Johannes hat von Gott das je Größere, das Letztverbindliche, hat von Gott Erlösung und Heil erwartet. So ist sein Leben ein einziger Hinweis auf das, was der Name Johannes besagt: "Der Herr rettet!" Diesem rettenden Herrn gehen auch wir entgegen.
Ulrich Lüke, Nachdenkliche Ruhestörung. Anstößige Gedanken im Kirchenjahr, Regensburg: Verlag Friedrich Pustet 1995.
Prophetenkost
Als Heuschrecken unsere Stadt besetzten,
keine Milch mehr ins Haus kam, die Zeitung erstickte,
öffnete man die Kerker, gab die Propheten frei.
Nun zogen sie durch die Straßen, 3800 Propheten.
Ungestraft durften sie reden, sich reichlich nähren
von jenem springenden, grauen Belag, den wir die Plage nannten.
Wer hätte es anders erwartet. -
Bald kam uns wieder die Milch, die Zeitung atmete auf,
Propheten füllten die Kerker.
Günter Grass (1956) in:, Deutschlandfunk Lyrikkalender 2008. Für jeden Tag ein Gedicht. Ausgewählt von Michael Braun. Blatt vom 2. Juli 2008
Norbert Riebartsch (2012)
Maria Wachtler (2004)