"Wer es mit Gott zu tun bekommt!"
"Wer es mit Gott zu tun bekommt!" So ist eines meiner geistlichen Lesebücher überschrieben, das mich in meinem geistlichen Leben immer wieder neu begleitet. Petrus und Paulus haben es mit Gott zu tun bekommen. Auf deren Glauben und deren Leben ist unsere Kirche aufgebaut. Sie haben das Fundament für unseren Glauben gelegt. Beide haben Gott in ihrem Leben eingelassen. Viele Priester sind gerade am Fest heute oder um dieses Fest herum geweiht worden. In der Priesterweihe lässt sich ein Mensch voll und ganz in den Dienst Gottes nehmen. Er verspricht, ganz für Gott zu leben, seine frohe Botschaft zu verkünden, das Gebet, also das Gespräch mit Gott wichtig zu nehmen, die heilige Messe zu feiern und auch aus der heiligen Messe zu leben. Gott soll vor allen in ihrem Leben den ersten Platz bekommen. Sie können darin ein Ansporn für die Menschen werden, Gott ebenfalls den ersten Platz zu geben. Alle Lebensbereiche der Menschen sollen immer mehr vom Glauben erfüllt werden.
Immer mehr: da bin ich schon beim Stichwort. Dieses Immer mehr geschah bei Petrus und bei Paulus. Als sie es in ihrem Leben mit Jesus zu tun bekamen, da änderte es sich bei beiden. Bei Petrus in langsamen Schritten, bei Paulus geschah das radikal. Ich schaue mir jetzt ihr Leben an.
Fasziniert von Jesus
Petrus war ein einfacher Fischer. Er war verheiratet und sorgte für seine Familie. Ich glaube, er lebte ein ganz gewöhnliches Leben, wie eben die meisten seiner Mitmenschen. Er lebte nicht schlecht, betrog niemanden. Vielleicht dann und wann eine lässliche Sünde. Doch eines Tages begegnet er Jesus. Was muss in Petrus wohl vorgegangen sein, als er ihn hörte. Das, was dieser Jesus sagte hat Petrus offensichtlich angerührt. Es hat in ihm Sehnsüchte angesprochen. Er muss gespürt haben: ja es gibt im Leben noch mehr als das, was unser Leben als Fischer zu bieten hat. Das meinte sicher nicht Reichtum. Jesus hatte für ihn Faszinierendes, Neues. Ein Gott, der die Menschen liebt, der besonders auf die Seite der Armen steht. Ein Gott, den ich nicht mit schönen Gottesdiensten und langen Gebeten beschwichtigen kann, wenn ich Arme unterdrücke. Sicher: das kannte Petrus aus seinem jüdischen Glauben. Vielleicht waren es weniger die Worte, die Jesus sprach: vielleicht war es sein Wesen, seine Ausstrahlung. Von Jesus ging eine Wärme aus. Er meinte, was er sagte. Petrus spürte in diesem Jesus, dass Gottes Worte echt waren, keine Theorie, sondern sie waren lebbar. In Jesus spürte Petrus: es gibt tatsächlich noch einen tieferen Sinn.
Die vergangenen Sätze zeigen ein tiefes Ringen um Worte bei mir persönlich. Denn ich habe versucht auch klarzulegen: was fasziniert mich an Jesus und zwar so, dass ich als Priester mein ganzes Leben für diesen Glauben einsetze. Heute darf ich auf 20 Jahre Priesterweihe zurückblicken. Ich tue das mit sehr großer Dankbarkeit Gott gegenüber, der mich auf diesen Weg gestellt hat. So kann ich auch für mich sagen: ich habe es mit Gott zu tun bekommen.
kleingläubig
Mit den letzten Sätzen versuche ich mir zu erklären, warum Petrus, als ihn Jesus ruft, sofort alles verlassen hat. Das scheint zu gehen, ohne groß zu überlegen, ohne groß nachzudenken. Petrus folgt Jesus, weil dieser ihn so anspricht, weil er spürt: es lohnt sich, das Leben auf ihn zu bauen. Und was hatte das für Folgen für ihn. Die schwersten Stunden, die Jesus erlebte, musste Petrus miterleben. Doch wie hat sich Petrus gerade da erfahren: als kleingläubig. Vollmundig verkündet er, er werde mit Jesus in den Tod gehen, doch dann verleugnet er Jesus. Das hat er sich oft von Jesus anhören müssen. Als Petrus beim Seesturm einmal unterging, nachdem ihn der Mut verlassen hatte, musste er sich das anhören. Petrus musste Jesus kennen lernen. Das war für ihn sehr mühselig. Oft verstand er ihn nicht. Das darf niemals geschehen, dass du für uns stirbst. Jesus nennt ihn Satan, der nicht das will, was Gott will, sondern was Menschen wollen. Wir verstehen Gott auch oft nicht. Warum lässt er das zu?
Fels
Doch zurück zu Petrus. Petrus braucht eine lange Zeit um in die Rolle hereinzuwachsen, die Jesus ihm geben will. Jesus nennt ihn im Evangelium den Fels, auf den er seine Kirche bauen will, seine Ekklesia, sein herausgerufenes Volk. Jesus sagt Petrus zu, dass er nicht allein sein wird. Es braucht lange, bis Petrus zu Jesus aus ganzem Herzen sagt, dass er ihn liebe. Petrus musste in die Liebe zu Jesus hineinwachsen. Für mich ist dieser Petrus nicht fern, weil er der erste unter den Aposteln ist, nein Petrus ist menschlich, mir so nahe. Gerade darin macht er mir - besonders in meinem Dienst und Leben als Priester Mut.
In Dienst genommen
Schauen wir uns aber jetzt auch das Leben des Paulus an. Es war so anders als das des Petrus. Doch auch Paulus hat uns was zu sagen. Paulus war ein Pharisäer, ein Gelehrter, der studiert hatte. Seinen Glauben lebte er so entschlossen, dass er ihn verteidigte. Er verteidigte ihn sogar so, dass er die verfolgte, die ins Gefängnis sperrte, die es wagen, sich einem anderen Glauben anzuschließen. Das waren die Christen, die den neuen Weg gingen und diesem Jesus nachfolgten. Was aber dann geschieht, hat mich immer wieder fasziniert: Jesus nimmt auch Paulus in seinen Dienst. Er benutzt den Eifer und auch die Mühe des Paulus. Paulus ist ein Mensch, dessen Leben sich von jetzt auf gleich änderte.
Paulus hat sich kolossal eingesetzt. Viele Briefe sind in die Bibel aufgenommen worden. Viele Gemeinden hat er gegründet. Die Energie, die er verwandte, um die Christen zu verfolgen, hat er jetzt für den Glauben eingesetzt. Das ist auch das Schöne an der Berufung zum Priester. Nahezu jedes Talent kann ich nutzen, wenn ich als Priester wirken möchte. Ein musikalisches Talent sowieso, aber auch dann, wenn ich sportlich bin. Dann kann ich durch eine Mitgliedschaft in einem Sportverein Menschen ganz nahe kommen. Mein Vorgänger in der Wallfahrtskirche war Metzger. Durch seine Metzgerei, sein Markenzeichen, ist er an viele Menschen herangekommen. Da kenne ich einen Priester, der war vorher Künstler. Heute als Priester predigt er durch seine Bilder. Benedikt XVI. erzählt aber auch von einem Priester, der nichts Besonderes konnte. Mit seinen Predigten tat er sich schwer, sein Religionsunterricht war eher langweilig, im Singen hatte er auch nicht viel Talent - anscheinend. Doch aus seiner Gemeinde gingen viele Berufungen zum Priester hervor. Auch das ist ein Talent, einfach durch seine eigene Anwesenheit wirken. Das alles ist ein Geschenk Gottes.
wachsen und reifen
Sicher hat auch Paulus wachsen und reifen müssen in der Liebe zu Christus. Wie sehr Paulus gewachsen und gereift ist, zeigt sich in der Lesung aus dem Brief an Timotheus. Er schreibt diese Worte als einsamer alter Mann im Gefängnis. Aber er ist nicht verbittert. Denn er weiß: Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet. Ihn erwartet der Kranz der Gerechtigkeit. Paulus freut sich auf die Begegnung mit dem Herrn. Paulus weiß sich getragen von Gott, von der Liebe Christi. Sein Werk ist darum auch gelungen, unabhängig vom Erfolg. Weder Einsamkeit noch Gefangenschaft kann seiner Liebe zu Christi etwas anhaben. Denn immer wieder hat Paulus gespürt, was ihm der Glaube an Jesus, das Leben mit Jesus schenkt, was es für ihn bedeutet. Paulus war getrieben von einer tiefen Sehnsucht nach Gott, danach, Ihm begegnen zu dürfen. Auch Paulus durfte wachsen in der Liebe zu Jesus.
Petrus und Paulus, zwei Vorbilder für unseren Glauben, für unser Leben mit Gott. Sie haben für den Glauben an Jesus ihr Leben geopfert wie Jesus es tat. Mir als Priester, anderen auf ihrem Lebens - und Glaubensweg haben sie viel zu sagen. Jesus nimmt uns in seinen Dienst, mit unseren Stärken, aber auch und vielleicht gerade wegen unserer Schwächen. Je mehr wir mit Jesus leben, umso mehr lernen wir ihn kennen, umso tiefer und reifer wird unsere Liebe zu ihm. Auch in unser Leben greift Gott ein. Danken wir Gott für diese beiden großen Apostel. Mit seinem Leben hat Petrus seine Antwort unterstrichen, die er Jesus gegeben hat. "Du bist der Messias." Ihm und Paulus haben wir unseren Glauben zu verdanken. Wachsen und reifen wir in der Liebe und folgen Jesus nach, gleich wo wir stehen. Wir können alle mit Gott zu tun bekommen. Amen.
Martin Stewen (2013)
Hans Hütter (1997)