Wer, wo und wie ist eigentlich Gott? Wie zeigt sich der Unaussprechliche, der Schöpfer der Welt, unserer Menschheitsgeschichte und dem Einzelnen? Seit Menschengedenken wird diesen Fragen nachgegangen, werden Zugänge und Antworten gesucht und auch formuliert.
In der Geschichte von Weihnachten, in der Geburt eines Kindes vor knapp 2000 Jahren, wird uns ein eindringliches und hoch sensibles Bild der Nähe Gottes zu den Menschen erzählt.
Die Menschwerdung Gottes
Gott - in einem Kind, das weint, das hungrig und bedürftig ist. Ein Kind wie alle Kinder dieser Welt.
Ich denke, wir alle kennen genügend Beispiele: Babys und Kleinkinder unterwegs im Kinderwagen oder daheim: die Augen voll auf die Mutter, auf Erwachsene gerichtet; ausgesetzt und angewiesen auf deren Zutun, auf deren Liebe, auf die Grundbedürfnisse eines Lebens.
Gott in einem Kind
Dieser menschliche Gott durchkreuzt im Grunde so viele Vorstellungen eines gewaltigen oder abgehobenen Gottes. Vielleicht ist dieses Bild der Nähe und Verbundenheit Gottes mit uns Menschen ein Bild, das uns auch heute noch "ans Herz" geht und irgendwie existenziell berührt.
Vergleichbar ist hier das Bild des leidenden und sterbenden Menschensohnes. Auch hier wird Gott dem Menschen sehr, sehr nahe - in brutalen Umständen. Gerade deshalb fanden viele Geschundene und Verfolgte immer schon ein Zugang zu Jesus als Trost und Verheißung.
Ein weltgeschichtliches Ereignis
Wenn wir an Weihnachten weltweit das Kommen Gottes in einem kleinen Kind bedenken und feiern, so ist dies auch ein weltgeschichtliches Ereignis. Die Wirkungsgeschichte des Kommen Gottes in Christus hält bis heute an. Auch wenn diese Botschaft immer wieder verfolgt wurde und wird, sie ist weiterhin gegenwärtig und wächst.
Wie viele Ideen und große machtvolle Staaten und Reiche verschwanden in diesen zwei Jahrtausenden immer wieder von der Bildfläche? Denken sie nur an das Römische Imperium, denken sie an das Reich Karls des Großen, denken sie an die Tartaren und Hunnen, oder denken sie an die große Diktaturen mit ihren Ideologien in den letzten beiden Jahrhunderten. Was blieb davon wirklich übrig?
Das Kommen Gottes in einem Kind ist keine rührselige Geschichte; dieses Kommen Gottes ist letztlich ein einmaliges und nicht zu löschendes Licht in der Menschheitsgeschichte!
Natürlich müssen wir uns als Christen und als Kirche auch immer wieder die Frage stellen lassen: wie gehen wir mit diesem uns anvertrauten Licht, mit der Frohen Botschaft, um - inmitten vieler Nichtglaubender, Andersgläubiger, oder auch Suchender.
Wer, wo und wie ist Gott?
Es gibt viele Zugänge, viele Fragen und auch viele Versuche nach Antworten. Lassen Sie mich heute Abend nur einige wenige kurz andeuten, zum Weiterdenken und zum Mitnehmen:
Weil Gott Mensch wurde - ist er uns sehr nahe gekommen; in all unseren "Menschlichkeiten".
Weil Gott Mensch wurde - sind auch wir hineingenommen worden in eine viel größere Verheißung. Unser Leben, unser Dasein haben einen neuen Sinn erhalten.
Weil Gott Mensch wurde in einem schutzbedürftigen Kind - haben wir eine Ahnung erhalten, wie Gott sich uns nähern möchte: als der uns nahe Gott.