Das Wort Fronleichnam leitet sich aus dem Alt- bzw. Mittelhochdeutschen ab und bedeutet übersetzt in etwa "Des Herren Leib". Seinerzeit bezeichnete das Wort liknam oder lichnam den lebendigen Leib und wurde vom Wortinhalt her noch nicht so verwendet wie unser heutiges Wort Leichnam. Offiziell lautet die Bezeichnung des heutigen Festes "Hochfest des Leibes und Blutes Christi".
Inhaltlich wird an Jesu Feier des letzten Abendmahls (am Gründonnerstag) gedacht und erinnert, bei dem er gleichsam sein Fortbestehen in Brot (Leib) und Wein (Blut) verkündet hat. Das ist auch der Grund, warum der heutige Feiertag an einem Donnerstag gefeiert wird. Auf den ersten Blick würde sich also auch der Gründonnerstag für die Feier eines Fronleichnamsfestes eignen. Doch nachdem dieser klarerweise in der Fastenzeit gefeiert wird, wurde der Fronleichnamstag auf den 2. Donnerstag nach dem Pfingstfest gelegt.
Ursprünge des Festes
Aufgrund der Bedeutung des Fronleichnamstages wird klar ersichtlich, dass dieser Festtag einer der wenigen ist, die sich auf keinen jüdischen oder heidnischen Ursprung zurückführen lassen. Ganz im Gegenteil, es ist ein "relativ spät" entstandenes Fest.
Es erhält seine ursprüngliche Deutung aus dem Umfeld der mittelalterlichen Eucharistiefrömmigkeit, welche besonders die Verehrung der eucharistischen Gaben - unabhängig von der restlichen Liturgiefeier - ins Zentrum des Geschehens rückt. Lobpreis, Verherrlichung und die Anbetung Gottes durch die Feier treten in den Hintergrund. Die Verehrung und Anbetung eines singulären Elementes der Eucharistiefeier, des verwandelten Brotes, tritt bestimmend in den Vordergrund.
800-jährige Tradition
Das Fronleichnamsfest entwickelte sich erst in der zweiten Hälfte des elften Jahrhunderts und aus der Zeit um 1200 ist uns erstmals überliefert, dass das "verwandelte Brot" während der Eucharistiefeier erhoben und den Gläubigen gezeigt worden ist. Im Jahre 1264 schreibt Papst Urban IV. das Fronleichnamsfest für die ganze Kirche vor. Papst Johannes XXII. setzte es in die Praxis um und wählte den 2. Donnerstag nach Pfingsten für die Feierlichkeiten. Richtig durchsetzen konnte sich das Fest allerdings erst im 14. Jahrhundert, nachdem es vor allem vom Dominikanerorden verbreitet wurde.
Wichtigster Bestandteil des Fronleichnamsfestes ist seit jeher eine feierliche Prozession. Bei dieser trägt der Priester unter einem so genannten Himmel die Monstranz hoch erhoben. Er führt damit den Zug der Prozession an. Der Weg führt zu vier Altären, welche die vier Evangelien symbolisieren sollen. Die erste urkundlich erwähnte Fronleichnamsprozession wurde 1277 in Köln abgehalten.
In der Zeit der Reformation und Gegenreformation waren die Fronleichnamsprozessionen leider häufig kirchenpolitische Machtdemonstrationen der Katholiken gegenüber den Protestanten, die ein anderes theologisches Verständnis in Bezug auf die Wandlung der eucharistischen Gaben besitzen.
Neubesinnung auf das Fest
Spätestens seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil wird das heutige Fest nicht mehr kirchenpolitisch missbraucht und auf seine ursprünglichen Inhalte zurückgeführt. Es kommt auch deutlich zum Ausdruck, dass die Prozession als solche der Feier der Eucharistie gegenüber nicht im Vordergrund stehen darf.
Blicken wir in die Tiefe des Festinhaltes, so können uns der Sinn und die Tragweite des heutigen Fronleichnamsfestes neu bewusst werden. Fronleichnam greift wie der Gründonnerstag das Motiv des Selbsthingabe Jesu und der damit verbundenen Stiftung eines bleibenden und in die Zukunft hinein lebendigen Gedächtnismahls auf. Doch im Gegensatz zu sonstigen "weltlichen" Mahlfeiern ist er in Brot und Wein selbst anwesend. Die Kirche wird so zu einer Gemeinschaft der Menschen untereinander mit ihrem lebendigen Gott, der mitten unter ihnen ist. So verstanden, kann eine Prozession zum Symbol des mit seinem Volk durch alle Bedrängnisse, Freuden und Zeiten wandernden Gottes werden.
Auf unserem Weg folgen wir dabei dem Herrn, der seinen Leib für uns zerbrechen ließ, der sein Blut für alle vergoss. Dieses "alle" kann jedoch nicht bei uns in der Feier Anwesenden stehen bleiben. Wir haben gleichsam den Auftrag, auch an jene zu denken und in Gottes Auftrag an ihnen zu handeln, die nicht einmal das tägliche Brot haben. "Du gibst uns unser tägliches Brot und dich selbst - hilf uns, dass wir Hungernden ihr tägliches Brot und dich selbst geben können."