Drei Anmerkungen zum Pfingstfest
Mit den Bibeltexten zum Pfingstmontag ergeht es mir wie beim Briefeschreiben, wenn mir am Ende noch etwas einfällt, das ich dann als "Nachtrag" oder als "NB, nota bene" anhänge.
Gestern haben wir Pfingsten gefeiert und uns an das außergewöhnliche Ereignis der Ausgießung des Heiligen Geistes über die Jüngergemeinde in Jerusalem erinnert. Was da geschehen ist, lässt sich nur ungenügend in Worte fassen. Ich lese aus den Bibeltexten des Pfingstmontags drei Anmerkungen zum Pfingstfest heraus:
Der Heilige Geist wirkt auch in den einfachen Menschen
Im Evangelium preist Jesus den Vater, weil er "all das", gemeint ist die Einsicht in die Zusammenhänge des Glaubens, den Weisen und Klugen verborgen, den Einfachen, die als unmündig angesehen werden, jedoch gegeben hat. D.h.: Der Heilige Geist ist nicht eine Sache des Intellekts, sondern etwas, das jedem geschenkt werden kann. Auch wer sich von hohen theologischen Diskussionen überfordert fühlt, kann tiefe Einsichten in das Geheimnis des Glaubens haben. Niemand braucht sich entmutigen lassen, jeder darf, kann und soll mitreden, wenn es um persönliche Glaubenserfahrung geht.
Diese Worte Jesu ermutigen, dass alle ihre Glaubenserfahrungen zur Sprache bringen und miteinander teilen. Dies hat man infolge klerikaler Bevormundung lange Zeit den "einfachen" Gläubigen nicht zugetraut. Viele sind von daher nicht gewohnt sind, über ihren persönlichen Glauben mit anderen zu reden, und müssen das erst lernen.
Der Heilige Geist lässt uns im Glauben wachsen
Eine zweite Anmerkung zum Wirken des Heiligen Geistes drängt sich mir beim Lesen des Epheserbriefes auf. Paulus dankt Gott für die Gabe des Heiligen Geistes, der den Christen in Ephesus geschenkt wurde. Er bittet trotzdem für sie um den Geist der Weisheit und Offenbarung, damit sie den Reichtum des ihnen geschenkten Erbes noch tiefer erkennen.
Das Wirken des Heiligen Geistes ist ein Prozess, der nie abgeschlossen ist. Jeder kann noch tiefer in die Geheimnisse des Glaubens eindringen und soll sich um die Vertiefung des Glaubens bemühen. Das ist eine Herausforderung an jeden einzelnen von uns. Glaube ist nicht ein Besitz, den ich besitze oder nicht besitze, sondern ein lebendiges Gut, das ich in meinem Leben zur Entfaltung bringen muss, damit er Früchte tragen kann.
Der Heilige Geist wirkt auch in der Verfolgung
Die Lesung aus der Apostelgeschichte hat uns erzählt, dass die Jünger und Anhänger Jesu verfolgt und vertrieben wurden. Daran knüpfe ich eine dritte Anmerkung: So schlimm das für den einzelnen Betroffenen gewesen sein muss, es hatte den Nebeneffekt, dass der neue Weg des Glaubens sich ungeplant ausgebreitet hat und ganz neue Menschengruppen damit in Berührung gekommen sind.
Christen, die ihren Glauben ernsthaft leben, werden auch heute von vielen Seiten bedroht und bedrängt. Wo sie sich nicht zurückziehen und untertauchen, kommen neue Kreise mit ihrem Glauben in Berührung, und der Heilige Geist greift auf unerwartete Weise auf andere Menschen über.
Pfingsten ist ein Fest der Hoffnung. Der Geist Gottes wirkt, wo er will und wie er will. Wenn wir uns für ihn öffnen, wirkt er auch in uns und durch uns.