Am Wachstum in der Natur können wir ablesen, wie Gott wirkt. Er wirkt durch die Menschen, doch das Wachstum schenkt er. Das gibt uns Zuversicht.
Gott arbeitet wie ein guter Gärtner
Am Wachstum in der Natur können wir ablesen, wie Gott wirkt. Er wirkt durch die Menschen, doch das Wachstum schenkt er. Das gibt uns Zuversicht.
Aus einem Samenkorn wird ein Baum
"Viele Menschen können viele Sachen, aber einen Goldfisch können sie nicht machen. Das kann nur Gott allein, er will gelobet sein, nur Gott allein..." Ich kann mich gut erinnern wie ich dieses Lied kennen und lieben gelernt habe. Es werden in den kommenden Strophen noch mehr Dinge aufgezählt, die Menschen nicht machen können, sondern nur Gott. Mit so einfachen Worten zeigt uns dieses Lied: Bei allem Können, bei allem Wissen, ja bei allem Einsatz kommen wir Menschen an unsere Grenzen. Gott ist der alles machen kann. Gott ist es, der die Welt erschuf. Gott ist es, der alles wachsen und gedeihen lässt.
Eben das gilt auch für das Reich Gottes. Jesus gebraucht auch hier ein Bild aus der Natur. Es ist ein einfaches Bild. Doch Jesus verkündet einfache Wahrheiten, keine komplizierte Lehre. Er spricht über das Reich Gottes. Dieses Reich Gottes beginnt aus kleinsten Anfängen. Wie aus einem Samenkorn ein Baum entstehen kann, so kann aus dem Allerkleinsten, was wir geben, das Reich Gottes entstehen. Bleiben wir im Bild. Sicher: das Korn muss gesät werden. Es kommt auf den menschlichen Fleiß an. Es kommt darauf an, dass wir tun, was wir tun können. Wer aber schenkt dem kleinen Korn das Wachstum? Gott!
Dieses Bild macht uns Mut. Angesichts der Kriege in der Welt, angesichts der vielen sozialen Ungerechtigkeit, die wir erleben, fragen wir uns: sind wir Menschen nicht überfordert, diese Welt zu gestalten? Wir scheinen in unser Unglück hineinzurennen. Wir bekommen viele Probleme nicht in den Griff. Wenn ich nur daran denke, was wir alles tun und beachten müssen, damit auch die nachfolgenden Generationen eine bewohnbare Welt vorfinden. Mit dem, was wir können, scheinen wir den Anforderungen nicht gewachsen - oder?
Welt gestalten
Sicher hat Gott uns diese Welt zur Gestaltung anvertraut. Sicher will er sein Reich bauen. Doch dieses Reich Gottes, die neue Welt, sie ist zuerst das Werk Gottes. Es gibt vieles, was mutlos machen könnte. Doch es gibt sie auch - die Lichtblicke. Es gibt auch die Erfahrung, dass Menschen bestimmt sind von dem Wunsch, diese Welt besser zu gestalten. Dabei ist ihnen bewusst, dass sie niemals das ganze Leid der Welt lösen können. Doch wenn ich dort, wo ich lebe, wo mich Gott hingestellt hat, versuche anders zu leben, dann ist schon viel gewonnen.
So kennen wir sicher die Beispiele, in denen Kinder wie selbstverständlich ihre Eltern unterstützen, wo sie können und wo die Eltern es notwendig haben. Es gibt die Menschen, die sich der Flüchtlinge annehmen. Auf einer Autofahrt höre ich im Radio, dass manche evangelische wie auch katholische Gemeinden Flüchtlingen Kirchenasyl bieten. Um das Beispiel mit der Natur aufzugreifen - es gibt viele Menschen, die ganz konkrete Maßnahmen ergriffen haben, um die Umwelt zu schonen. Sie sehen darin auch einen Auftrag als Christen/innen.
Klein anfangen
Es müssen nicht immer die moralischen Höchstleistungen sein, die das Reich Gottes schaffen. Es ist auch im Leben des Glaubens möglich, klein anzufangen, hineinzuwachsen in den Glauben. Dieses Hineinwachsen ist dann auch wieder ein Werk Gottes! Gott macht aus dem, was wir geben wirklich viel.
Wir brauchen auch nicht das ganze Evangelium begriffen zu haben. Roger Schutz, der Gründer von Taizè hat den ermutigenden Satz geprägt: "Lebe das vom Evangelium, was du begriffen hast, und sei es noch so wenig!" Schon das kann die Welt, der Ort, wo ich lebe, das Leben der Menschen, die rechts und links neben mir leben, ein wenig heller und hoffnungsfroher gestalten. Das kleine Korn, von dem Jesus spricht, ist dann ein Wort des Evangeliums, ein Wort, das vom Glauben bestimmt ist.
Mit dem Bemühen vieler
Vielleicht spüren wir nach Jahren: wir haben so einiges an Einsatz gebracht. Manches mussten wir uns mühevoll erarbeiten. Aber was jetzt entstanden ist, das ist nicht unser Werk allein. Es war keine falsche Bescheidenheit als die Vorsitzende des Clubs Behinderter und ihre Freunde, der in meinem jetzigen Ort, an dem ich wirke, sagte: "Vieles wäre nicht geschehen, wenn nicht so viele mitgeholfen hätten..." Bei der 30-Jahrfeier war auch eine Atmosphäre der Dankbarkeit und der Freude festzustellen. Da ist aus vielen kleinen Körnern, aus vielen kleinen guten Taten etwas Großartiges entstanden. Hier ist viel geschehen, damit Menschen mit einer Behinderung und Menschen ohne Behinderung (beiläufig will ich sagen: ist nicht jeder auf seine eigene Weise behindert - behindert im Herzen?) zusammenfinden, miteinander etwas unternehmen, sich kennen lernen, Hemmungen abgebaut werden. Hier können beide Gruppen voneinander lernen und profitieren. Was ich damit sagen will: auch hier wirkt Gottes Geist, auch hier entsteht ein Stück Reich Gottes, das ja nicht zuerst Essen und Trinken ist, sondern Friede, Freude und Gemeinschaft im Heiligen Geist ist.
Gott bewirkt
Wenn etwas in einer christlichen Gemeinde gelingt, dann ist das sicher auch auf den Einsatz von Menschen zurückzuführen. Doch der Grund und die Ursache ist und bleibt Gott, der das Wachsen und das Reifen bewirkt. Das ist auf der einen Seite entlastend. Es befreit mich vom Druck, etwas bewirken zu müssen, was ich nicht bewirken kann. Viele Eltern machen sich Vorwürfe, wenn ihre Kinder nicht den Weg zum Glauben finden. Eltern können den Grund legen. Die eigenen Kinder haben die Möglichkeit, sich zu entscheiden. Sie sollten hier auf Gott vertrauen, ihre Kinder begleiten.
Wer in der Gemeinde arbeitet, ganz gleich in welcher Aufgabe, sollte wissen: ich bin nur ein Werkzeug Gottes, aber ein ganz wichtiges. Doch Gott baut sein Reich. Ohne diese Einstellung kann ein Priester, ein pastoraler Mitarbeiter/Mitarbeiterin in furchtbar eingebildet werden. Sicher: ich muss mich einsetzen, so gut ich kann und es in meinen Kräften steht. Doch das Ergebnis, das Reich Gottes, das gilt es ganz Gott anzuvertrauen. Ich muss mir das ehrlich immer wieder selbst sagen! Gott stellt sein Reich her. Auf wunderbare Weise.
Gott arbeitet wie ein guter Gärtner
Wie wunderbar Gott handelt, das zeigt die Lesung aus Ezechiel. Hier wird Gottes Handeln am Baum beschrieben. Nur Gott allein kann das bewirken, nur Gott allein kann den Baum von Grund auf erneuern. Gott schafft eine neue Ordnung. Nach der Zerstörung des Tempels und von Jerusalem führt Gott sein Volk aus der Gefangenschaft. Nur Gott konnte das Volk Israel befreien. Nur Gottes Handeln führt das Volk wieder in die Heimat zurück. Gott arbeitet wie ein guter Gärtner. Er wird den Baum wieder einpflanzen.
Mir geht auf, dass in dem Lied, das ich am Anfang zitiert habe, viel Wahrheit steckt. Wir Menschen können viel. Aber nur, weil Gott es bewirkt. Und eines kann Gott allein auf jeden Fall machen: das Reich Gottes. Gott wirkt, mit uns.
Norbert Riebartsch (2009)
Regina Wagner (1997)