Sich gesund ernähren
Gesunde Ernährung hat heute einen hohen Stellenwert. Möglichst bio, frisch, ausgewogen soll sie sein. Manche schwören auf vegan oder vegetarisch. Kochshows im Fernsehen sind beliebt, Kochbücher boomen. Mit Nahrungsergänzungsmitteln lassen sich gute Geschäfte machen. Man erhofft sich davon ein längeres und beschwerdenfreieres Leben.
Gekonntes Genießen ist ein wichtiger Lebensinhalt geworden. Die Angehörigen der Nachkriegsgeneration waren froh, wenn sie einigermaßen satt geworden sind und wenn man sich ab und zu etwas Deftigeres leisten konnte.
Anspruchsvoller sind die Menschen auch hinsichtlich der geistigen Nahrung geworden. Die Vielzahl der Medien ermöglicht ein unüberschaubares Angebot an Schriften, kulturellen Erlebnissen, Unterhaltung... Daneben gibt es ein reiches Angebot an Spirituellem. Wir sind uns bewusst: Nicht vom Brot allein lebt der Menschen. Der reiche Schatz der Religionen ist dank Globalisierung allen zugänglich geworden und ließ viele auf Entdeckungsreise gehen. –
Reicht das? Werden wir davon satt?
Das kostbare Vermächtnis Jesu
Am heutigen Feiertag wurde uns ein Abschnitt aus dem Johannesevangelium vorgetragen, in dem Jesus auf die Speise hinweist, die nach seiner Auffassung einzig und allein uns Menschen zu sättigen vermag. Voraus geht dieser Rede Jesu die Erzählung von der wunderbaren Brotvermehrung. Alle, die dabei waren, konnten essen, soviel sie wollten. Viele von ihnen wurden endlich wieder einmal satt, denn ihr Alltag war eher karg. Gerne hätten sie Jesus zum König gemacht. Dann hätten sie für immer genug zu essen gehabt.
Jesus verband mit seinem Wunderzeichen aber eine andere Absicht. Er wollte auf die Speise hinweisen, die uns Gott selbst reicht. Wer sich davon ernährt, werde nicht mehr hungern und werde davon nicht nur lange, sondern sogar ewig leben: "So aber ist es mit dem Brot, das vom Himmel herabkommt: Wenn jemand davon isst, wird er nicht sterben. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, ich gebe es hin für das Leben der Welt." (Joh 6,50-51).
In dieser Rede nimmt Jesus voraus, was erst durch spätere Ereignisse verstehbar wird. Am Abend vor seinem Tod nimmt er Brot und Wein, segnet sie und gibt sie seinen Jüngern mit den Worten: "Dies ist mein Leib, der für euch hingegeben wird, und dies ist mein Blut, das für euch vergossen wird..." In diesem Brot und in dem Wein sieht er sein ganzes Leben zusammengefasst. Er hat ganz für das Reich Gottes gelebt und sich dafür verausgabt. Wie sie von dem Brot essen und von dem Wein trinken, so will er in ihnen sein und in ihnen weiterleben. Seine Lebenshingabe wird am darauf folgenden Tag noch einen Schritt weitergetrieben: Für das, was er den Menschen bringen will, wird er auch sein physisches Leben hingeben müssen. Jesus fordert seine Jüngerinnen und Jünger auf: "Tut dies ebenso, zur Erinnerung an mich!" Solche Hingabe wird die Menschen wahrhaft satt machen.
Das Besondere der Christen ist, dass sie füreinander leben, dass nicht jeder nur für sich sein Lebensglück sucht, sondern dass sich jeder auch für andere verausgabt. Freilich, manche tun es nur halbherzig oder gar nur zum Schein, aber das Ziel ist klar: Füreinander da sein, wie Jesus für andere da war. Die Kraft dazu empfangen sie und erwarten sie von Gott. Sie vertrauen darauf, dass er sie dabei nicht allein lässt und dass er diese Rechnung aufgehen lässt.
Zeigen, was wir anzubieten haben
Zu Fronleichnam gehen die Katholiken auf die Straße, um alle Welt auf diesen Schatz des Glaubens aufmerksam zu machen und vor allen Menschen Gott dafür zu danken.
In den letzten Jahren ist eine heftige Diskussion darüber entbrannt, wie weit man im öffentlichen Raum religiöse Zeichen zur Schau stellen darf. Ich halte es für sehr wichtig, dass das, was uns der Glaube schenkt, öffentlich zur Sprache gebracht und sichtbar gemacht wird.
In unserer Gesellschaft ist es ein selbstverständlicher Wirtschaftsfaktor geworden, dass für alles Mögliche geworben wird; für Lebensmittel etwa, oder für Medikamente. Im Wahlkampf wird auch für Ideen und Programme der wahlwerbenden Parteien geworben. Was der einzelne davon auswählt, ist seine Sache. Wichtig ist, dass ihm alles angeboten wird.
Sollten wir Christen nicht zeigen können, was uns heilig ist, was uns nährt, was für uns der Schlüssel zu einem guten Leben ist? Wir müssen uns hüten, dass wir Religion in dem Sinne zur Privatsache erklären, dass sie nur mehr in geschlossenen Räume ausgeübt werden darf.
Allerdings gilt es dabei auch, Regeln für ein gedeihliches Miteinander einzuhalten. Auch für die Werbewirtschaft gelten Regeln. Nicht erlaubt ist z.B. Negativwerbung. Andere Produkte dürfen nicht abwertend dargestellt werden. Wenn ein Produkt gut ist, wird es seine Käufer finden. Was sich nicht bewährt, wird wieder vom Markt verschwinden.
Jesus in seiner Hingabe nachahmen
Wir brauchen nicht die Konkurrenz anderer Religionen fürchten, solange wir von der Qualität des eigenen Angebotes überzeugt sind. Es braucht aber "Produktpflege". Mindestens ebenso wichtig wie das öffentliche Zeigen, was uns heilig ist, was für uns nährt und was wir der Menschheit anzubieten haben, ist das Einüben und Ausüben der Haltungen, die wir öffentlich preisen.
In jeder Eucharistiefeier rufen wir die Hingabe Jesu für die Menschen in Erinnerung. Sein Beispiel gibt uns die Kraft, auch füreinander zu leben. Aus dem Füreinander und Miteinander der Jüngerinnen und Jünger Jesu ist die Kirche entstanden. Sie hatte in den verschiedenen Epochen der Geschichte zeitweise großen Zulauf. Aus dem Nachahmen Jesu sind immer wieder Gesellschaftsformen entstanden, die sich sehen lassen konnten. Aus dieser Kraftquelle heraus die großen Herausforderung unserer Zeit zu bestehen und die unserer Generation zugemuteten Aufgaben zu bewältigen, ist unsere Berufung.