Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 09. Jul. 2023 - 14. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
03. Dez. 2023
1. Adventsonntag (B)
26. Nov. 2023
Christkönigsonntag (A)
19. Nov. 2023
33. Sonntag im Jahreskreis (A)
12. Nov. 2023
32. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Nov. 2023
9. November: Weihe der Lateranbasilika (Fest)
05. Nov. 2023
31. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Nov. 2023
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2023
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
29. Okt. 2023
30. Sonntag im Jahreskreis (A)
22. Okt. 2023
29. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Okt. 2023
28. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Okt. 2023
27. Sonntag im Jahreskreis (A)
07. Okt. 2023
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
01. Okt. 2023
26. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Sep. 2023
25. Sonntag im Jahreskreis (A)
17. Sep. 2023
24. Sonntag im Jahreskreis (A)
14. Sep. 2023
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
10. Sep. 2023
23. Sonntag im Jahreskreis (A)
03. Sep. 2023
22. Sonntag im Jahreskreis (A)
27. Aug. 2023
21. Sonntag im Jahreskreis (A)
20. Aug. 2023
20. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Aug. 2023
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
13. Aug. 2023
19. Sonntag im Jahreskreis (A)
06. Aug. 2023
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
30. Jul. 2023
17. Sonntag im Jahreskreis (A)
23. Jul. 2023
16. Sonntag im Jahreskreis (A)
16. Jul. 2023
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
16. Jul. 2023
15. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Jul. 2023
14. Sonntag im Jahreskreis (A)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Sach 9,9-10
Lesung aus dem Buch Sacharia.
So spricht der Herr:
Juble laut, Tochter Zion!
Jauchze, Tochter Jerusalem!
Siehe, dein König kommt zu dir.
Gerecht ist er und Rettung wurde ihm zuteil,
demütig ist er und reitet auf einem Esel,
ja, auf einem Esel, dem Jungen einer Eselin.
Ausmerzen werde ich die Streitwagen aus Éfraim
und die Rosse aus Jerusalem,
ausgemerzt wird der Kriegsbogen.
Er wird den Nationen Frieden verkünden;
und seine Herrschaft reicht von Meer zu Meer
und vom Strom bis an die Enden der Erde.
Der Abschnitt aus dem Buch Sacharja stammt aus dem "Messiaskapitel". Es wird den Gesandten Gottes geben, der anders kommt als erwartet (siehe Vers 9). Darin unterscheidet er sich von den Königen, die man kennt. Aber dann werden sich die Wünsche nach Macht und Stärke erfüllen (Vers 10). Hier sind alle bekannten Bilder des Messias Wahrheit geworden.
Das Messiasthema setzt sich gegen die ersten 7 Kapitel des Sacharja ab. Es gibt nicht mehr - wie in Sach 1- 8 - eine zeitliche Zuordnung. Es werden Bilder in Erinnerung gebracht, die ihre eigene Tradition haben.
Sacharja, ein Visionär aus einer Priesterfamilie stammend, fasste die Botschaft der früheren Propheten zusammen und richtete den Blick auf die Ereignisse in einer fernen Zukunft. Die heutige Perikope ist dem zweiten Teil des Buches entnommen, das mit Kapitel 9 beginnt. Es geht hier um Verheißungen und Gerichtsworte aus späterer Zeit.
Der sogenannte "zweite Sacharja" hat nach dem Tod Alexanders des Großen gewirkt. Hier tauchen Heilsworte auf, die im Neuen Testament ihre Erfüllung finden. Der einstige Einzug Davids in die eroberte Jebusiterstadt findet seine Erfüllung im friedlichen Einzug Jesu in das Jerusalem des ersten Jahrhunderts. Nachdem Jerusalem seine Schuld gebüßt hat, wird sein König "für die Völker den Frieden verkünden". Selbst die Philister, die Erzfeinde Israels, werden zum Rest gehören, der unserem Gott zueigen ist, wenn sie sich von ihren heidnischen Sitten zum wahren Gott bekehrt haben, also auch das Gesetz beobachten, das den Genuss von Blut und unreinen Tieren verbietet (9,7).
Mit Kap. 9 beginnt ein neuer Abschnitt im Sacharjabuch. 9,1-8 erzählt von Rettungstaten Gottes an seinem Volk und der Vernichtung der Feinde. In 9,9-17 ist plötzlich nicht mehr Krieg, sondern der Friedenskönig im Mittelpunkt. (Es wird aber dennoch als zukünftiges Geschehen verstanden).
Der kurze Abschnitt Verse 9-10 ist dem Heroldsruf nachempfunden: der Ankündigung eines Herrschers. Der Herold ist hier aber Gott selbst.
Genannt werden die Eigenschaften des Herrschers (gerecht; ihm selbst wird geholfen; er ist "arm" und "niedrig" – er ist steht so für das arme Israel!).
Die Nennung des Esels V. 9b bezieht sich auf Gen 49,10f.
Vers 10a berichtet die Auswirkungen dieses Kommens auf die Welt: Krieg und Kriegsgerät wird abgeschafft (vgl. Gottesknecht, Jes 42)
Vers 10b zitiert Ps 72,8 auf: der endzeitliche Herrscher ist Herrscher der Welt.
Die Stelle übernimmt sowohl messianische Verheißungen wie auch Motive aus den Gottesknechtliedern. Diese Verse werden in Mt 21,5 beim Einzug Jesu in Jerusalem aufgegriffen.
Vgl. Mt 11,29 (Evang. dieses Sonntags): Jesus ist "demütig". Sein Leben ist vorbildhaft das Leben des "Armen", der alles von Gott erhofft und erwartet.
Antwortpsalm - Ps 145,1-2. 8-11. 13c-14
Kv: Ich will dich erheben, meinen Gott und König. – Kv
Oder: Halleluja.
GL 649, 5
Ich will dich erheben, meinen Gott und König, *
ich will deinen Namen preisen auf immer und ewig.
Jeden Tag will ich dich preisen *
und deinen Namen loben auf immer und ewig. – (Kv)
Der Herr ist gnädig und barmherzig, *
langmütig und reich an Huld.
Der Herr ist gut zu allen, *
sein Erbarmen waltet über all seinen Werken. – (Kv)
Danken sollen dir, Herr, all deine Werke, *
deine Frommen sollen dich preisen.
Von der Herrlichkeit deines Königtums sollen sie reden, *
von deiner Macht sollen sie sprechen. – (Kv)
Treu ist der Herr in seinen Reden, *
und heilig in all seinen Werken.
Der Herr stützt alle, die fallen, *
er richtet alle auf, die gebeugt sind. – Kv
2. Lesung - Röm 8,9. 11-13
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Rom.
Schwestern und Brüder!
Ihr seid nicht vom Fleisch,
sondern vom Geist bestimmt,
da ja der Geist Gottes in euch wohnt.
Wer aber den Geist Christi nicht hat,
der gehört nicht zu ihm.
Wenn aber der Geist dessen in euch wohnt,
der Jesus von den Toten auferweckt hat,
dann wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat,
auch eure sterblichen Leiber lebendig machen,
durch seinen Geist, der in euch wohnt.
Wir sind also nicht dem Fleisch verpflichtet, Brüder und Schwestern,
sodass wir nach dem Fleisch leben müssten.
Denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt,
müsst ihr sterben;
wenn ihr aber
durch den Geist die sündigen Taten des Leibes tötet,
werdet ihr leben.
Martin Stewen (2020)
Norbert Riebartsch (2008)
Maria Wachtler (2002)
Paulus thematisiert in der heutigen Perikope die Anteilhabe an der Rettung. Wer Anteil hat am Geist, der rettet, der hat auch Anteil an der Auferstehung. Anteilhabe am Geist erreicht der Gläubige im Sakrament der Taufe (resp. Firmung), sodass wir diese Perikope als eine Art Taufkatechese verstehen können. Dieser Geist ist es, der den Gläubigen in eine Freiheit führt, die nur die Kinder Gottes haben. Erst in den folgenden Kapiteln führt Paulus dann aus, was denn das jetzt für die konkrete Lebensführung der Gläubigen heißt.
Paulus ist ein Leben in der Gegenwart Christi ein großes Anliegen der Verkündigung. Hat Gott Raum im Herzen seiner Gläubigen? Diese Frage bestimmt die Lesung aus dem Römerbrief. Sie ist Teil der Einheit zwischen Röm 8,1 - 8,17.
Wenn Gott keinen Raum hat, dann kann nicht gut werden, was der Mensch plant. Wenn Gott Raum hat und sich dies im Heiligen Geist zeigt, dann sollen die Früchte des Geistes zu spüren sein.
Geistempfang war für Paulus der Abschluss der Einführung in die Gemeinde. Zuvor stand die Taufe als öffentlichem Bekenntnis zu Christus. In der Erfahrung des Geistes gab Gott noch einmal sein Ja zur Tauferfahrung.
Der Brief an die Römer beschreibt im achten Kapitel das Leben im Geist Gottes.
Gott hat uns mit der Rechtfertigung Gaben geschenkt, die uns den Vollbesitz des Heiles sichern wollen (1-39). Wir haben den Heiligen Geist (1-11) und die Kindschaft Gottes (12-17) empfangen. Gottes Geist ist lebendig und wirkt in allen, die zu Christus gehören. Er gibt uns Kraft in der ständigen Auseinandersetzung zwischen Fleisch (Schwäche des der Sündenherrschaft verfallenen Menschen) und Geist (Gottes Kraft, die uns die Liebe gibt). Er versichert uns die Auferweckung des Leibes und lässt uns zu Gott "Abba" sagen. Er gibt uns Anteil an der Herrlichkeit Christi.
2. Lesung (erweiterte Fassung) - Röm 8,1-17
Lesung aus dem Brief des Apostel Paulus
an die Gemeinde in Rom.
Schwestern und Brüder!
Jetzt also gibt es keine Verurteilung mehr für die,
welche in Christus Jesus sind.
Denn das Gesetz des Geistes und des Lebens
in Christus Jesus
hat dich frei gemacht vom Gesetz der Sünde und des Todes.
Denn weil das Gesetz,
ohnmächtig durch das Fleisch,
nichts vermochte,
sandte Gott seinen Sohn in der Gestalt des Fleisches,
das unter der Macht der Sünde steht, wegen der Sünde,
um die Sünde im Fleisch zu verurteilen;
dies tat er,
damit die Forderung des Gesetzes durch uns erfüllt werde,
die wir nicht nach dem Fleisch,
sondern nach dem Geist leben.
Denn diejenigen, die vom Fleisch bestimmt sind,
trachten nach dem, was dem Fleisch entspricht,
die aber vom Geist bestimmt sind,
nach dem, was dem Geist entspricht.
Denn das Trachten des Fleisches führt zum Tod,
das Trachten des Geistes aber zu Leben und Frieden.
Denn das Trachten des Fleisches ist Feindschaft gegen Gott;
es unterwirft sich nämlich nicht dem Gesetz Gottes
und kann es auch nicht.
Wer aber vom Fleisch bestimmt ist,
kann Gott nicht gefallen.
Ihr seid nicht vom Fleisch,
sondern vom Geist bestimmt,
da ja der Geist Gottes in euch wohnt.
Wer aber den Geist Christi nicht hat,
der gehört nicht zu ihm.
Wenn aber der Geist dessen in euch wohnt,
der Jesus von den Toten auferweckt hat,
dann wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat,
auch eure sterblichen Leiber lebendig machen,
durch seinen Geist, der in euch wohnt.
Wir sind also nicht dem Fleisch verpflichtet, Brüder und Schwestern,
sodass wir nach dem Fleisch leben müssten.
Denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt,
müsst ihr sterben;
wenn ihr aber
durch den Geist die sündigen Taten des Leibes tötet,
werdet ihr leben.
Denn die sich vom Geist Gottes leiten lassen,
sind Kinder Gottes.
Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen,
sodass ihr immer noch Furcht haben müsstet,
ondern ihr habt den Geist der Kindschaft empfangen,
in dem wir rufen: Abba, Vater!
Der Geist selber bezeugt unserem Geist,
dass wir Kinder Gottes sind.
Sind wir aber Kinder, dann auch Erben;
Erben Gottes und Miterben Christi,
wenn wir mit ihm leiden,
um mit ihm auch verherrlicht zu werden.
Ruf vor dem Evangelium - Mt 11,25
Halleluja. Halleluja.
Sei gepriesen, Vater, Herr des Himmels und der Erde;
du hast die Geheimnisse des Reiches den Unmündigen offenbart.
Halleluja.
Evangelium - Mt 11,25-30
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit sprach Jesus:
Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde,
weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen
und es den Unmündigen offenbart hast.
Ja, Vater,
so hat es dir gefallen.
Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden;
niemand kennt den Sohn,
nur der Vater,
und niemand kennt den Vater,
nur der Sohn
und der, dem es der Sohn offenbaren will.
Kommt alle zu mir,
die ihr mühselig und beladen seid!
Ich will euch erquicken.
Nehmt mein Joch auf euch
und lernt von mir;
denn ich bin gütig und von Herzen demütig;
und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele.
Denn mein Joch ist sanft
und meine Last ist leicht.
Martin Stewen (2020)
Norbert Riebartsch (2008)
Maria Wachtler (2002)
Die Perikope des heutigen Sonntags ist das, was man in der Programmiersprache von Webseiten einen »Divider« nennt, eine trennende Einheit zwischen zwei mächtigen anderen Teilen. Der vorhergehende Teil sind die Bergpredigt (Kap 5-7) und die Wundererzählungen (Kap 8-9), der anschließende deutet allmählich den Widerspruch gegen und den Konflikt der Synagogenleute mit Jesus an, der schließlich zum dramatischen Ende führt.
Die Perikope heute beginnt zunächst mit einem Dankgebet Jesu an den Vater, das der üblichen Form jüdischer Synagogengebete entspricht. Im Vers 27 wechselt Jesus die Perspektive: Der Vater ist nicht mehr das Gegenüber eines jüdischen Beters, sondern sein Vater. Die Einladung (Verse 28-30) an die sich im Leben Abmühenden entspricht dem Traditionsgut der Weisheitsliteratur (vgl. etwa Sir 51).
Es sind drei Abschnitte in diesem Sonntagsevangelium zusammengefasst. Zum einen ist der Dank Jesu an den Vater in den Versen 25 - 27, dann die Einladung Jesu zur Ruhe in ihm und schließlich seine Aufforderung, sein Joch aufzunehmen.
Im ersten Teil ist Gott der Ansprechpartner, im zweiten alle Glaubenden und im dritten die Jünger Jesu.
Das heutige Evangelium hat in der Kirchengeschichte eine große Rolle gespielt. Am Vers 27 entschied sich die Frage, ob Jesus wahrer Gott und Mensch ist oder nicht. Wenn der Vater das Reich übergeben hat, ist dies dann ein Hinweis darauf, dass Jesus nicht von Anfang an als Sohn bei Gott war und daher seine Gottheit in Frage steht?
Die meisten Wunder Jesu ereigneten sich in dem kleinen Gebiet am Nordufer des Sees Genezareth um Kapernaum, Chorazin und Bethsaida. Die Bewohner dieser Gegend zeigten trotzdem nur sehr wenig Interesse an Jesus. Darum trifft sie die Drohrede Jesu unvermeidlich.
Aber nicht alle versagen Jesus den Glauben. Die "Unmündigen" (nicht die Kinder, sondern die einfachen, kleinen Leute, die nicht viel gelten, aber ihr Vertrauen auf Gott setzen), nehmen die Offenbarung Gottes an. Die Worte Jesu enthalten zuerst dankenden Lobpreis (25.26), dann Selbstoffenbarung (27): Jesus ist der Menschensohn, dem alles übergeben ist und Gottes Sohn, der in einzigartiger Gemeinschaft mit seinem Vater lebt. Für die einfachen Menschen gilt seine Einladung. Ihnen, die ihre Lasten kaum mehr tragen können, gibt er Kraft, sodass sie nicht überfordert werden.
Mit Jesus bei Gott ausruhen
Biblische Poesie
Der Sommer in seiner Vielfalt lädt uns jedes Jahr zum Schauen, zum Riechen und zum Unterwegssein, zum Staunen ein, um nur einige sommerliche Aktivitäten zu nennen. Was auch zur Sommerzeit gehört, ist das Lesen. Endlich Zeit zum Lesen. Die Leichtigkeit des Sommers kann so in Worten wahrgenommen werden. Sommerlektüre ist in dieser Zeit gefragt. Vielleicht kann es dieses Jahr die Poesie sein, für die wir uns Zeit nehmen. Die Poesie ist eine Erzählweise, die uns das Leben in kunstvoll, bildreich gestalteter Sprache erschließt.
Dieser Literaturform, der Poesie, sind wir heute im Evangelium begegnet. Die Verse aus dem heutigen Evangelium sind Poesie, Poesie im erweiterten Sinn. Matthäus geht in seinem Evangelium immer wieder über die Alltagssprache und deren Erfahrungswelt hinaus. Er versucht durch die poetische Sprache das „Mehr“ der Tatsache, der Realität herauszustreichen. Wir werden in einzelnen Versen erkennen, dass es sich hier um eine Wirklichkeit handelt, die unsere Wirklichkeit übersteigt. Und in diesem Sinn sehe ich das heutige Evangelium als Poesie. Matthäus lädt uns mit seiner poetischen Sprache ein, Unentdecktes, Unerkanntes und Neues aufzuspüren.
Joch
So hörten wir eben von einem Joch, das nicht drückt, nicht erdrückt, sondern sanft ist und die Last leicht ist – weil gut verteilt auf zwei Schultern. Lasten, Schwierigkeiten und Schuld sind Lebenserfahrungen und gehören zu einem erfüllten Leben. Nur „allein gelassen“ mit all dem, macht das Leben so manchmal zur Hölle: schwierig, schwer und kaum zu stemmen! Daher diese Einladung an all jene, die sich beladen fühlen oder wurden, deren Leben sich kaum auf die Reihe bringen lässt!
Das ist das Unentdeckte bzw. Unerkannte, auf das Jesus mit seiner Einladung „Kommt alle zu mir...“ hinweist. Ein Joch: nicht das Flächenmaß bzw. eine Ackerfläche, sondern jenes Joch, das als Querholz, richtig beladen, die Last ertragbar macht, ist gemeint. Helft einander, verteilt die Lasten, sodass wir oder andere nicht gebückt durchs Leben gehen müssen! Mit dem „sanften und leichten Joch“ erinnert Jesus, dass ein „Joch“ verbindet. Im Zusammenhang mit Jesus, wird durch das Joch die Verbundenheit der Freunde Jesu untereinander hervorgehoben.
Neu ist das Bild mit dem Joch, welches zur Entlastung der Einzelnen und zur Verbindung untereinander dient, nicht. Jesus greift poetische Worte der Hebräischen Bibel, die das Joch als Bild für Negatives, wie Unterdrückung, Tyrannei, Belastung und Schuld wie auch als etwas Positives sieht, auf. So ist „das Joch der Weisheit eine Wohltat für den Menschen“ bei Jesus Sirach als Poesie formuliert. Die Alltagssprache ist zu so einer über sich hinausweisenden Erfahrung nicht geeignet.
Zur Ruhe kommen
Von der Poesie, wie sie auch die Bibel kennt, geht eine besondere Wirkung aus. Der Vers 29 „Kommt alle ... Ich will euch erquicken“ braucht für uns heute einen Hinweis, damit wir verstehen, was hier mit dem Wort „erquicken“ ausgesagt wird.
Kehren wir zurück zum Vers 25 „In jener Zeit sprach Jesus: „Ich preise dich Vater, Herr des Himmels und der Erde...“ Diese Einleitung, die die Gottesbeziehung und Gotteserkenntnis Jesu hervorhebt, ist für all jene, die erschöpft, am Ende waren und keine Kraft mehr zum Leben verspürten, im Wort „erquicken“ – zur Ruhe kommen, ausruhen – erkennbar. Hier wird spürbar, dass Gott „der Ruheplatz am Wasser“ (Psalm 23) ist, der erquickt.
Das ist für mich biblische Poesie, eine kunstvolle Sprache, die das, was wir hören, übersteigt, erhöht und uns aus der Enge des konkreten Wortes in die Weite der Gotteserkenntnis, des Glaubens führt, zum „Ruheplatz am Wasser“.
Jesus nennt es "leichtes Joch". Ein Joch, das einlädt, so wie er, den Weg der Demut, der Güte und der Sanftmut zu gehen, damit auch andere leben können.
Gegensätzliche Welten
Herrscher
Vielleicht erinnern Sie sich noch an den Palmsonntag: Einzug Jesu in Jerusalem. Das Matthäusevangelium 21,1-11 zitiert den Propheten fast wortgetreu, so wie wir ihn heute in der ersten Lesung gehört haben. Dieses Prophetenbuch entstand um 520 v. Chr. und ist Teil der Tora. Das Volk Israel hatte eine schwierige Zeit hinter sich gebracht, jetzt gibt es eine Chance des Neuanfangs nach dem vielen Leid und Unglück, das sich durch Kriege immer wieder ereignet hatte. Das Buch warnt vor dem Abfall von JHWH. Mose beklagt sich: Es ist ein störrisches, hartnäckiges Volk. Der Abfall von JHWH, ausgelöst durch Machtgehabe seiner Könige, wird immer Leid und Unglück bringen.
Wie sich zeigt: die Herrschenden, aber auch Teile des Volkes haben aus all dem Unglück nichts gelernt. Leid und Unglück wiederholen sich nicht nur in der Geschichte Israels, sondern weltweit. Man braucht nur in die jüngere (europäische) Geschichte zu sehen, etwa im 20. Jhdt., zwei Weltkriege, die von Europa ausgingen. Nach dem Ersten Weltkrieg der Vorsatz: Nie wieder Krieg! Hass, Größenwahn und Machtspiele setzten sich fort, dann der Zweite Weltkrieg, Zeit des Wiederaufbaues und des Wohlstandes, der heute zu kippen droht, wieder Unruhen, Kriegsgefahr vor den Toren Europas, viel Hass in der Welt. Das war im 6. Jhdt. v. Chr. nicht viel anders. Menschen kamen aus dem Exil zurück, etwas Wohlstand, dann wieder Streiterei, Hass, Gewalt.
„Juble laut, Tochter Zion, jauchze Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir.“ (Sach 9,9). Er hat ganz andere Eigenschaften als die Könige, die Herrscher, die Politiker dieser Welt. Er ist gerecht, demütig, er hilft und rettet, er will Frieden. Das ist eine Vision, die zur Realität werden und zum weltumspannenden Reich Gottes führen soll. Zuerst müssen die Waffen vernichtet werden, bei Jesaja heißt es: aus Schwertern sollen Pflüge werden. Viel ist auch heute von atomarer Abrüstung die Rede. Das Gegenteil ist aber der Fall. Man überlegt Atomraketen vor den Toren Europas zu stationieren. Geistige Fähigkeiten, die der Mensch besitzt, werden in immer raffiniertere Kriegsgeräte mit riesigem finanziellem Aufwand investiert. Der Größenwahn einiger Herrscher bringt Leid und Tod über Millionen unschuldiger Menschen.
Welche Eigenschaften hat nun dieser neue König? Er ist gerecht. Wie sieht es heute damit aus? Wir sollten der Gerechtigkeit nachjagen (Dtn 16,20). Es gibt verschiedene Formen der Gerechtigkeit: Verteilungsgerechtigkeit, individuelle Gerechtigkeit. Gewiss ist unser Gerechtigkeitssinn begrenzt. Aber sieht so Verteilungsgerechtigkeit aus, dass Reiche immer reicher werden, weltweit, auch in Österreich, dass Wohlhabende um all das zittern müssen, was sie sich hart erarbeitet haben. Es fehlt an Weitblick, wenn die Ungerechtigkeit überhand nimmt. Rettung und Hilfe bringt der neue König.
Ein ehernes Gesetz lautet: Wer rasch hilft, hilft doppelt. Im kleinen Bereich geschieht viel Gutes, in der Politik erleben wir Zögern, Hickhack. Was dieser König macht: Waffen vernichten, eine Voraussetzung für den äußeren Frieden. Heutzutage werden mühsame Friedensverhandlungen geführt, die Waffenindustrie verdient gut, es entstehen laufend Dilemmasituationen ethischer Natur, Beschuldigungen folgen. Frieden durch Angst, vor allem in der Politik ist das ein Dauerzustand. Wir sprechen vom „Gleichgewicht des Schreckens“.
Der Friede des neuen Königs versteht sich als ein ganzheitliches Wohlergehen schon auf Erden: körperlich, geistig, seelisch. Der neue König ist demütig, kommt nicht hoch zu Ross, von oben herab, daher. So eine Haltung würde man als arrogant bezeichnen. „Rogare“ heißt fragen, nachfragen.
Arrogante und Unmündige
Der Arrogante, der Besserwisser, der Machttrunkene hat das nicht notwendig, zeigt keinerlei Interesse am anderen, am Nächsten. Kürzlich sagte ein Politikwissenschaftler zu einem Minister: Eure soziale Betroffenheit ist eine andere als die des Volkes, daraufhin große Irritation.
Das Evangelium lehnt die Weisen und Klugen ab. Wirklich? Was ist damit gemeint? Weisheit und Klugheit sind doch Kardinaltugenden. Wird so Bildungsfeindlichkeit, vielleicht sogar Dummheit gutgeheißen?
Die Weisheit und Klugheit dieser Welt ist anders geartet. Weise ist, wer das Wort Gottes erkannt hat und es befolgt. Das Buch der Sprichwörter bestätigt dazu: „Öffne deinen Mund für den Stummen, für das Recht aller Schwachen … Verschaffe den Bedürftigen und Armen Recht.“ (Spr 31,8).
Unmündig ist, wenn jemand sich zurückzieht, wenn er nirgends Gehör findet. Jesus will diesen Menschen zur Sprache verhelfen. Da braucht es Menschen, die hinhören, nachfragen, Interesse zeigen. Ein Joch drückt nieder, es wird uns nicht abgenommen. Es ist erstaunlich, was manche Menschen aushalten müssen. Das Joch Jesu will uns Durchhaltevermögen geben. Die Gesellschaft, mit der sich Jesus umgeben hat, sind Suchende, Zweifelnde, Gescheiterte, Unmündige… Trostworte, dass ER uns nicht verlässt. Realutopie also, weil das Reich Gottes schon begonnen hat und ansatzweise sichtbar ist. Vor allem die erste Lesung könnte Erinnerung an die christlichen Kirchen sein mit dem Text von Nicolas Gómez Dávila (1913-1994, kolumbianischer Philosoph): „Die Kirche hat nicht das Christentum der Welt anzupassen, sie hat nicht einmal die Welt dem Christentum anzupassen; sie muss vielmehr in der Welt eine Gegenwelt bewahren.“
Zwei Welten
Kluge und Unmündige
Haben sie so etwas schon einmal gehört? Jesus preist seinen Vater, den Herrn des Himmels und der Erde, weil er den Klugen und Weisen etwas vorenthalten hat, etwas, das er den „Unmündigen“, wie es bei Matthäus ausgedrückt wird, aber offenbart.
Hat Gott Probleme mit Menschen, die ihren Verstand benützen? Oder wie ist dieses Wort gemeint? Und was ist dieses »Etwas«?
Mit den „Unmündigen“ sind offenbar alle Schwachen, Niedrigen, Armen, Kranken und Ausgestoßenen, kurzum alle Randgruppen gemeint. Jetzt wird zumindest der eine Teil der Nachricht klar, denn die Evangelien berichten laufend und einhellig, dass Jesus das Wohlergehen der Armen und Schwachen immer ein besonders Anliegen ist. Eine Aussage, die dies Verhalten untermauert, lautet: „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken“ (Mt 9,12 // Mk 2,17 // Lk 5,31).
Aber gilt seine frohe Botschaft nicht allen Menschen, ohne Unterschied? Ist nicht auch der Verstand ein Gottes Geschenk? Warum dieser Vorbehalt den Klugen gegenüber?
Die Antwort ergibt sich wohl aus dem zweiten Teil des Textes. Hier lesen wir von Jesu Einladung an alle Mühseligen und Beladenen. Sie sollen zu ihm kommen, er will sie erquicken. Das Verb erquicken gehört nicht zu unserem üblichen Wortschatz. Wollen wir verstehen, was es meint, müssen wir den Umweg über das zugehörige Adjektiv gehen. Der Begriff „quicklebendig“ ist uns allen bekannt. Er hilft uns zu verstehen, dass „erquicken“ etwas mit »lebendig machen« zu tun hat. Jesus will uns erquicken, er will uns lebendig machen. Ein neues Leben ist uns zugesagt.
Leid, Not, Grausamkeiten
Mit »unmündig« können auch Menschen gemeint sein, deren Leben ihnen so entglitten ist, dass ihr Verstand ihnen keine Hilfe mehr sein kann. Sie waren derart von ihrer Not besetzt, dass logisches Denken nicht mehr funktionierte.
Ich weiß nicht, ob unter uns Personen sind, die schon so große Not erlebt haben. Die Gesellschaftsstruktur, in der wir Mitteleuropäer leben, hält viele solcher Schreckensszenarien von uns fern. Aber vor seelischen Grausamkeiten und tiefen Verletzungen auf der Beziehungsebene sind auch wir nicht gefeit.
Zudem sind unsere westlichen Gesellschaften im Wandel. In den Nachrichten können wir Bilder über eine zunehmende Verrohung unserer Gesellschaft feststellen. Letzte Woche gab es Bilder aus Frankreich und aus Deutschland - unseren unmittelbaren Nachbarn - die wirkliche Angst einflößten. Wer verursacht so großes Leid? Fast immer sind es sind Gewaltakte in jeder Form: körperlich, seelisch, sexuell und strukturell. Oft Folge von Entscheidungen größenwahnsinniger Diktatoren oder wahnwitziger Autokraten, die ihre Völker in Kriege drängen. Aber auch Naturkatastrophen und ihre sozialen Folgen, unheilbare Krankheiten oder verantwortungslose Handlungen erwachsener Egoisten an Kindern und Jugendlichen gehören zu den Ursachen.
Sie alle bringen Opfer hervor deren Seelen keine Ruhe mehr finden können. Gerade diese geschundenen Menschen besitzen aber an den wunden Stellen ihrer Seele genau jene Rezeptoren, die die Botschaft Gottes direkt durchlassen. Die Botschaft: "Kommt zu mir, ich will euch erquicken." Sie richtet sich direkt an sie. Und sie kommt direkt an.
Duales Denken
Warum aber soll den Klugen und Weisen die Botschaft von der lebendig machenden Heilkraft verborgen bleiben? Ist Verstand etwas Schlechtes?
Fast alle Menschen verspüren oft eine unerklärliche innere Sehnsucht nach Ganzheit. Ihre Seele ist unruhig, sie sucht den fehlenden Teil. Jene, die sich dieser Unruhe stellen und ihr nachgehen finden oft im Glauben, im Gebet, in der Meditation oder im gläubigen Tun eine Möglichkeit Seelenfrieden zu erfahren.
Anderen ergeht es wie Adam. Sie handeln auf Basis der Logik und wandeln so von einem scheinbaren Frieden zum nächsten. Adam wurde erst, nachdem er vom Baum der Erkenntnis gegessen hatte, seine Nacktheit bewusst. Die Früchte dieses Baumes der Erkenntnis brachten ihm ein vergleichendes Wissen, duales Denken. Bis zum heutigen Tag verwenden wir diese Wahrnehmungsmethode.
Unser Verstand ist grundsätzlich eine wunderbare Sache. Er hilft uns unser Leben zu ordnen. Uns in dieser Welt zurechtzufinden und alles zu organisieren, was unser biologisches Überleben garantiert. Aber er gaukelt uns auch vor, die einzige Instanz zu sein, die unsere Bedürfnisse befriedigen kann. Als dualistisches Wahrnehmungssystem, das nach dem Schema des Vergleiches arbeitet, kann er jedoch auf die großen Lebensfragen keine Antwort geben. Wer Fragen nach dem Sinn mit dieser Methode erklären will, erleidet Schiffbruch.
Adam fand Lösungen, seine Nacktheit zu bedecken. Das schafft der Verstand. Aber die paradiesische Freiheit, seine Nacktheit nicht als Blöße empfinden zu müssen, blieb aus. Die Sehnsucht nach diesem paradiesischen Urzustand fühlen wir Menschen bis heute.
Das neues Denken Jesu
Für uns Christen hat Jesus, der neue Adam, durch sein lebendiges Vorbild einen neuen Weg vorgezeichnet. Er führt uns wieder hin zum Baum des Lebens mit seinen lebendig machenden Früchten. Seine Gebote der Gottes-, Eigen- und Nächstenliebe, sind die leichte Last und das sanfte Joch, das wir dafür auf uns nehmen müssen. Doch wer dieses Joch auf sich nimmt, erntet Güte, Demut und Seelenruhe.
© Gertrude Schid, Salzburg, gertrude.schmid(at)a1.net
Gottes leichtes Joch - Geschenk und Herausforderung
Wenn es uns schlecht geht, freuen wir uns, wenn da jemand ist, der uns in den Arm nimmt oder auf welche Weise auch immer sein Mitgefühl deutlich macht. In der letzten Zeit der Pandemie durften wir das verstärkt spüren, wie Menschen ausdrückten, dass ihnen die Not ihrer Nachbarn nicht egal ist. Überall gab es breite Wellen der Solidarität mit Menschen in den verschiedensten Lebenslagen. Und diese Solidarität funktionierte selbst dann, wenn sich die Menschen nicht richtig begegnen konnten, nur auf Abstand. Ein Sprichwort sagt: “Geteiltes Leid ist halbes Leid”, und dafür muss man nicht einmal im selben Raum sein.
Gott mit uns - durch dick und dünn
Unser Gott macht es genauso. Selbst wenn wir seine Gegenwart nicht sehen oder anfassen können, ist er da und lebt Solidarität mit seiner Schöpfung. So hörten wir es einmal mehr heute im Evangelium. Jesus wendet sich zunächst wie jeder Beter an Gott den Vater und tut dies ganz und gar in der Tradition der jüdischen Spiritualität, wie es im jüdischen Synagogengebet oder Privatgebet üblich war. Dann aber wechselt Jesus die Perspektive. Aus dem Gegenüber eines Beters wird der Sohn Gottes, eine einzige Gottheit mit Gott dem Vater: "Niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn." Und Jesus macht seiner Zuhörerschaft deutlich: Alles Heil, was ihr durch mich erfahren habt, vielleicht sogar am eigenen Körper, ist Heil Gottes.
Die Solidarität mit dem leidenden Menschen, die Jesus zu allen Zeiten seines Wirkens an den Tag gelegt hat, ist mehr als zwischenmenschliches Mitgefühl oder Empathie - es ist die Solidarität Gottes mit seiner Schöpfung. Wenn Gott den Weg von uns Menschen mitgeht, dann heißt das nicht, dass das Leben völlig easy, so ganz einfach daherkommen wird. Wäre das das Versprechen Gottes, wäre das Leiden und Sterben des Gottessohnes völlig sinnlos gewesen. Nein, wenn Gott mit uns Menschen durchs Leben geht, dann ist sein Versprechen, dass hinter allem Schwerem, hinter allem unabwendbaren, aber auch hinter allem sinnlosen Leiden noch mehr steht. Gott wendet sich in Jesus Christus in Demut und Liebe dem Menschen zu und macht uns deutlich: Du schaffst das, du kannst das Leben bestehen! Da ist einer, der das vorgemacht, der das schwerste Joch des Lebens auf sich genommen hat: den freiwilligen Tod.
Aber das war nicht alles, denn Gott will nicht den Untergang des Menschen, sondern sein Leben in Fülle. Darum ist Jesus von den Toten auferstanden und nimmt uns auf diesen Weg mit. Paulus fasst das in eine seiner Kurzformeln des Glaubens, die wir heute in der Lesung aus dem Brief an die Gemeinde in Rom gehört haben: "Wenn aber der Geist dessen in euch wohnt, der Jesus von den Toten auferweckt hat, dann wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen, durch seinen Geist, der in euch wohnt". Wenn Gott also den Weg von uns Menschen mitgeht, dann tut er das nicht als fixe Idee, sondern ganz real - in der Person des Sohnes, der noch immer wieder unter uns weilt unter den Gestalten von Brot und Wein.
Gott ist realistisch
Gott verspricht nicht das Paradies auf Erden, wenn wir mit ihm sind und er mit uns. Das wäre auch widersinnig, ist doch die Schöpfung mit allem darin gezeichnet von menschlicher Begrenztheit und menschlicher Unzulänglichkeit. So können wir das Paradies auf Erden weder erhoffen noch darauf warten. Stattdessen aber sind wir eingeladen und aufgerufen, alles daran zu setzen, dass diese Erde einen Vorgeschmack des Paradieses bietet - nicht ganz generell, das wird kaum klappen, aber immer wieder punktuell, und dafür deutlich. Jede und jeder, der in Gottes Schöpfung ist, soll sich dafür einsetzen, soll dieses Joch auf sich nehmen und mitmachen.
Das beginnt ja bekanntlich im ganz Kleinen - die Zeit der Pandemie hat uns das gelehrt, an wievielen Stellen man sich den Nächsten zuwenden kann, um Heil Gottes spürbar werden zu lassen. Und diese Handeln für eine Schöpfung, in der Gottes Geist wirklich spürbar ist, kann schließlich zu einer Lebenshaltung werden. Was immer jede und jeder sich letztendlich vornimmt: Es ist oftmals Denken, Reden und Handeln, das im besten Sinn des Wortes alternativ ist, weil es nur zu oft gegen das geht, was die Mehrheit macht. Genau das hilft, dieser Erde Züge des Himmels zu verleihen.
Nun machen wir da mal was draus
Wenn wir so am Himmel auf Erden mitmachen, können wir sicher sein, dass Gott mit uns ist. Er ist dann nicht ein fremder Gott, ein Gott, der Opfer annimmt und sich dann wieder aus dem Leben seiner Schöpfung zurückzieht. Nein, er ist und bleibt Gott-mit-uns, auch dann wenn es schwierig wird.
Die Frage ist: Können wir das glauben, können wir das annehmen? Hat das eine existentielle Bedeutung für unser Leben? Für unser Leben aus dem Glauben? Oder hören wir die Worte hier in der Kirche an, messen ihnen keine Bedeutung zu und halten uns nach dem Gottesdienst lieber an Äußerlichkeiten auf, die wir in der Kirche erlebt haben. - Schauen wir hin: Wer wie der Ochse auf dem Feld ein Joch auf sich nehmen will, muss zu allererst eines machen: still stehen und den Kopf beugen. Und wer das leichte Joch Jesu auf sich nehmen will, braucht neben der Haltung der Demut auch noch die Haltung der Sanftmut, wie der protestantische Theologe und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer darauf verwiesen hat. Das gilt für jeden und jede, der diese Worte der Heiligen Schrift in der Kirche hier hört, aber das gilt natürlich ganz genauso auch für jeden, der diese Worte der Heiligen Schrift verkündet.
Das Evangelium dieses Sonntags ist ein Versprechen: Mit Gott an unserer Seite können wir das Leben wagen, das er mit uns geht. Aber dieses Evangelium ist auch ein Aufruf: Weil der Gott Jesu Christi an unserer Seite ist, sollen wir dieses Leben wagen.
„Um der Menschen willen - gerecht, hilfreich und demütig.“
Weise, Kluge und Unmündige
Da stellt doch glatt einer die Welt auf den Kopf. Und lädt uns ein, mitzutun. „Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin sanft und demütig. Und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele.“ Das sollen wir glauben und danach handeln? Sanft und demütig, das sind doch in unserer Gesellschaft die, die ständig draufzahlen, die Dummen, die sich nie durchsetzen werden, wenn es drauf ankommt. Diesen Weg sollen wir beschreiten? Bräuchten wir, damit wirklich etwas weitergeht, nicht schon längst wieder einmal wen, der ordentlich auf den Tisch haut, der sagt, wo es langgeht?
Der Weg Jesu war eine Kurskorrektur, er weist den Geplagten und Beladenen eine andere Richtung, die Einfältigen und Unmündigen verstehen, worum es geht. Leben kann nur gemeinsam gelebt und bewältigt werden. Erkennt die Ähnlichkeit eurer Lebensverhältnisse, tut euch zusammen, organisiert euch, nehmt euer Leben in die Hand, handelt gemeinsam. Wenn viele Schultern gemeinsam tragen, werden Berge versetzt, manche Probleme leicht. Wer hat das nicht auch schon erlebt? Die vermeintlich Weisen und Wichtigen in der Bibel haben jedoch die Beladenen und Belasteten, die kleinen Leute, nicht im Blick, sie sind mit sich beschäftigt, ihrer Klugheit und Selbstdarstellung. Vielleicht sind gerade sie es, die den anderen Lasten aufbürden. Aus diesem Grund sind sie auch gar nicht gewillt, Veränderung und Gerechtigkeit zu schaffen. Und heute?
Starke Männer und Frauen
Heute erleben wir, dass nationale Perspektiven in Europa und weltweit die bestimmenden und wachsenden Faktoren sind. Starke Männer und Frauen betreten die politischen und gesellschaftlichen Bühnen. Ihr Ziel ist Alleinherrschaft, Anhäufung von Macht, eine Herrschaft, die andere Strömungen, Ideen, vor allem die Bedürfnisse der Menschen ausblendet. Mit der Betonung und Überhöhung der eigenen, oft national begründeten Wichtigkeit werden andere Positionen und Personen verunglimpft, ja oft auch lächerlich gemacht. Der Ruf nach einem starken Mann, einer starken Frau wird wieder laut und lauter. Als Gemeinschaft oder selbst als Partei zukunftsfähige Wege auszuverhandeln, zu diskutieren, und gemeinsame Linien festzulegen, scheint störend.
Entscheidungen werden oft nicht mehr rückgebunden an die Menschen, die sie dann zu tragen haben. Die Politik hat sich vielfach von den Menschen entfremdet oder ist beschäftigt mit Selbstdarstellung und feindseligem Gegeneinander. Ihre Grundaufgabe, Sorge für das gemeinsame Ganze zu trage, gerät in den Hintergrund. Gedacht wird in Wahlzyklen. Und selbst die halten nicht, wenn Machtgelüste dazwischenfunken. Der Individualismus hat sich auch hier festgesetzt und schürt Machtkämpfe gegeneinander. Der Blick auf das Gemeinwohl, für das Gemeinsame und vom Gemeinsamen her zu denken, geht immer mehr verloren. Die Hoffnung auf eine zu schaffende Gesellschaft, in der alle Lebensmöglichkeiten haben sollen, scheint in weiter Ferne.
Gerecht, hilfreich und demütig
Genau in diese Situation hinein klingen Ansagen der Bibel wohltuend. Gerecht, hilfreich und demütig. Kurz und kernig benennt Sacharja das Auftreten des Königs. Der fährt übrigens nicht in der Limousine vor, sondern kommt auf dem Reittier des Volkes, dem Esel. Ein König präsentiert sich als Ohnmächtiger, scheint nicht mehr zu haben als auch das Volk zum Leben hat. Nicht hoch zu Ross reitet er ein, abgehoben und erhöht. Ein Esel reicht. Stehend können ihm die Menschen in die Augen schauen. Sein Ziel ist Frieden zu stiften, Streitwägen und der Kriegsbogen werden zerschlagen.
Die Bibel zeigt uns eine andere Form von politischer Macht und Zusammenleben. Wenn man dann noch im Blick hat, dass die wesentliche Aufgabe eines Königs im alten Israel war, Tora zu tun, also zu schauen, dass die Weisungen des Ewigen getan werden, wird uns vielleicht einiges klarer. Jahwe ist der alleinige Herr, sonst soll es keine Herren und Herrschaften geben. Jahwe ermächtigt die Schwachen, die Ohnmächtigen zu einem Leben in Würde. Dazu braucht es auch eine dementsprechende Struktur des Zusammenlebens. „Weg mit Meister und mit Pfaffen, Kaiser, König sollen sich raffen“ wird in einem alten Lied gesungen, das möglicherweise an diese biblische Tradition erinnert.
Ein Volk von Gleichen
„Gerecht, hilfreich und demütig“ - so ist der König. Sanftmütig und demütig von Herzen statt besserwisserisch und herrschaftlich. Oben und unten werden biblisch immer wieder bewusst verkehrt, neu beschrieben, um Nachdenkprozesse einzuleiten, wie wir uns als Menschen zueinander in Beziehung setzen sollen. In der Tradition des Volkes Israel, eines Volkes von Gleichen darf es kein Oben und Unten geben, hat niemand das Recht, sich über einen anderen Menschen zu stellen. Auch für uns bleibt die Frage, wie wir uns als Menschen zueinander verhalten sollen, wesentlich. In Bezug auf unsere geflüchteten Mitmenschen ist das eine neue Herausforderung.
Eine neue Herrschaft ohne Herrschaft. Ist so was denn überhaupt möglich? Schon darüber nachzudenken fordert heraus. Die Bibel weitet hier den Blick. Der neue König wird von seinem Wesen her beschrieben. Menschenfreundliche Eigenschaften zeichnen ihn aus, er wird nicht hierarchisch gedacht. An der Gerechtigkeit arbeiten ist sein Wesensmerkmal, Lebensmöglichkeiten für alle zu sichern ist seine Hauptaufgabe.
Neue Formen des Zusammenlebens
Was entspräche dem in der heutigen Zeit? Da wäre vielleicht das bedingungslose Grundeinkommen für alle zu denken. Eine Lebensgrundlage, die Recht ist und nicht abhängig von der Gnade von vermeintlich Oberen. Was würdest du arbeiten, würden Sie arbeiten, wenn für dein Einkommen, Ihr Einkommen gesorgt wäre? Wir könnten unserem Wesen gemäß arbeiten, wenn für unser Auskommen gesorgt wäre. Da stünden Tür und Tor offen, unsere Fähigkeiten in die Gesellschaft einzubringen, ein gedeihliches Miteinander besser entwickeln zu können. Nachbarschaftshilfe, Gemeinschaftsgärten, gemeinsam Kochen und Essen, neue Formen gemeinschaftlichen Zusammenlebens entwickeln, weil wir Zeit und auch die Kraft dazu haben. Die Existenzangst, die ohnmächtig macht, wäre gebannt, eine grundlegende Existenzsicherung ermächtigt zu eigener Gestaltung, zu Selbstermächtigung.
Wäre für unsere Arbeitswelt eine Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden oder weniger denk- und umsetzbar? Arbeit wird gerecht verteilt, und jede und jeder arbeitet nach ihren und seinen Möglichkeiten.
Vielleicht greifen hier auch die Worte des Matthäus: „Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir. Denn ich bin gütig und von Herzen demütig.“ Vom Weg Jesu zu lernen bedeutet, teilen zu lernen. Nicht nur vom Überfluss, sondern das ganze Leben. Dann braucht auch niemand mehr Angst zu haben. Der und die Andere schaut auf mich, genauso wie ich meine Mitmenschen im Blick habe. Wohlwollend und barmherzig, demütig, verbunden mit dem Herzen. Was für eine große Vision. Unglaublich klingen diese Bilder, auf dem Hintergrund unserer heutigen Welt sind sie kaum vorzustellen. Hier ist unser Glaube, der Glaube an den Gott des Lebens und der Menschenfreundlichkeit gefordert, damit diese Vision Wirklichkeit werden kann entgegen aller Herrschaft und Herrschaften, die sich über andere stellen.
Eine große Vision von gutem Leben
Was versprochen wird, klingt nach gutem Leben: „Denn mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht.“ Das ist eine Herausforderung an unsere vertrauten Bilder, die das alltägliche Leben prägen und sich auch in manchen Sprichwörtern buchstäblich niederschlagen. Arbeit muss hart sein, das Joch spürt man schon auf den Schultern, wenn nur das Wort ausgesprochen wird und das Leben ist schließlich kein Honiglecken. Und überhaupt: es braucht schon wen, der sagt, was zu tun ist und wo es lang geht. Wenn alle mitreden könnten, kämen wir ja schließlich nie auf einen grünen Zweig.
Genau diesen aber haben die biblischen Geschichten im Auge. Da sprießt Grün, wo für andere Augen nur Dürre und Leblosigkeit scheint. Entgegen aller Herrschaftsverhältnisse des Umlandes keimt immer wieder Hoffnung auf ein anderes Land, auf ein Land, in dem Milch und Honig fließen, für alle. Eine Gesellschaft, in der Menschen einander Nächste werden, entwirft ein neues Miteinander. Vertraute Herrschafts- und Machtverhältnisse werden radikal gesprengt, Gleichwertigkeit und Gleichwürdigkeit, der Respekt vor dem Leben des und der Anderen werden federführend. Jede und jeder hat hier Platz mit seiner und ihrer Stimme, seinen und ihren Bedürfnissen. Das Joch, das untereinander verbindet, ist leicht und zukunftsweisend und für alle gleich gültig: die Tora. Das Gesetz Jahwes zu erfüllen bringt Leben, so lautet eine Kurzformel des jüdischen Glaubens. Gerecht, hilfreich und demütig zu leben ist die Anweisung für unser Tun und Handeln. Im Wort „demütig“ verbirgt sich der Mut, den es braucht, von der eigenen Macht und Sehnsucht nach Herrschaft abzusehen und sich auf diesen unglaublichen Weg unbedingter Mitmenschlichkeit einzulassen. Mögen wir diesen Mut für ein neues Miteinander aufbringen.
© Mag. Fritz Käferböck-Stelzer, Betriebsseelsorger im Treffpunkt mensch & arbeit Nettingsdorf
Das Joch Jesu
Unbelehrbare und für Gott Offene
Das Evangelium ist in drei Gedankenschritte unterteilt. Als Erstes dankt Jesus dem Vater im Himmel, dass er, Jesus, mit seiner Botschaft bei vielen Menschen Anklang findet. Jesus erlebt zwar, dass er gerade von den sogenannten Klugen und Weisen, zu denen sich vor allem die Schriftgelehrten, Pharisäer und Führer des Volkes zählten, abgelehnt wird; dass andererseits aber viele, vor allem die sogenannten Kleinen - Abgestempelte, Ausgestoßene, unheilbar Kranke, von einem Dämon Besessene, öffentlich als Sünder Bezeichnete – zu ihm kommen und ihm ihr Herz öffnen.
Achten wir darauf, dass Jesus keineswegs so tut, als seien die Sünder keine Sünder. Das ganz und gar nicht. Und wo Sünder stur Sünder bleiben, gehörten sie ebenso zu den Unbelehrbaren wie die Schriftgelehrten und Pharisäer. Die Kleinen, die Jesus im Auge hat und preist, sind all jene, die bereit sind, ihrem Leben Richtung zu geben nach der Lebensweise, wie sie sie bei Jesus sehen und erleben. Zum Beispiel: aufhören mit Verurteilungen, überheblichem öffentlichen Prahlen ein Ende setzen, Gutes nur aus Berechnung tun, Schluss machen mit jeder Art von Rache und der Einforderung einer Wiedergutmachung im Sinne „Aug um Auge, Zahn um Zahn“. Und Ähnliches mehr.
Für alle, die neben ihren Bitten um konkrete Hilfe zu Jesus kommen, um sich von seinem Geist inspirieren zu lassen, um ihr Leben auf die Liebe auszurichten, bedankt sich Jesus beim Vater im Himmel. Sie sind jene, mit denen man Heil und Glück in der Welt aufbauen kann.
Im Einklang mit Gott
Im zweiten Schritt begründet Jesus, aus welchem Hintergrund er seine Erwartungen an die Menschen stellt. Es ist die Verbundenheit und Machtfülle, mit der er durch sein Eins-Sein mit dem Vater ausgestattet ist. Jesus allein kennt ganz und gar das Wesen Gottes: seine unendliche Liebe, Güte und Barmherzigkeit. Erst durch Jesus kann das Bild vom zürnenden und strafenden Gott beiseitegelegt werden. Wer sich also mit Jesus vereint, seine Weisungen grundsätzlich für sich annimmt, darf sicher sein, dass er sich ebenfalls im Einklang mit Gott befindet.
Die Kritik Jesu an den Pharisäern und Schriftgelehrten besteht darin, dass diese hartnäckig und pingelig den Einklang mit den religiösen Vorschriften und Gesetzen fordern, das persönliche Einklinken in die großzügige Liebe Gottes aber nicht mitvollziehen. Daher haben sie keine Bedenken, Menschen zu verurteilen, sie abzustempeln, ihnen sogar das Heil abzusprechen. Dass man Gesetze und Vorschriften auch ohne Verbundenheit mit Gott erfüllen kann, haben sie nicht im Blick. Daher bleiben sie hartherzig und überheblich in ihren Urteilen.
Das Joch Jesu
Im dritten Schritt wendet sich Jesus neu an alle Menschen, um sie einzuladen, zu ihm zu kommen. Diese Einladung gilt auch jenen, die sich bisher gegen ihn gestellt haben. Jesus verheißt, dass man bei ihm Ruhe finden kann für die Seele und dass das Joch, das er mit seinen Forderungen auf die Schultern der Menschen legt, nicht schonungslos schwere Last ist, die regelrecht zu Boden drückt.
Das Joch Jesu, was ist eigentlich darunter zu verstehen? - Jesus ruft immer wieder dazu auf, das Streben nach der Liebe sehr ernst zu nehmen, es nicht der augenblicklichen Lust und Laune zu überlassen. Viel an Liebe und Hilfe fällt uns nicht schwer bei Menschen, die wir in unser Herz geschlossen haben, die uns wohlgesonnen sind und die uns in der Not ohne langes Bitten zu Hilfe kommen. Ihnen danken wir gern nicht nur mit Worten, sondern auch durch unser bewusst hochherziges und liebevolles Verhalten ihnen gegenüber. Diese Liebe ist uns in keiner Weise eine Last oder Bürde, weil wir das Gute geliebten und geschätzten Menschen gegenüber gern tun.
Diese Beobachtung ist eine sehr wichtige. Bürde und Last schwinden, sobald wir das Gute gern tun. Alle Einsätze, alles Zupacken, jede Hilfe, bei allem, was wir gern tun, löst sich Last und Bürde fast in Luft auf, obwohl der Einsatz und die Mühe bleiben. Das Joch Jesu ist die Mühe, die wir aufwenden müssen, um die Liebe zu leben und das Gute zu tun. Nehmen wir die Mühe gern auf uns, so wird das Joch leicht. Last und Bürde kommen immer dann und dort auf, wo wir uns nicht dafür entscheiden, etwas gern zu tun.
Die Last bewusst gelebter Liebe
Genau diese Situation kennt Jesus sehr gut. Er ist ja schließlich von seinem Wesen her auch ganz Mensch. Die Kraft für sein Leben der Güte, Hingabe und Hilfe holt er sich immer wieder durch sein bewusstes sich innerliches Vereinigen mit dem Vater im Himmel. Wie Gott alle und jeden Menschen liebt, so entscheidet sich Jesus für die Liebe zu jedem – auch denen gegenüber, die ihn in seiner Art und mit dem, was er verkündet, ablehnen. Dieses sein Verhalten sollen wir nachahmen und dabei spüren und erfahren: Bewusst gelebte Liebe erdrückt nicht trotz der Mühe, die dabei aufzubringen ist. Ganz im Gegenteil. Sie stachelt sogar an, den negativen Gefühlen in uns nicht freien Lauf zu gewähren. Jesus möchte, dass wir zu ihm kommen und uns in seiner und des Vaters Liebe zu uns sonnen und damit Kraft tanken.
Noch ein Zweites beabsichtigt Jesus mit seiner Einladung zu ihm. Er will uns versichern, dass er unseren menschlich begrenzten Kräften mit seiner Gnade zu Hilfe kommt. Dass wir dieses Versprechen und diese Zusicherung auf die Probe stellen, ist Jesus sehr recht, erwartet er sogar von uns. Gott lässt sich gern auf die Probe stellen. Denn das Erleben seiner Hilfe und seines Beistandes ermöglichen ja erst ein tiefes Vertrauen in ihn. Wer das Erproben der Zusage Jesu unterlässt, bringt sich um wichtige und hilfreiche Erfahrungen im Glauben.
Ruhe finden
So sind wir eingeladen, die Erkenntnis zu gewinnen: Sich ein großes Wissen und viel an Kenntnissen zu erwerben, ist gut. Übertroffen aber werden beide durch gelebte Liebe. Der Alltag und das Leben zeigen: Menschen, von denen Liebe, Güte, Erbarmen, Friede, Geduld ausgehen, nimmt niemand übel, dass sie im Wissen oder in der Geschicklichkeit Lücken haben. Die Nähe zu ihnen wird gesucht, ihr Verhalten strahlt aus. Sie geben dem Leben, wonach jeder sich sehnt.
Mühen wir uns neu, mit Gottes Hilfe Liebende zu werden und zu bleiben: als Weise und Kluge, Große und Kleine, berühmte und einfache Menschen. Dann wird unsere Seele Ruhe finden und unser Herz sich mit Glück und Freude füllen.
Verkehrte Welt
Die Falle der Besserwisser
Das Evangelium beginnt heute mit dem Jubelruf Jesu: „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast.“ Jesus musste nämlich feststellen - das geht unserer Schriftstelle voraus -, dass viele Menschen nicht begriffen haben, was Gott vor ihren Augen tat. Sie waren oberflächlich, glaubten nicht. Jesus rief Wehe-Worte über die galiläischen Städte, wo er das Gottesreich mit Machttaten angekündigt hatte.
Trotz des beklagten Unglaubens weiß Jesus, dass der Vater weiterhin in den Menschen wirkt. Er ruft erfüllt mit Heiligen Geist den Lobpreis. „Weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen, aber offenbart hast.“ Gemeint sind die einfachen und kleinen Menschen. Nicht die Schriftkundigen und beruflich mit Gott Beschäftigten erkannten ihn. Deren Blick auf Gott und seine Menschenliebe war verstellt. Als Lehrer in Israel tendierten sie dazu, alles besser zu wissen. Das verdunkelte ihnen die Sicht auf Gottes Wirken für den Menschen. Die einfachen Leute dagegen waren wie unmündige Kinder, die vom Herzen her erahnen und begreifen konnten, dass für sie Jesus das große Geschenk war.
Die Torheit der Weisen
Eine ähnliche Erfahrung kennen wir von Paulus, wenn er über das Geheimnis des Kreuzes spricht. Es ist für die Weisen dieser Welt „Torheit“, aber für die Törichten, „Gottes Kraft.“Jesus bestätigt weiter: “Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will“. Allein der Sohn kennt den Vater. Wenn wir etwas vom Vater erkennen, ist es Teilhabe am Erkennen des Vaters im Sohn. Er hat es zuerst den Unmündigen, den Einfachen geoffenbart. Wir bitten um den Geist des einfachen und frohen Glaubens, um auch dazuzugehören.
Einladung an alle
Jesus weitet seinen Blick von den Unmündigen und Einfachen hin zu uns allen, die Lasten zu tragen haben: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ Jesus lädt die Menschenmenge ein, die gekommen war, ihn zu sehen und ihm zuzuhören: sehr arme, nicht gebildete Leute, ohne jede Möglichkeit, die komplizierten religiösen Vorschriften zu erfüllen. Ihr Alltag war beschwerlich und sie waren auf der Suche nach einem besseren Leben. Jesus wandte sich besonders an sie und alle, die von der Gesellschaft als „Sünder“ ausgeschlossen waren. Er wollte allen die Lasten abnehmen und sie erfahren lassen, dass das Haus des Vaters frei macht durch die Liebe. Gott offenbart seine Barmherzigkeit denen, die ein offenes Herz haben, das Ihm vertraut mit den guten Seiten und Grenzen, mit den Hoffnungen und Niederlagen!
Jesus lädt zugleich ein, uns nicht in uns selbst zu verschließen, sondern aus unserem Leben ein Geschenk für die Menschen um uns zu machen.
Ruhe verschaffen
Jesus verspricht uns: „Ich werde euch Ruhe verschaffen”. Wie erfahren wir seine Ruhe? Wenn wir die Last, die uns niederdrückt, bereitwillig bejahen und immer, auch im Schweren, an seine Liebe glauben. Der Schmerz wird an Härte verlieren, er wird zur „leichten Last“, weil wir Gottes tiefe Liebe spüren. Das Leid bekommt den rechten Stellenwert. Wir müssen dann den Schmerz nicht allein tragen: Gott trägt mit uns. In diesem Licht werden wir den Sinn unseres Lebens entdecken. Wir werden in der Liebe die Kraft finden, auch anderen Ruhe zu verschaffen.
Nehmen wir die Einladung Jesu an, zu ihm zu kommen! Stellen wir uns mit dem Herrn in den Dienst derer, die sich mit Schwierigkeiten abplagen! Wir tauchen ein in seine „Ruhe“
Wie Heilige abnehmen
Übersetzungsvergleiche lohnen sich
Für das heutige Evangelium habe ich den Text der neuen Luther-Übersetzung gewählt. Das gehört sich ja auch so in diesem Lutherjahr und kurz nach dem Evangelischen Kirchentag. Ich kann nur allen empfehlen, sich diese neue Lutherübersetzungen einmal anzuschauen mit ihren kraftvollen Ausdrücken, die Luther manchmal sehr frei formuliert hat, weil der den Leuten aufs Maul geschaut hat. Viele sind längst zu Sprichwörtern geworden, wie etwa „Der Mensch denkt – Gott lenkt“. Manche dieser Übersetzungen sind heute auch unverständlich oder bringen uns einfach zum Lachen. So habe ich losgebrüllt, als ich neulich den Psalm 12 in der Lutherbibel las: Er beginnt mit dem Ruf: „Hilf, Herr, die Heiligen haben abgenommen...“. Martin Luther hat in seinem Leben immer mehr zugenommen, vor allem, seit er seine Käthe geheiratet hatte. Und in den Nachrichten würde es natürlich heißen: „Die Zahl der Heiligen hat abgenommen.“ Die (katholische) Einheitsübersetzung, die letztes Jahr auch neu herausgegeben wurde, und gerade die Psalmen sehr schön formuliert, schreibt im Psalm 12, Vers 1: „Hilf doch Herr, der Fromme ist am Ende!“
Wir sehen daran: Das Übersetzen ist eine große Kunst: Üb ersetzen! Üb, das was im vorderasiatischen Raum auf aramäisch oder meist auf Griechisch erzählt und geschrieben wurde, so auszudrücken, dass es für Menschen von heute eingängig wird. Daher ist es auf jeden Fall ein Gewinn, in der Lutherbibel und auch in der Einheitsübersetzung zu lesen.
Nach diesem Werbeblock zu unserem Evangeliumstext:
Lasten, Belastungen, Arbeitsdruck
„Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken!“ –
Eine Arbeit, die mühselig ist, macht nicht besondern Spaß, ist eher fade, langweilig. In der Einheitsübersetzung heißt es: „die ihr euch plagt“, schwertut. Wenn in meinem Arbeitszeugnis steht, „...er hat sich immer bemüht, seine Aufgaben zu erfüllen...“, heißt das eigentlich: Er blickt es nicht, er taugt nichts.
Jesus ruft alle die zu sich, die nicht so fit sind , die sie schwer tun mit ihren Aufgaben, mit denen sie beladen sind: Von anderen, vom Arbeitgeber, vom Vorgesetzten. Wir hören von maximaler Auslastung, ja von Überlastung etwa auch des Pflegepersonals in Krankenhäusern und Pflegeheimen, und wir alle kennen den Druck, wenn uns immer wieder schon der nächste Termin im Nacken sitzt. Aber es gibt auch Schuldenlasten und sozial ungleich verteilte Lasten in unserer Gesellschaft, in der Menschen um ihr Überleben und ihre Existenz bangen, weil sie zum Beispiel von Arbeitslosigkeit oder Altersarmut betroffen sind, während andere sich über ein gesichertes Leben freuen können. Manchmal lädt man sich auch selbst Aufgaben und Funktionen auf, die einem zu viel sind, mit denen man überfordert ist.
Zu all diese Menschen sagt Jesus: „Kommet alle zu mir!“ Jesus kann sicher nicht für alle eine andere Lösung finden, eine leichtere Aufgabe. Und doch will er uns „erquicken“. „Denn ich bis sanftmütig und von Herzen demütig: So werdet ihr Ruhe finden für eure Seele“.
Die Lasten anderer
Jesus sagt auch: „Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir...“. Es ist tatsächlich so: Jeder muss sein Päckle tragen. Aber dieses Päckle kann leichter oder schwerer sein. Darauf habe ich auch selbst Einfluss: Bei allem was mich drückt, kann ich fragen: Ist das wirklich mein Problem, z.B. wenn meine Tochter eine neue Wohnung mietet, die fürchterlich teuer ist? Die ist doch selber groß! Und meine eigenen Probleme nehme ich vielleicht auch zu wichtig.
Angstlast
Ich war einmal eine Zeitlang beim Psychotherapeuten, und eine seiner Standardfragen war: Was kann Ihnen denn schlimmstenfalls passieren? Da wusste ich dann öfter nicht, was ich sagen sollte. Unsere Ängste werden oft bodenlos. Vor meiner Gehirnoperation gegen meine epileptischen Anfälle hat mir der Stationsarzt alles vorgelesen, was möglicherweise passieren konnte. Das mit der halbseitigen Lähmung und dem Hirntod wusste ich ja, aber da war auch die Rede von eingeschränkter Sicht und dass möglicherweise Nervenbahnen durchtrennt werden. „Ach, Herr Lohmiller, etwas Schlimmeres als halbseitige Lähmung oder Hirntod kann Ihnen doch gar nicht passieren.“. Da habe ich mir dann gesagt: Wenn das stimmt, was ich seit 44 Jahren glaube, kann ich nur in Gottes Hand fallen.“
Gewichtsreduktion
Wenn ich Ihm alles überlasse, kommen mir auch neue Gedanken, neue Ideen. Als mir einmal gekündigt wurde, spürte ich plötzlich neue Kräfte, neue Energie in mir. Ich wollte kämpfen! Und mir fielen auch Menschen ein, an die ich mich wenden kann, zum Beispiel der Betriebsrat.
Dies alles sind Wege, wie mein Joch leichter werden kann. Jesus legt es mir nicht auf, sondern hilft mir, es zu tragen, mein eigenes Päckle, das ich brauche, um sinnvoll leben zu können, Familie, Beruf zu bewältigen: das, was mir wichtig ist, was mir Freude macht.
Und so passt auch hier die Lutherübersetzung, über die ich mich so amüsiert habe: „Die Heiligen haben abgenommen“: Wir alle gehören ja zur Gemeinschaft der Heiligen, wie es im Glaubensbekenntnis heißt. Und durch Jesu Hilfe ist unser Joch leichter geworden.
© Gastautor Wolfgang Lohmiller, D-88348 Bad Saulgau, wolf.lohmiller@t-online.de
Ein Dach für die Seele finden und anbieten
Orte des Ausruhens
Hertha Firnberg, von 1970 bis 1983 legendäre österreichische Bundeministerin für Wissenschaft und Forschung – Die "Die Presse" nannte sie in einem Nachruf "Primadonna assoluta in Kreiskys Team" – bekannte in einem Interview, dass sie zwar nicht religiös sei, aber hin und wieder in der Mittagspause die Stille einer ihrem Büro nahegelegenen Kirche genieße, um ein wenig zur Ruhe zu kommen.
Aus der Zeit, in der ich in Wien tätig war, weiß ich, dass sie nicht die einzige war, die dem Bedürfnis nach Ruhe in einer Kirche nachging. Nicht wenige schätzen die Atmosphäre der Stille unserer Kirchen, um hier einige Momente aufzutanken. Und ich vermute, dass sich deswegen nicht alle gleich als religiös bezeichnen.
Menschen, bei denen man ausruhen kann
Nicht nur Orte lassen Menschen zur Ruhe kommen. Auch manche Personen strahlen etwas aus, das Menschen in schwierigen Situationen anzieht und bei ihnen Ruhe finden lässt. Ich denke dabei an Ute Bock oder Pfarrer Wolfgang Pucher, die für Obdachlose und Flüchtlinge zu Anlaufstellen in ihrer persönlichen Not geworden sind. Ohne sie wäre unsere Gesellschaft arm und ein Stück kälter.
Was zeichnet diese Personen aus, dass sie dieses Vertrauen genießen? Bei ihnen dürfen die Zuflucht Suchenden sein, wie sie sind, sie werden nicht gleich in Programme eingespannt, müssen nicht an etwas Bestimmtes glauben, dürfen einfach Mensch sein.
Kommt alle zu mir...
Im Evangelium lädt Jesus Menschen, die geplagt sind und schwere Lasten zu tragen haben, ein, bei ihm auszuruhen. Er verlangt keine Vorleistungen.
Offenbar gilt dies auch hinsichtlich der theologischen Ansprüche. Für ihn gibt es ein einfaches Glauben, ohne dass jemand mit allen theologischen Wassern gewaschen sein muss. Er preist Gott, dass er unmündigen und einfachen Menschen einen Zugang zu Glauben und Gottvertrauen gegeben hat, den "die Weisen und Klugen" nicht haben.
Menschen, die sich für weise und klug halten, verwechseln leicht ihr theologisches Wissen mit Glauben oder sie fühlen sich über das Glauben erhaben. Glauben ist mehr als das Für-wahr-halten von Glaubenssätzen, ist etwas anderes als tiefe Einsichten in große weltbewegende Zusammenhänge. Entscheidend ist das Zutrauen zu Gott, das sie bei Gott ein Dach für ihre Seele finden lässt.
Es gibt allerdings auch Hochgebildete, denen diese andere Seite des Glaubens vertraut ist. Ich denke an Karl Rahner, der zu den bedeutendsten Theologen des 20. Jahrhunderts zählt und zahlreiche theologische Schriften verfasste, die auch für theologische Fachleute nur mühsam zu lesen sind. Neben diesen Schriften hat er auch Gebete in einfacher und verständliche Sprache hinterlassen, die von seinem aufrichtigen Glauben Zeugnis geben. Ähnliches kann man von Dag Hammarskjöld, dem 2. Generalsekretär der Vereinten Nationen erzählen, um auch einen Nicht-Theologen zu nennen.
Ein Dach für die Seele finden und anbieten
Glaubensgemeinschaften sind immer wieder versucht, Bedingungen für die Zugehörigkeit zu formulieren, Zugangsschranken zu errichten und elitäre Geisteshaltungen einzufordern. Allzu leicht werden dabei jene ausgeschlossen, die eine große Last zu tragen haben und mit manchen kirchlichen Qualitätsansprüchen nicht mithalten können.
Ich fürchte, dass die derzeitige Kirchenflucht auch damit zu tun hat, dass man als Kirchenmitglied immer eine Leistung zu erbringen hat, etwas tun muss, und dass alles, was wir tun, nicht ausreicht, um Seelenruhe zu finden. Es könnte immer noch ein bisschen mehr sein. Man fühlt sich wie im Fitnessstudio. Der Kirchenbeitrag wird als Symbol dafür empfunden und wird für manchen zum Stein des Anstoßes.
Eine Kirche, die den Fußstapfen Jesu folgt, wird jedoch allen Geplagten ein Dach für die Seele und einen Ort des Ausruhens anbieten, ohne Vorleistungen zu verlangen. Aber auch als einzelne Christen sind wir gefordert, den Frieden und die Ruhe der Seele, die wir selbst bei Christus finden, Menschen anzubieten, die sie nötig haben.
Aber vermutlich müssen wir zunächst einmal beginnen, selbst diese Ruhe zu finden und uns zu gönnen. Jesus lädt uns dazu ein, ohne Vorleistungen.
Von Jesus eingeladen
Wenn in diesen Tagen die Augen aller Fußballbegeisterten nach Brasilien schauen, erblicken sie hoch über in Rio de Janeiro das Wahrzeichen der zweitgrößten Stadt: Die 30 Meter hohe Statue "Christo Redentor". Für mich ein Stein gewordenes Bild des heutigen Evangeliums: Jesus mit weit ausgebreiteten Armen, die seine Einladung untermauern: "Kommt!"
Wie Jesus betet
Zunächst fällt mir etwas Ungewöhnliches auf: Oder beten Sie auch, bevor Sie jemanden zu sich einladen? Ich muss Ihnen gestehen, auf diese Idee bin ich noch nicht gekommen. Jesus tut es. Sein Gebet versteht der Evangelist Matthäus auch als Antwort auf die »Zeichen der Zeit«. Denn er leitet es sehr feierlich mit folgenden Worten ein: "In jener Zeit antwortend, sprach Jesus".
Jesus betet und verarbeitet so die vielen Eindrücke und Erfahrungen, die auf ihn eingeströmt sind, in den Städten Chorazin und Betsaida. Doch noch mehr passiert: Schnell zeigt sich die Frucht seines Betens: Jesus kommt zur Ruhe und zu sich selbst. Dabei erkennt er seine - ihm von Gott geschenkte - Würde. Ihm wird seine Bedeutung als Mittler und Offenbarer neu bewusst: "Alles wurde mir übergeben von meinem Vater [...] ihn kennt keiner, außer ich und der, dem ich es offenbaren will."
Erst jetzt, nach Zwiesprache mit seinem Vater und Nachdenken über sich, wendet er sich an die Menschen, insbesondere an die Unmündigen, Geplagten, von der Last des Lebens niedergedrückten. Denn Jesus weiß: In Zeiten, in denen es eng wird, Hektik und Stress die Luft rauben, wenn's eine zum andern dazukommt und die Last uns erdrückt, ist es lebenswichtig einen Ort zu haben, wo ich ent-spannen und auf-atmen kann.
Für den einen ist es ein Theater- oder Konzertbesuch auf den er sich schon lange freut. Für einen anderen ein lauschiges Plätzchen in der Natur. Oder auch nur ein Film, oder ein spannendes Spiel, das zerstreut und einem alles vergessen lässt. Für Jesus war es das Gebet und seine Beziehung zu Gott.
Erleichterung
Lasten und Sorgen wurden ihm, Ihnen, uns allen auferlegt, ohne dass wir gefragt wurden. Mühselig und beladen sind wir so schwer, dass uns das Wasser sprichwörtlich oft »bis zum Hals« steht. Gerade dann spricht Jesus seine Einladung aus - mit offenen Armen: "Kommt alle zu mir. Ich werde euch Ruhe verschaffen."
Doch macht mich dann im Folgenden der Nachsatz wieder stutzig. Schiebt Jesus hier nicht zwei Bedingung und eine Einschränkung hinterher?
Erstens: Sein Joch auf sich nehmen. Zweitens: Von ihm lernen.
Und schließlich scheint seine "Ruhe", die er uns verschaffen will, dann doch nur "für die Seele" zu gelten?
Ich brauche Hilfe. Erkundige mich zuerst nach dem "Joch": Das Bild stammt zweifellos aus der bäuerlichen Kultur. Joch ist das Geschirr, das Ochsen oder Pferden um den Hals gelegt wurde, damit sie den Pflug oder einen Wagen ziehen konnten. Das Joch selbst ist dabei nicht die eigentliche Last - es ist genau genommen ein Werkzeug, um schwere Lasten ziehen zu können, möglichst gut.
Ein leichtes Joch
Die Lasten unseres Lebens kann uns niemand wegnehmen. Auch Jesus nicht. Er sagt ja nicht: »Ich nehme euch alle Lasten ab, ich befreie euch von der Mühsal des Lebens.« Nein. Er sagt: »Ich gebe euch ein Werkzeug, mit dem ihr diese Lasten leichter bewältigen könnt!« "Mein Joch."
In einer Anmerkung lese ich, dass mit "Joch" in der jüdischen Tradition »das Gesetz« gemeint ist, näherhin das Gesetz des Mose, die Tora. Das Joch als Werkzeug ist aus Holz, also hart, und mit Leder überzogen. Gesetze, Weisungen Gottes, können auch hart sein, zur Last werden, wenn ich unter dem Druck stehe, alles richtig machen zu müssen, alles genau erfüllen zu müssen. Dann drücken mich die Vorschriften zu Boden, spüre ich die Härte und Schwere des Gesetzes.
Jesus setzt in seiner Einladung betont das Wort "Mein" davor. Jetzt meint er das Gesetz des Mose in seiner Auslegung. Der Kirchenlehrer Augustinus deutet das so: "Was auch immer hart ist in dem was uns auferlegt ist: Die Liebe macht es leicht." (Luz 2,220). Um im Bild zu bleiben: Liebe ist der Überzug, der die Härten und Kanten des Gesetzes mindert. Jesus kann und will die Menschen nicht von der Last des Gesetzes und ihres Lebens befreien. Aber ein Joch, ein Hilfsmittel, gibt der ihnen: Den Schlüssel der Liebe.
Auf die Einstellung kommt es an
"Es kommt immer darauf an, welche Einstellung Du zu den Dingen und Menschen hast," schrieb vor Jahren mein Mitbruder Pater Heinrich Stummer. "Wenn Du die Menschen magst, dann kannst Du sie leichter ertragen. Wenn Du Deine Arbeit gern machst, dann ist sie Dir keine solche Last. Wenn Du die Dinge mit Ruhe und Gelassenheit angehst, dann kannst Du sie leichter bewältigen."
Jesus will uns auch darin Vorbild sein: Sein leidenschaftliches Leben, engagiertes Reden und Lehren künden von Menschenfreundlichkeit und Mut, vom gütigen und von Herzen demütigen Heiland.
Ruhe für die Seele
Und schließlich noch das letzte Problem der Ruhe, näherhin der "Ruhe für eure Seele." Diese Redewendung findet Jesus beim Propheten Jeremia (6,16) vor. Er zitiert sie. Vor diesem alttestamentlichen Hintergrund meint das Wort "Seele" ganz umfassend den "Sitz des Lebens im Innern des Menschen". Jesus verschafft Ruhe und Heil für den ganzen Menschen, nicht nur für einen Teil, verdeutlicht der Kommentar.
Von Jesus eingeladen
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, "Perle des Matthäus-Evangeliums" wird unser heutiger Ausschnitt von Auslegern genannt. Damit eine Perle schimmert und glänzt, muss sie im warmen Licht der Spektralfarben betrachtet werden. So muss auch ich auf Jesu Einladung mit einem zusammengesetzten Licht schauen: Mit dem Licht des Textzusammenhangs, des Alten Testaments und der jüdischen Religion. Diese Gesamtschau zeigt: Seine Einladung ist für alle offen. Jeder und jede möge bei IHM zur Ruhe kommen und mit seinem Werkzeug, der Liebe, Gesetzesvorschriften, Menschen und Situationen erschließen.
Das nimmt nicht Last und Sorgen, aber Jesus erleichtert sie: Am Abend, vor dem Schlafengehen, wenn ich beim Abendgebet IHM alles übergebe und anvertraue. Mitten am Tag - in der Mittagspause - wenn ich mich still in die Kirche setze. Im Urlaub, wenn ich dem Alltag den Rücken kehre und in der Schöpfung über den Schöpfer staune; oder gleich nachher, wenn Jesus sich mir in die Hand gibt.
Immer gilt seine Einladung: "Lass Dich von mir einspannen. Du verlierst Deine Freiheit nicht. Aus all den Zwängen, die Dir auferlegt sind, die Du Dir oft selber auferlegst in Deinem Streben nach immer mehr Erfolg, aus all Deinem Hasten, das Dich nicht zur Ruhe kommen lässt, möchte ich Dich lösen. Ich richte Dich auf, damit Du wieder atmen kannst und lebst. - Komm zu mir."
Zugang zum Glauben
Glaubenswissen und Glaubenserfahrung
Vor einigen Tagen erlebte ich in einer Runde von Firmhelfern - so nennt man bei uns Erwachsene, die helfen, jugendliche Firmkandidaten auf das Sakramtent der Firmung vorzubereiten - ein Gespräch über ihre Erfahrungen mit der Firmvorbereitung. Neben anderem ging es dabei auch um die Frage, wie viel abfragbares Glaubenswissen für eine Zulassung zur Firmung vorausgesetzte werden soll, oder ob es nicht zielführender sei, die jungen Menschen Glaubenserfahrungen machen und besprechen zulassen.
Wie viel Wissen setzt unser Glaube voraus? Führt Glaubenswissen zum Glauben?
Des Öfteren wird das mangelnde Glaubenswissen vieler getaufter Christen beklagt. Zu besonderen Anlässen führen uns die Medien durch Passantenbefragungen vor Augen, wie wenig "der Mann/die Frau von der Straße" mit diesem oder jenen kirchlichen Feiertag anfangen können. Offenbar erbringen bei vielen Menschen weder die allgemeine Schulbildung noch ein jahrelanger Religionsunterricht das erwartete religiöse Basiswissen.
Meines Erachtens ist es ungerecht, die Schuld daran den Religionslehrern in die Schuhe zu schieben. Sie sind besser denn je zuvor ausgebildet, und die meisten von ihnen sind hoch motiviert. Auch auf der Seite der Kirchenleitung geschieht Beachtliches, um die nötigen Informationen fachgerecht zur Verfügung zu stellen. Letztes Beispiel dafür ist der sog. YOUKAT, ein Katechismus, der Jugendlichen in Glaubensfragen die entsprechenden Antworten bereithält. Warum bringt so viel aufrichtiges Bemühen nicht die erwünschten Früchte?
Weise, Kluge und Unmündige
Im Evangelium, das an diesem Sonntag verkündet wird, preist Jesus den Vater, "weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast". Seiner Einschätzung nach haben Letztere mehr und Wesentlicheres vom Glauben begriffen als die Religionsspezialisten, "die Weisen und Klugen". Bei den Kleinen und "Unmündigen" punktet Jesus. Sie laufen ihm zu, hören auf ihn, folgen ihm nach. Ihnen nimmt er Lasten ab, die sie nicht tragen können und für die offenbar die "Weisen und Klugen" verantwortlich sind.
Wo liegt der Unterschied? - Jesus geht es um ein Erkennen im Sinne von Beziehungen. Die Kleinen und Einfachen erkennen seine innige Beziehung zum Vater, und er leitet sie an, mit dem Vater und mit ihm in Beziehung zu treten. Genau das verweigern "die Weisen und Klugen". Ihre Kenntnis der religiösen Überlieferung hindert sie eher, in diese Beziehung einzutreten und die besondere Beziehung Jesu zum Vater anzuerkennen als sie ihnen nützt.
Glaubenserfahrung und Glaubenswissen fördern sich gegenseitig
Was kann das für uns heute bedeuten? Ist all unser Glaubenswissen überflüssig? Ist es gar hinderlicher Ballast? - Ich möchte nicht das Kind mit dem Bade ausschütten.
Mir selbst sind Erfahrungen in zwei Richtungen wichtig geworden: Ohne persönliche Beziehung zu Gott und zu Jesus Christus hätte das theologische Wissen, das ich mir im Laufe meines Lebens erworben habe, keine größere Bedeutung als das Wissen über die Römer und Griechen, mit dem mich meine humanistische Schulbildung ausgestattet hat. Dieses ist spannend, interessant und mitunter unterhaltsam, hat aber für mein persönliches Leben wenig Bedeutung.
Im Hinblick auf meine persönliche Beziehung zu Gott ist jedoch das Wissen um religiöse Zusammenhänge eine reich gefüllte Schatztruhe, in der ich immer wieder Interessantes und Anregendes für mein Leben entdecke. Die Beschäftigung damit führt mich immer tiefer in die Beziehung zu Gott und zu Jesus Christus hinein.
Besonders dankbar bin ich meinen theologischen Lehrern für ihre Anleitungen und ihre Ermutigung zu kritischem Denken. Dies hilft mir, mich von teils archaischen und manchmal auch primitiven Formen der Religionsausübung zu befreien. Es hilft mir auch, nicht auf moderne Ersatzreligionen hereinzufallen, die auf vielfältige Weise blühen und das Vakuum zu füllen trachten, das durch den Auszug vieler Menschen aus den traditionellen Großkirchen entstanden ist.
Gottesbeziehungspflege
Ohne persönliche Gottesbeziehung nützte mir dieses Wissen jedoch wenig. Ebenso wichtig, wie mich umfassend weiterzubilden, ist für mich, meine Gottesbeziehung zu pflegen. Vor allem durch persönliches Beten und durch das regelmäßige Feiern der Sakramente. Dabei nimmt der Sonntagsgottesdienst eine besondere Stellung ein.
Mit Sorge betrachte ich Tendenzen, die sich im religiösen Leben vieler Mitchristen abzeichnen. Etwa die Neigung zu geistlichen Großveranstaltungen im Rahmen von Wallfahrten oder aufwändig gestalteten kirchlichen "Events". Nicht wenige machen es sich zur Gewohnheit, nur dann den Gottesdienst mitzufeiern, wenn eine besondere Attraktion geboten wird; sei es, dass ein Chor auftritt, sei es, dass der Gottesdienst für eine bestimmte Gruppe gefeiert wird. Dabei befürchte ich, dass sich das Motiv des Mitfeierns verschiebt und die persönliche Gottesbeziehung und Gottesbegegnung in den Hintergrund tritt. Unter der Hand degradieren sich "Gottesdienst-Mitfeiernde" zu "Gottesdienstbesuchern"
Mein Wunschziel: Eine gepflegte Kultur des Sonntags, in der unsere Gottesbeziehung im Mittelpunkt steht und die Gottesdienstgemeinde "Altes und Neues" aus dem reichen Schatz der kirchlichen Überlieferung und aus den vielen Begabungen der Mitfeiernden hervorholt.
Das leichte Joch Jesu
"Jubelruf" - "Heilandsruf"
Das Evangelium vom heutigen Sonntag setzt sich aus zwei Redeabschnitten zusammen. Der erste ist der "Jubelruf" Jesu, der zweite sein "Heilandsruf". So hat man diese beiden Textgruppen genannt.
Man hat ihn so genannt, weil Jesus, gemäß der Parallele bei Lukas, "vom heiligen Geist erfüllt voll Freude ausruft" - seinen Vater preisend: "Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen" (Mt 11, 25 f.). Mit dem "all das", was geoffenbart wurde, ist die Botschaft vom Reiche Gottes gemeint, die Jesus verkündet hat. Die Botschaft von einem rettenden und liebenden Gott. Verborgen blieb dies den "Klugen und Weisen", den damaligen Schriftgelehrten und Theologen, den geistlichen Führern Israels. Offenkundig hingegen wurde die Heilsbotschaft Jesu den "Unmündigen"; denjenigen, die über keine exegetischen, wissenschaftlichen Schriftkenntnisse, über keine theologische Gelehrsamkeit verfügten.
Erfahrungsglaube
Wie wurde denn ihnen, den ungelehrten Menschen "all das" offenbar? Diese gute Botschaft vom erlösenden Tun Gottes? Es war der Weg über die Erfahrung, die sie mit Jesus gemacht hatten. Seine Art, den Menschen zu begegnen, war das Buch, in dem sie lesen konnten. Seine Person war für sie, nach einem Wort des hl. Hieronymus, die "viva vox evangelii", die lebendige Stimme des Evangeliums. Wir mögen uns noch so sehr in der Bibel auskennen oder in der Glaubenstradition der Kirche, dies alles bliebe für uns vergeblich, würden wir nicht in die lebendige Beziehung zu Jesus eintreten. Nicht ein Wissensglaube, sondern ein Erfahrungsglaube lässt uns den Zugang finden zu dem Gott, der sich in Jesus erschließt als ein "Gott mit uns", ein Gott ganz nahe bei uns. Der Glaube an diesen Gott in Jesus lässt uns den Schlüssel finden zu dem, was wir Biblische Offenbarung nennen. Diese will keine Erkenntnisse über Gott mitteilen. Vielmehr ist in ihr offenbar geworden, wie Gott sich uns mitteilt.
Gelehrsamkeit
Die Schriftgelehrten zur Zeit Jesu achteten mit Argusaugen darauf, ob Jesus "das Gesetz und die Propheten", womit das ganze Alte Testament gemeint war, auch richtig auslegte. Auf diese Weise konnten sie keinen Zugang zu ihm als dem Messias und Erlöser finden. Die "Unmündigen" hingegen - man könnte auch sagen: die in der Bibelwissenschaft Unkundigen - suchten Jesus zu begegnen, suchten eine Beziehung zu ihm zu finden. Und in der Begegnung mit ihm sahen sie Gott selbst am Werk. Rettend, erlösend, heilend. Diese im guten Sinne "Einfältigen", diese einfachen Menschen kamen, anders als die in ihrer Frömmigkeit leistungsbetonten Pharisäer, mit leeren Händen zu Jesus. Es waren diejenigen die vor Gott arm sind. Sie preist Jesus selig. Sie erfuhren sich als hilfsbedürftige Menschen. Sie öffneten ihr Herz und ließen sich von Jesus mit der Liebe Gottes beschenken. Sie erlebten Jesus als jemanden, der sie nicht mit großen Worten klein macht, der keine heilige Überlegenheit herauskehrt, der sie nicht mit Vollkommenheit erdrückt. Einer von ihnen - und doch von woanders kommend. Der Menschenfreundlichste aller Menschen - aber in ihm eine Kraft, die nicht aus den Menschen stammen kann. Sie ahnten: In Jesus muss auf eine einzigartige Weise Gott gegenwärtig und wirksam sein.
Wie erfahre ich die heilende Nähe Jesu? Sicher nicht über den Weg der Gelehrsamkeit und theologischer Wahrheiten. Wir bleiben immer unmündig, was das Wissen über Gott angeht. Damals wie heute gibt es nur einen einzig wirksamen Zugang zu ihm: Mich ihm vertrauend anheimzugeben. So darf auch ich einstimmen in das Gebet Jesu: "Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, aber den Unmündigen" - mir Unmündigem - "offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen."
Das leichte Joch Jesu
Dem "Jubelruf" schließt sich der "Heilandsruf" Jesu an: "Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig. So werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht." Was ist das für ein Joch, das leicht sein soll? Jesus spricht von "seinem Joch" und setzt es ab vom Joch der Thora, dem Joch des Gesetzes; oder besser: der vielen Gesetze der spätjüdischen Zeit, unter deren Last die Menschen niedergedrückt wurden.
Die rabbinischen Schriften enthielten, so hat man ausgerechnet, 248 Gebote und 365 Verbote. Diese unterlagen einer komplizierten Auslegung, die sich die Schriftkundigen und diejenigen, die sich im Gesetz auskannten, vorbehielten. Das unmündige Volk dagegen wurde von ihnen als gesetzesunkundig verachtet. Sie ließen die Menschen allein mit den Lasten, die sie ihm aufbürdeten. Jesus hingegen führt das ganze Gesetz auf die Gottes- und Nächsten liebe zurück. Wenn diese Liebe auch kein Joch bedeutet, so ist sie doch das Allerschwerste, was es zu leben gilt. Dennoch kann es schrittweise gelebt werden, wenn wir auf Jesus schauen.
Innerer Friede
Sein Joch, sagt er, ist leicht. Wir können das nur so verstehen, dass wir ihm auf seinem Weg folgen, ihm nachzufolgen versuchen. In seiner Güte, in seiner Sanftmut, in seiner Geduld. Dies lässt uns in unserem Herzen Ruhe finden. Diese Ruhe bedeutet nicht, die Augen zu verschließen vor der menschlichen Wirklichkeit, die von Leiden mannigfacher Art gezeichnet ist. In der großen Welt und in unserer persönlichen Lebenswelt. Der Friede, den Jesus verheißt, bedeutet nicht Himmelsseligkeit. Um diesen Frieden zu erlangen, sind wir auf Jesus verwiesen, auf seinen Lebensweg und auch auf seinen Leidensweg. Der Evangelist Matthäus hat ein Wort des Propheten Jesaja auf Jesus angewandt: "Er hat unsere Leiden auf sich genommen, all unsere Krankheiten hat er getragen" (Mt 8,17).
Wenn wir uns - jeder auf seinem Lebensweg und mit seinem Lebensschicksal - auf den Weg Jesu einlassen, dann können wir in der Weggemeinschaft mit ihm das Vertrauen gewinnen, dass wir bei allem, was uns widerfahren mag, von Gottes Liebe umfangen sind. Dies schenkt uns den von Jesus verheißenen inneren Frieden. Das Joch Jesu drückt nicht zu Boden. Jesus befreit uns von moralischem Leistungsdruck, auch von Sündenangst. Lassen wir uns diesen inneren Frieden von Jesus schenken.
Hören wir jetzt noch einmal den "Heilandsruf" Jesu, ganz persönlich an jeden von uns gerichtet: "Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin gütig uns von Herzen demütig. So werdet ihr in eurem Innern Ruhe finden, denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht."
"Ich bin der ich bin da für dich!"
Offenes Geheimnis
Wenn irgendwo ein Skandal öffentlich wird, kommen viele auf den Plan, die sagen: "Ich hab so was schon lange geahnt. Das war doch vorherzusehen!"
Vielleicht übertreiben solche Zeitgenossen. Auf der anderen Seite deuten sie an, dass eine gute Beobachtung manche Rückschlüsse zulässt. Wer will und das richtige Auge hat, kann sehen und wissen. Wer will und das richtige Herz hat, kann spüren und wissen.
Offenbarung geschieht
Vor diesem Hintergrund hört sich das Evangelium neu an. Jesus steht mit seinem Wort und seinem Tun für die Treue Gottes. Er steht für die konkrete Erfahrung mit der Selbstaussage Gottes: "Ich bin der ich bin da für dich" (Ex 3,14) Wer aber sucht das? Es sind die Menschen, denen diese Erfahrung fehlt. Es sind die Menschen, die Geborgenheit vermissen. Es sind die Menschen, denen man keine Zukunft gibt.
Sie suchen und wollen finden. Das macht sie hellhöriger. Es macht sie aufmerksamer. Es macht sie zu bewusst handelnden Menschen. In dieser besonderen Situation können sie das Wesen Jesu besser erfassen. Sie können sensibler wahrnehmen, was mit Jesus und in ihren Herzen geschieht. Diese Menschen können Jesus erleben und fragen: "Warum geschieht das? Aus welcher Kraft heraus tust du das? Wer schickt dich? Was hat das auf sich mit deinem Vater?" In jeder Antwort und in jedem Verstehen steckt dann etwas von der Offenbarung, die Jesus in seinem Gebet anspricht: "Ich preise dich, Vater (…), weil du all das (…) den Unmündigen offenbart hast" (Mt 11,25)
Offen für Wege mit Gott
Ein Sprichwort sagt: "Man soll keinen Hund zum Jagen tragen!" Dieses Wort hilft auch im Verständnis des Evangeliums weiter. Wer sagt: "Ich weiß über Gott bescheid. Ich brauche nicht mehr suchen!" ist wie der müde Hund. Die Weisen und Klugen hielten oder auch halten sich manchmal dafür. Sie haben die Theologie gut studiert. Sie kennen die wichtigen Lehrsätze des Glaubens. Das gilt es zu bewahren. Und in den Grenzen, die dieses System bietet, bewegt man sich. Es gibt Sicherheit. Die Kehrseite der Medaille ist das Fehlen von spontaner Gotteserfahrung. Die hat keinen Platz und daher auch keinen Begriff.
Anders ist es bei den "Unmündigen". Sie haben die Sicherheit nicht. Sie können sich viele Dinge nicht so erklären. Aber sie sind Suchende. Sie suchen nach dem Wort, das ihnen die aktuelle Zeit verstehen hilft. Sie sind - um im Bild zu bleiben - Hunde auf der Jagd. Sie suchen und stöbern. Sie finden und nehmen das auf. Ihnen kann jedes Geschenk des Tages das Wunder der Liebe Gottes werden. Die Suchenden sind nicht nur einfach Suchende, sie müssen Suchende sein. Denn es fehlt ihnen einiges. Nur durch ihre Suche könne sie verändern, was rund um sie herum geschieht. Und ihnen will Jesus zeigen, was sie noch nicht kennen.
Im zweiten Teil des Evangeliums steckt eine große Einladung: "Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen!" (Mt 11,28) Der Satz tut gut. Noch wichtiger ist aber die Erfahrung damit. Wer einmal in einer Kirche geweint hat, weiß das. Es ist die Chance, mit aller Trauer zu Gott zu kommen. Dann darf man sich ausheulen und merken, wie Ruhe ins Herz kommt. Diese Erfahrung prägt und ermutigt zugleich, es noch einmal zu versuchen.
Aus der Zeit Jesu sind viele Momente dieses Lebens bekannt. Die vielen Kranken und Besessenen suchten ihn. Nikodemus konnte seine Fragen los werden. Sie erlebten, was die Ruhe in Jesus ist und wie sie sich auswirkt. Die Frau am Jakobsbrunnen kann sich zu ihrer Lebensgeschichte bekennen.
Liebe sucht eine Antwort. So ist es auch hier. Aus der Einladung zur Ruhe in Jesus wird die Bitte zur Nachfolge. Es ist wie eine Nachfrage: "Willst du mir auch etwas gutes tun?" Damit die Antwort leichter fällt, ist sie verbunden mit dem Versprechen: "Meine Last ist leicht!"
Ein ermutigender Ausblick
"Ich hab’s ja immer gewusst" - diesen Satz sollten wir als Christen nicht so oft nutzen. Einige Dinge um Gottes Treue und Sorge weiß jeder. Viel wichtiger ist es aber, zu sagen: "Ich erfahre eine neue Wirklichkeit Gottes!" Denn das, was der einzelne dann erfährt, kann er aus seinem Alltag heraus verstehen. Und er merkt, dass Gott es für sinnvoll hält, mit dieser Erfahrung zu zeigen: "Ich bin der ich bin da für dich!"
Frohe Botschaften
Die heutigen Texte, vor allem 1. Lesung und Evangelium, sind tatsächlich sehr kurze, prägnante frohe Botschaften, sind Leitlinien auf dem Weg zum anbrechenden Reich Gottes.
Der Prophet Sacharja stellt uns eine Realutopie vor Augen: Weg mit den Waffen - heute könnte man sagen mit Atombomben, Raketen, Gewehren. Man kann Konflikte auch anders austragen. Es wird eine weltweite Friedenszeit ausgerufen. Das setzt inneren Frieden voraus, der im Evangelium als "Ruhe" bezeichnet wird, sicher nicht die Grabesruhe. Also: Abrüsten und Misstrauen begraben. Das Geld, das für Kriege, damals und heute ausgegeben wird, ist in Sozialprojekten wesentlich besser und gewinnbringender angelegt.
"Kommt alle zu mir…"
Das Evangelium erinnert an die Johannesstelle des Hohenpriesterlichen Gebets und zeigt die enge Verbindung von Vater und Sohn, der durch den "guten" Geist in der Welt weiterlebt. Diese Perikope beginnt mit einem Jubelruf, mit Sätzen voller Liebe und Zärtlichkeit und Erbarmen. Der letzte Teil des Evangeliums endet mit einer Einladung: "Kommt alle zu mir!" Schwierig ist der Mittelteil: Sind Intelligenz, Weisheit, Klugheit, etwa gar Hindernisse in Jesu Nachfolge zu treten, sind diese Eigenschaften Hindernisse für das Reich Gottes? Dann hätten wohl all jene Recht behalten, die der Kirche Bildungsfeindlichkeit vorwerfen mit Hinweis auf einen durch Jahrhunderte bestehenden Index verbotener Bücher. Dann hätten alle Recht behalten, die im Kirchenvolk eine große Zahl von unmündigen, leicht lenkbaren und manipulierbaren Menschen sehen. So etwas darf und kann nicht unwidersprochen bleiben und würde überdies diese Evangelienstelle in ein ganz falsches Licht rücken.
Zunächst einmal hat die Kirchengeschichte kluge, hochintelligente Persönlichkeiten hervorgebracht, etwa Albertus Magnus, den großen Theologen und Naturwissenschaftler des 13. Jahrhunderts, Teilhard de Chardin, Theologe und Naturwissenschaftler des 20. Jahrhunderts, Karl Rahner, den großen Konzilstheologen des II. Vatikanums. Wie man sie innerhalb der Kirche behandelt hat, ist eine andere Frage. Gelehrsamkeit, Weisheit, Klugheit sind somit keine Hindernisse auf dem Weg zum Glauben, im Gegenteil, sie erschließen sogar einen unerschöpflichen Reichtum.
Kluge und Weise
Was ist dann gemeint mit dem Satz: "Ich preise dich, . . . weil du all das den Weisen und Klugen verborgen hast"? Hier gilt es den zeitgeschichtlichen Hintergrund zu sehen. Der Verfasser des Matthäusevangeliums kritisiert die griechischen Philosophen, die großartige Modelle zur Lebensbewältigung ausarbeiten, auch Jenseitsbezug herstellen, die ihre Lehren auf den Marktplätzen verkünden, aber mit Leid, Kreuz, Tod, Auferstehung nicht zu Rande kommen.
Klugheit und Weisheit haben in der Heiligen Schrift großen Stellenwert. Die Klugheit ist sogar die erste der Kardinaltugenden. Klugheit ist Lebendigkeit des Geistes, Sinn für die Wirklichkeit, Mut zur Wahrheit. Ihre vollkommenere Gestalt findet sie in der Weisheit. Sie hat fast personellen Stellenwert, wenn von der "heiligen Weisheit", von der "göttlichen Weisheit", von Jesus, dem Weisheitslehrer gesprochen wird. Weisheit umfasst eine bestimmte Ganzheitserfahrung von Leib-Seele-Geist, aber auch die Verbindung von Diesseits und Jenseits. Diese scheint uns verlorengegangen zu sein, weil wir Weisheit eher auf Vernunft, Verstand und (Viel-)Wissen einschränken. Weisheit ist aber auch ganz wesentlich der Blick auf Erlösung, Auferstehung, Sinngebung allen Lebens.
Jesus übt in diesem Lobpreis Kritik an all jenen, die sich als klug zeigen, indem sie vorgeben, schon alles zu wissen, die fragwürdige Sicherheiten anbieten. Es gibt Geheimnisse, die wir mit unserem Verstand nicht lösen können.
Die göttliche Weisheit nimmt die in den Blick, die unmündig sind, die am Rand der Gesellschaft stehen, die keinen Sinn im Leben finden, vielleicht auch deshalb, weil sie materiell allzu gut abgesichert sind. Die göttliche Weisheit nimmt die in den Blick, die keine Stimme haben, keinen Ansprechpartner finden, um ihre Not hinauszuschreien. Letztlich sind das wir alle, die im Lauf des Lebens schwere Lasten zu tragen haben und sich aus diesem Joch nicht befreien können. Gott wird zur menschlichen Erfahrung im Kind, im Kranken, im Leidenden, im Mitmenschen, im Kreuz.
"Mein Joch drückt nicht…"
Daher die Einladung: "Kommt alle zu mir!" Aber dann noch der schwer verständliche Satz: "Mein Joch drückt nicht, meine Last istleicht." Klingt das nicht wie Hohn, wenn man erfährt, was Menschen zu erleiden haben, was sie aushalten müssen? Der Trost: "Ihr werdetRuhe finden!" Welche Ruhe? Die des Friedhofs, wo sich alle Probleme selbst erledigen?
Gemeint ist jene innerliche Ruhe, die tiefen Halt und Sicherheit verleiht, die weiß, dass der Herr auch in den schwersten Stunden bei uns ist. Wenn wir dieser Zusage Glauben und Vertrauen schenken, werden alle Mühsal, Sorgen, was immer uns an Unangenehmem begegnet, - im Bild des Jochs dargestellt- leichter aushalten.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter
Lieder:
GL 216: Im Frieden dein, o Herre mein
GL 347: Der Geist des Herrn erfüllt das All
GL 351: Komm, Schöpfer Geist
GL 361: Mein schönste Zier und Kleinod bist
GL 377: O Jesu, all mein Leben bist du
GL 382: Ein Danklied sei dem Herrn (3. bis 5. Str.)
GL 395: Den Herren will ich loben
GL 414: Herr, unser Herr, wie bist du zugegen
GL 416: Was Gott tut, das ist wohlgetan (3. und 4. Str.)
GL 417: Stimme, die Stein zerbricht, kommt mir im Finstern nah
GL 422: Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr
GL 435: Herr, ich bin dein Eigentum
GL 437: Meine engen Grenzen, meine kurze Sicht
GL 440: Hilf, Herr meines Lebens
GL 452: Der Herr wird dich mit seiner Güte segnen
GL 464: Gott liebt diese Welt
GL 467: Erfreue dich, Himmel,erfreue dich Erde
GL 474: Wenn wir das Leben teilen
GL 481: Sonne der Gerechtigkeit
GL 489: Lass uns loben, freudig loben
GL Ö861:Anbetung, Dank und Ehre
GL Ö862: Halleluja...
GL Ö866: Ein Danklied sei dem Herrn
GL Ö891: All meine Quellen entspringen in dir
GL Ö892: Meine Seele ist stille in dir
GL Ö897: Von guten Mächten wunderbar geborgen
GL Ö907: Meine Zeit steht in deinen Händen
GL Ö919: Vater, ich will dich preisen
Kehrverse:
GL 37: Der Herr ist mein Hirt - Mit Psalm 23 - VI.
GL 38: Der Herr ist mein Licht und mein Heil - Mit Ps 27 - IV.
GL 76: Der Herr ist nahe allen, die ihn rufen - Mit Psalm 145 - I.
GL 263: Seht, unser König kommt; er bringt seinem Volk den Frieden. - Mit Psalm 23 (GL 37,2) - VI.
GL 633,3-4: Hebt euch, ihr Tore, hebt euch, ihr Tore! Unser König kommt. - VII.
- Einleitung7
Hannelore Jäggle (2023)
Poetische Worte können mehr als die Alltagssprache. Den, den sie erreichen, eröffnen sie eine Welt voll Sinnlichkeit und führen in eine Weite des Lebens, die vorher so nicht vorstellbar war.
Dass die biblischen Erzählungen voll Poesie sind, ist bekannt. Auch das heutige Evangelium ist geprägt von poetischen Worten, deren Fülle bewusst gemacht werden sollen.
Martin Stewen (2020)
Gott ist kein distanziertes Gegenüber, Gott ist mit uns. Im Wirken seines Sohnes ist die Brücke zum Vater gebaut, die nie einstürzen wird. Die Beziehung Gottes zu den Menschen und die Beziehung von uns Menschen zu unserem Gott kann eine Herausforderung sein - wir hören heute davon.
Klemens Nodewald (2017)
Jesus musste erleben, dass seine Botschaft von der Liebe Gottes besonders von denen abgelehnt wurde, die sich für weise und klug hielten. In ihren Augen ist Jesus ein kleiner Zimmermannssohn aus dem unbekannten Nazareth ohne jede theologische Ausbildung. Außerdem gibt er sich mit Leuten ab, die allgemein verachtet werden. Dumm und unklug verhält er sich nach ihrer Bewertung also noch obendrein.
Jesus lässt sich dadurch nicht irritieren oder gar von seiner Aufgabe abbringen. In seiner Liebe startet er vielmehr einen neuen Versuch, die Herzen der Menschen für sich zu gewinnen. Im Evangelium werden wir davon hören.
Gastautor*in (2017)
Die Texte des heutigen Sonntags verraten uns, wie wir mit Lasten umgehen können, ohne unterzugehen. Und Jesus selbst verspricht uns im Evangelium nicht ein Leben ohne Last, aber mit einer leichten Last, damit wir zur Ruhe kommen und unsere Seele aufatmen kann.
© Gastautor Wolfgang Lohmiller, D-88348 Bad Saulgau, wolf.lohmiller@t-online.de
Gertrude Schmid (2014) - Gott spricht gerecht
Kommt, atmet auf, Ihr sollt leben.
Ihr müsst nicht mehr verzweifeln,
nicht länger mutlos sein.
Gott hat uns seinen Sohn gegeben.
Mit ihm kehrt neues Leben bei uns ein.
Ihr, die Ihr seit langem nach dem Leben jagt,
und bisher vergeblich Antworten erfragt.
Hört die gute Nachricht, dass Euch Christus liebt,
dass er Eurem Leben Sinn und Hoffnung gibt.
Ihr seid eingeladen, Gott liebt alle gleich.
Er trennt nicht nach Farben,
nicht nach arm und reich.
Er fragt nicht nach Rasse, Herkunft und Geschlecht.
Jeder Mensch darf kommen, Gott spricht ihn gerecht.
Noch ist nichts verloren, noch ist Rettung nah.
Noch ist Gottes Liebe für uns Menschen da.
Noch wird Leben finden, wer an Jesus glaubt.
Noch ist angenommen wer IHM fest vertraut.
Text und Melodie: Peter Strauch (1993)
Ihn grüßen wir jetzt in unserer Mitte und bitten um sein Erbarmen:
Hans Hütter (2014)
Unsere Kirchen und Gottesdienste laden uns ein, in der Gegenwart Gottes zur Ruhe zu kommen und unsere Lasten zumindest eine Zeitlang abzulegen.
Gott entlastet uns jedoch nicht nur vorübergehend. Er befreit uns auch vom Erfolgsdruck und nimmt uns an, wie wir sind, ganz ohne Vorleistungen. Er nimmt von uns sogar die Last schuldhaften Versagens. Ihm vertrauen wir uns am Beginn dieser Feier an.
Hans Hütter (2011)
Manchen Menschen fällt es leicht, an Gott zu glauben. Andere tun sich damit schwer. Wieder andere sehen sich außerstande, komplizierten Glaubenssätzen zuzustimmen.
Der Glaube, wie wir ihn im Gottesdienst praktizieren, setzt eine persönliche Gottesbeziehung voraus. Er kann auch von einfach und wenig gebildeten Menschen mitvollzogen werden. Höher Gebildete wollen jedoch meist auch verstehen, was sie glauben. Glaubenswissen kann den Glauben bereichern und vertiefen. Er kann aber auch zu einem Stolperstein werden. Für manche ist das Wissen-wollen ein Hindernis, sich persönlich auf Gott einzulassen.
Im Gottesdienst treten wir ganz persönlich mit Gott in Beziehung, als Einzelne und als Gemeinschaft. Am Beginn dieser Feier treten wir vor den Herrn hin und bitten ihn, alles auszuräumen, was unsere Beziehung zu ihm beeinträchtigt.
- Kyrie5
Edith Furtmann (2023)
Herr Jesus Christus,
Du preist den Vater.
Herr, erbarme Dich.
Du offenbarst Dich uns.
Christus, erbarme Dich.
Du schenkst uns Deinen Beistand.
Herr, erbarme Dich.
Martin Stewen (2020)
Herr Jesus Christus,
du bist zugleich Geheimnis und Offenbarung unsere Gottes.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
du zeigst uns den Vater,
der mit uns das Schwere und das Leichte des Lebens trägt.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
in der Kraft des Heiligen Geistes bist du in der Schöpfung
zu allen Zeiten und über das Ende hinaus.
Herr, erbarme dich.
Der gütige Gott erbarme sich unser,
er mache unseren Gang aufrecht und unsere Herzen leicht,
er nehme von uns das Joch der Sünde und der Schuld,
er schenke uns Versöhnung und Frieden.
Klemens Nodewald (2017)
Herr Jesus Christus,
du bist in deinem Leben den Weg der einfachen Menschen gegangen.
Herr, erbarme dich.
Nicht Weisheit und Klugheit hast du gelehrt, sondern die Liebe und Güte des himmlischen Vaters offenbart und kundgetan.
Christus, erbarme dich.
Wo wir in deiner Nachfolge den Weg der Liebe gehen, schenkst du uns deine Kraft und Gnade.
Herr, erbarme dich.
Der Herr wird uns stärken, wenn wir nach der Liebe und dem Guten streben.
Dank und Lobpreis hierfür, Jesus, ist unsere Antwort an dich:
heute und jeden Tag neu. – Amen.
Gertrude Schmid (2014)
Jesus, Du hast uns von der Last der Sünde und des Bösen befreit.
Herr, erbarme Dich.
Christus, Du stehst uns bei in den Nöten und Schwierigkeiten unseres Lebens.
Christus, erbarme Dich.
Herr, Jesus Christus,
Du schenkst uns die Liebe, in der wir alles tragen können.
Herr, erbarme Dich.
Hans Hütter (2011)
Herr, Jesus Christus,
du hast das Kommen des Reiches Gottes allen Menschen verkündet.
Herr, erbarme dich.
Du hast dich und deine innige Verbundenheit mit dem Vater
den Kleinen und Unmündigen geoffenbart.
Christus, erbarme dich.
Du hast das Joch der Gesetzesgerechtigkeit von uns genommen.
Herr, erbarme dich.
- Tagesgebet5
Messbuch - TG 14. Sonntag: aus der Knechtschaft der Sünde befreit
Barmherziger Gott,
durch die Erniedrigung deines Sohnes
hast du die gefallene Menschheit
wieder aufgerichtet
und aus der Knechtschaft der Sünde befreit.
Erfülle uns mit Freude über die Erlösung
und führe uns zur ewigen Seligkeit.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 14. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG 18. Sonntag: Erweise allen Tag für Tag deine Liebe
Gott, unser Vater,
steh deinen Dienern bei
und erweise allen, die zu dir rufen,
Tag für Tag deine Liebe.
Du bist unser Schöpfer
und der Lenker unseres Lebens.
Erneuere deine Gnade in uns, damit wir dir gefallen,
und erhalte, was du erneuert hast.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 18. Sonntag im Jahreskreis
Die Bittmesse
Messbuch - TG Auswahl 30: du hast ihn durch Leiden und Tod hindurchgeführt
Gott, unser Vater.
Du gibst dich uns Menschen zu erkennen
im Schicksal Jesu von Nazaret
Als er von allen verlassen war,
hast du ihn durch Leiden und Tod
hindurchgeführt zum Leben.
Laß uns glauben und vertrauen,
daß auch wir in aller Bedrängnis und Not
unterwegs sind zu dir
mit unserem Herrn Jesus Christus,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB Auswahl 30
Messbuch - TG Auswahl 29: Jesus von Nazareth, der neue Mensch
Gott.
In Jesus von Nazareth hast du der Welt
den neuen Menschen gegeben.
Wir danken dir,
dass wir ihn kennen dürfen;
dass sein Wort und Beispiel
in dieser Stunde unter uns lebendig werden.
Öffne uns für seine Gegenwart.
Rühre uns an mit seinem Geist.
Mach durch ihn auch uns zu neuen Menschen.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.
Amen.
MB Auswahl 29
Messbuch - TG Ostern 4 Mi: schenke uns überreiche Erfüllung
Gütiger Gott,
du bist das Leben der Gläubigen,
der Reichtum der Armen,
die Freude der Auserwählten.
Wir sehnen uns nach deinen Verheißungen.
Stärke unsere Hoffnung
und schenke uns überreiche Erfüllung.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 4. Mittwoch der Osterzeit
- Eröffnungsgebet3
Sonntagsbibel
Gott,
du stellst dich auf die Seite derer,
die auf dich ihre Hoffnung setzen.
Schenk uns den Mut,
unser Leben dir und deiner Liebe
anzuvertrauen.
Durch Christus, unseren Herrn.
Martin Stewen (2020)
Guter Gott
dein Sohn hat uns eine Ahnung gegeben,
wie du, der Vater für uns bist.
Du hast uns versprochen, mit uns das Leben zu bestehen.
Sei du mit uns zu allen Zeiten.
Trage unser Leben mit, wenn es zu schwer wird.
Lass uns auch wissen, wie sehr wir in der Verantwortung stehen,
wenn wir es zu leicht nehmen.
So bitten wir dich, unseren Vater,
der in der Einheit mit dem Sohn und dem Heiligen Geist
lebt und liebt in alle Ewigkeit. – Amen.
Gastautor*in (2017)
Barmherziger Gott,
du willst uns mit deiner Botschaft keine Lasten auferlegen,
du willst, dass wir ein gutes und erfülltes Leben führen können.
Deshalb hast du uns Jesus, deinen Sohn, gesandt,
unseren Befreier und Erlöser von allem, was unser Leben schwer macht.
Öffne unsere Ohren und Herzen,
dass wir dein Wort hören und von deiner Liebe lernen,
die für uns in Jesus greifbar und erfahrbar geworden ist.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. – Amen.
© Gastautor Wolfgang Lohmiller, D-88348 Bad Saulgau, wolf.lohmiller@t-online.de
- Fürbitten11
Hans Schalk (2023)
Zu Christus, unserem Erlöser, lasset uns beten:
Du hast uns im Kreuz deine Liebe geoffenbart.
Öffne die Herzen der Menschen für diese Botschaft!
Christus, höre uns! A: Christus, erhöre uns!
In dir, Herr Jesus, ist Heil und Erlösung.
Lass uns dich immer tiefer verstehen und mit dir leben!
Du hast dich den Menschen zugewandt und für uns Menschen alle Sünde, alles Unerlöste auf dich genommen.
Schenke uns Vertrauen in deine vergebende Macht!
Du hast durch deinen Tod am Kreuz Frieden gestiftet.
Lass deinen Frieden wirksam werden in der Ukraine und in der ganzen Welt von heute!
Mache uns fähig, so zu leben,
dass deine Erlösung unter uns erfahrbar wird!
Denn Du bleibst dem Volk der Erlösten nahe.
Dir sei die Ehre und die Herrlichkeit, jetzt und in Ewigkeit. - Amen.
Renate Witzani (2023)
Jesus ist für alle Menschen offen. Für die, die sich selbst überschätzen und für die, die erkannt haben, dass sie auf seinen Beistand angewiesen sind.
Um seine Hilfe lasst uns bitten:
Um Kraft für deine Kirche, die in Demut alle Unsicherheiten über ihren zukünftigen Weg aushalten muss.
Um Vernunft und Weitsicht in Wort und Tat im öffentlichen Leben,
um das rechte Maß zwischen zivilem Ungehorsam und strikter Gesetzestreue,
um Balance zwischen den Forderungen der Minderheiten und der Macht der Mehrheit,
um weltumspannenden Frieden, den wir Menschen allein nicht schaffen.
Um Zeit und Raum für alle, für die persönlicher Glaube und Religion mehr bedeuten als nur Rahmen für ihre Lebensfeste.
Um Herz und Hirn für unser eigenes Handeln in den vielen Alltagssituationen, in denen wir andern helfen können, ihre Lebenslast zu tragen.
Um Hoffnung und Vertrauen in die Begleitung deines Geistes über unseren irdischen Tod hinaus für alle unsere Verstorbenen.
Durch deine Menschwerdung ist eine Zeitenwende für die Menschheit angebrochen. Du hast in Demut und Güte dein Leben unter den Willen des Vaters gestellt. Dir gilt unser Dank jetzt und bis in alle Ewigkeit. - Amen.
Edith Furtmann (2023)
Herr Jesus Christus,
Du versprichts uns Ruhe und Erquickung.
Wir bitten Dich:
Steh allen Menschen bei, wenn sie im Leben nicht mehr weiterwissen, weil ihr Schicksal unerträglich scheint.
Steh allen Menschen bei, wenn sie den Glauben verlieren und das Vertrauen in ihre Mitmenschen und in Dich.
Steh allen Menschen bei, wenn sie an der Kirche verzweifeln, wenn sie nach neuer Gemeinschaft suchen in Dir.
Steh allen Menschen bei, wenn sie verstoßen werden von denen, die wir lieben, von der Gesellschaft, und ausgeschlossen vom gemeinsamen Leben.
Steh allen Menschen bei, die unwillkommen sind, die ausgestoßen am Rand unserer Gesellschaft leben, die darunter leiden, dass man sie wegen ihrer Andersartigkeit schmäht.
Steh allen Menschen bei, die ihre Heimat verlassen müssen, weil sie dort verfolgt werden, weil Krieg herrscht, weil der Klimawandel ihre Lebensgrundlagen zerstört.
Steh allen Menschen bei, wenn sie sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten für die Mitmenschen einsetzen, und auch dann nicht nachlassen, wenn es mühsam und beschwerlich wird.
Steh allen Menschen in Krankheit, Tod und Tauer bei und lass sie nicht alleine bleiben.
Herr Jesus Christus,
Du hast uns Erquickung und Ruhe versprochen.
Lass uns nie das Vertrauen verlieren, dass Du bei uns bist. - Amen.
Martin Stewen (2020)
Gütiger Gott, du versprichst, dass das Leben mit dir gelingt.
Nicht immer können wir das so deutlich erkennen.
Daher bitten wir dich:
Wir beten für all jene Menschen, die unter den Lasten ihres Lebens zusammen zu brechen drohen.
Lass sie dein Mitgehen erleben, wenn andere an ihrer Seite das Joch tragen helfen.
Wir beten für all jene Menschen, die sich nichts zutrauen, die vor allen Ansprüchen und Herausforderungen resignieren.
Lass sie erkennen, was sie können, und ermutige sie, das auch zu tun.
Wir beten für all jene Menschen, die meinen, ganz allein auf sich selbst gestellt zu sein und die niemandem trauen - nicht einmal dir.
Schenke ihnen die Erfahrung, dass du auch dann da bist, wenn wir das nicht glauben können.
Wir beten für all jene Menschen, die nie zur Ruhe finden und sich beständig über ihre Grenzen hinaus verausgaben.
Lass sie wissen, dass du das Ziel unseres Lebens bist und wir uns die Erlösung nicht selbst bereiten können.
Wir beten für all jene Menschen, die ihren irdischen Weg vollendet und jedes Joch ihres Lebens endgültig abgelegt haben.
Schenke du ihnen Ruhe und Frieden in deinem Reich.
Guter Gott, auf dich vertrauen wir, auf dich setzen wir, weil dich, den verborgenen Vater, der Sohn in seinem Taten und Worten geoffenbart hat.
Dir sei Lob und Preis - heute und in alle Ewigkeit. – Amen.
Renate Witzani (2020)
In jedem Gottesdienst sind wir eingeladen zu Gott und zu uns selbst zu finden.
An ihn, unseren Vater, wenden wir uns mit unseren Bitten:
Für eine Kirche, in der sich alle auch noch so unterschiedlichen Menschen beheimatet fühlen können.
Für eine Welt, in der auch den Schwächsten vermittelt wird, welchen Wert sie haben und wie wir einander bereichern können.
Für alle, die sich für gesellschaftlich wesentliche Anliegen in friedvoller und gewaltloser Weise engagieren.
Für alle Menschen, die in den kommenden Ferien- und Urlaubswochen Erholung und einen weiten Blick auf ihr Leben suchen.
Für unsere Verstorbenen, für die wir nach allen Mühen ihres Lebens deine Nähe und Güte erhoffen.
Vater!
Du schenkst uns deinen Geist, durch den wir erfahren dürfen, wie unser Leben und das unserer Mitmenschen aufblühen kann.
Dich, Gott der Liebe und Güte, preisen wir jetzt und allezeit. - Amen.
Renate Witzani (2017)
Jesus lädt uns ein, in seine Beziehung mit dem Vater einzutreten.
Wer sich in seiner Begrenztheit als Mensch auf diesen Weg wagt, den wird der Heilige Geist zu wahrer Erkenntnis und Einsicht führen.
Um diesen Geist lasst uns beten:
Um die Kraft deines Geistes für alle, die deine Botschaft glaubhaft verkünden wollen,
dass sie so leben können, dass ihnen geglaubt werden kann.
Um die Kraft deines Geistes für alle Politiker, die sich ehrlich und ihrer Verantwortung bewusst für sinnvolle Neuerungen in unserer Gesellschaft einsetzen.
Um die Kraft deines Geistes für alle, die in diesen Tagen nach Ruhe und innerem Frieden suchen.
Um die Kraft deines Geistes für alle, die zu dir beten und sich von deiner Weisheit leiten lassen wollen.
Um die Kraft deines Geistes, der unsere Verstorbenen zum ewigen Leben führt.
Wir preisen dich, allmächtiger Gott, und bitten dich, f
führe uns den Weg der Gottesfurcht und Einsicht,
damit wir in dir finden, was uns wirklich leben lässt. - Amen.
Klemens Nodewald (2017)
Herr Jesus Christus,
du hast uns das von Güte und Erbarmen geprägte Wesen des himmlischen Vaters geoffenbart und kundgetan und immer wieder eingeladen, den Weg der Liebe zu wählen.
Wir bitten dich:
Hilf uns, das Bemühen um Güte, Liebe, Barmherzigkeit und Wohlwollen sehr ernst zu nehmen.
Jesus, Abbild des Vaters...
Lass alle Menschen erkennen, dass die Liebe alle Weisheit und Klugheit an Wert übertrifft.
Jesus, Abbild des Vaters...
Segne in besonderer Weise jene, die sich für Arme, Schwache, Leidende und Verachtete einsetzen.
Jesus, Abbild des Vaters...
Schenke den Leitern der Kirche und allen anderen Religionsgemeinschaften den Geist der Erkenntnis, Wichtiges von weniger Wichtigem zu unterscheiden und in besonderer Weise für die Liebe einzutreten.
Jesus, Abbild des Vaters...
Entflamme die Herzen der Politiker, sich mit Hingabe um Frieden in der Welt zu bemühen.
Jesus, Abbild des Vaters...
Gewähre allen Verstorbenen die von Liebe geprägte Gemeinschaft mit dir und untereinander.
Jesus, Abbild des Vaters...
Herr Jesus Christus,
du lädst uns ein, zu dir zu kommen, um Kraft für das Gute und die Liebe zu schöpfen.
Wir danken dir für deinen Beistand und preisen dich für alle Liebe, die du uns gewährst und immer wieder schenkst. – Amen.
Gastautor*in (2017)
Jesus sagt: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“
So bringen wir alles, was uns belastet, drückt und unruhig macht, und bitten:
Für alle Menschen, die die Last einer Krankheit tragen,
und für alle, die unter der Last der Einsamkeit oder des Alters leiden.
(Symbole: Medizinfläschchen o. Ä. und Gehstock..)
Christus, höre uns...
Für alle Menschen, die unter der Last der Anforderungen ihrer Arbeit, unter Zeitnot und Überforderung leiden.
(Symbol: Terminkalender oder Uhr o.Ä.)
Christus, höre uns...
Für alle Menschen, die unter der Last von Gewalt, eines Krieges oder einer Naturkatastrophe zu leiden haben.
(Symbol: Trümmerstück/angeschlagener Ziegelstein, Koffer o.Ä.)
Christus, höre uns...
Für alle Menschen, die die Last der Verantwortung in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft tragen.
(Symbol: Geldkasse, Paragrafen-Zeichen, Geschichtsbuch, großes Fragezeichen o.Ä.)
Christus, höre uns...
Für alle Menschen, die unter der Last der Trauer über den Tod eines lieben Menschen leiden,
und für alle Verstorbenen, die im Leben schwere Lasten getragen haben.
(Symbole: Taschentuch und Kreuz)
Christus, höre uns...
© Gastautor Wolfgang Lohmiller, D-88348 Bad Saulgau, wolf.lohmiller@t-online.de
Hans Hütter (2014)
Guter Gott und Vater,
auch wenn wir unter deinem Dach und in deiner Nähe Ruhe finden,
beunruhigt uns die Not vieler Menschen.
Wir kommen mit unseren Bitten zu dir.
Wir bitten dich für die Mitchristen im Irak und in Palästina.
Lass sie Orte finden, wo sie in Frieden leben können.
Wir bitten dich für alle Menschen, die auf der Flucht sind,
um einem Krieg oder Verfolgung zu entkommen.
Lass sie Aufnahme und Unterstützung finden,
bis sie wieder in ihre Heimat zurückkehren können.
Wir bitten dich für die Bevölkerung der Ukraine.
Zeige ihr Wege zu einer friedlichen Lösung
ihrer politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Probleme.
Wir bitten dich für alle Menschen,
die in diesen Wochen Ferien und Urlaub genießen.
Lass sie Erholung finden und auch Ruhe für ihre Seele.
Wir bitten dich für alle Menschen,
die von der Last ihres Lebens niedergedrückt werden.
Lass sie Menschen begegnen, die ihnen helfen
und bei denen sie ausruhen können.
Wir bitten dich für unsere Verstorbenen.
Schenke ihnen Ruhe, Frieden und das ihr Leben lang ersehnte Glück.
Herr, wir danken dir, dass du unsere Not wahrnimmst
und uns hilfst, unsere Lasten zu tragen. – Amen.
Gertrude Schmid (2014)
Zu Gott, der um unsere Belastungen weiß
und sie in Christus selbst getragen hat,
beten wir voll Vertrauen:
Für alle Menschen, die an der Last des Lebens verzweifelt sind,
sich überlastet fühlen oder nicht mehr weiterwissen.
Zeige ihnen Wege zum Licht und zur Freiheit.
Herr, erbarme Dich.
Für jene, die geduldig ihren Dienst tun, damit anderen geholfen wird.
Lohne ihre Mühen und stärke ihr Vertrauen.
Herr, erbarme Dich.
Für jene, die sich von anderen ausgenutzt fühlen.
Stärke ihren Mut und gib ihnen gute Anwälte ihrer Rechte.
Herr, erbarme Dich.
Für die Menschen, die dauerhaft auf fremde Hilfe angewiesen sind.
Gib ihnen ein dankbares und starkes Herz und lass sie erfahren,
dass sie selbst wertvolle Menschen sind,
die Deine geheimnisvolle Gegenwart widerspiegeln.
Herr, erbarme Dich.
Für alle, die unter der Undankbarkeit ihrer Mitmenschen leiden;
für alle, die sich unbeachtet und übergangen fühlen;
für alle, deren Mühen und Arbeiten niemand würdigt oder entlohnt.
Schenke Du ihnen Ansehen und erfüllende Freude.
Herr, erbarme Dich.
Herr, großer Gott, Du bist das Alpha und das Omega,
Du hältst die ganze Welt in Deiner väterlichen Hand geborgen.
Gib uns stets die Kraft, Dir und unserem Nächsten aufrichtig zu dienen
und sei gepriesen durch Christus, unseren Herrn. - Amen.
Hans Hütter (2011)
Herr, Jesus Christus,
du hast die Menschen zum Glauben an dich und an deinen Vater geführt.
Dir vertrauen wir unsere Nöte an.
Wir bitten für die Menschen in Nordafrika und in den arabischen Ländern.
Hilf, dass sie Frieden und eine menschenwürdige Ordnung finden.
Wir bitten für die Bevölkerung Griechenlands.
Zeige ihnen Wege aus ihrer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Krise.
Wir bitten für die vielen Menschen, die auf der Flucht sind.
Lass sie auf ihrem Weg nicht umkommen
und neue Lebensmöglichkeiten finden.
Wir beten für alle Menschen, die in Wohlstand leben.
Öffne ihre Herzen für alle, die in Not sind.
Wir beten für alle Getauften.
Lass ihre Beziehung zu dir wachsen
und zeige ihnen Wege, wie sie ihr religiöses Leben gestalten können.
Wir beten für alle Christen,
die sich um die Zukunft der kirchlichen Gemeinschaften Sorgen machen.
Leite sie durch deinen Heiligen Geist.
Du, Herr, hast versprochen, dass wir bei dir Ruhe finden.
Dir vertrauen wir uns an. Amen.
- Gabengebet2
Messbuch - GG 14. Sonntag: das neue Leben sichtbar machen
Herr,
zu deiner Ehre feiern wir dieses Opfer.
Es befreie uns vom Bösen
und helfe uns,
Tag für Tag das neue Leben sichtbar zu machen,
das wir von dir empfangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 14. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG Fastenzeit 1 Di: erfülle diese Gaben mit göttlicher Kraft
Allmächtiger Gott,
du bist der Ursprung aller Dinge.
Du gibst uns Speise und Trank
als Hilfe für das irdische Leben.
Nimm entgegen,
was du uns in die Hände gelegt hast,
und erfülle diese Gaben mit göttlicher Kraft,
damit sie uns das ewige Leben schenken.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Dienstag in der 1. Woche der Fastenzeit
Die Bittmesse
- Gebet zur Gabenbereitung1
Martin Stewen (2020)
Barmherziger Gott
du selbst deckst uns den Tisch
und lässt uns zusammen kommen,
um deine bergende Nähe spüren.
Lass uns in der Gegenwart deines Sohnes im Sakrament des Altares
die Gegenwart unseres verborgenen Gottes erahnen.
Dafür wollen wir dir jetzt in dieser Feier Dank sagen
durch ihn, Christus, unseren Bruder und Herrn. – Amen.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2020)
Kehrvers:
Danket dem Herrn, denn ewig währt seine Liebe. (GL 444)
Guter und barmherziger Gott,
wir haben uns versammelt,
um Dir unseren Dank und Lobpreis darzubringen.
Denn du bist ein menschenfreundlicher Gott bist,
der auf den Notschrei der Kleinen und Unterdrückten hört.
Kehrvers
Durch deine Propheten hast du soziale Gerechtigkeit eingemahnt
und allen Völkern Frieden verheißen.
Du hast dich auf die Seite der Schwachen gestellt
und du wirst die Gewalttätigen zur Rechenschaft ziehen.
Kehrvers
Jesus von Nazareth hast du gesandt,
um allen Völkern Frieden zu bringen.
Den Unmündigen hat er sich als Messias geoffenbart,
dessen Joch nicht drückt und dessen Last leicht ist.
Alle, die schwere Lasten zu tragen haben,
lässt er bei sich ausruhen
und verschafft ihnen Frieden.
Er ist gütig und von Herzen demütig.
Wer von ihm lernt, findet Ruhe für seine Seele.
Allen, die auf Jesus hören, hast Du deinen heiligen Geist gesandt.
Er wohnt in unseren Herzen und erweckt uns zu neuem Leben.
Jetzt schon gibt er uns die Kraft,
die Neigung zum Bösen in uns zu überwinden
und als deine Töchter und Söhne zu leben.
Darum loben und preisen wir dich
und singen wir mit allen Engeln und Heiligen dein Lob:
Danklied, z. B. Nun lobet Gott im hohen Thron (GL 393)
oder: Nun danke alle Gott mit Herzen Mund und Händen (GL 405)
- Präfation3
Messbuch - Präfation Schweizer Hochgebet 3: Jesus geht an keiner Not vorüber
Wir danken dir, treuer und barmherziger Vater,
für Jesus, deinen Sohn unseren Herrn und Bruder.
Seine Liebe galt den Armen und Kranken,
den Ausgestoßenen und Sündern.
An keiner Not ging er vorüber.
Sein Leben und seine Botschaft lehren uns,
daß du ein Gott bist, der sich der Menschen annimmt
wie ein Vater sich um seine Kinder sorgt.
Darum loben und preisen wir dich,
wir rühmen deine Güte und Treue
und verkünden mit allen Engeln und Heiligen
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig...
Präfation aus dem Schweizer Hochgebet 3
Messbuch - Präfation Schweizer Hochgebet 2: Jesus unser Weg
Wir danken dir, heiliger, starker Gott.
Du lenkst die Geschicke der Welt
und sorgst für jeden Menschen.
Du versammelst uns zu einer Gemeinschaft,
damit wir alle dein Wort hören
und deinem Sohn im Glauben folgen.
Er ist der Weg - auf diesem Weg gelangen wir zu dir;
er ist die Wahrheit - sie allein macht uns frei;
er ist das Leben und erfüllt uns mit Freude.
Darum danken wir dir, Vater, für deine Liebe,
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Wir stimmen ein in den Gesang der Engel
und bekennen zum Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig...
Präfation aus dem Schweizer Hochgebet 2
Messbuch - Präfation Wochentage 1: Die Erneuerung der Welt durch Christus
Wir danken dir, Vater im Himmel,
und rühmen dich durch unseren Herrn Jesus Christus.
Denn ihn hast du zum Haupt
der neuen Schöpfung gemacht,
aus seiner Fülle haben wir alle empfangen.
Obwohl er dir gleich war an Herrlichkeit,
hat er sich selbst erniedrigt
und der Welt den Frieden gebracht
durch sein Blut,
das er am Stamm des Kreuzes vergossen hat.
Deshalb hast du ihn über alle Geschöpfe erhöht,
so wurde er für jene, die auf ihn hören,
zum Urheber des ewigen Heiles.
Durch ihn preisen wir jetzt
und in Ewigkeit dein Erbarmen und
singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Wochentage 1
- Mahlspruch1
Bibel
Kommt alle zu mir,
die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt.
Ich werde euch Ruhe verschaffen.
(Mt 11,28)
Oder:
Wir preisen dich, Vater,
weil du all das den Weisen und Klugen verborgen,
den Unmündigen aber offenbart hast.
(vgl. Mt 11,25)
- Meditation2
Helene Renner (2020)
Erholungsbedürftig
ausgelaugt und müde
ohne Luft und ohne Lust
sind wir manchmal
„Komm“ sagt Jesus
„Komm zu mir“ -
du wirst Ruhe finden
und neue Kraft
und neuen Atem
du darfst auf – atmen
Wir wollen der Einladung folgen:
Ruhe suchen
und Frieden finden
für Leib und Seele.
Gertrude Schmid (2014)
Wenn die Last der Welt
Dir zu schaffen macht,
hört er Dein Gebet.
Wenn Dich Furcht befällt
vor der langen Nacht,
hört er Dein Gebet.
ER hört Dein Gebet,
hört auf Dein Gebet.
ER versteht,
was sein Kind bewegt.
Gott hört Dein Gebet.
Wenn Du ängstlich bist
und Dich selbst verneinst,
hört ER Dein Gebet.
Wenn Du kraftlos wirst
und verzweifelt weinst,
hört ER Dein Gebet.
Und wenn die Menschheit
vor ihrem Ende steht,
hört ER Dein Gebet.
Wenn die Sonne sinkt
und die Welt vergeht,
hört ER Dein Gebet.
Christoph Zehendner (EG 618)
- Schlussgebet4
Messbuch - SG 14. Sonntag: in der Danksagung verharren
Herr,
du hast uns mit reichen Gaben beschenkt.
Lass uns in der Danksagung verharren
und einst die Fülle des Heils erlangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 14. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG 13. Sonntag: Lass uns Frucht bringen in Beharrlichkeit
Gütiger Gott,
die heilige Opfergabe,
die wir dargebracht und empfangen haben,
schenke uns neues Leben.
Laß uns Frucht bringen in Beharrlichkeit
und dir auf immer verbunden bleiben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 13. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG Auswahl 2: gesättigt mit der Speise, die du allein zu geben hast
Gott, unser Vater,
du hast uns gesättigt mit der Speise,
die du allein zu geben hast.
Laß uns von ihr leben und uns freuen
an deiner Huld und Gnade,
und laß unsere Freude fruchtbar werden in guten Taten.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Schlussgebete zur Auswahl 2
Messbuch - SG Auswahl 15: Lass uns niemals von dir getrennt werden
Allmächtiger Gott,
in dieser Feier hast du uns
an deinem göttlichen Leben Anteil geschenkt.
Laß uns niemals von dir getrennt werden,
sondern bewahre uns in deiner Liebe.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Schlussgebete zur Auswahl 15
- Gebet zum Abschluss2
Martin Stewen (2020)
Allmächtiger Gott,
du hast uns zusammengerufen
und mit dem Wort vom Heil und dem Brot des Lebens gestärkt.
Nun gehen wir hinaus, um das Leben zu meistern,
das du uns aufträgst.
Sei du mit uns - heute, an allen Tagen unseres Leben - bis in Ewigkeit. – Amen.
Gastautor*in (2017)
Guter Gott,
du hast uns dein Wort geschenkt und das Brot des Himmels.
Dafür danken wir dir und bitten dich:
Hilf uns, dass wir immer wieder der Einladung deines Sohnes folgen
und mit unseren Lasten vertrauensvoll zu ihm kommen.
Denn bei ihm können wir zur Ruhe kommen
in der Hektik und Unruhe unseres Alltags.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. - Amen.
© Gastautor Wolfgang Lohmiller, D-88348 Bad Saulgau, wolf.lohmiller@t-online.de
- Segen2
Martin Stewen (2020)
Seid gesegnet
in all eurem Ringen und Aufbegehren
in all eurer Sehnsucht und Hoffnung
in all eurer Verzweiflung und Angst.
Seid gesegnet
jeden Tag neu
in eurer Einmaligkeit und Stärke
in eurer Einzigartigkeit und Schwäche. -
Und so segne euch...
(Nach: Pierre Stutz / schott.de)
Gertrude Schmid (2014)
Auf Eurem Weg in die Ferien und in den Urlaub
begleite Euch Gottes Segen.
Die heutige Verheißung seines Sohnes erfülle sich an Dir,
so dass Du Ruhe findest und zu Dir selbst gelangst.
Sein Geist schenke Dir Kraft und Erholung,
damit Dein Leib, Dein Geist und Deine Seele
wieder zueinander finden
und vereint in der Schöpfung den Schöpfer preisen.
Das gewähre Dir, uns und allen, die uns verbunden sind
der dreieinige Gott,
der Vater und der Sohn + und der Heilige Geist. - Amen.
Ruhe finden
„Du willst, dass es Freude bereitet dich zu loben,
denn du hast uns zu dir hin geschaffen
und ruhelos ist unser Herz bis es Ruhe findet in dir".
Augustinus von Hippo
Nicht allein unterwegs
Die Texte heute machen Mut. Sacharia spricht von einem Frieden, der die ganze Welt umfassen wird, bis an die Enden der Erde. Sehnsuchtsvoll warten wir auf diesen Frieden und erkennen doch: wir werden ihn in unseren Leben nicht mehr erleben.
Jesus lädt alle ein, die mühselig und beladen sind, und verspricht Erquickung. Das gilt allerdings für die, die sein Joch auf sich nehmen. Sind die Texte also doch nicht wirklich hoffnungsvoll und mutmachend? Sind sie auf eine Zukunft gerichtet, die niemand von uns erleben kann, auf das kommende himmlische Reich? Haben sie vielleicht mit unserem Leben hier auf der Erde nicht wirklich etwas zu tun? Ist die Ruhe, die uns versprochen wird, die Friedhofsruhe?
Wenn man Menschen befragt, die sich ehrenamtlich betätigen, die Tag für Tag an der Ausgabe der Tafel stehen; die einen Besuchsdienst im Seniorenheim oder Krankenhaus machen; die ein offenes Ohr für die, die finanziell schlecht gestellt sind, haben; die Kindern beim Lesenlernen helfen; die nicht müde werden, mit Asylbewerbern von Amt zu Amt zu gehen um zu helfen; die Sommerlager für Kinder und Jugendliche organisieren; die in die Flüchtlingslager an den EU-Außengrenzen gehen; oder auf einem Seenotretterschiff und ihren Urlaub für Flüchtende opfern usw. Wenn man diese oder andere Ehrenamtler*innen befragt, warum sie das tun, warum sie sich für andere abrackern, anstatt ihr Leben, ihre Freizeit, zu genießen, dann hört man oft: „Weil es notwendig ist und ich mich schlecht fühlen würde, wenn ich nichts tun würde, damit die Welt besser wird.“ Oder: „Weil es mich glücklich macht, in dankbare Augen zu schauen und zu wissen: für diesen Menschen bin ich der Unterschied“. „Weil es gut tut, helfen zu können.“ „Weil ich morgens noch in den Spiegel schauen möchte.“ Dies ließe sich endlos fortsetzen. Anderen helfen, das ist Etwas, das glücklich machen kann, das mein Leben besser machen kann, etwas, das mich auch über mich neu nachdenken lässt, etwas, was mich zum Guten verändern kann.
Ist es vielleicht das, was gemeint ist, wenn Jesus spricht: „Ich werde Euch erquicken“? Wenn er sagt „mein Joch ist leicht?“
Und was ist mit denen, die krank sind, ein schweres Schicksal erleiden, mehr aushalten müssen als sie zu ertragen können glauben? Wo ist dann das Joch leicht? Wo ist dann die Ruhe, die Jesus verspricht? Ich glaube, sie liegt einfach darin, dass wir darauf vertrauen können, dass Gott bei uns ist, dass wir nicht alleine auf der Welt sind, dass wir nie tiefer fallen können als in Gottes Hand. Wer darauf vertraut, dessen Leid ändert sich vielleicht nicht. Aber er wird es besser ertragen können, weil er nicht alleine unterwegs ist.
Edith Furtmann
Die Glaubenssprache ist unverständlich geworden
Die Shell-Jugendstudie vom Jahr 2000 fasst ihre Ergebnisse für die religiöse Situation so zusammen: »Insgesamt haben wir eine Entwicklung hinter uns, die den christlichen Kirchen wenig Chancen belässt, unter den derzeitigen Bedingungen und in den bisherigen Formen Einfluss auf die junge Generation zu gewinnen.«5 Entsprechend bekräftigt die Shell-Studie von 2010 die sich fortsetzenden religiösen Abbrüche: »Unbestreitbar sind die klassische Religiosität und ihre Lebensbedeutung bei den Jugendlichen des religiösen Mainstreams in Deutschland weiter im Rückgang, wobei der Schwerpunkt der Veränderung bei den katholischen Jugendlichen liegt.« Der gewaltigste Einbruch verbindet sich mit dem Gottesglauben. Nur noch 37 Prozent der Jugendlichen (zwischen 12 und 25) betrachten den Gottesglauben für ihr Leben als wichtig, aber 46 Prozent für unwichtig. Unter den Katholiken neigen sogar 56 Prozent der Auffassung zu, dass der Gottesglaube für sie weniger bis gar nicht bedeutsam sei.
Aber bereits die mittlere und ältere Generation getaufter Christen hat ihren Glaubensbezug verloren. Deren Kinder, die jungen Erwachsenen und Jugendlichen von heute, mögen zum Teil noch an der üblichen Erstkommunion- und Konfirmationsfolklore teilnehmen, doch bleiben sie spirituell dem Christentum fremd. Die häusliche religiöse Erziehung fällt vielfach bereits über drei oder vier Generationen hinweg aus. Diese christlich distanzierten Jugendlichen von heute werden ihre Kinder von morgen ebenfalls nicht mehr christlich bilden und erziehen.
Es gibt nichts zu beschönigen: Bis ins aktive Zentrum der Kirchen hinein ist die Sprache des überlieferten Glaubens verkalkt, abgestanden, verschlissen. Mit dem Wort »Gott«, über Jahrhunderte im Übermaß für eigene Interessen missbraucht, verbindet sich keine prophetische Kraft mehr. Die Sätze des Apostolischen Glaubensbekenntnisses provozieren Ratlosigkeit. Der Grundbestand der Glaubenslehre hat sein Verfallsdatum hinter sich. Bemerken die amtlichen »Verkünder« der »Botschaft« noch, dass das, was sie sagen, zu oft ins Leere geht? Und wenn ja: Stellen sie sich der notwendigen Debatte über die Zukunft des Glaubens hierzulande?
Obgleich die Situation nicht mehr zu ignorieren ist, führt sie immer noch nicht zu kirchlichen Selbstrevisionen. Kein Problem ist zentraler, keines tödlicher als ein Leerlauf der Glaubenssprache - von »Verkündigung« gar nicht zu reden. Wird dieser offensichtliche Tatbestand nicht mit höchster Aufmerksamkeit bedacht, welkt das Christentum dahin. Dann mögen die fundamentalistischen Zirkel, wie sie allerwegen zunehmen, noch so sehr den unverändert wahren Glauben beschwören, sie vermehren damit nur die großen Friedhöfe unter dem Mond.
Gründe, warum die kirchliche Sprache ins Leere geht, existieren vielfältig. Sie liegen in der Sache selbst als auch bei den Lebensumständen des lehrenden Personals. Viele Kirchenleute isolieren sich schon in jungen Jahren in Gemeindezirkeln und Seminarien. In dieser Isolation suchen und gewinnen sie eine Gruppenidentität, die für den Rest des Lebens an den traditionellen Formelbestand bindet. Als Amtsträger eignen sie sich besonders dafür, über den »wahren Glauben« zu wachen. Aber wo bleibt in ihrer Person und ihrem Weltbild, was zu einem authentischen Menschen gehört: jene Komplexität der Erfahrung, des Denkens und Lebens, die ein mit sich identischer Mensch integriert: Gott und die Welt, Glauben und Zweifel, unterschiedliche als auch widersprüchliche Lebenswelten? »Jeder von uns ist mehrere, ist viele, ist ein Übermaß an Selbsten«, sagte Fernando Pessoa. Wer solche Spannung nicht erträgt, sucht Schutz im isolierten Formelbestand, gewinnt darin vermeintliche Sicherheit, aber verliert den Kontakt zu einem Leben, das anderswo stattfindet.
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Theologie muss sich vor Selbstverliebtheit hüten
Vatikanstadt, 11.04.14 (KAP) Theologie braucht offenes, unabgeschlossenes Denken und muss sich vor Selbstverliebtheit hüten: Das betonte Papst Franziskus bei einem Empfang für die mehr als 5.000 Studierenden, Professoren, wissenschaftlichen Mitarbeiter, Angestellten sowie verantwortlichen Bischöfen der vom Jesuitenorden geleiten akademischen Institutionen in Rom. Die Begegnung am Donnerstag fand in der vatikanischen Audienzhalle statt. Dem jesuitischen akademischen Konsortium gehören u.a. die Päpstliche Universität Gregoriana, das Päpstliche Bibelinstitut, das Päpstliche Orientalische Institut und die Stiftung "Fondazione La Gregoriana" an. Auch der Generalobere des Jesuitenordens, dem auch der Papst angehört, P. Adolfo Nicolas, nahm an der Audienz teil.
Ein guter Theologe müsse "immer offen gegenüber einem 'Mehr' Gottes und der Wahrheit" sein, betonte Franziskus. Er müsse respektieren, das Entwicklung ein transzendentes Gesetz sei, über das der Kirchenvater Vinzenz von Lerins schreibe: "Auch das Dogma der christlichen Religion muss diesem Gesetz folgen. Es schreitet voran, festigt sich mit den Jahren, entwickelt sich mit der Zeit und vertieft sich mit dem Alter."
Dies sei - so der Papst - die Beschreibung einer "Theologie mit einem offenen Geist". Ein Theologe allerdings, der nicht bete und nicht Gott Ehre erweise, würde in "verabscheuungswürdigsten Narzissmus" enden. Dieser Narzissmus bei manchen Theologen, Denkern und "Gerechten" tue "sehr weh".
Der Papst erneuerte bei der Audienz sein Plädoyer für eine "Theologie auf Knien". Diesen Ansatz hatte er jüngst auch am Werk von Kardinal Walter Kasper lobend hervorgehoben. Eine Herausforderung der Gegenwart sei doch, Wissen zu vermitteln und eine "lebendige Lesart" desselben anzubieten.
Wörtlich betonte Franziskus: "Es braucht eine wahre Hermeneutik des Evangeliums, um das Leben, die Welt, die Menschen besser zu verstehen, keine Synthese, sondern eine spirituelle Atmosphäre der Forschung und der Sicherheit, die auf den Wahrheiten des Verstandes und des Glaubens gründet. Philosophie und Theologie erlauben es, Überzeugungen zu gewinnen, die die Intelligenz strukturieren und sie stärken und den Willen erleuchten. Doch all das ist nur fruchtbar, wenn man es mit einem offenen Geist und auf Knien vollzieht. Mit offenem Geist und auf Knien. Der Theologe, der sich am eigenen abgeschlossenen Denken ergötzt, ist mittelmäßig." ...
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Nur scheinbar geklärtes Verhältnis von Religion und säkularer Vernunft
München, 17.06.14 (KAP) Jürgen Habermas, einer der bedeutendsten deutschen Philosophen der Gegenwart, wird am Mittwoch 85 Jahre alt.
Als Philosoph und Sozialwissenschaftler befasst er sich mit der Frage, wie moderne Gesellschaften ihre Widersprüche friedlich und unter Beteiligung möglichst vieler Menschen lösen können.
In mehr als 50 Büchern sowie zahlreichen Artikeln zur Erkenntnistheorie, Sozialphilosophie, Kommunikationstheorie, Ethik und Rechtsphilosophie prägte Habermas eine ganze Generation von Wissenschaftlern in Deutschland und besonders auch den USA. Immer wieder mischte er sich auch in aktuelle Debatten ein, etwa über die Zukunft Europas oder die Finanzkrise.
"Nur scheinbar geklärtes Verhältnis"
Weiters plädiert Habermas für eine Revision des "nur scheinbar geklärten Verhältnisses" von Religion und säkularer Vernunft. Die Notwendigkeit einer solchen Neubestimmung werde laut Habermas insbesondere im Blick auf Fragen der Moral und des Handelns in "postsäkularen Gesellschaften" deutlich. So liege es nicht allein in der Kraft philosophisch-ethischer Argumentationen, solidarisches Handeln zu motivieren. Auch besitze die Philosophie allein nicht die tragende Sprache, um zu artikulieren, "was zum Himmel schreit".
Auch im Blick auf das Verhältnis des "weltanschaulich neutralen Staats" zur Religion müsse gerade angesichts einer zum Teil aggressiven politischen "Revitalisierung" des evangelikalen Christentums wie des Islams eine Neubestimmung vollzogen werden, so Habermas. Habe der liberale Staat bislang einen "modus vivendi" mit den anerkannten Religionsgemeinschaften gefunden, so könne er sich damit nun nicht mehr zufrieden geben, da er auf eine "in Überzeugungen verwurzelte Legitimation" angewiesen sei, die er nicht aus sich selbst heraus reproduzieren könne.
Staat und Religion müssten daher in einen "komplementären Lernprozess" eintreten, in dem beide die Geltungsbereiche des jeweils anderen akzeptieren müssten. Der Staat müsse lernen, so Habermas, dass "religiöse Äußerungen zur Klärung kontroverser Grundsatzfragen einen sinnvollen Beitrag leisten können".
Damit ein solcher aufrichtiger Dialog gelingen kann, müssten laut Habermas zwei Voraussetzungen erfüllt sein: Zum einen müsse die Religion einen "universalistischen Egalitarismus in Recht und Moral"
anerkennen. Auf der anderen Seite dürfe sich die "säkulare Vernunft"
jedoch nicht "zur Richterin über Glaubenswahrheiten aufwerfen". Zur Kenntnis nehmen müsse die Religion ihrerseits, dass mit dem Ende der Metaphysik zugleich auch die "von Augustin bis Thomas hergestellte Synthese aus Glauben und Wissen zerbrochen" ist.
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Gott finden in allen Dingen
Es ist ein Grundsatz der christlichen Frömmigkeit, den Ignatius von Loyola (1491-1556), der Gründer des Jesuitenordens, seiner Ordensgemeinschaft mitgegeben hat und der seitdem für zahllose Christen ein Leitmotiv ihres Lebens geworden ist: Gott finden in allen Dingen. Wir lassen uns von diesem Satz anregen, zusammenzufassen, was wir überlegt haben.
Finden und Suchen
Manchmal finden wir etwas, ohne danach zu suchen, manchmal ist das Finden Ergebnis angestrengter und gezielter Suche. Zweifellos kann es geschehen, dass wir Gott finden, ohne dass wir ihn gesucht haben. Die Erkenntnis Gottes, zumindest die Ahnung Gottes kann uns überfallen wie eine plötzliche, unerwartete Erfahrung, ja, wie ein Erlebnis. Gewiss müssen wir dann prüfen, wir müssen unterscheiden lernen, ob wir wirklich Gott gefunden haben oder nicht doch nur ein Bündel eigener Wünsche, Erfahrungen und Sehnsüchte. Doch brauchen wir nicht zu zweifeln: Menschen können auch auf diese Weise Gott finden, und das erweist sich immer daran, wie ein solches »Finden« anschließend das Leben eines solchen Menschen verändert. Solche Gotteserkenntnis hat es gewiss »leichter« als andere Weisen der Gotteserkenntnis. Wem sie geschenkt wird, der hat allen Anlass, dafür dankbar zu sein und sich das nicht als besondere Tugend anzurechnen.
Auf andere Weise ist Erkenntnis Gottes das Ergebnis bewussten und manchmal anstrengenden Suchens. Dies ist sogar das Normale. Auch hier kann es sein, dass der Anlass dazu wieder ein Finden ohne Suchen ist, eine das Leben ändernde Erfahrung, ein Glück oder Unglück, aber auch ein über längere Zeit sich hinziehender Lernprozess, ein Wachwerden. Auf einen Nenner gebracht: Es sind die Erfahrung oder auch der »Lernerfolg«, dass wir uns an allen Ecken unseres Lebens nicht selbst genügen.
Aber dann, danach, macht Gotteserkenntnis »Arbeit«. Unsere Augen müssen scharf, unser Fragen bohrend, unser Gehör genau werden. Wir müssen immer wieder uns selbst »überschreiten«, die Erfahrungen des Ungenügens offenhalten, die Wunden schmerzen lassen, aber auch die Glückserfahrungen voll auskosten, um den letzten Rest der Einbildung zu vertreiben, dass sie nur unser Werk und nicht vielmehr unverfügbares Geschenk sind. Dazu müssen wir immer wieder die »Orte« der Gotteserkenntnis aufsuchen, von denen wir im zweiten Teil des Buches gesprochen haben und an denen wir Erkenntnis und Ahnung Gottes in immer neuer Richtung vertiefen können.
Wer so Gott findet in allen Dingen - wirklich in allen -, bei dem kann das Ende, wie es Romano Guardini einmal formulierte, ein »Umbau des Wirklichkeitsbewusstseins« sein. Ja, selbst das ist möglich und völlig unverdächtig: Die Wirklichkeit Gottes ist mir am Ende wirklicher als alle Wirklichkeit der Welt. Wir fliehen nicht aus ihr, schon gar nicht halten wir sie für Schein, wie es gelegentlich in der Geschichte des christlichen Glaubens geschah. Aber Gott ist noch wirklicher, weil er die Macht der Wirklichkeit hinter aller Wirklichkeit unserer Welterfahrung ist. Der Satz des Johannesevangeliums: »Das aber ist das ewige Leben: dass sie dich erkennen als den einzig wahren Gott und Jesus Christus als deinen Gesandten« (Joh 17,3), ist dann kein großes Wort mehr, sondern schlichte Selbstverständlichkeit. Tausendfältige christliche Erfahrung bezeugt, dass man dazu kein Mystiker sein muss; dass es vielmehr alltägliche christliche Glaubenserfahrung sein kann.
Aus: Otto Hermann Pesch, heute Gott erkennen. Topos Taschenbücher, Kevelaer 2012.
Schweigen und hören
Dein Leben gelingt, wenn du lernst, auf dich, auf die Menschen und auf Gott zu hören. Das ist nicht leicht. Die vielen Ereignisse um dich herum, die Belastungen und Probleme machen dir zu schaffen. Oft genug passiert es, dass du davon nichts mehr hören willst.
Wie oft plagen dich die inneren Stimmen - auch wenn du versuchst, sie zu unterdrücken. Tausend Gedanken gehen dir durch den Kopf: Werde ich das Gespräch oder die morgige Verhandlung gut fuhren können? Sind die anstehenden Rechnungen schon bezahlt? Wird es mit meinem Mann wieder den gleichen Streit geben wie gestern? Werde ich sie oder ihn - was du so sehr ersehnst - treffen? Außerdem müssen die vielen großen und kleinen Dinge erledigt werden: der hegen gelassene Brief, das noch nicht geführte Telefonat, das dich bedrückt... Die inneren Stimmen und Botschaften sind ohne Zahl.
In Wahrheit verstummst du, streitest oder schreist du, auch wenn du scheinbar schweigst. Aber das ist kein echtes Schweigen. Es ist mehr inneres Grollen, ein Verstummen oder oberflächliches Abschieben des Problems.
Es wäre so gut, wenn in diesem Moment dein Herz zur Ruhe kommen könnte, wenn es wirklich Frieden hätte, wenn du dich sammeln und bei dir selbst bleiben könntest - und wenn du zu dir Vertrauen hättest. Die vielen Stimmen in dir, deine Ängste und Befürchtungen - nicht einmal die Freuden nützen dir jetzt, sondern nur Stille und Schweigen. Schweigen ist nicht »kein Lärm«, sondern das Wissen um den inneren Frieden, um deine Geborgenheit in Gott - so sagen gläubige Menschen. Schweigen kann ein Mensch dann, wenn er hört, vor allem auf die Stille.
»Stille sagt mir nichts«, behaupten die Ruhelosen. Aber in der Stille vernimmst du mehr als viele Worte - über dich selber, über dein Leben, über die Menschen und über Gott. Diese Stille ist kein Verstummen in Bitterkeit, sondern ein aufmerksames Lauschen auf die Gnade und das Geschenk des Lebens, das hinter allem Lärm liegt.
Schweigen bedeutet in diesem Fall ein sehr aktives Zuhören. Viele Menschen vergessen, dass es ohne Schweigen keine Kommunikation gibt. Wenn ein Mensch dem anderen nicht zuhört, kommt kein wirkliches Gespräch zustande. Andererseits wird Schweigen häufig mit der absoluten Stille verwechselt, die in einem Meditationsraum oder im Kloster herrscht. Natürlich gibt es auch diese besondere Form der Stille, aber Schweigen ist zugleich eine Haltung, die dich durch den ganzen Tag begleitet. In allen Gesprächen hast du Phasen des Schweigens und des Zuhörens, sonst kann keine Kommunikation entstehen. Deshalb steckt in jeder Form von Kommunikation, mag sie auch noch so alltäglich erscheinen, bereits ein Hauch von Gebet - du redest, hörst zu und überschreitest die Grenze vom Ich zum Du. Dass ein echtes Gespräch bereits ein Gebet ist, können sich viele nur schwer vorstellen, weil sie unter Gebet etwas anderes verstehen: Selbstversenkung, stille Abgeschiedenheit, Askese, Gottesnähe. Aber ein Gebet beginnt, wenn ein Mensch seine eigenen Grenzen überschreitet. In der höchsten Stufe, in der Vollendung, bedeutet es die Grenzüberschreitung hin zu Gott, wenn der Betende mit ihm eins wird. Aber diese innere Berührung, die Verschmelzung mit dem Göttlichen kann auch geschehen, wenn jemand in eine Beziehung zu einem anderen Menschen - oder zur Schöpfung - tritt.
Leben entwickelt sich, wenn die Menschen zueinander Beziehung aufnehmen, indem sie abwechselnd sprechen oder schweigend zuhören. Dieser Rhythmus von Sprechen und Zuhören gilt natürlich auch, wenn du in eine Beziehung zu Gott treten willst. Im Gebet stellt der Mensch eine Verbindung mit einer transzendenten Wirklichkeit her: Er kommuniziert mit Gott. Wenn du dich hinsetzt, schweigst und hörst, dann ist das ein Gebet. Viele Menschen haben in dieser religiösen Wechselbeziehung noch keine oder zu wenig Erfahrungen, aber sie sollen sich nicht entmutigen lassen: Spirituelle Beziehungen wachsen oft langsam, aber irgendwann stößt jeder zu den wesentlichen Erfahrungen vor.Ein Gebet stärkt gleichermaßen unser körperliches und seelisch-geistiges Wohlbefinden. Es bringt den Menschen mit sich selber, mit der Schöpfung und mit Gott in einen inneren Einklang. So werden auch im Alltag ein paar Minuten des Schweigens und der Stille, in denen du das wirkliche Leben hören kannst, zum Gebet.
Aus: Johannes Pausch / Gert Böhm, Auch schwarze Schafe können beten. Für alle, die nicht an Gott glauben und dennoch beten wollen. Kösel Verlag, München 2002.
Ihr müsst wissen, was Ihr glaubt
So lade ich Euch ein: Studiert den Katechismus! Das ist mein Herzenswunsch. Dieser Katechismus redet Euch nicht nach dem Mund. Er macht es Euch nicht leicht. Er fordert nämlich ein neues Leben von Euch. Er legt Euch die Botschaft des Evangeliums vor wie die "kostbare Perle" (Mt 13,46), für die man alles geben muss. So bitte ich Euch: Studiert den Katechismus mit Leidenschaft und Ausdauer! Opfert Lebenszeit dafür! Studiert ihn in der Stille Eurer Zimmer, Lest ihn zu zweit, wenn Ihr befreundet seid, bildet Lerngruppen und Netzwerke, tauscht Euch im Internet aus. Bleibt auf jede Weise über Euren Glauben im Gespräch!
Ihr müsst wissen, was Ihr glaubt. Ihr müsst Euren Glauben so präzise kennen wie ein IT-Spezialist das Betriebssystem eines Computers. Ihr müsst ihn verstehen wie ein guter Musiker sein Stück. Ja, Ihr müsst im Glauben noch viel tiefer verwurzelt sein als die Generation Eurer Eltern, um den Herausforderungen und Versuchungen dieser Zeit mit Kraft und Entschiedenheit entgegentreten zu können. Ihr braucht göttliche Hilfe, wenn Euer Glaube nicht austrocknen soll wie ein Tautropfen in der Sonne, wenn Ihr den Verlockungen des Konsumismus nicht erliegen wollt, wenn Eure Liebe nicht in Pornographie ertrinken soll, wenn Ihr die Schwachen nicht verraten und die Opfer nicht im Stich lassen wollt.
Benedikt XVI. in: YOUKAT, Jugendkatechismus der Katholischen Kirche. Pattloch Verlag München 2011.
Der Gott, der sich gerade den Kleinen offenbart
»In jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen.« (Mt 11,25-27)
»Unmündige«, das ist die Übersetzung des griechischen Wortes nepioi. Das Wort kommt in den Evangelien nur zweimal vor, im eben zitierten Jubelruf Jesu (Parallele dazu in Lk 10,21) und als Jesus in Mt 21,16 unter dem Jubel von Kindern in Jerusalem einzieht. Dort erinnert er an Ps 8,3, wo es heißt: »Aus dem Mund der Kinder (nepioi) und Säuglinge schaffst du dir Lob.«
Dieser Jubelruf könnte zunächst als die Reaktion Jesu "auf Enttäuschungen bei seiner Predigt gedeutet werden, auf Ablehnung und Misserfolge bei den einflussreichen Schichten. Die Exegeten verneinen das: »Das Jesuswort ist nicht Folge von Erfahrungen, die er und seine Jünger gemacht hatten, sondern die darin ausgesprochene Erkenntnis vom Wesen des Evangeliums ist grundlegend für die Predigt und für das Verhalten des Herrn. Weil Gott es so gewollt hat, weil es dem Wesen seiner Offenbarung so entspricht, hat Jesus sich nicht in Macht, Reichtum und Weisheit gehüllt, sondern ist niedrig, arm und gering geworden und ist zu denen gegangen, die selbst nepioi waren. In seinem Kommen wird an Kindern und Geringen, an Armen und Sündern die ganze Größe der göttlichen Gnade offenbar.« (A. Schlatter) Mit vertat. sind also nicht nur Kinder gemeint. Das Wort an die nepioi entspricht nicht nur zutiefst dem Wesen des Evangeliums, sondern enthüllt darüber hinaus das Wesen Jesu selbst. Als nepios und tapeinos (Demütiger) lädt er die nepioi zu sich ein.
Wer also waren diese und warum sind gerade sie offen für die Offenbarung Gottes?
Wer waren die nepioi?
Es sind jene, die die Rede Jesu am unmittelbarsten verstanden haben, für die diese Rede »lebenswendend« war. Es sind jene, die Jesus gerade im Unterschied zu den oft »Verstockten« wegen ihres Glaubens gelobt hat. Das waren erstaunlicherweise Sünder, »Heiden«, wirklich unmündige Kinder.
Aus: Helmut Krätzl, ... und suchen dein Angesicht. Gottesbilder - Kirchenbilder. Wiener Dom Verlag 2010.
Firm-Kurs
Ein junge fragt nach dem Heiligen Geist,
er kann sich darunter nichts vorstellen.
Das ist, hört er darauf, also du weißt
doch, wir haben vor Kurzem eine Collage
gemacht zum Thema, dass es in unserer
Welt und überhaupt doch viel Gutes gibt,
Helfen zum Beispiel, Freundschaft und
so, da ist doch etwas erfahrbar davon,
möcht ich mal sagen ...
Schon, aber wer ist der Heilige Geist?
Ganz einfach, also zum Beispiel die
Friedenstaube, das ist so ein Bild.
Auch mit Begeisterung hat es zu tun.
Oder nimm eine Fußballmannschaft,
da sagt man doch auch: da ist ein
guter Geist, wenn sie elf Freunde
sind. Bei Jesus waren es zwölf. Oder
auch dreizehn, ihn mitgerechnet ...
Doch was genau ist der Heilige Geist?
Hast du's noch nicht verstanden?
Also mal andersherum: Es gibt doch,
das wissen wir alle vom Fernsehn,
etwas wie Ungeist. Länder, wo echt noch
gefoltert wird und Leute verhungern ...
Okay, okay, sagt der junge, aber was oder
wer ist der Heilige Geist?
Ich find's echt gut, dass du fragst.
Also pass auf, darüber reden wir dann
ein andermal ganz ausführlich ...
Aus: Lothar Zenetti, Auf seiner Spur. Texte gläubiger Zuversicht. Matthias Grünewald Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2011.
Abschied von Gottesbild
Gott zerbrach den Rahmen des Bildes,
in den Abraham ihn einspannen wollte.
Er trieb den traumlosen Schläfer
ins weglose Land.
Dort unter zahllosen Sternen
war ihm der Unendliche nahe.
Ohne Häuser und Städte,
ausgesetzt den Tieren und Feinden,
lernte er Gott kennen,
der in ihm sich verbarg.
Aus: Martin Gutl, In vielen Herzen verankert. Styria- Verlag 2004.
Unterwegs zu dir
Als Zeugen deiner Liebe
sind wir unterwegs zu dir.
Als Glieder deiner Kirche
sind wir unterwegs zu dir.
Wenn wir von unserem Brot und Leben teilen,
sind wir unterwegs zu dir.
Wenn wir die Schwachen stützen,
sind wir unterwegs zu dir.
Wenn wir Kranke betreuen,
sind wir unterwegs zu dir.
Wenn wir für die Bedrängten beten,
sind wir unterwegs zu dir.
Wenn wir Kinder unterrichten,
sind wir unterwegs zu dir.
Wen wir bei Sterbenden verweilen,
sind wir unterwegs zu dir.
Wenn wir uns gegen Unrecht stellen,
sind wir unterwegs zu dir.
Aus allen Städten und Dörfern,
sind wir unterwegs zu dir.
Als Boten der Gerechtigkeit und des Friedens,
sind wir unterwegs zu dir.
Wenn wir Gottesdienst feiern,
sind wir unterwegs zu dir.
(Lied aus Südamerika)
Aus: Elmar Simma; Hätte aber die Liebe nicht., Otto Müller -Verlag, Salzburg, Wien, 2001
Und trotzdem ist Gnade
Ein Mensch ist verlassen, einsam,
die Einsamkeit drückt ihn nieder,
und trotzdem ist
strahlend
blauer
Himmel.
Ein Mensch ist verzweifelt, traurig,
die Traurigkeit hüllt ihn ein,
und trotzdem ist
dunkle
warme
Erde.
Ein Mensch ist verloren, schuldig,
die Schuldhaftigkeit setzt ihn aus,
und trotzdem ist
Gnade
über-
all.
Aus: Elisabeth Lukas; Worte können heilen. Quell-Verlag, Stuttgart 1998.
Von welchem Geist bist du beseelt?
Ich wünsche dir (…) einen Geist der Güte und Liebe
des Optimismus und der Hoffnung,
den Geist Gottes,
der die steinernen Herzen wegnimmt
und der dir die schönste Frucht in den Schoß fallen lässt:
wahre, tiefe Lebensfreude,
die sich die reichsten Menschen
mit allem Geld der Welt nie und nimmer kaufen können.
Aus: Phil Bosmans; Leben jeden Tag. Ein Jahresbegleiter. Ausgewählt und übersetzt von Ulrich Schütz. Herderverlag Freiburg 2004.
Ankommen
Ankommen
Abstand gewinnen
erahnen
wie mein Wert
aus meinem Sein entspringt
Unsicherheit vor dieser Leere
trotzdem vertrauend
dass sich das ganz Kleine
in mir entfalten kann
damit sich die Ur-absicht Gottes
auch in mir freilegen kann
Ankommen
dasein
mitsein
Ruhe finden
weil ich längst von dir
gefunden bin.
Aus: Pierre Stutz; 50 Rituale für die Seele. Herder Spektrum Freiburg 2001.
Norbert Riebartsch (2008)
Maria Wachtler (2002)
Johann Pock (1999)