Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 03. Dez. 2023 - 1. Adventsonntag (B)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
Erntedank - Schöpfungszeit (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
03. Dez. 2023
1. Adventsonntag (B)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Jes 63,16b-17. 19b; 64,3-7
Lesung aus dem Buch Jesaja.
Du, HERR, bist unser Vater,
Unser Erlöser von jeher ist dein Name.
Warum lässt du uns, HERR, von deinen Wegen abirren
und machst unser Herz hart,
sodass wir dich nicht fürchten?
Kehre zurück um deiner Knechte willen,
um der Stämme willen, die dein Erbbesitz sind!
Hättest du doch den Himmel zerrissen
und wärest herabgestiegen,
sodass die Berge vor dir erzitterten,
Seit Urzeiten hat man nicht vernommen,
hat man nicht gehört;
kein Auge hat je einen Gott außer dir gesehen,
der an dem handelt, der auf ihn harrt.
Du kamst dem entgegen, der freudig Gerechtigkeit übt,
denen, die auf deinen Wegen an dich denken.
Siehe, du warst zornig und wir sündigten;
bleiben wir künftig auf ihnen, werden wir gerettet werden.
Wie ein Unreiner sind wir alle geworden,
unsere ganze Gerechtigkeit ist wie ein beflecktes Kleid.
Wie Laub sind wir alle verwelkt,
unsere Schuld trägt uns fort wie der Wind.
Niemand ruft deinen Namen an,
keiner rafft sich dazu auf, festzuhalten an dir.
Denn du hast dein Angesicht vor uns verborgen
und hast uns zergehen lassen in der Gewalt unserer Schuld.
Doch nun, HERR, du bist unser Vater.
Wir sind der Ton und du bist unser Töpfer,
wir alle sind das Werk deiner Hände.
Die Lesung ist dem "Dritten Jesaja" entnommen – Tritojesaja. Das Volk Gottes hat einen langen Weg hinter sich, auch Tiefpunkte und zurecht gestutzte Hoffnungen. Die Heimkehr aus der Gefangenschaft in Babylon gestaltet sich mühsam und schwierig.
Es ist ein Gebet, das hier überliefert wird. Gott wird als Vater angesprochen, als "Erlöser von jeher". Ihm werden Fragen gestellt, ihm wird die Bitte zugetragen, sich doch wieder gnädig und barmherzig der Menschen anzunehmen, ihm wird aber auch bekannt, wie "unrein" die sind, die ihre Hoffnungen auf ihn setzen.
Im Gebet wird aufgezählt, was Menschen von sich sagen können: Gerechtigkeit wie ein schmutziges Kleid, verwelkt wie Laub, von Schuld verweht. Im Gebet können Menschen ihre Sorge aussprechen: Du hast uns der Gewalt unserer Schuld überlassen. Und Gott wird ins Gebet genommen, weil wir alle das Werk seiner Hände sind.
Das Adventslied "O Heiland reiß die Himmel auf" ist von diesem Gebet inspiriert. Gott soll "herab" kommen, die Distanz überwinden, die es zwischen ihm und seinem Volk gibt – Gott soll denen entgegenkommen, die tun, was recht ist.
Das Lied drückt aus, wie verloren Menschen sind, wenn sie in ihrem Vertrauen allein gelassen sind. Eine Gemeinde, die am Ersten Advent singt "O Heiland reiß die Himmel auf", übernimmt die alten Bilder und Bitten des Propheten und tritt in die Hoffnungen ein, die lange vor ihr formuliert wurden.
Dieser "Psalm aus dem Mund Jesajas", hineingerufen in eine Zeit der Zerstörung Jerusalems und des Tempels (587 v. Chr.), ist gekennzeichnet durch die Elemente der Klage, die die Sehnsucht nach dem Erscheinen und dem Offenbarwerden Gottes zum Ausdruck bringt, des Schuldbekenntnisses und am Ende des Abschnittes durch das Element des Vertrauens an Gott, der sich als Schöpfer und Vater erweist.
Der Beter macht dabei die Erfahrung der Abwesenheit Gottes: Gott hat sich von ihm und von seinem Volk entfernt. Die Schuld hat das Volk gelähmt. Es ist auf die Umkehr Gottes angewiesen. Mit den Worten des Beters hofft das Volk auf das große und einzigartige Ereignis des Entgegenkommens Gottes.
1. Lesung (ungekürzte Fassung) - Jes 63,16b-19. 64,1-7
Lesung aus dem Buch Jesaja.
Du, HERR, bist unser Vater,
Unser Erlöser von jeher ist dein Name.
Warum lässt du uns, HERR, von deinen Wegen abirren
und machst unser Herz hart,
sodass wir dich nicht fürchten?
Kehre zurück um deiner Knechte willen,
um der Stämme willen, die dein Erbbesitz sind!
Für eine kurze Zeit
haben unsere Feinde dein heiliges Volk in Besitz genommen;
dein Heiligtum haben sie zertreten.
Wir sind geworden wie die, über die du nie geherrscht hast,
über denen dein Name nie ausgerufen wurde.
Hättest du doch den Himmel zerrissen
und wärest herabgestiegen,
sodass die Berge vor dir erzitterten,
wie Feuer Reisig entzündet,
wie Feuer Wasser zum Sieden bringt,
um deinen Feinden deinen Namen bekannt zu machen,
sodass die Nationen vor dir erbeben.
Als du Furcht erregende Dinge tatest,
die wir nicht erwarteten,
stiegst du herab; vor dir erzitterten die Berge.
Seit Urzeiten hat man nicht vernommen,
hat man nicht gehört;
kein Auge hat je einen Gott außer dir gesehen,
der an dem handelt, der auf ihn harrt.
Du kamst dem entgegen, der freudig Gerechtigkeit übt,
denen, die auf deinen Wegen an dich denken.
Siehe, du warst zornig und wir sündigten;
bleiben wir künftig auf ihnen, werden wir gerettet werden.
Wie ein Unreiner sind wir alle geworden,
unsere ganze Gerechtigkeit ist wie ein beflecktes Kleid.
Wie Laub sind wir alle verwelkt,
unsere Schuld trägt uns fort wie der Wind.
Niemand ruft deinen Namen an,
keiner rafft sich dazu auf, festzuhalten an dir.
Denn du hast dein Angesicht vor uns verborgen
und hast uns zergehen lassen in der Gewalt unserer Schuld.
Doch nun, HERR, du bist unser Vater.
Wir sind der Ton und du bist unser Töpfer,
wir alle sind das Werk deiner Hände.
Antwortpsalm - Ps 80, 2ac. 3bc 15-16. 18-19
Kv - Stelle uns wieder her, o Gott!
Lass dein Angesicht leuchten und wir sind gerettet. - Kv
Du Hirte Israels, höre!
Der du auf den Kerubim thronst, erscheine!
Wecke deine gewaltige Kraft
und komm zu unserer Rettung! - Kv
Gott der Heerscharen, kehre doch zurück,/
blicke vom Himmel herab und sieh,
sorge für diesen Weinstock!
Beschütze, was deine Rechte gepflanzt hat,
und den Sohn, den du dir stark gemacht! - Kv
Deine Hand sei über dem Mann zu deiner Rechten,
über dem Menschensohn, den du dir stark gemacht.
Wir werden nicht von dir weichen.
Belebe uns und wir rufen deinen Namen an.- Kv
2. Lesung - 1 Kor 1,3-9
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Korinth.
Gnade sei mit euch
und Friede von Gott, unserem Vater,
und dem Herrn Jesus Christus!
Ich danke meinem Gott jederzeit euretwegen
für die Gnade Gottes,
die euch in Christus Jesus geschenkt wurde,
dass ihr an allem reich geworden seid in ihm,
an aller Rede und aller Erkenntnis.
Denn das Zeugnis über Christus wurde bei euch gefestigt,
sodass euch keine Gnadengabe fehlt,
während ihr auf die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus wartet.
Er wird euch auch festigen bis ans Ende,
sodass ihr schuldlos dasteht
am Tag unseres Herrn Jesus Christus.
Treu ist Gott, durch den ihr berufen worden seid
zur Gemeinschaft mit seinem Sohn Jesus Christus,
unserem Herrn.
Gabi Ceric (1996)
Manfred Wussow (2005)
Wenngleich Paulus in diesem Brief viel Kritik üben und Ermahnungen geben muß (bezüglich Missstände und Spaltungen in der Gemeinde), die Gemeinde von Korinth an die rechte und gerechte Ordnung erinnert werden muss, stellt Paulus an den Beginn seines Briefes an die Korinther diesen Prolog des Zuspruches und der Erbauung: Die Gemeinde von Korinth ist reich an Gnadengaben Gottes. Sie steht fest im Glauben an Jesus Christus und darf daher auch auf die Treue Gottes vertrauen. Aufgrund dieses Zuspruches können die Probleme und Spannungen im jungen Gemeindeleben angegangen werden, wenn das Wesentliche in den Blickpunkt genommen wird: das Feststehen in Christus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen.
So beginnt Paulus seinen Brief an die Gemeinde in Korinth: ein Gnadenzuspruch, ein Dank, eine Vergewisserung. Es ist ein Dreiklang, der zusammengehört und zusammen gehört werden kann.
Die harten Auseinandersetzungen, die Paulus ansprechen wird, beeinträchtigen nicht, was von Anfang an und vor allem zu schreiben ist: dass auch eine diskussionsfreudige und streitlustige Gemeinde festgehalten und getragen wird. Paulus attestiert, dass den Korinthern keine Gnadengabe fehlt, "während ihr auf die Offenbarung Jesu Christi, unseres Herrn, wartet".
Paulus, der sich zum Teil auch schweren Vorwürfen stellen muss und persönlich angegriffen wird, rechnet nicht ab. Es ist eine große Gewissheit, die den Ton vorgibt und dann auch die Gedankenführung bestimmt: "Treu ist Gott, durch den ihr berufen worden seid zur Gemeinschaft mit seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn."
Ein Lehrstück, wie in der Kirche oder einer Gemeinde mit Konflikten umgegangen wird? Es ist mehr:
Wer im Gebet "Danke" sagen kann für Menschen, sieht sich mit ihnen in einer Gemeinschaft, die auch Stürmen standhält. Der Dank, den Paulus in Worte fasst, lässt sich nicht instrumentalisieren, verrechnen oder vereinnahmen. Im Dank sind Menschen ganz auf Gott gewiesen und seiner Treue anbefohlen.
Dabei ist von Paulus auch die Richtung markiert: die Offenbarung Jesu Christi steht noch aus, sein "Tag". Paulus spricht hier den "jüngsten Tag" an, den er nicht als Tag des Gerichts vorstellt, sondern als „Offenbarung Jesu Christi“. Paulus spricht die Gewissheit aus, ohne Bedingungen zu formulieren: Er (Christus) wird euch auch festigen bis an Ende.
Ruf vor dem Evangelium - Ps 85,8
Halleluja. Halleluja.
Lass uns schauen, o Herr, deine Huld,
und schenke uns dein Heil.
Halleluja.
Evangelium - Mk 13,33-37
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Gebt Acht und bleibt wach!
Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist.
Es ist wie mit einem Mann,
der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen:
Er übertrug die Vollmacht seinen Knechten,
jedem eine bestimmte Aufgabe;
dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein.
Seid also wachsam!
Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt,
ob am Abend oder um Mitternacht,
ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen.
Er soll euch, wenn er plötzlich kommt, nicht schlafend antreffen.
Was ich aber euch sage, das sage ich allen:
Seid wachsam!
Manfred Wussow (2005)
Gabi Ceric (1996)
Das 13. Kapitel des Markusevangeliums ist apokalyptisch geprägt: in mehreren Einzelszenen, die miteinander verbunden sind, wird die Ankunft Christi geradezu eingeschärft. Als Markus das Evangelium schreibt – es ist das erste – schaut er auf den Weg Jesu zurück. Nur: es ist keine Vergangenheit, die ans Herz gelegt wird – es ist Zukunft, die erwartet wird.
Die frühen Gemeinden – einige hat Markus vor Augen – rechneten fest damit, dass Jesus noch zu ihren Lebzeiten wieder kommt und das Reich Gottes herstellt. Aber die Zeit vergeht, die Umrisse der Zukunft verschwimmen, Tagesereignisse bestimmen den Alltag.
Im Evangelium wird diese Erfahrung beschrieben und ernstgenommen: Jesus wird mit einem Mann verglichen, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen. Die Verantwortung jedoch für sein Haus delegierte er. Der Türhüter wird sogar an exponierter Stelle genannt: er hat die Aufgabe, wachsam zu sein, die Tür im Auge zu behalten, seinen Herrn zu erwarten.
Das überaus kurze Gleichnis enthält sogar ein Spannungselement: wenn er plötzlich kommt, soll er seine Leute nicht im Schlaf überraschen. Was in der Realität einer Hausgemeinschaft kaum möglich ist, wird vom Evangelisten jedoch für das Leben eingeschärft: Nicht nur, dass Christus kommt – es gilt, ihn zu erwarten, auf ihn zu warten (=wachen).
Das Thema, das hier anklingt, erinnert auch daran, dass die Adventszeit eine Bußzeit ist. Was uns anvertraut wurde, was wir daraus machen und was wir erwarten, ist nicht nur eine Frage, die herausfordert – es gilt, neue Konturen und Spielräume im Leben zu entdecken. Ein Adventskalender greift das Bild von zu öffnenden Türen auf.
Das Evangelium ist Teil der Parusierede, welche die Wiederkunft des Menschensohnes zum Inhalt hat. Dabei werden im 1. Teil (Mk 13,24-27) vorwiegend ersttestamentliche Bilder aufgegriffen (vgl. Jes 13,10; 27,13; 34,4; Ez 32,7-8; Joel 2,10; Sach 2,6; 12,-10-12; Dan 7,13-14; Dtn 30,4). Die Wiederkunft des Menschensohnes bedeutet nicht Gericht, sondern Anbruch eines neuen Äons, einer Zeit, die geprägt ist von der Zusammenführung der Auserwählten. Dieser Äon ist bereits angebrochen: die Kirche ist diese neue Heilsgemeinschaft.
Dennoch ist die Situation der Kirche von der Abwesenheit Christi geprägt. Deswegen gilt die Mahnung, treu und wachsam zu sein. Diese Aufforderung des zweiten Teiles der Parusierede (Verse 33-37) spielt bereits auf die Ereignisse auf dem Ölberg an, wo es den Jüngern nicht gelungen ist, wach zu bleiben. Gleich danach setzt mit dem 14. Kapitel des Markus-Evangeliums die Leidensgeschichte Jesu ein.
Evangelium (Langfassung) - Mk 13,24-37
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
In jenen Tagen, nach jener Drangsal,
wird die Sonne verfinstert werden
und der Mond wird nicht mehr scheinen;
die Sterne werden vom Himmel fallen
und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.
Dann wird man den Menschensohn in Wolken kommen sehen,
mit großer Kraft und Herrlichkeit.
Und er wird die Engel aussenden
und die von ihm Auserwählten
aus allen vier Windrichtungen zusammenführen,
vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels.
Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum!
Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben,
erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist.
So erkennt auch ihr, wenn ihr das geschehen seht,
dass er nahe vor der Tür ist.
Amen, ich sage euch:
Diese Generation wird nicht vergehen,
bis das alles geschieht.
Himmel und Erde werden vergehen,
aber meine Worte werden nicht vergehen.
Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand,
auch nicht die Engel im Himmel,
nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.
Gebt Acht und bleibt wach!
Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist.
Es ist wie mit einem Mann,
der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen:
Er übertrug die Vollmacht seinen Knechten,
jedem eine bestimmte Aufgabe;
dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein.
Seid also wachsam!
Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt,
ob am Abend oder um Mitternacht,
ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen.
Er soll euch, wenn er plötzlich kommt, nicht schlafend antreffen.
Was ich aber euch sage, das sage ich allen:
Seid wachsam!
Gebt acht und bleibt wach
Was muss ich jetzt alles noch machen!
Das gefällt mir nicht! Wenn, dann brauche ich einen Termin! Den trage ich in den Kalender ein. Mein Handy meldet sich dann. Rechtzeitig. Termin! Vielleicht sogar mit Ausrufezeichen! Die Markierung mache ich vorher! Was wichtig ist, was nicht – das trage ich ein. Gerade jetzt, wo die Adventszeit viel zu kurz ist – Ach, Gott, was muss ich jetzt alles noch machen!
Jesus spricht davon, dass er kommen wird, ohne uns sagen zu können (oder zu wollen), wann das sein wird. In einem Gleichnis erzählt er, dass ein „Mann“ – wir wissen nicht, wer er ist, wie er aussieht, was er sonst noch so treibt – dass ein „Mann“ auf eine größere Reise geht, die länger dauert als angekündigt und erwartet. Um es offen zu sagen: es sieht so aus, als ob er verschwunden ist. Keine SMS, kein Bild mit Whatsapp, kein Gruß zwischendurch. Eine Zeitlang läuft alles, wie abgesprochen – oder routiniert. Jede, jeder macht, was er auch sonst so macht. Treu und verlässlich.
Irgendwie auch individuell. Wir lieben das. Ob es überhaupt wichtig ist, dass der „Mann“ sich noch einmal blicken lässt. Irgendwann läuft es ohne ihn sogar besser. Sie wissen schon: Wenn der Chef weg ist, tanzen die Mäuse auf dem Tisch. Aber: nicht nur.
Warum aber: "Gebt acht und bleibt wach?"
Für wen? Für was – achtgeben und wachbleiben? - Nein, ich hätte schon gerne einen Termin!
Gnade
Szenenwechsel. Der Apostel Paulus hat einen Brief an die Gemeinde in Korinth geschrieben. Freundlich. Dabei ist man ihm – wie er zwischen den Zeilen verrät - alles andere als wohlgesonnen. So was soll es auch in einer Kirchengemeinde geben! Dass Paulus nichts aus sich macht, nicht mit seinem Wissen glänzt, sein Geld sogar als Teppichwirker und Zeltmacher verdient, schlägt ihm als Vorwurf entgegen. Man liebt den starken, klugen Mann. Wortgewaltig. Ein Aushängeschild. Eine Mischung aus Platon und Papst… - Und Paulus? Er spielt diese Rolle nicht!
"Gnade sei mit euch
und Friede von Gott, unserem Vater,
und dem Herrn Jesus Christus!"
Dann dankt Paulus. Wofür? Paulus dankt dafür: dass ihr in eurem Korinth an allem reich geworden seid, an Rede und Erkenntnis, an Glauben und Hoffnung – und dann kommt’s: ihn ihm, unserem Herrn Jesus Christus. In Ihm. Gnade über Gnade… Dass die Korinther sich etwas verdient oder erworben hätten - kein Wort. Die Leistung, auf die viele setzen, trägt nicht. Sie schenkt keine Größe. Sie schenkt keine Gnade. „dass euch keine Gnadengabe fehlt, während ihr auf die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus wartet“ schreibt Paulus. Liebevoll, aber mit klarem Blick.
Warten die Korinther auf die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus? Hatten sie ihn nicht längst vereinnahmt? Sich gefügig gemacht? Ihn in ihre frommen Spiele eingebunden?
Warten wir auf die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus? Worauf warten wir überhaupt?
Jesu Wort klingt nach: "Gebt acht und bleibt wach!"
Könnte ich etwas in den Terminkalender schreiben? Ich schreibe vieles in den Terminkalender. Er ist voll. Auch mit den vielen guten Terminen, die es in einer Kirchengemeinde braucht. Haupt- und ehrenamtlich. Der Geburtstag der alten Frau, die sich darauf freut, dass ich komme. Der Streitfall, der doch endlich geklärt werden könnte. Die Kirchenaustritte, die schon wieder in einer Sitzung thematisiert werden müssen. Und dann, um den Reigen voll zu machen, die Frage, wie viele Gottesdienste wir noch feiern können – wo uns doch das und das und das schon lange fehlt.
Viele Termine verwalten den Mangel. Dem Kalender bleibt nur, alles zu schlucken. Er wehrt sich nicht. Am Abend aber schaue ich zurück. Dankbar. Aber oft auch mit dem Gefühl einer großen Leere. Den einen Termin, der alles neu richtet, der alles gut macht, der alles vollendet - kann ich nicht finden.
Wenn solche Gedanken kommen, freue ich mich, Paulus zu hören: dass ihr an allem reich geworden seid, an Rede und Erkenntnis, an Glauben und Hoffnung. Es ist dann wie eine Entlastung, eine freie, weite Sicht: In ihm, Jesus Christus.
"Gebt acht und bleibt wach!"
Seit Urzeiten
Heute feiern wir den 1. Advent. Gott hat versprochen zu kommen. Die Finsternis, der Zweifel, die Angst – sie werden von Licht erfüllt. Eine Kerze reicht, um dem Dunklen das Bedrohliche zu nehmen. Ein Hingucker! Eine Kerze.
Der Prophet Jesaja – wir hörten ihn in der ersten Lesung – hat dem Achtgeben und dem Wachbleiben eine Predigt gewidmet, die er Menschen gehalten hat, die hin- und hergerissen waren von dem Traum, noch einmal neu anfangen zu können. Hören wir ihm noch einmal zu:
"Seit Urzeiten hat man nicht vernommen,
hat man nicht gehört;
kein Auge hat je einen Gott außer dir gesehen,
der an dem handelt, der auf ihn harrt.
Du kamst dem entgegen,
der freudig Gerechtigkeit übt,
denen, die auf deinen Wegen an dich denken.
Wie ein Unreiner sind wir alle geworden,
unsere ganze Gerechtigkeit ist wie ein beflecktes Kleid.
Wie Laub sind wir alle verwelkt,
unsere Schuld trägt uns fort wie der Wind.
Niemand ruft deinen Namen an,
keiner rafft sich dazu auf,
festzuhalten an dir.
Denn du hast dein Angesicht vor uns verborgen
und hast uns zergehen lassen
in der Gewalt unserer Schuld.
Doch nun, HERR, du bist unser Vater."
Es sind nicht nur selbstkritische Töne. Hier finden Menschen wieder zu dem zurück, der unser Vater ist. Er, der seit Urzeiten ist, die Zeiten ausmisst, der alles vollendet – kommt. Wie sich das anhört: „unsere ganze Gerechtigkeit ist wie ein beflecktes Kleid“ – wie wahr das ist: „kein Auge hat je einen Gott außer dir gesehen“. Nein, ausgewogen ist hier nichts. Aber alles in der großen Hoffnung gefasst, wie ein Kleinod: Doch nun, HERR, du bist unser Vater.
Das gefällt mir! Ich brauche keinen Termin! Mein Handy muss sich nicht melden. Was wichtig ist, ist ein Geschenk, Gnade. Eigentlich immer da. Vor allen Dingen, vor allem anderen. Jetzt wachsen gute Worte, jetzt wächst uns die Erkenntnis zu, das Leben aufzuschließen, jetzt können wir über unsere falschen Erwartungen reden. Über unsere Verstrickungen. Über unsere Sehnsüchte. Jetzt kommt Gott.
„Du kommst dem entgegen, der freudig Gerechtigkeit übt,
denen, die auf deinen Wegen an dich denken.“
So Jesaja.
„Gebt acht und bleibt wach“
So Jesus.
Eine gesegnete Adventszeit. Sie braucht eigentlich keine Termine. Und wenn: Termine des Herzens.
Der Kalender darf da ruhig Lücken haben.
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Stimmiger Advent
Adventstimmung
Advent, eine stimmungsvolle Zeit, Christkindlmärkte öffnen, Punschgeruch, Weihnachtsfeiern noch vor dem Heiligen Abend, große Hast nach Geschenken, Schnäppchenjagd, sagen die Medien dazu. Worauf sollten wir uns in dieser vorweihnachtlichen Zeit noch vielmehr konzentrieren? Der Name sagt es schon. Etwas verkürzt: Advent, Ankunft des Herrn. Vorbereitungszeit darauf.
Bei vielen Menschen geht das gar nicht in diese Richtung, weil besonders in diesen Tagen die Schwerpunkte auf Geschenkeinkauf, womöglich noch in letzter Minute, Terminerledigungen noch vor den Feiertagen und vor dem Jahreswechsel abgeschlossen sein sollen.
Schuldbewältigung
Der sonntägliche Gottesdienst mit seinen reichen Gaben am Tisch des Wortes will unsere Aufmerksamkeit und unseren Blick weiten. Die 1. Lesung steht im Zusammenhang mit der Rückkehr des Volkes aus dem Exil, mit der Trauer über die Zerstörung Jerusalems und das eigene Versagen.
Eigene Schuld, Nachlässigkeit ist auch bei uns anzutreffen. Vielleicht kommt bei den Weihnachtsvorbereitungen mancher Vorsatz wieder auf, nachzuholen, was längst erledigt sein sollte. Dem Volk Israel wird auch bewusst, was es oft versäumt hat, wenn es betet: „Du, HERR, bist unser Vater, Unser Erlöser von jeher ist dein Name. Warum lässt du uns, HERR, von deinen Wegen abirren und machst unser Herz hart?“ (Jes.63,16).
Es geht um Herzenshärte, ein breit ausgeführtes Thema hier. Wie kommt sie zustande? Es gibt verschiedene Gründe: Nachlässigkeit, Faulheit, Überforderung durch zu viele andere Verpflichtungen, dadurch Nervosität, oft auch ungerechtfertigte Schuldzuweisungen, vielleicht auch durch schlechte Kommunikation ausgelöst. Das ist eben der Mensch, und Paulus erkennt sehr genau: „Ich tue nicht, was ich will, sondern das, was ich hasse…Das Wollen ist bei mir vorhanden, aber ich vermag das Gute nicht zu verwirklichen.“ (Röm 7,15. 18). Anders gesagt: „Der Geist ist willig, das Fleisch ist schwach.“ (Mt 26,41). Der Mensch ist frei in seinen Entscheidungen. Er kann sich von Gott abwenden durch Herzenshärte, Gleichgültigkeit oder sich ihm zuwenden. „Du bist unser Vater, unser Erlöser… Reiß doch den Himmel auf und wärest du herabgestiegen.“ (Jes 63,16. 19).
Zuwendung zu Gott
Zuwenden zu Gott durch Gebet, Gespräch mit Gott, auf die diskrete Stimme Gottes hören, besonders jetzt im Advent. Dann werden wir reich an Erkenntnis, wie wir der 2. Lesung entnehmen können. Paulus ist voll Freude und Dankbarkeit über die Entwicklung des Gemeindelebens in dieser multikulturellen Stadt, eine Hafenstadt mit zweifelhaftem Ruf. Der gute Zuspruch: „Jesus Christus wird euch festigen bis ans Ende … denn treu ist Gott“ (1 Kor 1,8-9). Glaube ist auch Gnade, liebende Zuwendung Gottes. In Freiheit können wir diese Zuwendung annehmen oder zurückweisen.
Vorweihnachtliche Räume der Stille
Das Evangelium gibt uns in zwei Begriffen Anleitungen, wie wir zu einer guten Entscheidung kommen: durch Wachsamkeit und Achtsamkeit, vor allem dann, wenn die große Not kommt, von der wir im Evangelium hören und wie wir sie durch verschiedene Naturkatastrophen erleben: apokalyptisch, Endzeitvorstellungen. All unser Tun und Handeln, unser materieller Besitz ist vergänglich. Die Not kommt manchmal sehr überraschend als Unglück, der Dieb kommt überraschend, gesundheitliche, finanzielle Rückschläge kommen überraschend. Wachsam wird man oftmals erst dann, wenn etwas passiert.
Achtsamkeit und Wachsamkeit sind zwei Begriffe aus der Spiritualität, also Stillwerden gut hinhören auf die Stimme Gottes. Das Evangelium ist „Gute Nachricht“ für uns. Sie besteht darin, dass sich Gott nicht verabschiedet hat. Gott wird alles zum Guten führen, auch wenn es manchmal so aussieht, dass alles aus den Fugen gerät. Die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Neues steht vor uns: „Leben in Fülle“ (Joh 10,10).
Das bedarf unserer Mitarbeit. Bete und arbeite. Gott formt den Menschen, er haucht ihm seinen Geist ein, die Mitarbeit besteht auch darin, dass der Mensch sich formen lässt. Mit Jesus wird das anbrechende Reich Gottes sichtbar. „Es ist nicht nur Essen und Trinken, es ist Gerechtigkeit, Freude und Friede im Heiligen Geist. (Röm 14,17). Das Reich Gottes ist nicht nur Geschenk. Es ist uns Tag für Tag aufgetragen, es sichtbar werden zu lassen. Es heißt auch durch Stillräume vorweihnachtliche Hetzjagden einzubremsen. Das könnte zumindest ein guter Vorsatz werden für den in diesem Jahr kurzen Advent.
Mahnung zur Wachsamkeit
Düsterer Adventbeginn
Es gibt angenehmere Evangeliumstexte als das Evangelium von Markus, das für den ersten Sonntag im Advent vorgesehen ist. Jesus schildert in dramatischen Bildern das Ende dieser Welt, den »Jüngsten Tag«, wie wir es auch nennen. Die Sonne wird verfinstert werden, der Mond wird nicht mehr scheinen, die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Das sind furchtbare Bilder.
In einer Fernsehsendung habe ich einmal mittels Computeranimation gesehen, was passieren würde, wenn ein Asteroid auf die Erde treffen würde. Die Folgen wären dramatisch: gewaltige Erdbeben und Tsunamis würden entstehen, Trümmer und Ascheteile würden vom Himmel fallen. Alles würde zerstört. Kaum ein Mensch könnte diese Ereignisse überleben. So könnte es am Jüngsten Tag geschehen.
Auf den ersten Blick überhaupt keine Frohe Botschaft. - Warum schildert uns Jesus diese furchteinflößenden Ereignisse, wo Jesus sagt, jenen Tag, jene Stunde kennt niemand, nur Gott der Vater. Jesus selbst gibt uns die Antwort: Gebt Acht und bleibt wach, denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist. Und immer wieder die Warnung: Seid wachsam!
Wachsam sein
Wachsam sein ist das Gegenteil von Sorglosigkeit und gedankenlos in den Tag hineinleben. Denn unser eigenes Leben ist endlich, wie wir immer wieder erfahren müssen. Wenn man wie ich über 70 Jahre alt ist, wird einem das immer wieder bewusst. Viele meiner Klassenkameraden und Kameradinnen aus dem Jahrgang 1952 leben nicht mehr. Ebenso einige meiner Arbeitskollegen und Musikkameraden. Unser Leben ist ein Geschenk Gottes, für das wir dankbar sein sollen.
Wachsam sein bedeutet, mit offenen Augen durch das Leben gehen. Mit offenen Augen die Mitmenschen sehen, ihre Nöte wahrnehmen und versuchen zu helfen, wo wir es können. Und nicht egoistisch nur seine eigenen Vorteile zu suchen.
Wachsam sein, heißt für mich auch, die Worte Jesu ernst nehmen und zu versuchen, im Alltag danach zu leben. Dies wird uns nicht immer gelingen, aber wir müssen uns darum bemühen.
Die Kirche hat bewusst diese nachdenklichen Texte an den Beginn eines neuen Kirchenjahres gesetzt, das jeweils mit dem 1. Adventsonntag beginnt. Diese Texte sollen uns aus unserer Trägheit, unserer Selbstzufriedenheit und Überheblichkeit wachrütteln. Wer von uns kann sich sicher sein, dass wir zu den Auserwählten gehören, welche die Engel am Ende aus allen vier Windrichtungen zusammenführen? Als gläubige Christen hoffen wir darauf und glauben an die Auferstehung und das ewige Leben bei Gott. Aber ein Selbstläufer ist das nicht. Deshalb sollten wir die eindringliche Warnung Jesu ernstnehmen: Seid wachsam! Seid nicht gleichgültig!
Bleibt verbunden mit Gott und Jesus Christus durch das Gebet und die Sakramente, welche Jesus uns geschenkt hat. Helft mit, die Welt durch unser Christsein etwas menschlicher zu machen, in den Bereichen, wo wir es können.
Und auch das gehört zum Christsein: Jesus nachzufolgen und täglich sein Kreuz auf sich zu nehmen. Daran führt kein Weg vorbei. Auch wenn es eine unbequeme Wahrheit ist. Denn sein Kreuz täglich auf sich zu nehmen, ist alles andere als einfach.
Wir sind nicht allein
Durch diese düsteren Szenarien scheint aber dennoch die Frohe Botschaft Jesu Christi hindurch: Wir werden auf unserem Weg von Gott nicht allein gelassen. Gerade durch die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus, die wir Christen an Weihnachten feiern, ist uns der allmächtige unsichtbare Gott ganz nahe gekommen.
Durch die Dunkelheiten unseres Lebens und der ganzen Welt hindurch scheint noch verhüllt der Glanz von Weihnachten, der Menschwerdung Gottes, der Beginn unserer Erlösung. Und auch am Ende der Zeiten, steht die Wiederkunft von Jesus Christus in Macht und Herrlichkeit. Dann wird er sein Reich vollenden, welches mit Jesus Christus begonnen hat.
Deshalb können wir voll Zuversicht und Vertrauen unseren Lebensweg gemeinsam mit Gott und Jesus Christus weitergehen. Diese Gemeinschaft erleben wir in diesem Gottesdienst und beim Empfang der heiligen Eucharistie.
Jesu mahnende Worte sind uns mit auf den Weg gegeben: „Seid wachsam!“
'© Wilhelm Kraft, Gemeinde St. Maria in Böblingen.
Unsere Hoffnung kommt von Gott – halten wir sie wach!
Wird alles gut?
"Es wird alles gut!", sagte ein Mitbruder vergangene Tage, als er zum Frühstück kam. Er sprach über Corona, über den Impfstoff und über die Möglichkeit, wie dieser Impfstoff zu transportieren sei. Wir alle - dieses Mal kann ich das so sagen - wir alle hoffen auf ein baldiges Ende der Pandemie. So sehnsüchtig haben wir noch nie auf etwas gehofft. Sicher kennt jeder andere Situationen, in denen die Hoffnung groß war. Es war die Hoffnung auf die Zusage zu einem Arbeitsplatz, die Hoffnung, dass sich ein lang gehegter Kinderwunsch erfüllt.
Hoffnung ist das, was uns als glaubende Menschen ausmacht. Der Grund unser Hoffnung: Gott, seine Liebe. Gott, der uns in Jesus seinen Sohn gesandt hat. Jesus war in seinem Leben für viele Menschen, ganz besonders für die einfachen Menschen, ein Hoffnungsträger. Viele haben ihn gern gehört. Bekämpft und abgelehnt haben Jesus nur die starken, die Mächtigen, die Etablierten und: Man muss es so sagen, die religiösen Führer. Jesus hat mit seinen Worten und Taten vielen Menschen Hoffnung und Zuversicht geschenkt.
Wir hoffen, dass Gott am Leben dieser Welt Anteil nimmt, dass Gott in das Leben der Welt und der Menschen eingreift. Wir sehen es in der Lesung aus dem Buch Jesaja. Als Jesaja diese Worte schrieb, waren die Juden gerade aus dem Exil nach Jerusalem zurückgekehrt. Sie waren überzeugt: Das Exil war eine Strafe von Gott. Die Menschen fühlten sich Gott sehr fern. Sie glaubten, Gott habe sie verlassen. Wo war Gott im Leiden? Warum ließ Gott die Sehnsucht nach IHM erkalten, warum verhärtete Gott das Herz. So fragten sich die Israeliten. Es schien, als habe es Gott selbst bewirkt, dass die Menschen ihn nicht mehr suchten und sich nicht mehr nach ihm sehnten. Dennoch: Sie hofften, sie flehten, sie beteten, dass Gott wieder eingreifen möge in ihr Leben.
In der größten Ferne beten die Menschen. Sie haben die Erinnerung, dass Gott eingreift, wenn sie auf ihn hoffen wenn sie sich an ihn wenden, wenn sie nach seinen Geboten leben, wenn sie über seine Wege nachdenken. Die Israeliten spüren: Nur unser Gott ist den Menschen so nahe. Nur unser Gott ist der lebendige. Doch sie machen auch ein Schuldgeständnis. Dass Gott so fern ist, das liegt allein an ihrer Schuld. Sie hatten sich abgewandt von ihm. Doch es wird ihnen bewusst, dass Gott ihr Vater ist, dass sie immer Geschöpfe sind. Sie spüren, dass sie ihr Leben Gott verdanken. Die Israeliten hoffen, dass Gott ihnen neu Heil schenkt, dass er sich ihnen neu zuwendet.
Hoffnung kommt von Gott
Im Grunde sind das auch Fragen, die in unserer Zeit gesellt werden. Die Worte des Jesaja können auch in uns die Hoffnung auf Gott stärken. Auch unser Leben soll bestimmt sein von Hoffnung und Zuversicht gegen jede Schwarzseherei.
Schauen wir in das Leben des Jahres 2020. Neben Corona beschäftigen uns die Kriege, der Hunger, den es auf der Welt gibt. Wie oft habe ich gehört, dass diese Welt momentan aus den Fugen gerät! Was den Klimaschutz angeht, da glauben sehr viele, dass es 5 nach 12 ist. Papst Franziskus hat in einer eindringlichen Enzyklika den Klimaschutz und die Bewahrung der Schöpfung ans Herz gelegt. Wir müssen so leben, dass diese Welt lebenswert bleibt. Wir müssen uns dazu auf den Glauben an Gott zurückbesinnen. An uns sollen die Mitmenschen erkennen, worauf wir hoffen, woran wir uns halten. An Gott! An seine Liebe! Gott hat diese Welt geschaffen. Er hat uns die Gebote als Orientierung mitgegeben. Auf diese müssen wir uns neu besinnen. Wer an Gott glaubt, der wird immer Grund zur Hoffnung haben, trotz aller Bedrohungen, die wir gegenwärtig erleben. Denn Gott kommt und er wird diese Welt erlösen. Er wird uns ewiges Leben, das Heil, die ewige Freude schenken.
Dieses Heil, diese Erfahrung, wünscht Paulus auch den Korinthern. "Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater". Die Gnade, die liebende Zuwendung Gottes wird den Korinthern zugesprochen. Mit dem Wunsch nach "Friede" wünscht Paulus den Korinthern Wohlergehen durch Gott. »Friede« ist die Übersetzung von »schalom«. Im schalom leben, bedeutete völlig eins sein mit Gott. Diese Zuwendung von Gott ist die Lebensgrundlage für unser Handeln in dieser Welt. Diese Hoffnung kann für uns Kraftquelle sein. Doch muss diese Lebensgrundlage immer wieder neu erworben werden. Redlich müssen wir uns darum bemühen. Wir dürfen nicht vergessen, dass Gott treu ist. Die Gemeinschaft mit Jesus ist kein Besitz, den man in der Hand hält. Menschen können sich immer wieder von Gott entfernen. Sie können die Hoffnung vergessen, die uns im Glauben an Gott geschenkt ist.
Die Hoffnung wachhalten
Diese Hoffnung wollen wir darum wach halten in uns. Jesus hat im Evangelium alle Hände voll zu tun, uns anzuhalten wach zu bleiben. Einst wird Jesus wiederkommen, um diese Welt und auch uns zu erneuern. Darauf dürfen wir hoffen. Wir hoffen auf vieles in der Welt. Ich hatte am Anfang von so manchen Hoffnungen gesprochen. Doch die große Hoffnung ist Jesus. Er kommt wieder und schenkt uns sein Heil, er schenkt uns ewige Freude bei Gott. Diese Hoffnung ist es, die unser Leben bestimmen sollen. Wir müssen uns mit den Katastrophen in dieser Welt genauso auseinandersetzen wie unsere Mitmenschen, sei es der Klimawandel, sei es die Pandemie oder persönliche Schicksale. Doch der Glaube gibt uns Hoffnung. Wir leben auf Gott hin. Wo wir uns Gott neu zuwenden, wo seine Worte wichtig sind, wo wir unsere Sehnsucht nach Gott entdecken, dort erfahren wir bereits die Freude und die Fülle.
Advent - eine Zeit der Vorbereitung, eine Zeit, wach zu werden, wach zu bleiben. Vielleicht fallen coronabedingt verschiedene Angebote aus. Werden überhaupt Gottesdienste stattfinden? Wenn ja, wie? Dennoch können wir das Beste aus der Situation machen. Vielleicht nehmen wir uns in der Familie hier und da Zeit für ein Gebet, für einen schönen besinnlichen Text oder für ein ruhiges Sitzen im Kreis der Familie vor dem Adventskranz, für das Lesen eines Bibeltextes. Es gibt einige Möglichkeiten, unserer Hoffnung auf Jesus Nahrung zu geben. Halten wir unsere Hoffnung wach und leben wir daraus!
Im Ende liegt ein neuer Anfang - Warum wir uns vor Weltuntergangstexten nicht fürchten brauchen.
Nicht nur die Pandemie ist eine Zumutung
Vielleicht habe Sie sich beim Hören dieses Evangeliums gefragt warum es die Kirche Not hat, uns in diesen schwierigen, herausfordernden Zeiten auch noch in der Messe mit Weltuntergangsstimmung zu konfrontieren. Ist die Corona Pandemie mit all ihren Unsicherheiten und Bedrohungen am Arbeitsmarkt, für die Gesundheit und für das soziale Zusammenleben nicht schon schwer genug zu bewältigen? Was sollen diese Sätze von der Erschütterung der Kräfte des Himmels und der Verfinsterung der Sonne, die uns an die verheerenden Waldbrände denken lässt? Dazu kommt noch, dass sich seit jeher Verschwörungstheoretikerinnen und WeltuntergangsprophetInnen auf solche Bibelstellen berufen.
Um diese Texte zu verstehen muss man wissen, dass sie immer in geschichtlichen Umbruchssituationen entstanden sind, welche die Menschen als das Ende des Gewohnten und Vertrauten empfunden haben. In unserem Fall war es die Zerstörung Jerusalems durch die Römer. Nicht die Erde im physikalischen Sinn wird untergehen, (das wird erst in zwei Milliarden Jahren sein, wenn die Sonne explodiert sein wird), sondern es kommt das Ende dessen, was wir kennen und bisher gewohnt sind. Und die Ahnung, dass etwas zu Ende geht, sei es politisch, wirtschaftlich, durch Krieg, Naturkatastrophen oder Umsturz, die hat durchaus etwas Bedrohliches. Das wird in diesen düsteren Bildern zum Ausdruck gebracht. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die (Welt-)Untergänge in der Bibel immer als Wirken Gottes gedeutet wurden, der damit unerträglichen Zuständen ein Ende bereitet, um Neues, Besseres, entstehen zu lassen. Der Untergang des Alten ist in der Bibel immer mit dem Anfang des Guten, des Neuen verbunden. Auf das erwartete Ende folgen nicht Untergang und Vernichtung, sondern Zukunft und Wiederaufbau. Vernichtet wird das Böse, die Unterdrückung und Ausbeutung, zur Rechenschaft gezogen werden die Menschen, die gesündigt haben.
Deshalb wollen diese Weltuntergangstexte nicht Angst schüren und Menschen in Verzweiflung stürzen, sondern Mut machen und Hoffnung geben.
Hoffnung, nicht Angst
So, wie es jetzt ist kann es nicht bleiben, kann es nicht weitergehen, befindet Gott und führt das Endes des Bisherigen herbei: Ob mit der Sintflut, der Verschleppung des Volkes nach Babylon und seiner Rückkehr nach Jerusalem oder zurzeit Jesu mit der Beendigung des Dreikaiser-Bürgerkriegsjahres durch die Thronbesteigung Kaiser Vespasians.
Und dann kommt das Entscheidende: Jesus sagt ganz klar, dass niemand berechtigt ist die Deutungsmacht über bedrohliche Ereignisse und Phänomene an sich zu reißen, insbesondere nicht, um Menschen damit zu ängstigen und einzuschüchtern. Im Gegenteil: Wachsamkeit ist angesagt. Das ist die Sinnspitze auf die dieser Text hinaus läuft.
… und Wachsamkeit
Wachsamkeit ist das Gegenteil von Leichtgläubigkeit oder Autoritätshörigkeit. Wachsamkeit ist die Fähigkeit verschiedenste Phänomene wahrzunehmen und sie zu hinterfragen. Wachsamkeit ist die Fähigkeit den entscheidenden Augenblick zu erkennen und dann das Richtige zu tun.
Wachsame Menschen nehmen den VerschwörungstheoretikerInnen und WeltuntergangsprophetInnen den Wind aus den Segeln und brechen die Macht ihrer oft so bestechenden Argumente und Ausführungen durch sachliches Hinterfragen. Wachsame Menschen spüren versteckte Versuche zu manipulieren, nicht offen kommunizierte Interessen und zurück gehaltene Informationen auf und legen sie offen. Wer wachsam ist nimmt nicht nur Bedrohliches und Ängstigendes wahr, sondern auch die Hoffnungszeichen und positiven Entwicklungen, selbst wenn sie noch klein und unscheinbar sind. Wachsamkeit richtet uns in die Zukunft aus, sie lässt uns etwas erwarten und gibt dem jetzt eine Perspektive. Das wird im Bild vom Türhüter, der auf die Rückkehr des Hausherrn wartet, sehr deutlich.
So gesehen macht es Sinn, wenn die kirchliche Leseordnung uns am Beginn des neuen Kirchenjahres einlädt wachsam zu sein.
Auf Weihnachten zugehen heißt ja nicht in erster Linie in romantische Stimmung zu kommen oder in der Hektik der Vorbereitungen unter zu gehen. Auf Weihnachten zugehen heißt - um mit dem Text zu sprechen - wahrzunehmen, dass Gott mit seinem Sohn in diese Welt gekommen ist und immer wieder aufs Neue kommt, um mit seiner Liebe, Vergebungsbereitschaft und Güte wieder einen neuen Anfang zu ermöglichen, damit das Belastende, Bedrohliche und Leidvolle in unserer Welt und in unserem Leben zu Ende gehen.
© Mag.a Dorothea Schwarzbauer-Haupt, Diözese Linz
Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht
Das wahre Licht
Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht" haben wir gerade gesungen, heute, zu Beginn des Advent im Jahre 2017. Ein wesentliches, wenn nicht das Symbol, welches wir mit dem Advent, der dunklen Jahreszeit, verbinden, ist das Licht. Das Licht der Kerzen auf dem Adventskranz: ein lebendiges, warmes Licht, langsam zunehmend von der ersten bis zur vierten Woche scheint der Adventskranz immer heller, bis sein Licht schließlich einmündet in das Lichtermeer des Christbaumes.
Das lässt kaum jemanden unberührt. Da versteht jeder, um was es geht: In einer Welt der Dunkelheit und Kälte, der Ängste und Gefühlslosigkeiten wird uns ein Licht geschenkt, das Licht, Hoffnung und Wärme bringt. „Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt“, so werden wir es im Evangelium an Weihnachten hören – es steht am Anfang des Johannesevangeliums (Joh 1,9). „Das wahre Licht“, heißt es. Nicht trügerisches Licht, welches uns verwirrt, keine Neonreklame, kein Blendwerk und kein falscher Feuerzauber.
Christus, das Licht
Das „wahre Licht“ ist der, der von sich sagt: „Ich bin das Licht der Welt, wer zu mir kommt, wird nicht im Finstern umhergehen, sondern das Licht des Lebens haben“. Wir alle brauchen das Licht des Lebens. Wir brauchen den, der unsere Finsternis erleuchtet. Besonders jetzt spüren wir: die Welt ist finster. Voller Gewalt und Unruhe, voller Unsicherheiten, ob wir die Flüchtlingskrise bewältigen werden, der Sorge um Arbeitsplätze, um innere Sicherheit, um die Klimaentwicklung. Die Weihnachtsbeleuchtung der Innenstädte, die Leuchtreklame in den Geschäften können dies nicht überdecken.
Im Advent beginnt traditionell das Kirchenjahr, welches seinen Höhepunkt findet im Osterfest. Auch in der Osternacht, wenn wir die Auferstehung Jesu Christi feiern, beginnen wir den Gottesdienst in der dunklen Kirche. Der Diakon trägt das Licht mit der Osterkerze in die dunkle Kirche, dreimal singt er »Lumen Christi«, »Christus das Licht«, und an der Osterkerze werden die Kerzen der Mitfeiernden entzündet. Im Osterlob heißt es dann: "Lobsinge, Erde, denn das Licht des Königs umleuchtet dich, verschwunden ist das Dunkel". Ohne Weihnachten, das Fest der Geburt Jesu Christi, hätte es keinen Tod Jesu am Karfreitag und keine Auferstehung am Osterfest geben können. Diese Auferstehung Jesu, sie überwindet den Tod, sie kann auch für alle, die an Christus glauben, Schrecken des irdischen Todes nehmen.
Licht in unserem persönlichen Leben
Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht. Jeden Sonntag, ja in jeder Eucharistiefeier hören wir Gottes Wort, die Botschaft der Liebe Gottes zu den Menschen. An jedem Sonn- und Feiertag brennt in unseren Kirchen die Osterkerze. Sie brennt auch in jeder Tauffeier. Sie bringt neues Licht in unser Leben. Licht, welches die Welt nicht zu entzünden vermag.
Im Laufe unseres Lebens hat jeder von uns Stunden, in denen es dunkel für ihn wird. Sicher hat zumindest jeder von uns Erwachsenen schon Stunden erlebt, wo er glaubte, die Dunkelheit hat ihn besiegt, es gibt für ihn kein Licht mehr, keine Hoffnung. Als Seelsorger begegnen mir immer wieder Menschen, denen es so geht. Im Rückblick auf das vergangene Kirchenjahr erinnere ich mich an Menschen, die durch Krankheit oder im Angesicht des Todes von Dunkelheit umfangen waren. Manchmal gelang es dann, und ich bin dankbar dafür, ein Licht anzuzünden, eine Kerze in der Kirche brennen zu lassen, still, ohne viele Worte. (Stellvertretend für viele brennt auch eine Kerze jetzt hier auf dem Altar). Sie kann uns in Erinnerung rufen: Auch in der Dunkelheit nähern wir uns dem Licht. Was auf den ersten Blick ein Widerspruch zu sein scheint, ist in Wirklichkeit das Zeichen christlicher Hoffnung. Je dunkler es um und in einem Menschen wird, umso stärker strahlt für ihn das göttliche Licht. Unser christlicher Glaube lebt von der Hoffnung, dass Christus, die Mensch gewordene Liebe Gottes, nicht nur das damals gekommene, sondern auch das bleibende und das kommende Licht ist. Ihm, unserem Licht, dürfen wir uns auch mit unseren Dunkelheiten anvertrauen.
Wie Gott zu uns kommen kann
Ein bisschen schlechtes Gewissen
Ihr kennt das sicherlich: Es gibt Leute, die haben wirklich Freude am Sport. Die laufen, fahren mit dem Fahrrad, steigen auf Berge, sie schwimmen und vieles mehr. Sie bewegen sich und schwitzen freiwillig und es geht ihnen gut dabei. So ganz kann ich das nicht nachvollziehen, aber ein schlechtes Gewissen habe ich schon: Denn Sport ist gesund, er würde mein Leben bereichern. Aber wie anfangen? Wie mache ich, dass es mir taugt?
Ähnlich ist es mit dem Glauben. Manche leben ganz begeistert dafür, stehen mitten drin und es erfüllt sie. Andere sehen von außen zu und fragen sich: Wie macht der das? Mit welcher Selbstverständlichkeit und Leichtigkeit hat Religion einen Platz in seinem oder in ihrem Leben! Bundespräsident Van der Bellen war beeindruckt von seiner Begegnung mit Papst Franzskus und sagte: "Er vermittelt diese Spiritualität so stark, dass man merkt, wie man diese bei sich selber vermisst hat." Manche wünschen sich: Wenn ich so glauben könnte! Aber wie beim Sport, so wisst ihr: Gute Vorsätze halten oft nicht lange. Und es bleibt ein schlechtes Gewissen. Weil eigentlich sollte ich doch...
Wie finden wir Gott wieder?
Der Prophet in der heutigen Lesung hält nichts vor einer Strafpredigt über seine Zuhörer, die ihnen ein schlechtes Gewissen machen soll. Sondern er dreht den Spieß um, er konfrontiert den Ewigen mit der trostlosen Situation: Du, HERR, bist doch unser Vater, Unser Erlöser von jeher ist dein Name. Warum lässt du uns, HERR, von deinen Wegen abirren und machst unser Herz hart, sodass wir dich nicht fürchten?Niemand ruft deinen Namen an, keiner rafft sich dazu auf, festzuhalten an dir. Denn du hast dein Angesicht vor uns verborgen. Jesaja meint: Lieber Gott, das ist doch deine Verantwortung, wenn wir dein Wort nicht hören.
Wie finden wir Gott wieder? Wie findet er uns? Das Eine, das Jesaja anführt ist, dass Gott doch herabkommen möge; der Ewige möge den Himmel zerreißen, dass die Berge erzitterten. Manche Gläubige in bestimmten Richtungen im Christentum erleben immer wieder eine solche direkte Begegnung mit Gott – sagen sie. Ist es so einfach? Denn wenn Gott wirklich kommt, dann schlägt er ein. Dann bleibt kein Stein auf dem Andern und ich kann mein bisheriges Leben nicht mehr weiter leben. Für biblische Propheten, für Jesus und für viele Heilige war es ein Ringen und eine Qual, die Konsequenzen aus dieser Begegnung zu ziehen.
Den Weg der Gerechtigkeit gehen
Aber Jesaja zeigt noch einen anderen Weg, sozusagen die andere Richtung: er nähert sich uns, wenn wir den Weg der Gerechtigkeit gehen. So sagt Jesaja: Du kommst dem entgegen, der freudig Gerechtigkeit übt, denen, die auf deinen Wegen an dich denken.
Manche von euch sind als Arbeiterinnen, Arbeiter oder Angestellte Mitglied der Gewerkschaft: Ihr könnt mit den Begriffen Gerechtigkeit und Solidarität etwas anfangen. Aber auch für alle anderen sind dies keine leeren Worte.
Freudig Gerechtigkeit tun, das kann man in vielen kleinen Schritten lernen. Aus den kleinen Schritten können größere und große werden: Sie alle lassen uns an Gott denken, der uns diese Welt zur Verantwortung und Pflege geschenkt hat; an den Mitmenschen, jeden Menschen, der seine eigene Würde hat und Bruder und Schwester ist. Johann Wolfgang von Goethe sagt: Edel sei der Mensch, hilfreich und gut! Denn das allein unterscheidet ihn von allen Wesen, die wir kennen. Das heißt: Wenn wir dieses zutiefst Menschliche tun, da kommen wir Gott nahe, da ergründen wir sein Geheimnis.
Das freudige Tun der Gerechtigkeit gibt Licht und stärkt. Und du wirst dankbar sein dafür. Das löst Lob und Freude aus in dir. Du wirst aber auch an deine Grenzen stoßen. Wie kann man sie überwinden, neu anfangen und die gute Richtung beibehalten?
Eine Beziehung, ein Gespräch mit Gott beginnt. Fragen stellen, dieses Gespräch führen, diese Auseinandersetzung mit Gottes Ruf kannst du überall führen. Natürlich auch in der Kirche, hier am Sonntag Vormittag. Das hat auch seine Vorteile: Denn wie beim Sport, so sind das gemeinsame Training und Regelmäßigkeit etwas, das uns hilft, am Ball zu bleiben.
Glauben eignet sich nicht für schlechtes Gewissen wegen vermeintlich schlechter Leistung. Zur gemeinsamen Trainingseinheit stehen die Tore unserer Kirche offen. Jeder und jede ist eingeladen, einfach zu probieren, was Stille, gemeinsames Gebet, Singen und Nachdenken in einem selbst auslösen. Neue Schritte zu wagen und auch den eingeschlagenen guten Weg selbstbewusst und zielsicher weiterzugehen, das wünsche ich uns für diese Adventzeit.
(c) Dr. Markus Himmelbauer, Pfarrassistent, A-4902 Wolfsegg am Hausruck
markus.himmelbauer[at]dioezese-linz.at
Gott kommt wieder
Wartezeiten sinnvoll nutzen
Ein Mitbruder von mir hat einmal gesagt: "Lieber stehe ich im Stau länger an einer Stelle, als dass es nur langsam Stop and Go weitergeht." Wenn ich im Stau längere Zeit stehen bleibe, dann ist das zwar lästig. Doch kann ich die Zeit auch nutzen: ich verlasse das Auto und vertrete mir die Beine. Ich kann ein Buch lesen oder eine Zeitung durchblättern. Wartezeiten, sie sind nicht immer schön, doch wir können Wartezeiten auch sinnvoll nutzen, das Beste daraus machen.
Warten - das ist für viele Menschen eine sehr unangenehme Erfahrung. Viele Flüchtlinge auf der Welt warten darauf, in ihre Heimat zurückkehren zu können. Viele, die Kriege erleben, warten auf Frieden. Arbeitslose warten auf wirtschaftlich bessere Zeiten oder auf ein Stellenangebot. Der Mensch ist einer Wartender.
Warten auf Weihnachten
Der Advent ist eine Wartezeit. Wir warten auf Weihnachten. Wir warten auf das Fest der Geburt Christi. Die Kinder beginnen schon die Tage bis Weihnachten zu zählen. Denn sie freuen sich auf Geschenke. Arbeitnehmer sehnen sich schon nach dem kleinen Urlaub, den es um diese Tage herum gibt. Bei vielen kommt auch eine gewisse Vorfreude auf. Denn sie erwarten Besuch von Menschen, mit denen sie gerne feiern.
Wie aber nutzen wir diese Wartezeit? Lassen wir uns zu sehr treiben davon, dass alles, gerade an Weihnachten perfekt sein muss. Lassen wir uns mehr hetzen von der Arbeit als zuvor. Leider ist für viele Berufstätige diese Zeit mit mehr Stress als sonst verbunden. So sind gerade viele in der Gefahr, diese Zeit des Advents nicht zur Ruhe zu kommen.
Warten auf das Kommen Gottes
Die Adventszeit zeigt uns noch viel mehr: unser Leben als Christ/ in bedeutet: Wir warten darauf, dass Gott in unserem Leben kommt, dass er uns neu begegnet. Diese Verheißung hat uns Jesus im Evangelium heute geschenkt. "Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken kommen sehen..." Gott kommt wieder, in unserem Leben. Paulus schreibt den Korinthern das in seinem Brief. "Denn das Zeugnis über Christus wurde bei euch gefestigt, so dass euch keine Gnadengabe fehlt, während ihr auf Christus wartet." Der Prophet Jesaja fleht geradezu, dass Gott zu denen kommt, die auf ihn hoffen und vertrauen. Auch dann, wenn sich die Menschen von Gott abgewandt haben, sind und bleiben sie Gottes Eigentum. Jesaja weiß, dass der Mensch ohne Gott nicht zu einem erfüllten Leben finden kann.
Unser Glaube sagt uns: wir haben dieses Ziel, einmal bei Gott zu sein. Es gilt, diese Zeit des Wartens auf das Fest der Geburt Christi gut zu nutzen. In vielen Pfarreien werden gerade in der Adventszeit Angebote wie Spätschichten, Besinnungstage oder Andachten gemacht. Sie sollen helfen, uns zur Besinnung zu führen, dass wir Gott in unseren Herzen Platz machen. Sie wollen uns helfen, dass wir den Sinn des Festes neu erfassen und uns neu bewusst machen. Es gilt, mit Gott zu leben.
Doch Gott in unser Herz zu lassen, das ist nicht nur in der Zeit des Advents wichtig. Wie aber können wir diese Zeit nutzen? Unser ganzes Leben lang gilt es, auf Gott hoffen zu lernen. Es gilt, dass wir stets in der Liebe zu ihm wachsen und reifen, dass wir immer mehr mit ihm verbunden leben. Als Menschen, die zu Gott gehören, sind wir eingebunden in allem, was in der Welt geschieht. Wir erleben dieselben Freuden und Wünsche wie unsere Mitmenschen. Wir erleben aber auch dieselben Ängste, dieselben Schwierigkeiten, dieselben Krankheiten, dieselben Süchte wie andere Menschen. Nichts, was andere Menschen erleben, macht vor uns Halt. Wir sind nicht herausgehoben von dieser Welt. Wir werden sterben wie alle anderen auch. Wie so manche andere Wartezeiten im Leben, so ist auch ein Leben als Christ nicht immer leicht oder angenehm. Zuweilen ist es ganz schön schwer.
Neue Erfahrungen
Doch alles, was wir in dieser Zeit erleben, hat nicht das letzte Wort. Wir dürfen die Welt mit den Augen des Glaubens und der Hoffnung sehen. So auch das, was am Ende der Welt geschehen wird. Wenn sich die Sonne verfinstert, wenn der Mond nicht mehr scheint, so ist das keine endgültig Katastrophe. Es ist das Zeichen dafür, dass etwas Neues beginnt. Es ist die Sicht der Hoffnung. Wenn wir sterben, dann ist dieses unser Tor zu einem neuen Leben. Trauer erleben auch wir, doch wird unsere Trauer überwunden vom Glauben, dass wir einmal bei Gott sein werden. Eine schwere Krankheit können wir auch als eine Zeit betrachten, unser Leben zu überdenken. Wenn im Alter die Kräfte schwinden, dann muss uns das nicht traurig machen. Dann ist die Zeit da, alles in die Hand Gottes zurückzulegen. Wir können neu begreifen, dass wir nicht die Macher sind. Erlittene Niederlagen können uns zu uns selbst führen. Wir erfahren, dass wir das Leben nicht so im Griff haben, wie wir es gerne möchten. Wir erfahren, dass wir Grenzen haben. Nehmen wir diese Grenzen an, dann kann uns das gelassener machen. Nehmen wir unsere Grenzen an, dann nehmen wir uns auch an wie Gott uns gedacht hat.
Neue Deutungen und Sichtweisen
Alles kann für uns ein Zeichen und ein Anruf von Gott sein. Wer mit Gott verbunden lebt, wird nicht nur Zeichen der Natur deuten können, sondern der kann auch erahnen und erspüren, wo Gott wirkt im eigenen Leben wie auch im Leben der Kirche. Entwicklungen, die uns Sorge bereiten, wie der immer weniger werdende Kirchenbesuch, sehen wir als eine Anfrage Gottes an uns. Wenn die Kirchen in Afrika und Asien immer mehr Einfluss gewinnen, dann ist das keine Katastrophe für uns in Europa. Es ist eine Bereicherung. Es zeigt uns auch neue Formen des Glaubens auf.
Advent - wir warten auf Weihnachten - wir warten mehr noch auf Gott. Haben wir vielleicht dieses Warten verlernt. Entfachen wir unsere Sehnsucht nach Gott neu. Denn Gott kommt wieder; wann, das wissen wir nicht. Aber wir wissen, dass er kommt.
Im stehenden Stau lesen wir vielleicht ein Buch oder eine Zeitung. In unserem Leben wachsen wir im Glauben und in der Liebe. Machen wir das Beste aus dieser Zeit des Wartens.
Türhüter des eigenen Herzens sein
Das Kommen des Messias
Wir feiern heute den ersten Advent. Von der Kirche und vom Glauben her werden wir eingeladen zu einer Zeit innerer Vorbereitung. Sehr naheliegend ist die Vorbereitung auf das Weihnachtsfest. Je tiefer wir betrachten, welches Ausmaß an Liebe mit der Geburt Jesu vonseiten Gottes auf uns zugekommen ist, umso ergriffener und innerlich beglückter werden wir Weihnachten begehen und unseren Erlöser Jesus Christus feiern.
Das Evangelium erinnert uns sodann an eine zweite Ankunft Jesu in unserer Welt. Wie dieses zweite Erscheinen des Menschensohnes aussieht, weiß niemand. Jesus bedient sich in seiner Darstellung der Gedanken und Bilder der Menschen seiner Zeit. Israel hatte erlebt, dass jedem besonderen Eingreifen Gottes eine Katastrophe vorausgegangen war. Zum Beispiel: die Sintflut, der Untergang von Sodoma und Gomorra, die Knechtschaft in Ägypten, das Exil in Babylon. Die Größe Gottes wurde von den Israeliten gerade darin erkannt und gesehen, dass Gott Herr all dieser Katastrophen war und sie wenden konnte. Diese Tatsache im Blick entwickelte sich bei den Israeliten die Vorstellung, dass der Wiederkunft des Menschensohnes in Macht und Herrlichkeit ebenfalls eine Katastrophe des Weltalls vorausgehen werde. Ob das so sein wird, müssen wir abwarten. Das Bild und die Beschreibung von der Wiederkunft des Menschensohnes im heutigen Evangelium beruht eher auf dem Denken und den Vorstellungen der Menschen in damaliger Zeit.
Die Wiederkunft des Messias
Festhalten sollten wir auf jeden Fall an den Anliegen, die uns Jesus als seine Botschaft vermitteln möchte. Seine Wiederkunft wird kein armseliges Auftreten sein wie bei seiner Geburt in Betlehem. Bei seiner Menschwerdung ging es darum, das Leben voll mit uns Menschen zu teilen, um uns vorbildhaft zu zeigen, wie wir unser irdisches Leben gestalten können und sollten. Bei seinem zweiten Erscheinen werden wir die göttliche Seite des Menschensohnes sehen können: die Fülle seiner Macht und Herrlichkeit. Christus will dann kommen, um uns heimzuholen in sein Reich des Glücks, des Friedens und der Vollendung.
Das zweite Anliegen Jesu betrifft die Gestaltung der Zeit zwischen seinem Leben auf Erden und seiner Wiederkunft, jenem Zeitabschnitt, den er in unsere, des Menschen Hände gelegt hat. Diese Zeit sollen wir nicht vertrödeln, sondern füllen mit großer Vielfalt an Werken, die uns und anderen zum Segen werden. Die Zeit des Advents ist dazu angetan, dass wir sie nützen, einmal wieder intensiver darüber nachzudenken, was uns von unserem Herrn aufgetragen ist. Entspricht unser Leben den Vorstellungen Jesu? Ich muss gelegentlich bewusst innehalten, um mir über das eigene Denken und Handeln Rechenschaft zu geben, sonst werde ich gelebt - getrieben, ins Schlepptau genommen, für Nebensächliches vereinnahmt, an Nutzloses gebunden oder gar in Ungutes verwickelt.
Wachsamkeit
Jesus kennt unsere Schwächen. Daher ruft er uns zur Wachsamkeit auf. Als Beispiel nimmt er den Türhüter. Dieser trägt in besonderer Weise Verantwortung dafür, dass Dieben und Bösewichten die Tür verschlossen bleibt. Andererseits soll er sie öffnen: nicht nur dem Herrn, wenn er wiederkommt, sondern allen, die dem Haus und seinen Bewohnern Gutes tun oder als Gäste willkommen sind.
Das Bild des Türhüters sollen wir auf uns übertragen. Jesus möchte, dass wir Türhüter unseres Herzens sind. Wir entscheiden, wem wir die Tür unseres Herzen öffnen. Verschlossen halten sollen wir sie für alles, was unserem Denken und Handeln Schaden bringt oder - aufs Ganze gesehen - wertlos ist. Öffnen dagegen sollen wir sie für all das, wodurch wir im guten Sinn bereichert werden.
Da gibt es z.B. die Botschaft Jesu von der Liebe Gottes zu uns. Wir wissen um diese Botschaft. Sie ist in unserem Kopf und klopft an, um in unsere Herzen aufgenommen zu werden. Erst dann kann sie uns mit Glück erfüllen. Mich von Gott geliebt wissen und dies tief auskosten, erst das gibt mir Kraft für das Gute, lässt mich Verkennung durch andere ertragen und in dankbarer Freude immer wieder nach dem streben, was mich kostbar und wertvoll macht. Auf Rache sinnen, das mir mögliche Gute aus Bequemlichkeit auslassen, ist vergeudete Zeit. Auch Schadenfreude genießen bewegt nicht, ist vertane Zeit. Sie macht uns lediglich zu satten, sich selbst befriedigenden behäbigen Zuschauern. Sich von Gott geliebt wissen und sich freudig und entschlossen in seinen Auftrag stellen, das lässt uns lebendig und engagiert Christen sein.
Gnade und Segen in uns einlassen
Sodann gilt es, Gnade und Segen in uns einzulassen. Beide fallen nicht vom Himmel, wenn wir nicht darum bitten. Gott wird uns mit ihnen nicht überfallen oder vergewaltigen. Wir sind frei, uns für seine Gnade und seinen Segen verschlossen oder offen zu halten. Ihr Anklopfen ist vielleicht manchmal etwas leise. Gnade und der Segen Gottes scheuen Lärmen, Stürmen und Hasten. Sie senken sich eher wie Tau auf uns herab. Aus ihrer Kraft leben und sie spüren soll uns nicht anheizen, sondern zum Staunen über Gott führen und langen Atem verleihen. Permanente Hektik lässt Staunen über Gott und sein in der Regel verborgenes Handeln nicht zu. Aber ihm, dem im Verborgenen oft sehr intensiv handelnden Gott wieder neu auf die Spur zu kommen, dazu lädt uns die Adventszeit ein.
Schließlich sollen wir nach dem Willen Jesu unser Herz öffnen für Menschen, die uns um Hilfe bitten wollen, die Trost suchen oder Ermutigung brauchen. Bei Gesprächen von Herz zu Herz sind wir oft nicht nur die allein Gebenden. Erfahrungen, von denen uns andere berichten, seien sie negativ oder positiv, können unsere Wachsamkeit erhöhen: Sei es, uns rechtzeitig zu schützen; sei es, unsere Augen für Positives und Erstrebenswertes zu öffnen, das wir bisher nicht gesehen oder bedacht haben.
Wachsamkeit einüben
Wachsamkeit ist ein gutes Mittel, um Leben zu gestalten. Sich treiben lassen, rastlos wirtschaften und pausenlos Wühlen ermüden und erschöpfen. Wachsamkeit bringt Ruhe und ein gutes Maß an Entspannung in den Alltag, weil sie Unnötiges aussortiert und nach Wichtigkeit ordnet.
Adventszeit als neues Einüben der Wachsamkeit soll uns die Augen öffnen für das, was Weihnachten und überhaupt in unserem Leben als Christ wichtig ist. Feiern wir Weihnachten als Fest der Liebe, die uns untereinander verbindet, und der Liebe, die Gott uns schenkt. Mit der Menschwerdung Jesu haben wir nicht mehr nur prophetische Aussagen über Gott und seine Erwartungen an uns Menschen. Jesus hat uns mit seinem Leben gezeigt, wie wir leben sollen und worauf wir zugehen. Mitbauen sollen wir am Reiche Gottes. Im Evangelium wird nicht eigens aufgezählt, welche Aufgaben der Herr an jeden seiner Diener verteilte. Die konkreten Aufgaben stellen sich uns durch das Leben mit seinem Alltag und dem Umfeld, in dem wir leben, fast wie von selbst.
Ob wir unseren Aufgaben im Sinne Jesu gerecht werden, hängt sehr davon ab, ob wir wachsame Hüter unseres Herzens sind. Das heißt: Ob wir abwehren, was uns und den Bewohnern des Hauses, also den Menschen überhaupt, schadet, oder uns dem öffnen, was uns selbst und den anderen Heil und Segen bringt.
Nutzen wir wachsam die uns gegebene Zeit.
Ein unbekannter Gott
Die stillste und die lauteste Zeit des Jahres
Der Advent als Vorbereitungszeit auf das Fest der Geburt Christi gilt bzw. galt als die sog. "stillste Zeit im Jahr". Aber, wie wir längst wissen, ist Stille oftmals nur noch als Sehnsucht geblieben, wird aber nicht selten vom Lärm der Umwelt und vom Lärm in der eigenen Seele überrollt. Die innere Rastlosigkeit kann leicht zur Ratlosigkeit ausarten, wie man denn sein eigenes Leben noch im Griff behalten kann. - Aber doch ist sie da, die stillste Zeit, als leise Einladung, ein wenig innezuhalten, in eigene Tiefen hinabzusteigen, um Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu durchleuchten. Stille, sofern wir sie erfahren, ist mehr als ein Zeitabschnitt, der weniger laut ist als sonstige Zeiten und Gezeiten. Stille ist auch nicht einfach ein Zustand der Lärmfreiheit, wenngleich auch diese schon manchmal als Wohltat empfunden werden mag. Die Stille kommt nur zu Suchenden, sie wird nicht einfachhin geschenkt.
Dem unbekannten Gott
Der Apostel Paulus beginnt seine Rede auf dem Aeropag in Athen (Apg 17,22-24) mit einer Beobachtung, vielleicht können wir sagen, Entdeckung, die er kurz zuvor gemacht hatte. Bei einem Streifzug durch die Stadt hatte er einen Altar mit der Widmung "Einem unbekannten Gott" entdeckt. Wer diesen Altar errichtet hat und unter welchen Lebensumständen die Inschrift zustande kam, können wir ebenso wenig beantworten wie die Frage, wie viele Menschen schon an diesem Altar mit seiner Inschrift vorüber gelaufen sein mögen. Diejenigen, die sich für glaubenssicher gehalten haben, werden vielleicht sogar mit einer gewissen Selbstsicherheit, einem Achselzucken gesagt haben: Ich kenne meinen Gott und mein Gott kennt mich. Wahrscheinlich gab es auch viele, die der ungewohnten (eigentlich herausfordernden) Aufschrift überhaupt keine Beachtung geschenkt haben. So manch einer mag aber auch - wie Paulus selbst - nachdenklich geworden sein und versucht haben, dem unbekannten Gott ins Antlitz schauen zu dürfen.
Dem Unbekannten in Gott
Hinter der Aufschrift auf dem Altar in Athen verbirgt sich noch eine andere Frage: Wie ist das eigentlich mit Gott dem Unbekannten? Meint die Widmung vielleicht auch: Dem Unbekannten, dem Verborgenen in Gott, den wir, wie Paulus sagt, nur "wie in einem Spiegel mit rätselhaften Umrissen" sehen können (1 Kor 13,12), der somit ein nie auslotbares Geheimnis bleibt. Wo und wie finde ich ihn? Hat er sich schon gezeigt, und wenn ja, auf welche Weise? Oder sehen wir immer nur "rätselhafte Umrisse"?
Advent - Zeit der Nachdenklichen
Den Nachdenklichen unter denen, die an diesem Altar mit seiner Widmung vorübergegangen sind, mögen Überlegungen dieser Art nicht fremd geblieben sein. Sie haben sich vielleicht die Frage gestellt, wie denn das sei mit einem Wesen, das Gott genannt wird, der uns aber immer der Rätselhafte, Unergründbare bleibt. Auch Mose richtete an die Erscheinung Gottes im brennenden Dornbusch die ewig gleich bleibende Frage: "Wer bist du?" Die Antwort, die dem Mose von Gott im Dornbusch gegeben wird, nämlich "Ich bin, der ich bin" oder "Ich bin der ich da sein werde" (Ex 3,15). sagt etwas über Gott aus, sie enthält eine Umschreibung (Beschreibung wäre schon zu viel) dessen, wie sich Gott zeigt und zeigen wird, sie gibt allerdings keine erschöpfende Auskunft. - Mose aber gibt sich mit dieser Antwort zufrieden, er führt die Weisung aus, die er aus dem brennenden Dornbusch heraus vernimmt, nämlich das Volk Israel aus der Knechtschaft des ägyptischen Pharaos herauszuführen. Er ist gehorsam, auch wenn ihm letzte Einsichten in die Weisung Gottes vorenthalten bleiben.
Gott und die Geschichte der eigenen Seele
Advent mag die Zeit sein, ob sie nun von außen betrachtet, bloß lärmfrei, oder wirklich, "still" ist oder nicht, in der einem Menschen das Geheimnisvolle zwischen ihm und Gott, die "Geschichte seiner Seele mit Gott" (Gertrud von Le Fort) deutlicher als sonst bewusst werden kann. Wo ein Suchender, vielleicht auch Umherirrender, begreift, dass der Angekommene und immer wieder neu Ankommende ihn schon längst in seine Hand geschrieben hat.
Advent, wie immer er gestaltet sein mag, lässt uns zum einen deutlicher als sonst die Unauslotbarbeit Gottes erahnen, sie vermittelt aber andererseits jenes Maß an Geborgenheit in diesem Gott, von dem Ps 139 spricht: "Du umschließt mich von allen Seiten und legst deine Hand auf mich"
Reiß doch den Himmel auf
Aufreißen
Leidenschaftlich, flehentlich hören wir Jesaja rufen: "Reiß doch den Himmel auf, und komm herab, so dass die Berge zittern vor dir." Wie fern, wie unnahbar muss der Himmel wohl sein! Die Menschen, die den Propheten hören, können mit dem Kopf nicken, ohne viel sagen zu müssen. Für sie ist der Himmel verschlossen. So verschlossen wie ihr Leben, wie ihr Geschick. Gebeutelt von der großen Geschichte, wehrlos Entwicklungen ausgesetzt, zwischen Lethargie und Resignation schwankend - so klein ist Gottes Volk gemacht. Klein mit Hut. "Reiß doch den Himmel auf, und komm herab, so dass die Berge zittern vor dir". Ein tolles Bild! Wenn sogar die Berge zittern, die doch erhaben sind und nicht verrückt werden können - dann haben auch Unterdrückung und Angst keine Chance mehr. Es gibt noch Hoffnung! Es gibt wieder Hoffnung!
Ich erzähle zwar von gestern, aber die Erfahrung, dass der Himmel verschlossen ist, dass das Leben verschlossen ist, dass die Zukunft verschlossen ist - wer wüsste nicht, was angedeutet, offen gesagt, still verschwiegen oder laut geklagt wird.
Am 1. Advent singen wir:
O Heiland, reiß die Himmel auf,
Herab, herab, vom Himmel lauf!
Reiß ab vom Himmel Tor und Tür,
Reiß ab, wo Schloss und Riegel für!
Friedrich Spee hat das Lied 1622 geschrieben. Der 30jährige Krieg hatte gerade angefangen. Gefragt wurden die Menschen nicht - sie wurden überrollt. Während die damaligen Mächte sich hinter der Religion verschanzten und Politik auf eigene Rechnung machten. Die meisten durchschauten das nicht einmal. Wie viele Menschen wohl im Namen der Wahrheit um Haus und Hof, um Familie und Leben gebracht wurden? 1666 hat das Lied auch die Melodie bekommen, die wir bis heute singen. Ein flehentliches Lied, ein leidenschaftliches Lied. Wir dürfen es nicht gemächlich singen - von "Reißen" ist die Rede und von "Laufen", von einem offenen Himmel und von gebrochenen Schlössern. Herab, herab!
Ein neuer Anfang
Ich weiß, dass es manchen nicht gefällt, am 1. Advent mit Gedanken konfrontiert zu werden, die den angeblichen Frieden dieser Zeit stören. Immer nur das Bedrohliche, Abweisende, Gefährliche - wir möchten aussteigen, zur Ruhe kommen, schöne Tage genießen. Die Weihnachtsmärkte sind darum mehr als Märkte - sie werden, selbst in der überlaufenden Form, zu Treffpunkten, zu Refugien, zu Inseln. Seit alters her wird im Advent eine große Sehnsucht laut: Die Sehnsucht nach einem neuen Anfang. Wir brauchen in unserem Leben Zeiten, die sich abschließen lassen. Die an ein Ende kommen. Die - wenigstens symbolisch - überwunden werden. Wie die dunkle Jahreszeit, wie der November, wie der Totenmonat.
Natürlich bleibt eigentlich alles beim Alten, aber das Alte bekommt auf einmal neue Seiten. Wir empfinden uns anders, die Dinge erstrahlen in neuem Licht, uns wachsen Spielräume zu, mit denen wir nicht einmal im Traume rechneten. In unseren Erfahrungen ist die Zuversicht verwurzelt, dass nicht einfach alles weitergeht - es gibt neue Entdeckungen und einen neuen Anfang. So finden wir uns heute in der großen Hoffnungsgeschichte wieder: Gott soll neu mit uns anfangen. Keine Schuld soll zum Verhängnis werden, kein Ressentiment die Herzen beschweren, keine Angst die Schritte lähmen. Hören Sie auch den Propheten rufen: Herab! Herab!
Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt,
Darauf sie all' ihr' Hoffnung stellt?
O komm, ach komm vom höchsten Saal,
Komm tröst uns hie im Jammertal.
So hört sich das bei Friedrich Spee an. Und wir übernehmen die Worte, die Hoffnung, den Traum - und singen von einer neuen Welt.
Wachsam sein
Jesaja hat leidenschaftlich von Gott eine Wendung erfleht - und erwartet. Gott kann den Himmel aufreißen. Gott wird den Himmel aufreißen. Haben Sie schon einmal bedacht, was in diesem Bild steckt? Ein zerrissener Himmel gibt Gott frei, nimmt ihm jede Rückzugsmöglichkeit, gewährt uns einen Blick in das Allerheiligste. Ein zerrissener Himmel ist auf einmal offen, wird zum Schlupfloch, wenn ich die Erde nicht mehr aushalte - und birgt die Menschen, die ich liebe. Ich möchte das Bild ausmalen, ich möchte das Bild besingen. Aber mir fehlen die Farben, mir fehlen die Worte. Doch der Prophet hat eine Spur gelegt - ich lasse sie nicht mehr aus den Augen.
O klare Sonn', du schöner Stern,
Dich wollten wir anschauen gern.
O Sonn', geh auf, ohn' deinen Schein
In Finsternis wir alle sein.
So singen wir das heute. In der Finsternis, die wir beschreiben können. Oder für die uns die Worte fehlen. Aber dann sehen wir eine Sonne aufgehen. Sie wird gar als schöner Stern gezeichnet. Der sternenklare Nachthimmel wird zu einem hellen Licht. Aus der Nacht wird - Tag.
Jetzt bekommt auch Jesu Wort einen unnachahmlichen Klang: Seid wachsam! Wir können auch sagen: seid auf der Hut! Oder: passt auf! Oder: lasst euch nicht ablenken!
In Jesu Wort wird ganz klar, dass Gott kommt - dass ich keinen Termin bekomme, heißt doch auch, dass ich immer an ihn denke, mich ihm öffne, in ihn verliebt bin. Ein Terminkalender ist etwas für Leute, die sich einen Abstand leisten können. Gott leistet sich keinen Abstand.
Wer wachsam ist, wird viele Klagelieder hören, aber Hoffnungsschimmer sehen;
wer auf der Hut ist, kann nicht von der Dunkelheit eingeholt werden, wird aber die aufgehende Sonne vor sich haben,
wer aufpasst, gerät nicht in den Bann der Schrecken, findet aber einen Weg ins Freie.
Am ersten Advent hören wir den leidenschaftlichen Ruf: "Reiß doch den Himmel auf, und komm herab, so dass die Berge zittern vor dir." Aber dann hören wir die Antwort: "Seht euch also vor, und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist." Dem flehentlichen Ruf entspricht unsere Bereitschaft, ihn im Empfang zu nehmen.
Hie leiden wir die größte Not,
Vor Augen steht der ewig' Tod;
Ach komm, führ uns mit starker Hand
Vom Elend zu dem Vaterland.
Und der Friede Gottes,
der höher ist als alle Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus, unserem Herrn.
Wach, nüchtern und kritisch bleiben
Besorgniserregende Entwicklungen
Faule Kredite, undurchschaubare Formen der Geldanlage und dubiose Machenschaften einiger Banken haben in den letzten Wochen den Finanzmarkt weltweit erschüttert und die Wirtschaft in eine tiefe Krise gestürzt. Wer da sein Geld nicht vorsichtig genug angelegt hatte, ist über Nacht ordentlich geschröpft worden. Ursache waren weitreichende Fehleinschätzungen von Fachleuten, welche ohne Überprüfung weltweit nachgebetet wurden, bis die Immobilienblase platzte. Wer in diesem Bereich nicht ordentlich draufzahlen will, muss sich erstens gut auskennen und zweitens ständig auf der Hut sein.
Was da im Banken- und Finanzsektor passierte, kann herhalten für einen Vergleich mit vielen anderen Lebensbereichen:
Eine florierende Wirtschaft hat uns Wohlstand gebracht und viele Menschen wirtschaftsgläubig gemacht. Die wenigsten jedoch sind in der Lage, die tieferen Zusammenhänge zu durchschauen, geschweige denn sie zu beeinflussen oder gar zu steuern?
Eine Vielzahl technischer Errungenschaften haben interessante neue Möglichkeiten eröffnet – denken Sie nur an Autos, Mobiltelefone, Computer oder an die Medizin - und viele Menschen fortschrittsgläubig gemacht. Wer kann die langfristigen Folgen z. B. für die Umwelt abschätzen und Fehlentwicklungen verhindern?
Auch weltpolitisch sind Entwicklungen im Gange, die viele Menschen mit Sorge beobachten. Andere verfolgen in Sorge die Vorgänge innerhalb und zwischen den großen Religionen und Kirchen. Wer kann das alles durchschauen und lenken?
Endzeitstimmung
Im Evangelium haben wir heute ein Textdokument aus dem 1. Jahrhundert des Christentums gelesen. Die Verfasser der apokalyptischen Literatur sahen die Entwicklungen ihrer Zeit auf eine große weltweite Katastrophe zusteuern. Sie waren und fühlten sich überfordert, hier in irgendeiner Form die Entwicklungen mitzugestalten. Sie setzten ihre ganze Hoffnung auf den Messias und vertrauten darauf, dass er kommen und eingreifen werde, wenn alles zugrunde gegangen ist. Ihre Hoffnung bestand darin, dass der Messias bei seinem Wiederkommen alle, die ein aufrechtes und lauteres Leben geführt haben, vor dem endgültigen Untergang bewahren werde.
Kaum etwas konnte der einzelne in dieser Situation tun außer die Hoffnung auf Christus setzen, die Entwicklungen aufmerksam verfolgen und lernen, die Zusammenhänge zu durchschauen.
Inzwischen sind fast 2000 Jahre vergangen und die Welt steht immer noch. Das verleitet viele dazu, das ganze nicht wirklich ernst zu nehmen.
Andere wenden das, was sie an den großen Entwicklungen ablesen, auf das eigene Leben an. Das eigene Leben ist auf jeden Fall früher oder später zu Ende. Niemand weiß den Tag oder die Stunde. In jedem Fall gilt es, das Leben aufmerksam und bewusst zu gestalten - wachsam zu sein, wie das Evangelium sagt – und die Hoffnung auf Gott zu setzen, dem allein ein Überblick über all das, was sich rundherum ereignet, zuzutrauen ist.
Wach, nüchtern und kritisch bleiben
Den Christen wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder vorgeworfen, dass sie so sehr auf ein Jenseits schielen, dass sie das Mitgestalten dieser Welt und die Verantwortung für diese Welt nicht wirklich ernst nehmen. "Religion ist das Opium des Volkes", lautet die bekanntest und griffigste Zusammenfassung dieser These. Dagegen kann man zunächst einwenden, dass Opiate in der Palliativmedizin durchaus ihre Bedeutung und Berechtigung haben. M. a. W.: Das Leiden der Schöpfung und die Zukunftsängste sind für viele Menschen nur mit Hilfe der Religion zu ertragen.
Jede Religion kennt Praktiken wie Meditation, Gebet, Musik, Tanz u. a. m., die in einen ekstatischen Bewusstseinszustand führen, der das Leben in dieser Welt aus einem abgehobenen Blickwinkel wahrnehmen lässt. Dies kann zum Wegschauen, zum Verdrängen oder zur Flucht aus der Welt führen. Dies kann aber auch dazu führen, dass Gläubige sich in neuer Weise dem Geschehen in der Welt zuwenden und ihre Verantwortung für die Welt wahrnehmen. "Kampf und Kontemplation" lautete das Motte des Gründers der Brüdergemeinschaft von Taizé, Roger Schutz.
Im Evangelium mahnt uns Jesus heute zur Wachsamkeit. Als Wartende sollen wir weder vor uns hindösen noch in Rauschzustände flüchten. Wir sollen kritisch auf das schauen, was sich in der Welt ereignet, und überlegen, was das zu bedeuten hat.
Advent
Mit diesem Sonntag beginnen wir den Advent. Wir warten auf die Ankunft des Messias in unserer Gegenwart, in unserer kleinen persönlichen Welt, aber auch in der großen, deren Entwicklungen uns Sorge oder gar Angst bereiten. Wie die Christen damals dürfen auch wir Hoffnung haben. Nicht weil schon nichts passieren wird, oder weil die Welt trotz aller Ängste noch nicht untergegangen ist, sondern weil wir Gott vertrauen, dass er seine geliebten Töchter und Söhne nicht untergehen lässt.
Die Mahnung, wachsam und kritisch zu sein, gilt auch uns. Auch wir sollen ein lauteres und aufrechtes Leben führen, wie es Menschen ansteht, die nicht der Verzweiflung ausgeliefert sind.
Zu vielen guten Adventbräuchen haben sich eine Menge Bräuche gesellt, die mit dem Warten auf die Ankunft des Herrn nichts zu tun haben, die zu Besinnungslosigkeit und in den Rausch in den verschiedensten Bedeutungen des Wortes führen. Wählen wir aus, was uns gut tut.
Nikolaus und Weihnachtsmann
Neulich war in der Zeitung ein Bericht über einen Dorfpfarrer aus Niederbayern zu lesen, der im örtlichen Laden einen Schokoladennikolaus kaufen wollte. Das Geschäft hatte aber nur Schokoladenweihnachtsmänner. Daraufhin fuhr er in die Kreisstadt Straubing und ging in alle Geschäfte. Es gab aber überall nur Weihnachtsmänner, keinen Nikolaus. In der nächsten Stadt war es genau so. Der Weihnachtsmann ist also offensichtlich daran, in ganz Bayern den hl. Nikolaus zu verdrängen, diesen heiligen Kinderfreund, der seit über tausend Jahren bei uns verehrt wird. Das ist ein sichtbares Zeichen dafür, wie bei uns allmählich Brauchtum, alte Überlieferung und damit Menschlichkeit kaputt gemacht werden. Halten Sie das nicht für übertrieben. Der Wechsel vom hl. Nikolaus zum Weihnachtsmann signalisiert beispielhaft die Zerstörung der Adventzeit durch den Kommerz und die allgemeine Zerstörung unserer Landeskultur.
Der Weihnachtsmann
Sehen wir uns deshalb die Sache näher an.
Der Weihnachtsmann ist eine Werbefigur, die sich aggressiv ausbreitet aber mit dem bayerischen Advent nicht das Geringste zu tun hat. Er hat zwar Anregungen vom Hl. Nikolaus empfangen, z. B. die Kinderbeschenkung, stammt auch ursprünglich aus einer nordischen Sage und man vermutet, dass er etwas mit dem germanischen Gott Thor zu tun hat.
Der heutige populäre Mythos des Weihnachtsmanns, der mit einem von Rentieren gezogenen fliegenden Schlitten reist, heimlich durch den Kamin in die Häuser steigt und dort die Geschenke verteilt, ist zunächst gutes norddeutsches Brauchtum. Dann bemächtigte sich seiner ein norwegischer Grafiker, der 1931 für die Coca-Cola Company im Rahmen einer Werbekampagne den Weihnachtsmann zeichnete in den typischen CocaColafarben weiß-rot. Er zeichnete jedes Jahr bis 1966 mindestens einen Weihnachtsmann für die Coca-Cola-Werbung und prägte nachhaltig die Vorstellung dieses 'modernen' Weihnachtsmannes. Diese Werbung für CocaCola erwies sich als sehr gewinnbringend. Der Weihnachtsmann ist also eine Werbefigur. Es geht letztlich nur ums Geschäft. Entsprechend hat die Figur auch abgehaust und ist verkommen, wie in jenem Zeitungsartikel zu lesen war: "ein pausbäckiger Wichtel mit Säufernase, Rauschebart, Strampelanzug und Gartenzwerghaube". Wenn man zu jemandem sagt: "Du bist ein Weihnachtsmann", so wird der betreffende kaum begeistert sein.
St. Nikolaus
St. Nikolaus dagegen ist keine Sagenfigur, sondern es hat ihn wirklich gegeben. Der legendäre Nikolaus ist allerdings eine Verschmelzung aus zwei historischen Personen: dem Bischof Nikolaus von Myra im kleinasiatischen Lykien, der wahrscheinlich im 4. Jahrhundert gelebt hat, und dem gleichnamigen Bischof von Pinora, der am 10. Dezember 564 in Lykien starb. Aus diesen beiden historischen Personen entwickelte sich ab dem 6. Jahrhundert die Figur des wundertätigen übermächtigen Bischofs von Myra. Lykien ist eine Landschaft in der heutigen Türkei. Und es gab damals dort christliche Bischöfe, weil es bis zum Jahr 1000 ein rein christliches Land war.
Von Nikolaus werden zwölf hauptsächliche Taten und Wunder erzählt. Nur eines davon möchte ich kurz darstellen, weil es exemplarisch zeigt, dass der Hl. Nikolaus menschliche Grundtugenden verkörpert.
Schutzpatron der Kinder
Die Geschichte der drei wandernden Schüler. Drei Schüler auf Wanderschaft nehmen in einem einsam gelegenen Hause Herberge. Der Wirt, der bei den Schülern Schätze vermutet, ermordet sie mit Hilfe seiner Frau in der Nacht. Da kommt der hl. Nikolaus in der Gestalt eines Bettlers, bittet um Unterkunft und überführt die Schuldigen ihres Verbrechens. Die Schüler aber werden wieder zum Leben erweckt. Gerade durch diese Legende ist der Hl. Nikolaus zum Kinderheiligen und Kinderbeschenker geworden. Hinter dieser Geschichte steht wahrscheinlich die Erfahrung, dass in alten Zeiten aber auch bis ins 19. Jahrhundert Kinder schon in sehr jungen Jahren aus dem Hause geschickt wurden, damit sie selber für ihren Lebensunterhalt sorgten. Dabei aber waren sie vielerlei Gefahren ausgesetzt. In einem christlichen Europa wird allein schon der Glaube an einen wundermächtigen Hl. Nikolaus, der die Kinder behütet, vielen Verbrechen vorgebeugt haben.
So wurde der Hl. Nikolaus 1500 Jahre lang als der Kinderfreund und Gabenbringer verehrt und war eine Vorbildfigur für gutes menschliches Zusammenleben. Auch die anderen Adventsbräuche wie Barbarazweige, Frauentragen, Adventsingen, Adventkranz, sogar noch die Bräuche der Rauhnächte schufen menschliche Atmosphäre. Das alles muss ja nicht mit Notwendigkeit zugrunde gehen, weil wir heute mit Fernsehen und Internet so gut unterhalten sind. Man sollte nur seine Gedankenlosigkeit und geistige Trägheit überwinden und nicht jeden Unfug, der aus Amerika oder der Großstadt kommt, für "cool" finden, wie man heute sagt, sondern entschieden ablehnen. Das wichtigste Gegenmittel ist, dass wir unsere eigene Kultur schätzen und nicht vergessen. "Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan", heißt es in einem Psalm. Ja, vergessen wir nicht, was uns der Glaube an Schönheit und Freundlichkeit in unseren alten Bräuchen geschenkt hat.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter
Lieder:
GL 158: Tau aus Himmelshöhn (Kyrie)
GL 218: Macht hoch die Tür, die Tor macht weit
GL 219: Mache dich auf und werde licht
GL 220: Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern
GL 223: wir sagen euch an den lieben Advent
GL 225: Wir ziehen vor die Tore der Stadt
GL 230: Gott, heilger Schöpfer aller Stern
GL 231: O Heiland, reiß die Himmel auf (1. und 4. Str.)
GL 233: O Herr, wenn du kommst (1. bis 4. Str.)
GL 357: Wie schön leuchtet der Morgenstern (7. Str.)
GL 481: Sonne der Gerechtigkeit gehe auf zu unsrer Zeit
GL 551: Nun singt ein neues Lied dem Herren (3. Str.)
GL 552: Herr, mach uns stark im Mut, der dich bekennt
GL 554: Wachet auf, ruft uns die Stimme
GL 622: Siehe der Herr kommt in Herrlichkeit
Psalmen und Kehrverse:
GL 46: Lass dein Angesicht über uns leuchten, o Herr. - Mit Psalm 67.
GL 47: In den Tagen des herrn sollen Gerechtigkeit blühen und Fülle des Friedens - Mit Psalm 72.
GL 48: Biete deine Macht auf, Herr, unser Gott, und komm uns zu retten! - Mit Psalm 80
GL 634,3: Richtet euch auf und erhebt euer Haupt, denn es nahet eure Erlösung - Mit Psalm 67 (GL 46,2) oder mit Psalm 115 (GL 64,2)
GL 634,6: Komm, Herr Jesus, Maranatha. - Mit Psalm 93 (GL 52,2)
- Einleitung8
Manfred Wussow (2023)
Erster Advent! Eine Kerze!
Wir feiern heute einen Gottesdienst am Anfang eines neuen Kirchenjahres. Das fühlt sich gut an, riecht nach Glühwein, schmeckt nach Spekulatius.
Erster Advent! Erst einmal eine Kerze!
Wir feiern heute eine große Erwartung. Die soll wachsen wie das Licht der Kerzen, liebevoll begleitet sein mit guten Worten und von einer neuen Zeit künden.
Erster Advent! Schon einmal eine Kerze!
Dass Gott sich uns als gütiger Vater erweist, dass wir reich geworden sind an aller Rede und aller Erkenntnis, dass wir achtgeben und wach bleiben.
Lasst uns unseren Herrn in unserer Mitte begrüßen:
Jörg Thiemann (2020)
Gott nimmt Anteil an unserem Leben, an unseren Freuden, an unseren Sorgen und Nöten. Darum ist er in Jesus in diese Welt gekommen. Wir warten auf IHN, auf sein Wiederkommen. Wir gehen immer mehr auf IHN zu, auf unser Heil. Das zeigt sich auch am Adventskranz. Je mehr Kerzen wir entzünden, umso heller wird es am Adventskranz, umso näher ist Weihnachten, das Fest seiner Geburt, umso näher kommt auch unser Heil.
Bitten wir um sein Erbarmen, dessen Kommen wir erwarten.
Sozialreferat der Diözese Linz (2020)
Am ersten Adventsonntag beginnt ein neues Kirchenjahr. Dieser Jahreswechsel wird wie beim profanen Jahreswechsel zum Anlass genommen inne zu halten und sich auf die Zukunft auszurichten. In dieser Zukunft, so erwartet es unser Glaube, wird Jesus kommen und Vergebung, Heilung und Erlösung bringen.
Wenden wir uns ihm zu, der in unserer Mitte ist:
© Mag.a Dorothea Schwarzbauer-Haupt, Diözese Linz.
Johannes-Michael Bögge (2017)
Der Advent, an dessen Anfang wir stehen, ist eine dunkle Zeit. Aber wir nähern uns unaufhaltsam dem Licht. Was wie ein Widerspruch zu sein scheint, gibt Zeichen von christlicher Hoffnung. Je dunkler es um und in einem Menschen wird, umso stärker strahlt für ihn das göttliche Licht. Unser christlicher Glaube lebt auch von der Hoffnung, dass Christus, die menschgewordene Liebe Gottes, nicht nur das damals gekommene, sondern auch das bleibende und das kommende Licht ist. Ihm, unserem Licht, dürfen wir uns auch mit unseren Dunkelheiten anvertrauen.
Jörg Thiemann (2014)
Gott kommt - das ist die schöne Verheißung, die über diesem Sonntag steht und über die ganze Zeit des Advents. Gott kommt - das soll unser Leben bestimmen. Gottes Wort will unsere Sinne schärfen, dass wir erkennen, wo Gott uns anspricht, wo er in unserem Leben wirkt. Wenden wir uns ihm immer wieder zu und lassen wir uns von seiner tiefen Liebe zu uns formen. Seine Liebe zu uns zeigt sich in der Feier des Mahles, in Brot und in Wein. Gott ist da, Gott ist uns nahe. Bitten wir ihn um sein Erbarmen.
Klemens Nodewald (2014)
Mit dem heutigen Sonntag eröffnen wir die Zeit des Advents. Wir können die kommenden Wochen zu einer schönen Zeit für Gemüt und Herz ausgestalten, wenn wir uns davor bewahren, uns unnötiger Geschäftigkeit und allem Rummel, der geboten wird, auszuliefern. Wählen wir aus der angebotenen Vielfalt aus, was uns gut tut und uns selbst, Gott und den Mitmenschen näher bringt. Nicht die Vielfalt der Angebote ist vom Übel, eher ist es unsere Unentschlossenheit, gezielt und bewusst klare Entscheidungen für uns zu treffen.
Was tut mir, meinem Herzen, meinem Glauben, meiner Verbindung zu Gott und den Menschen gut? Diese Frage gilt es zu beantworten.
Gut tut uns allen sicher, uns immer wieder der großen Liebe Gottes bewusst zu werden, die ihn so weit gehen ließ, dass sein Sohn in menschlicher Gestalt auf unsere Erde kam. Diesen Gott der Liebe und Güte lasst uns preisen und uns ihm neu anvertrauen.
Manfred Wussow (2011)
Heute beginnt ein neues Kirchenjahr. Wir feiern den 1. Advent. In den Geschäften glitzern die Auslagen, Menschen verabreden sich auf dem Weihnachtsmarkt und viele stöhnen unter dem Stress. Aber dass unser Herr kommt, geht im Eifer unter. Der Ruf zur Umkehr verhallt. Dabei sehnen wir uns danach, noch einmal neu anzufangen.
Im Psalm 25 heißt es:
Zu dir, Herr, erhebe ich meine Seele. Mein Gott, dir vertraue ich.
Lass mich nicht scheitern, lass meine Feinde nicht triumphieren!
Denn niemand, der auf dich hofft, wird zuschanden.
Ihn bitten wir um sein Erbarmen:
Hans Hütter (2008)
Mit diesem Sonntag beginnt ein neues Kirchenjahr und zugleich die Vorbereitungszeit auf das Weihnachtsfest.
Als Christen warten wir auf die Ankunft des Messias in mehrfachem Sinn: Auf seine Ankunft in der Feier des Festes, auf seine Ankunft am Ende der Zeit. . . Nicht zuletzt geht es darum, dass der Messias in mir selbst, in meinem gegenwärtigen Leben, ankommt. Jesus mahnt uns, wach, d.h. präsent zu sein, damit wir seine Ankunft nicht verschlafen.
Am Beginn des Gottesdienstes treten wir dem Herrn gegenüber und öffnen wir uns für seine Gegenwart.
- Bußakt1
Manfred Wussow (2011)
Herr, wir haben die erste Kerze angezündet.
Wir bitten dich um Licht für unser Leben.
Herr, erbarme dich.
Du kennst die dunklen Stellen in unseren Herzen.
Dir vertrauen wir unsere Schuld an.
Christus, erbarme dich.
Wir sehen Verunsicherung und Angst bei vielen Menschen.
Schenke uns Solidarität, einen ungetrübten Blick und Mut.
Herr, erbarme dich.
- Kyrie8
Manfred Wussow (2023)
„Du, HERR, bist unser Vater,
Unser Erlöser von jeher ist dein Name.“
Wir träumten von unseren Wegen,
aber unsere Herzen wurden hart.
Herr, erbarme dich.
„Du kamst dem entgegen, der freudig Gerechtigkeit übt,
denen, die auf deinen Wegen an dich denken.“
Wir lieben die großen Worte, die großen Gesten, aber unsere Gerechtigkeit ist zu einer Abrechnung verkommen.
Christus, erbarme dich.
„Du hast dein Angesicht vor uns verborgen
und hast uns zergehen lassen in der Gewalt unserer Schuld.“
Wir kommen zu dir mit leeren Händen: Komm du zu uns!
Herr, erbarme dich.
Paulus schreibt:
„Treu ist Gott,
durch den ihr berufen worden seid zur Gemeinschaft mit seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn.“
Ehre sei Gott in der Höhe!...
Edith Furtmann (2023)
Herr Jesus Christus,
vieles strömt von allen Seiten auf uns ein.
Herr, erbarme dich.
Da ist es schwer, sich nicht einlullen zu lassen
von dem, was gefällig klingt.
Christus, erbarme dich.
Lass uns wachsam bleiben für unsere Mitmenschen
und so dein Kommen erwarten.
Herr erbarme dich.
Jörg Thiemann (2020)
Herr Jesus Christus,
der du einst wiederkommen wirst in Herrlichkeit.
in unseren Zweifeln und Ängsten rufen wir:
Kyrie, eleison.
In unserem Unglauben rufen wir:
Christe, eleison.
In unserer Verstrickung in das, was uns fernhält von dir, rufen wir:
Kyrie, eleison.
Sozialreferat der Diözese Linz (2020)
Jesus, du hast uns berufen zu Gemeinschaft mit dir und untereinander.
Herr, erbarme dich unser.
Jesus du hast uns reich mit der Gnade Gottes beschenkt.
Christus erbarme dich unser.
Jesus du hast uns gezeigt, dass Gott treu ist und besonders in schweren Zeiten mit uns geht. Herr, erbarme dich unser.
© Mag.a Dorothea Schwarzbauer-Haupt, Diözese Linz
Johannes-Michael Bögge (2017)
Vater im Himmel,
du schenkst uns Christus, das Licht in den Dunkelheiten unseres Lebens.
Herr, erbarme dich.
Jesus Christus,
du bist uns gleich geworden, auch in unseren Ängsten und Leiden.
Christus, erbarme dich.
Gott, Heiliger Geist,
du wirst alles neu machen, den Himmel, die Erde und uns Menschen.
Herr, erbarme dich.
Jörg Thiemann (2014)
Herr Jesus Christus,
du bist uns nahe.
Einst wirst du endgültig wiederkommen in Macht und Herrlichkeit.
Kyrie eleison.
Herr Jesus Christus,
deine Worte werden nicht vergehen.
Du hast Worte ewigen Lebens.
Christe eleison.
Herr Jesus Christus,
seid wachsam, so sagst du,
damit uns der Herr nicht schlafend antreffe.
Kyrie eleison.
Klemens Nodewald (2014)
Herr Jesus Christus,
unser Glück liegt dir am Herzen.
Herr, erbarme dich.
Deine Liebe soll uns prägen.
Christus, erbarme dich.
Unserer Schwachheit und unserem Versagen kommst du immer wieder zu Hilfe.
Herr, erbarme dich.
Es erbarme sich unser der Herr,
den seine Liebe zu uns auf die Erde führte.
Sein Wesen präge unsere Herzen,
damit wir immer neu und in Freude nach dem Guten streben. – Amen.
Hans Hütter (2008)
Komm, Herr, unser Erlöser von jeher,
und führe uns zurück auf deine Wege.
Herr, erbarme dich.
Komm, Herr, unser Erlöser von jeher,
reiß den Himmel auf und komm herab auf unsere Erde.
Christus, erbarme dich.
Komm, Herr, unser Erlöser von jeher,
tu denen Gutes, die auf dich hoffen.
Herr, erbarme dich.
- Tagesgebet3
Messbuch - TG Advent 1 So: Seine Ankunft vorbereiten
Herr, unser Gott,
alles steht in deiner Macht;
du schenkst das Wollen und das Vollbringen.
Hilf uns, dass wir auf dem Weg der Gerechtigkeit
Christus entgegengehen
und uns durch Taten der Liebe
auf seine Ankunft vorbereiten,
damit wir den Platz zu seiner Rechten erhalten,
wenn er wiederkommt in Herrlichkeit.
Er, der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB 1. Adventsonntag
Messbuch - TG Advent 1 Mo: bereit, zu wachen und zu beten
Hilf uns, Gott,
daß wir voll Freude in diesen Tagen
die Ankunft deines Sohnes erwarten.
Nimm alle Trägheit von uns
und mache uns bereit, zu wachen und zu beten,
damit uns Christus nicht schlafend findet,
wenn er kommt und anklopft.
Er, der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB 1. Montag im Advent
Messbuch - TG Advent 1 Sa: die Freiheit des neuen Lebens
Barmherziger Gott,
du hast deinen Sohn in diese Welt gesandt,
um die Menschen
aus der alten Knechtschaft zu erlösen.
Schenke allen, die auf deine Hilfe warten,
die Freiheit des neuen Lebens.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus,
deinen Sohn, unseren Herrn und Gott,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB 1. Samstag im Advent
- Eröffnungsgebet5
Sonntagsbibel
Allmächtiger Gott,
du hast in Jesus Christus begonnen,
die Welt zu verwandeln.
Am Beginn der Adventszeit bitten wir dich:
Laß uns aufmerksam sein für deinen Willen
und mache uns zu mutigen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern in deinem Reich.
Durch Christus, unseren Herrn.
Manfred Wussow (2023)
Gott,
wir freuen uns auf die Adventszeit,
wir warten auf Weihnachten.
Die Nachrichten, die wir hören,
die Bilder, die wir sehen,
treiben uns um.
Alte Sicherheiten wurden über den Haufen geworfen.
Das Heilige Land wird zerrissen.
Menschen erzählen unterschiedliche Geschichten.
Menschen rechtfertigen Gewalt.
Komm du zu uns mit deinem Wort,
stifte Frieden unter uns,
öffne unsere Ohren,
wecke unsere Herzen,
zünde ein Licht an in unserem Verstand.
Hilf uns, acht zu geben und wachsam zu sein.
Für die Liebe, die von dir kommt
und alte Geschichten in neue verwandelt.
In Jesus, der dein Wort ist vor aller Zeit,
in der Weite deines Geistes
heute, für die Ewigkeit.
Jörg Thiemann (2020) - EG Thiemann: 1. Advetnsonntag (B)
Herr Jesus Christus,
Advent - das ist eine Zeit, in der wir auf dich warten.
Advent - das ist eine Zeit, in der wir unsere Hoffnung stärken.
Wir wollen unser Warten gestalten,
jetzt in dieser Feier,
in der wir dein Wort hören,
das uns hoffen lässt in allem, was uns bedrängt.
Wir wollen unser Warten gestalten,
wenn wir in den kommenden Wochen an dich denken,
bewusst das Zusammensein mit dir suchen,
damit wir innerlich mit dem Herzen
auf dich vorbereitet sind. - Amen.
Manfred Wussow (2011)
Treuer, barmherziger Gott,
wir danken dir für den ersten Advent
und für die Hoffnung, die unter uns wächst wie das Kerzenlicht.
Du selbst willst zu uns kommen.
Du nimmst Verzagtheit und Kleinmut wahr,
du hörst die stillen und versteckten Klagen,
du siehst Schuld und ihre Verstrickungen.
Vieles gerät in deiner Welt aus den Fugen.
Durch Gier, Größenwahn und Unachtsamkeit.
Hilf uns, in der Eile und Hetze dieser Tage
auf dich zu warten, deinem Wort zu trauen
und liebevoll miteinander zu leben.
In deinem Licht
durch Christus, unserem Herrn.
Jörg Thiemann (2014)
Guter Gott,
oft brauchen wir Geduld,
oft müssen wir warten.
Doch jedes Warten lässt uns erahnen,
dass wir auf Erfüllung warten.
Du bist die Erfüllung für unser Leben,
die Erfüllung aller Wünsche und Sehnsüchte.
Dein Wort möge unserer Sehnsucht Nahrung geben.
Komm Herr, Jesus, Maranatha! - Amen.
- Fürbitten14
Manfred Wussow (2023)
Beim Propheten Jesaja lesen wir:
„Hättest du, Herr, doch den Himmel zerrissen und wärest herabgestiegen, so dass die Berge vor dir erzitterten.“
Heute, am 1. Advent, bringen wir Menschen und Völker - und die vielen kleinen und großen Geschichten zu ihm.
Hättest du, Herr, doch den Himmel zerrissen,
als unschuldige Menschen umgebracht wurden,
in Geiselhaft genommen und als Schutzschilde missbraucht.
Du, HERR, bist unser Vater,
Unser Erlöser von jeher ist dein Name.
Hättest du, Herr, doch den Himmel zerrissen,
als sich Panzer in Bewegung setzten,
Drohnen die Lüfte eroberten und der Krieg der Worte begann.
Du, HERR, bist unser Vater,
Unser Erlöser von jeher ist dein Name.
Hättest du, Herr, doch den Himmel zerrissen,
als die Wahrheit in Lüge und die Lüge in Wahrheit verwandelt wurden,
Rechtfertigungen auf Rechtfertigungen folgten und
Hassgeschichten sich vermehrten
Du, HERR, bist unser Vater,
Unser Erlöser von jeher ist dein Name.
Hättest du, Herr, doch den Himmel zerrissen,
als sich Menschen an unschuldigen Kindern und Jugendlichen vergingen,
als Bischöfe schwiegen und die heilige Kirche in Unrat erstarrte.
Du, HERR, bist unser Vater,
Unser Erlöser von jeher ist dein Name.
Hättest du, Herr, doch den Himmel zerrissen,
als wir nichts mehr sehen wollten und konnten,
als wir uns von Ängsten anstecken ließen und in unsere kleinen Welten flüchteten.
Du, HERR, bist unser Vater,
Unser Erlöser von jeher ist dein Name.
Jesus übertrug die Vollmacht seinen Knechten, wie es im Evangelium heißt, jedem eine bestimmte Aufgabe.
Uns hat er Türen anvertraut. Türen, die in das Leben, in die Freiheit führen.
Wachsam sollen wir sein. Denn er wird kommen!
In Christus.
Auf ihn warten wir.
Edith Furtmann (2023)
Guter Gott, der Advent hat begonnen. Zeit der Sehnsucht nach dem Mehr, das unser Leben ausmacht.
Wir bitten Dich:
Für alle Menschen, die sich auf dein Geburtsfest vorbereiten und dein Kommen in diese Welt erhoffen.
Für alle Menschen, die sich vorgenommen haben, in diesem Jahr die Adventszeit auch als das zu begreifen, was sie sein will: das Warten auf Deine Menschwerdung.
Für uns selbst, dass wir vor lauter Vorbereitung den nicht vergessen, der im Mittelpunkt des Weihnachtsfestes steht: Dich, Jesus Christus, der du uns wachend antreffen möchtest.
Für alle Menschen, die in diesen Tagen trauern, die Angst haben vor einem Fest ohne die, die sie einst geliebt haben.
Für alle Menschen, die im Lichterglanz der Welt dein Licht nicht mehr erkennen können.
Für alle, die niemanden haben, der zu Weihnachten an sie denkt und mit ihnen feiert.
Für alle, die auf das Licht von Granaten und Raketen bauen, um damit Kriege zu gewinnen, und im Frieden keinen Sinn sehen.
Für die Menschen im Land deiner Geburt, wo das Wunder der Menschwerdung Gottes geschehen ist, die unter Krieg und Terror, unter Hass und Gewalt leiden.
Für uns selbst, dass wir diese Adventszeit als Chance erkennen, Wege zum Frieden zu gehen.
Guter Gott, am Adventskranz brennt die erste Kerze. Es werden mehr werden, als Zeichen dafür, dass dein Licht in dieser Welt wachsen wird, wenn wir es entzünden.
Darauf hoffen wir jetzt und in Ewigkeit. - Amen.
Renate Witzani (2023)
Als Christen erleben wir diese Wochen des Advents als Vorbereitung auf die Geburt Jesu, des Messias. Die gängigen Messiaserwartungen der Menschen von damals wollte Jesus nicht erfüllen. Auch in unserem Leben sind Gottes Wege oft ganz anders als unsere eigenen Pläne.
Im Vertrauen auf Gott bitten wir:
Um eine Gemeinschaft aller Gläubigen, die wachsam nach deiner Weisung sucht und nicht nur das bewahren will, was die Tradition aus deiner Botschaft gemacht hat.
Um politische Lösungen im Nahen Osten, die eine Basis für dauerhaften Frieden schaffen und kommenden Generationen helfen, die schweren Traumata der vergangenen Jahrhunderte heilen zu lassen.
Um offene Ohren bei allen Teilnehmern der Weltklimakonferenz für die Nöte der Länder, die durch die Klimaveränderungen am meisten betroffen sind.
Um einen wachen Blick für den Wert der uns geschenkten Zeit, wenn im Warten Ungeduld aufkommt, wir uns dem Lebensrhythmus anderer anpassen müssen oder unverhoffte Begegnungen unseren straffen Zeitplan verändern.
Um einen offenen Himmel für unsere Verstorbenen.
Komm Herr Jesus in unsere Welt von heute, in der wir im Dunkel dieser Zeit dein Licht ersehnen.
Dir sei Lob und Dank jetzt und allezeit. - Amen.
Jörg Thiemann (2020)
Herr Jesus Christus,
du unsere Hoffnung gegen jede Hoffnungslosigkeit. Wir bitten dich:
Lass deine Kirche als Gemeinschaft aller, die an dich glauben und dir nachfolgen, der Welt durch ihr Beispiel Hoffnung zu schenken.
Wir beten für alle, die keinen Glauben und keinen festen Halt haben.
Lass sie durch gelebten Glauben und ein überzeugendes Beispiel zu dir finden.
Richte auf, die vom Leben enttäuscht sind, deren Lebenspläne sich nicht erfüllen und schenken ihnen Mut und Zuversicht.
Gib, dass besonders jene Menschen Ruhe bei dir finden, die in den kommenden Wochen beruflich und privat besonders gefordert sind.
Steh denen bei, die unter der Pandemie leiden, sei es, dass sie krank sind, sei es dass sie unter Überlastung leiden.
Stärke alle, die wegen ihres Glaubens an dich leiden müssen.
Auf dich hoffen wir, an dich glauben wir, auf dich warten wir,
jetzt und in alle Ewigkeit. - Amen.
Sozialreferat der Diözese Linz (2020)
Treuer Gott,
du bist uns nahe und stärkst uns besonders in schwierigen Zeiten.
Wir bitten dich:
Für alle, die vor der Zukunft Angst haben und sich bedroht fühlen.
Für alle, die mit einfachen Erklärungen und Lösungsansätzen Menschen auf ihre Seite ziehen wollen.
Für die Medien, die große Verantwortung für eine seriöse Berichterstattung haben.
Für die christlichen Kirchen, deren Auftrag ist, Hoffnung und Zuversicht unter den Menschen zu stärken.
Für alle, denen Dunkelheit, Einsamkeit, oder auch Stress und Hektik zu schaffen machen.
Für die Familien, die sich auf Weihnachten vorbereiten.
Für unsere Verstorbenen und ihre Angehörigen.
Wir bitten dich auch in unseren persönlichen Anliegen und Sorgen.
Gott,
wir trauen deinem Wort, deshalb vertrauen wir dir alle unsere Anliegen und Bitten an durch Jesus unserem Bruder und Herrn. - Amen.
© Mag.a Dorothea Schwarzbauer-Haupt, Diözese Linz.
Johannes-Michael Bögge (2017)
Gott zeigt uns seine Nähe in Jesus Christus, seinem Sohn und unserem Bruder, der wiederkommen wird, uns in das Licht Gottes zu führen.
So bitten wir unseren himmlischen Vater:
Für alle, die in Freude das kommende Weihnachtsfest erwarten.
Gott, du Quelle des Lichtes...
Für alle, für die das kommende Fest eine Zeit der Einsamkeit ist.
Gott, du Quelle des Lichtes...
Für alle, deren Leben dunkel ist durch Armut und Hunger, durch Krieg oder tägliche Gewalt.
Gott, du Quelle des Lichtes...
Für alle, die dem Dunkel der Welt das Licht des Glaubens entgegensetzen:
das Licht der Hilfe und Zuwendung, das Licht der Pflege und das Licht der Anteilnahme.
Gott, du Quelle des Lichtes...
Für alle Christen, die an dich glauben
und für alle Menschen, die dich und deine Wahrheit suchen
und vielleicht noch nicht finden können.
Gott, du Quelle des Lichtes...
Für alle, deren Leben durch Schicksalsschläge beeinflusst wurde,
gib ihnen die Kraft, ihre Ziele nicht zu verlieren.
Gott, du Quelle des Lichtes...
Für unsere verstorbenen Schwestern und Brüder,
die uns vorangegangen sind im Glauben
und in der Hoffnung auf ein Leben im Lichte Gottes.
Gott, du Quelle des Lichtes...
Gott des Lichtes und des Lebens,
im Dunkel unseres Lebens und unserer Welt gehen wir dir entgegen,
der du in deinem Sohn Jesus Christus zu uns gekommen bist.
Dich preisen wir in Ewigkeit. – Amen.
Renate Witzani (2017)
Guter Gott!
Wir hoffen auf dich und rufen dich an:
„Herr, wir bitten dich, komm und heile uns!“
Für deine Kirche, dass wir in deiner Gegenwart leben und die Erfordernisse unserer Zeit wahrnehmen.
Für alle Politiker, die sich für Frieden, Stabilität, soziale Gerechtigkeit und Gemeinwohl im eigenen Land und weltweit engagieren.
Für Menschen, die in ihrer Zukunftsangst so gefangen sind, dass sie Chancen und Möglichkeiten in ihrem Leben versäumen.
Für uns selbst, dass wir uns nicht in den Vorbereitungen auf Weihnachten so verausgaben, dass wir für das eigentliche Fest keine Kraft und Freude mehr aufbringen können.
Für alle, die ihr Leben gelebt haben und nun auf deine barmherzige Liebe hoffen.
In Christus hat uns Gott seine Nähe zu uns Menschen gezeigt.
Auf seine Nähe dürfen wir vertrauen.
Ihm gilt unser Dank und unser Lob bis in Ewigkeit. - Amen.
Jörg Thiemann (2014)
Herr Jesus Christus,
der du einst wiederkommen wirst
und uns schon jetzt nahe bist,
wir bitten dich:
Für alle, die in dieser Adventszeit besondere Gottesdienste vorbereiten.
Erfülle sie mit guten Ideen und Freude an ihrem Tun.
Für alle, die in diesen Wochen mehr als sonst arbeiten müssen.
Schenke ihnen Kraft und Ausdauer
und hilf ihnen, dass auch sie zur Besinnung und Ruhe kommen.
Für alle, die in dieser Zeit von Sorgen geplagt sind.
Ermutige sie, auf dich zu vertrauen.
Für alle, die ihr Zuhause verloren haben.
Sei ihnen ihre geistige Heimat
und gib, dass sie aufgenommen werden.
Für alle, die den Sinn der Advents- und Weihnachtszeit nicht mehr erkennen.
Dass sie neuen Zugang zum Glauben finden.
Auf dich warten wir, auf dich hoffen wir,
der du mit Gott dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes
lebst und herrschest in alle Ewigkeit. - Amen.
Klemens Nodewald (2014)
Herr Jesus Christus,
zur Wachsamkeit rufst du uns auf.
Wir bejahen deinen Anruf und bitten dich um Kraft,
dein Wollen zu vollbringen.
Hilf uns, allem Unheilvollen zu widerstehen
und eine Absage zu erteilen.
Christus, du unser Helfer und Beistand...
Offen soll unser Herz sein für alles Gute und Schöne
und für die Menschen, die unsere Hilfe und Nähe brauchen.
Christus, du unser Helfer und Beistand...
Zeige allen Verfeindeten Wege zum Frieden.
Christus, du unser Helfer und Beistand...
Segne jene, die Verantwortung tragen
in deiner Kirche und in der Gesellschaft.
Christus, du unser Helfer und Beistand...
Allen Enttäuschten, Verstrickten und Gefallenen,
den Menschen auf der Flucht und ohne Heimat,
allen Kranken und Behinderten, Einsamen und Sterbenden
sende Menschen, die Hilfe und Beistand gewähren.
Christus, du unser Helfer und Beistand...
Die Verstorbenen nimm auf in die Gemeinschaft mit dir.
Christus, du unser Helfer und Beistand...
Herr Jesus Christus,
du kennst die Nöte der Menschen.
Wir wollen nicht nur für uns bitten,
sondern die Nöte aller vor dich hintragen.
Für deinen Beistand danken wir dir immer neu
alle Tage unseres Lebens. – Amen.
Renate Witzani (2014)
"Wir sind der Ton und du der Töpfer."
Dieses Wort des Propheten Jesaja steht am Beginn der Adventzeit.
Zu Gott, der uns kennt und weiß, was wir brauchen,
lasst uns gemeinsam beten:
Für die geistlichen Gemeinschaften am Beginn des Jahres der Orden:
Beschenke sie reichlich mit allen Gnaden,
die sie für ihren Sendungsauftrag brauchen.
Für die Menschen im Nahen Osten,
die neuerlich von einer Welle der Gewalt getroffen werden:
Hilf ihnen Wege zu einem friedlichen Miteinander zu finden.
Oft erleben wir gerade den Advent nicht als Zeit der Stille
sondern überhöhter Anforderungen:
Bestärke die Angestellten im Handel im Bemühen,
sich Freiräume für Besinnung und Ruhe zu schaffen.
Wenn es in unserem Leben sinnlos und dunkel wird,
kann ein gutes Wort zum Licht werden.
Eröffne allen, die sich in unserer Diözese am Projekt "Bibel bewegt" beteiligen,
im Lesen der Heiligen Schrift neue Wege und Horizonte für ihr Leben.
Hilf allen Trauernden das Wertvolle an der Erinnerung an ihre Verstorbenen in Ehren zu halten
und sich trotzdem für ihre neue Lebenssituation zu öffnen.
Schenke unseren Verstorbenen das ewige Heil.
Noch viele Bitten und Gedanken bewegen uns in dieser Vorbereitungszeit auf Weihnachten.
Führe uns durch diese Tage,
damit wir dein Geschenk der Erlösung mit ganzem Herzen erfassen können.
Dir sei Ruhm, Dank und Ehre jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Manfred Wussow (2011)
Viele Menschen sehen keinen Silberstreif mehr am Horizont.
Sie sind im Bann weltgeschichtlicher Entwicklungen,
die einfach über sie hinweggehen.
Sie möchten aber auch nicht die Suppe auslöffeln,
die ihnen andere eingebrockt haben.
Darum beten wir:
Für alle Menschen, die sich nicht mehr freuen können,
die sich als Opfer sehen,
auch an nichts mehr glauben wollen.
Wir rufen zu dir: Herr, reiß doch den Himmel auf.
Für alle Menschen, die unter Ungerechtigkeit leiden,
ihre Stimme verlieren,
lautlos in der Gesellschaft untergehen.
Wir rufen zu dir: Herr, reiß doch den Himmel auf.
Für alle Menschen, die von Schuld eingeholt werden,
sich in ihrer Vergangenheit einschließen,
keine Zukunft mehr haben.
Wir rufen zu dir: Herr, reiß doch den Himmel auf.
Für alle Menschen, die in der Öffentlichkeit Meinungen beeinflussen,
Leitlinien vorgeben und Erinnerungen wach halten.
Wir rufen zu dir: Herr, reiß doch den Himmel auf.
Für alle Menschen, die das Evangelium verkündigen,
taufen, zum Tisch des Herrn einladen
und auch schwere Wege begleiten
Wir rufen zu dir: Herr, reiß doch den Himmel auf.
Wenn du kommst,
ist die Gerechtigkeit nicht mehr wie ein schmutziges Kleid,
verwelken unsere Hoffnungen nicht mehr wie Blätter,
werden Menschen nicht mehr von Schuld verweht.
Wir bitten dich: Komm!
Denn du bist unser Vater.
"Unser Erlöser von jeher" wirst du genannt.
Manfred Wussow (2011)
In der Adventszeit zünden wir an vielen Stellen Lichter an.
An viele dunkle Stellen aber kommen wir nicht heran.
Wir sehen, wie sich die Finsternis breit macht.
Darum beten wir:
Für die Parlamente und Regierungen,
die ihre Wirtschafts- und Finanzpolitik neu ausrichten,
die Verantwortung für Schuldenberge übernehmen
und den Menschen eine Zukunft geben müssen.
Wir rufen zu dir: Lass uns wachsam sein.
Für die kleinen Leute,
die über Gebühr an den Lasten beteiligt werden,
die sich an den Pranger gestellt sehen
und als Kostenfaktoren abgestempelt sind.
Wir rufen zu dir: Lass uns wachsam sein.
Für die Banken, die große Geldmengen bewegen,
mit anvertrautem Geld verantwortlich umgehen
und auch in Krisenzeiten viele Unternehmungen finanzieren.
Wir rufen zu dir: Lass uns wachsam sein.
Für die Medien, die eine breite Öffentlichkeit informieren,
Meinungen prägen
und einen kritischen Umgang mit den Mächtigen pflegen.
Wir rufen zu dir: Lass uns wachsam sein.
Für die Menschen,
die bei den rasanten Entwicklungen nicht mehr mitkommen,
Angst vor neuen Herausforderungen haben
und mit Vorurteilen glauben,
sich in ihr Schneckenhaus zurückziehen zu können.
Wir rufen zu dir: Lass uns wachsam sein.
Für die Menschen,
die in ihr kleines Leben eingeschlossen werden durch Alter und Krankheit,
die mit dem Tod kämpfen
und ihren letzten Weg alleine gehen müssen.
Wir rufen zu dir: Lass uns wachsam sein.
Du, Herr, schenkst uns die Kraft, auf dich zu warten.
Du lässt unter uns die Hoffnung wachsen,
dass die Welt ein neues Gesicht bekommt.
Lass uns in deinem Licht leben.
Durch Christus, unserem Herrn.
Zitat (2011)
Herr, ewiger und allmächtiger Gott.
Wir danken Dir,
dass dein heilsames Wort uns nüchtern und wach macht.
Wir danken Dir,
dass wir in dieser vergänglichen Welt leben
und aus allem vergänglichen Wesen weggehen dürfen.
Aus Erde sind wir gemacht.
Zu Erde werden wir wieder werden.
Dein Wort wird uns in Deine Herrlichkeit rufen.
Es vergehe die Welt. Es komme dein Reich.
Dein Reich komme zu allen,
die Trauer tragen,
die sich trennen müssen von Menschen,
die Abschied nehmen müssen
von Träumen und Plänen, von Hoffnungen und Lebensentwürfen,
die krank sind, einsam und verzweifelt,
die unsäglich leiden, die unerhört schreien,
die endlos Tränen vergießen.
Deine Kraft erfülle sie,
dass sie neu anfangen können,
im Leben und im Sterben.
Es vergehe die Welt. Es komme dein Reich.
Dein Reich komme zu allen,
die auf dieser vergänglichen Erde Verantwortung tragen.
Dass sie für andere sorgen und nicht nur für sich selber.
Dass sie dem Leben dienen und nicht dem Tod.
Dass sie Dich fürchten und Dein Gericht
und ihre Macht nicht missbrauchen.
Es vergehe die Welt. Es komme dein Reich.
Dein Reich komme zu allen,
die Deinen Namen bekennen
und zu Deiner Gemeinde gehören.
Dass sie Dein Wort unverfälscht weitergeben.
Dass sie die Hochmütigen zur Rede stellen
Und die Trauernden und Verzweifelten trösten.
Dass sie sich von Stärke nicht täuschen
Und von Verblendung nicht anstecken lassen.
Lass uns alle
in der Dunkelheit wach,
in der Panik nüchtern,
in den Augenblicken des Nichts mutig sein.
Herr, ewiger und allmächtiger Gott.
Unsere Zeit steht in deinen Händen.
Durch die Jahrtausende hin sind wir nicht gewesen.
Du bist von Ewigkeit.
Durch die Jahrtausende hin werden wir nicht sein.
Du bleibst in Ewigkeit.
In jedem Augenblick erfahren wir deine Gnade.
Mit jedem Atemzug loben wir Deine Macht.
Mit jedem Schritt gehen wir in Dein Reich.
Ehre, Preis und Anbetung sei Dir,
dem ewigen und allmächtigen und einzigen Gott,
dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,
jetzt und immerdar
und von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Manfred Josuttis, Gebet zu Mk. 13,31-37 in einem Göttinger Universitätsgottesdienst,
in: Ders., Offene Geheimnisse. Predigten, Gütersloh 1999.
Hans Hütter (2008)
Herr, Jesus Christus,
du mahnst uns wach zu bleiben
und auf dein Kommen zu warten.
Wir bitten dich:
Lehre uns, die Zeichen der Zeit zu deuten und zu erkennen,
wenn du vor der Tür stehst und bei uns eintreten willst.
Befähige uns, die Verantwortung wahrzunehmen,
die du uns übertragen hast.
Lehre uns, mit unseren Existenzängsten realistisch umzugehen,
und lass uns dich, den Messias, der kommen wird,
uns endgültig zu erlösen, nicht aus dem Auge verlieren.
Nimm du alle in deinen Schutz,
denen unsere Liebe gilt und für die wir zu sorgen haben.
Hilf uns, nutzlose Sorgen abzulegen
und uns um das Reich Gottes zu sorgen.
Mach uns fähig, jenen beizustehen und Hoffnung zu vermitteln,
die von krankhaften Ängsten gequält werden.
Schenke unseren verstorbenen Angehörigen und Freunden
ewige Gemeinschaft mit dir.
Denn du, Herr, bist der Menschensohn,
der in Macht und Herrlichkeit kommen wird, um alles zu vollenden.
Auf dich setzen wir unsere Hoffnung.
- Gabengebet1
Messbuch - GG Advent 1 So: rufe uns an deinen Tisch im kommenden Reich
Allmächtiger Gott,
alles, was wir haben, kommt von dir.
Nimm die Gaben an, die wir darbringen.
Mache sie für uns in diesem Leben
zum Sakrament der Erlösung
und rufe uns an deinen Tisch im kommenden Reich.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 1. Adventsonntag
- Gebet zur Gabenbereitung4
Manfred Wussow (2023)
Du, Herr, brauchst unsere großen Reden und Erkenntnisse nicht,
doch du schenkst sie uns füreinander.
Wie Brot und Wein.
Forme sie nach deiner Liebe,
gib ihnen eine Gestalt.
Wie Brot und Wein.
Für uns bist du Mensch geworden,
wir verkünden deinen Tod und deine Auferstehung.
Jetzt schenkst du uns
Deinen Leib, dein Blut.
Wir danken dir.
Jörg Thiemann (2020)
Herr Jesus Christus,
wir warten auf dich.
doch schon jetzt können wir spüren:
Du bist nahe.
Du bist nahe im Brot, das dein Leib für uns ist.
Du bist nahe im Wein, das dein Blut für uns ist.
Dein Mahl gibt uns Kraft und Ausdauer
für diese Zeit, in der wir auf dich warten und hoffen. - Amen.
Jörg Thiemann (2014)
Guter Gott,
du bringen die Gaben Brot und Wein.
Wir bringen die Gaben deiner Liebe.
Wo wir deine Liebe leben,
da wird sichtbar, worauf wir warten.
Wo wir miteinander leben,
miteinander feiern,
einander lieben,
bist du da.
Deine Liebe verwandle unsere Herzen -
immer mehr.
Komm in unsere Mitte, o Herr! - Amen.
Manfred Wussow (2011)
Bei dir, Gott, ist die Fülle,
bei dir herrscht kein Mangel.
Wir danken dir für Brot und Wein,
für unsere Arbeit,
für unsere Lebensfreude.
Verwandle du die kleinen Zeichen
und schenke uns in ihnen
DICH,
deine Liebe, Leib und Blut
unseres Herrn Jesus.
Er wird uns selbst den Tisch decken
in seinem Reich.
Komm, unser Herr!
- Lobpreis1
Hans Hütter (2020)
Kehrvers:
Alles, was Odem hat, lobe den Herrn.
(GL 616,5))
Gott und Urheber des Alls,
wir kommen zu dir, um dir Dank zu sagen
und dich für die Liebe zu preisen,
die du von Anfang an in deine Schöpfung hineingelegt hast.
Kehrvers
Wir danken dir für die Gnade,
die uns in Christus Jesus geschenkt wurde
Durch ihn sind wir reich geworden an Erkenntnis deiner Größe,
durch ihn haben wir Anteil an den Gnadengaben des Geistes.
Kehrvers
Er hat uns sein Reich anvertraut, bis er wiederkommt.
Wir warten voll Sehnsucht,
dass er in Macht und Herrlichkeit kommt
um die Welt zu vollenden.
Kehrvers
Wir danken dir für die Hoffnung,
die durch ihn neu in uns lebendig wird.
Sie lässt uns in freudiger Erwartung
nüchtern und wach unserer Zukunft entgegen gehen.
Kehrvers
Mit allen Engeln und Heiligen stimmen wir ein
in den Lobgesang der ganzen Schöpfung und rufen:
Danklied, z. B. Singt dem Herrn ein neues Lied (GL 409)
- Präfation1
Messbuch - Präfation Advent 1: Das zweimalige Kommen Christi
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, allmächtiger Vater, zu danken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Denn in seinem ersten Kommen
hat er sich entäußert
und ist Mensch geworden.
So hat er die alte Verheißung erfüllt
und den Weg des Heiles erschlossen.
Wenn er wiederkommt
im Glanz seiner Herrlichkeit,
werden wir sichtbar empfangen,
was wir jetzt mit wachem Herzen gläubig erwarten.
Darum preisen wir dich
mit allen Engeln und Heiligen
und singen vereint mit ihnen
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Advent 1
- Mahlspruch1
Bibel (2014)
Amen, ich sage euch:
Himmel und Erde werden vergehen,
aber meine Worte werden nicht vergehen
(Mk 13,31)
Oder:
Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken kommen sehen. Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels.
(Mk 13,26 f.)
Oder:
Danket Gott jederzeit für die Gnade
die uns in Christus Jesus geschenkt ist.
(1 Kor 1,4)
- Meditation1
Helene Renner (2019)
Wieder ist die Zeit da,
die Advent heißt.
Ein Kirchenjahr fängt neu an
und wir sollen uns erinnern lassen
an die Ankunft des Messias.
Wir sollen uns erinnern lassen
an die Liebe Gottes zu uns Menschen.
Werden wir die Zeit nützen?
Oder werden wir am Ende dieser vier Wochen
auch in diesem Jahr wieder
so unverändert, so unverbessert,
so träge im Guten sein,
wie viele Jahre davor?
Werden wir als Christinnen, als Christen erkennbarer sein,
weil wir mehr Hoffnung ausstrahlen,
weil wir friedvoller,
gerechter geworden sind,
liebevoller miteinander umgehen?
Gütiger Gott,
hilf uns die Zeit zu nutzen,
damit du uns vorbereitet findest,
Wenn du kommst.
- Schlussgebet3
Messbuch - SG Advent 1 So: lenke unseren Blick auf das Unvergängliche
Herr, unser Gott,
du hast uns an deinem Tisch
mit neuer Kraft gestärkt.
Zeige uns den rechten Weg
durch diese vergängliche Welt
und lenke unseren Blick auf das Unvergängliche,
damit wir in allem dein Reich suchen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 1. Adventsonntag
Samstag der 4. Woche
Messbuch - SG Advent 22. Dez: reich werden an guten Werken
Herr, unser Gott,
stärke uns durch die Kraft deines Sakramentes.
Laß uns durch deine Gnade reich werden an guten Werken
und bei der Wiederkunft deines Sohnes
den verheißenen Lohn empfangen: die ewige Freude.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
MB Advent 22. Dezember
Messbuch - SG Advent 24. Dez: das Fest der Geburt deines Sohnes würdig begehen
Herr, unser Gott,
du hast uns durch deine große Gabe gestärkt.
Gib, daß wir das Fest der Geburt deines Sohnes würdig begehen,
und mache unsere Freude vollkommen
am Tag seiner Wiederkunft.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
MB 24. Dezember am Morgen
- Gebet zum Abschluss4
Manfred Wussow (2023)
Heute feiern wir den ersten Advent.
Wir danken dir, Gott, dass du kommst!
Für die vielen Termine, die wir uns gemacht haben,
die uns gemacht wurden,
die wir brauchen und fürchten,
schenke uns einen kritischen Blick
und eine heilsame Distanz.
Hilf uns, zur Ruhe zu kommen,
viele Dinge zu entzaubern,
in allem aber die Liebe zu entdecken.
Die Wochen, die vor uns liegen,
die Menschen, die mit uns leben,
die Fragen, die uns umtreiben,
befehlen wir dir.
Segne unsere Adventszeit.
In Christus, der auf dem Weg ist
zu uns.
Jörg Thiemann (2020)
Herr Jesus Christus,
wir spüren in vielem,
dass wir unterwegs sind.
Doch wir sind unterwegs zu dir
mit der Hoffnung, mit dir zu leben,
mit dir vereint zu sein.
Diese Hoffnung erfülle unser Denken,
unser Reden und Handeln.
Diese Hoffnung sei Ansporn für unsere Mitmenschen.
Segne uns,
dass wir Zeugen dieser Hoffnung sind. - Amen.
Jörg Thiemann (2014)
Guter Gott,
wir wollen bezeugen,
worauf wir warten,
auf was wir hoffen,
durch unser Leben,
durch unser Reden,
durch unser Tun.
Dein Wort und dein Mahl
geben uns Kraft dazu.
Führe uns durch diese Zeit des Advents,
durch diese Zeit des Wartens. - Amen.
Manfred Wussow (2011)
Wir freuen uns, dass wir deine Gäste sind,
treuer und barmherziger Gott.
Wir haben es nicht verdient,
aber du liebst und achtest uns.
Du hast uns nach deinem Bild geschaffen,
wir tragen deinen Namen,
bei dir sind wir zu Hause.
Wenn wir jetzt wieder in unseren Alltag gehen,
kleine und große Bewährungsproben vor uns haben
und manchmal auch hin- und hergerissen werden,
dann schenke uns den Geist, Dich zu erwarten,
uns nicht aufreiben zu lassen
und uns nicht in nichtigen Dingen zu verlieren.
Hilf uns, in der Adventszeit immer wieder einzuhalten
und umzukehren - zu dir und zu den Menschen,
die bei uns offene Ohren und Herzen erbitten.
Durch Christus, den Anfänger und Vollender des Glaubens.
Kehr doch zurück
kehr doch zurück
um deiner Kinder Willen
Gott
siehe doch
wir irren umher
wie Schafe ohne Hirten
reiß
doch unsere Mauern ein
und zerreiß
den Vorhang
unserer Lieblosigkeit und Gleichgültigkeit
der uns hindert
deinen Himmel zu sehen
reiß
sie auf
die Wolken in unserem Kopf
die uns vernebeln den Blick
auf dich
damit wir wieder
Auge und Ohr werden
für deine Botschaft –
und
die Ankunft
deines Sohnes
ach
komm uns doch entgegen
sonst irren wir wieder ab
vom Weg
den du längst
uns schon gezeigt hast
in den Tagen
der Not
in denen alles verfinstert scheint
alle Kräfte erschüttert
schreien wir zu dir
kehr doch zurück
um deiner Kinder Willen
Gott
und hilf uns
wachsam zu bleiben
für das Kommen
deines Sohnes.
Beatrix Senft 2023.
Sich auf Weihnachten vorbereiten
Was fällt Ihnen als erstes ein, wenn Sie an die heute beginnende Adventzeit denken? Was glauben Sie, würde eine Umfrage auf der Straße ergeben mit der Frage nach der Bedeutung des Advents? Wer aufmerksam Zeitung liest, Radio hört, fernsieht oder auch im Internet unterwegs ist, der findet sie alle Jahre wieder, diese Umfragen. Wer weiß heute noch, was Advent bedeutet? Die Antwort ist vielfältig: Glühwein, Weihnachtsmarkt, Weihnachtsstimmung, bitte mit kalter Witterung, sonst ist es nicht echt. Oder aber Lichterglanz, Einkaufsrummel und der dazugehörige Stress: Hab ich jetzt alles?
Manche denken auch an Spekulatius, Dominosteine, Printen, Marzipankartoffeln. Und Gebäck, das sich viele für die Adventzeit aufheben, damit es etwas Besonderes bleibt. Advents- und Weihnachtsfeiern lösen sich ab, der Adventskaffee in der Familie, gewürzt vielleicht mit der Frage, wer feiert Weihnachten wann wo und geht es wirklich Coronafrei oder muss man sich wieder testen? - Ist das Advent?
Ursprünglich war der Advent eine Fastenzeit, wie vor Ostern, nur kürzer. Fastend bereiteten die Christen sich spirituell auf die Ankunft des Herrn vor. So war es gedacht. Heute besteht die Vorbereitung meist im Besorgen von Geschenken, Feste planen… Besinnung kommt da eher zu kurz. Und in diese Situation hinein spricht Jesus „Seid wachsam!“.
Was genau meint das heute, für uns? Die Apostel glaubten, Jesus würde noch zu ihren Lebzeiten wiederkommen, hatte er doch gesagt „diese Generation wird nicht vergehen, bis all das eintrifft…“. Dann starben die ersten. Und wieder andere. Und immer noch ging man davon aus, dass es Menschen gäbe, die die Wiederkunft des Herrn erleben würden, vor ihrem Tod. Aber irgendwann wurde klar: so kommt es nicht. Und die Menschen richteten sich ein in ihrem Warten. Und so ist es bis heute. Wir warten. Seit 2000 Jahren warten Christen auf die Wiederkunft ihres Herrn. Da fällt es schwer, wachsam zu sein. Da fallen einem auch schon mal die Augen zu. Da lässt man sich einlullen von all den Ablenkungen, die das Leben bietet. Da kann ich ja erst noch Plätzchen backen und die Wohnung putzen und dekorieren. Und irgendwann ist dann Weihnachten ganz nah, es wird immer hektischer. Waches Warten ist nicht gefragt in diesen Tagen. - Alles nur noch Tradition, deren Sinn lägst vergessen ist?
Natürlich darf ich das Weihnachtsfest auch ganz profan vorbereiten. Aber meine innere Vorbereitung, die sollte nicht zu kurz kommen, ich sollte wachsam sein für das, was Christsein bedeutet.
Wachsam sein, das heißt achtsam sein gegenüber den Mitmenschen, ihren Sorgen und Nöten, das heißt dranbleiben an der Nächstenliebe, die nicht an der Landesgrenze endet. Wachsam sein bedeutet, mich einzulassen auf die Frage, was mein Christsein von mir verlangt, wo ich stehe im Glauben, welche Rolle das Evangelium in meinem Leben spielt. Wachsam sein heißt, aufmerksam sein für die Frage, was wirklich wichtig ist, und sich nicht in Nebensächlichkeiten zu verzetteln und seien sie noch so vertraut und stimmungsvoll. Wachsam sein bedeutet: das Evangelium in mein Leben annehmen und aufnehmen.
Muss ich jetzt immer in Alarmbereitschaft sein? Darf ich mich nicht auch mal verlieren in liebgewonnene Traditionen? Das denke ich nicht. Aber ich sollte einfach immer und immer wieder den Blick auf Jesus Christus richten. Immer wieder auf seine Worte hören und auf sein Leben blicken. Immer wieder im Gebet und Wort seine Nähe suchen, Kraft schöpfen in dem, was er uns zu geben vermag.
Dazu ruft uns die Adventszeit auf: wach zu werden, unser Leben von allem überflüssigen zu befreien, uns auf das Nötige konzentrieren: so gehen wir wach und frei dem Weihnachtswunder entgegen und sind bereit für das Kommen unseres Herrn.
Edith Furtmann 2023.
Wann ist Advent?
Wenn Dunkelheit sich allmählich lichtet,
wenn jemand auf Vergeltung verzichtet,
wenn Vergessenes wieder aufleuchten will,
wenn Verborgenes erscheint, zärtlich und still:
Wenn Geschwätziges leise und sacht verstummt,
wenn das Herz ein Lied der Sehnsucht summt,
wenn Menschen sich als Geschwister erkennen,
wenn sie einander Bruder und Schwester nennen:
Wenn müde Augen zu leuchten beginnen,
wenn wir uns auf Jesu Kommen besinnen,
wenn Gottes Charme unsre Sinne berührt,
wenn ein Engel uns zur Weihnacht hinführt:
...dann ist Advent
Lied als PDF herunterladen...
Text: Paul Weismantel, Melodie: Reinhard Burchhardt
Wenn du wiederkommst in Herrlichkeit
Liedblatt als PDF herunterladen
Text und Musik von Reinhard Burchhardt. Warburg 2009.
burchhardt-r@t-online.de
Gib mir ein wachsames Herz
Liedblatt als PDF herunterladen
Text und Musik von Reihardt Burchhardt. Warburg 2023.
burchhardt-r@t-online.de
Von der Hoffnung, wo es nichts mehr zu hoffen gibt
Einmal kamen Schüler zu ihrem Meiser und fragten: "Wenn alles hoffnungslos ist, wie kann man da noch hoffen?" Der Meiser antwortete: Immer gilt: Halte der Einsamkeit stand und warte, denn alles Hoffnungslosigkeit kommt aus der Angst vor Einsamkeit und aus der Ungeduld." Die Schüler aber sich nicht zufrieden und erzählten von den Schicksalen anderer Menschen. Der erste: "Wenn ein Kind, das Licht seiner Eltern, unheilbar auf den Tod liegt - wo ist da die Hoffnung?" Der zweite: "Wenn einen die Geliebte verlassen hat, und war sie doch das Leben - wie töricht ist da die Hoffnung!" Der dritte: "Wenn einer fortgeführt wird in die Fremde und keine Brücke führt zurück - worauf da noch hoffen?" Und wieder antwortete da der Meister: "Der Einsamkeit standhalten und warten!" Und weil sie ihn um ein Zeichen nach diesen dunklen Worten baten, gab er ihnen ein Samenkorn: "Wenn das Neue kommen soll, muss das Alte sterben", sagte er und entließ sie.
Die Gegend aber war unwegsam und die Nacht dunkel. Weitab von des Meisters Haus kamen die drei den Weg ab, irrten umher und fielen in eine Höhle; die war sehr tief, doch sie blieben unverletzt. Wie sie dort auf dem weichen Moose lagen und sich ihrer Lage bewusst wurden, fiel ihr Blick nach oben, und sie sahen den Mond; der beschien ihr Elend. "Es ist hoffnungslos", begann der eine, "wir kommen aus eigener Kraft nicht heraus, man wird uns nicht finden, und unsere Schreie werden in der Einsamkeit verhallen. Wenn ihr hier vor mir sterben solltet, bleibe ich allein und einsam. Soll ich darauf warten? Und soll ich ein Samenkorn pflanzen, dessen Früchte ich nicht mehr essen kann - welchen Sinn macht das?" Dann beugte er sich nieder, weinte, wurde still und tat seinen letzten Atemzug. Sprach der zweite Schüler: "So geht es mir auch, doch untätig auf den Tod warten will ich nicht." Darauf begann er an den steilen Wänden der Höhle hinaufzuklettern, erreicht wohl die halbe Höhe und rutschte dann aber ab. Im Fallen schlug er gegen die Wand und blieb tot unten liegen. Der dritte Schüler blickte auf seine beiden Gefährten und dachte bei sich: "Angst, einmal allein zu bleiben, muss ich nicht mehr haben, denn ich bin allein. Schwach, wie ich bin, kann das Warten mich nur stärken." Dann blickte er um sich, sah Pflanzen und Sträucher auf dem Grund der Höhle und hörte hinter sich eine Quelle. Da fuhr er mit der Hand durch das Wasser, streichelte den Boden, der ihm Nahrung geben konnte. Wie er das tat, fiel sein Blick auf das Samenkorn, das ihm beim Sturz aus der Höhle aus der Tasche gefallen war. Er nahm es und setzte es auf die Erde.
Am nächsten Morgen fielen Sonnenstrahlen in die Höhle; die wärmten ihn. Kräuter, Beeren und Wasser waren seine Nahrung Tag für Tag. Das Samenkorn aber keimte, und über die Tage, die Wochen und die Jahre wuchs der Keimling zu einem Trieb und der Trieb zu einem Baum, und seine Krone strebte der Höhlenöffnung entgegen. Da dankte der Schüler Gott, kletterte den Stamm empor, verließ die Höhle und rannte in das Haus des Meisters.
"Es gibt Hoffnung, auch wenn keine Hoffnung mehr ist", rief er. "Du hast es gewusst, ich danke dir." Da lächelte der still und sprach: "Wohl habe ich es gesagt, aber ich wusste es nicht, denn ich war noch nie ganz ohne Hoffnung."
Herkunft unbekannt.
Advent
Der dort vom Himmel kommt
geschmückt mit Wolken, Sonne, Stern,
er sei schon heute nah.
Euch Menschen, die jetzt seiner harren,
die oft ihn auch vergessen,
der kommen will
am Tag der plötzlich uns erscheint,
doch lange angesagt für ´ s Ohr,
das sorgsam hört.
Er nehme euch die Angst vor dem Gericht
zu dem er lädt
und schenke Mut
der glauben lässt:
Er wird ´s schon richten
was euch nie gelungen.
Denn ist der Zeiten Ende,
der Ewigkeit Beginn,
mit ihm, der ´s anders nie gewollt:
Gott Vater, Sohn und Geist. Amen.
Aus: Herbert Jung, Mensch geworden für die Menschen, Herder Verlag, Freiburg 2001.
Advent
Biete auf, o Herr, deine Macht
und komm, du starker Heiland,
Führer des auserwählten Volkes,
Sehnsucht der Heiden,
Herr des neuen Bundes
und König der ewigen Herrlichkeit!
Erlöse uns aus der Knechtschaft der Sünde
und leuchte hinein in unsere dunkle Welt:
der du lebst und herrschst in Ewigkeit.
Jesus,
als du vor zweitausend Jahren auf die Erde kamst,
haben dich die Menschen nicht aufgenommen.
Im armen Stall wurdest du geboren.
Hilf, dass wir uns gut vorbereiten
und dich besser empfangen.
Komm in unsere Mitte und gib uns ein waches Herz.
Aus: Annegret und Peter Kokschal Gebete für das ganze Leben, Benno Verlag Leipzig 2004.
Vom geistigen Erwachen
(nach Theophanos dem Eremiten)
Im Menschenleben gibt es den Augenblick des Erwachens. Sobald der Geist Gottes das Herz berührt, erwacht der Mensch zu einem gesteigerten Bewusstsein. Wer in Lebensgefahr oder Todesnähe kommt, erfährt häufig dieses Erwachen. Blitzartig erschließt sich eine unabweisbare höhere Wirklichkeit, die alles im wahren Lichte zeigt. Das ist das Einwirken göttlicher Gnade, die die Seele zum wirklichen Leben weckt. Sie vernichtet blitzartig das ganze Gefüge der Selbstverblendung in Bewusstsein und Gefühl des Menschen und erhellt zugleich eine göttliche Ordnung der Wahrheit und Güte.
Aus: Alla Selawry (Hg.), Das immerwährende Herzensgebet. Ein Weg geistiger Erfahrung, 1986.
Die wachenden Knechte
Kurz nach Mitternacht fahren wir, eine Gruppe von Priestern, am Ende einer Reise durch das Heilige Land von Jerusalem hinab zum Flughafen von Tel Aviv. Unterwegs ist kaum ein erleuchtetes Fenster zu sehen. Bald aber hebt sich inmitten der Dunkelheit und im Schatten einiger Gebäude eine schlichte, innen hell erleuchtete Kirche vor uns ab. Der die Gruppe begleitende Gastgeber aus Jerusalem kennt dieses Haus des Lichtes. Es ist die Kirche einer Abtei französischer Trappisten. Das Licht ist das Zeichen dafür, dass die Mönche ihr nächtliches Stundengebet begonnen haben. Den vorbeifahrenden Pilgern ist das Neue Testament vertraut. Sie erinnern sich beim Anblick der erleuchteten Abteikirche an das Gleichnis von den wartenden Knechten aus dem Lukasevangelium (Lk 12,35-40): "Legt euren Gürtel nicht ab, und lasst eure Lampen brennen! Seid wie Menschen, die auf die Rückkehr ihres Herrn warten, der auf einer Hochzeit ist, und die ihm öffnen, sobald er kommt und anklopft. Selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt. Amen, ich sage euch: Er wird sich gürten, sie am Tisch Platz nehmen lassen und sie der Reihe nach bedienen ... Haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet."
Diese wachenden Knechte sind kein Abbild der Kirche insgesamt. Denn zu jeder Zeit der Kirchengeschichte gibt es viele Christen, die geistlich müde sind und die Ausrichtung auf den wiederkehrenden Christus verloren haben. Die wachenden Knechte, von denen Jesus in diesem Gleichnis spricht, sind vielmehr eine Mahnung und Einladung an die Kirche, es ihnen gleichzutun. Und tatsächlich gibt es immer unter der Christenheit eine zahllose Schar von Männern und Frauen, die adventlich bereit sind. Ein Ausdruck dafür ist das Gebet in der Nacht vor dem Anbruch des Morgens. Gertrud von le Fort hat diese adventliche Gebetsgemeinschaft innerhalb der universalen Kirche in ihren "Hymnen an die Kirche" mit poetischer Sprachkraft beschrieben:
Wenn die Städte noch auf ihrem Fieberbrett schlafen
und die dumpfen Dörfer im Brodem der Felder versinken.
Wenn die Tiere sich noch nicht regen und
die Einsamkeit des Herrn auf der Welt lagert,
Dann erhebst du deine Stimme in den Schatten,
wie der Geist sich erhebt in der blinden Materie.
Du schüttelst die Traumheit von deinen Gliedern und
ringest im Dunkeln mit dem Grauen der Stunde ...
Du fällst vor dem Herrn nieder,
bevor der Tau fällt ...
du wäschst das Angesicht der Erde
in deinen Liedern,
du badest es in deinem Gebet,
bis es ganz rein ist.
Du wendest es dem Herrn zu wie ein neues Antlitz!
Und der Herr bricht aus seiner Einsamkeit
und empfängt dich mit Armen des Lichtes -
Da erwacht alle Welt in seiner Gnade.
Das Gleichnis von den wachenden Knechten spricht davon, dass der Herr sich gürten und die Knechte bedienen wird. Es ist Christus selbst, von dem hier die Rede ist. Schon in der Nacht vor seinem Tod hat er durch den Dienst der Fußwaschung an den Jüngern getan, was er in diesem Gleichnis für die Endzeit der Kirche verheißt.
Aus: Egon Kapellari, Menschenzeit in Gottesezeit. Wege durch das Kirchenjahr. Styria Verlag, Graz Wien Köln 2002.
Wie nahe ist das Ende?
Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles eintrifft« (Mk 13,30). Dieser Satz trifft uns heute wie der Schlusssatz vieler Hochrechnungen und Wahrscheinlichkeitsmodelle. Unsere Erde hat nach wissenschaftlichen Berechnungen noch eine Lebensdauer von etwa fünf Milliarden Jahren, bevor sie im Leib der zu einem Roten Riesen verglühenden Sonne verdampft. Aber wie viele Jahre wird es auf dieser Erde noch Geschichte geben, ein Geschehen, das Menschen mitgestalten? Das Ende liegt nicht völlig außerhalb unserer Erfahrung, wir müssen damit rechnen. Und zwar nicht nur persönlich (im Tod), sondern auch global: Welt und Zeit haben ein Ende.
Jesus hat nicht zu chronologischen Spekulationen ermuntert. »Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater« (32). Es geht hier wie in allen echten apokalyptischen Reden eben nicht um die Ankündigung einer bestimmten Zeitspanne bis zum nahen Ende. Nicht das nahe Ende, sondern der im Ende nahe Gott ist das Thema.
Die Worte Jesu gelten jeder Generation, die von Katastrophen betroffen ist und fürchtet, dass nun alles zu Ende geht. Der Mensch, unter dessen Füßen die Erde wankt - ob durch Erdbeben oder durch Bomben - der Mensch, der die Rhythmen von Aussaat und Ernte zerstört sieht, er fürchtet, dass alles aus ist. Für die Betroffenen ist es nicht irgendein Ende, sondern das Ende. Ich muss Betroffener sein oder mich betreffen lassen von den Katastrophen. Dann werde ich bald merken, dass es bei diesen Schriftaussagen nicht um die Frage einer möglicherweise enttäuschten Naherwartung geht, vielmehr um die Zusage: »Genauso sollt ihr erkennen, wenn ihr (all) das geschehen seht, dass es/er vor der Tür steht« (29).
Das ist Christen gesagt, die Jerusalem, die Stadt der Verheißung, in Schutt und Asche liegen sehen, die verfolgt werden. Das gilt uns, den vor lauter Krisenmeldungen Verschreckten, denen, die die Erschütterungen der Zeit am eigenen Leibe spüren. Es gilt den Zeitgenossen, die drinstecken in den Ereignissen und nicht wissen, ob sie ihnen entrinnen können.
Aus: Franz Kamphaus, Lichtblicke. Jahreslesebuch. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2001.
Abendgebet im Advent
Gott unseres Lebens,
es wird Abend.
Wir halten inne,
erinnern die Wegstrecke dieses Tages,
lassen die Seele nachkommen.
Sie ist gezeichnet
von Projekten und Geschäften
und manchen Sorgen dieser Welt.
Hilf, dass wir das ablegen können -
es gehört nicht so eng zu deinem Reich
und deinem Advent -
eher die Liebe.
Aus den Begegnungen von heute
glüht sie nach.
Auf dein kommendes Reich hin
wärmt sie vor.
Falte unser Wesen ein
in diese Liebe,
birg uns in deiner Hut.
Du empfiehlst uns Wachsamkeit
und gönnst uns Ruhe.
Das kann nur in Liebe geklärt werden.
Da wir das Licht löschen
und die Augen schließen,
atme uns dein Geist ein und aus.
Andere Hände regen sich
und unser Lobgesang wandert weiter
zu fernen Ländern.
Uns aber schenke tiefe Ruhe
und mitten darin
ein adventliches Harren.
Aus: Albert Dexelmann, Der Tag klingt aus, die Nacht bricht an. 101 Abendgebete. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2002.
Wege und Weisen des Wartens
Ein zweites Grundelement des Advent ist das Warten, das zugleich ein Hoffen ist. Der Advent stellt damit dar, was der Inhalt der christlichen Zeit und der Inhalt der Geschichte überhaupt ist. Jesus hat das in vielen Gleichnissen sichtbar gemacht: in der Geschichte von den Knechten, die auf die Wiederkunft des Herrn warten oder auch sie vergessen und tun, als wären sie Eigentümer; in der Erzählung von den Jungfrauen, die den Bräutigam erwarten oder nicht erwarten können, und in den Gleichnissen von Saat und Ernte.
Der Mensch ist in seinem Leben ein Wartender: Als Kind will er erwachsen werden, als Erwachsener will er vorwärts kommen und erfolgreich sein; schließlich sehnt er sich nach Ruhe, und endlich kommt die Zeit, wo er entdeckt, dass er zu wenig gehofft hat, wenn ihm über Beruf und Stellung hinaus nichts zu hoffen bleibt.
Die Menschheit hat nie aufgehören können, auf bessere Zeiten zu hoffen; die Christenheit hofft darauf, dass durch die ganze Geschichte der Herr hindurchgeht und dass er einmal all unsere Tränen und Mühsale aufsammeln wird, so dass alles seine Erklärung und Erfüllung findet in Seinem Reich.
Dass der Mensch ein Wartender ist, wird nie so deutlich in der Zeit der Krankheit. Jeden Tag warten wir auf Zeichen der Besserung und schließlich auf die volle Genesung. Aber zugleich entdecken wir dabei, dass es sehr verschiedene Weisen des Wartens gibt.
Wenn die Zeit nicht selber mit einer sinnvollen Gegenwart angefüllt ist, wird das Warten unerträglich. Wenn wir nur auf etwas ausschauen müssen und jetzt gar nichts da ist, wenn die Gegenwart völlig leer bleibt, dann ist jede Sekunde zu lang. Und ebenso ist Warten eine allzu schwere Last, wenn ganz ungewiss bleibt, ob wir überhaupt etwas erwarten dürfen.
Wenn aber die Zeit selber sinnvoll ist, wenn in jedem Augenblick etwas Eigens und Wertvolles beschlossen liegt, dann macht die Vorfreude auf noch Größeres, das kommt, auch das schon Gegenwärtige noch kostbarer und trägt uns wie mit eine unsichtbaren Kraft über Augenblicke hinweg. Gerade zu dieser Art des Wartens aber will uns der christliche Advent verhelfen; es ist die eigentlich christliche Form des Wartens und Hoffens...
Aus: Josef Ratzinger (Benedikt XVI.), Der Segen der Weihnacht, Meditationen, Herder Verlag, Freiburg 2006 (2).
Erwartungsvolle Unruhe
In einer Predigt legt Kardinal Newman Christus die Klage in den Mund: "Wenige werden bereit sein, mir sogleich zu öffnen, wenn ich an die Pforte klopfe. Sie werden immer noch etwas zu tun haben, bevor sie aufmachen; sie werden nicht schon bereit sein, sondern müssen sich erst vorbereiten. Sie müssen sich von der Überraschung und Verwirrung erholen, in die sie die Nachricht von meiner Ankunft versetzt hat; sie werden etwas Zeit brauchen, um wieder zu sich zu kommen und sich ihre besten Gedanken und reinsten Absichten ins Gedächtnis zurückzurufen. Sie fühlen sich wohl, so wie sie sind, und haben keine Einwände dagegen zu erheben. Sie sind zufrieden, auf der Erde zu sein; sie wünschen sich nicht, anderswohin zu gehen; sie möchten sich nicht verändern.
"Ihr sollt Menschen gleiche, die auf ihren Herrn warten": Das sollte unsere Sehnsuchtsrichtung sein. Nicht ein Warten auf ein letztes Kommen "auf den Wolken des Himmels", sondern ein Durchschauen durch die Vordergründigkeit des Alltags, durch Trauer und Fragen durch das Geplagt sein, durch die Ablenkungen, durch die Begegnungen, durch das Beschenkt werden: auf den Horizont der erwartungsvollen und entgegenkommenden Liebe Gottes in Jesus Christus; auf das Jesus-Gemäße hin in den Ereignissen unseres Lebens! Dass das Herz in aller Unruhe doch zutiefst und zuletzt gerichtet ist in einer liebenden Aufmerksamkeit auf Ihn hin, indem die Sehnsucht Gottes auf mich zu kommt.
Aus: Johannes Bours, Der Mensch wird des Weges geführt, den er wählt. Herder Verlag, Freiburg 1996 (1987).
Gib uns ein waches Herz
Jesus,
als du vor zweitausend Jahren auf die Erde kamst,
haben dich die Menschen nicht aufgenommen.
In einem armen Stall wurdest du geboren.
Hilf, dass wir uns gut vorbereiten
und dich besser empfangen.
Komm in unsere Mitte
und gib uns ein waches Herz.
Aus: Peter und Annegret Kokschal, Gebete für das ganze Leben. Benno-Verlag, Leipzig 2004.
Dass ich nicht müde werde
Herr, mein Gott,
du die eine Hoffnung, die ich habe,
erhöre mich,
dass ich nicht müde werde,
nach dir zu fragen,
sondern allzeit brennend
nach deinem Antlitz suche.
Gib du mir Kraft, nach dir zu fragen,
denn du ließest dich finden
und gabst mir Hoffnung,
dich immer mehr zu finden.
Vor dir ist meine Stärke,
vor dir ist meine Schwachheit.
Jene bewahre,
dieser hilf auf.
Vor dir ist mein Wissen,
vor dir ist mein Unwissen.
Wo du mir auftust,
nimm mich auf, wenn ich eintrete.
Wo du verschlossen hältst,
tu mir auf, wenn ich anklopfe.
Dich will ich im Sinn haben,
dich verstehen,
dich lieben.
Das alles mehre in mir,
bis du mich umgestaltest
zur Vollendung.
Aus: Beten im Alltag, Action 365.
Wider die Resignation
Eine grundlegende Gefahr bedroht uns: die Resignation. Da haben es Menschen aufgegeben, noch Ausschau zu halten und zu warten. Müde geworden, leben wir nur noch eine dünne Oberfläche, eine dürftige Gegenwart. Wir haben uns abgefunden, dass es nichts zu erwarten gibt, alles bleibt, wie es ist, ein ermüdender Kreislauf, aus dem es kein Entrinnen gibt.
Dagegen gilt es, neue Organe zu entwickeln, die uns helfen, die Blindheit und Taubheit der Herzen zu überwinden. Wer es lernt, die Welt als Schöpfung zu begreifen, als gefügten Kosmos, der erkennt: es ist immerzu etwas im Kommen. "Gott ist größer als unser Herz", heißt es im ersten Johannesbrief. Gott ist auch größer als wir es zu träumen wagen. Trost und aufrüttelnder Weckruf will deshalb die biblische Botschaft sein: "Sagt den Verzagten: Seid stark! Fürchtet euch nicht! Seht da, euer Gott! Er selbst wird kommen, euch zu erlösen" (Jes. 35,4). Und wenn wir wissen wollen, was das denn bedeutet: der Herr kommt, dann bekommen wir gesagt, dass sich die Augen öffnen werden, dass die Ohren neu erschlossen werden, dass die Lahmen springen wie ein Hirsch, dass die Verstummten ihre Stimme wieder geschenkt bekommen.
Und dann ist Jesus gekommen, hat die hochzeitliche Aera eröffnet, hat die Freundlichkeit Gottes sichtbar gemacht. Das Kommen Gottes bekam eine neue Dringlichkeit. In der Nähe Jesu konnte das Leben in Fülle erfahren werden, die Lichthaftigkeit des Heils. Bei manchen fängt das Herz an zu brennen, ihnen wird eine neue Mitte geschenkt.
Meditationscassetten: Warten. Mit Einer Theologischen Meditation von Otto Betz. Verlag Benziger/Christopherorus, 1978.
Gebt acht!
Offensichtlich gibt es in dieser Zeit Wahrheiten zu entdecken, die schwer erträglich sind. Wir werden mit einer Wirklichkeit konfrontiert, die wir am liebsten vergessen möchten. Und deshalb ertönt dieser Ruf: "Gebt acht! Seid wachsam!"
Die meisten von uns haben persönliche Strategien entwickelt, um dem Schrecklichen, dem Unheimlichen zu entgehen. Nichts sehen! Nichts hören! Nichts wissen wollen! Hinter den vielfältigen Formen der Betäubung, die wir uns gönnen, steckt eine große Angst vor Wirklichkeiten, die uns bedrohen. Auch die Institution, in er die meisten von uns ihre Arbeit tun, auch die Universität hat ihre Strategien, um die Grenzen der Vergänglichkeit zu verschieben. Die Natur erforschen, Krankheiten beseitigen, Vergangenheiten verstehen - auch das alles ist ein Versuch, um dem Sog des Vergänglichen zu entfliehen. Schließlich steht auch die Kirche immer wieder in der Gefahr, uns die harte Wirklichkeit des menschlichen Daseins aus bestem Willen heraus zu ersparen. Sie vermeidet Zumutungen, sie fördert Verschleierung. Sie bietet statt harter Erbauung oft seichte Unterhaltung.
Wir sollen wach werden und wach bleiben. Weil etwas Erschreckendes auf uns zukommt, vor dem alle am liebsten die Augen verschließen möchten. Wir wissen nicht alles, und wir werden nicht alles wissen. Gerade deshalb sollen wir wachsam sein.
Manfred Josuttis, Predigt zu Mk. 13,31-37 in einem Göttinger Universitätsgottesdienst,
in: Ders., Offene Geheimnisse. Predigten, Gütersloh 1999.
Sentimentalität
Unsere Weihnacht ist, von den paar wirklich Frommen abgesehen, ja schon sehr lange eine Sentimentalität. Zum Teil ist noch Schlimmeres geworden, Reklameobjekt, Basis für Schwindelunternehmungen, beliebtester Boden für Kitschfabrikation.
Das kommt daher: die Weihnacht und das Fest der Liebe und Kindlichkeit ist für uns alle schon längst nicht mehr Ausdruck eines Gefühls. Es ist das Gegenteil, ist längst nur noch Ersatz und Talmi-Nachahmung eines Gefühls. Wir tun einmal im Jahr so, als legten wir großen Wert auf schöne Gefühle, als ließen wir es uns herzlich gern etwas kosten, ein Fest unserer Seele zu feiern. Dabei kann die vorübergehende Ergriffenheit von der wirklichen Schönheit solcher Gefühle sehr echt sein; je echter und gefühlvoller sie ist, desto mehr ist sie Sentimentalität. Sentimentalität ist unser typisches Verhalten der Weihnacht und den wenigen anderen äußeren Anlässen gegenüber, bei denen noch heute Reste der christlichen Lebensordnung in unser Tagesleben eingreifen. (...) Denn Sentimentalität ist das Sich-Erlaben an Gefühlen, die man in Wirklichkeit nicht ernst genug nimmt, um ihnen irgendein Opfer zu bringen, um sie irgend je zur Tat zu machen.
Hermann Hesse, Weihnacht (Neue Zürcher Zeitung vom 25.12.1917), in: Sämtliche Werke, Bd. XV, Frankfurt 2004.
Wallfahrtslied nach Psalm 24
Dem Herrn gehört unsere Erde,
was sie erfüllt zu Meer und Land,
die Menschen und Geschöpfe alle.
Gott rief die Welt, dass sie werde,
über der Flut gab er ihr Stand
und hielt sie fest, dass sie nicht falle.
Wer hat das Recht, ihn zu schauen?
Wer zieht hinauf zum Berg des Herrn?
Wer darf an heilger Stätte stehen?
Die reinen Herzens ihm trauen,
von Lug und Trug sich halten fern,
werden den Segen Gottes sehen.
Empfangt den König mit Ehren!
Es kommt der Herr der Herrlichkeit,
in seinem Hause uns zu segnen.
Wer will den Zutritt ihm wehren?
Macht eure Tor und Türen weit,
dem Herrn der Erde zu begegnen.
Hans Bernoulii (1988) in: EG 614 mit einer Melodie von Loys Bourgeois 1547.
Dann stehen Mensch und Mensch zusammen
Das Volk, das noch im Finstern wandelt -
bald sieht es Licht, ein großes Licht.
Heb in den Himmel dein Gesicht
und steh und lausche, weil Gott handelt.
Die ihr noch wohnt im Tal der Tränen,
wo Tod den schwarzen Schatten wirft:
Schon hört ihr Gottes Schritt, ihr dürft
euch jetzt nicht mehr verlassen wähnen.
Er kommt mit Frieden. Nie mehr Klagen,
nie Krieg, Verrat und bittre Zeit!
Kein Kind, das nachts erschrocken schreit,
weil Stiefel auf das Pflaster schlagen.
Die Liebe geht nicht mehr verloren.
Das Unrecht stürzt in vollem Lauf.
Der Tod ist tot. Das Volk jauchzt auf
Und ruft:: "Uns ist ein Kind geboren!"
Man singt: "Ein Sohn ist uns gegeben,
Sohn Gottes, der das Zepter hält,
der gute Hirt, das Licht der Welt,
der Weg, die Wahrheit und das Leben."
Noch andre Namen wird er führen:
Er heißt Gottheld und Wunderrat
und Vater aller Ewigkeit.
Der Friedefürst wird uns regieren!
Dann wird die arme Erde allen
Ein Land voll Milch und Honig sein.
Das Kind zieht als ein König ein,
und Davids Thron wird niemals fallen.
Dann stehen Mensch und Mensch zusammen
vor eines Herren Angesicht,
und alle, alle schaun ins Licht,
und er kennt jedermann mit Namen
Jürgen Henkys (1981) nach dem niederländischen "Het volk dat wandelt in het duister" von Jan Willem Schulte Nordholt (1959), in: EG 20.
Gebet eines Arbeitslosen
Herr, ich bin arbeitslos.
Zunächst war es wie Urlaub.
Ich hatte Zeit, konnte erledigen,
was ich schon lange tun wollte.
Aber jetzt!?
Ich versinke in der Zeit, sitze grübelnd da,
tue, was keinen Sinn hat.
Spannungen in der Familie
und Geldsorgen bedrücken uns.
Laß uns erkennen,
wie du in dieser Zeit an uns arbeitest.
EG 921
Vor dem Gesetz steht ein Türhüter
Vor dem Gesetz steht ein Türhüter. Zu diesem Türhüter kommt ein Mann vom Lande und bittet um Eintritt in das Gesetz. Aber der Türhüter sagt, dass er ihm jetzt den Eintritt nicht gewähren könne.
Der Mann überlegt und fragt dann, ob er also später werde eintreten dürfen. "Es ist möglich", sagt der Türhüter, "jetzt aber nicht." Da das Tor zum Gesetz offen steht wie immer und der Türhüter beiseite tritt, bückt sich der Mann, um durch das Tor in das Innere zu sehen. Als der Türhüter das merkt, lacht er und sagt: "Wenn es dich so lockt, versuche es doch, trotz meines Verbotes hineinzugehen. Merke aber: Ich bin mächtig. Und ich bin nur der unterste Türhüter. Von Saal zu Saal stehn aber Türhüter, einer mächtiger als der andere. Schon den Anblick des dritten kann nicht einmal mehr ich ertragen." Solche Schwierigkeiten hat der Mann vom Lande nicht erwartet; das Gesetz soll doch jedem und immer zugänglich sein, denkt er, aber als er jetzt den Türhüter in seinem Pelzmantel genauer ansieht, seine große Spitznase, den langen, dünnen, schwarzen tatarischen Bart, entschließt er sich, doch lieber zu warten, bis er die Erlaubnis zum Eintritt bekommt.
Der Türhüter gibt ihm einen Schemel und lässt ihn seitwärts von der Tür sich niedersetzen. Dort sitzt er Tage und Jahre. Er macht viele Versuche, eingelassen zu werden, und ermüdet den Türhüter durch seine Bitten. Der Türhüter stellt öfters kleine Verhöre mit ihm an, fragt ihn über seine Heimat aus und nach vielem andern, es sind aber teilnahmslose Fragen, wie sie große Herren stellen, und zum Schluss sagt er ihm immer wieder, dass er ihn noch nicht einlassen könne.
Der Mann, der sich für seine Reise mit vielem ausgerüstet hat, verwendet alles, und sei es noch so wertvoll, um den Türhüter zu bestechen. Dieser nimmt zwar alles an, aber sagt dabei: "Ich nehme es nur an, damit du nicht glaubst, etwas versäumt zu haben."
Während der vielen Jahre beobachtet der Mann den Türhüter fast ununterbrochen. Er vergisst die andern Türhüter und dieser erste scheint ihm das einzige Hindernis für den Eintritt in das Gesetz. Er verflucht den unglücklichen Zufall, in den ersten Jahren rücksichtslos und laut, später, als er alt wird, brummt er nur noch vor sich hin. Er wird kindisch, und, da er in dem jahrelangen Studium des Türhüters auch die Flöhe in seinem Pelzkragen erkannt hat, bittet er auch die Flöhe, ihm zu helfen und den Türhüter umzustimmen.
Schließlich wird sein Augenlicht schwach, und er weiß nicht, ob es um ihn wirklich dunkler wird, oder ob ihn nur seine Augen täuschen. Wohl aber erkennt er jetzt im Dunkel einen Glanz, der unverlöschlich aus der Türe des Gesetzes bricht. Nun lebt er nicht mehr lange.
Vor seinem Tode sammeln sich in seinem Kopfe alle Erfahrungen der ganzen Zeit zu einer Frage, die er bisher an den Türhüter noch nicht gestellt hat. Er winkt ihm zu, da er seinen erstarrenden Körper nicht mehr aufrichten kann. Der Türhüter muss sich tief zu ihm hinunterneigen, denn der Größenunterschied hat sich sehr zu ungunsten des Mannes verändert. "Was willst du denn jetzt noch wissen?" fragt der Türhüter, "du bist unersättlich." "Alle streben doch nach dem Gesetz," sagt der Mann, "wieso kommt es, dass in den vielen Jahren niemand außer mir Einlass verlangt hat?"
Der Türhüter erkennt, dass der Mann schon an seinem Ende ist, und, um sein vergehendes Gehör noch zu erreichen, brüllt er ihn an: "Hier konnte niemand sonst Einlass erhalten, denn dieser Eingang war nur für dich bestimmt. Ich gehe jetzt und schließe ihn."
Franz Kafka ... eine Parabel zum Abschluss des Jom Kipur (vgl. Pesikta Rabbati 20).
Religion
Um den Ausspruch "Religion ist das Opium des Volkes" voll zu begreifen, müssen wir diese Worte in ihren Textzusammenhang stellen:
Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks.
Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks. Die Forderung, die Illusion über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf. Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammertales, dessen Heiligenschein die Religion ist. Die Kritik hat die imaginären Blumen an der Kette zerpflückt, nicht damit der Mensch die phantasielose, trostlose Kette trage, sondern damit er die Kette abwerfe und die lebendige Blume breche. Die Kritik der Religion enttäuscht1 den Menschen, damit er denke, handle, seine Wirklichkeit gestalte wie ein enttäuschter, zu Verstand gekommener Mensch, damit er sich um sich selbst und damit um seine wirkliche Sonne bewege. (Karl Marx: "Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie", Einleitung = Marx/Engels: Werke, Bd. 1, Berlin 1956, S. 378ff.)
Hieraus wird klar, dass Marx nicht Religion schlechthin verurteilte, sondern nur deswegen, weil sie dem Menschen anstatt des wirklichen Glücks nur illusorische Hoffnungen verschafft. Aber sicher war Marx auch kein Befürworter der Religion. Wie können wir hier zu einem gerechten Verständnis kommen? Das erste ist, sich zu fragen: Was ist mit Religion gemeint?
Religion ist ein System von Ideen, Normen und Riten, die das in der menschlichen Existenz verwurzelte Bedürfnis nach Orientierung und einem Objekt der Hingabe befriedigt. Diese Definition gilt für alle Religionen, ob sie Idole oder einen unsichtbaren Gott anbeten oder ob sie, wie der Buddhismus, überhaupt keinen Begriff von Gott haben. Welche Vorstellung sich die Menschen von einem heiligen Wesen machen, hängt von der gesellschaftlichen Struktur und kulturellen Tradition ab. Die Juden in Ägypten erhoben es zu ihrem König; die Armen in Palästina machten aus ihm einen Leidenden: für die Buddhisten war es ein Lehrer, der dem Menschen den Weg zur Erlösung (Nirwana) durch die Lehre des heiligen achtteiligen Pfades aufzeigte.
Unter "Religion" verstehe ich eine Institution, mit der ihr eigenen Hierarchie und ihren Dogmen, verbunden mit einem gewissen Autoritarismus. Unter "religiös" verstehe ich eine Haltung, die als höchstes ethisches Ziel des Menschen seine eigene Verwirklichung ansieht. Diese Haltung kommt primär in der täglichen Lebenspraxis und nicht durch das Ablegen von bestimmten Glaubensbekenntnissen zum Ausdruck und kann am besten als Charakterzug definiert werden. Leider verfügt unsere Sprache über kein anderes Wort für diesen Charakterzug als das Wort "religiös", das im Zusammenhang mit Religion irreführend ist. Es gibt religiöse Atheisten und nichtreligiöse Gläubige. Nur die Handlungen und die Charakterstruktur einer Person geben Aufschluss darüber, in welche Kategorie sie gehört. Wie sehr sich jemand selbst "religiös" wähnt, ist am wenigsten ausschlaggebend.
"Religiös" kann allgemein als die tiefste Motivierung des Menschen definiert werden. Mit "tiefster Motivierung" sind natürlich nicht die Regungen gemeint, die der Mensch für sein Verhalten ausschlaggebend hält, sondern jene, die empirisch als Ursachen seines Verhaltens nachgewiesen werden können. Diese "tiefste Motivierung" ist keine philosophische noch theologische, sondern eine rein psychologische Kategorie.
Erich Fromm.
Marx redet
Manchmal, wenn es im Westen aufklart,
schaue ich den glitzernden Geldflüssen zu,
die schäumend über die Ufer treten
und das eben noch dürre Land überschwemmen.
Mich amüsiert die Diktatur des Geschwätzes,
die sich als Theorie der Gesellschaft
bezahlt macht, wenn ich den Nachrichten
von unten glauben darf. Mir geht es gut.
Manchmal sehe ich Gott. Gut erholt sieht er aus.
Wir sprechen, nicht ohne Witz, und dialektisch
erstaunlich versiert, über metaphysische Fragen.
Kürzlich fragte er mich nach der Ausgabe
meiner Gesammelten Werke, weil er sie
angeblich nirgendwo auftreiben konnte.
Nicht dass ich daran glauben will, sagte er,
aber es kann ja nichts schaden.
Ich gab ihm mein Handexemplar, das letzte
der blauen Ausgabe, samt Kommentaren.
Übrigens ist er gebildeter, als ich dachte,
Theologie ödet ihn an, der Dekonstruktion
streut er Sand ins Getriebe, Psychoanalyse
hält er für Unsinn und nimmt sie nicht
in den Mund. Erstaunlich sind seine Vorurteile.
Nietzsche zum Beispiel verzeiht er jede
noch so törichte Wendung, Hegel dagegen
kann er nicht leiden. Von seinem Projekt
spricht er aus Schüchternheit nie. Bitte,
sagte er kürzlich nach einem langen Blick
auf die Erde, bitte halten Sie sich bereit.
Michael Krüger zitiert in: Georg Langenhorst, Gedichte zur Gottesfrage. Texte – Interpretaitonen – Methoden. Ein Werkbuch für Schule und Gemeinde. Kösel Verlag München 2003.
Finale
Als erste löste sich eine goldene Zierleiste
oben vom linken Seitenaltar und fiel,
kaum hörbar, auf das blasse, mit Spitzen
besetzte Tuch, darauf Ora pro nobis zu lesen.
Ein kleines rundes Barockengelchen flog
erschrocken davon, und nur wenig später
legte der heilige Aloisius die weiße Lilie
nieder und wandte sich schweigend zum Gehen.
Die Blumen begannen zu welken, es löschten
die Kerzen der Andacht ihr Licht. Besorgt
zog die Madonna ihr Kind an sich und hob
die Augen bekümmert über die leeren Bänke.
Da klappten die vier Evangelisten die Bücher
zu an der Kanzel. Es hat keinen Zweck mehr,
sollte das heißen, wer braucht uns denn noch?
Wir kommen erst wieder, wenn ihr begreift,
was euch fehlt und Verlangen habt nach dem
lebendigen Wort! Und der göttlichen Gnade,
setzte die himmlische Mutter hinzu. Ein Ton
noch kam von der Orgel. Ein Schatten lief hin
über das Jüngste Gericht an der Decke. Es
zuckte noch einmal das Ewige Licht, ehe die
erste Säule zu wanken begann und das Gewölbe
krachend herniederbrach in einer Wolke von
Staub. Davon erwachte das ahnungslose Dorf.
Aus: Lothar Zenetti, Leben liegt in der Luft. Worte der Hoffnung. Matthias-Grünewald-Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2007.
Vorausschauende Verantwortung und Umdenken
Das Jahr 2001 hat uns Ereignisse gebracht, die zum Um-denken zwingen. Große Unglücke und Gefahren wie die BSE-Seuche haben unsere Sicherheit in Frage gestellt. Wir können nicht mehr von der absoluten Sicherheit ausgehen, von der wir manchmal träumten, auch wenn wir wussten, dass es sie nicht gibt. Einmal haben wir die Technik nicht so im Griff, wie wir es gerne möchten. Das Seilbahn-Unglück von Kaprun ist ein Beispiel dafür. Zum anderen ist die Natur immer wieder unberechenbar. Schließlich ist aber auch vieles hausgemacht.
Im Grunde wissen wir dies schon längst. Der Club von Rom hat schon vor Jahrzehnten ein gigantisches Umdenken verlangt. Dies gilt nicht zuletzt für den Erhalt der Lebensbedingungen auf unserer Erde. Man kann auch nicht sagen, dass hier nichts geschieht: große Flüsse sind wie-der sauberer als früher; die Industrie macht zum Teil gewaltige Anstrengungen mit Abgasen. Aber solange nicht alle solidarisch mitmachen, wenigstens mit kleinen Schritten, sind die Folgen fast überall zu spüren. In diesem Sinne sind der Schutz unseres Lebens, aber auch die Folgen unseres Verhaltens unteilbar. Kaum irgendwo spürt man die Einheit und Solidarität, aber auch den Egoismus und die Rücksichtslosigkeit der Menschheit stärker als hier.
Das Umdenken hat an vielen Stellen begonnen. Wir haben gelernt, dass wir z. B. den Begriff der Verantwortung anders und weiter fassen müssen. Bisher haben wir Verantwortung zumeist von dem her, was gewesen ist, verstanden. Wir sind dann durch Fehler und vielleicht auch durch Schuld unserer Verantwortung nicht gerecht geworden. Etwas ist schief gelaufen. Vielleicht ist sogar ein ganzer Berg von Versäumnissen, Fehlern und Versagen aufgelaufen. Wir blicken dann fast nur nach rückwärts. Dies muss zum Teil wirklich auch geschehen. Denn manches kann auch wiedergutgemacht werden. Wir dürfen davor nicht fliehen. Natürlich kann man nicht mehr an dieselbe Stelle eines früheren Fehlers zurückgehen, aber man kann die Folgen mildern.
Doch dies reicht heute nicht mehr. Wir können nicht mehr davon absehen, dass die Folgen unseres Handelns künftige Generationen trifft. Verantwortung erstreckt sich nicht nur nach rückwärts in Richtung der vergangenen Geschichte, sondern bezieht sich auf die vor uns liegende Zukunft. Darum wird natürlich auch Planung großgeschrieben. Dabei müssen wir eben die Folgen unseres Handelns abschätzen. Man spricht in der modernen Ethik von "Technikfolgenabschätzung”. Natürlich darf dies nicht zu einem bloßen Behindern neuer technischer Möglichkeiten gemacht werden. Wir müssen aber auch schon ein hypothetisches Risiko viel stärker ins Auge fas-sen und uns fragen, was geschehen könnte, wenn wir in einer bestimmten Weise handeln.
Dies erfordert ganz neue Anstrengungen. Wenn wir diesem Klugheitsgebot nicht entsprechen, schaden wir nicht bloß der Umwelt, etwa auch den Tieren, sondern unser Fehlverhalten schlägt auf den Menschen selbst zu-rück und ist wie ein Bumerang, der unvermutet zu uns zurückkehrt. Aber vielleicht spüren wir nur so, was wir zum Beispiel auf die Dauer anrichten, wenn wir Tiere nicht artgerecht behandeln und sie zu Fleischfressern machen. Der Schweinemast-Skandal, gerade wenn er auch von Tierärzten unterstützt wird, ist nicht viel besser. Man kann es drehen und wenden wie man will: Meist steht eben doch das Gewinnstreben an erster Stelle. "Verwertung" kann hier ein ganz böses und ungemein verräterisches Wort werden.
Hier ist keiner einfach unschuldig. Aber das Umdenken hat ungeheure Dimensionen und verlangt gewaltige Anstrengungen. Schon lange spricht man von der Notwendigkeit des Verzichten-Müssens, wenn wir überleben wollen. Vergessen wir nicht, dass die Botschaft Jesu mit dem Aufruf zur Umkehr, zur Buße beginnt. Ohne solche Dimensionen, die auch in das Religiöse hineinragen, wird es die neue vorausschauende Verantwortung als eine wirkliche Haltung wohl gar nicht geben.
Aus: Karl Kardinal Lehmann, Mut zum Umdenken. Klare Positionen in schwieriger Zeit. Herder Spektrum Freiburg basel Wien 2000.
Nächtliches Geklingel
Halbschlafend registrierte sie ein klingelndes Geräusch, irgendein Läuten. Mitten in der Nacht, noch stockdunkel, traf den Wecker keine Schuld. Um diese Zeit war sie für niemanden zu sprechen, sollte ein Anrufer es zu einer günstigeren Tageszeit aufs neue versuchen. Ungestört weiter schlafen wollte sie, sonst nichts. Einfach schlafen. Sollte sich doch ihr Mann Robert um das Geklingel kümmern, konnte ohnehin bloß einer seiner Freunde sein. Sie wollte nicht belästigt werden. Von niemandem. Absolut von niemandem. Nur schlafen. Daß der Klingler das nicht kapieren wollte. Allmählich begriff sie, daß das Geklingel von der Eingangstür herrührte. Sie erwartete niemanden, keinen Besuch, keine Polizei, keinen Nachbarn. Mochte der sehen, wo er blieb. Während sie ungestört zu schlafen trachtete, nichts weiter.
»Robert, stell endlich den Lärm ab.« Sie tastete nach ihrem Mann. »Robert, wo steckst du?« Statt auf den angenehm warmen Körper ihres Mannes grabschte sie eine kalte Decke. Ihr Griff faßte in ein leeres Bett.
Mit einem Schlag war sie munter. Wo ist Robert? Draußen läutete es an der Tür, ein beharrliches Klingeln. Einen kurzen Moment Stille, dann neuerliches Klingeln. Sollte sie nachsehen, wer draußen steht, gar die Türe öffnen? Nirgendwo in der Wohnung fand sie Robert, und draußen läutete jemand unerbittlich.
Vor Kälte zitterte Robert, als sie öffnete und ihn herein-ließ, denn er war splitternackt. Robert mochte keine Schlafanzüge tragen. »Eine halbe Stunde stehe ich schon draußen vor der Tür, läute mir den Finger krumm, aber du machst mir nicht auf. Sogar der Nachbar kam schon raus, fragte, ob er mir helfen könne. Hätte ich nackt bei ihm die Nacht verbringen sollen.«
»Was machst du draußen auf dem Gang, wieso bist du nackt hinaus und hast die Tür zugeschlagen?«
»Ich bin aufgewacht und mußte aufs Klo. In meinem Dusel habe ich die Eingangstür mit der Klotür verwechselt. Sobald ich die Tür zugezogen hatte, war es zu spät. Und ich stand draußen.« Den Abend zuvor hatte Robert wohl etwas zu viel getrunken. Nunmehr war er stocknüchtern und durchgefroren. Seine Frau war längst hellwach.
Aus: Manfred Chobot, Stadtgeschichten. Erzählungen mit Fotos von Manfred Horvath. Bibliothek der Provinz A-3970 Weitra o. J.
Kokain für das Volk?
In der Kolumne vom 6. Dezember befasste sich Umberto Eco im römischen Wochenmagazin "L'espresso" kritisch mit der kürzlich erschienenen Enzyklika des Papstes, worin dieser darauf hinwies, dass es die atheistischen Ideologien wie Nationalsozialismus und Kommunismus wären, die für die größten Grausamkeiten des 20. Jahrhunderts gesorgt hätten. Eco replizierte: die Militärkaplane der Falangisten hätten die faschistischen Wimpel gesegnet, Francisco Franco sei von religiösen Prinzipien inspiriert gewesen, Katholiken und Protestanten hätten sich über Jahre hinweg "fröhlich massakriert". Religion sei nicht, wie von Marx und Lenin behauptet, Opium - das Rauschmittel führt zu Apathie - eher Kokain fürs Volk gewesen: anstachelnd und euphorisierend.
Alle genannten historischen Belege, und deren gibt es Legion, mögen stimmen. Allein, "Religion" im Sinne Ecos muss in Anführungszeichen gesetzt werden. Wenn "Religion" eine durch nichts zu erschütternde Überzeugung bedeutet, wenn "Religion" keinen Zweifel duldet, wenn "Religion" Kritik brutal zum Verstummen zu bringen versucht, wenn "Religion" wen immer sie erreicht in ihren Bann zu zwingen trachtet, dann hat Eco recht. Alles Unheil der Geschichte, das Menschen anderen Menschen antaten, wurzelt in solchen "Religionen" und dem blinden Glauben, in ihren Namen das einzig Wahre zu tun.
In der langen Geschichte des Christentums gab es Epochen, in denen es sich wie eine derartige "Religion" gebärdete. Aber auch die Fackelträger der Französischen Revolution waren von ihrer "Religion" gepackt, sie waren überzeugt, dass der von ihnen angestiftete "Terreur", notwendig, richtig, ja gut sei. Jede zum Fanatismus aufstachelnde Ideologie ist in diesem Sinn "Religion", ob sie die Chiffre "Gott" dabei verwendet, ob sie ohne auszukommen trachtet, ob sie "Gott" gar in wilder Geste leugnet, spielt keine Rolle. Und es kommt gar nicht so selten vor, dass Fackelträger einer derartigen "Religion" - man denke nur an Mao Tse Tung - ihrer faszinierten Gemeinde schäbiges Theater vorgaukeln, im Innersten aber kaltschnäuzige Zyniker sind, die an nichts als an sich selber glauben.
Die "Neue Zürcher Zeitung" hat vor kurzem eine Serie mit dem Titel "Was ist eine gute Religion?" herausgebracht. Es wurden von kompetenten Denkern viele Aspekte hervorgehoben. Eines aber ist sicher: Euphorisierend, wie Eco meinte, darf sie nicht sein. Eine gute Religion muss ernüchtern. Sie ist auf den nie verstummenden Zweifel, auf die anhaltend nagende Skepsis geradezu angewiesen. Der guten Religion ist das Pathos der Gewissheit fremd, sie baut nicht auf Sicherheit, sondern auf Hoffnung. Bei einer guten Religion geht niemand in der glaubenden Gemeinde auf. Die Gemeinschaft ist für den Einzelnen bildhaft so zu verstehen wie das Gestell, von dem Wittgenstein am Schluss seines "Tractatus" schrieb: "Er muss sozusagen die Leiter wegwerfen, nachdem er auf ihr hinaufgestiegen ist." Am Ende ist jeder einsam.
Luthers Wort von der "festen Burg", der "guten Wehr und Waffen", hat damit nichts zu schaffen. Eine gute Religion ist fragil. Wie ein Kind in der Krippe.
Rudolf Taschner in: "Die Presse", Print-Ausgabe, 20.12.2007 - © DiePresse.com
Rudolf Taschner ist Mathematiker und Betreiber des math.space im Wiener Museumsquartier.
Erster Adventsonntag
Dieser erste Adventssonntag war ein herrlicher Tag, und die Liturgie hat mir ständig die große Erwartung zu Bewußtsein gebracht. Ich habe einen wunderbaren lateinischen Versikel vor mich hingesungen, der immer wieder aus meinem Inneren hervorgesprudelt ist: "Rorate, coeli, desuper, et nubes pluant justum - Tauet, ihr Himmel, von oben, ihr Wolken, regnet den Gerechten”; und die eindrucksvolle Antwort: "Aperiatur terra, et germinet Salvatorem. - Es öffne sich die Erde und sprosse den Heiland hervor.” Seine inständig flehende Melodie geht mir unablässig durch den Kopf, und ich sehe im Geist, wie der himmlische Tau die Erde bedeckt. Gottes Gnade ist wirklich wie ein sanfter Morgentau und wie ein weicher Regen, der der ausgedorrten Erde neues Leben schenkt. Bilder der Güte. Tatsächlich besteht meine Berufung darin, immer empfänglicher für den Morgentau zu werden und meine Seele dem Regen zu öffnen, so daß mein innerstes Wesen den Heiland hervorbringen kann.
Aus: Henri J. M. Nouwen, Ich hörte auf die Stille. Sieben Monate im Trapistenkloster. Herder Verlag Freiburg Basel Wien 1978.
Manfred Wussow (2005)
Gabi Ceric (1996)