Manche von Ihnen werden das Thema kennen: Es kommt Besuch zum Mittag oder Abend, mit dem man auch etwas isst und trinkt. Vor dem weiteren Gespräch soll der Tisch abgeräumt werden. Dann lautet der Satz an den Besuch: "Bleib nur sitzen, ich mach das schon!"
Wenn ich der Gastgeber bin, meine ich diesen Satz auch so. Als Gast möchte ich gerne anpacken. Ich beherrsche mich, weil ich meine Wünsche als Gastgeber kenne. Damit geht es. Aber eigentlich wollte ich doch dem Anderen zur Hand gehen.
Dem Anderen zur Hand gehen
Diese Sehnsucht zeichnete sicher auch Jesus aus. Er wollte den Menschen "zur Hand gehen!" Er wollte ihnen eine Hilfe sein. Und er ist es oft gewesen. Ob es der blinde Bartimäus war oder das Mädchen Talita. Ob es der Aussätzige war oder der Gelähmte am Teich Schiloach. Ob es Nikodemus war, der Jesus in der Nacht aufsuchte oder die Frau am Jakobsbrunnen in der größten Mittagshitze. Sie alle spürten: Er dient mir so, wie ich es gerade gebrauche. Und sie merkten: In ihm ist mehr am Werk, als man auf den ersten Blick sehen kann.
Wenn wir dem ersten Korintherbrief folgen (2. Lesung), geht dieses "für die anderen da sein" ja auf ewig weiter. Christus zeigt sich nun in der himmlischen Dimension als Diener des Lebens. Er wirkt mit daran, dass wir einmal "lebendig gemacht werden".
Entsprechend ist das Evangelium von heute. Es läuft immer auf ein Muster hinaus: "Du bist selig, weil du so gehandelt hast, wie dein Nächster es brauchte. Wer im Gefängnis oder im Krankenhaus Besuch brauchte, bekam ihn von dir. Wer eine anpackende Hand gesucht hat, fand deine."
Vor allem sagte Jesus in diesem Gleichnis: Indem du so warst wie ich, bist du auch mir begegnet! Genau demselben Muster folgt dann auch die umgekehrte Weise: "Ich habe dich nicht helfend erlebt und konnte dir nur hinterherschauen."
Hier sind wir dann dem Gedanken aus dem Propheten Ezechiel nah. "Ich will mich selbst um meine Schafe kümmern. Ich muss es sogar, weil die Hirten es nicht gemacht haben." Jeder kann spüren: Hätten sie es gemacht, wäre es besser gewesen. Das war die Erwartung und die Rechnung, die nicht aufging. Nun also geht es anders weiter.
Der richtige Name?
Es taucht so oft der Begriff Dienst auf, dass die Frage kommen muss: Ist der Begriff Christkönigssonntag eigentlich richtig? Mit dem König verbinden wir doch eigentlich etwas anderes. Ein König hat zu leiten und zu regieren. Ein Schützenkönig soll sich feiern lassen, dass er so gut treffen kann. Eine Schönheitskönigin kann ihre Reize zur Schau stellen. Immer ist es eine Geschichte, bei der jemand oben ist. Christkönig dreht das ganze um. Da ist er eben nicht oben, sondern Christus ist unten. Er ist unten und wartet auf Hilfe. Er ist unten und wendet sich zu. Er ist unten, um Menschen nach oben zu holen. Seine Art des Königtums ist anders.
Aus der Geschichte heraus musste dieser Name so sein. Es war in der Auseinandersetzung der ersten Zeit des Christentums wichtig, die Stellung Jesu zu klären. Man bekannte, dass Jesus auch wahrer Gott ist. Daran erinnerte 1925 die Einführung des heutigen Festes. Für das Lebensgefühl steht er damit oben. Aber werden wir ihm damit gerecht?
Wäre der "Sonntag des göttlichen Dienstes" besser? Oder was wäre mit dem "Sonntag der Verheißung des Kommenden"? Diese Begriffe sind sperrig, aber sie zeigen doch mehr vom Sinn des Festes.
Das Reich Christi
In der Präfation der Messe wird etwas von dem Kommenden deutlich, das wir mit diesem Fest verbinden. Es wird gehofft auf "das Reich der Wahrheit und des Lebens, das Reich der Heiligkeit und der Gnade, das Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens." Es ist ein Reich, das nur von Gott kommen kann. Wir mögen die Sehsucht nach Wahrheit, Leben, Gerechtigkeit und Friede haben. Wir mögen um unseren Auftrag zu Heiligkeit, Liebe und Leben aus der Gnade wissen. Aber wir schaffen es aus uns selbst nicht. Wir können es versuchen. Wir können uns dem annähern. Aber im letzten scheitert es.
Wieder kann man an diesem Punkt Christi Dienst spüren. Er greift uns unter die Arme und sagt: "Was ihr nicht könnt, baue ich für euch auf. Und dann lasse ich euch daran Anteil haben."