Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 19. Mär. 2023 - 4. Fastensonntag (A)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
31. Aug. 2024
Erntedank (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jul. 2024
14. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Jun. 2024
13. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Jun. 2024
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2024
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
24. Jun. 2024
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
23. Jun. 2024
12. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Jun. 2024
20. Juni: Weltflüchtlingstag (Sonst.)
16. Jun. 2024
11. Sonntag im Jahreskreis (B)
09. Jun. 2024
10. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jun. 2024
Heiligstes Herz Jesu (B)
02. Jun. 2024
9. Sonntag im Jahreskreis (B)
30. Mai. 2024
Fronleichnam (B)
26. Mai. 2024
Dreifaltigkeitssonntag (B)
20. Mai. 2024
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (B)
19. Mai. 2024
Pfingstsonntag (A/B/C)
18. Mai. 2024
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
12. Mai. 2024
7. Sonntag der Osterzeit (B)
09. Mai. 2024
Christi Himmelfahrt (B)
06. Mai. 2024
Bitttage (A/B/C)
05. Mai. 2024
6. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Mai. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
30. Apr. 2024
1. Mai: Tag der Arbeit, hl. Josef (Fest)
28. Apr. 2024
5. Sonntag der Osterzeit (B)
21. Apr. 2024
4. Sonntag der Osterzeit (B)
14. Apr. 2024
3. Sonntag der Osterzeit (B)
08. Apr. 2024
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
07. Apr. 2024
2. Sonntag der Osterzeit (B)
01. Apr. 2024
Ostermontag (A/B/C)
31. Mär. 2024
Ostersonntag (A/B/C)
30. Mär. 2024
Osternacht (B)
29. Mär. 2024
Karfreitag (A/B/C)
28. Mär. 2024
Gründonnerstag (A/B/C)
24. Mär. 2024
Palmsonntag (B)
19. Mär. 2024
19. März: hl. Josef (Fest)
17. Mär. 2024
5. Fastensonntag (B)
10. Mär. 2024
4. Fastensonntag (B)
03. Mär. 2024
3. Fastensonntag (B)
25. Feb. 2024
2. Fastensonntag (B)
18. Feb. 2024
1. Fastensonntag (B)
14. Feb. 2024
Aschermittwoch (A/B/C)
11. Feb. 2024
6. Sonntag im Jahreskreis (B)
04. Feb. 2024
5. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Feb. 2024
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
28. Jan. 2024
4. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jan. 2024
3. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jan. 2024
2. Sonntag im Jahreskreis (B)
07. Jan. 2024
Taufe des Herrn (B)
06. Jan. 2024
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
01. Jan. 2024
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2023
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
31. Dez. 2023
Fest der hl. Familie (B)
26. Dez. 2023
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2023
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2023
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
24. Dez. 2023
4. Adventsonntag (B)
17. Dez. 2023
3. Adventsonntag (B)
10. Dez. 2023
2. Adventsonntag (B)
08. Dez. 2023
8. Dezember: Mariä Empfängnis (Fest)
03. Dez. 2023
1. Adventsonntag (B)
26. Nov. 2023
Christkönigsonntag (A)
19. Nov. 2023
33. Sonntag im Jahreskreis (A)
12. Nov. 2023
32. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Nov. 2023
9. November: Weihe der Lateranbasilika (Fest)
05. Nov. 2023
31. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Nov. 2023
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2023
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
29. Okt. 2023
30. Sonntag im Jahreskreis (A)
22. Okt. 2023
29. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Okt. 2023
28. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Okt. 2023
27. Sonntag im Jahreskreis (A)
07. Okt. 2023
Erntedank (Sonst.)
01. Okt. 2023
26. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Sep. 2023
25. Sonntag im Jahreskreis (A)
17. Sep. 2023
24. Sonntag im Jahreskreis (A)
14. Sep. 2023
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
10. Sep. 2023
23. Sonntag im Jahreskreis (A)
03. Sep. 2023
22. Sonntag im Jahreskreis (A)
27. Aug. 2023
21. Sonntag im Jahreskreis (A)
20. Aug. 2023
20. Sonntag im Jahreskreis (A)
15. Aug. 2023
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
13. Aug. 2023
19. Sonntag im Jahreskreis (A)
06. Aug. 2023
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
30. Jul. 2023
17. Sonntag im Jahreskreis (A)
23. Jul. 2023
16. Sonntag im Jahreskreis (A)
16. Jul. 2023
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
16. Jul. 2023
15. Sonntag im Jahreskreis (A)
09. Jul. 2023
14. Sonntag im Jahreskreis (A)
02. Jul. 2023
13. Sonntag im Jahreskreis (A)
29. Jun. 2023
29. Juni: hl. Petrus und Paulus (Fest)
27. Jun. 2023
27. Juni: Fest der Mutter von der Immerw. Hilfe (Fest)
25. Jun. 2023
12. Sonntag im Jahreskreis (A)
24. Jun. 2023
24. Juni: hl. Johannes des Täufers (Fest)
18. Jun. 2023
11. Sonntag im Jahreskreis (A)
16. Jun. 2023
Heiligstes Herz Jesu (A)
11. Jun. 2023
10. Sonntag im Jahreskreis (A)
08. Jun. 2023
Fronleichnam (A)
04. Jun. 2023
Dreifaltigkeitssonntag (A)
29. Mai. 2023
Pfingstmontag - Maria, Mutter der Kirche (C)
28. Mai. 2023
Pfingstsonntag (A/B/C)
27. Mai. 2023
Pfingsten, am Vorabend (A/B/C)
21. Mai. 2023
7. Sonntag der Osterzeit (A)
18. Mai. 2023
Christi Himmelfahrt (A)
14. Mai. 2023
6. Sonntag der Osterzeit (A)
07. Mai. 2023
5. Sonntag der Osterzeit (A)
30. Apr. 2023
4. Sonntag der Osterzeit (A)
23. Apr. 2023
3. Sonntag der Osterzeit (A)
16. Apr. 2023
2. Sonntag der Osterzeit (A)
10. Apr. 2023
Ostermontag (A/B/C)
09. Apr. 2023
Ostersonntag (A/B/C)
08. Apr. 2023
Osternacht (A)
07. Apr. 2023
Karfreitag (A/B/C)
06. Apr. 2023
Gründonnerstag (A/B/C)
02. Apr. 2023
Palmsonntag (A)
26. Mär. 2023
5. Fastensonntag (A)
25. Mär. 2023
25. März: Verkündigung des Herrn (Fest)
20. Mär. 2023
19. März: hl. Josef (Fest)
19. Mär. 2023
4. Fastensonntag (A)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - 1 Sam 16,1b. 6-7. 10-13b
Lesung aus dem ersten Buch Samuel.
In jenen Tagen sprach der HERR zu Samuel:
Wie lange willst du noch um Saul trauern?
Ich habe ihn doch verworfen;
er soll nicht mehr als König über Israel herrschen.
Fülle dein Horn mit Öl
und mach dich auf den Weg!
Ich schicke dich zu dem Betlehemiter Isai;
denn ich habe mir einen von seinen Söhnen
als König ausersehen.
Als Samuel den Eliab sah,
dachte er: Gewiss steht nun vor dem HERRN sein Gesalbter.
Der HERR aber sagte zu Samuel:
Sieh nicht auf sein Aussehen und seine stattliche Gestalt,
denn ich habe ihn verworfen;
Gott sieht nämlich nicht auf das, worauf der Mensch sieht.
Der Mensch sieht, was vor den Augen ist,
der HERR aber sieht das Herz.
So ließ Isai sieben seiner Söhne vor Samuel treten,
aber Samuel sagte zu Isai: Diese hat der HERR nicht erwählt.
Und er fragte Isai: Sind das alle jungen Männer?
Er antwortete: Der jüngste fehlt noch,
aber der hütet gerade die Schafe.
Samuel sagte zu Isai:
Schick jemand hin und lass ihn holen;
wir wollen uns nicht zum Mahl hinsetzen,
bevor er hergekommen ist.
Isai schickte also jemand hin und ließ ihn kommen.
David war rötlich,
hatte schöne Augen und eine schöne Gestalt.
Da sagte der HERR: Auf, salbe ihn!
Denn er ist es.
Samuel nahm das Horn mit dem Öl
und salbte David mitten unter seinen Brüdern.
Und der Geist des HERRN war über David von diesem Tag an.
Das erste und zweite Buch Samuel bilden mit den Königsbüchern eine Einheit. Wir finden Erzählungen über die erste israelitische Königszeit. Die Abfassungszeit liegt nach 932 v. Chr., d.h. nach der Teilung des Reiches, aber vor 586 v. Chr., denn das Haus David wird noch als regierendes Haus im Südreich vorausgesetzt. In dieser Zeitspanne sind die Samuelbücher entstanden, unter Verwendung festgefügter mündlicher und schriftlicher Traditionen.
Der Sinn der Bücher ist nicht so sehr Geschichtsschreibung. Vielmehr geht es darum, die Geschichte des Volkes Israel in allen Ereignissen auf die Führung Gottes hinzudeuten.
Die Davidsgeschichten, die mit 1 Sam 16 beginnen, sind nicht einheitlich. Das Zwiegespräch zwischen Jahwe und Samuel (16,1-13), durch das Samuel auf den rechten Sohn Isais hingeführt wird, ist ein Lehrstück. Der Kernsatz, der den Sinn dieser Erzählung zusammenfasst, ist 16,7: "Sieh nicht auf sein Aussehen... Gott sieht nämlich nicht auf das, worauf der Mensch sieht. Der Mensch sieht, was vor den Augen ist, der Herr aber sieht das Herz."
Dieser Abschnitt schließt mit der Salbung Davids durch Samuel. Ein zweiter Erzählstrang erwähnt auch noch eine spätere Salbung Davids nach dem Tode Sauls in Hebron als eigentliche Königssalbung (2 Sam 5,3). So gesehen ist dieser erste Abschnitt als Bestimmungssalbung zu sehen.
Jahwe legt schon sehr früh ein Augenmerk auf David. Zugleich vollzieht sich ein Übergang von der Geschichte Sauls, der ja noch König ist, zur Geschichte Davids. Saul hat sich das Missfallen Jahwes zugezogen, das Königtum soll aber nicht als ganzes fallen gelassen werden. Somit erhält Samuel den Befehl David zu salben.
Samuel weiß nur, dass ein Sohn Isais aus Betlehem der Erwählte ist. Er begibt sich auf den Weg, wissend, dass ihn die Leute Sauls verfolgen könnten. Deshalb beauftragt ihn Jahwe zusätzlich, ein Schlachtopfer dort vorzunehmen, um die ganze Geschichte zu tarnen. Diese Anweisung steht in den ausgelassenen Texteilen (vgl. "ungekürzte Version") der Perikope. Genauso haben die Ältesten Betlehems Angst betreffs des Kommens Samuels - dies ist ebenfalls in der Sonntagsperikope ausgelassen -, weil sie um das Zerwürfnis zwischen Samuel und Saul wissen, und befürchten, dass ihnen Nachteile daraus erwachsen könnten.
Stark kontrastiert wird der Unterschied zwischen David und seinen Brüdern. Die Jugend und das Nicht-Anwesend-Sein Davids zur Kultfeier unterstreichen die noch Kultunfähigkeit des letzten Sohnes Isais.
Die Salbung bewirkt die lebenslange Geistbegabung. Aus Vorsicht gegenüber Saul fällt dabei nicht das Wort König.
Die erste Lesung stammt aus dem ersten Buch Samuel.
David wird als junger Hirtenknabe vom Propheten Samuel zum König gesalbt. Bis zu seiner vollen Regentschaft kommt es aber zu leidvollen Auseinandersetzungen mit dem regierenden König Saul. Saul wird von einem bösen Geist geplagt, der gute Geist Jahwes ist von ihm gewichen.
Samuel erweist sich als getreuer Diener Jahwes. Gott selbst trifft die Wahl. Im Gehorsam gegenüber Gott salbt Samuel David, den jüngsten Sohn Isais.
Mit seiner Salbung zum König wird David vorherbestimmt, die kommende Geschichte Israels entscheidend zu beeinflussen. Als augenscheinliches Zeichen der Erwählung wird David mit Öl gesalbt; dadurch tritt er in ein besonderes Naheverhältnis zu Jahwe, dessen Geist ihn unterstützt.
1. Lesung (ungekürzte Fassung) - 1 Sam 16,1-13
Lesung aus dem ersten Buch Samuel.
In jenen Tagen sprach der HERR zu Samuel:
Wie lange willst du noch um Saul trauern?
Ich habe ihn doch verworfen;
er soll nicht mehr als König über Israel herrschen.
Fülle dein Horn mit Öl
und mach dich auf den Weg!
Ich schicke dich zu dem Betlehemiter Isai;
denn ich habe mir einen von seinen Söhnen
als König ausersehen.
Samuel erwiderte:
Wie kann ich da hingehen?
Saul wird es erfahren und mich umbringen.
Der HERR sagte:
Nimm ein junges Rind mit und sag: Ich bin gekommen,
um dem HERRN ein Schlachtopfer darzubringen.
Lade Isai zum Opfer ein!
Ich selbst werde dich dann erkennen lassen,
was du tun sollst:
Du sollst mir nur den salben, den ich dir nennen werde.
Samuel tat, was der HERR befohlen hatte.
Als er nach Betlehem kam,
gingen ihm die Ältesten der Stadt zitternd entgegen
und fragten: Bedeutet dein Kommen Frieden?
Er antwortete: Frieden.
Ich bin gekommen,
um dem HERRN ein Schlachtopfer darzubringen.
Heiligt euch und kommt mit mir zum Opfer!
Dann heiligte er Isai und seine Söhne
und lud sie zum Opfer ein.
Als sie kamen und er den Eliab sah,
dachte er: Gewiss steht nun vor dem HERRN sein Gesalbter.
Der HERR aber sagte zu Samuel:
Sieh nicht auf sein Aussehen und seine stattliche Gestalt,
denn ich habe ihn verworfen;
Gott sieht nämlich nicht auf das, worauf der Mensch sieht.
Der Mensch sieht, was vor den Augen ist,
der HERR aber sieht das Herz.
Nun rief Isai den Abinadab und ließ ihn vor Samuel treten.
Dieser sagte: Auch ihn hat der HERR nicht erwählt.
Isai ließ Schima kommen.
Samuel sagte: Auch ihn hat der HERR nicht erwählt.
So ließ Isai sieben seiner Söhne vor Samuel treten,
aber Samuel sagte zu Isai: Diese hat der HERR nicht erwählt.
Und er fragte Isai: Sind das alle jungen Männer?
Er antwortete: Der jüngste fehlt noch,
aber der hütet gerade die Schafe.
Samuel sagte zu Isai:
Schick jemand hin und lass ihn holen;
wir wollen uns nicht zum Mahl hinsetzen,
bevor er hergekommen ist.
Isai schickte also jemand hin und ließ ihn kommen.
David war rötlich,
hatte schöne Augen und eine schöne Gestalt.
Da sagte der HERR: Auf, salbe ihn!
Denn er ist es.
Samuel nahm das Horn mit dem Öl
und salbte David mitten unter seinen Brüdern.
Und der Geist des HERRN war über David von diesem Tag an.
Samuel aber brach auf und kehrte nach Rama zurück.
Antwortpsalm - Ps 23,1-6
Kv: Der Herr ist mein Hirt,
nichts wird mir fehlen. – Kv
Der HERR ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen. /
Er lässt mich lagern auf grünen Auen
und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
Meine Lebenskraft bringt er zurück.
Er führt mich auf Pfaden der Gerechtigkeit, getreu seinem Namen. - Kv
Auch wenn ich gehe im finsteren Tal,
ich fürchte kein Unheil;
denn du bist bei mir,
dein Stock und dein Stab, sie trösten mich. - Kv
Du deckst mir den Tisch
vor den Augen meiner Feinde.
Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt,
übervoll ist mein Becher. - Kv
Ja, Güte und Huld
werden mir folgen mein Leben lang
und heimkehren werde ich ins Haus des HERRN
für lange Zeiten. - Kv
2. Lesung - Eph 5,8-14
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Ephesus.
Schwestern und Brüder!
Denn einst wart ihr Finsternis,
jetzt aber seid ihr Licht im Herrn.
Lebt als Kinder des Lichts!
Denn das Licht
bringt lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit hervor.
Prüft, was dem Herrn gefällt,
und habt nichts gemein mit den Werken der Finsternis,
die keine Frucht bringen,
deckt sie vielmehr auf!
Denn von dem, was sie heimlich tun,
auch nur zu reden, ist schändlich.
Alles, was aufgedeckt ist,
wird vom Licht erleuchtet.
Denn alles Erleuchtete ist Licht.
Deshalb heißt es:
Wach auf, du Schläfer,
und steh auf von den Toten
und Christus wird dein Licht sein.
Maria Wachtler (2002)
Alfons Jestl (1999)
Reinhard Gruber (1996)
Der Epheserbrief dürfte ein Brief sein, der von Paulus oder eher in seiner Tradition an eine Gemeinde in Kleinasien gerichtet war. Seine Gedanken kreisen im lehrhaften Teil (1,3 - 3,21) um das eine Anliegen: "Christus ist unser Friede. Er hat Juden und Heiden durch das Kreuz mit Gott versöhnt in einem einzigen Leib (der Kirche)."
Der zweite Teil des Briefes mahnt die Christen in dieser neuen Wirklichkeit zu leben. Solche "Haustafeln" gehörten im ersten Jahrhundert auch zur Form der Sittenlehre bei Heiden und Juden. In die Warnung vor den Werken der Finsternis flicht der Briefschreiber drei Verszeilen (wahrscheinlich) aus einem urchristlichen Taufruf ein:
Wach auf, du Schläfer,
und steh auf von den Toten,
und Christus wird dein Licht sein (5,14).
Das vornehmlich an Christen aus dem Heidentum gerichtete Schreiben ist ein Loblied auf die Gnade Gottes und eine Ermahnung zu christenwürdigem Leben.
Als absolute Gegensätze stehen Licht und Finsternis gegenüber. Sie sind zwei Machtsphären, in denen wir existieren. Parallel dazu gibt es im Johannesevangelium. In den Schriften von Qumran wird ebenfalls dieses Thema behandelt.
Jedenfalls sind wir nicht leblos den Sphären ausgesetzt, sondern ziehen in eigenen Aktivitäten die eine oder andere an uns. Wir können keine Schuld abschieben.
Mit Bedacht wird auch unterschieden, indem Licht mit Frucht in Beziehung gebracht wird, Finsternis jedoch mit Werken. Werke bleiben steril.
Licht ist im Neuen Testament erhellend und Helligkeit. Erleuchtung ist somit weiters nicht ein Anstrahlen sondern Verwandlung. Um letztlich Christus erblicken und erfahren zu können bedarf es der Verwandlung.
Die zweite Lesung des vierten Fastensonntags ist aus dem Epheserbrief genommen.
Nach Ansicht vieler Exegeten stammt der Brief an die Epheser aus nachpaulinischer Zeit, steht inhaltlich dem Kolosserbrief nahe und ist als eine meditative Erbauungsschrift anzusehen, die noch im ersten Jahrhundert verfaßt wurde und die Autorität des hl. Paulus für sich in Anspruch nimmt.
Der Textabschnitt ist einfach strukturiert: Es wird vor Rückfall in ein unchristliches Leben gewarnt, wie die Söhne des Ungehorsams es führen (Vers 6). Einst und Jetzt werden einander als Finsternis und Licht gegenübergestellt. Dieser Dualismus erinnert an die Gnosis und an Qumrantexte.
Vers 14 stammt wahrscheinlich aus einem christlichen Tauflied, eventuell entnommen aus einem Lied größeren Umfangs. Es wurde wohl während der Tauffeier von einem Vorsänger oder von der ganzen Gemeinde gesungen.
Ruf vor dem Evangelium - Joh 8,12
Kv: Herr Jesus, dir sei Ruhm und Ehre! – Kv
(So spricht der Herr:)*
Ich bin das Licht der Welt.
Wer mir nachfolgt, hat das Licht des Lebens.
Herr Jesus, dir sei Ruhm und Ehre!
Evangelium - Joh 9,1-41
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
In jener Zeit
sah Jesus unterwegs einen Mann,
der seit seiner Geburt blind war.
Da fragten ihn seine Jünger:
Rabbi, wer hat gesündigt?
Er selbst
oder seine Eltern,
sodass er blind geboren wurde?
Jesus antwortete:
Weder er noch seine Eltern haben gesündigt,
sondern die Werke Gottes sollen an ihm offenbar werden.
Wir müssen, solange es Tag ist,
die Werke dessen vollbringen, der mich gesandt hat;
es kommt die Nacht, in der niemand mehr wirken kann.
Solange ich in der Welt bin,
bin ich das Licht der Welt.
Als er dies gesagt hatte, spuckte er auf die Erde;
dann machte er mit dem Speichel einen Teig,
strich ihn dem Blinden auf die Augen
und sagte zu ihm: Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach!
Das heißt übersetzt: der Gesandte.
Der Mann ging fort und wusch sich.
Und als er zurückkam,
konnte er sehen.
Die Nachbarn
und jene, die ihn früher als Bettler gesehen hatten,
sagten: Ist das nicht der Mann, der dasaß und bettelte?
Einige sagten: Er ist es.
Andere sagten: Nein, er sieht ihm nur ähnlich.
Er selbst aber sagte:
Ich bin es.
Da fragten sie ihn:
Wie sind deine Augen geöffnet worden?
Er antwortete: Der Mann, der Jesus heißt, machte einen Teig,
bestrich damit meine Augen
und sagte zu mir: Geh zum Schiloach und wasch dich!
Ich ging hin,
wusch mich und konnte sehen.
Sie fragten ihn: Wo ist er?
Er sagte: Ich weiß es nicht.
Da brachten sie den Mann, der blind gewesen war,
zu den Pharisäern.
Es war aber Sabbat an dem Tag, als Jesus den Teig gemacht
und ihm die Augen geöffnet hatte.
Auch die Pharisäer fragten ihn, wie er sehend geworden sei.
Er antwortete ihnen:
Er legte mir einen Teig auf die Augen
und ich wusch mich
und jetzt sehe ich.
Einige der Pharisäer sagten:
Dieser Mensch ist nicht von Gott,
weil er den Sabbat nicht hält.
Andere aber sagten:
Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun?
So entstand eine Spaltung unter ihnen.
Da fragten sie den Blinden noch einmal:
Was sagst du selbst über ihn?
Er hat doch deine Augen geöffnet.
Der Mann sagte:
Er ist ein Prophet.
Die Juden aber wollten nicht glauben,
dass er blind gewesen und sehend geworden war.
Daher riefen sie die Eltern des von der Blindheit Geheilten
und fragten sie: Ist das euer Sohn,
von dem ihr sagt, dass er blind geboren wurde?
Wie kommt es, dass er jetzt sieht?
Seine Eltern antworteten:
Wir wissen, dass er unser Sohn ist
und dass er blind geboren wurde.
Wie es kommt, dass er jetzt sieht,
das wissen wir nicht.
Und wer seine Augen geöffnet hat,
das wissen wir auch nicht.
Fragt doch ihn selbst,
er ist alt genug und kann selbst für sich sprechen!
Das sagten seine Eltern,
weil sie sich vor den Juden fürchteten;
denn die Juden hatten schon beschlossen,
jeden, der ihn als den Christus bekenne,
aus der Synagoge auszustoßen.
Deswegen sagten seine Eltern: Er ist alt genug,
fragt ihn selbst!
Da riefen die Pharisäer den Mann, der blind gewesen war,
zum zweiten Mal
und sagten zu ihm: Gib Gott die Ehre!
Wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist.
Er antwortete: Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht.
Nur das eine weiß ich,
dass ich blind war und jetzt sehe.
Sie fragten ihn: Was hat er mit dir gemacht?
Wie hat er deine Augen geöffnet?
Er antwortete ihnen: Ich habe es euch bereits gesagt,
aber ihr habt nicht gehört.
Warum wollt ihr es noch einmal hören?
Wollt etwa auch ihr seine Jünger werden?
Da beschimpften sie ihn:
Du bist ein Jünger dieses Menschen;
wir aber sind Jünger des Mose.
Wir wissen, dass zu Mose Gott gesprochen hat;
aber von dem da wissen wir nicht, woher er kommt.
Der Mensch antwortete ihnen:
Darin liegt ja das Erstaunliche,
dass ihr nicht wisst, woher er kommt;
dabei hat er doch meine Augen geöffnet.
Wir wissen, dass Gott Sünder nicht erhört;
wer aber Gott fürchtet und seinen Willen tut,
den erhört er.
Noch nie hat man gehört,
dass jemand die Augen eines Blindgeborenen geöffnet hat.
Wenn dieser nicht von Gott wäre,
dann hätte er gewiss nichts ausrichten können.
Sie entgegneten ihm:
Du bist ganz und gar in Sünden geboren
und du willst uns belehren?
Und sie stießen ihn hinaus.
Jesus hörte, dass sie ihn hinausgestoßen hatten,
und als er ihn traf,
sagte er zu ihm: Glaubst du an den Menschensohn?
Da antwortete jener und sagte: Wer ist das, Herr,
damit ich an ihn glaube?
Jesus sagte zu ihm: Du hast ihn bereits gesehen;
er, der mit dir redet, ist es.
Er aber sagte: Ich glaube, Herr!
Und er warf sich vor ihm nieder.
Da sprach Jesus:
Um zu richten, bin ich in diese Welt gekommen:
damit die nicht Sehenden sehen und die Sehenden blind werden.
Einige Pharisäer, die bei ihm waren, hörten dies.
Und sie fragten ihn: Sind etwa auch wir blind?
Jesus sagte zu ihnen:
Wenn ihr blind wärt, hättet ihr keine Sünde.
Jetzt aber sagt ihr: Wir sehen.
Darum bleibt eure Sünde.
Maria Wachtler (2002)
Alfons Jestl (1999)
Reinhard Gruber (1996)
Das Evangelium des Johannes wurde gegen Ende des 1. Jahrhunderts (90 - 100) geschrieben und wird seit alters her das "geistliche Evangelium" (Clemens von Alexandrien, um 200 n. Chr.) genannt. Man wollte damit das Unterscheidende im Hinblick auf die anderen drei Evangelien (Synoptiker) kennzeichnen.
Der johanneische Jesus offenbart sein Wesen als der von Gott gesandte Sohn durch Wunder (z.B. 2,11) und durch die für das vierte Evangelium typischen Offenbarungsreden. Beide sind eng aufeinander bezogen; auf eine Wundererzählung folgt daher häufig eine längere Rede oder auch eine "theologische Auseinandersetzung", die den tieferen Sinn des Wunders erschließt und die Menschen vom äußeren Geschehen zum Geheimnis der Person des Wundertäters hinführen soll.
Joh nennt die Wunder (mit einer Ausnahme in 4,48) Zeichen. Sie sind die Wegzeichen, die in die Richtung weisen, in die die Menschen gehen sollen. Wer sie zu deuten versteht und ihnen folgt, kommt zu Jesus.
Joh hat seine Wunderberichte einer vorliegenden Sammlung (der sogenannten "Zeichenquelle", die Jesus vor allem als Wundertäter schildert) entnommen. Vier von den sieben Wundern, die er berichtet, sind nicht bei den Synoptikern zu finden (Weinwunder: 2,1-11; Heilung des Lahmen: 5,1-9; Heilung des Blinden: 9,1-7; Auferweckung des Lazarus: 11,17-44).
Den größten und auch theologisch bedeutsamsten Teil des Joh machen jedoch die "Reden" aus (Kap. 3; 4; 6; 8; 10; 15; 17).
In ihnen erhebt Jesus immer wieder den Anspruch, der von Gott gesandte Offenbarer und einzige Mittler des Heils zu sein. Am ursprünglichen Schluss seines Evangeliums gibt der Evangelist den Zweck seiner Schrift an: Er hat dieses Evangelium geschrieben, "damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias, der Sohn Gottes ist, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen" (20,31). Dies entspricht dem Ziel des Gekommenseins Jesu, der von sich sagt: "Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben" (10,10). Leben und Glauben sind Zentralbegriffe des Joh; dieses Leben gibt es nach Joh aber nur im Glauben an Jesus Christus, dem Sohn Gottes.
(aus: Walter Vogel, Religion - CD für den Religionsunterricht)
Jesus heilt in dieser Sonntagsperikope einen Blinden. Er ist Licht und bringt das Licht. Verhör und Diskussionen schließen sich an die Heilung an. Am Schluss werden der Glaube des Geheilten und die Verblendung der Pharisäer einander gegenübergestellt (35-41). Im Zentrum der Auseinandersetzung zwischen Jesus und seinen Gegnern (zwischen Judentum und dem Christentum) steht die Messiasfrage. Den Namen des Teiches Schiloach deutet der Evangelist als den "Gesandten", was auf Jesus hinweist, der Gesandter Gottes ist.
Die Frage der Jünger setzt die allgemein antike Vergeltungsauffassung voraus. Die Anrede Jesu als Rabbi verweist dahin, dass es um eine theologische Gesetzesstreitfrage geht. Die Konsequenz der Gesetzesfrömmigkeit mündet in der Auffassung, dass Krankheit die vergeltende und strafende Maßnahme Gottes ist.
Jesus weist diese Zusammenhänge eindeutig zurück. Zugleich wird die Heilung Demonstration der Wirkkraft Gottes.
Umständlich mutet die Vorgangsweise Jesu bezüglich der Heilung an. Auf die Erde spucken, Speichel, umrühren... Speichel gilt im Altertum als Heil- und Wundermittel. Eine weitere Sache liegt darin, wie sich später herausstellt bzw. wie der Evangelist einige Verse später nachträgt, dass das ganze an einem Sabbath passiert, und Speichel mit Erde verrühren da eben nicht erlaubt ist.
Das Wasser des TeichesSchiloach bewirkt ebenfalls nicht das Wunder. Das Wunder geht dem Waschen durch Jesus voraus.
Dann setzt das Streitgespräch ein. Speziell der Evangelist Johannes arbeitet in seiner Darstellung Jesu mit Streitgesprächen zwischen ihm und den Schriftgelehrten. Ein darin ständig wiederkehrender Zug ist, dass je länger das Streitgespräch dauert desto mehr das Niveau sinkt.
Das Volk fällt in ratloses Staunens über diese Wunderheilung. Der Geheilte muss alles nochmals erzählen, der Heiler ist aber weg. Dann werden die Verwandten verhört. Die Pharisäer setzten alles dran, um Jesus nicht als Propheten anerkennen zu müssen. Weiters generalisiert der Evangelist, indem er von Pharisäern hinüberrutscht in die Verallgemeinerun "die Juden wollten nicht glauben".
Eine Übertreibung des Evangelisten liegt in der Frage, ob der Heiler Sünder ist. Ein Sünder kann solches Wunder nicht tun? In der Antike waren jedoch Heilungen, auch solche wie diese nichts Extravagantes.
Die Frage Jesu an den Geheilten, ob er an den Menschensohn glaube, unterstreicht, dass es nicht alleine um den Glauben betreffs der letzten Tage geht, sondern um das Hier und Heute. Der Heilsbringer ist bereits jetzt anzuerkennen.
Der Evangelientext ist dem Johannesevangelium entnommen. Er besteht aus mehreren Teilen: Zum einen aus dem Bericht der Blindenheilung, der keine direkte Verbindung zu den anderen drei Evangelien aufweist, und dadurch auf eine eigene von ihnen unabhängige Überlieferung hinweist. An ihn schließen sich sodann Dialogszenen in Form von Verhören an. Im letzten Teil kommt es zu einer Begegnung zwischen Jesus und dem Geheilten, der vom Geheilten zum Glaubenden wird.
Der Teich Schiloach, durch den die Heilung des Blindgeborenen vollendet wird, wird durch die Namensdeutung (Schiloach = der Gesandte) mit Jesus in Verbindung gebracht. Jesus heilt als der Gesandte des Vaters.
Das Anrühren des Breies ist Arbeit und somit für die gläubige Juden ein Sabbatbruch. Er wird zum "Aufhänger” für die Anklage Jesu.
Die eingangs gestellte Frage, wer den gesündigt habe und somit schuldig an der Blindheit des Mannes sei, ist zwar nur ein Randthema der Perikope. Wie schwer sich Anschauung dieser Art ausrotten läßt, zeigt sich sogar noch in unseren Tagen (AIDS als Strafe Gottes?).
Evangelium (Kurzfassung) - Joh 9,1. 6-9. 13-17. 34-38
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
In jener Zeit
sah Jesus unterwegs einen Mann,
der seit seiner Geburt blind war.
Jesus spuckte er auf die Erde;
dann machte er mit dem Speichel einen Teig,
strich ihn dem Blinden auf die Augen
und sagte zu ihm: Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach!
Das heißt übersetzt: der Gesandte.
Der Mann ging fort und wusch sich.
Und als er zurückkam,
konnte er sehen.
Die Nachbarn
und jene, die ihn früher als Bettler gesehen hatten,
sagten: Ist das nicht der Mann, der dasaß und bettelte?
Einige sagten: Er ist es.
Andere sagten: Nein, er sieht ihm nur ähnlich.
Er selbst aber sagte:
Ich bin es.
Da brachten sie den Mann, der blind gewesen war,
zu den Pharisäern.
Es war aber Sabbat an dem Tag, als Jesus den Teig gemacht
und ihm die Augen geöffnet hatte.
Auch die Pharisäer fragten ihn, wie er sehend geworden sei.
Er antwortete ihnen:
Er legte mir einen Teig auf die Augen
und ich wusch mich
und jetzt sehe ich.
Einige der Pharisäer sagten:
Dieser Mensch ist nicht von Gott,
weil er den Sabbat nicht hält.
Andere aber sagten:
Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun?
So entstand eine Spaltung unter ihnen.
Da fragten sie den Blinden noch einmal:
Was sagst du selbst über ihn?
Er hat doch deine Augen geöffnet.
Der Mann sagte:
Er ist ein Prophet.
Sie entgegneten ihm:
Du bist ganz und gar in Sünden geboren
und du willst uns belehren?
Und sie stießen ihn hinaus.
Jesus hörte, dass sie ihn hinausgestoßen hatten,
und als er ihn traf,
sagte er zu ihm: Glaubst du an den Menschensohn?
Da antwortete jener und sagte: Wer ist das, Herr,
damit ich an ihn glaube?
Jesus sagte zu ihm: Du hast ihn bereits gesehen;
er, der mit dir redet, ist es.
Er aber sagte: Ich glaube, Herr!
Und er warf sich vor ihm nieder.
Christus will unser Licht sein
Licht sein
„Da geht jemandem ein Licht aufgegangen!“ „Da gingen mir die Augen auf!“ - Das sind Sätze, die ausdrücken: Jemand hat etwas begriffen, was für das Leben wichtig ist. Licht und Finsternis – mit diesen Worten werden Glauben und Unglauben beschrieben. Der Glaube an Gott schenkt eine neue Sicht auf das Leben. Das ist die frohe Botschaft, die uns Paulus in seinem Brief an die Epheser und auch das Evangelium schenken wollen.
Paulus schreibt in seinem Brief an die Epheser: „Einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht im Herrn. Lebt als Kinder des Lichtes.“ Ganz klar: Der Glaube an Jesus muss sich einfach auswirken auf das Denken, auf das Reden und auf das Handeln. Wer vorgibt, zu Jesus zu gehören, muss das zeigen.
Als ein sehr wichtiges Beispiel sehe ich die Bemühungen vieler Menschen, die Kirche zu erneuern. In der Weise, wie wir alle miteinander suchen und Antworten auf Fragen finden, konservative und progressive, können wir zeigen, dass wir „Licht im Herrn“ sind. Viele wollen, dass die Kirche, die Gemeinschaft all derer, die an Jesus glauben, auch eine Zukunft hat. Ihnen ist wichtig, den Glauben an Jesus weiterzutragen. Dass es da unterschiedliche Meinungen über die Wege gibt, dass sich konservative und auch progressive Christen gegenüberstehen, zeigt auch, wie ernst es vielen ist. Dennoch: Die unterschiedlichen Meinungen sollten doch in Liebe, das heißt im Aufeinander Hören, ausgetragen werden. Wenn auf diese Weise ehrlich und in gegenseitigem Verständnis um Fragen und Antworten gerungen wird, dann ist das wie ein Licht in der Welt. Wenn wir als Christen und Christinnen ehrlich anschauen, was falsch gelaufen ist, dann trägt das dazu bei, dass der Glaube an Jesus wieder mehr als das Licht des Lebens gesehen und erkannt wird. Wir alle brauchen Mut, die Kirche zu sehen wie sie ist. Wir brauchen den Mut in Demut zu sehen, dass wir alle Kirche sind und Veränderung zuerst immer bei uns selbst anfängt.
Als Kinder des Lichtes leben
Doch auch in meinem ganz persönlichen Leben kann mir schon ein Licht aufgehen oder Licht im Herrn sein. Ich kann als jemand, der an Jesus glaubt, vielleicht einen Schicksalsschlag anders sehen. Ein schlimmes Erlebnis kann mir auch zeigen, dass es einen tieferen Sinn im Leben gibt. Eine Krankheit kann mich reifer und gelassener machen. Wenn ich an Jesus glaube, dann bewerte ich mein eigenes Leben und das anderer nicht mehr bloß nach Erfolg oder wieviel Besitz die Menschen haben. Meine Interessen versuche ich nicht mehr mit Gewalt oder mit unfairen Mitteln durchzusetzen. Ich versuche, Frieden zu stiften. Es geht dabei nicht darum, falsches Verhalten zuzudecken. Es geht darum, dass jeder in einem Streit zu seinem Recht kommt.
Jesus hat ganz bewusst auf die Seite derer gestanden, die verachtet waren. Stehen wir auf der Seite der Verachteten und der Menschen, die ausgrenzt sind? Da können wir wie Licht sein. Jesus hat einen Gott gepredigt, der immer wieder verzeiht. Wie denken wir über Menschen, die schwere Schuld auf sich geladen haben. Wie stehen wir zu ehemaligen Strafgefangenen? Klar muss Fehlverhalten durch den Staat bestraft werden. Dennoch: wie groß immer die Schuld ist, ein Mensch ist und bleibt ein geliebtes Kind Gottes. Auch so einem Menschen ist mit Achtung und Respekt zu begegnen. Jesus hat sich auf die Seite derjenigen gestellt, die schwach sind. Jesus hat Kinder gesegnet und sie uns als Beispiel vor Augen hingestellt. Wir leben als Kinder des Lichtes, wenn wir ebenso mehr die Menschen beachten, die schwach sind, die nicht leistungsfähig sind. Es sind die Menschen, die rein menschlich gesehen gescheitert sind. Gerade sie brauchen unsere Zuwendung.
Mut zur Wirklichkeit
Was ich da gerade aufgeschrieben habe, klingt wie ein Beichtspiegel. Wir stehen in der Fastenzeit. In ihr gilt es, dass wir unsere Liebe zu Gott wieder erneuern. Wieder stelle ich Fragen, die sich wie ein Beichtspiegel anfühlen. Doch wenn Paulus diese Worte der Lesung ans Herz legt, dann sollen wir nicht mehr so leben, als gäbe es Jesus nicht. Wie oft meinen wir, Worte Jesu zurückweisen zu können, weil sie unserem Leben hinderlich sind, weil sie uns am Aufstieg hindern. Wo passen wir uns zu sehr an die Welt an. „Prüft, was dem Herrn gefällt, und habt nichts gemein mit den Werken der Finsternis, die keine Frucht bringen!“ Auch wir Christen und Christinnen machen Fehler. Dennoch sollten wir uns immer redlich mühen, die Worte Jesu in unser Leben umzusetzen und in diese Worte hineinzuwachsen.
Es braucht Mut, seiner eigenen Wirklichkeit ins Auge zu schauen. Wir brauchen unser Leben lang, dass uns die Augen immer mehr aufgehen. Wir müssen es aber auch wirklich wollen. Die Fastenzeit ist eine Chance, das eigene Leben wie auch die Kirche immer mehr mit den Augen Jesu zu sehen.
Am Ende der Lesung haben wir gehört: "Wach auf, du Schläfer und steh auf von den Toten und Christus wird dein Licht sein!“ Christus will auch unser Licht sein. Mögen Jesus und seine Liebe immer mehr als unser Licht aufgehen.
Nicht Sehende sehen und Sehende werden blind
Sich nicht blenden lassen
Vielleicht ist es Ihnen auch schon so ergangen, dass man vor lauter Blendung überhaupt nichts mehr sieht, etwa beim Autofahren entgegenkommender Fahrzeuge. Man könnte sagen, unangenehme Begegnung durch Blendung. Es gibt im Leben immer wieder Situationen, wo man sich blenden lässt. So auch in der ersten Lesung:
Isai, übersetzt „Mann JHWHs“, Vater des David, hatte mehrere Söhne. Einer von ihm, Eliab, wird gesagt, er habe „eine stattliche Gestalt“. Gut denkbar, dass Samuel annimmt, der könnte Nachfolger des Königs Saul werden. Einer der Söhne fehlt bei dieser Begegnung zwischen Isai und dem Propheten Samuel: Es ist der jüngste Sohn David. „Auch ersieht gut aus“. David heißt übersetzt „Geliebter“ oder „Liebender“. Er ist ein Hirtenknabe. Offenbar taugt nur der für das Amt des Königs, der die Menschen liebt, der zu ihnen kommt und auch sie begleitet. Ein sehr ernstzunehmender Hinweis besonders für Amtsträger, also nicht unbedingt ein Superstar mit guten Beziehungen überall hin, materiell bestens abgesichert, wie dies damals alttestamentliche Könige waren. David, ein König ohne Palast, nicht wie Saul, sein untauglicher Vorgänger. David bleibt Hirte so wie es auch JHWH ist.
Davids Autorität leitet sich nicht von Äußerlichkeiten ab, sondern wird getragen vom Geist JHWHs, vom göttlichen Geist der Liebe, wohl ausgestattet mit vielen Talenten, aber auch mit all seinen Unvollkommenheiten. Gott beruft das Unscheinbare, das Unauffällige. Es gibt eine äußere und eine innere Berufung. Das Äußere ist meist sehr verlockend, kann auch wirklich gut weiterhelfen, es kann aber auch blenden im Sinn von täuschen. Berufungen gibt es verschiedene, weil die Aufgaben im Leben mannigfaltig sind und hat auch mit Talenten zu tun, die manchmal auch erst entdeckt werden müssen. Entscheidend ist aber die innere Haltung, dann erst kommen äußere Umstände dazu, die sich ergänzen können. Dabei ist auch wichtig, w i e man an die Aufgaben herangeht, also auch ein Bewusstmachen von Verpflichtung und Bindung.
Gott begegnet den Menschen ganz persönlich wie den Propheten Samuel, den Hirtenknaben und späteren König David, der zum König gesalbt wird. Auch wir werden in der Taufe zu Königen, Propheten und Priestern gesalbt. Wie soll sich das zeigen?
Licht und Finsternis
Die zweite Lesung erteilt dazu einen Auftrag: „Lebt als Kinder des Lichts!“ Dazu wird auch gleich gesagt, wie das gehen soll: Bringt Güte, Gerechtigkeit, Wahrheit in die Welt. Das sind nämlich die Früchte des Heiligen Geistes. Alles andere ist Finsternis. Das erleben wir in Kriegen, in gestörten Beziehungen aller Art, in Gezänk, Mobbing und was es sonst noch an Bösartigem gibt. Auch in der Bergpredigt ist schon dieser Auftrag zu finden: „Ihr seid das Lichtder Welt.“ (Mt 5,13-16) Auftrag, Forderung. Seid Licht, keine ängstlichen Armleuchter. Eure Begegnungen untereinander mögen hoffnungsfroh, mutmachend sein, besonders dort, wo es viel Dunkelheit, Resignation gibt. Jesus bringt Licht in die Dunkelheit der Welt. Das feiern wir zu Ostern.
Heilsame Begegnungen
Gleich am Beginn des Evangeliums beantwortet Jesus die Frage, ob nicht Krankheit, Leid und sonstige Dunkelheiten als Strafe für sündiges Verhalten zu sehen seien. „Weder er noch seineEltern haben gesündigt, sondern das Wirken Gottes soll an ihm [dem Blinden] offenbar werden.“ Es gibt keine Kollektivschuld, keine Sippenhaftung für persönliches Versagen. Auch ist manches Leid unverschuldet, wie etwa die Erdbebenkatastrophe mit mehr als 50 000 Toten in der Türkei. Die Antwort Jesu überzeugt die „gläubigen Formalisten“, die Pharisäer nicht. Heilung am Sabbat, denkunmöglich! Wer Gesetze nicht hält, kann nicht von Gott sein. Formalfehler sind Zeichen von Ungläubigkeit, ein Gedankengut, das wir bis heute vorfinden.
„Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.“ (Joh 9,5). Nicht die physische Blindheit allein ist von Übel, sondern die Kurzsichtigkeit unserer Einstellungen, die Blindheit des Herzens. Wenn jemand „Blind vor Wut ist“ (Redewendung), kann er nichts sehen. Der Mensch schaut zwar, sieht aber nichts mehr. „Erkennen“ und „Lieben“ sind im Hebräischen dasselbe Wort. Glauben hat mit Erkennen zu tun.
Dass Evangelium will heilsame Begegnungen, besonders nach unheilsamen Auseinandersetzungen. Sonntag Laetare: Wir bleiben nicht beim Leid stehen. Der Übergang, das Reich Gottes zeigt sich immer wieder. Ich wünsche Ihnen viele heilsame Begegnungen, die zu Friede und Freude führen.
Gott will uns die Augen öffnen
Wenn es den ganzen Tag Nacht ist!
Als meine Tante nach längerer Zeit wieder mal zum Augenarzt ging, empfing er sie mit den Worten: „Wo ist Ihr Hund?“ – „Welcher Hund?“, fragte sie erstaunt, doch dann dämmerte es ihr: der gut aufgelegte Onkel Doktor meinte einen „Blindenhund“ und verschrieb ihr eine Brille.
Das heutige Evangelium handelt von einem, der von Geburt an mit völliger Blindheit geschlagen ist. Die Heilung des Blindgeborenen ist in mehrfacher Hinsicht erstaunlich. Im Raum steht die Frage „Wer hat gesündigt?“ (Joh 9,2). Einige erkennen darin einen Hinweis auf den Glauben an die Wiedergeburt. Es hätte ja sein können, dass der Blindgeborene im früheren Leben ein Gauner war. Doch das sind Fake News, und die reflexartige Frage nach der Schuld an einem Unglück bleibt letztlich unbeantwortet. Jesus lenkt die Aufmerksamkeit vielmehr auf sein Tun und stellt fest: „Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern das Wirken Gottes soll an ihm offenbar werden“ (Joh 9,3). Und dann tut er!
Ich habe mich gefragt: Was war das eigentlich für eine wunderliche Heilsalbe, die Jesus fabrizierte? Es heißt: Jesus spuckte auf die Erde, machte mit dem Speichel einen Teig und strich ihn dem Blinden auf die Augen (Joh 9,6). Jesus machte keine Show; Speichel galt in der Volksmedizin als Augenheilmittel – das kann man bei Plinius dem Älteren nachlesen –, und so handelte Jesus in der Tradition der Krankenheiler seiner Zeit (vgl. Plinius: Naturalis historia 28,7). Der Glauben an die heilende Wirkung von Speichel hat sich dort erhalten, wo Leute über die Schulter spucken, weil es Glück bringen soll. „Toi, toi, toi“ sagen wir als lautmalerischer Ersatz für dreifaches Ausspucken. Hier symbolisiert der Speichel Jesu Wirkungskraft (vgl. Mk 7,33; 8,23); die Erde wiederum verwurzelt ihn mitten unter uns Menschen, wie Adam aus Erde geformt (Gen 2,7). Dank einer Synthese von menschlichem Glauben und göttlicher Kraft geschieht das Wunderbare: „Der Blinde ging fort und wusch sich. Und als er zurückkam, konnte er sehen!“ (Joh 9,7).
Doch es gibt nicht nur körperliche Blindheit. Es gibt fix auch geistliche Blindheit. Die Eltern des Blinden riefen, sie seien „Jünger des Mose“, also Anhänger des Mehrheitsjudentums, und der Geheilte wurde Teil jener messianischen Bewegung, die im Christentum aufging (Joh 9,28).
Wer kann Gott verstehen?
Es ist eine bekannte Geschichte: Drei Blinde stehen vor einem Elefanten. Jeder inspiziert einen Körperteil und kommt zu einem anderen Schluss. Der das Bein des Elefanten berührt, meint, er stehe vor einer mächtigen Säule. Ein anderer hält den Schweif für ein ausgefranstes Handyladekabel. Und der Dritte zuckt zurück: Er hat den Rüssel für eineKobra gehalten!
Gottes unendliche Größe in ihrer Gesamtheit zu erfahren, ist uns nicht gegeben. Jeder von uns kennt einen Teilaspekt – seine Güte, seine Stärke oder seine Gerechtigkeit... Wenn wir einander von unseren partiellen Gotteserfahrungen erzählen, formt sich ein größeres Bild. Darum ist der Austausch in unserer Pfarrgemeinde und darüber hinaus so wertvoll. Jesus möchte uns die Augen öffnen, damit wir mehr von Gott erkennen. Doch Vorsicht: gerade, wenn wir meinen, Bescheid zu wissen, können wir uns gewaltig überschätzen – wie ein Elefant, der am Opernball Walzer tanzen will.
Das Johannesevangelium spricht ganz bewusst nicht von Wundern. Es spricht vom „σημεῖον (semeion)“, im Sinne von „Signal“, „Omen“ oder „Zeichen“, das auf etwas Größeres – auf Gott – hinweist. Unsere Gemeinschaft, in der wir uns befinden, kann uns Gott näherbringen. Solche göttlichen Zeichen helfen uns, unseren Blick in die richtige Richtung zu lenken. Sie sind gleichsam der „Blindenhund eines Christen“, der uns dabei hilft, Wichtiges im Leben anzusteuern, Falschem auszuweichen und unseren eigenen Weg mit Gott zu finden.
(c) Diakon Oliver Meidl, MBA MAS, Wien
Jesus schenkt uns eine neue Sicht auf das Leben
Jeder sieht anders und anderes
Ich erinnre mich noch gut an eine Vorlesung, als ich anfing Theologie zu studieren. Der Professor zeichnete an der Tafel ein X. Nun durften wir Studenten und Studentinnen sagen, was wir in diesem X sehen. Ein Student sah ein Multiplikationszeichen der Mathematik. Ein anderer dachte an das X Chromosom. Wieder ein anderer sah ein Andreaskreuz. Dieses Beispiel zeigt mir: Wenn wir vom „Sehen“ sprechen, dann kann sich das durchaus beziehen auf unsere organischen Augen. Doch es gibt ein anderes Sehen, es gibt eine andere Blindheit. An verschiedenen Gegenständen nehmen wir Unterschiedliches wahr. Das geschieht auch bei Menschen. Vor allem geschieht das auch bei Jesus, wie wir im Evangelium sehen werden.
Jesus hat sicher Menschen mit organischer Blindheit geheilt. Er hat ihnen neues Leben, eine neue Lebensqualität geschenkt. Wie wird sich wohl jemand fühlen, der endlich sehen kann oder wieder sehen kann? Das kann nur jemand erahnen, der das auch wirklich erlebt hat.
Sehen mit den Augen des Glaubens
Im Evangelium geht es auch um ein anderes „Sehen“. Es ist das „Sehen“ mit den Augen des Glaubens. Dieses „Sehen“ mit den Augen des Glaubens ist auch ein Geschenk. Wie Jesus im Evangelium an den Blinden handelt, so will er auch an uns handeln. „Die Werke Gottes sollen an ihm offenbar werden“. Der Blinde erkennt immer mehr, was Jesus an ihm getan und gewirkt hat. Offen und ehrlich bekennt er das. Das bringt ihm harte Auseinandersetzungen mit den Schriftgelehrten ein. Auch seine Eltern können mit ihm nichts mehr anfangen.
Diese harten Auseinandersetzungen zeigen, wie sehr sich die Pharisäer und Schriftgelehrten gegen Jesus sträuben, wie sehr sie sich gegen den Glauben sträuben. Jeder, der an Jesus glaubt, wird von ihnen verstoßen. Sie sehen in Jesus einen, der den Sabbat missachtet. Für einige ist er ein Sünder, andere sind sich darüber unsicher, ob ein Sünder ein Wunder wirken kann. Doch der Mann, der von seiner Blindheit geheilt wurde, steht einfach zu dem, was er mit Jesus erlebt hat. Er findet immer mehr und immer tiefer zum Glauben an Jesus. Er erkennt immer mehr, je mehr sich Jesus mit ihm beschäftigt, wer Jesus für ihn ist. Jesus ist derjenige, der ihn geheilt hat. Er sieht auch, wer Jesus für die Menschen ist. Er bekennt Jesus als den Menschensohn. Immer tiefer wächst sein Glaube an Jesus. Eben das ist entscheidend.
Leben im Licht des Glaubens
Paulus beschreibt den Glauben an Jesus in seinem Brief an die Epheser mit dem Wort „Licht“. Jesus ist das Licht der Welt. Wenn wir an Jesus glauben, wenn wir IHN annehmen als unseren Herrn, wenn wir seine Worte annehmen, wenn wir eine Beziehung mit Jesus eingehen und diese auch pflegen durch Gebet, durch Gottesdienste, durch Werke der Liebe, dann leben wir im „Licht des Herrn!“ Wir leben im „Licht“, wenn wir glauben, wie sehr wir von Gott angenommen und geliebt sind. Wir leben im Licht, als „Kinder des Lichtes“ wenn wir die Mitmenschen annehmen als Söhne und Töchter Gottes, auch dann, wenn wir uns mit ihnen schwertun. Wir leben im Licht, wenn wir an das Ziel glauben, einmal in der Liebe Gottes zu leben. Unser Leben bekommt durch den Glauben, durch Jesus einen neuen Sinn, eine neue Orientierung.
Der Glaube an Jesus schenkt uns eine neue, eine andere Sicht auf die Welt und auf unser Leben. Wir leben in derselben Welt wie andersgläubige, wie nichtgläubige Menschen. Wir haben dieselben Probleme. Wir erleben Kriege, Streitereien. Wir erleben dieselben Unsicherheiten und Ängste durch die Corona Epidemie wie durch den Klimawandel. Wir haben genug Grund, die Welt, die Zukunft schwarz zu sehen. Doch wir können als Christen diese Welt weiterhin als eine gute Schöpfung Gottes ansehen. Wir können sie als einen Ort betrachten, den wir gestalten können. Wir können darauf hoffen, dass Gott seine Welt zum Guten führen wird. Durch den Glauben können wir eine ganz andere Sicht, die Sicht Gottes bekommen.
Sehen mit den Augen Gottes
Jesu lehrt uns, unser Leben, diese Welt und vor allem unsere Mitmenschen mit den Augen Gottes anzusehen. Gott schaut auf das Herz des Menschen. So haben wir es ja in der Lesung aus dem Buch Samuel gehört. Nicht das „Aussehen und die stattliche Gestalt“ des Eliab lässt jemand zum König geeignet sein. Bei Gott zählen andere Qualitäten. Gott hat eine andere Sicht.
Jesus will auch uns eine neue Sicht auf das Leben schenken. Er wirkt auch an uns. Das kann auch uns Auseinandersetzungen bringen. Es kann auch für uns bedeuten, nicht verstanden zu werden. Wenn wir Jesus immer mehr erkennen, dann können wir auch zu unserem Glauben stehen. Lassen wir Jesus auch an uns wirken, lassen wir uns sehend, besser gesagt, immer tiefer glaubend machen.
Die Blindheit des Herzens heilen lassen
Mit dem Herzen sehen
„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar…!“ Eine Zeit lang war dieses Wort bei vielen Hochzeiten zu hören. Der Ehemann, die Ehefrau sollte mit den Augen des Herzens, mit den Augen der Liebe angeschaut werden. Der Mensch ist eben mehr als das, was man von außen her sieht. Der Mensch ist mehr als seine äußeren Taten.
In diesem Wort, das der Fuchs zum kleinen Prinzen spricht, zeigt sich: Es gibt nicht nur ein äußeres Sehen. Es gibt ein anderes Sehen auch. Es gibt nicht nur eine Blindheit der organischen Augen. Diese Blindheit ist sicher sehr bitter. Ich stelle mir vor, dass Jesus tatsächlich Blinde geheilt hat. Welche eine Freude und Erleichterung müssen diese Menschen gespürt haben. Welche neue Lebensqualität diese Menschen bekommen.
Der junge Mann im Evangelium bekommt ein neues Leben geschenkt. Jesus hat ihn geheilt. Doch hat er ihn noch aus einer tieferen, eine anderen Blindheit befreit. Es ist die Blindheit unseres Herzens. Diese Blindheit kann nur dann geheilt werden, wenn wir in der Tat Jesus begegnen und nicht nur das: wir können von der Blindheit unseres Herzens nur dann geheilt werden, wenn wir uns auf IHN einlassen, wenn er uns mit seinen Wort und Zeichen ganz nahe kommen. Unser Leben kann schöner und reicher werden, wenn wir uns auf Jesus einlassen. „Gottes Handeln soll an ihn offenbar werden!“ so antwortet Jesus auf die Frage der Jünger, ob der junge Mann gesündigt hat oder ob seine Eltern gesündigt haben. Gottes Handeln kann auch an uns heute offenbar werden.
Im Grund genommen heilt doch Gott nicht die Augen. Er heilt noch viel mehr unsere Herzen. Nur mit dem Herzen sehen wir das, was hinter allem Äußeren zu sehen ist. Je mehr wir unser Herz Gott schenken und von seinen Worten und seiner Liebe zu uns heilen lassen, umso mehr lernen wir die Mitmenschen und Gott kennen.
Herzen heilen
Der Prophet Samuel ist für uns ein wichtiges Beispiel. Auch er sieht zuerst das äußere: das Aussehen und die stattliche Gestalt. Samuel schaut zuerst auf das, was die Menschen sehen. Gott hat einen anderen Blick. Eben diesen Blick muss Samuel noch erlernen. Gott sieht nicht auf das Äußere, was uns Menschen wichtig ist. Gottes Blick ist ein anderer.
Eben diesen Blick müssen auch wir noch lernen. Wir lernen diesen Blick je mehr unser Herz geheilt wird. Herzen müssen geheilt werden vom Egoismus. Dieser lässt einen Menschen nur noch den eigenen Vorteil sehen, nur noch an sich selber denken. Man sieht nicht mehr den Mitmenschen. Wie arm ist doch ein Blick eines Menschen, der nur noch sich sieht und den Mitmenschen nicht mehr als Bereicherung empfindet. Herzen müssen geheilt werden von Angst. Man sieht nur noch Gefahren und verliert völlig das Vertrauen auf Gott. Gott lenkt unser Leben. Herzen müssen geheilt werden von Eitelkeit. Ein Mensch hat keinen Blick mehr für die Schönheit der Welt und der Mitmenschen. Herzen müssen geheilt werden von Neid, von Hass, von der Lüge. Das alles lässt den Menschen nur auf sich selbst zurück fallen, nur noch sich selbst sehen.
Schon gar nicht hat der Mensch einen Blick für Gott, für Jesus Christus. Dieser Jesus holt uns mit seinen Worten aus dem Dunkel in das Licht des Lebens. Wo bleiben wir im Dunkel der Welt stecken. Dabei sind wir ja zu Licht geworden. Bei der Tauffeier betet der Priester: "Das Kind soll als Kind des Lichtes leben..." Das können wir nur dann, wenn uns eben Jesus für uns das Licht ist wie es Paulus an die Epheser schreibt. Ein Herz, das verwundet ist, das sich nicht in Gott festmacht, bleibt an den Werken der Finsternis stecken, an den Werken, die uns unfrei machen, an den Werken, die unser Leben zerstören.
Sich heilen lassen
Je mehr wir unsere Herzen heilen, um so mehr werden wir auch Jesus erkennen als den Herrn unseres Lebens. Wir haben im Evangelium gehört, wie sehr sich viele ihm verschließen. Er hat ja schließlich an einem Sabbat geheilt. Die zu starke Fixierung auf ein Gesetz, das Halten eines Gesetztes bloß um des Gesetzes willen. Jesus aber geht es immer um das Heil des Menschen, sein körperliches, mehr noch aber sein seelisches, sein geistliches Heil. Wer mit dem Herzen sieht, wer immer mehr mit den Augen Gottes sieht, der wird unverstanden. Ein Mensch kann ausgestoßen werden aus der Gemeinde. Es kann schwere persönliche Folgen haben, wenn ich mit dem Augen Gottes sehe. Nicht einmal die Eltern stellen sich hinter dem Sohn. Sie bleiben zu sehr im eigenen Glauben. Sie fürchten zu stark ausgegrenzt zu werden aus der Synagoge. Zwar sehen sie, dass ihr Sohn geheilt ist, doch wer Jesus ist, erkennen auch sie nicht. Es kann zu Spaltungen kommen wie wir es im Evangelium gehört haben.
Im Evangelium sehen wir viele Menschen, die Jesus nicht erkennen. Sie wollen es auch gar nicht. Zu sehr würde ihr Lebensgebäude zusammenbrechen. Zu sehr müssten sie ihr eigenes Leben ändern. Auch als religiöser Mensch kann ich dieser Gefahr unterliegen, Gott in meinem Leben außen vor zu lassen. Ich setze absolut, was ich für richtig und wichtig erkannt habe. Ich bin voll von mir selbst. Mein Herz und die Augen meines Herzen aber sind für Gott, für Jesus zu. Hier spüre ich, den Sinn der Fastenzeit. Sich ehrlich zu fragen, wo ist mein Herz krank, wo kann es die Liebe Gottes nicht erkenne, wo kann ich nicht erkennen, dass Gott mit der Welt andere Weg geht.
"Man sieht nur mit dem Herzen gut." Das sagt der Fuchs zum kleinen Prinzen. Wir sehen auch nur mit dem Herzen gut, wenn es in Gott verankert ist, wenn es geheilt ist. Lernen wir sehen, was Gott von uns will, lernen wir die Wege Gottes mit uns, die Liebe Gottes zu uns sehen, in dem wir Jesus begegnen.
Wer ist schuld? - Warum wir immer Sündenböcke suchen und logische Erklärungen haben wollen...
Um die Argumentation der Predigt deutlicher zu machen, sollen als Kurzfassung die
Verse: Joh 9,1-16 und 28 - 38 gelesen werden.
Irgendjemand muss doch schuld sein...
Immer wenn uns die Meldung von einem Unfall, einem Versagen oder einer Katastrophe erreicht, wird die Frage gestellt: Und wer ist schuld daran? Sofort setzt die Suche nach jemandem ein, der oder die sich schuldig gemacht hat. Diese Reaktion ist verständlich, denn sie erleichtert den Umgang mit solchen unangenehmen oder leidvollen Erfahrungen sehr. Wenn klar ist, wer schuld ist, sind alle anderen unschuldig und vom Verdacht frei zu sprechen. Wenn klar ist, wer schuld ist, ist auch klar, wer die Verantwortung zu tragen hat, damit sind alle anderen entlastet. Wenn klar ist, wer schuld ist, können Vergeltungs- und Rachebedürfnisse befriedigt und Strafen verhängt werden.
Alle diese Vorteile, die das Dingfestmachen eines Schuldigen mit sich bringt, erklären, warum wir so eifrig, oft fast fanatisch nach den Schuldigen für negative Ereignisse suchen. Jemand oder etwas muss doch daran schuld sein, dass das oder jenes passiert ist, davon sind wir überzeugt. Nur leider ist die Sache nicht so einfach.
Die Ursachen und Vorgeschichte eines Unglückes oder Versagens sind oft kompliziert und verworren. Oft haben viele kleine Schritte dazu geführt oder viele verschiedene Menschen haben ihre Beiträge geleistet, damit es so weit kommen konnte. Viele, vielleicht sogar alle, sind an diesem Ereignis beteiligt und so gesehen schuld. Oder es ist überhaupt niemand schuld. Es war einfach Pech, Tragik, Zufall, zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Damit umzugehen, das auszuhalten fällt uns ganz besonders schwer.
Jesus hat ein anderes Gottesbild
Auch im heutigen Evangelium geht es um die Frage: Wer ist schuld? Im Judentum war die Ansicht sehr verbreitet, dass Leid die Strafe Gottes für die Sünden der Menschen ist. Was aber ist, wenn es jemanden trifft, der oder die gar nicht sündigen konnte, wie ein neugeborenes Kind? Dann müssen halt die Eltern herhalten, sie werden durch die Blindheit ihres Kindes für ihre Sünden von Gott bestraft.
Jesus ist zur Stellungnahme herausgefordert und er reagiert scharf: Niemand hat gesündigt. Jesus lehnt den Zusammenhang von Schuld und dem als Strafe von Gott verhängtem Leid entschieden ab. Seine Gotteserfahrung ist eine ganz andere. Gott verhindert das Leid nicht, er straft die SünderInnen damit auch nicht. Sondern er ist ihnen nahe und will sich offenbaren, indem er heilt. Gott ist bei den Menschen im Leid, er führt sie manchmal auch heraus. Er ist ein Gott, der rettet.
Deshalb schreitet Jesus sofort nach dieser Klarstellung, dass weder der blind Geborene, noch seine Eltern gesündigt haben, zu Heilung des Blinden.
Ein neuer Umgang mit Schuld und Leid
Damit hat er den Pharisäern aber ein großes Problem bereitet, noch dazu wo die Heilung am Sabbat geschehen ist, den Jesus offenbar als besonders geeignete Zeit für Heilungen empfunden hat. Ein Streit und Konflikt entstehen: Kann Jesus, darf Jesus im Namen Gottes Menschen heilen und ihnen damit, nach jüdischer Vorstellung, auch ihre Sünden vergeben? Ist er berechtigt, die gängige Meinung über den Zusammenhang von Sünde und Leid zu bestreiten und dann auch noch durch eine wunderbare Heilung als falsch zu erweisen?
Die Pharisäer fühlen sich ohnmächtig. Das einzige, was ihnen einfällt, ist der Ausschluss des Geheilten aus der Synagogengemeinschaft. Seine Erfahrung des gütigen, heilenden Gottes und sein neuer Glaube könnten ja ansteckend sein. Wo kämen wir denn da hin, wenn das alle glauben würden?
Jesus aber tritt mit dem Geächteten in Kontakt und bestätigt ihn in seinem Glauben an die rettende Macht des Menschensohnes, des Messias. Die Pharisäer aber bleiben verhärtet und gefangen in ihren Anschauungen zurück. Die Geschichte zeigt, dass Jesus die Seinen und auch uns von der zwanghaften Suche nach Schuldigen und Sündenböcken befreien will. Diese Suche hält die Einteilung der Menschen in Böse und Gute, Schuldige und Unschuldige aufrecht. Jesus will uns zeigen, dass manches Leid keinen nachvollziehbaren Grund hat und keinen Auslöser, den wir dingfest machen könnten. Jesus möchte unseren Blick auf den Gott, der treu ist und mit uns durch das Leben geht, lenken.
Gott bleibt im Leid bei uns
Es ist eine der erstaunlichsten Erkenntnisse des jüdischen Glaubens, dass Gott nicht nur dort ist, wo es gut ist, wo es uns gut geht. Es ist offenbar auch nicht Gottes oberstes Ziel, uns vor dem Verlust von Glück und Wohlergehen zu schützen und zu bewahren. Die Gotteserfahrung des Judentums ist, dass Gott im Leid bei uns bleibt und mit uns durch das Unglück geht. Er führt uns zum Besseren, dort wo das möglich ist und wo es nicht möglich ist, stärkt und ermutigt er uns. Selbst durch den Tod hindurch geht er mit uns in das ewige Leben, wo wir von ihm vollendet werden.
Das Christentum hat erkannt, dass diese Vorstellung von Gott in Jesus Fleisch und Blut angenommen hat. Er ist es, in dem Gott erfährt wie sich menschliches Leid anfühlt, weil Jesus selbst Schmerzen und Verachtung ertragen hat. Die Erkenntnis, dass in Jesus Gott leibhaftig im Leid bei uns ist, haben die ersten Christinnen und Christen wie eine Erleuchtung empfunden. Dieser Glaube stellte die Suche nach den Schuldigen in ein anderes Licht. Wenn Gott mitten unter den Opfern ist, dann lässt sich auch sinnloses und grundloses Leid bewältigen.
Vielleicht hat uns die Gemeinde um den Apostel Johannes diese Geschichte deshalb überliefert, weil sie sie als Metapher für ihre eigene Verwandlung empfunden hat. Von Geburt an sind diese Menschen überzeugt gewesen, dass Leid Strafe Gottes für Sünden ist. Jetzt sehen sie, dass Gott nicht straft, sondern im Leid mitten unter den Opfern ist. Das gibt ihnen Hoffnung und eine ganz neue Sichtweise.
© Mag.a Dorothea Schwarzbauer-Haupt, Sozialreferat der Diözese Linz
Glaubst du an den Menschensohn?
An Jesus glauben
Heute hörten wir das Evangelium vom Blindgeborenen. Er wird von Jesus geheilt. Da haben die Pharisäer ihre Schwierigkeiten. Jesus passt nicht in ihre Vorstellung von Gesetzesauslegung. Er heilt am Sabbat. Um die Menschen abzuschrecken, sich Jesus zuzuwenden und an ihn zu glauben, stoßen sie den Geheilten aus der Synagoge aus. Das hieß auch, dass er religiös und gesellschaftlich ins Leere fallen sollte. Später begegnet ihm Jesus. Er sagte zu ihm: "Glaubst du an den Menschensohn?" Der Mann fragte: "Wer ist das, Herr? Sag es mir, damit ich glaube." Jesus erwidert ihm: "Du siehst ihn vor dir. Er, der mit dir redet, ist es." Dann findet der geheilte Mann zum Glauben an Jesus: "Ich glaube, Herr! Und er warf sich vor ihm nieder." Das war die eigentliche, die innere Heilung des Blindgeborenen. Gegen alle Ausgrenzung und Einschüchterung glaubte er an Jesus als sein Lebenslicht.
Im achten Kapitel des Johannesevangeliums, das unmittelbar der Heilung des Blindgeborenen vorausgeht, legt Jesus Zeugnis von sich selber ab. Er sagte: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ Wir haben die Hälfte der Fastenzeit überschritten und bitten Gott, dass er uns für das Geheimnis seines Sohnes als Licht auf dem Weg durch den Tod zum Leben erleuchte.
An den Menschensohn glauben
In der heutigen Gesellschaft gibt es eine Dunkelheit, eine „Abwesenheit Jesu“. Im Alltag, in den Massenmedien wird Jesus Christus noch genannt. Doch bleibt offen, wer er wirklich ist. Vieles ist vage und unklar. Manche nennen sich „gläubig“ und meinen die Existenz eines höheren Wesens, vielleicht eines Schöpfers. Sie glauben, dass es ein Jenseits gibt. Bei dieser Art von Religiosität ist Jesus praktisch nicht vorhanden.
Es bleibt auch die Frage an uns: „Glaubst du an den Menschensohn“, der zugleich Sohn Gottes ist und uns zu seinem Vater führt? Der uns persönlich liebt und der für uns sein Blut am Kreuz vergoss? Ist das unser persönlicher Glaube? Nur im Verstand oder bewegt er unser Herz? Wir sind seit unserer Taufe mit Jesus in Beziehung. Doch das Feuer, das Gott damals angezündet hat, ist niedergebrannt. Oft sieht man nur mehr die Asche. Zum Glück ist noch Glut darunter. Sie gilt es zu entfachen. Mancher wird sagen: „Zuerst müsste ich mein Misstrauen dem Herrn gegenüber loslassen, das scheint für mich schwer. Wenn ich nicht mehr alles selber in der Hand halte, fühle ich mich verunsichert.“
Doch der Geist Jesu, der Hl. Geist drängt uns, das Steuer unseres Lebens aus der Hand zu geben und es Jesus ganz, nicht nur halb, zu überlassen. Jesus muss in meinem Lebenswagen vorne sitzen und ich hinten. Oft schieben wir Jesus weg! Nein! schön hinten sitzen und Jesus alles zutrauen und ihm alle Vollmachten geben! Er steuert mich in gutes Land! Sein Licht leuchtet den richtigen Weg aus.
Jacques Loew, einer der ersten Arbeiterpriester nach dem zweiten Weltkrieg, hatte in seiner Jugend den Glauben verloren. Aber eine tiefe innere Unruhe, eine Sehnsucht nach Gott, ließ ihn nicht los. Da kniete er sich eines Tages nieder und betete: "Herr, Gott, Jesus, wenn es dich gibt, dann lass mich dich erkennen!" Und - er betete lange und oft so, ein halbes Jahr, bis er wieder glauben konnte. Heute sind wir wie der Blindgeborene gefragt: „Glaubst Du?“ Uns frägt Jesus „Bist du bereit, mir dein Leben zu übergeben?“ Öffnen wir ihm die Tore unserer Herzen! Sein Licht ist das Licht des Lebens. Wir wandeln nicht in der Finsternis.
"Lebt als Kinder des Lichtes!"
In der Lesung des Epheserbriefes heute heißt es: “Denn einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr durch den Herrn Licht geworden. Lebt als Kinder des Lichts! Das Licht bringt lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit hervor.“ Aus der Beziehung zum Licht Christi in uns laden uns jetzt die drei Wochen vor Ostern zu Schritten der Versöhnung ein. Vielleicht ruft uns die Stimme des Gewissens zum persönlichen Bußsakrament, zur Beichte. Vertrauensvoll und ruhig kann ich Jesus meine Lebensschlüssel übergeben. Er darf Bereiche in mir öffnen, die ich nicht öffnen kann, weil Dunkelheit sie verschlossen hält. Ich darf Jesus alles hinhalten: meine Not, meine Zweifel, meine ungelösten Probleme; meine Hingabe und mein Versagen, meinen Kleinglauben und mein Vertrauen: er wirkt in uns heilend wie beim Blindgeborenen. Jetzt im Reformationsjahr wollen wir besonders mit den Evangelisch-Lutherischen Christen die Gemeinschaft des Leibes Christi, der uns eint, aufbauen.
Jesus sagt einmal: „Selig sind die Augen, die sehen, was Ihr seht“. Er meint uns: Weil wir durch ihn den Sinn des Lebens, der Liebe und des Sterbens erkennen dürfen. Der schönste Satz, den ein Ehepartner zum andern sagen kann, lautet: „Du hast mich glücklich gemacht.“ Bekennen wir heute schon und erst recht an Ostern als gläubige Kirche: „Jesus, Du hast uns glücklich gemacht! Danke!“
Jesus begegnen und heil werden
"Jesus sah einen Menschen, der seit seiner Geburt blind war", so beginnt das heutige Evangelium. Jesus sah ihn, er ging nicht vorüber. Er wendet sich gerade den Menschen zu, die krank sind, die arm sind, die ausgegrenzt werden von den Selbstgerechten. Bevor er den Blindgeborenen heilt, wird er von seinen Jüngern gefragt: "Wer hat gesündigt? Er selbst? Oder haben seine Eltern gesündigt, so dass er blind geboren wurde?"
Eine falsch gestellte Frage
Wird einer krank, weil er gesündigt hat und jetzt dafür büßen muss? Nein, der Mensch wird nicht durch Krankheiten von Gott bestraft. Er wird nicht krank, weil er das verdient hätte. In Jesus begegnen wir keinem strafenden Gott, der Genugtuung verlangt, sondern einem Gott, der gut ist zu allen Menschen. Der, wie es in der Bergpredigt heißt, seine Sonne auf gehen lässt über Guten und Bösen, der regnen lässt über Gerechten und Ungerechten (Mt 5,45). Der Blindgeborene mag Schuld auf sich geladen haben. Doch deswegen ist er nicht blind geworden.
Auf die Frage der noch einem spätjüdischen Denken verhafteten Jünger antwortet Jesus: "Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern das Werk Gottes soll an ihm offenbar werden." Gott wirksam werden zu lassen, dazu ist Jesus gekommen. Nicht, um als Wundertäter Aufsehen zu erregen. Jesus sagt von sich, er sei das Licht der Welt: "Wir müssen, solange es Tag ist, die Werke dessen vollbringen, der mich gesandt hat. Es kommt die Nacht, in der niemand mehr wirken kann. Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt."
Glaubst du?
Jesus hat, wie beispielsweise auch in der Begegnung mit Aussätzigen, keinerlei Berührungsängste. Im wahrsten Sinne des Wortes be-handelt er den blinden Menschen. Er lässt ihn hautnah, leibhaftig spüren, dass ihm Heilung zuteil wird. Jesus spuckt auf die Erde und macht aus dem Speichel einen Brei, den er dem Blinden auf die Augen streicht. Danach sagt Jesus dem Blinden, er solle zum Teich Schilóach gehen und sich darin waschen. Und sehend kommt er zurück. Jesus holt den Blindgeborenen aus seiner Nacht ins Licht, ins Leben.
Die Menschen hatten den Mann, der blind gewesen war, ausgefragt, ausgehorcht. auch dessen Eltern. Er erzählte ihnen, dass er an einem Sabbat von Jesus geheilt worden sei. Das Urteil der Gesetzeswächter. "Einige Pharisäer meinten", so hören wir, "Dieser Mensch kann nicht von Gott sein, weil er den Sabbat nicht hält." Ihnen ging es nicht um den Menschen, sondern um die peinliche Erfüllung des Gesetzes. Ähnlich empörten sich die Pharisäer, als Jesus an einem Sabbat die verdorrte Hand eines Menschen heilt (Mk 3,1-6). Dann gab es weitere Einwände: "Wie kann ein Sünder", Jesus war gemeint, "solche Zeichen tun?" Schließlich wandten sie sich an den Blinden selbst: "Was sagst du selbst über ihn? Er hat doch deine Augen geöffnet?" Der Mann antwortete: Er ist ein Prophet.
Nachdem die Pharisäer den Geheilten ausgestoßen hatten, traf Jesus ihn wieder. Er sagte zu ihm: "Glaubst du an den Menschensohn?" Der Mann fragte: "Wer ist das, Herr? Sag es mir, damit ich glaube." Jesus erwidert ihm: "Du siehst ihn vor dir. Er, der mit dir redet, ist es." Dann findet der geheilte Mann zum Glauben an Jesus: "Ich glaube, Herr! Und er warf sich vor ihm nieder." Im Glauben an Jesus, im Vertrauen auf ihn, wurde er in seinem Innern geheilt. Er wurde sehend in der Tiefe seines Herzens. Was in ihm noch blind war, wurde licht und hell.
Heilende Begegnungen mit Jesus
Für meinen Umgang mit der Bibel ist es mir wichtig geworden, in ihr nach Begegnungen Ausschau zu halten. Nach Begegnungen, in denen Menschen mit Jesus in Berührung gekommen sind. Hinzuschauen auf die Menschen, die zu Jesus hingefunden haben, an ihn geglaubt, ihm vertraut haben. Wahrzunehmen, wie kranke, heilungsbedürftige Menschen von Jesus geheilt wurden. Das waren die Tauben, die Stummen, die Lahmen, die Aussätzigen, die Blinden. All diese Begegnungsgeschichten sind weitererzählt worden, damit wir in ihnen Jesus begegnen, mit ihm in Berührung kommen. Sonst wären es erbauliche Geschichten aus einer längst vergangenen Zeit geblieben, die uns selber nicht betreffen. Ich möchte mich wiedererkennen in jenen Menschen, die Heilung bei Jesus gesucht haben, die geheilt werden wollten von dem, was sie noch krank sein ließ, was sie niederdrückte, was ihnen Angst machte. "Er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten", lesen wir im Markusevangelium (Mk 1,43). So müsste ich mich dann auch fragen: Was ist in mir noch blind, noch taub, noch stumm? Was ist in der Tiefe meines Herzens noch krank?
An Jesus hat sich die Verheißung des Propheten Jesaja erfüllt: "Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe und alle heile, deren Herz zerbrochen ist" (Jes 61,1). Jesus konnte in der Synagoge von Nazaret von sich sagen: "Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht, damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe"(Lk 4,18f.). Jesus lädt uns ein, zu ihm zu kommen: "Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen" (Mt 11,28).
Das Risiko sehend zu werden
Begegnungen verschiedenster Art
Ein Resümee der bisherigen Fastensonntage zeigt, dass wir Begegnungen verschiedenster Art vor uns haben: Am ersten Fastensonntag waren es Begegnungen abstrakter Natur, die sich aber konkret auswirken und denen auch Jesus als Mensch nicht entkommen ist: den Versuchungen nach Besitz, Macht, Ansehen, Ruhm. Dabei geht es darum, Widerstand zu leisten gegen alles, was menschliche Beziehungen stören kann. Am zweiten Fastensonntag: Begegnung mit den Aposteln bei der Verklärung des Herrn. Die Jünger dürfen einen kurzen Augenblick auf die Zukunft werfen und die Wirklichkeit der Auferstehung genießen. Der dritte Fastensonntag zeigt, wie Konventionen durchbrochen werden. Jesus geht nicht nur zu den Selbstgerechten, sondern auch zu der samaritischen Frau, einer Ausländerin und kommt mit ihr ins Gespräch. Für Juden völlig undenkbar, dass es so etwas geben darf. Glatter Regelbruch! Die letzte Begegnung in der Fastenzeit ist die Begegnung Jesu mit dem Tod.
Heute, am vierten Fastensonntag, geht es wieder um eine Begegnung: die Begegnung mit Krankheit und Leid, somit um das Hineingehen in letzte Tiefen menschlicher Existenz und was aber in besonderer Weise den Inhalt dieses Sonntags ausmacht: um Freude und Heil und um zum Glauben zu ermuntern. Das wäre Aufgabe jeder Religion, heilend zu wirken, was aber leider nicht immer geschieht. Wieder bricht Jesus in den Augen der Pharisäer eine Konvention: Heilung am Sabbat. Die Handlungsebenen dieses Evangeliums verdienen genauere Betrachtung: Da wird zunächst Ursachenforschung betrieben: Wer trägt Schuld an der Krankheit, (an Leid, Tod, Misserfolgen)? Diese Frage zieht sich durch die gesamte Perikope. Auch heute suchen wir nach dem Sündenbock, dem Verursacher allen Unglücks.
Jesus führt zum Licht
Worin liegt die Blindheit? Sie ist nicht nur in der Augenkrankheit feststellbar, die kein Licht zulässt und beim Blinden alles rundherum verdunkelt. Jesus führt zum Licht, er ist das Licht, er führt auch zum Licht des Glaubens. Die Blindheit liegt beispielsweise in Vorurteilen, in festgefahrenen Meinungen, im Denken, das keine anderen Sichtweisen zulässt, in der Realitätsverweigerung. Blindheit liegt auch darin "Sein Köpferl im Sand" zu verstecken, wie Arik Brauer formuliert: "Hinter meiner, vorder meiner, links, rechts güt's nix, ober meiner, unter meiner siach i nix. Spür nix, hear nix und i riach nix."- Weil Jesus auch von dieser Art von Blindheit befreien will, bückt er sich: Speichel und Erde als Mittel gegen die Augenerkrankung. Auch das Bücken hat Bedeutung. Jesus bückt sich genauso wie er es bei der Fußwaschung getan hat, er bückt sich, um den Dienst der Heilung zu leisten, nicht nur körperlich, sondern auch in der Einstellung des Menschen zu sich selbst und zu seiner Umgebung. Auch der Blinde bückt sich, um rein zu werden, um eine andere Sicht, einen Weitblick zu bekommen, im Sehen und im Erkennen antwortet der Blinde: "Ja, Herr ich glaube!" (Joh. 9,38). Der Blinde taucht durch seine Reinigung im Teich Schiloach in den Gesandten Gottes ein, um ein Glaubensbekenntnis abzulegen.
Bringt nicht dieses Evangelium auch für uns Anstöße weiter zu schauen als über den Tellerrand? Wir sehen nur, was wir wollen, wir sehen nur, wen wir wollen. Im Zeitalter der Reizüberflutung von Internet, Twitter, Facebook brauchen wir eine Auswahl an Informationen. Aber die Art von Blindheit wie sie uns in der Heiligen Schrift dargestellt wird, ist gefährlich, weil sie nicht als Not empfunden wird und man sie als Schutz gar nicht preisgeben will. Vielleicht ist es sogar ein Risiko, sehend zu werden, weil die Konsequenzen unbequem sind. Die Sehenden sind oft die Unbequemen, die sich nicht in bestimmte Schemata einordnen lassen, die auf Veränderung drängen und ihrer Zeit voraus sind- eine prophetische Gabe.
Dieses Evangelium ermutigt uns, sehend zu werden, zu glauben und zu vertrauen. Diese spektakuläre Heilung gibt uns zu verstehen, dass der Blindgeborene Zeichen der Gottesherrlichkeit ist. Die Pharisäer wollen Ordnung nach dem Gesetz Mose. Jesus durchbricht das Gesetz des Sabbat, also ein Formalfehler. Warum solche Umwege zur Heilung notwendig sind, bleibt ein Geheimnis. Durch den Weg des Leidens soll der Mensch auf eine neue Persönlichkeitsstufe gebracht werden.
Sonntag Laetare: Wir bleiben nicht bei Krankheit, Leid und Tod stehen. Der Übergang, das Reich Gottes, hat schon begonnen. Übergänge sind oft Zeichen der Herrlichkeit Gottes. Es ist ein Gott der Überraschungen. - Ich wünsche Ihnen Weitblick, Durchblick im Geiste Jesu, mit den Augen Gottes.
Auf das Herz kommt es an
Die Erwählung Davids zum König
In der alttestamentlichen Lesung des heutigen Sonntags wird uns berichtet, wie Gott David erwählt, König des Volkes Israel zu sein. Jahwe bedient sich dabei seines treuen Dieners Samuel. Dieser begreift und erkennt Gottes Absichten, weil er in enger Verbindung zu Gott steht. In der Bibel wird eigens erwähnt, dass der Prophet sich immer wieder mit Gott bespricht. Nur dadurch erfährt der Prophet den Willen Gottes. Denn Gottes Pläne weichen gelegentlich vom menschlichen Denken ab.
Nach Betlehem zur Familie Isai geschickt, trifft Samuel auf Eliab, den ältesten Sohn des Isai. In damaliger Zeit war der älteste Sohn immer der, der den Vorrang genoss, was Ämter und Posten betraf, zumal wenn damit auch noch Würde und Ansehen verbunden war. Außerdem muss Eliab ein stattlicher Bursche gewesen sein. Denn Samuel ist auf Anhieb so sehr von ihm beeindruckt, dass er ihn für den hält, den er im Namen Jahwes zum König salben soll. Aber Jahwe teilt Samuel mit, dass seine Kriterien anders sind als die der Menschen, nach denen er den einzelnen beurteilt und auswählt. In der Bibel hieß es: "Der Herr sagte zu Samuel: sieh nicht auf sein Aussehen und seine Gestalt. Der Mensch sieht, was vor den Augen ist, der Herr aber sieht das Herz."
Gott sieht auf das Herz
Weil es das Herz ist, auf das Gott schaut, hat er keine Schwierigkeiten den Jüngsten der Söhne des Isai, David, als künftigen König zu erwählen. Mit der Wahl des jüngsten Sohnes, der nicht einmal anwesend ist, wird ein zweites Kriterium Gottes sichtbar: Er erwählt für seine Aufgaben oft Kleine aus dem Hintergrund, die von Menschen überhaupt nicht in die Auswahl einbezogen würden.
Der Hinweis auf dieses Handeln Gottes war Israel zu allen Zeiten wichtig. Gott vermag durch Kleine, die aber Herz haben, Großes zu vollbringen. So besiegt der Hirtenjunge David den Riesen Goliat. Israel, das kleinste aller Völker, erwählt sich Jahwe als sein auserwähltes Volk. Aus Betlehem, einer der kleinsten und ganz unbedeutenden Städte Palästinas, geht David als gefeierter König und später Jesus als Erlöser hervor. Maria, die Unbekannte, und nicht eine Prinzessin oder Königin wird Mutter des Herrn. Zu seinen Jüngern und Aposteln beruft Jesus nicht Priester oder geschulte Schriftgelehrte, sondern Fischer und Zöllner. Gott ist nicht gegen die Großen, die Gelehrten oder Angesehenen. Sie fallen bei der Auswahl nicht automatisch durch. Wenn sie Herz mitbringen und die Bereitschaft, auf Gottes Pläne einzugehen, sind auch sie Gott immer willkommen und werden von ihm Aufträge erhalten.
Groß durch die Gnade Gottes
Was die Kleinen, und Menschen überhaupt, groß und stark macht, ist letztlich und vor allem die Gnade Gottes. Zeichen hierfür ist die Salbung. Wie schon rein natürliches Öl die Haut geschmeidig und kräftig machen kann, so ist es vergleichbar mit der Gnade, die über uns ausgegossen wird. Sie kommt zur Wirkung, wenn wir sie nicht einfach an uns abfließen lassen. Gottes Gnade muss uns unter die Haut gehen, muss uns innerlich geschmeidig und für Gottes Willen verfügbar machen. Dann gehören wir zu denen, auf die Gott ganz sicher zugeht.
Die Botschaft der heutigen Lesung ist wahrhaft eine Froh-Botschaft. Jeder von uns, so will uns der Text sagen, darf damit rechnen, dass Gott ihn zu einem Werkzeug für seine Pläne einsetzen möchte. "Herz haben" das ist das Entscheidende. Körperliche Gestalt, Stärke, Begabungen, Talente sind eine Beigabe und Bereicherung, für Gott aber nur zweit- oder drittrangig.
Wie Gott auswählt
Um Gottes Willen und Auftrag für unser Leben und unseren Alltag zu erkennen, kann uns Samuel als Vorbild dienen. Er bespricht sich mit Gott. Zu einem Gespräch mit Gott gehört die Frage: Was erwartest du von mir, Gott? - in meiner Lebenssituation, in meinem Alter als Jugendlicher, Erwachsener, älterer Mensch, dann weiter in meinem Umfeld, an meinem Arbeitsplatz, in den Kreisen und Wirkungsfeldern, in denen ich tätig bin. Bei unserem Suchen und Fragen schickt uns Gott zuweilen so etwas wie einen Propheten in der Form eines Hinweises, damit wir Wichtiges nicht übersehen oder ausklammern.
Solche Hinweise können sein: Anstöße und Gedanken aus einem Gespräch oder einer Diskussion, Anregungen durch einen Artikel oder ein Buch, frohe aber auch beklemmende Ereignisse, Situationen, die uns ins Staunen versetzen, Hoffnungen, Träume, Leid und Not, denen wir begegnen oder die wir selbst erfahren. Wo unser Herz mit Gott verbunden ist, werden wir - darauf dürfen wir fest vertrauen - die richtigen Antworten finden auf unsere Frage: Was erwartest du, Gott, ganz konkret von mir?
Im Blick darauf, dass Gott oft das Kleine für seine Pläne erwählt, sollten wir noch Folgendes bedenken. Berichte, Biographien, Bücher zeichnen oft nur dann etwas auf, wenn aus dem Kleinen etwas ganz Großes geworden ist. Der Nachteil dabei ist, dass so vieles, was im Kleinen und Verborgenen des Alltags bewusst als Wille Gottes angestrebt und getan wird, sehr oft unerwähnt bleibt. Dabei ist die Treue und das Wirken im Kleinen von ungeheurem Wert, damit liebevolle und hilfsbereite Atmosphäre ins Leben kommt. Wir sollten uns heute wieder einmal deutlich vor Augen führen, welch enorme Bedeutung die Treue zu Gottes Willen für uns gerade auch im Kleinen und Alltäglichen hat. Aus den unendlich vielen Beispielen, die man hier anführen und aufzählen könnte z.B. im Blick auf Familie, Kranke, Behinderte, Freunde, Bekannte, Gemeinde, möchte ich nur ein Beispiel herausgreifen, den Bereich Nachbarschaft, und damit unsere Überlegungen zum Thema "Auf das Herz kommt es an" beschließen.
Manchmal kommt einer bei mir vorbei
mit leeren Händen
und beschenkt mich dennoch reichlich
mit seiner Liebe und seinem Frohsinn
Manchmal kommt einer,
der spürt sofort, was mit mir los ist,
und bleibt,
bis ich mich wieder gefangen habe
Manchmal kommt einer
nur mal so bis an die Haustür,
weil er sich sorgt und nach mir sehen will
Manchmal kommt einer,
der sich bei mir ausspricht,
weil er mir zutraut,
dass ich verschwiegen bin
Manchmal kommt einer
einfach weil er sich bei mir wohlfühlt
oder sich von mir trösten lassen will
Jedes Mal, wenn so einer von ihnen zu mir kommt,
verbreitet sich um mich
ein Stück Himmel und Seligkeit.
Gottes Wirken sehen können
"Wer ist schuld?"
Nach Unglücksfällen seien es Naturkatastrophen, Krankheiten, Kriege, oder sonstige Schicksalsschläge gibt es immer eine Menge von Schuldzuweisungen. Gerne wird dabei die Verantwortung anderen zugeschoben, selten fühlt man sich selbst schuldig. Es ist gewiss viel Leid dem Menschen zuzuschreiben, aber nicht alles.
Die Fragestellung der Jünger geht genau in diese Richtung: Wer ist schuld an der Blindheit des Mannes? Er selbst oder die Eltern? - Aber darum geht es in diesem Evangelium gar nicht so sehr, vielmehr soll "das Heilswirken Gottes" sichtbar und auch am konkreten Menschen offenbar werden. Zugegeben: die Frage, warum es Leid, Krankheit, Unheil gibt, bleibt unbeantwortet, denn all das ist Teil der Unbegreiflichkeit Gottes. Ja selbst Jesus fragt: "Mein Gott, mein Gott,warum hast du mich verlassen?" (Mk.15,34 oder Mt.27,46). Eine Antwort gibt Jesus aber schon: Es gibt keine Kollektivschuld, keine Sippenhaftung für persönliches Versagen. Deshalb ist der Ausdruck "Erbsünde" schlecht gewählt. Wir sprechen heute besser von Sündenverflochtenheit, wo alles Schreckliche, Böse zur Sünde führen kann. Die Frage nach Schuld bei Leid, Krankheit, Unglück weist auf ein sehr düsteres Gottesbild hin.
"Gottes Werk soll an ihm sichtbar werden"
Die Aussage "Gottes Werk soll an ihm" (Joh.9,3), also an dem Blinden, letztlich auch an uns "sichtbar werden" (ebendort), zeigt den Gott der Heilung. In einem mehrstufigen Vorgang nimmt Jesus die Heilung vor: zuerst die Bestreichung der Augen mit Teig, der aus Speichel und Sand besteht, dann das Abwaschen im Teich Schiloach.
Es bedarf manchmal mehrerer Schritte, um klar zu sehen. Der Evangelist Johannes arbeitet mit sehr tiefgreifender Symbolik. Es geht nicht um Sinneswahrnehmung allein. Etwas zu sehen, hat immer Folgen. Man sieht etwas und handelt entsprechend. Rechtes Sehen bedeutet Erkennen. Das Programm Jesu heißt die Menschen von der Blindheit zum Sehen, vom Augenschein der bloßen Sinneswahrnehmung zur Erkenntnis und zum Handeln im Sinne Jesu zu führen.
Der Heilungsvorgang wird genau geschildert: Jesus spuckt auf die Erde und macht aus Erde und Speichel eine teigartige Masse und legt sie dem Blinden auf die Augen. Speichel gilt als Mittel gegen Augenerkrankungen (siehe Gaius Plinius Secundus: 23-79 n. Chr. naturalis hist. 28,7). Auch bei uns in Österreich sah ich bei alten Leuten, dass sie kleine Wunden mit Speichel versorgten. Da auch am Sabbat das Kneten von Teig verboten war, sahen die anwesenden Pharisäer den Beweis erbracht, dass hier ein falscher Prophet am Werk sei, das kann nicht der Messias sein! Jesus weist die Pharisäer darauf hin, dass sie durch dogmatische Vorurteile und Festlegungen blind wären, auch wenn sie mit ihren Augen alles wahrnehmen. Wer so vorgeht und handelt, schadet nicht nur sich selbst, sondern führt auch andere ins Unglück. Vielleicht ist das auch ein Hinweis auf die gegenwärtige Situation unserer Kirche.
Jesus setzt in dieser Textstelle noch ein weiteres Zeichen, wenn er zum Blinden sagt: "Geh hinunter an die Quelle Schiloach und waschedir die Augen!" (Joh.9,11). Eine Nebensächlichkeit vielleicht. Diese Quelle ist aber nicht irgendein Wasser. Um Jerusalem herum gab es mehrere Quellen. Diese aber lag geschützt unter dem Felsen, auf dem Jerusalem erbaut ist und war für Feinde schwer zugänglich. Diese Quelle war geheiligt, dort geschahen seit alten Zeiten Weissagungen. Die Väter nannten sie "Schiloach", also "gesandt". Jesus schickt den Mann zur Quelle, um sich zu reinigen, bevor er den Tempel zur Danksagung betritt.
Sehkraft und Weitblick
"Augen" und "Wasser" als doppelte Symbole im Johannesevangelium: Sehschwäche macht das Leben schwer, im wahrsten Sinn des Wortes anstößig, schränkt die Lebensqualität ein. Es gibt aber auch ein Sehen, das nicht viel mit der physischen Sehkraft zu tun hat. Es ist der Weitblick. Dazu gehört auch, dass wir jene Grenzen erkennen, wo unser Sehen und Begreifen ein Ende hat. Sehen spielt sich auf verschiedenen Ebenen ab. Im Letzten geht es aber um das Wahrnehmen Gottes in allen Dingen. Das Evangelium zeigt, dass Körper, Geist, Seele eine Einheit bilden, und wir Menschen immer heilsbedürftig sind.
Auch das Wasser hat eine doppelte Symbolik. Es ist der Lebenssaft des Menschen. Zwei Drittel der Menschen haben überhaupt kein Wasser oder verschmutztes, neuerdings auch atomverseuchtes Wasser, wie gegenwärtig in Japan. Wasser dient auch der Reinigung für Körper und Geist. Jesus will lebendiges Wasser / Quellwasser spenden. Darin ist auch die Gabe Gottes enthalten, ihn zu erkennen. Quellwasser ist ein uraltes Symbol für das Heil des Menschen.
Jesus setzt Zeichen, die griechische Übersetzung für "semeion" (σημεῖον) das gerne als "Wunder" übersetzt wird. Das Evangelium berichtet von einer spektakulären Heilung, aber immer verbunden mit Glauben und Vertrauen. Die wirklichen Wunder antworten auf Tragödien des Alltags, sie heilen Wunden in unserem im Allgemeinen unauffälligen Leben.
Glaube überwindet Angst
Ursache und Wirkung
"Was habe ich eigentlich getan, dass mich ein solcher Schicksalsschlag trifft. Irgendetwas kann doch nicht richtig sein. Ich muss doch etwas falsch gemacht haben, dass ich auf einmal so krank geworden bin, dass mich das Schicksal so hart getroffen hat." Keine Wirkung ohne Ursache lehrt uns die Naturwissenschaft. Sollte dies bei Gott anders sein?
Das heutige Evangelium ist mir in der Begleitung von Menschen hier im Krankenhaus ungeheuer wichtig und zwar in mehrfacher Hinsicht.
Immer wieder höre ich von Menschen die Frage, was habe ich eigentlich getan, dass mich Gott so straft? Bin ich denn so schlecht? Fragen, die Menschen stellen, wenn sie eine schlimme Krankheit oder der Tod eines lieben Menschen getroffen, oder wenn sonst ein schwieriges Ereignis ihr Leben durch einander gebracht hat. Eine nur zu menschliche Frage.
Wenn Gott Ursprung und Grund unseres Lebens ist, dann müssen doch folglich die Ereignisse unseres Lebens auf ihn zurückzuführen sein, das Gute wie auch das Böse. Das Gute als Belohnung, das Böse als Bestrafung. Daran orientieren sich bis heute ganze Lebensethiken und Morallehren innerhalb und außerhalb der Kirche.
Und auch die Freundinnen und Freunde Jesu fragen so: "Wer hat denn gesündigt, er oder seine Eltern." Nur zu menschlich, ganz ohne Grund wird er nicht blind sein, wird nicht grundlos an der Straße sitzen müssen und betteln.
Verteilung von Schuld
Wie schnell sind wir häufig dabei, wenn es um die Verteilung von Schuld geht. Und Jesus, er setzt an dieser Stelle sehr deutlich etwas gegen die langläufige Meinung von Ursache und Wirkung wenn er sagt: Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern Gottes Werke sollen an ihm offenbar werden. Ein einfacher Satz, doch er stellt, was wir häufig denken auf den Kopf. Die Sätze "selber schuld" oder "es wird schon seinen Grund haben" gelten nicht mehr einfach.
Ich antworte häufig mit diesem Satz und dieser Bibelstelle wenn Menschen nach dem Warum fragen und nach etwas suchen, was sie getan haben, dass das Schicksal sie so trifft. Sicherlich ist es vernünftig nach der eigenen Verantwortung für eine Situation zu fragen und nach Veränderungsmöglichkeiten zu suchen um einen Ausweg aus einer schwierigen Situation zu suchen.
Aber hier geht es nicht darum, sondern um den Zusammenhang "der Mensch sündigt und Gott straft". Theologisch kann ich dies ohne Wenn und Aber sagen, aber persönlich, menschlich?
Ich kenne sie, diese bohrenden und zerstörerischen Fragen nach dem Warum? Warum muss ich das aushalten? Warum geht es hier nicht weiter? Was habe ich getan, dass es jetzt so ist und Gott tut nichts dagegen, so sehr ich ihn auch bitte. Warum lässt er das zu? Wo zeigt sich Gott?
Aber damit ist die Geschichte im Evangelium nicht zu Ende und meine auch nicht ebenso wie die vieler anderer die fragen.
Eine Frage der Angst
Im Evangelium hilft Jesus, der Blindgeborne kann sehen, der Zusammenhang von Sünde und Krankheit ist durchbrochen. Aber der Mann gerät jetzt erst recht in die Zwickmühle. Die religiösen Führer wollen ihm beweisen, dass von diesem Jesus kein wirkliches Heil ausgehen kann, sondern das er das ist was er immer war, ein in Sünden geborener und lebender Mensch. Sie erzeugen Angst. Selbst seine Eltern gehen zu ihm auf Distanz. So einfach ist das neue Leben nicht.
Aber der Blindgeborne erstickt den Keim neuer Lebensmöglichkeiten nicht obwohl er spürt, dass sie ihm nicht nur in den Schoss fallen. Er gibt sich nicht der Angst hin, lässt sich nicht einschüchtern, auch nicht wenn das, was geschehen ist auch für ihn kaum nachvollziehbar ist.
Eine Frage des Glaubens
Erst in der zweiten Begegnung mit Jesus kann er mit dem beginnen, was wir Glauben nennen. Es braucht diesen Prozess der inneren und äußeren Auseinandersetzung um zu spüren wo der Glaube und wo Gott in unserem Leben greifen.
Er beginnt vielleicht dort, wo wir trotz aller Schwere spüren: Gott ist da, auch wenn ich noch nicht weiß wie es weitergeht. Er wird mich halten, er hilft mir weiter zu schauen, den nächsten Schritt zu wagen, wie immer er auch aussieht.
"Sind etwa auch wir blind?
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In meiner Gymnasialzeit kam jede Woche ein blinder Musiklehrer in unser Internat, um einigen Schülern Klavier- oder Geigenunterricht zu geben. Mich faszinierte an diesem Lehrer am meisten, dass er jeden seiner Schüler erkannte, indem er mit seinen Händen dessen Gesicht abtastete. Jedes Musikübungsstück kannte er auswendig. Unser Internatsleiter erzählte, dass ihm der blinde Musiklehrer einmal eine Stadtführung durch Graz gegeben habe. Ohne selbst zu sehen, zeigte und erklärte er ihm die Sehenswürdigkeiten der Stadt...
Obwohl dieser Mann blind war, "sah" er mehr und manches besser als viele, die mit gesunden Augen durchs Leben gehen.
Im Evangelium des 4. Fastensonntags hören wir von der Heilung eines Blinden und Dialoge, die sich rund um seine Heilung ergaben. Darin begegnet uns ein Mensch, der zu sehen beginnt, obwohl er von Geburt an blind war. Daneben treten Menschen auf, die sehen und doch nicht sehen, weil sie mit ihrem starren Denken nicht wahrnehmen und glauben können, was sie sehen. Sie wollen nicht wahrhaben, was offensichtlich ist. "Es kann nicht wahr sein, was nicht wahr sein darf", ist ihr Leitmotiv. Aus ihren theologischen Grundsätzen leiten sie ab, dass diese Heilung nicht rechtens ist und nicht von Gott sein kann. Der Heilende hat sich nicht an die Sabbatgebote gehalten. Ihm war die Chance, dem Blinden das Augenlicht zu geben, wichtiger als die "Schein-Heiligung" des Sabbats.
Zwischen den Schriftgelehrten, dem Geheilten und Jesus stehen die hilflosen Eltern, die sich von ihrem Sohn distanzieren, um nicht bei den Mächtigen ihrer Religion anzuecken...
Der Evangelist erzählt diese Episode so, dass noch andere Bedeutungsebenen anklingen: Der Blinde sieht, er "sieht" schlussendlich auch, dass der, der ihn geheilt hat, "der Menschensohn" ist. Die Pharisäer sehen das alles und sehen doch nicht. Damit können sie in Jesus auch nicht das von Gott gesandte Licht erkennen, das in die Welt gekommen ist (vgl. Joh 1,9 und Jes 60,1).
In ihrer Weigerung, das durch Jesus gesetzte Zeichen des Wirkens Gottes anzuerkennen besteht auch ihre Sünde. Weil sie sehen, aber das Wirken Gottes nicht sehen wollen, sündigen sie. Jesus kreidet ihnen ihre "Blindheit" als Sünde an, während er sich dagegen verwahrt, das Schicksal des Blindgeborenen auf etwaige Sünden des Betroffenen oder seiner Eltern zurückzuführen.
An Christus glauben
Im Blick auf die Gegenwart macht mich diese Erzählung in dreierlei Hinsicht nachdenklich.
Vor allen anderen Aspekten geht es darin um das Erkennen des Menschensohnes, des Messias und Christus.
In einer Zeit, in der Spiritualität boomt und Religion wieder gefragt scheint, spielt der Glaube an Jesus Christus als Erlöser und Messias in unserer Kultur eine immer geringere Rolle. Was macht die Menschen blind für Christus? Wovon werden sie geblendet, dass sie Christus nicht sehen können? Ist es "das real existierende Christentum", das sie abhält, sich mit seinem Leben und mit seiner Botschaft zu befassen? Sind wir, die wir uns zum Christentum bekennen, mit den Eltern des Blindgeborenen zu vergleichen, die sich herumwinden und ängstlich hinter ihren Antworten verstecken? Sie haben nicht mehr zu sagen als: "Das wissen wir nicht". Unsere Lebensweise macht nur wenige Menschen neugierig zu fragen: Von wem lassen die sich leiten?" An wen glauben die Christen?
Hinderliche Denkmuster
Weiters frage ich mich: Wie weit behindert meine vorgefasste Weltanschauung ein unvoreingenommenes Wahrnehmen des Wirkens Gottes in dieser Welt?
Jesus forderte einmal seine Zuhörer auf, "die Zeichen der Zeit" zu deuten. In den vielen Versuchen, die Zeichen unserer gegenwärtigen Zeit zu deuten, fällt mir auf, wie viele Menschen einfach ihre gewohnten Denkmuster und verinnerlichten Dogmen anwenden und wie schnell sie zu Urteilen gelangen, die weder zu einer vertieften Sichtweise noch zu einer neuen Erkenntnis führen. Meist treten wir auf der Stelle, wenn wir die sog. Zeichen der Zeit diskutieren. Weltanschauungen und Religionen im Besonderen neigen zur Dogmenbildung. Nicht immer verhelfen echte und oft auch nur scheinbare Dogmen zu einer klareren Sicht. Vorgefasste Meinungen können das Aufbrechen alter und verkrusteter Sichtweisen verhindern und den Blick auf die Fakten trüben.
Die Diskussion um die Stellung der Frauen, um eine Neubewertung der Sexualität, um die Lebensform Zölibat, um den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen werden in der kirchlichen Auseinandersetzung als nicht wirklich wichtig abgetan oder mit dem Hinweis auf die Tradition vom Tisch gewischt. Die Frage, ob in den Problemen, die wir als Kirche in all diesen Bereichen haben, uns nicht Gott selbst neue Wege zeigen will, wird von denen, die das letzte Wort haben, erst gar nicht zugelassen.
Positives sehen
Eine dritte Beobachtung macht mich nicht weniger nachdenklich: Viele Menschen neigen dazu, negative Ereignisse sehr schnell dem Wirken Gottes zuzuschreiben. Wenn sie mit Krankheit, Schicksalsschlägen oder Katastrophen konfrontiert sind, fragen sie: "Wie kann Gott das zulassen?" Oder sie sehen darin gar eine Strafmaßnahme Gottes. Wenn hingegen offensichtlich Positives zu verzeichnen ist, kommt ein mögliches Wirken Gottes nur selten in den Blick. Vereinfacht gesagt: Für die Krankheit ist Gott verantwortlich, die Gesundheit verdanken wir uns selbst oder den Ärzten.
Den Medien werfen wir gerne vor, dass sie mehr an schlechten Nachrichten interessiert seien als an guten. Dies gilt wohl mehr noch von uns, den Nutzern der Medien. Wie blind sind wir für das Gute und Positive in der Welt? Hängt das Schwinden von Glaube und Religion in der Öffentlichkeit vielleicht auch damit zusammen, dass wir das Wirken Gottes in der Welt nicht mehr wahrnehmen, bzw. Positives nicht mit ihm in Verbindung bringen? Können wir glauben, dass Gott auch heute noch am Werk ist? Können wir das Gute und Positive sehen oder stimmen wir ohne nachzudenken ein in die Chöre der apokalyptischen Schwarzmaler?
Sehen lernen
Müssen nicht auch wir wie die Pharisäer fragen: "Sind etwa auch wir blind?" Oder müssten vielmehr nicht auch wir Jesus bitten: "Rabbuni, ich möchte (wieder) sehen können?" Dies wäre eine lohnende Aufgabe für die Fastenzeit.
- Liedvorschläge1
Jörg Thiemann (2020)
Lieder:
GL 140: Kommt herbei, singt dem Herrn
GL 221: Kündet allen in der Not
GL 268: Erbarme dich, erbarm dich mein
GL 271: O Herr, aus tiefer Klage
GL 272: Zeige uns, Herr, deine Allmacht (1. und 3. Str.)
GL 273: O Herr, nimm unsre Schuld (3. Str.)
GL 275: Selig, wem Christus auf dem Weg begegnet
GL 277: Aus tiefer Not schrei ich zu dir
GL 358: Ich will dich lieben, meine Stärke
GL 360: Macht weit die Pforten in der Welt (2. Str.)
GL 365: Meine Hoffnung, meine Freude
GL 372: Morgenstern der finstern Nacht
GL 377: O Jesu, all mein leben bist du
GL 385: Nun saget Dank und lobt den Herren
GL 392: Lobe den Herren, den mächtigen König
GL 418: Befiehl deine Wege
GL 427: Herr, deine Güt ist unbegrenzt
GL 428: Herr, dir ist nichts verborgen
GL 429: Gott wohnt in einem Lichte
GL 437: Meine engen Grenzen, meine kurze Sicht
GL 446: Lass uns in deinem Namen, Herr, die nötigen Schritte tun
GL 450: Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht
GL 459: Selig seid ihr, wenn ihr Wunden heilt
GL 468: Gott gab uns Atem, damit wir leben
GL 481: Sonne der Gerechtigkeit
GL 485: O Jesu Christe, wahres Licht
GL 489: Lasst uns loben, freudig loben
GL 640,1: Herr, unser Gott, bekehre uns
GL Ö814: O höre, Herr, erhöre mich
Psalmen und Kehrverse:
GL 37: Der Herr ist mein Hirt; erführt mich an Wasser des Lebens. - Mit Psalm 23 - VI.
GL 38: Der Herr ist mein Licht und mein Heil - Mit Psalm 27 - IV.
GL 447,1: Öffne meine Augen, dass sie sehen die Wunder an deinem Gesetz - Mit Psalm 4 (GL 664,2) oder mit Psalm 98 (GL 55,2) - VIII.
GL 518: Beim Herrn ist Barmherzigkeit und reiche Erlösung - Mit Psalm 57 (GL 649,6) - VII.
GL 629,1: Du führst mich hinaus ins Weite; du machst meine Finsternis hell - Mit Psalm 30 - I
GL 639,1: Erbarme dich meiner, O Gott, erbarme dich meiner - Mit Psalm 51 - IV.
- Einleitung8
Jörg Thiemann (2023)
Jesus hat Menschen geheilt. Damit hat er ihnen neue Lebensmöglichkeiten geschenkt. Im Evangelium heute heilt er einen Blinden. Jesus schenkt ihm mehr als das Augenlicht. Er schenkt diesem Menschen das Licht des Glaubens. Dieses Licht des Glaubens gibt uns Hoffnung und Zuversicht in dem, was sonst dunkel ist, was sinnlos und hoffnungslos erscheint. Öffnen wir uns für Jesu Wirken an uns, öffnen wir uns für seine Worte und für seine Liebe, die sich für uns hingibt.
Jörg Thiemann (2020)
Wir hören Gottes Wort, wir feiern Jesus in Brot und Wein. Das geschieht in jeder Eucharistiefeier. Sein Wort und seine Liebe schenken uns Augen des Glaubens, Augen der Hoffnung und Augen der Liebe.
Öffnen wir unser Herz für IHN, der die Blindheit unserer Herzen heilt.
Öffnen wir unser Herz, dass wir IHN, das Licht der Welt erkennen.
Bitten wir IHN um sein Erbarmen.
Jörg Thiemann (2017)
"Du schaust mein Wesen ganz..." So singen wir in einem schönen Lied aus dem Gotteslob. Gott sieht auf unser Herz, nicht auf unser Äußeres. Es ist ein Blick der Liebe. Dieser Blick der Liebe Gottes will unser Herz heilen. Gott wirkt im Evangelium am blinden jungen Mann. Er holt ihn aus Finsternis, aus dem Dunkel seiner Blindheit. Öffnen wir unser Herz für Gott. Gott will an uns wirken.
Bitten wir ihn jetzt um seine Zuwendung, um sein heilendes Erbarmen für unsere Blindheit seiner Liebe gegenüber.
Sozialreferat der Diözese Linz (2017)
Wer ist schuld daran, fragen viele Menschen, wenn ein Unglück geschehen ist. Die Suche nach Schuldigen macht es uns leichter mit Leiderfahrungen umzugehen. Allzu leicht entziehen wir uns unserer Verantwortung für Versagen und Scheitern, indem wir andere Menschen zu Sündenböcken machen. Deshalb bitten wir Jesus um sein Erbarmen.
© Mag.a Dorothea Schwarzbauer-Haupt, Sozialreferat der Diözese Linz
Ludwig Götz (2016)
Zu den Auswahllesungen des Lesejahres A
Weitere Texte zum Lesejahr A
Auf dem Weg zum Osterfest haben wir die Auferstehung Christi im Blick. Die österliche Bußzeit will uns helfen, dass auch in unserem Leben etwas von dieser Auferstehung spürbar wird.
Das Evangelium von der Heilung des Blindgeborenen kann uns Schritte aufzeigen, wie wir dem Leben des Auferstandenen näher kommen.
In dieser und in jeder Eucharistiefeier geht der Auferstandene auf uns zu und will die Beziehung zu uns vertiefen.
Wir laden ihn ein, dass er unser Denken und Handeln mit seinem Geist erfülle. Wir bitten ihn, dass er unsere Hindernisse und Schwächen überwinden helfe.
Klemens Nodewald (2014)
Gott geht oft andere Wege als wir Menschen. Er lässt sich durch Äußeres nicht blenden - eine Gefahr, der wir Menschen oft erliegen. Gott schaut in die Herzen der Menschen und weiß um unsere Gesinnung. So wählt er zur Ausführung von Aufgaben zu unserem Erstaunen immer wieder Menschen aus, die uns aus rein menschlicher Sicht nie in den Blick gekommen wären.
In der alttestamentlichen Lesung wird uns heute berichtet, wie Gott David, einen einfachen Hirtenjungen der Familie Isai aus Betlehem, zum König für Israel erwählt.
Felix Schlösser (2014)
Heute hören wir von der Heilung eines Blindgeborenen Vor Jahren bin ich einem Menschen begegnet, der von Geburt an blind war. Es war Frère George, der in einem unserer französischen Klöster lebte. Öfter besuchte ich Bruder Georg in seiner Werkstatt, wo er Körbe flocht. Bei unseren Gesprächen wurde mir bewusst, dass Blinde oft tiefer sehen als wir mit bloßen Augen. Von Geburt an blinde Menschen, wie Bruder Georg es war, haben zwar keine Vorstellung von Farben, doch sie nehmen sozusagen innere Farbtöne wahr. Äußere Konturen von Menschen und Dingen können sie nicht erblicken, wogegen ihnen ein inneres Tast- und Sehvermögen eigen ist.
Hans Hütter (2011)
Unser Glaube konfrontiert uns mit einer unsichtbaren Wirklichkeit. Wir können Gott nicht sehen, nicht den Hl. Geist und nicht den auferstandenen Jesus Christus. Wohl aber können wir das Wirken Gottes in dieser Welt sehen; die Werke des Schöpfers und das Wirken des Geistes, den uns Jesus gegeben hat. Dies setzt jedoch das Sehvermögen des Glaubens voraus. Jesus ist in die Welt gekommen, um die Augen der Menschen für die Wirklichkeit Gottes zu öffnen.
In dieser Feier begegnet uns Gott in hl Zeichen. Auch für sie brauchen wir das Sehvermögen des Glaubens.
Am Beginn dieses Gottesdienstes bitten wir den Herrn, dass er unseren Glauben stärke und unsere oft verengte Sicht heile.
- Kyrie11
Jörg Thiemann (2023)
Herr Jesus Christus,
du Licht der Welt, das die Dunkelheit unseres Unglaubens hell macht.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
du willst, dass auch wir als Kinder des Lichtes leben.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
durch dein Handeln wird Gottes Macht und Herrlichkeit offenbar.
Herr, erbarme dich.
Beatrix Senft (2023)
Herr, Jesus Christus,
du bist zu uns gekommen, um uns den Weitblick der Liebe des Vaters zu künden.
Herr, erbarme dich.
Mit wachem Blick hast du auf deine Mitmenschen geschaut und an ihnen heilsam gehandelt.
Christus, erbarme dich.
Nach Leid und Tod hast du uns in deiner Auferstehung den Blick geöffnet für ein künftiges Leben.
Herr, erbarme dich.
Edith Furtmann (2023)
Herr Jesus Christus,
du öffnest uns die Augen.
Herr erbarme Dich.
Wir sollen uns nicht an Äußerlichkeiten festhalten.
Christus erbarme Dich.
Du willst, dass wir dich als Gottes Sohn erkennen
Herr erbarme Dich.
Jörg Thiemann (2020)
Herr Jesus Christus,
du machst die Blinden sehend, die Sehenden blind.
Wir verschließen dir oft die Herzen
und wir glauben deinem Wort nicht.
Herr, erbarme dich.
Du schenkst das Licht,
doch wir leben nicht immer als Kinder des Lichtes.
Christus, erbarme dich.
Du schaust auf das Herz eines Menschen,
wir lassen uns oft blenden von Äußerem.
Herr, erbarme dich.
Gastautor*in (2020)
Herr, Jesus Christus,
du hast der Menschheit, die blind war für das Wirken Gottes,
die Augen für seine Liebe zu seiner Schöpfung geöffnet.
Herr, erbarme dich.
Du hast uns herausgelöst aus unserer ohnmächtigen Verwicklung in Versagen, Schuld und Sünde.
Christus, erbarme dich.
Du hast uns zu Kindern des Lichtes gemacht,
deren Licht in der Welt leuchtet.
Herr, erbarme dich.
© P. Michael Lidy CSsR
Jörg Thiemann (2017)
Herr Jesus Christus,
du schenkst Licht in der Finsternis der Welt.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
du wirkst Gottes Heil in dem, wo wir unheil sind.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus,
du reißt uns heraus aus Hoffnungslosigkeit.
Herr, erbarme dich.
Sozialreferat der Diözese Linz (2017)
Jesus du hast aufgezeigt,
dass Leid nicht die Strafe Gottes für unsere Sünden ist.
Herr, erbarme dich unser.
Jesus du hast erfahrbar gemacht,
dass sich im Leid die Nähe und das Wirken Gottes zeigen können.
Christus erbarme dich unser.
Jesus du hast immer wieder Menschen von Verblendung und Blindheit befreit.
Herr, erbarme dich unser.
© Mag.a Dorothea Schwarzbauer-Haupt, Sozialreferat der Diözese Linz
Ludwig Götz (2016)
Zu den Auswahllesungen des Lesejahres A
Weitere Texte zum Lesejahr A
Zu Jesus Christus, der den Blindgeborenen geheilt hat, rufen wir:
Herr Jesus,
du willst unsere Augen öffnen für deine Wirklichkeit.
Herr, erbarme dich.
Du, unser Herr und Heiland, hältst dein Heil für uns bereit.
Christus, erbarme dich.
Kein Auge hat je gesehen,
was du denen bereitet hast, die dich lieben.
Herr, erbarme dich.
Klemens Nodewald (2014)
Gott lässt sich auch bei uns durch das Äußere nicht blenden.
Er möchte unsere Herzen formen, damit wir uns seinen Weisungen öffnen
und nach seinem Willen fragen.
Bitten wir ihn:
Herr Jesus Christus,
du warst ganz eins mit dem Vater im Himmel.
Herr, erbarme dich.
Du möchtest, dass auch wir eins sind mit dir und dem Vater.
Christus, erbarme dich.
Stärke in uns das Verlangen, dir in Treue und mit Hingabe zu dienen - Tag für Tag.
Herr, erbarme dich.
Es erbarme sich unser der Herr.
Er lege seine Gnade und seinen Segen in unsere Herzen,
damit wir fähig werden, mit Freude die uns angetragenen und gestellten Aufgaben anzunehmen. – Amen.
Felix Schlösser (2014)
Jesus, unser Bruder und Herr,
du hast ein Herz für die Armen und Kranken.
Herr, erbarme dich.
Jesus. unser Bruder und Herr,
du willst heilen, was in der Tiefe unseres Herzens noch krank ist.
Christus, erbarme dich.
Jesus, unser Bruder und Herr,
du bist gekommen, dass wir das Leben haben und es in Fülle haben.
Herr, erbarme dich.
Hans Hütter (2011)
Herr, Jesus Christus,
du bist der von Gott gesandte Messias und Erlöser.
Herr, erbarme dich.
Du hast den Menschen die Augen für das Wirken Gottes geöffnet.
Christus, erbarme dich.
Du hast uns berufen, als Kinder des Lichtes zu leben.
Herr, erbarme dich unser.
- Tagesgebet4
Messbuch - TG Fastenzeit 4 So: Gib deinem Volk einen hochherzigen Glauben
Herr, unser Gott,
du hast in deinem Sohn
die Menschheit auf wunderbare Weise mit dir versöhnt.
Gib deinem Volk einen hochherzigen Glauben,
damit es mit froher Hingabe dem Osterfest entgegeneilt.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 4. Fastensonntag
Messbuch - TG Auswahl 2: Lehre uns dich erkennen, dich verstehen, dich lieben
Gott.
Du hast uns geschaffen - doch wir kennen dich kaum.
Du liebst uns - und doch bist du uns fremd.
Offenbare dich deiner Gemeinde.
Zeige uns dein Gesicht.
Sag uns, wer du bist und was du für uns bedeutest.
Lehre uns dich erkennen, dich verstehen, dich lieben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus. Amen.
MB Auswahl 2
Messbuch - TG Ausbreitung des Evangeliums: Offenbare den Menschen deine Wahrheit
Herr, du hast deinen Sohn
als das wahre Licht in die Welt gesandt.
Offenbare den Menschen deine Wahrheit
durch den Heiligen Geist, den er verheißen hat,
und öffne ihre Herzen für den Glauben.
Gib, dass alle
in der Taufe das neue Leben empfangen
und Glieder deines Volkes werden.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Für die Ausbreitung des Evangeliums A
Messbuch - TG Ostern 5 Mi: das Licht deiner Wahrheit nie verlieren
Treuer Gott,
du liebst die Unschuld
und führst den Sünder zu dir zurück.
Darum hast du uns
aus der Finsternis des Unglaubens befreit
und in die Gemeinschaft mit dir aufgenommen.
Gib, daß wir dich mit ganzem Herzen suchen
und das Licht deiner Wahrheit nie verlieren.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 5. Mittwoch der Osterzeit
- Eröffnungsgebet6
Sonntagsbibel
Gott,
du hast deinen Sohn gesandt
als das Licht der Welt.
Öffne unsere Augen und Herzen
für seine heilende Nähe und laß uns
die Bedürfnisse der Mitmenschen erkennen.
Durch Christus, unseren Herrn.
Jörg Thiemann (2023)
Jesus, wer an dich glaubt,
wer deine Worte hört und tut,
ist wie Licht,
bringt Liebe und Gerechtigkeit in die Welt.
Jesus, hilf uns alles zu meiden,
was dir widerspricht,
was das Licht deiner Liebe verdunkelt.
Jesus, sei unser Licht! – Amen.
Beatrix Senft (2023)
Guter Gott,
zu Beginn dieser Woche kommen wir zu dir.
Die zurückliegende Woche hatte ihre Licht- und Schattenseiten.
Oft lassen wir uns von falschen Lichtern blenden.
Schenke uns in dieser Feier wieder einen Blick für das Licht,
das dein Sohn in die Welt brachte,
damit wir Sehende nach deinem Willen werden.
Das erbitten wir mit Jesus Christus, unserem Bruder und Herrn. – Amen.
Gastautor*in (2020)
Gott,
du hast deinen Sohn gesandt als das Licht der Welt.
Öffne unsere Augen und Herzen für seine heilende Nähe
und lass uns die Bedürfnisse der Mitmenschen erkennen.
Durch Christus, unseren Herrn. – Amen.
© P. Michael Lidy CSsR
Jörg Thiemann (2020)
Herr Jesus Christus,
du bist das Licht
du schenkst uns Licht,
Licht für die Augen den Blinden
Licht für die Augen unseren Herzen...
Bilde unser Herz nach deinem Herzen
durch dein Wort
und durch deine Liebe. - Amen.
Jörg Thiemann (2017)
Herr Jesus Christus,
du mein Heil,
du mein Licht,
du meine Hoffnung,
erneuere mein Leben,
Schenke mir ein neues Herz,
wo es sich deiner Liebe verschließt,
Erneuere es durch dein Wort,
damit ich mit meinem Herzen
die Welt, die Mitmenschen und besonders mich
mit den Augen Gottes sehe. - Amen.
- Fürbitten12
Jörg Thiemann (2023)
Herr Jesus Christus,
der du das Licht des Glaubens schenkst.
Wir bitten dich:
Öffne die Augen des Glaubens aller Christinnen und Christen, damit sie sehen, wo sie falsche Wege gehen.
Mache deine Kirche offen für das Wirken deines Heiligen Geistes und führe sie zur Umkehr, wo es nötig ist.
Ermutige alle, die neugetauft oder neubekehrt sind, den Weg des Glaubens entschlossen zu gehen.
Hilf allen, die in Not sind, Wege des Neuanfangs zu sehen.
Lass alle, die regieren das suchen, was dem Frieden dient, und rüttle die Herzen aller Kriegstreiber auf.
Lass die Verstorbenen im Licht der ewigen Freude leben.
Dich loben und preisen wir, jetzt und in alle Ewigkeit. - Amen.
Renate Witzani (2023)
Auch in aller Dunkelheit ist Gott mit uns. Darüber dürfen wir uns freuen.
Ihn lasst uns bitten:
Als Kirche hast du uns dein Licht geschenkt, um es weiterzugeben.
Wir beten für alle, die mitunter auch auf sehr unkonventionellen Wegen versuchen, deine Botschaft von Liebe, Güte und Wahrheit weiterzutragen.
In der Taufe sind wir zu einem neuen Leben in dir geboren.
Wir beten für alle, die sich in diesen Wochen auf ihre Taufe zu Ostern vorbereiten.
Du wendest dich denen zu, die in Not sind.
Wir beten heute besonders für alle Frauen auf den Philippinen und die lokalen Partnerorganisationen der Caritas, die mithelfen, durch menschenwürdige Arbeitsbedingungen Lebenssicherheit für viele zu schaffen.
Wir alle bewegen uns hin und wieder wie Blinde durch unser Leben.
Wir beten um einen wachen Blick, um Zusammenhänge im gesellschaftlichen Miteinander erkenn und entsprechend handeln zu können.
In diesen Wochen leben wir ganz besonders auf Ostern hin.
Wir beten für alle, die du nach Not und Leid in ihrem irdischen Leben an deiner Herrlichkeit teilhaben lässt.
Wer auf dich hofft, darf darauf vertrauen, dass hinter allem dein Geist wirkt und Sinn verleiht.
Dafür danken wir dir jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Edith Furtmann (2023)
Guter Gott,
dein Sohn will, dass wir sehen.
Wir bitten dich:
Für alle Menschen, die sich in dieser Zeit auf die Taufe vorbereiten.
Lass sie erkennen, was Du ihnen sagen willst
Für alle Kinder, die sich auf die Erstkommunion vorbereiten.
Lass sie Deine Liebe sehen und immer mehr den Weg mit Dir erkennen.
Im Heiligen Land wird der Unfriede wieder stärker,
unbeachtet von der Öffentlichkeit, die nach Osteuropa schaut.
Zeige den Verantwortlichen den Weg Deines Friedens.
Überall in der Welt herrschen Krieg und Unfriede. Menschen werden verfolgt und getötet, weil sie die falsche Staatsangehörigkeit, die falsche Hautfarbe, die falsche Religion oder das falsche Geschlecht haben.
Öffne den Verantwortlichen und allen Menschen die Augen, damit sie sehen, dass wir in dieser Welt nur gemeinsam in Frieden überleben können.
Viele Menschen müssen ihre Heimat verlassen, weil sie dort nicht mehr leben können.
Zeige ihnen Wege auf und lass uns und andere Menschen, zu denen sie fliehen, erkennen, dass jeder Mensch ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft sein kann, wenn wir sie nur erkennen als die, die sie sind.
Wir beten für die Kranken und Sterbenden.
Stehe ihnen bei mit Deiner Liebe.
Tröste und stärke die Trauenden
und lass die Verstorbenen im Licht Deiner Auferstehung leben.
Denn Du willst, dass wir nicht nur auf Äußerlichkeiten achten, sondern hinter die Fassade schauen.
Stehe uns bei, damit wir Dein Heil erkennen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus unseren Bruder und Herren. – Amen.
Jörg Thiemann (2020)
Herr Jesus Christus, du bist das Licht der Welt und schenkst uns eine neue Sicht der Liebe.
Wir bitten dich:
Sei denen nahe, die körperlich blind sind durch Zuwendung und Liebe ihrer Mitmenschen.
Schenke diesen Menschen Mut und Kraft, ihr Leben zu meistern.
Ermutige die Menschen verschiedener Religionen, immer wieder das Gespräch mit Andersgläubigen zu suchen
und sich von der Achtung anderer Glaubensrichtungen leiten lassen.
Schenke allen eine echte und tiefe Begegnung mit dir und deiner frohen Botschaft, sodass sie dich als Weg, Wahrheit und Leben erkennen.
Lass alle, die über andere Menschen entscheiden müssen, nicht nur das Äußere sehen.
Öffne deiner Kirche immer mehr den Blick für ihre falschen und sündigen Wege, sodass sie wieder glaubwürdiger wird.
Gib, dass sich unser Herz nicht vor der Not der Mitmenschen verschließt.
Dir sei Lob und Preis, jetzt und in alle Ewigkeit. - Amen.
Gastautor*in (2020)
Zu Jesus Christus, der uns begegnen und heilen will, wenn wir versucht sind, vor der Wahrheit unseres Lebens die Augen zu verschließen, lasst uns beten:
Schenke allen Katechumenen Menschen, die sie zu ihrer Taufe und darüber hinaus auf ihrem Glaubensweg begleiten.
Öffne die Augen der Weltöffentlichkeit für die Sicherstellung von Lebensmitteln in den Hungerregionen Afrikas, um so humanitäre Katastrophen und weitere Fluchtbewegungen ungeheuren Ausmaßes zu verhindern.
Lenke unseren Blick auf das, was wir zur Bewältigung gemeinsamer Anliegen in der Gesellschaft beitragen können, und weniger auf das, was wir von ihr erwarten dürfen.
Mach uns sehend für das Licht, das uns durch den Glauben an dich jeden Tag geschenkt wird.
Wir beten für alle Kranken, Bedürftigen und Schwachen in unserem Haus. Stärke die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihren Dienst für unsere Bewohnerinnen und Bewohner leisten und ihre Kraft einsetzen.
Stärke uns und alle Sterbenden im Glauben an deine Auferstehung, durch die du der Welt Licht und Leben geschenkt hast.
Denn dir, Herr, ist unsere Blindheit für das Wesentliche im Leben vertraut. Durch deine Menschwerdung kam Licht in die Dunkelheit dieser Welt. Du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben. So wollen wir dich loben und preisen in alle Ewigkeit. - Amen.
© P. Michael Lidy CSsR
Jörg Thiemann (2017)
Herr Jesus Christus,
Du wirkst an uns. du machst heil unsere Herzen und löst unsere Blindheit.
Wir bitten dich:
Führe alle aus dem Dunkel des Unglaubens, die sich dir verschließen.
Hilf allen, die sich neu bekehrt haben, im Glauben und in der Liebe zu wachsen.
Gib Weisheit und Erkenntnis allen, die Entscheidungen über ihre Mitmenschen treffen müssen.
Schenke Lebensmut und Hilfe denen, die blind oder sehbehindert sind, dass sie ihr Leben meistern.
Lass in unserer Gemeinde dein Wirken sichtbar werden.
Nimm die Verstorbenen auf in das Reich des Lichtes und der Liebe, wo sie dich ewig schauen können.
Dir sei Lob und Preis, jetzt und in alle Ewigkeit. - Amen.
Sozialreferat der Diözese Linz (2017)
Gott du schenkst uns Menschen immer wieder neue Einsichten und erhellende Erkenntnisse, deshalb bitten wir dich für Menschen, die zu Sündenböcken gemacht werden.
Wir bitten für Flüchtlinge, denen die Schuld für sinkenden Wohlstand und geringere Sicherheit im Land gegeben wird.
Wir bitten für Arbeitslose und Mindestsicherungsbezieherinnen, denen Faulheit und Unwilligkeit als Grund für ihre Lage unterstellt werden.
Wir bitten für Menschen mit anderer Hautfarbe, denen die Schuld für steigende Kriminalität und Drogenproblematik gegeben wird.
Wir bitten für die Muslime, die verdächtigt werden, das christliche Abendland zerstören und den christlichen Glauben verdrängen zu wollen.
Wir bitten für Verantwortungsträger und -trägerinnen in Wirtschaft, Politik und Kirchen, denen pauschal die Schuld an den Missständen in unserer Gesellschaft zugeschoben wird.
Wir bitten für Menschen, die von schweren Schicksalsschlägen getroffen worden sind und sich verzweifelt fragen, wer daran schuld ist.
Barmherziger Gott,
dein Sohn Jesus hat uns die Augen geöffnet für das Geheimnis, dass du mitten unter den Leidenden bist. Deshalb vertrauen wir dir alles an, was uns am Herzen liegt. – Amen.
© Mag.a Dorothea Schwarzbauer-Haupt, Sozialreferat der Diözese Linz
Renate Witzani (2017)
Zu Jesus Christus, der uns begegnen und heilen will, wenn wir versucht sind, vor der Wahrheit unseres Lebens die Augen zu verschließen,
lasst uns beten:
Schenke allen Katechumenen Menschen, die sie zu ihrer Taufe und darüber hinaus auf ihrem Glaubensweg begleiten.
Öffne die Augen der Weltöffentlichkeit für die Sicherstellung von Lebensmitteln in den Hungerregionen Afrikas, um so humanitäre Katastrophen und weitere Fluchtbewegungen ungeheuren Ausmaßes zu verhindern.
Lenke unseren Blick mehr auf das, was wir zur Bewältigung gemeinsamer Anliegen in der Gesellschaft beitragen können, und weniger auf das, was wir von ihr erwarten dürfen.
Mach uns sehend für das Licht, das uns durch den Glauben an dich jeden Tag geschenkt wird.
Stärke uns und alle Sterbenden im Glauben an deine Auferstehung, durch die du der Welt Licht und Leben geschenkt hast.
Denn dir, Herr, ist unsere Blindheit für das Wesentliche im Leben vertraut.
Durch deine Menschwerdung kam Licht in die Dunkelheit dieser Welt.
Du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben.
So wollen wir dich loben und preisen in alle Ewigkeit. - Amen.
Ludwig Götz (2016)
Zu den Auswahllesungen des Lesejahres A
Weitere Texte zum Lesejahr A
Zu Christus, der sein Leben mit uns teilen will,
bringen wir unsere Bitten:
Wir bitten für alle, die wie die Eltern des Blindgeborenen Angst haben,
sich zu Christus zu bekennen, wenn ihnen daraus Nachteile entstehen.
Erhöre uns, Christus. - Erhöre uns Christus (Melodie GL 563,3)
Wir bitten für alle, die nur gelten lassen, was schon immer so war,
und die die Angst vor Veränderungen lähmt.
Wir beten für jene, die wie die Pharisäer fixiert sind auf Vorschriften
und damit eine Entwicklung bremsen.
Wir bitten, dass wir liebesfähiger und barmherziger werden
und somit Vorurteile und Entfremdungen überwinden.
Wir beten, dass uns und allen Gläubigen in dieser österlichen Bußzeit
Schritte auf Christus hin gelingen.
Wir beten für die Verstorbenen,
dass sie jetzt die volle Gemeinschaft mit Christus genießen dürfen.
Herr Jesus Christus,
diese Bitten und auch unsere nicht genannten Anliegen nimm an
und lasse sie zum Segen werden. - Amen.
Klemens Nodewald (2014)
Gott,
der du nicht auf Größe und Ansehen der Menschen schaust,
sondern auf ihre Herzen, wir bitten dich:
Hilf uns, unser eigenes Herz zu formen
und fest auf dich hin auszurichten.
Verhilf uns dazu, du unser Gott.
Lass die Liebe zu allen Menschen in uns wachsen;
schenke uns Bereitschaft zur Versöhnung.
Verhilf uns dazu, du unser Gott.
Bewege uns, Menschen beizustehen
in ihren Leiden, Nöten, Ängsten und bei Einsamkeit.
Verhilf uns dazu, du unser Gott.
Öffne unsere Augen für Dienste und Aufgaben in unseren Gemeinden,
die wir übernehmen können.
Verhilf uns dazu, du unser Gott.
Stärke in uns das Vertrauen, dass alles Gute, das wir wagen,
von deiner Gnade begleitet wird.
Verhilf uns dazu, du unser Gott.
Dir, Gott, vertrauen wir uns und alle Menschen an.
Für deine Liebe und Sorge um uns danken wir dir,
heute und jeden Tag neu. – Amen.
Felix Schlösser (2014)
Beten wir zu Jesus, unserem Heiland und Erlöser.
Er will unsere Augen öffnen für das Schöne in Gottes Schöpfung,
für das Gute, was Menschen mit Gottes Hilfe zustande bringen.
Er will uns auch hellsichtig machen für die Not der Menschen allüberall.
Wir bitten, dass wir Augen haben und dankbar sind
für die Liebe und Menschenfreundlichkeit Gottes.
Jesus, Licht der Welt - Wir bitten dich, erhöre uns.
Wir bitten, dass wir Augen haben und dankbar sind
für gute menschliche Begegnungen.
Wir bitten, dass wir Augen haben und dankbar sind
für die Wunder der Schöpfung.
Wir bitten, dass wir Augen haben und dankbar sind
für die kleinen unscheinbaren Dinge in unserem Alltag.
Wir bitten, dass wir Augen haben und dankbar sind
für die Bemühungen um Gerechtigkeit und Frieden.
Wir bitten, dass wir Augen haben und dankbar sind
für den Einsatz von Menschen für die Armen und Schwachen.
Wir bitten, dass wir die Augen nicht verschließen
für die menschlichen Nöte dort, wo wir sie entdecken
und dass wir zum Helfen bereit sind.
Jesus, du bist das Licht, das in diese Welt gekommen ist.
In deinem Licht schauen wir das Licht.
Dir sei Dank und Lobpreis jetzt und für alle Zeiten und in Ewigkeit. - Amen.
Hans Hütter (2011)
Gott und Vater,
Jesus hat uns die Augen für dein Wirken in der Welt
aber auch für die Not so vieler Menschen geöffnet.
Wir bitten dich:
Für alle Menschen,
die durch Naturkatastrophen alles verloren haben, was sie zum Leben brauchen.
Lass sie Hilfe finden und gib ihnen die Kraft zu einem Neubeginn.
Für alle Menschen,
die in kriegerische Auseinandersetzungen hineingezogen worden sind
oder um ihre Freiheit kämpfen.
Lass sie Frieden, Sicherheit und Gerechtigkeit finden.
Für alle Menschen,
die nie sehen konnten oder ihr Augenlicht verloren haben.
Erhelle ihr Leben durch das Wissen um deine Gegenwart
und durch einfühlsame Helfer.
Für alle Menschen,
die ohne das Licht des Glaubens durchs Leben gehen.
Schenk ihnen die Gnade des Glaubenkönnens.
Für alle Menschen,
die Jesus Christus noch nicht als Messias
und als Licht des Lebens erkannt haben.
Lass sie die erlösende Kraft deiner Frohen Botschaft erkennen.
Für alle verstorbenen Angehörigen und Freunde.
Schenke ihnen das Licht des Ewigen Lebens.
Guter Gott,
wir danken dir für das Licht des Glaubens
und für die Kraft, die wir daraus schöpfen.
Dir sei Lob und Ehre. Amen.
- Gabengebet2
Messbuch - GG Fastenzeit 4 So: Opfer, das den Tod überwindet
Herr, unser Gott,
in der Freude auf das Osterfest
bringen wir unsere Gaben dar.
Hilf uns, gläubig und ehrfürchtig das Opfer zu feiern,
das der Welt Heilung schenkt und den Tod überwindet.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 4. Fastensonntag
Messbuch - GG Auswahl 7: Licht werden für die Welt
Gabengebet
Vater im Himmel,
in deinem Sohn ist der Welt
das Licht aufgeleuchtet,
das unserem irdischen Leben den Weg weist.
Laß uns in der Feier seines Opfers
das göttliche Leben empfangen,
damit wir selbst Licht werden für die Welt.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
MB Auswahl 7
- Gebet zur Gabenbereitung3
Jörg Thiemann (2023)
Jesus, wir sehen Brot,
wir sehen den Wein.
In deinem Licht aber werden
sie für uns dein Leib und dein Blut.
In deinem Licht sind sie Zeichen, dass du für uns lebst,
sind sie Zeichen deiner Hingabe.
Lass uns diese Welt ansehen mit den
Augen des Herzens und der Liebe. – Amen.
Jörg Thiemann (2020)
Herr Jesus Christus,
du bist Menschen nahe,
du hast sie berührt,
dass sie dich spüren konnten.
Du kommst uns nahe
im Brot, das uns stärkt.
Du kommst uns nahe
im Wein, das uns Freude schenkt.
Brot und Wein sind Zeichen
deiner Liebe, deiner Nähe.
Schenke uns neues Leben. - Amen.
Jörg Thiemann (2017)
Herr Jesus Christus,
du Brot des Lebens,
du Herr und Meister,
der du mir dienst,
mir die Füße wäschst,
erfülle auch mich mit deiner Liebe,
durchdringe mich mit deiner Hingabe,
stärke auch mich mit deine Gaben,
damit auch ich für andere leben kann
und so Licht bin. - Amen.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2020)
Kehrvers:
Dem Herrn will ich singen;
machtvoll hat er sich kundgetan. (GL 624,2)
Guter und barmherziger Gott,
wir treten vor dich, um dir zu danken.
Wir danken dir für das Licht der Augen
und für alles Schöne und Großartige,
das wir mit unseren Augen wahrnehmen können.
Kehrvers
Wir danken dir für alles Große und Schöne,
das unseren menschlichen Augen verborgen bleibt,
was wir nur mit dem Auge des Herzens und des Glaubens wahrnehmen können.
Kehrvers
Wir danken dir, dass Du nicht auf die äußere Erscheinung siehst,
sondern du auf das Herz schaust
und mit deinem Geist und mit deiner Stärke erfüllst,
die du lieb gewonnen und erwählt hast.
Kehrvers
Wir danken dir für Jesus von Nazareth, deinen Sohn.
Er hat uns das Licht des Glaubens gebracht
und uns wie dem Blindgeborenen die Augen geöffnet
für dein Wirken in der Welt.
Kehrvers
Er hat uns von unserer Sünde geheilt
und uns mit dir versöhnt.
Er hat uns befähigt, die Werke der Finsternis abzulegen
und als Kinder des Lichtes zu leben.
Kehrvers
Für all das danken wir dir
und singen wir dir mit der ganzen Schöpfung zum Lob:
Danklied, z. B: Herr, deine Güt ist unbegrenzt (GL 427)
- Präfation1
Messbuch - Präfation Fastensonntag 4: Die Erleuchtung des Menschen durch Christus
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Denn durch seine Menschwerdung
hat er das Menschengeschlecht
aus der Finsternis zum Licht des Glaubens geführt.
Wir sind als Knechte der Sünde geboren,
er aber macht uns zu deinen Kindern
durch die neue Geburt
aus dem Wasser der Taufe.
Darum preisen wir jetzt
und in Ewigkeit dein Erbarmen
und singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Fastensonntag 4
- Mahlspruch1
Bibel
Einst wart ihr Finsternis,
jetzt aber seid ihr durch den Herrn Licht geworden.
(Eph 5,8)
Oder:
Christus spricht: Ich bin das Licht der Welt.
Wer mir nachfolgt, hat das Licht des Lebens.
(vgl. Joh 8,12)
Oder:
Christus spricht:
Ich bin das Licht, das in die Welt gekommen ist,
damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibt.
(Joh 12,46)
- Meditation1
Helene Renner (2020)
Die Augen öffnen und sehen:
Die Menschen um uns
mit ihren Sorgen und Nöten
mit ihrer Angst und Ratlosigkeit.
Die Augen öffnen und sehen:
Die Quellen der Freude
die Zeichen der Hoffnung
den Anfang neuen Lebens.
Die Augen öffnen und sehen:
Wir sind nicht allein
Gott ist mit uns unterwegs
in unseren Brüdern und Schwestern.
Die Augen öffnen und sehen:
Das Licht unseres Lebens
die Freiheit der Herzen
die grenzenlose Liebe unseres Gottes.
- Schlussgebet2
Messbuch - SG Fastenzeit 4 So: Heile die Blindheit unseres Herzens
Allmächtiger Gott,
dein ewiges Wort ist das wahre Licht,
das jeden Menschen erleuchtet.
Heile die Blindheit unseres Herzens,
damit wir erkennen, was vor dir recht ist,
und dich aufrichtig lieben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 4. Fastensonntag
Messbuch - SG 19. Sonntag: erhalte uns in der Wahrheit
Barmherziger Gott,
wir haben den Leib und das Blut deines Sohnes empfangen.
Das heilige Sakrament bringe uns Heil,
es erhalte uns in der Wahrheit
und sei unser Licht in der Finsternis.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 19. Sonntag im Jahreskreis
- Gebet zum Abschluss3
Jörg Thiemann (2023)
Jesus, du sendest uns aus, Lichtträger zu sein.
Jesus, du sendest uns aus,
denen die Augen des Herzens zu öffnen,
die ihr Herz deiner Liebe verschließen.
Jesus, du sendest uns aus,
als Kinder des Lichtes zu leben,
und dir nachzufolgen,
so wie es der Blinde tat. - Amen.
Jörg Thiemann (2020)
Herr Jesus Christus,
der Blinde aus dem Evangelium
konnte mit offenen Augen seinen Weg gehen.
Segne uns,
dass wir mit geöffneten Augen unser Leben meistern,
indem wir Neues entdecken,
indem wir deine Wege erfahren,
indem wir deinen Willen für uns erkennen.
Lass uns deine Zeugen und Zeuginnen sein,
damit unsere Mitmenschen dir begegnen. - Amen.
Jörg Thiemann (2017)
Herr Jesus Christus,
du heilst den Blinden.
Er kann sehend durch das Leben gehen.
Du heilst auch unser Herz.
So können wir sehend
in unser Leben,
zu den Mitmenschen gehen.
Segne uns, dass wir immer
mehr mit deinen Augen sehen
und so zum Segen werden. - Amen.
- Segen1
Gastautor*in (2020)
Gott,
öffne mir die Augen,
mach weit meinen Blick und mein Interesse,
damit ich sehen kann, was ich noch nicht erkenne.
Gott,
öffne mir die Ohren,
mach mich hellhörig uns aufmerksam,
damit ich hören kann, was ich noch nicht verstehe.
Gott,
gib mir ein vertrauensvolles Herz,
das sich deinem Wort und deiner Treue überlässt
und zu tun wagt, was es noch nicht getan hat.
Gott,
ich weiß, dass ich nur lebe,
wenn ich mich von dir rufen und verändern lasse. - Amen.
© P. Michael Lidy CSsR
Licht der Welt
Licht spricht eine Ursehnsucht des Menschen an, die Sehnsucht nach Leben und Glück. Von einem liebenden Menschen sagt man, dass er ein Lichtblick ist für unser Leben. Licht ist ein Bild für Erkenntnis und Erleuchtung. Seit jeher haben sich die Menschen nach Erleuchtung gesehnt. Vor allem in der Gnosis war diese Sehnsucht weit verbreitet: „Es muss doch mehr als alles geben.“
Wir möchten nicht nur das Oberflächliche sehen, sondern das Eigentliche, den Urgrund allen Seins. Der Buddhismus lehrt seine Anhänger, durch den Schein des Wirklichen hindurchzusehen und das Wesen selbst zu erkennen. In diese Sehnsucht nach Licht und Erleuchtung spricht Jesus die Worte: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern das Licht des Lebens haben.“ (Johannes 8,12).
Jesus sagt uns damit, dass er Licht in die Dunkelheit der Menschen bringt. Wo er ist, wird die Welt heller. Wer es wagt, sich auf ihn einzulassen, der tappst nicht im Finstern herum, der ist nicht orientierungslos, dessen Leben wird heller und glücklicher.
Dass er das Licht der Welt ist, macht Jesus in einem Zeichen sichtbar. Er heilt den Blindgeborenen. Der Blindgeborene ist ein Bild für unseren Zustand. Von Geburt an blicken wir nicht durch. Wir gehen blind durch das Leben. Wir wollen die eigene Wirklichkeit nicht sehen. Wir lullen uns lieber in Illusionen ein, die wir uns vom Leben gemacht haben. Jesus beginnt die Behandlung des Blinden, indem er auf die Erde spuckt. Daraufhin macht er mit dem Speichel einen Teig und streicht ihn dem Blinden auf die Augen (Johannes 9,6). Schließlich schickt er ihn an den Teich Schiloach, damit er sich darin wäscht. Als der Mann zurückkommt, ist er geheilt. Er kann wieder sehen.
In dieser Heilungsgeschichte kommen zwei Motive zum Ausdruck. Das eine Motiv ist die Erde. Jesus streicht dem Blinden Lehm in die Augen, um ihm zu sagen: „Du bist von der Erde genommen. Und nur, wenn du deine Erdhaftigkeit, deinen eigenen Schmutz annimmst, kannst du sehen.“ Sehen heißt, die eigene Wirklichkeit sehen, gerade auch in ihrer unangenehmen Seite. Erde heißt im Lateinischen humus. Davon kommt „humilitas“(Demut). Wer sich in seiner Hybris weigert, die eigene Wirklichkeit anzunehmen, wird blind. Nur wer den Mut besitzt, in seine eigene Menschlichkeit hinabzusteigen, kann die Augen öffnen und sehen, wie er in Wahrheit ist.
Das zweite Motiv ist die Begegnung mit Christus. „Schiloach“ heißt „Der Gesandte“(Johannes 9,7). Im Teich Schiloach begegnet der Blinde Christus, dem von Gott Gesandten. Da ist für Johannes ein Bild für die Taufe. Die frühe Kirche hat die Taufe als Erleuchtung verstanden. Der Glaube bedeutet ein neues Sehen. Wer glaubt, sieht tiefer, er sieht das Eigentliche. Er blickt durch. Er sieht in die Tiefe. Er erblickt die Wirklichkeit, so wie sie ist. Er hört auf, alles durch die schwarze Brille seines Pessimismus oder durch die rosarote Brille seiner Verdrängungsversuche zu sehen. Beide Bilder, der Lehm und der Teich, weisen auf die Neuschöpfung des Menschen durch Jesus hin. Jesus stellt den Menschen wieder so her, wie er vom Schöpfer gedacht war. Er befreit ihn von den blinden Flecken, mit denen er die herrliche Gestalt verdunkelt hat, mit der Gott ihn in der Schöpfung bedacht hatte.
Im Lichtwort Jesu drückt sich die Erfahrung aus, die Johannes und seine Gemeinde mit Jesus gemacht haben. Es ist die Erfahrung, dass die Menschen in der Nähe Jesu es wagen, die Augen zu öffnen. Das wird ihnen alles klar. Sie tappen nicht mehr im Finstern herum. Sie werden durch den Glauben erleuchtet. Sie sehen das innere Licht, das Gott in jeden gelegt hat. Sie versinken nicht in der Dunkelheit ihrer Depression.
Jesu Worte und Jesu Verhalten strahlen Licht aus. Da erhellt sich der dunkle Horizont. Jesus bringt durch seine Worte Licht in das Dunkel unserer Gedanken und Gefühle. Auf einmal wird alles klar. Wir sehen den Dingen auf den Grund. Wir erkennen die Wahrheit allen Seins, und wir erkennen unsere eigene Wahrheit.
Kennst du an dir blinde Flecken? Womit tust du dir schwer, ihm mit offenen Augen entgegenzutreten? Wie wäre es für dich, wenn du den Mut aufbrächtest, deine ganze Wahrheit anzuschauen? Würde dich das befreien?
Von welchen Menschen kannst du sagen, dass sie für dich ein Lichtblick sind, dass sie Licht in deine Dunkelheit gebracht haben? Bei der Taufe bekommt das Kind eine Taufkerze. In ihr drücken wir aus, dass durch jedes Kind die Welt heller und wärmer wird. Kannst du daran glauben, dass auch du eine Kerze bist, die für deine Umgebung Licht und Wärme bringt? Für wen durftest du schon Licht sein?
Wenn du Jesus unter dem Bild des Lichtes anschaust, was erhellt sich da in dir? Im Buddhismus streben die Meditierenden die Erleuchtung (Satori) an. Kennst du das, dass auf einmal alles klar wird, dass du durchblickst, dass du den Grund der Welt erkennst?
Aus: Anselm Grün, Bilder von Jesus. Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach 2001.
sehen lernen
Jesus heilt einen blindgeborenen Mann, am Sabbat, und die Pharisäer wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen: ist doch der Sabbat heilig und der Ruhe vorbehalten, Jesus hat also in ihren Augen die Gesetze des Mose gebrochen. Andererseits: kann einer, der nicht von Gott kommt, einen blindgeborenen Mann sehend machen?
Blind zu sein stelle ich mir als ein Mensch, der gerne liest und schreibt und fotografiert, ziemlich schrecklich vor. Ich habe das bei meiner Tante erlebt: sie erblindete im Alter immer mehr, am Schluss blieben nur Schemen übrig: auch sie war eine Frau des Wortes. Sie hat sehr gelitten, zumal sie auch fast taub war: abgeschnitten sozusagen vom Leben der Welt. Vielleicht ist es anders, wenn man nie sehen konnte. Ich weiß es nicht. Aber der Sehsinn ist doch ungeheuer wertvoll.
Dieses Evangelium hat auch noch eine zweite Ebene (und da korrespondiert es mit der ersten Lesung). Mit den Augen sieht man nur vordergründig, oder, wie es im kleinen Prinzen heißt: das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. Und hier komme ich jetzt ins Spiel? Wo bin ich blind? Ist es nicht so, dass ich für den schönen Schein empfänglich bin. Ist nicht oft die Verpackung aufwendiger und wichtiger als das, was in ihr steckt? Unangenehme Botschaften, von jemandem vorgetragen, der gut aussieht, gut reden kann und sympathisch rüberkommt, wirken oft positiver als sie sind. Ist der Bote dagegen schon vom Aussehen her unsympathisch, bin ich schon von vornherein negativ eingestellt.
Wie oft übersehe ich den Menschen hinter der Fassade meines Gegenübers? In Zeiten von Social Media haben wir gelernt: es kommt auf das Bild an, das die Menschen von dir haben. Also inszenieren wir uns, wohl wissend, dass das Äußere mit dem Inneren nicht immer übereinstimmt und fallen dennoch auf den Schein herein.
Das ist eine schöne Aufgabe für die nächste Fastenwoche: genau hinschauen, wahrnehmen, was ist, nicht nur das, was scheint. Gott erwählt den jüngsten Sohn, den bei den Schafen, zum neuen König, den, der es nicht mal wert gewesen war, zum Opfer des Samuel hinzuzukommen. Gott ist immer da zu finden, wo es nicht danach aussieht: bei den Ausgegrenzten, bei denen, die nicht gewinnend und jovial sind, bei den Menschen, denen wir keinen zweiten Blick gönnen. Schauen wir genauer hin. Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
Edith Furtmann 2023
Bin ich denn blind
manchmal
wenn etwas in meinem Leben geschehen ist
frage ich mich
ob ich denn blind war
für das
was unweigerlich kommen musste
und
manchmal
laufe ich blindlings
auf etwas zu
gedankenlos
unaufmerksam
wie mit Blindheit geschlagen
dabei kann ich sehen
dabei stimmen alle meine Sinnesorgane
und doch
bin ich
wie von Blindheit geschlagen
Augen zu und durch
nicht nach rechts und links schauen
wenn ich „sehend wäre“
dann wäre die Folge daraus
HANDELN
doch
ja
ich kann daran glauben
dass Jesus
auch die organische Blindheit heilen konnte
doch für heute
hoffe und erflehe ich
dass er mich
aus meiner Unachtsamkeit
meiner Blindheit
ruft
mir Kraft schenkt
nicht über Dinge wegzuschauen
sondern hinzuschauen
und
zu handeln
Beatrix Senft 2023
Der Blinde
Ohne Hoffnung, ohne Trauer
Hält er seinen Kopf gesenkt.
Müde hockt er auf der Mauer.
Müde sitzt er da und denkt:
Wunder werden nicht geschehen.
Alles bleibt so, wie es war.
Wer nichts sieht, wird nicht gesehen.
Wer nichts sieht, ist unsichtbar.
Schritte kommen, Schritte gehen.
Was das wohl für Menschen sind?
Warum bleibt denn niemand stehen?
Ich bin blind, und ihr seid blind.
Euer Herz schickt keine Grüße
aus der Seele ins Gesicht.
Hörte ich nicht eure Füße,
dächte ich, es gibt euch nicht.
Tretet näher! Laßt euch nieder,
bis ihr ahnt was Blindheit ist.
Senkt den Kopf, und senkt die Lider,
bis ihr, was euch fremd war, wißt.
Und nun geht! Ihr habt ja Eile!
Tut, als wäre nichts geschehn.
Aber merkt euch diese Zeile:
„Wer nichts sieht, wird nicht gesehn.“
Erich Kästner 1931
https://www.deutschelyrik.de/der-blinde-1959.html
Lebt als Kinder des Lichts
„Lebt als Kinder des Lichts! Denn das Licht bringt lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit hervor.“ (Epheser 5,8f)
Paulus schrieb diesen Brief an die Christengemeinde von Ephesus ungefähr im Jahr 62 nach Christus vom Gefängnis in Rom aus. Er hatte in Ephesus, einer großen und beeindruckenden Stadt, gelebt, das Evangelium verkündet und getauft. Jetzt war er in einer schwierigen Situation, aber dennoch schrieb er nicht so sehr über seine Probleme, sondern über die Schönheit des Planes Gottes mit der entstehenden Kirche. Er erinnerte die Epheser daran, dass sie durch die Taufe und den Glauben von der „Finsternis“ in das Licht übergegangen sind, und er ermutigte sie, entsprechend zu leben und zu handeln. Paulus verstand unser Leben immer als einen Weg, auf dem wir gehen, um Gott immer besser kennenzulernen, um seinen Willen zu entdecken und jeden Tag wieder neu anfangen zu können. Er wollte die Christinnen und Christen in Ephesus ermutigen, im Alltag ihrer Berufung gemäß zu leben: „Ahmt Gott nach als seine geliebten Kinder.“ Sie sollten wie Gott heilig und barmherzig sein.
„Lebt als Kinder des Lichts! Denn das Licht bringt lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit hervor.“ (Epheser 5,8f)
Auch wir sind gerufen, Kinder des Lichts zu sein. Vielleicht fühlen wir uns nicht dazu imstande, weil wir uns unserer Schwächen und Grenzen bewusst sind oder durch die Umstände gehindert sehen. Wie können wir Hoffnung finden, trotz der Dunkelheiten und Unsicherheiten, die unser Leben zu bestimmen scheinen? Paulus ermutigt uns: Das Leben nach dem Wort Gottes wird uns erleuchten und uns fähig machen, „als Lichter in der Welt zu leuchten”, in dieser so verlorenen Welt. „Wie Christus kann jede und jeder von uns einen Beitrag leisten ... und das in allen Bereichen: in der Wissenschaft, der Kunst, der Politik. ... Wenn wir sein Wort aufnehmen, können wir immer mehr in Einklang kommen mit seinen Gedanken, seinen Empfindungen, seinen Lehren. Sein Wort wird jede unserer Handlungen erleuchten, jede unserer Äußerungen eindeutig und klar machen. Es kann uns davor bewahren, uns ins Private zurückzuziehen, nur unsere persönlichen Interessen zu verfolgen, die Menschen um uns herum nicht zu beachten und dem Gemeinwohl gegenüber gleichgültig zu sein. Entzünden wir wieder neu die Flamme der Liebe in unserem Herzen und schauen wir uns mit neuen Augen um.“
„Lebt als Kinder des Lichts! Denn das Licht bringt lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit hervor.“
Das von Einzelnen und Gemeinschaften gelebte Evangelium bringt Hoffnung hervor und lässt das Bewusstsein wachsen, dass wir füreinander verantwortlich sind, auch wenn es schwierig wird, wie etwa in der Zeit der Pandemie, die die Armut verschärft hat.
Jun aus den Philippinen erzählt von einem Dorf, in dem ein großes Feuer viel zerstört hat und viele Menschen alles verloren haben. „Wir haben selbst nicht viel, meine Frau Flor und ich. Wir wollten trotzdem helfen, und so habe ich mit meiner Motorradfahrergruppe gesprochen. Auch sie sind alle nicht reich, aber wir haben Lebensmittel wie Sardinenbüchsen, Spaghetti und Reis gesammelt und sie in jenes Dorf gebracht. Wenn wir an die Zukunft denken, sind wir oft entmutigt, aber wir können aus Liebe zu Jesus im Anderen doch immer etwas teilen; diese Liebe lässt uns auf Gott vertrauen und aus ganzem Herzen weitermachen.“ Es geht also darum, das Licht in das Innere unseres Herzens zu lassen. Dieser Weg bringt Früchte hervor, wie sie Gott gefallen: Güte, Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit. Sie zeugen vom Leben des Evangeliums, und das mehr als alle Worte.
Vergessen wir nicht, dass wir auf der „Heiligen Reise“ des Lebens nicht allein unterwegs sind. Das Gute, das wir empfangen, die Vergebung, die wir erfahren, die geistigen und materiellen Güter, die wir teilen – all das sind kostbare Hilfen, die uns Hoffnung geben, deren Zeugen wir sein sollen. Jesus hat uns versprochen: „Ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ Er, der Auferstandene, die Quelle unseres christlichen Lebens, ist bei uns, wenn wir miteinander beten und einander lieben. Er wird unser Herz wärmen und unseren Geist erleuchten.
Letizia Magri und Team in: Neue Stadt, Magazin der Fokolarbewegung. Monat März. April 2023.
"Halt an, wo läufst du hin"
„Halt an, wo läufst du hin,
der Himmel ist in dir:
Suchst du Gott anderswo,
du fehlst ihn für und für!“
Dieses kleine Gedicht hat in den Tagen der Einschränkung unserer Bewegungsfreiheit für mich einen neuen Klang gewonnen. Es stammt von Angelus Silesius, der mit bürgerlichem Namen Johannes Scheffler hieß und im 17. Jahrhundert in Schlesien lebte.
„Halt an, wo läufst du hin“ – irgendwo hinlaufen können und sollen wir nun tatsächlich nicht. Jede und jeder muss einen Beitrag leisten, dass sich das Virus, mit dem die ganze Welt momentan kämpft, nicht weiter verbreitet. Deswegen ist tatsächlich „Anhalten“ gefordert, nicht zuletzt um ein gutes Beispiel zu geben!
Das „Anhalten“ kann aber auch zu einem „Innehalten“ werden. Angelus Silesius war Arzt und zugleich Mystiker. Die Ärzte und die Mystiker sind in diesen Tagen hoch im Kurs. Die Welt braucht jetzt beide! Für die Ärzte und Pflegekräfte beten wir, dass sie in der Behandlung der Kranken ihr Bestes geben, aber in aller Aufregung auch Momente der Ruhe finden. Zu Mystikern können wir alle werden, mehr als in den vergangenen Jahren.
„Mystik“ heißt ja nichts anderes, als tief im Geheimnis Gottes zu leben und umgekehrt zu erfahren, dass Gott mit seinem ganzen Himmel in uns lebt. Wir können dies erfahren, wenn wir die Bibel aufschlagen und in ihr lesen, wenn wir beten, singen oder ein Musikstück hören, wenn wir beim Blick aus dem offenen Fenster wahrnehmen, dass Gott uns auch in dieser außergewöhnlichen Zeit eine schöne Natur und den Frühling schenkt.
"Zuhause bleiben" heißt in diesen Tagen auch: bei sich selbst und bei Gott sein!
(c) Pater Martin Leitgöb
Wieder sehen können
"Ich bin überrascht, wie Ihre Sehkraft in kurzer Zeit stark nachgelassen hat" - das sagte der Augenarzt zu mir. Lesen und Schreiben, in die Nähe sehen, das ist mir immer schwerer gefallen und beim Gehen hat es mich verunsichert. Das hatte ich immer deutlicher gespürt. Doch die Diagnose hat mich dann geschockt. Jetzt war es "amtlich". Ich bekam es mit der Angst zu tun.
Dann die Unsicherheiten vor der Operation. Kann man diesen Prozess noch aufhalten? Wird das wieder einigermaßen gut? In meinem Beruf brauche ich ein ordentliches Augenlicht. Oder werde ich möglicherweise auf einem Auge blind? Diese Fragen haben mich schon um getrieben.
Dank moderner Medizin kann ich nach drei Operationen für mein Alter wieder erfreulich sehen. Dafür bin ich sehr dankbar, den Ärzten und Gott. Vor noch nicht allzu langer Zeit wäre ich auf einem Auge blind gewesen. Und ich lebe in einem Land, in der die beste medizinische Versorgung selbstverständlich ist. Was da heute erreicht wird, damit Menschen wieder sehen können - das grenzt an Wunder.
Ein Wunder in der Bibel sehe ich seitdem mit anderen Augen. Es steht im Markusevangelium. Vom blinden Bettler Bartimäus wird erzählt. Mit letzter Kraftanstrengung und allen, die ihn daran hindern wollen zum Trotz, versucht er, an Jesus heranzukommen. Wenn ihm einer helfen kann, dann Jesus. Ihm zu begegnen, darin sieht er die Chance seines Lebens, wieder sehen zu können. Und so geschieht es. Bartimäus kann wieder sehen (10,46-52). Aber nicht nur das. Er ist ein anderer Mensch geworden. Sein Leben sieht er neu. Es heißt, dass er bei Jesus geblieben und sein Jünger geworden ist. Mich bewegt diese Geschichte heute anders als früher.
Ich kann besser mitfühlen, denke ich an die sehbehinderten und blinden Menschen in den Armenhäusern der Welt, die keine Chance haben, geheilt zu werden. Es fehlt dort an medizinischen Voraussetzungen oder sie haben kein Geld für Operationen, die ihnen mit oft recht einfachen Mitteln die Sehkraft wiedergeben könnten.
Und ich denke an die Blinden hier, die blind geboren oder für immer erblindet sind. Ich möchte von ihnen lernen, in meinem Inneren mehr und tiefer wahrzunehmen. Vielleicht muss ich als Sehender manchmal die Augen schließen, um besser sehen zu können. Doch selbst wenn es Menschen gibt, für die ihr Blindsein endgültig ist, so muss es nicht ihr ganzes Wesen und ihre Existenz ausmachen Ich wünsche ihnen, dass sie über die Welt und die alltägliche Wirklichkeit hinausgehen. Und ich halte auch das für möglich; Wer nie das Licht der Welt gesehen hat - der kann vielleicht tief innen ein großes Licht schauen.
Aus: Michael Broch, Jesus Mit dem Herzen denken und glauben, Stuttgart 2013.
Bitte um ein wachsames Herz
Gib mir, o Herr, ein wachsames Herz,
das nicht von dir abgelenkt wird
durch irgendwelche Träumerei,
ein edles Herz, das nicht klein gemacht wird
durch unwürdige Maßlosigkeit,
ein gerades und aufrechtes Herz,
das nicht verführt wird durch Gemeinheit,
ein starkes Herz, das nicht vor Traurigkeit verkümmert,
ein freies Herz
das sich von keiner bösen Macht beherrschen lässt.
Schenke mir, o Gott,
Verstand, der dich erkennt,
Eifer, der dich sucht,
Weisheit, die dich findet,
eine Lebensweise, die dir gefällt,
Geduld, die gläubig Dich erwartet,
Vertrauen, das am Ende dich umfängt.
Amen.
Thomas von Aquin, gefunden im Youcat/Jugendgebetsbuch.
Nicht Schuldige suchen, sondern Gottes Wirken erkennen
Auf die Frage, wer an der tragischen Lage eines Blindgeborenen schuld sei, gab Jesus zur Antwort: "Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern das Wirken Gottes soll an ihm offenbar werden." (Johannes 9,3).
Wir verwenden jede Menge Energie auf die Frage, wem wir die Schuld an unseren eigenen Schwierigkeiten und Katastrophen oder an denjenigen anderer zuweisen können: unseren Eltern, uns selbst, den Ausländern, den Juden, den Schwulen, den Schwarzen, den Fundamentalisten, den Katholiken... Es verschafft einem eine eigenartige Befriedigung, wenn man mit dem Finger auf jemanden zeigen kann, und wäre man der sogar selbst. Das liefert eine Art Erklärung und bringt immerhin einige Klarheit.
Aber Jesus erlaubt uns nicht, unsere eigenen Probleme oder diejenigen anderer mit Schuldzuweisungen zu erklären. Seine Herausforderung besteht darin, mitten in unserer Finsternis das Licht Gottes zu erkennen. Aus der Sicht Jesu kann alles, selbst die größte Tragödie, zum Anlass werden, dass sich Gottes Wirken offenbart.
Wie radikal neu wäre mein Leben, wenn ich bereit wäre, das Suchen nach Schuldigen bleiben zu lassen und lieber das Wirken Gott mitten unter uns zu verkünden! Ich glaube, das hat gar nicht viel mit den äußeren Lebensumständen zu tun. Alle Menschen geraten in tragische Situationen, werden mit dem Tod, Depressionen, Verrat, Ablehnung, Armut, Trennung, Verlust und vielem mehr konfrontiert. Selten haben wir besonders großen Einfluss darauf. Aber entscheiden wir uns dafür, das zum Anlass von Schuldzuweisungen zu nehmen, oder, um Gottes Willen zu sehen?
Die hebräische Bibel ist eine einzige Geschichte von menschlichen Tragödien, aber wenn man diese Tragödien als den Kontext durchlebt und in Erinnerung bringt, in dem sich Gottes bedingungslose Liebe zum Volk Israel offenbart, wird diese Geschichte zur Heilsgeschichte.
Aus: Henri Nouwen, Jesus. Eine Botschaft, die Liebe ist. Freiburg 2008.
Führe mich, Du mildes Licht
Führe du mich, mildes Licht!
Wenn Finsternis mich umgibt, führe mich.
Dunkel ist die Nacht, und ich bin weit weg von zu Hause.
Führe Du mich und behüte meinen Fuß.
Ich möchte gar nicht sehen, was jetzt noch fern ist.
Mir reicht der jeweils nächste Schritt.
So habe ich nicht immer beten können:
Führe mich!
Ich meinte, meinen Weg allein zu kennen.
Ich liebte den geschönten, eitlen Tag,
in meinem Herzen regierte König Stolz.
Ach, Herr, vergiss es.
Doch jetzt, führe Du mich Deinen Weg.
Du warst immer bei mir mit Deinem Segen.
Und ich glaube daran, dass du mich weiter leiten wirst -
durch Matsch und Sumpf, über Felsen
und durch reißendes Wasser -,
bis meine Dunkelheit vorüber ist und mich am Morgen
das Lächeln Deiner Engel empfängt, das ich so liebe
und das ich zwischendurch verloren hatte. Amen.
Nach Lead Kindly Light von John Henry Newman, gefunden im Youcat/Jugendgebetsbuch.
Wenn Licht und Finsternis einander begegnen
"Wenn Licht und Finsternis zusammenkommen, siegt immer das Licht." Diejenigen, die es nicht glauben wollten, lud der Redner zu folgendem ein: "Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich in einem ganz lichterfüllten Raum, während es draußen ganz dunkel ist. Öffnen Sie die Fenster, öffnen Sie die Türen, lassen Sie die ganze Dunkelheit in den lichtvollen Raum hinein. Was geschieht? Verdunkelt sich der Raum? Wird das Licht im Raum von der einbrechenden Dunkelheit verschluckt? Nein!
Die Dunkelheit vergeht im Licht.
Oder stellen Sie sich dasselbe andersherum vor: Sie sind in einem dunklen Raum. Draußen ist es hell. Öffnen Sie wieder alle Fenster und Türen. Was geschieht? Das Licht strömt herein und vertreibt die Dunkelheit. So geschieht es immer, wenn Licht und Finsternis einander begegnen. Das Licht strömt hinein und vertreibt die Dunkelheit. So geschieht es immer, wenn Licht und Finsternis einander begegnen. Das Licht wird immer siegen.
Deshalb haben alle Mytologien darauf hingewiesen, die Finsternis meide das Licht, um nicht selbst Licht zu werden! Immer siegt das Licht! Wie trostreich und hoffnungsvoll ist dieses Wort im Hinblick auf geschichtliche Abläufe oder auf gegenwärtige Geschehnisse, die aussichtslos erscheinen; aber auch im Hinblick auf alles, was es an Unstimmigkeiten in unserem Leben gibt.
Herkunft unbekannt
"Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt"
Ausgangspunkt, Kern und Ziel unseres Glaubens ist dieser eine Satz: "Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist die Liebe" 1Joh 4,8.
Ganz und gar auf ihn muss der Glaube ausgerichtet sein; jedes Wort und jeder Satz des Glaubens müssen sich daran messen lassen. Nichts, rein gar nichts, was der Liebe widerspricht, darf die Bezeichnung »christlich« beanspruchen.
Gott ist die Liebe - was aber heißt das? Auch hier haben wir keine Definition, sondern nur ein Bild. Auch hier gilt: Zwischen dem, was wir als Liebe erfahren und erkennen, und der Liebe Gottes besteht trotz einer gewissen Ähnlichkeit ein ungeheurer Unterschied.
Unsere Liebe, selbst die gelungenste, ist nicht mehr als nur eine Vorahnung der Liebe Gottes. Genauso dürfen wir uns zwar sein Abbild nennen (Gen 1, 28), weil auch zu unserem Wesen die Liebe gehört, wir bleiben dabei aber so unendlich kleiner als er! Er ist die Liebe.
Ohne diesen Satz verstehen wir nichts vom Glauben, weder was Schöpfung bedeutet noch Erlösung. Worte wie Auferstehung, Dreifaltigkeit, Sakrament oder Gnade bleiben hohles Geschwätz, ohne Wirklichkeit und Wirkung. Daher muss man an dem Satz festhalten, oder besser: sich an ihm festhalten: Der, auf den alles im Glauben bezogen ist, ist identisch mit dem, was alles Leben erst ermöglicht und erfüllt - mit der Liebe selbst.
Herkunft unbekannt
Verheißung
Menschen
die aus der Hoffnung leben
sehen weiter
Menschen
die aus der Liebe leben
sehen tiefer
Menschen
die aus dem Glauben leben
sehen alles
in einem anderen Licht.
Aus der Enzyklika LAUDATO SI’ von Papst Franziskus, Rom 2015.
Der kleine Prinz und die Rosen
Geh die Rosen anschauen. Du wirst begreifen, dass die deine einzigartig auf der Welt ist. Du wirst wiederkommen und mir Adieu sagen, und ich werde dir ein Geheimnis verraten.“
Der kleine Prinz ging, um sich die Rosen anzusehen und sprach zu ihnen:
„Ihr seid nichts, ihr ähnelt meiner Rose gar nicht. Niemand hat sich euch vertraut gemacht und auch ihr habt euch niemandem vertraut gemacht. Ihr seid, wie mein Fuchs war. Der war nichts als ein Fuchs wie hunderttausend andere. Aber ich habe ihn zu meinem Freund gemacht und jetzt ist er einzigartig auf der Welt.“
Die Rosen waren beleidigt, als sie den kleinen Prinzen reden hörten, welcher nicht aufhörte, zu sprechen:
„Ihr seid sehr schön, aber ihr seid leer und niemand würde sein Leben für euch geben. Zweifellos könnte irgendjemand glauben, dass meine Rose euch ähnelt. Aber sie selbst weiß, dass sie wichtiger ist als andere, weil sie es ist, die ich gegossen habe. Da sie es ist, die ich unter den Glassturz gestellt habe. Da sie es ist, die ich mit dem Wandschirm geschützt habe. Da sie es ist, deren Raupen ich getötet habe (außer zwei oder drei, aus denen Schmetterlinge geworden sind). Da sie es ist, die ich klagen oder sich rühmen oder auch manchmal schweigen gehört habe. Da es meine Rose ist.“
Und er kam zum Fuchs zurück.
„Adieu“, sagte er.
„Adieu“, sagte der Fuchs. „Hier mein Geheimnis. Es ist ganz einfach: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
„Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“, wiederholte der kleine Prinz, um es sich zu merken.
„Was deine Rose so besonders macht, ist die Zeit, die du mit ihr verbracht hast.“
„…ist die Zeit, die ich mit ihr verbracht habe“, wiederholte der kleine Prinz, um es sich zu merken...
Aus: Antoine de Saint-Exupéry, Der kleine Prinz.
Wenn Licht und Finsternis einander begegnen
In einem Vortrag hörte ich den Redner sagen: "Wenn Licht und Finsternis zusammenkommen, siegt immer das Licht." Diejenigen, die es nicht glauben wollten lud er zu folgendem ein: "Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich in einem ganz lichterfüllten Raum, während es draußen ganz dunkel ist. Öffnen Sie die Fenster, öffnen Sie die Türen, lassen Sie die ganze Dunkelheit in den lichtvollen Raum hinein. Was geschieht? Verdunkelt sich der Raum? Wird das Licht im Raum von der einbrechenden Dunkelheit verschluckt? Nein! Die Dunkelheit vergeht im Licht. Oder stellen Sie sich dasselbe andersherum vor: Sie sind in einem dunklen Raum. Draußen ist es hell. Öffnen Sie wieder alle Fenster und Türen. Was geschieht? Das Licht strömt herein und vertreibt die Dunkelheit. So geschieht es immer, wenn Licht und Finsternis einander begegnen. Das Licht strömt hinein und vertreibt die Dunkelheit. So geschieht es immer, wenn Licht und Finsternis einander begegnen. Das Licht wird immer siegen. Deshalb haben alle Mytologien darauf hingewiesen, die Finsternis meide das Licht, um nicht selbst Licht zu werden!"
Immer siegt das Licht! Wie trostreich und hoffnungsvoll ist dieses Wort im Hinblick auf geschichtliche Abläufe oder auf gegenwärtige Geschehnisse, die aussichtslos erscheinen; aber auch im Hinblick auf alles, was es an Unstimmigkeiten in unserem Leben gibt.
Aus: Rudolf Stertenbrink, Der Himmel öffnet sich auf Erde, Ein modernes Lebensbrevier. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1993.
Herr, öffne unsere Augen,
damit wir deine Werke erkennen
und dich preisen.
Klopfe an unseren Herzen immer wieder an,
bis wir dich hereinlassen
und mit dir gemeinsame Sache machen.
Verschließe unseren Mund
vor übelwollender Kritik
und vor Beleidigungen deines Namens.
Bewahre uns vor Hartherzigkeit und Hochmut,
vor Rechthaberei und Rachsucht
Schenke uns die Bereitschaft zur Versöhnung
und gegenseitigen Annahme.
Mache uns alle zu Werkzeugen deiner Liebe,
damit unser ganzes Leben Anbetung sei.
Aus: Jörg Müller, Ich hab dir was zu sagen, Herr. Gebete für alle Zeiten. Betulius Verlag, Stuttgart 2002.
Augenturm
Der Augenturm
das Jahresauge
weit offen
das oberste
ich klettere
auf und nieder Selbstdressur
ich bediene alle Öffnungen
manche erblinden
ich reiße die Lider auf
ich will aus diesen Augen sehen
aus allen
die ersten in Bodenhöhe
die neugeborenen
blaue Tieraugen
ich fange auf einem Meter an
frühestens
unter Wasser fast
Urmilch
aus der wir kommen
in die wir
gehn
ertrinkend täglich
den Kopf
über dem Wasser
mit Not
an guten Tagen
auf dem Rücken liegen
dahintreiben
auf dem Liquiden
den Himmel ansehn
mühelos
atmen
Aus: Hilde Domin, Sämtliche Gedichte. Herausgegeben von Nikola Herwig und Melanie Reinhold. S. Fischer Verlag 2011 (2009).
Schönheit
Das einzige Mittel, für das Leben im Innern in seiner großen Schönheit zu erwachen, besteht darin, zuerst der äußeren Schönheit zugänglich zu werden. Wenn wir nicht auf unsere Welt mit aller ihrer unbegrenzten Schönheit, auf die Natur und ihre Erhabenheit, auf Menschen, denen Gott innewohnt, achten, wozu sind wir dann hierhergekommen und was haben wir hier vollbracht? Wer sie nicht beachtet, wendet sich von etwas ab, das er unablässig sucht. Er ist sein eigener Feind. Deshalb kann er weder geistig noch religiös sein. Wenn er allem Schönen, das ihn umgibt, die Augen verschließt, kann er sich nicht begeistern. Wenn nur die innere Schönheit der einzige Lebenszweck wäre, hätte Gott den Menschen nicht erschaffen und auf die Erde gesandt. Ferner ist es die Schau der Schönheit auf der Erde, welche die Vision der im Geiste vorhandenen Schönheit in uns wachruft. Man sagt, sie sei sinnlich und beraube der Erleuchtung. Das geschähe allerdings, wenn wir ganz in ihr aufgingen, nur in ihr lebten und nicht daran dächten, dass es außer ihr noch etwas anderes gibt. Denn alle äußere Schönheit ist zweifellos vergänglich. Sie geht vorüber, und deshalb ist kein Verlass auf sie. Wer ganz auf diese Schönheit baut, wer ganz in ihr aufgeht und wer ganz von ihr befangen der ewigen Schönheit den Rücken zukehrt, ist ohne Zweifel im Irrtum. Indessen hat keine Seele jemals die geistige Schönheit im Innern erschaut, ohne für die äußere Schönheit erwacht zu sein.
Hazrat Inayat Khan in: Worte die gut tun. Herausgegeben von Christian Leven. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1998.
Blick der Kinder
So kommt es, dass die meisten Menschen gar nicht wissen, wie schön die Welt ist und wieviel Pracht in den kleinsten Dingen, in irgendeiner Blume, einem Stein, einer Baumrinde oder einem Birkenblatt sich offenbart. Die erwachsenen Menschen, die Geschäfte und Sorgen haben und sich mit lauter Kleinigkeiten quälen, verlieren allmählich ganz den Blick für diese Reichtümer, welche die Kinder, wenn sie aufmerksam und gut sind, bald bemerken und mit dem ganzen Herzen lieben.
Rainer Maria Rilke, Briefe in: Worte die gut tun. Herausgegeben von Christian Leven. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1998.
25 Jahre "Licht für die Welt": Hilfe für 7,5 Millionen Menschen
Wien, 19.11.13 (KAP) Seit der Gründung vor 25 Jahren konnte "Licht für die Welt" rund 7,5 Millionen blinden, anders behinderten und von Behinderung bedrohten Menschen in Armutsgebieten helfen. "Durch unsere Projekte konnten wir mitwirken, dass weltweit die Anzahl der blinden Menschen aufgrund von Grauem Star in den vergangenen 20 Jahren um 15 Prozent zurückgegangen ist", bilanzierte Geschäftsführer Rupert Roniger auf einer Pressekonferenz am Dienstag anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums des am 15. November 1988 als Christoffel-Blindenmission Österreich gegründeten Vereins. Seit der Gründung habe "Licht für die Welt" 502.212 Operationen am Grauen Star finanziert und 247.430 behinderte Kinder betreut.
Aktuell setzt sich "Licht für die Welt" insbesondere auch für die Opfer der Taifun-Katastrophe auf den Philippinen ein. "Menschen mit Behinderungen sind besonders hart von Katastrophen betroffen. Viele sind nicht mobil, können schwer oder gar nicht flüchten und haben nach der Katastrophe oft keinen Zugang zu Hilfslieferungen", so Roninger. Im Rahmen der Hilfsaktion von "Licht für die Welt" werden in dieser Woche "3.000 Personen mit Schwerpunkt Menschen mit Behinderungen mit Lebensmitteln versorgt", sagte Roninger.
"Licht für die Welt" setzt sich für augenkranke, blinde und anders behinderte Menschen in Armutsgebieten ein. Die Arbeitsschwerpunkte liegen bei der Blindheitsverhütung und Augengesundheit, in Rehabilitationsmaßnahmen und Bildungsprogrammen für blinde und anders behinderte Menschen sowie in anwaltschaftlicher Tätigkeit zur Stärkung der Rechte von Menschen mit Behinderungen.
So konnten alleine im Vorjahr durch "Licht für die Welt" 42.643 Operationen am Grauen Star ermöglicht werden. Mehr als eine Million Menschen erhielten Medikamente gegen die Infektionskrankheit Trachom, 1,5 Millionen gegen Flussblindheit. Rund 69 Prozent der internationalen Hilfe, die auf dem Prinzip der Chancengleichheit und Nicht-Diskriminierung den Aufbau nachhaltiger Programme und Strukturen für Menschen mit Behinderungen, deren Partizipation in sämtliche Entwicklungsprojekte und -phasen sowie die Arbeit für inklusionsfreundliche Gesellschaftsstrukturen intendiert, konzentriert sich auf Afrika. Schwerpunktländer sind vor allem Äthiopien, Burkina Faso, Mosambik und Südsudan.
Trachom: Krankheit der Ärmsten der Armen
Der äthiopische Augenarzt von "Licht für die Welt", Amir Bedir zur Zielsetzung in Äthiopien: In den nächsten zehn Jahren solle "kein Mensch mehr an Trachom, einer sehr schmerzhaften Augenerkrankung, erblinden". Trachom sei nach dem Grauen Star die zweithäufigste Blindheitsursache in Äthiopien. "Es ist eine Erkrankung der Ärmsten der Armen", so Bedri. Von der zur Vernarbungen der Bindehaut führenden Infektionskrankheit Trachom seien vor allem Frauen und Kinder betroffen.
1,28 Millionen blinde Menschen leben in Äthiopien, aber nur 104 Augenärzte arbeiten in dem Land mit seinen 85 Millionen Einwohnern. Neun Millionen Kinder leiden an der Infektionskrankheit Trachom, 1,3 Millionen Erwachsene benötigen eine Lidoperation, um die Erblindung aufzuhalten. Neben der Verteilung von Medikamenten gegen Trachom für mehr als eine Million Menschen ermöglichte "Licht für die Welt außerdem bei 12.747 Lid-Operationen.
80 Prozent aller Erblindungen vermeidbar
"Rund 80 Prozent aller Erblindungen sind vermeid- oder behandelbar. Doch der Großteil aller blinden und behinderten Menschen lebt in entlegenen Gegenden in Afrika, Asien und Lateinamerika, ohne Zugang zu medizinischer Versorgung oder Rehabilitation", so die Wiener Augenärztin und "Licht für die Welt"-Mitglied Irene Ruhswurm. Rund39 Millionen Menschen weltweit sind blind, weitere 246 Millionen schwer sehbehindert. 90 Prozent aller sehbehinderten Menschen leben in Entwicklungsländern.
Neben der Blindheitsverhütung und Augengesundheit bildet vor allem die "Gemeindenahe Rehabilitation" einen zentralen Arbeitsschwerpunkt von "Licht für die Welt". Diesem Konzept zufolge werden behinderte Menschen nicht in gesonderten Institutionen betreut, sondern als selbstverständlicher Teil der Gesellschaft in die lebensweltliche Gemeinschaft inkludiert. Rehabilitationshelfer kommen zu den Kindern ins Haus und binden Familienmitglieder in den Rehabilitationsprozess aktiv ein. Knapp 60.000 Kinder in Äthiopien, Burkina Faso, Mosambik, Südsudan, Tansania, Nordost-Indien, Bolivien und Haiti werden im Rahmen dieser Projekte unterstützt.
Der im Jahr 1988 unter dem Namen "Christoffel-Blindenmission Österreich" gegründete unabhängige gemeinnützige Verein "Licht für die Welt geht auf die Arbeit von Pfarrer Ernst Jakob Christoffel(1876 - 1955) zurück. Der deutsche Pastor widmete sein Leben blinden und anders behinderten Menschen in der Türkei und im Iran. "Licht für die Welt", das seine Hilfe für blinde und anders behinderte Menschen in Armutsregionen an Grundwerten der christlichen Nächstenliebe, Solidarität und Menschenrechten orientiert, trägt das Spendengütesiegel; Spenden sind somit steuerlich absetzbar. Waren es im Vorjahr 148 Hilfsprojekte in 16 Ländern, die mehr als eine Million Menschen erreichten, ermöglicht "Licht für die Welt" aktuell bereits 151 Hilfsprojekte in Afrika, Asien und Lateinamerika.
Kathpress - Dienstag, 19. November 2013. (gekürzt)
Copyright 2013 Katholische Presseagentur, Wien, Österreich (www.kathpress.at). Alle Rechte vorbehalten.
Fastenzeit hilft beim Perspektivenwechsel
Kärntner Diözesanbischof: Suche der Nähe Gottes hilft, den eigenen Alltag neu zu bewerten.
Klagenfurt, 04.03.14 (KAP) Die Fastenzeit ist eine Chance, Abstand von Alltagsproblemen zu bekommen und die eigene Situation sowie jene der Mitmenschen unter neuer Perspektive zu sehen: Das hat der Kärntner Diözesanbischof Alois Schwarz in seinem Fastenhirtenbrief dargelegt, der Gedanken zu den fünf Fastensonntagen in deutscher und slowenischer Sprache enthält. Eine Hilfestellung für diesen Blickwechsel sei es, "aus dem Alltag heraus zu gehen, Gott in der Kirche zu besuchen und mit ihm zu sprechen", so der Bischof laut einer Mitteilung der Diözese vom Dienstag.
Mehrfach ging der Bischof auf das Leitbild der Diözese unter dem Motto "Mit Jesus Christus den Menschen nahe sein" ein. Die Gläubigen sollten in der Fastenzeit die Beziehung zu Gott "in und durch Jesus Christus hinterfragen und erst aus dieser Kraft, aus dieser Liebe heraus den Menschen nahe sein", so sein Wunsch. Handlungen ohne Verbundenheit zu Jesus Christus liefen Gefahr, "dass es nur um das eigene Wollen und Verlangen geht", während die einfühlsame Wahrnehmung des Mitmenschen und seiner Bedürfnisse zu kurz komme.
Zu erkennen gelte es etwa "unechte" und blindmachende Formen des Glaubens, erklärte Schwarz. Mit Verweis auf Aussagen von Papst Franziskus führte er hier etwa die längst zum allgemeinen Glaubenssatz gewordene "Vergötterung des Geldes" und den Materialismus an, mit dem sich die Gesellschaft längst in eine menschliche Krise manövriert habe.
Um eine Gegenbewegung anbieten zu können, müsse die Kirche Taten der Liebe setzen, Hoffnung und Trost schenken, einander aufrichten und Lebensfreude vermitteln, forderte der Kärntner Bischof. Selbst in den persönlichen Konfliktsituationen des Lebens sollten Gläubige "das Gute entdecken, das aufkeimen und wachsen möge".
Kathpress - Dienstag, 19. November 2013. (gekürzt)
Copyright 2013 Katholische Presseagentur, Wien, Österreich (www.kathpress.at). Alle Rechte vorbehalten.
Nach sieben Jahren Dunkelheit und Kälte
"Nach der Sonnenseite Gott sollen die Häuser gebaut werden", hat Nelly Sachs in einem ihrer Gedichte gesagt. Die Häuser ihres Lebens waren nicht zahlreich, wichtig waren überhaupt nur zwei. Das eine war das Haus ihrer Eltern in Berlin, geprägt durch großbürgerliche Kultiviertheit. Sie verlor diese Heimat durch die Vertreibung seitens der politischen Machthaber. Das andere Haus war ein ärmliches Gebäude im Süden Stockholms. Im Jahr 1940 hatte Nelly Sachs als in Deutschland verfolgte Jüdin durch Intervention der großen Selma Lagerlöf die Erlaubnis zur Einreise nach Schweden erhalten, gerade noch rechtzeitig, um der Einweisung in ein Arbeitslager zu entgehen.
Das Haus in Stockholm, Bergsundstraße, war eine Flüchtlingsherberge. Nelly Sachs wohnte dort 30 Jahre lang bis zu ihrem Tod, zunächst mit ihrer Mutter in einer winzigen Wohnung mit zum Hof weisenden Fenstern, und dann in einer anderen, etwas größeren, von wo aus man zum Meer blicken konnte. In einem Brief an eine Freundin schrieb die Dichterin: "Wir bekommen eine Wohnung, nach der See- und Sonnenseite. Denk nur, die Gestirne wieder sehn und fühlen. Wir wagten gar nicht daran zu glauben nach fast sieben Jahren Dunkelheit und Kälte."
Viel Dunkelheit und Kälte gab es im Leben der Nelly Sachs auch weiterhin trotz später Ehrungen durch Literaturpreise, schließlich sogar durch den Nobelpreis für Literatur. "Sternverdunklung" lautet der Titel einer ihrer Sammlungen von Gedichten. Das Leiden Unzähliger in den Jahren des großen Krieges bewirkte in den Seelen vieler eine "Gottesfinsternis". Gott schien tot zu sein oder jedenfalls unerreichbar fern. Nelly Sachs, die infolge schwerer seelischer Krankheit mehrmals Monate in psychiatrischen Kliniken zubringen musste, hörte dennoch nicht auf, nach dem verborgenen Gott Ausschau zu halten, und hielt das Haus ihrer Existenz offen zur "Sonnenseite Gott". Dies hat auch Paul Celan bezeugt. Nach seiner ersten Begegnung mit der Dichterin am Fest Christi Himmelfahrt 1960 in Zürich hat er, der Nichtglaubende, in einem Gedicht gesagt: "Am Tag einer Himmelfahrt, das Münster stand drüben, es kam mit einigem Gold über das Wasser. Von deinem Gott war die Rede."
Aus: Egon Kapellari, Aber Bleibendes stiften die Dichter. Gedanken für den Tag. Styria Verlag, Graz Wien Köln 2001.
Kein einsamer Gott
Dein Himmel, Deine Erde ist offen,
Du lebst nicht für Dich.
Du wagst Dich in unsere Häuser.
Du wartest,
bis man Dich einläßt.
Du liebst die Nähe der Menschen.
Du behältst nichts für Dich allein.
Du teilst Deine Macht.
Du nimmst uns die Angst
vor unserer Ohnmacht.
Jesus zeigt uns
Dein menschliches Antlitz.
Dein Geist läßt uns
schöpferisch sein.
Du freust Dich an der
Fülle der Schöpfung.
Du willst nicht allein sein.
Wo wir lachen und weinen,
wo wir denken und reden,
wo wir beten und forschen,
spüren wir deutlich:
Du näherst Dich uns
mit menschlichen Schritten.
Je mehr wir einander suchen,
desto eher finden wir Dich.
Du wartest
in vielen Gestalten
und Zeichen
vor unseren Augen und Herzen.
Aus: Nachdenken mit Martin Gutl. Texte, Meditationen, Gebete. Styria Verlag, Graz Wien Köln 1983.
Der heilige Schein
Ein Aspekt zieht sich unabhängig von meinem individuellen Fall wie ein roter Faden durch dieses Buch: die zentrale Bedeutung des heiligen Scheins für die katholische Kirche und ihre Protagonisten. Viele der Ereignisse, die in den letzten Jahren bei den Menschen nur noch verständnisloses Kopfschütteln ausgelöst haben, liegen in dem Bemühen begründet, diesen Schein um jeden Preis aufrechtzuerhalten.
Dabei sollten die positiven Aspekte, die ein einheitliches Erscheinungsbild haben kann, nicht außer Acht gelassen werden. In einer Welt der Bilder, der visuellen Reizflut, gewinnt die ritualisierte öffentliche Selbstdarstellung immer mehr an Bedeutung. Auch auf dem »Jahrmarkt der religiösen Angebote« stellt sie einen entscheidenden Wettbewerbsfaktor dar. Jeder Firmenchef weiß, dass das Corporate Design, das Erscheinungsbild seines Betriebs nach außen, eine wichtige Funktion hat. Es zeigt auf unverkennbare Weise: So wollen wir uns sehen und von euch gesehen werden, daran könnt ihr partizipieren! Das Corporate Design ist nicht nur ein bedeutender Werbefaktor, sondern fördert auch die Identifikation der Menschen mit ihrem Betrieb und bindet sie an ihn. Da der Wiedererkennungseffekt in diesem Zusammenhang unverzichtbar ist, ist das Corporate Design auf Beständigkeit, auf einen gewissen Konservativismus angewiesen.
So wie Adidas seine drei Streifen nicht von einem auf den anderen Tag aufgeben könnte, wäre die katholische Kirche schlecht beraten, wenn sie ihren heiligen Schein, wie er sich etwa in der Liturgie oder im öffentlichen Auftreten von Kirchenfürsten manifestiert, dauernder zeitgeistiger Kreativität überlassen würde. Dass man dies in der katholischen Kirche seit nahezu zweitausend Jahren weiß und sich danach richtet, spricht zunächst einmal für sie.Auch der gegenwärtige Papst widmet der religiösen Außendarstellung seiner Institution große Aufmerksamkeit. Programmatisch sagt er dazu im Liturgie-Band seiner Gesammelten Schriften: »Im Umgang mit der Liturgie entscheidet sich das Geschick der Kirche.« Auf unsere Thematik angewendet und in einen breiteren Kontext übertragen, könnte man ganz allgemein auch sagen: Im Umgang mit dem heiligen Schein entscheidet sich die Zukunft der Kirche. Denn in der Praxis zeigt sich, ob der äußere Schein der Realität entspricht oder ob er diese Entsprechung nur vortäuscht. Außenstehende bemerken mögliche Diskrepanzen nur punktuell, dafür aber häufig umso deutlicher. Insider erleben beides, Realität und Außendarstellung, permanent nebeneinander. Ein Abgleich findet dann nicht nur statt, wenn ein Geistlicher, in hohepriesterliche sonntägliche Gewänder gekleidet, ein lateinisches Hochamt zelebriert oder wenn der Papst den in alle Welt übertragenen Ostersegen »Urbi et Orbi« spendet, sondern in gewöhnlichen menschlichen Vollzügen. Entfernt das tatsächliche Sein sich dann zu weit vom heiligen Schein, verwandelt sich dieser in oberflächliche Scheinheiligkeit.Mit diesem Phänomen des weiten Auseinanderklaffens von Sein und Schein hat die katholische Kirche nun seit geraumer Zeit zu kämpfen. Spätestens durch die Missbrauchsskandale ist die fromme Fassade, hinter der man sich jahrzehntelang zu verbergen suchte, endgültig brüchig geworden und damit die Glaubwürdigkeit der gesamten Institution Kirche schwer beschädigt. Matthias Drobinski bemerkte dazu in der Süddeutschen Zeitung vom 23. August 2010 treffend: »Diese Kirche steht nicht allein wegen der Missbrauchsfälle derart in der öffentlichen Kritik. Es werden nicht allein deswegen dieses Jahr 200 000, vielleicht sogar mehr als 300 000 Menschen aus der Kirche austreten. Die Leute treten nicht aus, weil Kirchenmitarbeiter Verbrechen begangen haben. Sie gehen, weil ihnen die gesamte Institution unglaubwürdig geworden ist und der Skandal den letzten Anstoß zum Austritt gegeben hat.«
Nun hat die Brüchigkeit der Fassade nicht zu einem Umdenken bei den verantwortlichen Kirchenmännern geführt, sondern sie versuchen im Gegenteil nur umso energischer, den Schein zu wahren. Dass man in dieser Situation reaktionären Gruppen innerhalb der katholischen Kirche, vom Opus Dei bis zur Piusbruderschaft, immer mehr Einfluss zugesteht, ja sich von ihnen eine Lösung der gegenwärtigen Krise erhofft, ist kein Zufall: Wir haben gesehen, dass die Strategie des Verschweigens und gnadenlosen Verurteilens dort in besonders ausgeprägter Form verfolgt wird.
Aus: David Berger, Der heilige Schein. Als schwuler Theologe in der katholischen Kirche. Ullstein Verlag, Berlin 2010.
Sehen gelernt
Erfinderin einer neuen Kunst
"Nein, kein Wirbelsturm war da über die Bühne gefegt.
Da waren... Menschen aufgetreten, die sich anders bewegten,
als ich das kannte, und die mich anders bewegten,
als mir das je geschehen war.
Schon nach ein paar Augenblicken hatte ich einen Kloß im Hals,
und nach einigen Minuten ungläubigen Staunens habe ich
einfach meinen Gefühlen freien Lauf gelassen und hemmungslos drauflos geflennt.
Das war mir vorher noch nie passiert...
Im Leben schon, durchaus auch mal im Kino,
aber nicht beim Zuschauen einer einstudierten Inszenierung,
geschweige denn einer Choreographie.
Das war nicht Theater, nicht Pantomime, nicht Ballett und schon gar nicht Oper.
Pina ist, wie Sie wissen,
die Erfinderin (nicht nur hierzulande) einer neuen Kunst."
Bewegung
Mich hat Bewegung als solche vorher nie berührt.
Ich habe die immer als gegeben vorausgesetzt.
Man bewegt sich eben. Alles bewegt sich.
Erst durch Pinas Tanztheater habe ich auf Bewegungen, Gesten, Haltungen,
Gebärden, Körpersprache achten gelernt.
Und diese dadurch erst achten gelernt.
Und jedes Mal aufs Neue, wenn ich über die Jahre Pinas Stücke gesehen habe,
viele zum wiederholten Male,
habe ich, oft wie vom Donner gerührt,
das Einfachste und Selbstverständlichste neu als das Bewegendste überhaupt
zu sehen gelernt.
Welcher Schatz unseren Körpern innewohnt, sich ohne Worte mitzuteilen,
und wie viel Geschichten erzählt werden können, ohne dass ein Satz gesagt wird.
Sehen gelernt
Erfinderin einer neuen Kunst
"Nein, kein Wirbelsturm war da über die Bühne gefegt.
Da waren... Menschen aufgetreten, die sich anders bewegten,
als ich das kannte, und die mich anders bewegten,
als mir das je geschehen war.
Schon nach ein paar Augenblicken hatte ich einen Kloß im Hals,
und nach einigen Minuten ungläubigen Staunens habe ich
einfach meinen Gefühlen freien Lauf gelassen und hemmungslos drauflos geflennt.
Das war mir vorher noch nie passiert...
Im Leben schon, durchaus auch mal im Kino,
aber nicht beim Zuschauen einer einstudierten Inszenierung,
geschweige denn einer Choreographie.
Das war nicht Theater, nicht Pantomime, nicht Ballett und schon gar nicht Oper.
Pina ist, wie Sie wissen,
die Erfinderin (nicht nur hierzulande) einer neuen Kunst."
Bewegung
Mich hat Bewegung als solche vorher nie berührt.
Ich habe die immer als gegeben vorausgesetzt.
Man bewegt sich eben. Alles bewegt sich.
Erst durch Pinas Tanztheater habe ich auf Bewegungen, Gesten, Haltungen,
Gebärden, Körpersprache achten gelernt.
Und diese dadurch erst achten gelernt.
Und jedes Mal aufs Neue, wenn ich über die Jahre Pinas Stücke gesehen habe,
viele zum wiederholten Male,
habe ich, oft wie vom Donner gerührt,
das Einfachste und Selbstverständlichste neu als das Bewegendste überhaupt
zu sehen gelernt.
Welcher Schatz unseren Körpern innewohnt, sich ohne Worte mitzuteilen,
und wie viel Geschichten erzählt werden können, ohne dass ein Satz gesagt wird.
Lied Vom Kindsein
Als das Kind Kind war,
ging es mit hängenden Armen,
wollte der Bach sei ein Fluß,
der Fluß sei ein Strom,
und diese Pfütze das Meer.
Als das Kind Kind war,
wußte es nicht, daß es Kind war,
alles war ihm beseelt,
und alle Seelen waren eins.
Als das Kind Kind war,
hatte es von nichts eine Meinung,
hatte keine Gewohnheit,
saß oft im Schneidersitz,
lief aus dem Stand,
hatte einen Wirbel im Haar
und machte kein Gesicht beim fotografieren.
Als das Kind Kind war,
war es die Zeit der folgenden Fragen:
Warum bin ich ich und warum nicht du?
Warum bin ich hier und warum nicht dort?
Wann begann die Zeit und wo endet der Raum?
Ist das Leben unter der Sonne nicht bloß ein Traum?
Ist was ich sehe und höre und rieche
nicht bloß der Schein einer Welt vor der Welt?
Gibt es tatsächlich das Böse und Leute,
die wirklich die Bösen sind?
Wie kann es sein, daß ich, der ich bin,
bevor ich wurde, nicht war,
und daß einmal ich, der ich bin,
nicht mehr der ich bin, sein werde?
Als das Kind Kind war,
würgte es am Spinat, an den Erbsen, am Milchreis,
und am gedünsteten Blumenkohl.
und ißt jetzt das alles und nicht nur zur Not.
Als das Kind Kind war,
erwachte es einmal in einem fremden Bett
und jetzt immer wieder,
erschienen ihm viele Menschen schön
und jetzt nur noch im Glücksfall,
stellte es sich klar ein Paradies vor
und kann es jetzt höchstens ahnen,
konnte es sich Nichts nicht denken
und schaudert heute davor.
Als das Kind Kind war,
spielte es mit Begeisterung
und jetzt, so ganz bei der Sache wie damals, nur noch,
wenn diese Sache seine Arbeit ist.
Als das Kind Kind war,
genügten ihm als Nahrung Apfel, Brot,
und so ist es immer noch.
Als das Kind Kind war,
fielen ihm die Beeren wie nur Beeren in die Hand
und jetzt immer noch,
machten ihm die frischen Walnüsse eine rauhe Zunge
und jetzt immer noch,
hatte es auf jedem Berg
die Sehnsucht nach dem immer höheren Berg,
und in jeder Stadt
die Sehnsucht nach der noch größeren Stadt,
und das ist immer noch so,
griff im Wipfel eines Baums nach dem Kirschen in einemHochgefühl
wie auch heute noch,
eine Scheu vor jedem Fremden
und hat sie immer noch,
wartete es auf den ersten Schnee,
und wartet so immer noch.
Als das Kind Kind war,
warf es einen Stock als Lanze gegen den Baum,
und sie zittert da heute noch.
Peter Handke - as featured in the movie "Der Himmel über Berlin" / "Wings Of Desire" by Wim Wenders, 1987.
"Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt"
Ausgangspunkt, Kern und Ziel des Glaubens der Christen ist dieser eine Satz: "Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist die Liebe"(1. Johannesbrief 4, 8). Ganz und gar auf ihn muss der Glaube ausgerichtet sein; jedes Wort und jeder Satz des Glaubens müssen sich daran messen lassen. Nichts, rein gar nichts, was der Liebe widerspricht, darf die Bezeichnung "christlich" beanspruchen. Lieblosigkeit christlich nennen, das wäre die reinste Gotteslästerung!
Gott ist die Liebe - was aber heißt das? Auch hier haben wir keine Definition, sondern nur ein Bild. Auch hier gilt: Zwischen dem, was wir als Liebe erfahren und erkennen, und der Liebe Gottes besteht trotz einer gewissen Ähnlichkeit ein ungeheurer Unterschied. Unsere Liebe, selbst die gelungenste, ist nicht mehr als nur eine Vorahnung der Liebe Gottes. Genauso dürfen wir uns zwar sein Abbild nennen (Gen 1, 28), weil auch zu unserem Wesen die Liebe gehört, wir bleiben dabei aber so unendlich kleiner als er!
Er ist die Liebe. Ohne diesen Satz verstehen wir nichts vom Glauben, weder was Schöpfung bedeutet noch Erlösung. Worte wie Auferstehung, Dreifaltigkeit Sakrament oder Gnade bleiben hohles Geschwätz, ohne Wirklichkeit und Wirkung. Daher muss man an dem Satz festhalten, oder besser: sich an ihm festhalten: Der, auf den alles im Glauben bezogen ist, ist identisch mit dem, was alles Leben erst ermöglicht und erfüllt - mit der Liebe selbst."
Gregor Tischler, Religion - was soll' s?, München 1991, 92 f
"Jesus unterscheidet zwischen Gläubigen und Ungläubigen" - Ungern!
Die berühmte Statue vom "blinden Seher" ist vielen Menschen bekannt: Ein alter Mann tastet sich mit der linken Hand vorsichtig in den Raum vor - die typische Geste eines Blinden. Der andere Arm aber tastet nach vorne, auf ein fernes Ziel hin. Auch die leeren Augenhöhlen des Blinden sind dorthin gerichtet. Sein Gesichtsausdruck verrät deutlich: der Blinde sieht.
Was wir mit den Augen sehen, ist laut. Es drängt sich auf und schiebt sich über unsere anderen Sinne. Wer keine Augen hat, nutzt die anderen Sinne: Er riecht doppelt, fühlt doppelt, schmeckt doppelt. Und er entwickelt Wahrnehmungsorgane, von denen der Sehende nichts ahnt. Er schaut hinter die sichtbare Welt. Darum schätzen die alten Kulturen den "blinden Seher" so hoch. Vielleicht können wir heute noch von den Blinden lernen, wo uns die Bilder umfluten und betäuben wie noch nie.
Jesus spricht ungern von "Gläubigen" und "Ungläubigen" oder von "Bekehrten" und "Unbekehrten" - er unterscheidet einfach zwischen Sehenden und Blinden. Damit macht er deutlich: Glauben erfordert keine besonderen Fähigkeiten oder übermenschlichen Anstrengungen. Alles, was dazu notwendig ist, ist Offenheit. So wie man die Augen aufmacht, und sieht, was vor einem ist, so soll unser Herz, unsere ganze Person offen sein, es geschehen lassen, die uns die Sicht versperren. Getönte Brillen, die uns die Wirklichkeit verzerren. Man nennt das Ideologie, und es gibt kaum etwas, was Jesus so wütend macht, wie solche Denkschablonen: Wenn Menschen nicht auf Menschen sehen, sondern auf ein System, eine Idee, irgendetwas, das wichtiger ist als der Mensch, der gerade vor ihm steht.
Werner Tiki Küstenmacher, Die drei Minuten Bibel, München 2006, Seite 165ff .
Heiligkeit
Heiligkeit ist - auch für den Priester - ein hohes Ideal. Gibt es manche Priester, die mit ihren Idealen nicht zurechtkommen?
Das könnte sein und zwar dann, wenn sie sich vielleicht die Ideale zu hoch gesteckt haben. Ich sage das auch immer wieder im Gespräch mit den Theologiestudenten oder mit den Priestern. Wir dürfen uns auch moralisch nicht überfordern. Und jeder Priester, auch ich selber habe das erfahren, stößt an die Grenze seiner Möglichkeiten. Es gibt Priester, die beispielsweise hervorragend mit Jugendlichen umgehen können, aber wenig Zugang haben zu älteren oder kranken Menschen, sich bei Krankenbesuchen geradezu überwinden müssen. Wenn sie dann Krankenbesuche gemacht haben, sind sie glücklich und froh, dass sie es getan haben. Oder es gelingt manchem nicht die freie Rede in der Predigt, er hat einfach nicht die Kraft, freimütig von sich aus den Glauben zu bezeugen, und doch spüren die Gläubigen: Er meint es ehrlich. Das ist eben das Entscheidende, und ich würde auch sagen: Es ist nicht jeder der geborene Lehrer, dem jede Schulstunde einfach gelingt, weil wir oft mit den unterschiedlichen Jahrgangsstufen und den verschiedenen Schultypen zu tun haben. Jeder Priester erfährt seine Grenzen und kann doch von seiner Herkunft, von seinen Fähigkeiten, von seinen Anlagen her in mancher Hinsicht wirklich groß wirken, muss sich aber in anderer Hinsicht mit dem Kleineren und Einfacheren zufrieden geben.
Bischof Walter Mixa, Priester für die Welt, Ein Gespräch mit Norbert Matern, Augsburg, 2000, Seite 119f
Begegnung mit dem Licht der Welt
Der Disput setzt sich im nächsten Kapitel fort. Jesus sagt nicht nur, dass er das Licht der Welt ist, sondern er setzt ein Zeichen, das dies unterstreicht. Er stellt die Sehkraft des Mannes wieder her, der von Geburt an blind war, er vertreibt die Finsternis und schenkt ihm das Licht. Aber da Jesus den Blinden an einem Sabbat geheilt hat, sind die Pharisäer außer sich.
Johannes erzählt diese wundervolle Geschichte auf eine Weise, dass sie zu einem Gleichnis des Glaubens wird. Der Blinde kommt zu Jesus und wird geheilt. Er jubelt über das wiedererlangte Augenlicht, aber andere weigern sich, die Tatsache zu akzeptieren, dass es Jesus war, der neues Licht in sein Leben gebracht hat.
Aufgrund ihrer eigenen Verblendung stoßen sie den ehemaligen Blinden aus; aber als er Jesus abermals begegnet, fällt er auf die Knie und betet ihn als seinen Herrn an.
Auf einer Ebene erklärt Johannes seiner Gemeinde, dass sie darauf gefasst sein muss, wegen des Lichtes, das Jesus in ihr Leben gebracht hat, verfolgt zu werden, und dass sie den Mächten der Finsternis nicht nachgeben sollte. Auf der anderen Ebene jedoch lehrt Johannes die Leserinnen und Leser seines Evangeliums, dass wir alle Blindgeborene sind. Wir stehen alle in Gefahr, wie die Pharisäer im Dunkel zu verharren, wenn wir in selbstgenügsamen Stolz verharren. Und wenn wir zu sicher sind, das wir "es" haben, haben wir es gewiss nicht.
Richard Rohr, Das entfesselte Buch, Freiburg, 2003, Seite 265f
Maria Wachtler (2002)
Alfons Jestl (1999)
Reinhard Gruber (1996)