... inmitten der Traurigkeiten und der Dunkelheiten dieser Welt
Zu Weihnachten haben wir das göttliche Kind in der Krippe betrachtet. Zu Neujahr werfen wir einen Blick auf Maria. Denn wir feiern heute das Hochfest der Gottesmutter. Es ist das älteste der römischen Marienfeste. Die Kirche will uns sagen: Gehen wir wie Maria durch das Leben, dann wird das neue Jahr gesegnet sein, ja das ganze Leben gelingen, Denn Gott will auch an uns Großes tun.
Wer ist diese Frau, die den "Sohn des Allerhöchsten" (Lk 1,32) geboren hat? Der Name Maria besagt, dass sie die Geliebte Gottes ist. Als Jesus einmal eine Rede hielt, rief eine Frau aus dem Volk ihm zu: "Selig der Leib, der dich getragen, und die Brust, die dich genährt hat!" (Lk 11,27). Es fällt auf, dass diese Frau über Jesus zu Maria kommt. Maria hat ja Jesus Fleisch und Blut gegeben, ihm Nahrung und Gewand schenken dürfen. Ich lerne daraus: Niemand kann Jesus ohne Maria und die Gottesmutter nicht ohne Jesus haben.
Maria spiegelt die Schönheit Christi wider
Die Theologen sagen, dass Maria die Schönheit Christi widerspiegelt. Christus ist ja das Schönste aller Menschenkinder. Alle Schönheit Himmels und der Erde ist allein in ihm gefasst. Wie der Mond das Licht der Sonne widergibt, so spiegelt Maria Christus wider. Christus ist die Sonne, Maria der Spiegel. Mariens Schönheit ist daher – theologische gesprochen - eine geliehene, eine geschenkte Schönheit, weil sie von allem Anfang an ganz auf Christus gerichtet ist. Daher wird Maria dargestellt als die "wunderschön prächtige, liebreich holdselige Frau". Maria ist die schönste aller Frauen, weil sie voll Gnade und Anmut ist. In ihr ist die Ebenbildlichkeit Gottes ganz erkennbar.
Maria, die demütige Magd
Trotzdem würde sie niemand erkennen, wenn sie durch die Straßen von Innsbruck ginge, meinte der verstorbene Bischof Stecher. Maria fällt nicht auf durch ihre Kleidung, sie verkehrt nicht in gelehrten Kreisen, besitzt aber die Weisheit Gottes. Sie ist die einfache Frau aus dem Volk. Sie bezeichnet sich selbst als demütige Magd. Allein dieser Ausdruck macht den Stolzen nervös. Wie oft höre ich im Alltag den Satz: "Demütig sein und auch noch Diener, wer bin ich denn?" Man lehnt sich dagegen auf. Das Geschöpf versteht nicht, dass ihn die Demut vor Gott nicht klein macht, sondern die Wahrheit ist. Weil Maria demütig, ganz offen für den Ewigen ist, hat Gott das unbekannte Mädchen aus Nazareth aus ihrer Anonymität herausgeholt und es zur meistbekannten und meistgeliebten Frau der Welt gemacht. Gottes Geist hat sich Maria anvertraut. So ist Maria zur Mutter Christi und zur Mutter eines neuen Menschengeschlechts geworden.
Maria, Urbild und Vorbild
Einige Theologen nehmen an, dass Maria bei den wichtigsten öffentlichen Auftritten Jesu dabei war. Sie war ja nicht nur die leibliche Mutter, sondern auch die erste Jüngerin Jesu. Aber sie stand auf Grund ihrer Demut im Hintergrund. Nur bei der Hochzeit von Kana hat sie die Äußerung gemacht: "Was er euch sagt, das tut!" (Joh 2,5). Es ist bekannt, dass Maria die Worte Jesu in ihrem Herzen erwog (Lk 2,52). Auch die Bibel hat sie gelesen. So hat Maria das Wort Gottes "corde et corpore" empfangen: in ihrem Herzen und in ihrem Leib (Lumen Gentium Nr.53). So wurde Maria Urbild und Vorbild aller Hörer des Wortes.
Maria preist die Größe des Herrn
Maria ist für mich eine Frau, die allen gesellschaftlichen Zwängen zum Trotz sich auf eine Lebensaufgabe einlässt, deren Dimensionen sie keineswegs von Anfang an überblicken konnte. Sie wurde zur Gottesmutterschaft auserwählt. Daher sagt sie den prophetischen Satz: "Von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter" (Lk 1, 48). Sie ist aber auch selig zu preisen, weil sie das Wort Christi gehört hat und erste Christin wurde.
Das Marienlob ist durch alle Jahrhunderte im Lied und im Buch vernehmbar. Im Jahre 1862 ist die "Summa aurea" erschienen, in der die besten Beiträge aller Zeiten über Maria abgedruckt sind. Das Marienlob erklingt heute fast auf der ganzen Erde.
Absam (Tirol) gehört zu den bekanntesten marianischen Wallfahrtsorten Westösterreichs. Der Künstler und Diakon Edgar Bachinger aus Neu-Rum hat ein religiöses Wappen für diese Gnadenstätte geschaffen. Absam ist weithin durch die Stainer-Geige berühmt geworden. In dem Kunstwerk sehen wir die Geige und das Gnadenbild. - Maria singt das Magnificat und wird von Jakob Stainer begleitet. Der Text ist nur angedeutet. Er lautet: "Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter" (Lk 1,46-55). Maria wird mit ihrer ganzen Persönlichkeit zu einem Loblied auf Gott, zu einer göttlichen Sinfonie. Der Herr ist überwältigt und neigt sein Haupt zu Maria. Die beiden Arme der Geige sollen zwei Hände andeuten, um die der Rosenkranz gewickelt ist. Der Rosenkranz bringt alle Heilsgeheimnisse von der Empfängnis bis zu Krönung Mariens zum Ausdruck, vom Fiat bis zum Magnifikat. So ist Maria die Erst- und Vollerlöste zugleich. Das feiern wir im Lauf des Jahres in 15 Festen.
Marienlob
Ich weiß nicht, wie ich das Lob Mariens ausdrücken soll. Der Dichter Novalis schreibt:
Ich sehe dich in 1000 Bildern,
Maria, lieblich ausgedrückt,
doch keines von allen kann dich schildern
wie meine Seele dich erblickt.
Ich weiß nur, dass der Welt Getümmel
seitdem mir wie ein Traum verweht
und ein unnennbar großer Himmel
mir ewig im Gemüte steht."
Im Bild Mariens sehen wir den Widerschein der Freude der Erlösung inmitten der Traurigkeiten und der Dunkelheiten dieser Welt. Aus dem Bild Mariens lesen wir immer wieder die Nähe unseres Gottes ab. Wer von uns täglich eine Viertelstunde bei Maria oder ihrem Sohn verbringt, die Zeit kann auch länger oder kürzer sein, wird ein gesegnetes Jahr erfahren und ein erfülltes Leben haben.
Lopez Weißmann (2001)
Bernhard Zahrl (1999)