Maria im Weihnachtsfestkreis
Die liturgische Ordnung für das Kirchenjahr hat für die Weihnachtszeit vier Hochfeste vorgesehen: Die Geburt des Erlösers, das Hochfest der Heiligen Familie, das Hochfest der Gottesmutter Maria und das Fest der Erscheinung des Herrn. In ihnen werden uns die wichtigsten Grundzüge des Glaubens vorgestellt.
Zu Weihnachten werden wir eingeladen, die überwältigende Liebe Gottes zu uns zu betrachten, der uns in der Geburt Jesu seinen eigenen Sohn als Heiland der Welt sendet. Wir sind nicht Verlorene, sondern Gerettete. Wir sind nicht in Dunkelheit Umherirrende, sondern von Jesus auf den Weg des Lichts Geführte. Wir sind nicht auf uns allein gestellt, sondern dürfen Gottes Hilfe und Gnade in unser Leben einbeziehen.
Am ersten Sonntag nach Weihnachten steht dann die Heilige Familie im Mittelpunkt. Jeder Familie ist eine hohe Verantwortung übertragen. Das Geschenk Gottes, die natürlichen Veranlagungen jedes einzelnen, werden zur Entwicklung und Entfaltung in die Hände von Gemeinschaft gelegt. Vorrangig dürfen Eltern das Wesen ihrer Kinder prägen, so wie Jesus von Maria und Josef geprägt wurde. Aber auch andere Gemeinschaften, die Pfarrgemeinde, Gruppen und Verbände, die jeweilige Volksgemeinschaft, stehen in der Pflicht. Auch außerhalb unserer Familie tragen wir eine hohe Verantwortung füreinander. Im Zusammenleben prägen wir einander: positiv aber auch negativ.
Die Gottesmutter Maria am Beginn des neuen Jahres
Heute begehen wir das Hochfest der Gottesmutter Maria. Für uns beginnt ein neues Jahr. Vieles wird in ihm ablaufen, wie in den Jahren zuvor. Aber es gilt, sich auch offen zu halten für Überraschendes, nicht Voraussehbares. Im Leben der Gottesmutter war es nicht anders. Die meiste Zeit ihres Lebens verbrachte Maria im normalen Ablauf des menschlichen Lebens. Zwei Ereignisse in ihrem Leben waren in besonderer Weise mit Gnade erfüllt: Ihre Erwählung zur Gottesmutter und die Auferstehung Jesu als letzte große Bestätigung, dass der von ihr geborene Mensch Jesus sich trotz Kreuzigung als Sieger und Retter erwies. Die Zeit vor ihrer Erwählung durch Gott und die dreißig Jahre bis zum öffentlichen Auftreten Jesu teilte Maria äußerlich im Großen und Ganzen mit den Menschen ihrer Zeit. Neben den beglückenden Erfahrungen hatte Maria auch Bitteres und Leidvolles durchzustehen: Die Flucht nach Ägypten und die qualvolle Hinrichtung ihres Sohnes. Weder von den mit Gnade erfüllten Stunden noch von den leidvollen Erfahrungen in ihrem Leben wusste Maria am Anfang des Jahres, dass sie auf sie zukommen würden.
Kraft für den Alltag
Die Kraft zur Bewältigung des Alltags und der besonderen Ereignisse ihres Lebens gewinnt Maria aus ihrer inneren Einstellung zu Gott und ihrer Lebenshaltung aus dem Glauben. Sie ist bereit, zu Gottes Willen ihr Ja zu sagen und sie überdenkt in ihrem Herzen, was ihr geschieht und sich um sie herum ereignet. Dabei kann sie sich immer neu überzeugen, dass ihr Vertrauen in Gott die einzig richtige Lebenshaltung ist. Im Gehorsam gegenüber Gott hat sie ihrem Sohn den Namen Jesus gegeben, wie der Engel es ihr aufgetragen hatte. Der Name Jesus, auf Hebräisch Jehoschua, bedeutet: Gott rettet. Maria kann dies hautnah erleben. Josef lässt sie auf Geheiß Gottes hin nicht im Stich. Mit der Flucht nach Ägypten, so bitter sie auch ist, kann sie ihr Kind vor der Ermordung durch Herodes retten. Die Hirten mit ihren Berichten und die prophetischen Worte des greisen Simeon bei der Darstellung Jesu im Tempel bestätigen ihr die Botschaft des Engels. Das öffentliche Wirken Jesu ist dann ein neuer starker Impuls für ihren Glauben und ihr Gottvertrauen. Die Krönung liegt schließlich im Erleben der Auferstehung ihres Sohnes, dem deutlichsten Beweis dafür, dass alles, was sich ereignet hatte, göttlichem Wollen und seiner Führung entsprach.
Das Leben der Gottesmutter ist neben vielen Jahren gewöhnlicher Alltäglichkeit durchzogen von gewaltigen Höhen und Tiefen, die sie vorbildlich bewältigt, weil sie ein offenes Ohr und Herz für Gott hat. Sie nimmt an, was kommt - Freude wie Leid - und bleibt auf Gott konzentriert, um sein Wollen zu erfassen und seinem Willen nachzukommen. Für Maria steht Gottes Wirken und Jesu Leben im Vordergrund. Sie sind für Maria die eigentlich Wirkenden, die retten, segnen, begnaden, beistehen. Gott und Jesus gilt es für sie zu bewundern und sich mit ihnen zu verbünden.
Mit Gottvertrauen in das neue Jahr
Ich bin sicher, dass uns mit dem Hochfest der Gottesmutter am Beginn des neuen Jahres gerade Maria mit ihrem Wesen vor Augen gestellt wird mit der Absicht: gelassen und mit Gottvertrauen in das neue Jahr zu gehen. Nicht nur Maria ist begnadet; wir sind es auch. Ob im kommenden Jahr etwas Außergewöhnliches geschieht, das unser bisheriges Leben verändert oder gar auf den Kopf stellen wird, wissen wir nicht. Aber wir wissen, auch für uns ist Gott Retter, der seine schützende und segnende Hand über uns hält und der uns begleitet. Wir können darauf verzichten, unruhig zu werden mit unseren Plänen für das kommende Jahr. Das wirklich Große in unserem Leben wird Gott wie bei Maria auch bei uns bewirken. Für seinen Willen und die Aufgaben, die er uns anvertraut, offen sein, das sollen wir nicht vergessen. In dem, was uns geschieht, das Wirken Gottes entdecken und uns an ihm freuen, das wird uns die nötige Kraft geben, Angenehmes und Schwieriges vertrauensvoll anzugehen.
Auf diesem Hintergrund wünsche ich ihnen alles Gute für das neue Jahr und Gottes reichen Segen!