Der Glaube an ein ewiges Leben nach dem Tod fällt vielen Menschen schwer. Daran zu glauben, ist eine persönliche Glaubensüberzeugung, die den Wert des irdischen Lebens nicht herabsetzt sondern ihm einen tieferen Sinn gibt. Die Märtyrer geben Zeugnis davon.
Gibt es ein Leben nach dem Tod?
Es sind keine einfachen Gespräche: gibt es ein Leben nach dem Tod oder nicht? Selbst Christinnen und Christen, sogar regelmäßige Gottesdienstbesucher, tun sich schwer, daran zu glauben, dass es wirklich ein Leben nach dem Tod gibt. Ich selbst kann an ein Leben nach dem Tod kann ich nur glauben; glauben, aber beweisen kann ich es nicht. Wie oft habe ich als Priester schon auf dem Friedhof gestanden und Texte gebetet, in denen immer wieder geschrieben steht: „Der Tod ist nicht das Ende, sondern der Beginn eines neuen Lebens“. Wie oft habe ich an Ostern über die Hoffnung auf das ewige Leben gepredigt. Wenn ich über diese Frage nachdenke, dann habe ich immer wieder auch den Gedanken im Ohr: der Glaube an ein ewiges Leben kann auch eine billige Vertröstung sein. Geht es dir hier schlecht, dann geht es dir im anderen Leben besser. Ertrage dein Schicksal!
Ich muss mich immer wieder damit auseinandersetzen. Immer wieder werde ich als Seelsorger und auch im Religionsunterricht von jungen Leuten mit dieser Frage konfrontiert. Sie wollen das Leben vor dem Tod gut nutzen. Was, wenn alles vorbei ist? Ich versuche, die Menschen, die sich mit dem Glauben an ein Leben nach dem Tod schwer tun, ernst zu nehmen und ihre Fragen anzunehmen. Denn sie stellen mich vor der Herausforderung, mich immer wieder mit mir selbst auseinanderzusetzen. Die Frage, gibt es ein Leben nach dem Tod oder nicht, beschäftigt viele Menschen, sie beschäftigt auch mich persönlich.
Ich glaube und hoffe
Ich selbst glaube und hoffe fest auf ein Leben nach dem Tod. Die Lesungen und auch das Evangelium machen uns diese Hoffnung. Wenn ich mir die erste Lesung aus dem Bauch der Makkabäer anschaue, dann wird uns ein sehr bewundernswerter Mut beschrieben. Sieben junge Männer haben den Mut, grausam zu sterben. Sie sind zutiefst überzeugt: das, was Gott ihnen nach diesem Leben geben wird, ist viel mehr wert.
Unzählige Menschen haben für ihren Glauben an Jesus und vor allem an die Auferstehung der Toten, ihr Leben hingegeben. Sie haben dieses irdische Leben sicher als wertvoll geschätzt. Was Jesus verkündete, war für diese Menschen viel mehr wert. In Jesus haben sie den wahren Sinn des Lebens gefunden. Sie haben offenbar gespürt, wie stark die Macht der Liebe ist. Der tiefe Glaube an Gott, der sicher gewachsen ist, muss all diesen Männern und Frauen Mut und Kraft gegeben haben, das Leben hinzugeben.
Einen solchen Glauben wünsche ich mir für mich selbst, wünsche ich mir für alle meine Hörer. Ich lasse, wenn es darauf ankommt, dieses Leben hinter mir, um etwas Besseres zu bekommen. Menschen, die für ihren Glauben an Jesus das Leben hingeben, die verfolgt werden, gibt es auch heute noch. Sie müssen die Botschaft der Auferstehung als wahr und richtig erfahren haben. Sie zeigen mir immer wieder, dass es noch mehr gibt, als das irdische Leben. Sie zeigen mir, dass es sich auch dafür zu leben lohnt.
Lebensbejahung
Auch wenn wir Menschen zu einem Leben bei Gott berufen sind, so hat dieses irdische Leben auch Sinn und Wert. Die Märtyrer und alle Verstorbenen, an die wir noch vor einigen Tagen gedacht haben, haben etwas hinter sich gelassen, was wertvoll ist. Doch darüber hinaus haben sie Größeres bekommen. Es ist die Nähe bei Gott. Ein größeres Zeugnis für seinen Glauben an Jesus zu sterben, kann niemand geben als Martyrer.
Sicher: es gibt es auch negative Beispiele, bei dem jemand für seine Überzeugung stirbt. Ich denke an Selbstmordattentäter. Sie sind darin vermeintlich ihrem Glauben gefolgt. Doch sie haben Leben zerstört. Sie haben selbst ihrem Leben ein Ende gesetzt. Es war eher Verblendung. Christliche Märtyrer haben niemals das Leben anderer zerstört oder getötet.
Ich bin überzeugt, dass gerade durch den Glauben an die Auferstehung dieses Leben Sinn bekommt. Wir glauben an einen Gott der Lebenden und nicht der Toten. Wir glauben an einen Gott, der das Leben bejaht, der Leben schafft. Wir setzen uns für das Leben ein. Das kann auch bedeuten, dass wir uns für das ungeborene Leben einsetzen. Es kann bedeuten, dass wir die Lebensbedingungen anderer Menschen verbessern helfen. Auch der Einsatz für den Klimaschutz kann dazu gehören. Wer sich für den Klimaschutz einsetzt, setzt sich ein für Gottes gute Schöpfung. In allem zeigt sich, dass wir das Leben bejahen, es für wertvoll achten.
Hoffnung über dieses Leben hinaus
Doch unsere Hoffnung als Christen geht über diese Welt hinaus. Fest glauben wir daran, dass unser Einsatz und unser Mühen sich auf Gottes neue Welt, auf unser Leben bei Gott, auswirken werden. Bereits hier kann Gottes neue Welt beginnen. Der Glaube an das ewige Leben gibt Kraft, dieses Leben als wertvoll anzusehen. Der Glaube an die Auferstehung hilft mir, bewusst zu leben, mein Bestes zu tun, damit schon jetzt in dieser Zeit etwas von dem zu erahnen ist, was Jesus uns verheißt.
Gott hat uns auch dieses irdische Leben geschenkt. Es endet einmal mit dem leiblichen Tod. Doch ich glaube dieses irdische Leben wird sich auswirken auf mein Leben bei Gott. Ich spüre, wie sehr ich mich mühe zu begründen, warum ich an ein Weiterleben glaube, warum ich darauf hoffe. Ich habe ein Ziel, ich habe einen tieferen Sinn entdeckt. Ich weiß mich geborgen in der Liebe Gottes.
Während ich diese Gedanken hege, kommen mir Menschen in den Sinn, die all das nicht glauben können. Vielleicht hilft es uns, wenn wir um diesen Glauben an die Auferstehung beten. Gerade in der heutigen Zeit.
Viele versuchen diesen Glauben an die Auferstehung auch lächerlich zu machen, halten ihn, wie ich es schon gesagt habe, für Weltflucht. Das haben auch einige Sadduzäer – eine religiöse Bewegung der Juden, die sich keine Auferstehung der Toten vorstellen konnten - versucht. Mit ihrem Beispiel wollen sie Jesus eine Falle stellen und seine Botschaft als lächerlich entlarven. Das gelingt ihnen aber nicht. Jesus zeigt, dass wir uns den Himmel ganz anders vorstellen müssen. Nicht alles, was in dieser Welt notwendig ist, gibt es auch im Himmel. Die Ehe, hier eine Keimzelle jeder Gesellschaft, wird es nicht geben. Die Menschen werden dort nicht mehr heiraten. Doch sie werden im Himmel vereint sein, alle miteinander. Wie das Leben einmal sein wird, keiner weiß es. Paulus schreibt an die Christen in Korinth: "Wir verkündigen, wie es in der Schrift heißt, was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist: das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben." (1 Kor 2,9).
Glauben wir daran, hoffen wir darauf und gestalten wir unser derzeitiges Leben aus dieser Hoffnung heraus.
Hans Hütter (1998)
Martin Stewen (2007)