Zu Weihnachten brechen viele Fragen auf. Eine dieser Fragen lautet: Wie kann die Botschaft von Weihnachten verkündet werden, so dass die Menschen an Jesus und den Gott Jesu Christi glauben können? Diese Frage betrifft nicht nur die Prediger, sie betrifft alle Christen, die den Glauben an Jesus weiter geben sollen.
Der hl. Stephanus scheint dafür die besten Voraussetzungen zu haben. Er ist "ein Mann von gutem Ruf, voll Geist und Weisheit". Er ist von den Aposteln "unter dem Beifall der ganzen Gemeinde" dazu beauftragt. Er wirkt "voll Gnade und Kraft Wunder und große Zeichen unter dem Volk". Er ist ein großartiger Redner. Von dem Hohen Rat angeklagt, erscheint ihnen "sein Gesicht wie das Gesicht eines Engels". Und unter dem Geschrei seiner Gegner, unmittelbar vor seiner Steinigung "blickt er zum Himmel empor und sieht die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen".
Stephanus ist der ideale Verkünder der Botschaft von Weihnachten. Er war zweifellos für viele der Wegbereiter zum Glauben an Jesus und an den Gott Jesu Christi. In ihm war "der suchende Gott mit heißem Herzen unterwegs". Und trotzdem stößt seine Predigt auf massiven Widerstand. Zuerst sind es vor allem Juden aus der Diaspora; aber diese hetzen auch das Volk, die Ältesten und die Schriftgelehrten auf. Sie klagen Stephanus an. Sie beschuldigen ihn gegen Mose und gegen Gott zu lästern und gegen den Tempel, den heiligen Ort, und gegen das Gesetz zu reden.
Die Auseinandersetzung steigert sich. Die Gegner des Stephanus sind aufs äußerste empört. Sie knirschen mit den Zähnen, sie stürmen auf ihn los, um ihn zu steinigen.
Bereitschaft, die Weihnachtsbotschaft anzunehmen
Alfred Delp, der kurz vor seiner Hinrichtung im Gefängnis zu Weihnachten 1944 intensiv über die religiöse Situation seiner Zeit nachdenkt, stellt folgende Frage: "Warum spricht die richtigste und ordentlichste Predigt den einen an, den anderen nicht? Warum gibt es ganze Geschlechter und Zeiten, die einfach strukturmäßig außerhalb der Ansprechbarkeit durch Gott leben? Warum gibt es Menschen und Zeiten, die das herrlichste Wunder, der zwingendste Beweis aus Führung und Fügung, die härteste Buße und das unerbittlichste Gericht nicht bewegen und nicht anrühren?" (S.90)
Die Verkündigung kann nur dann das Ziel erreichen, wenn der Hörer in einer richtigen geistigen Verfassung ist, wenn er fähig und willig ist, das Wort Gottes anzunehmen.
Und Alfred Delp meditiert im Angesicht des Todes die Menschen um die Krippe und die Gestalten um das Weihnachtsfest, um herauszufinden, worin diese Verfassung besteht, die zum Glauben befähigt. Zu den Gestalten um das Weihnachtsfest zählt er auch den hl. Stephanus. Der hl. Stephanus hat die Botschaft von Weihnachten begriffen. Er kann uns Vorbild sein in der Annahme dieser Botschaft und in der Weitergabe des Glaubens.
Alfred Delp beschreibt dies mit folgenden Worten: "Seine Gestalt steht werbend und in klaren Umrissen am Horizont. Er hatte begriffen, dass durch die Begegnung mit Christus, durch das Wunder der Heiligen Nacht das Menschentum auf eine neue Ebene gehoben, zu neuer Kraft befähigt, zu neuem Zeugnis berufen sei. Das Bisherige genügt nicht mehr …
Seit Weihnachten ist der suchende Gott mit heißem Herzen unterwegs …
Und das ist zugleich seine Botschaft an uns und sein Gericht über uns. Lasst uns aus der Gewöhnlichkeit herausspringen. In der Nähe Gottes gilt das nicht mehr. Gott wird uns wandeln und zum Zeugnis befähigen, wenn wir durch den Ernst der Hingabe ihn rufen". (S.99)
"Seit Weihnachten ist der suchende Gott mit heißem Herzen unterwegs". Er sucht auch uns und will auch durch uns suchend unterwegs sein.