Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 14. Jul. 2024 - 15. Sonntag im Jahreskreis (B)
24. Nov. 2024
Christkönigsonntag (B)
17. Nov. 2024
33. Sonntag im Jahreskreis (B)
10. Nov. 2024
32. Sonntag im Jahreskreis (B)
03. Nov. 2024
31. Sonntag im Jahreskreis (B)
02. Nov. 2024
2. November: Allerseelen (A/B/C)
01. Nov. 2024
1. November: Allerheiligen (A/B/C)
27. Okt. 2024
30. Sonntag im Jahreskreis (B)
20. Okt. 2024
29. Sonntag im Jahreskreis (B)
13. Okt. 2024
28. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Okt. 2024
27. Sonntag im Jahreskreis (B)
29. Sep. 2024
26. Sonntag im Jahreskreis (B)
22. Sep. 2024
25. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Sep. 2024
24. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Sep. 2024
14. September: Kreuzerhöhung (Fest)
08. Sep. 2024
8. September: Mariä Geburt (Fest)
08. Sep. 2024
23. Sonntag im Jahreskreis (B)
01. Sep. 2024
22. Sonntag im Jahreskreis (B)
31. Aug. 2024
Erntedank (Sonst.)
25. Aug. 2024
21. Sonntag im Jahreskreis (B)
18. Aug. 2024
20. Sonntag im Jahreskreis (B)
15. Aug. 2024
15. August: Mariä Himmelfahrt (Fest)
11. Aug. 2024
19. Sonntag im Jahreskreis (B)
06. Aug. 2024
6. August: Verklärung des Herrn (Fest)
04. Aug. 2024
18. Sonntag im Jahreskreis (B)
28. Jul. 2024
17. Sonntag im Jahreskreis (B)
21. Jul. 2024
3. Sonntag im Juli: Heiligster Erlöser (Fest)
21. Jul. 2024
16. Sonntag im Jahreskreis (B)
14. Jul. 2024
15. Sonntag im Jahreskreis (B)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Am 7,12-15
Lesung aus dem Buch Amos.
In jenen Tagen
sagte Amázja, der Priester von Bet-El, zu Amos:
Seher, geh, flieh ins Land Juda!
Iss dort dein Brot
und prophezeie dort!
In Bet-El darfst du nicht mehr prophezeien;
denn das hier ist das königliche Heiligtum und der Reichstempel.
Amos antwortete Amázja:
Ich bin kein Prophet und kein Prophetenschüler,
sondern ich bin ein Viehhirte
und veredle Maulbeerfeigen.
Aber der Herr hat mich hinter meiner Herde weggenommen
und zu mir gesagt:
Geh und prophezeie meinem Volk Israel!
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Im 8. Jahrhundert ist das Reich Davids bereits in ein Nordreich (Israel) und ein Südreich (Juda) aufgeteilt. Im Süden, in der Hauptstadt Jerusalem, regieren weiterhin die Könige aus der Dynastie Davids. Im Norden wird der König, wie zu Davids und Sauls Zeiten, durch Wahl bestimmt. Das Land ist reicher und fruchtbarer als der Süden – und darum auch stärker bedroht von seinem starken Nachbarn, dem assyrischen Großreich. Schon Generation nach dem Wirken des Amos, 722 v. Chr., wird das Nordreich Israel von den Assyrern erobert und hört auf zu existieren.
Aber noch ist es nicht soweit. Zur Zeit des Amos, unter König Jerobeam II., erlebt das Nordreich Israel eine ungeheure wirtschaftliche Blüte. Gleichzeitig vertieft sich die soziale Kluft: Der wachsende Wohlstand der reichen Großgrundbesitzer hebt sich immer mehr von den Kleinbauern und Tagelöhnern ab. Außerdem folgt die herrschende Schicht immer weniger den "altmodischen" Jahwe-Überlieferungen, sondern orientiert sich mehr und mehr an der "vornehmeren" Kultur der Kanaanäer und Assyrer. Offensichtlich auch in religiöser Hinsicht – Ausgrabungen aus dieser Zeit belegen, dass es in fast einem Drittel der Haushalte kleine weibliche Götterfiguren gab. Man betete nicht mehr allein zu Jahwe.
In dieser Situation erlebt Amos, ein Vieh- und Maulbeerfeigenzüchter aus der Nähe von Betlehem, dass Gott ihn als Mahner und Rufer nach in den Norden schickt. Dort soll er das Volk aufrütteln und daran erinnern, was es heißt, Jahwe zu verehren: Der wahre Gottesdienst geschieht nicht in erster Linie durch Opfer und Kulthandlungen im Tempel, sondern durch gerechte Rechtsprechung und achtungsvolle, menschenwürdige Behandlung der Armen und Schutzlosen im Land. Darin hat Israel versagt und Gottes Rechtsordnung verletzt, stellt der Prophet Amos ungeschminkt fest. Diese himmelschreienden sozialen Zustände werden nicht ohne Folgen bleiben – auch wenn die Satten und Reichen sich darin wohlfühlen und keinen Änderungsbedarf sehen mögen. Letztlich, so die nüchterne Analyse des Propheten, werden Ausbeutung und der Zerfall des alten Zusammenhalts das Nordreich Israel zerstören. Eine Generation später ist es dann so weit.
Solche Androhungen, noch dazu von einem Mannes aus dem Süden, werden im Nordreich nicht gerne gehört, vor allem nicht in Bet-El, dem Reichsheiligtum des Nordreichs. Der Tempel von Bet-El ist nicht Hyde Park Corner in London, wo jeder predigen kann, was ihm gerade einfällt. Hier leben außer den Priestern auch eine festangestellte Kaste von Propheten, die den König beraten und ihm weissagen. Da sie von ihm abhängig sind, weissagen sie natürlich eher, was man "Oben" gerne hört. Amos ist dagegen kein "gelernter" Prophet von Berufs wegen, wie die Tempelpropheten von Bet-El ("ich bin kein Prophet und kein Schüler eines Propheten", sagt er), sondern ein Prophet aus Berufung. Er ist niemandem außer Jahwe verpflichtet, das aber ganz und gar. Der Ruf seines Gottes hat ihn aus seinem geruhsamen Dasein herausgerissen, in eine fremde und ihm feindliche Umgebung getragen und ihn Spott und Widerstand ausgesetzt.
Amos, ein Mann der es – um Gottes willen – unbequem hat. Ein unbequemer Mann auch für andere, der eine unbequeme Botschaft verkündet, und dafür büßen muß. Amazja, der Priester des Heiligtums, denunziert ihn bei König Jerobeam, weist ihn aus dem Tempel und legt ihm nahe, doch statt dessen den Bewohnern von Juda auf die Nerven zu gehen.
Ist Amos gescheitert? Wie lebt er mit seinen Erfahrungen in Bet-El? Ist er nach Tekoa zu seinen Maulbeerfeigen zurückgekehrt? Das Buch Amos schweigt darüber.
Wie auch immer es mit ihm weiterging – ich denke, dass ein Mann, der sich so unbedingt seinem innersten Ruf anvertraut hat, mit sich und seinem Gott im Frieden lebte.
Den Abschluss des Amosbuches bilden 5 Visionen des Propheten. Die Lesung bringt einen Einschub in der dritten Vision (Verse 10-17), in dem Amos nicht selbst spricht; es ist ein Bericht über seine Ausweisung. Amos soll aufgrund seiner Unheilsprophetie gegen Israel das Land verlassen.
Im Ausschnitt der Lesung wird die Frage des Rechtes zum prophetischen Reden angesprochen. – Amos selbst hat das herrschende System in Frage gestellt: Dass die funktionierende Wirtschaft und der Handel seiner Zeit nur einigen wenigen, nicht aber der Bevölkerung zu Gute kam. Deshalb kündete er den Untergang der Regierung an. Für ihn muss sich der Jahweglauben auch im tatsächlichen Handeln ausdrücken (also auch im gerechten Verteilen des Wohlstands).
In Amos 7,10-17 wird zuerst die Sicht des Amazja hinsichtlich der Prophetie dargestellt: es ist ein staatlicher Beruf (Verse 10-13); für Amos hingegen (Verse 14-17) ist der Prophet ein von Gott Berufener.
Der Prophet Amos ist der älteste Schriftprophet (ab 760 v. Chr.). Das hebräische Wort für Prophet "nabi" geht in seiner Grundbedeutung weit über unser Prophetenverständnis hinaus. Es ist aktivisch und passivisch zugleich und könnte mit "berufener Rufer" übersetzt werden. "nabi" bezeichnet den von Gott auserwählten und bevollmächtigten Ausrufer und Boten des Gotteswillens. Die Propheten sollten dem Volk und den Verantwortlichen Heil oder Gericht verkünden, und konnten, indem sie im Namen Jahwes für das Gottesrecht, das heißt für die gottgewollten Menschenrechte der Schwächeren eintraten, zu unerbittlichen Kritikern der führenden Schicht des Volkes werden.
Mit einer sehr gesellschaftskritischen Botschaft wird auch Amos zur Zeit der politischen, wirtschaftlichen und militärischen Blüte des Nordreiches Israel unter König Jerobeam II. (ca. 785-745 v. Chr.) von Gott beauftragt. Mit harten Worten kritisiert er das Luxusleben der Reichen, die die wirtschaftlich und sozial Schwächeren ausbeuten und unterdrücken. Mit seinem Ansatz: "Wo Menschenrechte mit Füßen getreten werden, kann man sich auch mit den schönsten kultischen Feiern und den reichsten Schlachtopfern die Zuwendung Gottes nicht erkaufen" schafft er sich sehr viele Feinde, so daß er schon kurze Zeit nachdem er von seinem Heimatort Tekoa im Südreich, nahe bei Bethlehem von Gott weggerufen und als Prophet ins Nordreich gesandt wurde, wieder ausgewiesen wird.
Der Konflikt Amazja - Amos
Nach konkreten Anklagen, Strafansagen und Gerichtsreden beginnt im 7. Kapitel ein Zyklus mit 5 Visionen des Propheten. Die erste Vision verkündet den Untergang Israels im Bild einer Heuschreckenplage (Am 7,1-3), die zweite im Bild einer Feuersglut (Am 7,4-6), doch immer wieder verschont Gott das Volk. In der dritten Vision dürfte es sich nicht um ein Senkblei handeln, wie die Einheitsübersetzung deutet, sondern Amos schaut Gott, der auf der Stadtmauer steht und eine Art "Zinnschwert" in der Hand hält, als Symbol der kriegerischen Vernichtung des Volkes (Zenger, Erich, Einleitung in das Alte Testament, Stuttgart 1995, 390)
Auf diese Visionen hin verklagte Amazja, der Priester von Bet-El wo Amos wirkt, den Propheten bei König Jerobeam. Amos bekommt Redeverbot und wird ausgewiesen.
Von Gott berufen
In dieser Situation unterstreicht Amos seine göttliche Sendung: Er ist kein bezahlter Tempel- und Hofprophet, auch kein Prophetenjünger aus einer Prophetenschule. Aus seinem Beruf und seiner gewohnten Umgebung wurde er herausgerufen, um für die Verwirklichung von Recht und Gerechtigkeit zu kämpfen. Als Bauer mit eigener Vieh- und Maulbeerfeigenzucht besaß er wahrscheinlich einen gewissen Wohlstand. Die Unabhängigkeit und das Selbstbewußtsein, mit der er auch in dieser Konfliktsituation auftritt, sowie die Tradition des nach ihm benannten Buches, die die bäuerliche Sprach- und Bilderwelt gut bewahrt hat, bestätigen diese Angaben.
Als von Gott beauftragter Prophet kann er sich nicht nur die schönen und angnehmen Seiten aussuchen und darf sich nicht von der menschlichen Meinung, auch wenn sie vom König selbst stammt, abhängig machen. Amos hat keine andere Wahl als seinen Hals zu riskieren und dem Volk weiterhin vor Augen zuführen was passiert, wenn es die gesellschaftlichen Mißstande nicht behebt.
Nach allen Drohungen und Gerichtsansagen endet das Buch Amos trotzdem mit einer Heilszusage. Alle Kritik die der Prophet übt, ist ausgerichtet auf die Utopie eines göttlichen Reiches hier auf der Erde. Darum ist nicht die Vernichtung des Volkes das Ziel des Propheten, sondern die Umkehr des Volkes und das Eingreifen Gottes, das die gerechten Zustände herstellen wird.
Antwortpsalm - Ps 85,9-14
Kv: Lass uns schauen, o Herr, deine Huld
und schenke uns dein Heil! – Kv
(GL 623,2)
Ich will hören, was Gott redet: /
Frieden verkündet der Herr seinem Volk und seinen Frommen, *
sie sollen sich nicht zur Torheit wenden.
Fürwahr, sein Heil ist denen nahe, die ihn fürchten, *
seine Herrlichkeit wohne in unserm Land. – (Kv)
Es begegnen einander Huld und Treue; *
Gerechtigkeit und Friede küssen sich.
Treue sprosst aus der Erde hervor; *
Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder. – (Kv)
Ja, der Herr gibt Gutes *
und unser Land gibt seinen Ertrag.
Gerechtigkeit geht vor ihm her *
und bahnt den Weg seiner Schritte. – Kv
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
2. Lesung - Eph 1,3-14
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Éphesus.
Gepriesen sei Gott,
der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus.
Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet
durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel.
Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Grundlegung der Welt,
damit wir heilig und untadelig leben vor ihm.
Er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt,
seine Söhne zu werden durch Jesus Christus
und zu ihm zu gelangen nach seinem gnädigen Willen,
zum Lob seiner herrlichen Gnade.
Er hat sie uns geschenkt in seinem geliebten Sohn.
In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut,
die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade.
Durch sie hat er uns reich beschenkt,
in aller Weisheit und Einsicht,
er hat uns das Geheimnis seines Willens kundgetan,
wie er es gnädig im Voraus bestimmt hat in ihm.
Er hat beschlossen, die Fülle der Zeiten heraufzuführen,
das All in Christus als dem Haupt zusammenzufassen,
was im Himmel und auf Erden ist, in ihm.
In ihm sind wir auch als Erben vorherbestimmt
nach dem Plan dessen, der alles so bewirkt,
wie er es in seinem Willen beschließt;
wir sind zum Lob seiner Herrlichkeit bestimmt,
die wir schon früher in Christus gehofft haben.
In ihm habt auch ihr das Wort der Wahrheit gehört,
das Evangelium von eurer Rettung;
in ihm habt ihr das Siegel
des verheißenen Heiligen Geistes empfangen,
als ihr zum Glauben kamt.
Der Geist ist der erste Anteil unseres Erbes, hin zur Erlösung,
durch die ihr Gottes Eigentum werdet,
zum Lob seiner Herrlichkeit.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Antonia Keßelring (2003)
Johann Pock (2000)
Regina Wagner (1997)
Der Brief an die Epheser wurde nicht von Paulus selber verfaßt, sondern zwischen 60 und 70 n. Chr., vermutlich von einem seiner Schüler, der nach dem Tod des Apostels in dessen Namen die Gemeinde weiter betreute. Es fehlen die aktuellen Bezüge und Stimmungsumschwünge, die die echten Paulusbriefe prägen. Überhaupt hat die Schrift eher den Charakter einer durchkomponierten Predigt als eines Briefes, der auf konkrete Anfragen und Vorfälle in der Gemeinde Bezug nimmt. Vielmehr legt er einige Grundlagen des christlichen Glauben und die daraus folgende ideale Ordnung einer Gemeinde vor.
Die vorliegende Perikope ist die "Ouvertüre" des Epheserbriefes, der sogenannte Hymnus des Epheserbriefs. Die Sprache ist blumig und trotz all ihrer Schönheit für manche etwas verwirrend. Deshalb vielleicht ein paar "Wegweiser" in das Innere des Textes:
Die Perikope ist ein Loblied. Sie will also keine dogmatischen Lehraussagen über Vorherbestimmung ("Prädestination") des Menschen oder über das, was vor aller Schöpfung, was im Himmel und was nach dem Ende der Welt geschah und geschehen wird, machen. Hier preist der Verfasser staunend die unermeßliche Größe Gottes zugleich mit der unfassbaren Tatsache, dass wir in seine heilende Nähe berufen sind. Das Wunder, das er hier ausdrücken möchte, übersteigt den irdischen, sichtbaren Bereich, zu dem wir Menschen Zugang haben. Dafür reichen keine nüchternen Worte aus der Alltagssprache, er muss auf "große Worte" zurückgreifen, mit denen er sich kreisend und wiederholend an dieses Geheimnis antastet, ohne es je ganz und gar ausdrücken zu können.
Hilfreich für das Verständnis des Textes sind diese Worte, die er immer wieder in Variationen aufgreift – die geben die Grundthemen des Hymnus an: "Segen", "Gnade / gnädig", "nach seinem Willen", "im Voraus bestimmt / vorherbestimmt", "als Erben / Anteil des Erbes", "nach seinem Willen / in seinem Willen", und immer wieder "zum Lob seiner herrlichen Gnade / zum Lob seiner Herrlichkeit".
Fassungslos staunt der Verfasser über die Herrlichkeit Gottes, den "Glanz", wie es auf Griechisch heißt – blendend und stark wie die Sonne. Gott ist ganz und gar größer und stärker als wir Menschen. Was wir sind, sind wir durch seine Erwählung, seinen Willen, sein Gnade. Unsere Anfang und unsere Berufung beginnt nicht erst mit uns, sondern mit ihm - "vor der Erschaffung der Welt". Die Initiative liegt ganz bei ihm. Wir werden überreich gesegnet, nicht weil wir wir sind, sondern weil Gott Gott ist. Dass wir zu Christus gehören, dass wir Anteil an ihm haben, dass wir Vergebung und Erlösung erfahren, dass wir "Erben Christi" sind - all das ist nicht unser Verdienst, unsere kluge Entscheidung, sondern ein völlig unverdientes Geschenk.
Weil wir so gesegnet wurden, sind wir Spiegel für den blendenden Glanz Gottes, wir sind "Lob seiner Herrlichkeit". Das gilt es zu preisen und an uns geschehen zu lassen. Wer den unfassbar großen Gott an sich handeln lässt, wer dieser Berufung folgt, der wird zu unfassbar Großem berufen. Dazu passt das Wort von Meister Eckehart aus dem Mittelalter: "Lasst euch durch kleine Dinge nicht verwirren, ihr seid zu Kleinem nicht geschaffen". - Ein sehr demütiger Text - trotz aller prunkvollen Worte!
An den Beginn seines Briefes nach Ephesus stellt Paulus einen Lobpreis auf Gottes Heilsplan (1,3-14).
Vers 3 stellt gewissermaßen die Zusammenfassung des ganzen Lobes dar: der Segen zieht sich durch den ganzen Hymnus. Trotz Anlehnung an vorgegebene Formen ist mit dem Adressaten des Lobes die christliche Ausrichtung klar: der "Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus". Der Segen hat trinitarische Struktur: Gott ist Spender des Segens; der Geist und Christus haben wesentlichen Anteil daran.
In weiterer Folge werden die Auswirkungen des Segens ausgefaltet: Erwählung (Vers 4), Prädestination zur Sohnschaft (Verse 5f), Erlösung (Vers 7), Offenbarung seines Ratschlusses (Verse 8f), Losanteil (=Anteil am Heilshandeln Gottes; Erwählung) (Verse 11f), Glaubensannahme (Vers 13), Besiegelung (Vers 14).
Ephesus war mehrere Jahre lang das Missionszentrum des Apostels Paulus. Die Gemeinde ist wahrscheinlich auch von ihm gegründet worden. Daher fällt es auf, daß der Verfasser des Epheserbriefes die Empfänger seines Schreibens gar nicht zu kennen scheint. Außerdem ist der Brief an die Epheser gleichsam eine aufs "Grundsätzliche" bezogene Überarbeitung des Kolosserbriefes.
Aufgrund dieser Beobachtungen und auch verschiedener theologischer und stilistischer Kriterien geht ein Großteil der Bibelwissenschaftler heute davon aus, daß der Brief nicht vom Apostel Paulus selbst verfaßt wurde, sondern einige Zeit nach seinem Tod entstanden ist und die paulinische Tradition weiterführt.
Der Brief beginnt mit der Angabe des Absenders und der Adressaten und einer Grußformel (Eph 1,1-2). Daran schließt, wie in der Form des antiken Briefes, eine Eulogie an. Das war ursprünglich ein Hinweis auf die Götter mit Dank oder Fürbitte für das Wohlergehen des Empfängers. Hier in Eph 1,3-14 ist dieser Teil als ausführlicher Lobpreis Gottes gestaltet, in Eph 1,15-23 ist der Einleitungsteil durch eine Danksagung an Gott verdoppelt.
Lobpreis
Der Inhalt und Grund des Lobpreises in Eph 1,3-14 ist ein dreifacher:
Immer schon hat Gott uns geliebt.
Gott will unser Heil. Durch Christus verwirklicht er seinen Plan zur Rettung der ganzen Menschheit und der Schöpfung.
Durch den heiligen Geist gehören wir jetzt schon zu Gott und haben an der Erlösung Anteil.
2. Lesung (Kurzfassung) - Eph 1,3-10
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Éphesus.
Gepriesen sei Gott,
der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus.
Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet
durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel.
Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Grundlegung der Welt,
damit wir heilig und untadelig leben vor ihm.
Er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt,
seine Söhne zu werden durch Jesus Christus
und zu ihm zu gelangen nach seinem gnädigen Willen,
zum Lob seiner herrlichen Gnade.
Er hat sie uns geschenkt in seinem geliebten Sohn.
In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut,
die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade.
Durch sie hat er uns reich beschenkt,
in aller Weisheit und Einsicht,
er hat uns das Geheimnis seines Willens kundgetan,
wie er es gnädig im Voraus bestimmt hat in ihm.
Er hat beschlossen, die Fülle der Zeiten heraufzuführen,
das All in Christus als dem Haupt zusammenzufassen,
was im Himmel und auf Erden ist, in ihm.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Ruf vor dem Evangelium - Eph 1,17-18
Halleluja. Halleluja.
Der Vater unseres Herrn Jesus Christus
erleuchte die Augen unseres Herzens,
damit wir verstehen, zu welcher Hoffnung wir berufen sind.
Halleluja.
Evangelium - Mk 6,7-13
Aus dem hl. Evangelium nach Markus.
In jener Zeit
rief Jesus die Zwölf zu sich
und sandte sie aus,
jeweils zwei zusammen.
Er gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister
und er gebot ihnen,
außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen,
kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel,
kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen.
Und er sagte zu ihnen:
Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt,
bis ihr den Ort wieder verlasst!
Wenn man euch aber in einem Ort nicht aufnimmt
und euch nicht hören will,
dann geht weiter
und schüttelt den Staub von euren Füßen,
ihnen zum Zeugnis.
Und sie zogen aus
und verkündeten die Umkehr.
Sie trieben viele Dämonen aus
und salbten viele Kranke mit Öl
und heilten sie.
(Lektionar 2018 ff. © 2024 staeko.net)
Antonia Keßelring (2003)
Johann Pock (2000)
Regina Wagner (1997)
Die Aussendung der zwölf Jünger leitet im Markusevangelium eine neue Phase in Jesu öffentlichem Leben ein. Unter die Schilderung des vollmächtigen Wirkens Jesu und der Begeisterung der galiläischen Massen mischen sich Anzeichen einer drohenden Gefahr. Der Konflikt mit den Pharisäern und Schriftgelehrten, aber auch mit dem galiläischen Machthaber Herodes Antipas tritt immer offener zu Tage. Jesus beginnt deutlich gegen sie Stellung zu beziehen.
Was vorher geschah
Vorher berichtet der Verfasser des Markusevangeliums von drei unerhörten Wundertaten Jesu, eine immer noch unglaublicher als die vorangegangene: von der Stillung des Sturms, der Heilung des Besessenen von Gerasa, den eine Legion Dämonen quält, und schließlich der Tat, die die letzte menschliche Grenze sprengt: die Auferweckung der Tochter des Synagogenvorstehers Jairus (Mk 4,35 – 5,43).
Der Evangelist schildert Jesus als einen unwiderstehlich mächtigen Wundertäter, der Naturgewalten und Legionen von Dämonen mit ein paar Worten in die Schranken verweisen kann und vor dem sogar der Tod, der stärkste Feind des Lebens, seine Macht verliert. Jesus strahlt diese Heilungsmacht richtiggehend aus; eine blutflüssige Frau muss auf dem Weg zur Tochter des Jairus nur den Zipfel seines Gewandes berühren und wird schon geheilt von einem seit zwölf Jahren chronischen Leiden. Wo der Mensch Jesus ist, schießt Leben empor - so heftig und nicht aufzuhalten, dass einem ganz unheimlich zumute wird.
Um so erstaunlicher ist es, wenn es unmittelbar vor unserer Perikope von diesem "Kraftwerk" Jesus anläßlich eines Besuchs in seiner Heimatstadt Nazaret heißt, "er konnte dort kein Wunder tun" (Mk 6, 1-6a). Hier wird klar, dass die erstaunliche Vollmacht Jesu keine übernatürliche magische Begabung ist, sondern sich nur in einer vertrauensvollen Beziehung entfalten kann.
Wie es weiterging
Unmittelbar nach der Aussendung der Jünger wird erzählt, dass König Herodes Antipas von Galiläa in Jesus einen neuen Johannes sieht (Mk 6,14-16). Dass der Vergleich für Jesus lebensgefährlich ist, macht der Evangelist deutlich, indem er gleich anschließend von der Enthauptung des Täufers berichtet (6,17-29). Je mächtiger Jesu Wirken, je bekannter sein Name, desto mehr wachsen die drohenden Schatten.
Es folgen noch einmal drei Wunder-, bzw. Heilungsgeschichten. Danach beginnt die Auseinandersetzung Jesu mit den Pharisäern und ganz allgemein mit der Frage, ob die Verheißung Gottes nur für Israel gilt oder auch für die Heiden.
Reich Gottes durch Heilung und Befreiung
Dazwischen wird erzählt, wie die Jünger ausgesandt werden. Anders als in der besser bekannten Parallelstelle in Mt 10 wird hier nicht gesagt, dass sie predigen, sondern dass sie Dämonen austreiben und Krankheiten heilen sollen - wie überhaupt bei Markus weniger das Lehren als das Weitergeben der frohen Botschaft durch veränderndes, heilendes Tun im Vordergrund steht.
Historischer Hintergrund
Zur Zeit, in der das Markusevangelium entstand (60-50 n. Chr.), gab es vermutlich bereits christliche Wandermissionare, die diese Form der Besitzlosigkeit praktizierten. Allerdings lebten sicher nicht alle Apostel auf diese Weise: Paulus ist stolz darauf, dass er sich - außer durch die Gemeinde von Philippi - von niemandem unterstützen ließ, sondern von seiner Hände Arbeit lebte. Offensichtlich wird die Anweisung Jesu als "Wegweiser" betrachtet, nicht als ein sklavisch zu befolgendes Gesetz.
Im Anschluss an den Wunderzyklus (4,35 - 5,43) und dem Bericht der Ablehnung Jesu in seiner Heimat (6,1-6a) folgt der Bericht über die Aussendung der 12 Jünger (6,6b-13). Der Evangelist setzt damit ein Zeichen: Die Ablehnung in der Heimat bewegt Jesus, seine Mission auszuweiten.
In den Versen 8-11 findet sich die urchristliche Regel für die Mission wieder: praktische Anweisungen für Wanderprediger.
Dass die Jünger zu zweit losgesandt werden gründet darin, dass erst das Zeugnis zweier Männer eine Sache glaubwürdig machte. Ihre Armut verdeutlicht ihre Botschaft: Gott selbst wird sorgen.
In den Versen 10f finden sich Grundregeln für Gemeindegründungen: sie bauen auf Gastfreundschaft auf.
Das Markusevangelium stellt "die Zwölf" in eine besondere Nähe zu Jesus. Sie sind seine Jünger, seine Schüler. Es wird mehrmals erzählt, daß er sie, nachdem er das Volk gelehrt hat, in seinem Haus versammelt (Mk 7,17; 10,10). Abseits der Volksmenge dürfen sie an Jesus Fragen stellen und werden langsam mit dem Prozeß der Nachfolge vertraut gemacht. Die Kehrseite des Beschenktseins von Gott durch die Gnade der Jüngerschaft ist aber das menschliche Versagen: Deutlich zeichnet Markus die Jünger als diejenigen, die nicht verstehen, feig sind, untereinander streiten und in der Passion Jesu völlig versagen. Damit ist bewußt gemacht, daß die Jüngerexistenz ganz von der Gnade Gottes abhängig ist und daß der Weg der Nachfolge nur über die Anerkennung des Kreuzes und der Auferstehung Jesu führen kann.
Der Evangelist beschreibt mit dem Weg der Jünger an der Seite Jesu nicht nur die ersten Jünger, sondern die Mitglieder der Gemeinde sollen sich in den Jüngern wiedererkennen und von und mit ihnen lernen.
Die Aussendung der Zwölf
Die Aussendung der Zwölf, der Apostel, ist damit auch die Sendung der Kirche.
"Wirtschaftlich" gesehen, müßte Jesu die Jünger einzeln ausschicken, trotzdem sendet er sie zu zweit. Für Jesus steht nicht die Quantität im Vordergrund, sondern das Wissen um die Notwendigkeit von Gemeinschaft und auch die Sorge um die Jünger. Gerade in der Verkündigung ist die Möglichkeit der gegenseitigen Stärkung aber aber der Korrektur eine wesentliche Voraussetzung für die Glaubhaftigkeit der Verkünder und die psychische Gesundheit der Seelsorger und Seelsorgerinnen. Jesu sendet die Jünger aber nicht nur aus, sondern gibt ihnen auch das notwendige "Werkzeug" mit: die Macht des Wortes und der Tat. Sendung durch Gott bedeutet immer auch Bevollmächtigung zur Durchführung des Auftrages. Dazu gibt Jesus den Jünger auch noch Verhaltensregeln mit auf den Weg, damit die Botschaft auch in ihrem Auftreten sichtbar wird: praktizierte Einfachheit und Armut, damit aus der Verkündigung keine Selbstdarstellung wird, eine klare Linie sowohl bei Annahme als auch bei Ablehnung der Botschaft, daß heißt sich nicht anbiedern, aber auch keine Furcht vor den Menschen.
Das Ziel der Sendung Jesu ist auch das Ziel der Aussendung der Jünger und damit der Kirche: das Heil der Menschen.
Wenn sich Neues anbahnt
Wie gelingt Erneuerung?
Immer wieder bekomme ich Briefe oder Mails: „Demnächst eröffnen wir in Ihrer Nähe unser Geschäft für diese oder jene Produkte!“ In der Zeitung finde ich Artikel über die Verantwortlichen und ihren Weg zu dieser Neugründung. Aus der Zeitung kann ich dann auch erfahren, dass es gegen diese Neuansiedlung verschiedene Proteste und Eingaben gab und gibt.
Gilt das nicht auch für die Lesung aus dem Alten Testament und das Evangelium?
Amos soll als Prophet auftreten. Er will es eigentlich gar nicht. Er möchte beim gewohnten Beruf bleiben. Aber ein Prophet ist ein „berufener Rufer Gottes“! Er soll den Menschen seiner Zeit sagen, wie Gott die Dinge sieht. In diesem Fall soll er sagen: „Ihr habt viel zu viel falsch gemacht. Ihr habt euch in eine Situation eingerichtet, unter der zu viele leiden. Damit ist bald Schluss! Ihr werdet diejenigen sein, die durch alle Sicherungsnetze hindurchfallen! Und Ihr müsst euch für das verantworten, was geschehen ist“
Verständlich, dass sich dagegen Protest erhebt. „Das wollen wir nicht hören. Verschwinde von hier! Noch besser: Gehe zu unseren Gegnern und mache die unruhig. Denen geschieht das Recht. Aber uns lass in Ruhe!“
Mails und Briefe gab es zur Zeit Jesu noch nicht. So hatte Jesus seinen Weg anders gestaltet. Die zwölf Apostel waren erst eine Zeit bei ihm. Sie konnten sich in seine Predigten einhören. Sie konnten ihre Verständnisfragen stellen und bekamen Antworten. Sie konnten erleben, wie Jesus mit den Menschen umging. Es waren Begegnungen, in denen Neubeginn möglich wurde. Jetzt sollten sie aus diesem Wissen selber Boten werden. Sie sollten für Jesu Botschaft werben. Sie sollten Zeichen des Neubeginns setzen. - Und es gelang ihnen. Später erzählen sie Jesus davon. In dem Zusammenhang ist interessant: Bei Lukas kommt es zu einer zweiten Aussendung. Er sendet nun nicht mehr die 12, sondern 72 Jünger aus. Es sollen noch mehr Orte von dem Neuanfang erfahren.
Späte Anerkennung
Der heutige Sonntag fällt auf den 14. Juli. In Frankreich ist es der Nationalfeiertag. Er erinnert an den Sturm auf die Pariser Bastille im Jahr 1789. Dort begann etwas Neues, das nicht nach dem Geschmack aller war. Es wurde gekämpft für oder gegen die Ideen. Erst 101 Jahre später anerkannte man die Früchte dieser Auseinandersetzungen und erklärte den Tag zum Nationalfeiertag.
Kirche immer wieder neu
Wir sind in unserer Kirche zusammen. Auch für sie gibt es eine Geschichte. Die Chronik beschreibt sie. Oft sind es neue Siedlungsgebiete, die eine Kirche bekommen sollen. Wer stellt das Land zur Verfügung? Wie groß soll sie sein? Welchen Baustil soll sie bekommen? - So wird schon vorher lange diskutiert und irgendwann werden die gemeinsamen Ideen umgesetzt.
Manche Kirchen können auf eine lange Geschichte zurückblicken. Sie stürzten ein oder brannten. Es brauchte dann Neues. Die Reste wurden integriert und neue Ideen wurden umgesetzt.
Schauen Sie sich gerne auch noch einmal hier in unserer Kirche um. Was ist Ihnen ans Herz gewachsen? Was müsste bleiben, wenn wir eine Renovierung machen wollten? Oder sähe unsere Kirche dann ganz anders aus?
In vielen Diözesen wird zurzeit heftig über die Erneuerung kirchlicher Strukturen diskutiert.
Und wie geht es Ihnen den neuen Gedanken über die Pfarreien der Zukunft? Sind Sie offen für den Weg, der in Ihrer Disözese gesucht wird? Wie stark sind die Beharrungskräfte, die einen gemeinsamen Neuaufbruch erschweren und behindern? Stellen wir uns der Wirklichkeit, dass neue Wege auch prophetische Zeichen sehen können? Gilt es, schmerzhafte Abschiede zu gestalten, um einen Neuanfang zu schaffen, der beflügelt?
Vor 7 Jahren präsentierte der Sänger Clueso sein Lied Neuanfang. Was stimmt nach dieser Zeit noch immer? Im Refrain singt er: „Es ist nie zu spät für einen Neuanfang“ - Hat er Recht?
Tatsächlich, es ist nie zu spät für einen Neuanfang. Aber wenn man ihn beizeiten beginnt, kann es leichter und weniger schmerzhaft sein.
Mit leichtem Gepäck und auf Augenhöhe - Verkündigen im Modus der Gleichwertigkeit
Leichtes Reisegepäck
Was braucht man, um zu verreisen? Was muss man mitnehmen von zu Hause? - (Die Mädchen und Buben, die auf ein Jungscharlager fahren, haben eine Packliste mitbekommen: Schlafsack, Matte, warme und kühle Kleidung, e-card, Wäsche, ein weißes Leiberl zum Bedrucken, Hausschuhe, Pyjama, Toilettsachen und anderes.)
Manchmal begeben sich Menschen - jüngere oder ältere - auf ein Abenteuer und nehmen für ihre Reise fast nichts mit, höchstens Zahnbürste und Jacke. Sie wollen bei Häusern anläuten, um Arbeit bitten und sich so das Essen, den Schlafplatz erarbeiten, strecken die Daumen aus, um ein Stückchen mit dem Auto mitgenommen zu werden. „Autostoppen“ hieß das früher, heute heißt es „hitchhiking“, und kommen ganz schön weit damit. Erleben auch wunderbare Sachen. Für einige wenige Tage wäre das ein schönes Abenteuer für mich, aber auf Dauer ganz schön anstrengend: permanent auf andere angewiesen sein, viel reden und erklären, abgewiesen oder als Spinner angesehen werden.
So ist es vielleicht auch den Jüngern gegangen, die Jesus aussendet - ohne Geld im Beutel, ohne Essen, nur einen Gefährten und die Botschaft Jesu. Und sie haben beides erlebt: freundliche Aufnahme und Ablehnung.
Auf andere angewiesen
Für mich ist dieser eine Gedanke aus dem heutigen Evangelium spannend: Jesus schickt seine Jünger so aus, dass sie reden, kommunizieren müssen. Nicht von oben herab mit ihrer Botschaft, sondern auf Augenhöhe. Sie haben zwar etwas anzubieten - Jesu befreiende Worte -, aber sie sind angewiesen auf den guten Willen derer, die sie besuchen. Sie müssen sich als ebenso Bedürftige äußern, sie sind den Besuchten, den „Missionierten“, in anderen, nämlich den leiblichen Bedürfnissen, nichts voraus. Ihre Botschaft heißt: ich brauche - du brauchst. Ich bitte - du ??? – du bittest vielleicht, kannst vielleicht brauchen, oder du meinst, du hast eh genug und brauchst es nicht.
Diese Haltung, dieser Gestus jedenfalls funktioniert dann nicht von oben herab, sondern von Mensch zu Mensch, von Bedürftigkeit zu Bedürftigkeit, Geschenk gegen Geschenk, Dank gegen Dank. Es ist dann eine Wahrheit, eine Frohe Botschaft, die angeboten wird, und nicht anderen übergestülpt oder verordnet. Die Frohe Botschaft offerieren, darlegen, hinlegen, schenken, auf Annahme hoffen - freundlich, demütig, abwartend.
Glauben in Gemeinschaft
Wenn in dieser Haltung Mission gelebt wird, wenn wir als Christinnen und Christen in dieser Haltung Mission leben, dann werden wir der Botschaft der Liebe und des Angenommen-Seins vor Gott gerecht, einer Botschaft, die durch unser Leben ausstrahlen soll, die wir hinaustragen sollen.
Womit ich beim zweiten Aspekt bin, der mir an dieser Stelle gefällt: Es reicht nicht, dass es einen Messias, einen Guru, einen Religionsgründer gibt - auch wenn er noch so strahlt. Jesus selber schickt seine Jünger weg - beschrieben ist dies als die Sendung der Zwölf, die das Volk Gottes wieder herstellen sollen, über die Grenzen Israels hinaus. Er schickt sie weg, um das zu tun, was er selber tut: predigen und heilen. Er traut ihnen - uns - zu, in seinem Sinne weiterzuarbeiten. Das Gute soll mehr werden, soll sich verbreitern in der Welt - und die unreinen Geister zum Verschwinden bringen, die wir heute „Einsamkeit, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Ungerechtigkeit, Lüge“ und vieles mehr nennen.
Aber sie/wir müssen das nicht alleine tun, wie ein Rufer in der Wüste. Jesus schickt sie zu zweit weg: wenn einer fällt, hilft der andere auf; wenn einer müde ist, kann der andere noch; wenn einer verzagt ist, mag der andere noch Hoffnung finden; auch Misserfolge lassen sich zu mehrt leichter verdauen. Reflexion und Feedback sind möglich, beten ist leichter, die Gemeinschaft stützt.
Bei Taufen sage ich gerne: Zu glauben ist schwierig alleine. In der Gemeinschaft stützt man sich, trägt einander ein Stück, wenn es einem gerade schwer fällt. Man freut sich miteinander.
Uns allen wünsche ich, dass wir gestärkt aus den sonn-oder alltäglichen Erfahrungen eines gemeinsamen Glaubens hinausgehen zu Menschen um uns und dort „böse Geister“ vertreiben, die Freude Jesu durchscheinen lassen und Menschen zum Mitgehen einladen.
© Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer, Diözese Linz.
Die Aussendung der Jünger:innen - oder was meine Handtasche über Gottvertrauen erzählt
Handgepäck
Jesus hat seinen Jünger:innen vieles erzählt und gezeigt. Nun wird es Zeit für sie, vom Hören ins Tun zu Kommen. Jesus schickt sie auf die Reise. Auf eine lange Reise. Auf eine Missions-Reise, hinaus ins Unbekannte und zu unbekannten Menschen. Ohne Wäsche zum Wechseln, ohne Schuhe, ohne Tasche sollen sie losziehen - schwer vorstellbar, wie das gehen soll.
Wenn ich mir da gerade nur meine Handtasche anschaue... Autoschlüssel, Haustürschlüssel, Pfarrhofschlüssel, Handy und Geldbörse, Autopapiere, Terminkalender, Desinfektionsmittel, eine Lesebrille, drei Kugelschreiber - irgendwie werden die immer mehr. Mittel gegen Kopfweh, Taschentücher, eine Haarbürste, eine Sicherheitsnadel, eine Nagelfeile und noch weitere Kleinigkeiten finde ich da drinnen. Und das alles nicht etwa, weil ich mich heute auf eine Reise begeben will. Das ganze Zeug trage ich jeden Tag mit mir herum. Warum ich mir das Leben so schwer mache? Immerhin wiegt meine Tasche 1 kg. Ich möchte das alles bei der Hand haben. Es könnte ja sein, dass ich es plötzlich brauche. Welche Katastrophe auch immer passieren mag: ob Kopfschmerzen oder Kleingedrucktes, ein dringender Anruf oder ein eingerissener Fingernagel - Ich bin abgesichert. Ich habe alles dabei.
Sicher ist sicher
Aber so geht es ja nicht nur mir. Unser Sicherheitsbedürfnis ist groß. Es schützen uns Unfall-, Krankenzusatz- und Hausratsversicherung. Vor ballspielenden Kindern schützt die Glasbruch-versicherung, bei Hundebissen die Haustier-Haftpflichtversicherung, für Zahnarztkosten gibt's die Zahnversicherung, und so weiter und so fort.
Jesus sagt: Nichts mitnehmen auf die Reise zu den Menschen. Das stellt unser Sicherheitsbedürfnis ziemlich in Frage: Aber ist es denn nicht vernünftig, vorzusorgen und niemandem zur Last zu fallen? Was ist an einem zweiten Hemd so schlimm? oder anders formuliert: Hat Jesus etwas gegen Christ:innen mit großen Handtaschen? Warum diese Aufforderung, nichts mitzunehmen auf die Reise zu den Menschen?
Sich anderen Menschen anvertrauen
Die Jünger:innen können nur dann heilsam wirken, wenn sie sich nicht mit Ballast beschweren und nach allen Seiten absichern, sondern sich anderen Menschen anvertrauen. Jesus bevollmächtigt sie, gegen unreine Geister vorzugehen, aber diese Geister reagieren nicht auf Desinfektionsmittel. Es ist wirkungslos, quasi "von oben herab" zu missionieren, Segen und Heftpflaster großflächig zu verteilen. Das Mittel Jesu ist Begegnung - und zwar auf Augenhöhe. Ihre Bedürftigkeit soll die Jünger:innen daran erinnern, dass sie keine unnahbaren Gurus sind. Darum ist es nötig, dass sie auf die Hilfe der Menschen angewiesen bleiben: bedürftig nach Nahrung und Unterkunft, nach Bekleidung und menschlichen Kontakten.
Den Menschen auf Augenhöhe begegnen
Das gilt genauso für uns, die Jünger:innen Jesu von heute. Auch wir müssen auf dem Boden bleiben, bei den Menschen, zu denen wir gesendet sind. Auch wir müssen bedürftig bleiben, damit wir anderen Menschen nahekommen können. Denn nur durch Nähe kann Heilung geschehen. Auch wir dürfen uns nicht beschweren mit allerhand Ballast, denn nur in leere Hände kann ein Geschenk gelegt werden. Und nur, wer nicht alles im Griff hat, lässt Raum für Überraschungen.
Das Evangelium lädt uns dazu ein, uns von Jesus ins Unbekannte senden zu lassen, es dabei ganz handfest mit Vertrauen zu versuchen und etwas zu riskieren. Jesus ermutigt uns, die Hände zu leeren und auszustrecken nach den Menschen und den Wundern, die da draußen auf uns warten. Wer weiß, was alles passieren kann, wenn wir neugierig durch die Straßen gehen, mit offenen Händen - und ganz ohne Handtasche.
© Mag.a Angelika Paulitsch, Steyr-Ennsleite, Arbeitskreis "Frauenpredigt" Diözese Linz.
Das Erbe des guten Geistes weitergeben
Senden, gehen und verkünden
Gehen und Senden, zwei Wörter, die in der alttestamentlichen Lesung und im Evangelium zu finden sind. Jetzt, in der Urlaubszeit, könnten wir noch Wandern dazunehmen, also fit bleiben. Es gibt sogar diesbezügliche Veranstaltungen: Bibelwochen oder „Wandern mit der Bibel“. Die Bücher sind so klein, dass sie auch gut in Wanderrucksäcke passen.
Gehen, Senden, Wandern, sind mit einem Auftrag verbunden: „Geh und rede als Prophet zu meinem Volk“ (Am 7,15), heißt es gleich am Beginn der ersten Lesung. Da ist aber nicht nur vom Gehen die Rede, sondern auch von Flucht. Wieso eigentlich? Amos, Maulbeerfeigenbaumzüchter und Viehhüter, lebte im 8. Jhdt. v. Chr., bereits nach der Entstehung der beiden Königreiche Israel im Norden und Juda im Süden mit unterschiedlichen Herrschern und und ganz unterschiedlichen sozialen Verhältnissen. Amos ist besonders sensibel für soziale Fragen und prangert deshalb Betrug, Gier, unmäßiges Besitzstreben als grobe Verstöße gegen Gerechtigkeit und als Abfall von JHWH an. So bekommt er als Prophet den Auftrag: „Geh und rede als Prophet zu meinem Volk Israel.“ (Am 7,15). Er prophezeit den Untergang, wenn das Volk nicht seinen Lebensstil ändert, was dann auch eintritt. Also, schlechte Nachricht und Warnung, die man nicht hören will.
Von Propheten und ihrem Schicksal haben wir oft gehört. Das konnte bis zum Tod führen. Diese Prophezeiung kommt bei Amazja, einem Angehörigen der führenden Oberschicht, nicht gut an. Religion und Politik waren damals eng miteinander verbunden, Systemkritik unerwünscht. So sagt er zu Amos, der kein Berufsprophet war, aber sich durch JHWH berufen wusste, er solle so rasch als möglich verschwinden. „Schleich dich!“ würde eine etwas unfeinere Ausdrucksweise lauten.
Ohne Maulkorb
Wie sieht das heute aus, wenn jemand im Staat oder in der Kirche einen „Maulkorb“ bekommt oder bekommen soll? Die einen ducken sich oder sprechen hinter vorgehaltener Hand aus, was nicht offiziell gesagt werden darf, andere fürchten um ihre Aufstiegsmöglichkeiten oder Beeinträchtigungen im Berufsleben oder rechnen sogar mit Kündigung und halten still. Wer beruflich nicht hoch hinaus will, hat es wesentlich leichter, wenn er sich von Titelsucht und Prestigedenken frei machen kann. Das war auch bei Amos der Fall. Er ist ein mutiges Korrektiv zu einem korrupten Herrschaftssystem.
Zwei Voraussetzungen müssen wir auch heute im Blick haben: Mut und Klugheit einerseits, aber auch Gedankenfreiheit. Das gilt auch in Glaubensfragen, sonst wird Glaube zur Ideologie: So musst du denken und handeln, wenn du ein guter Christ sein willst. Da mangelt es aber gewaltig an Freiheit, von der schon Martin Luther (1483-1546) „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ spricht. Er ist ein freier Herr aller Dinge und niemand untertan. In dieser Schrift übt er auch heftige Systemkritik an der Kirche seiner Zeit. Es dürfe keine Vorschriften, Verbote oder Einschränkungen geben, die das Seelenheil in irgendeiner Weise beeinflussen. Und Anordnungen dürfen schon gar nicht durch Drohungen durchgesetzt werden. Amos kritisiert auch Fehlentwicklungen im kultischen Bereich. Wir können auch heutzutage von Heuchelei sprechen, besonders dann, wenn biblische Sprüche zu bloßen Floskeln werden und wenn sich Menschen im Kult wesentlich anders darstellen als im alltäglichen Umgang miteinander.
Erben des guten Geistes
Darum erinnert die zweite Lesung, dass wir „reich beschenkt werden mit aller Weisheit und Einsicht … dass wir als Erben vorherbestimmt und eingesetzt sind nach dem Plan dessen, der alles so verwirklicht, wie er es in seinem Willen beschließt […] und der Geist der erste Anteil des Erbes ist.“ Auch das ist eine Zusage an die Freiheit des Menschen.
Das Evangelium will sicherstellen, dass dieses Erbe weitergegeben wird, das Erbe des guten Geistes, des Liebesgebotes. Daraufhin trainiert Jesus durch beinahe drei Jahre seine Jünger, indem er sie intensiv an seinem irdischen Leben teilnehmen lässt mit all seinen Freuden, Erfolgen, aber auch mit seiner Ablehnung, seinem Frust, dass viele Menschen nichts annehmen, ihr Herz für die Frohe Botschaft nicht öffnen. Er schickt seine Jünger zu Zweit aus, weil einer allein auf der Strecke bleiben könnte. Glaube und Bekenntnis braucht Gemeinschaft. Kirche soll Weggemeinschaft sein auf der irdischen Pilgerreise.
Der Wanderstab dient als Stütze und Halt vor Ausrutschen und Abgleiten in unnötige oberflächliche innerweltliche Problemkreise, auch in materieller Hinsicht, was wir alles an Unnötigem zusammenraffen. Der Staub als ständiger Begleiter an den Füßen Jesu, an den Füßen seiner Jünger, auch an unseren Füßen. Er zeigt sich durch Ablehnung in Form von Hass, Dummheit, Faulheit, Gleichgültigkeit, Oberflächlichkeit als undurchdringliche klebrige Masse. Die Zwölf haben all das gut überstanden, dürfen wir annehmen. Wir als Christen sind Erben des guten Geistes, den wir an unsere Generationen weitergeben sollen trotz aller Mühsal dabei. Gottes reichsten Segen dazu mit seiner liebenden Zuwendung.
Zeit zum Nachdenken
Gesellschaftskritik
Die erste Lesung beginnt mit einem Blick auf die gesellschaftspolitische Situation im 6. Jhdt. Vor Christus, die manche Ähnlichkeit mit dem derzeitigen tagespolitischen Geschehen aufweist. Der Prophet Jeremia (= der Herr ist erhaben) hat den Auftrag, die bevorstehenden Eroberungen der Königreiche Juda und Israel anzukündigen, eine Nachricht, die vor allem bei den Herrschenden und beim Volk nicht gut ankommt. Überbringer schlechter Nachrichten müssen damit rechnen, dass sie getötet werden. Den beiden Königen wird vorgeworfen, dass sie Recht und Gerechtigkeit außer Acht gelassen haben. Das sind aber die Voraussetzungen für Wahrheit und Liebe. Deswegen gehen auch die Menschen ihre eigenen Wege, sie zerstreuen sich, sie sind verunsichert, haben Angst. Die Hirten, also die Könige als Verantwortliche, erfüllen ihre Aufgabe nicht. Sie schauen auf ihre eigenen Interessen, sind machtbesoffen, fühlen sich als Weltenherrscher, als unbesiegbar und gottgleich.
Bei Jer. 14,17 lesen wir: „Ja, auch Propheten und Priester werden verschlepptin ein Land, das sie nicht kennen.“ Dann die Klage: „Hast du denn Juda ganz verworfen?“ Im Buch Daniel 3,38 wird beklagt: „Wir haben in dieser Zeit weder Vorsteher noch Propheten und keinen, der uns anführt.“
Das alles passt gut in unsere heutigen weltpolitischen und auch innerstaatlichen Bereiche. Es gibt auch heute Staaten, die als Großmächte auftreten, die mit unverhohlenen und auch versteckten Drohungen arbeiten, die am Ausbau einer Weltherrschaft arbeiten und für die das Wohl der Menschen nicht in ihrem Interesse steht. Ihre Absichten werden mit Kriegsgerassel untermauert. Die Großmächte wollen die Weltherrschaft erobern und jede von ihnen geht andere Wege. Immer wieder treten Herrscher auf, die Recht und Gerechtigkeit außer Acht lassen oder nach ihren Interessen zurecht biegen. Weltweit müssen Millionen von Menschen selbst sehen, wie sie über die Runden kommen.
Vergleichbares lässt sich auch in der Kirche beobachten. Verantwortliche verstricken sich in Richtungskämpfe und wenden dafür unnötig viel Energie auf. Die Sehnsucht der Menschen nach Heil und Trost, ihre Fragen nach dem letzten Grund finden wenig Interesse und Gehör. Sie gehen deshalb ihre eigenen Wege, oft auch Irrwege.
Es ist uns aber zugesagt, dass Recht und Gerechtigkeit wieder einkehren, dass Gott selbst Hirten auswählt und zurechtrückt, was verrückt ist.
Ein Reich des Friedens
Die zweite Lesung stellt den Frieden, den die Welt nicht geben kann und den uns Christus Jesus bringt, vor; einen Frieden, der alle Feindschaft überwindet. Nur Menschen des Friedens haben Zukunft. Das macht auch Psalm 37,37 deutlich: „Achte auf den Lauteren und sieh auf den Redlichen,“ auf den der ehrlich ist, der nach der Wahrheit strebt. Wer danach handelt, hat Zukunft. Dieser Friede, Aufhebung aller Feindschaft, soll schon jetzt beginnen.
Zu sich kommen
Das Evangelium bezieht hier auch den Menschen ein. Er braucht Beständigkeit (constantia) und Arbeit (labor), kreatives Schaffen. Den heiligen Benedikt mit seiner Ordensregel können wir als ersten Gewerkschafter eine christlichen Europa bezeichnen: Ora, labora, lege - bete, arbeite, studiere - Reflektiere immer wieder dein Leben.
Die Apostel berichten von ihrer Missionstätigkeit, die sie so ausgefüllt hatte, dass sie „nicht einmal Zeit zum Essen hatten, so zahlreich waren die Leute, die kamen undgingen.“ Auch Jesus lebte in der Spannung von Gebet und Arbeit.
Ähnliches gil auch heute: Heraus aus der Tretmühle des Alltags. Digitalisierung bringt nicht immer Zeitersparnis. „Man verliert viel Zeit damit, dass man Zeit gewinnen will“, stellt John Steinbeck, amerikanischer Schriftsteller 1902-1968, fest. Auch für uns ist es gut, sich einen einsamen Ort zu suchen, der so wie bei den Jüngern zum Lehrhaus wird: einen Wald, einen Park, eine Kirche. Dort kann man sich selber finden. Da ist es ruhig. Doch manche halten die Stille und sich selber nicht aus…
Jesus lehrte die Jünger lange. Das könnte für uns bedeuten: Denke nach über den Sinn deiner Tätigkeiten, nimm dir Zeit zur Stille. Gott spricht zu uns in der Stille, etwa im Säuseln des Windes (vgl. dazu 1 Kön 19,11-13). Das Evangelium dieses Sonntags ist eine Empfehlung darüber nachzudenken, in welchen Zeitstrudel wir hineingezogen werden und was wir unserem Leib, unserer Seele und unserer geistiger Befindlichkeit antun, wenn wir den Lebensrhythmus, der für uns gut wäre, nicht einhalten wollen oder nicht einhalten können; wenn wir der Versuchung erliegen, auch die uns von Gott geschenkte Zeit mit Aktivismus anfüllen.
Die totale Zuwendung Gottes
Mein Auftrag?
Ehrlich gesagt: ich tue mich schwer mit solchen Texten in den Evangelien! Der Anspruch überfordert mich! Jesus sandte die Zwölf aus und sie „verkündeten die Umkehr. Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke und heilten sie.“ Ist ja schön, dass das so war! Wunderbar! Aber: Sollen wir das nun auch so machen? Können wir das überhaupt? Was ist, wenn ich mich nicht imstande fühle, Dämonen auszutreiben und Kranke zu heilen? Was ist mein Auftrag? Wie erfahre ich, wozu ich gerufen bin?
Da kommt mir die Lesung aus dem Brief an die Gemeinde von Ephesus zu Hilfe. Paulus bzw. einer aus seinem Kreis hat den Brief geschrieben – einige Zeit nach dem Tod und der Auferstehung Jesu, in einer Zeit, da es bereits gewachsene christliche Gemeinden gab. Dem Verfasser des Briefes geht es um das Christsein, um das zentrale Bewusstsein der Christen: Wer sind wir? Dier Brief an die Christen von Ephesus beginnt nicht mit einem Auftrag, sondern mit einem Lobpreis: „Gepriesen sei Gott, der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus. Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus...“
Ich bin gesegnet!
Wir Christen sind zuallererst Gesegnete! Von Anfang an, von Urzeit her Gesegnete! Es heißt da tatsächlich: „Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Grundlegung der Welt…“ Wir sind gedacht, geplant, geliebt – längst bevor wir denken, planen und lieben konnten! Jede und jeder von uns ist von Gott geliebt: von Gott, mit göttlicher, unendlicher Liebe. Ich bin gemeint: mit meinem Kopf, mit meinem Herzen, mit meinem Bauch, mit allem, was mich ausmacht! Gott macht keine halben Sachen. Er will uns total. Er will, dass wir leben, voll leben – als freie Menschen, eins mit uns selber, lebendig verbunden mit den Mitmenschen und mit Gott!
Freilich: wir können Ja sagen zu dem, wie Gott uns gewollt hat, oder wir können zögern oder auch Nein sagen. In der Geschichte war das Nein der Menschen jedenfalls deutlicher zu spüren als das Ja. Menschen haben ihr Inneres verkommen lassen, haben ihre Mitmenschen abgelehnt, verachtet, gehasst, ausgeschlossen, geschlagen, getötet. Sie haben die Verbindung mit Gott verloren, ja sich gegen ihn gestellt. Das Projekt Gottes mit den Menschen schien sich zur Katastrophe zu entwickeln.
Gott lässt sich nicht abbringen, die Menschen zu segnen
Nein, so nicht! Ich lasse mich nicht abbringen – so sagt Gott – ich bleibe beim Segnen der Menschen! Gott lässt sich nicht abbringen von seiner Liebe zu den Menschen. Vielmehr nimmt er in Jesus die Menschheit, so wie sie ist, an sein Herz. In Jesus haben wir „die Erlösung durch sein Blut“ – heißt es im Brief nach Ephesus. Der Vater, Jesus und der Geist sind und bleiben verbunden, sind eins. Sie bleiben der eine Gott, auch dann, wenn Jesus ganz und voll Mensch ist und als Menschensohn die gesamte Menschheit vertritt, ihre Krankheiten und Nöte, ihre Schmerzen und ihre Gottverlassenheit, ihre Sünde und ihren Tod auf sich nimmt. Er weicht nicht zurück vor den Menschen, auch dann nicht, wenn sie ihn zum Tod verurteilen, ich auslachen, ihn aus ihrer Mitte eliminieren. Was tut Jesus? Er gibt sich hin, er liebt: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist, meinen Lebenshauch!“ Was geschieht da? Es geschieht Gott; es geschieht die Liebe!
Wir Menschen sind, so wie wir sind, mit unserer Sünde, mit unserer Schwachheit, durch Jesus hineingenommen in Gott, hineingeliebt in das dreifaltige Leben Gottes: „In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sündennach dem Reichtum seiner Gnade“. Gnade bedeutet totale Zuwendung, liebende Umarmung!
Wenn wir aber bei Jesus und in Jesus sind, mit ihm sind, werden wir auch herausfinden, werden wir es erspüren, was für uns dran ist, was wir für die Menschen sein können und tun können, was unser Auftrag im Hier und Heute ist, wie wir auf unsere Weise als Christen da sein können, „Dämonen austreiben“ und „heilen“ können…
Von Jesus in den Bann gezogen
Apostel und Mitarbeiter*innen
Wir haben eine Erzählung gehört: aus einem Buch, das wir „Evangelium“, d.h. Botschaft zum Freuen nennen. Als Verfasser gilt Johannes Markus, ein unter den Christen der ersten Zeit bekannter Mitarbeiter des Apostels Paulus. Der Apostel Petrus nennt ihn liebevoll seinen Sohn (1 Petr 5,13). Als Zeit der Abfassung nimmt man an: vor dem Jahr 70 unserer jetzigen Zeitrechnung.
Warum interessiert uns diese Erzählung aus alter Zeit? Weil sie von Jesus, dem Christus, dem Gesalbten, handelt, und für die Christen die wichtigste Bezugsperson ist. Zu seinen Lebzeiten haben sich Menschen Jesus angeschlossen, Männer und Frauen. Einige waren immer um ihn, die Zwölf. Er hatte sie zu sich gerufen, mit ihnen gelebt, vieles mit ihnen besprochen und sie dann ausgesandt. Er nannte sie Gesandte, „Apostel“. Als Jesus gefangen genommen, zum Tod verurteilt und als Verbrecher hingerichtet wurde, sind sie abgehauen, bis auf einen. Dann geschah das Unerhörte: Jesus lebt – auf neue Weise, er begegnet ihnen, er sammelt sie neu und sendet sie neu.
Seitdem waren fast vierzig Jahre vergangen. In diesen Jahren erfahren seine Jünger, die Christen: das Leben mit Jesus geht weiter. Wenn sie in seinem Namen zusammenkommen, ist er bei ihnen. Und er wirkt mit ihnen – wie damals: „Sie zogen aus und verkündeten die Umkehr. Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.“ (Mk 6,12).
Vergewisserung
Nach vierzig Jahren war es gut, sich zu vergewissern: Tun wir das, was Jesus gemeint hat? Markus sammelt die Erzählungen über Jesus und fügt diese Erzählungen zusammen zu seinem „Evangelium“. Es besteht aus Erzählungen über Jesus von Leuten, die persönlich ihre Erfahrungen mit Jesus gemacht haben, vor und nach seinem Tod und seiner Auferstehung. So nennt z.B. Petrus, der Apostel Jesu, Markus seinen Sohn. Zwischen Petrus und Markus besteht ein Vertrauensverhältnis. Die Texte atmen die Erinnerung von Jesus-Kennern, von Leuten, die mit Jesus in äußerer und mehr und mehr in innerer Vertrautheit lebten.
Immer noch faszinierend?
Seit der Abfassung des Markusevangeliums sind 1950 Jahre vergangen. Die Welt hat sich verändert, die Situation der an Jesus Glaubenden hat sich verändert. Auch manche Worte haben ihre Bedeutung oder ihren Bedeutungshof verändert. Was kann es für uns heißen: „Sie zogen aus und verkündeten die Umkehr. Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.“? „Sie zogen aus…“ Wenn „sie“ inzwischen „wir“ sind, was dann?
Da ist es notwendig, auf die Rahmenvorgaben zurückzublenden, die in unserer Erzählung angegeben werden:
(1) Jesus „rief sie zu sich“: Das Erste ist die Beziehung zu Jesus, auch heute.
(2) Dann und nur dann sendet er: durch einen inneren Impuls oder auch durch eine kirchliche Beauftragung.
(3) Das „jeweils zwei zusammen“ wird durch die Erfahrungen der ersten Zeit des Christentums bestätigt: Paulus hatte auf seinen Reisen immer Gefährten bei sich. Jesus kann man zwar auch als Einzelner, aber wirksamer im Miteinander bezeugen. Nach einer Aussage im Matthäusevangelium hat Jesus verheißen: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Mt.18,20).
Heute Mitarbeiter*innen der Apostel sein
Also: Angenommen, es geht uns miteinander um Jesus und seinen Auftrag, dann…
„Sie zogen aus“:
Es braucht Entscheidung! Für manche kann das eventuell Ortswechsel bedeuten. Immer aber geht es darum, sich zu öffnen und sich zu riskieren.
Sie „verkündigten die Umkehr“:
Jesus kennen zu lernen und seinen Lebensentwurf, kann man nicht einfach abhaken. Ich kann es mir und anderen nicht ersparen, das Leben neu zu justieren.
„Sie trieben viele Dämonen aus“:
Ich kann jedenfalls innerlich Jesus bitten: „Bitte befreie N.N. von diesen anscheinend übermächtigen Störungen!“ Manches, was den Menschen bedrängt und belastet, können wir aber auch durch Gespräch, durch gemeinsames Beten oder einen gut begleiteten Vergebungsprozess „austreiben“.
„und salbten viele Kranke mit Öl und heilten alle“:
Es tut gut, berührt zu werden. Es tut gut, wenn mir Heil und Heilung zugesprochen wird. Das gilt für das Sakrament der Krankensalbung. Das gilt aber auch für alle menschliche Zuwendung zum Kranken. Die Ärztin Dr. Liss Rankin nennt die Fürsorglichkeit den „Heilungsfaktor, der alles verändern kann“ (vgl. Liss Rankin: Mind over Medicine. Warum Gedanken oft stärker sind als Medizin, München 2014).
Schließlich noch ein Wort zu „alle“: „und heilten alle“.
Da stoßen wir an unsere Grenzen und sind eingeladen, unsere Begrenztheit, unser Nicht-alles-können, dem anzuvertrauen, der alles in Händen hat – so wie Jesus sich total dem Vater anvertraut hat, der ihn am Ölberg nicht erhört hat, aber etwas daraus gemacht hat, das allen Menschen zugutekommt: In der Auferweckung von den Toten hat ihn der Vater zum Urheber allen neuen Lebens gemacht, zum Ermöglicher des uns Menschen unmöglich Erscheinenden. Mit Jesus treten wir ein in das Leben, das uns endgültig bei Gott zu Hause sein lässt.
Zu den Menschen gehen und heilen
frei und unabhängig
Wieder hören wir von einem Propheten. Diesmal ist es Amos. Er lebte im 8. Jhdt. vor Christus, war Maulbeerbaumzüchter und Großgrundbesitzer. Er lebte ca. 20 km südlich von Jerusalem am Übergang des Kulturlandes in die Steppe. Sein Berufungserlebnis zum Propheten dürfte so zwingend gewesen sein, dass er einfach folgen musste. „Der Löwe brüllt - wer fürchtet sich nicht? Gott, der Herr spricht - wer wird da nicht zum Propheten?“ (Amos, 3,8). Er weist dem Oberpriester des Reichsheiligtums auf viele Ungerechtigkeiten in diesem Land hin. Das ist der Auftrag, den JHWH ihm gibt, also eine unangenehme Nachricht für den Oberpriester, der von der Gunst des Königs lebt.
Auch für heute gilt: Wenn sich die Kirche mit ihrer guten Nachricht, mit dem Evangelium, nicht unabhängig von politischen Einflüssen und ideologischen Richtungen halten kann, wird sie mit ihrer Botschaft scheitern, weil sie dem Auftrag, das Wort Gottes zu verkünden, sei es gelegen oder ungelegen, nicht entspricht. Die Versuchung war und ist zu allen Zeiten groß, sich mit den Mächtigen zu arrangieren und auf die Armen zu vergessen oder sie nicht zu beachten.
Der Prophet muss auch unabhängig sein von materiellen Gütern, sowie Amos, Großgrundbesitzer und unabhängiger Bauer. Unabhängige Leute sollen damals und heute mundtot gemacht werden. Man sperrt sie ein oder droht ihnen Schwierigkeiten in ihrem beruflichen Fortkommen an, in totalitären System scheut man auch vor Mord nicht zurück. Man verleumdet sie. So geschieht es auch heute. Wir kennen dich ja. Da werden Schwachstellen gesucht und dann bloßgestellt.
jeweils zu zweit
Damit die Botschaft Jesu auch gut ankommt, sendet Jesus die Jünger zu zweit aus, nicht allein als Einzelkämpfer, obwohl so manch einer trotzdem unfreiwillig dazu gemacht wird. Es sollte nicht jeder gegen jeden aufstehen, sondern sie sollten einander schützen. Wir wissen ja sehr gut, wichtige Nachrichten, schwierige Probleme können immer in Gemeinschaft besser gelöst werden als nur von einem allein.
Auffällig ist auch, wie wenig der Mensch zum Leben braucht, wie primitiv auch manche Menschen leben (müssen). Die Zeiten der Pandemie geben Gelegenheit, nicht nur darüber zu jammern, was ein kleines Virus zusammenbringt, sondern auch das persönliche Leben neu zu ordnen. Wieviel an Ballast schleppen wir herum? Es ist gut, über unsere persönlichen Konsum- und Lebensgewohnheiten nachzudenken, auch das macht teilweise unabhängiger.
heilend und befreiend
Jesus schickt die Jünger aus. Auch wir werden ausgesandt als Getaufte und Gefirmte. Die Menschen sollen sehen, was Christen auch in schwierigen Zeiten hoffnungsfroh macht. Die gute Nachricht Jesu ist zukunftsorientiert. Wer nur in der Vergangenheit lebt, nichts bewegen will oder kann, trägt bei zu Verbissenheit und Fanatismus. Wer nur die Gegenwart sieht, neigt zu einem einengenden Gesichtsfeld, wer nur in der Zukunft lebt, die Vergangenheit unreflektiert hinter sich lässt, kann gefährlichen Utopien aufsitzen. Wer den Himmel auf Erden will - das Paradies - schafft die Hölle. Das zeigen alle totalitären Systeme.
Das Evangelium zeigt die Missionsregel der frühen Kirche: hinausgehen zu den Menschen, zu allen, niemanden auszuschließen und auch zu heilen. Das Wort Gottes soll durch die Menschen heilend wirken durch das befreiende Wort, durch tatkräftige Hilfe, um das Liebesgebot sichtbar zu machen. Das ist Gottesdienst im Alltag. Tag für Tag haben wir menschliche Begegnungen, davon ist von großer Bedeutung, wie diese Begegnungen verlaufen. Versuchen wir unser Leben evangeliumsgemäß zu gestalten, mit dem Vater eins zu werden so wie dies auch Jesus in seiner Lebenszeit hier auf Erden getan hat.
Überzeugend das Reich Gottes verkünden
Ferialpraktika
Die Ferien sind nicht für alle eine Zeit der Erholung oder großer Reisen. Die Ferienzeit ist für viele Studenten und Schülerinnen auch eine Gelegenheit, das eigene Budget durch einen mehr oder weniger gut bezahlten Ferienjob aufzubessern. Nicht jeder Praktikant trifft es dabei gut. Immer wieder hört man, dass Praktikanten von Arbeitgebern ausgenutzt werden.
Für viele junge Menschen bedeutet Ferienzeit Praktikumszeit. In vielen Berufen ist ein gewisses Maß an Berufserfahrung Teil des Ausbildungsprogramms; z.B. in der Gastronomie. Was sie auf der Schulbank gelernt haben, soll sich in der Praxis bewähren, soll in der Praxis eingeübt werden.
Missionarische Gehversuche
Im Evangelium haben wir gehört, wie Jesus seine Jünger jeweils zu zweit ausgesandt hat, damit sie als Missionare der Frohen Botschaft eigene Erfahrungen sammeln. Er gibt ihnen handfeste Regeln mit auf den Weg. Diese sind wichtig für ihre Glaubwürdigkeit. Vermutlich gab es damals auch sonst Menschen, die unterwegs waren und mit allerlei Heilslehren Gehör finden wollten. Es liegt nahe, dass religiöse Erneuerungsbewegungen auch damals schon ihre Anhänger haben herumziehen und predigen lassen.
Jesus stattete seine Verkündiger mit der Vollmacht aus, unreine Geister auszutreiben. Wir können nur rätseln, wie das konkret ausgesehen haben mag. Jedenfalls sollen sie das Gleiche tun, das sie bei ihrem Lehrmeister miterlebt haben. Wie er rufen sie die Menschen zur Umkehr auf, zur Abkehr von abergläubischen Praktiken, die zu jeder Zeit in Umlauf sind, zur Rückkehr in den Bund mit Gott und zur Besinnung auf die Gebote Gottes, die im Alltag allzu leicht in Vergessenheit geraten. Vielleicht eine Besonderheit: wie Jesus nahmen sie sich der Kranken an und wirkten heilend auf sie. Wohlwollender Umgang mit Kranken war damals eher unüblich, da in der Krankheit meist eine berechtigte Strafe Gottes gesehen wurde. Jesus dachte und handelte in diesem Punkt ganz anders.
Natürlich wären wir neugierig zu sehen, wie sich die "Praktikanten Jesu" konkret angestellt haben und wie es ihnen gelang, als verlängerter Arm ihres Meisters zu wirken. Es ging dabei in erster Linie wohl um eine Veränderung der religiösen Atmosphäre, um eine Bestärkung im Glauben, um ein Wecken von Hoffnung in schwierigen und verzweifelten Lebenssituationen. Vielleicht kann das Austreiben von Dämonen als ein Schwimmen gegen den Zeitgeist verstanden werden.
Eine Frage der Motivation
Die praktische Umsetzung kann man erlernen und einüben, nicht aber die Motivation. In den Lesungen hörten wir, was den Propheten Amos viele Jahre vor Christus einerseits und den großen Völkerapostel Paulus andererseits motivierte, ihren missionarischen Auftrag zu erfüllen.
Amos stellt dem Tempelpriester gegenüber klar, dass er kein Angestellter einer Staatskirche ist, sondern aus innerem Antrieb sich von Gott her gesandt weiß, Recht und Gerechtigkeit einzufordern, auch wenn er sich damit bei den religiösen und politischen Machthabern unbeliebt machte. Er bekommt für seinen Job nicht bezahlt.
Paulus preist Gott für das, was er durch seinen Glauben an Jesus Christus von Gott her geschenkt bekommen hat. Er hält fest: für Menschen, die an Christus glauben hat sich die grundsätzliche Lebenseinstellung geändert. Sie wissen sich von Anfang an von Gott geliebt und von ihm reich mit Weisheit und Einsicht beschenkt. Sie wissen sich zu Gott gehörig, sind Söhne bzw. Töchter Gottes und sehen sich als Erben des Reichtums Gottes. Von diesem Selbstverständnis getrieben ist Paulus mit Leib und Seele Missionar. Ihm ist es ein Herzensanliegen geworden, dass möglichst alle Menschen in diese Geisteshaltung eintauchen.
Mission heute
Wenn heute von Mission die Rede ist, denken nach wie vor die meisten Menschen an Afrika, Indien oder Südamerika. Sie sind sich nicht bewusst, wie sehr sich in den letzten Jahrzehnten die Lebensrealität der Menschen dort verändert hat. - Wie kann Mission heute aussehen? Brauchen wir heute noch Mission?
Ähnlich wie zur Zeit Jesu, aber auch zur Zeit des Amos und des Paulus geht es um eine Veränderung der Atmosphäre, des Denkens und der Stimmung der Menschen. Die Missionare damals waren von der Erfahrung getrieben, dass ihre geistige Ausrichtung auf einen liebenden Gott ihr ganzes Lebensgefühl und ihre ganze Lebenseinstellung veränderte. Ihre (neue) Sicht der Welt und des Lebens war für sie eine Befreiung von alten Denkmustern und Sachzwängen. Sie fühlten sich als Erlöste. Die Jünger Jesu ließen sich von seiner Sichtweise anstecken. Durch ihren Umgang mit ihm veränderte sich auch ihre Lebenseinstellung. Sie sagten nicht nur "danke" für dieses großartige Geschenk, sie gaben es auch weiter.
Auch wir sind Jünger Jesu geworden. Woran liegt es, dass es uns heute so wenig gelingt, dieses Geschenk des Glaubens weiterzugeben? Nicht einmal in den eigenen Familien. Sind wir nur halbherzig überzeugt? Ist unser Engagement für das Evangelium nicht glaubwürdig genug? Müssten wir die Missionsregeln neu formulieren? Die Jünger durften nichts mit sich nehmen als einen Wanderstab. Worauf stützen wir uns? Auf aufgeblähte Strukturen, Hierarchien, feierlichen Klimbim? Die Jünger durften weder Geld mitnehmen noch Geld für ihren Dienst annehmen. Bei uns dreht sich irgendwann alles um das liebe Geld. Nicht einmal ein zweites Hemd sollten sie mithaben. Kleider machen Leute, auch in der Kirche; nicht nur in der Liturgie... Was unterscheidet uns vom von weltlichen Organisationen wie Parteien, Medienkonzernen, NGOs? – Sind wir als Jünger und Jüngerinnen Jesu vom Reich Gottes überzeugt und wirken wir überzeugend genug?
Vielleicht müssen wir heutige Jünger Jesu zurück auf die Schulbank, neu in die Lehre gehen bei unserem Meister und bei seinen ersten Jüngern; sowohl, was seine Begeisterung für das Reich Gottes betrifft, wie auch seine schlichte Art, diese an Menschen weiterzugeben.
Jesus sendet seine Jünger als Missionare aus
Mission damals
Das heutige Evangelium ist ein Zeugnis dafür, dass Jesus die Ausbreitung seiner Botschaft im Stil der Mission gewollt hat. Für die Juden bis zur Zeit Jesu war das Missionieren durch Missionare unbekannt. Es gab zwar die Wanderprediger, aber sie beschränkten sich in ihrer Tätigkeit auf das Volk Israel. Streng gläubige Juden mieden heidnisches Gebiet. Diesem Beispiel folgt Jesus nicht. Er betritt das Gebiet von Tyrus und Sidon und die Gegend jenseits des Jordan. Ausdrücklich beauftragt er nach seiner Auferstehung die Jünger, in die Welt zu allen Völkern zu gehen. Worauf es Jesus ankommt, worauf er das Gewicht und den Akzent legt, ist die Verknüpfung von Verkündigung der Frohen Botschaft mit der Kraft, Dämonen - d.h. der Macht des Bösen - Einhalt zu gebieten und so heilend zu wirken. Dies gilt bis auf den heutigen Tag, wie sehr sich Missionsmethoden im Laufe der Zeit in ihrer konkreten Praxis auch verändert und gewandelt haben.
Welchen Ernst Jesus in den Missionsauftrag an die Jünger legt, wird schon darin deutlich, dass er sie paarweise aussendet. Bei wichtigen Dingen bedurfte es in Israel immer zweier Zeugen mit gleichlautender Aussage, bevor z.B. bei Gericht das Urteil gefällt wurde. Dadurch sollte die Wahrheit abgesichert werden. Diese Praxis war allen bekannt. Wenn also die Botschaft Jesu durch zwei Zeugen verkündet wird, ist allen Hörern klar, dass es sich erstens um etwas Wichtiges handelt, mit dem man nicht nach Belieben umgehen darf, und zweitens, dass die Botschaft der Wahrheit entspricht. Die Hörer sind also zur Stellungnahme herausgefordert. Denn die so eindeutig, bewusst doppelt bezeugte Botschaft Jesu unbeachtet lassen und beiseiteschieben kommt fahrlässigem Verhalten und unverantwortlichem Handeln gleich.
Wo die Botschaft Jesu abgelehnt wird, sollen die Jünger das nicht als ein Versagen ihrerseits werten, sondern den Staub von ihren Füßen schütteln und weiterziehen. Nicht mit Zank und Streit sollen sie Jesu Botschaft durchsetzen. Die Entscheidung für oder gegen Jesu Botschaft und seinen Lebensstil muss jeder ganz persönlich selbst treffen.
Überprüfen hingegen sollen sich die Boten Jesu mit großer Sorgfalt, ob sie mit ganzer Hingabe Jesu Auftrag erfüllen. Ihre Verkündigung soll zur Besinnung führen, den Glauben stärken und vertiefen, zum Guten ermutigen, Umkehr in Bewegung setzen, wo es nötig ist. Das Heilende und Heilsame soll von ihnen in den Blick gestellt werden. Hierum sollen sich die Jünger mit allem Eifer sorgen, nicht um ihre Reiseausstattung: Vorratstasche, Proviant, Geld, Wäsche zum Wechseln... Der Verzicht, nicht absolut Notwendiges mitzunehmen, soll ihnen helfen, sich konsequent auf die Verkündigung und Heilstätigkeit auszurichten.
Für den Evangelisten Markus und die Leser seines Evangeliums wird die Jünger-Mission zum Vorbild für die Missionstätigkeit der Urgemeinden.
Mission heute
Fragen wir uns, was uns der Evangelientext zur Überlegung ans Herz legen will. Fest steht, dass Gott immer wieder Männer und Frauen spüren lässt, dass er sie als Missionare in die Welt senden möchte. Sie sollen sich aufmachen mit dem dreifachen Auftrag: Jesu Botschaft verkünden, heilen und gegen vorhandenes Unrecht kämpfen. So erleben wir, dass in allen Missionsgebieten neben der Verkündigung der Botschaft Jesu Krankenhäuser errichtet werden und gerade die Missionare oft diejenigen sind, die gegen Unrecht, Gewalt und Unterdrückung ihre Stimme erheben.
Hier könnte die Frage an uns herantreten: Begleite ich sie mit meinem Gebet? Unterstütze ich sie gelegentlich durch eine mir mögliche Spende, damit sie gegen Krankheit, Leiden oder Unterdrückung wirksam angehen und kämpfen können?
Uns, die wir zuhause leben, will das Evangelium herausfordern und ermutigen, dem Nachdenken über uns selbst nicht auszuweichen im Blick darauf: Wie ernsthaft gehe ich selbst mit der Botschaft Jesu um? Geht sie mir zu Herzen? Nehme ich durch die mir mögliche Teilnahme z.B. an der Feier der Eucharistie das Angebot Jesu an, neu das Wort Gottes zu hören und zu bedenken, mich der Gnade und dem Segen Gottes neu zu unterstellen, Gott zu danken, um die Verbindung mit ihm zu stärken und lebendig zu erhalten?
Selbst wenn wir nicht als Missionare ins Ausland gehen, möchte Jesus jeden und jede von uns beauftragen, missionarisch im eigenen Umfeld tätig zu sein: sei es mit Worten oder durch Taten. Frommes Reden, das andere nur nervt, können wir uns sparen. Aber wo wir für die Wahrheit eintreten, böses und nachteiliges Reden unterlassen, auf Gefahren hinweisen und aufmerksam machen, wo wir das Gute freudig vollbringen und andere im Ringen um das Gute unterstützen, dort ist unser Verhalten Verkündigung der Botschaft Jesu. Diese Art, uns missionarisch zu verhalten, wirkt heilend und Böses vertreibend, auch wenn wir nicht direkt Wunder wirken wie die Jünger, die Jesus aussandte. Sollte unsere Mühe keine Anerkennung finden, soll uns das nie grantig werden lassen oder zu Streitereien verführen. Wie den Jüngern, die Jesus damals aussandte, sagt er auch uns: Bleib ruhig, schüttele den Staub von deinen Füßen, gib deine positive Haltung nicht auf, sei weiterhin friedlicher Zeuge der Frohbotschaft in Wort und Tat.
Bedenken wir neu Jesu Willen an uns und lassen wir uns senden, in unserem Umkreis beherzt missionarisch zu leben und zu wirken.
Gesandt, die Frohe Botschaft zu verkünden
Aussendung der Jünger...
Wir hörten am vergangenen Sonntag, dass Jesu in seiner Heimatstadt abgelehnt wurde. Dennoch machte Jesus weiter, das Reich Gottes zu verkünden. Er zog durch die benachbarten Dörfer und lehrte die Menschen. Jetzt erzählt Markus, wie Jesus die Jünger sammelt und sie je zu zweit sendet. „Er gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister und er gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen.“
...Dämonen auszutreiben,
Der Auftrag ist klar. Er verleiht die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben. Die Jünger sind gesandt, die Welt freier zu machen von den Mächten der Dämonen. Sie sollten dasselbe tun, was Jesus tut: den Menschen begegnen, die lebensfeindlichen Kräften ausgeliefert sind. Zu diesen negativen Kräften gehörte eine schwere körperliche, seelische und psychische Störung. Denken wir daran, wie Jesus Gebeugte aufrichtet, die blutflüssige Frau heilt, den Aussätzigen heilt, den ausgestoßenen Zachäus umwandelt. Die Menschen erfuhren durch Jesus die Kraft der Liebe Gottes hautnah. Und das sollte bei den Jüngern auch so sein. Die Jünger verkündigten mit sichtbaren Zeichen, dass Gott der menschenfreundliche Gott ist, der das Heil will. Die Menschen vermochten sich für diesen Gott und seinen Sohn, Jesus, zu öffnen.
... zu heilen,
Hier geht es zunächst gar nicht um die ausdrückliche Verkündigung des Wortes, sondern um eine umfassende Heilung: die Menschen sollten spüren, dass diese Welt nicht der Kampfplatz ist, wo wir schon verloren haben, sondern Gott der Herr und Retter, der Erlöser ist. Durch ihr schlichtes einfaches Dasein und Wirken sollten die Jünger einen Gegenpol zum Habenwollen und Machtausüben darstellen und dem Dämon der Gier nach Geld, Macht und Lüge die Stirn bieten. Mit gegenseitiger Liebe sollten die Jünger ein Zeichen sein für Versöhnung und Miteinander, für Entfeindung und Frieden.
...sich auf Gott zu verlassen
Überraschend ist, was nicht im Sendungsauftrag steht: Im Zentrum steht nicht der Auftrag zu predigen, zu taufen oder Gotteshäuser zu bauen – nein die Aufgabe lautet schlicht im Heilen – in jeder Beziehung – körperlich und geistig. Auf ihren Wegen dürfen die Jünger nur das Nötigste mitnehmen. Die Ausnahme macht Jesus mit dem Wanderstab, wohl auch zur Verteidigung gegen gefährliche Tiere, und er gestattet, Sandalen an den Füßen zu tragen. Sie sollten sich radikal der Sorge Gottes und dem Wohlwollen der Menschen überlassen. Die Jünger sollten sich auf den Weg machen und von Gott erzählen. Jesus gibt den Jüngerpaaren jeweils Handlungsanweisungen: Bleibt im Ort und in dem ersten gastlichen Haus; wechselt nicht, um euch durchzufuttern und nach orientalischer Art zu feiern; denn da wäre die Sendung durch Jesus schnell vergessen. Sie sollten anspruchslos sein.
... ohne Ablehnung zu fürchten
Auch was sie bei der Ablehnung zu tun haben, klärt Jesus vorab: Sie sollen sie diesen Ort ohne viel Aufhebens wieder verlassen, mit einer deutlichen Geste: Den Staub sollen sie von ihren Füßen schütteln. Es ist dies ein Ritus der Reinigung, den Israelitinnen und Israeliten bei ihrer Rückkehr aus heidnischem Lande vollzogen. Es bedeutet: Wenn jemand euch und eure Botschaft nicht aufnehmen will, dann schüttelt alles ab, was diese Begegnung an Negativem hinterlässt. Und geht unbeirrt weiter. Das Ende unseres Textes erzählt von dem erfolgreichen Bemühen der Jünger. Den Menschen, denen sie begegneten, brachten sie in Wort und Tat viel Gutes. „Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.“
Unsere Mission
Wir missionieren im Geiste Jesu durch den gelebten Geist der Liebe zum Nächsten. Die Menschen sollen spüren, dass der Geist der Liebe bedeutet, als erster den Nächsten zu lieben, wie Gott es macht. Wir sollten absichtslos sein, dienen, uns einfühlen in den Mitmenschen.
Eltern sind für ihre Kinder die ersten und entscheidenden Missionare. Sie geben durch ihr Leben und ihren Glauben den Kindern die Botschaft weiter. Sich senden lassen in Kommunion- und Firmgruppen. Das erfordert Mut, Zeit und Einsatz. Die Erfahrung ist: „Wenn ich selbst mit vorbereitet habe, erlebe ich die Feier der Sakramente ganz neu und bewusst und schön.“
Menschen, die aus Gott und seiner Liebe leben, sind die beste Reklame für das Gottesreich. Nur wer mitmacht - freilich oft mit Geduld und durch Schwierigkeiten - , erlebt die Kraft Christi und die Freude.
Die Mission der Jünger Jesu
Glaubensweitergabe
Immer wieder begegnen mir Eltern, die zerknirscht gestehen: Es ist uns trotz aufrichtigen Bemühens nicht gelungen, unseren Glauben an die Kinder weiterzugeben, zumindest nicht in der Weise, wie wir uns dies vorgestellt hätten. Manche empfinden dies als persönliches Versagen, manche trösten sich damit, dass es anderen Eltern aus ihrem Bekanntenkreis nicht anders ergeht. Pädagogische Ratschläge, wie sie es hätten besser machen können, sind auf jeden Fall unangebracht. Erstens kämen sie zu spät, zweitens könnten sie nicht überprüft werden, drittens würden sie die betroffenen Personen nicht ernst nehmen, weder die Eltern noch die Töchter und Söhne.
Der Entwicklungspsychologe Erik Homburger Erikson betont in seinen Büchern, dass jede Generation die Wertewelt der Eltern kritisch überprüft und nur jene Werte ins eigene Leben übernimmt, von denen sie selbst überzeugt sind. Da die "Weitergabe des Glaubens" in unseren Breiten oft nicht gelingt, müssen wir uns fragen, warum die Glaubenshaltungen unserer Generation für Jüngere nicht plausibel genug sind.
Mission zur Zeit Jesu
Im Evangelium haben wir gehört, wie Jesus und seine Jünger die Weitergabe des Glaubens zu bewerkstelligen suchten. Sie starteten eine missionarische Initiative. Es werden einige strikte Regeln aufgestellt, auf die Jesus großen Wert legte. Er stattete die Jünger mit der Vollmacht aus, unreine Geister auszutreiben und gibt ihnen den Auftrag, die Menschen zur Umkehr zu rufen. Worin diese Umkehr besteht, wird nicht näher beschrieben. Ein starker Akzent liegt auf der Sicherstellung der Glaubwürdigkeit. Die Jünger gehen jeweils zu zweit in einfachster Ausstattung. Außer dem, was sie am Leib tragen, dürfen sie nur einen Wanderstab mitnehmen. Und sie dürfen es sich unterwegs nirgends gemütlich einrichten.
Seit dieser Zeit muss sich jede missionarische Anstrengung der Christen an diesen Vorgaben messen, auch unsere Weitergabe des Glaubens.
Reicher Schatz und Ballast zugleich
Diese Missionsregeln sind auch heute noch bedenkenswert. Mittlerweile sind allerdings die Inhalte unseres Glaubenssystems gewaltig angewachsen. Ohne die Anreicherung, die unser Glaube im Laufe der Jahrhunderte durch die Begegnung mit unterschiedlichen Kulturen und durch die Auseinandersetzung mit den Philosophien und Geistesströmungen vieler Epochen erfahren hat, gering schätzen zu wollen, müssen wir uns fragen, ob der große Reichtum an religiösen Inhalten nicht auch zu einem Ballast geworden ist, der den Kern der Botschaft, zu der wir umkehren sollen, zudeckt oder gar erdrückt. Wir tun uns schwer, diesen Kern mit einfachen, allen verständlichen Worten zu benennen. Es ist die Botschaft von der Liebe Gottes und seiner Zuwendung zu den Menschen.
Neben der Gefahr, dass diese einfache Botschaft von einer reichhaltigen Geschichte zugedeckt wird, bestand aber offensichtlich auch am Anfang schon die Gefahr, dass sie durch alle möglichen Geistesströmungen verunreinigt wird. In der Vollmacht, "unreine Geister" auszutreiben, sehe ich den Auftrag Jesu, Bindungen an Ideologien und Zeitgeistiges kritisch zu hinterfragen und die Menschen daraus zu befreien.
Immer wieder staune ich, wenn ich mit jüngeren Menschen ins Gespräch komme, wie sie vielen gegenwärtigen Entwicklungen und scheinbaren Sachzwängen kritisch gegenüberstehen und diese hinterfragen. Freilich kenne ich auch viele, die allen möglichen Trends relativ unkritisch folgen und denken und tun, was heute eben üblich ist.
Ringen um Glaubwürdigkeit
Nachdenklich stimmt mich Jesu entschiedenes Bestehen auf Einfachheit um der Glaubwürdigkeit willen. Was beeinträchtigt die Glaubwürdigkeit unseres christlichen Zeugnisses heute? Ich sehe eine Reihe von Themen, mit denen wir Älteren uns abgefunden haben.
In der Vergangenheit waren wir meist wenig sensibel gegenüber Fragen kirchlicher Machtausübung. Sehr schnell argumentieren wir mit religiösen Pflichten und wundern uns, wenn jüngere Menschen mit dem Wort Pflicht nicht viel anfangen können und diesem Argument nicht folgen wollen. Wir haben bis zu einem gewissen Grad Auswüchse hierarchischer und klerikaler Machtausübung kritiklos hingenommen und versuchen oft immer noch, diese zu verteidigen oder zu rechtfertigen. Nicht jeder Pomp gilt der größeren Ehre Gottes. Mittlerweile ist eine kritische Gegenbewegung in breiten Kreisen der Bevölkerung angekommen. Diese "Verunreinigung" der Botschaft ist für viele ein Hindernis, sich mit dem Glauben auseinaderzusetzen.
Meines Erachtens wäre es aber zu einfach und nicht tiefgreifend genug, Einfachheit und Glaubwürdigkeit nur von den Repräsentanten der Kirche einzufordern. Jeder, der sich als Jünger Jesu betrachtet und sich als Christ bezeichnet, muss sich fragen, wie weit verstehe ich mich eher als Empfänger der Botschaft von der Liebe Gottes und seiner Zuwendung zu den Menschen. Glaubwürdige Jünger Jesu müssen diese auch "verkörpern" und sichtbar machen. In dem Maße, als uns dies gelingt, werden wir auch andere davon überzeugen können.
Ich vertraue darauf, dass diese Botschaft auch bei vielen Menschen der jüngeren Generationen ankommt. In welcher Weise sie diese ihrerseits "verkörpern" und zum Ausdruck bringen, in welcher Weise sie ihrem Glauben Gestalt geben, werden wir ihnen überlassen müssen.
Sich einfach senden lassen
Jünger unterwegs
So einfach ist das! 12 Jünger - geteilt durch 2 - macht 6. Kleine Gruppen. Oder Grüppchen. So ziehen sie von Dorf zu Dorf, von Siedlung zu Siedlung. Jesus gibt ihnen seine Vollmacht, die bösen Geister auszutreiben. Von denen treiben viele ihr Unwesen: Sie setzen Vorurteile in die Welt, säen Misstrauen und spielen mit Hass. Sie lassen Gedanken sich im Kreise drehen, verbauen Verständigungen und treiben Menschen in die Angst. Sie teilen die Welt in "arm" und "reich", rechtfertigen Gewalt und kehren Unrecht unter den Teppich.
Womit ich das Leistungsspektrum der bösen Geister nicht einmal annähernd beschrieben habe. Sie überdauern Sommer und Winter. Bis heute sind sie nicht tot zu kriegen.
Ich wünsche mir, dass Menschen kommen, die die bösen Geister bei Namen nennen, ihnen die Masken vom Gesicht reißen und sie dann verbannen. "In jener Zeit rief Jesus die Zwölf zu sich und sandte sie aus... !"
Schwerelos
Im Evangelium hört sich das alles auch ganz einfach an. Die Jünger dürfen einen Wanderstab mitnehmen und Sandalen tragen - aber ansonsten sollen sie nichts mitnehmen. Keinen Proviant, kein Geld, nicht einmal ein zweites Hemd. Sie scheinen das alles auch nicht zu brauchen. Es ist, als ob sie einfach losziehen sollen - ohne sich groß vorzubereiten, Pläne zu machen, sich noch ein letztes Mal abzustimmen. Ich spüre die Schwerelosigkeit - sie ist mir aber unheimlich. Kein Hemd zum Wechseln? Nichts im Portemonnaie?
Auch wenn wir Jesus jetzt nicht fragen können, den Evangelisten auch nicht, werden wir eine spannende Entdeckung machen: Jesus gibt seinen Jüngern eine Vollmacht - und dann schickt er sie los. Schwerelos. Auf das Wichtigste konzentriert, ohne Ballast. Auch ohne große Vorbereitung. Wir spüren sogar das große Vertrauen: Die anderen Menschen werden die guten Geister mittragen, ihnen Wege öffnen und das Brot mit ihnen teilen. Das Evangelium stiftet eine Gemeinschaft.
Die Fachgelehrten, die die alten Texte untersuchen, haben dafür ein treffendes Wort gefunden: "Wanderradikalismus". Gemeint ist, dass das Evangelium von Wanderern gebracht wird, die sich auf eine radikal einfache Lebensform eingelassen haben. Sie haben keinen Status, sie brauchen keinen Status - sie sind einfach da, wo sie gerade ankommen und unterkommen. Nur: wo sie auftauchen, begegnet Menschen eine andere Welt. Die bösen Geister, hofiert und geschmückt, gefürchtet und in Kauf genommen, werden zum Teufel gejagt. Um es in einem Bild zu sagen: Die Luft ist frei. Die Luft ist rein.
Wanderradikalismus. In unserer Alltagssprache gibt es dieses Wort nicht. Es ist eine nachträgliche Beschreibung für ein Phänomen, dass wir nicht mehr kennen. Wir wissen nicht einmal, ob es in der Frühzeit der Kirche so gelingen konnte. Aber wir spüren allenthalben die Sehnsucht, dass Menschen einfach da sind, ein lösendes Wort finden, ein undurchdringliches Knäuel entwirren. So modern hätte ich mir diese - unmögliche - Geschichte, die das Evangelium erzählt, nicht vorgestellt.
Das Evangelium stellt uns heute die Frage, wie schwer wir uns damit tun, auf Menschen zuzugehen und ihnen - so will ich das einmal übersetzen - den guten Geist zu bringen, mit ihnen das Leben zu teilen und sie dann auch wieder in Frieden zu lassen. Das Evangelium überliefert ein sehr schönes Bild: wir können auch wieder weitergehen - und den Staub von unseren Füssen schütteln. Wer ohne Brot, Geld und Hemd aufgebrochen ist - soll sich nicht abhängig machen, sich auch nicht irgendwo festsetzen, sich schon gar nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen oder aushalten lassen. Jesus setzt uns in Bewegung. Schwerelos - fast schwerelos.
Troll dich, Amos
Haben Sie eigentlich noch die Geschichte im Ohr, die Sie vorhin hörten? Die Geschichte von Amazja und Amos. Der eine ist Oberpriester - der andere Kleinbauer. Der eine ist Fachmann für den korrekten Kult - der andere verdient seinen kargen Unterhalt mit Viehzucht und Maulbeerfeigen. Der eine ist hier an einem heiligen Ort fest angestellt - der andere kommt aus dem Nachbarland, ein Fremder. Unterschiedlicher könnten diese beiden Typen nicht sein.
Troll dich, Amos! Ich sehe den Oberpriester Amazja sich vor Amos aufbauen, würdevoll, erhaben. Troll dich, Amos!
Was Amos gemacht hat? Er hat sich vor den Tempel gestellt und die soziale Ungerechtigkeit bei Namen genannt. Er hat die Willkür der Mächtigen - des Königs - bei Namen genannt. Und er hat Gottes Willen bei Namen genannt. Was dem Fass aber den Boden ausschlug: er hat Gottes Gericht angesagt. Er, der Kleinbauer.
Amazja versteht nicht. Amazja will nicht verstehen. Hauptsache ist doch, dass schöne Gottesdienste gefeiert werden. Hauptsache ist doch, dass im Tempel geopfert, im Tempel gefeiert - und für den König gebetet - wird.
Hören wir Amos:
Ich kann - Spruch des Herren - das Geplärr eurer Lieder nicht mehr hören,
euer Weihrauch ekelt mich an.
Was ich will, ist: Gerechtigkeit und Recht.
Und dass die Schwachen bei euch geschützt werden.
Und so weiter. Die fromme Festtagsstimmung ist dahin. Die, die Welt unter sich verteilt haben, reagieren erbost. Wo kommt der dann her? Amazja macht jetzt von seinem Hausrecht Gebrauch. "Troll dich, Amos!" Aber die Worte sind gesagt. Sie lassen sich nicht mehr zurückholen. Noch heute lassen sie sich zitieren. Worte eines - Kleinbauern.
Amos antwortete Amazja: Ich bin kein Prophet und kein Prophetenschüler, sondern ich bin ein Viehzüchter, und ich ziehe Maulbeerfeigen. Aber der Herr hat mich von meiner Herde weggeholt und zu mir gesagt: Geh und rede als Prophet zu meinem Volk Israel!
Sich auf den Weg machen
Was für ein Glücksfall, dass wir heute diese beiden Geschichten lesen: die Geschichte von Amos und Amazja - und die Geschichte von den Jüngern, die sich einfach senden lassen. Wir bekommen die Auseinandersetzung, den Streit mit, der entfacht wird, wenn böse Geister sich wehren. Sogar mit ihrem Amt und ihrer Würde. Mit geschriebenen Ordnungen und ungeschriebenen Bräuchen. Böse Geister können aus den feinsten Häusern kommen...
Das letzte Wort hat das Evangelium:
Die Zwölf machten sich auf den Weg und riefen die Menschen zur Umkehr auf.
Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.
So einfach ist das.
Allein werde ich nicht sein.
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne,
in Christus Jesus, unserem Herrn.
Gesandt zu verkündigen
Wer darf verkündigen?
Auch an diesem Sonntag machen wir Bekanntschaft mit einem alttestamentlichen Propheten. Die Texte gehen der Frage nach, wer verkündigen darf (1.Lesung) und wie diese Verkündigung geschehen soll, damit sie eine Chance auf Wirksamkeit hat (Evangelium).
Um diese drei Verse aus dem Buch Amos besser zu verstehen, einige historisch- biographische Anmerkungen, die die Problematik dieses Textes aufhellen.
Amos lebt im 8. Jhdt. v. Chr., war Maulbeerbaumzüchter und Großgrundbesitzer. Er lebte ca. 20 km südlich von Jerusalem am Übergang des Kulturlandes in die Steppe. Sein Berufungserlebnis zum Propheten dürfte so zwingend gewesen sein, dass er einfach folgen musste. "Der Löwe brüllt - wer fürchtet sich nicht? Gott, der Herr spricht - wer wird da nicht zum Propheten?"(Amos 3,8).
Der Berufungsvorgang ist ein innerer, nicht wirklich beschreibbarer durch Träume, Visionen, Zeichen. In der Sprache der Bibel ist der Prophet ein "Gerufener" oder ein "berufener Rufer". Von seiner Berufung her gilt: Gott schließt mit uns Menschen einen Bund. Er stiftet ihn aus eigener Initiative. Jahwe will, dass dieser Bund eingehalten wird. Die Propheten sind Wächter dieses Bundes. Das heißt, sie sprechen an Gottes Statt. Gott offenbart sich durch die Propheten. Diese Offenbarung sollen sie weitergeben und sie zur Abkehr von anderen Göttern bewegen und zur Gottes-, Selbst-, Nächsten- und Feindesliebe hinführen. Sie sind auch Korrektiv zwischen Regierenden und Volk, besonders in sozialen Fragen. Sie sprechen den Herrschenden nicht nach dem Mund, warnen vor unüberlegten Handlungen mit katastrophalen Folgen. So werden sie zu unangenehmen Zeitgenossen, werden missverstanden und angefeindet. Letzten Sonntag hörten wir bei Markus: "Nirgends gilt ein Prophet weniger als in seiner Vaterstadt, bei seinen Verwandtenund in seiner Familie."(Mk.6,4). Das alles trifft auf Amos zu.
Alle Getauften und Gefirmten?
Er gerät in Konflikt mit dem beamteten Priester Amázja, der Amos auffordert, zu verschwinden, denn nur ein beamteter Verkünder hätte das Recht, im Tempel und im Heiligtum des Königs aufzutreten. Heute würden wir sagen: eine deutliche Spannung zwischen hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeitern in der Kirche, letztlich im Reich Gottes. Wer darf also verkündigen? Nur wer die "missio canonica", das Dokument mit Ordinariatsstempel hat und in Schulen Religionsunterricht erteilen darf, wer eine sonstige kirchlich genehmigte Ausbildung besitzt oder auch andere? Das II. Vatikanum spricht deutlich an, dass schon aufgrund von Taufe und Firmung wir alle Jesu Botschaft in Wort und Tat spürbar machen sollen.
An dieser Amos-Stelle fällt noch etwas auf: Gott bedient sich bei seiner Berufung auch Personen von außen, die gar nicht getauft sein müssen. Ein Großgrundbesitzer, nicht einmal ein Prophetenschüler, wird in den Dienst Gottes gestellt. Der Geist Gottes kennt keine Grenzen, er lässt sich nicht einsperren, er ist am Werk, wo er glaubt, wirken zu müssen.
Um wieder frischen Wind in die Verkündigung zu bringen, wäre es gut, viel besser auf die Ängste, Freuden, Hoffnungen, Sorgen der Menschen zu hören, als pilgerndes Volk Gottes mit der Welt mitzugehen - Kirche als untrennbarer Teil dieser Gesellschaft - aber nicht in ihr aufzugehen. Johannes XXIII. hat das schon vor fünfzig Jahren erkannt und all die gesellschaftlichen Anliegen auf dem II. Vatikanum zur Sprache bringen lassen. Ausgangspunkt dafür war immer die Heilige Schrift mit ihrer "Frohen Botschaft". Den Verkündigungsauftrag haben somit alle Getauften, Frauen, Männer, verheiratet oder auch nicht, alle in ihren Lebensbereichen, verschiedenen Alters, verschiedener Berufe.
Den Glauben anbieten
Wie soll diese Verkündigung geschehen? Das Markus-Evangelium gibt in bildreicher Sprache Antwort darauf: einfach - nicht primitiv. Das ist auch sehr gut im 1. Petrusbrief nachzulesen. "Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt, aber antwortet bescheiden und ehrfürchtig." (1 Petr.3,15.16).
Die Verkündigung möge auch zukunftsgerichtet, also von Hoffnung getragen, keinesfalls nur von oben herab nach dem Prinzip der hörenden und lehrenden Kirche, sondern im ständigen Dialog auf Augenhöhe. Verkündigung darf nicht aufdringlich, zwanghaft sein. Lange Zeit war Verkündigung auch mit unterschwelligem bis offenem Drohpotential versehen, das Angst bei den Menschen verursacht. Leider gibt es auch heute Versuche, die Verkündigung autoritär mit Disziplinarmaßnahmen durchzusetzen. Die Menschen lassen sich heute nicht mehr bevormunden. Sie wollen selber entscheiden. Markus spricht auch die Grenzen der Verkündigung an: "Wenn man euch nicht aufnimmt, nicht hören will, dann geht weiter."(Mk.6,11). Den Staub von den Füßen schütteln wird wohl heißen: alle Last, alle Vorhaltungen, Vorwürfe, alle eure Sorgen, schüttelt sie ab. Erkennt eure Grenzen. Gott wird weiterführen, auch zu Ende bringen, was ihr begonnen habt.
Diese Texte sind eine Ermutigung trotz aller Widrigkeiten nicht zu resignieren. Gott sieht unser Bemühen, kennt unsere Sorgen. Nichts, was zur Zeit sinnlos erscheint, ist sinnlos. Glaubt daran, vertraut darauf.
Dem Menschen heute den Zugang zu Gott öffnen
Vor kurzem ist das Buch "Alle werden Schüler Gottes sein" erschienen. Es ist mit einer ganz großen Liebe von dem Wiener Kalasantiner Clemens Pilar geschrieben worden. Der Titel des Buches ist eine Anspielung an eine Zeit, in der kein Mensch mehr zum anderen sagen wird: "Erkennet den Herrn!", weil alle vom Kleinsten bis zum Größten Gott kennen (Jer 341, 34, Jes. 54,13). Alle werden von Gott belehrt werden (Joh 6,45). Als Jesus öffentlich auftrat, sagte er, dass sich diese Prophetenworte nun erfüllen.
Mission - impossibile?
Dieser Satz der Bibel gibt uns heute großen Trost. Ich habe den Eindruck, dass wir Christen in Europa eine Minderheit geworden sind. Das christliche Leben ist "verdunstet". Die Frustration ist groß. Die Seelsorge am Seelsorger wird immer wichtiger.
Trotz allem erfahre ich auch in kleinen Kreisen neue Aufbrüche, eine große Faszination an der Liebe Gottes zu uns. Dass Gott einer ist, der nicht gekommen ist, um sich bedienen zu lassen, sondern zu dienen, bringt wieder ein großes Umdenken im Herzen der Menschen.
Es fällt mir auf, dass Jesus bei der Aussendung der Jünger betonte, dass sie nichts mitnehmen sollen. Der ehemalige Präsident der USA, J. Carter, war einmal im Dienste einer christlichen Mission tätig. Er hat auf seiner Missionsreise nichts mitgenommen. Am Ende des Unternehmens meinte er, das sei seine wirksamste Verbreitung des Christentums gewesen.
Die Jünger sollen sich ganz auf die Wirkkraft des Wortes Gottes verlassen. Das Wort des Herrn kehrt nicht erfolglos zu Gott zurück (Jes 55,11). Es wirkt im Stillen. Es wächst, auch wenn wir nichts oder wenig davon bemerken. Das Wort Gottes gleicht dem Samenkorn, das in die Erde fällt, um Frucht zu bringen. Tod und Auferstehung des Wortes Gottes ist das größte Wunder des Universums, das größte Paradox. Tod und Auferstehung des Wortes Gottes gehen ineinander über.
Wie es Jesus beim Predigen ergangen ist, so ist es auch heute. Ein Neupriester wird groß gefeiert. Man hört, was er sagt. Aber mit der Zeit wird es um ihn stiller. Denn der Wahnsinn der Sünde hat bis zum Jüngsten Tag kein Ende. Doch das Wort Gottes kann nicht untergehen. Es bleibt in Ewigkeit bestehen. Es feiert immer wieder Auferstehung, auch wenn es von Menschen zertreten oder nicht beachtet wird. Das Evangelium ist eine Siegesbotschaft. In Amerika gibt es einen religiösen Sender, der den ganzen Tag Gott in Texten und Liedern preist. Und wir verkünden Tod und Auferstehung des Wortes Gottes bei jeder Eucharistiefeier.
Es ist mir bewusst, dass das Wort Gottes immer verkündet werden muss. "Es gibt keine größere Priorität als diese: dem Menschen von heute den Zugang zu Gott wieder zu öffnen, zu dem Gott, der spricht und uns seine Liebe mitteilt, damit wir Leben in Fülle haben" (Papst Benedikt XVI, Apostolisches Schreiben "Verbum Domini"). Das Wort Gottes ist der Logos, Jesus Christus, die kostbare Perle, für die ein Mensch alles geben muss. Gottes Wort spricht von den Sünden los, verleiht ewiges Leben, spendet Trost und reichen Segen. Es bringt unendliche Freude und Liebe. Es macht Gottes Wirken sichtbar. Unerhört ist das Evangelium. Es muss verbreitet werden, damit wir zu einem Leben in Fülle gelangen.
Ihr werdet meine Zeugen sein
Welch ein Vertrauen spricht zu uns aus den Worten Jesu: "Ihr werdet meine Zeugen sein" (Apg 1,8). Der selige Papst Johannes Paul II. hat einmal das kecke Wort geprägt: "Christsein ist mehr als Bischof oder Papst von Rom zu sein". Sind wir nicht stolz, Propheten des Höchsten zu sein? Alle Welt soll wissen, dass sich Gott für die Menschen in seinem Sohn total hingibt. Alle Welt soll die Liebe Gottes, dessen Länge, Breite und Höhe nicht fassbar sind, erfahren. Dann werden wirklich alle Schüler Gottes sein.
Christus braucht uns. Er hat sich im Brot so sehr erniedrigt, dass er auf uns angewiesen ist, um seine Mission fortzusetzen. Das Volk Gottes ist das 5. Evangelium.
"Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit heute zu tun.
Er hat keine Füße, nur unsere Füße, um Menschen auf seinen Weg zu führen.
Christus hat keine Lippen, nur unsere Lippen, um Menschen von ihm zu erzählen.
Wir sind Gottes Botschaft, in Taten und Worten geschrieben".
Er will durch und mit uns unter den Menschen sein. Daher ist das Ite-missa-est ein Sendungsauftrag: Geht hinaus und gebt die Liebe Gottes weiter.
Sendung und Gesandte
Gesandter, Gesandtschaft spielen im politischen Leben, in den Beziehungen der Staaten untereinander eine bedeutsame Rolle. Die Bestellung eines Gesandten bzw. - je nach bestimmten diplomatischem Vorfragen - Botschafters, findet im Rahmen eines aufwändigen diplomatischen Zeremoniells statt. Der Gesandte (Botschafter) muss bei dem Staat, zu dem er entsandt wird, sein Beglaubigungsschreiben überreichen, und das Staatsoberhaupt nimmt dieses Schreiben entgegen. Der Papst als Oberhaupt der Katholischen Kirche hat in diesem Sinne bei den verschiedenen Staaten auch seine Gesandten, d.h. seine diplomatischen Vertreter, die Nuntien.
Leichtes "Marschgepäck"
Bei Jesus und seinem Sendungsauftrag an die Zwölf ging das wesentlich einfacher zu. Das "Zeremoniell", wenn wir so sagen wollen, bestand in einem den zwölf Aposteln zugewiesenen Auftrag, und es ist wohl auch anzunehmen, dass Jesus mit jedem seiner Apostel vor der Aussendung ein persönliches Gespräch geführt hat. Aber die Apostel sollten nicht durch zu viel an Belastungen gehindert werden, sich dem Auftrag voll und ganz zu widmen. Sie sollten kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld, kein zweites Hemd mitnehmen; für die Füße sollten sie nur Sandalen benützen.
Im Evangelium des heutigen Sonntags ist eigentlich nur von der Vollmacht die Rede, unreine Geister auszutreiben. In der Parallelstelle bei Mt (10, 1-14) wird der Auftrag ausgedehnt auf Krankenheilungen, Totenerweckungen und Heilung von Aussätzigen.
Jesus hat keine Supermänner, keine Helden und keine Genies ausgewählt. Er wusste durchaus um die Schwächen derer, die er mit diesem Auftrag ausstattet. Petrus der Fels, erster der Apostel, wird ihn trotz gegenteiliger Beteuerungen dreimal verleugnen, die anderen mit Ausnahme des Johannes, werden íhn in der Todesstunde verlassen, und Judas wird sogar zum Verräter an Jesus werden. Da entsteht ein Bild von der Kirche, die eine Kirche der Heiligen und der Sünder ist, wobei sich in einer Person beides findet: Der Heilige und der Sünder.
Inhalt des Auftrags
Es fällt auf, dass die Zwölf nicht in erster Linie dazu ausgesandt werden, um von den Menschen Buße und Bekehrung zu fordern. Dies steht zwar auch im Evangelium, aber nicht an erster Stelle. Die Sendung der Apostel soll den Angesprochenen primär die Erfahrung eines sich gnädig zuwendenden Gottes vermitteln, eines Gottes, der befreit, bevor er fordert. Der Mensch soll von seinen eigenen Behinderungen, von den Fesseln befreit werden, er soll erfahren, dass Gott anwesend ist, wie er sich schon dem Moses im brennenden Dornbusch als der erwiesen hat, der da ist (Ex 3, 14).
Es ist anzunehmen, dass die von Jesus Ausgesandten sich nicht nur mit gesprochenem Wort an die Menschen gewandt haben, sondern dass sie auch dem Hören, dem Zuhören, den entsprechenden Platz zugewiesen haben. Die Einsamkeit vieler Menschen besteht oftmals gerade darin, dass keiner da ist, der ihnen zuhört, Gehör schenkt, wie unsere Sprache treffend sagt. Zuhören ist eine Kunst, die in vielen Fällen einer Heilung vorausgeht oder sie begleitet. Aber auch das Zuhören ist eine Gabe, die einem nicht von selbst zufliegt. Viel leichter ist es, mit Scheuklappen durch das eigene Leben zu rennen und sich nicht um den zu kümmern, der neben dir einhergeht, den du übersehen hast, der aber vielleicht schon lange auf dich und deine Zuwendung wartet.
Misserfolg - eine der Sprachen Gottes?
Die Ausgesandten werden von Jesus auf eine Möglichkeit hingewiesen, die zu den bitteren, aber vielleicht auch notwendigen Erfahrungen des Lebens zählt. Dass nämlich angebotene Hilfe nicht angenommen, Zuwendung nicht nur nicht erwidert, sondern sogar brüsk zurückgewiesen wird. Jesus sagt: "Wenn man euch an einem Ort nicht aufnimmt und euch nicht hören will, dann schüttelt den Staub von euren Füßen, zum Zeugnis wider sie". - Es kann sein, dass derjenige, dem Hilfe geschenkt wird, diese nicht nur nicht schätzt, sondern dass er sogar zu einem Gegner dessen wird, der ihm Hilfe zuteil werden ließ. Es gilt nicht immer nur der Satz "Wes' Brot ich ess', des' Lied ich sing", sondern auch das beinahe zynisch anmutende Gegenteil "Cuius panem edimus, eius famam laedimus" (Wessen Brot ich esse, dessen Ruf schädige ich).
Auch der Misserfolg ist eine Weise, in der Gott zum Menschen kommt. Leicht kann es nämlich geschehen, dass man vom Erfolg verwöhnt wird und sich zornig in einen Schmollwinkel zurückzieht und die gestellte Aufgabe von sich weist, wenn nicht alles so abläuft, wie man es sich erwartet hat. Wenn Jesus in seinem Sendungsauftrag an die Apostel auch den möglichen Misserfolg anspricht, dann soll das nicht bedeuten, dass sie sich entmutigen lassen und die weitere Erfüllung des ihnen erteilten Auftrags verweigern. Jesus tritt an einer anderen Stelle der Hl. Schrift gereizten Überreaktionen auf Seiten seiner Jünger entgegen. Jakobus und Johannes, (Jesus selbst nennt sie Boanerges, d.h. Donnersöhne, Mk 3, 17) geraten einmal in Zorn, weil ihnen in einem samaritischen Dorf keine Aufnahme gewährt wird, und zur Strafe wollen sie Feuer vom Himmel regnen lassen. Jesus aber weist sie deswegen zurecht (Lk 9, 51-55).
Wer immer in der Kirche mit einem Auftrag betraut wird, der muss lernen, auch mit Ablehnung und Misserfolg zu leben. Vielleicht ist auch das Scheitern eine der Weisen, in denen Gott zu uns redet, vielleicht werden wir dann gelassener und sehen manches in einem neuen Licht.
Ein zugänglicher Gott
In Jesus, seinem Leben und in der in seiner Kirche lebendig gebliebenen Sendung werden uns immer wieder Zugänge zu Gott eröffnet. Die Apostel und alle Männer und Frauen, die an dieser Sendung teilhaben, werden gesandt, um auf den zugänglichen Gott hinzuweisen: Einen befreienden, Leben schenkenden Gott, der uns immer gegenwärtig ist.
Gemeinschaft
Heute haben wir eine erschreckende Perikope gehört: Jesus sendet seine Jünger aus aber verbietet ihnen so ziemlich alles, was man normalerweise auf einer Wanderung braucht: Sie sollen kein Geld, kein Brot, nicht einmal eine leere Tasche mitnehmen, keinen Rock zur Sicherung für die kühle Nacht.
Natürlich wäre über die Hintergründe dieser Art der Aussendung einiges zu sagen, aber lassen wir das beiseite und sehen wir nur auf einen Umstand, nämlich, dass die Jünger zwar auf alle materiellen Mittel verzichten müssen, auf eines aber nicht: Auf Gemeinschaft! Jesus schickt die Jünger zwei zu zwei, keiner muss allein das Wagnis unternehmen.
Jesus lebt in Gemeinschaft
Das ist kein Zufall. Jesus zeigt in seinem ganzen Auftreten, dass er das Wort aus der Schöpfungsgeschichte ernst nimmt, in der Gott nach der Erschaffung des ersten Menschen spricht: "Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt." Zwar erzählt die Schrift, dass Jesus sich immer wieder von den Menschen in die Einsamkeit zurückzieht, er allein, wie es mehrmals heißt. Das hatte er nötig, um sich zu sammeln, um im Andrang der Menge wieder zu sich zu kommen. Aber das sind nur Stunden. Sonst ist er immer unter seinen Jüngern. Und als er schließlich die Welt verlässt, lässt er als das zentrale Geheimnis seiner Gegenwart die Feier des gemeinsamen Brotbrechens zurück, die Eucharistie, das Mahl der Gemeinde mit Christus, also die Heilige Messe.
Und der Gott, den Jesus verkündet, ist kein einsamer Gott, er lebt in der Gemeinschaft der Dreifaltigkeit, Gott der Vater mit dem Sohne in der Einheit des Heiligen Geistes, der nichts anderes ist als die persongewordene Gemeinschaft.
Der Mensch ist ein gemeinschaftsbezogenes Wesen
"Der Mensch ist ein gemeinschaftsbezogenes Wesen" sagt Thoma von Aquin in Übernahme des berühmten Wortes des Aristoteles, der den Menschen ein zoon politikon nennt, und diese Einsicht ist auch die unstrittige Auffassung unserer heutigen Wissenschaft.
Ein gemeinschaftsbezogenes Wesen ist der Mensch schon von den äußeren Lebensumständen her. Kein Lebewesen braucht die Eltern auch nur entfernt so lange wie ein Menschenkind, es lernt weder das Gehen, noch das Reden, noch das Denken ohne mitmenschliche Begleitung. Doch nicht nur als Kind braucht der Mensch den Mitmenschen. Bis vor zweihundert Jahren konnte der Durchschnittsmensch für sich allein überhaupt nicht überleben. Das tägliche Brot konnte nur in harter Arbeit der ganzen Familie erworben werden.
Gemeinschaft als Lebensnotwendigkeit
Das ist mir recht eindrucksvoll zu Bewusstsein gekommen, als ich vor einiger Zeit begann, das Kirchenbuch unserer Gemeinde von 1640 durchzusehen. Immer wieder traf ich auf den befremdlichen Umstand, dass nach dem Tod eines Bauern oder einer Bäuerin der zurückgebliebene Ehepartner schon zehn, ja sechs Wochen danach wieder heiratete. Man ist zunächst ganz schockiert: Waren denn damals die Leute so herzlos, so ohne Gefühl, dass man den Ehemann, die Ehefrau so schnell vergessen konnte? Wenn man sich aber die damaligen wirtschaftlichen Verhältnisse ins Gedächtnis ruft, so werden die Ursachen dieser anscheinenden Herzlosigkeit schnell klar. Ein Hof ohne vollständige Familie, ohne Bauer und Bäuerin kam einfach nicht durch. Ohne die Sicherung durch die Familien- und die Dorfgemeinschaft konnte der einzelne buchstäblich nicht überleben.
Diese Abhängigkeit von der Gemeinschaft ist in den Jahrmillionen unserer menschlichen Entwicklung so tief innerlich geworden, dass wir krank werden, wenn wir allein sein müssen. Wie der Leib sein tägliches Brot braucht, so bedarf auch die Seele des täglichen Brotes, und das ist das Zusammensein mit anderen Menschen, normalerweise der Gemeinschaft der Familie oder unter Umständen auch einer Ordensgemeinschaft, bedarf jeder des engen Umgangs mit Menschen, denen er vertrauen kann.
Gottesgemeinschaft nur über den Weg der menschlichen Gemeinschaft
Es gibt dafür mancherlei interessante Beispiele: So wurde im 19. Jahrhundert auf Sizilien ein Frauenkloster gegründet, in dem die Klosterfrauen nur noch einzig Gott und dem Gebet leben, und deshalb sogar auf die klösterliche Gemeinschaft verzichten wollten. Um von allen äußeren Ablenkungen frei zu sein, wurde ein Kloster gebaut, in dem jede Schwester sich freiwillig in ihre Zelle einmauern ließ. Ihre Nahrung erhielt jede Schwester durch einen Drehtabernakel, so dass sie die sie bedienende Schwester zwar hören und sprechen aber nicht sehen konnte. Nach einigen Jahren nahm der Beichtvater allerlei Merkwürdigkeiten wahr, die er schließlich dem Bischof meldete. Dieser ließ die Zellen öffnen und es stellte sich heraus, dass viele der Schwestern in geistige Verwirrung gefallen waren. So gut und fromm es jene Schwestern mit ihrem Alleinsein-mit-Gott gemeint hatten, christlich war das eigentlich nicht, denn die Gemeinschaft mit Gott geht nach der Botschaft der Bibel immer den Weg über die Gemeinschaft mit den Menschen. Unsere Frömmigkeit darf sich nicht nach dem richten, was besonders fromm aussieht, sondern nach dem, was Gott gewollt hat. Jesus jedoch war eine Frömmigkeit ohne Mitmenschen absolut fremd.
(Die Quelle dieses Berichtes ist nicht mehr feststellbar; ich hörte ihn vor Jahren im Rahmen von Exerzitien).
Heutige Lebensumstände
Die Lebensumstände, die das gemeinschaftliche Leben früher erzwangen, haben sich grundsätzlich geändert. Heute braucht niemand mehr zu fürchten, dass er zugrunde geht ohne Familie. Die äußeren Bedrohungen und Nöte sind weg. Eine Ehescheidung bedeutet nicht mehr die Vernichtung der Existenz. Aber der Mensch ist als Gemeinschaftswesen konstruiert. Wir brauchen menschliche Nähe und Freundlichkeit, Anerkennung und Schätzung in der Gemeinschaft. Deshalb werden wir seelisch krank, wenn wir in keine Gemeinschaft eingebunden sind. Wir müssen großes Gewicht darauf legen, dass in unserem jeweiligen Lebenskreis das Miteinander gepflegt wird, dass die Ehepartner sich wirklich Zeit für einander nehmen. Möglichst einmal am Tag sollte die Familie ohne Zeitdruck beisammensitzen, z.B. beim Essen. Erst wenn ein gemeinschaftlicher Freiraum da ist, kommen Probleme zur Sprache, die man sonst so lange vor sich herschiebt, bis sie schließlich giftig geworden sind.
Das ist auch die Grundlage und das Geheimnis erfolgreicher Erziehung: Man muss für die Kinder viel Zeit haben. Gerade heute, wo sich Kindern und jungen Leuten Freiheitsmöglichkeiten auftun wie nie zuvor, ist es entscheidend wichtig, dass eine Basis an Gemeinschaftlichkeit besteht, sonst ist ein Absturz vorprogrammiert.
Im Zentrum der Gemeinschaft muss Liebe stehen.
Aber hier wird nur nach dem Nutzen gefragt. Wenn wir nur von dieser Seite an das Phänomen der Gemeinschaftsbezogenheit herantreten, verfehlen wir ein Wesensstück menschlichen und christlichen Zusammenseins. Ein Wort des Hl. Augustinus zum heutigen Evangeliumstext ist aufschlussreich. Augustinus stellte sich die Frage: "Warum sendet Jesus die Jünger zu zweit aus, er hätte doch viel mehr Dörfer erreicht, wenn er jeden einzeln gesandt hätte?" Und er gibt die Antwort: "Weil die Botschaft Christi die Botschaft der Liebe ist; zur Liebe aber bedarf es wenigstens zweier Menschen. So sendet Jesus sie zu zweit aus, um schon an den Verkündigern den Inhalt seiner Botschaft sichtbar zu machen."
Paulus hat dies in seinem Hohelied der Liebe im dreizehnte Kapitel des ersten Briefes an die Korinther überwältigend formuliert: "Ich zeige euch jetzt noch einen anderen Weg, einen, der alles übersteigt. Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke. . ." Zu den durch die Schöpfungsordnung vorgegebenen Bindungskräften muss der "andere Weg" hinzukommen, der Weg der Liebe Christi. Denn so sehr der Mensch die Gemeinschaft braucht, so sehr ist sie ihm auch eine Last. Wie könnte denn der Mensch all den Druck menschlicher Nähe in ständiger Gelassenheit hinnehmen wenn uns nicht der Geist Gottes leitete, damit unsere Liebe "alles erträgt, alles glaubt, alles hofft, allem standhält".
Zwei Wege weist uns Gott: "Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt", sagt uns das Alte Testament, und das Neue: "Gott ist die Liebe und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm." Und so bitten wir Gott, auf diesen Wegen uns allen zu leuchten, die wir die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes und unsere Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens..
- Liedvorschläge1
Hans Hütter
Lieder:
GL 146: Du rufst uns, Herr, an deinen Tisch (3. Str.)
GL 446: Lass uns in deinem Namen, Herr
GL 477: Gott ruft sein Volk zusammen
GL 481: Sonne der Gerechtigkeit, gehe auf zu unsrer Zeit (2., 4. und 5. Str)
GL 483: Halleluja... (Gehet nicht auf, in den Sorgen dieser Welt (2. Str.)
GL 485: O Jesu Christe, wahres Licht
GL 489: Lasst uns loben, freudig loben (3. Str.)
GL 491: Ich bin getauf und Gott geweiht (3. Str.)
Psalmen und Kehrverse:
GL 56: Freut euch, wir sind Gottes Volk, erwählt durch seine Gnade. - Mit Psalm 100 - V.
GL 312,7: Herr, du hast Worte ewigen Lebens - Mit Psalm 85 (GL 633,6) - II.
GL 454: Geht in alle Welt, Halleluja, und seid meine Zeugen. Halleluja. - Mit Psalm 111 (GL 60,2) oder mit Psalm 95 (GL 53,2) - VI.
GL 584,4: Herr, du hast Worte ewigen Lebens. - Mit Psalm 19b - II.
GL 633,5-6: Frieden verkündet der Herr seinem Volk. - Mit Psalm 85 - II.
GL 651,5-6: Freut euch, wir sind Gottes Volk, erwählt durch seine Gnade. - Mit Psalm 34 - V.
- Einleitung6
Norbert Riebartsch (2024)
Neues geschieht immer wieder und muss gestaltet werden. Diesem Thema wollen wir heute nachgehen. Welches Neue geschieht um uns herum? Welche Dinge wollen wir voranbringen, weil sie uns wichtig sind? Merkt man uns Christen heute noch an, dass die Christengemeinde am Anfang ihres Bestehens als Anhänger des neuen Weges bezeichnet wurden?
Gastautor*in (2024)
Liebe Kinder, liebe Brüder und Schwestern!
Ich glaube, Sie sind so froh wie ich, dass die Ferien begonnen haben. Einige werden verreisen - oder sind sogar schon wieder da.
Wenn wir das tun, überlegen wir: was brauch ich unbedingt, um mich wohl zu fühlen? Auf wen oder was möchte ich gar nicht verzichten? Welche Person, welches Ding, welches Ritual ist ganz wichtig für mich?
Diese Frage möchte ich Ihnen in die folgende Stille mitgeben.
Stille
© Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer, Diözese Linz.
Johannes Heimerl (2024)
„Unterwegs sein“ weckt vielfältige Assoziationen. Der Begriff kann ganz unterschiedlichen Ziele von der Geschäftsreise, über die Pilgerfahrt bis hin zur Urlaubsreise hervorrufen. Auch die Jünger werden heute im Evangelium zum Unterwegssein aufgerufen. Jesus sendet sie in alle Lande, aber mit einem entscheidenden Unterschied: Sie dürfen nichts mitnehmen außer einen Wanderstab. Wenn man heutzutage auf Reisen geht, nimmt man doch normalerweise Ersatzkleidung, Geld und etwas zu Essen mit. Darin liegt jedoch die wichtige Intention der Reise. Jesus sendet seine Jünger, damit sie Umkehr verkünden und Kranke heilen und so Gottes Botschaft bei den Völkern verkünden.
Bevor wir das Wort Gottes hören, wollen wir Christus in unserer Mitte begrüßen:
© Johannes Heimerl - heimerljo04@gmail.com
Hans Hütter (2018)
Für viele Menschen ist der Sonntagsgottesdienst ein Ereignis, bei dem sie zur Ruhe kommen, Atem holen und neue Kraft für ihren Alltag schöpfen können. Am Ende jeder Eucharistiefeier werden wir aber mit den Worten "Ite missa est!" hinausgesandt. Mit "Gehet hin in Frieden" ist dies nur unzureichend übersetzt. "Ite missa est!" bedeutet auch "Geht, ihr seid gesendet!" Als Christen nehmen wir teil an der Mission Jesu. Das Heilende, das wir in der Begegnung mit Gott gefunden haben, sollen wir hinaustragen in die Welt, in der sich unser Leben abspielt.
Christus lädt uns ein, bei hm einzukehren, inne zu halten, bevor er uns erneut sendet. Ihn rufen wir an, ihm huldigen wir am Beginn dieser Feier.
Klemens Nodewald (2018) - Jesus sendet seine Jünger aus
Um seine Heilsbotschaft möglichst vielen zu verkünden, sendet Jesus seine Jünger aus, wie wir im heutigen Evangelium hören werden. Sie sollen sich in Jesu Auftrag und ausgestattet mit großer Vollmacht auf den Weg machen.
Werden wir uns in diesem Gottesdienst neu bewusst, dass auch wir von Christus den Auftrag haben, seine Heilsbotschaft für andere sichtbar zu machen.
Manfred Wussow (2012)
In unserem Gottesdienst heute hören wir, dass ein Mensch, der sich für Recht und Gerechtigkeit einsetzt, sogar des Tempels verwiesen wird - und dass Menschen sich auf den Weg machen, böse Geister bei Namen zu nennen und zu verbannen. Im Evangelium liegt eine große Kraft. Wir sehen unter uns eine neue Welt wachsen.
Alles, was uns schuldig spricht und klein macht,
was uns bedrückt und den Atem raubt,
vertrauen wir ihm an, unserem Herrn.
- Bußakt1
Manfred Wussow (2012)
Herr,
wir bekennen dir, schwach zu sein,
aber du richtest uns auf.
Herr, erbarme dich.
Christus,
wir bekennen dir, an uns und anderen Menschen schuldig geworden zu sein,
du vergibst uns.
Christus, erbarme dich.
Herr,
wir bekennen dir, eine neue Welt zu ersehnen,
du zeigst sie uns.
Herr, erbarme dich.
So spricht der Herr:
Es begegnen einander Huld und Treue;
Gerechtigkeit und Friede küssen sich.
Treue sprosst aus der Erde hervor;
Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder.
(Ps. 85,11f.)
Die Engel singen:
Ehre sei Gott in der Höhe
und Friede auf Erden.
In das Gloria stimmen wir ein...
- Kyrie6
Norbert Riebartsch (2024)
Herr Jesus Christus,
bei der Berufung deiner Jünger hast du ihnen einen anderen und neuen Lebensentwurf geschenkt.
Kyrie, eleison.
Du hast sie befähigt, als deine Boten zu verkünden, zu heilen und zu befreien. Für die Jünger war das neu.
Christe, eleison.
Du lässt uns nun wieder in der Schrift und in der Gemeinschaft ahnen, dass unsere Zeit auch neue Antworten gebraucht.
Kyrie, eleison.
Johannes Heimerl (2024)
Herr Jesus Christus,
dir ist alle Vollmacht im Himmel und auf Erden.
Herr erbarme dich.
Du rufst uns alle deine Botschaft in die Welt zu tragen.
Christus erbarme dich.
Du lädst alle Menschen in dein Haus, um bei dir Gast zu sein.
Herr erbarme dich.
© Johannes Heimerl - heimerljo04@gmail.com
Edith Furtmann (2024)
Herr guter Gott,
Die Jünger zogen in die Welt, im Gepäck nur Gottvertrauen.
Herr, erbarme dich.
Sie vertrauten darauf, Menschen zu finden, die sie aufnehmen.
Christus erbarme dich.
Schenke auch uns das Vertrauen, das wir brauchen, um dein Wort zu verbreiten.
Herr, erbarme dich.
Beatrix Senft (2021)
Herr, Jesus Christus,
du hast uns vorgelebt, was es heißt, auf die Sendung des Vaters alle Hoffnung zu setzen,
und bist aufgetreten wie einer, der Vollmacht hat.
Herr, erbarme dich.
Dein Leben spiegelte deine versöhnende und freimachende Botschaft wider.
Christus, erbarme dich.
Du hast deine Jüngerinnen und Jünger mit Vollmacht ausgestattet
und sie in alle Welt gesandt.
Herr, erbarme dich.
Hans Hütter (2018) - Mit der Vollmacht ausgestattet
Herr, Jesus Christus,
du hast als von Gott gesandter Prophet zu deinem Volk gesprochen.
Herr, erbarme dich.
Durch die Frohe Botschaft hast du uns reich beschenkt
mit Weisheit und Einsicht in das Geheimnis Gottes.
Christus, erbarme dich.
Du hast deine Jünger mit der Vollmacht ausgestattet,
den Ungeist zu vertreiben, zu heilen
und die Frohe Botschaft zu verkünden.
Herr, erbarme dich.
Klemens Nodewald (2018)
Herr Jesus Christus,
du lässt uns zuweilen sehr deutlich deine Gnade erfahren.
Durch sie gestärkt sendest du auch uns, von dir Zeugnis zu geben.
Herr, erbarme dich.
Wenn Worte und Taten nicht im Widerspruch stehen,
finden Menschen am ehesten zum Glauben.
Christus, erbarme dich.
Misserfolge sollen uns nicht mutlos machen.
Herr, erbarme dich.
So komme uns zu Hilfe, segne unser Handeln,
damit wir dir mit großer Freude dienen. - Amen
- Tagesgebet4
Messbuch - TG 15. Sonntag: du zeigst den Irrenden das Licht der Wahrheit
Gott, du bist unser Ziel,
du zeigst den Irrenden das Licht der Wahrheit
und führst sie auf den rechten Weg zurück.
Gib allen, die sich Christen nennen,
die Kraft, zu meiden, was diesem Namen widerspricht,
und zu tun, was unserem Glauben entspricht.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 15. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - TG Auswahl 7: deine gute Botschaft weitersagen
Gott.
Du suchst Menschen, die von dir sprechen
und der Welt deine gute Botschaft weitersagen.
Hilf uns,
Trägheit und Menschenfurcht zu überwinden
und deine Zeugen zu werden -
mit unserem ganzen Leben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Auswahl 7
Messbuch - TG Ausbreitung des Evangeliums: Offenbare den Menschen deine Wahrheit
Herr, du hast deinen Sohn
als das wahre Licht in die Welt gesandt.
Offenbare den Menschen deine Wahrheit
durch den Heiligen Geist, den er verheißen hat,
und öffne ihre Herzen für den Glauben.
Gib, dass alle
in der Taufe das neue Leben empfangen
und Glieder deines Volkes werden.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Für die Ausbreitung des Evangeliums A
Messbuch - TG 1. Woche: mach uns hellhörig für unseren Auftrag in dieser Zeit
Herr, unser Gott,
wir haben uns im Namen deines Sohnes
versammelt und rufen zu dir:
Erhöre die Bitten deines Volkes,
mach uns hellhörig für unseren Auftrag in dieser Zeit
und gib uns die Kraft, ihn zu erfüllen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 1. Woche im Jahreskreis
- Eröffnungsgebet5
Sonntagsbibel - Mach uns zu glaubwürdigen Zeugen
Allmächtiger Gott,
du bist denen nahe, die das Wort
deines Sohnes zu den Menschen bringen.
Auch uns hast du dazu berufen.
Mach uns zu glaubwürdigen Zeugen
deiner befreienden Botschaft.
Durch Christus, unseren Herrn.
Norbert Riebartsch (2024)
Gott und Vater,
was du einmal geschaffen hast,
sollen wir bewahren und entwickeln.
Wir sind aufgerufen,
unsere Umwelt so in Blick zu nehmen, wie du sie siehst.
Lass uns deine Sicht erkennen
und lass uns zu Propheten werden,
die den Alltag in deinem Sinne befruchten.
Darum bitten wir dich durch deinen Sohn, Jesus Christus
und den Heiligen Geist,
die um deinen Willen wissen. - Amen!
Gastautor*in (2024)
Gott, wir danken dir für unser Leben.
Du hast damit beschenkt, wie so viele andere vor und mit uns.
Du stellst uns Menschen zur Seite, die mit uns gehen,
damit wir ermutigt, begleitet und bestärkt sind.
Du hast Prophetinnen und Propheten in die Welt gesandt,
deinen Sohn Jesus,
viele Menschen vor uns,
auch jeden und jede einzelne von uns.
Lass uns deine Gegenwart spüren an jedem Tag unseres Lebens.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. - Amen.
© Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer, Diözese Linz.
Johannes Heimerl (2024)
Gott unser Vater,
wir haben uns um deinen Altar versammelt,
um gemeinsam das Opfer des Lobes und Dankes zu feiern.
Wir bitten dich,
stärke uns mit der Kraft des Heiligen Geistes,
damit wir unser Herz und unser ganzes Leben
nach dir, unserem Schöpfer, ausrichten.
Durch Christus unseren Bruder und Herrn. – Amen.
© Johannes Heimerl - heimerljo04@gmail.com
Manfred Wussow (2012)
Treuer, barmherziger Gott,
es fällt uns schwer, zur Ruhe zu kommen.
Manche Gedanken drehen sich noch im Kreis,
manches böse Wort geht uns nach,
manches ist unerledigt und rückt bedrohlich nahe.
Wir danken dir, dass du uns einlädst,
du redest mit uns,
unsere Klagen und Bitten vertrauen wir dir an,
du deckst uns den Tisch
und schenkst uns an deinem Altar Gemeinschaft.
Mit dir und untereinander.
Es tut gut, einzuhalten,
auf die letzten Tage zurückzuschauen
und bei dir den Frieden zu finden.
Durch Jesus Christus,
in der Kraft deines Geistes,
von Ewigkeit zu Ewigkeit
- Fürbitten12
Norbert Riebartsch (2024)
Als Glaubende sind wir auf einem Weg, als Glaubende haben wir eigene Schwerpunkte, aber auch eine gemeinsame Vision. Wir wollen Gottes Reich erleben.
Darum bitten wir:
Geh mit uns auf unserm Weg!
Wir beten für die Ehrenamtlichen, die in ihren Pfarrgemeinden Verantwortung wahrnehmen.
Wir beten für alle, die sich noch gerne daran erinnern, wie es vor 30 Jahren war.
Wir beten für die Firmbegleiterinnen und Firmbegleiter, die den jungen Menschen zeigen, wie sich für sie Glaube auch heute lohnt.
Wir beten für die treuen und stillen Beterinnen und Beter, die damit ihren Dienst an der Erneuerung tun.
Wir beten für die Menschen in den Missionsländern, die vor anderen Herausforderungen stehen als wir.
Wir beten für die Gemeinden, die heute ein Fest feiern.
Wir beten schließlich auch für alle, die sich politisch engagieren und auf diese Weise den Menschen dienen.
Dir, Gott, tragen wir vor, was den Menschen in deinem Reich Gutes geschehen soll. - Amen.
Gastautor*in (2024)
Im Evangelium begegnen uns die Jünger,
die zum ersten Mal alleine, ohne Jesus, zu zweit über Land gehen,
mit leichtem Gepäck, sorglos, böse Geister ausfindig machen und vertreiben.
Lasst uns beten:
Für die Menschen, die nicht lange überlegen, sondern beherzt anderen den Frieden bringen.
Hilf ihnen, nicht enttäuscht zu werden.
Für die Menschen, die sich schwer damit tun, auf andere zuzugehen und Risiken in Kauf zu nehmen.
Hilf ihnen, mutig zu werden.
Für die Menschen, die in Israel/Palästina, in der Ukraine, im Jemen und in vielen anderen Krisengebieten der Erde noch nicht die Hoffnung aufgegeben haben, auf friedlichem Wege wieder zueinander zu finden.
Hilf ihnen, Teufelskreisläufe zu überwinden.
Für die Menschen, die versuchen Leben zu retten und Geflüchteten beizustehen, und anderen Völkern helfen, wieder auf eigene Füße zu kommen.
Stärke sie in ihrem Engagement und Einsatz.
Für die Menschen, die Kindern und Jugendlichen eine Perspektive geben, an Arbeitsplätzen Mobbing wehren und die vielen kleinen und großen alltäglichen Sorgen mit Humor angehen.
Hilf ihnen, sich nicht einschüchtern zu lassen.
Du hast Menschen ausgesandt,
in deinem Namen und mit deinem Wort böse Geister zu benennen, ihnen die Masken zu nehmen und sie zu vertreiben.
Herr, sende uns! Amen
© Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer, Diözese Linz.
Renate Witzani (2024)
Wir vertrauen darauf, dass Gott uns gibt, was wir wirklich brauchen.
Ihm überlassen wir, das zu erfüllen, worum wir ihn bitten:
Für alle Priester, Seelsorgerinnen und Seelsorger, die den Kranken, Schwachen und Alten auf Augenhöhe begegnen und ihnen helfen, ihr Leiden annehmen zu können.
Für alle mutigen Frauen und Männer, die sich in den Diktaturen unserer Welt unter Lebensbedrohung für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit einsetzen.
Für eine Neuausrichtung im Tun und Denken, wo Christen aufgrund deiner Botschaft abgelehnt werden und keine Dankbarkeit erfahren.
Für die zahlreichen Helferinnen und Helfer, die in Blaulichtorganisationen, in Pflegeberufen oder sonstigen Diensten an der Gesellschaft ihre eigenen Grenzen erfahren und auf den Beistand anderer angewiesen sind.
Für unsere Verstorbenen, denen wir dafür dankbar sind, wie sie unser Leben geprägt haben.
Dir, unserem Gott, den wir Vater nennen dürfen, Jesus, unserem Herrn und Bruder, und dem Heiligen Geist, der von beiden ausgeht, begegnen wir mit Dank und Lobpreis jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Johannes Heimerl (2024)
Herr unser Gott,
wie dein Sohn seine Jünger in die Welt gesandt hat, so berufst du auch uns heute in deine Nachfolge.
Voll Vertrauen bitten wir:
Für alle Menschen, die das Vertrauen in die Institution Kirche verloren haben.
Schenke du ihnen engagierte Menschen, denen sie vertrauen können.
Christus höre uns. – Christus erhöre uns.
Für alle Menschen, die auf der Flucht sind vor Krieg, Hunger oder den Folgen der Klimakrise. Schenke du ihnen ein sicheres zu Hause.
Für alle Menschen, die in Politik und Gesellschaft Verantwortung innehaben.
Schenke du ihnen den Geist der Einsicht und des Friedens.
Für alle Menschen, die beruflich oder familiär unter Druck stehen und nicht mehr weiterwissen.
Schenke du ihnen Menschen, die ihnen unter die Arme greifen.
Für alle Menschen, die ihren Lebensweg hier auf Erden vollendet haben.
Schenke du ihnen Heimat bei dir im Himmel.
Guter Gott,
du lässt uns nicht allein in Freud und Leid, denn du weißt was wir wirklich brauchen.
Auf deinen Ruf wollen wir hören, heute und in Ewigkeit. – Amen.
© Johannes Heimerl - heimerljo04@gmail.com
Edith Furtmann (2024)
Herr unser Gott,
dein Sohn hat die Jünger immer zu zweit losgeschickt, um den Glauben zu verkünden und den Menschen beizustehen.
Wir bitten dich:
Auch wir können durch unser Leben von unserem Glauben Zeugnis geben, wenn wir authentisch leben und niemandem unsere Meinungen überstülpen.
Bleibe du bei uns!
Es gibt Menschen, die glauben, dass sie die Wahrheit kennen, und herablassend auf die schauen, die auf anderen Wegen unterwegs sind und andere Wahrheiten sehen.
Lass sie erkennen, dass die Wahrheit nur in dir zu finden ist.
Viele Menschen schweigen; nicht, weil sie nichts zu sagen hätten, sondern weil ihnen niemand zuhört, oder weil sie nicht die richtige Herkunft haben, die richtige Bildung, den richtigen Lebenshintergrund.
Lass auch sie Gehör finden.
Viele Menschen leiden unter Krieg, Terror und Vertreibung und finden keine Ruhe.
Sei du bei ihnen.
Immer mehr Menschen auf unserer Erde sind auf der Flucht vor Krieg und Terror, vor Hungersnot und Klimawandel.
Lass sie auf Menschen treffen, die sie mit offenen Armen empfangen und begleiten.
Steh den Kranken bei
und nimm die Verstorbenen auf in dein Reich.
Guter Gott,
du kennst unsere Bitten; die, die wir aussprechen und die, die wir im Herzen tragen. Begleite uns auf unseren Wegen auf der Suche nach einem besseren Leben für alle Menschen.
Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. - Amen.
Hans Schalk (2021)
„Gott hat beschlossen, die Fülle der Zeiten heraufzuführen, das All in Christus als dem Haupt zusammenzufassen, was im Himmel und auf Erden ist, in ihm“ (Eph 1,10).
An diesen Christus wenden wir uns mit unseren Bitten.
Wir beten
für alle Menschen, die Sehnsucht haben nach einem erfüllten Leben:
dass sie dich finden!
Christus, höre uns! - Christus, erhöre uns!
Für alle, die dich gefunden haben:
dass sie dich näher kennen lernen!
Für alle, die dich kennen:
Lass sie die Gelegenheiten wahrnehmen, bei denen sie vom Leben mit dir Zeugnis geben können!
Für alle, die im kirchlichen Auftrag von dir sprechen:
Lass sie zu Zeugen deines Wirkens werden!
Für alle Bedrängten und Kranken:
Lass sie in der Begegnung mit anderen Heil und Heilung erfahren!
Für uns selber:
Gib uns den Mut, die Nähe zu dir und die Sendung durch dich zu riskieren!
Denn du hast uns erwählt, in dieser Zeit deine Jünger und Jüngerinnen zu sein und zu werden:
du, der du zu allen Zeiten zu den Deinen stehst! - Amen.
Renate Witzani (2021)
Christus ruft uns zur Einheit und Versöhnung auf.
In diesem Geist lasst uns miteinander und füreinander Gott bitten:
Für eine Kirche, die im Dienst an deiner Botschaft den Menschen dient ohne auf Anerkennung und Machterhalt zu spekulieren.
Für eine Weltordnung, in der nicht einige Mächtige Privilegien und materielle Vorteile durch Ausbeutung der ohnedies schon Benachteiligten anstreben.
Für alle, die sich in diesen Wochen mit ihren persönlichen Anliegen pilgernd auf den Weg zu einer Wallfahrt machen.
Für den Mut, sich eigene Schwächen einzugestehen und vertrauensvoll andere um Hilfe bitten zu können.
Für unsere Verstorbenen, dass sie am Ende ihres irdischen Wegs in deiner Nähe ihre ewige Heimat finden.
Dein Geist leitet uns bei der Suche nach dir und dem Sinn in unserem Leben.
Dafür danken wir dir jetzt und allezeit. - Amen.
Klemens Nodewald (2018)
Herr Jesus Christus,
dein Heil unter die Menschen zu bringen,
daran willst du jeden von uns beteiligen.
So bitten wir dich:
Um Kraft für uns selbst, unser Denken und Handeln mit allem Ernst auf dich auszurichten.
Jesus, Heilbringer für unsere Welt...
Festige das Vertrauen in dich bei jenen, die du zu besonderen Aufgaben in deiner Kirche berufst, damit sie ihr JA zu deinem Auftrag sprechen.
Jesus, Heilbringer für unsere Welt...
Wecke in allen Menschen den Wunsch, einander beizustehen, besonders Kranken, Notleidenden, Unterdrückten, Einsamen und Sterbenden.
Jesus, Heilbringer für unsere Welt...
Richte auf, die sich in ihrer Liebe verausgabt haben oder um ihres Glaubens willen benachteiligt, bedrängt, verfolgt oder misshandelt werden.
Jesus, Heilbringer für unsere Welt...
Stärke alle, die in der Kirche oder im Staat ein Leitungsamt innehaben, sich in ihrem Handeln für das Wohl der Menschen einzusetzen.
Jesus, Heilbringer für unsere Welt...
Lass Sterbende deine Nähe erfahren und nimm die Verstorbenen auf in die Gemeinschaft mit dir.
Jesus, Heilbringer für unsere Welt...
Herr Jesus Christus,
du willst das Heil der Menschen.
Dafür danken wir dir mit Worten, Liedern und unserem Bemühen um das Gute.
Sei gepriesen, du unser Herr und Heiland. - Amen.
Renate Witzani (2018)
Guter Gott!
Du hast jeden von uns seine spezielle Berufung in Kirche und Welt zugedacht.
Dich bitten wir um deinen Beistand und Geist:
Für die Kirche: Lass uns im Heute unserer Zeit erkennen, wozu und zu wem wir gesendet sind.
Für ein Europa, das auf Gemeinschaft und gegenseitige Wertschätzung aufgebaut ist.
Für alle, die geplagt vom Stress ihres Alltags Erholung suchen,
dass sie in ihrem Herzen zu Ruhe
und zum wirklich Wesentlichen ihres Lebens kommen.
Für uns selbst, dass wir uns auf die Basis unseres Lebens als Christen besinnen und zu dir finden.
Für alle, deren Lebensweg zu Ende gegangen ist.
Denn du beschenkst uns mit deinem Heiligen Geist,
der uns stärkt und begleitet.
Dir gilt unser Lobpreis und Dank jetzt und allezeit. - Amen.
Hans Hütter (2015) - Den Frieden des Reiches Gottes in unsere Welt bringen
Jesus Christus ist gekommen,
um den Frieden des Reiches Gottes in unsere Welt zu bringen.
Ihn bitten wir:
Wecke in allen Christen die Freude der Frohen Botschaft.
Mache die Getauften zu sichtbaren Zeichen
der Liebe Gottes zu den Menschen und zur ganzen Schöpfung.
Lass alle Menschen, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden,
einen Ort der Ruhe finden, wo sie ein besseres Leben beginnen können.
Lindere die Not der Menschen,
die durch Krieg und Gewalt traumatisiert sind.
Heile alle Menschen, die leiblich oder seelisch krank sind.
Inspiriere und stärke alle Menschen,
die sich dem Dienst der Verkündigung verschrieben haben.
Lass unsere Toten teilhaben an deinem himmlischen Reich.
Du, Herr, bist bei uns alle Tage und an allen Orten,
wohin dein Geist uns führt.
Wir danken dir für deine Gegenwart. – Amen.
Renate Witzani (2015)
Gott braucht auch heute uns Menschen,
damit wir seine heilende und befreiende Botschaft in die Welt tragen.
Um seine Hilfe dabei lasst uns beten:
Lass Papst, Klerus und Laien immer besser erkennen, was in deinem Sinn Kirche ist.
Bewahre uns vor den Gefahren eines wertfreien Kapitalismus, in dem der Mensch als Mittel zum Zweck für den größeren Reichtum einiger weniger missbraucht wird.
Lehre uns mutig aber auch achtsam unangenehme Wahrheiten anzusprechen.
Öffne in unseren Gemeinden Raum für gelebte Liebe, Rücksichtnahme und gegenseitiges Vertrauen.
Als Getaufte sind wir in deine Wahrheit hineingenommen. Erfülle an unseren Verstorbenen, was du an ihnen mit der Taufe begonnen hast.
Denn in Jesus Christus hast du uns das Wort der Wahrheit und die Gaben des Heiligen Geistes gebracht. Durch ihn loben wir dich jetzt und bis in Ewigkeit, Amen.
Manfred Wussow (2012)
Im Evangelium begegnen uns die Jünger,
die zum ersten Mal alleine, ohne Jesus, zu zweit über Land gehen,
mit leichtem Gepäck, sorglos, böse Geister ausfindig machen und vertreiben.
Lasst uns beten:
Für die Menschen, die nicht lange überlegen,
sondern beherzt anderen den Frieden bringen.
Hilf ihnen, nicht enttäuscht zu werden.
Wir rufen zu dir: Herr, schenke uns deinen Geist!
Für die Menschen, die sich schwer damit tun, auf andere zuzugehen
und Risiken in Kauf zu nehmen.
Hilf ihnen, mutig zu werden.
Wir rufen zu dir: Herr, schenke uns deinen Geist!
Für die Menschen, die in Syrien, Palästina, Ägypten, i
m ganzen Nahen Osten noch nicht die Hoffnung aufgegeben haben,
auf friedlichem Wege wieder zueinander zu finden.
Hilf ihnen, Teufelskreisläufe zu überwinden..
Wir rufen zu dir: Herr, schenke uns deinen Geist!
Für die Menschen, die jetzt in Europa Rettungsschirme aufspannen
und anderen Völkern helfen, wieder auf eigene Füße zu kommen.
Hilf ihnen, den richtigen Ton zu treffen.
Wir rufen zu dir: Herr, schenke uns deinen Geist!
Für die Menschen, die Kindern und Jugendlichen eine Perspektive geben,
an Arbeitsplätzen Mobbing wehren
und die vielen kleinen und großen alltäglichen Sorgen mit Humor angehen.
Hilf ihnen, sich nicht einschüchtern zu lassen.
Wir rufen zu dir: Herr, schenke uns deinen Geist!
Du hast Menschen ausgesandt,
in deinem Namen und mit deinem Wort böse Geister zu benennen,
ihnen die Masken zu nehmen und zu vertreiben.
Herr, sende uns!
- Gabengebet2
Messbuch - GG 15. Sonntag: in deiner Liebe wachsen
Gott,
sieh auf dein Volk, das im Gebet versammelt ist,
und nimm unsere Gaben an.
Heilige sie, damit alle, die sie empfangen,
in deiner Liebe wachsen und dir immer treuer dienen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 15. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - GG Fastenzeit 5 So: Zeugnis eines christlichen Lebens
Erhöre uns, allmächtiger Gott.
Du hast uns durch dein Wort
zum Zeugnis eines christlichen Lebens berufen.
Reinige uns durch dieses Opfer
und stärke uns zum Kampf gegen das Böse.
Darum bitten wir im Heiligen Geist
durch Christus unseren Herrn.
MB 5. Fastensonntag
- Gebet zur Gabenbereitung2
Norbert Riebartsch (2024)
Vater,
segne diese Gaben.
Dein Sohn hat Brot und Wein
beim Abendmahl einen neuen Sinn gegeben.
Wir empfangen diese Gaben,
wollen daraus so leben,
wie du uns Leben schenken willst.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. - Amen.
Manfred Wussow (2012)
In deiner Güte, Gott, segnest du das Brot und den Wein.
Du segnest unsere Arbeit,
unsere Freude,
unsere Wege.
Wir bitten dich:
Lass uns in Brot und Wein dich finden,
deine Liebe,
deine Gemeinschaft,
dein Reich.
Wir danken dir,
dass du dich uns schenkst.
In Christus, unseren Herrn.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2021) - Nach dem Hymnus Eph 1
Kehrvers:
Herr, wir danken dir! Herr, wir loben dich! Herr, wir preisen dich!
(gesungen nach GL 181,1)
Wir preisen dich,
Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus,
denn du hastg uns mit allem Segen deines Geistes gesegnet
durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel.
Kehrvers
In ihm hast du uns erwählt vor Erschaffung der Welt
und in Liebe hast du uns im voraus dazu bestimmt,
deine Töchter und Söhne zu werden durch Jesus Christus.
In deiner Liebe hast du uns reich beschenkt
mit aller Weisheit und Einsicht
und hast du uns das Geheimnis deines Willens kondgetan.
Kehrvers
Duch ihn haben wir das Wort der Wahrheit gehört,
das Evangelium von unserer Rettung.
Durch ihn haben wir das Siegel des Heiligen Geistes empfangen
als ersten Anteil des Erbes, das wir erhalten sollen, der Erlösung.
Kehrvers
Darum stimmen wir ein in den Lobgesang der ganzen Schöpfung
und bringen wir dir unseren Dank dar.
Danklied, z. B. Dank sei dir, Vater, für das ewge Leben (GL 484)
- Präfation1
Messbuch - Präfation Schweizer Hochgebet 2: Jesus unser Weg
Wir danken dir, heiliger, starker Gott.
Du lenkst die Geschicke der Welt
und sorgst für jeden Menschen.
Du versammelst uns zu einer Gemeinschaft,
damit wir alle dein Wort hören
und deinem Sohn im Glauben folgen.
Er ist der Weg - auf diesem Weg gelangen wir zu dir;
er ist die Wahrheit - sie allein macht uns frei;
er ist das Leben und erfüllt uns mit Freude.
Darum danken wir dir, Vater, für deine Liebe,
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Wir stimmen ein in den Gesang der Engel
und bekennen zum Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig...
Präfation aus dem Schweizer Hochgebet 2
- Einleitung zum Vater unser1
Norbert Riebartsch (2024)
Herr Jesus, deine Jünger fragten dich: Wie sollen wir beten?
Für sie war es neu
und in unserem Herzen kann es immer neu bedacht werden:
Vater Unser im Himmel…
- Friedensgebet1
Norbert Riebartsch (2024)
Leider muss Frieden immer neu gefunden werden.
Leider müssen Wege des Friedens immer neu beschritten werden.
Aber du, Herr, kannst uns darin bestärken und begleiten.
Darum bitten wir:
Herr Jesus Christus, schaue nicht auf unsere Sünden…
- Mahlspruch1
Bibel
Selig, die das Wort Gottes hören und es befolgen.
(Lk 11,28)
Oder:
Christus spricht:
Ich bin bei euch, bis an die Grenzen der Erde.
(Mt 28,20)
Oder:
Gott hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet
durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel.
(Eph 1,3)
Oder:
Gott hat uns aus Liebe im voraus dazu bestimmt,
seine Töchter und Söhne zu werden durch Jesus Christus.
(vgl. Eph 1,5)
Oder:
Gott hat beschlossen, die Fülle der Zeiten heraufzuführen
und in Christus alles zu vereinen, was im Himmel und auf Erden ist.
(vgl. Eph 1,10)
- Meditation2
Zitat (2024) - Ich bin da
Gott sagt:
In das Dunkel deiner Vergangenheit
Und in das Ungewisse deiner Zukunft,
in den Segen deines Helfens
und in das Elend deiner Ohnmacht
lege ich meine Zusage:
ich bin da.
In das Spiel deiner Gefühle
Und in den Ernst deiner Gedanken,
in den Reichtum deines Schweigens
und in die Armut deiner Sprache
lege ich meine Zusage:
ich bin da.
In die Fülle deiner Aufgaben
Und in die Leere deiner Geschäftigkeit,
in die Vielzahl deiner Fähigkeiten
und in die Grenzen deiner Begabung
lege ich meine Zusage:
ich bin da.
In das Gelingen deiner Gespräche
und in die Lageweile deines Betens,
in die Freude deines Erfolges
und in den Schmerz deines Versagens
lege ich meine Zusage:
ich bin da.
In die Enge deines Alltags
und in die Weite deiner Träume,
in die Schwäche deines Verstandes
und in die Kraft deines Herzens
lege ich meine Zusage:
ich bin da.
Aus der Gebetsmappe der Burg Altpernstein
Helene Renner (2021)
Ausgesandt
Bin ICH gesandt von dir?
Kannst du MICH brauchen?
Mich, mit all meinen Fehlern,
meinen festgefahrenen Ideen?
Und was liegt vor mir?
Wege, die ich gehen kann,
Menschen, die auf mich warten?
Und wenn ich gehe, was nehme ich mit?
Offene Fragen, Vertrauen, zaghafte Freude,
dass du gerade mich brauchst?
Und der Friede, den ich bringen soll,
hat der Platz in mir?
Ausgesandt -
statt Brot im Gepäck,
statt Reserven im Rucksack
deine Zusage:
Du wirst Kraft haben,
weil ich sie dir gebe -
du wirst nicht allein sein,
ich bin mit dir:
Du bist ausgesandt
Botschaft zu bringen
von Frieden und Heil.
- Schlussgebet4
Messbuch - SG 15. Sonntag: Lass deine Heilsgnade in uns wachsen
Herr, unser Gott,
wir danken dir für die heilige Gabe.
Laß deine Heilsgnade in uns wachsen,
sooft wir diese Speise empfangen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 15. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG 4. Sonntag: beständiges Wachstum wahren Glaubens
Barmherziger Gott,
das Sakrament der Erlösung,
das wir empfangen haben,
nähre uns auf dem Weg zu dir
und schenke dem wahren Glauben
beständiges Wachstum.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 4. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG Fastenzeit 3 Di: erwecke in uns einen lebendigen Glauben
Herr, unser Gott,
dieses heilige Sakrament tilge unsere Schuld
und gewähre uns deinen Schutz.
Es entreiße uns der Gleichgültigkeit
und erwecke in uns einen lebendigen Glauben.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 3. Dienstag der Fastenzeit
Messbuch - SG Ausbreitung des Evangeliums: Mache die Kirche zum Zeichen des Heils
Herr, unser Gott,
heilige uns durch das Mahl, das wir gefeiert haben,
und gib uns Kraft zu einem christlichen Leben.
Mache deine Kirche zum Zeichen des Heils unter den Völkern,
damit sie die Gnade empfangen,
die dein Sohn am Kreuz für alle Menschen erworben hat,
der mit dir lebt und wirkt in alle Ewigkeit. Amen.
MB Für die Ausbreitung des Evangeliums B
- Gebet zum Abschluss3
Norbert Riebartsch (2024)
Gott und Vater,
dein Sohn hat von dem guten Hausvater gesprochen,
der Altes und Neues aus seinem Vorrat holt.
Wir haben Altes und Neues gehört und bedacht.
Lass uns dankbar sein
und schauen, was daraus werden kann.
So bitten wir durch Christus, unseren Herrn. - Amen.
Johannes Heimerl (2024)
Herr unser Gott,
wir stehen vor dir mit unseren Ängsten, Sorgen und Nöten.
Gleichzeitig hoffen und vertrauen wir,
dass du uns nicht allein durchs Leben gehen lässt.
Wenn wir nun heimgehen,
begleite uns und all unser Tun
in dieser Woche mit deinem Segen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Bruder und Herrn. – Amen.
© Johannes Heimerl - heimerljo04@gmail.com
Manfred Wussow (2012) - Wir danken dir, dass du uns etwas zutraust
Herr, unser Gott,
wir danken dir, dass du uns zutraust, gute Geister zu sein,
wir danken dir, dass du uns Kraft schenkst,
böse Gedanken und Ideen zu überwinden.
Wenn wir jetzt wieder in unseren Alltag aufbrechen,
bitten wir um deinen Schutz und Segen.
Für uns,
für die Menschen, mit denen wir jeden Tag zu tun haben,
auch für die Menschen, die uns das Leben manchmal schwer machen.
Wir gehören zu dir,
durch Christus, unseren Herrn.
- Segen2
Messbuch - Segen 6: stärke deine Gläubigen im Glauben
Segne deine Gläubigen, allmächtiger Gott,
stärke sie im Glauben,
hilf ihnen, deinen Willen zu tun,
und bewahre sie in deiner Gnade,
damit sie sich immer deiner Huld erfreuen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Der Segen des allmächtigen Gottes,
des Vaters und des Sohnes +
und des Heiligen Geistes,
komme auf euch herab und
bleibe bei euch allezeit. - Amen.
MB Segensgebete 6
Norbert Riebartsch (2024)
Gott erfülle euch mit Segen,
der einst mit der Schöpfung etwas Neues begonnen hat. - Amen!
Gott erfülle euch mit Segen,
der einst den Menschen neue Zeichen und neue Gebote geschenkt hat. - Amen!
Gott erfülle euch mit Segen,
der in seinem Geist Prozesse begleitet, in denen er zu spüren ist. - Amen!
Und der Segen des allmächtigen Gottes,
des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
begleite euch durch diese neue Woche
und bei allem, was ihr zum Wohl eurer Mitwelt bewegen könnt. - Amen!
Lied von Neuanfang
[Strophe 1]
Was soll ich tun, wenn ich so seh'?
Ich kann den Wind nicht ändern - nur die Segel drehen
Tausend Fragen schlagen Rad
Ich will kein neues Leben, nur einen neuen Tag
Was tut gut? Was tut weh?
Ein Gefühl braucht keine Armee
Vor, zurück, zur Seite, ran
Herzlich willkommen - Neuanfang!
[Refrain]
Es ist nicht zu spät! - Neuanfang
Es ist nicht zu spät! - Neuanfang
[Strophe 2]
Es ist nicht zur früh, es ist nicht zu spät
Ein guter Plan ist mehr als eine Idee
Werf nicht mehr alles in einen Topf
Veränderung braucht ein' klaren Kopf
Will mich nicht schäm' für ein bisschen Glück
Bin ich es selber oder spielt die Welt verrückt?
Zieh' klare Linien zwischen Bauch und Verstand
Herzlich willkommen - Neuanfang!
[Refrain]
Es ist nicht zu spät! - Neuanfang
Es ist nicht zu spät! - ich will ein' Neuanfang
Es ist nicht zu spät!
Es ist nicht zu spät!
https://www.youtube.com/watch?v=PT05w40E0mk
Ein Zeichen für die Welt
Ein Zeichen für die Welt waren im 16. Jahrhundert für Kranke und Leidende mehrere Menschen in ihren jeweiligen Ländern.
In Spanien wirkte Johannes von Gott, in Frankreich Vinzenz von Paul mit Louise de Marillac und in Italien Kamillus von Lellis.
Sie alle und viele vor und nach ihnen ließen sich von der Not der Menschen anrühren und gaben als Glaubende ihre Antwort. Kamillus ist unser Ordensgründer. Sein Fest ist am 14. Juli – der kommende Sonntag.
Aus: Sonntagsgruß. 99. Jahrgang 2024 – 27 14. Sonntag im Jahreskreis 07. Juli 2024.
In Jesu Auftrag heilen
Es sind große Zeitabstände. Jesus sendet die Apostel aus, die sich ihm angeschlossen hatten. Sie waren gelernte Fischer oder Zöllner. Nun sollen sie heilend für Kranke wirken.
Etwa 1600 Jahre später sendet er einen gelernten Soldaten in einem Krankenhaus in Rom dazu, eine Gemeinschaft zu gründen, die sich dem Krankendienst verschreibt.
Wieder 400 Jahre später begannen Kamillianer in Freiburg mit der Herausgabe des Sonntagsgruß.
Jetzt – 100 Jahre später – lesen Sie diesen Text.
Zugleich erfahren Sie in Ihrem Alltag Menschen, die Ihnen mit ihrem jeweiligen Wissen helfen wollen.
Heilend sind diese Menschen durch die Art, wie sie Ihnen begegnen.
Heilend sind sie durch das Signal: Ich komme zu Ihnen.
Heilend sind sie in manchen Worten und manchen Zeichen.
Jesus sandte damals die zwölf Apostel jeweils zu zweit aus. Das beschreibt Markus.
Heute wirken weltweit viele Menschen gleichzeitig im Dienst an den Kranken. Manche handeln ganz bewusst im Sinne Jesu. Vielleicht ist es auch jemand in Ihrem Haus!
Pater Norbert Riebartsch, Kamillianer, im Sonntagsgruß, 99. Jahrgang 2024. 15. Sonntag im Jahreskreis 14. Juli 2024.
Mut zum Neuanfang
Gott, ich stehe vor einem Scherbenhaufen:
Menschen, die ich liebte,
sind mir entfremdet.
Pläne, die ich gemacht habe,
sind gescheitert.
Hoffnungen, die mich erfüllten,
sind enttäuscht.
Hilf mir,
mich und andere
dafür nicht verantwortlich machen zu wollen.
Lass mich nicht Schuld und Verantwortung
auf andere abschieben.
Gib mir vielmehr die Kraft,
aus dem Geschehenen zu lernen
und gib mir den Mut,
neu anzufangen.
So wie du mit mir.
Aus: Thomas Schwartz; Segen voller Leben. Herderverlag Freiburg – Basel – Wien 2017.
Wie ich Mission verstehe
Im Rahmen einer Klausurtagung unseres Pfarrteams meinte eine Kollegin im Gespräch über dieses Evangelium: Missionieren, davon halte ich nix, das tue ich nicht. Daraus entspann sich ein intensiver Austausch darüber, was Mission eigentlich ist.
Auf der Suche nach einer Definition für Mission bin ich im Internet auf mehrere Möglichkeiten gestoßen: Das Wort selbst kommt von schicken, senden. Darin ist keine Bewertung enthalten. Und es bedeutet unter anderem: ehrenvoller Auftrag, verpflichtende Aufgabe aber auch Verbreitung einer religiösen Lehre unter Andersgläubigen. Letzteres hat einen schlechten Ruf und führte wahrscheinlich zu der Aussage der Kollegin: der Zwang zur Bekehrung, Zwangstaufen usw. Ja, es sind im Übereifer Missionierender auch Gräueltaten geschehen.
Jeus hat jedoch gesagt: Wo Ihr nicht willkommen seid, geht weiter. Verkündet die Frohe Botschaft ganz ohne Zwang. Was also können wir uns unter Mission und Missionieren vorstellen?
Dem Zwang zur Bekehrung steht ein Verständnis von Mission als Verbreitung des Glaubens durch Predigt und soziale Dienste in der Welt. Aber was bedeutet das konkret?
Predigen, das machen die Priester in jeder sonntäglichen Eucharistiefeier. Wir Wortgottesleiter legen ein Glaubenszeugnis ab. Aber sonst?
Ich bin unter anderem Beerdigungsdienstleiterin. Im Vorfeld einer Beerdigung spreche ich mit den Angehörigen. Oft sind das Menschen, die mit der Kirche gar nicht mehr viel am Hut haben, die eine katholische Beerdigung wollen, weil der oder die Verstorbene das so gewünscht hat; manchmal auch, weil sie irgendwie das diffuse Gefühl haben, es wäre doch noch wichtig.
Für diese Gespräche nehme ich mir sehr viel Zeit, und wenn es gut läuft, dann sprechen wir nicht nur über den/die Verstorbene, sondern auch darüber, was ich mir unter Auferstehung vorstelle und was nicht. Manchmal wollen meine Gesprächspartner mehr wissen, weil sie das, was ich ehrenamtlich mache, beeindruckt, weil unser Gespräch für sie gut war. Manchmal ergeben sich Folgegespräche und die Menschen finden tatsächlich auf eine für sie gute Art zum Glauben. Oder aber stärkt sie in ihrer Trauer, dass ich für sie erkennbar authentisch und gläubig bin. Ein Witwer sagte einmal zu mir: „Ich glaube schon längst nicht mehr, aber Ihr offensichtlicher Glaube tut mit gut. Glauben Sie doch bitte für mich mit.“
Als Studentin in Münster war ich Firmkatechetin – und die Jugendlichen waren beeindruckt, dass wir, im Gegensatz zu all den anderen Katechet*innen, nicht im Dienste der Kirche standen und auch nicht Theologie studierten, sondern Chemie und Jura, und dennoch gerne mit ihnen über ihren Glauben gesprochen haben; einfach, weil wir sie begleiten wollten auf ihrem Weg in ein mündiges Christsein.
Eine Zeitlang bin ich in die Kontaktstunde des zweiten Schuljahres einer Forstwaldschule gegangen. Dort saßen alle Kinder einer Klasse, nicht nur die katholischen – insbesondere auch viele Ungetaufte. Mehrfach geschah es, dass dann Kinder bei der Erstkommunionanmeldung vor mir standen und die Eltern erzählten, dass die Kinder mit vielen Fragen und Erkenntnissen aus diesen Stunden nach Hause gekommen seien, dass man sie nun doch taufen lassen und zur Erstkommunion anmelden wolle.
Drei Beispiele, wo ich vermute, dass ich missionarisch tätig war, indem ich überzeugend für die Sache Jesu eingetreten bin, da.
Mission ist da, wo eine Pfarre nicht nur um den eigenen Kirchturm kreist, sondern auch nach außen wirkt, z.B. durch caritative Initiativen.
Mission ist da, wo jemand ein Projekt für Geflüchtete ins Leben ruft und auch im Alltag Hetzparolen entgegen tritt.
Mission ist da, wo jemand still und leise, aber unermüdlich für Hilfsbedürftige da ist, aus seinem Glauben heraus.
Mission ist überall, wo Christen ehrlich, authentisch und absichtslos christlich leben,
Und wenn es niemand interessiert, dann geht man weiter.
Noch etwas lesen wir aus dem ersten Vers des Evangeliums: Jesus hat die Jünger zwar mit nichts als Gottvertrauen und die Hoffnung auf Aufnahme bei den Menschen losgeschickt, aber immer zu zweit. Niemand muss allein unterwegs sein. Wir sind verbunden mit allen Christen guten Willens.
Edith Furtmann 2024.
Wege zu Gott
Gott sagt nicht:
„Das ist ein Weg zu mir,
das aber nicht.“
Sondern er sagt:
„Alles, was du tust,
kann ein Weg zu mir sein,
wenn du es nur so tust,
dass es dich zu mir führt.“
Martin Buber, Der Weg des Menschen nach der chassidischen Lehre. Gütersloher Verlagshaus 2001.
Vom Lehrsaal in die Praxis
Während Universitäten wissenschaftlich ausgerichtete Absolventen graduieren, liegt der Fokus bei den Fachhochschulen auf der praktischen Seite. Employabilität ist das neudeutsche Wort dafür und meint, die Absolventen schon während des Studiums fit für den Arbeitsmarkt zu machen. Das passiert einerseits mit Lehrkräften aus der Praxis, andererseits mit im Curriculum vorgeschriebenen Praktika. „Das bringt zwei Vorteile“, meint Heimo Losbichler, Studiengangsleiter für Controlling, Rechnungswesen und Finanzmanagement an der Fachhochschule Oberösterreich. „Erstens ziehen Unternehmen aus der Arbeit der Praktikanten direkten Nutzen, da diese gegen Ende ihres Studiums bereits gut qualifiziert sind. Und zweitens haben Unternehmen erkannt, dass die Praktika eine Schlüsselrolle für die spätere Jobwahl der Absolventen einnehmen.“
mehr...
Mission: Zuwendung im Horizont der Liebe
„»Missionarisch« zu sein heißt für die Kirche, zu anderen Generationen, zu fremden Kulturen, zu neuen menschlichen Strebungen zu sagen: ‚Du fehlst mir‘ – nicht so, wie ein Grundbesitzer über das Feld seiner Nachbarn spricht, sondern wie ein Liebender. Wenn sie als ‚katholisch‘ qualifiziert wird, wird sie definiert durch den Bund zwischen der Einzigkeit Gottes und der Pluralität menschlicher Erfahrungen: Immer neu dazu aufgerufen, sich zu Gott zu bekehren (der sie nicht ist und ohne den sie nichts ist), antwortet sie, indem sie sich zu anderen kulturellen Regionen, zu anderen Geschichten, zu anderen Menschen hinwendet, die der Offenbarung Gottes fehlen.“
Diese Worte des französischen Jesuiten Michel de Certeau sind zum Zentrum meines Missionsverständnisses geworden. Mission ist für ihn eine „Liebeserklärung“ an die Anderen. Diese Anderen fehlen der Offenbarung Gottes, d. h. sie sind unverzichtbar für die Gläubigen, um die „geoffenbarte Wahrheit“ Gottes immer „tiefer erfassen, besser verstehen und passender verkünden zu können“ Ohne Einsicht in die eigene Bedürftigkeit, ohne Sehnsucht nach den Anderen, ohne Bereitschaft zum Verlassen des Eigenen und Aufbruch zu den Anderen ist Mission nicht möglich. Mission wurzelt in der Liebe. Die Liebe wird hier beschrieben als Bedürftigkeit nach den Anderen, weil diese anders sind. Die Unterschiede zwischen Menschen oder Kulturen verschwimmen daher nicht, sondern werden als heilsnotwendig für die Offenbarungsgeschichte erkannt. Diese Liebe vollzieht sich als Transformationsprozess, als Verwandlungsgeschehen, als Umkehr zu Gott. Konkret sichtbar wird die Umkehr in der Zuwendung zur Pluralität menschlicher Erfahrungen. Diese Art von Liebe ist ein Risiko. Denn die Bejahung von Vielfalt und das Lernen an Unterschieden sind bereichernd, aber auch verunsichernd. Das Eigene wird in Frage gestellt. Das bedeutet für alle Beteiligten immer auch Konflikt, Scham und Schmerz. Eine solche Liebe ist bedroht von Selbstgenügsamkeit, Ichbezogenheit und der Versuchung, den Anderen für sich selbst vereinnahmen zu wollen. Dahinter lauert die Angst vor der alles verwandelnden Liebe Gottes. Denn diese verlangt, den Eigenwillen vom Willen Gottes durchformen zu lassen. Dies geschieht, indem man sich selbst riskiert und sich im Horizont der Liebe Gottes auf die Anderen einlässt. Ohne diesen spirituellen Lernprozess steht Mission immer in der Gefahr, die Anderen bloß vom Eigenen überzeugen zu wollen. Die Kirche braucht die Anderen, um ihre eigene Wahrheit besser zu erkennen. Dies verlangt, deren Wahrheit verstehen zu lernen, im Wissen, dass dies nie zur Gänze möglich ist. Liebe braucht die Bereitschaft, sich in diesem Lernprozess tiefer selbst zu erkennen und zu verändern, was immer auch Verlust und Schmerz bedeutet; sie bedarf der Wechselseitigkeit von Beziehungen und der Dankbarkeit füreinander, auch wenn man einander vielleicht fremd bleibt. Möglich wird dieses Risiko durch die Liebe Gottes, die Menschen hilft, das Lieben zu lernen. So verstanden hat das geschichtlich belastete Wort Mission hoffentlich Zukunft.
Aus Regina Polak, Mission in Europa? Auftrag – Herausforderung – Risiko. Tyrolia Verlag, Innsbruck Wien 2012.
Evangelii Gaudium
48. Wenn die gesamte Kirche diese missionarische Dynamik annimmt, muss sie alle erreichen, ohne Ausnahmen. Doch wen müsste sie bevorzugen? Wenn einer das Evangelium liest, findet er eine ganz klare Ausrichtung: nicht so sehr die reichen Freunde und Nachbarn, sondern vor allem die Armen und die Kranken, diejenigen, die häufig verachtet und vergessen werden, die »es dir nicht vergelten können« (Lk 14,14). Es dürfen weder Zweifel bleiben, noch halten Erklärungen stand, die diese so klare Botschaft schwächen könnten. Heute und immer gilt: »Die Armen sind die ersten Adressaten des Evangelium«, und die unentgeltlich an sie gerichtete Evangelisierung ist ein Zeichen des Reiches, das zu bringen Jesus gekommen ist. Ohne Umschweife ist zu sagen, dass – wie die Bischöfe Nordost-Indiens lehren – ein untrennbares Band zwischen unserem Glauben und den Armen besteht. Lassen wir die Armen nie allein!
120. Kraft der empfangenen Taufe ist jedes Mitglied des Gottesvolkes ein missionarischer Jünger geworden (vgl. Mt 28,19). Jeder Getaufte ist, unabhängig von seiner Funktion in der Kirche und dem Bildungsniveau seines Glaubens, aktiver Träger der Evangelisierung, und es wäre unangemessen, an einen Evangelisierungsplan zu denken, der von qualifizierten Mitarbeitern umgesetzt würde, wobei der Rest des gläubigen Volkes nur Empfänger ihres Handelns wäre. Die neue Evangelisierung muss ein neues Verständnis der tragenden Rolle eines jeden Getauften einschließen. Diese Überzeugung wird zu einem unmittelbaren Aufruf an jeden Christen, dass niemand von seinem Einsatz in der Evangelisierung ablasse; wenn einer nämlich wirklich die ihn rettende Liebe Gottes erfahren hat, braucht er nicht viel Vorbereitungszeit, um sich aufzumachen und sie zu verkündigen; er kann nicht darauf warten, dass ihm viele Lektionen erteilt oder lange Anweisungen gegeben werden. Jeder Christ ist in dem Maß Missionar, in dem er der Liebe Gottes in Jesus Christus begegnet ist; wir sagen nicht mehr, dass wir „Jünger“ und „Missionare“ sind, sondern immer, dass wir „missionarische Jünger“ sind. Wenn wir nicht überzeugt sind, schauen wir auf die ersten Jünger, die sich unmittelbar, nachdem sie den Blick Jesu kennen gelernt hatten, aufmachten, um ihn voll Freude zu verkünden: »Wir haben den Messias gefunden« (Joh 1,41). Kaum hatte die Samariterin ihr Gespräch mit Jesus beendet, wurde sie Missionarin, und viele Samariter kamen zum Glauben an Jesus »auf das Wort der Frau hin« (Joh 4,39). Nach seiner Begegnung mit Jesus Christus machte sich auch der heilige Paulus auf, »und sogleich verkündete er Jesus … und sagte: Er ist der Sohn Gottes.« (Apg 9,20). Und wir, worauf warten wir?
Apostolisches Schreiben EVANGELII GAUDIUM des Heiligen Vaters Papst Franziskus, gegeben zu Rom, bei Sankt Peter, zum Abschluss des Jahres des Glaubens, am 24. November – Hochfest unseres Herrn Jesus Christus, König des Weltalls – im Jahr 2013, dem ersten meines Pontifikats.
Böse Geister - Songtext:
Mitten in der Nacht
schlechter Schlaf und böser Traum
plötzlich aufgewacht
heller Mond und dunkler Raum
Böse Geister im Kopf
Sie tanzen herum
Böse Geister im Kopf
ich weiß nicht warum
böse Geister im Kopf
so still und gemein
doch ich bin nicht allein
weil bei dir im Arm nichts passieren kann
falln die Augen zu
Mein guter Geist bist du
Wieder aufgewacht
und dir von dem Traum erzählt
du hast nur gesagt
das es dir auch oft so geht
Böse Geister im Kopf
Sie tanzen herum
Böse Geister im Kopf
ich weiß nicht warum
böse Geister im Kopf
so still und gemein
doch ich bin nicht allein
weil bei dir im Arm nichts passieren kann
falln die Augen zu
Mein guter Geist bist du
Mein guter Geist bist du
Böse Geister im Kopf
Sie tanzen herum
Böse Geister im Kopf
ich weiß nicht warum
böse Geister im Kopf
so still und gemein
doch ich bin nicht allein
weil bei dir im Arm nichts passieren kann
falln die Augen zu
Mein guter Geist bist du
Mein guter Geist bist du
Wir schlafen ganz in Ruh
www.golyr.de/lukas-hilbert/songtext-boese-geister-464644.html
Böse Geister vertreiben?
*gg* der Titel hört sich bescheuert an, aber ich hätt da mal eine Frage in die Richtung
Es ist so, dass ich bis vor ein paar Monaten in meiner Wohnung gewohnt habe, bis ich in die Klinik gegangen bin. Nun wohne ich derzeit wieder bei meinen Eltern, will aber bald in die Wohnung zurück. Sie gefällt mir total, ich fühl mich dort wohl, aber dennoch verbinde ich mit ihr viel "Negatives". Die Zeit in der ich dort gewohnt habe war keine schöne, eher eine ziemlich dunkle und jetzt würde ich einfach gerne eine Art Ritual dort durchführen, womit ich diese alten dunklen "Geister" aus der Wohnung verbanne um dort neu anfangen zu können.
Ich glaube eigentlich gar nicht an sowas, aber ich fänd es für mich einfach auch als Zeichen, dass da nun was neues anfängt ganz schön.
Ich dachte an irgend etwas Räucherndes?
Habe aber gar keine Ahnung davon. Eigentlich wollt ich einfach mal in nen Laden gehen und schauen, was mir vom Geruch einfach ganz gut passt. Aber dann fiel mir ein, dass ich hier ja zumindest mal fragen kann, ob da jemand was gutes kennt. Vielleicht sogar speziell etwas, was in irgendwelchen... wie soll ich sagen, was Menschen, die sich mit sowas beschäftigen und daran glauben vielleicht benutzen um böse Geister zu vertreiben
Bin einfach mal gespannt, was da vielleicht alles so an Ideen kommt.
Vielleicht hat ja jemand auch eine ganz andere Idee, was ich so als Zeichen für nen Neuanfang oder so in meiner Wohnung machen könnte.
Liebe Grüße,
von einer gerade mal leicht spirituell angehauchten sunlight
www.suchtundselbsthilfe.de/forum/tipps-f%FCrs-wohlbefinden/11120-b%F6se-geister-vertreiben.html
(mit vielen Antworten, Ratschlägen etc.)
Böse Geister - eine Buchbesprechung
In Rußland galt er in den letzten Jahrzehnten als das "aktuellste Werk nicht nur Dostojewskijs, sondern der gesamten Weltklassik"- dieser 1872 erschienene gewaltige Roman "Besy", bei uns bisher unter dem Titel "Die Dämonen" oder "Die Besessenen" bekannt. Wie der Religionsphilosoph Berdjajew kurz nach der Oktoberrevolution feststellte, ist dieser wohl radikalste und nach dem letzten Sinn fragende Antirevolutionsroman der Weltliteratur ein Werk "nicht über die Gegenwart, sondern über die Zukunft", über die "Dämonen" also unseres 20. Jahrhunderts. Die atemberaubend dramatische Handlung stellt das Modell eines revolutionären Umsturzes im Kleinformat, sozusagen als Experiment, dar, ausgeführt von einer kleinen Gruppe skrupelloser Aufrührer in einer russischen Provinzstadt der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts. Das Buch, das die völlige Relativierung der Moral, die tödlichen Konsequenzen der Heiligung aller Mittel für revolutionäre Zwecke vorführt, nimmt die sozialen und psychologischen Mechanismen der totalitären Systeme unseres Jahrhunderts prophetisch vorweg.
Es verwundert deshalb nicht, daß es vor allem dieser grandiose Roman war, der einer ganzen Generation von russischen Intellektuellen seit der Tauwetterzeit dazu verhalf, sich schrittweise von der kommunistischen Ideologie freizumachen, und der inzwischen - gerade auch wegen seiner kompromißlosen Infragestellung des liberalen, säkularisierten Modells der westlichen Moderne - in den Debatten über die Probleme unserer Welt am Vorabend des 21. Jahrhunderts präsent ist.
Karla Hielscher (Deutschlandfunk 10.02.1999)
Durchbrecher aller Bande
O Durchbrecher aller Bande,
der du immer bei uns bist,
bei dem Schaden, Spott und Schande
lauter Lust und Himmel ist,
übe ferner dein Gerichte
wider unsern Adamssinn,
bis uns dein so treu Gesichte
führet zu dem Ziele hin!
Ist's doch deines Vaters Wille,
daß du endest dieses Werk.
Hiezu wohnt in dir die Fülle
aller Weisheit, Lieb' und Stärk'.
Offenbare dies auch heute
kräftig durch Apostelmund,
daß selbst Starke deine Beute
sei'n, o tu's noch vielen kund!
Ach, wie teu'r sind wir erworben,
nicht der Sünde Knecht zu sein!
Drum, so wahr du bist gestorben,
mußt du uns auch machen rein,
rein und frei und ganz vollkommen,
nach dem besten Bild gebild't.
Der hat Gnad' um Gnad' genommen,
wer aus deiner Füll' sich füllt.
Liebe, zieh uns in dein Sterben!
Laß mit dir gekreuzigt sein,
was dein Reich nicht kann ererben!
Führ ins Paradies uns ein!
Doch wohlan, du wirst nicht säumen,
geh voran und brich die Bahn!
Werden wir doch als wie träumen,
wenn die Herrlichkeit bricht an.
Gottfried Arnold (1666-1714)
Glücklicher leben
Die Jünger wussten, dass sie sich auf Gott verlassen konnten und daher weder Geld noch Proviant mitnehmen mussten. Wie viel zufriedener und glücklicher würden wir leben, wenn wir uns von dieser Überzeugung anstecken lassen würden. Denn dann würde ein Großteil unserer alltäglichen Sorgen um Nebensächlichkeiten verschwinden, Ballast von unbegründeten Ängsten könnte von uns abfallen. Und wir wären ein Stück freier, um glücklicher und zufriedener zu leben. Wem gelingt, sein Leben auf diese Grundlage des Gottvertrauens zu stellen und im Kleinen beginnt, bewusster zu leben, wird merken, wie er ein Stückchen glücklicher und zufriedener wird. Und dieses Glück strahlt er beim Reden und Handeln aus und macht andere Menschen auf ihn und sein "Glücksgeheimnis" neugierig.
Ist nun der Auftrag zur Dämonenaustreibung auch so einfach auf uns heute zu übersetzen? Wir haben das damalige Weltbild, das Dämonen für alles Kranke, Schlechte und Dunkle verantwortlich machte, scheinbar abgelegt. Aber auch unsere Zeit ist geprägt von solchen bösen Geistern: Machtgier, Angst, Gewalt, Hass, Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit, Gleichgültigkeit und Egoismus. Diese Dämonen sind es, die wir heute bekämpfen sollen. Durchbrechen wir den scheinbar endlosen Kreislauf von Gewalt. Gehen wir gegen den eigenen Dämon in uns vor, der immer wieder flüstert: "das bringt doch nichts, du kannst eh nichts bewegen". Beenden wir den Hass, indem wir versuchen aus der Liebe zum Nächsten heraus zu leben. Bekämpfen wir den Egoismus, die Einstellung des "Ich bin mir der Nächste, wer nach mir kommt ist mir egal."
Jesus erwartet von uns, dass wir immer wieder aufs Neue im eigenen Leben gegen unsere Dämonen vorgehen; dass wir öffentlich Ungerechtigkeit, Ausgrenzung und Menschenfeindlichkeit anprangern und unsere Finger dorthin legen, wo es weh tut.
Pastoralassistent Tobias Zierof, in:
Zeugenrecht
Nachdem die Zwölf nach ihrer Wahl (3,13-19) intensiv mit Jesus gemeinschaftlich unterwegs waren, werden sie als seine Boten paarweise ausgesandt, wie er zuvor von Gott gesandt worden ist (vgl.9,37). Die Zwölf werden zu zweit - nicht mehr und nicht weniger (also nicht als einzelne Personen, Einzelgänger oder -kämpfer) - von Jesus in sechs Zweier-Teams zu den Menschen in ganz Israel geschickt. Sie werden bewusst zu zweit (vgl. auch 11,1; 14,13; 16,12) ausgesendet, da dies das jüdische Zeugenrecht so vorsieht und zudem zwei Personen sich gegenseitig unterstützen können (vgl. hierzu auch Barnabas und Paulus bzw. Paulus und Silas und Barnabas und Johannes, genannt Markus, in Apg 13,2-15,41).
Wie schon bei der Berufung der Zwölf angekündigt (3,14-15), stattet Jesus die Zwölf, bevor sie ausziehen, mit der Vollmacht (3,15; 6,7c) über die unreinen Geister (vgl. 1,23. 26. 27; 3,11. 30; 5,2. 8. 13; 7,25; 9,25) aus und befähigt sie damit zum heilenden Wirken in Wort und Tat (VV. 12-13). Sie erhalten so die Vollmacht zur Heils- und Lehrtätigkeit, wie sie in Jesus wirksam war (vgl. beispielsweise 1,22. 27). Mit der Aussendung der Zwölf treten die Jünger in die Sendung Jesu ein und werden auf diese Weise im wahrsten Sinne des Wortes Apostel (6,30), Gesandte.
Mission
Mission bedeutet die unaufhaltbare Ausstrahlung der Kraft, des Anspruchs und der tiefen Lebendigkeit des Evangeliums, der frohen Botschaft Jesu, des Sohnes Gottes. Er ist gekommen, uns zu retten, er ist für uns gestorben und auferweckt worden, er ist Ursprung, Richtschnur und Richter der Geschichte der Menschheit.
Der Anspruch Jesu, seine heilbringende Kraft und seine wahre Menschlichkeit sind verschiedene Aspekte seines Wesens, die eng miteinander verbunden sind.
Der fundamentale Anspruch, aus dem alles andere folgt, ist darin begründet, daß das menschliche Schicksal Jesu - als die Geschichte des Sohnes Gottes - das Wort Gottes für jeden Menschen ist. Es offenbart den Heilsplan Gottes und ist Wahrheit, Leben und Hoffnung für die Menschheit.
Dieser grundlegende Anspruch setzt sich um in den konkreten persönlichen Anspruch, mit dem Jesus in der Geschichte handelt, Entscheidungen trifft, die Menschen zu sich ruft und Institutionen schafft, damit seine Botschaft und seine Lebenskraft auch jeden Menschen erreicht.
Die nächste Ebene ist der geschichtlich-kulturelle Anspruch, mit dem Jesus die Menschen in ihrer geschichtlichen Konkretheit erreicht, in den verschiedenen Lebensumständen, in den wechselnden kulturellen Bedingungen, die die Evolution der Menschheit, der Völker und der ganzen Menschheit begleiten.
Aus: Carlo Maria Martini, Mein spirituelles Wörterbuch. Pattloch Verlag, Augsburg 1998.
Glaube und Kultur
Der Glaube fordert Verantwortlichkeit vor Gott und für die weltliche und weltlich bleibende Kultur. Das mag zunächst ein Satz sein, der immer gilt oder immer zu gelten scheint. Aber wenn man bedenkt, daß es erst heute eine spezifisch weltliche Kultur gibt, daß das Christentum nicht den Anspruch erhebt, diese Kultur vom Glauben selbst oder gar vom kirchlichen Amt her eindeutig, positiv und direkt entwerfen oder manipulieren zu können oder zu wollen, dann ist Gefahr und Versuchung beim Glaubenden groß, diese profan-weltliche Kultur, die nicht mehr theologisch oder kirchlich entworfen werden kann, aus seiner christlichen Glaubensverantwortung vor Gott zu entlassen und als etwas zu betrachten, was ihn zwar als Menschen zu interessieren vermag, ihn aber als Christen nichts mehr angeht. Auch das Zweite Vatikanische Konzil (Gaudium et spes, Nr. 43 usw.) sieht die Gefahr als gegeben an, daß die Christen als solche nur nach dem "Himmlischen" trachten und meinen, das Irdische, weil es weltlich geworden und so Tat des Menschen sei, sei für sie als Christen keine Aufgabe mit heilsentscheidender Verantwortung. Schlicht sagt das Konzil: "Ein Christ, der seine irdischen Pflichten vernachlässigt, versäumt damit seine Pflichten gegenüber dem Nächsten, ja gegen Gott und bringt sein ewiges Heil in Gefahr." Das Wort von den irdischen Pflichten aber ist zu lesen auf dem Hintergrund der konziliaren Aussagen über die relative Autonomie der weltlichen Kultur (Nr. 59). Nur so erhält der zitierte Satz seine Schärfe und sein Gewicht: eben das, was als Kultur von Glaube und Kirche material konkret nicht vorgegeben werden kann, ist dennoch irdische Pflicht, bei der es um das ewige Heil geht. Der Christ ist in einsamer Mündigkeit auf seine profan bleibende Kulturarbeit verwiesen, und diese als Entäußerung seines christlichen Daseins ist - obzwar nicht allein - seine christliche Sendung und Verantwortung.
Aus: Karl Rahner Lesebuch, herausgegeben von Albert Lehmann und Adalbert Raffelt. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2004 (1982).
Jenseits von Anpassung und Absonderung
Bereits Paulus kennt also die elementare Spannung, in der wir Verkündiger auch heute stehen, nämlich die Spannung zwischen Anknüpfung an die religiösen Erfahrungen der Menschen und direkter Evangelisierung. Paulus freilich hat diese Spannung aufrechterhalten und keineswegs aufgelöst. Wenn hingegen dies geschieht, dann entsteht die alternative Versuchung, die wir in der heutigen Situation unserer Kirchen erleben: Entweder wird versucht, die Identität des christlichen Glaubens zu bewahren, selbst auf die Gefahr hin, diese in einer fundamentalistischen Art und Weise von der Welt abzusondern. Oder man pflegt den dialogischen Kontakt mit der Welt; man steht dann freilich in der Gefahr, den Glauben in einer säkularistischen Weise der Gesellschaft anzupassen und seine Identität preiszugeben. Auf jeden Fall leben wir heute in einer Zeit, in der die Kirchen zwischen fundamentalistischer Absonderung und säkularistischer Anpassung des Glaubens hin- und hergerissen sind.
In dieser Situation wird es entscheidend darauf ankommen, einen dritten Weg zwischen den beiden großen Versuchungen des Fundamentalismus und des Säkularismus zu finden und zu gehen: einen dritten Weg zwischen Absonderung und Anpassung. Denn in die Zukunft des kommenden Jahrtausends wird weder eine Festungskirche führen, die sich in der säkularisierten Welt von heute fundamental bedroht weiß und sich deshalb zu einer Bastion auszubauen versucht, noch eine Anbiederungskirche, die auf eine möglichst grenzenlose Offenheit setzt und eine Kirche des mühelosen Zutritts, der uneingeschränkten Akzeptanz und einer weitgehender Unverbindlichkeit intendiert. In die Zukunft wird vielmehr nur eine Kirche führen, die ihre eigene christliche Glaubensüberzeugung und ihre Dialogbereitschaft glaubwürdig miteinander zu verbinden weiß.
Eine solche glaubwürdige Synthese von Glaubensidentität und Weltoffenheit ist vor allem auf dem heutigen Areopag notwendig, auf dem wir uns immer schon befinden und auf dem wir mit den verschiedensten Strömungen und auch weltanschaulichen Bekenntnissen konfrontiert sind. Hier sind wir herausgefordert, den universalen Wahrheitsanspruch des christ- , lichen Evangeliums innerhalb der pluralistischen Gesellschaft von heute als einen Wahrheitsanspruch unter vielen anderen realistisch zu bejahen und glaubwürdig zu vertreten, und zwar in der Überzeugung, dass der erste und wichtigste Dienst der Kirche an den Menschen in der Verkündigung der Wahrheit Gottes besteht und dass die christliche Mission, der einladende Ruf zum Glauben, den Vorrang vor allen anderen Aufgaben haben muss.
Dies gilt zumal auf dem exponiertesten Areopag der heutigen Welt, auf dem Sie sich, liebe Feldprediger, bewegen, nämlich in der Welt des Militärs. Hier sind Sie gefordert, auf die Menschen zuzugehen und auf ihre Anliegen zu hören und zugleich Farbe zu bekennen, und zwar vor allem die bunte Farbe des befreienden Evangeliums Jesu Christi. Möge es Ihnen vergönnt sein, dass nicht allzu viele auf Ihre Verkündigung antworten werden: «Darüber wollen wir dich ein andermal hören.» Ich wünsche Ihnen vielmehr viele Dionysius und Damaris, bei denen Ihre Verkündigung nicht nur offene Ohren, sondern auch ein offenes Herz findet. Darum wollen wir heute den lebendigen Gott bitten.
Aus: Kurt Koch, Fenster sein für Gott. Unzeitgemäße Gedanken zum Dienst in der Kirche. Paulusverlag, Freiburg Schweiz 2002.
Glaube braucht das Bekenntnis
Ein namhafter Religionssoziologe hat schon vor vielen Jahren von der unsichtbaren Religion gesprochen. Damit konnte natürlich nicht gemeint sein, dass die Religion in unserer Gesellschaft keine institutionelle, sichtbare Erscheinungsform hat. Gedacht war eher an die religiösen Vollzüge des Einzelnen, die immer stärker individualisiert werden und bei der so entstehenden Vielfalt in ihrem öffentlichen Gemeinschaftscharakter eher zurücktreten. Dieser Prozess ist wohl wegen der nochmals gestiegenen Individualisierung und Pluralisierung auch der religiösen Verhaltensweisen weiter fortgeschritten.
Dies ist eine zwiespältige Entwicklung, die immer nachdenklicher macht. Gewiss wurzelt jede Religion zunächst in der Tiefe des einzelnen Menschen, der sich in seinem Denken und Wollen, in seinem "Herzen" zu ihr bekennt. Gerade heute muss der Glaube tief gegründet sein, wenn er den vielfältigen Gegenwinden ausgesetzt ist. Weil die öffentliche Atmosphäre immer stärker säkular bestimmt wird, zieht sich der Glaube des Einzelnen auch bis zu einem gewissen Grad in die eigene Innerlichkeit zurück. Er hat eine Scheu, zu laut zu werden und zieht lieber eine stillere Diskretion vor. Er meidet jede lautstarke Propaganda und lehnt alle marktschreierischen Anpreisungen ab.
Soweit kann man diese Scheu vielleicht noch verstehen. Aber es ist auch nicht zu übersehen, dass diese Individualisierung den Glauben dadurch unsichtbarer macht, indem er mehr und mehr privatisiert wird. Man möchte auch niemand in seinem eigenen Bekenntnis stören oder gar herausfordern. Das eigene Credo geht niemand etwas an. Man spricht deshalb ungern über seine eigenen religiösen Überzeugungen. Man kann sie auch oft gar nicht so recht zur Sprache bringen. Die Religion des Herzens kann so manchmal auch ziemlich stumm, ja sprachlos-dumpf und gelegentlich unerleuchtet werden.
Diese Privatisierung zeigt sich zunehmend darin, dass sich Menschen in ihrem religiösen Bekenntnis nicht mehr zu erkennen geben. Sie ziehen sich in die Anonymität zurück. Man kann dies in fast allen Nachschlagewerken über Personen von den Politikern bis zu den Wissenschaftlern stärker beobachten. Bei offiziellen statistischen Angaben möchten viele die Frage der Religionszugehörigkeit verschweigen. Wohnungswechsel und Umzüge werden mehr und mehr zu Gelegenheiten eines solchen Rückzugs. Auch Geistlichen gegenüber schweigt man z. B. bei Antrittsbesuchen oft über das religiöse Bekenntnis, selbst wenn man zur entsprechenden Kirche gehört. Aber auch in Weihnachts- und Neujahrsansprachen von politisch Verantwortlichen, die sich durchaus als Christen erklären, fehlt in den letzten Jahren zunehmend ein deutlicher Hinweis auf den christlichen Hintergrund der Feste und manchmal auch auf Gottes Segen. Auch bei Geburtstagen mehr oder weniger Prominenter fehlt nicht selten auch bei gläubigen Menschen die Rede von so etwas wie Führung durch Gott oder Geborgenheit in ihm - auch wenn man sein Leben durchaus so auffasst.
Man spürt in solchen Zusammenhängen eine merkwürdige Mischung von Scheu und Diskretion, Lauheit und persönlicher Reserviertheit. Zum Glauben gehört aber ohne Demonstration und Zurschaustellung das öffentliche Bekenntnis. "Wer mit dem Herzen glaubt und mit dem Mund bekennt ...", sagt der Hl. Paulus (Röm 10,10). Deshalb gibt auch vor diesem Hintergrund das zunächst etwas abgegriffene Wort Glaubens-Bekenntnis zu denken.
Ich verstehe eine gewisse Zurückhaltung. Aber der Glaube braucht das Bekenntnis wie der Vogel die Luft und der Fisch das Wasser. Er darf nicht verdunsten. Er braucht das lebendige Bekenntnis des Einzelnen, das durch noch so viele Apparate und Einrichtungen nicht aufgewogen wird. Um so dringlicher sind in dieser Situation wahrhafte Zeugen des Glaubens gesucht, die mit ihrer Existenz auch sichtbar und öffentlich eintreten für die Wahrheit des Glaubens, sei es durch das Wort oder durch die Tat des Lebens. Das Überleben des Christentums wird sehr von dieser Kraft lebendiger Zeugen abhängen. Darum sollten wir diesem Verdunstungsprozess durch unser mutiges Zeugnis Einhalt gebieten. Mit Fanatismus und dem, was man - gewiss etwas grobschlächtig - Fundamentalismus nennt, hat dies freilich nichts zu tun. Wir sollten Rechenschaft geben können über den Grund unserer Hoffnung (vgl. 1 Petr 3,15f.).
Aus: Karl Kardinal Lehmann, Mut zum Umdenken. Klare Positionen in schwieriger Zeit. Herder Verlag Freiburg Basel Wien 2000.
Human-resource-Management
Das erste Treffen findet in der "Tiffany Bar" statt. Edwin K. Semper, der Headhunter, hat es arrangiert. »Die Tiff-Bar«, hat er gesagt, »ist die ideale Location für inoffizielle Meetings. Die richtige Atmosphäre, und kein Mensch kennt sie.«
Wunderli findet sich also in einer Bar voller Tiffany-Lampen-Imitate wieder und voller melierter langhaariger Männer mit goldenen Rolex-Uhren, auch nicht gerade Originalen.
Den Mann, den er treffen soll, kennt er von einem Foto aus dessen eindrücklichem Curriculum. Er ist Mitte Vierzig, blond, glattrasiert und gutaussehend, ohne ein Beau zu sein, etwas, worauf Wunderli großen Wert legt, denn er ist selber auch kein Beau, schwach ausgedrückt.
Er ist auch nicht besonders gut darin, dreidimensionale Leute aufgrund eines zweidimensionalen Fotos zu identifizieren. Aber das ist auch gar nicht nötig: Kaum sitzt er in seiner Nische, geht die Tür auf, und ein mittelgroßer, passabel aussehender blonder Mittvierziger kommt geradewegs auf ihn zu. »Ich hoffe, ich bin nicht zu spät, Herr Wunderli. «
»Dann müssen Sie Herr Weinmann sein«, sagt Wunderli erleichtert und steht auf. Das ist er jetzt also, die Lösung.
Der Mann, der bei Hubag den Verkauf reorganisiert, bei Sibco das Sortiment gestrafft und bei Schäufele & Stutz den Gesamtbereich »Service und Beratung« völlig umgekrempelt hat.
Sie verstehen sich auf Anhieb. Weinmann hat auch dreimal am Engadiner Skimarathon teilgenommen, und Wunderli geht auch jedes Jahr nach Genf zum Autosalon. So redet man lustigerweise lange über Privates, bevor man endlich zum Geschäftlichen kommt. Immer ein gutes Zeichen bei einem Vorstellungsgespräch.
Auch Weinmanns Begründung, warum er unter Umständen in Erwägung ziehen könnte, Schäufele & Stutz zu verlassen (immer ein heikler Punkt, weil er ja die Loyalität betrifft), ist sehr befriedigend: Der Gesamtbereich »Service und Beratung« ist umgekrempelt und läuft. Weinmann ist hierarchisch am Anschlag und braucht einen neuen Challenge. Den kann ihm Wunderli bieten und sagt ihm das auch.
Beide machen eine Ausnahme und trinken schon jetzt etwas Alkoholisches: beide ein Bier, eine weitere lustige Gemeinsamkeit.
Ein Mißton entsteht erst, als Weinmann seine Gehalts-und Organigrammvorstellungen präzisiert.
Der Mann will die Nummer zwei werden. Darunter tut er es nicht.
Wunderli hätte eigentlich nichts dagegen, Weinmann zur Nummer zwei zu machen, wenn er nicht schon eine hätte: Bodenmann.
Bodenmann ist seit sechzehn Jahren dabei und rechnet sich - und daran ist Wunderli nicht ganz unschuldig -Chancen auf dessen Nachfolge aus. Er ist auch kein schlechter Mann, vielleicht etwas konservativ in seiner Führungsauffassung, aber dadurch selber gut zu führen. Für Wunderli galt er bisher immer als gesetzt. Weinmann hatte er, bei aller Sympathie, höchstens als Nummer drei gesehen.
»War trotzdem nett, Sie persönlich kennengelernt zu haben«, sagt Weinmann, als ihm Wunderli diesen Sachverhalt darlegt.
So schnell gibt Wunderli nicht auf. »Könnten Sie sich auch etwas Inoffizielles vorstellen?«
»Zum Beispiel?« fragt Weinmann.
»Sie sind offiziell die Nummer drei und verdienen weniger als Bodenmann. Aber wir beide wissen: Sie sind die Zwei, und die Differenz bezahle ich über die Holding.«
»Das, wofür Sie mich brauchen, schaff ich nur bei klaren Verhältnissen.«
Der Mann hat natürlich recht. »Okay, ich red mit Bodenmann«, sagt Wunderli schließlich.
Am nächsten Tag im Büro fragt ihn Bodenmann als erstes: »Und, hat er angebissen?«
Genaugenommen war es Bodenmann gewesen, der Wunderli gedrängt hatte, im Verkauf und Marketing etwas Entscheidendes zu unternehmen. Und sei es etwas Personelles. Bodenmann hatte auch den Kontakt mit Edwin K. Semper geknüpft, dem Headhunter. Und er war es auch gewesen, der gesagt hatte: »Den müssen Sie reinholen«, als der Name Weinmann fiel, dessen Reputation er kannte.
So ist er jetzt natürlich gespannt, was Wunderli über den Verlauf des ersten Gesprächs zu berichten hat.
»Jedenfalls wirkt er interessiert«, sagt Wunderli, als er hinter seinem Schreibtisch Platz nimmt.
»Ach, das ist ja erfreulich, erzähl«, strahlt Bodenmann. Nummer eins und Nummer zwei duzen sich seit fünf Jahren.
»Da gibt's nicht viel zu erzählen. Der Mann scheint kompetent, und die Chemie stimmt.«
»Seid ihr konkret geworden?«
»Das konkreteste Ergebnis ist: Wir treffen uns in drei Tagen wieder.«
Bodenmann schüttelt ungläubig den Kopf. Weinmann bei Schäufele & Stutz ausspannen, das gibt zu schreiben in der Fachpresse. »Interessiert zu unseren Bedingungen?« fragt er noch.
Das ist der Moment. »Nun, der Mann weiß schon, was er will.« Guter Einstieg.
»Das ist normal. Wir haben ja auch etwas Verhandlungsspielraum. Wo weicht ihr ab?«
Er will, daß ich ihn dir vor die Nase setze, denkt Wunderli. Sagen tut er: »Gehalts- und Organigrammpunkte.« »Breaking Points oder lösbar?«
Wunderli überlegt. Pack die Gelegenheit, denkt er. »Lösbar.«
»Wo liegt er?«
»Vierzig Prozent drüber.«
»Vierzig Prozent!« Bodenmann rechnet. »Dann läge er ja über mir.«
Jetzt! Kostbare Sekunden verstreichen. Dann sagt er bloß: »Hab ich auch gesagt.«
Bei Wunderlis nächstem Treffen mit Weinmann, wieder in der "Tiffany Bar", machen sie Nägel mit Köpfen. Beide haben ein Papier vorbereitet, auf dem sie ihre Punkte abhaken. Über die meisten einigen sie sich rasch: Ferien, Firmenwagen, Beletage. Einzig in der Gehaltsfrage besteht eine kleine Diskrepanz, die sie aber mit Fringe Benefits und Bonus überwinden.
Wunderli bestellt für beide ein Cüpli, und sie verabreden sich für die Vertragsunterzeichnung bei Edwin K. Semper.
Beim Verlassen der Bar fragt Weinmann: »Wie hat es Bodenmann aufgenommen?«
»Er freut sich auf die Zusammenarbeit.«
»Und?« fragt Bodenmann, als Wunderli zurück ist. »Geritzt«, lächelt Wunderli.
Bodenmann geht auf ihn zu und schüttelt ihm überschwenglich die Hand: »Gratuliere. Und die Differenzen?« »Da mußte ich etwas entgegenkommen.«
Als Bodenmann die (etwas geschönten) Zahlen hört, die ihm Wunderli nennt, ist seine Stimmung etwas gedämpfter. Der Mann kommt gefährlich nahe an ihn heran. Aber, tröstet er sich, damit habe ich für die nächste Lohnrunde etwas in der Hand.
Wunderli ist sehr zufrieden mit sich. Nur manchmal fragt er sich, ob sich Bodenmann über die hierarchischen Konsequenzen der Neueinstellung ganz im klaren ist. Der Mann hat nämlich eine Tendenz, unangenehme Fakten schlicht nicht zur Kenntnis zu nehmen.
Um sicherzugehen, informiert Wunderli nach Ablauf der Sperrfrist die Fachpresse persönlich.
»Weinmann von Schäufele & Stutz die neue Nummer zwei bei Wunderli«, liest Bodenmann ein paar Tage später.
Aus: Martin Suter, Business Class. Geschichten aus der Welt des Managements. Diogenes Verlag Zürich 2000.
Antonia Keßelring (2003)
Johann Pock (2000)
Regina Wagner (1997)