Menschen die Hoffnung geben
Vor einigen Jahren stand ich in einem Fußballstadion. Immer dann, wenn ein bestimmter Spieler an den Ball kam, rief ein Fan aus vollem Halse: "Jesus." Das tat er über die ganze Zeit des Spieles. Der Grund für sein Verhalten: Dieser Spieler wurde vom Verein in großer Sorge um den Abstieg verpflichtet. Er sollte die Mitspieler antreiben, ihnen Sicherheit und Hoffnung geben. Kurzum: Auf diesen Spieler ruhten viele Hoffnungen des Vereins. Er war so eine Art Rettergestalt. Es könnten noch mehr Beispiele aufgezählt werden, in denen auf Menschen große Hoffnungen ruhen, die wie eine Rettergestalt sind. Bei politischen Wahlen ist das deutlich zu sehen. Auch in unserem Lebensbereich brauchen wir Menschen, die uns Hoffnung geben, die uns wieder motivieren, die uns helfen, nicht zu sehr in Trägheit oder Traurigkeit zu verfallen. Nicht immer aber können diese Menschen Erwartungen nicht erfüllen.
Auch die Menschen zur Zeit Jesu warteten auf einen Retter. Sie waren unterdrückt von der römischen Besatzungsmacht. Seit Jahrhunderten warteten sie auf den Erlöser, auf den, der die Erlösung aus dem Elend dieses Lebens brachte. Sie erwarteten eine Erlösung aus dem Elend der Besatzung durch die Römer. Sie erwarteten, dass der Messias diese Welt gerechter machen werde. Das Wort "Elend" kommt von "elilenti" und heißt übersetzt: fern von Gott, fern von der Heimat. Die Menschen im Elend leben gleichsam in der Fremde. Die Menschen sehnten sich danach, wieder zu Gott zurückzukehren. Immer wieder waren sie selbst von Gott abgekehrt. Sie haben gegen seinen Willen verstoßen. Arme wurden unterdrückt.
Neue Lebensmöglichkeiten
Nach vielen Propheten, welche die Menschen zu Gott zurückführen sollten, kam dann der Prophet Johannes. Auch er predigte die Umkehr. Weil er den König Herodes kritisierte, kam er ins Gefängnis. Hier hört er dann von Jesus. Er hört von seinem Wirken. Er spürt, dieser Jesus ist etwas Besonderes, vielleicht sogar der Messias. "Bist du es, der da kommen soll oder müssen wir auf einen anderen warten?" Dieses also lässt Johannes der Täufer Jesus fragen.
Jesus antwortet: "Blinde sehen wieder, Lahme gehen, Aussätzige werden rein...!" Jesus zeigt: Mit ihm begann eine neue Welt. Mit ihm wurden vielen Menschen neue Lebensmöglichkeiten geschenkt. Jesus hat Menschen körperlich geheilt. Er hat das Heil gebracht.
Doch sind diese auch auf andere Weise zu verstehen. Wer mit Jesus lebt, wer auf ihn baut, auf ihn hofft, der wird auch innerlich geheilt. Der sieht die Welt und die Mitmenschen mit den Augen Gottes, mit den Augen der Liebe. Wer auf Jesus baut, der kann aufrecht durch das Leben gehen, der kann neue Wege gehen. Wer auf Jesus vertraut, der spürt: auch dort, wo mich Menschen nicht mögen, wo ich ausgestoßen, ja ein Aussätziger bin, dort nimmt Gott mich an, sagt Ja zu mir. In Jesus haben sich die Hoffnungen der Menschen erfüllt.
Jesus will die Hoffnungen der Menschen erfüllen. Wir dürfen auf ihn bauen und hoffen. Jesus verspricht nicht einfach nur das Heil, er verspricht nicht einfach nur die Rettung. Was Jesus im Evangelium erzählt, sind nicht einfach nur Worte. Alles, was er als Antwort gab, war mit seinen Worten und seinen Taten abgedeckt. Was Jesus sagte, das tat er auch.
Ein neues Gottesbild
In ihm war eines sichtbar. Es war die bedingungslose Liebe Gottes zu den Menschen. Hatte Johannes noch die Umkehr als Bedingung gepredigt, so ging Jesus einen Schritt weiter. Das heißt nicht, dass wir nicht der Umkehr bedürften. Doch wir dürfen zu dem Gott umkehren, den Jesus verkündet hat. In dieser Weise hat Johannes Jesus den Weg bereitet. Gott hat uns Menschen für das Heil geschaffen. Schon Jesaja hat diese Hoffnung in das Volk gelegt. Gott wird das Volk Israel befeien aus der Gefangenschaft.
Auch wir werden befreit aus dem, was uns gefangen hält. Ich kann mir gut vorstellen, dass Bürger der ehemaligen DDR das auch konkret verstehen, was Jesaja am Ende der Lesung verkündet. Ich kann mir auch gut vorstellen, wenn es einem Menschen gelungen ist, aus einer schlimmen Lebenssituation auszubrechen, dann ist das eine Befreiung. Nicht wenige sehen in derartigen Ereignissen das Wirken von Gott.
Wenn wir uns die Versprechungen des Jesaja anschauen, dann wird uns Mut gemacht für unser Leben. Unser Leben gelingt, ja es wird von Freude erfüllt werden. Traurigkeit, Verzweiflung und Mutlosigkeit - das alles kennen. Stunden der Einsamkeit, Stunden und Tage, an denen alles sinnlos erscheint - wer hat das nicht schon alles erfahren? Das sind die Wüsten unserer Zeit, die erschlafften Hände der heutigen Menschen, auch von mir persönlich. Christen und Christinnen leben in der Hoffnung, dass Gott uns Jesus sendet, der uns zurückführen will zu Gott. Gott ist unsere wahre Heimat. Je mehr wir auf ihn bauen, um so weniger leben wir im Elend, im "elilenti" - fern von Gott. Auf ihn gilt es in Geduld zu warten, durch alles Schwere und Leidvolle hindurch. Dazu macht der Brief aus Jakobus Mut.
Jesus macht Mut
Die Worte von Jesus geben uns Hoffnung und Zuversicht. Sie machen uns Mut, als Christinnen und Christen in der Welt zu leben. Wir wollen Jesus nicht nur hören, wir wollen nicht nur bestaunen, was er alles gesagt und getan hat. Wir wollen das weiterführen, in unserem eigenem Leben, mit unseren Gaben und Fähigkeiten. Wo wir einander ermutigen, das Leben zu meistern, andere ermutigen, sich einzubringen, wo wir uns einsetzen füreinander, für mehr Gerechtigkeit, wo wir zeigen, es lohnt sich zu glauben, dort führen wir das weiter, was Jesus wollte. Wir dürfen auf Jesus bauen und hoffen. Jesus aber hofft auf uns. So muss das, was wir gehört haben, nicht einfach Utopie bleiben, nicht einfach etwas, was vor langer Zeit gesagt wurde, sondern es kann bei uns beginnen. Es wird bei uns beginnen. Das habe ich schon oft erlebt.
Gott bringt eine ganz andere Erlösung als die Politiker und Politikerinnen aller Farben, Gott schenkt uns in Jesus einen wahren Retter. Es wäre schön, wenn der Fußballfan vom Beginn auch wirklich Jesus kennen würde, auf ihn vertrauen würde. Dann würde sein Leben gelingen. Wenn wir auf Jesus bauen, dann gelingt unser Leben, wird von Freude erfüllt. Lasst uns zuerst allein auf Jesus hoffen.