Ein genialer Partner
Wer den Namen Karl Valentin hört, denkt automatisch auch an seine Partnerin Liesl Karlstadt. Sie beide zusammen waren ein komödiantisches Paar. Sie gaben sich die Stichworte, die der andere aufgriff. Aus diesem Zusammenspiel funktionierte ihre Komik und in diesem Sinne waren sie geniale Partner.
Wenn am heutigen Christkönigssonntag die Szene am Kreuz das Evangelium ist, dann möchte ich auf den rechten Schächer schauen. Er ist so etwas wie der ideale Partner für jene, die Jesus verstehen wollen.
Er ist und bleibt ein König
Ein König wird man durch die Krönung und Einsetzung und man bleibt es. Manche Märchen und auch Filme leben davon, dass der König versucht, inkognito aufzutreten. Das gelingt nie lange.
Christus ist der König der Liebe und der Zuwendung. Der rechte Schächer zeigt dies an, wenn er um das Gedenken Jesu bittet. Er spürt etwas davon, dass es Jesus ernst war mit den Worten und Taten der Vergangenheit. Er nimmt alle Erinnerung an die guten drei Jahre auf und fasst sie zusammen. Jetzt, wo es bald vorbei ist, soll Jesus noch einmal die Liebe leben. In einem Moment der Ohnmacht ruft er Jesus zu: "Ich brauche dich hier und jetzt!".
Genau hier und jetzt handelt Jesus. Er lässt den nicht in der Trauer, der ihn braucht. Das war schon so bei Zachäus, der ihm wichtiger war als die ganze Menge. Das war schon so bei der blutflüssigen Frau. Bei ihr blieb er stehen, obwohl er dringend im Haus des Synagogenvorstehers erwartet wurde. Das war schon so, als Jesus eigentlich mit seinen Jüngern allein sein wollte. Da ließ er sich erreichen vom Bedürfnis der Menge nach einem helfenden Wort.
"Denk an mich" kann man aussprechen mit der Betonung auf mich. Dann kann man innerlich all die Worte hören, die Jesus vorher anderen gesagt hatte. Ich will jetzt an der Reihe sein, wie es andere vorher waren. Das nächtliche Gespräch mit Nikodemus endete mit einer Erklärung, die jener verstand. Das Gespräch mit der Frau am Jakobsbrunnen zeigte ihr, dass Jesus ganz bei ihrer Lebenserfahrung war. Und nun: "Denk an mich!"
Er ist und bleibt die Antwort
Jesu Kreuz steht in der Mitte. Zuerst aber geht es um Gespräche untereinander. Die führenden Männer verlachen ihn. Die Soldaten spotten. Der linke Schächer spottet. Das wird dem rechten Schächer zu viel. Bei seinem Mitschächer kann er einhaken und dann den inneren Weg zu Jesus finden. Hier kann man an die verschiedenen Diskussionen mit den Pharisäern oder Sadduzäern denken. Sie wollten immer wieder Jesus aufs Kreuz legen. Und dann entstanden die wichtigen Aussagen. Vor zwei Wochen führte die Fangfrage nach der Ehe zum zentralen Wort: "Unser Gott ist ein Gott der Lebenden!" Die Fangfrage nach dem Nächsten führte zum Gleichnis des barmherzigen Samariters. Plötzlich sind jene im Hintertreffen, die sich stark fühlten. Man dachte wieder mehr an die Worte, die Jesus den anderen gegeben hatte. So erkennt man wieder: Das eigentliche Wort hat Jesus. Das kann der eine Schächer dem anderen sagen. Und das Kreuz Jesu steht wieder mit Recht in der Mitte.
Ein Prototyp für uns
Ohne die Gestalt des rechten Schächers wäre alles reden über Christkönig ganz anders. Er bringt mit seiner Sehnsucht Echtheit ins Spiel. Niemand muss etwas über Jesus sagen. Der rechte Schächer zeigt nur an, was er verstanden hat. Jesus gibt ihm die Antwort. Er gibt ihm die Würde. Er lässt ihn nicht ohne Hoffnung.
So kann der Schächer für uns zur Ermutigung werden. Wir dürfen mit unseren Christuserfahrungen auf einen neuen Moment hoffen. Was ich über Christus schon weiß, ermutigt mich zur Hoffnung im "Hier und Jetzt". Es gibt keine Situation, in der Jesus nicht den Weg mit uns gehen könnte. Ob es immer die heilende Erfahrung ist, wissen wir nicht. Manche Begegnung mit Jesus ließ bei den Menschen viele Fragen zurück. Aber es gab immer die Perspektive zu einem Mehr. Ein Mehr an Leben und ein Mehr an Hoffnung. Ein Mehr an Wissen darum, um seiner selbst willen geliebt zu sein. Ein Mehr, das die Hoffnung des letzten Satzes im Evangelium meine Erfahrung wird: "Du wirst mit mir im Paradies sein!"