Zur Grundstimmung von Sylvester und Neujahr gehört auch das Gefühl der Ungewissheit. Auch wenn wir noch so gründlich planen, wir können über die Zukunft nicht verfügen. Wir wissen nicht, was auf uns zukommt. Was sollen wir uns selbst und unseren Mitmenschen in dieser Situation wünschen?
Beim Nachdenken über diese Frage hat mich das Wort des Apostel Paulus "Als die Zeit erfüllt war" aus der 2. Lesung des heutigen Festtages angesprochen.
Als Christen leben wir in einer erfüllten Zeit. So können wir uns und unseren Mitmenschen wünschen, dass wir am Ende des begonnenen Jahres sagen können: Es war eine erfüllte Zeit. Was immer das neue Jahr auch bringen wird, wir sollen darnach trachten, dass daraus eine erfüllte Zeit wird.
Aber was ist eine erfüllte Zeit und wie kann sie entstehen? Paulus nennt im Brief an die Galater wichtige Elemente. "Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft erlangen".
Die Zeit ist erfüllt, weil Gott seinen Sohn gesandt hat, der die Namen Jesus und -Immanuel trägt, weil in Jesus Gott als Retter mitten unter uns ist. Das erste Fundament einer erfüllten Zeit ist nicht unsere Tüchtigkeit, sondern das Vertrauen auf Gott, der in und durch Jesus unter uns gegenwärtig und wirksam ist.
"Sohnschaft"
Dieser Gott macht uns frei und schenkt uns die Gabe der "Sohnschaft", er macht uns zu Töchtern und Söhnen Gottes. Er sendet auch den "Geist seines Sohnes in unser Herz, den Geist, der ruft: Abba, Vater." Die Zeit ist erfüllt, wo Menschen zu Söhnen und Töchtern Gottes werden und dadurch zur Freiheit der Kinder Gottes gelangen
Reich Gottes
Die Zeit ist erfüllt, wo das Reich Gottes anbricht. Markus fasst dies in knappen Worten zusammen: "Jesus verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!" (Mk 1,15).
Diese Texte nennen die Fundamente und Quellen einer "erfüllten Zeit". Die erfüllte Zeit ist eine heilsträchtige Zeit, eine Zeit, in der viele Chancen und Möglichkeiten verborgen sind, und diese auch wirklich werden. Mögen wir diese Chancen sehen und nutzen.
Es gibt die verlorene, die ungenutzte Zeit, die verspielte Zeit. Und es gibt die erfüllte Zeit. Ihr Merkmal ist nicht immer das Gutgehen, der Erfolg. Es kann auch die Zeit einer Krankheit und eines Misserfolges zu einer gefüllten Zeit werden.
So wünsche ich, dass wir am Ende des nun begonnenen Jahres sagen können: Es gab erfüllte Zeiten, für die ich dankbar sein kann.