Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 15. Dez. 2024 - 3. Adventsonntag (C)
Wir brauchen Ihre Unterstützung!
Um den Weiterbetrieb des Predigtforums sicherstellen zu können:
Wir haben hart gearbeitet, ein wertvolles Angebot zu schaffen.
Die Autorinnen und Autoren stellen Ihre Beiträge nach wie vor unentgeltlich zur Verfügung.
Die Entwicklungskosten und der laufende Betrieb benötigen jedoch eine solide Finanzierung, die unsere wirtschaftlichen Möglichkeiten übersteigt.
Bitte, helfen Sie uns mit Ihrer Spende!
Entwicklungskosten und laufender Betrieb
Was ist da so teuer?
Die technische Entwicklung machte es notwendig, dass die Beiträge auf allen gebräuchlichen Geräten (Desktop, Tablet, Smartphone) aller gängigen Systeme (Windows, Apple, Android) dargestellt werden können.
Seit einiger Zeit arbeiten wir an einer Predigtforum-App. Diese wird weitere Möglichkeiten der Nutzung des umfangreichen Contents bieten.
Wir haben uns bemüht, die Benutzerfreundlichkeit auf ein Höchstmaß zu optimieren - hierzu zählen beispielsweise auch die Kalenderfunktion und die Möglichkeit des RTF-Downloads für gewählte Texte.
Die stetig steigende Zahl der Beiträge (dzt. über 15 000 Einzeltexte) erforderte ein ausgeklügeltes Such- und Archivsystem.
Für die neuen Teilbereiche "Hausgottesdienste" (während der Corona-Pandemie), Werktagsmessen und Heiligengedenktage werden durch eine Erweiterung des Systems Textangebote bereitgestellt.
Zu guter Letzt muss das System stetig aktualisiert werden, um der zunehmen Angriffsflut entgegen zu treten. Jedes Update erfordert eine zeitaufwändige Überprüfung und Anpassung des Programmcodes.
Ein aufrichtiges "Vergelts Gott" allen Unterstützern des Predigtforums!
- Jan
- Feb
- Mar
- Apr
- Mai
- Jun
- Jul
- Aug
- Okt
- Sep
- Nov
- Dez
- Mo
- Di
- Mi
- Do
- Fr
- Sa
- So
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
26. Jan. 2025
3. Sonntag im Jahreskreis (C)
19. Jan. 2025
2. Sonntag im Jahreskreis (C)
12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
15. Dez. 2024
3. Adventsonntag (C)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Zef 3,14-17
Hinführung:
Der Prophet Zefanja trat um 630 v.Chr. auf. Aus seiner Botschaft hören wir heuteermutigende Zusagen und Aufforderungen, die nicht nur dem israelitischen Volk damals galten, sondern auch uns aufbauen und motivieren wollen.
Lesung aus dem Buch Zefanja.
Juble, Tochter Zion!
Jauchze, Israel!
Freu dich und frohlocke von ganzem Herzen,
Tochter Jerusalem!
Der HERR hat das Urteil gegen dich aufgehoben
und deine Feinde zur Umkehr gezwungen.
Der König Israels, der HERR, ist in deiner Mitte;
du hast kein Unheil mehr zu fürchten.
An jenem Tag wird man zu Jerusalem sagen:
Fürchte dich nicht, Zion!
Lass die Hände nicht sinken!
Der HERR, dein Gott, ist in deiner Mitte,
ein Held, der Rettung bringt.
Er freut sich und jubelt über dich,
er schweigt in seiner Liebe,
er jubelt über dich und frohlockt,
wie man frohlockt an einem Festtag.
Die alttestamentliche Lesung ist dem Prophetenbüchlein Zefanja entnommen. Mitnur drei Kapiteln gehört es zu den kleinsten Büchern der Bibel. Der Prophet Zefanjastammt wahrscheinlich aus Jerusalem und die Botschaft erging an ihn „in denTagen des Joschija, des Sohnes Amons, des Königs von Juda“ (vgl. Zef 1,1) - alsoum 630 v.Chr. Zu dieser Zeit verlieren die Assyrer zusehends an Macht (aufgrunddes Aufstiegs der Babylonier). Juda musste seit dem Untergang des Nordreichs denAssyrern Tribut zahlen, um seine Eigenstaatlichkeit zu erhalten. Diese Bedrohungwich nun zusehends.
Der König in ihrer Mitte
Der Text beginnt mit einem Aufruf zum Jubel. Mit der Tochter Zion ist die StadtJerusalem gemeint. Auch Israel wird zum Jauchzen aufgefordert. Nachdem nachder Zerstörung des Nordreichs Israel (722 v.Chr.) viele Menschen ins Südreich Judageflohen waren, wurde Juda nun auch Israel genannt.
Standen in den beiden ersten Kapiteln des Prophetenbuches die Gerichtsworte imVordergrund, so hebt Gott sein Urteil jetzt auf und wendet sich seinem Volk wiederzu. Ja, mehr noch: JHWH ist ihnen ganz nahe, ist mitten unter ihnen - dies wirdsogar ausdrücklich zweimal zugesagt (VV. 15.17). Die Schwächung der Assyrer wirdhier als Tat Gottes gedeutet, der die Feinde zur Umkehr gezwungen hat. Gott ist alsoHerr der Weltgeschichte (vgl. auch Jes 52,7). Dies kommt im Titel „König Israels“ zumAusdruck. Der wahre König von Israel/Juda ist allein JHWH.
Zuspruch für Jerusalem
Angst und Resignation lassen sich aus den folgenden Aufforderungen herauslesen.Jerusalem soll sich nicht fürchten und nicht die Hände in den Schoß legen. JHWH selbstbringt Rettung. Mit der Bezeichnung „Held“ wird JHWH hier in sehr menschlichemBild dargestellt - und damit sehr nahe. Dieser Ausdruck, der aus der Kriegssprachekommt, erinnert an andere Texte, in denen Gott als erfolgreicher Krieger für sein Volkdargestellt wird (z.B. Ex 15,3; Jes 42,13). Dieser Vergleich möchte vor allem aufzeigen,mit welcher Leidenschaftlichkeit sich JHWH für sein Volk einsetzt.
Die Freude Gottes
Am Ende stehen die Freude und der Jubel Gottes über Jerusalem, sein Volk. Wozuam Beginn die Menschen aufgerufen werden, davon ist Gott schon erfüllt. Auch hierwird in sehr menschlichen Kategorien von Gott gesprochen: JHWH ist kein distan-zierter Allherrscher in weiter Ferne oder eine „abstrakte Energie“, sondern ein fürdie Menschen mit Leidenschaft sich engagierendes Gegenüber. Daher hat JHWHkeine Worte des Gerichts mehr für sein Volk, sondern nur noch Liebe.
Grund zur Freude
Im Evangelium kommen Menschen guten Willens und voller Erwartung zu Johannesdem Täufer, der ihnen Wege der Umkehr aufzeigt. Er verweist auf die Frohbotschaft,die er auch verkündet: auf Jesus, den Kommenden.
Ingrid Penner
© Diözese Linz. Team Bibelwerk Linz und Glaubenskommunikation
Zefanja, nach der Beschreibung von Zef 1,1, vermutlich ein Urenkel des Königs Hiskija, ist ein Pessimist: In mehr als zwei Dritteln seines Büchleins verkündet er das Gericht des kommenden Herrn. Und er verschont niemanden: nicht das Land Juda, seine Nachbarländer, die Stadt Jerusalem. Wer aber nach dem Gericht verbleibt, gehört zur Neusammlung des Gottesvolkes. Die Idee dieses versammelten Rests des Volkes kann als die geistliche "Brücke" zum Neuen Testament gesehen werden: Jesus kommt auch, um aus dem Volk die Menschen zu einem neuen Bund zu vereinen.
Die vorliegende Perikope findet sich in den letzten Versen des Buches Zef. Sie erzählt von der Hoffnung, die über die Stadt Jerusalem kommt und sie zum Ort der Neusammlung macht.
Antwortpsalm - Jes 12,2-6
Kv: Freut euch und jubelt; in eurer Mitte ist der Herr. - Kv
(oder GL643,3)
Siehe, Gott ist mein Heil;
ich vertraue und erschrecke nicht.
Denn meine Stärke und mein Lied ist Gott, der HERR.
Er wurde mir zum Heil. - Kv
Ihr werdet Wasser freudig schöpfen
aus den Quellen des Heils.
Dankt dem HERRN! Ruft seinen Namen an!
Macht unter den Völkern seine Taten bekannt,
verkündet: Sein Name ist erhaben! - Kv
Singt dem HERRN, denn Überragendes hat er vollbracht;
bekannt gemacht sei dies auf der ganzen Erde.
Jauchzt und jubelt, ihr Bewohner Zions;
denn groß ist in eurer Mitte der Heilige Israels. - Kv
2. Lesung - Phil 4,4-7
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Philippi.
Schwestern und Brüder!
Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!
Noch einmal sage ich: Freut euch!
Eure Güte werde allen Menschen bekannt.
Der Herr ist nahe.
Sorgt euch um nichts,
sondern bringt in jeder Lage
betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!
Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt,
wird eure Herzen und eure Gedanken
in Christus Jesus bewahren.
Martin Stewen (2006)
Martin Stewen (2000)
Die Gemeinde von Philippi in Mazedonien war die erste Gemeinde, die Paulus in Europa gründete. Gewisse Andeutungen des Apostels weisen darauf hin, dass er sich mit ihr besonders verbunden fühlte. Man spricht deshalb gelegentlich von seiner "Lieblingsgemeinde".
Den Brief an die Philipper hat Paulus als Gefangener (vgl. Phil 1,13-14. 17), vermutlich in Ephesus, abgefasst. Auch die Gläubigen, an die er schreibt, erleiden Verfolgungen und Bedrängnisse. Es geht von daher im ganzen Schreiben immer wieder um die Bewältigung der Erfahrung von Leid. Paulus will die Freude, die ihm selber mit seinem Glauben an Jesus Christus gegeben ist, der Gemeinde weitergeben.
Im Zentrum der Lesungsperikope steht die Zusage: "Der Herr ist nahe" (Vers 5b). Der Apostel erwartete und erhoffte wie das frühe Christentum allgemein ein baldiges Wiederkommen Jesu Christi. Angesichts dessen verblassen Sorge und Beschwernis dieser Welt. Gott wird sein Heilswerk in naher Zukunft vollenden. Aus diesem Trost gilt es zu leben.
Eine andere Art von Advent erlebt Paulus in seiner Gefangenschaft. Angesichts des nahen Todes schreibt er seiner Gemeinde in Philippi, die er auf seiner 2. Missionsreise (50/52 n. Chr.) besucht hat, dass er nun erwartet, Christus in der Ewigkeit zu begegnen. Diese Aussicht ist nicht beängstigend, sondern vielmehr Grund zur Freude.
Ruf vor dem Evangelium - Jes 61,1ab
Halleluja. Halleluja.
Der Geist des Herrn ruht auf mir.
Der Herr hat mich gesandt,
den Armen die Frohe Botschaft zu bringen.
Halleluja.
Evangelium - Lk 3,10-18
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas.
In jener Zeit fragten die Scharen Johannes den Täufer:
Was sollen wir also tun?
Er antwortete ihnen:
Wer zwei Gewänder hat,
der gebe eines davon dem, der keines hat,
und wer zu essen hat,
der handle ebenso!
Es kamen auch Zöllner, um sich taufen zu lassen,
und fragten ihn: Meister, was sollen wir tun?
Er sagte zu ihnen:
Verlangt nicht mehr, als festgesetzt ist!
Auch Soldaten fragten ihn:
Was sollen denn wir tun?
Und er sagte zu ihnen:
Misshandelt niemanden,
erpresst niemanden,
begnügt euch mit eurem Sold!
Das Volk war voll Erwartung
und alle überlegten im Herzen,
ob Johannes nicht vielleicht selbst der Christus sei.
Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort:
Ich taufe euch mit Wasser.
Es kommt aber einer, der stärker ist als ich,
und ich bin es nicht wert,
ihm die Riemen der Sandalen zu lösen.
Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.
Schon hält er die Schaufel in der Hand,
um seine Tenne zu reinigen
und den Weizen in seine Scheune zu sammeln;
die Spreu aber
wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.
Mit diesen und vielen anderen Worten
ermahnte er das Volk und verkündete die frohe Botschaft.
Bibelwerk der Diözese Linz (2018)
Martin Stewen (2000)
Der Evangelist Lukas erzählt von den Scharen, die zu Johannes an den Jordan kamen, um sich von ihm taufen zu lassen. Dieser aber weist darauf hin, dass die Taufe allein sie nicht vor dem kommenden Gericht Gottes schützt, so wenig wie eine Berufung auf die Abstammung von Abraham. Nur ein radikales Umdenken, das auch ein entsprechendes Handeln nach sich zieht, entspricht dem Willen Gottes.
Konkrete Handlungsanweisungen
Diese Aussagen waren Lukas wohl zu allgemein und so lässt er die verschiedensten Leute fragen: „Was sollen wir tun?“ (V. 10) - und er zählt ihnen konkrete Möglichkeiten auf. Für alle („die Leute“) gilt der Appell, die Ärmeren nicht aus dem Blick zu verlieren und mit ihnen zu teilen (V. 11). Von einer völligen Aufgabe jeglichen Besitzes, wie dies später dann in Lk 14,33 für die Jünger Jesu gefordert wird, ist hier keine Rede.
Dabei weiß Lukas, dass ein gottgefälliges Leben für jede und jeden entsprechend der eigenen Lebenssituation anders aussieht. Von den mit den Römern verbündeten jüdischen Zöllnern verlangt der Täufer nicht die Aufgabe ihres Berufs, er verbietet aber die unerlaubte Bereicherung durch überhöhte Geldforderungen (V. 13). Das entspricht der Begegnung Jesu mit dem Zöllner Zachäus, der durch die Begegnung mit Jesus außerdem zur Wiedergutmachung bereit ist (vgl. Lk 19,1-10).
Auch den römischen Soldaten weist Lukas mit der Stimme des Johannes einen Weg: Sie sollen sich nicht gewaltsam mit Waffen und durch Erpressung bereichern. Nichtjuden sind durch die Predigt ebenfalls zum Nachdenken und zu einem entsprechenden Verhalten nach dem Willen Gottes eingeladen. Dies erinnert an die Erzählungen vom Hauptmann von Kafarnaum (Lk 7,1-10) und jenem in Cäsarea namens Kornelius (Apg 10). Lukas möchte seiner Gemeinde realistische Handlungsmodelle anbieten.
Wer ist der Messias?
Nun war aber noch eine Klärung notwendig: Das jüdische Volk (V. 15) - das ist hier gemeint, nicht mehr eine nicht näher bestimmte Menge wie zu Beginn (vgl. V. 10) - sollte anerkennen, dass Johannes nicht der im Judentum erwartete Messias ist. Ohne einen konkreten Namen zu nennen, weist dieser auf einen Stärkeren hin, der mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen wird (V. 16). Damit ist bereits auf das Pfingstereignis in Apg 2 angespielt, in dem die Jüngergemeinde Jesu in Feuer und Sturm den Geist Gottes empfing. Dieser Stärkere vollzieht jenes Gericht an den Menschen, das Johannes im vorangehenden Vers 9 ankündigt.
Eine gute Nachricht ...
Obwohl die Sprache doch etwas bedrohlich klingen mag, wird die Verkündigung als eine frohe Botschaft gedeutet, die Ermahnung des Volkes durch Johannes ist in jedem Fall „Evangelium“ (= gute Nachricht; V. 18).
Roland Schwarz
© Diözese Linz. Team Bibelwerk Linz und Glaubenskommunikation
Die Evangelienperikope gibt einen Abschnitt aus der Predigt Johannes des Täufers wieder (vgl. schon Lk 3,7-9). Es handelt sich zum einen um eine Mahnung zur Umkehr, zum anderen um den Hinweis auf einen "Größeren" (den Messias), der kommen wird.
Die Umkehr besteht nach Johannes dem Täufer in konkreten Taten der Menschlichkeit und Nächstenliebe und im Meiden von Unrecht.
Das Wirken des Messias wird von Johannes als Taufen mit dem Heiligen Geist und mit Feuer beschrieben. Wahrscheinlich hat er damit ein vom Heiligen Geist bewirktes reinigendes und läuterndes Gericht im Blick. In eine ähnliche Richtung zielt das Bild vom Bauern, der die Körner von der Spreu scheidet, indem er das Getreide gegen den Wind worfelt - ein damals sehr gebräuchlicher Vorgang bei der Ernte und damit den Hörern von Johannes dem Täufer sicher auch sehr eindrücklich.
Was sollen wir tun?
Klare Handlungskonzepte
Zwar bin ich kein Freund des Autorennsports, ich bin jedoch fasziniert, mit welcher Schnelligkeit und Präzision die jeweiligen Helferteams einen Boxenstopp abfertigen. Ohne Diskussion weiß jeder, was er zu tun hat, und hat dies eingeübt bis in den kleinen Finger. Ich bewundere auch professionelle Rettungseinsätze von Hilfsorganisationen.
Ich selber weiß nicht immer, was ich in kritischen Situationen zu tun habe. Wenn Menschen in Panik geraten, neigen sie zur Flucht oder stellen sich tot. Sie tun Dinge, über die sie später lachen, wenn z.B. alle Klopapier kaufen. Manche sind in solchen Situationen wie gelähmt, warten ab und sind zu keiner eigenen Entscheidung fähig.
In Krisenzeiten sind viele Menschen ratlos und fragen "Was sollen wir tun?" Nicht wenige verfallen dann den einfachen Handlungsanweisungen von Populisten. In Zeiten, in denen gleich mehrere Krisen zusammentreffen, haben dann Populisten Hochkonjunktur.
Weisheit der Propheten
Im Evangelium haben wir gehört, wie Menschen an Johannes den Täufer herangetreten sind und ihn gefragt haben: "Was sollen wir tun?" Viele waren damals ratlos und fragten sich, wie es politisch und religiös im Land weitergehen soll. Sie erwarteten sich von Johannes, dessen Geradlinigkeit und Radikalität sie bewunderten, Antworten für ihre Zukunft. Johannes gibt ihnen sehr konkrete Anweisungen. Diese klingen ein wenig schlicht und einfach. Manchen sind sie vielleicht zu einfach. Sie fußen auf alten prophetischen Überlieferungen und forderten ein, was schlicht und einfach gerecht ist. Die Propheten verkündeten nicht schlaue Tricks, wie man erfolgreich zu einer besseren Zukunft kommt. Sie waren überzeugt, dass nur Recht und Gerechtigkeit die Grundlage für ein gutes und zugleich gottgefälliges Leben sein können.
Sehen – urteilen - handeln
Der belgische Arbeiterpriester und spätere KardinalJoseph Cardijn, Begründer der CAJ, der Internationalen Christlichen Arbeiterjugend, formulierte einen Dreischritt verantwortlichen Handelns: sehen – urteilen – handeln. Dieser wurde nicht nur für die Katholische Arbeiterbewegung zum Leitmotiv, sondern ging auch als handfeste Formel in die Katholische Soziallehre ein.
Viele Menschen sind versucht, gleich nach dem Handeln zu fragen: Sag uns, was wir tun sollen! Das Sehen und Urteilen halten sie für vorgegeben oder wollen es kompetenteren Personen überlassen. Damit öffnen sie jedoch ein Einfallstor für politische und religiöse Ideologien, für dubiose Gurus oder Populisten. Auch manche kirchliche Kreise haben Interesse daran, den Leuten vorzugeben, was sie zu tun haben.
sehen
Um Probleme zu lösen, kommen wir um verlässliche Analysen und um den heute vielbemühten "Faktencheck" nicht umhin. Selten schafft das eine Person allein. Meist braucht es dazu die Zusammenschau aller Betroffenen. Wichtig sind dabei auch die Sichtweisen verschiedener Wissenschaften.
urteilen
All das gilt es abzuwägen und nach ethischen sowie religiösen Kriterien zu beurteilen. Wie deuten wir die erhobenen Fakten im Licht der Tradition? Wie sollen wir damit umgehen? Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für unsere Zukunft?
handeln
Erst im dritten Schritt gilt es, konkrete Handlungsweisen zu formulieren und Ziele zu setzen, die nachhaltig und "enkelfit" sind, um es mit gegenwärtig beliebten Schlagwörtern auszudrücken.
Zukunftsorientiertes Handeln
Johannes der Täufer greift einerseits auf die theologischen Traditionen Israels zurück und verweist andererseits auf den von vielen erwarteten Christus, auf den Messias. Dieser werde uns "mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen", und: "Schon hält er die Schaufel in der Hand, um seine Tenne zu reinigen und den Weizen in seine Scheune zu sammeln; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen." Der erwartete Messias stattet uns mit dem Heiligen Geist aus, der uns zur Unterscheidung der Geister befähigt und zeigt, was bleibenden Wert und Bestand hat.
Der Advent bietet uns eine Zeit des Innehaltens. Wir können und sollen ihn zum genauen Hinschauen nutzen: auf unser eigenes Leben, auf die gesellschaftliche und nicht zuletzt auf die kirchlich-religiöse Situation. Um uns ein zukunftsfähiges Urteil bilden zu können, brauchen wir tragfähige Kriterien für die Unterscheidung von Wertvollem und Wertlosem. Diese finden wir in der Rückbesinnung auf die heiligen Schriften und die Glaubensüberlieferung der Kirche. Daran können wir uns Handel ausrichten, gegebenenfalls müssen wir es auch korrigieren, müssen wir bereit sein umzudenken und umkehren.
Freut euch im Herrn
Sonntag Gaudete
Diese Freudenbotschaft durchzieht alle Texte bis hin zur Eucharistiefeier. Grund der Freude: Der Herr ist nahe. Die Freude wird umso größer, wenn Unheil, Leid und Entbehrung ein Ende finden. Wir kennen solche ausweglosen, schwierigen Situationen auch in unserem Leben, wo sich ein Missgeschick oder gar Unglücksfall an den anderen reiht und sich vielleicht spät, aber doch schrittweise alle Probleme zu lösen beginnen. So war es damals auch. Das Buch Zefanja entstand im 6. Jhdt. v. Chr., über den Propheten selber ist wenig bekannt. Die Israeliten kehren nach Jahrzehnten aus dem Exil zurück nach Jerusalem, finden alles zerstört, Wohnungen kaputt, Versorgungsengpässe, Alltagsbedürfnisse haben den Vorrang, daher beginnt erst nach Jahrzehnten der Wiederaufbau des Tempels im Jahre 520 v. Chr. Er ist ein sehr wichtiges Identitfikationsmerkmal für das Volk.
Was kriegerische Zerstörung anbelangt, zeigt uns täglich das Fernsehen. Jetzt kommt in der ersten Lesung ein entscheidender Wendepunkt, der Tag des Herrn ist ein Tag der Umkehr. „Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein Held, der Rettung bringt.“ (Zef 3,17). Dann steht noch die Aufforderung: „Lass dieHände nicht sinken.“
Was kann das für ein Leben in Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung bedeuten? Beobachten Sie Menschen, wenn es ihnen total schlecht geht, was sie mit ihren Händen tun. Sie halten sich diese vor das Gesicht, um ihren Schmerz, ihre Niedergeschlagenheit zu verbergen oder sie senken ihre Arme, weil sie müde und kraftlos geworden sind. Vielleicht versuchen sie noch einmal, ihre letzten Kräfte zu bündeln mit dem letzten Stückchen Hoffnung und dem Mut, weil eine Änderung doch noch möglich sein kann. Das gibt dann Anlass zu großer Freude.
Der freudige Ton ist das Wissen, dass Gott in höchster Not da ist. Die Propheten kämpfen oft gegen die Mutlosigkeit, gegen Verzweiflung und Erschöpfung. Solche Menschen brauchen wir auch heute, die uns in schweren Zeiten nahestehen, trösten und auch Einsatz leisten. Sie können auch heute solche Fragen hören oder auch schon selber gestellt haben: Wohin wird das noch alles führen? Verbunden auch mit der nostalgischen Feststellung: Das hätte es früher nicht gegeben. Sind Sie sicher?
In dunklen Stunden mit Christus verbunden
Die zweite Lesung zeigt die verzweifelte Situation des Paulus. Er sitzt im Gefängnis. Wird er so schnell da wieder herauskommen? Auch bei ihm zeigen sich dunkle Stunden. Wer mit Christus auch in harten Zeiten verbunden bleibt, hat noch Freude im Herzen und findet Frieden, innere Ruhe, die zur Gelassenheit führen kann. Nicht zu verwechseln mit Gleichgültigkeit oder Hilflosigkeit, sondern Vertrauen darauf, dass alles gut wird, wahrscheinlich nicht gleich, aber doch in ganz kleinen, spürbaren Schritten. Vielleicht begegnen Sie Menschen, die auch in ihrem schweren Los noch Güte, Geduld und Gottvertrauen ausstrahlen, was bewundernswert ist und ihre Umgebung gar nicht versteht.
Einfachheit und Genügsamkeit
Das Evangelium stellt uns Johannes d. Täufer als „Lebensberater“ vor. Der Isenheimer Altar zu Colmar von Matthias Grünewald (1470-1528) stellt Johannes d. Täufer mit langgestrecktem Zeigefinger dar. Er weist auf den hin, bei dem wir besonderen Trost in Leiden und Ausweglosigkeit finden können. Johannes, nicht immer ein großer Diplomat, aber er kommt sehr schnell zur Sache bei der Frage: Was sollen wir tun? In einer anderen Situation drücken es die Jünger ähnlich aus: „Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst, wie sollen wir dann den Weg kennen?“ (Joh 14,5).
Zwei Punkte sollen herausgehoben werden, die Johannes empfiehlt: „Verlangt nicht mehr als festgesetzt ist“ (Lk 3,13). Man könnte auch sagen: als euch zusteht. Das kann eine Anspielung auf Gier sein und die schafft innere Leere. „Begnügt euch mit eurem Sold!“ (Lk 3,13). Vielleicht für heute: Werdet nicht größenwahnsinnig in euren Forderungen, oder: Lebt nicht über eure Verhältnisse.
Ob nicht auch bei uns da und dort auf sehr hohem Niveau gejammert wird? Wenn man über diese beiden Hinweise weiter nachdenkt, ist die „Goldene Regel“ hilfreich, die wir im Buch Tobit 4,15 finden: Was du nicht willst, das man dir tut… oder bei Mt 7,12: „Alles, was ihr wollt, das euch die Menschen tun, das tut auch ihnen.“ So wünsche ich Ihnen über diese „Goldene Regel“ nachzudenken mit dem Hinweis auf Genügsamkeit, Bescheidenheit. Oft ist weniger mehr…
Das Selbstverständliche tun
Klare und konkrete Anweisungen
Es ist eine unruhige Zeit, aus der Lukas berichtet. Viele Menschen spüren, es liegt etwas in der Luft, es kann und wird nicht so weitergehen wie bisher. Und so machen sich viele Menschen auf den Weg zu Johannes, dem Rufer in der Wüste. Dieser Johannes hat die Menschen damals fasziniert, denn er war jemand, der Fragen beantwortete, der keine langen und undurchsichtigen Traktate von sich gab, sondern klare und konkrete Antworten. Der sagte: so geht es, und so nicht.
Das wäre doch großartig, jemand zu haben wie diesen Johannes, zu dem man hingehen und den man fragen kann: "Und ich? Was soll ich tun?" Einen zu kennen, der einem dann auch wirklich eine Antwort gibt. So denkt sicher auch die eine oder der andere in unserer bewegten Zeit.
Die Älteren unter uns erinnern sich vielleicht noch an Pfarrer in ihrer Kindheit und Jugend, welche klare Auskunft gaben, wenn sie um Rat in Alltagsfragen gebeten wurden: An diesem Sonntag darfst du aufs Feld, an jenem Sonntag nicht, da ist es Sünde… Zehn Zentimeter Kantenlänge der Badehose sind Ok, weniger ist Sünde. Manche Menschen denken vielleicht: Wie schön wäre es, wenn es das auch heute gäbe. Denn viele Menschen sehnen sich danach, klare Antworten zu bekommen. Gerade in dieser immer komplizierter werdenden Welt sind einfache und klare Antworten schließlich selten geworden. Und noch seltener geworden sind die Menschen, die sie zu geben in der Lage wären.
Fragen über Fragen
Es gibt so viele Fragen, so wenige Antworten und noch viel weniger Menschen, die diese Antworten geben. Allerdings: Es gibt auch Menschen, welche solche Antworten gar nicht brauchen. Vielleicht gehören Sie auch dazu.
Schauen wir doch mal genau hin: Was für Antworten gibt Johannes im heutigen Evangelium? Da kommen welche und fragen ihn, und denen sagt er: Ihr habt zwei Gewänder? Gebt dem eins, der keines hat.
Und zu den Zöllnern sagt er: Verlangt nicht mehr, als festgesetzt ist. Als ob es ihnen nicht vorher bewusst gewesen wäre.
Und zu den Soldaten sagt er: Misshandelt niemanden, Erpresst niemanden…
Sind das nicht Binsenweisheiten, Selbstverständlichkeiten? Eigentlich ist es doch genau das, was uns der gesunde Menschenverstand auch sagt. Um solche Antworten zu erhalten, braucht man keine Klimmzüge zu veranstalten. Solche Antworten brauchen wir gar nicht erst zu suchen.
Natürlich gibt es schwierige Entscheidungen, natürlich gibt es Grenzfälle, natürlich auch Grauzonen, in denen nur sehr schwer zu entscheiden ist, was richtig und was falsch ist. Natürlich stehen wir immer wieder vor solchen Fragen, aber doch nicht jeden Tag.
Tun wir doch nicht so, als stünden wir den ganzen Tag vor lebensnotwendigen Entscheidungen. Die aller-, allermeisten Entscheidungen, die absolut größte Zahl der Fragen, die können wir ganz gut selbst beantworten.
Viele Fragen erübrigen sich
Genauso wie die Soldaten damals zur Zeit eines Johannes des Täufers ganz genau wussten, dass es falsch war, jemanden zu misshandeln, so wie die Zöllner genau wussten, dass sie niemanden übervorteilen sollten, und so wie Menschen zu allen Zeiten wussten, dass sie sich der Not der andern annehmen müssen, genauso wissen doch auch wir, wenn wir uns ans Steuer oder aufs Rad setzen, dass wir voll Rücksicht und Voraussicht zu fahren haben, dass wir eine Verantwortung für andere haben. Wir wissen ganz genau darum, dass wir dort, wo wir mit anderen Menschen zu tun haben, nicht einfach handeln können, als würden wir mit Maschinen hantieren. Wir alle wissen, dass einer den ersten Schritt machen muss, wenn es darum geht, auf andere zuzugehen. Und jeder von uns weiß, dass er durchaus in der Lage ist, diesen Schritt zu tun.
Wir wissen dies alles. Wir brauchen eigentlich gar nicht einen Johannes, der uns diese Dinge sagt.
Einfach das Selbstverständliche tun
Unser Problem scheint mir nicht darin zu liegen, dass wir die Antworten auf unsere Fragen nicht hätten. Unser Problem scheint mir darin zu liegen, dass wir unsere eigenen Antworten gar nicht so gerne hören. Viel weniger möchten wir daran erinnert werden, dass wir danach handeln sollten.
Vielleicht ist es so: Glücklich der Mensch, der einen Johannes hat, der ihm seine Fragen beantwortet. Glücklicher aber ist der Mensch, der begriffen hat, dass er die Antworten schon lange weiß. Und noch glücklicher ist der, der die Kraft hat, nach seinen Antworten auch wirklich zu leben.
Die Liebe Gottes und soziale Gerechtigkeit - an welchen Tischen sitzen wir?
Wenn Gott jubelt
Wir sollen Gott und unseren Nächsten lieben. Kirchenbesucher*innen und Gläubigen ist dieses (das wichtigste aller) Gebote nicht unbekannt. Aber machen wir uns auch Gedanken darüber, dass Gott UNS liebt? In der heutigen Lesung hören wir: Gott freut sich über uns. Er jubelt über dich und mich. Über jeden von uns.
Doch allzu oft sehen wir uns dann an, unsere süßen, aber ziemlich vorlauten Kinder und unsere immer nur halb aufgeräumte Wohnung, unsere nur sehr langsam voranschreitende Karriere und denken: Darüber soll Gott jubeln? Warum sollte irgendjemand, insbesondere Gott darüber jubeln?! Vielleicht sind wir gefangen in dem Denken, dass wir etwas leisten müssen, damit sich jemand über uns freut oder mit uns freut. Dass wir etwas besonders und außerordentlich gut machen müssen, damit andere über uns jubeln. Das mag bei Menschen, insbesondere in unserer leistungsorientierten Gesellschaft so sein. Liebe muss allzu oft verdient werden. Bei Gott jedoch ist es anders. Er liebt uns und zwar nicht mit einer, „Du tust etwas für mich und dann tue ich etwas für dich“-artigen Liebe, sondern mit einer barmherzigen, verrückten Art der Liebe, die tatsächlich keine Bedingungen stellt. Wenn wir diese so ganz andere Art der Liebe kennen lernen und erleben dürfen, kann sie uns dazu befähigen, Jesus wirklich nachzufolgen.
Angewandte Liebe
Bernice King, die jüngste Tochter des Bürgerrechtlers Martin Luther King Jr., hat einmal gesagt: „Soziale Gerechtigkeit ist Liebe angewandt auf Systeme, Politik und Kultur.“ Die Liebe Gottes also, die uns geschenkt wird - nicht weil wir besonders attraktiv oder begabt sind, sondern schlicht weil wir Menschen sind - diese Liebe will angewandt werden. Sie ist nicht unser kleiner persönlicher Schatz, den wir horten sollen oder unser besonderes Geheimnis, das uns hilft unser Leben leichter zu bewältigen. Sie ist nicht privat, sondern öffentlich, auf Beziehungen ausgerichtet.
Wie sieht Liebe aus, die auf unsere Systeme, unsere Politik und Kultur angewandt wird? Vielleicht wie ein Sozial- und Gesundheitssystem, das jedem Menschen den Zugang zu einer medizinischen Behandlung ermöglicht, ohne Ansehen der Person oder des Kontostandes. Vielleicht sieht Liebe angewandt auf unsere Politik aus wie ein Wahlsystem, das jedem Menschen eine Stimme gibt, auch jenen, die noch keine österreichische Staatsbürgerschaft besitzen oder ein Wahlprogramm, das besonders schutzbedürftige Menschen in den Mittelpunkt stellt und nicht nur die Wünsche der oberen Mittelschicht. Vielleicht sieht diese Liebe aus wie eine Petition, die ein höheres Arbeitslosengeld fordert oder wie eine Forderung nach höheren Steuern für Superreiche.
Liebe ist mehr als eine warme Umarmung und ein nettes Wort - nicht, dass das nicht wichtig wäre. Auch Jesus hat Menschen umarmt und getröstet. Nur ist er dabei nicht stehen geblieben. Seine Liebe umfasste auch eine „Störaktion“ in einem Tempel, bei dem einige Tische umgestoßen wurden. Er hat auf die Gefahr von Machtmissbrauch und überbordendem Reichtum hingewiesen und Gerechtigkeit für alle gefordert. Jesus hat vor allem nicht nur „über“ finanziell und sozial benachteiligte Menschen gesprochen, sondern ein zentraler Aspekt seines Wirkens war es MIT Menschen zu sprechen, die zur damaligen Zeit am Rand der Gesellschaft standen - darin eingeschlossen Frauen, Kinder und nicht besonders beliebte Berufsgruppen, wie zum Beispiel Steuereintreiber. Jesus hat mit diesen Menschen gesprochen, er hat mit ihnen gegessen, gebetet und hat sie Freund*innen genannt. Murphy Davis, eine Theologin, die sich besonders für obdachlose Menschen und Menschen im Gefängnis eingesetzt hat, formuliert es so: „Ohne gemeinsames Abendessen, ohne Liebe, ohne Tischgemeinschaft, kann Gerechtigkeit ein Programm werden, das wir anderen Menschen „antun“. Murphy gründete die „Open Door Community“. In einem großen Haus, konnten zuvor obdachlose Menschen ein Zuhause und die nötige Versorgung vorfinden, während sie gemeinsam für mehr soziale Gerechtigkeit kämpften. Auch Menschen, denen in Amerika die Todesstrafe drohte stand sie bei. Ein Kollege von ihr schrieb nach ihrem Tod über sie, dass sie mehr Zeit hinter Gittern verbracht hatte als so manche*r Verbrecher*in. Sie war also direkt und ganz nah bei den Menschen, denen sie helfen wollte und setzte sich gleichzeitig für ihre Rechte ein. Mit wem haben wir selbst Tischgemeinschaft, mit wem essen wir zu Abend? Sitzen wir an den Tischen an denen Jesus sitzen würde?
Liebe bedeutet auch Gerechtigkeit
Johannes der Täufer fordert in der heutigen Lesung auf: Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso! Die christliche Sozialistin und Journalistin Dorothy Day drückte es noch radikaler aus: „Wenn du zwei Mäntel hast, hast du einen davon den Armen gestohlen.“ Diese Aussagen deuten beide auf etwas Profundes hin: Liebe ist mehr als „Charity“, also Wohltätigkeit. Liebe bedeutet auch Gerechtigkeit. Es ist schlicht nicht gerecht, wenn ich mehr Mäntel besitze als nötig, während andere Menschen frieren müssen.
In unsere heutige Zeit übersetzt könnte es heißen: Ist es gerecht, dass 1,2 Milliarden Menschen von weniger als 1,50 Euro pro Tag leben müssen, während viele von uns mit diesem Betrag, ohne auch nur einen Moment darüber nachzudenken, ihr Parkticket für 1 Stunde bezahlen? Etwas vom eigenen Reichtum abzugeben ist keine milde, fromme Gabenleistung, sondern ein Akt der Gerechtigkeit, ein Ausgleich von ungerechten Verhältnissen, die ich persönlich vielleicht nicht direkt verschuldet habe, zu dessen Änderung ich aber sehr wohl beitragen will.
Die ungerechten Verhältnisse in der Welt, in Österreich und vielleicht sogar in unserem Leben sollten uns aber nicht resignieren lassen. Wir dürfen uns davon bewegen und berühren lassen und mit Gottes Unterstützung auf dem Weg hin zu mehr Gerechtigkeit rechnen. „Gott ist in unserer Mitte“, hören wir in der heutigen Lesung. Darauf dürfen wir vertrauen!
Vielleicht fragen wir heute und insbesondere mit Blick auf Weihnachten: Wie sieht meine und wie sieht unsere konkrete und angewandte Liebe heute aus? Immer im Hinblick darauf wie Gottes Liebe zu uns aussieht: Nicht erklärbar, aber erlebbar. Und nicht ausgerichtet auf unsere Leistungen, Sympathie oder Begabungen, sondern darauf, dass wir geliebte Kinder sind, die alle gemeinsam den Namen „Mensch“ tragen.
© Katrin Pointner, BA, Referentin der Abtlg. Gesellschaft & Theologie, Pastoralamt Linz.
Gaudete!
„Freuet euch!“
Das Thema dieses Sonntags ist die Vorfreude auf das große Fest der Ankunft des Herrn (Advent). In der 1. und 2. Lesung des heutigen Tages ist dieses „Freuet euch!“ mit Rufzeichen versehen, also Aufforderung, so als ob man sich auf Befehl freuen kann. Es geht aber um Motivation, um einen Beweggrund: Prüfe, was in dir vorgeht, damit du zur Freude kommst, zu innerer Gestimmtheit, also „Stimme“. Welche Stimmen beeinflussen mich?
Stimme und Stimmung: nicht nur akustisch, auch optisch in der Liturgie, rosa Messgewand, rosa Kerze am Adventkranz. Es wird hell. In dunklen Zeiten sehnt sich der Mensch nach Licht. (Orient, aufgehende Sonne, Orientierung). Die Adventzeit bietet Gelegenheit, spirituelle Menschen zu werden, dem guten Geist zugewandt (= Heiliger Geist).
Johannes der Täufer, ein Freudenbote
Aus den Texten können wir herausfinden, was wir zur Freude beitragen können/wollen und auch, wer uns diese Freude nahebringen will: es ist Johannes der Täufer, der Freudenbote, der dem Herrn vorangeht. Er ruft auf zu Menschlichkeit, zu Selbst- und Nächstenliebe. Er sagt: „Ich taufe euch nur mit Wasser. Es kommt einer, der stärker ist als ich.“ Damit weist er bereits auf den Geist Gottes mit Wasser und Feuer hin, also auf die Liebe Gottes, den Geist, den Gott uns von Anfang an eingehaucht, mitgegeben hat, besonders in der Taufe.
Dann bekommen wir auch Richtlinien, Hinweise, wie wir den Geist Gottes durch die Freude sichtbar und hörbar machen können. Der Beginn des Evangeliums beginnt mit der Frage: „Was sollen wir tun?“ Etwas konkreter: Wo ist der Platz in meinem Leben? Voraussetzung ist aber die Umkehr. Überprüfe deine Gedanken, dein Denken, deine Einstellungen, Änderung in deiner Gesinnung. Bemühe dich um Freiheit im Denken und Handeln. Weg mit unbegründeter Angst.
Paulus sagt es im 2. Korintherbrief deutlich: „Wir sind nicht Herren über euren Glauben, sondern wir sind Mitarbeiter eurer Freude.“ (2 Kor.1,24), also Coaches, Motivierer. Johannes der Täufer wird noch deutlicher: Schau dich um in deiner Lebensumgebung, da wirst du genügend Aufgabenfelder finden: „Wer zwei Gewänder hat, dergebe eines davon dem, der keines hat...“, ein Hinweis auf die Bergpredigt. Sehr aktuell: Einige leben im Überfluss, sind noch dazu profitgierig.
Aufgabenfelder bieten sich viele an: Du bist Unternehmer, kümmere dich um deine Angestellten, nicht nur um deren Leistung allein. Wie geht es ihnen? Umgekehrt zu fragen ist genauso wichtig: Wie geht es dem Chef, der Chefin? Du bist Lehrer: Horch auf deine Schüler, auch wenn sie dir noch so sehr auf den Nerv gehen. Du stehst als Vater / Mutter in deiner Familie: Wie steht es um die Sorge deiner Angehörigen?
"Fürchte dich nicht!"
Am Ende der 1. Lesung heißt es: „Fürchte dich nicht! Lass die Hände nichtsinken.“ Wenn Müdigkeit, Resignation, Faulheit, Gleichgültigkeit aufkommen, stemme dich dagegen, der Herr ist bei dir.
Was bedeutet Freude? Freude ist etwas Göttliches, ist etwas Tieferes, ist mehr als Spaß. Freude ist Geschenk Gottes, das aus dem Inneren, dem Heiligen Geist, kommt, wenn wir in Harmonie, Einklang – "in einer Stimme" - mit Gott leben, mit uns selbst, mit anderen Menschen. Die Freude steht gegen alle Mühsal des Lebens.
Es ist auch angebracht, zu überlegen, was Freude nimmt: in der Kirche, Angst vor neuen Wegen (synodaler Weg), die Fixierung auf Sünde, ständiges Moralisieren, die Heilige Schrift auf ein Moralbuch mit Rechtsvorschriften einschränken…
Bedenken wir die ersten Worte der Europahymne: „Freude schöner Götterfunken…“ Möge dieser göttliche Funken auch auf Sie überspringen. Das wünsche ich Ihnen für die letzten Tage des Advents und die kommende Weihnachtszeit.
Mich wundert, dass ich fröhlich bin
Unruhiges Getriebensein
Der Advent ist eine außergewöhnliche Zeit. In vielen Berufen steigt der Stress in der täglichen Arbeit, da es auf das Jahresende zugeht. Die Kaufleute möchten die Umsätze des Vorjahres noch übertreffen, denn nur wirtschaftliches Wachstum kann ihr Geschäft stabil halten. Die Buchhalter und Geschäftsführer müssen noch vor dem Jahresende Dinge richtigstellen, damit die Bilanz kein schiefes Bild abgibt, und im privaten Bereich gilt es auch, Wünsche der Liebsten zu erkennen und auf Weihnachten hin zu befriedigen.
Wer kann da noch ruhig schlafen oder gar noch fröhlich sein, wie es der Apostel im Brief an die Philipper von uns fordert?
In den Advent eingestiegen sind wir mit Gedanken an das Ende; einerseits das sichere Ende, das jeder von uns persönlich vor sich hat, aber auch an das jederzeit mögliche Ende, etwa durch Katastrophen, Unfälle usw., gegen die wir uns nicht restlos absichern können oder gar das Ende der Welt. Wer kann da noch fröhlich sein?
Der Herr ist nahe
Aus alter Zeit werden uns Verse überliefert - man weiß nicht mehr, wann genau sie entstanden sind -, die uns an die vom Apostel ausgerufene Freude näher heranführen können:
Ich bin und weiß nicht wer.
Ich komm' und weiß nicht woher.
Ich geh', ich weiß nicht wohin.
Mich wundert, dass ich so fröhlich bin!
Wie kann man fröhlich sein, wenn so vieles unsicher ist? - Wer sich in Gottes Hand weiß, kann auch angesichts ernster Verhältnisse fröhlich bleiben und muss nicht in Galgenhumor ausweichen.
Der Apostel Paulus sieht den Grund seiner frohen Gelassenheit in der Gewissheit, dass der Herr nahe ist. Diese kann in zwei Richtungen verstanden werden. Er selbst war wie viele Menschen damals fest überzeugt, dass der Messias bald wiederkommen und die Welt vollenden werde. Wer ein reines Herz und ein gutes Gewissen hat, kann diesen Zeitpunkt sogar herbeisehnen. Man kann die Nähe des Herrn aber auch in dem Sinne verstehen, dass wir in seiner Gegenwart leben, ihn nahe wissen. So kann ich mich nicht von ihm verlassen fühlen, auch wenn ich vielleicht rundum Sorgen habe.
Umdenken, sich bekehren
Auch Johannes der Täufer war vom Gedanken, dass Gott im Kommen ist, ganz eingenommen. Am Jordan predigte er Umkehr. Das ursprünglich griechisch abgefasste Evangelium verwendet dafür das Wort "Metanoia", wörtlich übersetzt heißt das "Umdenken", Viele unserer problematischen Verhaltensweisen haben ihre Wurzeln in unserem Kopf bzw. in unserem Herzen. Wir sind gierig, raffen zusammen, was wir uns aneignen können, mehr als wir brauchen, weil wir von einer panischen Sorge getrieben sind. Was Johannes von seinen Zuhörern konkret als Zeichen des Umdenkens fordert, sind genau genommen Selbstverständlichkeiten: die Zöllner sollen nicht mehr verlangen, als festgesetzt ist, die Soldaten sollen niemand misshandeln oder gar erpressen. Nur die Aufforderung, mit den Ärmeren zu teilen, geht darüber hinaus, verlangt aber auch nicht Unmögliches. Was er verlangt, ist selbstverständliche Moralität, wie man sie von jedem Menschen erwarten kann. Es ist gleichsam das Wasser, mit dem alle kochen, unabhängig von jeder Religion und Weltanschauung.
Wasser, Feuer und Heiliger Geist
Seiner Taufe mit Wasser, mit dem symbolischen Abwaschen all dessen, mit dem wir uns schmutzig gemacht haben, stellt er die Taufe mit Heiligem Geist und Feuer gegenüber, die Jesus bringen werde. Jesus lässt uns eintauchen in einen neuen Geist, damit dieser uns läutert wie Feuer das Metall im Schmelzofen.
Worin besteht dieser neue Geist, dieses neue Denken? Der neue Geist ist die Gewissheit der Nähe Gottes. Sie lässt uns froh und gelassen sein, denn wir können nicht tiefer fallen als in die Hände Gottes. Vor diesem Gott brauchen wir uns nicht zu fürchten. Wir können alle Hintergedanken beiseite lassen, aufeinander zugehen und miteinander teilen. Dieser Geist macht aber auch wertlos, was nicht wirklich Substanz hat. Alle künstlich aufgebauschten Werte werden in seinem Feuer verbrennen wie der Müll, den die Stadtverwaltung sammelt und in ihren Verbrennungsanlagen verheizt.
Der dritte Adventsonntag lädt uns ein innezuhalten und uns dem Geist Jesu zu öffnen. Durch ihn werden wir jene Freude erleben, die aus der Tiefe unseres Glaubens kommt. Sie kann die Atmosphäre in unserer Umgebung und die Beziehung zu den Menschen, die uns umgeben, verändern und uns von innen her erneuern.
Auf die guten Früchte des Alltags kommt es an
Wie sieht Umkehr konkret aus?
Wie passt das zusammen - Jubel und Freude - und der Ruf zur Umkehr? Beides wird uns vorgelegt in den heutigen Lesungen. Beim Propheten Zefanja jubelt ein Volk, das umgekehrt ist zu Gott, und ähnlich wird im Philipperbrief darauf hingewiesen, was Tugenden für ein gottgefälliges Leben sind.
Der Zusammenhang der Evangelienstelle sieht so aus: Johannes wird von Gott gerufen, zieht in der Gegend am Jordan umher und verkündet die Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden. Es muss eine Stimmung in der Luft gelegen sein, die seine Worte auf fruchtbaren Boden fallen ließ, sonst würden nicht so viele Menschen auf ihn reagieren. In Scharen, so heißt es, folgen sie ihm an den Jordan und lassen sich von ihm taufen - um „zum Dank“ als Schlangenbrut beschimpft zu werden. Johannes sagt zu ihnen: Es genügt nicht, dass ihr Kinder Abrahams seid - an den Früchten wird man erkennen, ob ihr wirklich den Willen habt, umzukehren!
Da setzt nun unsere Bibelstelle ein. Dreimal kommt die Frage: „Was sollen wir tun?“ Wie sieht Umkehr konkret aus, für meine Lebensform, mein Arbeitsumfeld? Warum diese Frage „Was sollen wir tun“? Haben die Leute keine Fantasie, kein Gespür dafür, was Recht und was Unrecht ist? Oder müssen sie die Konsequenz, die unbequemen Vorschläge aus einem anderen Mund hören?
Johannes bringt verschiedene Handlungsanweisungen, was zu tun ist: ein Teilen, das so weit geht, dass einem selber noch das Nötige bleibt, aber auch nicht viel mehr - und was zu lassen ist: mehr verlangen als festgesetzt ist, Misshandlungen, Erpressungen. Das sind schon auch Sachen, die systemimmanenten Versuchungen zuwiderlaufen, quasi „Berufsvorteile“ schmälern und diese Berufsbilder zurückführen auf solche, die für die breite Masse der Bevölkerung vermutlich noch akzeptabel sind. Also nicht den Beruf aufgeben, sondern ihn so ausüben, dass er sozial verträglich ist.
Was können wir tun?
Ein wenig erinnert mich diese Szene an heutige Fragen, wenn wir mit dem Klimawandel und seinen absehbaren (auch schon spürbaren) Folgen konfrontiert sind: Was sollen wir denn tun? (Was können wir - als kleine, politisch wenig einflussreiche Menschen - denn tun?) Entgegnet wird dem etwa mit Listen zum Energiesparen, mit Berechnungen zum Ökologischen Fußabdruck oder mit internationalen Versammlungen und Resolutionen, mit dem Verzicht auf Flugreisen, mit dem Gewinn gesunder, biologischer Nahrung und mehr körperlicher Bewegung. Aber die kleinen und die großen Ideen bleiben Schläge ins Wasser, leere Worte, wenn sie nicht in die Tat umgesetzt werden, täglich, im Kleinen und im Großen.
Was Johannes hier vorschlägt, sind zwar radikale, aber umsetzbare Sachen für den Alltag. Eine Haltung des Teilens, der Gewaltfreiheit und Unbestechlichkeit einzunehmen, Tag für Tag. Denn nicht im Wort, in der Symbolhandlung oder im rituellen Vollzug entscheidet sich, ob man den Weg der Umkehr - besser: der Neuausrichtung auf Gott hin - geht, sondern im alltäglichen Handeln. In den Kleinigkeiten mindestens so wie im Großen. Bequemer ist das Alte, herausfordernd das Neue. Aber dieses neue, solidarische Handeln kann Menschen zusammenführen, von einer Schicksalsgemeinschaft hin zur Menschheitsfamilie.
Diese Haltung - ausgedrückt in den kleinen Handlungen des Lebens - wirkt fort in den Menschen unserer Umgebung, verbreitet ein Klima des Wohlwollens, des Respekts und der gegenseitigen Achtung. Man spürt: Da sorgt sich jemand um mich, ich bin nicht egal, unsere Schwester Erde ist uns nicht egal.
So kann Umkehr, Neuausrichtung eine Wirkung haben für mich, für mein Umfeld, für die Menschen und für die Erde. Und uns schon jetzt Freude und Jubel bringen.
© Mag.a Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer, Pastoralassistentin Wels-St. Franziskus
Umkehr: eine veränderte Sicht
Mehr als eine nette Geschichte?
Sie waren keine leichte Kost, die Predigten die Johannes hielt. Sie machten Angst und forderten heraus. Johannes hatte wohl die Gabe eine „Weltuntergangsstimmung“ zu erzeugen und beherrschte auch wohl die Kunst zu dramatisieren. Gleich dreimal wird in dem Evangelium von verschiedenen Menschen die Frage gestellt: Was sollen wir denn tun? Und wir? Und wir? Und jedes Mal, so wirkt es auf mich, wirkt die Frage dramatischer, vielleicht auch verzweifelter.
Ganz anders die Lesung auf dem Propheten Zefanja. Jubele, Jauchze, Freue dich, Frohlocke. Da schreibt und spricht jemand, der das Glück, die Freude und die Hoffnung kaum an sich halten kann. Das muss raus, das muss gesagt werden, jeder soll es wissen, so gut geht es uns, so umfassend gut haben sich die Ereignisse entwickelt, so wohlwollend und gut hat Gott an uns gehandelt. Das muss auch gezeigt werden: Lasst die Hände oben, zeigt eure Freude, zeigt, dass es euch gut geht. Diese Freude, so empfindet es der Prophet fällt auf Gott zurück, auch er freut sich und jubelt, seine Liebe wendet das Unglück der Erde.
Was mache ich, was machen wir hier und heute, diesem Augenblick in dem ich es lese oder darüber schreibe mit solchen Aussagen. Wie gehe ich damit in meinen ganz normalen Alltag um, wenn ich akzeptiere, dass sie mehr sind als eine nette Geschichte zum Sonntag, die ich spätestens zum Mittagessen wieder vergessen kann. Nehmen diese Geschichten meinen Alltag auf? Und, helfen sie mir? Helfen sie mir sogar in ihrer ganzen Widersprüchlichkeit in der Widersprüchlichkeit der täglichen Ereignisse?
Zum Jubeln ist mir im Moment nicht zumute und vielen anderen denke ich auch nicht. Mich einfach mit Forderungen in eine Richtung drängen lassen, möchte ich mich auch nicht. Was ist jetzt das richtige?
Menschen mit gleicher Sehnsucht, mit gleicher Angst
Leo Tolstoi erzählt eine Geschichte vom Krieg in dem drei Männer eine entscheidende Rolle spielen. Der Sieger König Assarhaddon, der Besiegte König Lailie und ein weiser Mann. Nach seinem Sieg lässt König Assarhaddon viele Männer des besiegten Heeres hinrichten und für den nächsten Tag nimmt er sich vor, auch seinen Feind König Lailie hinrichten zu lassen. Da kommt der Weise auf ihn zu und bittet um Gnade mit dem Hinweis, dass er, Assarhaddon doch Lailie sei. Assarhaddon schüttelt den Kopf. Da nimmt der Weise einen Krug Wasser und schüttet ihn Assarhaddon über den Kopf wie bei einer Taufe. Da wandelt sich die Seele von Assarhaddon und er fällt in einen tiefen Schlaf und er durchlebt all die Qualen, Sorgen und Ängste seines Feindes. Er muss zusehen wie seine besten Männer sterben und hat selber Angst vor dem Tod. In seiner Angst und Not schreit er um Hilfe. Da erwacht er und der Weise steht vor ihm und sagt: Weiß Du es jetzt, du bist Assarhaddon und Lailie zugleich. Der stolze Sieger von heute kann der Besiegte von morgen sein! Denke daran, dass in allen, die du getötet hast und noch töten willst, das gleiche Leben wohnt wie in dir selbst.
Im anderen wohnt das gleiche Leben wie in mir. Im anderen wohnt das gleiche Leben!
Vielleicht tut es mir jetzt gerade besonders gut, dies zu spüren und zu begreifen, dass der andere Mensch in unserer Nähe, der Flüchtling, der Asylbewerber, ein Mensch ist mit der gleichen Sehnsucht, mit der gleichen Angst, mit der gleichen Wut und der gleichen Liebe wie ich. Ein Mensch, der jeden Tag auch sein Quäntchen Sinn und sein Quäntchen Glück finden will.
Eine veränderte Sichtweise
Und dann greifen die Hinweise Johannes des Täufers. Nehmt den anderen als Mensch wahr. Macht aus ihm nicht jemanden, aus dem ihr euren Vorteil ziehen könnt. Benutzt Menschen nicht.
Dann mag auch dass eintreten was Zefanja sagt, nämlich, dass wir uns wirklich von Herzen freuen können, weil das Unglück sich wendet, weil Menschen uns anders begegnen, vielleicht auch deshalb, weil das, was wir als Bedrohung und Unglück angesehen haben, sich als Glück entpuppt.
Dabei bin ich nicht blauäugig, so als wenn ein bisschen Glaube, ein bisschen guter Wille alles zum Besseren wendet. Wir stehen vor großen Veränderungen mit schwierigen Entscheidungen, die nicht alle immer einsehbar und gut zu erklären sind. Entscheidungen, die auch Menschen treffen können. Und doch geht es darum, wie wir den anderen sehen und ansehen. Im anderen wohnt das gleiche Leben!
"Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist!"
Barmherzigkeit
Dass wir das Jahr der Barmherzigkeit angefangen haben, freut mich. Barmherzigkeit ist etwas Schönes. Sie tut gut. Wie froh war ich, als mich jemand nach einem groben Fehler nicht schimpfte, sondern bemerkte: Das ist mir auch schon passiert. Oder jemand machte mir Mut in schwerer Krankheit. Oder jemand sah mir meine Angst an und tröstete mich. Oder ein Beichtpriester fand besonders gütige Worte. Natürlich kenne ich das Gegenteil, die Unbarmherzigkeit, und bekomme es mit, wenn Menschen ihre Not erzählen: jemand ist unbarmherzig, er hält alte Fehler vor und verzeiht nicht, jemand zieht sich zurück und überlässt alles dem, der jetzt bereit ist, den Dummen zu spielen, jemand lacht nur und sagt, „selber schuld!“ Oder jemand wird mit Schweigen abgestraft.
Barmherzigkeit schafft Beziehung, erneuert Leben und bringt Freude und Gemeinschaft. Sie sucht sich zu verbreiten und Frieden zu stiften. Wem Barmherzigkeit geschenkt wurde, der will auch selber barmherzig zu sein.
Unbarmherzigkeit bringt zum Schweigen, macht einsam und bitter, sucht sich zu rächen, trennt, zerstört Leben, zeugt Hass und pflanzt den Keim des Todes.
Doch da setzt unser Jahr der Barmherzigkeit an: Es durchbricht das Böse, versöhnt. Und wir werden befähigt der Unbarmherzigkeit Versöhnung und Güte entgegen zu halten, uns durch Böses nicht Böse machen zu lassen.
Barmherzig wie der Vater
Nun dürfen wir ein ganzes Jubiläumsjahr die Barmherzigkeit Gottes vertiefen. Das Motto aus der Feldrede des Lukas „Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist!“ (Lk 6,36) lädt ein, nach dem Vorbild des Vaters zu leben. Dieser ruft auf, nicht zu urteilen oder gar zu verdammen, sondern zu vergeben und geradezu maßlos zu lieben und zu verzeihen (vgl. Lk 6,37-38).Wir hören jetzt im Lukasjahr regelmäßig vom Evangelisten der Barmherzigkeit, wie Lukas genannt wird, die Frohbotschaft am Sonntag. Einmalig sind die Evangelien vom Barmherzigen Vater, dem verlorenen Schaf und der verlorenen Drachme.
Am 8. Dezember 2015, am Hochfest der Erwählung Mariens, begann das außerordentliche Heilige Jahr der Barmherzigkeit, das Papst Franziskus 50 Jahre nach dem Ende des II. Vatikanischen Konzils ausgerufen hat. Dieses Konzil hat den modernen Menschen und die Zeit von heute nicht abgeurteilt, sondern vom Licht der Frohbotschaft her und der Barmherzigkeit gedeutet. Das Jahr der Barmherzigkeit will diesen Vorgang vertiefen. Auch durch unser Leben in Barmherzigkeit.
Symbole
In der ganzen Weltkirche werden „Heilige Pforten“ geöffnet, die symbolisch für alle, die sie durchschreiten, persönliche Versöhnung bedeuten. Papst Franziskus drängt aber auch, von innen durch unsere Kirchentüren nach außen zu schauen und den Weg nach draußen bis an die Ränder zu wagen: dort finden wir Arme, Menschen in Not und Einsame, Kranke, Verzweifelte oder Flüchtlinge.
Das Logo zeigt Jesus, auf dessen Schultern ein Mensch liegt, den er trägt. Das Haupt Jesu und dessen, den er trägt, berühren sich, auch ihre Augen: Jeus sieht die Tiefe des menschlichen Leids, das er selber am eigenen Leib erfahren hat, der Mensch blickt in den Abgrund des barmherzigen Liebe des Herrn. Jesus erweist sich dadurch als „barmherzig wie der Vater“.
Zärtlich
Der Papst wiederholt ständig: Gott wird nicht müde, die Tür seines Herzens offen zu halten und zu wiederholen, dass er uns liebt und sein Leben mit uns teilen will. Wir, seine Kirche, müssen uns drängen lassen, Gottes Barmherzigkeit zu verkünden. Der Papst spricht oft noch persönlicher formuliert von der Zärtlichkeit Gottes. Gott ist wie Vater und Mutter zu uns.
Sagen wir uns in diesem Jahr oft und oft vor: Du bist barmherzig mit mir. Danke, hilf mir, mit mir selbst und dem Nächsten die Barmherzigkeit zu leben, auch dort, wo es mich viel kostet.
Gott wird Mensch, weil er ins uns verliebt ist
Gute Aussichten
So ein ernstes, so ein schreckliches Evangelium! Es ist, als ob ich heute erst einmal in meinen Kleiderschrank, meine Brieftasche, mein Konto schauen muss - um mich von der Hälfte zu trennen. Nach dem ersten Entsetzen stellt sich aber Gelassenheit ein. Richtig ist, einmal darüber nachzudenken, was mich alles besitzt, festhält und belastet. Richtig ist auch, einmal darüber nachzudenken, wie wir Glück und gutes Leben mit Menschen teilen können, die auf die Schattenseite geraten sind - oder einfach immer schon da waren. Aber Johannes schlägt einen größeren Bogen. Er sieht den Messias kommen. Der Prediger in der Wüste - wie Johannes auch genannt wird - sagt den Menschen: "Ich taufe euch nur mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen."
Wer ihn empfangen will, darf sich sein eigenes Leben nicht zustellen. Darf sich auch nicht mit sich zufrieden geben. Darf sich nicht dicht machen. - Wir stehen mit leeren Händen da. Fasziniert bin ich davon, dass es viele Menschen gibt, die das hören wollen! Einst pilgerten sie aus ihren Städten und Dörfern an den Jordan, heute sind wir - hier. Wir entdecken neue Seiten in unserem Leben. Wir entdecken die Welt neu, wenn wir uns auf Jesu Kommen einlassen. So ein freundliches, so ein zukunftsträchtiges Evangelium!
Jubel
Wir feiern heute den 3. Advent. Draußen bekommen wir die Hetze mit, den Rummel, die Anspannung. Manchmal merken wir das auch in uns. Wir kommen nicht zur Ruhe. Als Konsumenten nicht, als Angestellte, Verkäuferinnen und Dienstleister schon gar nicht. Es muss noch so viel gemacht werden, so viel erreicht, soviel durchgeboxt. Dabei geht es um Geld, um viel Geld. Aber wir können uns nicht kaufen, was uns im Leben hält und trägt, was uns glücklich macht über den Tag hinaus, was uns Frieden schenkt und zufrieden macht.
In den Lesungen dieses 3. Advents klingt ein besonderer Ton. Es ist der Ton großer Freude. "Juble, Tochter Zion! Jauchze, Israel! Freu dich, und frohlocke von ganzem Herzen, Tochter Jerusalem!" Der Prophet Zephanja ruft - während Zion nichts zu lachen hat und die Tochter Jerusalem auf dem Boden liegt. Kennen Sie eigentlich Zephanja? Noch nie etwas von ihm gehört? Er gehört zu den 12 kleinen Propheten. Aber er hat einen tollen Namen. "Gott hat aufbewahrt" oder auch "Gott hat versteckt" - das ist die Bedeutung seines Namens. Zugleich Lebensprogramm - und Zuspruch. Ein Adventslieds geht sogar auf ihn zurück - mit der Melodie Friedrich Georg Händels aus seinem Oratorium "Messias":
"Tochter Zion, freue dich, jauchze laut, Jerusalem!
Sieh, dein König kommt zu dir, ja, er kommt, der Friedefürst
Tochter Zion, freue dich, jauchze laut, Jerusalem!
Hosianna, Davids Sohn, sei gesegnet deinem Volk!
Gründe nun dein ewges Reich, Hosianna in der Höh!
Hosianna, Davids Sohn, sei gesegnet deinem Volk!
In harter und auch verhärteter Zeit hören Menschen: Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte - und dann, unerwartet, auch unvorbereitet: er (Gott) jubelt über dich - er erneuert seine Liebe zu dir. Gott freut sich - über uns, an uns. Geliebt sind wir. Bewahrt. Aufgehoben. Das ist Evangelium, mitten im Alten Testament. Alt ist da übrigens überhaupt nichts! Wie neu, wie frisch, wie lebendig das klingt: "Lass die Hände nicht sinken!"
Wenn Hände sinken, schlaff nach unten hängen, nichts mehr halten, nichts mehr tragen können, drücken sie unsere Hilflosigkeit, unsere Schwäche aus. Wir haben dann nichts mehr Zupackendes - mit unserer Dynamik ist es am Ende. Zephanja ist ein Meister des Wortes und ein Kenner unserer Seelen: Appelle sind seine Sache nicht, Durchhalteparolen gibt er nicht aus, er packt die Menschen nicht einmal bei ihrer Schuld - er lädt einfach zur Freude ein - und zeigt uns das fröhliche Herz Gottes. Die Zeit ist vorbei, verhärmt, verbittert und kleinmütig zu sein. Lachende Gesichter machen die Welt hell.
Johann Sebastian Bach hat dann in seinem Weihnachtsoratorium den Worten einen großen Schwung beigesellt: Jauchzet, frohlocket. Die Kirchen und Konzerte sind voll, wenn das gesungen wird - und wer in einem Chor mitsingt, legt sich selbst in diese Worte. Wir spüren, wie die Melodien tragen - wir werden weggetragen. Die neue Welt kann man nicht immer sehen, es reicht, sie zu hören, sie zu besingen, sie einander zuzusingen.
Bußpredigt
Der Täufer in der Wüste tut mir jetzt fast ein wenig leid. Habe ich ihm jetzt die Schau gestohlen? Seinen Stand schwer gemacht? Hätte ich Zephanja lieber verschweigen sollen? Ach, Johannes steht darüber. Mit Zephanja, seinem alten Berufs-Genossen, verbindet ihn eine große Leidenschaft. Bei seiner Predigt brechen die Leute aber nicht in Jubel aus - nein, er sagt es ihnen auch nicht. Ernst und schwer wiegen seine Worte. Ja, manchmal müssen sie ernst und schwer wiegen. Der Messias kommt - aber: "Schon hält er die Schaufel in der Hand, um die Spreu vom Weizen zu trennen und den Weizen in seine Scheune zu bringen; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen."
Ich zucke zusammen und ziehe die Schultern ein. Aber: wenn Gott kommt, kann die Welt doch nicht so bleiben, wie sie ist (oder von Menschen missbraucht wird). Das muss gesagt werden. Wir brauchen Worte, in denen uns die Wahrheit geschenkt wird:
Was Gott bewahrt - und was untergeht.
Was geliebt bleibt - und was nicht bestehen kann.
Was erneuert wird - und was vergessen werden darf.
Heute müssen gleich zwei Propheten reden: Zephanja und Johannes. Sie zeigen uns, jeder auf seine Weise, die Welt Gottes - und unsere dann auch. Wir werden von Gottes Freude und Liebe angesteckt. Mehr, viel mehr noch: Gott wird Mensch. Weil er ins uns verliebt ist. Zu Weihnachten werden wir diese Geschichte erzählen, besingen, bestaunen. Ein Kind! Ein Kind wird uns gegeben!
Wissen Sie eigentlich, wie der 3. Advent auch heißt?
Gaudete in Domino semper. "Freut euch im Herrn allezeit" -
GAUDETE!
Geben wir am Schluss Paulus das Wort. Von ihm ist die 2. Lesung dieses Tages.
Paulus ist inhaftiert. Wie sein Verfahren ausgehen wird, weiß er nicht. Im schlimmsten Fall muss er mit einem Todesurteil rechnen. Im Gefängnis aber schreibt er seiner "Lieblingsgemeinde" in Philippi einen Brief. Hier finden wir einen, hier finden wir seinen Freudenruf. Aus den Tiefen seines Herzens:
Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!
Noch einmal sage ich: Freut euch!
Eure Güte werde allen Menschen bekannt.
Der Herr ist nahe.
Sorgt euch um nichts,
sondern bringt in jeder Lage betend und flehend
eure Bitten mit Dank vor Gott!
Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt,
wird eure Herzen und eure Gedanken
in der Gemeinschaft mit Christus Jesus bewahren.
Er wird mit Heiligem Geist und Feuer taufen!
Was sollen wir tun?
Es sind Antworten, die schon etwas verlangen, die Antworten des Täufers Johannes auf die Frage: Was sollen wir denn tun? - Gib dein 2. Kleid ab! Teile dein Essen! Verlang nicht mehr, als festgesetzt ist! Begnüge dich mit dem Sold und erpresse niemanden nur, weil du der Stärkere bist!
Es sind Antworten, die etwas verlangen. Paulus sagt es heute so: Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Mit anderen Teilen: Zeit und Geduld und Freundlichkeit. Wenn uns das im Alltag gelingt, erfüllt uns innerlich die Freude.
Doch wird Johannes gefragt, weil er mit Vollmacht spricht: Bist du etwa selbst der Messias? Johannes widersteht jeglicher Versuchung, sich selbst ins Spiel zu bringen. Er sagt klipp und klar: Nein, ich taufe euch mit Wasser! Ich bin es nicht wert, dem wahren Messias die Schuhriemen aufzulösen, sein Sklave zu sein. Er wird euch mit Geist und Feuer taufen!
Johannes bringt sich nicht ins Spiel, sein innerer Blick geht auf Jesus, der "mit Geist und Feuer taufen wird"!
Auf Jesus schauen: Er wird mit Heiligem Geist und Feuer taufen!
Der kam nicht, wie Johannes es voraussagte, als Richter, um Spreu und Weizen zu trennen. Jesus kam als Freund der Zöllner und Sünder. Allen Menschen verkündete er, dass Gott sie liebt. Mit diesem Geist ging er auf die Menschen zu. Die Adventstexte sprechen oft davon: "Macht die erschlafften Hände wieder stark! Richtet euch auf! Euer Retter kommt! Er schafft Freiheit und Frieden." Er will mein Glück und Heil. Er ist gerecht, ein Helfer wert, Sanftmütigkeit ist sein Gefährt. Das ist der Geist, mit dem Jesus auf mich zu geht, seine Liebe zu mir ist das Feuer, mit der Jesus uns tauft.
"Er wird mit Heiligem Geist und Feuer taufen!" Heiliger Geist und Feuer, das klingt pfingstlich. Der Geist Jesu beschenkte uns schon in unserer Taufe. Heiliger Geist und Feuer, das ist eine Dynamik, in die ich mich hineinstellen kann, von der ich mich mitreißen lassen kann.
Jahr des Glaubens
Wir befinden uns seit Oktober im Jahr des Glaubens. Der Papst hat es ausgerufen. Denn in großem Umfang schwindet der Glaube. Viele Christen kehren der Kirche den Rücken, weil sie an Glaubwürdigkeit verloren hat. Die Neuevangelisierung will bei uns Christen selbst ansetzen und der Hl. Geist soll uns neu zu den Wurzeln unseres Glaubens führen. Darüber hinaus wächst die Zahl derer, die die biblischen Geschichten und das "Vater unser" gar nicht erst kennengelernt haben. Bei ihnen geht es oft um Erstverkündigung statt um Neu-Verkündigung, darum, wie wir ihnen die Boshaft Jesu überhaupt vermitteln. Die Herausforderung besteht darin, selbst wieder durchzustoßen zu den Ursprüngen.
Kardinal Carlo Martini aus Mailand hat vor seinem Tod im August ein erschütterndes Interview gegeben zum Thema Kirche heute. Am Ende spricht er den Frager, den Interviewer, direkt an: Und, was kannst Du für die Kirche tun? Auf die Neuevangelisierung bezogen, könnte uns der Täufer am Jordan heute zurufen: Gott beschenkt Euch reich. Und er erwartet von Dir, von jedem eine persönliche Antwort. Geht nicht nur in den gewohnten Gleisen, probiert auch mal etwas Neues, dass der Glaube lebendig wird. Wagt miteinander Wege im Vertrauen auf die Zusage des Geistes Jesu, der uns zugesagt ist! Die Kirche braucht Deine Gabe, Deinen Einsatz!
Umkehr und Geld-Wirtschaft
"Der Markt ist an die Stelle von Gott getreten"
Mit der Aufforderung durch Johannes dem Täufer zur Umkehr, zur Hinwendung auf das Leben für alle im Vertrauen auf den geheimnisvollen Geber allen Lebens, auf Gott, sind wir heute konfrontiert. Ich lade ein jetzt einen wichtigen Teil unseres Lebens, nämlich unser Wirtschaften, unter dem Aspekt der Umkehr zu betrachten.
Unsere Art zu wirtschaften hat uns viele Annehmlichkeiten beschert. Aber gleichzeitig mehren sich die Probleme. Wir stecken in einer Wirtschaftskrise. Geld regiert jetzt die Welt, aber wer regiert das Geld? Mit der neoliberalen Globalisierung der letzten dreißig Jahre, das heißt mit der Einführung des bedingungslosen Freihandels und freien Kapitalverkehrs auch für Hochspekulationen und Steueroasen ist die Macht der wirtschaftlich Mächtigen riesig geworden. Heiner Geißler, Ex-Generalsekretär der CDU (Publik-Forum Nr.18, 2012): "Der Markt ist an die Stelle von Gott getreten. Er ist der große Gott, der alles regelt. Und das Kapital ist der Götze, den alle anbeten müssen. Das ist ökonomisch, aber auch politisch die entscheidende Ursache für die totale Unordnung, die den Zustand unserer Welt heute kennzeichnet."
Kennzeichen der Krise
Als Zeichen der Krise seien genannt:
- Die Armen werden immer mehr, die Reichen werden immer reicher.
- Unsere "unendliche" Wachstumswirtschaft ist maßlos und führt zu Spannungen und Kriegen um die endlichen Vorräte von Rohstoffen. Unser Lebensstil ist nicht übertragbar - wenn z. B. alle Chinesen und Inder so viel Energie verbrauchen würden wie wir, wäre das der sofortige Kollaps.
- In unserer gegenwärtig bestimmenden kapitalistischen Wirtschaftsweise sollen wir immer mobiler sein, wir werden mit ständigem Leistungsdruck und beinharter Konkurrenz konfrontiert. Das führt zu immer mehr Stress.
Die meisten unter uns spüren, dass es so nicht weitergehen kann. Gleichzeitig sind viele aber sehr skeptisch, ob wir einfache Bürger und Bürgerinnen selber was bewegen können. Was soll das mit Glauben zu tun haben?
Wegschauen und abwarten, was passiert?
Umgekehrt: Kann es der Wille Gottes sein, dass wir einfach wegschauen und passiv abwarten, was da passiert? Wer ist für diese "Strukturen der Ungerechtigkeit" verantwortlich? Bin ich, sind wir auch Mitverursachende dieser Krisen? Sind nur andere habsüchtig? Wieweit hat die Habsucht auch unser Herz ergriffen?
Vielleicht kommen wir weiter, wenn wir die Hab-Sucht in uns und in unserer Gesellschaft als Sucht verstehen. In der Werbung werden uns täglich neue Suchtmittel vorgestellt, die wir unbedingt haben müssen. Und es ist wirklich ganz schwer, von der Sucht "immer mehr haben zu müssen" weg zu kommen.
Ein Widerspruch spaltet uns selbst und unsere Gesellschaft: In unseren Familien- und Alltagsbeziehungen geht es uns gut, wenn wir Vertrauen, Zuhören, Wertschätzung, gegenseitige Hilfe und Teilen fördern. In unserer kapitalistischen Wirtschaft aber gelten als Grundwerte: Gewinnstreben und Konkurrenz. Danach sind auch unsere Wirtschaftsgesetze ausgerichtet. Diesen Grundwiderspruch sollte die soziale Marktwirtschaft lösen. Wieweit ist jetzt aber das Soziale noch mitbestimmend?
Umkehr
Kann uns das heutige Evangelium weiter helfen?
Nach Johannes dem Täufer und nach Jesus, auf den er hinweist, können wir umkehren, wenn wir uns auf Gott hin ausrichten, wenn wir unser Vertrauen auf ihn setzen. Umkehren heißt nach Johannes dem Täufer, so leben, dass alle, vor allem auch die Schwächeren leben können. Die Fragen und die Antworten des Johannes beziehen sich auf den Alltag. "Wer zwei Umhänge hat, soll jenen geben, die keinen haben. Die zu essen haben ebenso. Zu den Zolleintreibern: Seid nicht auf mehr aus, als es Vorschrift ist. Und zu den Soldaten: Keine Gewalttaten, keine Erpressungen und begnügt euch mit eurem Sold!"
Dürfen auch wir in unserem wirtschaftlichen Handeln heute auf Gottes Geistkraft, auf unser Vertrauen zu ihm setzen? Oder ist unser Glaube dafür nicht zuständig? Auf wen dürfen wir dann für die Überwindung unserer Wirtschaftskrise, unserer gesellschaftlichen und persönlichen Hab-Sucht hoffen?
Es ist anregend zu sehen, dass auch das bekannteste Programm zur Suchtbewältigung - "Die Zwölf Schritte der Anonymen Alkoholiker"- ganz intensiv auf einen Prozess der Hingabe an den liebenden Gott setzen. (Siehe Anhang)
- Wenn wir uns als ersten Schritt (wie bei den Anonymen Alkoholikern) mit unserem Götzen Kapital und unserer Habsucht auseinandersetzen - ist es hilfreich uns einzugestehen, dass wir allein machtlos sind?
- Brauchen wir als zweiten Schritt auch den Glauben, dass eine Macht, größer als wir selbst, uns aus dieser Verstrickung mit dem Götzen Kapital herausführen kann?
- Kann es Not-wendend sein unseren Willen und unser Leben der Sorge Gottes anzuvertrauen - uns also in unserem Ringen um ein Wirtschaften zu mehr Leben für alle vom Geist Gottes taufen zu lassen?
- Auch eine gründliche und furchtlose Inventur allein und in Gruppen darüber, wie sich das übermächtige Gewinnstreben auswirkt, scheint wichtig. Und wir bitten Gott immer wieder uns seinen Willen in diesen Krisen erkennen zu lassen, und um die Kraft, ihn auszuführen.
- So wie Alkoholsüchtige in vielen Schritten von ihrer Sucht loskommen, so können wir auch hoffen mit anderen gemeinsam in vielen Schritten weiter zu kommen zu einem gerechteren Wirtschaften.
Was können wir konkret tun?
Als Anregung seien Beispiele genannt, was manche schon tun:
- Bewusst weniger arbeiten, weniger einkaufen und sich mehr Zeit für das Zusammen-Leben nehmen.
- Beim Einkaufen fair gehandelten, regionalen Produkten und Firmen den Vorzug geben.
- Ein breites Bündnis setzt sich dafür ein, dass die Gewinner der letzten 20 Jahre einen höheren Beitrag zur Budgetkonsolidierung leisten z.B. durch eine gerechtere Vermögenssteuer.
- Die Gemeinwohlbewegung unterstützen: Dort soll nicht mehr Gewinn und Konkurrenz, sondern Kooperation an erster Stelle stehen. Mehrere hundert Unternehmen in Österreich und in einem Dutzend anderer Staaten sind dabei schon aktiv.
- Gruppen wie "Attac" unterstützen, die die jetzige Übermacht des Finanzsektors brechen wollen. Mit der geplanten Einführung einer Finanztransaktionssteuer (seit 12 Jahren gefordert) ist ein erster Schritt gelungen.
- Was viele tun könnten: Autos länger nützen oder beim nächsten Kauf ein kleineres Auto. Oder: Zweimal in den Kleiderkasten schauen bevor wir wieder Neues kaufen. Oder: Den Fleischkonsum reduzieren...
Mit Gottes Hilfe werden uns Schritte der Umkehr auf mehr Leben für alle hin geschenkt. Dafür wollen wir auch in diesem Gottesdienst bitten und im Alltag das uns mögliche tun - einzeln und gemeinsam.
Mag. Gerhard Lehrner, AKH-Seelsorger, Pregarten
Freude lernen
"Freut euch im Herrn allezeit! - Aber heute geht nichts!"
"Freut euch!" sagt Paulus. Hört sich gut an. Aber wenn mir gar nicht danach zumute ist? Wenn ich Leid und Kummer durchzustehen habe? Wenn einer von uns um einen lieben Menschen trauert. Wenn einer im Betrieb gemobbt wird, dass man alle Freude verliert? Wenn man alt und gebrechlich ist und sich so unnütz vorkommt? Wenn Weihnachten vor der Tür steht und ich hab keine Stimmung dazu? Freude kann man doch nicht befehlen! Freude kann man doch nicht selbst machen, auch nicht kaufen oder erzwingen! Was soll dieser Spruch des Paulus? Oder gilt er heute nicht mehr? - Was meint Paulus?
Ich sehe es so: Paulus befiehlt hier keine Freude. Es ist vielmehr sein Wunsch: "Freut euch dennoch!"
Zu der Zeit. wie er das schreibt, sitzt er selber im Gefängnis. Es musst sogar damit rechnen, gefoltert und umgebracht zu werden. Er muss mit allem rechnen. Trotzdem wünscht er seinen Christen in Philippi, dass sie sich freuen. Es ist schwer, das in Worte zu fassen, welche Freude er meint. Vielleicht kann man am besten so sagen: Seht nicht schwarz! Lasst euch nicht unterkriegen! Seid gelassen! Und warum eigentlich? Das Leben ist oft hart genug und es wird einem nichts geschenkt. Wird da nicht die Freude zu einer Farce?
Paulus sagt: "Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!" Freut euch, weil ihr zu Gott gehört. Ihr seid ganz in Gott geborgen, wie ein Kind im Mutterleib. Egal, was kommt - Gott ist bei euch. Ist das kein Grund zur Freude! Letztlich kann uns doch gar nicht passieren. "Ob wir leben oder sterben, wir gehören dem Herrn" sagt er uns ein andermal.
Wenn einem das Freuen vergangen ist
"Freut euch!" Manche Menschen können das nicht mehr. Sie laufen herum, als ob sie die ganze Last des Daseins allein tragen müssten. Als ob das ganze Leben nur noch Arbeit, Anstrengung und Mühe wäre. Tiefe Sorgenfalten durchziehen die Gesichter, keine Mine verzieht sich zum Lächeln, oft auch schon bei jungen Menschen und Kindern. Wenn manche Menschen den Mund aufmachen, kommt nur Gejammer. Selbst den Glauben empfinden sie oft als bloße Last. Der Gottesdienst wird zur reinen Pflichterfüllung und bald wird ganz Schluss sein. Solchen Menschen zu sagen: "Freut euch!" ist vergebliche Mühe. Sie wissen nicht mehr, was Freude ist. Doch die Botschaft der Freude bräuchten sie dringend.
Andere Menschen wissen sehr wohl um die Freude: Sie strahlen Freude aus. Man spürt richtig, dass sie gern leben, sich an Kleinigkeiten freuen können, die meisten Dinge positiv sehen. Ihre Freude kommt ganz von innen heraus. Oft auch bei Menschen, die viel mitgemacht haben, und trotzdem…
Ich glaube, das ist es, was Paulus meint: Freude als Lebenseinstellung, als Grundhaltung. Solche Freude kann man tatsächlich nicht machen. - Man kann sie lernen.
Freude lernen
Wie das geht, möchte ich ihnen mit einem Vergleich zeigen, mit einem Symbol: Freude ist wie ein Licht.
Doch wir müssen realistisch sehen. Die Freude hat viele Feinde: Neid, Vorurteile, Unzufriedenheit, nur das Schlechte am andern sehen, Kritisieren, Herumnörgeln. So etwas löscht jede Freude aus. Das ist, wie wenn ich ein Glas über das Licht stülpe. Bald geht der Flamme der Sauerstoff aus.
Freude hat noch andere Feinde: die Sorgen. Sie können einen so in Beschlag nehmen, dass sie wie ein Stein auf die kleine Flamme der Freude fallen und alles kaputt drücken. Sorgen können jede Freude am Leben ersticken.
Und noch andere Feinde gibt es für die Freude: Streit, Unfriede, das dauernde Nachtragen, nicht Verzeihen können. Auch das ständige Gefühl, ich komme zu kurz und den andern geht's viel besser. All das strengt an, braucht so viel Nerven, dass die Freude wie ausgeblasen ist.
Freude hat viele Feinde. Aber wie kann ich dann lernen, die Freude zu meiner Lebenseinstellung zu machen?
Das Erste ist, dass ich lerne, mich selber zu mögen, zu mir ja zu sagen, wie ich bin. Dass ich mein Licht nicht unter den Scheffel stelle sondern mir was zutraue. Dass ich fähig bin zu genießen. Wer nicht genießen kann, wird ungenießbar. Dass ich wage, gut zu denken, handeln und andere gelten zu lassen.
Als Zweites müssen wir lernen, unsere Sorgen loszulassen. Die entscheidende Frage ist: Haben wir Sorgen oder haben die Sorgen uns? Wenn die Sorgen uns in Gewalt haben, verlieren wir alle Freude. Wenn wir aber Sorgen haben - was normal ist -, dann können wir sie auch wieder loslassen.
Denken wir an den großartigen Satz: "Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch Ruhe verschaffen." (Mt 11,28). Wer seine Sorgen Gott hinhält, ganz praktisch seine Steine am Altar ablegen kann, der lässt sie los und gibt damit der Freude Platz und Luft. Fridolin Stier übersetzt diesen Vers mit "Ich will euch aufatmen lassen".
Wer Freude in sich hat, bekommt auch Frieden
Wer das lernt, dem wird die Freude nicht so leicht ausgehen. Im Gegenteil, der bekommt noch was dazu geschenkt: "Der Friede Christi, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in der Gemeinschaft mit Christus bewahren." Wer Freude in sich hat, bekommt auch Frieden mit sich, mit anderen und mit Gott. Beim Kerzenlicht nehmen wir gern einen Windschutz. So was brauchen wir auch bei der Freude.
Ich wünsche ihnen viel Mut und Kraft, diese Art der Freude zu leben versuchen. Sie kommt zur Wirkung, auch wenn ich meine, mit der Freude geht heute gar nichts. Die Freude verbrennt vieles, was wie Spreu ist und der Weizen kommt ans Licht. Solche Freude wird uns Weihnachten neu sehen lassen.
"Freut euch!"
Aufmerksame Hörer
Johannes hat doch sehr aufmerksamer Zuhörer! Eine tolle Szene. Mit Zöllnern und Soldaten - und mit ganz vielen Menschen. Mit Zöllnern und Soldaten hätten die normalerweise nichts zu tun haben wollen, auch nicht gemeinsam gesehen werden, aber wir sehen sie treu vereint - einem Mann lauschen. Dabei ist es nur - eine Predigt am Jordan. Johannes ruft zur Umkehr: Das Reich Gottes ist nahe! Kehrt um! Man hört noch Jahrhunderte später die Frage durch die Reihen gehen: Was sollen wir jetzt tun? Aber das muss gar nicht mal so ratlos sein, wie es sich anhört - ein großer Aufbruch kündigt sich an. Mit einem geschenkten Mantel, mit geteiltem Brot. Große Aufbrüche brauchen keine großen Worte. Große Aufbrüche kommen klein daher. Große Aufbrüche aber reichen - weit.
Wer den Aufbruch wagt, lässt sich taufen. Johannes tauft viele Menschen, die von weit her in die Öde gezogen sind, um ihn zu hören. Ich bin ganz fasziniert: Ich sehe Menschen, die sich danach sehnen, umzukehren, noch einmal neu anzufangen und alte Wege hinter sich zu lassen. Denen dann auch kein Weg zu weit ist. Sie nehmen Johannes ein Wort nach dem anderen ab. Der Evangelist fasst das alles schön zusammen: "Mit diesen und vielen anderen Worten ermahnte er - Johannes - das Volk in seiner Predigt".
Zwischentöne
Ihr habt es gemerkt, wenn nicht schon geahnt: wir werden heute in eine Bußpredigt hineingezogen, die vor langer Zeit einmal Menschen anzog und antrieb. Johannes kam gut an. Kein schlechtes Zeichen für eine Bußpredigt, die doch sonst eher auf Ablehnung und Verdruss stößt als auf Freude und Sehnsucht. Dabei ist der große Wunsch, die Welt möge nicht bleiben wie sie ist, unter uns lebendig geblieben. Sogar der Wunsch, die Menschen mögen nicht so bleiben wie sie sind. Sogar der Wunsch, ich müsse nicht so bleiben wie ich bin.
Ich könnte die Themen einfach so zusammenstellen. Lange suchen müsste ich nicht. Nichts, was nicht in der Zeitung stünde oder heute Abend im Fernsehen käme. Wir nehmen tatsächlich angesichts vieler und großer Herausforderungen die Frage wahr, was wir denn tun können: um die Schöpfung zu bewahren, den Hunger auszurotten und Frieden zu stiften. Der "Klimawandel" steht weltweit auf der Tagesordnung und macht in vielen Regionen, auf Inseln und an Küsten große Angst. Zur "Umkehr" rufen viele. Aber so viele Interessen stehen gegen einander. Von der Finanzkrise will ich jetzt nicht schon wieder anfangen. Wir konnten zusehen, wie aus Schuld Schulden wurden. Die, die die Worte prägen, nennen das zwar anders, können aber keine Hoffnung geben. Während Schuld vergeben werden kann, müssen Schulden getilgt werden. Ein Teufelskreislauf, der geradezu nach "Umkehr" ruft.
Johannes muss wohl so überzeugend gewesen sein, dass die Menschen sogar die Frage stellen, ob er womöglich der Messias ist - es ist, als ob die Erwartung in der Luft liegt. Ihr wisst: Messias, das ist der langerwartete, von Gott gesalbte Heilbringer, ein König der anderen Art. Von ihm singen wir bis zum heutigen Tag.
Aber Johannes ist es nicht. Johannes verweist auf den anderen, der kommt - und versteht sich nur als Vorbote, als Herold sozusagen. Nur: Jetzt ist es heraus, jetzt kann erzählt werden, jetzt ist das neue Thema in der Welt: "Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen".
Gaudete
Das ist eine Perspektive! Eine Bußpredigt ohne Perspektive macht Angst, macht klein, macht ratlos. Von dieser Sorte Bußpredigt haben wir, ehrlich gesagt, nicht viel, vielleicht sogar die Nase voll. Was eine Bußpredigt aber krönt, ist die Hoffnung, die Zuversicht, die Vorfreude. Johannes hat Zöllnern und Soldaten zugetraut, anders zu werden, er hat den vielen Menschen, die zu ihm an den Jordan gepilgert waren, zugetraut, ihr Leben mit anderen Menschen zu teilen, er hat dann auf Gottes Kommen selbst verwiesen - so, als stünde er jetzt schon vor der Tür. Kehrt um!
Heute am dritten Advent sind wir in der vorweihnachtlichen Bußzeit. Die meisten Menschen haben das vergessen oder nie richtig kennengelernt. Die Frage, wo denn der schönste Weihnachtsmarkt ist, hat sich über die andere gelegt: Was können wir denn jetzt tun? So schön die Lichter sind, die unsere Straßen und Märkte zieren: um es in der Welt hell werden zu lassen, brauchen wir andere Lichter - und die haben ganz viel mit Umkehr, mit Neuanfang, mit geteiltem Leben zu tun.
Entschuldigung, ich habe Ihnen noch gar nicht gesagt, wie dieser Sonntag heißt. Dritter Advent, ja, aber er hat einen besonderen Namen: Gaudete! Freuet euch! Schon das Wort klingt nach Jubel. Man kann es sich auf der Zunge zergehen lassen. Gaudete!
In der ersten Lesung dieses Tages heißt es:
"Juble, Tochter Zion! Jauchze, Israel! Freu dich, und frohlocke von ganzem Herzen, Tochter Jerusalem! Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein Held, der Rettung bringt. Er freut sich und jubelt über dich, er erneuert seine Liebe zu dir, er jubelt über dich und frohlockt, wie man frohlockt an einem Festtag."
Und Paulus schreibt aus dem Gefängnis an seine "Lieblingsgemeinde" in Philippi:
"Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!
Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe."
Erst dachte ich: die Texte passen überhaupt nicht zusammen. Zwei so schöne Texte, die zur Freude aufrufen - und dann die Bußpredigt des Johannes. Wohl keine glückliche Hand gehabt, als ihr - wer immer das auch ist - diese Auswahl getroffen habt. Aber das war sehr klein gedacht. Wenn wir das Evangelium von der großen Freude her lesen, die sich in dieser Bußpredigt findet, geht uns tatsächlich ein Licht auf. Weil Gott kommt - auf seine Art und Weise - bleibt die Welt nicht, wie sie ist. Auch die Menschen nicht. Ich auch nicht.
Schade, ich wäre auch gerne zu Johannes hinaus gepilgert. Ich hätte Sie auch gerne mitgenommen. Der hat was zu sagen! Besser als er kann ich es nicht. Wenn ich von Buße rede, kleben mir die Worte im Mund - aber so bekommen sie Flügel.
"Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen."
Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt,
wird eure Herzen und eure Gedanken
in der Gemeinschaft mit Christus Jesus bewahren. – Amen.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter
Lieder:
GL 218: Macht hoch die Tür, die Tor macht weit
GL 220: Die Nacht ist vorgedrungen
GL 221: Kündet allen in der Not
GL 222: Herr, send herab uns deinen Sohn
GL 223: Wir sagen euch an den lieben Advent
GL 228: Tochter Sion, freue dich
GL 231: O Heiland, reiß die Himmel
GL 236: Es kommt ein Schiff, geladen
GL 280: Singt dem König Freudenpsalmen
GL 360: Macht weit die Pforten in der Welt
GL 372: Morgenstern der finstern Nacht
GL 489: Lasst uns loben, freudig loben
GL 551: Nun singt ein neues Lied dem Herren (2. und 3. Str.)
GL 554: "Wachet auf ", ruft uns die Stimme
Psalmen
GL 55: Jubelt, ihr Lande, dem Herrn - mit Psalm 98 - VIII.
GL 624,5: Die Freude an Gott ist unsere Kraft, Halleluja, Halleluja. - Mit Jes 12,2-6 oder mit Psalm 72 (GL 47,2) - V.
GL 643,3: Jubelt dem Herrn, alle Lande, Halleluja, preist unsern Gott - Mit Psalm 118 - VI.
GL 654,2: Freut euch mit Jerusalem, der heiligen Stadt. Alle, die sie lieben, sollen jubeln. Mit Psalm 8 (GL 33,2) oder mmit Psalm 47 (GL 44,2) - VII.
- Einleitung4
Hans Hütter (2024)
"Freut euch zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Denn der Herr ist nahe", ruft uns der Apostel Paulus zur Eröffnung dieses Gottesdienstes zu. Dabei geht es um mehr als um Vorfreude auf Weihnachten. Die Nähe und die Gegenwart Gottes sind das Fundament unserer Lebensfreude und das Fundament gläubiger Gelassenheit. Die Adventszeit lädt uns ein, uns neu auf Gott hin auszurichten und uns seine frohmachende Gegenwart bewusst zu machen.
Zu ihm rufen wir:
Bernhard Rathmer (2015)
Johannes der Täufer ist die prophetische Gestalt des Advent. Er macht aufmerksam und klagt an wenn es nötig ist. Ihm ist es wichtig, dass Gott und sein Wort in den Mittelpunkt rücken und nicht die Machenschaften von Menschen, damit wir die Freude und Fülle unseres Lebens gewinnen können.
Davon schwärmt schon der Prophet Zefania, der kaum Worte findet für das Glück das er empfindet und es doch hinausschreien muss.
Gott braucht solche Menschen. Damals – heute!
Manfred Wussow (2012)
Es ist schön, heute den 3. Advent zu feiern. Herzlich willkommen!
Gaudete in Domino semper. "Freut euch im Herrn allezeit".
So heißt der 3. Advent etwas anders.
Heute sollen wir uns freuen. Unser Herr kommt!
Was uns Sorgen bereitet, in Enttäuschungen verwickelt, mit Angst erfüllt:
Wir legen es ab. Bei ihm.
Manfred Wussow (2009)
Der 3. Advent beginnt mit einer großen Einladung - der Einladung zur Freude:
Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!
Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe.
Kaum zu glauben: Es ist eine Zeile aus einem Gefängnisbrief. Aus der Feder des Paulus. Noch weiß er nicht, wie es mit ihm weitergeht. Aber er lässt sich weder die Freude nehmen noch die Güte. Dass der Herr nahe ist, schenkt ihm ein großes Vertrauen.
Weil wir wissen, wie zerbrechlich Freude und Güte sind,
legen wir unsere Ängste ab
und bitten Gott um sein Erbarmen.
- Bußakt1
Manfred Wussow (2009)
GL 103: Tau aus Himmelshöhn...
Oder:
Herr,
du stiftest uns zur Freude an.
Aber wir finden tausend Ausreden,
verbittert und resigniert zu sein.
Herr, erbarme dich.
Christus,
schlechte Erfahrungen verallgemeinern wir gerne.
Aber du mutest uns zu,
aus Teufelskreisläufen auszubrechen.
Christus, erbarme dich.
Herr,
deine Güte werde allen Menschen bekannt.
Du hast die ganze Welt in dein Herz geschlossen.
Lass uns nicht abseits stehen.
Herr, erbarme dich.
- Kyrie5
Hans Hütter (2024)
Herr, Jesus Christus,
du hast uns mit dem Feuer des Heiligen Geistes getauft.
Herr, erbarme dich.
Du befähigst uns zum Umdenken und zur Neuausrichtung unseres Lebens.
Christus, erbarme dich.
Deine Nähe erfüllt uns mit Freude.
Herr, erbarme dich.
Edith Furtmann (2024)
Herr Jesus Christus,
du machtest Gottes Güte allen Menschen bekannt.
Herr, erbarme dich.
Lass uns das Frohe deiner Botschaft erkennen.
Christus, erbarme dich.
Du bist bei uns bis ans Ende der Zeit.
Herr, erbarme dich.
Beatrix Senft (2021)
Herr, Jesus Christus,
du hast dich vom Vater senden lassen
als Beispiel seiner Menschenliebe.
Herr, erbarme dich.
Du hast uns die aufrichtende, befreiende und tragende Liebe des Vaters vorgelebt.
Christus, erbarme dich.
Du hast uns bewiesen, dass sein erlösendes Wort Bestand hat,
selbst über den Tod hinaus.
Herr, erbarme dich.
Bernhard Rathmer (2015)
Herr Jesus Christus,
du bist die lebendige Botschaft,
du gibst und Mut zum Leben.
Herr erbarme dich.
Du bist die Hand, die aufrichtet,
was niedergedrückt und gebeugt ist.
Christus erbarme dich.
Du bist der Weg,
der uns in die Freiheit der Kinder Gottes führt.
Herr erbarme dich.
Gott, du Freund der Menschen, du bist selbst Mensch geworden.
Nimm von uns unsere Unzulänglichkeit und Schuld
und lass uns als erlöste Menschen leben;
dir zur Ehre und zum Heil der Welt. - Amen.
Manfred Wussow (2012)
Gott,
als du die Welt erschaffen hast,
hattest du schon Freude an uns.
Wir haben es nicht verdient.
Herr, erbarme dich.
Herr,
du wirst für uns ein Mensch.
Du teilst sogar dein Leben mit uns.
Christus, erbarme dich.
Heiliger Geist,
du verwandelst die Welt.
Führe uns aus Schuld und Angst
in die große Freiheit der Kinder Gottes.
Herr, erbarme dich.
- Tagesgebet4
Messbuch - TG Advent 3 So: Weihnachten ein Tag der Freude und der Zuversicht
Allmächtiger Gott,
sieh gütig auf dein Volk,
das mit gläubigem Verlangen das Fest der Geburt Christi erwartet.
Mache unser Herz bereit für das Geschenk der Erlösung,
damit Weihnachten für uns alle ein Tag der Freude und der Zuversicht werde.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 3. Adventsonntag
Messbuch - TG Weihnachten am Vorabend
Gütiger Gott,
Jahr für Jahr erwarten wir voll Freude
das Fest unserer Erlösung.
Gib, dass wir deinen Sohn von ganzem Herzen
als unseren Retter und Heiland aufnehmen,
damit wir ihm voll Zuversicht entgegengehen können,
wenn er am Ende der Zeiten als Richter wiederkommt.
Er, der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB Weihnachten am Vorabend
Messbuch - TG hl. Johannes der Täufer
Gott,
du hast den heiligen Johannes den Täufer berufen,
das Volk des Alten Bundes
Christus, seinem Erlöser, entgegenzuführen.
Schenke deiner Kirche die Freude im Heiligen Geist
und führe alle, die an dich glauben,
auf dem Weg des Heiles und des Friedens.
Darum bitten wir durch Jesus Christus,
deinen Sohn, unseren Herrn und Gott,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit.
MB 24. Juni
Messbuch - TG Advent 2 Mi: dem Herrn den Weg bereiten
Allmächtiger Gott,
du hast uns durch Johannes den Täufer gemahnt,
Christus, dem Herrn, den Weg zu bereiten.
Stärke uns mit deiner Kraft,
damit wir nicht müde werden, diesem Ruf zu folgen,
sondern die tröstende Ankunft dessen erwarten,
der uns Heilung bringt.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.
MB 2. Mittwoch im Advent
- Eröffnungsgebet4
Sonntagsbibel
Gott,
du hast jedem Menschen einen Auftrag gegeben.
Befähige uns zu einem christlichen Leben
im Alltag der Familie, am Arbeitsplatz und überall dort,
wo wir Menschen begegnen.
Durch Christus, unseren Herrn.
Beatrix Senft (2021)
Vater im Himmel,
du sprichst uns zu,
dass wir uns nicht fürchten sollen,
dass wir getrost sein können,
weil du in allem in unserer Mitte bist.
In dem Unheil unserer Zeit
lass uns das heute als Zuspruch wieder neu erfahren,
damit wir gestärkt und hoffnungsvoll unseren Weg gehen können –
durch diesen Advent und durch unser Leben.
Auf dein Mit-uns-Sein hoffen wir,
heute und alle Tage unseres Lebens. – Amen.
Manfred Wussow (2012)
Treuer Gott,
manchmal haben wir nicht einmal Zeit, uns zu freuen.
Wir eilen und hetzen durch unser Leben,
überziehen uns mit Erwartungen,
versagen aber schon bei Kleinigkeiten.
Du aber schenkst uns bei dir Ruhe,
du redest freundlich mit uns,
du hörst auch das, was wir nicht zu sagen wagen.
Dich bitten wir:
Schenke uns ein fröhliches, leichtes Herz,
an deinem Tisch einen Platz
und Liebe füreinander.
Du kommst zu uns.
In Christus, unserem Herrn.
Hans Hütter (2003)
Guter Gott,
heute treten wir in der Vorfreude auf Weihnachten vor dich hin.
Wir bitten dich, bewahre uns davor,
dass wir dein Kommen nur äußerlich feiern
und in unseren Herzen und in unseren Lebensgewohnheiten
davon unberührt bleiben.
Befähige uns zu Umkehr und Erneuerung
und wecke in uns die Freude,
die aus dem Wissen um deine Nähe kommt.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
- Fürbitten9
Renate Witzani (2024)
Gott ist in seiner Fülle sicher so groß und mächtig, dass unsere Vorstellungskraft dafür nicht ausreicht. Aber selbst unser unzureichender Versuch verschafft uns eine Gelassenheit und Sorglosigkeit, die wir allein aus uns selbst nicht erreichen könnten.
In Dankbarkeit und Freude bitten wir ihn:
Um eine Verkündigung in Wort und Tat, die glaubhaft und verständlich den Menschen unserer Zeit seine Gegenwart unter uns und seine Wirkmacht vermitteln kann-.
Um einen gerechten Frieden zwischen den kriegführenden Parteien, um ehrliches Bemühen der Politikerinnen und Politiker zum Wohl der Bürger und um wirtschaftliches Planen, das nicht die Gier einzelner stillt sondern das Wohlergehen aller im Blick hat.
Um einen Advent voll Erwartung auf das Fest, in dem dein Kommen in unsere Welt nicht vom Lärm der Weihnachtsmärkte und des Trubels rund um uns übertönt wird.
Um eine Gemeinschaft mit dir und untereinander, die uns auch in scheinbar unerträglichen Lebenssituationen Halt und Zuversicht schenkt.
Um die Fülle deiner Nähe und den ewigen Frieden für unsere Verstorbenen.
Denn unser Glaube an dich und deine Herrschaft über uns und die ganze Schöpfung verändert uns und unsere Sicht auf unser Leben und erfüllt uns mit Freude.
Dir danken wir und loben dich jetzt und allezeit. - Amen.
Sozialreferat der Diözese Linz (2021)
Gott du liebst jeden Menschen und bist in schweren Zeiten an unserer Seite.
Darum bitten wir dich:
Wir bitten dich, stehe allen Menschen bei, die von Ungerechtigkeit betroffen sind,
und unterstütze sie und jene, die an ihrer Seite stehen,
damit sie in Frieden und Würde leben können.
Wir bitten dich, gib uns ein großes Herz,
das sich nach Gerechtigkeit und Freiheit sehnt
und das ohne Vorurteile lieben kann.
Wir bitten dich, unterstütze uns dabei mitzubauen an einer gerechten und sozialen Gesellschaft,
die ein Leben in Fülle für alle Menschen ermöglicht.
Wir bitten dich, lass uns erkennen, wie du über uns jubelst,
und lass uns Geborgenheit finden in der Erkenntnis,
dass du dich über uns freust.
(Gebet der Vereinten NationenJ
Herr, unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im großen Weltall.
An uns liegt es, daraus einen Planeten zu machen,
dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden,
nicht von Hunger und Furcht gequält,
nicht zerrissen in sinnlose Trennung nach Rasse, Hautfarbe oder Weltanschauung.
Gib uns Mut und Voraussicht,
schon heute mit diesem Werk zu beginnen,
damit unsere Kinder und Kindeskinder einst stolz den Namen Mensch tragen. - Amen.
(Stephen Vincent Benet, 1942)
© Katrin Pointner, BA, Referentin der Abtlg. Gesellschaft & Theologie, Pastoralamt Linz.
Renate Witzani (2021)
Die Tage des Advents könnten für uns eine Gelegenheit sein, Gott und seiner bleibenden Nähe in unserem persönlichen Leben nachzuspüren. Er begleitet uns bei all unserem Tun und Denken.
So lasst uns ihn bitten:
Für alle in deiner Kirche, die nach Wegen und Perspektiven suchen, wie wir sichtbar unsere Glaubensfreude mit anderen teilen können.
Für einen besseren Zusammenhalt in unserer Gesellschaft gerade dort, wo vom Einzelnen Solidarität und Verantwortung für einander eingefordert werden.
Für Forschergeist und Engagement im wissenschaftlichen Denken unabhängig von Macht und materiellen Gewinnchancen, damit alle Menschen weltweit davon profitieren können.
Für alle jene, die versuchen durch ihre Barmherzigkeit und Güte für andere zum Geschenk zu werden.
Für alle, die im Vertrauen auf dich gestorben sind.
Denn du verheißt uns, dass du immer in unserer Mitte bist. Das erfüllt uns mit Trost, Dankbarkeit und Freude jetzt und allezeit. - Amen.
Hans Hütter (2018)
Guter Gott und Vater,
Johannes der Täufer fordert uns auf umzudenken,
sodass unser Leben die von dir erwarteten Früchte bringt.
Wir bitten dich um deine Hilfe:
Das Friedensprojekt Europa braucht ein Umdenken aller, die in Europa leben und arbeiten.
Schenke den Menschen Bereitschaft, eigene Vorteile und nationale Interessen für das Wohl der Gemeinschaft hintanzustellen.
Korruption und Gier nach Geld und Macht verhindern die Entwicklung der Völker.
Bewege die Reichen und Mächtigen zum Umdenken.
In vielen Ländern der Welt werden Menschen misshandelt und gefoltert und Menschenrechte mit Füßen getreten.
Stärke in allen Menschen den Respekt vor der Würde eines jeden einzelnen.
Krieg und Terror vertiefen Hass und Ungerechtigkeit.
Schenke allen Menschen Bereitschaft zum Frieden.
Die Not vieler Menschen, denen das Lebensnotwendige fehlt, wird von vielen, die in Wohlstand leben, nicht wahrgenommen.
Schenke ihnen Bereitschaft zu teilen.
Starres Festhalten an alten Gewohnheiten und die Angst vor dem Verlust des eigenen Einflusses verhindern die Erneuerung der Kirche.
Stärke das Vertrauen aller Christen in dein Wirken.
Du, Herr, kannst unser Leben erneuern.
Komm, Herr, und rette uns! – Amen.
Renate Witzani (2018)
Dass Gott Mensch geworden ist, um uns die Erlösung zu schenken, um sich mit uns zu freuen und mit uns zu leiden, ist die große Freudenbotschaft zu Weihnachten.
Ihn lasst uns bitten:
Für deine Kirche, dass sie sich stets bemüht, aus dir, ihrer Quelle, zu leben.
Für unsere Gesellschaft, dass immer mehr Menschen den Beitrag erkennen, den sie selbst für eine gerechte Welt, eine gesunde Umwelt und Frieden untereinander leisten können.
Für alle Menschen, die durch ihre Lebensfreude für andere ermutigend wirken.
Für uns selbst, dass wir auch in schwierigen Zeiten, in denen wir uns seelisch oder körperlich am Ende fühlen, im Gebet mit dir verbunden bleiben.
Für unsere Verstorbenen, dass sie in deinem Reich angekommen sind.
Mit der ganzen Kirche wollen wir dich in diesen Tagen als Herrn, als Weisheit, als Zeichen für die Völker, als Schlüssel Davids, als Morgenstern, als König und Immanuel, den Gott in unserer Mitte, preisen und dir für das Geschenk unserer Erlösung danken bis in Ewigkeit. - Amen.
Bernhard Rathmer (2015)
Dreifaltiger Gott,
du hast uns allen dein Heil verheißen
und uns deine Zuneigung gezeigt in Jesus Christus.
Wir bitten dich:
Werde du Mensch unter uns.
Du, Gott, wir bitten dich, werde Mensch unter uns
und schreibe dich in unsere Welt ein,
damit Krieg, Verfolgung und Flucht ein Ende nehmen.
Du, Gott, werde Mensch unter uns,
steh den Menschen bei, die um ihr tägliches Überleben kämpfen müssen
und hilf uns, die Güter dieser Erde gerechter zu verteilen.
Du, Gott, werde Mensch unter uns
und gib uns Freude und Ausdauer, an deinem Reich mitzubauen,
und wandle deine Kirche in einen Ort, an dem deine Nähe spürbar wird.
Du Gott, werde Mensch unter uns
und lass uns in aller Geschäftigkeit nicht vergessen,
dass du es bist, der uns entgegenkommt,
der auf uns wartet und für uns da sein will.
Du Gott, werde Mensch unter uns,
damit all die verlorenen Menschen dieser Erde Heimat finden
und nimm unsere Verstorbenen bei dir auf.
Dich preisen wir, Gott,
wir glauben, dass du lebst,
wir hoffen, dass du kommst, zum Heil der Welt. - Amen.
Renate Witzani (2015)
Wir werden heute aufgefordert, uns bewusst darüber zu freuen,
dass Gott uns in jeder Lage nahe ist.
In Dankbarkeit für seine Nähe lasst uns unsere Bitten vor Gott bringen:
Wir danken dir für deine Kirche:
In ihr bist du uns in Wort und Sakrament nahe.
Wir danken dir für alle Menschen, die sich um den Fortbestand deiner Schöpfung sorgen:
Schenke uns Kraft und Ausdauer bei der Verwirklichung der Klimaschutzziele.
Wir danken dir für die christliche Lehre,
in der auch eine kritische Auseinandersetzung mit den Glaubensinhalten möglich ist:
Nur das schützt uns vor Fundamentalismus.
Wir danken dir für alle Menschen, die sich um uns sorgen und für uns beten,
aber auch für die, die unser Gebet brauchen:
Erhöre unsere Bitten für sie.
Wir danken dir für unsere verstorbenen Lieben.
Ihr Leben hat das unsere bereichert.
Guter Gott, bereite unsere Herzen,
damit wir in Freude und Dankbarkeit dem Fest deiner Menschwerdung entgegen gehen können.
Das erbitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn und Bruder,
im Heiligen Geist. - Amen.
Manfred Wussow (2012)
Juble, Tochter Zion! Jauchze, Israel!
Freu dich, und frohlocke von ganzem Herzen, Tochter Jerusalem!
Wir beten heute besonders für die Menschen in Israel,
in Palästina, im Nahen Osten.
Ihre kleine Welt kommt nicht zur Ruhe.
Es wird Hass gesät und Hass geerntet,
es wird Angst geschürt und Angst exportiert.
Wir bitten dich, Herr,
dass die Grenzen durchlässig werden,
Menschen aufeinander zugehen
und die alten Teufelskreisläufe ihre Macht verlieren.
Wir rufen zu dir: Sei du, Herr, in unserer Mitte!
Wir beten heute besonders für die Menschen,
die in diesen Tagen ein schweres Herz haben,
die um ihren Arbeitsplatz fürchten
und mit Sorgen in das Jahr 2013 blicken.
Wir bitten dich, Herr,
dass die Gerechtigkeit bei uns nicht unter die Räder gerät,
Geld nicht zum Tyrannen wird
und Solidarität nicht zum Spielball verkommt.
Wir rufen zu dir: Sei du, Herr, in unserer Mitte.
Wir beten heute besonders für die Menschen,
die glücklich ein gemeinsames Leben angefangen haben,
einem Kind seinen Namen geben
und mit Tatendrang berufliche Herausforderungen annehmen.
Wir bitten dich, Herr,
dass Hoffnungen nicht ins Leere gehen,
Vorurteile und Missgunst nicht das Leben verderben
und die Angst nicht zum Ratgeber wird.
Wir rufen zu dir: Sei du, Herr, in unserer Mitte
Wir beten heute besonders für die Menschen,
die krank geworden sind,
die Schmerzen haben
und die sich vor dem Sterben fürchten.
Wir bitten dich, Herr,
dass in Krankenhäusern und Heimen ein guter Geist zu Hause ist,
Ärzte und Pflegepersonal Zeit haben
und die Gesetzgeber und Verwaltungen menschlich sind.
Wir rufen zu dir: Sei du, Herr, in unserer Mitte.
Wir bitten dich heute besonders für die Menschen,
die Traurige trösten,
die Vereinsamte aufsuchen
und Menschen mit Vergangenheit eine neue Chance geben.
Wir bitten dich, Herr,
dass uns die Worte nicht ausgehen, die helfen,
dass uns der Mut nicht verlässt,
Partei für die Schwachen zu ergreifen
und dass uns die Fröhlichkeit zuwächst,
anderen Menschen viel zuzutrauen.
Wir rufen zu dir: Sei du, Herr, in unserer Mitte.
Du hast durch den Propheten freundlich zu den Menschen geredet.
Führe uns in deine Liebe.
An jenem Tag wird man zu Jerusalem sagen:
Fürchte dich nicht, Zion! Lass die Hände nicht sinken!
Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte,
ein Held, der Rettung bringt.
Er freut sich und jubelt über dich,
er erneuert seine Liebe zu dir,
er jubelt über dich und frohlockt,
wie man frohlockt an einem Festtag. Amen.
Josef Stöckl (2012)
In den Fürbitten beten wir heute um jene Freude,
die uns Paulus an diesem Adventsonntag besonders ans Herz legt:
Wir antworten jeweils: Gib Freude ins Herz!
Wir beten für die Menschen, die durch Neid, Vorurteile und Unzufriedenheit ihre Freude ausgelöscht haben.
Wir beten für die Menschen, die sich von Sorgen ganz in Beschlag nehmen lassen.
Wir beten für die Menschen, die in Streit, Unfrieden und Nicht-verzeihen-können sich selber die Freude nehmen.
Wir beten für die Menschen, die sich nicht auf Weihnachten freuen können.
Wir beten für unsere Kinder und Jugendlichen.
Wir beten für uns alle, die wir uns auf Weihnachten vorbereiten.
Herr, höre unser Fürbittgebet
und lass uns jetzt in Freude und Dankbarkeit die Eucharistie feiern,
dich in unserer Mitte. Amen.
- Gabengebet2
Messbuch - GG Advent 3 So: Schenke uns durch dieses Geheimnis dein Heil
Herr, unser Gott,
in dieser Feier
erfüllen wir den Auftrag deines Sohnes.
Nimm unsere Gaben an
und gib deiner Kirche die Gnade,
immer und überall sein Opfer zu feiern.
Schenke uns durch dieses Geheimnis dein Heil,
das du der Welt bereitet hast.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 3. Adventsonntag
Messbuch - GG 17. Sonntag: Lass deine Kraft in ihnen wirken
Gütiger Gott,
nimm die Gaben an,
die wir von deiner Güte empfangen haben.
Laß deine Kraft in ihnen wirken,
damit sie uns in diesem Leben heiligen
und zu den ewigen Freuden führen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 17. Sonntag im Jahreskreis
- Gebet zur Gabenbereitung2
Manfred Wussow (2012)
Gott,
du beschenkst uns reich.
Wenn wir das Brot zu dir bringen,
schaust du auf unser Leben,
wenn wir den Kelch zu dir bringen,
schaust du auf unsere Freude.
Wir danken dir für Brot und Wein.
Lass uns in diesen Gaben dich selbst erblicken.
Du wirst einer von uns.
Du stirbst für uns.
Du verschenkst dich uns.
Wir danken dir.
Für Leib und Blut unseres Herrn.
Manfred Wussow (2009)
Was könnten wir dir bringen, Herr,
was wir nicht von dir haben.
Brot und Wein sind deine Gaben.
Wir bringen sie dir.
Mit der großen Sehnsucht,
dich selbst zu empfangen.
Du schenkst dich uns.
Für uns bist du gestorben,
für uns auch auferweckt worden.
Wir gehören zu dir.
Kommt, unser Herr!
- Lobpreis1
Hans Hütter (2021)
Kehrvers:
Singt dem Herrn, alle Länder der Erde,
singt dem Herrn und preist seinen Namen.
(GL 54,1)
Guter Gott und Vater;
Wir kommen vor dein Angesicht, um dir Dank zu sagen,
weil Du deinem Volk nahe bist und mitten unter uns wohnst.
Kehrvers:
Durch Johannes den Täufer hast du das Heil angekündigt,
das allen Völkern zuteil werden soll.
Kehrvers:
Er hat die Menschen zur Umkehr gerufen
und sie im Jordan getauft zur Vergebung der Sünden.
Kehrvers:
Er hat auf den hingewiesen, der stärker ist als er,
und der kommen werde,
um uns mit Heiligem Geist und Feuer zu taufen.
Kehrvers:
Das nahe Fest der Geburt des Messias erfüllt uns mit Freude und Dank.
Mit allen Menschen guten Willens singen wird dir:
Danklied, z. B. Danket, danket dem Herrn… (GL 406)
- Präfation3
Messbuch - Präfation Advent 2: Das Warten auf den Herrn einst und heute
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Von ihm redet die Botschaft aller Propheten,
die jungfräuliche Mutter trug ihn voll Liebe in ihrem Schoß,
seine Ankunft verkündete Johannes der Täufer
und zeigte auf ihn,
der unerkannt mitten unter den Menschen war.
Er schenkt uns in diesen Tagen die Freude,
uns für das Fest seiner Geburt zu bereiten,
damit wir ihn wachend und betend erwarten
und bei seinem Kommen
mit Liedern des Lobes empfangen.
Darum singen wir mit den Engeln und Erzengeln,
den Thronen und Mächten
und mit all den Scharen des himmlischen Heeres
den Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Advent 2
Messbuch - Präfation Advent 5: Der Herr ist nahe
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Vater im Himmel,
zu danken und dein Erbarmen zu preisen.
Denn schon leuchtet auf der Tag der Erlösung,
und nahe ist die Zeit unsres Heiles,
da der Retter kommt
unser Herr Jesus Christus.
Durch ihn rühmen wir das Werk deiner Liebe
und vereinen uns mit den Chören der Engel
zum Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ...
Präfation vom Advent 5
Messbuch - Präfation Advent 3: Die Geschenke des kommenden Herrn
Wir danken dir, Vater im Himmel,
und rühmen dich
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Ihn hast du der verlorenen Menschheit
als Erlöser verheißen.
Seine Wahrheit leuchtet den Suchenden,
seine Kraft stärkt die Schwachen,
seine Heiligkeit bringt den Sündern Vergebung.
Denn er ist der Heiland der Welt,
den du gesandt hast, weil du getreu bist.
Darum preisen wir dich
mit den Cherubim und Serafim
und singen mit allen Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Advent 3
- Mahlspruch1
Bibel
Sagt den Verzagten: Habt Mut, fürchtet euch nicht!
Seht, hier ist euer Gott!
Er selbst wird kommen und euch erretten.
(Jes 35,4)
Oder:
Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!
Noch einmal sage ich: Freut euch!
(vgl. Phil 4,5)
Oder:
Der Herr, dein Gott ist in deiner Mitte.
Er erneuert seine Liebe zu dir,
er jubelt über dich und frohlockt;
wie man frohlockt an einem Festtag.
(vgl. Zef 3,17)
- Meditation2
Helene Renner (2021)
wie beim Adventkalender
Tag für Tag
Türen öffnen
meine Türen öffnen
nachschauen
was kommt
auf die Suche gehen
voll Erwartung
und fragen
wo bist du
wo bleibst du
wann kommst du
was willst du von mir
was soll ich tun?
Tag für Tag
Türen öffnen
für meine Mitmenschen
offen sein
für dich, Gottessohn
komm
ich erwarte dich
Bernhard Rathmer (2015)
Da kommt Einer -und Du übersiehst ihn!
Da geht Einer auf Dich zu - und Du bist verschlossen!
Da klopft Einer bei Dir an - und Du verschläfst ihn!
Da tritt Einer bei Dir ein - und Du bist außer Haus!
Da will Einer sich mitteilen - und Du schneidest ihm das Wort ab!
Da wartet Einer auf dich - und Du zeigst ihm den Rücken!
Da fragt Einer um Hilfe - und Du verhärtest Dein Herz!
Da hat Einer unendlich viel Zeit - und Du bist nie zu sprechen!
Da bringt Einer Ruhe - und Du bist zerstreut!
Da kommt Einer - und Du siehst nur Dich!
Solange Er immer noch kommt - kannst Du dich ändern!
Bernhard Rathmer
- Schlussgebet2
Messbuch - SG Advent 3 So: mach uns bereit für das kommende Fest
Barmherziger Gott,
komm durch dieses heilige Mahl
uns schwachen Menschen zu Hilfe.
Reinige uns von Schuld
und mache uns bereit für das kommende Fest.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 3. Adventsonntag
Messbuch - SG 5. Sonntag: eins werden in Christus und Diener der Freude für die Welt
Barmherziger Gott,
du hast uns teilhaben lassen
an dem einen Brot und dem einen Kelch.
Laß uns eins werden in Christus
und Diener der Freude sein für die Welt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 5. Sonntag im Jahreskreis
- Gebet zum Abschluss3
Beatrix Senft (2021)
Guter Gott,
du hast uns neu gestärkt durch dein Wort
und in der Mahlgemeinschaft mit deinem Sohn,
Jesus Christus.
Schenke uns für die vor uns liegende Woche
zu allem Tun deinen begleitenden Segen,
damit es uns immer mehr gelingt,
adventliche Menschen zu werden.
Das erbitten wir mit Jesus Christus,
dein menschgewordenes Wort,
das für immer gilt - auch für unsere Zeit. – Amen.
Manfred Wussow (2012)
Wir danken dir, barmherziger Gott,
für die Freude, die du uns schenkst.
Die neue Woche nimmt uns schon gefangen.
Wir denken an das, was wir noch machen müssen.
Wir denken an unsere Arbeit.
Wir denken auch an so manche unliebsame Überraschung.
Wenn wir jetzt nach Hause gehen,
bitten wir dich
um deinen Geist, der uns fröhlich macht,
um deinen Beistand, der uns Liebe schenkt,
um deinen Mut, der uns ansteckt.
In Liebe kommst du zu uns.
Lass uns in Liebe miteinander leben.
Durch Christus, unserem Herrn.
Hans Hütter (2003)
Guter Gott,
in dieser heiligen Feier hast du uns
mit dem Leib und Blut deines Sohnes gestärkt.
Sein Nahesein erfüllt uns mit Freude
und gibt uns die Kraft,
unser Leben nach deinen Weisungen auszurichten.
Dafür danken wir dir und preisen wir dich
durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn. - Amen.
- Segen2
Messbuch - Feierlicher Segen im Advent
Der barmherzige Gott
hat uns den Glauben an das Kommen seines Sohnes geschenkt;
er segne und heilige uns durch das Licht seiner Gnade. - Amen.
Er mache uns stark im Glauben, froh in der Hoffnung
und eifrig in Werken der Liebe. - Amen.
Die erste Ankunft des Erlösers sei uns ein Pfand der ewigen Herrlichkeit,
die er uns schenken wird, wenn er wiederkommt auf den Wolken des Himmels. - Amen.
Das gewähre uns der dreieinige Gott,
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. - Amen.
MB Segen Advent
Beatrix Senft (2021)
Vater im Himmel,
Herr aller Zeiten,
du Gott mit uns.
Lege deine segnende Hand auf uns. - Amen.
Jesus, du Sohn Gottes
Bruder uns geworden.
Halte uns in deinem Wort und Schutz. - Amen.
Heiliger Geist,
lebensspendende Kraft.
Wirke in uns. - Amen.
Was also sollen wir tun?
"Was also sollen wir tun?", diese Frage stellten die Menschen Johannes den Täufer; bereit umzukehren, wenn sie denn nur wüssten, wie. Seine Antwort war so radikal wie einfach: wer zwei Gewänder hat, gebe eins ab an den, der keins hat, und wer etwas zu essen hat, handle ebenso.
Was also sollen wir tun? Stellen wir diese Frage heute noch ernsthaft? Oder kommt sie uns gar nicht mehr in den Sinn, weil wir ja eigentlich wissen, was die Antwort darauf wäre? Vielleicht haben wir auch Angst vor einer Antwort, die unser Leben verändern und unsere Sicherheiten aus dem Weg räumen könnte. Fragen wir deshalb gar nicht erst nach?
Wir wissen, was wir tun könnten, wir tun es aber nicht. Wir haben viel Sympathie für den Gedanken, dass alle gleich viel zum Leben haben. Wir wissen um die negativen Auswirkungen unseres Wohlstandslebens auf Menschen in anderen Teilen der Welt und machen doch weiter wie bisher.
Ich könnte mir das jetzt schönreden und mich an den Worten Jesu festhalten: „Was ihr den geringsten meiner Brüder getan habt, dass habt ihr mir getan“ – Schließlich gebe ich etwas ab von meinem Wohlstand, sei es konkret einem Obdachlosen vorm Bahnhof oder auch durch eine Kleiderspende oder einen größeren Geldbetrag an eine gemeinnützige Organisation. Also bin ich fein raus? Oder muss ich traurig von dannen gehen wir der reiche Jüngling nach den Worten Jesu „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in den Himmel kommt“?
Vielleicht sollte ich mir diese Frage tatsächlich stellen: Jesus, Gott, Meister, Vater: Was soll ich tun? Und dann in mich gehen und darüber nachdenken, was diese Frage für mich konkret bedeutet. Vielleicht ich dann neue Möglichkeiten habe, meine Charismen und Fähigkeiten und meinen Reichtum in den Dienst an meinen Nächsten zu stellen. Vielleicht nimmt mir das dann die Angst vor der Veränderung meines Lebens. Nachfolge Jesu geht nicht vom Sofa aus, ich muss in irgend einer Weise tätig werden. Dabei darf ich darauf vertrauen, dass mir nichts verloren geht, denn die Freude, die wir austeilen, die Liebe, die wir verbreiten, die nimmt uns nichts weg, sondern kommt zu uns zurück.
Edith Furtmann 2024.
Joseph Cradijn
Joseph Leon Kardinal Cardijn (* 13. November 1882 in Schaerbeek/Schaarbeek bei Brüssel; † 25. Juli1967 in Löwen) war ein römisch-katholischer Geistlicher und der Begründer der internationalen Christlichen Arbeiterjugend (CAJ).
mehr...
de.wikipedia.org
Cardijns "Sehen - Urteilen - Handeln" ungebrochen aktuell
Katholische Arbeiterbewegung Steiermark ehrt mit neuem Buch belgischen Arbeiterpriester und Kardinal - Interview mit bald 98-jährigem Zeitzeugen und Ex-Generalvikar Städtler.
"Sehen - Urteilen - Handeln": Diesen vom belgischen Arbeiterpriester und Kardinal Joseph Cardijn (1882-1967) formulierten Dreischritt einer christlich inspirierten Sozialethik hat die "Katholische ArbeitnehmerInnenbewegung Steiermark" (KAB) als Titel einer neuen Publikation gewählt. Es handle sich um ein Buch, das "aus Erinnerungen schöpft und zugleich weit in die Zukunft hineinreicht"...
mehr...
www.katholisch.at am 31.3.2023.
Ethische Urteilsfindung im Kontext von KI-Systemen
Ethische Urteilsbildung
Dieses Handeln auf der Basis eines ethischen Urteils nennt man auch „verantwortliches Handeln“.
Wenn wir uns diesen Prozess, bei dem am Ende ein ethisches Urteil und eine Handlung stehen, genauer anschauen (vgl. im Folgenden Hilpert 2009), finden wir meist die Struktur „Sehen – Urteilen – Handeln“ (s. o.). Die Situationsanalyse (Sehen) des ersten Schrittes lässt sich wie folgt unterteilen:
- Zunächst erfolgt eine sorgfältige Analyse des konkreten Problems. Ziele, Mittel und Sachstand werden hier geklärt.
- Daraufhin geht es um beteiligte Akteure und Kontexte. Interessen, Voraussetzungen, institutionelle Rahmen, rechtliche Bestimmungen usw. stehen hier im Mittelpunkt.
- Schließlich werden gegebene Handlungsalternativen und mögliche Problemlösungen evaluiert.
Wir erkennen hier eine deutliche Strukturgleichheit zu den allgemeinen Anforderungen an KI-Kompetenzen. Es ist wichtig zu sehen, dass sowohl eine sachliche als auch eine ethische Auseinandersetzung mit KI-Systemen immer mit einer vertieften Sachstandsanalyse beginnt. Die ethische Perspektive auf die Wahrnehmung (sozusagen der methodische Schritt des ethischen „Sehens“) fokussiert dabei verstärkt Akteure und Interessen sowie Institutionen und Recht.
Prof. Dr. Susanna Endres | Prof. Dr. Alexander Filipoviće am 15.15.2023 auf digid.jff.de/ki-expertisen/ethik-und-ki/
Freudensonntag Gaudete
In dunkler Nacht,
in Todesangst,
in Enttäuschungen,
in Einsamkeit –
trotzdem versuchen wir freudig zu sein -
Ein heller Schein am Horizont
kündet das Ende der Nacht
die Ankunft des Retters,
die Geburt des Heilands.
Das Licht aus Bethlehem
wird uns Freude bringen.
Ilse Pauls
Freut euch
Freue dich, Welten-Tochter.
Jubel Welten-Sohn.
Er, der alle Welt retten will,
ja, jede Nation,
er wird kommen.
Wird kommen in die großen Städte,
wird kommen in die kleinsten Dörfer,
wird kommen in die kleinste Hütte,
ja, in Höhlen und Zelte.
Er wird kommen,
wird neu geboren -
auch in unserer Zeit.
Er wird kommen -
auch in die Kleinheit deines Lebens,
um es groß zu machen in Gott.
So wird gesegnet sein jedes Volk
und jede Nation,
denn er wird aufrichten,
was niedergedrückt ist.
Ruft laut, alle Völker und Nationen.
Ja, ruft es laut, damit jeder es höre:
Der Herr, unser Gott, ist in unserer Mitte.
Darum fürchte wir uns nicht länger.
Wir freuen uns und jubeln,
die Liebe unseres Gottes währt ewiglich.
Beatrix Senft 2021
Was sollen wir tun
um den Weg frei zu bekommen
zur Herzensfreude
um den Weg
frei zu bekommen
von Altlasten?
Was darf ich lassen
um Blockaden
dahinschmelzen zu lassen?
Was lässt mich weit werden
für die befreiende Botschaft?
Gott hat NEUES
mit mir vor
Ganz leise und klein
fängt er's an
mit mir
auch im dunklen Gewühl
von Sorgen-Gefühl
das neu Aufkeimende
will kommen ...
Ja
es lässt sich erspüren
und wirkt herein
in meinen konkreten
Lebensvollzug
Was also darf ich getrost
sein lassen
um Gottes Wirken
wahr-zu-nehmen
in meinem Leben?
So kommt Freude auf!
© Sr. Maria Schlackl SDS
https://salvatorianerinnen.at/engagement/verkuendigen-als-frau-in-der-kirche/lebensimpulse-sms/
https://salvatorianerinnen.at/salvatorianerinnen/srmaria-schlackl-sds/
Vier Kerzen
Lied von Elli Michler (Text) und Reinhardt Burchhardt (Musik)
Textrechte: Don Bosco Verlag München, Musikrechte: Reinhard Burchhardt, Warburg 2009.
Wann ist Advent?
Wenn Dunkelheit sich allmählich lichtet,
wenn jemand auf Vergeltung verzichtet,
wenn Vergessenes wieder aufleuchten will,
wenn Verborgenes erscheint, zärtlich und still:
Wenn Geschwätziges leise und sacht verstummt,
wenn das Herz ein Lied der Sehnsucht summt,
wenn Menschen sich als Geschwister erkennen,
wenn sie einander Bruder und Schwester nennen:
Wenn müde Augen zu leuchten beginnen,
wenn wir uns auf Jesu Kommen besinnen,
wenn Gottes Charme unsre Sinne berührt,
wenn ein Engel uns zur Weihnacht hinführt:
...dann ist Advent
Lied als PDF herunterladen...
Text: Paul Weismantel, Melodie: Reinhard Burchhardt
Verrückte Weihnacht!?
Am Türgitter des von Richard Kurt Fischer 1991 in Innsbruck-Arzl erbauten Gotteshauses, dessen äußere Erscheinung einem Bergkristall ähnelt, steht die Frage „Quo vadis?“ – Wohin gehst du, Mensch? Ich könnte weiterfragen: Wohin gehe ich heute? Ich gehe im Advent sicher in dieses und jenes Kaufhaus, um Weihnachtsgeschenke zu besorgen. Aber kommt der eigentliche Sinn des Advents bei mir oder in der Gesellschaft noch vor? Ist diese Zeit noch eine Vorbereitung auf das Kommen des Herrn?
Bettina Wegner schreibt in ihrem Jesusgedicht: „Jesus steig nie herab. Du kriegst keine Wohnung und vom Kuchen nichts ab. Du kriegst keine Arbeit und du kommst in den Knast, weil du radikal und leise Widerstand geleistet hast. Mensch Jesus, bleib oben, sonst schlagen die dich tot!“. Trotzdem kommt Jesus auch heute in unsere Zeit. Er will nicht seinen „Einfluss“ sichern, sondern sich immer wieder verschenken. Das ist wahrlich ein Dienst Gottes an uns, ein „Gottesdienst“. Doch die Welt ist verrückt, das heißt im wörtlichen Sinn genommen, nicht an der richtigen Stelle, weil sich jeder selbst und nicht Gott zum Mittelpunkt macht. Gott wird an den Rand gedrängt, im Leben kommt er nicht vor. Trotzdem bleibt Gott seiner Idee treu, in uns sein Zelt aufzuschlagen.
Im Jahre 1955 hat der Dichter Ferlinghetti geschrieben: „Christus klettert vom Weihnachtsbaum herab, läuft von den Warenhäusern und Fernsehschirmen fort und kommt leise in den Schoß irgendeiner anonymen Maria zurück. Jesus wird wiederum erwartet, eine unvorstellbare und unmöglich erscheinende Wiederempfängnis, die allerverrückteste aller Wiederkünfte wird aufs neue Wirklichkeit“. Das Leben wird neu. Weihnachten wird es wieder. Freuet euch!
Emmerich Beneder
Mich wundert, dass ich so fröhlich bin!
Ich bin und weiß nicht wer.
Ich komm' und weiß nicht woher.
Ich geh', ich weiß nicht wohin.
Mich wundert, dass ich so fröhlich bin!
Magister Martinus von Biberach († angeblich 1498 in Biberach) wird ein vierzeiliger Spruch auf einem Deckel eines handschriftlichen Buches zugeschrieben („haec magister Martinus in Bibrach. 1498“), der aber weitaus älter als die beigegebene Jahreszahl ist. Über das Leben des Magisters Martinus ist nichts bekannt. Was später irrig als dessen „Grabschrift“ gedeutet wurde,[2] ist ein Priamel, das in der christlichen Frömmigkeit populär wurde und auch in der Literatur bis heute (vgl. Bertolt Brecht: Der Radwechsel) seinen Niederschlag findet:
Herkunft ungeklärt
https://de.wikipedia.org/wiki/Martinus_von_Biberach
Herz-Mitte
Erfüllt
Leer
Zerzaust
Zufrieden
Angeräumt
Laut
Ausgebrannt
Brennend vor Schmerz
oder
Brennend vor Sehnsucht
Hoffnungsvoll
Juble und frohlocke'
sagt uns ein Prophet
Worüber?
Ist dir danach zumute?
Gibt es einen Grund zum Jubeln?
Meine „inneren Feinde“
Missmut und Lärm
erkennen sie
dass DU
Gott meines Lebens
in meiner Mitte
das Sagen hast
Festesfreude wird aufkeimen
und Furcht vergehen
mit Gott hab ich
nichts zu fürchten
Ich freu mich drauf ...
nicht nur an Weihnachten
© Sr. Maria Schlackl SDS
https://salvatorianerinnen.at/engagement/verkuendigen-als-frau-in-der-kirche/lebensimpulse-sms/
https://salvatorianerinnen.at/salvatorianerinnen/srmaria-schlackl-sds/
«Jüdischer Witz ist oft Galgenhumor»
Die Nacht der Religionen macht den Humor dieses Jahr zum Thema. André Flury hat mitgeholfen, den Anlass zu organisieren, und sagt: «Witze über religiöse Autoritäten haben eine lange Tradition.»
Interview: Naomin Jones - als PDF herunterladen
Herkunft ungeklärt
Glückszeiten
Ein glückliches Zeitalter ist deshalb gar nicht möglich, weil die Menschen es nur wünschen wollen, aber nicht haben wollen, und jeder Einzelne, wenn ihm gute Tage kommen, förmlich um Unruhe und Elend beten lernt. Das Schicksal der Menschen ist auf glückliche Augenblicke eingerichtet - edles Leben hat solche -, aber nicht auf glückliche Zeiten. Trotzdem werden diese als »das Jenseits der Berge« in der Phantasie des Menschen bestehen bleiben, als Erbstück der Urväter; denn man hat wohl den Begriff des Glückszeitalters seit uralten Zeiten her jenem Zustand entnommen, in dem der Mensch, nach gewaltiger Anstrengung durch Jagd und Krieg, sich der Ruhe übergibt, die Glieder streckt und die Fittiche des Schlafes um sich rauschen hört. Es ist ein falscher Schluß, wenn der Mensch jener alten Gewöhnung gemäß sich vorstellt, daß er nun auch nach ganzen “Zeiträumen der Not und Mühsal jenes Zustandes des Glücks in entsprechender Steigerung und Dauer teilhaftig werden könne.
Aus: Friedrich Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches. Erster Band 471.
Freude
Jeder hat etwas von einem Dichter in seinem Herzen, das in der Erfahrung der letzten Wirklichkeit Erfüllung sucht. Der Mensch empfindet Freude, weil die Blumen blühen und der Himmel blau und das Wasser klar ist. Nicht weil sie nützlich und profitabel sind, wie Scheckbücher und Maschinen, sondern weil sie sind, was sie sind. Der Dichter in unserem Herzen wird von Gott als Dichter inspiriert. Im Morgenrot, im grünen Gras und im Leben spendenden Wasser spricht er zu uns als Freund, der Antwort sucht in unserer Freude. Ich bin mir sicher, dass er glücklich ist wie ein sterblicher Dichter, wenn wir uns an seiner Schöpfung erfreuen.
Aus: Rabindranath Tagore, Indische Weisheiten für jeden Tag. Übersetzt und herausgegeben von Axel Monte. O.W. Barth Verlag der S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2006.
Plädoyer für eine Kultur der Feste
Meine kleine Philosophie des Festes, die das Fest nicht nur gegen den totalen Alltag, sondern auch gegen das totale Fest verteidigen will, ist zur Kritik des absoluten Festes geworden. Wenn das Fest zur ganzen Wirklichkeit und die ganze Wirklichkeit zum Fest werden soll - zum einen einzigen Alleinfest: zu jenem absoluten Moratorium des Alltags, das weder den Alltag noch andere Feste neben sich duldet und nur noch Ausnahmezustand ist -, geht es nicht gut. Es kann daraus nichts menschlich Aushaltbares werden, denn wer - und das wäre ja die Intention dieses absoluten Festes - die Erde zum Himmel machen will, macht sie zuverlässig zur Hölle.
Es gibt in unserer Welt diesen Hang zum totalen Moratorium des Alltags, zum totalen Fest; und weil es ihn gibt, darum muß man sich ihm widersetzen. Dazu - denke ich - braucht man: mehr Mut zum Alltag und mehr Mut zum Sonntag. Mehr Mut zum Alltag: das bedeutet, das Bedürfnis nach Entlastung vom Alltag - nach »Moratorium des Alltags« - zu reduzieren: durch mehr Bereitschaft zum Alltag und zu ihrer Förderung (etwa durch das, was man »Humanisierung der Arbeitswelt« nennt). Mehr Mut zum Sonntag: das bedeutet, eine andere Entlastung vom Alltag - ein vom Krieg, vom Bürgerkrieg, vom totalen Ausstieg verschiedenes »Moratorium des Alltags« - zu suchen und zu pflegen. Wer sich mit seinem Alltag versöhnt, und wer sich durch den Sonntag - durch die Vielheit und Buntheit der Feste - mit seinem Alltag versöhnt, braucht jenes »Moratorium des Alltags« nicht, das der große Ausstieg in den Ausnahmezustand ist: vom »alternativen Leben« bis zum Krieg.
Ich meine hier - wenn ich von den Festen als Remedien spreche und spreche darum vom Sonntag - vor allem die religiösen Feste. Je mehr der Sonntag seine Kraft verliert, desto stärker wird das Bedürfnis, das »Moratorium des Alltags« als Krieg zu absolvieren, und je mehr das vermieden werden soll, desto mehr muß das religiöse Fest - exemplarisch der Sonntag - wieder an Kraft gewinnen. Die Perversion des Festes ruft - als Gegenmittel - nach dem Fest.
Das mag auch von den halb- oder nichtreligiösen Festen gelten. Darum sollte man gerade auch die zweitbesten Feste nicht tadeln: von der Kunst - wenn sie nicht gerade das Leben ersetzen will - über die Naturzuwendung - wenn sie nicht gerade das Leben ersetzen will - über den Sport - wenn er nicht gerade das Leben ersetzen will - bis zu jener halbfestlichen Form des Alltagsmoratoriums auf genau befristete Zeit, die in der modernen Wohlstandswelt entstanden ist: dem Urlaub. Auch der Urlaub tritt nicht an die Stelle des Alltags, sondern neben den Alltag, um ihn lebbarer zu machen, und gehört so - wie der Sonntag - zu den Segnungen des Alltags. Dabei übernimmt der Urlaub auf friedliche Weise Funktionen, die früher der Krieg wahrnahm. Zum Urlaub gehört häufig die Reise, nicht selten die Reise in andere Länder. Der moderne Massentourismus ist die Demokratisierung der Bildungsreise, indem er die friedliche Fortsetzung jenes Breitentourismus ist, den früher nur der Krieg bot. Einstmals mußte man in schöne und interessante Länder einmarschieren, damit viele Menschen sie kennenlernen konnten.
Aus: Odo Marquard, Zukunft braucht Herkunft. Philosophische Essays. Reclam Verlag, Stuttgart 2013.
Erwartest DU mich?
Schön ist es
erwartet zu werden
Schön ist es
einen lieben Menschen zu erwarten
Und mich
erwartest du MICH
fragt Gott
ganz leise
in diesen Tagen
Etwas erwarten können
k/eine „Tugend“ unserer Zeit ...
wie steht's bei mir damit
nein:
nicht ,abwarten und Tee trinken'
hell wach erwarten
und zugleich
nichts erzwingen (wollen)
Selbst
das Wirken Gottes
in meinem Leben
lässt auf sich warten
oder
mangelt es mir bloß an Achtsamkeit
es wahr-zunehmen
Vertrauensvoll
erwarten
das wär's
Dass ER kommen kann
um mit mir mein Leben
zu konkretisieren
„Das LICHT in mir
kommt von dir“
Funkelt es - schon...
© Sr. Maria Schlackl SDS
https://salvatorianerinnen.at/engagement/verkuendigen-als-frau-in-der-kirche/lebensimpulse-sms/
https://salvatorianerinnen.at/salvatorianerinnen/srmaria-schlackl-sds/
Kirche im Zeichen der Barmherzigkeit
Als Papst Johannes XXIII. am 11. Oktober 1962 das Zweite Vatikanische Konzil eröffnete, verwies er in seiner Ansprache unter anderem darauf, dass die Kirche in ihrer Geschichte vielfach mit großer Strenge den verschiedenen Glaubensirrtümern entgegengetreten sei, und meinte dann: „Heute dagegen möchte die Braut Christi lieber das Heilmittel der Barmherzigkeit anwenden als die Waffen der Strenge.“— Die Rede vom „Heilmittel der Barmherzigkeit“ könnte ebenso von Bernhard Häring stammen. Genau darum ging es ihm - je länger, desto mehr - in seinem theologischen Gesamtwerk und in seinem weltweiten kirchlichen Einsatz. Als Moraltheologe hatte er dabei nicht nur das Verhalten der Kirche gegenüber Glaubensirrtümern im Blick, sondern darüber hinaus und vor allem den Umgang mit der vielfältigen Wirklichkeit des menschlichen Lebens, die nicht immer religiösen, christlichen und/oder kirchlichen Vorgaben entspricht. Barmherzigkeit, nicht Strenge, war seine Maxime. In seinem Buch „Moraltheologie für das dritte Jahrtausend“ spricht er davon, dass diese Grundhaltung „der Mantel aller Tugenden“ sei, ferner „die Verwirklichung des Gesetzes Christi“, „ein sichtbares Zeichen des Reiches Gottes in den Christen und in den christlichen Gemeinden“ und „ein Kernpunkt des christlichen Lebens“.— Wir wollen im Folgenden dem starken Engagement Härings zugunsten der Barmherzigkeit nachspüren und seine Folgerungen für die Kirche näher betrachten.
Was liegt Jesus am Herzen?
Eine Moraltheologie, die christozentrisch und biblisch fundiert sein will, hat in der Behandlung jeder Thematik bei Jesus Christus, so wie er in der Bibel dargestellt wird, anzusetzen. Das gilt selbstverständlich auch für die Frage nach der Bedeutung der Barmherzigkeit. Härings diesbezügliches Denken ist ohne die Bibel, vor allem ohne die Evangelien, gar nicht möglich. Und es ist wiederum jene biblische Gesamtheitsschau, von der schon die Rede war, welche sein Nachdenken über dieses Thema prägt. Christliches Leben in der Nachfolge Jesu heißt für ihn, sich vom Herrn her inspirieren, anstoßen und herausfordern zu lassen. Die Anfangssätze seines Büchleins „Es geht auch anders. Plädoyer für eine neue Umgangsform in der Kirche“ sind dafür ein Musterbeispiel: „Fragt man uns, was uns als Jünger und Jüngerinnen Christi am meisten am Herzen liegt, so können wir uns nur demütig fragend an unseren Herrn und Meister wenden: Was liegt Jesus am meisten am Herzen? Der Jünger, der an der Brust Jesu ruhte, weist uns auf Jesus, wie er vor seinem Hingang zum Vater über den Weg des Kreuzes uns seine Herzensanliegen veranschaulichte. Wir staunen, dass er uns Sündern die Füße gewaschen hat und uns einlädt, desgleichen zu tun. Er will eine dienend-liebende Jüngergemeinschaft.
Im deutschen Begriff „Barmherzigkeit“ - wie auch im lateinischen „misericordia“ - steckt das Wort „Herz“ (lateinisch: „cor“). Häring spricht in dem angeführten Zitat nicht über irgendein Herz, sondern über das Herz Jesu. Dabei kommen zwei Situationen aus der Abendmahlserzählung des Johannesevangeliums zur Sprache. Erstens: Der Jünger, der an der Brust - und damit auch am Herzen - seines Meisters ruht. Und zweitens: Jesus wäscht seinen Jüngern - Häring sagt „uns Sündern“ - die Füße. Der Moraltheologe verweist hier sehr einfühlsam und anschaulich auf Jesus als Vorbild der christlichen Barmherzigkeit und kommt von daher auf zwei Hauptcharakteristika: dienen und lieben. Nach dem Vorbild Jesu sollen auch Christinnen und Christen eine „dienendliebende“ Jüngergemeinschaft sein. Dann sind sie Kirche im Zeichen der Barmherzigkeit.
Aus: Martin Leitgöb, Bernhard Häring, Kirche im Zeichen der Barmherzigkeit. Tyrolia Verlag, Innsbruck 2015.
Tochter Zion, freue dich
Tochter Zion, freue dich,
Jauchze laut. Jerusalem!
Sieh, dein König kommt zu dir,
Ja, er kommt, der Friedensfürst.
Tochter Zion, freue dich,
Jauchze laut. Jerusalem!
Hosianna, Davids Sohn,
Sei gesegnet deinem Volk!
Gründe nun dein ewig Reich,
Hosianna in der Höh!
Hosianna, Davids Sohn,
Sei gesegnet deinem Volk.
Hosianna, Davids Sohn,
Sei gegrüßet, König mild!
Ewig steht dein Friedensthron,
Du, des ewgen Vaters Kind.
Hosianna, Davids Sohn!
Sei gegrüßet, König mild!
Tochter Zion
Die musikalische Inszenierung der Geschichte Josuas wurde von Georg Friedrich Händel komponiert und vermutlich von Thomas Morell librettisiert (mit Handlungstext versehen). Händel integrierte 1750 die doppelt vierzeilige Dichtung des Siegeschors nachträglich auch in sein früheres Oratorium Judas Maccabäus (1746), welches im Jakobitenaufstand von 1745 einen politischen Hintergrund findet. In Deutschland (Berlin) erst 40 Jahre nach Entstehen uraufgeführt, wurde die dreistrophige Hymne schnell populär. Nach den napoleonischen Kriegen avancierte sie im Rahmen militärischer Feiern bald zum Lieblingsstück, wodurch insbesondere der Siegeschor berühmt wurde.
Das in Kontrafaktur des Chors konzipierte "Tochter Zion, freuedich" wurde im frühen 19. Jahrhundert gedichtet. Die Urheberschaft soll auf Johannes Escheburg oder den evangelischen Theologen Friedrich Heinrich Ranke zurückgehen. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts verfasste Ludwig van Beethoven diverse Violoncello- und Klaviervariationen, welche die Thematik des Weihnachtsliedes vorwegnahmen und so schon vorab als wichtige Multiplikatoren dienten. Bald nahm das Stück einen festen Platz innerhalb kirchlicher Weihnachtsfeierlichkeiten ein. Da jedoch weiblicher Kirchengesang noch im 19. Jahrhundert nicht zwingend gestattet war, wurden die Alt- und Sopranstimmen mit Jungen besetzt. Das Lied wurde daher insbesondere von Knabenchören gesungen, deren zeitgenössische Popularität für eine weitere Verbreitung sorgte. Das literarische Beispiel - Thomas Manns Buddenbrooks - spiegelt schließlich den Einzug Tochter Zions in das private Weihnachtsfest der bürgerlichen Familie um 1900.
Lars Winterberg, in: www.ekd.de/advent_dezember/musik/tochter_zion.html
Unsicherheit
Die Unsicherheit kennen wir vermutlich alle, wenn man in diesen Tagen einen Menschen vor sich hat, in dessen Leben es gerade alles andere als fröhlich aussieht. Einen, von dem man weiß, wie sein Herz schwer ist von Kummer und Traurigkeit oder wie seine Gedanken von ernsten Sorgen erfüllt sind. Aber es ist doch jetzt Weihnachten! Was kann ich sagen? Was kann ich wünschen? "Fröhliche Weihnachten", wie es mir gerade schon auf der Zunge liegt? "Frohes Fest"?
Gut, wenn wir es in solchen Situationen jedenfalls nicht gedankenlos dahersagen, sondern darin spürbar Anteil nehmen an dem, was unser Gegenüber belastet. Und gut, wenn wir da, wo wir uns selbst so ein bisschen ungeschickt und hilflos angeredet finden, wenn wir dann selbst die innere Freiheit haben, es doch als Ausdruck der Zuwendung zu nehmen und als etwas, das gut tun möchte.
Keinesfalls aber sollten wir das Wort und den Gedanken der Freude in solchen Situationen vermeiden und verschweigen! Gerade dann möchte doch besonders von Freude gesprochen werden und sollen wir sie einander zuzusprechen suchen, wo erst einmal zu Freude gar kein Anlass zu sein scheint. Und das ist möglich. Die Freude, um die es hier geht, die gewinnt ihre Kraft ja nicht aus dem eigenen Lebensglück - und sie steht und fällt auch nicht mit dem, was unser Lebensglück ist und war. Die Freude, um die es hier geht, gewinnt ihre Kraft aus der Erfahrung der Nähe Gottes. Das ist es, was wir einander wünschen können und sollen. Die Freude, von der Paulus schreibt und von der die Engel anlässlich der Geburt des Kindes singen, die gewinnt ihre Kraft dadurch, dass dies Licht auch in die Dunkelheiten des eigenen Lebens hinein strahlt.
Auszug aus einer Predigt über Phil. 4,4-7 von Martin Germer in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche am 4. Advent 2006.
www.gedaechtniskirche-berlin.de/KWG/pdf/Predigt_Germer_Vierter_Advent_2006.pdf
Bußpredigt
Kommt mit mir ins Anderland - so höre ich Johannes rufen.
Ins Land, in dem es anders zugeht.
Ins Land, in dem auch der andere sein darf.
In dem andere Verhältnisse sind, weil der eine im anderen den Menschen sieht.
Johannes lockt die Menschen in die Wüste. Weil einem hier das Andere und der so ganz Andere unverstellt und unverfügbar nahe ist. Unverstellt trifft dort der Mensch auf sich selbst und auf die Lebensmacht, aus der er kommt. Propheten, Gottschauer und Menschenkenner haben dieses Anderland immer wieder aufgesucht und sind so zu Wegweisern der Menschheit geworden. So auch Johannes, der Täufer. Um Menschen für das Unverstellte und Unverfügbare zu öffnen, hat er sich dorthin begeben und auch andere dorthin gerufen.
Und siehe da: Die Wüste lebt! Weil da eben nichts mehr das Herz verführen und den Verstand umnebeln kann, weil Mann und Frau dort zurückgeführt werden zu Grund, Mitte und Ziel ihres Lebens. Johannes erinnert an Jesaja. Und auch Johannes erlaubt sich an dieser Stelle einen interessanten und tiefgründigen Versprecher - unterstellen wir ihm mal: mit Absicht. Nicht bereitet dem Herrn den Weg, sagt er, sondern bereitet den Weg des Herrn. Denn Gottes Weg ist schon bereitet, von dem, der unverfügbar bleibt, dessen Kommen nur erhofft, erbeten und erwartet werden kann.
"Ein Weg für mehr als mich" - Die Bußpredigt des Johannes. Predigt am 3. Advent 2010, gehalten von Pfarrerin Clarissa Graz in Kiedrich und Eltville.
www.triangelis.de/uploads/media/Ein_Weg_ist_mehr_f%C3%BCr_mich_12-12-10_Graz.pdf
Wie soll ich Dich empfangen
1. Wie soll ich Dich empfangen
und wie begegn' ich Dir,
o aller Welt Verlangen,
o meiner Seele Zier?
O Jesu, Jesu, setze
mir selbst die Fackel bei,
damit, was Dich ergötze,
mir kund und wissend sei.
2. Dein Zion streut Dir Palmen
und grüne Zweige hin,
und ich will Dir in Psalmen
ermuntern meinen Sinn.
Mein Herze soll Dir grünen
in stetem Lob und Preis
und Deinem Namen dienen,
so gut es kann und weiß.
3. Was hast du unterlassen
zu meinem Trost und Freud?
Als Leib und Seele saßen
in ihrem größten Leid,
als mir das Reich genommen,
da Fried und Freude lacht,
da bist du, mein Heil, kommen
und hast mich froh gemacht.
4. Ich lag in schweren Banden,
du kamst und machst mich los;
ich stand in Spott und Schanden,
du kommst und machst mich groß
und hebst mich hoch zu Ehren
und schenkst mir großes Gut,
das sich nicht lässt verzehren,
wie irdisch Reichtum tut.
5. Nichts, nichts hat dich getrieben
zu mir vom Himmelszelt,
als dein getreues Lieben,
damit du alle Welt
in ihren tausend Plagen
und großen Jammerlast,
die kein Mund kann aussagen,
so fest umfangen hast.
6. Das schreib dir in dein Herze,
du hochbetrübtes Heer,
bei denen Gram und Schmerze
sich häufet mehr und mehr.
Seid unverzagt, ihr habet
die Hilfe vor der Tür;
der eure Herzen labet
und tröstet, steht allhier.
7. Ihr dürft euch nicht bemühen,
noch sorgen Tag und Nacht,
wie ihr ihn wollet ziehen
mit eures Armes Macht.
Er kommt, er kommt mit Willen,
ist voller Lieb und Lust,
all Angst und Not zu stillen,
die ihm an euch bewusst.
8. Auch dürft ihr nicht erschrecken
vor eurer Sündenschuld;
nein, Jesus will sie decken
mit seiner Lieb und Huld.
Er kommt, er kommt den Sündern
zum Trost und wahren Heil,
schafft, daß bei Gottes Kindern
verbleib ihr Erb und Teil.
9. Was fragt ihr nach dem Schreien
der Feind und ihrer Tück?
Der Herr wird sie zerstreuen
in einem Augenblick.
Er kommt, er kommt, ein König,
dem alle Macht und List
der Feinde viel zu wenig
zum Widerstande ist.
10. Er kommt zum Weltgerichte,
zum Fluch dem, der ihm flucht,
mit Gnad und süßem Lichte
dem, der ihn liebt und sucht.
Ach komm, ach komm, o Sonne,
und hol uns allzumal
zum ewgen Licht und Wonne
in deinen Freudensaal.
Paul Gerhardt (1607 - 1676)
"Jauchzet, frohlocket"
Besetzung: Soli, Chor, 3 Trompeten, Pauken, 2 Traversflöten, 2 Oboen (auch als Oboe d'amore), Streicher, Basso continuo
Vorgesehener Aufführungszeitpunkt: 1. Weihnachtstag (25. Dezember)
Inhalt: Im ersten Teil wird die Geburt Jesu dargestellt. Bach eröffnet diesen Teil und damit das Oratorium wie die meisten seiner Kantaten mit einem groß angelegten Eingangschor, hier mit Pauken und Trompeten. "Jauchzet, frohlocket", die Gemeinde wird sofort unmittelbar angesprochen und in das aktuelle Geschehen einbezogen: "rühmet, was heute der Höchste getan". Die Weihnachtsgeschichte beginnt damit, dass Maria und Joseph durch ein Gebot des Kaiser Augustus gezwungen waren, ihre Heimat Galiläa zu verlassen und sich in Josephs Geburtsort Bethlehem zählen zu lassen (Nr. 2). Angestoßen durch diese äußere Bewegung spiegelt die Alt-Arie "Bereite dich, Zion" die innere adventliche Sehnsucht wider und gibt eine erste Ahnung von der Größe des Bevorstehenden. "Zion" wird entsprechend altchristlicher Tradition und der Brautmystik zu einem Bild für die christliche Gemeinde, die als Braut auf ihren Bräutigam (= Christus) wartet. Dass beim Choral "Wie soll ich dich empfangen" von Paul Gerhardt nicht die heute übliche Choralmelodie von Johann Krüger (1653), sondern die von "O Haupt voll Blut und Wunden ... erklingt, wurde früher theologisch dahingehend ausgedeutet, dass mit der Menschwerdung bereits das Leiden beginne und bei der Krippe bereits an das Kreuz erinnert werde. Die neuere Bachforschung hat jedoch nachgewiesen, dass dies die übliche Melodie in den Leipziger und Dresdner Gesangbüchern war.
Das Rezitativ "Und sie gebar ihren ersten Sohn" (Nr. 6) berichtet von Jesu Geburt. Indem Bach beim Wort "Krippe" in die Tonart d-Moll ausweicht und nicht das erwartete D-Dur verwendet, wird die tiefe Erniedrigung in der Menschwerdung Christi zum Ausdruck gebracht. Demgegenüber preist die Arie "Großer Herr, o starker König" (Nr. 8) hymnisch die Majestät Gottes. Darauf weisen die Tonart D-Dur, die gebrochenen Dreiklänge in der Trompete und die zahlreichen Oktavsprünge im Continuo, die die Totalität Gottes illustrieren. Bei den Worten "muss in harten Krippen schlafen" verstummt die Trompete und versinnbildlichen die Synkopen, wie unpassend diese Erniedrigung für den ewigen Gottessohn ist. Teil I schließt mit der Bitte, als ständige Erinnerung das eigene Herz zu einer Krippe werden zu lassen.
Auszug aus: de.wikipedia.org/wiki/Weihnachts-Oratorium_(Bach)
Die zwölf Schritte der Anonymen Alkoholiker
"Die zwölf Schritte der Anonymen Alkoholiker" - sie werden heute gegen verschiedene Süchte z.B. die Spielsucht auch eingesetzt.
1. Schritt:
Wir gaben zu, dass wir dem Alkohol gegenüber machtlos sind - und unser Leben nicht mehr meistern konnten.
2. Schritt:
Wir kamen zu dem Glauben, dass eine Macht, größer als wir selbst, uns unsere geistige Gesundheit wiedergeben kann.
3. Schritt:
Wir fassten den Entschluss, unseren Willen und unser Leben der Sorge Gottes - wie wir Ihn verstanden - anzuvertrauen.
4. Schritt:
Wir machten eine gründliche und furchtlose Inventur in unserem Inneren.
5. Schritt:
Wir gaben Gott, uns selbst und einem anderen Menschen gegenüber unverhüllt unsere Fehler zu.
6. Schritt:
Wir waren völlig bereit, all diese Charakterfehler von Gott beseitigen zu lassen.
7. Schritt:
Demütig baten wir Ihn, unsere Mängel von uns zu nehmen.
8. Schritt:
Wir machten eine Liste aller Personen, denen wir Schaden zugefügt hatten und wurden willig, ihn bei allen wieder gutzumachen.
9. Schritt:
Wir machten bei diesen Menschen alles wieder gut - wo immer es möglich war -, es sei denn, wir hätten dadurch sie oder andere verletzt.
10. Schritt:
Wir setzten die Inventur bei uns fort, und wenn wir Unrecht hatten, gaben wir es sofort zu.
11. Schritt:
Wir suchten durch Gebet und Besinnung die bewusste Verbindung zu Gott - wie wir Ihn verstanden - zu vertiefen. Wir baten Ihn nur, uns Seinen Willen erkennbar werden zu lassen und uns die Kraft zu geben, ihn auszuführen.
12, Schritt:
Nachdem wir durch diese Schritte ein spirituelles Erwachen erlebt hatten, versuchten wir, diese Botschaft an Alkoholiker weiterzugeben und unser tägliches Leben nach diesen Grundsätzen auszurichten.
Herkunft unbekannt
Gott, heilger Schöpfer aller Stern
Gott, heilger Schöpfer aller Stern,
erleucht uns, die wir sind so fern,
daß wir erkennen Jesus Christ,
der für uns Mensch geworden ist.
Denn es ging dir zu Herzen sehr,
da wir gefangen waren schwer
und sollten gar des Todes sein;
drum nahm er auf sich Schuld und Pein.
Da sich die Welt zum Abend wandt,
der Bräut'gam Christus ward gesandt.
Aus seiner Mutter Kämmerlein
ging er hervor als klarer Schein.
Gezeigt hat er sein groß Gewalt,
daß es in aller Welt erschallt,
sich beugen müssen alle Knie
im Himmel und auf Erden hie.
Wir bitten dich, o heilger Christ,
der du zukünftig Richter bist,
lehr uns zuvor dein' Willen tun
und an dem Glauben nehmen zu.
Lob, Preis sei, Vater, deiner Kraft
und deinem Sohn, der all Ding schafft,
dem heilgen Tröster auch zugleich
so hier wie dort im Himmelreich.
Amen.
Thomas Müntzer, 1523 nach dem Hymnus »Conditor alme siderum« 10. Jh., bei Johann Leisentrit 1567, in: EG 3.
Das Volk, das noch im Finstern wandelt
Das Volk, das noch im Finstern wandelt -
bald sieht es Licht, ein großes Licht.
Heb in den Himmel dein Gesicht
und steh und lausche, weil Gott handelt.
Die ihr noch wohnt im Tal der Tränen,
wo Tod den schwarzen Schatten wirft:
Schon hört ihr Gottes Schritt, ihr dürft
euch jetzt nicht mehr verlassen wähnen.
Er kommt mit Frieden. Nie mehr Klagen,
nie Krieg, Verrat und bittre Zeit!
Kein Kind, das nachts erschrocken schreit,
weil Stiefel auf das Pflaster schlagen.
Die Liebe geht nicht mehr verloren.
Das Unrecht stürzt in vollem Lauf.
Der Tod ist tot. Das Volk jauchzt auf
und ruft: »Uns ist ein Kind geboren!«
Man singt: »Ein Sohn ist uns gegeben,
Sohn Gottes, der das Zepter hält,
der gute Hirt, das Licht der Welt,
der Weg, die Wahrheit und das Leben.«
Noch andre Namen wird er führen:
Er heißt Gottheld und Wunderrat
und Vater aller Ewigkeit.
Der Friedefürst wird uns regieren!
Dann wird die arme Erde allen
ein Land voll Milch und Honig sein.
Das Kind zieht als ein König ein,
und Davids Thron wird niemals fallen.
Dann stehen Mensch und Mensch zusammen
vor eines Herren Angesicht,
und alle, alle schaun ins Licht,
und er kennt jedermann mit Namen.
Jürgen Henkys ,1981 nach dem niederländischen »Het volk dat wandelt in het duister« von Jan Willem Schulte Nordholt 1959.
Falschheit und Missgeschick
Eine amüsante Geschichte wird vom Midrasch überliefert: Während die verschiedenen Tiere an Noah vorbeimarschieren, entdeckt er plötzlich eine absonderliche Kreatur, die ganz allein war. "Wer bist du", fragte er. "Ich bin die Falschheit", war die Antwort. "Du bist allein gekommen? Tut mir leid", sagte Noah. "Singles haben keinen Zutritt an Bord." Darum versuchte die Falschheit verzweifelt, einen Kameraden zu finden, und schließlich hatte sie Erfolg. Ein anderes seltsames Einzeltier namens Schlamassel, oder Missgeschick, war ebenso auf der Suche nach einem Kameraden. Zusammen bildeten sie ein ideales Paar; denn was immer man durch Falschheit bekommt, durch Mißgeschick geht es wieder verloren."
Eli Wiesel, Noah - oder Ein neuer Anfang. Biblische Portraits, Freiburg-Basel-Wien: Herder 1994.
Weherufe über Ninive
Wehe euch, ihr Reichen und Satten,
die ihr weder Hunger noch Durst habt nach Gerechtigkeit,
sondern euer Wirtschaftswachstum aufbaut
auf dem Hunger und der Ausbeutung der Armen dieser Welt.
Ihr werdet euch an euren verseuchten Lebensmittel überfressen,
ihr werdet ersticken an den Abgasen Eurer Wohlstandsindustrie.
Eure Seelen hungern schmachtend
Inmitten des materiellen Überflusses
Vergeblich an erfülltem Lebenssinn.
Wehe euch, ihr Gottlosen,
die ihr nur die Kraft des Verstandes anbetet
und eure Allmachtsphantasien verehrt,
die ihr die Macht Eures technischen Wissens mißbraucht
und unter dem Vorwand,
höhere Lebensqualität zu garantieren,
keine Experimente und Versuche scheut,
die ihr keine Grenzen vor der Achtung des Lebens mehr kennt
und ein paar Tote statistisch mit einkalkuliert.
Ihr werdet an euren selbstgezüchteten Bakterien zugrunde gehen,
zerfleischt werden von genmanipulierten Riesenwölfen
und zerstrahlt durch spaltbares Material
das durch einen Fehler austritt,
der euren Berechnungen entgeht.
Wehe euch, ihr Unbarmherzigen,
die ihr die Fremden in eurem Land
draußen vor der Tür eurer Häuser
und die euch fremde Meinung des anderen von nebenan
draußen vor der Tür eurer Herzen laßt:
Ihr werdet keinen Raum in der Herberge finden,
wenn ihr selbst einmal
Unterschlupf und Asyl braucht,
keine Tür wird sich eurer Not öffnen
und nirgendwo werdet ihr ein Wort der Liebe finden
in eurer selbstgeschaffenen Einsamkeit.
Gerd Lünighöner und Christa Spiling-Nöker, Jona. Der Güte zuviel. In: Abraham & Co. Biblische Männergeschichten, Freiburg-Basel-Wien 1991.
Wolfsparadies für räudige Schafe
Wolf ist gut, besser als Schaf, auch dein Namensheiliger hatte einen Wolf, den er liebte, und dieser Wolf ist jetzt im Paradies. Denn es gibt auch ein Wolfsparadies, Mur*, für räudige Schafe, wie ich eines bin. Wie ich, als ich einst einem Hochmütigen schrieb:
Richte nur nicht so geschwind:
Gerichte hier sind seicht!
Verleumde nicht das Dohlenkind
Mit taubenhaftem Weiß.
Mich küßten alle, war mir gleich!
Ich übertraf sie nur!
An jenem schwarzen Tag vielleicht
Bin weißer ich als du!
* (Mur ist ein Name...)
Marina Zwetajewa, Im Feuer geschrieben. Ein Leben in Briefen, stb 2584, Frankfurt: Suhrkamp 1996.
Bibelwerk der Diözese Linz (2018)
Martin Stewen (2000)