Ostern - ein Tag aus der anderen Welt
In den "Salzburger Nachrichten" (7.4.2012, S.1) schreibt Josef Bruckmoser "Ostern - ein Tag aus der anderen Welt". Damit hat er die Botschaft von der Auferstehung auf den Punkt gebracht. Die Bibel hat recht, wenn sie schreibt: "Das ist der Tag, den der Herr gemacht hat" (Ps 118,24). Wir müssen mit einer Macht rechnen, die über die Kräfte dieser Welt hinausgeht. Das ist die Frohbotschaft schlechthin: Gott hat das letzte Wort. Er rettet die Menschen aus ihrer Hoffnungslosigkeit und Ohnmacht. Gott sinnt nicht auf Unheil oder Rache. Er denkt Gedanken des Heils und der Barmherzigkeit. Aus dieser Zuversicht schöpfen Gläubige Kraft. Doch manche Menschen haben keine Hoffnung. Sie feiern nicht Ostern. Sie sagen: Es ist noch keiner zurückgekommen. Andere wieder zweifeln an der Auferstehung. Sie verlangen wie der Apostel Thomas naturwissenschaftliche Beweise. Wie kann ich heute von der Auferstehung reden?
In unsere Pfarre ist es üblich, dass vor einem Begräbnis ein Gespräch mit den Hinterbliebenen stattfindet. Einmal sagte der Sohn des Verstorbenen zu mir: "Bitte reden Sie nicht von der Auferstehung. Wir glauben nicht daran. Das ist eine verrückte Geschichte." Ich dachte mir, was soll ich jetzt sagen? Wie soll ich die Hinterbliebenen trösten? Daraufhin bat ich den Sohn, beim Begräbnis selbst die Ansprache zu halten. Das hat er auch getan. Der Sohn bedankte sich am offenen Grab für alle Wohltaten, die er vom Vater empfangen hatte. Zum Schluss sagte er: "Lieber Vater! Wir sehen uns wieder." Da kam mir der Gedanke: im Wiedersehen ist doch der Glaube an die Auferstehung enthalten. Gottes Liebe zu uns, ist stärker als der Tod, sie geht ins Unendliche, sie hört nie auf. Daher ist der Tod nicht unser Untergang, sondern der Heimgang zu Gott. Bei Gott werden wir uns wiedersehen.
Leibliche Auferstehung?
Warum tun sich so viele Menschen mit dem Glauben an die leibliche Auferstehung so schwer? Sie haben eine problematische Vorstellung davon. Auferstehung ist nicht eine Auferweckung des Leichnams, wie es bei Lazarus der Fall war. Wäre es so, müssten wir wieder sterben. Unser alter Leib wird ja zu Staub. Paulus schreibt: "Gesät wird ein sinnlicher Leib, auferweckt ein geistiger Leib" (1Kor 15,44). "Das Verwesliche muss mit Unverweslichkeit, das Sterbliche mit Unsterblichkeit bekleidet werden". (1 Kor 15, 53). Der neue Leib ist nicht mehr an Raum und Zeit gebunden, er kann wie Christus durch verschlossene Türen gehen. Der neue Leib kann auch eine andere Gestalt annehmen. Der Auferstandene ist unter uns in der Gestalt des Brotes gegenwärtig. Aber wenn Jesus Christus am Jüngsten Tag wiederkommt, wird die Hülle des Brotes fallen und wir werden ihn von Angesicht zu Angesicht sehen.
Was Auferstehung heißt, sagt mir ein Schmetterling: Mein Leben ist nicht endloses Dahinkriechen auf der Erde, sondern geht auf die Verwandlung zu, ist letzen Endes Eintauchen in Gott. Unser Glück hängt nicht davon ab, wie dick unsere Brieftasche ist. Unser Glück hängt davon ab, ob wir einmal Gott begegnen dürfen oder nicht. "Wer sich Gott nähert, steht auf, wer sich von ihm entfernt, geht unter. Und wer bei ihm wohnen darf, lebt immer!" (Augustinus).
Geistige Auferstehung
Mit der Auferstehung verbinden viele Menschen die Auferstehung vom leiblichen Tode. Doch es gibt auch eine Auferstehung vom geistigen Tode. Der verlorene Sohn vollzog mit seiner Heimkehr zum Vater eine innere Wandlung, die einer Auferstehung gleichkommt. Daher sagte der Vater zum älteren Sohn: "Wir wollen essen und fröhlich sein, denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden" (Lk 15, 23f). Bischof Stecher hat einmal erzählt, dass er erlebt hat, dass beim Beichthören viele Menschen ihre schweren Rucksäcke fallen lassen konnten. Sie feierten Auferstehung, weil sie von ihrer Schuld befreit wurden. Sr. Faustine sagt: "Die größten Sünder können zur Heiligkeit gelangen, wenn sie nur der Barmherzigkeit Gottes vertrauen". Gott ist barmherzig, er ist die misericordia, d.h. Gott hat die Misere dieser Welt in sein Herz genommen, damit wir es leichter haben, damit unsere Sünden gelöscht werden. Auferstehung heißt: die uralte Trennung zwischen Gott und Mensch ist wieder aufgehoben, wir haben wieder Zugang zu Gott.
Auferstehung ist eine Neuschöpfung. Gottes Sohn wurde Mensch, wurde wie wir, damit wir werden wie er. Als Gott den ersten Menschen schuf, hauchte er ihm den Lebensodem, die unsterbliche Seele ein. Als der Auferstandene seinen Jüngern erschien, hauchte er sie an und sagte: "Empfanget den Heiligen Geist". Durch den Empfang des Heiligen Geistes werden die Menschen zu Söhnen und Töchtern Gottes. Den Heiligen Geist haben wir bei der Taufe empfangen, wir erhielten ein neues, unvergängliches Leben, das direkt von Gott kommt. Daher ist Auferstehung schon jetzt möglich. Das ewige Hochzeitsmahl hat schon begonnen. Wir gehen in die Kirche anders heraus als hinein. Wir bringen mit Brot und Wein uns selbst dar. Der Herr verwandelt uns in seinen Leib. So gehen wir als Verwandelte aus dem Gotteshaus heraus.
Erhobenen Hauptes durch die Welt gehen
Ostern ist daher für mich der Übergang vom Alten zum Neuen. Das heißt: Das Reich Gottes wirkt schon in unsere Welt herein. Wir sind bereits in Gottes ewiger Liebe geborgen. Der heilige Klemens Maria Hofbauer sagt: "Wir können erhobenen Hauptes durch die Welt gehen. Denn wir sind schon Auferstandene". Wir befinden uns bereits im Übergang vom Vordergründigen zum Hintergründigen. "Alles Vergängliche tritt heilsam in den Hintergrund. Mein Verstand und mein Herz verlieren die Last fruchtloser Gedankenverstrickung und ich werde frei für die Quelle der göttlichen Hoffnung über alles Sterbliche hinaus" (P. Hans Eidenberger SM).
Ich weiß, dass ein Reihe von Menschen den Glauben an eine Auferstehung verloren haben. Aber weil Gottes Liebe zum Menschen nie aufhört, über den Tod hinausgeht, kann ich daran glauben. Auferstehung ist neues, unvergängliches Leben aus Gott. Wir haben es in der Taufe empfangen, es wird durch die Firmung entfaltet, durch die Eucharistie genährt, in der Beichte kann es wieder erworben werden. Dieses neue Leben ist stärker als der Tod. Wir können uns darüber freuen und fröhlich sein. Wir danken Gott und loben ihn. Alleluja.
Hans Hütter (1997)