1. Lesung vom 3. Sonntag der Osterzeit, Lesejahr C:
Apg 5,27b-32. 40b-41
Lesung aus der Apostelgeschichte:
In jenen Tagen verhörte der Hohepriester die Apostel und sagte:
Wir haben euch streng verboten, in diesem Namen zu lehren;
ihr aber habt Jerusalem mit eurer Lehre erfüllt;
ihr wollt das Blut dieses Menschen über uns bringen.
Petrus und die Apostel antworteten:
Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen.
Der Gott unserer Väter hat Jesus auferweckt,
den ihr ans Holz gehängt und ermordet habt.
Ihn hat Gott als Herrscher und Retter an seine rechte Seite erhoben,
um Israel die Umkehr und Vergebung der Sünden zu schenken.
Zeugen dieser Ereignisse sind wir und der Heilige Geist,
den Gott allen verliehen hat, die ihm gehorchen.
Dann verboten sie ihnen, im Namen Jesu zu predigen,
und ließen sie frei.
Sie aber gingen weg vom Hohen Rat und freuten sich,
daß sie gewürdigt worden waren,
für seinen Namen Schmach zu erleiden.
Die Jünger sind angeklagt, im Namen Jesu zu lehren. Im zweiten Teil des lukanischen Doppelwerkes wird so die "Passionsgeschichte Jesu" einerseits in den Jüngerkreis getragen, andererseits durch die Auferstehungserfahrung nachdrücklich zu einer Aufbruch- und Widerstandsgeschichte. "Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen." Die Anklage offenbart die Angst der Behörde, dass der hingerichtete Jesus nicht tot ist. Drastisch ist davon die Rede, dass "das Blut dieses Menschen" - Jesu - über das Volk kommt und Unheil bringt. Petrus, vom Jüngerkreis getragen, verkündet vor Gericht jedoch die Auferweckung Jesu. "Ihn hat Gott als Herrscher und Retter an seine rechte Seite erhoben, um Israel die Umkehr und Vergebung der Sünden zu schenken." Das Verhör endet - anders als in der Passionsgeschichte Jesu - mit Redeverbot und Freilassung. Jedoch erzählt Lukas, dass die Jünger sich freuen, gewürdigt worden zu sein, an der Schmach Christi teilzuhaben. Dass die Jünger sich nicht an das Schweigegebot halten, erzählt Lukas in der Apostelgeschichte. Sie ist die Fortsetzung des Evangeliums von der Auferweckung Jesu Christi. Die Kirche ist "creatura verbi" - Geschöpf und Dienerin dieser Verkündigung.
Machtlosigkeit beherrscht den Hohen Rat. Er hat den Aposteln früher schon verboten zu predigen, aber diese haben sich nicht daran gehalten. Im Gegenteil, ganz Jerusalem ist erfüllt von der "Lehre". Die Aussage des Hohepriesters bestätigt die Apostel, bestärkt sie und baut auf. Eigentlich hätten sie befragt werden müssen, warum sie das Verbot nicht einhalten!? Petrus spricht für alle Apostel und ganz direkt, daß sie Gott eben mehr gehorchen als Menschen. Lukas, der Verfasser der Apostelgeschichte, zeigt somit den Lesern, wie ein Leben aussieht, das auf den verheißenen Beistand vertraut. Ganz dicht wird das Kerygma gebracht: Tötung Jesu - Auferweckung - Erhöhung - Angebot von Umkehr u. Vergebung - Zeugnis geben. Im Schlußteil verurteilt bzw. maßregelt das Synedrium die Apostel, indem es eine Minimalforderung über sie verhängt, um selbst das Gesicht nicht zu verlieren.
Manfred Wussow (2007)
Alfons Jestl (1998)