1. Lesung vom Ersten Adventssonntag, Lesejahr C:
Jer 33,14-16
Lesung aus dem Buch Jeremia:
Seht, es werden Tage kommen - Spruch des Herrn -,
da erfülle ich das Heilswort,
das ich über das Haus Israel
und über das Haus Juda gesprochen habe.
In jenen Tagen und zu jener Zeit
werde ich für David einen gerechten Sproß aufsprießen lassen.
Er wird für Recht und Gerechtigkeit sorgen im Land.
In jenen Tagen wird Juda gerettet werden,
Jerusalem kann in Sicherheit wohnen.
Man wird ihm den Namen geben:
Jahwe ist unsere Gerechtigkeit.
Der Prophet Jeremia gehört zu den vorexilischen Propheten aus dem Südreich Juda. Er bekam kurz vor seinem Tod die Zerstörung des Tempels vermutlich noch mit. Andere Quellen belegen aber auch, dass er zuvor nach Ägypten verschleppt und dort gesteinigt wurde. In der vorliegende Perikope sieht Jeremia die Zerstörung Jerusalems voraus. Doch auch darüber hinaus hat Israel eine Zukunft - wenn es auf seinen Gott setzt.
Die Perikope stellt eine Sammlung von Einzelsprüchen dar, die das kommende Heil betreffen. Sie sind bewusst als "Spruch des Herrn" ausgewiesen, als Jahwewort. Die Rede vom "Spross" aus dem Haus Davids verweist auf den Titel des künftigen Herrschers, den Messias; sie geht zurück auf Jes 10,28-34, einem Drohwort, dass Juda "wie mächtige Bäume" gefällt wird; aus den Baumstumpf aber erwächst ein junger Trieb (Jes 11,1). Sach 6,12: "Da ist ein Mann, Spross ist sein Name; denn wo er steht, wird es sprossen, und er wird den Tempel des Herrn bauen." Die Rede von "Recht und Gerechtigkeit" ist mit dem Wirken des Königs verbunden. Vers 16 "Der Herr ist unsere Gerechtigkeit" verweist auf den letzten König, Zidkija (= "Jahwe ist meine Gerechtigkeit").
Die Kapitel 26 bis 35 des Jeremiabuches, denen die erste Lesung des Ersten Adventsonntags entnommen ist, enthalten Drohworte und Verheißungen an Jerusalem und Juda. In ihrem Kern sind sie in den Auseinandersetzungen vor dem Zusammenbruch Judas entstanden. Die Worte des Jeremia waren vielen Juden in der babylonischen Gefangenschaft Verheißung und Trost. Die Verse der Lesung sind Teil eines verhältnismäßig späten Nachtrags zu den Trost- und Verheißungsworten des Propheten. Im V. 15 wird ein Spross für David verheißen. Dies zu einer Zeit, in der das Haus David völlig darniederlag. Das Wort "Spross" spielt auf ein Bild des Propheten Jesaja (Jes 10:33) an, in dem er Juda mit einem Wald vergleicht, dessen mächtige Bäume gefällt werden. Aufgabe des Königs ist es, für Recht und Gerechtigkeit zu sorgen. Der verheißene König wird im Gegensatz zu König Jojakim, dem Jeremia das Gericht ankündigte, dieser Aufgabe nachkommen.
Martin Stewen (2012)
Johann Pock (2000)
Hans Hütter (1997)