Lesung aus dem Buch Levitikus.
Der Herr sprach zu Mose und Aaron:
Wenn sich auf der Haut eines Menschen
eine Schwellung, ein Ausschlag oder ein heller Fleck bildet
und auf der Haut zu einem Anzeichen von Aussatz wird,
soll man ihn zum Priester Aaron
oder zu einem seiner Söhne, den Priestern, führen.
Der Priester soll ihn untersuchen.
Stellt er eine hellrote Aussatzschwellung fest,
die wie Hautaussatz aussieht,
so ist der Mensch aussätzig;
er ist unrein.
Der Priester muss ihn für unrein erklären.
Der Aussätzige mit dem Anzeichen
soll eingerissene Kleider tragen
und das Kopfhaar ungekämmt lassen;
er soll den Bart verhüllen
und ausrufen: Unrein! Unrein!
Solange das Anzeichen an ihm besteht,
bleibt er unrein;
er ist unrein.
Er soll abgesondert wohnen,
außerhalb des Lagers soll er sich aufhalten.
Die Lesung ist dem sog. Reinheitsgesetz des Alten Testamentes (Lev 11-15) entnommen. Dieses ist im späten 6. und/oder im frühen 5. Jh. v. Chr. schriftlich niedergelegt worden. Sein Inhalt ist aber wesentlich älter. Die Reinheitsgebote hatten und haben in Israel große Bedeutung. Die Welt wird in rein und unrein eingeteilt. Rein ist die Sphäre des Schönen, des Sauberen, des Hygienischen. Unrein ist der Bereich des Schmutzigen. Rein und unrein hat sowohl für das gesellschaftliche Zusammenleben als auch für den Umgang mit Gott Bedeutung. Unrein ist alles, was man einem anderen Menschen nicht zumuten kann oder will, da es Abscheu oder Ekel erregt. Die kultischen Reinheitsvorschriften wollten sicherstellen, dass Gott der Anblick des Unreinen, Ekeligen, Abscheu-Erregenden nicht zugemutet wird. Es gab vier Bereiche des Unreinen: körperliche Ausflüsse (Schleim, Eiter, Samenfluss, Menstruationsblut...), Leichen, Hautkrankheiten und gewisse Fleischsorten, deren Verzehr als widerwärtig empfunden wurde. Die Unterscheidung zwischen rein und unrein deckte sich nicht mit der Unterscheidung von heilig (dem Bereich Gottes zugehörig) und profan (dem Bereich des Menschen zugeordnet) und auch nicht mit der Unterscheidung sündig und nicht-sündig. Unreinheit durch eine Krankheit (vor allem Hautkrankheiten) war zwar keine Sünde, konnte aber als symbolischer Ausdruck der Sünde angesehen werden (z.B. die Krankheiten des Ijob). Die Lesung wählt einige Verse aus den Reinheitsvorschriften des Buches Levitikus aus, um ein Bild zu geben, was Aussatz bedeutet hat, und bereitet auf diesem Wege auf die Evangeliumperikope vor.
Hans Hütter (2000)