Vorbereitung:
Versammeln Sie sich um den Adventkranz und entzünden Sie drei Kerzen.
Sorgen Sie dafür, dass Ihr Gebet nicht durch einen Telefonanruf gestört wird.
Beginnen sie Ihr Hausgebet mit einem Adventlied; z.B. GL 231: "O Heiland, reiß die Himmel auf…" oder GL 223: "Wir sagen euch an den lieben Advent…"
Hinführung:
"Freut euch zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Denn der Herr ist nahe", ruft uns der Apostel Paulus zur Eröffnung dieses Gottesdienstes zu. Dabei geht es um mehr als um Vorfreude auf Weihnachten. Die Nähe und die Gegenwart Gottes ist das Fundament unserer Lebensfreude und das Fundament gläubiger Gelassenheit. Die Adventszeit lädt uns ein, uns neu auf Gott hin auszurichten und uns seine frohmachende Gegenwart bewusst zu machen.
Zu ihm rufen wir:
Kyrie:
Herr,
du stiftest uns zur Freude an.
Aber wir finden tausend Ausreden,
verbittert und resigniert zu sein.
Herr, erbarme dich.
Christus,
schlechte Erfahrungen verallgemeinern wir gerne.
Aber du mutest uns zu,
aus Teufelskreisläufen auszubrechen.
Christus, erbarme dich.
Herr,
deine Güte werde allen Menschen bekannt.
Du hast die ganze Welt in dein Herz geschlossen.
Lass uns nicht abseits stehen.
Herr, erbarme dich.
Eröffnungsgebet
Guter Gott,
heute treten wir in der Vorfreude auf Weihnachten vor dich hin.
Wir bitten dich, bewahre uns davor,
dass wir dein Kommen nur äußerlich feiern
und in unseren Herzen und in unseren Lebensgewohnheiten
davon unberührt bleiben.
Befähige uns zu Umkehr und Erneuerung
und wecke in uns die Freude,
die aus dem Wissen um deine Nähe kommt.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
1. Lesung - Zef 3,14-17
Lesung aus dem Buch Zefanja.
Juble, Tochter Zion!
Jauchze, Israel!
Freu dich und frohlocke von ganzem Herzen,
Tochter Jerusalem!
Der HERR hat das Urteil gegen dich aufgehoben
und deine Feinde zur Umkehr gezwungen.
Der König Israels, der HERR, ist in deiner Mitte;
du hast kein Unheil mehr zu fürchten.
An jenem Tag wird man zu Jerusalem sagen:
Fürchte dich nicht, Zion!
Lass die Hände nicht sinken!
Der HERR, dein Gott, ist in deiner Mitte,
ein Held, der Rettung bringt.
Er freut sich und jubelt über dich,
er schweigt in seiner Liebe,
er jubelt über dich und frohlockt,
wie man frohlockt an einem Festtag.
Antwortpsalm - Jes 12,2-6
Kv: Freut euch und jubelt; in eurer Mitte ist der Herr. - Kv
(oder GL643,3)
Siehe, Gott ist mein Heil;
ich vertraue und erschrecke nicht.
Denn meine Stärke und mein Lied ist Gott, der HERR.
Er wurde mir zum Heil. - Kv
Ihr werdet Wasser freudig schöpfen
aus den Quellen des Heils.
Dankt dem HERRN! Ruft seinen Namen an!
Macht unter den Völkern seine Taten bekannt,
verkündet: Sein Name ist erhaben! - Kv
Singt dem HERRN, denn Überragendes hat er vollbracht;
bekannt gemacht sei dies auf der ganzen Erde.
Jauchzt und jubelt, ihr Bewohner Zions;
denn groß ist in eurer Mitte der Heilige Israels. – Kv
2. Lesung - Phil 4,4-7
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Philippi.
Schwestern und Brüder!
Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!
Noch einmal sage ich: Freut euch!
Eure Güte werde allen Menschen bekannt.
Der Herr ist nahe.
Sorgt euch um nichts,
sondern bringt in jeder Lage
betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!
Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt,
wird eure Herzen und eure Gedanken
in Christus Jesus bewahren.
Ruf vor dem Evangelium - Jes 61,1ab
Halleluja. Halleluja.
Der Geist des Herrn ruht auf mir.
Der Herr hat mich gesandt,
den Armen die Frohe Botschaft zu bringen.
Halleluja.
Evangelium - Lk 3,10-18
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas.
In jener Zeit fragten die Scharen Johannes den Täufer:
Was sollen wir also tun?
Er antwortete ihnen:
Wer zwei Gewänder hat,
der gebe eines davon dem, der keines hat,
und wer zu essen hat,
der handle ebenso!
Es kamen auch Zöllner, um sich taufen zu lassen,
und fragten ihn: Meister, was sollen wir tun?
Er sagte zu ihnen:
Verlangt nicht mehr, als festgesetzt ist!
Auch Soldaten fragten ihn:
Was sollen denn wir tun?
Und er sagte zu ihnen:
Misshandelt niemanden,
erpresst niemanden,
begnügt euch mit eurem Sold!
Das Volk war voll Erwartung
und alle überlegten im Herzen,
ob Johannes nicht vielleicht selbst der Christus sei.
Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort:
Ich taufe euch mit Wasser.
Es kommt aber einer, der stärker ist als ich,
und ich bin es nicht wert,
ihm die Riemen der Sandalen zu lösen.
Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.
Schon hält er die Schaufel in der Hand,
um seine Tenne zu reinigen
und den Weizen in seine Scheune zu sammeln;
die Spreu aber
wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.
Mit diesen und vielen anderen Worten
ermahnte er das Volk und verkündete die frohe Botschaft.
Impuls zum Nachdenken:
Angewandte Liebe
Bernice King, die jüngste Tochter des Bürgerrechtlers Martin Luther King Jr., hat einmal gesagt: „Soziale Gerechtigkeit ist Liebe angewandt auf Systeme, Politik und Kultur.“ Die Liebe Gottes also, die uns geschenkt wird - nicht weil wir besonders attraktiv oder begabt sind, sondern schlicht weil wir Menschen sind - diese Liebe will angewandt werden. Sie ist nicht unser kleiner persönlicher Schatz, den wir horten sollen oder unser besonderes Geheimnis, das uns hilft unser Leben leichter zu bewältigen. Sie ist nicht privat, sondern öffentlich, auf Beziehungen ausgerichtet.
Wie sieht Liebe aus, die auf unsere Systeme, unsere Politik und Kultur angewandt wird? Vielleicht wie ein Sozial- und Gesundheitssystem, das jedem Menschen den Zugang zu einer medizinischen Behandlung ermöglicht, ohne Ansehen der Person oder des Kontostandes. Vielleicht sieht Liebe angewandt auf unsere Politik aus wie ein Wahlsystem, das jedem Menschen eine Stimme gibt, auch jenen, die noch keine österreichische Staatsbürgerschaft besitzen oder ein Wahlprogramm, das besonders schutzbedürftige Menschen in den Mittelpunkt stellt und nicht nur die Wünsche der oberen Mittelschicht. Vielleicht sieht diese Liebe aus wie eine Petition, die ein höheres Arbeitslosengeld fordert oder wie eine Forderung nach höheren Steuern für Superreiche.
Liebe ist mehr als eine warme Umarmung und ein nettes Wort - nicht, dass das nicht wichtig wäre. Auch Jesus hat Menschen umarmt und getröstet. Nur ist er dabei nicht stehen geblieben. Seine Liebe umfasste auch eine „Störaktion“ in einem Tempel, bei dem einige Tische umgestoßen wurden. Er hat auf die Gefahr von Machtmissbrauch und überbordendem Reichtum hingewiesen und Gerechtigkeit für alle gefordert. Jesus hat vor allem nicht nur „über“ finanziell und sozial benachteiligte Menschen gesprochen, sondern ein zentraler Aspekt seines Wirkens war es MIT Menschen zu sprechen, die zur damaligen Zeit am Rand der Gesellschaft standen - darin eingeschlossen Frauen, Kinder und nicht besonders beliebte Berufsgruppen, wie zum Beispiel Steuereintreiber. Jesus hat mit diesen Menschen gesprochen, er hat mit ihnen gegessen, gebetet und hat sie Freund*innen genannt. Murphy Davis, eine Theologin, die sich besonders für obdachlose Menschen und Menschen im Gefängnis eingesetzt hat, formuliert es so: „Ohne gemeinsames Abendessen, ohne Liebe, ohne Tischgemeinschaft, kann Gerechtigkeit ein Programm werden, das wir anderen Menschen „antun“.
Lobpreis:
Kehrvers:
Singt dem Herrn, alle Länder der Erde,
singt dem Herrn und preist seinen Namen.
(GL 54,1)
Guter Gott und Vater;
Wir kommen vor dein Angesicht, um dir Dank zu sagen,
weil Du deinem Volk nahe bist und mitten unter uns wohnst.
Kehrvers:
Durch Johannes den Täufer hast du das Heil angekündigt,
das allen Völkern zuteil werden soll.
Kehrvers:
Er hat die Menschen zur Umkehr gerufen
und sie im Jordan getauft zur Vergebung der Sünden.
Kehrvers:
Er hat auf den hingewiesen, der stärker ist als er,
und der kommen werde,
um uns mit Heiligem Geist und Feuer zu taufen.
Kehrvers:
Das nahe Fest der Geburt des Messias erfüllt uns mit Freude und Dank.
Mit allen Menschen guten Willens singen wird dir:
Danklied, z. B. Danket, danket dem Herrn… (GL 406)
Fürbitten:
Die Tage des Advents könnten für uns eine Gelegenheit sein, Gott und seiner bleibenden Nähe in unserem persönlichen Leben nachzuspüren. Er begleitet uns bei all unserem Tun und Denken.
So lasst uns ihn bitten:
Für alle in deiner Kirche, die nach Wegen und Perspektiven suchen, wie wir sichtbar unsere Glaubensfreude mit anderen teilen können.
Für einen besseren Zusammenhalt in unserer Gesellschaft gerade dort, wo vom Einzelnen Solidarität und Verantwortung für einander eingefordert werden.
Für Forschergeist und Engagement im wissenschaftlichen Denken unabhängig von Macht und materiellen Gewinnchancen, damit alle Menschen weltweit davon profitieren können.
Für alle jene, die versuchen durch ihre Barmherzigkeit und Güte für andere zum Geschenk zu werden.
Für alle, die im Vertrauen auf dich gestorben sind.
Denn du verheißt uns, dass du immer in unserer Mitte bist. Das erfüllt uns mit Trost, Dankbarkeit und Freude jetzt und allezeit. - Amen.
Meditation:
Da kommt Einer -und Du übersiehst ihn!
Da geht Einer auf Dich zu - und Du bist verschlossen!
Da klopft Einer bei Dir an - und Du verschläfst ihn!
Da tritt Einer bei Dir ein - und Du bist außer Haus!
Da will Einer sich mitteilen - und Du schneidest ihm das Wort ab!
Da wartet Einer auf dich - und Du zeigst ihm den Rücken!
Da fragt Einer um Hilfe - und Du verhärtest Dein Herz!
Da hat Einer unendlich viel Zeit - und Du bist nie zu sprechen!
Da bringt Einer Ruhe - und Du bist zerstreut!
Da kommt Einer - und Du siehst nur Dich!
Solange Er immer noch kommt - kannst Du dich ändern!
Gebet:
Wir danken dir, barmherziger Gott,
für die Freude, die du uns schenkst.
Die neue Woche nimmt uns schon gefangen.
Wir denken an das, was wir noch machen müssen.
Wir denken an unsere Arbeit.
Wir denken auch an so manche unliebsame Überraschung.
Wenn wir jetzt nach Hause gehen,
bitten wir dich
um deinen Geist, der uns fröhlich macht,
um deinen Beistand, der uns Liebe schenkt,
um deinen Mut, der uns ansteckt.
In Liebe kommst du zu uns.
Lass uns in Liebe miteinander leben.
Durch Christus, unserem Herrn.
Segen:
Vater im Himmel,
Herr aller Zeiten,
du Gott mit uns.
Lege deine segnende Hand auf uns. - Amen.
Jesus, du Sohn Gottes
Bruder uns geworden.
Halte uns in deinem Wort und Schutz. - Amen.
Heiliger Geist,
lebensspendende Kraft.
Wirke in uns. - Amen.
Lied:
z.B.: GL 221: Kündet allen in der Not…
Martin Stewen (2006)
Martin Stewen (2000)