Lesung aus dem Buch Jesaja.
An jenem Tag
wird der Herr der Heerscharen
auf diesem Berg – dem Zion –
für alle Völker ein Festmahl geben
mit den feinsten Speisen,
ein Gelage mit erlesenen Weinen,
mit den feinsten, fetten Speisen,
mit erlesenen, reinen Weinen.
Er verschlingt auf diesem Berg
die Hülle, die alle Völker verhüllt,
und die Decke, die alle Nationen bedeckt.
Er hat den Tod für immer verschlungen
und Gott, der Herr, wird die Tränen von jedem Gesicht abwischen
und die Schande seines Volkes
entfernt er von der ganzen Erde,
denn der Herr hat gesprochen.
An jenem Tag wird man sagen:
Siehe, das ist unser Gott,
auf ihn haben wir gehofft,
dass er uns rettet.
Das ist der Herr,
auf ihn haben wir gehofft.
Wir wollen jubeln
und uns freuen über seine rettende Tat.
Denn die Hand des Herrn ruht auf diesem Berg.
Die vorliegende Perikope entstammt der 'Jesaja-Apokalypse' (Jesaja 25-27). Dieser Teil des Jesajabuches ist hinsichtlich Autorenschaft und Entstehungszeit schwer verlässlich einzuordnen. Es wird mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen, dass der Prophet nicht selbst der Autor des Textes ist und diese Apokalypse wie der ganze Protojesaja (Kapitel 1 bis 39) vor dem Babylonischen Exil entstanden ist. Der heutige Text enthält eine der frühesten vorchristlichen Auferstehungshoffnungen (Vers 8: "Er beseitigt den Tod für immer.")
Diese Lesung gehört zur sogenannten "Apokalypse des Jesaja". In den Kapiteln 24 bis 27 wird in apokalyptischen Bildern das göttliche Gericht über Himmel und Erde verkündet. Der Text stammt aus der nachexilischen Zeit.
Im Anschluß an das Gericht wird für Israel und alle Völker das endgültige Heil kommen.
Die Überwindung des Todes, so wie sie im Text angesprochen wird, ist aus dieser Zeit eine "recht erstaunliche Botschaft", denn erst in späterer Zeit wird dies so klar formuliert (vgl. Dan 12,2f.; 26,19; 25,8). Die Vernichtung des Todes bewirkt ewiges Leben. Die Freude über diese rettende Tat des Herrn läßt Israel Jubellieder anstimmen.
Die Lesung bringt einen Text aus dem Jesajabuch, einen Teil der sogenannten Jesaja-Apokalypse.
Der Text kündigt ein großes Festmahl an, das der Herr der Heere an jenem Tag auf diesem Berg geben wird. Bemerkenswert ist, daß zu diesem Mahl alle Völker eingeladen sind. Eine so universalistische Sicht ist an dieser Stelle ungewöhnlich. Als Anlaß des Festmahles kann die Thronbesteigung, die Machtergreifung Gottes am Ende der Tage angenommen werden.
Ein weiteres Bild für die Endzeit wird das Zerreißen der Hülle, die alle Nationen verhüllt, angekündigt. Was damit gemeint ist, läßt sich nur schwer konkretisieren. Gemeint sein könnte mit der Hülle, was die Völker in der Begegnung und im Miteinander trennt; oder was sie von Gott trennt.
Zur Endzeitvorstellung gehört, daß der Tod vernichtet wird, daß die Tränen von jedem Gesicht abgewaschen werden, und daß Gott die Schande von seinem Volk wegnimmt. Mit der Vernichtung des Todes sind jedoch noch keine Auferstehungsvorstellungen verbunden. Nicht eindeutig ist, welche Schande hier weggenommen wird. Geht es um die Rückkehr aus dem Exil?
Abgeschlossen wird der Lesungstext mit einem Lobpreis des rettungswilligen Gottes und einer Aufforderung, auf ihn die Hoffnung zu setzen.
Martin Stewen (2014)
Bernhard Zahrl (1999)
Hans Hütter (1996)