Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
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Predigten vom 22. Dez. 2024 - 4. Adventsonntag (C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
05. Jan. 2025
2. Sonntag nach Weihnachten (A/B/C)
01. Jan. 2025
Neujahr - Fest der Gottesmutter Maria (A/B/C)
31. Dez. 2024
31. Dezember: Jahresschluss (Sonst.)
29. Dez. 2024
Fest der hl. Familie (C)
26. Dez. 2024
26. Dezember: hl. Stephanus (Fest)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Tag (A/B/C)
25. Dez. 2024
Weihnachten, am Morgen (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, in der Nacht (A/B/C)
24. Dez. 2024
Weihnachten, am Vorabend (A/B/C)
22. Dez. 2024
4. Adventsonntag (C)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Mi 5,1-4a
Lesung aus dem Buch Micha.
So spricht der HERR:
Du, Betlehem-Efrata,
bist zwar klein unter den Sippen Judas,
aus dir wird mir einer hervorgehen,
der über Israel herrschen soll.
Seine Ursprünge liegen in ferner Vorzeit,
in längst vergangenen Tagen.
Darum gibt er sie preis,
bis zu der Zeit, da die Gebärende geboren hat.
Dann wird der Rest seiner Brüder zurückkehren
zu den Söhnen Israels.
Er wird auftreten und ihr Hirt sein in der Kraft des HERRN,
in der Hoheit des Namens des HERRN, seines Gottes.
Sie werden in Sicherheit wohnen;
denn nun wird er groß sein bis an die Grenzen der Erde.
Und er wird der Friede sein.
Im Jahr 586 vor Christi Geburt wurde Jerusalem von den Babyloniern erobert, zerstört und die Jerusalemer Oberschicht nach Babylon deportiert. Das Königreich Israel ist von der Landkarte verschwunden und kein König aus dem Hause David regierte mehr, sondern ein persischer Statthalter verwaltete das Land. Interpretiert wurden diese Ereignisse als Folge der Nichtbeachtung der vorangegangenen Mahnungen mehrerer Propheten.
In diese Situation hinein, in der das Volk Israel in der babylonischen Gefangenschaft leidet und auf einen Neubeginn hofft, ergeht das Prophetenwort der heutigen ersten Lesung.
Ein Herrscher neuer Qualität wird in diesem Text angekündigt. Dieser wird nicht aus der Hauptstadt Jerusalem, sondern aus dem geradezu unbedeutenden "Landstädtchen" Betlehem kommen. In diesem neuen Zeitalter wird das Volk nach Hause zurückkehren, in Sicherheit leben und Frieden wird herrschen - noch ist es aus Sicht des Verfassers unseres Textes aber nicht so weit, im Moment wird dieses Heil erst angekündigt.
Es handelt sich um einen der klassischen messianischen Texte des Alten Testaments. Von den meisten Exegeten wird er in die Zeit des babylonischen Exils datiert. Den Hintergrund bildet somit die Erfahrung, dass sich das Gottesvolk trotz vieler Mahnungen der Propheten immer wieder von seinem Herrn abgewandt hat und eigenen Wegen gefolgt ist, die letztlich in die Katastrophe geführt haben: Jerusalem wurde 586 v. Chr. zerstört, maßgebliche gesellschaftliche Kreise wurden nach Babylon deportiert.
Vor diesem Hintergrund entsteht die Hoffnung auf einen Herrscher ganz neuer Art, der sein Volk in eine messianische Friedenszeit führt. Nicht aus der Hauptstadt Jerusalem wird er kommen, wie die früheren Könige, sondern aus der Heimat Davids, dem unbedeutenden Bethlehem, das hier um den Flurnamen „Efrata“ ergänzt wird, der soviel wie „fruchtbares Land“ bedeutet. Aus kleinen Anfängen kann Großes werden. Die gegenwärtige Zeit wird dabei durchaus noch als schmerzvoll empfunden, denn noch ist Israel eine preisgegebene Gebärende, die in Schmerzen liegt, doch in prophetischer Weise wird bereits ein neuer Anfang verheißen, dessen sichtbares Zeichen die Heimkehr aus dem Exil nach Jerusalem, an den ursprünglichen Ort der Gottesverehrung, ist. Vom neuen Herrscher selbst heißt es, dass er der Friede sein wird. Im hebräischen Urtext steht hier „Shalom“, ein Wort, das über die landläufige Bedeutung von Frieden weit hinausgeht und auch Dimensionen wie Heil, Wohlergehen, Gesundheit, Glück, Leben in rechter Ordnung etc. miteinschließt.
Die meisten alttestamentlichen Exegeten nehmen an, dass dieser Text in der Zeit nach dem Exil Israels entstand. Nach der Zerstörung Jerusalems 586 n.Chr. wurde die Oberschicht nach Babylon verschleppt. Bei ihrer Rückkehr gab es das Königreich Israel nicht mehr, es war zu einer persischen Provinz geworden, die nicht mehr von Königen aus dem Haus Davids regiert, sondern von einem Beamten des persischen Reichs verwaltet wurde. In biblischer Zeit erlangte Israel nie wieder seine Selbständigkeit.
Unsere Perikope gehört zu den messianischen Verheißungen, die in dieser Epoche entstanden. In der Zeit der Fremdherrschaft begann man sich nach einer neuen Zeit zu sehnen, in der Israel wieder frei sein würde wie damals. Verschiedene Propheten sprachen dem Volk Mut zu und erinnerten es daran, dass Jahwe sein Volk nicht im Stich lassen werde. Allerdings hütete man sich davor, einfach die alten Zeiten zu verklären. Zu genau hielt sich die Erinnerung an die Schattenseiten der Königszeit: die Kriege, die Willkür mancher Könige und die schier unüberbrückbare Kluft zwischen von Arm und Reich. Das Neue, dass man erhoffte, war nicht einfach eine Wiederauflage des Alten. Die Texte verheißen einen König ("Messias") der ganz anderen Art, der Gerechtigkeit und Frieden sichert und sich um sein Volk sorgt wie ein Hirt, der seine Herde weidet. Sie sprechen von einer neuen, friedlichen und gerechten Art des Zusammenlebens.
Der kleine Ausschnitt aus dem Buch des Propheten Micha knüpft zunächst an die Vergangenheit Israels an: In grauer Vorzeit nahm in dem kleinen Ort Bethlehem die Dynastie Davids ihren Anfang, die danach Jahrhunderte lang Juda beherrschte. Von dort wird auch die neue Zeit ihren Anfang nehmen. Dazwischen, so der Prophet weiter, liegt eine Zeit, in der Jahwe Israel preisgibt: das Exil und die Fremdherrschaft. Alles ändert sich, sobald der verheißene König geboren wird (hier, in Vers 3 wird wohl auf die viel ältere Verheißung bei Jes 7 angespielt). In diesem König wird Jahwe selber handeln. Er wird sein Volk zusammenrufen und eine neue Art von Frieden schaffen: Friede, der nicht dadurch entsteht, dass strenge Reichsgrenzen gezogen, verteidigt und gesichert werden, sondern Friede, der "von innen heraus", von diesem neuen König, und letztlich aus der Kraft Gottes, die in ihm wirkt, ausgeht. Diese Friedensmacht des Königs löst die Grenzen Israels auf und breitet sich von dort überall aus bis an die Grenzen der bewohnten Welt.
Reine Wunschphantasien eines unterdrückten Volkes? Ich glaube, dass es um mehr geht: Der Text spricht die Ursehnsucht des Menschen nach dauerhaften Frieden an. Und er formuliert das Bekenntnis, dass Jahwe diese Sehnsucht stillen kann. Er kann die Beziehungen der Menschen so verwandeln, dass diese versöhnte und befriedete Art des Miteinanders die notwendigen Grenzen und Verteidigungslinien einzelner Gruppen und Nationen überflutet, überflüssig macht und auflöst.
Antwortpsalm - Ps 80, 2ac. 3bc 15-16. 18-19
Kv - Stelle uns wieder her, o Gott!
Lass dein Angesicht leuchten und wir sind gerettet. - Kv
(Oder GL 46,1)
Du Hirte Israels, höre!
Der du auf den Kerubim thronst, erscheine!
Wecke deine gewaltige Kraft
und komm zu unserer Rettung! - Kv
Gott der Heerscharen, kehre doch zurück,/
blicke vom Himmel herab und sieh,
sorge für diesen Weinstock!
Beschütze, was deine Rechte gepflanzt hat,
und den Sohn, den du dir stark gemacht! - Kv
Deine Hand sei über dem Mann zu deiner Rechten,
über dem Menschensohn, den du dir stark gemacht.
Wir werden nicht von dir weichen.
Belebe uns und wir rufen deinen Namen an.- Kv
2. Lesung - Hebr 10,5-10
Lesung aus dem Hebräerbrief.
Schwestern und Brüder!
Bei seinem Eintritt in die Welt spricht Christus:
Schlacht- und Speiseopfer hast du nicht gefordert,
doch einen Leib hast du mir bereitet;
an Brand- und Sündopfern hast du kein Gefallen.
Da sagte ich: Siehe, ich komme
- so steht es über mich in der Schriftrolle - ,
um deinen Willen, Gott, zu tun.
Zunächst sagt er:
Schlacht- und Speiseopfer,
Brand- und Sündopfer forderst du nicht,
du hast daran kein Gefallen,
obgleich sie doch nach dem Gesetz dargebracht werden;
dann aber hat er gesagt:
Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun.
Er hebt das Erste auf,
um das Zweite in Kraft zu setzen.
Aufgrund dieses Willens
sind wir durch die Hingabe des Leibes Jesu Christi geheiligt -
ein für alle Mal.
Bernhard Zahrl (2009)
Martin Leitgöb (2006)
Antonia Keßelring (2003)
Einer der Schwerpunkte des Briefes an die Hebräer ist die Ausfaltung der Bedeutung des Hohepriestertums Jesu Christi.
In Abhebung von und zu den Opfern im älteren Testament wird klar angesprochen, dass Gott an den vorangegangenen Opferformen keinen Gefallen mehr hat und diese Opferformen werden gleichsam außer Kraft gesetzt. Er setzt nun ein zweites Opfer, die Opfergabe seines Leibes in Kraft - ein Opfer von völlig neuer Qualität.
Die Opferthematik steht in diesem Textabschnitt im Vordergrund. Doch bei genauerem Studium erhält Vers 7, "Da sagte ich: Ja, ich komme - so steht es über mich in der Schriftrolle -, um deinen Willen, Gott, zu tun." eine große Bedeutung. Hier wird angesprochen, dass Jesus der verheißene und erwartete messianische Heilsmittler ist. Dies rückt die Perikope nicht nur in die Nähe der alttestamentlichen ersten Lesung, sondern erklärt auch ihre Verwendung in der Adventzeit, in der die erwartete Begegnung mit Jesus Christus als Erfüllung aller Sehnsüchte und Vorbereitung auf sein zukünftiges Kommen am Ende der Geschichte gesehen werden kann.
Die Lesungsperikope zeigt wie viele andere Stellen des Hebräerbriefes folgende inhaltliche Linie: In Jesus Christus ist das alttestamentliche Opferwesen "ein für allemal" aufgehoben. Das heißt nicht, dass die Opfer zu ihrer Zeit nicht ihre Berechtigung gehabt hätten, es bedeutet aber, dass ihre nie vollständig erreichte Intention, nämlich die Heiligung der Glieder des Volkes Gottes, in Jesu Menschwerdung, Sterben und Tod zur Erfüllung gekommen ist. Die Textstelle spielt dabei auf Ps 40,7-9 an.
Die im Alten Bund gesuchte Vollendung ist mit Jesus Christus endgültig wirksam geworden. Er ist der im Alten Testament, in der "Schriftrolle", vielfach verheißene und erwartete Heilsmittler, der Messias. Dieser Gedanke - nicht die Opferthematik (diese ist letztlich eine vom Verfasser des Briefes gewählte Hilfskonstruktion zur Veranschaulichung der Bedeutung Jesu) - verknüpft unsere Perikope denn auch mit der ersten Lesung (Mi 5,1-4a) und rückt sie in die Zeit des Advents, dessen Grundthemen ja die Erfüllung der großen Sehnsüchte des alttestamentlichen Gottesvolkes im Kommen Jesu Christi und die Vorbereitung seines endzeitlichen Kommens sind.
Der Hebräerbrief wird zu den sogenannten "katholischen" (d.h. "an alle gerichteten") Briefen gerechnet. Wer ihn schrieb und wer seine Adressaten waren, wissen wir heute nicht mehr. Weil er die hebräische Bibel gut kannte, aber ausgezeichnet Griechisch konnte, nimmt man an, dass der Autor ein gebildeter Judenchrist - vielleicht aus der Diaspora - war, der für Seinesgleichen diesen Text verfasste. Er entstand zwischen 80 und 95 n. Chr.
Ursprünglich war der Hebräerbrief nicht als Brief gedacht - es fehlen Anrede und eine Grußliste, wie sie z. B. die Paulusbriefe haben -, sondern war wohl eher eine Art urchristliche Predigt, in der wichtige Stellen des Alten Testamentes ausgelegt werden. Der Verfasser möchte zeigen, dass Christus die Erfüllung der alten Verheißungen ist, um so die alttestamentliche Überlieferung mit dem Neuen, das mit Christus begonnen hat, zu verbinden. Seiner Ansicht nach ist schon im Alten Testament überall von Christus die Rede.
Aus heutiger Sicht sagen wir vielleicht, dass der Verfasser des Hebräerbriefs das Alte Testament ungebührlich vereinnahmt. Ich denke, dass sich darin ein Teil der Streitigkeiten zwischen der zahlenmäßig noch überlegenen Synagoge und der kleineren, aber ständig anwachsenden jungen Kirche widerspiegelt. Zwischen Christen und Juden war bereits ein tiefer Graben - beides zugleich konnte niemand sein. Der Autor dieser Schrift will sein jüdisches Erbe nicht preisgeben, aber ebenso wenig sein christliches Bekenntnis, und verfällt daher auf diese besondere Art der Schriftauslegung, um beides vereinen zu können.
Im vorliegenden Abschnitt des Hebräerbriefs werden zunächst die Verse 5 - 7 aus dem Psalm 40 zitiert, und zwar nach der griechischen Übersetzung, die die Juden in der Diaspora verwendeten. Psalm 40 ist ein Danklied. Der Beter preist Gott für seine Errettung aus großer Not. In den Versen, um die es hier geht, erklärt der Beter, warum er es nicht einfach bei einem Dankopfer im Tempel bewenden lässt: Gott sind diese Opfer egal. Der wahre Gottesdienst ist es, seinen Willen zu tun, und dazu möchte sich der Psalmbeter aus Dankbarkeit gerne verpflichten.
Der Autor des Hebräerbriefs deutet diese Stelle nun ganz neu, indem er die Psalmworte Christus selber in den Mund legt, und liest sie so: Christus erteilt den Opfern der alten Art eine Absage. Denn er ist das wahre Opfer. Aber nicht ein blutiges Tieropfer, sondern ein Opfer der neuen Art: Er kommt, um Gottes Willen zu tun. Wenn Christus also das wahre Opfer ist, dann nicht in erster Linie deshalb, weil er stirbt, sondern weil er zu Gottes Willen ein ungeteiltes Ja sagt.
Ruf vor dem Evangelium - Lk 1,38
Halleluja. Halleluja.
Maria sagte:
Siehe, ich bin die Magd des Herrn;
mir geschehe nach deinem Wort.
Halleluja.
Evangelium - Lk 1,39-45
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas.
In jenen Tagen machte sich Maria auf den Weg
und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa.
Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet.
Und es geschah,
als Elisabet den Gruß Marias hörte,
hüpfte das Kind in ihrem Leib.
Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt
und rief mit lauter Stimme:
Gesegnet bist du unter den Frauen
und gesegnet ist die Frucht deines Leibes.
Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?
Denn siehe, in dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte,
hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib.
Und selig,
die geglaubt hat, dass sich erfüllt,
was der Herr ihr sagen ließ.
Bernhard Zahrl (2009)
Martin Leitgöb (2006)
Innerhalb des Lukasevangeliums werden die Kindheitsgeschichten von Jesus und Johannes dem Täufer berichtet. Beide Erzählstränge laufen nahezu parallel ab. Die inhaltliche Verknüpfung der beiden miteinander erfolgt durch das heutige Evangelium. Dadurch wird zumindest eine Nahebeziehung, wenn schon keine direkte Begegnung, zwischen Jesus und Johannes hergestellt. Nach alter jüdischer Überzeugung meinte man, dass sich das spätere Verhalten eines Menschen bereits im Mutterleib widerspiegle - und so bricht Johannes ob der Begegnung mit Jesus gleichsam in Jubel aus.
In dieses Bild passt auch das Verhalten von Elisabet. Sie, die ältere der beiden Frauen und die eindeutig in der sozialen Hierarchie höher stehende, verneigt sich vor Maria - vgl. dazu auch den Vers 43: "Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?". Weiters preist Elisabet Maria, weil diese dem Wort Gottes vertraut und glaubt.
Rein formal lässt sich das heutige Evangelium in folgenden Handlungsablauf aufteilen:
1,36 Verkündigung der Schwangerschaft Elisabets
1,38: Einwilligung Marias in den Heilsplan Gottes
1,39-41: erzählende Einleitung: Maria macht sich auf zu Elisabet; Gruß Mariens; Reaktion des Kindes
1,42a: Redeeinleitung durch Elisabet
1,42b-45: Elisabet preist Maria
1,46a: Redeeinleitung Marias
1,46b-50: Preisung Gottes durch Maria wegen seiner Heilstat an ihr selbst
1,51-55: Preisung Gottes durch Maria wegen seiner (zukünftigen) Heilstaten
1,56: erzählerischer Abschluss: Rückkehr Marias nach Hause
1,57: Geburt des Täufers
Die Evangeliumsperikope verknüpft innerhalb der Kindheitsgeschichte des Lukasevangeliums jenen Erzählstrang, der von der Geburt Johannes des Täufers berichtet, mit dem Erzählungstrang über die Geburt Jesu. So ist schon allein durch den größeren Kontext, in dem die Perikope steht, der theologische Hauptakzent gesetzt: es geht in erster Linie um die Begegnung zwischen Johannes dem Täufer und Jesus. Nach damaliger jüdischer Anschauung spiegelt sich das Leben von Erwachsenen schon in ihrem Verhalten im Mutterleib. Der Täufer erkennt Jesus, auf den er später das Volk hinweisen wird. Er wird zum ersten im Volk Israel, der Jesus als den kommenden Retter wahrnimmt und begrüßt. Seine freudige Bewegung - das Hüpfen oder Strampeln - im Leib der schwangeren Elisabeth zeigt, dass es sich wirklich um eine Begegnung mit dem Messias handelt, denn es wird hier auf eine Verheißung aus dem Prophetenbuch Maleachi angespielt, wo es heißt, dass in der messianischen Zeit die Geretteten in Jubel ausbrechen und wie Kälber aus dem Stall springen werden (Mal 3,20).
Auch die Begrüßung Marias durch Elisabeth ist von diesem Aspekt her zu verstehen. Elisabeth ist die ältere von beiden und steht auch gesellschaftlich höher. Dennoch neigt sie sich vor Maria und erweist darin ihre Ehrfurcht vor der Mutter des kommenden Messias. Es handelt sich um eine Ursprungsszene späterer Marienverehrung. Elisabeth deutet auf die einzigartige Berufung Mariens und bezeichnet Maria sie als "gesegnet mehr als alle anderen Frauen" und "Mutter meines Herrn". Damit sind zentrale Motive der Verehrungswürdigkeit Mariens benannt, die bis heute gelten. Als weiteres Motiv kommt in der abschließenden Seligpreisung hinzu: Maria ist die vorbildlich Glaubende – sie hat dem Wort Gottes geglaubt, hat sich ihm geöffnet und war für es verfügbar.
Wenn alte Verheißungen Gottes in Erfüllung gehen
Eine Begegnung
Schön, dass wir das sehen dürfen! Zwei Menschen treffen sich, zwei Mütter, zwei werdende Mütter! Die eine ist richtig alt! Die andere fast zu jung! Die eine heißt Elisabeth – die andere Maria. Die eine hat ganz viel Geschichte hinter sich – die andere noch ganz viel vor sich. Wieviele Generationen zwischen ihnen liegen? Ich weiß es nicht. Doch worauf es ankommt – das sind die Kinder. Was von ihnen zu sehen ist? Gewölbte Bäuche. Wie die beiden wohl ausgesehen haben in ihren Schwangerschaftshängern – sofern es so etwas damals schon gegeben hat. Ich fühle mich jedenfalls an einen Schwangerschaftskurs erinnert. Und an die Gespräche, an das Lachen und auch an so manchen Zweifel! In der Situation sind alle gleich und alle auch gleich voller Hoffnung. Schön, dass wir das sehen dürfen!
Der Heilige Geist
In seinem Evangelium erzählt Lukas von dieser Begegnung. Von dieser einmaligen Begegnung. Eine Wiederholung hat es leider nicht gegeben. Nur die beiden Kinder werden ständig irgendetwas miteinander zu tun haben. Davon zu erzählen, heben wir uns auf. Es wird viele Gelegenheiten geben. Versprochen! Jetzt nehmen sich die beiden Frauen erst einmal in den Arm – Elisabeth und Maria. Ihre Bäuche schmiegen sich aneinander. Lukas erzählt sogar – woher er das wohl weiß? -, dass das Kind im Bauch Elisabeth's hüpft. Das kann man tatsächlich sehen! Wer dann mit der Hand über den Bauch streichelt, spürt das neue Leben in seiner Handfläche. Glücksmomente für junge werdende Eltern! Man kann sogar mit den Bewegungen spielen. Und mit jeder Bewegung wächst die Freude: bald!
Soweit erzählt Lukas eigentlich nicht mehr als eine Geschichte von zwei schwangeren Frauen.
Liebe Mütter, liebe Väter, die ihr heute hier seid: ihr kennt das! Und ihr Kinder! Lasst euch erzählen, wie schön das war, eure Bewegungen zu spüren. Eure Eltern haben regelrecht darauf gewartet. Und haben sich dabei glücklich angeschaut.
Lukas schaut ein wenig verwundert drein. Heh, ist ja schön, was ihr jetzt denkt. Aber ich möchte euch mehr erzählen. Von diesen beiden Menschen! Elisabeth freut sich jetzt nicht über ihr Kind, das in ihr wächst – sie freut sich überschwänglich über das Kind, das im Bauch der Maria darauf wartet, das Licht der Welt zu erblicken. Sie nennt es gar ihren Herrn! Die alte Frau nennt das noch nicht geborene Kind Herr! Große Dinge scheinen sich anzukündigen, von denen wir noch wenig wissen. Was weiß Elisabeth? Maria ist in dieser Begegnung still. Sie sagt – außer ihrem Gruß, als sie das Haus betritt – kein Wort. Aber sie hört etwas! Sie hört etwas von ihrem Kind! War da nicht vorher schon der Engel, der eigens zu ihr gesandt war?
Lukas erzählt:
Sei gegrüßt, du Begnadete,
der Herr ist mit dir.
Fürchte dich nicht, Maria;
denn du hast bei Gott Gnade gefunden.
Siehe, du wirst schwanger werden
und einen Sohn wirst du gebären;
dem sollst du den Namen Jesus geben.
Er wird groß sein
und Sohn des Höchsten genannt werden.
Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben.
Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen
und seine Herrschaft wird kein Ende haben.
Und jetzt Elisabeth. - Lukas lüftet auch das Geheimnis. Der Heilige Geist hat die Fäden in der Hand. Der Heilige Geist spielt in dieser Geschichte – sagen wir – die Hauptrolle. Was wir nicht wissen können, wird uns gesagt. Von ihm.
Wenn alte Verheißungen Gottes in Erfüllung gehen
Spannende Frage: Hat das Hüpfen des Kindes im Bauch der Elisabeth womöglich auch noch eine andere Bedeutung als die natürliche Bewegung eines Baby's, das sich schon einmal streicheln lässt? Doch! Johannes freut sich! Johannes freut sich auf Jesus! Johannes freut sich darüber, dass die alten Verheißungen Gottes in Erfüllung gehen. Dabei ist Johannes noch nicht einmal geboren! Eine schöne Geschichte: Bevor nur ein Wort gesagt wird, wandert die Freude über den Bauch der Elisabeth. Es ist jetzt nicht das Gesicht, auch nicht die Augen, die lachen – es ist der Bauch! Lukas hat viele schöne Geschichten erzählt in seinem Evangelium, das aber ist einmalig: dass ein Bauch vor Freude bebt, hat die Welt noch nicht gesehen. Nicht gesehen? Doch – hat sie!
Es war im Bergland von Juda. Hier sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht. Gott fängt in der Einöde Neues an. Eigentlich unbemerkt. Wenn da nicht der Bauch wäre!
Du, Betlehem-Efrata,
bist zwar klein unter den Sippen Judas,
aus dir wird mir einer hervorgehen,
der über Israel herrschen soll.
So Micha, einer von den zwölf kleinen Propheten.
Die Menschen werden in Sicherheit wohnen;
denn nun wird er groß sein bis an die Grenzen der Erde.
Und er wird der Friede sein.
Ist es in Ordnung, wenn ich es einfach zitiere? Ich habe kaum Worte dafür. Mein Bauchgefühl sagt mir, es sei Zeit für diese Hoffnung: … bis an die Grenzen der Erde … Er wird der Friede sein
Alt und jung
Sie haben recht: wir sollten noch mal zu Elisabeth und Maria gehen! Eine intime Szene – eigentlich. Von Lukas aber so gemalt, dass die ganze Welt zusehen soll. In der Begegnung dieser beiden Frauen treffen Welten aufeinander: die „alte“ Welt, die die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat – und die „neue“ Welt, die Schalom, Frieden, Heil bringt. In der Begegnung dieser beiden Frauen treffen Hoffnungen aufeinander. Merkwürdig: mehr als diese Schwangerschaften haben wir gerade nicht. Dass Gott so klein anfängt – oder auch so klein weitermacht – passt doch tatsächlich in einen Bauch.
Ich habe auch nach Bildern für diese Szene gesucht. Es gibt viele. Ein Bild schöner als das andere. Mal gemalt, mal geschnitzt. Aber ein Bild hat es mir besonders angetan. Käthe Kollwitz hat 1929 einen Holzschnitt angefertigt. Dunkel ist der Hintergrund, dunkel sind auch die beiden Frauen. Dunkel wie die Zeit.
Dargestellt sind zwei Frauen, eine ältere und eine jüngere. Beide sind schwanger. Die Jüngere wendet sich etwas ängstlich aber vertrauensvoll an die Ältere. Diese legt ihren Arm behütend um sie und die rechte Hand beschützend auf ihren Bauch. Sie scheint ihr vertraulich etwas ins Ohr zu sagen.
https://nat.museum-digital.de/?t=objekt&oges=602801&navlang=de
Maria sieht in diesem Bild traurig aus. Oder ist es vielleicht gar nicht mehr Maria? Die Maria? Unsere Maria? Vielleicht ist ein junges Mädchen dargestellt, ungewollt schwanger, alleine. Alleine wie viele Mädchen und Frauen. Irgendwo. Nicht nur 1929. Weltwirtschaftskrise ist – überall. Wenn auch nicht bei jedem. Marias Hände sind in diesem Bild wie abgehoben: Sie hat nichts in der Hand. Auch ihr Leben nicht.
Nähe und Wärme
Elisabeth verschwindet förmlich hinter dem Ohr dieser Maria. Eine zärtliche Nähe. Man spürt die Wärme der Haut, die Wärme des Atems. Die leisen Worte. Die Hand der Elisabeth – sie liegt jetzt auf dem Bauch der jungen Frau. Ob sich das Kleine bewegt? Zwei Menschen in einer Geschichte.
Der dunkle Hintergrund – er ist wie ein schützender Raum. Es ist nur so viel Licht in dem Bild, wie wir brauchen, um etwas zu sehen. Wir sehen das Dunkle, wir sehen aber auch die Geborgenheit. Eine Hand legt sich auf die Schulter, die andere auf den Bauch.
Ich weiß jetzt auch, was mich an diesem Bild so fasziniert: Elisabeth freut sich, ihr Kind freut sich – in diesem Bild von Käthe Kollwitz schenkt sie einem Mädchen Nähe und Wärme, das traurig und hilflos einfach da steht. Ob sie sich kennen? Muss man sich kennen?
Dass Menschen in Sicherheit wohnen und glücklich sein können, ist eine Hoffnung von einem Ende der Erde zum anderen. Manchmal braucht der Frieden – nur einen Menschen.
Lukas beschließt sein Evangelium mit den Worten:
Und selig,
die geglaubt hat, dass sich erfüllt,
was der Herr ihr sagen ließ.
Großes beginnt klein
Aus Kleinem wird Großes
Aus Kleinem, Unscheinbaren geht oft Großes hervor. Wir merken das auch im alltäglichen Leben, wenn wir über Menschen staunen, die in den Augen mancher unbedeutend wirken, die sich sogar abfällige Bemerkungen gefallen lassen müssen. Dann gelangen gerade diese Frauen und Männer oder auch Kinder, die in ihrer gesamten Gestik, Mimik, Ausdrucksweise einen schlechten Eindruck hinterlassen, plötzlich zu Ansehen und Ehren, weil man ihnen nichts zutraut, ihre Begabungen kaum erkannt oder sie falsch eingeschätzt hat.
Durch die Heilige Schrift erfahren wir ähnliche Beispiele: aus einem kleinen Senfkorn entsteht ein großer Baum; Frauen fortgeschrittenen Alters oder solche, die als unfruchtbar gelten, werden Mütter: Hanna, Mutter des Propheten Samuel (1 Sam.), Sara, Ehefrau Abrahmas, Mutter Isaaks (Gen.20, 12), Elisabeth mit Ehemann Zacharias werden Eltern von Johannes d. Täufer. Wir haben es mit Frauen außerhalb der Norm zu tun, wie erwähnt, biologisches Ablaufdatum oder unfruchtbar, also nach menschlichem Ermessen geschieht Unmögliches.
Aus Kleinem entsteht Großes. Maria, Mirjam, gebiert das berühmteste Baby der Welt. Es macht bis heute Weltgeschichte in der Zeitenrechnung, im Jahresfestkreis, der in einer sehr säkularen, industrialisierten, digitalen Welt noch immer christlich geprägt ist, mit Ausstrahlungskraft in nichtchristliche Länder und Kulturen und auch im Brauchtum.
Von alters her angekündigt
Angekündigt wird dieses Kind schon im Alten Testament, heute hörten wir einen Abschnitt aus dem Buch Micha, der so wie die Propheten Amos, Hosea, Jesaja, soziale Missstände, Machtmissbrauch aufs schärfste verurteilt, der auch an anderer Stelle sagt, dass Wirtschaftsdelikte kein Kavaliersdelikt sind.
Das Buch Micha, bzw. der Prophet, arbeitet in seinem Inhalt mit Zuckerbrot und Peitsche. Heute hörten wir ein Trostwort an Israel am Ende des Exils: ein neuer Herrscher wird kommen, ein endzeitlicher Friedensträger.
Die Kleinen am Rande
Dazu werden im Evangelium mehrere Gedanken zur Sprache gebracht. Josef, der hier im Evangelium nicht genannt wird, ist die schweigende Hilfe am Rand. Er beweist seine Stärke im Losgehen nach Ägypten, in dienstwilliger Bereitschaft. Er leistet viel Hintergrundarbeit, die vordergründig wichtig ist. Gilt das nicht auch heute für die vielen helfenden Hände in Pfarre, Kirche und Gesellschaft, für die vielen Frauen und Männer, Jugendliche, die selbstlos Zeit herschenken, um Gutes zu tun?
Maria, die mit ihrem freiwilligem JA zu Gott die Erlösung möglich macht, es ist ein JA der Freiheit, Gott zwingt nicht, er klopft an. (Off.3,20)
Die Hirten als Randexistenzen. Sie erfahren als erste die Botschaft. Jesus kommt nicht mit 21 Salutschüssen zur Welt, wie das in Königshäusern bei der Geburt eines Kindes üblich ist. Hirten, am Rand der Gesellschaft, klein, unbedeutend rücken ins Rampenlicht. Bis heute finden wir sie in den Krippen dargestellt.
Das Evangelium zeigt Ehrfurcht vor dem Leben:
Komm, o mein Heiland Jesu Christ
mein Herzens Tür dir offen ist.
Ach zieh mit deiner Freude ein
dein Freundlichkeit auch uns erschein.
(Ursprungsmelodie bzw.- text: „Tauet Himmel den Gerechten“, letzte Strophe siehe auch Michael Denis SJ, 1729-1800).
Bitten wir darum, dass Weihnachten, ein Fest sein möge, das unser, mitunter verhärtetes „Herz aus Stein“ zu einem „Herz ausFleisch“ mache. (Ez.36,24- 27).
Einander zum Segen werden
Sich miteinander und füreinander freuen
„Ich freue mich für dich“ – so ist eine mögliche Reaktion auf den Satz: „Ich bin schwanger!“ Elisabeth und Maria können sich das gegenseitig gesagt haben.
Die eine war überrascht, dass sie überhaupt schwanger geworden ist. Elisabeth hatte doch gar nicht mehr damit gerechnet. Eigentlich war die Zeit für sie abgelaufen. Sie hatte sich darauf einstellen müssen, dass sie nichts beitragen kann zur Hoffnung auf den Erlöser.
Die andere war nicht minder überrascht. Jung und ohne feste Beziehung. Die Erklärung des Engels Gabriel hatte sie zwar gehört, aber hat sie diese wirklich verstanden? Konnte sie die Tragweite dieser Nachricht verstehen? Konnte sie ahnen, was mit ihrem Leben geschehen würde?
Und nun begegnen sie sich. Maria kommt zu Elisabeth. Die jüngere Frau am Beginn ihrer Schwangerschaft will der Älteren helfen. Wie genau diese Hilfe aussehen soll, ist für das Evangelium nicht wichtig. Vielmehr geht es hier um einen Charakterzug. Maria will helfen, wo immer es geht. Sie hilft im Ja zu ihrer Berufung. Sie hilft ihrer Verwandten. Sie trägt dazu bei, dass die Welt später einen herausfordernden Johannes erlebt. Sie hilft später immer wieder in der Geschichte Jesu. Und Elisabeth? Sie ahnt mehr. Der Text des Evangeliums ist spannend. Elisabeth „wurde vom Heiligen Geist erfüllt“ (Lk 1,41). Sie kann spüren, wie Gott denkt. Sie kann spüren, was eigentlich noch verborgen ist. Sie kann spüren, dass alles Warten ein Ende hat.
„Du, ich freue mich für Dich!“ könnte ein möglicher Satz zwischen diesen beiden Frauen gewesen sein. Was wäre denn, wenn es nur ein Halbsatz ist? Dann könnte der ganze Satz lauten: „Du, ich freue mich für dich – und ich freue mich auch für mich!“ Maria konnte aus der Reaktion von Elisabeth die Idee entstehen lassen, dass es mit ihrem Kind etwas Besonderes auf sich hat. Elisabeth erlebte nicht mehr nur die kleine und leise Verachtung, sondern im Gegenteil eine Aufwertung. „Zu mir kommt eine Gesegnete. Zu mir kommt eine Dienende, der ich eigentlich dienen müsste.“
Einander zum Segen werden
Maria und Elisabeth – sie freuen sich füreinander und sie freuen sich miteinander. Ist das in einem ganz anderen Bereich nicht etwas, was wir gut kennen? Als Spieler oder als Zuschauer kennen wir den Jubel auf dem Fußballplatz nach einem wichtigen Tor. Der Torschütze will sich beim Passgeber bedanken und die ganze Mannschaft bei ihm. Und gemeinsam merken sie: Es ist mir gelungen.
Und in unserem Alltag? Gibt es da ähnliches der gemeinsamen Freude? Ein Kaffee ist schnell gemacht und getrunken. Ein Kaffee zu zweit ist etwas anderes. Und wenn dabei gemeinsam überlegt wird, wie man ein Problem vor Ort lösen kann, entsteht etwas Neues und Gutes. Vielleicht machen zwei Menschen einen gemeinsamen Spaziergang, von denen einer sich gut orientieren kann, der andere aber den Blick für die kleinen Details am Rande hat. Musiker mit verschiedenen Instrumenten kommen zusammen, um gemeinsam ein Stück zu spielen. Orgel und Querflöte kann ein Beispiel sein oder Klarinette und Geige. Wenn jeder mit seinem Instrument zum Tragen kommt, wird mehr daraus. Beiden macht das gemeinsame Spiel Freude und die Zuhörer genießen es.
An dieser Stelle kann ich noch einmal an Maria und Elisabeth erinnern. „Maria eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa“, hieß es am Beginn des heutigen Evangeliums. Elisabeth hatte sie nicht gerufen. Es war ein Impuls, dem Maria gefolgt ist. Elisabeth wurde vom Heiligen Geist erfüllt. Sie ist wach für die Reaktion in ihrem Herzen. Niemand musste die beiden zusammenbringen. Niemand musste ihnen sagen: „Tue dies oder das.“ Beide merkten und wurden so zum Segen für die andere. Und ihre beiden Söhne wurden jeweils zum Segen für ihre Zeit.
Gott ist bei uns angekommen
Bilder berühren
Weihnachten kommt man in unseren Breiten nicht aus. Das beginnt schon im September mit den Lebkuchen im Lebensmittelhandel, setzt sich fort mit den Christkindlmärkten und Punschhütten ab Mitte November, Adventkalender, Weihnachtsbeleuchtung in den Straßen, Videos über Weihnachten mit Betonung aller nur erdenklichen menschlichen ehrenvollen und guten Haltungen wie Friede, Liebe, Hoffnung, der Vorbereitung von Geschenken und Feiern, usw. Es sind die Bilder vom Kind in der Krippe, dem Mitleid mit den damals bei der Herbergssuche so schroff abgewiesenen Eltern, der Hoffnung, die in jedem Neugeborenen steckt, die uns im Tiefsten berühren. Bilder berühren das Herz und nicht so sehr den Verstand.
Die Bibel spricht auch oft in Bildern. Kardinal Schönborn hat in einem seiner Bücher auch die Bildsprache des heutigen Evangeliums näher betrachtet. Sie kennen sicher aus einer der Marienandachten die Lauretanische Litanei, ein Loblied auf die Gottesmutter. Darin wird sie einmal auch als Bundeslade angerufen. In der Bundeslade bewahrten die Israeliten die zwei Steintafeln mit den zehn Geboten auf. Sie galt als Garant für Gottes Gegenwart inmitten seines Volkes. Einmal hatten sie die Philister erobert, da sie meinten, so das dadurch geschwächte Volk Israel besiegen zu können. Diese Hoffnung erfüllte sich aber nicht und David konnte sie schließlich mit seinem Gefolge in einem prächtigen Festzug durch die Berge Judäas nach Jerusalem in den Tempel bringen. Der Zug war von vielen Musikanten mit den damals üblichen Instrumenten begleitet und vor Freude wurde dabei auch besonders von David ausgelassen getanzt. Beides: der Zug der Bundeslade und der Gang Mariens vollzog sich in den Bergen Judäas.
Berührende Bilder
Das Bild der Freude vergleicht Kardinal Schönborn mit der Freude Elisabets und des Johannes bei der Begegnung mit Maria als das Kind Johannes in ihrem Leib hüpft. Im 2. Buch Samuel, wo der Zug des Davids beschrieben ist, und im heutigen Evangelium fallen sinngemäß ähnliche Worte, wenn Elisabeth sagt: „Wie, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt“. „Lukas sieht also in Maria die Bundeslade, in der und durch die Gott endgültig Wohnung unter seinem Volk nimmt“ (Christoph Schönborn, Weihnachten Mythos wird Wirklichkeit, 2006.). Lukas beschreibt in Bildern die Botschaft, dass Gott in Jesus endgültig unter uns angekommen ist. Uns allen ist dieses Bild des Gangs Mariens durch das Gebirge und die Begegnung der beiden Frauen mit ihren noch ungeborenen Kindern durch die vielen bildhaften Darstellungen in der Kunst bestens bekannt. Das Bild berührt Menschen seit vielen Jahrhunderten.
Ob sich das jetzt in allen Einzelheiten buchstäblich so zugetragen hat, ist zweitrangig. Wesentlich ist für unseren Glauben die Aussage des Evangelisten: Gott ist nun endgültig in Jesus Christus bei uns angekommen. Das ist für mich der Wahrheitsanspruch des Bildes und des Vergleichs zwischen der Gegenwart Gottes in der Bundeslade und in Maria. Das ist das eigentliche Weihnachtsgeheimnis: Gott ist bei uns angekommen!
Das ist auch der wesentliche Unterschied zwischen dem Berührtsein vom wahren Weihnachtsgeschehen, dem, was wir im Glauben bekennen, und der Sehnsucht der vielen Menschen nach Friede und Liebe, Geschenken, Lichterketten, usw. Es ist wahr, dass mit Jesus Gott in unser Menschsein eingetreten ist, dass er von nun an bei uns ist und bleibt, dass er in seiner Gegenwart – wie von den Israeliten in der Bundeslade geglaubt – unter uns ist. Und er ist immer bei uns, nicht nur, wenn wir in den nächsten Tagen das Kind in der Krippe anbeten, sondern jeden Tag: in guten wie in schlechten Zeiten, in unserer Freude und in unseren Tränen, in unserer Angst und in unserer Zuversicht, in unserer ganzen Zeit, in unserem Leben und auch danach.
Wie Gott uns in Menschen begegnet
Wohin mit Freude und Schmerz?
"Wohin soll ich mich wenden, wenn Gram und Schmerz mich drücken? Wem künd' ich mein Entzücken, wenn freudig pocht mein Herz?" lauten die Anfangszeilen eines Kirchenliedes, das einige Kirchenmusiker vergeblich aus dem kirchlichen Liedschatz zu verbannen suchten. Vielleicht hat dies damit zu tun, dass manchen Menschen schon am eigenen Leib, besser an der eigenen Seele, Gefühle und Gemütsverfassungen erlebt haben, die sie mit niemand aus ihrer Umgebung teilen konnten; seien es schmerzliche oder auch freudige.
Vor Jahren wandte sich eine Krankenschwester an mich. Sie war von einem Kollegen schwanger. Dieser wollte von der Beziehung nichts mehr wissen, als er von ihrer Schwangerschaft erfuhr. Auch ihre Angehörigen legten ihr nahe, sich das Kind nehmen zu lassen. Doch dies kam für sie von Anfang an nicht in Frage. Sie fühlte: Dies ist mein Kind und das lass ich mir nicht nehmen. Zu mir kam sie in der Hoffnung, dass sie jemand trifft, der sie versteht und mit dem sie ihre Vorfreude auf ihr Kind teilen konnte. Die Fragen nach ihrer beruflichen Zukunft und der wirtschaftlichen Absicherung hatte sie schon mit einer Beratungsstelle geklärt. Ich war zutiefst berührt von ihrer Entschlossenheit, durch diese schwierige Phase hindurch zu gehen. Sie suchte mich mehrmals auf, bis sie in ihrem Umfeld Menschen fand, die ihr beginnendes Mutterglück mittrugen.
Die Freude zweier schwangerer Frauen
Das Evangelium stellt uns heute zwei Frauen vor, die überglücklich sind, jemand zu begegnen, die ihre Freude und vielleicht auch ihre ganze Unsicherheit und Angst mitvollziehen konnte. Beide sind unter sehr ungewöhnlichen Umständen schwanger geworden, und es war vermutlich nicht leicht, Verständnis dafür zu finden.
In der Freude ihrer Begegnung schwingt jedoch noch eine andere Ebene mit: Beide Frauen sind davon überzeugt und bringen es überschwänglich zum Ausdruck, dass Gott in außergewöhnlicher Weise an ihnen gehandelt hat. Sie wissen sich von ihm in besonderer Weise gesegnet. Mit wem könnten sie eine so dichte Glaubenserfahrung teilen? Es ist nicht einfach jemand zu finden, mit dem man so persönliche Glaubenserfahrungen teilen kann. Und oft haben die eigenen Partner keine Antenne dafür.
Diskutieren kann man heute ohne Tabu über fast alles. Ganz persönliche Glaubenserfahrungen möchte ich aber keiner Diskussion preisgeben. Dafür wünsche ich mir Gesprächspartner, die mich anhören, verstehen und bereit sind, den kostbaren Schatz meiner Erfahrung mit mir zu hüten. Und manches Mal geschieht es, dass mir dann mein Gegenüber seine/ihre persönlichen Erfahrungen anvertraut.
Freude und Hoffnung, Trauer und Angst miteinander teilen
"Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände", lautet der programmatische Beginn des wohl wichtigsten Dokumentes des Zweiten Vatikanischen Konzils mit dem Titel "Über die Kirche in der Welt von heute". Es legt die Leitlinien des Dienstes der Kirche und jeder kirchlichen Seelsorge fest.
50 Jahre nach dem Konzil müssen wir uns die Frage stellen: Wie weit haben wir als Kirche dieses Programm umgesetzt? Sind wir als Kirche, als konkrete Pfarrgemeinde offen für die intensiven Lebens- und Glaubenserfahrungen der Menschen? Wo gibt es Orte, an denen man darüber reden kann, ohne belächelt oder irgendwie eingeordnet zu werden?
Das Programm, das uns die Konzilsväter vorgegeben haben, ist kein Zufall. Denn dort, wo Menschen miteinander ihre intensivsten Lebenserfahrungen teilen, kann die Gegenwart Gottes spürbar und sichtbar werden. Eine Kirche, in der Menschen Freude und Hoffnung, Trauer und Angst miteinander teilen, wird zum Ort der Gottesbegegnung.
Weihnachten, eine Chance zur Begegnung
In wenigen Tagen feiern wir Weihnachten. Es ist daraus ein sonderbares Fest geworden. Einerseits wurde es extrem kommerzialisiert, und weihnachtliche Stimmungen, Gefühle und Motive werden bis ans Äußerste ausgebeutet und vermarktet. Andererseits spricht dieses Fest trotz allem viele Menschen an. Vermutlich weil es eine tiefe Sehnsucht nach Begegnung in Aussicht stellt, nach Geborgenheit, die alles, was Menschen einander bieten können, übersteigt.
Das Weihnachtsfest kann diese Sehnsucht erfüllen, wenn wir zu seinem ursprünglichen Sinn zurückkehren, wenn wir zwischenmenschliche Nähe auch zulassen, wenn wir Begegnungen suchen und einander geben; Begegnungen, in der jede und jeder sein und bleiben darf, was er oder sie sind. Dies können wir von den beiden Frauen des Evangeliums lernen: die Freude teilen, miteinander Gott danken und preisen für alles, was er uns geschenkt hat. Und vielleicht erhalten wir auf diesem Wege das größtmögliche Weihnachtsgeschenk, das man auf keinem Weihnachtsmarkt erstehen kann: Dankbarkeit und Freude darüber, dass Gott mitten unter uns da ist, und wir uns von ihm gesegnet wissen dürfen.
Lobpreis auf die Barmherzigkeit Gottes
Zwei Frauen zur Mutterschaft berufen
Da ist die alternde Elisabeth, die keine Kinder bekam. Das hat sie bedrückt, weil zu ihrer Zeit eine Frau schräg angesehen wurde, wenn sie kinderlos blieb. Doch nun, wo es menschlich nicht möglich ist, greift Gott ein. Der Engel Gabriel erscheint ihrem Mann Zacharias am Rauchopferaltar des Tempels und verheißt den Sohn. Zacharias zweifelt und es verschlägt ihm die Stimme - er bleibt stumm. Doch Elisabeth wird tatsächlich schwanger. Wer ihr begegnet und sie ansieht, kann es erahnen. Das Glück umfängt ihr Herz. Was Zacharias bei der Geburt bekennt, ergreift ihr Inneres „die barmherzige Liebe ihres Gottes“.
Die zweite Frau ist Maria. Sie ist noch jung, ein Mädchen, das ganz in sich, in ihrer Mitte ruht und ganz hingegeben an Gott ist, die sich von Gott alles erwartet. Der Engel nennt sie „voll der Gnade“. Der Engel verkündet ihr, dass sie den Sohn Gottes empfangen und gebären soll. Nach einer Rückfrage: Wie das geschehen solle, da sie keinen Mann erkenne, sondern ganz Gott gehöre? antwortet der Engel: Das werde der hl. Geist in ihr vollbringen. Maria spürt, dass Gott sie unendlich liebt. Sie glaubt und verschenkt sich an Gottes Plan: Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach Deinem Wort! Sie wird schwanger. Sie ist glücklich, sie vertraut Gott, dass er alles vollbringen werde.
Die beiden Frauen sind miteinander verwandt. Beide wissen, tief in ihrem Herzen, besonders Maria, dass ihre Kinder von Gott gewollt sind, beauftragt, etwas Großes zu vollbringen in der Welt.
Und auch die noch Ungeborenen sind miteinander verknüpft. Der eine wird Wegbereiter des anderen sein, und dieser andere ist der Sohn Gottes. Er wird die Welt verändern und mit göttlicher Barmherzigkeit beschenken.
Maria bricht auf, um zu helfen.
Noch ist es nicht soweit. Noch warten Maria und Elisabeth - und zwar gemeinsam. Heute wird erzählt, wie Maria sich beeilt, zu ihrer Cousine zu kommen. Einen langen Weg durch bergiges Land muss die Schwangere zurücklegen. Sie geht, um Elisabeth bei der Geburt zu helfen. Sie geht, voller Glück über ihr unbegreifliches Geheimnis in ihrem Schoß. Sie geht, um sich mit der Verwandten über deren Kind zu freuen.
Und da begegnen sie sich. Das junge Mädchen grüßt und strahlt vor der Älteren eine Tiefe und Sicherheit, ja eine herzliche Offenheit aus. Kaum ist Maria zur Tür hereingekommen, ruft Elisabeth aus: "Du bist gesegnet unter den Frauen und gesegnet ist das Kind, das in deinem Schoß heranwächst! Ich weiß, Maria, dass du zu Großem berufen bist. Ich freue mich, Dich zu sehen. Selig ist die, die geglaubt hat, was ihr vom Herrn gesagt worden ist!“
Wie gut muss Maria diese Begrüßung getan haben: Gelobt zu werden für ihren Mut, Ja gesagt zu haben zum Engel. Besonders freut sich Maria, dass die Tante ihre Erwählung erkennen darf. Gottes Geist hat es ihr geoffenbart. Maria sagte von sich aus ihr Geheimnis nie weiter, wohl aus Angst durch eigenes Reden die Größe des Wirkens Gottes zu schmälern. So ist es nicht verwunderlich, dass ein Lied aus ihr herausbricht, dass sie einen Freudentanz aufführt - viele kennen ihn gut - das Magnifikat: "Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott meinen Retter...“
Lobpreis auf Gottes Barmherzigkeit
Die Ermutigung Elisabeths die Mariens Größe erkennt, setzt Maria frei zum Lob Gottes, der auf die Kleinen schaut und sie fähig macht zu großen Taten. Das hat Maria erfahren, dass Kleinsein Gottes Barmherzigkeit erfahren lässt. Sie besingt, wie Gott Große vom Thron stürzt und Niedrige erhebt. Sie, die zu Elisabeth kam, nur um zu helfen, preist Gottes Barmherzigkeit für sie und alle Generationen. Sie weiß, was das ist: Der Papst betont jetzt im Jubiläumsjahr oft die Barmherzigkeit Gottes, die er Zärtlichkeit nennt. Er sagte in diesen Tagen: Barmherzigkeit ist wie die Umarmung eines Vaters oder einer Mutter, die ihr Kind trösten und ihm Sicherheit schenken.
„Bitten wir den Herrn“, so Franziskus weiter, „dass er in einem jeden von uns und im ganzen Volk den Glauben an diese barmherzige Vaterschaft neu erwecke. Und dass uns dieser Glaube an seine Vaterschaft ein wenig barmherziger gegenüber den anderen werden lasse“.
Gott steht auf der Seite der Erniedrigten
Das Bild "Maria und Elisabeth" von Käthe Kollwitz, gemalt 1928
Die Künstlerin Käthe Kollwitz hat im Jahre 1928 die Begegnung der zwei schwangeren Frauen Maria und Elisabeth dargestellt. Dieses Bild hat mich in seiner Einfachheit angesprochen und berührt. Zu sehen sind, wie es für Käthe Kollwitz üblich ist, zwei einfache Frauen, Arbeiterfrauen, schlicht gekleidet, die einander zugeneigt sind. Ein schwangeres, junges Mädchen vertraut sich einer älteren Frau an. Die ältere Frau umarmt sie. Sie spricht der jüngeren etwas ins Ohr. Schützend, fast vorsichtig tastend, legt sie eine Hand auf ihren Bauch.
Maria und Elisabeth. Was die beiden miteinander gesprochen, worüber sie sich ausgetauscht haben, können wir nur vermuten.
Elisabeth
In der Bibel wird Elisabeth als alte Frau beschrieben, die bisher kinderlos geblieben war. Obwohl mit dem Priester Zacharias verheiratet. war sie in der antiken patriarchalen Gesellschaft als Unfruchtbare sicherlich vielfach ungerechten Demütigungen ausgesetzt. Und nun, in ihrem hohen Alter, wird sie schwanger. Sicherlich wird sie über die Unmöglichkeit ihrer Schwangerschaft nachgedacht haben, über das Gerede der Leute. Vielleicht hatte sie auch Angst, dass sie ihr Kind nicht mehr lange genug begleiten könne. Eine Problemschwangerschaft, würde man heute sagen. Erst nach und nach in diesen 5 Monaten, in denen sie - wie es für schwangere Frauen üblich war - zurückgezogen lebte, wird sie sich wohl mit ihrer Schwangerschaft vertraut gemacht haben. Denn tief in ihrem Inneren fühlte sie sich von Gott angeschaut und getragen. "Der Herr hat mir geholfen; er hat in diesen Tagen gnädig auf mich geschaut und mich von der Schande befreit, mit der ich in den Augen der Menschen beladen war" Lk 1,125). Es ist zu spüren, dass sie sich trotz der Erniedrigungen, denen sie tagtäglich ausgesetzt war, ihre Würde bewahrt und gelebt hat, wie es in den Augen Gottes gerecht ist.
Maria
Maria wird beschrieben als junge Frau, die unehelich schwanger geworden ist. Sie wird nicht älter als 12 - 13 Jahre gewesen sein. Alle Fakten sprechen gegen sie. In dieser ihrer Unsicherheit sucht sie den Schutz, die Unterstützung, Ermutigung und die Lebenserfahrung der alten Elisabeth. Denn tief in ihrem Innersten traut sie der Zusage des Engels und lebt mit der Gewissheit: Gott ist mit mir.
Von sich selbst sagt sie sei eine "doule kuriou" (griechisch), d.h. eine Sklavin Gottes und damit ist ausgedrückt, dass sie um die Konsequenzen weiß, die ihr Ja bei der Begegnung mit dem Engel nach sich zieht.
So macht sie sich auf den Weg durch das judäische Bergland zu ihrer Verwandten. Der Weg beträgt, glaubt man den Exegeten, drei bis vier Tage und führt durch nicht ungefährliches Gebiet.
Wer schon einmal in Israel war und die schroffen, kahlen Hügel vor Augen hat, der weiß, dass es sich nicht um einen Spaziergang handelt, den Maria da auf sich genommen hat, noch dazu im 3. Monat schwanger.
Die Begegnung
Elisabeth und Maria begegnen einander in einer Zeit, die für beide kritisch ist. Die eine ist in den letzten 3 Monaten, die andere in den ersten drei Monaten ihrer Schwangerschaft. Maria und Elisabeth teilen mit anderen jüdischen Frauen damals die Erfahrung der Erniedrigung, die Erfahrung von Hunger, Armut, politischer Machtlosigkeit. Gemeinsam mit dem ganzen Volk sehnen sie sich nach Befreiung.
Als Maria bei Elisabeth ankommt, begegnen einander zwei Frauen, die beide auf wundersame Weise mit Gott in Kontakt gekommen sind. Die "Alte" erkennt in der Rückschau die Verheißung "Gott ist gnädig". Die junge Maria beginnt ihr Frau-Sein mit der Zusage und der Gewissheit: Gott ist mit mir.
Ihrer beider Begegnung bleibt nicht nur auf sprachlicher Ebene, sondern ergreift ihr ganzes Sein, ausgelöst durch die Begegnung der beiden besonderen ungeborenen Kinder Johannes und Jesus. Elisabeth erkennt am Hüpfen des Kindes in ihrem Leib als Erste, dass im Bauch der jungen Maria der Messias heranreift und damit das Reich Gottes seinen Anfang nimmt. "Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?" In prophetischer Manier proklamiert Elisabeth die Einzigartigkeit Marias: "Gepriesen bist du unter den Frauen ... Und selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ." Elisabeth weist damit auf Maria und über sie auf Jesus hin, so wie auch Johannes später auf Jesus hinweisen wird - auf ihn zielt alles ab: die Freude, das Hüpfen, das Leben.
Über die weitere Beziehungsgestaltung von Elisabeth und Maria gibt uns Lukas keine Auskunft. Es wird lediglich weiter unten erwähnt, dass Maria etwa drei Monate blieb und dann nach Hause zurückkehrte.
Randgruppen, für die Gottes Herz schlägt
Lukas erzählt uns hier die Geschichte zweier vorerst unbedeutender Frauen aus denen Großes erwächst, gipfelnd im anschließenden Lobpreis der Maria auf einen Gott, der sich den Kleinen zuwendet und Vorausblick auf das Programm des Evangeliums und dessen Verkündigung des Jesus von Nazareth als Retter, der echte Begegnung möglich macht. Wenn Gott im Kommen ist, dann gibt es einen Aufbruch aus der Verängstigung und Demütigung. Die Beiseitegeschobenen, die Niedrigten erfahren ihr Recht. Nicht die Menschen mit Ansehen und Vermögen kommen in den Blick. Es sind die Randgruppen, für die Gottes Herz schlägt.
Damit bin ich wieder beim Bild der zwei einfachen Arbeiterfrauen. Gott handelt und steht auf der Seite derer, die erniedrigt werden, die hungern, die keinen Zugang zu Macht haben. Gott wählt den kleinen Menschen für seine große Geschichte. Wer zustimmt und seinen Teil übernimmt, schreibt die Heilsgeschichte weiter und gehört zu den Seliggepriesenen, die glauben, dass sich erfüllt, was Gott ihnen sagen ließ.
Alt und Jung - Ein neues Kapitel der Geschichte Gottes mit den Menschen
Alt und Jung
Während die übrigen Evangelien den Täufer unvermittelt in ihren Texten erwähnen und gleichsam abrupt in die Handlung einführen, also keine Vor- und Berufungsgeschichte von ihm kennen, weiß das Lukasevangelium sogar von den wunderbaren Umständen seiner Geburt.
Johannes der Täufer war der Sohn des jüdischen Priesters Zacharias und seiner Frau Elisabeth, einer Verwandten von Maria. Rund ein halbes Jahr vor der Geburt Jesu kam Johannes zur Welt. Zuvor war der Erzengel Gabriel Zacharias im Tempel erschienen und hat ihm die baldige Schwangerschaft seiner hoch betagten Frau angekündigt. Zacharias konnte das nicht glauben, und verlangte von Gabriel ein Zeichen als Beweis für seine Verheißung. Daraufhin verlor Zacharias seine Stimme und Gabriel kündigte ihm an, dass er erst wieder sprechen könne, wenn das Kind geboren sei. Und so geschah es auch.
In der Forschung hat man vermutet, diese Geschichte gehe auf eine Tradition des Täuferkreises zurück, wo man sie ohne jeden Blick auf die Geschichte Jesu gestaltete und erzählte. Erst durch die Eingliederung von Teilen der so genannten Täuferbewegung in das Christentum könnte diese Überlieferung mit der Geschichte von der wunderhaften Empfängnis und Geburt Jesu verknüpft und auf diese hin geordnet worden sein. So konnte man auch eine Begegnung zwischen den beiden noch schwangeren Frauen Elisabeth und Maria erzählen, bei der das Kind Johannes angesichts der Nähe Jesu im Mutterleib "gehüpft" sein soll - ein Zeichen der Verbundenheit zwischen Johannes und Jesus.
Johannes und Jesus
Als Johannes knapp 30 Jahre alt war, zog er in die Wüste, nach Jerusalem und an den Jordan und verkündete als Vorbote Jesu dessen Kommen als Erlöser, als Messias. Die Menschen zogen von Jerusalem hinab an den Jordan und strömten in Scharen zu Johannes. Dies muss man sich erst einmal vergegenwärtigen, liegt doch Jerusalem auf etwa 1.000 Meter Seehöhe und die Jordansenke rund 300 Meter unter dem Meeresspiegel. Mit guter Konstitution braucht man in dieser fast schattenlosen Gegend mindestens drei Stunden von Jerusalem in das Jordantal hinab und muss dann wieder zu Fuß zurück gehen. Diese Strapazen, die die Menschen damals auf sich genommen haben, um die Worte Johannes zu hören, sind wohl ein sprechender Beweis seiner Faszination. Jesus sagte einmal über ihn: "Unter den von der Frau Geborenen ist kein Größerer aufgestanden als Johannes der Täufer."
Dass Jesus von Johannes getauft wurde, kann historisch als sicher gelten. Vielleicht wurde er sogar von ihm beeinflusst. Denn auch Jesus lebte in einer eschatologischen Naherwartung.
Doch zurück zum Anfang der Geschichte. Auch Maria hat einige Tage zuvor von einem Engel erfahren, dass sie einem Buben das Leben schenken wird, den sie dann Jesus nennen soll. Und sie konnte davon ausgehen, dass Gott noch so einiges vorhat mit diesem Gottes- und Menschenkind. Als sie aber vom Engel erfährt, dass auch Elisabeth schwanger ist, da geht sie zu ihrer um viele Jahre älteren Verwandten und besucht diese. Die Geschichte von der Begegnung der beiden Frauen wird so bei Lukas zu einer Geschichte gegen alle Hoffnungslosigkeit - denn hätte es aus menschlicher Sicht für Elisabeth noch Sinn gehabt, auf einen Sohn zu hoffen, wohl eher nicht.
Freude und Hoffnung
Als die beiden Frauen einander begegnen, da ist dann ihr Glück so übergroß, dass es sich sogar auf ihre noch ungeborenen Kinder überträgt. Man spürt diese Freude direkt aus diesen Texten heraus. In einem Text des indischen Religionsphilosophen Rabindranath Tagore heißt es denn auch, "Jedes Kind bringt die Botschaft mit auf die Welt, dass Gott sich von den Menschen noch nicht hat entmutigen lassen." Ganz besonders gilt dies für die beiden Kinder des heutigen Evangeliums.
Maria ist ein, ja aus heutiger Sicht würde man vielleicht sagen, unscheinbares Mädchen aus einer genauso unscheinbaren kleinen Stadt, und Elisabeth ist zwar die Frau eines Priesters, aber hoch betagt. Wahrscheinlich hätte es niemand geahnt oder für möglich gehalten, dass sich durch diese beiden Frauen die Geschichte verändern und erfüllen kann. Und genau diese beiden unscheinbaren Frauen sind es, auf die Gott schaut und auf die er in seinem Heilsplan mit uns Menschen nicht verzichten möchte, wenn es darum geht, die Welt zum Besseren zu verändern.
Es ist kein Zufall, dass Gott gerade mit denen, die sich als niedrig erachten (Lukas 1, 48) Großes vorhat. Die am Boden liegen dürfen neue Hoffnungen schöpfen und werden aufgerichtet. Sie dürfen sicher sein, "Bei Gott ist kein Ding unmöglich" (Lukas 1, 37).
Mit Weihnachten wird also ein neues Kapitel der Geschichte aufgeschlagen, in dem Gott seine Geschichte gemeinsam mit uns schreiben und uns erlösen möchte. Doch im Moment haben wir noch Advent und wir dürfen uns mit zwei sympathischen Frauen - den Hoffnungsträgerinnen Maria und Elisabeth - auf das künftige Weihnachtsgeschehen freuen. Der Besuch Marias bei Elisabeth verströmt förmlich die Hoffnung, die in den Versen des heutigen Evangeliums greifbar und spürbar wird. Lassen uns doch auch wir von dieser Vorfreude auf Weihnachten, auf die Geburt des Herrn anstecken.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter
Lieder:
GL 143: Mein ganzes Herz erhebet dich
GL 218: Macht hoch die Tür, die Tor macht weit
GL 220: Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern
GL 221: Kündet allen in der Not
GL 222: Herr, send herab uns deinen Sohn
GL 223: Wir sagen euch an den lieben Advent
GL 227: Komm du Heiland aller Welt
GL 230: Gott, heilger Schöpfer aller Stern
GL 357: Wie schön leuchtet der Morgenstern
GL 372: Morgenstern der finstern Nacht
GL 395: Den Herren will ich loben
GL 527: Ave, Maria zart, du edler Rosengart
GL 528: Ein Bote kommt, der Heil verheißt
GL 530: Maria, Mutter unsres Herrn
GL 554: Wachet auf, ruft uns die Stimme
GL 622,4: Sieh, der Herr kommt in Herrlichkeit
GL Ö792: Herr, sende, den du senden willst
GL Ö795: Maria, sei gegrüßet, du lichter Morgenstern
GL Ö798: O komm, o komm, Emmanuel
Psalmen und Kehrverse:
GL 48: Biete deine Macht auf, Herr, unser Gott, und komm, uns zu retten! - Mit Psalm 80 - I.
GL 234,1: Ihr Himmel, tauet den Gerechten, ihr Woken regnet ihn herab. - Mit Psalm 80 (GL 48,2) - I.
GL 234,2: Rorate caeli desuper, et nubes pluant iustum. - Mit Psalm 80 (GL 48,2) - I.
GL 622: Habt Mut, ihr Verzagten, und fürchtet ein nicht! Gott selbst wird kommen und euch erretten. - Mit Jes 35 - VIII.
GL 633,3-4: Hebt euch ihr Tore, hebt euch, ihr Tore! Unser König kommt - Mit Psalm 24 - VII.
- Einleitung6
Manfred Wussow (2021)
Wir freuen uns schon auf Weihnachten. Es sind nur noch wenige Tage. Es ist schön, heute den 4. Adventsonntag zu feiern. Sind Sie auch gespannt oder neugierig? In diesem Jahr ist ja noch vieles anders.
Heute macht sich Maria auf den Weg zu Elisabeth. Sie muss sich sogar ins Bergland wagen, in eine gottlose Gegend. Es wird ein besonderer Besuch. Maria, blutjung, Elisabeth, uralt – beide sind schwanger. Wer sich in dieser Geschichte aber besonders freut und aus dem Häuschen ist – das wird uns das Evangelium erzählen.
Wir können uns mitfreuen. Was uns bedrückt, Sorgen macht und schuldig spricht, legen wir in Gottes Hand. Um sein Erbarmen bitten wir.
Norbert Riebartsch (2018)
Mit unseren Gefühlen sind manche vielleicht schonj beim Weihnachtsfest angekommen. Zuvor gilt es aber noch, den 4. Adventsonntag bewusst wahrzunehmen. Er schenkt uns das Geheimnis der
Begegnung. Wir erleben die Begegnung zwischen Elisabeth und Maria, wie auch zwischen Johannes und Jesus mit. Und diese Feier möchte uns zur Begegnung mit dem Gott des Lebens führen.
Zu ihm rufen wir im Kyrie:
Hans Hütter (2015)
Die vielen Anstrengungen, die wir auf uns nehmen, damit Weihnachten für die ganze Familie und auch für die Pfarrgemeinde ein schönes Fest wird, können als Ausdruck unserer Sehnsucht nach einem Messias betrachtet werden, der unsere grundlegenden Probleme und Nöte löst. Sind wir bereit, ihn wirklich in unser Leben eintreten zu lassen, wenn er zu uns kommt?
Damit wir fähig werden, ihm zu begegnen, öffnen wir ihm unser Herz und rufen wir ihn als unseren Herrn und Erlöser an.
Gastautor*in (2015)
In der heutigen biblischen Geschichte hören wir von zwei Frauen. Maria eilt ins Bergland heraus aus der Geschäftigkeit ihres Umfeldes. Mit welch großer Freude empfängt Elisabeth Maria, die Mutter Jesu. Nehmen wir uns die zwei Frauengestalten zum Vorbild auf Weihnachten. Lassen wir uns nicht hasten und hetzen in diesen Tagen. Halten wir Einkehr und bereiten wir uns vor, damit wir Jesus Christus mit großer Freude empfangen, wie es die Mutter des Johannes an Maria getan hat.
(c) Pfarrer Hans Tinkhauser hans.tinkhauser@aon.at
Roswitha Kettl (2012)
Am heutigen 4. Adventsonntag begegnen wir 2 Frauen aus den NT, die beide auf höchst ungewöhnliche Weise schwanger werden: Elisabeth und Maria. Ihre Geschichte ist eine Geschichte der Begegnung, die uns hinführt zum Geheimnis von Weihnachten.
Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen Gottes, mütterliche und väterliche Kraft, die war, die ist und die kommt.
Bernhard Rathmer (2009)
Begegnungen der letzten Woche!
Wem haben Sie gesagt, es ist gut, dass du da bist!
Wem haben Sie gesagt, ich freue mich, dass ich dich sehe!
Wer hat Ihnen gesagt: Du, ich finde es toll, dass wir uns treffen.
Wer hat Ihnen gesagt: Mir tut es gut, dass du da bist.
So deutlich sagen wir es kaum und hören wir es kaum.
Und doch, gerade Begegnung, in denen wir spüren, es tut gut, dass wir da sind,
es tut gut, dass der oder die andere da sind, machen unser Leben aus.
Das heutige Evangelium erzählt von einer solchen guten Begegnung, in denen Menschen sich sagen, was sie füreinander sind. Und es wird deutlich, Gott ist mit dabei.
- Bußakt2
Bernhard Rathmer (2009)
Wir sparen mit guten Begegnung,
enthalten einander vor, was wir uns bedeuten.
Herr erbarme dich.
Wir leben aus Begegnungen, die uns gut tun,
die mir zeigen, gut dass ich da bin.
Christus erbarme dich.
Du begegnest uns heute als Gott mit uns.
Herr erbarme dich.
Bernhard Zahrl (2009)
In der Zeit des Advents konzentriert sich vieles unserer christlichen Existenz. Die Fragen werden von drängender Dichte: So fragen wir uns gemeinsam: Sind wir noch in der Lage, darüber zu staunen, dass nicht nur wir DICH erwarten, sondern vor allem darüber, dass DU uns erwartest?
Kyrie eleison.
Sind wir noch in der Lage, die Sehnsucht nach dir in all dem Trubel zu verspüren und sie an andere weiterzugeben?
Christe eleison.
Sind wir fröhlich genug, um festlich zu begehen, wie sehr dein Ankommen sich in uns selbst ereignet?
Kyrie eleison.
Oder:
Herr Jesus Christus, in vielen unterschiedlichen Situationen hoffen Menschen auf dein Wiederkommen und in vielen Nöten kommst du zur Welt als unser Bruder und Erlöser.
Herr, erbarme dich.
Johannes der Täufer war dein Vorläufer, der dich erkannt und auf dich hingewiesen hat. Seine Wegweisungen zeigen uns noch heute den Weg zu dir.
Christus, erbarme dich.
Deine Geburt ereignete sich im Stillen und Verborgenen, versetzte aber die ganze Welt in Bewegung. Deine Wiederkunft wird geschehen in Herrlichkeit
Herr, erbarme dich
- Kyrie5
Manfred Wussow (2021)
Herr,
wir kämpfen mit Unwägbarkeiten.
Das Hin und Her nimmt uns mit.
Herr, erbarme dich.
Christus,
du siehst die Zerrissenheit.
Schuldvorwürfe schlagen in Gewalt um.
Christus, erbarme dich.
Herr,
du schenkst uns Freude.
Wir warten auf dich wie ein Kind.
Herr, erbarme dich.
Du Hirte Israels, höre!
Der du auf den Kerubim thronst, erscheine!
Wecke deine gewaltige Kraft
und komm zu unserer Rettung!
(Ps. 80)
Beatrix Senft (2021)
Herr, Jesus Christus,
du kamst in die Welt, um den Willen des Vaters zu erfüllen.
Herr, erbarme dich.
Durch deine Hingabe an deinen Auftrag
rufst du uns zu einem neuen Miteinander.
Christus, erbarme dich.
In der Hingabe deines Lebens willst du auch uns heiligen.
Herr, erbarme dich.
Norbert Riebartsch (2018)
Herr Jesus,
im Schoß deiner Mutter wurdest du vorbereitet für deine Zeit in unserer Welt.
Kyrie eleison.
In der Begegnung im Haus des Zacharias und der Elisabeth hast du Johannes vorbereitet für sein Zeugnis über dich.
Christe eleison.
Du begegnest nun uns, um dein Werk der Erlösung fortzusetzen.
Kyrie, eleison.
Hans Hütter (2015)
Herr, Jesus Christus,
viele Generationen haben auf dein Kommen gewartet.
Herr, erbarme dich.
Durch deinen Eintritt in diese Welt sind auch wir geheiligt.
Christus, erbarme dich.
Selig preisen sich alle, die dir begegnen.
Herr, erbarme dich.
Roswitha Kettl (2012)
Herr der Zeiten, Herr der Ewigkeit
Christus, Herr, erbarme dich.
Der du uns zum Heil Mensch geworden bist.
Christus, Herr, erbarme dich.
Du kommst dereinst in Herrlichkeit, Richter aller Welt.
Christus, Herr, erbarme dich.
- Tagesgebet2
Messbuch - TG Advent 4 So: durch sein Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung
Allmächtiger Gott,
gieße deine Gnade in unsere Herzen ein.
Durch die Botschaft des Engels
haben wir die Menschwerdung Christi, deines Sohnes, erkannt.
Führe uns durch sein Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus.
MB 4. Adventsonntag
Messbuch - TG Besondere Anliegen 25: Arbeit zum Wohl der Mitmenschen
Gott, du Herr der Welt,
du hast alle Dinge geschaffen und den Menschen geboten,
die Mühen der Arbeit auf sich zu nehmen.
Lass alles, was wir beginnen,
dem Wohl unserer Mitmenschen
und dem Wachstum des Reiches Jesu Christi dienen,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB Besondere Anliegen 25
- Eröffnungsgebet5
Sonntagsbibel
Herr, unser Gott,
wir scheuen uns, deinem Ruf zu folgen;
wir haben Angst, daß wir dann allein stehen.
Hilf uns, deine Wege zu gehen
und uns für Christus zu entscheiden,
der mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit.
Manfred Wussow (2021)
Auf dich warten wir,
Gott unserer Hoffnung!
Du schenkst unseren aufgescheuchten Seelen deinen Frieden.
Mit 2G, 2G+ und 3G hantieren wir gekonnt,
wir fürchten die neue Variante Omikron,
wirtschaftliche und soziale Verwerfungen
verfolgen uns in den Medien.
Nimm uns die Ängste,
hilf uns, einander mit Liebe zu begegnen,
und Worte zu finden, die heilen und guttun.
In dem, was du sagst,
geht uns die Welt neu auf.
In Jesus Christus.
In der Kraft deines Geistes.
Heute und in Ewigkeit. – Amen.
Beatrix Senft (2021)
Vater im Himmel,
schon in alten Zeiten haben die Menschen dich angerufen,
den Retter der Welt zu senden.
Mit Hoffen und Bangen stehen wir auch in unserer Zeit vor dir.
Lass uns in diesem Gottesdienst spüren,
dass dein Ankommen als Mensch auch unser Leben tragen will.
Mache uns bereit, heute deinen Zuspruch ganz neu wahrzunehmen
und lass uns ihm folgen.
Das erbitten wir mit Christus,
der sich uns heute ganz neu schenkt. – Amen.
Norbert Riebartsch (2018)
Gott des Lebens,
wie Maria und Elisabeth,
Johannes der Täufer und Jesus einander begegnet sind,
so schenke uns Begegnung mit dir.
Lass uns das Wort hören, das uns heute beschenkt,
lass uns das Zeichen sehen, das uns heute begleitet,
und lass uns dir dann antworten,
heute, morgen und alle Zeit.
Darum bitten wir durch Christus, deinen Sohn,
auf dessen Kommen wir uns neu freuen. - Amen.
Bernhard Zahrl (2009)
Guter Gott,
wir sind hier zusammengekommen, um dein Wort zu hören,
zu dir zu beten
und unser Leben neu im Licht der Frohen Botschaft zu verstehen.
Doch können all unsere Worte und Gedanken dich nicht erfassen.
Wir bitten dich:
Schenke auch uns Zeugen Deiner Liebe,
die uns wie Johannes der Täufer den Weg zu dir zeigen.
So bitten wir heute und für alle Tage unseres Lebens. Amen.
- Fürbitten10
Manfred Wussow (2021)
Elisabeth freut sich, von Maria besucht zu werden. Ihre Kinder sind noch nicht geboren, Johannes nicht, Jesus nicht. Aber die Freude ist riesig. Gott erfüllt die alten Hoffnungen und beginnt eine neue Geschichte.
Darum beten wir heute:
Für alle ungeborenen Kinder,
die sehnsüchtig oder auch ängstlich erwartet werden,
die das Licht der Welt erblicken,
die auch mit ihren Dunkelheiten fertig werden.
Bewahre uns davor,
ihnen eine kaputte Welt zu hinterlassen.
Erfülle uns mit Heiligem Geist
Für alle Jugendlichen,
die ihren Platz in der Welt suchen,
die mit Geschichten und Traditionen großwerden,
aber ihre eigenen Wege finden müssen.
Hilf uns, mit ihnen die Welt noch einmal neu zu entdecken.
Für die Menschen in der Ukraine,
die mit Sorgen die Kriegsvorbereitungen an ihrer Grenze sehen,
die fürchten, Spielbälle der großen Politik zu werden.
Schenke uns die Kraft,
für Frieden und Gerechtigkeit einzutreten.
Für die Flüchtlinge an der polnisch-belarussischen Grenze,
für alle Flüchtlinge, die von Schleppern ausgenommen werden
und keine Heimat finden.
Mache uns mutig, europaweit Lösungen zu finden
für Menschen, die vor Krieg und Hass, Hunger und Ungerechtigkeit fliehen.
Für die Mediziner und Pflegekräfte,
die jetzt in Coronazeiten um das Leben vieler Menschen kämpfen,
die Impfstoffe und Medikamente entwickeln,
die sich Hass und Gewalt ausgesetzt sehen.
Begleite uns, Ängste, Missverständnisse und Verschwörungstheorien auszuräumen.
Ein Kind hüpft im Bauch seiner Mutter.
Sein Gesicht kennen wir noch nicht.
Seine Stimme hören wir noch nicht.
Aber in unseren Handflächen spüren wir das neue Leben.
Wir streicheln den Bauch.
So viel Hoffnung!
Lass uns dich spüren, Gott. – Amen.
Renate Witzani (2021)
Die Frage ist: Können wir glauben, dass Gott in all dem Chaos, das wir um und in uns wahrnehmen, mit uns einen Plan hat.
Um diesen Glauben lasst uns ihn bitten:
Wir bitten dich für die Kirche, in die du Frauen und Männer zum Dienst an deinem Reich berufen hast.
Wir bitten dich für alle Menschen auf dieser Welt, die sich machtlos den Problemen der Pandemie, der Klimakrise und Naturkatastrophen ausgeliefert erleben.
Wir bitten dich für alle Frauen, die ein Kind erwarten; für jene, die sich unbeschwert auf die Geburt freuen können und für jene, die der Zukunft mit ihrem Kind voll Sorgen entgegenblicken.
Wir bitten dich für alle, die von Weihnachten mehr als nur ein von Traditionen bestimmtes Fest erwarten.
Wir bitten dich für alle Verstorbenen, die im Glauben daran von uns gegangen sind, dass ihrem irdischen Leben deine Verheißung auf ewiges Heil folgt, so sicher wie Weihnachten auf den Advent.
Im Glauben, dass du auch noch so Unwahrscheinliches Wirklichkeit werden lassen kannst, loben und preisen wir dich jetzt und allezeit. - Amen.
Norbert Riebartsch (2018)
In der Begegnung zwischen Elisabeth und Maria hatte ihr ganzer Alltag Platz.
In unserer Bitte an dich hat die ganze Welt Platz.
Darum bitten wir dich:
Die Krisenherde der Welt sind nicht geringer geworden.
In ihnen leben weiter Menschen.
Wir bitten dich, segne sie.
Segne sie!
Menschen suchen nach Schritten zum Frieden und werden immer wieder enttäuscht.
Es macht sie müde.
Wir bitten dich, segne sie.
In unseren Tagen sind Frauen schwanger und zweifeln, ob sie das Kind zur Welt bringen können und sollen.
Sie suchen Hilfe.
Wir bitten dich, segne sie.
Der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Straßburg hat viele bestürzt und ratlos gemacht.
Sie fragen, was man noch tun kann.
Wir bitten dich, segne sie.
Während wir uns auf die Weihnachtstage vorbereiten, leiden in Krankenhäusern und Altenheime Menschen, die andere Fragen haben.
Wir bitten dich, segne sie.
Menschen, die uns lieb waren, feiern Weihnachten nicht mehr mit uns. Du hast ihr Leben abgeschlossen und vollendet.
Für ihre Angehörigen bitten wir, segne sie.
Dich zu bitten, macht uns frei.
Diese Freiheit lässt uns dir danken in Christus, unserem Herrn. – Amen.
Renate Witzani (2018)
Gläubige und ungläubige Menschen eint die Sehnsucht nach Frieden und Liebe. '
Für sie alle lasst uns den Vater bitten:
Wie Maria Jesus durch das Gebirge von Judäa getragen hat,
hilf deiner Kirche dein Leben spendendes Wort in die Welt von heute zu tragen.
Wie in Jesus dem jüdischen Volk der ersehnte Friede verheißen wurde,
hilf allen Konfliktparteien im Nahen Osten Lösungen für ihr Miteinander zu finden.
Wie dein Geist und deine Kraft Maria erfüllt und gestärkt hat,
hilf allen auf den oft sehr verworrenen Wegen ihres Lebens deine liebevolle väterliche Führung zu erkennen.
Wie der Besuch Mariens bei Elisabet und Johannes Freude ausgelöst hat,
hilf uns in Dankbarkeit und Freude über das Geschenk unseres Glaubens zu leben und diese Freude weiterzugeben.
Wie allen Menschen in Jesus Hoffnung auf eine neue Zukunft geschenkt wurde,
erfülle an unseren Verstorbenen die Sehnsucht nach neuem Leben in deiner Gegenwart.
Voll Vertrauen erwarten wir das Fest,
an dem sich die Fülle und Tiefe alles menschlichen Sehnens auf das Kind in der Krippe richtet.
In ihm begegnen wir deiner Größe, Macht und Herrlichkeit. - Amen.
Hans Hütter (2015)
Herr, unser Gott,
deine Macht reicht bis an die Grenzen der Erde.
Daher bitten wir dich:
Wir beten für alle, die sich in diesen Tagen vor Weihnachten erschöpft und ausgelaugt fühlen,
dass sie sich trotz aller Belastungen der Begegnung mit dir öffnen können.
Für alle Menschen, denen der Beruf keinen Spielraum für menschliche Begegnungen lässt,
dass sie darin als Menschen nicht verkümmern.
Für alle Frauen und Männer, die ein Kind erwarten,
dass sie sich auf ihr Elternglück freuen können
und Menschen finden, mit denen sie ihre Freuden und Ängste teilen können.
Für alle, die in diesen Tagen nicht an Weihnachten denken können,
weil sie ihr Leben in Sicherheit bringen müssen.
Lass sie Menschen begegnen, die ihrer Not Abhilfe schaffen.
Für unsere Verstorbenen.
Führe sie zur großen Begegnung mit dir als Erfüllung ihres Lebens.
Mit Maria und Elisabeth preisen wir deine Größe und Barmherzigkeit
und danken wir dir für all das Gute, das du uns immer neu erweist. – Amen.
Renate Witzani (2015)
In der Geschichte des Volkes Gottes sehen wir oft,
dass Gott in seinem Heilsplan auf die Menschen setzt,
von denen die anderen nicht viel erwarten.
Zu Gott, der immer anders ist als wir ihn denken können,
lasst uns beten:
Hilf deiner Kirche, auf Menschen zuzugehen,
um denen, die in Sorgen und Ängsten leben,
Hoffnung und Zuversicht aus dem Glauben an dich zu geben.
Begleite das Wirken der Hilfsorganisationen,
die sich weltweit um die Beachtung der Menschenrechte
und um einen gerechten Zugang aller zu den Gütern dieser Erde einsetzen.
Stärke die Solidarität der Frauen untereinander
und ihren Mut, für die Gleichwertigkeit von Frauen und Männern in allen Kulturen einzutreten.
Führe uns durch deinen Geist vom bloß äußerlichen Tun
zu einer inneren christlichen Haltung unseren Mitmenschen gegenüber.
Nimm unsere Verstorbenen auf in dein Reich.
Wir haben oft Angst und Sorge vor Veränderungen in unserem Leben.
Dass wir dir vertrauen, wenn du uns auf neuen Wegen führst,
bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn und Bruder,
jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Roswitha Kettl (2012)
Du Gott bist die Kraft, die Leben schafft,
die Leben erhält, die Leben verändert.
So tragen wir in unseren Gebeten die Hoffnung
und das Vertrauen auf deine Verheißungen in die Welt.
Nach den einzelnen Fürbitten antworten wir mit:
Nimm du dich ihrer an.
Wir bitten dich für alle, deren Hoffnung zerbrochen ist
und die nicht mehr weiter können,
für alle, die keinen Ausweg wissen und daran verzweifeln.
Wir bitten dich für alle, die krank sind
und die auf Linderung und Heilung warten,
für alle, die Angst vor dem Sterben haben.
Wir bitten dich für alle, die einsam sind
und sich gerade in dieser Zeit alleine fühlen.
Wir bitten dich für alle, die ein Kind verloren haben
oder sich sehnsuchtsvoll eines wünschen.
Wir bitten dich für alle Kinder, die ihre Eltern verloren haben,
die von zuhause weggelaufen sind,
die auf den Straßen dieser Welt leben.
In der Stille bringen wir vor dich, was uns bewegt.
- Stille -
Du Gott kennst unsere Hoffnung und unsere Angst.
Du weißt um unseren Weg.
Führe Du uns zum Ziel. Amen.
Roswitha Kettl (2012)
1. Elisabeth und Maria sind guter Hoffnung.
Sie beide sind völlig unerwartet schwanger geworden.
Neues Leben ist ihnen anvertraut.
Gott, lass uns offen sein für das Unerwartete in unserem Leben.
Schenke Vertrauen, dass du durch uns Neues in dieser Welt ermöglichen willst.
Schütze alle werdenden Eltern
und lass sie, auch wenn die Umstände schwierig sind,
guter Hoffnung sein.
2. Maria nimmt den beschwerlichen Weg auf sich,
um ihre Verwandte Elisabeth zu besuchen und ihr beizustehen.
Gott, breche unsere Bequemlichkeit und Verschlossenheit auf,
wenn es uns schwer fällt, Beziehungen anzubahnen
oder Freundschaften zu pflegen.
Schenke die Kraft zum ersten Schritt
und den Mut aufeinander zuzugehen.
3. Maria begegnet ihrer weitaus älteren Verwandten ohne Vorbehalt.
So ermöglicht sie eine Begegnung zwischen den Generationen.
Gott, hilf uns, die Spannungen im Zusammenleben der Generationen zu überwinden. Ermögliche ehrliche Gespräche
und lass uns angesichts der unterschiedlichen Lebenseinstellungen
einander mit Respekt begegnen.
4. Maria und Elisabeth stehen sich gegenseitig bei
und teilen eine Zeit lang Freude und Ungewissheit,
die gute Hoffnung und die Mühsal des Alltags.
Gott, steh deiner Kirche bei,
lass uns nah bei den Menschen sein,
dass wir Freude und Hoffnung, Trauer und Angst
mit den Menschen unserer Tage teilen
und so zu glaubwürdigen Zeuginnen und Zeugen des Evangeliums werden.
Bernhard Zahrl (2009)
Lasset uns beten,
dass der Heilige Geist neues Leben in uns weckt:
Für jene, die jegliche Perspektiven in ihrem Leben verloren haben
und für sich oder andere keine Zukunft mehr erkennen können.
Schenke ihnen jemanden, der vor ihnen hergeht, sie begleitet,
die Sehnsucht nach dir weckt und ihnen Zukunft eröffnet.
Für uns selbst,
dass wir in der vorweihnachtlichen Zeit fähig werden, inne zu halten,
und uns wirklich auf dein Kommen vorbereiten dürfen.
Für alle Menschen, die sich nach Versöhnung sehnen.
Schenke den Mut und die Kraft, Kränkungen und Beleidigungen hintanzustellen
und Konflikte zu bereinigen.
Für alle Menschen, die auf der Suche sind
nach weihnachtlicher Stimmung, Festfreude und Erfüllung.
Schenke den Menschen die Fähigkeit, feiern zu können.
Für alle unsere Verstorbenen,
die uns auf dem Weg zu dir vorausgegangen sind.
Lass sie zu Tische sitzen in deinem Reich
und schenke ihnen die Gnade des ewigen Lebens -
geborgen in deiner Gegenwart.
Bernhard Rathmer (2009)
Guter Gott, Du bist in unsere Welt gekommen,
um uns Menschen Hoffnung und Zukunft zu bringen.
Mit unseren Bitten können wir zu Dir kommen:
Lass uns wach und aufmerksam sein
für die Zeichen Deiner Gegenwart in unserem Alltag
und in der Begegnung mit anderen Menschen.
Für die Menschen, die sich nicht verstanden fühlen,
dass sie Menschen begegnen, die ihnen zuhören können.
Schenke allen Menschen, die unter Hunger, Krieg
und Unterdrückung leiden in diesen Tagen,
besonders den Menschen in Afghanistan,
Frieden und Gerechtigkeit
und hilf uns, das unsere dazu beizutragen.
Hilf uns, dass wir in unserem Alltag
Spuren Deiner Gegenwart unter uns Menschen finden
und immer wieder offen werden für Dein Kommen.
Hilf allen kranken, leidenden und trauernden Menschen.
Schenke ihnen Begegnungen mit Menschen,
die sich Zeit für sie nehmen
und so für sie zum Zeichen des Heils werden können.
Guter Gott,
Du kamst für uns Menschen in die Welt,
Du kannst uns Heil schenken.
- Gebet zur Gabenbereitung2
Manfred Wussow (2021)
Wir bringen dir Brot und Wein,
Herr,
unsere Arbeit, unsere Träume.
Menschen, die wir lieben.
Du schenkst uns dich.
Deinen Leib, dein Blut,
deine Verheißungen,
dein Reich.
Herr,
du musst kommen.
Bernhard Zahrl (2009)
Guter Gott, dir ist nichts unmöglich.
Wir bitten dich,
verwandle durch deinen Geist diese Gaben
zum Brot des Lebens und zum Kelch des Heiles
und erwecke durch ihn auch uns zu neuem Leben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
- Lobpreis1
Martin Leitgöb (2021)
(Anrufungen nach den sog. O-Antiphonen des Stundenbuchs)
Kehrvers:
Lobet den Herrn, preist seine Huld und Treue.
(GL 401)
Jesus, göttlicher Herr,
o Weisheit,
hervorgegangen aus Gottes Mund,
mächtig wirkst du in aller Welt, und freundlich ordnest du alles.
Kehrvers
Jesus, göttlicher Herr,
o Herr und Fürst des Hauses Israel,
du bist dem Mose erschienen in der Flamme des Dornbuschs
und gabst ihm das Gesetz am Sinai.
Kehrvers
Jesus, göttlicher Herr,
o Spross aus Isais Wurzel,
gesetzt zum Zeichen für die Völker.
Vor dir verstummen die Mächtigen,
dich rufen die Völker.
Kehrvers
Jesus, göttlicher Herr,
o Schlüssel Davids und Zepter des Hauses Israels.
Du öffnest und niemand schließt,
du schließest und niemand öffnet.
Kehrvers
Jesus, göttlicher Herr,
o Morgenstern,
Aufgang und Glanz des unversehrten Lichtes,
der Gerechtigkeit strahlende Sonne.
Kehrvers
Jesus, göttlicher Herr,
o König der Völker,
den sie alle ersehnen,
Eckstein, der das Getrennte eint,
Schlussstein, der den Bau zusammenhält.
Kehrvers
Jesus, göttlicher Herr,
o Immanuel,
Gott mit uns, du unser König und Lehrer,
du Sehnsucht der Völker und ihr Heiland.
Kehrvers
Danklied: z.B.: Nun danket alle Gott mit Herzen Mund und Händen (GL 405)
- Präfation1
Messbuch - Präfation Advent 5: Der Herr ist nahe
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Vater im Himmel,
zu danken und dein Erbarmen zu preisen.
Denn schon leuchtet auf der Tag der Erlösung,
und nahe ist die Zeit unsres Heiles,
da der Retter kommt
unser Herr Jesus Christus.
Durch ihn rühmen wir das Werk deiner Liebe
und vereinen uns mit den Chören der Engel
zum Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ...
Präfation vom Advent 5
- Einleitung zum Vater unser1
Norbert Riebartsch (2018) - Einleitung zum Vater Unser:
Elisabeth erkannte die Berufung Mariens, Johannes erkannte deinen Sohn.
Lass uns dich erkennen, wenn wir mir den Worten deines Sohnes beten:
Vater Unser…
Einleitung zum Friedensgebet:
Elisabeth spürte Frieden, auch wenn sie dich nicht sah.
Wir spüren immer wieder Frieden in dir, auch wenn wir dich nicht sehen.
Aber weil wir um dich wissen, bitten wir auch nun:
Schaue nicht auf unsere Sünden…
- Mahlspruch1
Bibel
Der Herr wird auftreten und ihr Hirt sein.
Sie werden in Sicherheit leben
und seine Macht reicht bis an die Grenzen der Erde.
(vgl. Mi 53)
Oder:
Mit Elisabeth rufen wir:
Selig ist die die geglaubt hat, was der Herr ihr sagen ließ.
(Lk 1,45)
- Meditation3
Helene Renner (2021)
Wir wollen reich sein, Herr
du aber bist ganz arm geworden
Wir möchten Macht haben
aber du zeigst uns die wahre Macht
die Macht, die anderen hilft
die Macht der Liebe
Wir wollen oben stehen
du aber bist nach unten gegangen
bist der Niedrigste von allen geworden
um allen zu dienen
Ganz klein
und unscheinbar
willst du allen begegnen
die sich aufmachen
dich zu suchen
und zu finden
Zitat (2012)
Herr, wir sind wieder die ersten Christen, wir hier.
Immer dürfen die letzten Christen, die von heute und jetzt, die ersten sein.
Immer wird in ihnen urchristlicher Anfang neu.
Herr, lass uns deine ersten Christen sein, um dich und mit dir in Herzenfsreude und Einfalt.
Jene, die dich erwarten, jene vom Anfang, die wissen: bald kommst du.
Die dann hinausgehen in die Arena der Welt und singen.
Wir haben doch auch gegessen von deiner Auferstehung.
(Silja Walter)
Bernhard Rathmer (2009)
Elisabeth
Maria
Begegnung
die ausspricht
die Möglichkeit Leben
die sich aufmacht
den Menschen zu finden
ihn
am Ich
zum Du
und vom
Du
zum Ich werden lässt.
- Schlussgebet1
Messbuch - SG Advent 4 So: mache uns umso eifriger in deinem Dienst
Allmächtiger Gott,
du hast uns in diesem Mahl das Heil zugesagt
und uns schon jetzt Anteil daran gegeben.
Lass uns das Kommen deines Sohnes in Freude erwarten
und mache uns umso eifriger in deinem Dienst,
je näher das Fest seiner Geburt heranrückt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 4. Adventsonntag
- Gebet zum Abschluss5
Manfred Wussow (2021)
Du hast uns Gemeinschaft geschenkt mit dir,
du bist uns Vater und Mutter, Gott.
Wir danken dir für die Adventszeit,
für die Zeit der Umkehr und Erneuerung,
für den gedeckten Tisch in unserer Mitte.
Jetzt gehen wir auf Weihnachten zu.
Die nächsten Tage werden noch stressig.
Schenke uns die große Freude, dich zu erwarten,
bei dir unsere Hoffnungen zu finden
und das Glück mit anderen Menschen zu teilen.
Segne die neue Woche
und alle Menschen, denen wir begegnen.
In Christus,
der Mensch wird für uns. – Amen.
Beatrix Senft (2021)
Vater im Himmel,
Maria hat sich aufgemacht,
um sich von Elisabeth Zuspruch und inneren Beistand
für den vor ihr liegenden Weg zu holen.
Mache auch uns bereit,
selbst Zuspruch zu erbitten,
wenn wir ihn dringend brauchen,
aber ihn auch zu schenken,
wenn andere ihn von uns bedürfen.
Und stärke unser Vertrauen,
dass du begleitend und Zuspruch schenkend
an unserer Seite bist.
Dein menschgewordener Sohn hat darauf vertraut bis zuletzt.
Sein Vorbild stärke uns für die kommende Woche.
Das erbitten wir mit ihm, unseren Bruder und Herrn. – Amen.
Norbert Riebartsch (2018)
Gott und Vater,
wir haben gespürt: Du willst Segen für dein Volk sein.
Dafür danken wir dir.
Und wir bitten dich für die kommenden Tage der Feier der Geburt deines Sohnes:
Lass uns darin erkennen, wie dein Segen Platz unter uns hat,
weil dein Sohn ihn erfahrbar gemacht hat,
der mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit. - Amen.
Roswitha Kettl (2012)
"Leben heißt Begegnung" [Martin Buber].
Lass uns die Freude von Begegnungen erfahren,
bei denen du mitten unter uns bist.
Darum bitten wir durch Jesus Christus,
der den Menschen mit dem Blick deiner Liebe begegnet ist. Amen.
Bernhard Zahrl (2009)
Guter Gott,
du bist Mensch geworden,
weil du dich uns in und mit deiner Liebe mitteilen wolltest.
Es fällt uns schwer,
diese Liebe mit unseren Maßstäben und Vorstellungen zu begreifen.
Alle Geschenke, die wir uns in diesen Tagen schenken,
sind nur Andeutungen dieses einen Geschenkes,
das die Welt und unser ganzes Leben verändern kann.
Dafür danken wir dir, durch Jesus unseren Bruder.
- Segen3
Beatrix Senft (2021)
Der Vater,
der auch uns ins Leben rief,
segne und leite uns.
Der Sohn,
der die Liebe zu uns Menschen über jedes Gesetz stellte,
halte uns in seiner Nachfolge.
Der Hl. Geist,
der uns Zuspruch und Kraft schenkt,
wirke in uns.
So segne uns der eine dreifaltige Gott…
Roswitha Kettl (2012)
Gott, segne uns und unser Leben.
Wende uns Dein Angesicht zu.
Schenke uns Deine absichtslose Liebe
und Deine unvoreingenommene Aufmerksamkeit.
Segne alle unsere Begegnungen,
die uns in Bewegung versetzen. Amen.
Norbert Riebartsch (2018)
Gott, der Großes an Elisabeth und Maria getan hat,
segne euch und tue so Großes an euch. - Amen.
Gott, der heilend für die Menschen zu spüren war,
segne euch und handle so heilend an euch. - Amen.
Gott, der Menschen begeisterte, damit sie verstanden,
segne euch und helfe euch so, euren Alltag zu verstehen. – Amen.
So wende sich euch zu der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. - Amen.
Maria auf dem Weg zu Elisabeth
Maria ging übers Gebirge
um nicht allein zu sein
von Frau zu Frau
mit einer zu sprechen
der es so ging wie ihr.
Ein freudiges Wiedersehen –
in einer Umarmung
Kind zu Kind
gedrückt –
voll Freude
hüpfte das eine
voll Freude und Jubel
sangen sie.
Ilse Pauls, unveröffentlicht.
Aufmachen
mich aufmachen
wie Maria
die Mühsal
des Weges
auf mich nehmen
das
was ich
in mir trage
wohlwollend
annehmen
nach rechts und links
schauen
wahrnehmen
was mir
im Unterwegssein
geschenkt wird
mich freuen
auf Begegnung
auf Zuspruch hoffen
erfahren dürfen
dass all das
was in mir heranwachsen will
vor Freude hüpft
wie das heranwachsende Kind
dass es sich entfalten will
dass es groß werden will
in mir
all dem Raum geben
dass es sich gebären kann
in mein ganzes SEIN
erhoffen
dass auch ich erfahren darf:
Selig
die du glaubst
dass sich erfüllt
was der Herr dir zuspricht
adventlich
unterwegs sein
Gottes Verheißung
ein Ankommen
ermöglichen
Beatrix Senft (2021)
Merry Christmas
Zwei Begebenheiten, die mich jetzt im Advent anrühren:
Ein junger Vater, in christlicher Tradition aufgewachsen, auch christlich verheiratet, sagt zu seinem Kind: „Na, dann müssen wir das mal dem Weihnachtsmann schreiben, dass du dir das wünschst.“ – WAU, denke ich, mein lieber Sohn. Wie schade. Ich denke es aber nur.
Bei uns wurde nur vom Christkind erzählt. Und, obwohl mein Mann und ich unseren Kindern immer gesagt haben, dass wir Menschen die Geschenke kaufen und zu Weihnachten schenken, haben wir es lange geschafft, etwas Geheimnisvolles entstehen zu lassen. Geheimnisvoll, mit verhängten Türen und Tannenbaum, der (in den ersten Kinderjahren) dann zu Hl. Abend „mit mal“ geschmückt zur Bescherung dastand; und mit einer Krippe, in der Maria und Josef und das Kind angekommen waren.
All dies mit einer Grundhaltung, wir beschenken uns, weil wir in der Geburt Jesu (seinem Geburtstag) reich beschenkt sind.
Eine zweite Begebenheit, der ich in diesen Tagen häufig begegnet bin: Merry Christmas – auch X-mas.
Ich bin nicht unbedingt eine Freundin von meist englischen "Neu-Wörtern" – zumindest nicht da, wo wir schöne deutsche haben, die lange Traditionen mit sich bringen.
Aber, ich habe mich mal mit dem Begriff neu näher auseinandergesetzt. Heißt er doch von seiner Begrifflichkeit her: Christ und Messe/Mette. Erinnert also an das, was wir Christen weltweit feiern, die Geburt Christi. Und wir tun das in der besonderen Messe – der Christmette.
Selbst das „X-mas“, weist auf Christus hin. Das X als erster Buchstabe ist in der griechischen Schreibweise ein Symbol für Christus.
Und auch der „Weihnachtsmann“ stammt nicht aus Grönland, nicht von draußen vom Walde, nicht von Coca Cola, er stammt aus Kleinasien, heute Türkei. Jahrhunderte lang verehrt, bis heute. Er erinnert an den hl. Nikolaus, Bischof von Myra, der in seiner Zeit viele Menschen mit seinem wachen sozialen Blick beschenkte. Menschen, deren Bedürftigkeit er erkannte und seine Gaben zu einem wirklichen Geschenk machte. Einer, der die Nachfolge des Kindes, das uns geschenkt wurde, sehr ernst genommen hat. Nun hat ihm die Neuzeit auf Weihnachten hin einen anderen Namen gegeben.
Mir ist bewusst, dass wir Christen auch viele Traditionen nicht- oder vorchristlicher Völker „geklaut“ haben. Die Sonnenwende (für Christen in der Bedeutung: ich, Johannes der Täufer, werde abnehmen, der, der nach mir kommt, wird zunehmen), den Tannenbaum und andere Traditionen, die seit langen Zeiten von den Menschen in ihrem Ur-Bedürfnis zum Wandel gefeiert wurden.
All dies hat eine Bewandtnis im Er-Leben der Menschen. Bringt zum Ausdruck, dass wir mit den Wechseln der Jahreszeiten leben und ihnen etwas Feierliches geben, ja geben müssen, damit wir gut in ihnen leben.
Aber vielleicht muss ich als "Oma Bea" auch den Mut haben, mein christliches Verständnis mit ins „Spiel“ zu bringen, muss davon erzählen, was mich im Glauben trägt. Muss es wieder ins Wort bringen gegenüber meinen Kindern und auch meinen Enkelkindern.
Ich, ja wir, werden dem Zeitgeist keinen Einhalt gebieten können. Müssen es aber neu lernen, die richtigen Bezüge zu setzten, damit wir wieder ein „Christ-mas“ feiern können. Ja, dass wir es wieder neu leben und füllen und mit Dietrich Bonhoeffer sagen können: „so will ich diese Tage mit euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr.“
Und ich wünsche gerne: „Frohmachende und segenbringende Weihnachten.“ – (wie dringend notwendig im Corona-Jahr 2021.)
Beatrix Senft (2021)
Liturgie der Außenseiter
Du hast uns heute Nacht
in dieses Cafe namens Mondschein geführt.
Du wolltest dort einige Stunden in der Nacht
du in uns sein.
Durch unsere armselige Erscheinung,
durch unsere kurzsichtigen Augen,
durch unsere liebeleeren Herzen
wolltest du all diesen Leuten begegnen,
die gekommen sind, die Zeit totzuschlagen.
Und weil deine Augen in den unseren erwachen,
weil unser Herz sich in deinem öffnet,
fühlen wir,
wie sich in uns die schwächliche Liebe
entfaltet gleich eine Rose,
wie sie sich weitet
gleich einer grenzenlosen Zufluchtsstätte,
angenehm für all die Leute, die um uns leben.
Aus: Madeleine Delbrêl; Der kleine Mönch. Ein geistliches Notizbüchlein. Herderverlag 1981.
Die gute Erinnerung als Hilfe zur Hoffnung
In einem Gesprächskreis wurde der Vorschlag gemacht, jeder möchte doch aus seiner Erfahrung mitteilen, was ihm als „Lebenslehre“, als „Lebensregel“ besonders wichtig und hilfreich geworden sei. Da äußerte einer der Teilnehmer: Jeder von uns kennt Zeiten in seinem Leben, in denen es schwer wird durchzuhalten. Krankheiten, berufliche Fehlschläge, Sorgen in der Familie, Enttäuschungen mit Menschen, Depressionen -‚ jeder weiß dieser Kette ein Glied hinzuzufügen. In solchen Zeiten nicht zu resignieren, sich nicht erdrücken zu lassen - ich habe gefunden, dass mir da die gute Erinnerung hilft. In einem Buch, das Interviews mit Sterbenden veröffentlicht, hat mich die „Lebensphilosophie" eines dreiundfünfzigjährigen Schwarzen sehr beeindruckt, der an einer schmerzlichen und unheilbaren Krankheit litt und der auch wusste, dass diese Krankheit zum Tode führen würde. Als die Ärztin ihn fragte, ob er manchmal daran denke, dass er nicht wieder gesund werde, antwortete er: „Natürlich. In vielen Nächten, in denen man nicht schlafen kann, denkt man über eine Million Dinge nach, in der Nacht. Aber man soll sich nicht dabei aufhalten. Ich habe eine schöne Kindheit gehabt; ich kann mich immer wieder zusammenreißen und an frühere Ereignisse denken. Wir hatten da so eine alte Kiste, mit der wir in der Gegend herumfuhren, wir kamen ganz schön herum - die meisten Wege waren noch nicht gepflastert, man versank manchmal bis zur Radnabe im Schlamm. Dann musste man die Karre rausziehen oder schieben. Ich glaube, ich habe eine wunderbare Kindheit gehabt. Meine Eltern waren sehr nett, es gab nie Streit oder schlechte Laune - es war wirklich herrlich. Daran denke ich also, und dann sage ich mir, daß es ein schönes Leben war. Ich sehe mich um und sage, daß ich meine ‚Bonus-Tage' gehabt habe." Darauf die Ärztin: „Sie wollen sagen, daß Sie ein erfülltes Leben gehabt haben. Aber wird das Sterben dadurch leichter?" - „Ich denke nicht ans Sterben, ich denke an Leben!" (E. Kübler-Ross, Interviews mit Sterbenden).
Aus: Johannes Bours; Nehmt Gottes Melodie in euch auf. Worte für das tägliche Leben. Herderverlag 1985.
Auf dem Weg
Mitten in deinem Prozess der Menschwerdung
wünsche ich dir jene kraftvollen Erinnerungen
die dich vertrauen lassen in das Gute im Menschen.
Mitten in den schwierigen Momenten des Zweifelns
wünsche ich dir jene vertrauensvolle Weitsicht
die Fragen aushalten kann
vertrauend miteinander in die Antworten hineinwachsen zu können.
Aus: Pierre Stutz; 50 Rituale für die Seele. Herder 2001.
Maria
Maria,
ich grüße in dir
die Anmut der Frau
das Geheimnis der Schwangerschaft
das Lachen der Mutter
Ich erbitte von dir
die Liebe der Mutter
das Zartgefühl der Frau
das Gebet der Geliebten
jetzt und in der Stunde meines Todes
Aus: Anton Rotzetter; Gott, der mich atmen lässt. Gebete. Herder 1985.
Adventsengel
Ich [ein Adventsengel] war heute zuerst auf einer Geburtsstation. Dort flüsterte ich einer sehr angestrengt aussehenden Frau ins Ohr: Fürchte dich nicht.
Zurück auf der Straße legte ich einem Obdachlosen eine Laugenstange in den Schoß. Steh auf und iss, sagte ich ihm. Und einem streitenden Paar verkündete ich große Freude. Sie wollten vor allem wissen, wie ich in ihre Wohnung gekommen sei. Als ob das die wesentliche Frage wäre...
Aus: Susanne Niemeyer; Alle Tage Licht. Mein Adventskalender. Herder 2015.
Advent
Wie wünschte ich, dass es Advent wird in dir.
Wie wünschte ich, bei dir zu wohnen,
vertraut zu sein mit dir und alle Last mit dir zu teilen.
Sieh, ich komme dir entgegen
in allen deinen Wünschen, ich, dein Gott.
Wie wünschte ich, dass es Advent wird in dir.
Wie wünschte ich, dass du deine Abweisung
und kalte Verschlossenheit aufgäbst
und mir wieder in die Augen schaust.
Sieh, ich komme dir entgegen
auf allen deinen Wegen, ich, dein Gott.
Wie wünschte ich, dass es Advent wird in dir.
Wie wünschte ich, dass du mich hineinlässt
in deine Trauer und Nacht.,
deine Niederlagen und deine verrinnende Zeit.
Siehe, ich komme dir entgegen
in allen deinen Gefangenschaften, ich, dein Gott.
Wie wünschte ich, dass es Advent wird in dir.
Wie wünschte ich, in deiner Stadt, deiner Straße,
deinem Haus, deinem Herzen, neu geboren zu werden.
Siehe, ich komme dir entgegen
von der Ewigkeit der Ewigkeiten her, ich, dein Gott.
Verfasser unbekannt
Elisabeth und Maria
Elisabeth! Maria!
Zwei Frauen - gleich und doch verschieden.
Alt und jung in guter Hoffnung.
Elisabeth! Maria!
Halt suchend - Halt gebend.
Welche Kraft - welche Freude.
Elisabeth! Maria!
Leibhaftige Begegnung.
Zärtlichkeit - Nähe
Elisabeth! Maria!
Gegeben von Gott.
Hinausgetragen in die Welt
von Frauen
im Mutterleib.
Elisabeth! Maria!
Das Reich Gottes ist nah.
"Die Hoffnung in sich tragen" 2. Advent 2006, Materialien für einen Gottesdienst
Hg. Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e.V.
Inneres Kind
Wo bist du
inneres Kind, göttliches Kind
in einer Sternstunde meines Lebens
ahnte ich dich
als Bewegung in mir
für einen kurzen Moment
spürte ich
dass es dich gibt
und dass du alles neu machst
dass du die Liebe pur bist
aber jetzt
wo bist du jetzt
vielleicht
kann ich dich wiederfinden
wenn ich statt in mir
in der Begegnung
mit anderen suche
dann, ja dann
hüpft es wieder
vor Freude
in mir
Monika Kilian
(Quelle unbekannt)
Bewahren
Bewahren, was mich im Herzen berührt.
Nachklingen lassen, was in meinem Innersten Anklang findet.
Nachwirken lassen, was meine beharrliche Geduld fördert.
Bewahren, was verbindet mit allen Menschen guten Willens.
Pierre Stutz, Weihnachten unserer Sehnsucht folgen. Herder Spektrum.
Ich möchte dir begegnen
Ich möchte dir begegnen,
großer, wunderbarer Gott,
hineingezogen werden in den Strom deiner Liebe,
der alles fortnimmt, was mein Leben bedrückt und erschwert.
Ich glaube daran, dass du mir dereinst solches schenken wirst.
Lass mich einen Hauch davon jetzt erfahren!
Ich fühle mich überfordert,
alle wollen etwas von mir!
Ich bin ausgelaugt, leer und einsam.
Du großer, wunderbarer Gott,
ich möchte Begegnung mit dir erfahren,
Begegnung, die mich wandelt.
Komm in meine Leere, fülle sie mit dir;
Komm in meine Einsamkeit, ziehe mich an dich!
Dann kann ich von dir erfüllt und verwandelt
Wieder leichtfüßiger meines Weges gehen
Und meine Weggefährten an dich erinnern.
Monika Nemetschek, Schattenseiten des Lebens - und wo bleibt Gott?
"Und Maria blieb etwa drei Monate bei ihr, dann kehrte sie nach Hause zurück." (Lk 1,56)
3 Monate bleibt sie bei Elisabeth, so heißt es. 3 Monate waren nötig, um zu fragen, aufzuarbeiten, zu klären, zu hoffen, zu beten. 3 Monate, die Maria vielleicht als Schutzraum gebraucht hat, bevor sie umkehren und heimkehren konnte. 3 Monate nehmen sie sich Zeit füreinander, für sich und Gott.
So beginnt die Weihnachtsgeschichte: zwei Frauen mit völlig unmöglichen Schwangerschaften, zu alt die eine, zu jung die andere. Zwei einfache Frauen, die nicht einmal befugt waren, den Tempel zu betreten, reden aus Gottes Geist. Ihre Begegnung rührt sie in der Tiefe an und verwandelt sie so, dass sie am Ende singen - ein Lied der Hoffnung.
Margot Runge, aus Adventkalender 2012, des Canisiuswerkes.
Adventsweg
Mache dich auf den Weg und suche das Licht,
das tief in deiner Seele unter vielen Traurigkeiten fast erloschen ist.
Mache dich auf den Weg und grabe die Hoffnung aus,
die tief in deiner Seele unter tausend Ängsten ganz verschüttet ist.
Mache dich auf den Weg und lass die Lebenskräfte frei,
die tief in deiner Seele durch erlittene Schmerzen ganz gefesselt sind.
Mache dich auf den Weg und finde wieder heim zu dir selbst.
Und du wirst wieder leuchten und hoffen und leben.
Christa Spilling-Nöker in: "Wenn es Weihnachten wird" (Topos plus, Kevelaer 2009).
"Für Gott ist nichts unmöglich"
Vielleicht
wenn ich still werde
höre ich den Gesang der Sterne
im Blau der Nacht.
Vielleicht
wenn ich ruhig werde
höre ich das Lied der Sehnsucht
im Dämmern des Morgens.
Vielleicht
wenn ich ganz Ohr werde
höre ich den Klang des Schweigens
am helllichten Tag.
Vielleicht
wenn ich dich einlasse, Engel,
und du mich berührst
mit dem Flügel des Himmels
vielleicht
weckst du mein Ja
vielleicht wächst dann das Wunder.
Vielleicht. Jetzt?
"Für Gott ist nichts unmöglich"
Hildegard Nies, Te Deum, Dezember 2012.
Brennpunkt eines weiten Raumes
Eine Person bildet den Brennpunkt eines weiten Raumes.
So kann man die Frage "Wer ist Jesus von Nazaret?" nicht getrennt von seiner Vor- und Nachgeschichte stellen. Keine Person kann verstanden werden
a) unabhängig von der vergangenen Geschichte, in der sie stand und die sie trägt und herausfordert und auf die sie kritisch reagiert;
b) unabhängig von ihren Beziehungen zu denen, mit denen sie umging, von Zeitgenossen, die von ihr empfangen, und die sie ihrerseits beeinflusst und zu bestimmten Reaktionen herausgelockt haben;
c) unabhängig von dem Einfluss, den die Person auf die Geschichte hatte, die nach ihr kommt, oder unabhängig von dem, was sie vielleicht unmittelbar in Bewegung setzen wollte.
Mit anderen Worten, eine menschliche Person ist der persönliche Brennpunkt einer Reihe von interaktiven Beziehungen zu Vergangenheit und Zukunft und zur eigenen Gegenwart. Dies alles gilt auch für Jesus.
Quelle: Edward Schillebeeckx, Jesus. Die Geschichte von einem Leidenden, Freiburg 1992.
Der Täufer
"In den Evangelien - und auch schon in der Spruchquelle - wird Johannes klar als der Vorläufer Jesu gesehen. Seien Person und Predigt werden ihm vor- und untergeordnet. Wenn die Spruchquelle die von intensiver Naherwartung geprägte Täuferpredigt aufgenommen hat, darf vermutet werden, dass dies auf deren christlichen Verkündigung weiterwirkte...
Nach Mt. 11,12 ist in den Tagen Johannes des Täufers die Himmelsherrschaft bereits wirksam, wenn sie auch Gewalt erleiden muss. Nach Mt 3,2 kündigt er wie Jesus (vgl. 4,17) die Nähe der Himmelsherrschaft an. Nach Lk 16,16 gehört Johannes noch zur Epoche von Gesetz und Propheten und wird erst seitdem das Reich Gottes proklamiert. Die Spannung erscheint recht deutlich, wenn im Anschluss an Jesu Wort, das Johannes als den größten unter den Frauen Geborenen preist, gesagt wird: "Der Kleinste in der Himmelsherrschaft aber ist größer als er" (Mt 11,11 par).
In der eindeutigen Hinordnung auf Jesus sehen die Evangelien den Täufer als Mann zwischen den Epochen, als letzten Propheten der das Alte beschließt und zum neuen überleitet.
Am weitesten ist die 'Verchristlichung' des Täufers dort gediehen, wo er und sein Wirken mit Jesus parallelisiert werden. Im Johannesevangelium wird uns der Täufer vorgestellt als erster christlicher Bekenner, der Zeugnis ablegt für Jesus, damit alle zum Glauben an ihn gelangen (1,6-8), der sogar hinweist auf Christus als das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinweg nimmt (1,29). Damit ist er endgültig hineingestellt in das Evangelium und für dieses in Beschlag genommen.
Quelle: Gnilka Joachim, Die frühen Christen, Ursprünge und Anfang der Kirche, 1999.
Gottes Führung und Fügung
Im Übrigen kann man nur sagen: Ich mache meine ersten Schritte in dieser Richtung. Nach diesen ersten Schritten werde ich die Möglichkeit und Freiheit haben, die nächsten wichtigen Schritte zu tun. In allem vertraue ich aber auf Gottes Führung und Fügung, und weiß, dass Gott den Gerechten und darüber hinaus auch den Sünder milde und leise auf seinem Weg führt, bis er bei dem angelangt ist, der das ewige Leben ist.
Quelle: Karl Rahner, Horizonte der Religiosität. Kleine Aufsätze, hrsg. von Georg Sporschill, Wien 1984.
Marienverehrung
Eine Person bildet den Brennpunkt eines weiten Raumes.
So kann man die Frage "Wer ist Jesus von Nazaret?" nicht getrennt von seiner Vor- und Nachgeschichte stellen. Keine Person kann verstanden werden
a) unabhängig von der vergangenen Geschichte, in der sie stand und die sie trägt und herausfordert und auf die sie kritisch reagiert;
b) unabhängig von ihren Beziehungen zu denen, mit denen sie umging, von Zeitgenossen, die von ihr empfangen, und die sie ihrerseits beeinflusst und zu bestimmten Reaktionen herausgelockt haben;
c) unabhängig von dem Einfluss, den die Person auf die Geschichte hatte, die nach ihr kommt, oder unabhängig von dem, was sie vielleicht unmittelbar in Bewegung setzen wollte.
Mit anderen Worten, eine menschliche Person ist der persönliche Brennpunkt einer Reihe von interaktiven Beziehungen zu Vergangenheit und Zukunft und zur eigenen Gegenwart. Dies alles gilt auch für Jesus.
Quelle: BR-online, "radioWissen"
Begegnung
am Du
zum Ich werden
und am Ich des anderen
zum Du werden
ansprechen
und
angesprochen sein
erfahren
mitteilen
was Leben bringt
und Leben bewirkt
Elisabeth
Frau des Priesters Zacharias
Frau mit Namen damals
und doch
wund
mit Grenzen die fragen lassen
kinderlos
angefragt
was ist die eigene Berufung
was Gottes Geschichte
Elisabeth
offen
weil die Hoffnung nicht erstickt ist,
offen
für Gottes Wort
offen
für Gottes Tun
offen
für die Begegnung mit Maria
Elisabeth
so bist Du Ich
in der Welt
die Menschen
zu jederfrau und jederman macht
Maria
junge Frau
voll Träume
voll Wünsche
voll Lust am Leben
Maria
suchend
nach Leben
in einer Welt
die verhindert
suchend
unter Menschen
voll Angst
Maria
ansprechbar
vom Leben
von
Gott
Ursprung
des Lebens
Maria
offen für das Neue
das keimt
wächst
ich werden
ansprechbar
und
Du
werden will
für andere
Elisabeth
Maria
Begegnung
die ausspricht
die Möglichkeit Leben
die sich aufmacht
den Menschen zu finden
ihn
am Ich
zum Du
und vom
Du
zum Ich werden lässt.
Bernhard Rathmer
Bernhard Zahrl (2009)
Martin Leitgöb (2006)
Antonia Keßelring (2003)