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12. Jan. 2025
Taufe des Herrn (C)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Jes 42,5a. 1-4. 6-7
Lesung aus dem Buch Jesaja:
So spricht Gott, der Herr:
Siehe, das ist mein Knecht, den ich stütze;
das ist mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen.
Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt,
er bringt den Nationen das Recht.
Er schreit nicht und lärmt nicht
und lässt seine Stimme nicht auf der Gasse erschallen.
Das geknickte Rohr zerbricht er nicht
und den glimmenden Docht löscht er nicht aus;
ja, er bringt wirklich das Recht.
Er verglimmt nicht und wird nicht geknickt,
bis er auf der Erde das Recht begründet hat.
Auf seine Weisung warten die Inseln.
Ich, der HERR, habe dich aus Gerechtigkeit gerufen,
ich fasse dich an der Hand.
Ich schaffe und mache dich
zum Bund mit dem Volk,
zum Licht der Nationen,
um blinde Augen zu öffnen,
Gefangene aus dem Kerker zu holen
und die im Dunkel sitzen, aus der Haft.
Dieser Text wird Deuterojesaja zugeschrieben, einem unbekannten Propheten aus der Zeit der Babylonischen Gefangenschaft, als sich schon die Befreiung anbahnt. So spricht Deuterojesaja tröstend zu seinem Volk. Die Kapitel 40-55 werden nach ihren ersten Worten auch "Trostbuch Israels" genannt (vgl. die Alternativlesung des heutigen Tages Jes 40,1-5. 9-11). Beim vorliegenden Text handelt es sich um das erste der sog. "Gottesknechtslieder", die einen vollkommenen Jünger Jahwes vorstellen. Umstritten ist, ob es sich hierbei um die Personifikation der Gemeinde Israels, um eine Person der Vergangenheit oder Gegenwart wie etwa Deuterojesaja selbst oder den erwarteten Messias handelt. Die urchristliche Predigt und die Auswahl als heutige Lesung bezog den Text auf Jesus.
Unabhängig von der Beantwortung dieser Frage macht die Beschreibung des von Gott Beauftragten den Willen Gottes deutlich: Plastische Bilder und leidenschaftliche Worte zeigen, auf welche Weise Gott unsere Befreiung erreichen will und wie unser Heil aussehen soll. Der Gesandte Gottes will nicht wie ein fanatischer Heilsprediger Menschenmassen aufputschen und für seine Ideologie gewinnen (Vers 2). Stattdessen wendet er sich dem Einzelnen und Unvollkommenen zu und gibt ihm eine neue Chance (Vers 3) - anders als Moralprediger mit dem Standpunkt "Alles oder nichts!". Diese Behutsamkeit geht aber auch mit Ausdauer einher (Vers 4).
Die starken Bilder in Vers 7, die Jesus auch in seiner "Antrittspredigt" in der Synagoge von Nazareth zitiert (Lk 4,18), sprechen tiefgehende menschliche Erfahrungen von Befreiung an.
"Blinde Augen zu öffnen" kann bedeuten, vor eigenen "blinden Flecken" nicht länger die Augen zu verschließen und so seine Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Auch offene Augen für die Freuden und Nöte unserer Mitmenschen zu bekommen oder in ausweglosen Situationen neue Wege zu entdecken, können solche Heilungserfahrungen sein.
"Gefangene aus dem Kerker zu holen" meint unter anderem die Befreiung aus eingefahrenen Denk- und Verhaltensmustern, die ein erster Schritt sein kann, um verfahrene Situationen und Beziehungen zu lösen. Dazu zählt auch, wenn Menschen in einengenden Strukturen und Rollen in Familie, Beruf und Gesellschaft allmählich mehr Freiheit erfahren können.
Die Befreiung derer, "die im Dunkel sitzen", umfasst die Überwindung von Lebensphasen, die von Leid, Schmerz, Trauer, Einsamkeit und Angst geprägt sind.
All diese biblischen Bilder führen uns vor Augen, welches erfüllte Leben Gott für uns will. Um dies schon in diesem Leben zu verwirklichen, schickt er seine Beauftragten - und das kann jeder Mensch sein, der uns begegnet und uns zu mehr Freiheit führt.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr C 2/2006. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2006, S. 42-54.
Die Lesung ist ein Ebed-Jahwe-Lied (Knecht-Gottes-Lied). Ursprünglich wohl selbständig überliefert, gehören sie im Kanon der hebr. Bibel zum Buch des (2.) Jesaja (Jes. 40-55 - Exilszeit).
Jahwe stellt seinen Knecht zunächst vor. "Seht, das ist mein Knecht" Die Figur, die dazu passt, ist uns jedoch verborgen. In der Auslegungsgeschichte variieren die Vermutungen: war es eine einzelne Person? Oder vielleicht sogar das ganze Volk Gottes? Jedenfalls wird in der Vorstellung (mit dem Imperativ "Seht" eingeleitet) ein Gesicht erkennbar, dass in der christlichen Rezeption die Züge des Kyrios trägt, von dem es im Hymnus (Phil 2,6-11) heißt, er habe göttliche Gestalt gehabt...
Was enthält die Gottesrede über den Knecht? Er wird von Jahwe gestützt, er ist von Jahwe erwählt, an ihm findet Jahwe Gefallen, Jahwe hat seinen Geist auf ihn gelegt - und unvermittelt und überraschend: Jahwes Knecht bringt den Völkern das Recht. Er ist mit der höchsten Autorität ausgestattet, um den Völkern das Recht zu bringen. Jahwe selbst erscheint so als Garant des Rechtes.
In der hebräischen Sprache gehören Recht, Gerechtigkeit, Frieden, Heil zusammen. Der Knecht Jahwes ist Heilbringer für die Völker. Das bringt einen neuen Ton in die prophetische Botschaft, die sich an das Volk Israel in der Fremde richtet. Ob Israel In Babylon eine neue Rolle übernehmen soll? Nicht die Rolle des Opfers, sondern des Friedensstifters?
Der Knecht zerbricht das geknickte Rohr nicht, er löscht den glimmenden Docht nicht aus, er (selbst) wird nicht müde und bricht nicht zusammen - bis er auf der Erde das Recht begründet. Zur Krone des Ganzen wird: (Selbst) die Inseln warten auf ihn.
Jahwe sichert dem Knecht seine Berufung zu, überreicht ihm sozusagen die Ernennungsurkunde. Was Recht heißt, wird hier in einer umfassenden und universalen Aufgabe beschrieben: Bund für mein Volk - Licht für die Völker. Vertieft: blinde Augen zu öffnen, Gefangene zu befreien, alle, die im Dunkel sind, ins Licht zu führen.
In der lukanischen Jesus-Erzählung (Evangelium) werden Ebed-Jahwe-Lieder besonders an zwei Stellen aufgelesen: Einmal im Lobgesang des Zacharias (Benedictus), Lk 1,67-79, und zum anderen in der ersten Predigt Jesu in Nazareth, Lk 4,16-21. Die Geschichte Jesu wird so fest mit den Ebed-Jahwe-Liedern verknüpft.
Im ersten "Gottesknechtlied" (Jes 42,1-9) erfolgen die Vorstellung und Beauftragung des Knechtes. Er ist gewissermaßen das Werk Jahwes, von ihm erwählt und sein Knecht. Im Mittelpunkt steht aber nicht das "Untergebensein" des Knechtes, sondern die Zugehörigkeit und Geborgenheit beim Herrn. Dieser Knecht findet seine Aufgabe und Bestimmung - ähnlich wie bei Mose oder David - im "Dasein" für andere. Gott präsentiert ihn wie einen König (vgl. 1 Sam 9,15-17) und erwählt ihn frei aufgrund seines Willens - ohne jegliche Vorleistungen durch den Knecht. Die Rede von seiner Erwählung dient der Legitimation des Knechtes und der Begründung seiner Aufgabe.
Weil Gott an ihm Gefallen gefunden hat, erwählte er ihn. Diese Erwählung durch Gott läßt sich ebensowenig wie die Erwählung Israels hinterfragen. Diese Erwählung gilt aber nicht nur dem hier vorgestellten Knecht, denn es handelt sich nicht um eine vorübergehende Erwählung - wie beispielsweise bei den Richtern - sondern sie ist als dauernde Gabe, als besondere Form des "Mitseins Jahwes", zu sehen, die sich zugunsten anderer auswirkt.
1. Lesung (ungekürzte Fassung) - Jes 42,1-7
Lesung aus dem Buch Jesaja.
So spricht Gott, der Herr:
Siehe, das ist mein Knecht, den ich stütze;
das ist mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen.
Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt,
er bringt den Nationen das Recht.
Er schreit nicht und lärmt nicht
und lässt seine Stimme nicht auf der Gasse erschallen.
Das geknickte Rohr zerbricht er nicht
und den glimmenden Docht löscht er nicht aus;
ja, er bringt wirklich das Recht.
Er verglimmt nicht und wird nicht geknickt,
bis er auf der Erde das Recht begründet hat.
Auf seine Weisung warten die Inseln.
So spricht Gott, der HERR,
der den Himmel erschaffen und ausgespannt hat,
der die Erde gemacht hat und alles, was auf ihr wächst,
der dem Volk auf ihr Atem gibt und Geist
allen, die auf ihr gehen.
Ich, der HERR, habe dich aus Gerechtigkeit gerufen,
ich fasse dich an der Hand.
Ich schaffe und mache dich
zum Bund mit dem Volk,
zum Licht der Nationen,
um blinde Augen zu öffnen,
Gefangene aus dem Kerker zu holen
und die im Dunkel sitzen, aus der Haft.
Antwortpsalm - Ps 29,1-4. 9b-10
Kv: Der Herr schenkt seinem Volk den Frieden. – Kv
(oder GL 263)
Bringt dar dem HERRN, ihr Himmlischen,
bringt dar dem HERRN Ehre und Macht!
Bringt dar dem HERRN die Ehre seines Namens,
werft euch nieder vor dem HERRN in heiliger Majestät! - Kv
Die Stimme des HERRN über den Wassern:
der HERR über gewaltigen Wassern.
Die Stimme des HERRN voller Kraft,
die Stimme des HERRN voll Majestät. - Kv
Der Gott der Ehre hat gedonnert.
In seinem Palast ruft alles: Ehre!
Der HERR thronte über der Flut,
der HERR thronte als König in Ewigkeit.- Kv
1. Lesung (alternativ) - Jes 40,1-5. 9-11
Lesung aus dem Buch Jesaja:
Tröstet, tröstet mein Volk,
spricht euer Gott.
Redet Jerusalem zu Herzen
und ruft ihr zu,
dass sie vollendet hat ihren Frondienst,
dass gesühnt ist ihre Schuld,
dass sie empfangen hat aus der Hand des HERRN Doppeltes
für all ihre Sünden!
Eine Stimme ruft:
In der Wüste bahnt den Weg des HERRN,
ebnet in der Steppe eine Straße für unseren Gott!
Jedes Tal soll sich heben,
jeder Berg und Hügel sich senken.
Was krumm ist, soll gerade werden,
und was hüglig ist, werde eben.
Dann offenbart sich die Herrlichkeit des HERRN,
alles Fleisch wird sie sehen.
Ja, der Mund des HERRN hat gesprochen.
Steig auf einen hohen Berg,
Zion, du Botin der Freude!
Erheb deine Stimme mit Macht,
Jerusalem, du Botin der Freude!
Erheb deine Stimme, fürchte dich nicht!
Sag den Städten in Juda:
Siehe, da ist euer Gott.
Siehe, GOTT, der Herr, kommt mit Macht,
er herrscht mit starkem Arm.
Siehe, sein Lohn ist mit ihm
und sein Ertrag geht vor ihm her.
Wie ein Hirt weidet er seine Herde,
auf seinem Arm sammelt er die Lämmer,
an seiner Brust trägt er sie,
die Mutterschafe führt er behutsam.
Hans Hütter (2001)
Lopez Weißmann (1999)
Der Abschnitt Jes 40,1-11 bildet den Prolog zu den Kapiteln 40 bis 55, dem sog. Deuterojesaja ("Der Zweit-Jesaja"). Der zweite Jesaja (6. Jhdt. v. Chr.) hat in Fortsetzung des ersten (8. Jhdt. v. Chr. - vor dem Exil) seine prophetische Botschaft der judäischen Gemeinde im babylonischen Exil verkündet. Er knüpft auch theologisch an sein Vorbild an. Dieser drohte seinem Volk den Untergang an wegen seiner Sünden (Jes 6).
Zuerst spricht Gott durch den Propheten dem Volk Trost zu. Es kann aufatmen, da seine Schuld beglichen ist und sein Frondienst zu Ende geht.
Dann kündet der Prophet einen Gewaltakt an, der einer Neuschöpfung gleichkommt: Eine Straße durch Wüste und Steppe wird gebaut, Berge und Hügel werden abgetragen, Täler ausgefüllt... Der Weg durch die Wüste erinnert an den Auszug aus Ägypten. Nun offenbart sich die Herrlichkeit des Herrn.
Am Schluss wird Jerusalem aufgefordert, das Siegeslied anzustimmen. Diese Aufforderung erinnert an das Siegeslied am Schilfmeer (Ex 15), an das Deboralied (Ri 5). Siegeslieder zu singen war Sache der Frauen. Sie begleiteten den Einzug des siegreichen Retters.
Der letzte Vers bringt noch das Bild des guten Hirten ein, der die Seinen sammelt und auf dem Arm trägt im Gegensatz zu den heidnischen Göttern, die sich in den Festprozessionen von den Menschen tragen lassen.
Mit Jes 40 beginnt das Werk des Deuterojesajas ("der zweite Jesaja"). Seine Person ist uns unbekannt, wir kennen nicht einmal seinen Namen. Sein Auftreten fällt in die Zeit nach der Zerstörung Jerusalems (587 vor Chr.) und der Deportation von ca. 15 000 Juden in die babylonische Gefangenschaft, bevor der Siegeszug des Perserkönigs Kyros begann, der zum Sturz des babylonischen Reiches führte (539 vor Chr.), und unter dem die Juden wieder nach Jerusalem zurückkehren dürfen.
Der Prophet, dessen Person völlig in den Hintergrund tritt, wird aufgefordert, das Volk, das sich in der Gefangenschaft von Babel befindet, zu trösten. Durch die Leiden der Gefangenschaft hat das Volk Israel seine Schuld (Abfall von Gott) gebüßt. Jahwe ist bereit, mit seinem Volk in die Heimat zurückzukehren, so wie er sein Volk einst aus der ägyptischen Knechtschaft herausgeführt hat. Der Prophet hört gleichsam einen Herold, der dem König vorausgeht und eine Königsstraße – Gottesstraße – von Babel nach Jerusalem errrichtet.
In Vers 9f sieht der Prophet Jahwe bereits mit seinem Volk auf der Rückkehr und zeigt in dem Hirtengleichnis (Vers 11) wie zart und rücksichtsvoll Gott mit seinem Volk umgeht.
1. Lesung (ungekürzte Fassung) - Jes 40,1-11
Lesung aus dem Buch Jesaja:
Tröstet, tröstet mein Volk,
spricht euer Gott.
Redet Jerusalem zu Herzen
und ruft ihr zu,
dass sie vollendet hat ihren Frondienst,
dass gesühnt ist ihre Schuld,
dass sie empfangen hat aus der Hand des HERRN Doppeltes
für all ihre Sünden!
Eine Stimme ruft:
In der Wüste bahnt den Weg des HERRN,
ebnet in der Steppe eine Straße für unseren Gott!
Jedes Tal soll sich heben,
jeder Berg und Hügel sich senken.
Was krumm ist, soll gerade werden,
und was hüglig ist, werde eben.
Dann offenbart sich die Herrlichkeit des HERRN,
alles Fleisch wird sie sehen.
Ja, der Mund des HERRN hat gesprochen.
Eine Stimme sagt: Rufe!
Und jemand sagt: Was soll ich rufen?
Alles Fleisch ist wie das Gras
und all seine Treue ist wie die Blume auf dem Feld.
Das Gras verdorrt,
die Blume verwelkt,
wenn der Atem des HERRN darüber weht.
Wahrhaftig, Gras ist das Volk.
Das Gras verdorrt,
die Blume verwelkt,
doch das Wort unseres Gottes bleibt in Ewigkeit.
Steig auf einen hohen Berg,
Zion, du Botin der Freude!
Erheb deine Stimme mit Macht,
Jerusalem, du Botin der Freude!
Erheb deine Stimme, fürchte dich nicht!
Sag den Städten in Juda:
Siehe, da ist euer Gott.
Siehe, GOTT, der Herr, kommt mit Macht,
er herrscht mit starkem Arm.
Siehe, sein Lohn ist mit ihm
und sein Ertrag geht vor ihm her.
Wie ein Hirt weidet er seine Herde,
auf seinem Arm sammelt er die Lämmer,
an seiner Brust trägt er sie,
die Mutterschafe führt er behutsam.
Antwortpsalm - Ps 104,1-2. 5-6. 10. 12,13-14b. 24 und 1ab
Kv: Preise den HERRN, meine Seele!
Herr, mein Gott, überaus groß bist du! - Kv
(oder GL 58,1)
Preise den HERRN, meine Seele! /
HERR, mein Gott, überaus groß bist du!
Du bist mit Hoheit und Pracht bekleidet.
Du hüllst dich in Licht wie in einen Mantel,
du spannst den Himmel aus gleich einem Zelt. - Kv
Du verankerst die Balken deiner Wohnung im Wasser. /
Du nimmst dir die Wolken zum Wagen,
du fährst einher auf den Flügeln des Windes.
Du machst die Winde zu deinen Boten,
zu deinen Dienern Feuer und Flamme. - Kv
Wie zahlreich sind deine Werke, HERR, /
sie alle hast du mit Weisheit gemacht,
die Erde ist voll von deinen Geschöpfen.
Da ist das Meer, so groß und weit,
darin ein Gewimmel, nicht zu zählen: kleine und große Tiere. - Kv
Auf dich warten sie alle,
dass du ihnen ihre Speise gibst zur rechten Zeit.
Gibst du ihnen, dann sammeln sie ein,
öffnest du deine Hand, werden sie gesättigt mit Gutem. - Kv
Verbirgst du dein Angesicht, sind sie verstört, /
nimmst du ihnen den Atem, so schwinden sie hin
und kehren zurück zum Staub.
Du sendest deinen Geist aus: Sie werden erschaffen
und du erneuerst das Angesicht der Erde. - Kv
2. Lesung - Apg 10,34-38
Lesung aus der Apostelgeschichte.
In jenen Tagen
begann Petrus zu reden
und sagte:
Wahrhaftig, jetzt begreife ich,
dass Gott nicht auf die Person sieht,
sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist,
wer ihn fürchtet
und tut, was recht ist.
Er hat das Wort den Israeliten gesandt,
indem er den Frieden verkündete durch Jesus Christus:
Dieser ist der Herr aller.
Ihr wisst, was im ganzen Land der Juden geschehen ist,
angefangen in Galiläa,
nach der Taufe, die Johannes verkündet hat:
wie Gott Jesus von Nazaret gesalbt hat
mit dem Heiligen Geist und mit Kraft,
wie dieser umherzog,
Gutes tat
und alle heilte, die in der Gewalt des Teufels waren;
denn Gott war mit ihm.
Manfred Wussow (2008)
Regina Wagner (2000)
Zu verstehen ist diese Lesung nur im größeren Zusammenhang der Cornelius-Geschichte in der Apostelgeschichte. Cornelius, Römer, aber dem jüdischen Glauben nahe stehend, wird in einer Vision zu Petrus geführt. Der, gefangen in den Kategorien von "rein" und "unrein2, "dazu gehörend“ und "fremd" wird in dieser Geschichte davon überzeugt, dass Gott nicht so denkt.
Apg 18,28: "Und (Petrus) sprach zu ihnen: Ihr wisst, dass es einem jüdischen Mann nicht erlaubt ist, mit einem Fremden umzugehen oder zu ihm zu kommen; aber Gott hat mir gezeigt, dass ich keinen Menschen meiden oder unrein nennen soll."
Gott hat den Israeliten das Wort gesandt: Jesus, den Christus. Er hat Frieden verkündigt, er ist der Herr aller. So wird hier zusammengefasst, was in der Predigt des Petrus dann ausgeführt wird. Mit einem vertrauten "ihr wisst" werden Erinnerungen wachgerufen, die lebendig sind: Nach der Taufe, die Johannes verkündigt hat, hat Gott Jesus von Nazareth gesalbt mit dem Heiligen Geist. Er zog umher, tat Gutes, heilte alle, die in der Gewalt des Teufels waren – kurz: der Weg Jesu wird als Heilsweg beschrieben, auf dem Gott selbst erscheint ("denn Gott war mit ihm").
In der Cornelius-Geschichte wird die Taufe Jesu ausgelegt. Die Apostelgeschichte, die mit dem Lukas-Evangelium zusammen gelesen werden muss, erzählt, dass "nach der Taufe, die Johannes verkündigt hat", durch Jesus auch Cornelius nicht mehr zu den Fremden gehört. In Lk 3,21f wird die Taufe Jesu so erzählt: "Und es begab sich, als alles Volk sich taufen ließ und Jesus auch getauft worden war und betete, da tat sich der Himmel auf, und der Heilige Geist fuhr hernieder auf ihn in leiblicher Gestalt wie eine Taube, und eine Stimme kam aus dem Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen."
Die Apostelgeschichte steht in engem Zusammenhang mit dem Lukasevangelium. Sie schließt an die Osterberichte an und erzählt über die Anfänge des Christentum. Ein wesentlicher Schritt für die junge Kirche ist das Hinaustreten aus dem rein jüdischen Bereich. In der Zuwendung zu den „Heiden“ wird das Christentum zu einer selbständigen Religion. War es bisher notwendig, Jude zu sein, um Christ werden zu können, gehen die christlichen Gemeinden jetzt einen eigenständig Weg. Dass die Entscheidung nicht einfach war, zeigt uns die Apostelgeschichte.
Der Abschnitt, welcher der Lesung vorausgeht, erzählt eine Vision des Petrus, die ihn über die Grenzen des jüdischen Gesetzes hinausführt und danach die Taufe des ersten "Heiden", des Hauptmannes Kornelius. In Apg 10,34-38 versteht Petrus seine Vision und begreift, dass es bei der Zugehörigkeit zum Volk Gottes nicht um Blutsverwandtschaft sondern um den Glauben geht. Gott ist Herr über alle Völker, es gibt keine besseren oder schlechteren Völker, die Entscheidung, zum Volk Gottes zu gehören, muss jeder Mensch selber fällen und verantworten.
Danach fasst Petrus in kurzen Worten das Wesentliche des christlichen Glaubens zusammen: Jesus Christus, der verkündet und geheilt hat, gekreuzigt wurde und von Gott auferweckt wurde. Jesus Christus ist das zentrale Ereignis, das Volkszugehörigkeit, religiöse Vorschriften und alte Traditionen in die zweite Reihe stellt. Für die jungen christlichen Gemeinden geht es um ihre Identität, um die in inneren Konflikten und offenen Auseinandersetzungen gerungen wird. Persönliche und theologische Argumente, Diskussionen, Streitereien und Gebet kennzeichnen diese Zerreißprobe bis in die Reihen der Apostel. Zwischen Angst und Hoffnung, Fortschritt und Bewahrung der Tradition ist es auch für Petrus nicht leicht, hier zu entscheiden. Aber Gott kommt seinem Handeln zuvor und gießt seinen Geist auch über die nicht getauften Heiden aus und schafft so neue Tatsachen, der sich dann auch die Gemeinde in Jerusalem nicht verschließen kann, als Petrus später alles berichtet.
Petrus und die Judenchristen müssen begreifen, dass Gott Menschen beruft, ohne sich an traditionelle Regeln zu halten. Es braucht noch eine Weile, bis aus dem Verstehen auch ein Tun wird, erst etwas später wird der Apostel Paulus mit der Heidenmission beauftragt.
Ruf vor dem Evangelium - Mt 3,16.17
Halleluja. Halleluja.
Der Himmel tat sich auf, und eine Stimme sprach:
Das ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören.
Halleluja.
2. Lesung (alternativ) - Tit 2,11-14; 3,4-7
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an Titus.
Die Gnade Gottes ist erschienen,
um alle Menschen zu retten.
Sie erzieht uns dazu,
uns von der Gottlosigkeit
und den irdischen Begierden loszusagen
und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt zu leben,
während wir auf die selige Erfüllung unserer Hoffnung warten:
auf das Erscheinen der Herrlichkeit
unseres großen Gottes und Retters Christus Jesus.
Er hat sich für uns hingegeben,
damit er uns von aller Ungerechtigkeit erlöse
und für sich ein auserlesenes Volk schaffe,
das voll Eifer danach strebt, das Gute zu tun.
Als die Güte
und Menschenfreundlichkeit Gottes, unseres Retters, erschien,
hat er uns gerettet
– nicht aufgrund von Werken der Gerechtigkeit,
die wir vollbracht haben,
sondern nach seinem Erbarmen –
durch das Bad der Wiedergeburt
und die Erneuerung im Heiligen Geist.
Ihn hat er in reichem Maß über uns ausgegossen
durch Jesus Christus, unseren Retter,
damit wir durch seine Gnade gerecht gemacht werden
und das ewige Leben erben, das wir erhoffen.
Claudia Simonis-Hippel (2013)
Hans Hütter (1998)
Der Titusbrief zählt zu den sogenannten Pastoralbriefen, die nach 60 n. Chr. im Namen und aus dem Geist des Paulus geschrieben wurden, aber nicht von ihm selbst stammen. Das paulinische Anliegen, Gottes Heil für alle Menschen zu verkünden, wird hier in einer veränderten Situation wieder geltend gemacht. Wahrscheinlich waren es das Gesetzesverständnis und die strengen Askesevorschriften des hellenistischen, synkretistischen Judentums, die den Glauben des jungen Christentums gefährdeten.
In der heutigen Lesung bildet die in Jesus erschienene Gnade Gottes die Grundlage für alles andere. Gott hat alle Menschen aus Erbarmen gerettet und nicht etwa aufgrund guter Werke.
So müssen auch wir uns unser Heil nicht durch Leistungen verdienen, sondern Gott liebt uns um unserer selbst willen. Er hat uns in der Taufe die Möglichkeit zu erfülltem Leben geschenkt. Wenn wir persönlich Gottes bedingungslose Liebe erfahren haben, so können wir uns selber annehmen. Dann brauchen wir nicht mehr egoistisch zu sein, sondern wenden uns liebevoll den anderen zu. Gutes zu tun ist also nicht die Voraussetzung dafür, dass Gott uns liebt und Leben in Fülle schenkt, sondern die Konsequenz dieser grundlegenden Erfahrung.
Im Titusbrief wird betont, dass die Zeit des Heils mit Jesus schon angebrochen ist. Für den einzelnen Menschen ist die Taufe sinnenhaftes Zeichen und Vollzug der "Wiedergeburt". So kann die Erinnerung an die eigene Taufe uns helfen, die bedingungslose Liebe Gottes zu uns persönlich mehr und mehr zu verinnerlichen.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr C 2/2006. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2006, S. 42-54.
Als Alternative zur zweiten Lesung aus der Apostelgeschichte wird ein Abschnitt aus dem Titusbrief angeboten (vgl. die Weihnachtsgottesdienste).
Dieser Abschnitt hat hymnischen Charakter. Während der vorangehende wie auch der folgende Abschnitt des Briefes von Pflichten und Aufgaben der Christen handelt, will unser Text eine theologische Begründung für die geforderten Verhaltensweisen abgeben.
Inhaltlich betrachtet die Lesung die Menschwerdung Jesu. Die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten. Zwischen erstem und zweitem Kommen Jesu hat der Christ sein Leben angemessen zu gestalten.
Die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, die in Jesus Christus erschienen ist und durch die wir gerettet sind, ist Richtschnur des menschlichen Verhaltens. Wie wir die Rettung nicht durch Verdienste erworben haben, sollen wir gütig und menschenfreundlich zu allen Menschen sein.
Ruf vor dem Evangelium - Lk 3,16
Halleluja, Halleluja.
Johannes sagte:
Es kommt einer, der stärker ist als ich.
Mit dem Heiligen Geist und mit dem Feuer wird er euch taufen.
Halleluja.
Evangelium - Lk 3,15-16. 21-22
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas.
In jener Zeit
war das Volk voll Erwartung
und alle überlegten im Herzen,
ob Johannes nicht vielleicht selbst der Christus sei.
Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort:
Ich taufe euch mit Wasser.
Es kommt aber einer, der stärker ist als ich,
und ich bin es nicht wert, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen.
Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.
Es geschah aber,
dass sich zusammen mit dem ganzen Volk
auch Jesus taufen ließ.
Und während er betete,
öffnete sich der Himmel
und der Heilige Geist
kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab
und eine Stimme aus dem Himmel sprach:
Du bist mein geliebter Sohn,
an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.
Claudia Simonis-Hippel (2013)
Bernhard Zahrl (1998)
Im Stil einer Epiphaniegeschichte erscheint Jesus hier als Sohn Gottes. Einleitend wird Jesus von Johannes abgegrenzt. Indem Jesus sich von Johannes taufen lässt, solidarisiert er sich mit allen Menschen, die fehlbar sind.
Das Entscheidende geschieht aber, während Jesus betet: Jesus öffnet sich für die Kraft Gottes und erfährt, wie sich für ihn "der Himmel öffnet" und er so in direktem Kontakt zu Gott steht. Dass der Geist Gottes "sichtbar in Gestalt einer Taube" auf ihn herabkommt, veranschaulicht, dass seine Erfahrung sinnenhaft und greifbar ist. Höhepunkt ist die Stimme aus dem Himmel, dem Bereich Gottes, die Jesus unmittelbar und persönlich anspricht: "Du bist mein Sohn, der Geliebte. An dir habe ich Gefallen." (Übers.: Fridolin Stier). Der Wortlaut verbindet Elemente von Ps 2,7 und Jes 42,1 und stellt so einen Bezug zur Schilderung des Gottesknechtes bei Deuterojesaja her (1. Lesung). Jesu einzigartige Herkunft aus Gott wird herausgestellt und später im ganzen Auftreten Jesu und seiner österlichen Offenbarung bestätigt.
Schon früh wurde die Taufe Jesu als Begründung und Vorbild der christlichen Taufe gedeutet. Nach Joh 1,12 gab er uns Macht, auch Kinder Gottes zu werden. So gehören beide Gedanken heute zum Inhalt des Festes der Taufe Jesu: Was mit Jesus geschah, feiern wir, damit es auch an uns geschieht.
So kann man das heutige Evangelium auf einer anderen Ebene auch als Zusage Gottes an jeden Menschen lesen. Das Wasser, in das auch Jesus hinabsteigt, ist ein altes Symbol für das Chaos, die Abgründe menschlicher Schuld und lebensbedrohlicher Angst. Diese Tiefen unseres Lebens gilt es anzunehmen, ohne aber darauf fixiert zu bleiben. Vielmehr sollen wir unseren Blick "zum Himmel" richten und uns wie Jesus für Gottes Kraft öffnen. Dann können wir erfahren, dass Gott jede und jeden von uns persönlich anspricht: "Du bist meine Tochter, mein Sohn, der Geliebte. An dir habe ich Gefallen." Und dieser Satz gilt nicht erst, wenn wir uns nach langer Anstrengung und Askese diese Liebe Gottes verdient hätten. Sie gilt mitten in unserem Dunkel, unserer Sünde und unseren alltäglichen Sorgen und Mühen. Gott ist uns auch dort nahe. In unserer eigenen Taufe haben wir diese Zusage Gottes gefeiert. Das Fest der Taufe Jesu schenkt uns die Möglichkeit, uns immer wieder daran zu er-innern und zu ver-inner-lichen: Wir sind und bleiben Gottes geliebte Kinder. Er hat an uns Gefallen um unserer selbst willen.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr C 2/2006. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2006, S. 42-54.
In den Versen Lk 3,7-18 berichtet der Evangelist von Volksscharen, die zum Propheten Johannes in das Jordangebiet ziehen, um sich taufen zu lassen. Diesen Menschen gilt die Predigt des Johannes. Nur Zöllner und Soldaten werden besonders hervorgehoben. (Im Mt-Evangelium und in der Quelle Q spricht Johannes vor allem zu Pharisäern und Sadduzäern).
Lukas baut die Predigt des Johannes dreistufig auf:
- Androhung des Gottesgerichts - Verse 7-9
- praktische Handlungsbeispiele einer Umkehrethik - Verse 10-14 und
- Vertrauen auf den kommenden Herrn und seinen Heiligen Geist - Verse 15-17.
Möglicherweise entspricht dieses Schema formal der Katechese zur Zeit des Lukas.
Die Taufe Jesu reiht Lukas in eine "Massenbewegung" ein ("... zusammen mit dem ganzen Volk ..."). Die eigentliche Gotteserscheinung wird mit Hilfe dreier symbolischer Bilder geschildert: Der Himmel öffnet sich, in Gestalt einer Taube kommt der Heilige Geist auf Jesus herab und eine Stimme aus dem Himmel erschallt.
Die Erscheinung des Heiligen Geistes wird durch das Gebet Jesu ausgelöst. Lukas schildert nicht die Geistbegabung Jesu oder seine Bewußtwerdung als Sohn Gottes, dies wird in den früheren Kapiteln bereits dargelegt, sondern der Heilige Geist proklamiert vielmehr Jesus vor dem Volk als Gottessohn.
Die Darstellung des Gottesgeistes in Form einer Taube findet sich bereits im religionsgeschichtlichen Umfeld des Evangelisten und ist kein ursprünglich rein christliches Symbol.
Die Himmelsstimme ist eine stilistische Anlehnung an Ps 2,7, Gen 22,2 oder Jes 42,1. Sie deutet Jesus als messianischen König Israels und der Menschheit an, der durch Erwählung aus Gnade, Gottes "geliebter Sohn" ist.
Evangelium (ungekürzt) - Lk 3,15-22
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas.
In jener Zeit
war das Volk voll Erwartung
und alle überlegten im Herzen,
ob Johannes nicht vielleicht selbst der Christus sei.
Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort:
Ich taufe euch mit Wasser.
Es kommt aber einer, der stärker ist als ich,
und ich bin es nicht wert, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen.
Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.
Schon hält er die Schaufel in der Hand,
um seine Tenne zu reinigen
und den Weizen in seine Scheune zu sammeln;
die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.
Mit diesen und vielen anderen Worten ermahnte er das Volk
und verkündete die frohe Botschaft.
Johannes tadelte auch den Tetrarchen Herodes
wegen Herodias, der Frau seines Bruders,
und wegen aller Schandtaten, die er verübt hatte.
Herodes fügte zu allem noch dies hinzu,
dass er Johannes ins Gefängnis werfen ließ.
Es geschah aber,
dass sich zusammen mit dem ganzen Volk
auch Jesus taufen ließ.
Und während er betete,
öffnete sich der Himmel
und der Heilige Geist
kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab
und eine Stimme aus dem Himmel sprach:
Du bist mein geliebter Sohn,
an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.
Wie bei Gott Neues anfängt
Voller Erwartung
So fängt das Evangelium doch toll an! Die Menschen sind voller Erwartung. Wenn wir dann fragen, was sie erwarten, stoßen wir auf die alte Sehnsucht, dass Gott sein Reich aufrichtet. Es kann doch nicht alles so weiterlaufen wie bisher! Mit den alten Mustern, Verwerfungen und Schuldverstrickungen. Da mag jeder so seine eigenen Gedanken gehabt haben, zwischen Träumen und Zweifeln, zwischen Wut und Resignation. Von Gott etwas zu erwarten, sich ihm zu öffnen – das ist Hoffnung. Obwohl wir neugierig sind, unbedingt mehr wissen wollen – mehr erfahren wir nicht: Die Menschen sind voller Erwartung.
Es geht auch alles sehr schnell! Während die Menschen sich von Johannes, dem Bußprediger – und Propheten – taufen lassen, ist unerkannt auch Jesus unter ihnen. Wer er ist, woher er kommt, was er hier will? Er ist einfach unter ihnen! Einer von ihnen. Während er betet – der Himmel öffnet sich – der Hl. Geist kommt herab – und eine Stimme aus dem Himmel spricht: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“ Es geschieht vor unseren Augen und Ohren. Und passt in einen Satz. Wir haben nicht einmal Zeit, von links nach rechts zu schauen. Jesus, der geliebte Sohn – unser Bruder. Überhaupt: der offene Himmel! Wo doch so vieles auf der Erde verschlossen ist.
Wir sind voller Erwartung.
Taufe
Martin Luther hat zu dieser kleinen Geschichte, die doch voller Wunder ist, ein Lied geschrieben. 1541, ziemlich spät in seinem Leben. Immer wieder, besonders in schweren Stunden, hat er sich damit getröstet: Ich bin getauft.
Christ, unser Herr, zum Jordan kam
nach seines Vaters Willen,
von Sankt Johann die Taufe nahm,
sein Werk und Amt zu erfüllen.
Da wollt er stiften uns ein Bad,
zu waschen uns von Sünden,
ersäufen auch den bittern Tod
durch sein selbst Blut und Wunden,
es galt ein neues Leben.
Die Taufe Jesu, der geöffnete Himmel, Gottes Liebenserklärung – sie gelten uns.
„Da wollt er stiften uns ein Bad, zu waschen uns von Sünden, ersäufen auch den bittern Tod“.
Darin ist er dann ganz der Sohn des Vaters.
In einer Liebe, die alle Dunkelheit, alle Angst, alle Verlorenheit überwindet.
„Es galt ein neues Leben“!
Geheilt werden
Hören wir einmal in eine Predigt hinein, die Petrus gehalten hat. Unsere 2. Lesung.
Ihr wisst, was im ganzen Land der Juden geschehen ist,
angefangen in Galiläa,
nach der Taufe, die Johannes verkündet hat:
wie Gott Jesus von Nazaret gesalbt hat
mit dem Heiligen Geist und mit Kraft,
wie dieser umherzog,
Gutes tat
und alle heilte, die in der Gewalt des Teufels waren;
denn Gott war mit ihm.
Die Gewalt des Teufels ist uns heute fremd geworden, die Gewalt als solche aber gegenwärtig und teuflisch. Wir sehen Menschen auf der Flucht vor Gewalt. Wir sehen Menschen in Gewalt untergehen. Wir sehen, wie mit Gewalt gute Geschäfte gemacht werden. Wir sehen, wie schweigsam wir werden angesichts von Gewalt.
Jesus heilte alle, die in der Gewalt des Teufels waren. Er verband nicht nur die Wunden, tröstete nicht nur die eingeschüchterten Seelen – er gibt den Menschen ihre Würde zurück und führt sie aus der Finsternis heraus. Aus den Gewaltspiralen. Aus den Hasstriaden. Aus der Angst. Denn Gott ist mit ihm!
In dem Lied Luthers heißt es:
Solchs hat er uns gezeiget klar
mit Bildern und mit Worten.
Des Vaters Stimm man offenbar
daselbst am Jordan hörte;
er sprach: „Das ist mein lieber Sohn,
an dem ich hab Gefallen;
den will ich euch befohlen han,
daß ihr ihn höret alle
und folget seinem Lehren.“
Mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen
Heute feiern wir die Taufe Jesu. Er ist einer von uns. Er verschwindet in der Menge. Niemand erkennt ihn. Ein Fremder. Aber dann sehen wir ihn betend – und dass sich Gott selbst zu ihm bekennt. In der Predigt des Petrus klingt das an: „wie Gott Jesus von Nazareth gesalbt hat mit dem Heiligen Geist und mit Kraft…“
Von Dunkelheit, Angst und Verlorenheit haben wir gesprochen. Vom „bittern Tod“. Auch von der Gewalt, die Menschen missachtet, die Menschen um Verstand und Zukunft bringt, die sich in eine Geschäftsidee verwandelt.
Haben Sie die erste Lesung noch ein wenig im Ohr? Es ist ein sog. Gottesknechtlied:
Siehe, das ist mein Knecht, den ich stütze;
das ist mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen.
Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt,
er bringt den Nationen das Recht.
Er schreit nicht und lärmt nicht
und lässt seine Stimme nicht auf der Gasse erschallen.
Das geknickte Rohr zerbricht er nicht
und den glimmenden Docht löscht er nicht aus;
Es ist ein trotziges Lied! Israel hat gerade die Gewalt eines Zwingherrn erlebt, der sich zum Herrscher der Welt aufgeschwungen hatte. Jerusalem ist zerstört, der Tempel in Schutt und Asche gelegt - und Menschen sind deportiert. Für viele Menschen sieht es so aus, Gott selbst habe ich bezwingen und vertreiben lassen. Ihr Vertrauen ist angefochten, ihre Hoffnung gebrochen.
„Mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen.“ Sagt Gott. Lässt Gott ausrichten. Auf ihn lege ich meinen Geist. Er bringt den Völkern das Recht. Er kommt ohne Gewalt, ohne laute Stimme, ohne Lärm. Das geknickte Rohr zerbricht er nicht – und den glimmenden Docht löscht er nicht aus.
Es wird die Geschichte einer großen Liebe. Angesichts geknickter Lebenswege, angesichts heruntergebrannter Hoffnungen. Die Menschen sind voller Erwartungen. Überhaupt: der offene Himmel! Wo doch so vieles auf der Erde verschlossen ist.
Ich möchte die Stimme hören, ich möchte ihn sehen, ich möchte ihm folgen:
Dem geliebten Sohn, der Gottes Wohlgefallen hat.
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Wes Geistes Kinder sind wir?
Wie Kinder lernen
Manche Eltern sind entsetzt, wenn ihr Nachwuchs plötzlich Unwörter benutzt, die sie nie und nimmer in der eigenen Familie erlernt haben können. Woher haben sie das? Vom Kindergarten? Vom Spielplatz? Manches erlernen Kinder schneller, als den Eltern lieb ist, indem sie andere nachahmen. Überrascht sind sie aber auch, wenn Kinder sich von Papa oder Mama etwas abschauen, was sie besser nicht mitbekommen hätten. Kinder sind lernfähig und nehmen vieles beiläufig etwas auf.
Aber auch Erwachsene sind für Überraschungen gut. In Diskussionen zeigt sich manchmal, aus welchen Zeitungen sie ihre Argumente beziehen oder was sie vom Stammtisch mitgenommen haben, wes Geistes Kind sie sind.
Woher beziehen wir unsere Informationen? Nicht alle haben wir uns mühsam angeeignet. Manches haben wir im Vorübergehen aufgeschnappt. Noch vor 20 Jahren wurden alle vom gleichen öffentlichen Rundfunk und Fernsehen mit Informationen versorgt. Oft wurde unserer Meinungsbildung ein wenig nachgeholfen. Inzwischen kann man sich auf dem freien Markt der Medien selbst bedienen. Wie unabhängig sind jedoch "unabhängige Medien" wirklich? Ihre Geldgeber wollen mitreden, Stimmung und Meinung machen. Und auch Abonnenten bezahlen nur für das, was sie gerne lesen, hören oder sehen wollen. Die Sozialen Medien wie Facebook und Twitter agieren sehr oft in sog. Blasen, d.h. hier tauschen Menschen ihre Meinung mit Menschen aus, die ähnlich denken wie sie selbst.
Bei aller Informationsfreiheit erhebt sich die nicht unwichtige Frage: Von wem lassen wir uns bilden? Von wem werden wir geistig geformt? Wes Geistes Kinder sind wir?
Von Johannes inspiriert
Der Bericht von der Taufe Jesu im Jordan durch Johannes den Täufer ist eine schöne Geschichte. Spannend wird er aber erst, wenn wir den Hintergrund beachten. Johannes predigt Umkehr und fordert seine "follower" auf, sich als Zeichen der Umkehr taufen zu lassen und so symbolisch das alte Fehlverhalten vom Wasser des Jordan abwaschen zu lassen. Er wird so zum Frontmann einer religiösen Erneuerungsbewegung. Immer mehr eckt er an. Als er sogar König Herodes wegen seines Verhältnisses zur Frau seines Bruders anprangert, lässt dieser ihn ins Gefängnis werfen.
Auch Jesus interessiert sich für den Täufer und reiht sich unter seine Jünger ein. Ob er mit Johannes blutsverwandt war, lässt sich nicht genau sagen. Auf jeden Fall war er mit ihm geistesverwandt. Von ihm ließ er sich anregen und geistig prägen, zum Missfallen von Teilen seiner Verwandtschaft, die ihn für verrückt hält. Nach der Ermordung des Johannes tritt Jesus in dessen Fußstapfen und beginnt selbst in Galiläa zu predigen, ähnlich wie Johannes. Galiläa ist weit genug weg von Jerusalem und Herodes ist dort gebietsmäßig nicht mehr zuständig.
Vom Heiligen Geist geprägt
Was bedeutet es nun, wenn sich über Jesus der Himmel auftut und der Heilige Geist auf ihn herabkommt? Beide werden vom Himmel her legitimiert und Jesus wird mit dem Wohnwollen Gottes und der Kraft des Heiligen Geistes ausgestattet. Im Akt der Taufe wird offenkundig, wes Geistes Kind er ist. Er hat sich von Johannes inspirieren lassen, in ihm und durch ihn wirkt aber von Anfang der Heilige Geist. Im Rückblick auf das Leben Jesu wird eine Linie sichtbar, die im "Empfangen vom Heiligen Geist" ihren Anfang nimmt und über das Geist-Erlebnis bei der Taufe bis hin zur Ausgießung des Heiligen Geistes über die "follower" Jesu im Pfingstereignis weitergeht.
Im Weihnachtsevangelium des Evangelisten Johannes haben wir den Satz gehört: "Allen, die ihn aufnahmen, gab er die Macht, Kinder Gottes zu werden." In der Taufe sind auch wir Kinder Gottes geworden. Auch auf uns ist der Heilige Geist herabgekommen. In der Tauf- und Firmfeier haben wir das zelebriert. Allerdings kommt es nun darauf an, was wir daraus machen. Denn oft ist es nur ein "Wasch mich, aber mach mich nicht nass!". Was bleibt davon nach der schönen Familienfeier? Lassen wir uns wirklich vom Geist Jesu formen, prägen? Wes Geistes Kinder sind wir? Sich vom Geist Gottes prägen zu lassen, ist eine Lebensaufgabe und ist nicht mit dem Akt der Taufspendung erledigt.
Ist es sinnvoll, bereits Kinder zu taufen?
Viele junge Eltern lassen ihre Kinder nicht mehr taufen. Sie möchten diese später einmal selbst entscheiden lassen, ob sie Christen werden wollen. Klingt sehr reif, ich halte das aber für einen groben Trugschluss. Wenn Eltern ihren eigenen Glauben ernst nehmen und spürbar leben, wenn sie beten, die Sakramente feiern, das Wort Gottes hören und sich damit auseinandersetzen und wenn sie ihr Leben an den Geisteshaltungen Jesu ausrichten, werden ihre Kinder dies nicht nur spüren, sondern auch davon geprägt sein. Bis zu dem Zeitpunkt, wo sie reif sind, sich selbst zu entscheiden, werden sie ihre Eltern nachahmen und wie sie reden und denken. Es gibt keine wertneutrale Erziehung. Wenn Werte wertvoll sind, sind sie nicht beliebig.
Es liegt aber durchaus auf der Linie Jesu, wenn Eltern und Lehrer die Heranwachsenden zu kritikfähigen Menschen erziehen. Auch Jesus hat sich mit den Traditionen seines Volkes kritisch auseinandergesetzt. Kritisieren kann ich nur, was ich einigermaßen kenne.
Dem Geist Gottes Raum geben
Das Fest der Taufe Jesu ist für uns Christen eine große Herausforderung. Wieviel von dem Feuer und dem Heiligen Geist, von denen Johannes der Täufer gesprochen hat, lassen wir in unserem Leben zu? Von welchen Geistern, von welchen Geistesströmungen lassen wir uns prägen? Wer sich nicht für ein geistloses Leben entscheiden will und wer sich nicht nur vom Zeitgeist treiben lassen will, muss zusehen, dass er dem Geist Gottes in seinem persönlichen Leben Raum gibt.
„Nicht ich bin es, ER ist es.“
Einblick in den „Himmel“
Es ist erstaunlich wie Lukas auf erzählende Weise dem Zuhörer, der Zuhörerin Einblick in den „Himmel“ gewährt. In einem erzählenden Bild Theologie so „einzufangen“, mit dem „geöffneten“ Himmel den Blick auf Gott frei zu machen, das ist eine Meisterleistung des Evangelisten.
Die Verse über die Taufe Jesu, haben einen „Vorspann“. Zuerst die Erwartung des Volkes, wer wird sich als Messias erweisen? Dann die Antwort von Johannes dem Täufer, wie wir ihn heute nennen: „Nicht ich bin es, ER ist es.“
Er, Johannes, wird aufgrund dieser Reaktion für uns als einer vorgestellt, der sich seiner Aufgabe, seiner „Funktion“ im Heilsgeschehen bewusst ist. Seine Einschätzung, Abgrenzung, seine Offenheit gegenüber Größerem ist in der Kunst auf einmalige Art und Weise wiedergegeben.
Richtungweisend
Der bekannte „Isenheimer Altar“ aus dem 16. Jhd. von Matthias Grünewald zeigt Johannes d. Täufer in dieser „richtungsweisenden“ Haltung. Er zeigt auf Jesus, den Gekreuzigten. Spannend ist bei diesem Bild, wie die Positionen klar erkennbar sind. Matthias Grünewald stellt den übersteigenden Schmerz des Gekreuzigten, die Ohnmacht Mariens und - fast als Kontrast dazu - den in sich ruhenden, selbstbewusst auftretenden Johannes den Täufer, der mit einem übergroßen Zeigerfinder auf Jesus hinweist, dar. Grünewald wusste, dass Johannes schon tot war, als Jesus gekreuzigt wurde. Aber durch die Darstellung Johannes des Täufers bei der Kreuzigungsszene wollte Matthias Grünewald die Wirkkraft des Bildes steigern und die Hinwendung des Betrachters, der Betrachterin so noch mehr auf Jesus fokussieren.
Der Text, der über der rechten Hand von Johannes steht, soll ebenfalls den Blick verstärkt auf Jesus lenken. „Jener muss wachsen, ich aber abnehmen!“ Daraus können wir erfahren: Es gibt einen Größeren. Ich bin nicht der Erlöser. Und das gilt auch für uns, die wir getauft sind.
Wenn jedoch Menschen mit dem Anspruch auftraten, als Erlöser zu herrschen, dann war das Ende oft schrecklich. Nicht das Heil haben sie den Menschen gebracht, sondern furchbares Unheil bis in die Gegenwart. Auch heute führt dieser menschliche Irrtum, Erlöser zu sein, zu Krieg und Elend auf der Welt.
Richtung weisen
So ist Johannes d. Täufer für uns buchstäblich richtungsweisend, wie ihn Matthias Grünewald unter dem Kreuz gemalt hat: hinzuweisen, auf den der kommt, auf den Gesalbten Gottes.
Und das ist auch unsere Berufung als Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern:
hinzuweisen auf Christus, unseren Bruder und Herrn und mit ihm in unserer Mitte Gottesdienst zu feiern. Beim gottesdienstlichen Geschehen geht es nicht um unsere Ehre, unser Tun, z. B. wie schön die Gottesdienste bei uns vorbereitet sind, wie unsere Texte toll sind, die Musik ein Ohrenschmaus ist. Nicht auf uns sollen wir in der Liturgie verweisen, sondern auf Ihn, der kommen wird, in dem Gottes Liebe Gestalt angenommen hat.
In diesem Glaubensverständnis ist es möglich zu rufen: Kyrie eleison, komm du in unsere Mitte!
Du taufst mit dem Hl. Geist und dem Feuer – Kyrie eleison!
Du bist der, dessen Botschaft uns frei von Zwängen und Ängsten macht – Kyrie eleison!
Du bist der, der uns sendet, das Reich Gottes zu verkünden – Kyrie eleison!
Botschafter der grenzenlosen Liebe Gottes
Was ist machbar?
Beim Planen des künftigen Berliner Flughafens kam es zu groben Fehlern. Trotzdem hofft man auf Fertigstellung, auch wenn man im Augenblick nicht sicher ist, wann genau das sein kann. Firmen werden ausgetauscht. Dann wird es schon werden! Die Menschen hoffen.
Es gibt in den verschiedenen Ländern Europas befriedigende und unbefriedigende Entwicklungen. Man ruft zum Zusammenhalten und Durchhalten auf oder man kritisiert Vergangenes und suggeriert dadurch, es selber besser machen zu können. So oder so hofft man auf Lösung der Probleme, auf eine bessere Situation.
Ja, es gibt Bereiche – wirtschaftliche, politische, gesellschaftliche –, in denen der Mensch durch Handeln etwas verändern kann. Aber gehen die Wünsche der Menschen nicht immer wieder weit über das Machbare hinaus? Kann ich ein glückliches Leben machen? Kann ich Gerechtigkeit und Frieden machen? Ich kann an meiner Stelle meinen Teil tun: richtig! Aber wie steht es mit dem Ganzen, dem heilen, gerechten, befriedeten Ganzen? Und wie steht es mit meinen persönlichen Fähigkeiten, mich und die Welt um mich herum zu verändern? Stoße ich da nicht sehr schnell an Grenzen?
Sehnsucht nach einem Messias
In Israel gab es mitten in der Erfahrung von Grenzen, von Verbannung, die Erwartung einer neuen Zeit, der Zeit des Messias: Da wird die Welt neu! Der besondere Knecht Gottes, der ganz andere König, der Davidsohn, der Hirten-König, der Gesalbte, der Messias führt eine neue Zeit herauf. Wir haben von ihm in der Lesung aus Jesaja gehört.
Als Johannes am Jordan auftritt, Umkehr predigt und die Menschen auffordert, neu anzufangen und als Zeichen für den Neuanafang bereit zu sein, sich taufen zu lassen, entsteht eine Atmosphäre der Erwartung: „Das Volk war voll Erwartung“! – und der Gedanke: Vielleicht ist er der Messias! Von Johannes kommt ein eindeutiges Nein: Ich bin es nicht! Und er schildert das Profil dessen, der nach ihm kommen wird, auf den hinzuweisen er berufen ist: Der ist stärker als ich! Ich bin nicht wert, ihm Sklavendienst zu leisten: ihm die Schuhe aufzuschnüren! Und dann die Verheißung: „Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.“
Dann kommt er, von dem Johannes gesprochen hat: Jesus. Tauft er mit Feuer? Sicher, aber erst nach Sterben und Auferstehen: wenn der Heilige Geist in Feuerzungen auf die junge Kirche kommen wird. Zunächst geschieht das nicht Erwartete: Jesus tauft nicht, lässt sich vielmehr taufen. Taufe aber bedeutet Tod und Auferstehung. Jesus nennt seinen Weg in die Passion den Jüngern gegenüber eine „Taufe“, mit der er getauft wird (vgl. Mk 10,39). Doch über diesem seinem Tauf-Weg ist der Himmel offen. Der Heilige Geist kommt wie eine Taube, dem Zeichen der Liebe und des Friedens, auf ihn herab. Und die Stimme vom Himmel sagt: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden“ – ein Zitat aus dem zweiten Jesaja-Buch. Wir haben die Stelle gehört. Dort ist vom Gottesknecht die Rede. Jesus ist der Gottesknecht, der für Israel und die ganze Menschheit steht und für sie arbeitet. Er vertritt uns alle. Er kann dies, weil er ganz von Gott her kommt, der geliebte Sohn des Vaters ist.
Botschafter der grenzenlosen Liebe Gottes
Jesus wird vom Vater bestätigt als der Botschafter der grenzenlosen Liebe Gottes. In einer Wallfahrtskirche, wurde mir erzählt, ist Folgendes geschehen: Der Priester gibt den Friedensgruß: „Der Friede des Herrn sei allezeit mit euch!“ Da läuft ein ihm unbekanntes Kind aus der Bank heraus durch die ganze Kirche nach vorne bis zu ihm und sagt laut: „Der Friede sei mit dir“ Und strahlt ihn mit leuchtenden Augen an. Der Priester sagte hinterher: Mir war, als ob mir Gott selber seine Liebe zugesagt hätte.
Jesus ist der geliebte Sohn des Vaters, der uns, jeder Einzelnen und jedem Einzelnen, die Liebe des Vaters zusagt. Er ist allmächtig in der Liebe: Er liebt jeden Einzelnen voll und ganz. Er liebt mich, ohne die Liebe dünner zu mir werden zu lassen, wenn er meinen Bruder oder meine Schwester oder meinen Nachbarn oder einen mir Unbekannten liebt.
Durch unsere Taufe sind wir hineingenommen in Jesus, in seine Taufe, damit in sein Geliebt-Sein vom Vater, und in seine Sendung, die Menschen zu lieben.
Die messianische Zeit hat mit Jesus begonnen, ist aber nicht vollendet. Wir sind Getaufte, Mitgetaufte, haben Anteil am Messias, übersetzt „Christus“. Wir sind Christen, Mitträger der Sendung des Messias Jesus, des geliebten Sohnes des Vaters.
Dürfen wir hoffen? Ja, wir dürfen hoffen, da Jesus, der Messias, unsere Hoffnung ist. Und wir können mithelfen, dass so viel messianische Zeit und messianisches Klima durchbricht, als in den Begrenzungen unseres Lebens und unseres Miteinanders möglich ist, das heißt, sich unsere Taufe in gelebtes Leben übersetzt.
Die Liebe Gottes adelt und wandelt uns
Gut, dass Du da bist!
Gerne zeigen wir vor, was wir sind und können. Wo wir versagen, vertuschen oder beschönigen wir. Und doch - auch wenn wir noch so große Erfolge verbuchen könnten - froh werden wir erst, wenn andere uns bestätigen und uns gut finden. Das Wort: „Du bist wunderbar, das hast du wieder hingekriegt!“ wirkt Wunder. Wie wohltuend ist es für Kinder, wenn ihre Eltern sie bestätigen und lobend anerkennen. Wenn sie Selbstbewusstsein und Vertrauen ins Leben fördern. Es hält vor und reicht aus auch in schwierigen Situationen.
Heute spricht Gott wunderbare Worte zu Jesus, der sich mit dem Volk im Jordan taufen lässt. Auch Jesus ist als Kind auf Vater und Mutter verwiesen. Die Kinderstube in der Familie zu Nazareth befähigt ihn, dem Leben zu trauen. Herangewachsen spürt er, dass Gott ihn liebt und stärkt. Es trägt ihn die Erfahrung, dass er seinen Vater im Himmel hat.
Ein erstes Mal erlebte es Jesus bei der Wallfahrt nach Jerusalem als 12jähriger. Damals drängte ihn der hl. Geist im Tempel zu bleiben, in dem, wie Jesus beteuerte, was seinem Vater gehört. Die Eltern verstanden ihn nicht. Doch in ihrem Herzen ahnten sie, dass ihr Sohn tiefer verankert war.
Von Gott geliebt und angenommen
Heute betont das Evangelium, wie der Vater seinen Sohn annimmt und bestätigt. Während Jesus betet und ins Wasser steigt, öffnet sich der Himmel und der Heilige Geist kommt sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab und eine Stimme aus dem Himmel spricht: Du bist mein geliebter Sohn, an Dir habe ich Gefallen.
Wie gut muss es Jesus tun. Es fällt ihm tief ins Herz, es stärkt ihm den Rücken, verleiht ihm Kraft, nährt das Vertrauen. Jesus wird öffentlich bestätigt, vor dem Täufer Johannes, vor den Leuten. Das macht aufrecht, nimmt in Verantwortung, treibt auf den Weg. Bedingungslos geliebt sein als Kind, als Sohn. So wendet sich der Vater dem Sohn zu. Und von da ab redet Jesus diesen Gott zärtlich, einmalig vertraut an: „Abba“ - lieber Vater.
Diese innige Beziehung zwischen dem Vater und dem Sohn nennen wir den Hl. Geist. Sichtbar schwebt der Geist wie eine Taube auf Jesus herab. Das Bild erinnert an die Noah - Geschichte, wie nach der großen Flut die Taube den Ölzweig im Schnabel bringt und ankündigt, dass trocknes Land den Menschen erwartet und ihm Frieden verheißt. Der Geist in Jesus wird Frieden stiften, Neuland hervorbringen, einen ewigen Bund fürs Leben stiften.
Aus dem Bewusstsein der Taufe leben
Auch wir sind Getaufte. Ist es uns bewusst? Auch bei uns hat sich der Himmel aufgetan. Der Hl. Geist ergriff unser Leben und der himmlische Vater versicherte uns, sprach zärtlich zu uns: Du bist mein lieber Sohn, meine geliebte Tochter. Von Klein auf atmet mein Leben seine Kraft, befreit mich seine Zusage, beflügelt mich sein Vertrauen, das mich in keinerlei Vorbedingung presst. Wie er mich geschaffen hat, liebt er mich. Und wenn ich gegen seinen Willen gehandelt habe und seinen Hl. Geist beleidigt habe, blickt er mich dennoch voller Barmherzigkeit an und wiederholt die ewig schönen Worte: „Gut, dass Du da bist, du bist großartig, du bist ja mein Kind. Du brauchst vor mir nichts vorweisen, das meine Liebe verdiente. Lass Dich von mir lieben!“
Ein Schmetterling, eine Blume und eine Schnecke treffen sich. Sagt der Schmetterling: Ich bin bunt und kann fliegen. Sagt die Blume: ich blühe und kann duften. Meint die Schnecke: Mir reicht s, dass Gott mich liebt!
Pater Alfred Delp, der Zeuge in der NS-Zeit, schrieb am 23. Januar 1945, kurz bevor er hingerichtet wurde, an sein Patenkind Alfred Sebastian zur Taufe: „Die Liebe Gottes - einmal in uns, adelt und wandelt uns. Wir sind von da an mehr als Menschen, die Kraft Gottes steht uns zur Verfügung, Gott selbst lebt unser Leben mit, das soll so bleiben und immer mehr werden, Kind...!“
Pater Delp ermuntert uns, vertrauensvoll zu leben, und meine Mitmenschen als Geschwister zu lieben. Es ist wunderbar, dass Gott mich liebt, dass er der Barmherzige ist?
Ein älterer Mitbruder, mit 85 Jahren, ermutigt mich. Nach einem Schwächeanfall, der ihm das Leben hätte kosten können, meinte er tapfer: Ich spreche oft am Tag mit Gott, ich nenne ihn Vater, Abba. Und das weitet meine Enge, ich atme wieder durch, ich vertraue neu meinem Gott. Der Tod wird mich nicht von ihm trennen, sondern zu ihm hinführen. Dann geht der Sohn zum Vater. Ich glaube daran, dass Gott mich liebt.
"Du bist Gottes Tochter, Gottes Sohn, der Geliebte. An dir hat Gott Gefallen."
Heute, am Fest der Taufe Jesu, feiern wir auch diese Zusage Gottes an uns. Was Jesus in seiner Taufe erfahren hat, diese Erfahrung will Gott auch uns schenken.
Versetzen wir uns doch einmal selbst in die Szenerie der biblischen Erzählung hinein. Lassen wir uns von ihren Bildern und Worten ganz persönlich ansprechen.
In die Tiefen des Lebens hinabsteigen
Jesus reiht sich unter die Menschen, die zu Johannes kommen. Zu diesen ganz normalen Leuten gehören auch wir: mit unseren Stärken und guten Seiten, mit unseren Schwächen, Fehlern und unserer Schuld. Auch wir sind Menschen auf der Suche nach erfülltem Leben. Jesus solidarisiert sich mit uns. Wie alle anderen steigt er ins Wasser hinab. Wasser, dieses alte Symbol, steht hier für dunkle und bedrohliche Seiten unseres Lebens: für aufwühlende Zeiten, in denen wir den Boden unter den Füßen zu verlieren drohen; für Phasen der Trauer oder der Depression, in denen uns alle Lebenslust und Energie hinweg fließt; für Angst, die uns zu überfluten droht; und nicht zuletzt für Schuld, in die wir uns immer wieder verstricken. In all dies steigt Jesus hinab und zeigt uns, wie wir heilsam damit umgehen können: Es gilt, solche Tiefen und Abgründe des menschlichen Lebens als gegeben anzunehmen, ohne aber uns darauf zu fixieren.
Sich dem Himmel öffnen
So richtet Jesus seinen Blick aus der Tiefe nach oben, zum Himmel. Und während er betet und sich für die Kraft Gottes öffnet, geschieht das Entscheidende. Für ihn öffnet sich der Himmel und Gottes Kraft durchströmt ihn. Ähnliche Erfahrungen können auch wir heute machen. Wenn wir Stille aushalten können, aber auch wenn wir sensibel sind für Gottes Wirken im Alltag, haben wir manchmal das Gefühl, dass die Zeit stehen bleibt und "der Himmel offen steht": Das erleben wir z. B. im Einssein mit der Natur; im unbeschwerten Spielen und Lachen mit Kindern; in der Begegnung mit Menschen, die uns so annehmen und lieben, wie wir sind; in einem erhebenden Gottesdienst; in Augenblicken innerer Klarheit über uns selbst und unser Leben. Solche wunderbaren Augenblicke können wir nicht selbst machen oder herbeiführen. Wir erleben sie als Geschenk, und gerade das macht sie so kostbar für uns.
Als geliebtes Kind von Gott angesprochen
In diesem besonderen Augenblick fühlt Jesus sich durch und durch von Gott angenommen. "Du bist mein Sohn, der Geliebte. An dir habe ich Gefallen." - so drückt die Bibel diese grundlegende Erfahrung Jesu aus. Mit diesen Worten spricht Gott auch uns an. Das muss nicht in einer blitzartigen Erkenntnis geschehen. Vielleicht dämmert es uns im Lauf unseres Lebens auch allmählich, dass wir wirklich Gottes geliebte Kinder sind - so wie er es uns in unserer Taufe zugesprochen hat.
"Du bist meine Tochter, mein Sohn, der Geliebte. An dir habe ich Gefallen." - so spricht Gott jede und jeden von uns persönlich an!
Das klingt vielleicht etwas abgehoben. Aber wenn wir diesem Satz einmal nachspüren, kann er tief greifende Konsequenzen für unser Leben haben, nämlich für unsere Einstellung und unseren Umgang mit uns selber, aber auch mit anderen.
Zunächst werde ich ganz persönlich angesprochen: "Du". Gott spricht mich nicht in einer meiner vielen Rollen an, nicht etwa als Hausfrau, Arbeitnehmer, Mutter, Großvater... Er spricht mein Wesen an, denn ich bin nicht, was ich leiste. Ich bin nicht, was die Leute von mir halten. Ich bin nicht, was ich habe. Auch wenn nichts Unrechtes daran ist, Erfolg zu haben, berühmt zu sein, Macht zu besitzen, ist der Wert meiner Person letztlich nicht darin verwurzelt, sondern im bedingungslosen Angenommensein von Gott. Er meint mich. So wie ich bin, auch wenn es mir schlecht geht, wenn ich schwach und krank bin, wenn ich traurig und müde bin, wenn ich gereizt und wütend bin, wenn ich grundlose Angst habe - ja sogar wenn ich schuldig geworden bin. Vor aller Leistung und trotz allen Versagens ist meine bloße Existenz ist Grund genug für Gott, mich als seine Tochter, als seinen Sohn anzusprechen.
"Du bist mein Sohn, meine Tochter" - das sagt auch etwas über Gottes Beziehung zu mir aus. Ich habe meinen Ursprung in ihm. Er ist mir Vater und Mutter, mit allen positiven Eigenschaften, die wir mit guten menschlichen Eltern verbinden: Gott verlässt mich nicht; er sorgt für mich und beschützt mich; er stärkt mir den Rücken und traut mir zu, dass ich auf eigenen Füßen stehe.
"Geliebte" nennt er mich, mit einer Liebe, die nicht an Bedingungen geknüpft ist. Ich kann aus dieser Liebe nicht herausfallen, egal, was ich tue. "Gefallen" hat Gott an mir, an meiner Person von Anfang an. Er muss nicht erst "Gefallen finden", wie es in manchen Übersetzungen auch heißt.
"Du bist meine Tochter, mein Sohn, der Geliebte. An dir habe ich Gefallen." - Dieser Satz gilt also nicht erst, wenn wir uns nach langer Anstrengung und Askese diese Liebe Gottes verdient hätten. Sie gilt mitten in unserem Dunkel, unserer Sünde und unseren alltäglichen Sorgen und Mühen. Gott ist uns auch und gerade dort nahe.
Gott spricht alle Menschen als seine geliebten Kinder an. Das wirkt sich auch auf unsere Beziehung zu anderen aus. Auch sie gilt es, ohne Vorleistung, mit ihren Fehlern und Schwächen zu akzeptieren. Wenn uns dies immer wieder gelingt, "öffnet sich der Himmel" und Gottes Reich wird ein Stück mehr Wirklichkeit.
"Du bist meine Tochter, mein Sohn, der Geliebte. An dir habe ich Gefallen." - In unserer eigenen Taufe haben wir diese Zusage Gottes gefeiert. Das Fest der Taufe Jesu schenkt uns die Möglichkeit, uns immer wieder daran zu er-innern und zu ver-inner-lichen: Wir sind und bleiben Gottes geliebte Kinder. Er hat an uns Gefallen um unserer selbst willen.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr C 2/2006. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2006, S. 42-54.
Jesus - Trost des Volkes Gottes
Die Zeit der Babylonischen Gefangenschaft
Die Trostworte des Propheten Jesaja "Tröstet, tröstet mein Volk!", die wir in der Lesung vernommen haben, stammen aus der Zeit der Babylonischen Gefangenschaft. In vielen Anläufen und Streifzügen hatten die Babylonier Israel erobert. Lange konnte sich Jerusalem wehren. Doch am Ende fiel es wie die Städte ringsum in die Hände der Feinde. Stadt und Tempel wurden zerstört. Im Gegensatz zu den Assyrern, die von den unterworfenen Völkern nur Tribut forderten, verschleppten die Babylonier, um ihre Macht zu sichern, vor allem die Oberschicht Israels in ihr Kernland Babylon.
Die Israeliten empfanden die Eroberung ihres Landes, vor allem ihre Deportation, als eine Strafe Jahwes. Die Mahnungen der Propheten zur Treue im Glauben, zu mehr Gerechtigkeit und Beistand für Arme, Witwen und Waise waren überhört worden. Nun, so glaubten sie, war Gottes Geduld mit ihnen zu Ende. Niedergeschlagenheit, Schuldgefühle, Hoffnungslosigkeit bestimmten ihre Gefühle. Was war aus ihnen geworden, die Jahwe einst ins Land der Verheißung geführt hatte?, so fragten sich viele. Und in manchen Herzen kam sogar der Gedanke auf: Sind die Götter Babylons nicht mächtiger als unser Gott Jahwe?
Gott steht zu seinem Bund
In diese Situation hinein darf Jesaja dem Volk verkünden, dass Gott zu seinem Bund steht. Er ist und bleibt ihr Gott. Kein Vergehen der Menschen kann ihn so beleidigen, dass Gott jemals jegliches Interesse an jemandem verlieren könnte. Jahwe, so sollen die Israeliten wissen, ist und bleibt der Gott der Barmherzigkeit und des Erbarmens. Rachegedanken kennt er nicht, sie sind ihm fern.
Ob in die Fremde Babylons verschleppt oder im Lande verblieben, alle sollen erleben: Neu lässt Jahwe machtvoll seine Herrlichkeit einbrechen in die von Unrecht und durch Vergehen aller Art gestörte Welt. Ein zweites Mal wird er sein Volk aus der Gefangenschaft heimführen in ihr Land. Nach den Bildern, die das Prophetenbuch Jesaja beschreibt, wird ein zweiter Auszug durch die Wüste stattfinden, den der Herr selbst anführt.
Wenn von den Straßen die Rede ist, die durch die Wüste gebaut werden sollen, von den Hügeln und Tälern, die es zu ebnen gilt, dann verstand jeder Israelit, dass sein Herz damit gemeint und angesprochen war. Der zweite Auszug aus Gefangenschaft und Sklaverei soll ein Siegeszug werden ohne Murren und Auflehnung wie einst beim Auszug aus Ägypten. Daher soll sich jeder innerlich auf das Kommende vorbereiten. Jerusalem wird neu der Ort der rechten Gottesverehrung und des Jubels. An der Spitze seines Volkes hält Jahwe Einzug als ihr Befreier und Retter. Keine Macht wird ihn daran hindern. Mit ihm oder vor ihm her ziehen alle, die er für sich gewonnen hat.
In Jesus ist Gott selbst in die Welt gekommen
Im Wirken Jesu sahen die ersten Christen eine Wiederholung des von Jesaja gezeichneten Bildes. Jesu Auftreten glich ganz dem Wirken Jahwes, von dem Jesaja gesagt hatte: "Wie ein Hirt führt er seine Herde. Er sammelt sie mit starker Hand. Die Lämmer trägt er auf dem Arm; die Mutterschafe führt er behutsam". In Jesus, auf den bei der Taufe der hl. Geist herabkam und den eine Stimme als den "geliebten Sohn" proklamierte, sahen sie Gott persönlich in die Welt gekommen. Sich von ihm gewinnen zu lassen und sich seinem Siegeszug anzuschließen, erkannten sie als ihren Weg durch die Wüstenstrecken ihres Lebens in dieser Welt. Murren und Hadern gegen Gott in ihren Nöten und Schicksalen des Lebens nicht vorkommen zu lassen, darin erblickten sie die rechte Haltung. Das nicht zuletzt von hartem Leid gezeichnete Leben Jesu, das von ihm aber angenommen wurde, war ihnen dabei die größte Hilfe. So brachten sie es immer wieder fertig, sich im Leid aufzurichten, ihr Kreuz anzunehmen und im Vertrauen nicht nachzulassen, dass Gott da ist.
Mögen auch wir zu denen gehören, die sich von Gott gewinnen lassen. Im Leid, bei Schicksalsschlägen, in unserem Versagen stellt sich vielleicht auch bei uns gelegentlich die Frage: Gott, wo bist du - mit deiner Hilfe, mit deinem Beistand, mit deiner Gegenwart? Bauen wir Gott in den unangefochtenen Zeiten unseres Lebens in unserem Inneren jene Straßen, auf denen uns sein Trost auch im Leid erreicht. Dies wird umso leichter möglich sein, je deutlicher wir uns immer wieder vergegenwärtigen, wie sehr wir Tag für Tag neu in seine Güte, Liebe und Barmherzigkeit eingeschlossen sind und von ihm geführt und getragen werden.
Taufe - Quelle des Lebens
Das Geheimnis des Weihnachtsfestkreises ist sehr reich und tief. Wir feiern ihn an mehreren Festtagen. In der Hl. Nacht steht vor uns das Geheimnis: Gott wird Mensch in diesem Kind von Bethlehem. Am Fest "Erscheinung des Herrn", feiern wir mit diesen Sterndeutern aus dem Morgenland das Geheimnis: für alle Menschen und alle Rassen zu allen Zeiten ist diese Kind von Bethlehem Erlöser und Heiland. Es lässt sich finden durch unseren Stern der Sehnsucht, der uns führt. Und heute feiern wir das Fest der Taufe Jesu.
An diesem Fest steht wieder ein für uns Menschen wichtiges und reiches Geheimnis vor uns. Ich will versuchen, es in drei Schritten darzulegen.
Jesus lässt sich taufen
Jesus reiht sich durch seine Taufe im Jordan ein in die lange Schlange von Menschen, von Sündern, die da bei Johannes anstehen und sich taufen lassen.
Er, Gottes Sohn, hat es doch nie nötig, sich taufen zu lassen! Er ist doch von vornherein der Heilige und braucht durch nichts erst geheiligt werden. Aber unseretwillen, damit wir Menschen ihn leichter annehmen können, lässt er sich taufen und sagt uns durch seine Taufe: Ich scheue eure Unvollkommenheit, Gebrechlichkeit, Menschlichkeit, eure Sterblichkeit, eure Sündhaftigkeit nicht. Ich steige mitten unter euch hinein, um euch durch meine Taufe zu zeigen, dass es da einen Weg heraus gibt.
Gemeint sind vor allem Sünde und Tod. Sünde meint all das, was Leben kaputt macht, Beziehungen zerstört, was gegen das Leben handelt. Und Tod, wo alles zugrunde geht. Jesus sagt uns: in meiner Taufe zeige ich Euch den Weg zum Leben. Wir dürfen froh sein über unsere Taufe, weil auch dieser Jesus selbst in der Reihe derer steht, die sich taufen lassen. Wir sagen damit: nicht Zerbrechen, Sterben, Tod ist unser Ende. Sondern unser Ziel ist Leben, erfülltes Leben, Lebensgemeinschaft mit Gott. So wurde die Taufe eine Quelle zum Leben.
Eine göttliche Kraft
Durch die Taufe Jesu hat das Element Wasser eine besondere Qualität bekommen. Weil sich Jesus durch Johannes Wasser über sein Haupt hat gießen hat lassen, hat er dem Wasser bei der Taufe eine besondere Kraft, eine göttliche Kraft, gegeben.
Wir halten oft Wasser für so selbstverständlich, sehen kaum seinen Wert. Aber wenn wir so richtig ausgetrocknet sind, wenn's sehr heiß oder staubig hergeht, wie gut tut da ein Schluck Wasser. Wir spüren direkt, wie es uns neue Lebenskraft gibt. Oder wenn wir verschmutztes, verdorbenes Wasser in Bächen und Flüssen erleben, wie uns da aufgeht, was ein klarer Bach bedeutet, wie da Leben drinsteckt, wie kostbar das ist.
Und Jesus zeigt uns diese noch ganz andere Kostbarkeit des Wassers: Lebenskraft Gottes geht davon aus. Er ist das lebendige Wasser. Dies ist Kraft gegen alle Kräfte, die Leben zerstören. Wir dürfen dankbar sein, dass wir mit solchem Wasser getauft sind. Nur dürfen wir nicht loslassen, diese Kraft unseres Taufwassers immer wieder für uns neu zu entdecken.
Du bist mir wertvoll
Zu Jesus sagt eine Stimme: "Du bist mein geliebter Sohn. An dir habe ich Gefallen gefunden." Da wird in Worten ausgesprochen, was dieses Taufen, dieses Übergossen-werden mit Wasser, dieses Eintauchen ins Wasser bewirkt. Die Stimme vom Himmel, die Stimme seines Vater, sagt das zu Jesus: "Du bist mein geliebter Sohn. An dir habe ich mein Gefallen gefunden." Und Jesus sagt zu jedem von uns bei unserer Taufe: "Du bist mein geliebter Bruder, meine geliebte Tochter. An dir habe ich Gefallen gefunden." Du bist mir wertvoll. Ich liebe dich, so wie du bist.
Dieses Wort Jesu ist ein unschätzbar wertvolles Wort. Ich nenn es ein Basiswort für mein Leben. Auf das kann ich bauen, auch wenn mein Leben auf noch so wackligen Füßen steht. Es ist ein ganz starkes Gegenwort gegen das, was wir von uns selber so oft im Ohr haben: "Du taugst nichts!", "Du hast keinen Platz!", "Du gehst mir auf den Wecker!", "Du schaffst das nie!". Solche Worte ziehen uns den Grund unter den Füßen weg. Solche Worte versperren uns die Zukunft, rauben uns das Leben, verschließen uns den Himmel.
Dieses Wort Gottes aber erschließt uns auch in miesesten Situationen Leben, eröffnet uns Zukunft, öffnet uns den Himmel. Ich möchte ihnen sehr ans Herz legen: lassen sie bei diesem Gottesdienst oder heute in einer stillen Minute dieses Wort ganz tief in ihre Seele, in ihr Gemüt, in ihr Herz hinein: "Du bist mein geliebter Bruder, meine geliebte Tochter. An dir habe ich Gefallen gefunden!" Lassen sie es zum Lebensfundament werden. Sie werden spüren, dass ihre eigene Taufe damals durch diese Taufe Jesu zu einer wunderbaren Lebenskraft wird.
"Du bist mein geliebter Vater…"
Wenn wir diese Taufe Jesu so sehen, wenn sie so direkt in Bezug steht zu meiner, zu ihrer Taufe, dann dürfen wir noch einen anderen, sehr schönen Schritt wagen. Wir dürfen den Satz umdrehen und zu Gott und zu Jesus sagen:
"Du bist mein geliebter Vater, mein geliebter Bruder.
An Dir habe ich Gefallen gefunden.
Du bist mir wertvoll.
Ich liebe Dich so, wie du bist."
Der Weg der Sanftmut
An vielen Taufbecken und auch auf vielen Taufkerzen ist eine Taube abgebildet. Diese Taube steht für den Heiligen Geist. Im Evangelium wird es uns erzählt: der Heilige Geist kam in Gestalt einer Taube auf Jesus herab. Mir kommt es so vor: scheinbar ist der Heilige Geist in Gestalt der Taube im Hintergrund. Doch so sehr der Heilige Geist im Hintergrund zu stehen scheint, so sehr ist das Symbol für den Heilige Geist in dieser Situation wichtig. Es sagt Entscheidendes aus über den Glauben und über die Botschaft, welche die wichtigste Person, nämlich Jesus gebracht hat.
In der Taube sehe ich den Weg Gottes mit den Menschen dargestellt. Immer war die Taube ein Symbol für den Frieden. Eine Taube wirkt harmlos. Sie ist klein. Ihr Verhalten scheint arglos zu sein. Während seiner Tätigkeit wird Jesus, um den es heute geht, einmal sagen: seid arglos wie die Tauben und klug wie die Schlangen. Arglos kann ich hier übersetzen mit friedfertig. Ein argloser Mensch greift von sich aus niemanden an, sei es mit Worten, sei es in Taten. Ferner sieht ein argloser Mensch zuerst das Gute im Mitmenschen.
Stärke, Macht Besitz
Diese Sanftheit ist ein Gegenpol zu dem, was wir sonst in der Welt erleben. In dieser Welt, die damals die Menschen erlebten, die sich von Johannes taufen ließen, setzt auf alles andere als auf Arglosigkeit, auf alles andere als auf Friedfertigkeit, auf alles andere als auf Einfachheit, alles, was eine Taube symbolisiert. Es ist doch die Stärke, Macht, Besitz, Sich Durchsetzen. Ja nichts verpassen, morgen könnte es ja vorbei sein. Für viele Menschen ist Gott gleichgültig geworden, damals wie heute. Seine Gebote und Worte, sie zählen nicht mehr.
Am Sonntag kann ich diese Worte gut leben, am Sonntag, wenn ich sie in der Messe höre, dann sind die Worte Gottes einfach, dann sind sie schön. Doch im Alltag, da zählt anderes. Dabei ist gerade der Alltag doch der Ort, wo sich mein Glaube bewährt, gerade der Alltag fordert mich heraus. Wer es doch ernst nimmt mit dem Glauben, wer die Worte Jesu im Evangelium nicht in den Bereich der Illusionen verweist, der kann leicht anecken. Jesus ist angeeckt. Immer wieder wurde er von denen angegriffen, deren Verhalten er in Frage stellte.
Es ist auch heute ein Wagnis, sich für Gott zu entscheiden. Auch die Erziehung der Kinder ist nicht so ganz einfach. Oft höre und lese ich, dass Eltern ihren Kindern mitgeben: "Lass dir nichts gefallen, schlag zurück!" Gewalt erzeugt immer noch Gegengewalt. Wer sollte denn den Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt durchbrechen.
Johannes hat die Menschen zur Taufe eingeladen. Es war die Taufe zur Umkehr, zur Vergebung der Sünden. Es war eine Taufe mit Wasser, als eine Taufe der Reinigung. Die Menschen haben sich entschieden, diese Taufe zu empfangen. Jesus hat sich entschieden, diese Taufe von Johannes zu empfangen. Damit hat er sich auch für den Weg Gottes mit uns Menschen entscheiden. Gott rüstet ihn mit der Gabe seines Geistes aus.
Weg der Friedfertigkeit und Einfachheit
Der Weg Gottes ist der Weg der Friedfertigkeit, der Einfachheit. Jesus Wirken begann nicht mit einem großen öffentlichen Auftritt, auch nicht mit einer Amtseinführung wie bei Pfarrern. Jesus stellte sich in die Reihe aller Mitmenschen. Von den Mitmenschen wollte er sich nicht unterscheiden.
Das unscheinbar Sein, das sanfte und auch das zärtliche finden wir in der Lesung aus dem Buch Jesaja. Der Gottesknecht ist keiner, der mit Brachialgewalt einschlägt, keiner, der Macht und Stärke demonstriert. Wie Jesus ist er ausgerüstet mit dem Geist Gottes.
Dieser Gottesknecht "lärmt nicht und schreit nicht, lässt seine Stimme nicht auf der Straße erschallen. . ." Also hebt sich dieser Mensch nicht durch Reden hervor. Wie oft hören wir große Worte, hinter denen nichts steht. Oft erleben wir es in der Geschichte, dass es Männern oder Frauen gelingt durch gute Rhetorik die Menschen für sich zu gewinnen, aber beim genauen Hinsehen war doch zu merken: es ging darum, die Menschen für Ziele und Zwecke zu missbrauchen. Oder hinter großen Versprechungen steckte nichts. Mit lauten Worten wollte einer - und leider gelang es auch oder gelingt es immer wieder - seine innere Leere überspielen.
Weg des Aufrichtens und Heilens
So "zerbricht er auch nicht das geknickte Rohr und den glimmenden Docht löscht dieser Mensch nicht aus!" Sondern sein Wirken zielt darauf, Leben zu erhalten, Mitmenschen aufzubauen. Im ganzen Verhalten zeigt er, dass er nicht verurteilt. Das überlässt dieser Mensch Gott. Dazu wirkt seine Gegenwart heilend.
In diesen Beschreibungen finde ich Jesus wieder. Jesus richtete auf, wo er konnte. Jesus machte Blinde sehend, im wörtlichem Sinne, aber auch im übertragenem Sinn, wenn er durch seine Worte und seine Taten die Augen für Gottes Liebe öffnete, wenn er in den Dunkelheiten von Krankheit, Sünde und Schuld Licht für die Menschen war.
Die Taufberufung leben
Weil Jesus sich vom Geist Gottes leiten ließ in allen Taten seines Handelns, darum lebte er auch die Taufe. Was wir im Evangelium gehört haben, das war nicht ein einmaliger Akt im Leben Jesu. Es wurde durch sein Leben, durch seine Taten, angefangen von dem Geschehen am Jordan, angefangen von der Versuchung in der Wüste bis hin zu seinem Kreuzestod Wirklichkeit.
Jesus lebte seine Berufung inmitten einer brutalen Welt. Er preist selig, die Frieden stiften. Jesus spielt nicht seine Macht aus, als er zum Tod am Kreuz verurteilt wird. Gewalt wird nicht mit Gegengewalt beantwortet. Die Taufe, die Jesus empfing war eine Taufe zur Umkehr zum Gott des Friedens.
Auch wir sind getauft. Einmal haben unsere Eltern Ja gesagt, dann waren es wir selbst in der Firmung, die JA gesagt haben zum Weg Gottes mit uns. Es gilt, dieses Sakrament in unserem Leben Wirklichkeit werden zu lassen. Dort, wo wir - vom Geiste Gottes geleitet - Jesus ähnlich werden, in jedem Akt der Liebe, überall, wo wir Frieden stiften, wo wir uns nicht in den Vordergrund stellen, sondern den Weg der Unscheinbarkeit gehen, m. a. W. Sauerteig sind, da leben wir unsere Taufe.
Wir sollten es nicht nötig haben, mit Schreien auf uns aufmerksam zu machen. Denn das Fundament unseres Lebens ist die Liebe Gottes zu uns. "Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter." Das ist auch uns zugesagt worden, und wird uns immer wieder zugesagt. Müssen wir uns das oft bei Mitmenschen oft erst durch Leistung, durch Stärke, durch Siege verdienen, so ist uns das bei Gott geschenkt. Darum gebrauchen wir doch oft unsere Ellenbogen, darum setzen wir es oft daran, besser zu sein als alle anderen, weil wir ein tiefes Bedürfnis haben, wichtig zu sein.
Mit Gott leben
Wenn wir uns taufen lassen, besser, wenn wir uns entscheiden, mit Gott zu leben, dann dürfen wir uns wertvoll wissen, weil Gott uns für wertvoll hielt. Das ist die Botschaft von Jesus. Diese gilt allen Menschen, unabhängig von der Person, unabhängig von dem Volk und der Religion, der er angehört.
Es ist eines wichtig: ihn zu fürchten, nicht Angst vor Gott zu haben, sondern ihn und seine Botschaft ernst nehmen. Wir sollen nur tun, was recht ist. Was recht ist, das zeigen die Worte aus der Lesung, aus der Apostelgeschichte, aus dem Evangelium. Was recht ist, wird klar in dem Symbol der Taube. Wählen wir den Weg Gottes mit uns. Es ist der Weg des Friedens, der Einfachheit, der Unscheinbarkeit, der Weg der Liebe und der Weg der Sanftmut. Amen.
Getauft mit Wasser und Heiligem Geist
Beim Namen gerufen
Institutionen arbeiten sehr oft mit Nummern. Deshalb verlief ein Gespräch in der Krankenkasse auch auf dieser Basis: "Ihr Name interessiert mich nicht. Sie haben eine Nummer." Und kurz darauf, etwas gereizt, in sich hineinmurmelnd, meint die Beamtin: "Sie haben eine Nummer, und Sie sind eine Nummer." Wie das wohl auf wienerisch klingt?
Bei Gott ist das anders: "Fürchte dich nicht, ich habe dich bei deinemNamen gerufen, du gehörst mir." (Jes.43,1). Das ist eine ganz wichtige Aussage, die Glaube und Vertrauen erbittet, ja geradezu herausfordert. Der Glaube an Christus wird im Neuen Testament als Neugeburt verstanden. Wer an den menschgewordenen Gott glaubt, darf sich wie neu geboren fühlen. Das Symbol dieser Neugeburt ist die Taufe.
Jesus lässt sich von Johannes taufen und tritt damit in das Licht der Öffentlichkeit. Er lässt sich "zusammen mit dem ganzenVolk" (Lk.3,21) taufen. Das bedeutet: Jesus solidarisiert sich mit den Menschen, er stellt sich in die Reihe der Sünder, ohne selbst Sünder zu sein. Im Wort "Taufe" steckt "eintauchen", "untertauchen". Dieses Eintauchen macht Jesus zu einem Sakrament, zu einer Verbindung von Gott und Mensch. Dabei geschieht noch etwas Entscheidendes: "Der Himmel öffnet sich, und der Heilige Geist kam sichtbar inGestalt einer Taube auf ihn herab." (Lk. 3,22). Damit das aber auch allen klar wird, heißt es noch zusätzlich: "Du bist mein geliebter Sohn,an dir habe ich Gefallen gefunden."
Politische Brisanz
Diese Taufe hat auch politische Brisanz, damals und heute. Am Jordan beginnt die Spannung zwischen Jesus und der jüdischen Tradition. Welcher Messias wird das sein, ein politischer oder schon der endgültig richtige? Diese Botschaft ist Botschaft der Zuversicht mit besonderem Blick auf Abgesonderte, Sünder, Ausgegrenzte. Diese Botschaft wird er noch genauer in seiner knapp dreijährigen Verkündigungstätigkeit entfalten.
Es ist auch eine Botschaft der Barmherzigkeit: "Ich bin gekommen,die Sünder zu berufen." (Mt.9,13). Taufe wird zur Umkehr der Werte, gegen den Strom der Zeit zu schwimmen, gegen Gewalt, soziale Ungerechtigkeit, gegen Kurzsichtigkeit im Denken und Mitfühlen aufzutreten. Der / die Christ(in) ist durch die Taufe in den Geist Gottes eingetaucht. Sein / ihr Sprechen (Atmen), sein / ihr Handeln wird durch den Geist Gottes bestimmt.
Am Beginn der Tauffeier steht die Namensgebung als Zeichen dafür, dass Gott uns persönlich in seine Nachfolge beruft und einlädt. "Ichhabe dich bei deinem Namen gerufen." Der Name ist wesentlicher Teil unserer Identität, im Namen, besonders im Spitznamen, steckt in der Regel auch eine Liebesbezeigung. Wir sind mehr als ein Wassertropfen im Ozean.
Nicht allein
Obwohl jeder persönlich allein in diese Nachfolge gerufen wird, bleibt er nicht allein. Die Gemeinschaft der Getauften bildet die Kirchen. Bei der Taufe wird auch die Allerheiligen-Litanei gebetet. Sie erinnert daran, dass sehr viele Menschen schon über die Erde gegangen sind, die versucht haben, im Geiste Jesu zu leben. Auch sie stellen bereits eine Verbindung zwischen Himmel und Erde her als unsere Fürsprecher. In sehr vielen Fällen gibt der Name auch Orientierungshilfe und Lebensprogramm für den/die Getaufte(n), beispielsweise Heilige der Nächstenliebe wie Elisabet und Martin.
Nach der Taufe auf die Dreifaltigkeit - wieder ein Beziehungshinweis - erfolgt die Salbung. Auch sie hat ungeheure Sprengkraft. Der Taufspender spricht dazu: "Du wirst nun mit dem heiligen Chrisam gesalbt; denn du bist Glied des Volkes Gottes und gehörst für immer Christus an, der gesalbt ist zum Priester, König und Propheten in Ewigkeit." (siehe auch 1 Petr.2,9). Schon lange vor Christus wurden Könige gesalbt, auch im ordo wird der Weihekandidat gesalbt, damit der/die Getaufte bzw. der Weihekandidat, den Verletzungen, den Brandwunden, die das Leben zufügt, besser standhalten kann.
Gesalbt und geweiht
Die Taufe wird somit zur ersten Priesterweihe eines Menschen, egal, ob Mann oder Frau, vielleicht nicht ganz zur Freude mancher kirchlicher Zentralstellen. Durch die Taufe werden wir zu Königen, ohne Krone oder besser mit Dornenkrone, denn man bekommt so manches Leid aufgedrückt. Wir sind Könige, die eingeladen sind, die Macht der Liebe weiterzugeben. Dieser Hinweis sagt aber auch, dass wir Propheten sind, die für andere ein gutes Wort einlegen, die klug und mutig den Mund aufmachen, um auf Unrecht hinzuweisen, vielleicht auch Fehlhaltungen zu korrigieren. Das alles sind wichtige Grundpfeiler unserer Menschenwürde, die in Europa erst richtig im 18. Jhdt., in der Aufklärung, entfaltet und in der Menschenrechtserklärung 1948 nochmals artikuliert wurden. Der Vatikan hat sie bis heute nicht unterschrieben.
Die Taufe ist ein sehr kreatives Geschenk Gottes an uns Menschen. Man kann verschieden damit umgehen: sich kurz freuen, liegen lassen, nicht beachten oder die Absicht genauer unter die Lupe nehmen, die Gebrauchsanweisung für unser Leben tatsächlich zur Anwendung bringen. Manches wird gelingen, einiges unvollständig bleiben. Deshalb beten wir auch: "Im Wasser und im Heiligen Geist wurdest du getauft. Der Herr vollende an dir, was er in der Taufe begonnen hat."
- Liedvorschläge1
Hans Hütter
Lieder:
GL 161: Du rufst uns Herr, trotz unsrer Schuld
GL 219: Mache dich auf und werde licht
GL 241: Nun freut euch, ihr Christen
GL 251: Jauchzet, ihr Himmel
GL 346: Atme in uns, Heiliger Geist
GL 347: Der Geist des Herrn erfüllt das All (1., 3. und 4. Str.)
GL 357: Wie schön leuchtet der Morgenstern
GL 368: O liebster Jesu, denk ich dein
GL 372: Morgenstern der finstern Nacht
GL 395: Den Herren will ich loben
GL 414: Herr, unser Herr, wie bist du zugegen
GL 425: Solang es Menschen gibt auf Erden
GL 428: Herr, dir ist nichts verborgen
GL 477: Gott ruft sein Volk zusammen
GL 483: Haleluja... Ihr seid das Volk, das der Herr sich ausersehn^
GL 484: Dank sei dir Vater, für ds ewge Leben
GL 487: Nun singe Lob, du Christenheit
GL 488: Die ihr auf Christus getauft seid
GL 489: Lasst uns loben, freudig loben
GL 491: Ich bin getauft und Gott geweiht
GL 633,8-9: Dankt dem Vater mit Freude, er schenkt uns seinen Sohn.
GL Ö815: Sag Ja zu mir, wenn alles Nein sagt
GL Ö924/925: Fest soll mein Taufbund immer stehn
Psalmen und Kehrverse:
GL 58: Lobe den Herrn, meine Seele - Mit Psalm 104 - VIII.
GL 260: Werde licht, Jerusalem, Halleluja, dein Licht ist uns erschienen, Halleluja. - Mit Psalm 65 (GL 45,2) - VI.
GL 264,2: Du bist das Licht, die Völker zu erleuchten, du deines Volkes Herrlichkeit - Mit Psalm 8 (GL 33,2) - VII.
GL 312,4: Dem Herrn will ich singen, machtvoll hat er sich kundgetan - Mit Psalm 104 (GL 58,2) - VIII.
GL 629: Du führst mich hinaus ins Weite - Mit Psalm 30 - I.
631,3-4: Der Herr hat Großes an uns getan, sein Name sei gepriesen. - Mit Magnificat - IX.
- Einleitung5
Manfred Wussow (2022)
Wir sind zu einer Taufe eingeladen! Das ist immer ein schönes Fest. Meistens mit kleinen Kindern. Heutzutage auch immer öfter mit Erwachsenen, die nicht getauft wurden, als sie klein waren. Wenn sie erzählen, wie wichtig ihnen dieser Schritt ist, können wir uns mit ihnen freuen und ihren Weg mitgehen.
Heute feiern wir die Taufe Jesu. Wir freuen uns mit ihm. Wir gehen seinen Weg mit.
Ihn bitten wir:
Hans Hütter (2019)
In Jesus von Nazareth hat die Weisheit Gottes menschliche Gestalt angenommen. So haben wir es zu Weihnachten gehört und gefeiert. Heute erinnern wir uns daran, wie seine Sendung vor allen Gottsuchern, die sich um Johannes dem Täufer gesammelt hatten, offenkundig geworden ist. Durch die Taufe Jesu hat das Reinwaschungsritual des Johannes eine neue Bedeutung bekommen. Jesus taucht nicht nur in das reinigende Wasser des Jordan ein, sondern auch in das Feuer des heiligen Geistes Gottes. Er, der empfangen ist vom Heiligen Geist, offenbart sich als der vom Geist Gottes Erfüllte. Er tauft seine Jünger nicht nur mit Wasser sondern auch mit Heiligem Geist.
In Erinnerung an unsere eigene Taufe segnen wir am Beginn unseres Gottesdienstes Wasser. Wir bitten den Heiligen Geist, dass er herabsteige in dieses Wasser, mit dem wir uns dann besprengen.
Claudia Simonis-Hippel (2013)
Ich begrüße Sie ganz herzlich zu unserem heutigen Gottesdienst. Wir beginnen ihn + im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Gottes Liebe sei mit uns allen.
Heute feiern wir das Fest der Taufe Jesu. Die Taufe im Jordan ist ein Wendepunkt im Leben Jesu: Er erfährt ausdrücklich, dass er Gottes geliebter Sohn ist, an dem Gott Gefallen hat. Auch für uns Getaufte gilt dieser Satz: "Du bist Gottes geliebter Sohn, Gottes geliebte Tochter von Anfang an." Wenn wir im heutigen Gottesdienst dem nachspüren, was dieser Satz für uns ganz persönlich bedeuten kann, kann das auch für uns zu einem Wendepunkt werden.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr C 2/2006. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2006, S. 42-54.
Klemens Nodewald (2013)
Es gibt Tage und Zeiten in unserem Leben, wo uns unsere Gefühle sehr zu Boden drücken können. Dies ist in besonderer Weise dann der Fall, wenn wir in wichtigen Punkten und großen Linien keinen Stern oder Lichtstrahl für uns am Horizont sehen. Schwierigkeiten und Leid zu ertragen, sind wir am ehesten bereit, wenn es hinter aller durchlittenen Not wieder aufwärts geht oder wenn hinter dem Aushalten von Leid Sinn steckt.
Durch den Propheten Jesaja werden wir heute daran erinnert, dass Gott unsere Schicksale nicht gleichgültig sind. Er will aufrichten und Trost spenden. Auf Gottes Beistand dürfen und sollen wir vertrauen. Selbst dort, wo wir von seinen Wegen abweichen und uns durch Schuld ins Unglück bringen, dürfen wir uns seines Erbarmens und seiner Liebe sicher sein.
Jörg Thiemann (2010)
Wenn wir Entscheidungen getroffen haben, dann zeigen wir manchmal auch durch bestimmte Handlungen und Symbole, wie wir uns entschieden haben. Die Taufe ist ein Zeichen, durch das wir unsere Entscheidung für Gott zeigen.
Heute feiert die Kirche das Fest der Taufe Jesu. Wir erinnern uns daran, dass Jesus sich von Johannes dem Täufer hat taufen lassen. Das war ein Zeichen für sein Ja zu Gott, für das Ja zu seiner Berufung.
Sagen auch wir in dieser Feier Ja zu unserem Weg mit Gott? Wie antworten wir auf seine Liebe, die in Jesus sichtbar geworden ist? Als Zeichen erneuern wir in dieser Feier unsere Taufe. Wir sprechen dazu das Taufbekenntnis. Auch besprengt uns der Priester erneut mit dem Wasser des Lebens.
- Bußakt2
Hans Hütter (2009)
(Messbuch, Anhang I, Seiten 1171ff)
Oder:
Sonntägliches Taufgedächtnis in der Zeit nach Weihnachten:
Schwestern und Brüder!
Wir bitten den Herrn, dass er dieses Wasser segne,
mit dem wir nun besprengt werden.
Das geweihte Wasser erinnert uns an die Taufe Jesu
durch Johannes im Jordan
und an unsere eigene Taufe mit Wasser und Heiligem Geist.
Gott erneuere in diesem heiligen Zeichen seine Zusage,
dass er uns als seine Töchter und Söhne liebt,
und erfülle uns mit seiner Gnade,
dass wir unser Leben aus dem Geiste Jesu gestalten.
Gebetsstille
Allmächtiger, ewiger Gott,
du hast das Wasser geschaffen als Element,
das Leben hervorbringt und reinigt.
Durch das Wasser der Taufe
hast du uns ewiges Leben geschenkt
und uns von aller Sünde gereinigt.
Segne + dieses Wasser,
damit die Lebensquelle deiner Gnade und Liebe
aus unserem Inneren fließe
und unser Leben Früchte des Geistes hervorbringe.
Wasch ab alles Böse, mit dem wir uns belastet haben
und lass uns mit reinem Herzen
an der Gemeinschaft der Kinder Gottes teilhaben.
Besprengung mit dem gesegneten Wasser
Tauflied, z. B. "Ich bin getauft und Gott geweiht" (GL 491)
Abschluss:
Herr, erbarme dich.
Christus, erbarme dich.
Herr, erbarme dich.
Der allmächtige Gott reinige uns von Sünden
und mache uns durch das heilige Opfer,
das wir nun feiern, würdig,
am Tisch seines Reiches teilzunehmen.
Jörg Thiemann (2010)
Bevor wir uns der Liebe Gottes zu uns öffnen, die sich zeigt in seinen Worten und in den Gestalten von Brot und Wein, besinnen wir uns und bitten um sein Erbarmen.
"Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden."
So hat Gott zu dir gesprochen, Herr Jesus Christus:
Lassen wir sie zu, die Liebe Gottes, deines Vaters,
oder weisen wir sie zurück?
Herr, erbarme dich.
Schenken wir sie weiter, die Liebe Gottes, deines Vaters,
oder verdecken wir durch unser Leben sie?
Christus, erbarme dich.
Danken wir für sie, für die Liebe Gottes, deines Vaters,
oder nehmen wir sie allzu selbstverständlich an?
Herr, erbarme dich.
Wir alle sind deine geliebten Söhne und Töchter.
Nimm uns an, immer wieder neu,
verzeihe uns unsere Sünden
und führe uns zum ewigen Leben.
- Kyrie4
Manfred Wussow (2022)
Herr,
du reihst dich bei den Sündern ein, die die Taufe erbitten.
Schenke uns Vergebung, schenke uns einen neuen Anfang.
Herr, erbarme dich.
Christus,
wir möchten mit uns und allen Menschen im Reinen sein.
Du weißt um unsere Schwächen, um unser Scheitern.
Christus, erbarme dich.
Herr,
wir träumen von einem offenen Himmel.
Komm mit deinem Geist zu uns.
Herr, erbarme dich.
"Das geknickte Rohr zerbricht er nicht
und den glimmenden Docht löscht er nicht aus".
Ehre sei Gott in der Höhe…
Hans Hütter (2019)
Herr, Jesus Christus,
wie Johannes hast du die Menschen zur Hinkehr zu Gott aufgerufen.
Herr, erbarme dich.
Du hast über uns Gottes Geist ausgegossen.
Christus, erbarme dich.
In dir ist die Güte und Menschenliebe Gottes auf Erden sichtbar und spürbar geworden.
Herr, erbarme dich.
Claudia Simonis-Hippel (2013)
Herr Jesus Christus,
du bist Gottes geliebter Sohn:
Herr, erbarme dich.
Du bist gekommen,
um uns mit heiligem Geist zu taufen:
Christus, erbarme dich.
Du hast uns berufen,
Kinder Gottes zu sein:
Herr, erbarme dich.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr C 2/2006. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2006, S. 42-54.
Klemens Nodewald (2013)
Gott des Erbarmens und des Trostes,
niemandem versagst du deinen Beistand und deine Nähe.
Herr, erbarme dich.
In Jesu Leben wurde deine Liebe in besonderer Weise sichtbar.
Christus, erbarme dich.
In unseren Herzen willst du wohnen
und mit uns durch das Leben gehen.
Herr, erbarme dich.
Es erbarme sich unser der gütige Gott.
Er führe uns aus Leid und Schuld
ins Vertrauen auf seine ungebrochene Liebe zu uns.
In seiner Gnade wird uns das Leben gelingen,
das uns zu ewigem Glück in die Gemeinschaft mit Gott führt. Amen.
- Tagesgebet2
Messbuch - TG Taufe des Herrn: du hast ihn als deinen geliebten Sohn geoffenbart
Allmächtiger, ewiger Gott,
bei der Taufe im Jordan
kam der Heilige Geist auf unseren Herrn Jesus Christus herab,
und du hast ihn als deinen geliebten Sohn geoffenbart.
Gib, daß auch wir,
die aus dem Wasser und dem Heiligen Geist wiedergeboren sind,
in deinem Wohlgefallen stehen
und als deine Kinder aus der Fülle dieses Geistes leben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Taufe des Herrn
Messbuch - TG Weihnachtszeit: in unserem Fleisch sichtbar erschienen
Allmächtiger Gott,
dein einziger Sohn, vor aller Zeit aus dir geboren,
ist in unserem Fleisch sichtbar erschienen.
Wie er uns gleichgeworden ist in der menschlichen Gestalt,
so werde unser Inneres neu geschaffen nach seinem Bild.
Darum bitten wir durch ihn,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB Taufe des Herrn
9. Januar
- Eröffnungsgebet3
Manfred Wussow (2022)
Wir danken dir, Gott,
für deine Treue.
Für deine Zusagen,
die uns über schwere Zeiten tragen,
für deine Verlässlichkeit,
die uns einen weiten Raum gewährt.
Die erste Woche des neuen Jahres befehlen wir dir,
Fragen, die uns verunsicherten,
Diskussionen, die uns aufbrachten,
Gedanken, die sich im Kreise drehten.
Wir kommen als Gäste zu dir
und gehen als deine Freunde von hier.
Heute zeigst du uns Jesus, deinen Sohn.
Er ist das Licht der Völker,
er öffnet Augen,
er befreit Menschen
und die, die im Dunkeln sitzen,
führt er in das Leben.
Heute und in Ewigkeit.
Claudia Simonis-Hippel (2013)
Guter Gott,
bei der Taufe im Jordan
hast du Jesus als deinen geliebten Sohn angesprochen.
Lass auch uns in diesem Gottesdienst spüren,
dass du uns von Anfang an als deine Kinder liebst.
Darum bitten wir durch Jesus Christus,
unseren Bruder und Herrn.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr C 2/2006. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2006, S. 42-54.
Jörg Thiemann (2010)
Jesus, du hast die Worte gehört: du bist mein geliebter Sohn.
Du sagst immer wieder Menschen dasselbe zu, damals wie heute.
Auch uns wird das immer wieder zugesagt.
Es ist so schön, dass wir uns das nicht zu verdienen brauchen.
Es ist so schön, dass du auch die Menschen liebst, die keiner liebt,
die Menschen, die verachtet waren.
Erfülle unsere Herzen mit deiner Liebe.
Erfülle unsere Herzen mit einer tiefen Freude darüber,
dass wir geliebte Söhne und Töchter sind.
Sende uns deinen Geist,
damit wir deine Worte auch immer richtig verstehen. Amen.
- Credo1
Zitat (2013)
Tauferneuerung/Glaubenserneuerung
Statt des herkömmlichen Glaubensbekenntnisses wollen wir heute den Glauben an Gott und Jesus Christus in Form einer Glaubenserneuerung sprechen.
Deshalb frage ich euch:
Glaubst du an Gott, der diese Welt erschaffen hat mit all den Pflanzen, Tieren und Menschen und der uns aufgetragen hat, diese Schöpfung und Natur zu schützen und zu bewahren?
Alle: Ich glaube.
Glaubst du an Jesus Christus, Gottes Sohn, den Bruder aller Menschen, der uns vorgelebt hat, was Solidarität ist und wie wir füreinander da sein und uns der Kleinen und Schwachen annehmen können?
Alle: Ich glaube.
Glaubst du an den Heiligen Geist, der von Gott kommt, der uns zeigt, was wahr ist, der uns frei macht und der uns immer wieder innerlich neu lebendig machen kann?
Alle: Ich glaube.
Glaubst du an die Kirche, die Gemeinschaft der Christusnachfolger/innen, die Jesu Botschaft weiter trägt und lebt und sich um Gemeinschaft, Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden bemüht?
Alle: Ich glaube.
Glaubst du, dass Gott dieses Reich zur Vollendung führen wird, dass wir auferstehen und ewig bei ihm leben werden?
Alle: Ich glaube.
In diesem Glauben bestärke euch (uns) der allmächtige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Alle: Amen.
Nach: Anni Hennersperger/Michael Hüttner, Gemeinschaft feiern, Ein Werkbuch für Jugendgottesdienste, Limburg 1994, S. 35-36)
- Fürbitten10
Manfred Wussow (2022)
Wir haben die frohe Botschaft gehört:
Siehe, das ist mein Knecht, den ich stütze;
das ist mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen.
Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt,
er bringt den Nationen das Recht.
Wir beten
In vielen Ländern wird Menschen Unrecht angetan,
das Vertrauen in das Recht ausgehöhlt
und Recht gebeugt.
Gib den Menschen Mut, für ihr Recht zu kämpfen.
Die im Dunkel sitzen, führe ins Licht!
Viele Menschen werden um ihr Leben betrogen,
ihre Würde mit Füßen getreten,
ihre Geschichten weggeworfen.
Hilf uns, für sie einzutreten.
In vielen Biografien hat die Kirche Lebensmut verdunkelt,
mit Ängsten Schuldgefühle erzogen und
kindliches Vertrauen missbraucht.
Gib uns das offene Wort, Schuldige zur Rechenschaft zu ziehen.
Nationen stehen gegeneinander,
Autokraten gegen Demokraten,
Weltbilder gegen Weltbilder.
Schenke uns, Gräben zu überwinden.
In der Pandemie gehen Risse durch die Gesellschaft.
Menschen können nicht mehr miteinander reden,
ohne Feindbilder zu schaffen.
Dabei geraten immer mehr Menschen an ihr Limit.
Hilf uns, wieder zu einander zu finden.
Eine Stimme aus dem Himmel sprach:
Du bist mein geliebter Sohn,
an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.
Ihm vertrauen wir unsere Hoffnungen an,
ihn wollen wir hören,
ihn loben wir. - Amen.
Renate Witzani (2022)
Ob ein Kind oder ein Erwachsener getauft wird, es ist immer der Beginn neuen Lebens, eines Lebens in Gemeinschaft mit Gott und begleitet vom Beistand des Heiligen Geistes.
In diesem Geist lasst uns ihn bitten:
Für alle Kinder und Erwachsenen, die im kommenden Jahr getauft werden;
für alle Eltern, die sich entschließen, ihr Kind taufen zu lassen;
für alle, die darum ringen, einen Zugang zum Glauben zu finden;
für alle Patinnen und Paten,
für alle Religionslehrer:innen
und für alle, die andere auf ihrem Glaubensweg begleiten.
Für alle, die durch ihre Tätigkeit in Politik, Gesundheitsberufen, Justiz und Wissenschaft bei ihren schwerwiegenden Entscheidungen die Kraft und den Beistand deines Geistes benötigen.
Für alle, die ihre Taufberufung ernst nehmen und danach leben wollen,
aber sich dabei oft überfordert und kraftlos fühlen.
Für uns selbst, dass wir die anderen so annehmen und akzeptieren können, wie du uns annimmst.
Für alle, die im Glauben verstorben sind, dass ihr Leben mit dem Tod nicht vorbei ist, sondern von dir ewige Glückseligkeit erwarten.
Die Zusage deines Beistands gibt uns Mut zum Leben.
Dafür danken wir dir und loben dich jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Hans Hütter (2019)
Herr, Jesus Christus,
du bist das menschgewordene Wohlwollen Gottes.
Dich bitten wir:
Lass alle Getauften die Kraft und das Feuer des Geistes Gottes erfahren.
Schenke allen Getauften Freude am Glauben.
Mach alle Getauften zu glaubwürdigen Zeugen der Frohen Botschaft vom Reich Gottes.
Schütze alle Getauften, die wegen ihres treuen Bekenntnisses zu dir verfolgt werden.
Schenke allen Menschen, die dein Evangelium noch nicht als Frohe Botschaft entdeckt haben, die Gnade des Glaubens.
Gib allen unseren verstorbenen Schwestern und Brüdern das verheißene ewige Erbe.
An dir, Herr Jesus Christus, hat Gott Wohlgefallen.
Hilf uns, dass auch wir das Wohlgefallen unseres Vaters im Himmel finden,
der du mit ihm lebst und wirkst im Heiligen Geist. – Amen.
Renate Witzani (2019)
In Jesus, der bei seiner Taufe als Gottes Sohn bezeichnet wird, erreicht die Zuwendung Gottes zu uns Menschen einen unglaublichen Höhepunkt.
Durch ihn lasst uns den Vater bitten:
Für das Volk der Juden, das in religiöser Hinsicht zutiefst von der Erwartung des Messias geprägt ist.
Für alle, die dem Leistungsdruck und dem Nützlichkeitsdenken unserer Gesellschaft nicht standhalten können; vor allem für alle die kranken und alten Menschen.
Für alle Menschen, die in deinem Heilswillen eingeschlossen sind, aber kaum oder gar nicht am kirchlichen Leben unserer Gemeinden teilnehmen.
Für alle, die sich von der ihnen geschenkten Taufgnade ergreifen lassen und fortan als deine geliebten Kinder zu leben versuchen.
Für unsere Verstorbenen, die wir deiner Güte anvertrauen.
In der Taufe wurden wir mit Christus vereint.
Das ist das große Geschenk, das uns durch unser ganzes Leben begleitet.
Dafür danken wir dir und rühmen dich jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Renate Witzani (2016)
Unsere Taufe ist der Beginn unseres Lebens in Gott.
Im Sakrament überschüttet uns Gott mit Gnade und Barmherzigkeit.
Die von ihm geschenkte Barmherzigkeit sollten wir mit allen Menschen teilen.
Füreinander und miteinander wollen wir beten:
Gottes Heiliger Geist ist allen im Volk Gottes geschenkt.
Lass alle Getauften mit Begeisterung die Frohe Botschaft in die Welt tragen.
Sein Geist ermöglicht uns mehr als wir uns vorstellen können.
Lass die Kirche im Vertrauen auf seine Hilfe die Herausforderungen für die Gesellschaft annehmen.
Gelebte Dankbarkeit schafft Lebensfreude.
Lass alle Christen freudige Zeugen seiner Liebe werden.
Unseren Selbstwert erfahren wir in der Anerkennung, die andere uns schenken.
Lass auch die Schwachen und die Kleinen in unserer Gesellschaft Wertschätzung erfahren.
In der Taufe werden wir zu Kindern Gottes.
Lass unsere Verstorbenen bei dir ewige Heimat finden.
Vater, du kennst unsere Möglichkeiten und unser Versagen.
Befreie uns von allem, was uns hindert, die uns geschenkten Gaben miteinander zu teilen
und uns so als deine Kinder zu erweisen.
Das erbitten durch Jesus Christus, deinen Sohn, im Heiligen Geist. - Amen.
Claudia Simonis-Hippel (2013)
Lasst uns beten:
Guter Gott, du bist für uns liebender Vater und gute Mutter.
So kommen wir mit unseren Sorgen und Bitten zu dir:
Für alle Not leidenden Menschen:
für die Hungernden, die Verfolgten und Heimatlosen,
für die Kranken und Sterbenden:
Lass sie spüren, dass du sie trotz aller Not nicht verlässt.
Für die Christen aller Konfessionen:
lass uns immer mehr erkennen,
was uns als deine Töchter und Söhne verbindet.
Für die Getauften,
die mit diesem Zeichen nichts mehr anfangen können:
Lass sie Zugang zu lebendigem Christsein finden.
Für alle, die sich auf die Taufe vorbereiten:
Lass sie erfahren, dass du sie um ihrer selbst willen
als deine geliebten Kinder annimmst.
Guter Gott,
schenke allen Menschen ein erfülltes Leben als deine Kinder.
Darum bitten wir durch Jesus Christus,
unseren Bruder und Herrn. Amen.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr C 2/2006. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2006, S. 42-54.
Claudia Simonis-Hippel (2013)
Lasst uns beten zu Jesus Christus,
der Mensch geworden ist
und sich von Johannes im Jordan hat taufen lassen:
Wir beten für alle, die getauft sind,
dass sie wieder die innere Stimme der Taufe vernehmen:
Du bist meine geliebte Tochter, mein geliebter Sohn.
Wir beten für alle, die sich unnütz und wertlos vorkommen:
für die Arbeitslosen, für die Kranken, die Behinderten, die alten Menschen,
dass sie erfahren, dass sie von ihren Mitmenschen
und von Gott um ihrer selbst willen geliebt werden.
Wir beten für alle, die sich auf die Taufe vorbereiten,
dass Heimat finden in Gemeinschaft mit anderen Christen.
Wir beten für alle Verstorbenen,
dass sie die Vollendung bei dir erfahren dürfen.
Jesus Christus,
du hast dich in der Taufe im Jordan mit allen Menschen solidarisiert.
Dafür danken wir dir, unserem Bruder und Herrn. Amen.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr C 2/2006. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2006, S. 42-54.
Klemens Nodewald (2013)
Lasst uns beten zu unserem Gott der Liebe und des Erbarmens,
der auch über uns ausruft: Tröstet, tröstet mein Volk.
Um Kraft und Stärke für alle, die von Leid und Schicksalsschlägen getroffen sind.
Gott der Liebe und des Erbarmens – Wir bitten dich, erhöre uns!
Um Wachsamkeit für uns selbst,
damit wir spüren, wo Menschen Trost und Hilfe durch uns benötigen.
Gott der Liebe und des Erbarmens...
Um Vertrauen in Gott und die Bereitschaft,
in Gottes Wege mit uns einzuwilligen.
Gott der Liebe und des Erbarmens...
Um inneres Wachsen und Reifen beim Aushalten dessen,
was das Leben uns als Schweres auf die Schultern legt.
Gott der Liebe und des Erbarmens...
Um Gottes Segen für alle Menschen,
besonders für jene, die durch Schicksalsschläge oder Leid hart getroffen sind.
Gott der Liebe und des Erbarmens...
Gott,
nicht fern bist du uns, sondern nahe.
Wir danken dir für alle Liebe und Sorge um uns.
Nicht nur durch Worte, sondern vor allem durch deine Taten
willst du uns Trost und Zuversicht schenken.
Dafür danken wir dir und preisen dich mit frohem Herzen. Amen.
Josef Stöckl (2013)
Beten wir zu unserem Herrn Jesus Christus,
der Mensch geworden ist und sich im Jordan
von Johannes hat taufen lassen.
Wir beten für alle, die getauft sind,
dass sie ihre Taufe als Quelle des Lebens wieder neu erfahren.
Wir beten für uns selber,
dass wir, wenn wir Weihwasser nehmen,
uns der Kraft des Taufwassers bewusst werden.
Wir beten für alle, die sich unnütz und wertlos vorkommen,
dass sich über ihnen der Himmel wieder neu öffnet.
Wir beten für alle, die sich auf die Taufe vorbereiten,
dass sie in der Kirche eine Heimat finden.
Wir beten für unsere lieben Verstorbenen,
dass sie die Vollendung bei Dir erfahren dürfen.
Wir danken dir,
dass du uns durch deine Taufe im Jordan
eine Quelle inneren Lebens geschenkt hast.
Höre unsere Bitten und hilf uns,
dieses Leben anderen weiterzugeben.
Durch Christus, unsern Herrn. Amen.
Jörg Thiemann (2010)
Jesus, du hast Ja gesagt zum Weg Gottes mit dir.
Dieser Weg ist so anders als wir es bei uns und unseren Mitmenschen erleben.
Darum bitten wir dich jetzt:
Viele Eltern lassen ihre Kinder taufen,
haben aber wenig Bezug zu Gott und zur Gemeinschaft der Kirche.
Öffne allen Menschen Wege zu dir.
Viele Eltern lassen ihr Kinder überhaupt nicht mehr taufen,
weil ihre eigene Taufe ihnen gleichgültig geworden ist.
Lass in unserer Gesellschaft den Glauben an die frohe Botschaft nicht verloren gehen.
Viele Kinder und Jugendliche bereiten sich in den kommenden Wochen auf das Sakrament der Erstkommunion und der Firmung vor.
Lass sie deine Zusage erfahren,
durch das Beispiel entschiedener Christen und Christinnen.
Viele Menschen erleben nicht, dass sie geliebt und angenommen sind.
Lass sie niemals verzweifeln,
sondern von deiner frohen Botschaft erfahren.
Viele Menschen erleben Gewalt und Unfrieden.
Lass sie Trost finden durch Boten des Friedens,
die in Wort und Tat deine Botschaft ernstnehmen.
Dir ist jeder willkommen, der dich fürchtet und ehrt.
Hilf allen Religionen der Welt aufeinander zu hören,
einander zu verstehen und nach der Wahrheit zu suchen.
Denn du bist der geliebte Sohn,
an dir hat Gott Wohlgefallen gefunden.
Dich loben und preisen wir, jetzt und in Ewigkeit. Amen.
- Gabengebet1
Messbuch - GG Taufe des Herrn: Jesus als den geliebten Sohn geoffenbart
Gott, unser Vater,
wir feiern den Tag,
an dem du Jesus als deinen geliebten Sohn geoffenbart hast.
Nimm unsere Gaben an
und mache sie zum Opfer Christi,
der die Sünden der ganzen Welt abgewaschen hat.
Er, der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB Taufe des Herrn
- Gebet zur Gabenbereitung2
Manfred Wussow (2022)
Du, Herr, hast uns alles gegeben:
Deinen Geist, deine Liebe,
Brot und Wein.
Schenke, dass wir dich empfangen,
deinen Leib, dein Blut.
Wir geben dir unser Leben,
unsere Hoffnungen,
unseren Glauben.
Nimm uns an
In Christus,
unserem Herrn.
Jörg Thiemann (2010)
Jesus, bei der Taufe im Jordan kam der Heilige Geist in Gestalt einer Taube auf dich herab.
Komm auch jetzt in unsere Mitte.
Dein Heiliger Geist wandle Brot und Wein in deinen Leib und Blut.
Dein Heiliger Geist wandle auch unsere Herzen,
wenn wir dich empfangen.
Du bist unsere Mitte, du bist die Liebe.
Dir danken wir jetzt und in Ewigkeit. Amen.
- Lobpreis1
Zitat (2022)
(für die Wortgottesfeier ohne Priester)
Kehrvers:
Preiset den Herrn, denn er ist gut.
Danket dem Herrn, denn er ist gut. (ÖGL 875)
(oder GL 402)
Wir preisen dich, Vater,
für die Menschwerdung deines Sohnes,
für seine Geburt aus der Jungfrau Maria,
für sein Kommen in unserer Mitte.
Kehrvers
Wir preisen dich, Vater,
für Jesu verborgenes Leben in Nazareth,
für sein Heranwachsen im Licht deiner Liebe,
für sein Leben in der heiligen Familie.
Kehrvers
Wir preisen dich, Vater,
für die Offenbarung deines Sohnes am Jordan,
für sein Hinabtauchen in die Tiefen des Wassers,
für die Herabkunft des Heiligen Geistes.
Kehrvers
Wir preisen dich, Vater,
für jedes Wort aus dem Munde Jesu,
für sein heilendes und ermutigendes Wirken,
für die Zeichen seiner Herrlichkeit.
Kehrvers
Wir preisen dich, Vater,
für alle Macht, die du Jesus gegeben hast,
für seine Gegenwart in unserer Mitte,
für sein Kommen am Ende der Zeiten.
Kehrvers
Wir preisen dich, Vater,
durch ihn Jesus Christus, deinen Sohn,
im Heiligen Geist.
Und wir danken dir in alle Ewigkeit. Amen.
Danklied, z. B. "Dank sei dir, Vater, für das ewge Leben" (GL 484)
- Präfation1
Messbuch - Präfation Taufe des Herrn: Die Offenbarung des Geheimnisses Jesu am Jordan
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, allmächtiger Vater,
zu danken und deine Größe zu preisen.
Denn bei der Taufe im Jordan
offenbarst du das Geheimnis deines Sohnes
durch wunderbare Zeichen:
Die Stimme vom Himmel verkündet ihn
als deinen geliebten Sohn,
der auf Erden erschienen ist,
als dein ewiges Wort,
das unter uns Menschen wohnt.
Der Geist schwebt über ihm in Gestalt einer Taube
und bezeugt ihn als deinen Knecht,
den du gesalbt hast,
den Armen die Botschaft der Freude zu bringen.
Darum singen wir mit den Engeln und Erzengeln,
den Thronen und Mächten
und mit all den Scharen des himmlischen Heeres
den Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Taufe des Herrn
- Mahlspruch1
Bibel
Und eine Stimme aus dem Himmel sprach:
Du bist mein geliebter Sohn,
an dir habe ich Gefallen gefunden.
(Mk 1,11)
Oder:
Auf, ihr Durstigen, kommt alle zum lebendigen Wasser!
Kommt und esst!
Hört auf mich, dann werdet ihr leben!
(vgl. Jes 55,1. 3)
Oder:
So spricht Gott, der Herr,
Seht, das ist mein Knecht, den ich stütze;
das ist mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen.
(Jes 42,1)
Oder:
Dieser ist es, über den Johannes gesagt hat:
Ich habe es gesehen und lege Zeugnis ab:
Dieser ist der Sohn Gottes.
(Joh 1,30. 34)
- Meditation2
Helene Renner (2022) - sei wie Feuer
Wenn du getauft bist
dann sei wie Feuer
glühend in Lust und Liebe
brennend für neue Ideen
lodernd in den Flammen der Fantasie
und voll Leidenschaft für deine Aufgabe
Wenn du getauft bist
dann sei wie Wasser
klar und tief in den Gedanken und Gefühlen
sprudelnd vor Lebendigkeit
und überströmend in Freundschaft und Güte
Wenn du getauft bist
dann sei wie Luft
leicht und frei für das Spiel deiner Träume
durchlässig für das Licht, das neu aufbricht
und wie kraftvoller Atem, der lebendig macht
Wenn du getauft bist
dann sei wie Erde
fest und sicher in deinen Schritten
in deinen Entscheidungen und Zielen
fruchtbar für das Aufkeimen neuer Hoffnung
und für das Wachsen und Aufblühen
von tiefem Glauben
und umfassender Liebe
Claudia Simonis-Hippel (2013)
An dir habe ich Gefallen
"DU,
du bist meine Tochter, mein Sohn,
der Geliebte.
An dir habe ich Gefallen."
DU -
ich spreche dich mit deinem Namen an
ich habe dir etwas zu sagen
Du -
dich meine ich
dich selber
ohne alles Drumherum
ohne Leistung und Intelligenz
ohne Ausbildung und Beruf
ohne Kreativität und Engagement
ohne deine Familie
ohne alles, auf was du stolz bist
ohne dass es dir gut geht
ohne dass du dir Mühe gibst
auch wenn du schwach und krank bist
auch wenn du traurig und müde bist
auch wenn du gereizt und wütend bist
auch wenn du grundlose Angst hast
du bist -
deine bloße Existenz ist Grund genug
vor aller Leistung
trotz allen Versagens
meine Tochter, mein Sohn -
du hast deinen Ursprung, deine Wurzel in mir
ich habe dich so gewollt und geschaffen
ich bin und bleibe dir Vater und Mutter
ich verlasse dich nicht
ich sorge für dich
ich beschütze dich
ich stärke dir den Rücken
ich traue dir zu, dass du auf eigenen Füßen stehst
meine Tochter, mein Sohn
Geliebte -
meine Liebe gilt dir
von Anfang an und für alle Zeit
aus meiner Liebe kannst du nicht herausfallen,
egal, was du tust
An dir habe ich Gefallen -
an deinem innersten Wesen habe ich meine Freude
du gefällst mir
so wie du bist
DU bist meine Tochter, mein Sohn, der Geliebte.
An dir habe ich Gefallen.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr C 2/2006. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2006, S. 42-54.
- Schlussgebet1
Messbuch - SG Taufe des Herrn: gläubig auf deinen Sohn hören
Gütiger Gott,
du hast uns mit deinem Wort
und dem Brot des Lebens genährt.
Gib, daß wir gläubig auf deinen Sohn hören,
damit wir deine Kinder heißen und es in Wahrheit sind.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Taufe des Herrn
- Gebet zum Abschluss3
Manfred Wussow (2022)
Für die Gemeinschaft,
Gott, die du uns schenkst,
danken wir dir.
Gemeinschaft mit dir,
Gemeinschaft untereinander.
Wir gehen jetzt wieder nach Hause.
An die Arbeit denken wir,
die vor uns liegt,
an die Menschen,
mit denen wir uns verabredet haben,
an die Aufgaben,
die noch auf uns zukommen.
Segne unsere Familien,
Kollegen und Freunde,
Nachbarn und Fremde.
Schenke uns ein Lächeln.
Dann können wir uns freuen
In Christus,
der dein Wohlgefallen mit uns teilt.
In Ewigkeit.
Claudia Simonis-Hippel (2013)
Guter Gott,
in diesem Gottesdienst hast du uns deine Liebe wieder neu zugesagt.
Gib, dass auch wir andere Menschen trotz ihrer Unvollkommenheiten annehmen können. Darum bitten wir durch Christus,
unseren Bruder und Herrn. Amen.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr C 2/2006. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2006, S. 42-54.
Jörg Thiemann (2010)
Jesus, in der Taufe am Jordan hast du erfahren,
dass es deine Berufung ist, Zeuge der Liebe Gottes zu sein.
Sende jetzt uns aus, denn wir wollen dein Werk weiterführen,
an dem Platz, an dem Ort, wo wir stehen,
zusammen mit den Mitmenschen, mit denen wie leben,
mit den Gaben, die wir empfangen haben. Amen.
- Sonstiges1
Claudia Simonis-Hippel (2013)
Taufgedächtnis:
Am Fest der Taufe Jesu erinnern wir uns zugleich an unsere eigene Taufe. Wenn ich Sie nun mit Weihwasser besprenge, wird diese Erinnerung greifbar. Sie erneuert in uns die Würde, die Gott uns als seinen geliebten Kindern geschenkt hat.
(Besprengung mit Weihwasser)
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr C 2/2006. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2006, S. 42-54.
Du
du
geliebter Sohn Gottes
du
der du kamst in unser Menschsein
du
auf dem der Zuspruch
des Hl. Geistes liegt
du
der Gerechtigkeit
verheißt
allen Nationen
du
brauchst kein Geschrei in den Straßen
machst dich nicht mit Lärm bemerkbar
du
lässt dich auch mit leiser Stimme hören
erreichst meine innere Taubheit
bist in meiner Sprachlosigkeit
du
fasst mich bei der Hand
wo ich zu versinken drohe
du
öffnest mir die Augen
wo Blindheit mich schlägt
du
holst mich
aus meiner inneren Gefangenheit
und
führst mich
in die Freiheit
der Kinder Gottes
du
lässt meine kleines Licht
nicht verlöschen
sondern
führst mich
in den Glanz
der göttlichen
Liebe
DU
nimm mich
und führe mich
Beatrix Senft (2021)
Descendit
hinabgestiegen in den Jordan,
ER ist hinabgestiegen
in das Wasser des Jordan
in die tiefen Abgründe der Seele
in die abgewaschenen Sünden
der Vorgänger
ER hatte keine Ängste
vor Sünden, Finsternis und Tod.
Er stieg hinab
um vom Heiligen Geist
berührt zu werden
um die Bestätigung zu hören:
„Du bist mein geliebter Sohn“
Ilse Pauls (unveröffentlicht)
Die CDU auf der Suche nach dem großen C
Orientierungen. Was soll aus der CDU nach Angela Merkel werden? Die Koordinaten sind wirtschaftsliberal, sozial, konservativ, katholisch.
Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ hat ein Interview mit dem neuen Fraktionsvorsitzenden Bundestag, Ralph Brinkhaus, geführt.
Ganzer Beitrag:
diepresse.com/home/meinung/dejavu/5556800/
"Die Presse", Print-Ausgabe, 08.01.2019
Drei Bilder
Das Alte Testament erwartete das Kommen Gottes selbst. Die Erzählung von der Taufe Jesu nimmt drei Bilder aus der Bildersprache des Alten Testaments, um die Ankunft Gottes zu beschreiben.
Das erste Bild: Der Himmel öffnet sich. Jesus sah - so heißt es im Evangelium - den Himmel offen. Nach der Vorstellung des Judentums der damaligen Zeit war der Himmel, der unmittelbare Zugang zu Gott, verschlossen. Es war wie an einem mit Wolken verhangenen nebligen Tag, wo man kaum mehr die Hand vor dem Gesicht sehen kann und bei Wanderungen leicht die Orientierung verliert. Jetzt, so sagt das Evangelium, ist der Horizont wieder frei, Orientierung ist wieder möglich, die Richtung ist wieder klar. Das Neue Testament bezeichnet darum Jesus als »Licht«, als Licht der Welt und als Licht des Lebens. Er ist nach den Worten des Großen Glaubensbekenntnisses »Licht vom Licht«. Erst in seinem Licht können wir das wahre Wesen der Dinge und des menschlichen Lebens erkennen. Gerade in unserer so verwirrten und unübersichtlichen Situation sind wir auf solches Licht angewiesen.
Das zweite Bild: Der Geist kommt wie eine Taube auf Jesus herab. Die Taube erinnert uns an das Ende der Sintflut, als Noach eine Taufe aufsteigen lässt, die mit einem grünenden Zweig zurückkommt und damit das Ende der Flut und den neuen Frieden zwischen Himmel und Erde ankündigt (Genesis 8,8-11). Bis heute gilt die Taube als Friedenssymbol und als Verheißung einer neuen versöhnten Welt. Den endgültigen Frieden auf Erden können wir Menschen nicht »machen«, er setzte das Ende aller ungerechten sozialen Verhältnisse voraus. Aber dieser Friede beginnt im Herzen der Menschen; er setzt ein neues, ein versöhntes Herz voraus, ein Herz in Frieden mit Gott.
Jesus kommt als der vom Propheten Jesaja verheißene Geistträger, als der mit dem heiligen Geist Gesalbte und als das Geschöpf des Geistes (Jesaja 11,2; Lukas 1,32; 4,18, Johannes 1,33; Apostelgeschichte 10,38), als der Heiland, der die Herzen der Menschen verwandeln kann, die Wunden heilt und die schlimmen Erinnerungen an vergangenes Unrecht versöhnt. Er will uns den Geist als Atem der Seele und des Lebens schenken. Und wer brauchte solchen Atem, solchen Schwung, solchen Mut, der von innen kommt, nicht?
Jesus kommt als Licht des Lebens und Atem des Lebens. Beides wird in einem dritten Bild, oder besser: in einer dritten Aussage, zusammengefasst: Es ertönt eine Stimme von Himmel: »Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.« Mit diesem Wort aus Psalm 2,7 wird Jesus als der erwartete königliche Messias proklamiert, freilich in einer Weise, die weit über die Erwartung des Alten Testaments hinausgeht. Er ist der Sohn Gottes schlechthin, und er ist es von aller Ewigkeit (Johannes 1,34; 8,58). Er ist die ewige Selbstmitteilung der Liebe Gottes, die in der Zeit Fleisch, das heißt: Mensch geworden ist (Johannes 1,14).
Das sind Aussagen, die einem die Sprache verschlagen und angesichts derer man nur staunen kann. Aber die eigentliche Pointe im heutigen Evangelium kommt erst noch. Er, welcher der Sohn Gottes von Ewigkeit her ist, lässt sich von Johannes taufen. Obwohl persönlich ohne jede Schuld, stellt er sich damit in die Reihe der Sünder; er wird solidarisch mit uns allen. Johannes erschrickt darüber und will das nicht zulassen. Doch Jesu Antwort ist klar: Er will, dass alle Gerechtigkeit geschieht (Matthäus 3,13-15). Er nimmt die Bußtaufe des Johannes stellvertretend für uns alle auf sich. Er ist der stellvertretend für uns leidende Gottesknecht (Jes 42,i~4;53). Er ist das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt hinwegnimmt (Johannes 1,29.
Es vollzieht sich ein heiliger Tausch. Er, der Unschuldige, nimmt die Schuld von uns allen auf sich, um uns schuldlos zu machen.
Aus Walter Kardinal Kasper, Bedenke dein Geheimnis. Meditationen zu Advent und Weihnachten. Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2015.
An dir habe ich Gefallen
"DU,
du bist meine Tochter, mein Sohn,
der Geliebte.
An dir habe ich Gefallen."
DU -
ich spreche dich mit deinem Namen an
ich habe dir etwas zu sagen
Du -
dich meine ich
dich selber
ohne alles Drumherum
ohne Leistung und Intelligenz
ohne Ausbildung und Beruf
ohne Kreativität und Engagement
ohne deine Familie
ohne alles, auf was du stolz bist
ohne dass es dir gut geht
ohne dass du dir Mühe gibst
auch wenn du schwach und krank bist
auch wenn du traurig und müde bist
auch wenn du gereizt und wütend bist
auch wenn du grundlose Angst hast
du bist -
deine bloße Existenz ist Grund genug
vor aller Leistung
trotz allen Versagens
meine Tochter, mein Sohn -
du hast deinen Ursprung, deine Wurzel in mir
ich habe dich so gewollt und geschaffen
ich bin und bleibe dir Vater und Mutter
ich verlasse dich nicht
ich sorge für dich
ich beschütze dich
ich stärke dir den Rücken
ich traue dir zu, dass du auf eigenen Füßen stehst
meine Tochter, mein Sohn
Geliebte -
meine Liebe gilt dir
von Anfang an und für alle Zeit
aus meiner Liebe kannst du nicht herausfallen,
egal, was du tust
An dir habe ich Gefallen -
an deinem innersten Wesen habe ich meine Freude
du gefällst mir
so wie du bist
DU bist meine Tochter, mein Sohn, der Geliebte.
An dir habe ich Gefallen.
Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr C 2/2006. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2006, S. 42-54.
Vorurteile
Weil dein Vater im Gefängnis war,
wirst du auch Gesetze brechen.
Weil du einmal gestohlen hast,
wirst du es wieder tun.
Weil du reich bist,
weißt du nichts von der Not.
Weil du die Ausbeutung ablehnst,
bist du ein Kommunist.
Weil du Kritik an der Kirche übst,
bist du ein Ketzer.
Weil du der Kirche treu bleibst,
fehlt es dir an Toleranz.
Weil du dem Christentum fern stehst,
kannst du nicht gut sein.
Weil du dich Christ nennst,
heuchelst du Liebe.
Weil du jung bist,
verstehst du vom Leben nichts.
Weil du alt bist,
hemmst du den Fortschritt.
Weil du an Werten festhälst,
bist du reaktionär.
Weil du nach Wegen in der Gegenwart suchst,
verrätst du Erprobtes.
Aus dem Alten und neuen Geflecht
menschlicher Vorurteile
einige Fäden gezogen.
Keins der unzähligen Vorurteile
ist wahr.
Keins dient dem Frieden.
Keins schafft Geschwisterlichkeit.
Jedes bedroht im Menschsein
jeden von uns.
Jedes kann tödlich wirken.
Jedes muss abgebaut werden.
Wie kann das geschehen?
Antwort gibt
Das einzige Vor-urteil Gottes
zu jedem Menschen gesprochen:
Weil du mein Kind bist,
liebe ich dich!
Aus: Christa Peikert-Flaspöhler, Stellenangebot, Lahn Verlag Limburg 1980.
Ein Knick in der Biographie
Kennst du das auch: einen Knick in der Biographie?
Ich meine nicht das übliche Auf und Ab in den Stürmen des Lebens, dass du dich mal besser, mal schlechter fühlst, je nach dem Wetterbericht der Erlebnisse und Gefühle. Nein, ich meine eine scharfe Kurve, einen Bruch, einen Knick, wo hinterher alles anders ist als bis dahin.
Der Tod eines lieben Menschen kann so ein Einschnitt sein. Oder eine neue Liebe. Eine Krebsdiagnose, ein Infarkt; eine schwere Operation, ein heil überstandener Unfall. Vielleicht auch eine mystische Erfahrung.
Das ist wie eine neue Geburt, einschließlich Wehen und Freude. Von da an gilt für dich ein neuer Kalender. Du teilst die Zeit ein: vor dem Tag X - und nachher. Du erlebst die Krokusse anders und den ersten Schnee. Du entdeckst oft überlesene Zeilen in einem bekannten Gedicht. Eine vertraut Musik hörst du wie eine Offenbarung. Du feierst einen Weihnachtsgottesdienst mit, als sei es zum ersten, zum letzten Mal. Alles bekommt eine neue Wertigkeit. Kleinigkeiten werden dir wichtig, Bedeutendes erscheint dir banal. Prioritäten verschieben sich. Nichts mehr ist selbstverständlich.
Kennst du das auch?
Aus: Hermann Josef Coenen, Die Freiheit, die ich meine. Patmos Verlag, Düsseldorf 1995.
Deine Antwort
Als Jesus lebte,
waren viele Hände zu Fäusten geballt.
Die Israeliten waren untereinander zerstritten.
Und sie kämpften mit den Römern.
Die Römer hatten Israel besetzt.
Etliche Leute sagten:
Nur der Kampf gegen unsere Feinde kann uns retten.
Wir müssen zu den Waffen greifen.
Statt Freiheit ernteten sie immer nur neue Gewalt.
Die Menschen sehnten sich nach offenen Händen.
Offene Hände bringen Segen und Frieden.
Sie erinnerten an Worte des Propheten Jesaja.
Lange vor Jesus hatte er von einem Menschen gesprochen,
der den Kriegen ein Ende setzen wird.
Wir glauben:
Dieser Mensch ist Jesus.
Er kommt nicht mit dem Schwert.
Er kämpft mit dem Wort.
Seine Worte wollen heilen, nicht verletzen.
Selbst als sein Leben bedroht war,
verzichtete er auf Gewalt.
Lieber starb er,
als Böses mit Bösem zu beantworten.
Am Kreuz schien alle Bosheit gesiegt zu haben.
Ein guter Mensch weniger.
Drei Tage später erschien er, der Tote,
seinen Freunden lebendig.
Da wussten sie:
Das Böse hat nicht gesiegt.
Gottes Liebe ist stärker als das Böse.
Und seit dieser Zeit erzählt man sich überall auf der Erde von Jesus:
Wie er lebte, was er sagte, was er tat,
wie er starb und dass er von den Toten auferstanden ist.
Heute hast du, lieber N., vor allen Menschen hier gesagt:
Ich glaube an Gott und an Jesus.
Das kann man nur sagen,
wenn Jesus im Herzen lebendig ist.
Du hast Jesus nicht gesehen,
du hast von ihm gehört
und du kennst die Menschen, die ihm glauben.
Durch sie bist du zum Gauben gekommen.
Gott sagt dir in der Taufe,
was er zu Jesus in der Taufe gesprochen hat.
Du bist mein geliebter Sohn - du bist mein geliebtes Kind.
Was kann deine Antwort sein?
Mit offenen Händen zu leben,
bereit zu segnen und zu helfen.
Für die Menschen offene Ohren und Augen zu haben,
bereit zum Zuhören und für ein gutes Wort.
Die Wahrheit zu lieben, Unrecht zu meiden,
die Liebe als das Wichtigste von allem zu erkennen.
Als Christ wirst du so anderen Menschen zum Segen.
Stefan Scholz, Anfang des neuen Lebens, Regensburg 2007
Jeshua
...Als ich dreißig war, hörte ich von einem,
der am Jordan predigt und viel Zulauf hatte.
Er sagte, die Zeit sei reif. Es gehe bald los
mit dem großen Umbruch, mit der neuen Zeit,
mit Gottes Herrschaft.
Das musste ich selbst erleben!
Ich ging hin an den Jordan und war fasziniert.
Der Mann nahm kein Blatt vor den Mund
und sagte auch den Mächtigen die Meinung,
auch den Berufs-Frommen: den Pharisäern.
So begeistert war ich von ihm und von dem, was er sagte,
dass auch ich mich taufen ließ.
Und in diesem Augenblick geschah es.
Wie eine Offenbarung, eine innere Klarheit.
Da wusste ich ganz sicher.
Gott ist mein Vater - und ich bin sein Sohn.
Da verstand ich auf einmal meinen Namen:
Jesus - Gott rettet.
Von da an war mir klar, dass ich nicht länger
in Nazaret bleiben konnte,
dass ich Abschied nehmen musste von den Eltern,
von unserer kleinen Wohnung,
dass ich aufbrechen musste und es weitersagen an alle,
gerade an die, die es kaum glauben konnten,
dass Gott sie annimmt und liebt,
die nichts vorzuweisen hatten,
was hierzulande als wichtig gilt und beliebt macht.
Den Armen, den Hungernden,
den Traurigen, den Gewaltlosen sagen,
dass sie für Gott wichtig sind und dass ihnen
das Land gehört.
Hermann Josef Coenen, Meine Jakobsleiter, Düsseldorf 1986.
Die Schwelle zum Gelobten Land ist überschreiten
Wie konnte sich der Sohn Gottes taufen lassen? Früher wurde oft als Antwort auf diese Schwierigkeit gesagt, Jesus habe seine Demut zeigen und dem Volk ein gutes Beispiel geben wollen. Doch solch betuliche Aussagen greifen zu kurz. Jesus hat seine Eltern und sein Heimatort verlassen und ist zum Täufer gegangen, weil er weiß: Durch den Täufer handelt Gott. Israel tritt jetzt in die entscheidende Stunde seiner Geschichte ein.
Das aber bedeutet für ihn: Er muss dort sein, wo sich das Schicksal des Gottesvolkes entscheidet. Er muss an dem Ort sein, wo Gott jetzt an Israel handelt. Er muss genau dort sein, wo Gott heute seine Verheißungen erfüllt und wo das Volk an der Schwelle zum Gelobten Land steht. Die moralische Frage: Fühlte er sich als Sünder?, trifft den eigentlichen Sachverhalt noch gar nicht. Es geht Jesus um den Willen, um den Plan Gottes. Mit seiner Taufe gibt er sich ganz diesem Plan hin.
Als Jesus aus dem Jordan heraufsteigt, öffnet sich der Himmel. Das heißt: Himmel und Erde sind wieder verbunden. Die Schwelle zum Gelobten Land ist überschritten. Die sich von Jesus sammeln lassen und seiner Spur folgen, können seitdem unter dem geöffneten Himmel leben.
Wir sind es gewohnt, uns beim Eintreten in die Kirche mit Weihwasser zu bezeichnen. In jeder katholischen Kirche gibt es am Eingang ein Weihwasserbecken. Ich weiß nicht, ob noch jedem von uns bewusst ist, dass uns dieses Wasser am Eingang der Kirche an das Wasser der Taufe erinnern soll. Es ist ein sehr tiefes Symbol: Wir sollen das Haus Gottes nicht gedankenlos betreten. Wir dürfen uns immer von neuem den Tag vor Augen halten, an dem wir durch das Wasser der Taufe hineingenommen wurden in den Raum des Heils: in die Kirche.
Gerhard Lohfink, Gottesvolksbegehren, München 1998.
Wasser: Wohltat für alles, was lebt.
Aus dem Wasser kommt alles Leben,
auch was sich heute an Land
und in den Lüften tummelt.
Wasser ist ein Bild für das Leben.
In der Natur ständig sich ändernd
in Farbe und Gestalt,
Felsen aushöhlend
und Steine abschleifend:
unbändige Kraft.
Trägt Leben in sich,
nährt Pflanze und Fisch
und was sonst noch sich in ihm regt.
Nach schweißtreibender Wanderung
schöpf ich davon,
brennenden Durst zu löschen
und labe ermüdete Füße
in dem kühlen erfrischenden Nass.
Wasser: Wohltat für alles, was lebt.
An heißen Tagen spring ich hinein,
darin zu schwimmen, zu tauchen.
Wasser ist unser wichtigstes Nahrungsmittel.
Wir brauchen es als Getränk,
zum Kochen und Backen.
Wasser brauchen wir zur Reinigung
des Körpers und der Wäsche.
Wasser - ein Sinnbild des Lebens,
köstliche Gabe Gottes für uns.
Doch seinen Wert lernen wir meistens erst schätzen,
wenn es uns fehlt.
Mit Wasser wurden wir getauft,
von aller Schuld gereinigt,
auf dass neues Leben in uns gedeihe,
Leben mit Christus.
Mit Gottes Geist in der Taufe begabt,
auf dass göttliches Leben in uns gedeihe.
Leben mit Christus, der sagt:
Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Leben mit Christus - ewiges Leben.
Werner Eizinger, Wie Weihrauch steige mein Gebet vor dir auf, Regensburg 2008.
Die Taube des Noah und die Taube am Jordan
"Jeder Mensch hat einen Vogel. Nur: die Christen meinen, ihr Vogel sei der Heilige Geist." Dieser Witz ist schon alt, so alt wie die Einsicht, die dahintersteckt. Soweit mir bekannt ist, stammt er von einem echten Bischof. Und weil Bischöfe ja den Heiligen Geist haben, wird es wohl so stimmen.
Nur frage ich mich heute: Wie ist das eigentlich mit dieser "Taube" gemeint? Die Geschichte da am Jordan: dass sich über einem Menschen der Himmel öffnet, dass der Geist wie eine Taube herabstößt - ist das so zu verstehen, dass tatsächlich eine Taube am Ufer gesessen hat oder Jesus plötzlich von einem Flügelpaar umflattert war? Oder ist das nur ein altes Bild?
Da hilft mir die alte Geschichte mit dem Vater Noah in seiner Arche erfrischend weiter. Da wird ganz deutlich: Wie mit der Taube soll es mit dem Geist Gottes sein. Ja, mit dieser Taube über den Wassern der Sintflut, - was ist damit gemeint? Ein erstes Mal erleben wir: Ein Vogel fliegt davon und kommt nicht wieder. Das zweite Mal heißt es: Er kommt zurück. Und das dritte Mal: Dieser Vogel hat sogar etwas im Schnabel, einen grünen Olivenzweig, zum Zeichen, dass inzwischen auf der Erde wieder Leben ist.
. . . Aber es ist eine wunderbare Geschichte, wenn auf einmal dieser Geist, den ich ausgesandt habe, zurückkommt mit einem grünen, frischen Ölzweig im Schnabel. Ein bisschen Frühling! Eine Antwort von jedem, der sagen will: "Ja, ich habe dein Zeichen verstanden! Du hast nicht ins Leere gegriffen. Was du denkst, das denke ich auch. Das ist auch meine Hoffnung." Da wird der Geist fähig, Grenzen zu überspringen. Er bringt mir ein Echo, die Botschaft einer neuen Welt.
Aber dann sehen wir Jesus am Jordan. Wir spüren, dass er gerade eine tiefe Erfahrung macht. Er taucht sozusagen tief ein ins trübe Wasser, in den ganzen Schlamassel der Welt. Er reiht sich ein in die Schar der Sünder, die sich da eintauchen lassen in die Schuld dieser Menschheit. Jesus ist also einer, der einsteigt und nicht aussteigt. Und über einem solchen Menschen, heißt es, tut sich der Himmel auf. Auf einmal spüren Menschen, wie das mit Gott ist. Und der Geist wie eine Taube - wie damals, als die große Sintflut vorbei war - lässt sich auf einen Menschen herab.
Winfried Pilz, Unter Uns Kamelen, "tierische Predigten" für junge christen-menschen, Paderborn 1991, 37f (in Auszügen).
Claudia Simonis-Hippel (2013)
Manfred Wussow (2008)
Bernhard Zahrl (1998)