Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 09. Feb. 2025 - 5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Jes 6,1-2a. 3-8
Lesung aus dem Buch Jesaja.
Im Todesjahr des Königs Usija, da sah ich
den Herrn auf einem hohen und erhabenen Thron sitzen
und die Säume seines Gewandes füllten den Tempel aus.
Serafim standen über ihm.
Und einer rief dem anderen zu und sagte:
Heilig, heilig, heilig ist der HERR der Heerscharen.
Erfüllt ist die ganze Erde von seiner Herrlichkeit.
Und es erbebten die Türzapfen in den Schwellen
vor der Stimme des Rufenden
und das Haus füllte sich mit Rauch.
Da sagte ich: Weh mir, denn ich bin verloren.
Denn ein Mann unreiner Lippen bin ich
und mitten in einem Volk unreiner Lippen wohne ich,
denn den König, den HERRN der Heerscharen,
haben meine Augen gesehen.
Da flog einer der Serafim zu mir
und in seiner Hand war eine glühende Kohle,
die er mit einer Zange vom Altar genommen hatte.
Er berührte damit meinen Mund
und sagte:
Siehe, dies hat deine Lippen berührt,
so ist deine Schuld gewichen und deine Sünde gesühnt.
Da hörte ich die Stimme des Herrn,
der sagte: Wen soll ich senden?
Wer wird für uns gehen?
Ich sagte: Hier bin ich,
sende mich!
Jesaja wirkte in Jerusalem fast 40 Jahre als Prophet, von 735 bis 697 v. Chr. und gilt als der bekannteste der Propheten. Das Buch Jesaja allerdings ist entstanden aus vielfältige Kompositionen und hat eine reiche Entwicklungsgeschichte. Der liturgische Text dieses Sonntags gehört zur sogenannten "Denkschrift" (6,1-9,5) und ist ein Einschub in eine erste Sammlung der Texte über das Wirken und Verkünden des Jesaja.
Jes 6,1-13 bildet eine literarische Einheit, von der allerdings für den Gottesdienst nur der erste Teil vorgelesen wird (Verse 1-8): Berufung und Sendungsauftrag (in Korrespondenz zum Evangelium). Der Inhalt der Botschaft des Propheten - Gericht Gottes über das Volk, Exil und Rettung des "heiligen Restes" sind für das Verkündigungsthema des Sonntags wohl nicht von Bedeutung.
Der Text hält sich an das Schema einer Berufungsgeschichte: Begegnung mit der Herrlichkeit Gottes, Erschrecken und Erkenntnis der Sündhaftigkeit, Reinigung und Erklärung, Zustimmung und Sendung.
Vers 1a:
Die Datierung "Todesjahr des Usija" weist hin auf das Jahr 735 v. Chr. Der Tod dieses Königs (auch Asarja genannt) ist der Anfang vom Ende des Staates. Politische Wirren um die Thronnachfolge führen zum Untergang von Gerechtigkeit und sozialem Frieden im Volk, die Weltmacht Assur bedrängt Israel.
Vers 1b:
In einer Vision sieht sich Jesaja in den himmlischen Thronrat versetzt. In dieser Theophanie wird Gott selbst nicht beschrieben, aber Attribute seiner Gegenwart.
Vers 2a:
Es ist ungewöhnlich, dass Serafim das Auftreten Gottes begleiten, meist werden Kerubim genannt. Das hebräische "srf" ist abgeleitet von "brennen - leuchten". Die Lichtwesen der Serafim sind geflügelte Schlangenwesen, (im liturgischen Text des Sonntags wird der folgende Halbvers 2b ausgelassen - warum?) sie verhüllen die Herrlichkeit Gottes, um sie hervorzuheben.
Vers 3:
Das "Trishagion" (dreimal heilig), das sie anstimmen, gehört zum Tempelkult in Jerusalem.
Vers 4:
Erdbeben und "Rauch" gehören zu Gotteserscheinungen (vgl. Ex 19,16)
Vers 5:
Die Übersetzung lässt an Stelle von "...ich bin verloren, denn..." eine andere Formulierung zu: "...ich muss schweigen, denn...". Jesaja erfährt sich und das Volk als schuldig vor Gott, denn er hat nicht rechtzeitig geredet (vgl. 2 Chr 26,16ff) und das Volk hat die kultische Reinheit verloren, weil es die Armen verachtet und Gott nicht ehrt ("unreine Lippen").
Verse 6f:
Reinigung (welche, wie durch Feuer und Glut der Liebe sein kann) und Gnade führen die Serafim mit Kohlen durch, die zum Rauchopfer des Tempelkultes gehören. Es ist nicht Reinigung einer Einzelsünde, sondern der Gesamthaltung.
Vers 8:
Der Reinigung folgt die Sendung und die Annahme der Sendung, die Zustimmung zum Auftrag. Der Prophet ist legitimiert für seinen Dienst.
Antwortpsalm - Ps 138,1-5. 7c-8
Kv - Vor den Engeln will ich dir singen und spielen, o Herr. - Kv
(Oder GL 649,5)
Ich will dir danken mit meinem ganzen Herzen,
vor Göttern will ich dir singen und spielen.
Ich will mich niederwerfen zu deinem heiligen Tempel hin,
will deinem Namen danken für deine Huld und für deine Treue. - Kv
Denn du hast dein Wort größer gemacht
als deinen ganzen Namen.
Am Tag, da ich rief, gabst du mir Antwort,
du weckst Kraft in meiner Seele. - Kv
Dir, HERR, sollen alle Könige der Erde danken,
wenn sie die Worte deines Munds hören.
Sie sollen singen auf den Wegen des HERRN.
Die Herrlichkeit des HERRN ist gewaltig. - Kv
Du streckst deine Hand aus,
deine Rechte hilft mir.
Der HERR wird es für mich vollenden. /
HERR, deine Huld währt ewig.
Lass nicht ab von den Werken deiner Hände!- Kv
2. Lesung - 1 Kor 15,1-11
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Korinth.
Ich erinnere euch, Brüder und Schwestern,
an das Evangelium, das ich euch verkündet habe.
Ihr habt es angenommen;
es ist der Grund, auf dem ihr steht.
Durch dieses Evangelium werdet ihr gerettet werden,
wenn ihr festhaltet an dem Wort,
das ich euch verkündet habe,
es sei denn, ihr hättet den Glauben unüberlegt angenommen.
Denn vor allem habe ich euch überliefert,
was auch ich empfangen habe:
Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift,
und ist begraben worden.
Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift,
und erschien dem Kephas, dann den Zwölf.
Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich;
die meisten von ihnen sind noch am Leben,
einige sind entschlafen.
Danach erschien er dem Jakobus,
dann allen Aposteln.
Zuletzt erschien er auch mir,
gleichsam der Missgeburt.
Denn ich bin der Geringste von den Aposteln;
ich bin nicht wert, Apostel genannt zu werden,
weil ich die Kirche Gottes verfolgt habe.
Doch durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin,
und sein gnädiges Handeln an mir
ist nicht ohne Wirkung geblieben.
Mehr als sie alle habe ich mich abgemüht -
nicht ich, sondern die Gnade Gottes zusammen mit mir.
Ob nun ich verkünde oder die anderen:
Das ist unsere Botschaft
und das ist der Glaube, den ihr angenommen habt.
Rudolf Buschmann (2001)
Manfred Wussow (2006)
Josef Kampleitner (2001)
An diesem Sonntag steht auch die 2. Lesung in thematischer Verbindung zur 1. Lesung und zum Evangelium - und kann als sich entwickelnde Einheit betrachtet werden:
Herrlichkeit Gottes in der Theophanie des Jesaja, Herrlichkeit Gottes im Wort der Predigt Jesu und in der Überfülle des reichen Fischfangs, Herrlichkeit Gottes in der Erscheinung Jesu als Auferstandener für die Apostel und für Paulus, Erkenntnis der Unzulänglichkeit bei Jesaja, Petrus und Paulus, Reinigung, Indienstnahme und Zustimmung.
Deshalb wären wohl alle drei Texte zu verlesen und könnten in ihrem inneren Zusammenhang ein Thema der Verkündigung sein: unzulängliche Menschen sind berufen, Gottes allumfassendes Heil und die überreiche Fülle seines Lebens zu bezeugen:
- Jesaja: die Rettung des "heiligen Restes" durch Gott,
- Petrus: die Rettung der Menschen im Wirken der Kirche,
- Paulus: die Rettung der Menschen durch die "unverdiente Gnade" des Auferstandenen.
Zum zeitlichen Ablauf:
Die Bekehrung des Paulus ist etwa für die Zeit 30-32 einzuordnen. Um das Jahr 50 entstand die Gemeinde in Korinth, bei deren Organisation Paulus entscheidend mitgewirkt hat. Im Sommer 51 verlässt Paulus Korint und bald stellen sich Misstände und Probleme ein:
Streitigkeiten zwischen Judenchristen und Heidenchristen, zwischen arm und reich treten auf, Missstände beim Gottesdienst werden erkannt und vor allem wird die Meinung laut, Paulus sei nicht rechtens Apostel und die Auferstehung könne es gar nicht gegeben haben. Diese Vorwürfe machen ihm zu schaffen und spiegeln sich wider in dem Brief, den er ca. 54/55 aus Ephesus nach Korinth geschrieben hat.
Verse 1-8 befassen sich mit Christus, die Verse 9-11 mit Paulus selbst.
Verse 1-2:
Paulus weist hin auf eine wohl in der jungen Gemeinde bestehende Glaubensformel, die er "Evangelium" nennt. Diese Glaubensformel ist nicht nur inhaltlich, sondern sogar wörtlich festzuhalten.
Der Glaube an die Auferstehung ist der Grund, auf dem Verkündigung und Leben stehen, Halt für Gegenwart und Zukunft.
Verse 3-8:
Wenn wir davon ausgehen, dass der Brief lange vor den Osterevangelien geschrieben ist, und Paulus betont, dass er keine neue Botschaft verkündet, dann finden wir hier eins der ältesten schriftlichen Zeugnisse des vorhandenen Osterglaubens, der sich wörtlich ausgeformt hat. Diese Formel hat Paulus "empfangen" - das verweist auf eine verlässliche Überlieferungskette.
Der Tod Christi stellvertretend und zugunsten der Menschen geschieht der Schrift gemäß (vgl. Gen 22; Ex 12; Jes 53; Ps 16,10...)
Die Liste der Auferstehungszeugen beginnt mit Petrus, führt über den Zwölferkreis, führt über fünfhundert Brüder hin zu allen Missionaren der jungen Gemeinde.
Vers 8:
Paulus reiht sich in den Kreis der Zeugen ein, obwohl es ihm nicht zusteht. "Fehlgeburt - Missgeburt" meint wohl mehr das Verhalten vor der Bekehrung - vor der neuen geistlichen Geburt.
Verse 9-10 begründen nun, warum Paulus rechtmäßiger Verkünder des Evangeliums ist, trotzdem er die Kirche verfolgt hatte: Gottes Gnade wirkt in ihm.
Vers 11 ist gleichsam noch einmal eine Zusammenfassung seines Anliegens.
Im 15. Kapitel seines 1. Korintherbriefes entfaltet Paulus die Auferstehungshoffnung der Christen. Der Apostel erinnert an das Evangelium, das er in Korinth verkündet hat. Dabei hat er das Evangelium auch nur empfangen, ohne etwas davon wegzunehmen oder hinzuzutun.
Das Evangelium ist hier kein Erzählzusammenhang, sondern die Zusammenfassung dessen, was die Christusbotschaft ausmacht: für unsere Sünde gestorben, begraben und am dritten Tage auferweckt - und Tod und Auferweckung "gemäß der Schrift" (=AT). Wir haben hier eine der ersten "Kurzformeln" des Glaubens vor uns - oder das Urbekenntnis überhaupt.
Welche Bedeutung dieses Bekenntnis hat, erläutert Paulus mit dem Wort "erscheinen". Jesus ist dem Kephas (Petrus) erschienen, den Zwölf, mehr als fünfhundert Brüdern - und als "Letztem" auch ihm, Paulus. Paulus nennt sich eine "Missgeburt“ und spielt auf seine Biographie an. Was "erscheinen" heißt, ist unterschiedlich erfahrbar und erfahren worden. Was sie alle verbindet, denen Jesus "erschienen" ist, ist, dass sie Zeugen seiner Auferweckung geworden sind (passiv!).
Leider hat Paulus die Frauen "vergessen", die nach dem einhelligen Zeugnis der Evangelien die ersten Zeugen der Auferweckung wurden. Aber: das Evangelium, wie es von Paulus den Korinthern in Erinnerung gerufen wird, ist das "erste" überhaupt - die Evangelien sind später entstanden.
Paulus formuliert sehr dicht: "das ist unsere Botschaft, und das ist der Glaube, den ihr angenommen habt".
Die heutige 2. Lesung ist das älteste Schriftzeugnis über die Auferstehung Jesu (um 55/57 n. Chr.) und ist damit älter als die Auferstehungsberichte der Evangelien. Das Zentrum bildet die Bekenntnisformel des Paulus, die er vermutlich selber aus früherer Tradition übernommen hat und in Botschaft von Tod und Auferstehung Jesu zusammengefasst hat (Vers 3).
Paulus selbst hat in seinem Damaskuserlebnis Jesus als den Lebenden erfahren (Apg 9,4). Er kennt eine ganze Reihe von Augenzeugen , denen der Auferstandene erschienen ist.
2. Lesung (Kurzfassung) - 1 Kor 15,3-8. 11
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Korinth.
Schwestern und Brüder!
Vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe:
Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift,
und ist begraben worden.
Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift,
und erschien dem Kephas, dann den Zwölf.
Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich;
die meisten von ihnen sind noch am Leben,
einige sind entschlafen.
Danach erschien er dem Jakobus,
dann allen Aposteln.
Zuletzt erschien er auch mir,
gleichsam der Missgeburt.
Ob nun ich verkünde oder die anderen:
Das ist unsere Botschaft
und das ist der Glaube, den ihr angenommen habt.
Ruf vor dem Evangelium - Mt 4,19
Halleluja. Halleluja.
(So spricht der Herr:)
Kommt her, mir nach!
Ich werde euch zu Menschenfischern machen.
Halleluja.
Evangelium - Lk 5,1-11
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas.
In jener Zeit,
als die Volksmenge Jesus bedrängte
und das Wort Gottes hören wollte,
da stand er am See Gennesaret
und sah zwei Boote am See liegen.
Die Fischer waren aus ihnen ausgestiegen und wuschen ihre Netze.
Jesus stieg in eines der Boote, das dem Simon gehörte,
und bat ihn, ein Stück weit vom Land wegzufahren.
Dann setzte er sich
und lehrte das Volk vom Boot aus.
Als er seine Rede beendet hatte,
sagte er zu Simon: Fahr hinaus, wo es tief ist,
und werft eure Netze zum Fang aus!
Simon antwortete ihm:
Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet
und nichts gefangen.
Doch auf dein Wort hin
werde ich die Netze auswerfen.
Das taten sie
und sie fingen eine große Menge Fische;
ihre Netze aber drohten zu reißen.
Und sie gaben ihren Gefährten im anderen Boot ein Zeichen,
sie sollten kommen und ihnen helfen.
Sie kamen und füllten beide Boote,
sodass sie fast versanken.
Als Simon Petrus das sah,
fiel er Jesus zu Füßen
und sagte: Geh weg von mir;
denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr!
Denn Schrecken hatte ihn und alle seine Begleiter ergriffen
über den Fang der Fische, den sie gemacht hatten;
benso auch Jakobus und Johannes,
die Söhne des Zebedäus, die mit Simon zusammenarbeiteten.
Da sagte Jesus zu Simon:
Fürchte dich nicht!
Von jetzt an wirst du Menschen fangen.
Und sie zogen die Boote an Land,
verließen alles
und folgten ihm nach.
Rudolf Buschmann (2001)
Mit Lk 5,1 beginnt ein neuer Abschnitt im Evangelium. Nach Einführung und Absicht des Evangelisten im Vorwort (Lk 1,1-4) und der Vorgeschichte (Lk 1,5-2. 52) folgt die Vorbereitung des Wirkens Jesu in der Predigt des Täufers und der Taufe Jesu (Lk 3,1-22) und in der Versuchung (Lk 4,1-13). Lukas lässt Jesus zunächst allein öffentlich auftreten als Wanderprediger in Nazareth und Kafarnaum (Lk 4,14-44).
Von nun an ist Jesu Tätigkeit das Wirken und Lehren landauf landab in Galliläa und Palästina. Ihn umgibt, wie in konzentrischen Kreisen, der Zwölferkreis, die Schar der Jüngerinnen und Jünger und die Volksmenge. Zunächst ist es eine Volkstätigkeit im Judenland (Lk 5,1 - 9,50), dann der "Weg nach Jerusalem" (bis Lk 19,27).
Lukas stellt, anders als bei Mk 1,16-20 und Mt 4,18-22, der Berufung der ersten Jünger das Fischfangwunder voraus. Johannes nimmt dieses Wunder in die Ostergeschichten (Joh 21,1-8.11). Exegeten diskutieren die Frage, wo das Wunder angesiedelt ist: vorösterlich oder nachösterlich. Es ist wohl anzunehmen - weil Johannes den Schwerpunkt auf das Mahl legt - und Lukas auf die Nachfolge, dass es sich um ein vorösterliches Geschehen handelt.
Verse 1-3:
"Es geschah aber" ist einer der Lieblingsausdrücke des Lukas - es hat narrative Funktion, verweist den Höhrer/Leser des Evangeliums auf die Erzählebene. Die Szene kann man sich nicht nur bildhaft ausmahlen, sie ist auch von theologischer Bedeutung: Das Wort Gottes ruft die Menschen zusammen und formt sie zur Gemeinde.
Jesus steigt in das Boot des Simon - der in kollegialer Weise seine Arbeitskollegen am See führt - und lehrt von dieser Kanzel aus das Volk. Es wäre eine Überbetonung, wenn man hier schon einen Hinweis auf den Primat des Petrus sähe, sondern die Szene ist erst die Vorbereitung der kommenden Selbstoffenbarung Jesu.
Verse 4-5:
Dauer, Inhalt und Wirkung der Rede Jesu werden nicht überliefert. Das Offenbarungswunder ist im Verheißungswort das Ziel.
Das Gespräch zwischen Petrus und Jesus verdeutlich die Sonderstellung des Petrus unter den Mitarbeitern. Petrus ist "Fachmann" - und es wäre unsinnig, am Tage zu fischen. Aber das Wort des "Meisters" veranlasst, es doch zu tun. Einerseits ist Petrus noch Fischer, schon aber Jünger.
"Meister" ist zwar kein Hoheitstitel, aber Petrus beginnt mit dieser Anrede schon, seinen Glauben auszudrücken. Fortan wird Jesus von den Jüngern oft so angeredet.
Offen bleibt bei Lukas die Frage, wo sich eigentlich Jesus aufhält, ist er beim Fischfang im Boot? Diese Schwebe hat möglicherweise eine Bedeutung für die Gegenwart Jesu in seiner Kirche heute - sicher ist er da, aber ungewiss greifbar.
Verse 6-7:
Es wird keine Wunderhandlung beschrieben, nur das Außerordentliche des Erfolges interessiert. Es braucht "Mitarbeiter", Gefährten, Teilhaber, um den Ertrag sicher an Land zu bringen. Eine Frage deutet sich an: Kann Erfolg gefährden? Kann die Kirche bei "Erfolg" in die Gefahr des Untergangs kommen? Oder schützt die Kollegialität.
Vers 8:
In einigen Handschriften fehlt hier in Verbindung mit Simon der Name "Petrus" - Wenn er an dieser Stelle tatsächlich schon genannt ist, dann ist das ein Vorgriff auf Lk 6,14. Der "Fachmann" Simon ist überwältigt angesichts des reichen Fischzuges - und erfährt das Wunder als "Epiphanie" Jesu. Es geschehen in einem Augenblick Erkenntnis, Glaube und Umkehr. Angesichts der Herrlichkeit des Christus (bei Jesaja die Herrlichkeit Gottes im Tempel, bei Paulus die Herrlichkeit des Auferstandenen) findet der Mensch zur Anbetung und zur Umkehr.
Petrus nennt Jesus hier nicht mehr "Meister" sondern "Kyrios - Herr". Der Hörer des Evangeliums weiß ebenso wie der Evangelist um die Haltung des Petrus in der Passion.
Verse 9-10a:
Verdeutlicht noch einmal das Numinose des Geschehens und bringt die Mitarbeiter ins Spiel. Frage: Wo ist Andreas - vielleicht will Lukas hier die "Säulen" der Jerusalemer Gemeinde aufbauen: Simon Petrus, Johannes und Jakobus.
Vers 10b:
richtet sich wieder allein an Petrus. Es ist kein direkter Ruf zur Nachfolge, sondern ein Hoffnungswort, eine Offenbarungsrede. Der von Jesus verwendete Begriff "Menschen fangen" lässt im biblischen Sprachbefund eindeutig die Übersetzung zu: Menschen lebend fangen = auffangen, retten vor dem sicheren Untergang. Und tagsüber zu fischen ist ja keineswegs listig - so wird Petrus, wird die Kirche, die Menschen nicht "listig einfangen" sondern rettend auffangen.
Das "von jetzt an" bezieht sich nicht auf das Wunder an sich sondern auf das "heute" der Epiphanie Jesu im ganzen Evangelium und der Umkehr - die das eigentliche Wunder ist.
Vers 11:
Lukas konfrontiert hier die aufkommenden Ängste und Bedenken der Gemeinde mit einem großen Missionsoptimismus. Das Verlassen und Nachfolgen gehört zum Stil einer Berufungsgeschichte. Die nun angedeutet Lebensgemeinschaft mit Jesus trägt keimhaft die neue Gemeinschaft der Kirche in sich.
Hinausfahren, wo es tief ist
Ohne Fehler und Makel?
Den Untersuchungsbericht über sexuellen Missbrauch Minderjähriger, den die Erzdiözese München in Auftrag gegeben hat und am 20. Jänner 2022 vorgelegt bekam, hat nicht nur die Münchener Diözesanleitung schwer belastet. Er betrifft auch den emeritierten Papst Benedikt, dem schwerwiegende Fehler in seiner Amtszeit als Erzbischof von München vor 40 Jahren vorgeworfen werden. Seine schriftliche Stellungnahme dazu war nicht befriedigend. Mit Recht erwarten sich die von diesen Fehlern Betroffenen einen angemessenen Umgang mit den angerichteten Verletzungen und dem Leid. Die kirchliche und nichtkirchliche Öffentlichkeit fordert darüber hinaus eine glaubwürdige Strategie, derartige Missstände für die Zukunft zu verhindern. Dazu braucht es mehr als persönliche Entschuldigungen. Die größte Herausforderung ist wohl die Entwicklung erneuerter moraltheologischer Leitlinien, die uns helfen, Sexualität als positive Kraft in unser Leben zu integrieren.
Päpste treten in strahlend weißen Soutanen auf und symbolisieren damit Makellosigkeit ihrer Person und ihres Amtes. Sie erwecken so den Eindruck, dass eine solche Kirche keine Fehler machen kann. Man darf sich dann aber nicht wundern, dass der Papst und die übrigen Repräsentanten der Kirche von allen Seiten aufmerksam beobachtet werden und dass die Medien jede Unstimmigkeit anprangern. - Können Päpste Fehler machen?
Sündige Menschen
Im Evangelium hörten wir von der Berufung des Simon Petrus zum "Menschenfischer". In dieser Erzählung wird uns ein Mensch vorgestellt, der weder perfekt noch fehlerlos ist. Trotzdem fordert Jesus ihn auf, ihm nachzufolgen. Später vertraut er ihm sogar die Leitung der jungen Kirche an. Petrus erlebt den unerwartet reichen Fischfang als ein Wunder, dessen er nicht würdig ist, und stammelt: "Geh weg von mir, denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr!" Jesus distanziert sich jedoch nicht von Petrus, obwohl er ihn besser kannte als dieser sich selbst. Jesus fordert ihn und seine Freunde auf, ihm nachzufolgen und wie er Menschen hinter sich zu sammeln, die sich von der Frohen Botschaft vom Reich Gottes ansprechen lassen. Sie lassen alles liegen und stehen und schlagen einen neuen Weg ein.
Das ist in den Evangelien nicht die einzige Erzählung, in der Petrus als ein mit Schwächen behafteter Mensch vorgestellt wird. Alle vier Evangelisten weisen mehrfach darauf hin, dass der Fels, auf den Jesus die Kirche gebaut hat, Schwächen und Fehler hat. Was für Petrus gilt, gilt auch für die Kirche als Ganze: Sie ist nicht die perfekte Gemeinschaft der Gläubigen, die keine Fehler machen. Sie hat es auch nicht nötig, an einem makellosen Image zu arbeiten. Sie ist nicht im Besitz einer perfekten Lehre, an der die ganze Welt genesen wird. Die Kirche erneuert sich immer wieder am Beispiel und an den Worten Jesu. In jeder Epoche muss sie um den ihre anvertrauten Weg neu ringen. Jede Formulierung ihrer Grundsätze und Wahrheiten ist nur vorläufig und muss ständig neu errungen werden.
Neue Wege finden und gehen
In ihrer Suche nach Wahrheit ist die Kirche nicht allein unterwegs. Die verschiedenen Wissenschaften, aber auch Religionen und Weltanschauungen bemühen sich mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, sich ein immer besseres Bild von der Wirklichkeit zu verschaffen. In den letzten Jahrzehnten haben vor allem die Naturwissenschaften durch ihre Erkenntnisse unser Leben tiefgreifend verändert. Der Dialog mit ihnen vertieft und erneuert unseren Blick auf den Menschen und auf das, was für die ganze Welt gut ist.
Was können wir daraus für den Umgang mit der gegenwärtigen Kirchenkrise lernen, was kann uns aus der Krise herausführen?
Es wird nicht genügen, dass sich der Papst und einige Bischöfe entschuldigen und Zeichen der Wiedergutmachung setzen, so sehr dies zu begrüßen wäre. Es wird auch nicht genügen, wenn sie einige Grundsätze umformulieren und weitere Leitlinien veröffentlichen. Die Herausforderung ist viel größer und betrifft uns alle. Wir alle sind gefordert, unseren Umgang mit unseren Beziehungen und mit Sexualität aufbauend auf die Erkenntnisse der Humanwissenschaften neu am Evangelium von der Liebe Gottes und vom Reich Gottes auszurichten. Da haben wir auf viele Fragen noch nicht ausreichend befriedigende Antworten und Umgangsformen gefunden: Wie ermöglichen wir jungen Menschen, beziehungsfähig zu werden und ihre Sexualität in ihr Leben zu integrieren? Wie gehen wir mit Menschen mit gescheiterten Beziehungen um, wie mit Beziehungen von Menschen, mit besonderen Bedürfnissen, wie mit gleichgeschlechtlich Liebenden…? Wir werden auch neue Wege im Umgang mit Menschen, die sich an anderen verfehlt haben, finden müssen.
Die Aufforderung Jesu, auf den See hinauszufahren und die Netze auszuwerfen, wo es tief ist, gilt nicht nur für Petrus und seine Helfer damals, sie gilt auch uns heute: Aus der Tiefe es Reichtums und der Weisheit Gottes werden auch wir ungeahnte Schätze herausholen.
Berufen und gesendet
Heilig ist nur er!
„Heilig, heilig, heilig, heilig ist nur Er…“. Dieses Sanctuslied aus der Schubertmesse ist Ihnen sicher vertraut, das heißt: wir singen an manchen Sonntagen ein Stück aus Jes 6, bzw. ist dieser Text auch im Messbuch zu finden. Damit sind wir auch schon mitten in der 1. Lesung angelangt. Wir spüren in diesem Text deutliche Differenzen: auf der einen Seite der sündige Mensch, der Prophet Jesaja sagt sogar: „Ich bin verloren“ - dann kommen die Serafim (wörtlich übersetzt: die Brennenden), die alles wegbrennen, was im Menschen schlecht ist, und auf der anderen Seite die Vision des HERRN, der „auf einem hohen und erhabenen Thron saß. Der Saum seines Gewandes füllte den Tempel aus.“
Durch Jahrhunderte hindurch wurde dieses Bild sehr einseitig ausgelegt. „Strenger Richter aller Sünder, treuer Vater deiner Kinder, der du in dem Himmel wohnst, drohest, strafest und belohnst.“ So ein Kirchenlied aus dem 18. Jhdt. Es vermittelt das Bild eines Buchhaltergottes, ein Bild, das auf Angst aufbaut. Im neuen Gotteslob hat man diesen Text geändert. Gott und Jesus Christus sollten Vertrauen aufbauen. Damals: Gott als Der Schreckgespenst-Gott von damals ist heute oft ein Schulterklopfer-Gott geworden; alles ist nicht so schlimm… Im Heurigenlied heißt es: „Wir kommen alle, alle in den Himmel, weil wir so brav sind… Das sieht selbst der Petrus ein und sagt: Ich lasse euch gerne rein…“ Da fehlt wohl die entsprechende Balance.
Der ganz andere Gott
In der Heiligen Schrift ist Gott der „ganz andere“, vor dem man erschrickt, also: „ehrfürchtiges Staunen“, Respekt… Ehrfurcht lehrt Demut, dass der Mensch zwar ein begrenztes Wesen, aber von Gott gewollt und geliebt wird. Im Begriff „Ehrfurcht“ steckt das Wort „Furcht“ als altes deutsches Wort, das wieder zu Missverständnissen führen könnte. „Ehrfurcht“ ist besser zu verstehen als permanente Freude über das Geschenk der Liebe Gottes und auch als Einsicht, nicht Gott selbst zu sein und Gott niemals ganz zu verstehen. Dazu gibt es die Schrift eines angelsächsischen Mönchs, dessen Name wir nicht kennen, der diesen Text am Ende des 14. Jhdts. verfasst hat mit dem Titel „Die Wolke des Nichtwissens“. Darin geht es um die Wolke, in die Mose am Gipfel des Berges Sinai eingehüllt ist. Er stellt fest, dass dieser Gott der „ganz andere“ ist, der Liebe ausstrahlt, sich zurückzieht, verhüllt, aber doch auch wieder zu den Menschen kommt.
Gott beruft und Gott sendet
Gott beruft und sendet. Das ist das durchgängige Thema aller Lesungen dieses Sonntags. Das tut er deshalb, weil er am Menschen Interesse hat, er ist „dazwischen“ (interesse heißt wörtlich übersetzt: „dazwischen sein“, „teilhaben“). Er nimmt teil, Anteil am Menschen und seiner Lebensgeschichte.
Jesaja erlebt seine Berufung in einer Art himmlischer Liturgie. Gott beruft den Menschen auf einmalige Weise, ganz persönlich. Abraham wird aus der Sicherheit seiner Existenz in die Unsicherheit berufen. „Geh' in das Land, das ich dir zeigen werde … Ich werde dich zu einem großen Volk machen“ (Gen 12,1). Gewissheit, Heilsgewissheit bringt das Wort Gottes.
Paulus wird berufen: „Er überliefert, er gibt weiter, was er empfangen hat.“ (1 Kor 15,3), somit das kürzeste dichteste Glaubensbekenntnis. All diese Berufungen sind zukunftsorientiert, nehmen alle Getauften in den Dienst, sind ein innerer Vorgang, damals und heute, letztlich nicht genau zu beschreiben. Es gibt nicht nur die Berufung zum Bischof, Priester, Diakon, es gibt auch die Berufung zur Ehe, zur Elternschaft. Ein gutes Beispiel dafür ist Petrus. Alle sind berufen. Diese Berufungen gilt es zu entdecken, etwa über die Begabungen. Gabe ist das, was Gott dir mitgibt. Es ist auch wichtig, die Berufung zur Nächstenliebe zu entdecken. Leben ist Berufung und Berufung sollte nicht mit etwas Außergewöhnlichem verbunden werden.
Lukas erzählt hier die Geschichte vom überreichen Fischfang ähnlich dem Johannesevangelium (Joh 21,1ff). Auch wenn manche Mühen zunächst vergeblich scheinen, Gott wird sie lohnen, das zeigt der überreiche Fischfang recht gut. Das Evangelium zeigt, dass Jesus mitten in dein und mein Leben kommt, genauso wie bei Simon, Jakobus und Johannes. Jeder hat in Gottes Geschichte seinen eigenen (Lebens)platz. „Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin“ (1 Kor 15,10). Gott hat mit jedem von uns viel vor, anstrengend, aber unglaublich beglückend, deshalb: „Fürchtet euch nicht!“
Beruf und Berufung
Mehr als ein guter Job
Zu den größten und schwierigsten Aufgaben des Lebens zählt wohl, den richtigen Beruf zu finden. Man kann mit unterschiedlichen Zielvorstellungen an diese Herausforderung herangehen: Der Beruf soll gut bezahlt sein, gute Arbeitsbedingungen bieten, den persönlichen Begabungen entsprechen, Aufstiegsmöglichkeiten beinhalten u. v. a. m. All das unter einen Hut zu bringen, ist gar nicht so leicht. Trotz hoher Arbeitslosigkeit gibt es in vielen Ländern Europas Berufssparten, in denen dringend Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gesucht werden. Nicht jeder/jede ist jedoch fähig oder willens, sich dafür zu qualifizieren. Einen Sonderfall stellen kirchliche Berufe und insbesondere der Priesterberuf dar.
Menschenfischer
Wenn jemand in den biblischen Texten der letzten Sonntage nach einem roten Faden sucht, könnte dieser unter dem Stichwort "Berufung" zu finden sein. Jesus hat offenbar seine Berufung als Wanderprediger gefunden. Er bekommt so viel Echo, dass für ihn der Platz eng wird. Er bittet Fischer, ihn mit dem Boot ein Stück vom Ufer wegzufahren, damit er zu der großen Volksmenge sprechen kann. Am See Genezareth wird heute noch eine Stelle gezeigt, von der aus dies ohne Lautsprecheranlage möglich gewesen sin könnte. Was den Menschen zu sagen hatte, wurde an den vergangenen Sonntagen umrisshaft angedeutet. Er muss damit den Nerv vieler getroffen haben, sonst wären ihm nicht so viele gefolgt. Wie tief Petrus und seine Berufskollegen davon beeindruckt waren, wird nicht erzählt. Sie kannten sich vermutlich schon seit ihrer Begegnung im Umfeld des Johannes des Täufers.
Ebenso wenig erfahren wir, was sie sich gedacht haben, als er sie aufforderte noch einmal hinauszufahren um zu fischen. Von ihrem Erfolg waren sie überrascht und erschüttert zugleich. Jesus fordert sie auf, wie er selbst zu "Menschenfischern" zu werden. Eine Berufsbezeichnung, die behutsam zu verwenden ist. Aus unserer heutigen Vorstellungswelt denken wir dabei allzu leicht an das Ködern von Vereinsmitgliedern oder an Aktivitäten vieler Firmen zur Kundenbindung. Niemand will sich fangen lassen und niemand will in einem Netz gefangen sein. Ich verstehe diese sonderbare Berufsbezeichnung als ein Menschen für Gott gewinnen.
Menschen für Gott gewinnen
Die Kirchenverantwortlichen denken gegenwärtig viel darüber nach, wie Mission heute gelingen könnte und wundern sich, dass sich das so schwierig gestaltet. Was machen wir falsch? Können wir dazu etwa aus der heutigen Evangelienerzählung lernen?
Drei Beobachtungen geben mir zu denken:
"Jetzt ist die Zeit der Gnade!"
Jesus schickt die Fischer zu einer Zeit aus, in der sie normalerweise nicht hinausfahren würden. Sie haben trotzdem überraschenden Erfolg. Könnte das nicht heißen: Jetzt ist die Zeit, um Menschen für Gott zu gewinnen. Wenn Menschen von Gott berührt und angesprochen werden, ist das ein Geschenk des Himmels, das an keine feste Zeit gebunden ist. "Jetzt ist die Zeit der Gnade" betont der Apostel Paulus im Brief an die Christen in Korinth. Es ist ein theologischen Jetzt, wie auch Jesus in der Synagoge von Nazareth hervorgestrichen hat: "Heute" hat sich dieses Schriftwort erfüllt.
Was bedeutet das konkret für uns? Es ist immer der richtige Zeitpunkt, für das Zeugnis zu geben, was uns im tiefsten unseres Herzens bewegt. Wo immer und zu welcher Zeit auch immer wir Menschen begegnen, die auf der Suche nach Antworten auf ihre Lebensfragen sind, kann sie Gott überraschen. Ein solcher Glaube ist Gande.
"Fahr hinaus, wo es tief ist"
Eine zweite Beobachtung: Jesus fordert die Fischer auf, dort zu fischen, wo es tief ist. Ich verstehe das bildhaft: Es gibt Themen und Fragen, die uns nur oberflächlich berühren. Man kann endlos über Kirchenreformen diskutieren. Auch das ist notwendig. Aber hier tummeln sich oft jene, die tiefere und existentielle Fragen meiden. In diesen "seichten Gewässern" geht es nicht um die entscheidenden Lebens- und Glaubensfragen.
Wenn Menschen jedoch spüren, wie sehr eine innige und lebendige Beziehung zu Gott ihr Leben bereichern kann, wenn sie entdecken, "wie viel da drinnen ist", ergeht es ihnen wie Petrus: Sie sind betroffen und erstaunt und oft auch bereit, eine grundlegende Neuausrichtung ihres Lebens einzuleiten. Eine umsichtige Seelsorge sollte immer wieder Gelegenheiten schaffen, in Lebensbereiche "hinauszufahren, wo es tief ist".
Der Weg von der Berufung zum Beruf
Noch eine dritte Beobachtung. Petrus und die Söhne des Zebedäus mögen tüchtige Fischer gewesen sein, aber welche Qualifikation brauchen sie für ihren neuen Beruf als "Menschenfischer"? Ein erster wichtiger Teil ihrer Qualifikation ist ihre sie erschütternde Glaubenserfahrung, dass sie - wieder bildhaft gesprochen -, viel mehr aus ihrem Leben herausholen können, wenn sie sich hinauswagen, wo es tief ist. Diese Erfahrung ist der Anstoß, dass sie Jesus folgen. In den "Lehr- und Wanderjahren" mit Jesus werden sie schrittweise eingeführt in die Kunst des Menschenfischens. In den Jahren der Nachfolge erneuern sich ihr Gottesbild und ihre übrigen religiösen Vorstellungen. Entschlossenheit und Begeisterung allein genügen nicht. Dieses "Know how" ist mehr Lebens- und Gleubenserfahrung als lediglich eine Berufsausbildung.
Im Zusammenhang mit kirchlichen Berufen wird oft von Berufung gesprochen. Berufung ist einerseits Leidenschaft andererseits aber auch Sachverstand. Beides ist notwendig, dass aus einem Beruf eine Berufung wird, bzw. aus einer Berufung ein Beruf. Die Krise der kirchlichen Berufe hat meines Erachtens auch damit zu tun, dass wir den Weg dorthin oft abkürzen möchten. Es braucht das von Gott-berührt-werden und es braucht das Hineinwachsen in diese Aufgabe. Beides kann weder von guten Werbeauftritten noch von Jobbörsen geleistet werden, Es reicht auch nicht, durch verbesserte Bedingungen kirchliche Berufe schmackhaft zu machen. Am wenigsten nützen Appelle, auch wenn sie noch so eindringlich vorgetragen werden. Am Anfang steht die Begegnung mit Christus, der uns auffordert "hinauszufahren, wo es tief ist", und der in seine Nachfolge ruft.
"Sie verließen alles und folgten Jesus nach"
Tiefe Betroffenheit
Petrus ist von dem Erlebten, das durch Jesus in Gang gesetzt wird, so betroffen, dass er die Welt nicht mehr versteht. Er kommt sich Jesus gegenüber völlig unwürdig vor, in seiner Nähe zu sein. Aber es ist genau diese tiefe Betroffenheit, die am Ende den außer sich geratenen Petrus an Jesus bindet. Petrus erlebt mit Jesus später immer wieder vieles, was ihn betroffen machen wird und seinen Glauben an Christus stärkt.
Betroffen-Werden ist mehr als ein "in Erstaunen geraten". Staunen lässt bewundern, schafft Anerkennung und Wertschätzung. Aber solange es nur dabei bleibt, bewegt sich noch nichts. Erst das Betroffenwerden treibt zum Handeln an, zu entschiedenem Aufbruch mit Hingabe und Ausdauer.
Lukas hat das sehr schön in seinem Bericht eingefangen und geschildert. Viele Menschen damals staunten immer wieder über Jesus, waren von ihm angetan und gern in seiner Nähe. So auch die späteren Jünger und Apostel wie Petrus und einige seiner Gefährten. Der entscheidende Wendepunkt vollzieht sich in dem Augenblick, wo Petrus über seine Bewunderung hinausgeht. Er vergleicht sich offenbar mit Jesus und erkennt, wie weit er im Denken, Handeln und der gesamten Lebensführung und Gesinnung von Jesus entfernt ist. Petrus begreift: Selbst bei allergrößter Mühe werde ich nie an das heranreichen, was von Jesus ausgeht und von ihm ausstrahlt. So kommt er zu dem für ihn klaren Urteil: "Ich bin unwürdig", diesem Jesus auch nur freundschaftlich nahe zu sein.
Nachfolge
Das Urteil des Petrus ist korrekt. Aber Jesus verabschiedet sich nicht mit dem Satz: "Na, wenn du so einer bist, dann trennen wir uns lieber". Vielmehr lädt Jesus den Petrus ein, sich ihm noch fester als bisher anzuschließen, um mit seiner Hilfe zu einem Menschenfischer zu werden. Aus der Betroffenheit, wie Jesus mit ihm, dem objektiv wahrhaft Unwürdigen, umgeht, lässt Petrus alles zurück und folgt Jesus. Was Petrus diesen Schritt tun lässt, ist das - rein menschlich gesehen - kaum fassbare, liebevolle Handeln Jesu an ihm. Petrus sieht sich plötzlich vor eine Entscheidung gestellt. Er kann sich bei Jesus für seine großzügige Haltung ihm gegenüber und die schöne, gemeinsame Zeit des bisherigen Zusammenseins bedanken, aber sonst sein bisheriges Leben als Fischer weiterführen. Die Erinnerung an Jesus würde ihn sicher oft motivieren, mehr als bisher das Gute anzustreben. Das wäre die eine Möglichkeit.
Die andere hieße: Im Vertrauen auf das Erlebte mit Jesus seiner Einladung zu folgen, von nun an Menschenfischer zu sein, also ein Jünger und Apostel. Es ist die innere Betroffenheit, die Petrus die Kraft gibt zu einem ganz neuen Leben. Mit diesem ersten Schritt in die Nachfolge Jesu ist bei Petrus nicht gleich eine totale Verwandlung in seinem Denken und Handeln vollzogen; aber das Wachsen, die Weiterentwicklung, kann beginnen. Es folgen nach und nach noch eine ganze Reihe von Situationen völliger Betroffenheit, die Petrus jeweils zu einer Vertiefung im Glauben und in der Nachfolge führen.
Realitätssinn
Das Beispiel des Petrus könnte uns Anlass geben, einmal auf uns selbst zu schauen. Ich bin überzeugt, jeder/jede von uns ist im Nachhinein schon einmal erschrocken über sich selbst, über eine Haltung oder ein negatives Handeln, dem wir uns hingegeben haben. Richtig schäbig und unwürdig fühlten wir uns - und das wahrscheinlich zurecht. Lassen wir dieses Erschrecken über uns zu - es ist eher eine Gnade. Unsere Schwächen, unser Versagen gehören mit all ihrer Bitterkeit zu uns. Die Suche nach eventuellen Entschuldigungen, Versuche von Verharmlosung oder Beschönigung oder gar Rechtfertigung bringen uns nicht weiter. Nur wenn wir uns der Realität stellen und Gottes einmaliges Erbarmen auch mit uns in den Blick nehmen, wird es vorwärts gehen.
Zur Realität gehört erstens, dass wir nicht die sind, die wir oft gern sein möchten und zweitens, dass Gott sich - selbst nach bitteren Verfehlungen unsererseits - nicht von uns abwendet. Seine Liebe, sein Interesse an uns bleiben, und zwar in vollem Umfang. Ob wir uns davon echt und tief betreffen lassen, darauf kommt es an. Denn man kann in der Geschäftigkeit des Alltags und des Lebens diese fast unbegreifliche Haltung Gottes uns gegenüber auch leicht viel zu wenig ausgekostet und damit wirkungslos an uns vorübergehen lassen. Wir sagen Gott zwar immer wieder einmal ein ehrliches "Danke schön!", aber zuweilen ohne den Tiefgang von wirklicher Betroffenheit bis ins Mark, die uns zur Abkehr und Trennung von dem bewegt, was uns verleitete und verführte.
Um uns davor zu schützen, könnte vielleicht Folgendes eine Hilfe sein. Wir sprechen öfters ein Reuegebet, bekennen uns dazu, dass wir gefehlt und versagt haben. Diese Ehrlichkeit ist schon einmal gut. Aber das Reuegebet wird darüber hinaus eine besondere Wirkung entwickeln, wenn wir uns beim Beten in besonderer Weise auch vom Gefühl her jedes Mal neu tief von der Güte und Barmherzigkeit Gottes betreffen und umfangen lassen. Liebe, Güte, Barmherzigkeit, die wir erfahren, muss unsere Gefühle erfassen, um uns in Bewegung zu bringen. Sie stärken und verleihen uns umso mehr Kraft, je tiefer und länger wir sie auskosten.
Änderung und Umkehr
Ähnliches widerfährt uns, wenn wir z.B. uns selbst betrachten mit all den Veranlagungen und geschenkten Talenten. Wo wir nicht einfach nur im Stolz über sie verharren, sondern in die gebührende Dankbarkeit eintauchen, öffnen wir dem Betroffenwerden den Weg, der uns zum Handeln drängt. Talente und Begabungen sind uns nicht geschenkt, um mit ihnen anzugeben. Mit allen Sinnen, besonders auch mit den Gefühlen auskosten, wie begnadet wir sind, setzt in Bewegung. Gott gibt uns die Möglichkeit, am Ausbau und der Gestaltung der eigenen Persönlichkeit mitzuwirken und sie voranzutreiben. Wo wir diese Tatsache nicht nur als Erkenntnis registrieren, sondern uns davon betreffen lassen, werden wir nie überheblich reagieren oder es beim Stolz über uns belassen. Vielmehr werden wir beglückt und dankbar in angemessener Bescheidenheit, aber mit Hingabe den Ausbau unserer Persönlichkeit angehen.
Machen wir uns zum Schluss neu bewusst: Niemand von außen kann uns formen oder verändern, - es sei denn wir lassen uns von ihm betreffen und in Bewegung setzen.
Gleichzeitig gilt: Auch wir ändern niemanden, indem wir uns über ihn aufregen, ihn beschimpfen, ihm Vorhaltungen machen, ihm unsere Wut und unseren Zorn spüren lassen, uns von ihm abkehren, ihn prügeln oder verstoßen. Niemand erzieht oder ändert mich - außer ich vollziehe es selbst. Nicht einmal Lob oder Anerkennung bewirken automatisch notwendige Veränderung. Nur wenn ich mich betroffen machen lasse, wird Veränderung bei mir ihren Lauf nehmen.
Jesus beruft Petrus
Mitten am Tag
Eine schöne Geschichte, die wir eben gehört haben. Jesus beruft Petrus. Jesus kommt von Nazareth, wo er abgelehnt wurde, obwohl die Zeitgenossen begeistert waren von der Kraft seiner Worte. Sie hatten die Chance, das Neue, Geistgewirkte in Jesus zu erkennen und ihn als den Messias anzunehmen. Aber nichts dergleichen. Eine stattliche Menge, die ihn als begnadeten Redner, als Heiler, als Exorzist kennengelernt hatte, sammelte sich nun am Seeufer an. Da steigt Jesus in ein Boot, das dem Simon gehörte, und bittet ihn ein Stück vom Land wegzufahren. Er verkündet das Wort. Jesus pflegt die Beziehung, die er mit Petrus aufgebaut hatte. Er gibt ihm eine Anweisung, die seinem Wissen als Berufsfischer völlig entgegensteht: Mitten am Tag soll er zusammen mit seinem Bootsgefährten das Netz auswerfen. Der Fischer Simon, wohl der "Chef" einer Arbeitsgemeinschaft mehrerer Fischer, unterbricht seine Arbeit, um Jesus sein Ja zu geben. Doch die Reaktion des Simon drückt auch die Frustration aus, auf den See zu rudern "Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Er erhält eine Anweisung, die seinem Wissen als Berufsfischer völlig entgegensteht: Mitten am Tag soll er zusammen mit seinen Bootsgefährten das Netz auswerfen. Die Fischer zurzeit Jesu fischten mit Schleppnetzen, die am Tag für die Fische sichtbar waren. Deswegen, die innere Bremse, die Netze hinauszuwerfen und herauszuziehen. Es waren mindestens zwei Boote nötig. Die ablehnende Frustration über die vergangene Nacht mit ihrem vergeblichen Bootseinsatz lähmte noch den Schwung. Doch etwas in Petrus ließ ihn Jesus folgen und gegen sein Wissen und seine Kompetenz mitten am Tag die Netze auswerfen. War es die Arbeit und seine Sorge um das Überleben der Familien, die ihn Jesus folgen ließ?
Betroffenheit und Bestürzung
Das unerwartete Ergebnis, ein riesiger Fang, der sein Boot und das zu Hilfe eilende Beiboot fast versinken lassen, löst bei Simon Betroffenheit und Bestürzung aus. Eine Ahnung des göttlichen Wirkens und der göttlichen Macht überfällt ihn. Denn er weiß, dass das Geschehene unerklärbar ist und allen Erfahrungen widerspricht. So fällt er vor Jesus nieder und legt ein, sein Bekenntnis ab: "Ich bin ein sündiger Mensch", ich habe die Größe Gottes erfahren.
Nachfolge
Dass Simon und seinen Fischerkollegen nicht mehr der Fang, sondern die Gemeinschaft mit Jesus wichtig ist, zeigt die Wendung "sie folgten ihm nach". Ab jetzt ist allein die Bindung an Jesus und die Gemeinschaft mit ihm wichtig. Jesus tritt ganz gewöhnlichen Menschen, ja Randfiguren der Gesellschaft wie dem Fischer Simon, in den Weg, stört ihre Kreise, ihre Routine und zieht sie ins Licht. Er mutet ihnen zu, dass ihre Welt aus den Fugen gerät.
Uns Christinnen und Christen des 21. Jahrhunderts stellt sich damit vielleicht die Frage, was uns unruhig macht,-vielleicht ein mich sehr einschränkendes Ereignis oder was uns zu Jesus hinzieht oder was uns davon abhält, ihm und seinem Wort nachzufolgen.
Gottes seltsame Personalpolitik
Himmlischer Glanz fällt auf die Erde
Heute ist es nicht schwer, den roten Faden zu finden – oder die Perlenkette in die Hand zu nehmen! Achten wir einmal auf die Schlusssätze:
Die erste Lesung, aus der Berufungsgeschichte des Propheten Jesaja, gipfelt in der Zusage: Hier bin ich – sende mich! Eine überwältigende Geschichte, die im Himmel beginnt und dann auf der Erde ihre Fortsetzung findet! Unter Menschen, die vom Himmel nur träumen können, die „unreine Lippen“ haben, die mit ihren Worten nicht einmal ihr Leben zu fassen vermögen. Aber uns wird ein Blick in den himmlischen Thronsaal gewährt, wir sehen Gott, wir sehen die Engel - und feiern eine himmlische Liturgie mit: „Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heere. Von seiner Herrlichkeit ist die ganze Erde erfüllt!“ Nicht der Himmel wird erfüllt – die Erde wird erfüllt! Von seiner Herrlichkeit.
In diesem Wort ist alles beschlossen, was von Schönheit und Liebe gesagt werden kann. Von Gottes Schönheit und Liebe! Es fällt himmlischer Glanz auf die Erde! Was Jesaja alles zu erwarten und zu bestehen hat, weiß er noch nicht, aber er hat tatsächlich einen neuen Geschmack auf den Lippen – seine Lippen werden berührt, sein Leben wird berührt – ihm werden jetzt die Worte zuwachsen, die er dem Volk mit den „unreinen Lippen“ sagen kann. Sein „Ja“ ist gesagt. „Hier bin ich, sende mich!“ Das ist der Schlusssatz der himmlischen Vision! Und: das letzte Wort. Aus dem Mund eines Menschen!
Das älteste Glaubensbekenntnis
Die zweite Lesung stammt aus dem 1. Brief, den Paulus den Korinthern geschrieben hat. Das letzte Wort: „Das ist die Botschaft!“ - „Ich erinnere euch“ – schreibt Paulus. Er innert an das Evangelium, er erinnert an die Taufe, er erinnert an den gemeinsamen Weg. Aber es sind Konflikte, die zwischen den Worten mühsam verborgen sind. Paulus muss sich verteidigen! Er muss die richtigen Worte finden! Korinth ist weit weg. Wird er sich verständlich machen können? Wird es einen neuen Anfang geben? Wird er seine Autorität wieder zurück erobern? Ich kann jetzt gar nicht viel davon erzählen. Doch Paulus kann die Streithähne in der quirligen Hafen- und Handelsstadt Korinth nur an seine Berufung erinnern. Jesus hat ihn berufen! Nach Ostern. Auch wenn er der letzte unter den Jüngern ist. In der Rangfolge ganz unten. Quasi zu spät. Und kein Weggenosse von Anfang an. Paulus nennt sich gar „eine Mißgeburt“, auch auf die Gefahr hin, dass Kritiker, Neider und Hetzer gerade dieses Wort ausschlachten können.
Wir sehen Paulus in Höchstform auflaufen, weil die Botschaft, die er ausrichtet (und immer schon ausgerichtet hat) nicht auf seinem eigenen Mist gewachsen ist. Die Botschaft ist von Christus, dem Auferweckten. Aus seinem Mund! Mit seiner Kraft! Der letzte Satz lautet: „Das ist unsere Botschaft – und das ist der Glaube, den ihr angenommen habt“. Das muss jetzt auch gesagt werden: ihr habt den Glauben angenommen! Wir sitzen in einem Boot. Wir sind miteinander verbunden. Wir bekennen:
„Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift,
und ist begraben worden.
Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift,
und erschien dem Kephas / Petrus, dann den Zwölf …“
Das ist das älteste Glaubensbekenntnis!
Jesus folgen
Und dann – als Höhepunkt – an dritter Stelle das Evangelium. Eigentlich geben wir dem Evangelium den Rang, an erster Stelle zu stehen. Aber heute dürfen wir Jesaja und Paulus den Vortritt lassen. Sie nehmen dann Platz in unserer Mitte und hören wie wir – das Evangelium.
Der Schlusssatz des Evangeliums lautet: „Und sie zogen die Boote an Land, ließen alles zurück und folgten ihm nach“. Sie folgen Jesus. Jesus hat seine Jünger gefunden und berufen. Einfache Menschen, Fischer! Keiner von ihnen hat studiert, keiner das Heimatdorf bisher verlassen, keiner besondere Offenbarungen gehabt. Sie sind Anfänger – und Abenteurer. Was das heißt: alles zu verlassen – und neu anzufangen. Ohne eine Ahnung zu haben, was mit diesem Jesus los ist. Es muss wohl eine so große und überwältigende Predigt gewesen sein, dass sie nicht einmal eine Bedenkzeit oder gar Probezeit ausbedungen haben. „und folgten ihm nach“. Soll ist jetzt lieber irritiert oder entsetzt sein?
Dabei ist Jesus gerade seinen Häschern entkommen. Das dann auch noch in seinem Heimatort. Der Grund für seine Vertreibung: Jesus hat den Mund sehr voll genommen – in den Augen vieler: zu voll. Jesus schenkt Armen eine Perspektive, Blinden eine Welt voller Licht und Gefangenen die Freiheit. Eine neue Zeit beginnt, die Zeit Gottes. Die alten Verheißungen, die Jesaja predigte – seht her: sie erfüllen sich! Jesus ruft ein Gnadenjahr Gottes aus. Als er dann verdrängt wird, geht er seinen Weg einfach weiter. Unbeeindruckt und unbeirrt. Nicht nur das: er hält am See Genesareth, von einem Boot aus, eine neue Predigt. Das Volk, heißt es, drängt sich um ihn und will – jetzt - das Wort Gottes hören. Will! Eine neue Welt tut sich auf. Auf die neuen – und ersten – Jünger wartet eine besondere Überraschung. Ein volles Boot, ein reicher Fischfang und der Auftrag, ab jetzt Menschen zu finden. Für das Reich Gottes. Was das wohl geben wird …
Gottes seltsame Personalpolitik
Heute ist es nicht schwer, den roten Faden zu finden – oder die Perlenkette in die Hand zu nehmen! Achten wir noch einmal auf die Schlusssätze:
"Hier bin ich, sende mich!"
"Das ist unsere Botschaft, und das ist der Glaube,
den ihr angenommen habt!"
"Sie ließen alles zurück und folgten Jesus nach!"
Es sind drei Szenen. Eine aus dem Alten Testament – der hebräischen Bibel. Eine aus den Briefen des Neuen Testaments. Und eine aus dem Evangelium. Zeitlich lassen sie sich zwar auch in eine gewisse Folge bringen, aber wichtig ist es eigentlich nicht. Es geht in allen drei Szenen, denen wir heute begegnen, um Berufungsgeschichten. Jesaja wird berufen, Paulus wird berufen, die Jünger Jesu werden berufen. Es gibt keine Stellenanzeigen, keine Jobbörsen, keine Auswahlverfahren. Jesaja legt keine Zeugnisse vor, Paulus führt kein Bewerbungsgespräch, die Jünger Jesu unterziehen sich keiner Prüfung. Sie werden alle – berufen. Sie werden von Gott erwählt, sie werden von Jesus erwählt. Der Weg Jesajas lässt sich in den Himmel zurückverfolgen, Paulus wird von dem auferstandenen Jesus ausgesucht und die Jünger Jesu werden durch eine Predigt Jesu dienstverpflichtet. Gott braucht Menschen, die sein Wort ausrichten. Aber weiß Gott, auf wen er sich einlässt? Werden die Menschen, auf die er setzt, „es“ bringen? Überhaupt können? Wird Gott mit dieser Personalpolitik scheitern? Nicht scheitern müssen?
Doch Gott hat seine eigene Weise: Er liebt Menschen von Anfang an, er vertraut ihnen sein Wort und seine Verheißung an – und er gibt ihnen seinen Geist. Dafür gibt es schöne Bilder: von dem Engel, der die Lippen berührt, von Jesus, der eine „Missgeburt“ zum Apostel macht – und einen Haudegen wie Simon in seinen Jüngerkreis ruft. Eine tolle Gesellschaft! Wenn es sie nicht gäbe, müsste sie noch heute gefunden werden!
Himmlische Liturgie
Die Jünger Jesu haben es auf die Säulen der Kirchen geschafft. Da thronen sie nun, der Erdenschwere enthoben, aber tonnenschwer. Die Steinmetzen und Bildhauer hatten ihre liebe Not, ihnen Gesichter und Attribute zu geben. Aber sie sind uns lieb und vertraut. Generationen vor uns haben sie schon angeschaut. Das tröstet und stärkt. - Im Gottesdienst bekennen wir unseren Glauben: gekreuzigt unter Pontius Pilatus, gestorben und begraben, niedergefahren zur Hölle, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel, sitzend zur Rechten Gottes, des Vaters… Paulus schaut um die Ecke. - Dann, am Anfang der Eucharistie, der großen Danksagung, beteiligen wir uns an der himmlischen Liturgie. Wir singen mit den Engeln das Sanctus: „Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heere. Von seiner Herrlichkeit ist die ganze Erde erfüllt“. Jesaja ist schon einmal vorausgegangen.
Übrigens: ich heiße nicht Jesaja, nicht Paulus, nicht Simon (oder wie die Jünger Jesu so heißen), aber Gott hat seine eigene Geschichte mit mir. Ich darf schon einmal in den Himmel schauen, die Botschaft von Ostern bekennen und mit den Jüngern Jesus folgen.
Heute ist es nicht schwer, den roten Faden zu finden – oder die Perlenkette in die Hand zu nehmen! Auf die Schlusssätze kommt es an:
"Hier bin ich, sende mich!"
"Das ist unsere Botschaft, und das ist der Glaube,
den ihr angenommen habt!"
"Sie ließen alles zurück und folgten Jesus nach!"
Ein Wunder ist das schon: Ich habe auch eine Berufungsgeschichte.
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Auf dein Wort hin...
Akrasia
Als Akrasia bezeichnet die Wissenschaft das Verhalten des Petrus: Handeln wider besseres Wissen. Dieser Mensch tut etwas, obwohl er eigentlich eine andere Handlung für besser hält. Er verwirft seine bisherigen Wertmaßstäbe, handelt damit von außen betrachtet „verrückt“. - Warum tut Petrus das? - Warum tun dies Menschen? Darüber zerbricht sich die philosophische Disziplin der Handlungstheorie den Kopf, bereits seit der griechischen Antike mit Sokrates und Platon bis hinein in die Neuzeit. Hier veröffentlichte Donald Davidson im Jahr 1970 den bis heute beachteten Aufsatz: Wie ist Willensschwäche möglich?
Warum handelt Petrus gegen besseres Wissen und entgegen seiner eigenen Erfahrung?
Schauen wir noch mal ganz genau hin. Ort dieser Akrasia ist das Heilige Land, näherhin das Nordufer des Sees Genesareth.
In einiger Entfernung sehen wir Fischer. Sie kommen gerade vom nächtlichen Fang zurück. Erschöpft haben sie ihre Boote aus dem Wasser gezogen und schleppen sich nun selbst an Land. Mit ihren gesenkten Köpfen wirken sie enttäuscht: keine Beute in dieser Nacht. Hunger droht. Schließlich machen sie sich dran, ihre Netze zu säubern und zum Trockenen aufzuhängen.
Da nähert sich eine große Menschenmenge unserem Schauplatz. An ihrer Spitze ein etwa 30jähriger Mann. Ganz unvermittelt steigt er in ein Boot, das am Ufer liegt. Er spricht einen von den Fischern an. Etwas widerwillig rudert dieser mit ihm ein Stück auf den See. Von dort redet der Mann zur Menge.
Die Menschen am Ufer und hören aufmerksam zu. Nach der Rede passiert etwas Überraschendes: Fischer und Prediger unterhalten sich kurz. Das Boot fährt zurück. Doch der Fischer bleibt nicht, wie erwartet, mit seinem Passagier an Land. Kaum angekommen fordert er seine Berufskollegen auf, nochmals mit ihm hinaus zu rudern. Das verwundert: Denn die Sonne steht bereits hoch über dem See. Ein heißer Tag kündet sich an: Beileibe keine optimale Bedingung für einen guten Fang, zumal Fische Licht und Wärme meiden. Simon, der Berufsfischer hört auf einen dahergelaufenen Zimmermannssohn, fährt wider besseres Wissen und entgegen aller Berufserfahrung erneut los, um zu fischen. Kann das gut gehen?
Jesu Ausstrahlung
Es muss wohl zunächst mit der Ausstrahlung dieses Mannes zusammenhängen. Jesus, der Wanderprediger versteht es meisterlich, Menschenmassen in Bewegung zu setzen und ihre Herzen in Bann zu ziehen. Als „Meister“ wird er deshalb von Petrus angeredet. Der trägt aber auch selbst, durch seine Persönlichkeit, seine Aufgeschlossenheit – vielleicht auch aus Neugier – dazu bei, dass er Jesu Charme erliegt und dann wider besseres Wissen, »ver-rückt«, handeln wird.
Simon lässt seine berufliche Erfahrung mit ihren klaren Gesetzmäßigkeiten hinter sich. Und auch seinen Frust über die vergebliche Arbeit und Mühe. Er lässt sich auf ein Wagnis ein. Bildlich gesprochen vertraut er jetzt einem neuen Netz, dem Beziehungsnetz zu Jesus. Das erweist sich als tragfähiger und ertragreicher als sein bisheriges Fanggerät, das Fischernetz. Sein Loslassen des Alten und sich einlassen auf Jesu Wort, bringen Dynamik in sein Leben: Der Fang, die große Menge gefangener Fische, sind nicht mehr wichtig. Sie werden buchstäblich zu einer Randerscheinung: „Gemeinsam füllten sie beide Boote bis zum Rand.“ Die bisherigen Netze und Werkzeuge werden überflüssig. Sie verkommen zur Randnotiz, tauchen im weiteren Verlauf unseres Evangeliums gar nicht mehr auf.
Ein neues Netz
Ein anderes Netz erweist nun seine Tragfähigkeit: Das Netz zwischenmenschlicher Beziehungen. Jesus hat Petrus das Seil zugeworfen. Der hat es aufgefangen. Erschrocken über den großen und unerwarteten Erfolg, wirft er sich jetzt selbst seinem Herrn voll Ehrfurcht vor die Füße: „Herr, geh weg von mir; ich bin ein Sünder.“
Die Situation gleicht einer klassischen Gotteserscheinung, wie in der ersten Lesung. Entsprechend verhält sich auch Jesus. Mit den Worten „Fürchte Dich nicht!“ richtet er das am Boden liegende Menschlein auf, gibt ihm seine Würde zurück und erteilt Auftrag und Sendung. Um Menschen zu fangen, braucht Petrus nun keine Hilfsmittel mehr. Getrost kann er alles zurücklassen. Ihn trägt jetzt das neue Netz, das Beziehungsnetz zu seinem Meister und Herrn Jesus. Der erweist sich als tragender Halt, als Gott. Im Blick auf ihn traut sich Simon endgültig seine sichere Existenz aufzugeben und als Felsenmann »Petrus«, Jesus nachzufolgen.
Auf dein Wort hin
Haben wir selbst schon einmal in dieser Weise gehandelt? Gegen eigene Erfahrung und wider menschliches Wissen, dem Wort der Heiligen Schrift oder unserem Gewissen gehorcht? - Akrasia betrieben? - Was haben Sie dabei erlebt, wie ist es Ihnen ergangen?
Sich diesen Fragen zu stellen lohnt. Ich denke, auch Sie erinnern sich an Situationen, Zeiten in denen ich mich gegen meine eigene Erfahrung einfach fallen lassen muss: Wenn mir die Zeit davonläuft und ich mit meiner Art zu arbeiten einfach nicht mehr nachkomme; wenn plötzlich eine Krankheit mir das Steuer aus der Hand reißt und nur noch eine Auszeit heilt; wenn ich nichts mehr spüre von diesem Gott, der doch seine Nähe zugesagt hat. - Dann bin auch ich gefordert wie Petrus das gewohnte Ufer zurückzulassen und zu vertrauen, dass Jesu Wort trägt und das Netz des Glaubens hält. Masche für Masche webt sich so im Laufe der Jahre „ein Leben aus dem Glauben“.
Wie so ein Glaubensnetz des Lebens in der Geschichte aussieht, schildert uns eine Benediktinerin, Schwester Marcella Welte, in ihrem Gedicht:
Auf Dein Wort hin, Herr,
haben Menschen das Sinnlose gewagt.
Sie haben Anfänge gesetzt,
die von vornherein zum Scheitern verurteilt schienen ...
Auf Dein Wort hin
baute Noah die Arche,
und sie trug ihn über den Spott seiner Zeitgenossen,
noch bevor sie ihn über das Wasser trug.
Auf Dein Wort hin, Herr,
ging Abraham fort in das fremde Land.
Noch weiter ging er fort,
als er aufstand, um den Sohn zu opfern
und die Verheißung in Deine Hand zurücklegte ...
Auf Dein Wort hin, Herr,
sprach Maria ihr Ja
am Morgen der Verkündigung
und am Abend des Kreuzes.
In ihr traf sich das Ja aller Gerechten seit Anbeginn der Welt
und das Ja aller Bereitschaft bis zur Vollendung der Welt.
Auf Dein Wort hin
warf Petrus das Netz aus
und empfing Fülle und Verheißung.
In Deiner Kraft
ging er über das Wasser
und ließ sich führen, wohin er nicht wollte.
Auf Dein Wort hin, Herr,
verließen die Zeugen der alten Zeit und die Zeugen unserer Zeit ihr Leben,
und fanden es neu in Dir ...
Auf Dein Wort hin
und in Deiner Kraft
dienen sie, wo jeder nur das Seine sucht,
vertrauen sie, wo andere aufgeben,
kämpfen sie, wo kein Vorteil zu erwarten ist,
verzeihen sie, wo Feindschaft über sie fällt,
glauben sie, wo alles verzweifelt,
hoffen sie, wo nichts mehr zu hoffen ist,
lieben sie, wo niemand liebt.
In Deiner Kraft und auf Dein Wort hin, Herr.
will auch ich es wieder wagen, wider besseres Wissen,
vertrauend, dass das Beziehungsnetz hält, zwischen Dir und mir.
Amen.
(c) P. Rudolf Leicht CSsR, rudolf.leicht(at)redemptoristen.de
Freude ist's, die uns bewegt und Kirche in die Zukunft trägt
Liebe Christen der Pfarrei,
heute geht's nicht um den heißen Brei,
vielmehr will ich euch erzählen,
wie so manche sich recht quälen
und - wie Petrus mit den Fischen,
einfach - nichts erwischen.
Wie geht's mit unsrer Kirche weiter?
Diese Frage macht nicht heiter.
Eher scheint es aussichtlos,
denn die Beute ist nicht groß,
wenn wir, wie Petrus auf dem See,
zu Leuten sagen: "Geh!
Brich doch auf und mach mal mit,
in unsrer Kirch', das ist der Hit!"
Da gehen sie auf Tauchstation.
"Lass mir mei Ruh, ich habe schon...
... genug zu tun,
ich will mal ruhn!"
Liegt das an uns? Ist da kein Raum
für Menschen, die auf andres schau'n?
Das Netz bleibt leer -
Wo ist der Herr?
Wenn wir weiter denken,
unser Hirn verrenken -
ja, da fällt uns dann was ein:
an den Chefs da liegt's - das muss es sein!
Der Aufbruch des Konzils ist futsch,
das gab der Kirche diesen Rutsch.
Von nun an ging's bergab
und das in ziemlich schnellem Trab.
Da beißt kein Fisch mehr an,
die da oben, die haben das getan!
Verbohrt und unflexibel,
das ist das ganze Übel!
Wir könnten doch - wir müssten nur,
so hallt's in einer Tour!
Doch bewegen brauchen wir uns nicht,
denn das ist doch des Bischofs Pflicht!
Er und der Papst, die sollen's ändern,
dann erscheint die Kirch in neuen Gewändern!
Ja, vielleicht sollt sie sich maskieren,
dann müssen wir uns nicht genieren,
wenn manches ist nicht so modern,
wie viele es vielleicht gern hörn.
Doch einmal Hand aufs Herz!
Wie geht es uns mit einem Scherz?
Gehört der in die Kirch hinein?
Oder soll er lieber draußen bleib'n?
Strahlt aus uns Freude? Haben wir Humor?
Oder bleibt das draußen vor dem Tor?
Sind wir nur ernst, verbissen, steif,
dann ist die Zeit nicht reif
auf Menschen zuzugeh'n,
die eher abseits stehn.
Das richt' kein Papst, kein Bischof, Pfarrer, Diakon
Das ist unser Job: den richt'gen Ton...
... zu treffen, der im Ohr wohl klingt
und Menschen voll ins Schwingen bringt,
der sie begeistert und holt ein,
so dass sie sehn: "Hier ist gut sein!"
Allerdings vergiss es nicht und denk,
das zu schaffen ist Geschenk
von Gott dem Herrn, der uns bewegt
und dazu seinen Geist zu geben pflegt.
Oft scheint's verrückt aus unsrer Sicht,
doch trotzdem nimmt er uns in Pflicht
und trägt uns auf, hinaus zu geh'n
auch dort, wo wir wenig Chancen seh'n.
Wenn wir das Netz auswerfen und drauf hoffen,
dass wir was fangen - Gottes Tür steht offen.
Er sagt uns zu, bei uns zu bleiben,
egal, was und wie wir's treiben.
Hauptsache ist, dass wir was tun
und nicht in unsrer Trägheit ruhn.
Dann gilt, was er dem Petrus sagt:
"Von jetzt an wirst du Menschen fangen" - sei unverzagt!
In dieser Hoffnung geht heut raus,
verkleidet Euch, nehmt mit nach Haus,
die Freude ist's, die uns bewegt
und Kirche in die Zukunft trägt.
Das wünsch ich mir und uns zusammen
und sag: So ist es. Amen.
Mit herzlichen Grüßen Stefan Durner, Pastoralreferent im PV Flossing, Kirchenplatz 2, 84570 Polling, Email: stefandurner@web.de
Menschenfischer
Bewunderung und Bedauern
In Einkaufshäusern oder auch auf dem Jahrmarkt trifft man ab und zu auf einen Verkaufsstand, an dem ein Verkäufer in Superlativen ein spezielles Küchenmesser oder einen Gemüseschneider vorführt und anpreist. Einerseits bewundere ich den wortgewandten Eifer solcher Leute, andererseits bedauere ich sie in ihrem harten Job. Ich fürchte, dass sie nicht wirklich gut verdienen, obwohl sie sich die Stimmbänder wund schreien.
In ähnlicher Weise bewundere und bedauere ich Sektenprediger, wenn sie von Haus zu Haus und von Tür zu Tür gehen und versuchen, mit Menschen ins Gespräch zu kommen und Interessenten für ihre Schriften zu finden. Ich bewundere ihren Einsatz und frage mich, wie sie das aushalten, so oft abgewiesen zu werden. Sie nehmen das Wort vom Menschenfischen sehr ernst, obwohl es ihnen eher so geht wie den Fischern vom See Genesareth vor ihrer Begegnung mit Jesus. Sie haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen, wird uns aus ihrem harten Berufsleben erzählt. Ich frage mich: Hat sich Jesus das Menschenfischen so vorgestellt? Und wann gibt es den wunderbaren reichen Fischfang?
Die Mehrzahl der Christen heute geht nicht von Tür zu Tür. Viele betrachten ihren Glauben als Privatsache, über die sie nicht mit fremden Menschen reden wollen. Aber auch jene, die bewusst ihren Glauben weitergeben wollen, den Kindern und Kindeskindern z.B. oder im Kreis der Bekannten, machen die Erfahrung, dass das gar nicht so einfach ist. Obwohl sie sich redlich bemühen, müssen sie wie die Fischer vom See Genesareth sagen: Meister, wir haben die ganze Zeit hart gearbeitet und uns abgemüht, es hat aber nichts gefruchtet.
"mission first"
"Mission first" haben einige Diözesen als Leitwort für die Erneuerung der Seelsorgsbemühungen in der Gegenwart ausgegeben. Sie wollen damit bewusst machen, worum es uns als Kirche trotz Priestermangel und bei aller Notwendigkeit von Strukturreformen gehen muss: In erster Linie gilt es, den Glauben weiterzugeben. Und das ist die Aufgabe aller Getauften, die auch mit weniger Priestern und hauptamtlichem Kirchenpersonal geschafft werden muss. Der große missionarische Erfolg stellt sich aber nicht so schnell ein. Viele der Verantwortlichen werden des Öfteren beten: Meister, wir haben Tag und Nacht gearbeitet, die Statistik läuft aber in die verkehrte Richtung.
Ist die Erzählung vom reichen Fischfang mehr als nur eine Wundergeschichte der jesuanischen Zeit oder taugt sie auch als Gleichnis für gegenwärtige Erfahrungen? Die Erfahrung der erfolglosen Mühe, so fürchte ich, können viele von uns heute teilen. Gibt es für die Erfahrung des reichen Fischfangs auch eine Entsprechung?
Der Völkerapostel Paulus
Vielleicht hilft uns dabei ein Blick zurück in die Geschichte. Der Völkerapostel Paulus hat sich auch redlich bemüht. Er gilt als der Missionar des ersten christlichen Jahrhunderts schlechthin; im historischen Rückblick zumindest. Wie viel Erfolg er persönlich erlebt hat, ist schwer abzuschätzen. Die Apostelgeschichte verschweigt nicht die Ablehnung und den Widerstand, den er auf seinen Missionsreisen von außen wie von innen erlebt hat. Ich fürchte, dass seine Mission zunächst zahlenmäßig keine große Erfolgsgeschichte war. Nach 1 Kor 1,13 ff hat er nur wenige Menschen getauft. Dies überlässt er anderen. Er selbst wird nicht müde, die Frohe Botschaft vom Wirken Gottes durch Jesus Christus unter die Leute zu bringen. Die Saat ist oft erst aufgegangen, nachdem er weitergezogen war. Das Christentum hat sich ausgebreitet durch die wenigen, die er gewinnen konnte, und durch deren Leben, das Menschen angezogen hat. Die tiefschürfende Theologie des Paulus hat auf lange Zeit nachgewirkt und den Christen ein Fundament geboten, als sie in die Lage kamen, ihren Glauben auch intellektuell zu verantworten. Wie viel er davon zu Lebzeiten mitbekommen hat, ist fraglich.
Die Weitergabe des Glaubens nahm in den ersten drei Jahrhunderten oft andere Wege, als zunächst gegangen wurden. Christen, die verfolgt und vertrieben wurden oder auch als Kaufleute unterwegs waren, haben durch ihr Lebensbeispiel vermutlich mehr überzeugt als mancher eifriger Wanderprediger.
Der hl. Klemens Maria Hofbauer
Klemens Maria Hofbauer - er wird als Apostel von Warschau und Wien geschätzt und verehrt - bemühte sich um 1800 unermüdlich in ganz Mitteleuropa, das Evangelium neu zu verkünden. Man legte ihm staatlicherseits und auch kirchlicherseits viele Steine in den Weg. Sein missionarischer Erfolg kam erst über Umwege zustande. In einer Epoche, in der der Glaube an Gott und an Jesus Christus wegrationalisiert und durch den Glauben an die Vernunft ersetzt worden ist, merkten zunächst Künstler und Studenten, dass ihnen etwas fehlt. Klemens Maria Hofbauer lebte und predigte das, was sie suchten: einen Glauben, der sie existentiell erfüllt.
Einer meiner Mitbrüder erzählte nach einem mehrtägigen Krankenhausaufenthalt erstaunt, dass ihm im Krankenhaus auf Schritt und Tritt Menschen begegneten, die das religiöse Gespräch mit ihm suchten. Ärzte, Krankenhauspersonal, Zivildiener und Mitpatienten. Der Hunger nach einem erfüllenden Glauben ist auch heute vorhanden. Er kann von den offiziellen kirchlichen Strukturen offenbar nicht angemessen gestillt werden.
Ich selbst begegne abseits des kirchlichen Betriebes immer wieder Menschen, die Antworten auf ihre persönlichen Lebensfragen suchen und in der Hoffnung, dass sie dort Antworten finden, unsere Heiligen Schriften besser verstehen wollen.
Solche Erfahrungen erinnern mich an die Erzählung vom reichen Fischfang. Manchmal werde ich unerwartet - und anderen ergeht es ähnlich - reich mit erfüllenden persönlichen Gesprächen und mit Glaubenserfahrungen beschenkt. Ich erlebe immer wieder, dass es sich lohnt, im Erfahrungsschatz der kirchlichen Überlieferung zu fischen. Um diesen Schatz zu heben, muss man allerdings manchmal auch bereit sein, die gewohnten Wege des Fischens zu verlassen und sich auf Neues einzulassen. Ich vertraue fest darauf, dass dieser reiche Schatz von einer neuen Generation wieder entdeckt wird.
Manche Bibelleser wundern sich beim Lesen der Erzählung vom reichen Fischfang über die Reaktion des Petrus. Er fällt vor Jesus auf die Knie und sagt: Herr, geh weg von mir, ich bin ein Sünder. Worin besteht seine Sünde? Ich stelle mir vor, dass ihm schlagartig bewusst geworden ist, wie sehr er durch sein Beharren auf seine Erfahrung als Fischer sich selbst im Wege gestanden ist. Sein Kleinglaube hätte beinahe verhindert, die Erfahrung des reichen Fischfanges zu machen. – Wie groß ist unser Glaube?
Lachen ist die beste Medizin
Es fällt mir auf, dass unsere Zeit nicht sehr humorvoll ist. Daher fordern Wissenschaftler ein neues Unterrichtsfach. Es soll Lachkunde heißen. Wer sagt, dass mit der Schule der Ernst des Lebens beginne, liegt falsch. Wer glaubt, dass man im Leben die Fehler zählen müsse, verliert die Lebensfreude.
Der spielende Mensch
Kinder hingegen können staunen, sich über die kleinsten Dinge freuen. Sie leben von dem Glück, dass sie geliebt und getragen sind. Sie betrachten das Leben als Spiel, strahlen Lebensfreude und Unbeschwertheit aus. Bei Erwachsenen ist das oft nicht mehr der Fall. Sie glauben, dass alles von ihnen abhängt. Sie neigen dazu das Leben schwer zu nehmen - nach dem Motto "Ich gehe vor die Hunde - gehst du mit?" - - "Nein, danke", sagt der Humor. Denn er macht das Leben rund und richtig. Wir brauchen ihn, wenn das Leben flüssig bleiben soll. Er ist der Humus des Lebens. Ohne Humor sind wir trocken und dürr, saft- und kraftlos. (Siehe "Jahrbuch der Diözese Gurk 2011", S. 33 )
Negatives Denken macht krank
Wir wissen, dass allzu negative Gedanken das Immunsystem beeinträchtigen. Krankheiten haben oft psychische Ursachen. Kränkungen schaden nicht nur der Seele, sondern auch dem Körper. Das war der Grund, warum man sich auch wissenschaftlich mit dem Lachen (Gelotologie, griech. gelos = Lachen ) auseinander setzte. Die alte Volksweisheit "Lachen ist die beste Medizin" ist wissenschaftlich bestätigt worden. Das Lach-Yoga wird als Heilungsmittel eingesetzt.
Die Lachforschung sagt uns: Beim Lachen lockern sich nicht nur die Gesichtsmuskeln, sondern auch die Gedankenmuster. Die Sicht der Dinge verändert sich. Das Herz wird weit. Ich nehme mich und meine Meinung nicht mehr so wichtig. Vieles auf Erden gleicht einem Windhauch, ist keiner Aufregung wert. Nur das, was bleibt, ist von Bedeutung. Tierischer Ernst hingegen bringt Fixierungen, ist ein extremer Klebstoff. Er nimmt uns jeden Spielraum und verhindert so die Entschärfung und Lösung von Konflikten. Humor hingegen ist ein Elixier, wirkt wie ein Vitamin auf Körper und Geist. Die Fröhlichkeit ist der Schlüssel zum Herzen. Der heilige Johannes Bosco vertritt die Meinung, dass wir die Menschen schimpfen lassen sollen. Unsere Aufgabe ist es: "Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen."
Kinderlachen
Unser Leben ist nach Nikolaus Cusanus ein Spiel über die "gelehrte Unwissenheit". Daher kann man von Kindern viel lernen. Alfred Kirchmayr, der als Psychoanalytiker und Humorforscher in Wien tätig ist, schrieb das Buch "Rettet die Purzelbäume" (Homepage: www.psychotherapie-lebenskunst.at). Nach ihm ist der Humor der Schwimmgürtel des Lebens, das Kinderlachen das schönste Kleinod.
Der Wein der Freude kann ausgehen
Es kann vorkommen, dass wir den Humor verlieren, dass uns der Wein der Freude ausgeht. Es kann vorkommen, dass wir meinen, dass es sich zu leben nicht mehr lohnt. In der Welt haben wir Bedrängnis. Aber Jesus sagt: "Seid getrost, ich habe die Welt überwunden!" (Joh 16,33). Im 1. Johannesbrief heißt es "Wer aus Gott geboren ist, überwindet die Welt Das ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube" (1Joh 5,4) - an Jesus Christus, der sich als Herr über Leben und Tod gezeigt hat. Aus diesem Grund vertritt Bischof Stecher die Meinung: "Die Mutter des Humors ist die hintergründige Hoffnung, die durch alle Fragezeichenwälder dieser Welt wandert" (Reinhold Stecher "Werte im Wellengang", Innsbruck 2000, Tyrolia.).
Als Kardinal Roncalli mit 78 Jahren zum Papst gewählt wurde, fragte er sich oft: "Kann ich diese Aufgabe noch ausfüllen?" Und in einem Traum erhielt er die Antwort. "Giovanni, nimm dich nicht so wichtig". "Seitdem schlafe ich wieder", sagte der Papst. Bei einer Audienz meinte einmal Papst Johannes XXIII: "Das Gefühl der Unzulänglichkeit verlässt mich nie. Das ist eine große Gnade". Warum? Weil keiner perfekt sein muss. Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig (vgl 2 Kor 12,9). "Nur eines sollten wir perfektionieren, unseren Mut zur Unvollkommenheit" (Michael Titze). Große Freunde des Humors waren die Heiligen Philipp Neri, Thomas Morus und Don Bosco. "Der Humor rückt den Augenblick an die richtige Stelle. Er lehrt uns die wahre Größenordnung und die gültige Perspektive. Er macht die Erde zu einem kleinen Stern, die Weltgeschichte zu einem Atemzug und uns selbst bescheiden". (Erich Kästner)
Das Christentum ist eine Frohbotschaft.
Die Fröhlichkeit ist das Abzeichen eines Christen. Daher gehört der Humor zur Religion, hat eine große Heilkraft, kann Konflikte lösen.
Wir dürfen fröhlich sein. Denn unser Leben gleicht einer Wallfahrt nach Emmaus. Schon jetzt dürfen wir beim ewigen Gastmahl dabei sein. Das ist das Osterlachen der Christen. Wahrlich: Christus hat uns die Nähe zu Gott und die nötige Distanz zur Vergänglichkeit gebracht. Daher können wir lachen und humorvoll sein.
Ministranten-Volksbefragung
Liebe Brüder im Herrn, liebe Schwestern,
ich hatte so eine Idee auf einmal gestern:
Wir brauchen für unsere Kirche ganz schnell
für Entscheidungsfindungen ein neues Modell.
Es geht nicht mehr mit Papst, Bischof oder Pfarrgemeinderat,
nein in der Tat
es braucht keine Sitzung oder Tagung,
wir machen eine Volksbefragung!
Mindestens einmal alle Jahre
machen wir eine solche in unserer Pfarre.
Für heuer hab ich schon einen Plan,
den schick ich an den Vatikan.
Ihr, liebes Kirchenvolk, Kinder, Onkel Tanten
stimmen heuer ab über unsere Ministranten!
Der Stimmzettel wird bald angeschlagen,
er enthält folgende Fragen:
Sind Sie für eine allgemeine Pflicht zum Ministrieren
für jeden ab 8 Jahre bis zum Berufsantritt oder Studieren?
Oder soll man den Altardienst bezahlten Profis überlassen,
was wiederum belastet unsere Kirchenkassen?
Oder soll man alles beim Alten lassen,
dass nur Freiwillige ab den 3. Volksschulklassen
ihren Dienst am Altar versehen
und alle anderen zusehen?
Dieser Zettel mit den offiziellen Fragen
kommt in jedes Haus in den nächsten Tagen.
Auch eine Homepage habe ich eigens aufgebaut,
viele haben schon hineingeschaut.
Ich will euch reinen Wein einschenken -
es kommen schon die ersten größeren Bedenken:
Was ist, wenn das Ministrieren wird zur Pflicht,
denn so mancher ist geeignet nicht,
für ihn ist es einfach nicht das Wahre,
der fromme Dienst an dem Altare.
Da Vorne ist einfach nicht sein Platz,
gibt es dafür einen Ersatz?
Als Ersatzdienst schlag ich denen vor,
das Singen in unserem Kirchenchor.
Damit nicht jeder nach dem Ersatzdienst dränge,
hat dieser Dienst natürlich eine andere Länge.
Sollten Profis den Altardienst verrichten
bräuchte man auch beim Chor nicht länger auf eine Bezahlung verzichten.
Keine Lebenszeit würde man verlieren,
wollte man sein Talent da oben ausprobieren,
für Jung und Alt ein freiwilliges Jahr,
wäre das nicht wunderbar?
Eine andere Frage ist schon aufgetaucht,
ob man Ministranten nicht auch für Auslandseinsätze braucht.
In vielen Kirchen ist der Altarraum leer,
die haben keine Ministranten mehr.
Da sollten wir doch welche entsenden,
damit sie die Not dort wenden.
Sind sie doch ausgebildet für kleine Kirchen bis zum Dom,
geeignet auch für den Petersdom in Rom.
Einer hat auf Facebook mir gepostet:
Bedenke doch, was das alles kostet!
Ohne Konzept willst du das Ministrieren
auf Teufel komm raus einfach reformieren!
Wenn auf diese Weise das Geld wird verschwendt',
geb ich in den Opferstock keinen einzigen Cent!
Es folgte eine wahre Postingflut,
mich verließ darauf wieder der Mut.
Ich hab den Stimmzettel gleich umgeschrieben;
und so les ich ihn euch noch einmal vor, ihr Lieben:
Sind Sie dafür, dass man sich lange plagt
und für Änderungen das Volk befragt?
Bereiten wir uns keine Sorgenfalten
und lassen wir doch lieber alles beim Alten.
So ist's seit Jahrhunderten meine Herren, meine Damen,
so wird es in Zukunft bleiben. Amen.
© Franz Kaltenbrunner, Pfarrassistent in Zell am Pettenfirst
pfarre.zell.pettenfirst@dioezese-linz.at
Berufung
Eine ganz persönliche Geschichte
Berufungserzählungen, Berufungserlebnisse gibt es viele. Darin wird beschrieben, wie Menschen reagieren, wenn sie das Gefühl oder auch die Sicherheit haben, berufen zu werden. In diesem Gottesdienst hörten wir von drei recht unterschiedlichen Berufungen.
Worum geht es dabei überhaupt? Kann man sich etwas darunter vorstellen?
In Beruf, Berufung steckt das Wort "rufen". Jeder Beruf ist Ruf, Zuspruch, Hinweis zu einer bestimmten Tätigkeit für die Gesellschaft. Einen etwas anderen Bedeutungsakzent erhält der Beruf des Professors. Das lateinische Wort "profiteor" heißt "bekennen", "überzeugt" und "erfasst sein" von einem Auftrag. Handwerker oder auch Sportler werden als Professionisten oder kurz "Profis" bezeichnet.
Unter Berufung meinen wir aber sehr häufig Priester- und Ordensberufungen, was seine Richtigkeit hat. Von der Berufung zur Ehe, zu vielen anderen kirchlichen Berufungen hören wir wenig. So bunt wie die Gesellschaft damals und heute ist, so vielfältig sind auch die Berufungen.
Abraham wird aus der Sicherheit seiner Existenz in die Unsicherheit berufen. Er vertraut auf das Wort des Herrn. Auf Abraham, dem Stammvater, berufen sich alle drei großen Religionen.
Jesaja, der "Evangelist" des Alten Testaments, wird in einer Art himmlischer Liturgie berufen: "Hier bin ich, sende mich." (Jes.6,8). Ebenfalls bei Jesaja lesen wir: "Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst mir." (Jes.43,7).
Auch Paulus hat eine Berufung im Damaskuserlebnis, und er kennt eine Reihe von Augenzeugen, denen der Auferstandene erschienen ist. Paulus bestätigt diese Tatsache durch sein Glaubensbekenntnis, das wir als das älteste des Neuen Testaments kennen: "Christus ist für unsere Sünden gestorben . . . und ist begraben worden. Er ist am drittenTag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas, dann den Zwölf."(1 Kor.15,3-5).
Tat Gottes und Zutun des Menschen
Berufung ist ein innerer Vorgang, nicht beschreibbar, nur durch ganz persönliche Erlebnisse wahrnehmbar. Sie ist Tat Gottes, aber auch Zutun des Menschen, vor allem durch seinen Glauben, sein Vertrauen und sein Bekenntnis. All diese persönlichen Berufungen haben kein leichtes Leben.
Das Evangelium zeigt gleich am Beginn die Sehnsucht, aber auch die Berufung des Volkes, das Wort Gottes zu hören.
Das Evangelium mit der Aufforderung zum Netzfang ist für den Menschen von heute nicht leicht zu verstehen. Es geht nicht um Einschränkung der Freiheit, ums Einfangen, weil Glaube immer auf freiwilliger Basis erfolgen soll und nicht auf Abhängigkeiten, die an eine Glaubensgemeinschaft bindet.
Netze auszuwerfen kostet Kraft. Sehr oft sind die Würfe umsonst, vor allem dann, wenn man an der Oberfläche bleibt, denn da kann mancher Unrat in die Netze geraten. Wie geht es dem Fischer, der immer wieder das Netz aufs Wasser klatscht? Wird er nicht müde und verzweifelt dabei, wenn nie Leben ins Netz kommt? Er bangt und hofft immer wieder auch gegen seine Überzeugung, doch noch etwas zu finden. Es ist nötig, das Netz auszuwerfen als Einübung in die Praxis der Hoffnung, weil nicht zu werfen aufgeben hieße und aufgeben hieße aufhören zu leben. (siehe Lindolfo Weingärtner: Praxis der Hoffnung in: Willi Lambert: Zeiten zum Aufatmen S 154).
Neue Wege
Jesus deutet den Vorgang am See Gennesaret weiter aus: Ich mache euch zu "Menschenfischern". Für unser Leben als ChristInnen bedeutet das, nicht müde zu werden in unserer Verkündigung durch Wort und Tat, nicht in Grant und Resignation zu verfallen, auch wenn das Wort Gottes durch uns Menschen bleich zu werden scheint.
Das Evangelium gibt ein eindrucksvolles Zeugnis von Menschen, deren Leben nicht in gewohnten Bahnen verlief, sondern markante Einbrüche und Kehrtwendungen zeigt. Glaube überwindet Enge und lässt den Menschen voller Hoffnung frei atmen. Glaube gibt seelische Stabilität, denn er beruft sich ja auf das Wort: "Ich habe dich beideinem Namen gerufen, du gehörst mir." Wer glaubt, hofft und vertraut, den beschenkt Jesus im Überfluss: hier im Bild des überreichen Fischfangs.
Die Weisheit des alten erfahrenen Fischers sagt: Es gibt Tage, da muss man das Netz zwanzigmal, fünfzigmal und vielleicht noch mehr auswerfen. Aber es finden sich doch immer wieder neue Wege, um die Fische ausfindig zu machen. Der Weg von gestern muss nicht immer zu den Fischen von heute und morgen führen. Kreativität ist gefragt. Nostalgie als Vision wird uns nicht weiterhelfen. Jede Zeit muss Gott neu entdecken und benennen.
Es reicht nicht aus, die Erfahrungen früherer Zeiten und Personen zu konservieren. Das Evangelium lehrt die Praxis der Hoffnung. Wir sind eingeladen, es vertrauensvoll anzunehmen.
"Auf Dein Wort hin..."
Jesus lehrt das Volk vom Boot des Simon aus. Die Menschen sind gepackt, er spricht mit Vollmacht. Vielleicht hat er über die Wirkkraft des Gotteswortes gesprochen und dass wir Menschen darauf voll vertrauen können, selbst in aussichtslosen Lagen. Jetzt am Ende der Rede wagt es Jesus, seine Jünger im Glauben zu fordern. Werden sie das Gehörte umsetzen? meinem Wort als Gottes Wort glauben? Er gibt den Auftrag an Petrus: "Fahr hinaus auf den See und wirf die Netze zum Fang aus!"
Da kommt der erwartete Einwand: "Meister, die ganze Nacht haben wir gefangen und nichts erwischt. Du weißt doch, dass am Tag bei der hellen Sonneneinstrahlung die Fische tief in den See tauchen, weil sie schon von weiten das Boot an der Wasseroberfläche bemerken. Am Tag gehen sie nicht leicht in die Netze, eigentlich überhaupt nicht!"
Petrus holt noch einmal Atem und - dann befreit er sein Herz für den Glaubensgehorsam. Er ruft Jesus zu: "Auf Dein Wort hin!" Petrus hatte die Gnade, den Impuls des Hl. Geistes in seinem Innern aufzufangen. Der Rest der Jünger signalisiert ein ungläubiges Kopfschütteln. Die Berufsfischer brummen. "Blödsinn!" "Der ist eben nicht vom See, er ist ein Zimmerer, er versteht nichts!" Petrus bleibt dabei und springt ins Boot mit den Netzen: "Auf Dein Wort hin will ich die Netze auswerfen!"
Da ein Schreien und wildes aufgeregtes Winken aus dem Petrus-Boot. Man sieht vom Ufer aus im Sonnenlicht in den Netzen den silbrig glänzenden Fang herüberblinken. Ein zweites Boot wird mit der Beute gefüllt. Ein Wannsinnsfang! Ein reicher Fang, Nahrung und Belohnung für alle, die bei sich bei Jesus gedrängt hatten, das Wort Gottes zu hören.
Petrus ist innerlich überwältigt, er erschrickt. Er knickt ein, geht auf die Knie: "Geh weg von mir, ich bin ein Sünder!" Jesus hebt ihn auf: "Du, von jetzt ab wirst Du Menschenfischer sein!"
Auch wir fischen nach unseren bewährten Erfolgen und Erfahrungen. Und die Netzte bleiben oft leer: wir finden keine Freude; wir ärgern uns, schimpfen und nörgeln an Gott und der Welt. Wir stecken in Schwierigkeiten in der Partnerschaft. Wir haben Krankheiten und Schmerzen. Wir sind ohnmächtig wegen unserer Kinder, die andere Wege gehen. Wir warten vergeblich auf eine Gebetserhörung. Und jetzt ermuntert Jesus auch mich: Wirf deine Netze aus, Netze des Glaubens. Halte Dich an mich!
Misstrauen loslassen
Jetzt klopft der Hl. Geist auch bei mir an. Er ruft: Lass los deine Bedenken, die Ängste, dass es nicht klappt, deinen Sachverstand, der alles genau voraussagen kann, deine dunklen Erfahrungen. Wir sind zum schnellen, großzügigen, bedingungslosen Vertrauen gerufen, ohne wenn und aber. Wir dürfen nicht nur auf menschliche Logik bauen.
Und prüfe dein Herz, ob Du Gott wirklich Raum gibst? Ob du beteuerst vor Gott: "Dein Wille geschehe" und dann doch bitter enttäuscht bist, wenn’s anders kommt.
Auftrag und Nachfolge
Als Menschenfischer hat Petrus den reichen Fang erst an Pfingsten erlebt. Und später schienen die Verfolgungen den besonderen Erfolg unmöglich zu machen. Dabei breitet sich gerade in der Unterdrückung das Reich Gottes aus.
Während der Gemeindemission in einem kleinen Dorf in Oberbayern, erwartete ich mit Spannung den ersten Jugendabend. Ich fragte mich: "Werden Jugendliche kommen? Wie wird es gehen mit dem mir gestellten Thema: "Kann die Kirche moderner werden?" Als ich zur Schule kam, wo die Veranstaltung stattfinden sollte, sagten mir die Jugendlichen: "Wir wollen die Wahlen für den Vorstand der Landjugend durchführen!" Das passte mir gar nicht. "Ausgerechnet heute!" urteilte ich. Als ich dann noch im vorgesehenen Mehrzweckraum eine Frauenbastelgruppe statt der Jugendlichen sah, kam ich innerlich in Erregung: "Muss das so sein?" Was soll aus dem Jugendabend werden. Wieder nichts!" Ich holte Luft.
Da spürte ich von Innen her den Impuls, dass ich nicht wegen meiner Programme zu den Jugendlichen kommen sollte, sondern um der Jugendlichen selbst willen. Ich tat in meinem Herzen den Schritt. Dann verlor ich meine Wünsche und versuchte auf die jungen Leute einzugehen. Ich dachte: "Jetzt gehe ich zur Vorstandswahl!" An deren Ende spürte ich eine Chance für das ursprüngliche Vorhaben. Mutig lud ich die Jugendlichen zum Thema ein: "Wie geht es mir mit der Kirche? Was will Gott von mir?". Es blieben alle Jugendlichen da, auch zwei, die von sich sagten, dass sie nicht mehr an Gott glaubten. In dem Gespräch legten einige Jugendliche sogar ein mutiges Glaubenszeugnis ab. Ob dieses verspäteten Erfolgs, den ich als Frucht meines Loslassens der eigenen Vorstellungen ansah, senkte sich in mein Inneres eine große Freude.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter
Lieder:
GL 144: Nun jauchzt dem Herren alle Welt
GL 161: Du rufst uns Herr, trotz unsrer Schuld (Kyrierufe)
GL 275: Selig, wem Christus auf dem Weg begegnet (1. und 4. Str.)
GL 347: Der Geist des Herrn erfüllt das All (4. Str.)
GL 360: Macht weit die Pforten in der Welt! (5. Str.)
GL 448: Herr, gib uns Mut zum Hören
GL 456: Herr, du bis mein Leben, Herr du bist mein Weg
GL 464: Gott liebt diese Welt, und wir sind sein Eigen (1. und 4. Str.)
GL 474: Wenn wir das Leben teilen wie das täglich Brot (1. und 4. Str.)
GL 477: Gott ruft sein Volk zusammen
GL 481: Sonne der Gerechtigkeit
Gl. 489: Lasst uns loben, freudig loben
GL 543: Wohl denen, die da wandeln
Psalmen und Kehrverse:
GL 52,1: Herr, du bist König über alle Welt. - Mit Psalm 93 - VIII.
GL 56: Freut euch, wir sind Gottes Volk, erwählt durch seine Gnade. - Mit Ps 100 - V.
GL 264,2: Du bist das Licht, die Völker zu erleuchten, du deines Volkes Herrlichkeit. - Mit Psalm 24 (GL 633,4) - VII.
GL 401: Lobet den Herrn, preist seine Huld und Treue - Mit Psalm 118 (643,5) - VI.
GL 651,5-6: Freut euch, wir sind Gottes Volk, erwählt durch seine Gnade. - Mit Ps 34 - V.
- Einleitung4
Hans Hütter (2022)
Wenn uns jemand auf Fehler und Schwächen aufmerksam macht, reagieren wir gerne mit dem Satz: So schlecht bin ich auch wieder nicht. Ähnlich reagieren auch manche Christen, wenn ihnen am Beginn eines Gottesdienstes ein Schuldbekenntnis abverlangt wird. Sie empfinden das als Abwertung ihrer selbst.
Wenn wir vor Gott hintreten, brauchen wir uns vor ihm nicht abzuwerten, vielmehr machen wir uns bewusst, dass wir auf seinen barmherzigen Blick auf uns angewiesen sind, und bitten wir ihn, dass er uns annehme, wie wir sind.
Jesus hat die Menschen, die ihm begegneten, trotz ihrer Fehler und Schwächen in seinen Freundeskreis aufgenommen und ihnen sogar zugetraut, am Reich Gottes mitzubauen. Um ihn sind wir nun versammelt und ihn rufen wir nun an:
Hans Hütter (2019)
Menschen, die auf das Wort Gottes hören und in den Sakramenten die Begegnung mit Gott suchen, sind Fischern vergleichbar, die auf einen See oder auf das Meer hinausfahren und dort den darin enthaltenen Reichtum aus der Tiefe empor holen. Nicht immer kehren sie mit vollen Booten heim. Manchmal überlegen sie, ob sich diese Mühe noch lohnt. Manche unterziehen sich gar nicht mehr dieser Anstrengung und suchen ihren Lebenshunger mit anderen Mitteln zu stillen.
Wer jedoch den Reichtum entdeckt hat, der uns in der Feier der Glaubensgeheimnisse geboten ist, wird sich immer wieder neu der Mühe, die damit verbunden ist, unterziehen und sich so von Gott beschenken lassen.
Am Beginn dieser Feier treten wir vor den Herrn hin und erkennen in ihm den, der allein unseren Lebenshunger sättigen kann.
Klemens Nodewald (2019)
Das heutige Evangelium lädt uns ein, uns innerlich betreffen zu lassen. Betroffenheit lässt innehalten, kann erschrecken, führt in jedem Fall zu neuem Nachdenken. Eine Abwendung von Bisherigem, Aufbruch zu einem neuen Weg oder verstärkte Mühe des bereits gut Begonnenen sind in der Regel die Folge. Betroffenheit ist keine innere Schwäche, die es zu beheben gilt, sondern ist ein gesegnetes Geschenk, das uns zur Vertiefung gelebten Glaubens anregen will. Ob sich dies ereignet, hängt nicht nur an der uns gewährten Gnade des Himmels, sondern auch an der Offenheit des jeweiligen Menschen, die angebotene Chance anzunehmen.
Manfred Wussow (2016)
Heute wird uns in unserem Gottesdienst ein Blick in den Himmel gewährt. Wir lauschen dem Sanctus der Engel: Heilig, heilig, heilig ist der HERR, (wir riechen und sehen den Weihrauch)... Heute freuen wir uns auch darüber, dass Gott Menschen in seinen Dienst beruft, ihnen sein Wort anvertraut und neue Perspektiven schenkt. Heute wird uns in unserem Gottesdienst ein Blick auf die Erde geschenkt. Von Gottes Herrlichkeit ist die ganze Erde erfüllt.
Wir sind sündige Menschen. Wir bitten um Vergebung.
- Kyrie5
Hans Hütter (2022)
Herr, Jesus Christus,
du achtest nicht darauf, wie gut und erfolgreich wir sind.
Du richtest uns auf mit dem Trost Gottes.
Herr, erbarme dich.
Du lehrst uns, aus der Tiefe des Reichtums Gottes
zu holen, was uns satt macht.
Christus, erbarme dich.
Du berufst uns,
Menschen für das Reich Gottes zu gewinnen.
Herr, erbarme dich.
Beatrix Senft (2022)
Herr, Jesus Christus,
du willst auch uns der Grund sein,
auf dem wir festen Halt finden.
Herr, erbarme dich.
In deinem Evangelium erfahren wir Rettung,
wenn wir ihm folgen.
Christus, erbarme dich.
Wo wir nicht weiterwissen, verzagen oder versagen
kommst du uns mit deiner Gnade entgegen.
Herr, erbarme dich.
Hans Hütter (2019)
NGL 161: Du rufst uns Herr, trotz unsrer Schuld
Oder:
Herr, Jesus Christus,
du hast uns gerufen, dir zu folgen.
Herr, erbarme dich.
Du hast uns gesandt,
die Frohe Botschaft zu verkünden.
Christus, erbarme dich.
Durch deine Boten
führst du die Menschen zum Vater.
Herr, erbarme dich.
Klemens Nodewald (2019)
Herr Jesus Christus,
mit deiner Botschaft und deinen Worten wendest du dich an die Herzen der Menschen.
Herr, erbarme dich.
Auch jeden von uns sprichst du an, deinen Weisungen zu folgen.
Christus, erbarme dich.
Barmherzigkeit ist deine Antwort auf unser Versagen.
Herr, erbarme dich.
Immer wieder erbarmst du dich, Herr,
und schenkst uns deine Vergebung.
Mit einem Streben nach immer neuem Aufbruch
wollen wir dir danken und dich ehren. – Amen.
Manfred Wussow (2016)
Herr,
wir wissen dich auf einem hohen Thron.
Aber in deiner Liebe kommst du zu uns.
Herr, erbarme dich.
Christus,
du berufst Menschen in deine Nachfolge.
Wir fürchten uns davor, uns ganz auf deinen Weg einzulassen.
Christus, erbarme dich.
Herr,
dein liebevoller Blick auf unser Leben bleibt nicht ohne Wirkung.
Du führst uns in das Leben.
Herr, erbarme dich.
Ich will mich niederwerfen zu deinem heiligen Tempel hin
Und deinem Namen danken für deine Huld und Treue.
Denn du hast die Worte meines Mundes gehört,
deinen Namen und dein Wort über alles verherrlicht.
(Ps. 138,2f.)
- Tagesgebet1
Messbuch - TG 5. Sonntag: Bleibe uns nahe in jeder Not und Gefahr
Gott, unser Vater,
wir sind dein Eigentum
und setzen unsere Hoffnung allein auf deine Gnade.
Bleibe uns nahe in jeder Not und Gefahr
und schütze uns.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB: 5. Sonntag im Jahreskreis
- Eröffnungsgebet3
Sonntagsbibel
Allmächtiger Gott,
du hast uns in deinen Dienst gerufen.
Hilf uns,
glaubwürdige Zeugen deiner frohen Botschaft zu sein.
Durch Christus, unseren Herrn.
Beatrix Senft (2022)
Wir kommen zu dir, Herr,
mit allem, was uns ausmacht.
Unsere Zeit verlangt uns viel ab,
im nahen Umfeld und in der ganzen Welt –
auch in unserer Kirche.
Wir stehen vor dir,
fühlen uns, als säßen auch wir in leeren Booten,
als würden wir rudern und rudern,
und machten doch „keinen Fang“.
Stärke uns in dieser Feier mit deiner Kraft,
deinem Wort und in dem Mahl,
zu dem du uns als Stärkung rufst.
Fülle du uns neu und sende uns. – Amen.
Manfred Wussow (2016)
Gott,
wir erleben dich unnahbar und fern.
Du bist heilig,
du thronst über den Lobgesängen.
Aber du machst dich klein,
du wirst ein Mensch,
einer von uns.
Wir danken dir.
Oft sind wir untereinander unnahbar und fern,
wir spielen die Abgeklärten,
wir wissen alles besser.
Aber du sprichst uns an auf der Straße
und berufst uns in die Nachfolge Jesu,
der für uns gestorben und auferstanden ist,
der uns dein Wort anvertraut,
der uns den Himmel öffnet.
Mit den Engeln singen wir dein Lob
und unser Leben erscheint in neuem Glanz.
Als geliebte Menschen werden wir barmherzig
und gehen deinen Weg
mit Christus,
unserem Herrn.
- Fürbitten10
Hans Hütter (2022)
Guter Gott,
wir sind auf das angewiesen, was du uns zum Leben gibst.
Wir bitten dich:
Für alle Menschen, die hungern und nicht ausreichend Anteil am Reichtum der Schöpfung erhalten.
Für alle Menschen, die nach Wahrheit hungern und nicht wissen, wem sie vertrauen können.
Für Papst Franziskus, die Kardinäle, Bischöfe und Priester um den Mut, auch unangenehme Wahrheiten zur Kenntnis zu nehmen und notwendige Erneuerungen in die Wege zu leiten.
Für die Opfer kirchlichen Missbrauchs um Heilung der ihnen zugefügten Verletzungen.
Für alle Glieder der Kirche um die Kraft zu vergeben und sich auf einen konstruktiven Weg der Erneuerung einzulassen.
Für unsere Verstorbenen, besonders für jene, die durch die Kirche Unrecht erlitten haben, um Frieden und ewiges Leben.
Dein, Herr, sind das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit.
Dir danken und vertrauen wir. – Amen.
Renate Witzani (2022)
Die Erfahrung, dass Gott tatsächlich in unser Leben eingreift, verunsichert uns und macht uns betroffen.
Im Glauben an seine Macht und im Vertrauen auf seine unendliche Liebe und Weisheit überbringen wir ihm unsere Bitten:
Für deine Kirche, die du unabhängig von unseren Plänen, Vorstellungen und Gutdünken sicher durch die Zeiten führst.
Für eine Menschheit, die trotz aller technischen und wissenschaftlichen Errungenschaften oft machtlos den Folgen von Vulkanausbrüchen, Dürre- und Hochwasserereignissen, Hungerkatastrophen und Pandemien gegenübersteht.
Für alle, die nach einfachen Antworten in Esoterik oder Verschwörungstheorien für die Unsicherheiten und Probleme ihres Lebens suchen.
Für alle, die sich im Glauben vom eucharistischen Geschehen ergreifen lassen und so die Botschaft unserer Erlösung in Kreuz und Auferstehung lebendig erhalten.
Für unsere Verstorbenen, deren Tod uns immer wieder auf die Unbegreiflichkeit alles Daseins zwischen Entstehen und Vergehen und auf unsere eigene Nichtigkeit hinweist.
Auch wenn unsere menschlichen Worte nicht ausreichen deine Herrlichkeit zu ehren und zu preisen, wollen wir dir unseren Dank und unser Lob jetzt und allezeit darbringen. - Amen.
Klemens Nodewald (2019)
Herr Jesus Christus,
aus tiefer Betroffenheit folgte dir Petrus. Du gabst ihm die Kraft dazu.
Auch uns willst du für dich begeistern und Kraft schenken für lebendig gelebten Glauben.
Wir bitten dich:
Stäre in uns das Vertrauen in dich und deine Hilfe.
Herr, erbarme dich…
Lass uns spüren, welche Aufgaben und Menschen du uns in besonderer Weise anvertrauen willst.
Herr, erbarme dich…
Richte uns auf, wenn Misserfolge, Enttäuschungen, Schicksalsschläge oder Versagen uns entmutigen wollen.
Herr, erbarme dich…
Stehe bei den Leitern und Verantwortlichen unserer Kirche und schenke ihnen gute Mitarbeiter und Unterstützer.
Herr, erbarme dich…
Befreie von ihren Bedenken und Ängsten alle, die du zu einer besonderen Nachfolge berufen hast.
Herr, erbarme dich…
Segne alle, die sich in irgendeiner Weise mit Hingabe und Liebe der Nöte von Menschen annehmen.
Herr, erbarme dich…
Die Verstorbenen, nimm sie auf in die Gemeinschaft mit dir.
Herr, erbarme dich…
Herr Jesus Christus,
Gnade und Segen gehen immer neu von dir aus.
Ein Helfer bist du jedem von uns.
Beglückt und ermutigt danken wir dir dafür. – Amen.
Renate Witzani (2019)
Im Glauben an Gottes Beistand brauchen wir als Christen nicht alles aus eigener Kraft schaffen.
In diesem Vertrauen tragen wir unsere Bitten zu Gott:
Um eine Kirche, die mehr auf dich als auf ihre eigenen Kräfte baut, wenn sie versucht, deine Botschaft der Liebe zu den Menschen zu bringen.
Um deinen Schutz für alle, die sich unter totalitären Regimen für Gerechtigkeit und Frieden für alle Bürger ihres Landes einsetzen.
Um Mut für alle, die aus welchen Gründen immer plötzlich vor den Trümmern ihres Lebens stehen und einen Neuanfang wagen müssen.
Um tatkräftige und liebevolle Hilfe für alle Kranken und Hilfsbedürftigen, und dass ihrerseits gerne und dankbar angenommen wird.
Um das rechte Wort für alle, die Trauernde aufrichten wollen, und um deine Barmherzigkeit für unsere Verstorbenen.
Denn du, Herr, möchtest jeden von uns innerlich berühren und ihm Augen und Herz für die ihm zugedachte Sendung in seinem Leben öffnen. So können wir für uns erkennen, was uns zum Heil gereicht, und mit allen Heiligen deine Größe und Macht rühmen, jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Manfred Wussow (2016)
Gott beruft Menschen. Gott beruft uns.
Er vertraut uns sein Wort an
und Menschen, die er liebt.
Wir beten:
Von deiner Herrlichkeit ist die ganze Erde erfüllt
Für die Menschen, die aus Angst große Reden schwingen,
Grenzen ziehen und Mauern dicht machen wollen.
Hilf uns, mehr Vertrauen und mehr Mut zu haben.
Von deiner Herrlichkeit ist die ganze Erde erfüllt...
Für die Menschen, die in Not sind, die aus ihrer Heimat flüchten
und bei uns um Aufnahme bitten.
Lass sie bei uns Nähe entdecken und nicht Ablehnung.
Von deiner Herrlichkeit ist die ganze Erde erfüllt...
Für die Menschen, die das innerreligiöse Gespräch suchen,
Muslime einladen und den Geschichten der anderen einen Platz einräumen.
Schenke ihnen die Kunst, Zwischentöne wahrzunehmen,
offene Ohren und eine unbeirrbare Gelassenheit.
Von deiner Herrlichkeit ist die ganze Erde erfüllt...
Für die Menschen, die sich berufen lassen, Gottes Wort zu verkündigen,
die Liturgie zu feiern, Seelsorge zu üben
und sich der Menschen in Not anzunehmen.
Gib ihnen gute Gedanken, liebevolle Blicke und ein weites Herz.
Von deiner Herrlichkeit ist die ganze Erde erfüllt...
Für die Menschen, die körperlich und seelisch krank sind,
die mit ihren Kräften am Ende sind
und für sich keine Perspektiven mehr sehen.
Bewahre sie davor, sich aufzugeben.
Von deiner Herrlichkeit ist die ganze Erde erfüllt...
Du, Herr, redest uns an.
Du berührst unseren Mund,
du berührst unsere Lippen.
Hilf uns, dir zu folgen.
Gastautor*in (2016)
Lasset uns beten zu Gott, der uns in der Auferstehung Jesu Christi eine unzerstörbare und bleibende Freude geschenkt hat:
Du Gott des Lebens, wir bitten Dich, erhöre uns.
In diesen Fastnachtstagen suchen viele Menschen Zerstreuung und Freude, Gemeinschaft und Frohsinn:
Lass in der Erfüllung dieser Sehnsucht etwas von der tiefen Freude aufstrahlen, die Du uns für uns bereithältst.
Gib, dass sie ausstrahlt in unseren oft tristen Alltag.
Die Kirche, unsere Gemeinde, ja die Welt lebt von Menschen, die sich von Dir ansprechen lassen:
Rufe auch heute Menschen in Deinen Dienst.
Wecke in ihnen die Lust, Deine Spuren zu entdecken und Deinem Sohn nachzufolgen.
Abgeordnete, Volksvertreter, Regierungschefs und Staatenlenker tragen viel Verantwortung, im Großen wie im Kleinen:
Stehe ihnen bei, erleuchte sie mit Deinem Heiligen Geist,
und bewege sie, am Weltfrieden, an einer umfassenden Gerechtigkeit und an der Bewahrung Deiner Schöpfung mitzuarbeiten.
Nicht allen gelingt es in diesen Tagen, ihre Sorgen zu vergessen, fröhlich zu sein und ausgelassen zu feiern:
Lass sie Deine Nähe spürbar erfahren und tröste sie in ihrem Leid.
Über den Tod hinaus fühlen wir uns mit unseren Verstorbenen verbunden:
Gib uns die Bereitschaft, innerlich anzunehmen, dass wir sterbliche Menschen sind.
Festige in uns zugleich den Glauben, dass wir einander in der nie endenden Freude Deines ewigen Reiches wieder sehen.
In allen diesen und in unseren persönlichen Anliegen bitten wir Dich, Gott.
Denn dir gehört die Welt, du bist der Herr allen Lebens
und willst, dass wir das Leben in Fülle haben.
Dir sei der Dank und aller Lobpreis, jetzt und in Ewigkeit. - Amen.
(c) P. Rudolf Leicht CSsR, rudolf.leicht@redemptoristen.de
Gastautor*in (2016)
Jesus Christus, Dir sind die Sorgen und Ängste der Menschen nicht fremd.
Darum kommen wir zu Dir und bitten Dich:
Herr, erhöre unser Gebet!
Für alle Frauen und Männer, die sich berufen wissen in Deiner Kirche Dienste und Ämter zu bekleiden.
Sei Du mit Deinem Geist bei ihnen, damit ihre Bemühungen stets das Wohl der Menschen im Blick haben.
Für alle, die die frohe Botschaft hören und ihr Leben nach ihr ausrichten suchen.
Lass sie auf Menschen treffen, die ihnen Wegbegleitende werden.
Für alle, die umkehren wollen und auf Zeichen des Verständnisses und Verzeihens warten.
Für alle, die an der Welt und ihren Nöten zu verzweifeln drohen
und sich von Gott und den Menschen abwenden.
Für alle, die uns auf dem Weg zu Dir vorausgegangen sind.
Lass sie schauen, was sie im Leben erhofft und geglaubt haben.
Herr, unser Gott, groß sind deine Taten und doch nimmst du dich unserer Bitten an.
Darum loben wir Dich nun, und alle Tage und in Ewigkeit. - Amen.
(c) P. Rudolf Leicht CSsR, rudolf.leicht@redemptoristen.de
Renate Witzani (2016)
Wer sich dessen bewusst ist, wie sehr er selbst der Barmherzigkeit Gottes bedarf,
wird sich auch eher seinen Schwestern und Brüdern gegenüber barmherzig verhalten.
So lasst uns miteinander und für einander beten:
Um Menschen, die deinen Ruf hören
und es im Bewusstsein ihrer Schwächen trotzdem wagen,
ihr Leben als Priester oder Ordensleute in deinen Dienst zu stellen.
Um weltweite Solidarität und selbstlose Einsatzbereitschaft
für friedvolle Lösungen in den arabischen Ländern.
Um Ärzte und Pflegende, die selbst schon Krankheiten und seelische Verletzungen erfahren haben
und dadurch heilendes Mitfühlen ihren Patienten entgegenbringen können.
Um einen dankbaren Blick auf unsere eigene Berufung zum Christsein
und den Wunsch so leben zu können,
dass sich andere zu Christus hingezogen fühlen.
Um deine Barmherzigkeit für unsere Verstorbenen.
(Heute beten wir besonders für …)
Herr, du berufst immer wieder Menschen zum Dienst an ihren Schwestern und Brüdern.
Führe sie durch deinen Geist,
dass sie sich von dir zum Heil der anderen in Dienst nehmen lassen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn und Bruder. - Amen.
Hans Hütter (2013)
Guter Gott,
du gibst uns, was wir zum Leben brauchen.
Dich bitten wir:
Für alle, die sich vergeblich abmühen,
ausreichend Lebensunterhalt für sich und ihre Familie zu erhalten.
Lass sie satt werden und gib ihnen gerechten Anteil an den Gütern der Erde.
Für alle, die ihrem Leben nicht ausreichend Sinn und Zufriedenheit abgewinnen können.
Lass sie erfüllende Aufgaben und Beziehungen finden.
Für alle, die sich in der Weitergabe des Glaubens abmühen;
für die Eltern, Religionslehrerinnen und Religionslehrer, Seelsorgerinnen und Seelsorger.
Lass sie Früchte ihres Einsatzes sehen.
Für alle Bischöfe, Priester und Diakone, denen die Verantwortung für die Verkündigung der Frohen Botschaft übertragen ist.
Gib ihnen ein offenes Ohr für das Evangelium und für die Sorgen und Nöte der Menschen.
Für alle Getauften, die du berufen hast, Zeugnis zu geben für die Fülle des Lebens, die sie erhalten haben.
Lass sie erkennen, wie reich du uns beschenkt hast, und lass sie Freude am Glauben finden.
Für die Verstorbenen.
Lass sie teilhaben am unerschöpflichen Reichtum deines göttlichen Lebens.
Aus deiner Fülle, großer Gott, haben wir empfangen Gnade über Gnade.
Wir danken dir dafür und preisen dich. Amen.
Hans Hütter (2010)
Wir tragen unserem Herr Jesus Christus;
der sich vom Hunger nach dem Wort Gottes
und von der Not der Menschen hat berühren lassen,
unsere Bitten und Gebete vor:
Wir beten für alle, die ohne es zu wissen,
nach der Wahrheit des Wortes Gottes hungern:
Lass sie deine Stimme vernehmen
und die Kraft deiner Frohen Botschaft entdecken.
Wir beten für alle, die das volle Leben suchen
und von ihren bisher gefundenen Antworten enttäuscht sind.
Zeige ihnen den Weg zum wahren Leben,
wie du ihn gegangen bist.
Wir beten für alle, die auf der Suche nach Lebensinhalten
süchtig nach Alkohol, Rauschgift, Genussmitteln
oder beruflichem Erfolg geworden sind.
Lass sie Aufgaben finden, für die es sich lohnt zu leben.
Wir beten für alle, die du in deine Nachfolge gerufen hast.
Lass sie nicht müde werden,
aus dem Reichtum des Glaubens zu schöpfen
und davon allen Menschen mitzuteilen.
Wir beten für den Papst und für die Bischöfe,
denen du die Sorge für dein Volk anvertraut hast.
Schenke ihnen ein offenes Ohr für die Nöte der Menschen
und den Mut, neue Wege der Seelsorge zu gehen.
Wir beten für alle, die dein Wort hören
und für deine Frohe Botschaft offen sind.
Zeige ihnen Wege, wie sie heute dir nachfolgen
und ihr Leben in deinen Dienst stellen können.
Du, Herr, führst uns die Wege,
die Gott für uns vorgesehen hat.
Dir folgen wir und dir vertrauen wir uns an. Amen.
- Gabengebet1
Messbuch - GG 5. Sonntag: Sakrament, das uns ewiges Leben bringt
Herr, unser Gott,
du hast Brot und Wein geschaffen,
um uns Menschen in diesem vergänglichen Leben
Nahrung und Freude zu schenken.
Mache diese Gaben zum Sakrament,
das uns ewiges Leben bringt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 5. Sonntag im Jahreskreis
- Gebet zur Gabenbereitung1
Manfred Wussow (2016)
Engel rühmen dich, Herr.
Ihr Lobgesang kennt kein Ende.
Heilig bist du.
Aber aus unseren Händen
nimmst du an, was wir dir bringen können,
Brot und Wein,
unser Leben.
Die Freude und den Schmerz,
die Verzagtheit und die Träume.
Sprich du das Wort,
das alles verwandelt.
Brot und Wein,
unser Leben.
Du schenkst uns Leib und Blut unseres Herrn.
Mit ihm sind wir verbunden.
Von Ewigkeit zu Ewigkeit.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2022) - Nachfolge und Sendung
Kehrvers:
Dir sei Preis und Dank und Ehre.
(GL 670,8)
Guter Gott, wir danken dir für die Güte und Liebe,
die du deinem Volk entgegenbringst.
Kehrvers:
Einst hast du Propheten berufen,
dass sie die Menschen an deinen Bund erinnern
und Gerechtigkeit und Barmherzigkeit einfordern.
Kehrvers:
Jesus, deinen Sohn hast du gesandt,
um durch ihn deinen Willen kundzutun
und deine Liebe zu allen Geschöpfen zu offenbaren.
Kehrvers:
Er hat Jünger in seine Nachfolge gerufen,
damit auch sie das Heil verkünden,
das du allen Völkern zugedacht hast.
Kehrvers:
Durch sie sind auch wir zur Erkenntnis deiner Wahrheit gelangt
und haben wir Anteil erhalten am Reich der Gerechtigkeit und des Friedens.
Kehrvers:
Dafür danken wir dir
und preisen wir dich mit der ganzen Schöpfung.
Danklied, z. B.: Loben den Herren, den mächtigen König der Ehren...
(GL 392)
- Präfation3
Messbuch - Präfation Schweizer Hochgebet 2: Jesus unser Weg
Wir danken dir, heiliger, starker Gott.
Du lenkst die Geschicke der Welt
und sorgst für jeden Menschen.
Du versammelst uns zu einer Gemeinschaft,
damit wir alle dein Wort hören
und deinem Sohn im Glauben folgen.
Er ist der Weg - auf diesem Weg gelangen wir zu dir;
er ist die Wahrheit - sie allein macht uns frei;
er ist das Leben und erfüllt uns mit Freude.
Darum danken wir dir, Vater, für deine Liebe,
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Wir stimmen ein in den Gesang der Engel
und bekennen zum Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig...
Präfation aus dem Schweizer Hochgebet 2
Messbuch - Präfation Apostel II - Das apostolische Fundament und Zeugnis der Kirche
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, allmächtiger Vater, zu danken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Durch ihn hast du die Kirche
auf das Fundament der Apostel gegründet,
damit sie bis ans Ende der Tage fortbestehe
als Zeichen deiner Heiligkeit
und allen Menschen die Botschaft des Heiles verkünde.
Darum preisen wir das Werk deiner Liebe
und singen mit den Chören der Engel
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Apostel 2
Messbuch - Präfation Sonntage 1: Ostergeheimnis und Gottesvolk
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Denn er hat Großes an uns getan:
durch seinen Tod und seine Auferstehung
hat er uns von der Sünde
und von der Knechtschaft des Todes befreit
und zur Herrlichkeit des neuen Lebens berufen.
In ihm sind wir ein auserwähltes Geschlecht,
dein heiliges Volk,
dein königliches Priestertum.
So verkünden wir die Werke deiner Macht,
denn du hast uns aus der Finsternis
in dein wunderbares Licht gerufen.
Darum singen wir
mit den Engeln und Erzengeln,
den Thronen und Mächten
und mit all den Scharen
des himmlischen Heeres den Hochgesang
von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Sonntage 1
- Mahlspruch1
Bibel
Simon Petrus sagte zu Jesus:
Herr, geh weg von mir; ich bin ein Sünder.
Jesus sagte zu Simon:
Fürchte dich nicht!
Von jetzt an wirst du Menschen fischen.
(vgl. Lk 5,8 und 10)
Oder:
Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift,
am dritten Tag ist er auferweckt worden, gemäß der Schrift.
(vgl. 1 Kor 3f)
Oder:
Heilig, heilig, heilig ist der Herr.
Von seiner Herrlichkeit ist die ganze Erde erfüllt.
(vgl. Jes 6,3)
- Meditation1
Helene Renner (2022) - gesegnet und gesendet
Der Gott
der uns gerufen hat ihm nachzufolgen
sei mit uns und segne uns
er gebe uns den Atem seiner Freiheit
und den Mut zum Aufbruch
Er begleite unser Ja mit seinem Segen
auf dass wir gelöst und zuversichtlich
unsere Wege gehen
hin zu unseren Nächsten
zu denen, die auf uns warten
Er gebe uns Freude am Tun und am Lassen
und lasse uns achtsam sein
mit allem
was klein und schwach und unbedeutend scheint
Er segne uns jetzt und alle Tage
und begleite uns mit seinem wohlwollenden Blick
Er, der liebende Gott
uns zugewandt wie Vater und Mutter
Jesus, der uns Bruder und Freund geworden ist
und beider Geist, der uns antreibt zur Liebe
- Schlussgebet1
Messbuch - SG 5. Sonntag: eins werden in Christus und Diener der Freude für die Welt
Barmherziger Gott,
du hast uns teilhaben lassen
an dem einen Brot und dem einen Kelch.
Laß uns eins werden in Christus
und Diener der Freude sein für die Welt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 5. Sonntag im Jahreskreis
- Gebet zum Abschluss1
Beatrix Senft (2022)
Herr, Jesus Christus,
wenn wir jetzt in die neue Woche gehen,
dann lass auch uns deinen Zuspruch mit nach Hause nehmen
„Fürchte dich nicht!“.
Macheuns bereit,
dir auch in diesen schwierigen Zeiten zu folgen.
Stärke in uns das Vertrauen,
dass du, mit dem Vater und dem Hl. Geist, mit uns bist,
jetzt und alle Zeit. – Amen.
Petrus
Es gibt einen
fischenden Petrus
Es gibt einen
nochfolgenden Petrus
Es gibt einen
zweifelnden Petrus
Es gibt einen
sinkenden Petrus
Es gibt einen
leugnenden Petrus
Es gibt einen
zuschlagenden Petrus
und dieser Petrus
ist Fels für die Kirche
H. Gub in: elemente, Würzburg 1991.
Wen Jesus ruft
Wo sollte er nur hin, bei diesem Sauwetter.
Unterschlupf zu finden wurde immer schwieriger.
Nirgends wurde er geduldet;
er, der stadtbekannte „Penner“, der Versager, der…
Seinen Namen kannten sie nicht,
aber sie gaben ihm viele Namen – unschöne Namen.
Als er es nicht mehr aushalten konnte,
da blieb nichts mehr,
er wagte es einfach und öffnete die Kirchentür.
"Wenn schon, denn schon", dachte er
und ging bis zur ersten Bank und setzte sich.
Sofort spürte er die bohrenden Blicke der drei betenden Menschen in seinem Rücken.
So harrte er einige Zeit aus.
Mit einem Mal nahm er einen Mann in Wanderkleidung wahr.
Dieser ging ruhigen Schrittes durch die Kirche
und schaute sie sich in Ruhe an.
Dann begegneten sich ihre Augen
und der Wanderer trat auf ihn zu.
„Beeindruckende Kirche“, sagte er
und blieb vor dem Mann stehen.
„Ja“, antwortete dieser.
„Aber eigentlich bin ich hier, um mich etwas aufzuwärmen.
Habe mit dem hier“
- er deutete mit den Armen einmal durch den Kirchenraum,
„nicht viel am Hut.
Zuviel enttäuscht worden“,
meinte er knapp.
Sie schwiegen beide einen kurzen Moment.
„Spüre auch,
ich bin hier nicht erwünscht.“
Der Wanderer nickte.
„Ja“, meinte er,
„alles wirklich schön,
aber auch in Stein gemauert,
festgefahren, traditionell und unbeweglich.
Ob hier wirkliches Miteinander gelebt wird? –
Ich meine, so, dass einer vom anderen weiß?“
Beide schwiegen wieder.
„Bist wohl auch viel unterwegs?“ fragte der „Penner“.
„Ja, bin auf der Wanderschaft,
um von der Liebe meines Vaters zu allen Menschen zu erzählen.
Ich meine, von seiner bedingungslosen Liebe
– die allen gilt, besonders den Bedürftigen.
Viele halten mich für einen Spinner.“
Wieder entstand ein Schweigen.
– Ein gutes Schweigen.
„Meinst du, ich könnte dich ein Stück begleiten?“,
fragte der Mann den Wanderer.
„Weißt du, ich bin nämlich auf der Suche nach dem Ort,
an dem ich mich bergen kann.“
„Das würde mich sehr freuen“,
antwortete der Wanderer.
„Verrätst du mir deinen Namen?“
„Ja, gerne. Mein Name ist Jesus
– und wie heißt du?“
„Hannes nennen mich alle.
Doch eigentlich Johannes.“
„Ach, das trifft sich gut,
den Namen kann ich mir gut merken.
Einer meiner engsten Wegbegleiter heißt auch so.
Er ist so treu wie Gold, auch in schwersten Zeiten.“
Beide schauen sich wieder in die Augen.
„Stört es dich nicht - rieche etwas streng.“
„Ach, weißt du, als ich meine ersten Weggefährten fand, waren sie Fischer.
Sie rochen nach Fisch und Schweiß,
hatten Schwielen an ihren Händen
und trugen abgerissene Arbeitskleidung.
- War schon gewöhnungsbedürftig.
Aber ich spürte,
genau sie, so wie sie sind, bedarf ich,
meine Botschaft zu verkünden.“
Nochmal entstand Schweigen.
Dann sagte Jesus:
„Komm, wir gehen und suchen den Ort,
an dem man dich und mich ernst nimmt.“
Ob sie ihn finden - diesen Ort???
Beatrix Senft, 2022.
Anschwellende Empörung
Der Skandal um Delikte sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche hat eine neue Stufe erreicht. Nicht nur Bischöfe und Kardinäle, auch der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Er steht als „Symbolfigur der Vertuschungskirche“ da. Juristen, die das Missbrauchsgutachten für die Erzdiözese München und Freising erstellt haben, werfen ihm indirekt vor, gelogen zu haben.
mehr...
Jan-Heiner Tück in der Tageszeitung Die Presse am 25.01.2022.
Vergeben oder Verwahren?
Seit Ratzingers Zeit als Bischof hat sich vieles verbessert, nicht nur in der Kirche. Aber in einem wichtigen Punkt sind wir – als ganze Gesellschaft – noch eher ratlos.
Es ist verständlich, dass sich die Medien auf die vier Missbrauchsfälle konzentrieren, bei denen ein Gutachten dem späteren Papst Benedikt ein nicht adäquates Vorgehen als Bischof vor 40 Jahren vorwirft. Es ist auch wichtig und richtig, Verantwortung einzumahnen. Auch wenn offenbleibt, wie zutreffend eine Auswertung oft recht dürrer Akten nach Jahrzehnten überhaupt sein kann. Man stelle sich ein Gutachten vor, dass im Jahr 2064 untersucht, wer bei unserer Pandemiebekämpfung versagt hat.
Und wie viel Erzbischof Ratzinger wusste oder nicht – die Verantwortung für eine inadäquat handelnde Institution hatte er in jedem Fall. Wie so viele Bischöfe, Landesschuldirektoren, Heimleiter, Sportfunktionäre, Vereinspräsidenten usw. seiner Zeit. Missbrauch sah man weithin viel zu harmlos, auch im aktuellen Gutachten liest man das: Da befürwortet eine bayerische Schulbehörde den Einsatz eines verurteilten Täters, wenn auch nur in der Privatschule. Eine Pfarrgemeinde hat die Hauptsorge, dass der Pfarrer ihre Buben zu Homosexuellen „verderben“ könnte. Immer fehlt das Bewusstsein, dass Betroffene traumatisierte Opfer sein können.
Die relevante Frage scheint mir zu sein: Haben wir seitdem gelernt, dem Leid der Betroffenen gerecht zu werden? Und: Was können wir noch tun, um Missbrauch zu verhindern? Viel ist geschehen: Enttabuisierung und Transparenz, empathisches Hören auf Betroffene, Ombudsstellen, Präventionsbeauftragte, Klasnic-Kommission . . . Und doch bleiben noch Hausaufgaben. Etwa, dass wir – alle miteinander – immer noch nicht wissen, wie wir mit Tätern nach verbüßter Strafe umgehen sollen.
Der Kirche könnte dabei ein Disziplinarrecht helfen, wie es Ärzte oder Anwälte haben, das den weiteren Einsatz (oder Nichteinsatz) regelt. Das kirchliche Strafrecht ist ja immer noch fast ausschließlich ein Beugerecht: Es zielt darauf ab, dass jemand ein unrechtes Tun beendet (für Vergeltung von Unrecht ist, auch für Priester, das staatliche Strafrecht da). Eine abgeschlossene und bereute Tat ist also so, als hätte sie nie stattgefunden. Das ist christliche Vergebung – aber kein Modell für den Personaleinsatz.
Letztlich hat aber die ganze Gesellschaft das Problem, dass das Recht auf einen Neuanfang im Konflikt mit der Rückfallsgefährlichkeit von Sexualstraftätern steht. Zwischen einer naiven Hoffnung auf das reine Herz des geläuterten Täters und dem Ruf nach Wegsperren auf immer gibt es noch keine allgemein anerkannte Lösung. Sie zu finden wäre wichtiger als die Frage, ob auch Ratzinger damit überfordert war.
Der Autor war stv. Chefredakteur der „Presse“ und ist nun Kommunikationschef der Erzdiözese Wien.
Michael Prüller in der Tageszeitung Die Presse am 22.01.2022.
7 Tipps, wie Sie sicher Ihre Berufung finden
Berufung finden ist eine Aufgabe. Ein Prozess. Nichts, was schnell nebenbei „erledigt“ werden kann. Es erfordert allerdings nur eins: dass Sie der Spur dessen folgen, was Ihnen wirklich Freude macht. Hier finden Sie sieben Tipps, wie Sie das zuverlässig schaffen können.
www.coaching-up.de/7-tipps-wie-sie-sicher-ihre-berufung-finden/
www.coaching-up.de - 7. Februar 2019.
Die Werte-Welt der Österreicher/innen
Zu den markanten Entwicklungen der vergangenen dreißig Jahre gehört die hohe Bedeutung der mikrosozialen Lebensbereiche: Die persönliche Lebenszufriedenheit ist hoch wie nie, die Familie seit dreißig Jahren der wichtigste Lebensbereich, Freunde und Freizeit werden wichtiger. Arbeit verliert an Bedeutung, Religion ebenso und Politik hat eigentlich nie richtig Relevanz als Lebensfeld erlangt.
Während die Bedeutung von Arbeit zurückging, steigen die Ansprüche an den Beruf und dessen Balance mit dem Privatleben. Gute Bezahlung ist das wichtigste Kriterium, dahinter folgt der Wunsch nach angenehmen Arbeitszeiten. Das Gefühl, etwas zu erreichen, die Möglichkeit, eigene Initiative zu entfalten oder ein Beruf mit Verantwortung sind für rund die Hälft e der Befragten wichtig.
Hinsichtlich der Erwartungen an eine gute Ehe oder Partnerschaft werden Treue und "Kinder" konstant als die beiden wichtigsten Faktoren genannt. Seit 1990 gestiegen ist die Wichtigkeit einer guten ökonomischen Basis einer Partnerschaft. Aus Sicht der ÖsterreicherInnen sollen Kinder im Elternhaus vor allem Verantwortungsgefühl und gute Manieren, Toleranz und Unabhängigkeit lernen.
Die Geschlechterrollenvorstellungen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich von traditionellen Rollenbildern entfernt. Dennoch stehen zwei Drittel bis die Hälfte der Männer und Frauen einer Berufstätigkeit von Frauen und vor allem Müttern skeptisch gegenüber.
Auszug aus einem Vortrag Christian Friesls auf der ÖPT 2019 in Salzburg.
Als PDF herunterladen.
Mangelberufe in Deutschland und Österreich
Mangelberufe in Deutschland
Liste der Mangelberufe in Österreich
www.mangelberufe.de
www.mangelberufe.de/oesterreich/
www.mangelberufe.de
Teilhabe an der himmlischen Liturgie
Teilhabe an der himmlischen Liturgie
Bereits die älteste melodische Fassung des Sanctus, eine Fortsetzung der wochentäglichen Präfationsmelodie, macht den ursprünglich sehr engen Zusammenhang zwischen diesen beiden Abschnitten deutlich: Mit der Sanctus-Akklamation wird die Präfation lediglich weitergeführt.
Die Ursprünge dieses Gesangs lassen sich nicht mehr ganz erhellen. Es fehlt zwar im Eucharistiegebet des Hyppolyt, scheint aber bereits um die Wende zum 1. Jh. ein Bestandteil des allgemeinen (nicht unbedingt des eucharistischen) Gebetsguts gewesen zu sein, wenngleich es in den orientalischen Kirchen erst seit dem 4., in der Westkirche sogar erst seit dem 5. Jh. nachweisbar ist.
Der Wortlaut ist der Berufungsvision des Jesaja entlehnt (Jes 6,2f), erfährt aber einige bedeutsame Abwandlungen…
Das Deus ist in beiden Texten bereits eine Ergänzung gegenüber dem alttestamentlichen Original.
Das Sabaoth - Heerscharen - bleibt in der liturgischen Fassung unübersetzt; es bezieht sich nicht nur auf die Engelscharen, sondern auf alle Geschöpfe und Wesenheiten des Sechstagewerks (Gen 2,1).
Durch die direkte Anrede des tua wird der Gebetscharakter verstärkt.
Wesentlich ist die Einbeziehung von caeli et terra - Himmel und Erde - in den Lobpreis, und zwar in sämtlichen christlichen Liturgien (und offenbar nur in diesen!). Sämtliche Engelschöre, die ganze militia coelestis exercitus, ist darin vereinigt. Vor allem in orientalischen Liturgien wurde diese Vorstellung breit ausgemalt.
Herausgehoben ist das Sanctus durch den Aspekt der Teilhabe der irdischen Liturgie an der himmlischen Liturgie im Neuen Jerusalem (vgl. Offb), das der wahre Ziel- und Heimatort der irdischen Kirche ist. Denn das eröffnende Sanctus, das auf die lobpreisenden Seraphim anspielt, will mehr sein als bloße Erinnerung: Die singende Gemeinde stimmt vielmehr in die Chöre der Engel selbst mit ein, von denen man außerdem glaubte, dass sie sich während des Messopfers um den irdischen Altar versammeln bzw. die gewandelten Opfergaben zu Gott emportragen würden.
Erst in der Deutschen Messe von Martin Luther ist die Teilhabe durch eine reine, wenngleich bildgewaltige Memoria ersetzt worden: Mitgesungen wird nicht mehr das "Heilig, heilig, heilig" der Engel, sondern vorgetragen wird eine Paraphrase der ganzen Berufungsvision! An die Stelle der Einstimmung ist eine Nacherzählung getreten.
Fortgesetzt wird das Sanctus mit dem Benedictus-Ruf, der dem Neuen Testament entnommen ist:
Hosanna in excelsis!
Offenbar auch angeregt durch Ps 117,25f:
O domine salvum me fac ... benedictus qui venit in nomine Domini.
Im evangelischen Grundtext ist das qui venit präsentisch gemeint.
Vom Gesang der Laien zum Gesang der Schola
Dass die ganze Gemeinde das Sanctus singt, war in der Alten Kirche selbstverständlich. Noch im Liber Pontificalis findet sich eine Vorschrift Sixtus' I. von 530 (Duchesne 1886/92, Liber pont. I, 128). Anfang des 7. Jh. wird jedoch im römischen Festgottesdienst der Gesang bereits von einer Schola vorgetragen (Ord. Rom. I, Andrieu 1931-1961 II, 95, PL 78, 973).
In der fränkischen Liturgie behielt man den Volksgesang und eine schlichte, mehr rezitativische Melodie an dieser Stelle zunächst bei (Caesarius von Arles, Serm. 73,3; PL 39, 2277). Noch im 12. Jh. erscheint das Sanctus als gemeinsamer Gesang von Laien und Priester (Hildbert von Le Mans, Versus de mysterio missae, PL 171, 1182. Honorius Augustod., Gemma an. I, 42, PL 172, 556D). Auffällig ist die Erwähnung der Orgel in diesem Zusammenhang, die sich an dieser Stelle offenbar nicht auf die reine Begleitfunktion beschränkte; üblich wurde seit dem 13. Jh. auch das dreimalige Schellen der Messglöckchen (Sicard von Cremona, Mitrale III, 6, PL 213, 123D. Durandus, Rationale IV, 34, 10).
Mit der Zuweisung dieses Gesangs an die assistierenden Kleriker kündigt sich freilich auch hier eine Verschiebung an (Robert Paulus, De caeremoniis II, 24, PL 177, 425). Im Zuge neuer, komplizierterer Melodien, ausgreifender Tropierung und schließlich der Einführung der Mehrstimmigkeit auch an dieser Stelle ging der Gesang dann an den Sängerchor über.
www.uni-muenster.de
Jesaja, dem Propheten das geschah
Das deutsch "Sanctus"
Jesaja, dem Propheten, das geschah,
Daß er im Geist den Herren sitzen sah
Auf einem hohen Thron in hellen Glanz,
Seines Kleides Saum den Chor füllet ganz.
Es stunden zween Seraph bei ihm daran,
Sechs Flügel sah er einen jeden han,
Mit zween verbargen sie ihr Antlitz klar,
Und mit den andern zween sie flogen frei,
Gen ander rufen sie mit großem Gschrei:
Heilig ist Gott, der Herre Zebaoth,
Heilig ist Gott, der Herre Zebaoth,
Heilig ist Gott, der Herre Zebaoth,
Sein Ehr die ganze Welt erfüllet hat,
Von dem Geschrei zittert Schwell und Balken gar,
Das Haus auch ganz voll Rauchs und Nebel war.
Martin Luther: "Deutsche Messe und Ordnung des Gottesdienstes", 1526.
http://www.martinschlu.de/kulturgeschichte/renaissance/frueh/luther/lieder/jesajadempropheten.htm
Melodie (herunterladen als PDF):
http://www.luther-gesellschaft.de/assets/pdf/lieder/jesaja_dem_propheten_das_geschah.pdf
Alles zurücklassen
Der abschließende Vers zeigt, dass erstens bewusst auf Petrus zugespitzt wurde und zweitens diese Zuspitzung, was die Nachfolge anbelangt, nicht durchgehalten wird, denn am Ende der Erzählung heißt es lapidar: „Und sie führten die Boote an Land, ließen alles zurück und folgten ihm.“ Üblicherweise wird dieses „alles zurücklassen“ gerne als Verzicht auf familiäre Beziehungen interpretiert, doch – wenn man diesen Vers von der Abfassungszeit des Evangeliums her liest – ist die Aussageintention eine wesentlich andere. Zum einen muss man berücksichtigen, dass Jesus in Mk 1,30 im Haus der Schwiegermutter des Petrus zu Gast ist. Das ist nur möglich, wenn die familiären Beziehungen nicht rigoros abgebrochen wurden. Zum anderen besteht auch die Schwierigkeit, dass man die Berufung des Petrus dann gegen den Sinn von 1 Kor 9,5 lesen müsste, wo gesagt wird, dass Petrus gemeinsam mit seiner Frau Mission betreibt. Vielmehr hat der galiläische Fischer – und viele andere ebenfalls – alles, selbst seine Heimat verlassen und ging dorthin, woran er zuvor nie gedacht hatte, denn Rom lag am Beginn seiner Berufung für den Galiläer außerhalb seiner Vorstellung. Der Weg der radikalen Jesusnachfolge wird mit der Missionserfahrung der frühen Kirche mehrfach verbunden. Menschen sollen für Jesus gewonnen werden. Das kann auch zur „Unzeit“ geschehen, dann wenn nach menschlichem Ermessen niemand damit rechnet.
Bei diesen radikalen Berufungserzählungen vergisst man leicht, was an dieser oder ähnlichen Stelle unausgesprochen vorausgesetzt wird, und doch bildet dieses Unausgesprochene die Grundlage dafür, wie Berufung gelingen kann: Der neue Lebensentwurf der Berufenen wird von Jesus selbst garantiert, indem er jenen, die ihm nachfolgen, eine Existenz anbietet, die ein Stück gelingendes Leben in sich birgt. Die Apostelgeschichte kann aus diesem Grund Jesus hoheitsvoll „Anführer des Lebens“ nennen.
Josef Pichler
Kanzelgedanken eines Schwermütigen
Von Boot aus predigt er den Vielen. Ach, denkt der Pastor, die Kanzel hat was. Jesus sitzt wahrscheinlich im Bug des Schiffes, lässt sich von den Wellen schaukeln, über ihm die Weite des Himmel, vor ihm der Strand. Bilder von Urlauberseelsorge, inszenierten Piratenfahrten und Strandgottesdiensten tauchen auf vor des Pastors inneren Augen.
Jetzt aber kämpft er sich weiter durch seine Predigt, die ganz bei Petrus gelandet ist.
Dem fühlt er sich nah, so viel vergebliche Mühe in der Nacht und kaum noch Kraft jetzt am Tag.
Was aber sagt Jesus ihm? Fahr hinaus auf die Tiefe.
Es ist, als sei das ein Sinnbild für das Leben schlechthin: Gib nicht auf, schürfe tiefer, fische frischer, verlass dich nicht auf eigene Weisheiten, vertraue dich jemand anderem an.
Kanzelgedanken eines Schwermütigen - Predigt zu Lukas 5,1-11 von Stefan Henrich.
"mission first"
"Masterplan statt Rasterplan"
Was verstehe ich unter "Masterplan"? Es ist nicht ein billiges Wortspiel, wenn ich darunter zuerst den Plan verstehe, den der Meister, unser Herr, selber mit uns hat. Wenn wir nicht Seinen Plan zu verwirklichen suchen, mühen wir uns umsonst. "Wenn nicht der Herr das Haus baut, müht sich jeder umsonst, der daran baut" (Ps 127,1). Wer sagt uns aber, was Sein Plan für uns, Seine Kirche heute ist? Wie wird das konkret? Wie soll es weitergehen? Vorweg sei ein Missverständnis abgewehrt: Sobald ich von "Mission" oder gar "Neuevangelisierung" spreche, kommt immer wieder der Einwurf: Das tun wir doch längst! Ist nicht heute fast jedes Taufgespräch, jede Erstkommunion- und Firmvorbereitung "Mission pur"? Tun wir das nicht längst schon, was jetzt als etwas Neues angepriesen wird? Ja, wir tun es, mit großem Einsatz, mit einem Erfolg, den letztlich nur Gott kennt, und mit unermüdlicher Bereitschaft, Jahr für Jahr unter schwieriger werdenden Verhältnissen neu zu beginnen. Ich kann dafür nicht genug danken.
Unter dem Begriff "Masterplan" verstehe ich kein fertiges Rezept, das ich in der Tasche haben kann. Uns geht es darum, dass wir gemeinsam neu und frisch dem Herrn selber die Frage stellen: Was willst Du, das wir tun sollen? Deine Kirche ist ja kein Selbstzweck! Was sagst DU uns durch die vielen Suchenden? Wie lässt DU uns Deinen Herzschlag im Leben so vieler vernehmen, die nicht in unseren Kerngemeinden sind? Willst DU uns nicht zu einem Umdenken, einer Umkehr führen? Rufst DU uns nicht, uns neu hinter DICH zu stellen und DIR nachzufolgen? Denken wir nicht allzu oft in allzu menschlichen Kategorien, sodass Jesus zu uns wie zu Petrus energisch sagen muss: "Du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen" (Mt 16,23)?
Ich frage mich selbstkritisch: Träume ich nicht insgeheim von der Gestalt der Kirche, die ich in meinen jungen Jahren erlebt habe? Hoffe ich nicht doch insgeheim, dass es irgendwie gelingen muss, der Kirche wieder Ansehen, Akzeptanz, Beliebtheit und greifbaren Erfolg zu verschaffen? Bin ich bereit, zur heutigen Situation wirklich ja zu sagen? Sie als die Chance zu sehen, die Gott uns heute gibt? Ich bin gewiss: Christus will seine Kirche in Dienst nehmen als Zeichen und Werkzeug der Vereinigung mit Gott und der Erlösung der Menschen (vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Lumen Gentium 1).
Wenn das Zeichen undeutlich, das Werkzeug untauglich wird, muss es neu geschmiedet werden - im Feuer der Prüfung, unter mächtigen Schlägen und im stillen Aufschmelzen des Materials und seiner Ausgießung in die kommende Form. Denn der Geist will unsere Herzen erneuern und mit ihnen das Angesicht der Erde.
"Mission zuerst" – Unserer Sendung auf der Spur
"Mission zuerst" habe ich als oberste Priorität des "Masterplanes" genannt. Welche konkreten Schritte folgen daraus? Zuerst die Frage: Wie können wir unsere Jüngerschaft in der Nachfolge Jesu vertiefen, beleben, ja sie konkret lernen und einüben? Welche Entwicklungen unserer Struktur und Organisation braucht es in unserer Diözese, damit wir uns auf unsere Mission ausrichten können? Welche Strukturen müssen wir eventuell aufgeben, welche ändern, welche neu schaffen, damit sie der Mission dienen?
Als PDF herunterladen:
http://www.apg2010.at/downloads/APG%202010%20Hirtenbrief%20Kardinal%20Sch%C3%B6nborn%2015.%20Mai%202011.pdf
"Lässliche Todsünden"
Linzer "Kirchenzeitung" über Besuch der Schriftstellerin im Stifterhaus - Todsünden sind "spannendes Thema in der Literatur"
Linz, 02.02.2010 (KAP) Die Schriftstellerin Eva Menasse will mit ihrem neuen Erzählband "Lässliche Todsünden" ihrer Leserschaft weder mit "moralisch erhobenem Zeigefinger" begegnen noch menschliches Fehlverhalten entschuldigen. Das betonte die in Berlin lebende Wiener Autorin kürzlich bei einer Veranstaltung der Reihe "Lesethemen - Lebensthemen" im Linzer Stifterhaus, über die die diözesane "Kirchenzeitung" in ihrer jüngsten Ausgabe berichtet. Sie "nehme die Sünde ernst", wolle darstellen und benennen, aber nicht verurteilen, so Menasse.
Unter dem widersprüchlichen Titel "Lässliche Todsünden" - laut katholischem Katechismus unterscheiden sich "lässliche" Sünden, die Unwichtigeres betreffen, klar von den gewichtigen "Hauptsünden" - will Menasse, wie sie sagte, keinen neuen Sündenkatalog erstellen, sondern menschliches Verhalten im alltäglichen Überlebenskampf beschreiben. Was Sünde meint, sei nach wie vor aktuell. "Sünde gibt es auch ohne Gott", sagte die Autorin nach ihrer Lesung. Die Hauptsünden Trägheit, Gefräßigkeit (Völlerei), Wollust, Zorn, Hochmut, Neid und Habgier dienen als Raster für Menasses Erzählungen. Dabei bedarf es meist eines zweiten Blicks, um die jeweilige Sünde zu erkennen.
Die Wollust z.B. will Menasse nicht bloß im Bereich der Sexualität verankert wissen. Es gebe auch eine Lust, andere Menschen abhängig zu machen: Ein Mann namens Rument etwa lebt in der Erzählung "Wollust" seine unbändige Lust aus, seine Partnerin zu pflegen, und macht sie dadurch kränker, als sie ist. Oder Ilka, die in der Erzählung "Zorn" ihre blinde Wut konserviert und in eine Strafe umwandelt, die das Gegenüber vernichtet. Die Protagonisten scheinen von ihrer Unzulänglichkeit eine Ahnung zu haben, sind aber unfähig, ihrem Leben eine erlösende Wende zu geben, quasi der "Sünde", die sich gegen sie selbst richtet, abzuschwören.
Mit Botschaften wie "Geiz ist geil" lassen sich laut Menasse Inhalte aus der christlichen Tradition vermitteln, wenngleich völlig ins Gegenteil verkehrt. "Ich habe neuen Wein in alte Schläuche gefüllt", meinte Menasse über ihren Rückgriff auf die "Todsünden". Das Konzept Sünde in einer säkularisierten Welt sei nach wie vor interessant, strich die Schriftstellerin hervor.
Der Linzer Seelsorger, Autor und Musiker Peter Paul Kaspar legte bei der Veranstaltung im Gespräch mit Eva Menasse und Christian Schacherreiter den Fokus auf den Umgang mit Schuld: Mit der eigenen Schuld zurande zu kommen, das falle heute vielen schwer. Es gehe darum, wie Menschen aneinander schuldig werden. Wer sich der eigenen Schuld nicht stelle, laufe Gefahr, eine "gebrochene Existenz" zu werden.
Copyright 2010 Katholische Presseagentur, Wien - Österreich
(www.kathpress.at) Alle Rechte vorbehalten.
Jobs "zwischen Himmel und Erde"
300 Schülerinnen und Schüler lernen beim zweiten "Theo-Tag" der Diözese Innsbruck Jobs "zwischen Himmel und Erde" kennen
Innsbruck, 30.01.2010 (KAP) Mehr als 300 angehende Maturantinnen und Maturanten werden sich am Montag beim zweiten "Theo-Tag" der Diözese Innsbruck über Berufe und Arbeitsmöglichkeiten in der katholischen Kirche informieren. Unter dem Motto "Arbeiten zwischen Himmel und Erde" sind im Innsbrucker "Haus der Begegnung" ab 9 Uhr zahlreiche Vorträge, Gesprächsrunden und Workshops geplant. Prominente Gesprächspartner der Schüler sind u.a. der Innsbrucker Diözesanbischof Manfred Scheuer, Generalvikar Jakob Bürgler, Caritasdirektor Georg Schärmer und der Dekan der Theologischen Fakultät Innsbruck, Prof. Jozef Niewiadomski.
An Info-Ständen soll über die tägliche Arbeit von Priestern und Ordensleuten ebenso berichtet werden wie über die Jobanforderungen für Religionslehrer oder Jugend- und Sozialarbeiter. Kirchliche Mitarbeiter stellen aber auch andere Berufsfelder, zum Beispiel in Pfarren, der Erwachsenenbildung, der Gefängnisseelsorge oder in der Verwaltung der Diözese vor. Die bunte Palette an kirchlichen Sozialberufen ist ebenso ein Thema wie die Möglichkeit zu "Auslandseinsätzen". Studenten der Theologischen Fakultät Innsbruck werden den Maturanten am "Theo-Tag" einen Einblick in das Theologiestudium geben.
Copyright 2010 Katholische Presseagentur, Wien - Österreich
(www.kathpress.at) Alle Rechte vorbehalten.
Meine Erfahrung mit Gott
Am Beginn der Mission steht nicht das Glaubenswissen, nicht die wissenschaftliche Theologie, sondern im wahrsten Sinn des Wortes die Theologie - die Rede von Gott, den ich erfahren habe, der mir entgegengekommen ist, der mein Leben durchkreuzt hat, der sich mir zugewandt hat, der JA zu mir gesagt hat, der mich liebt, mit mir eins sein will und mein Leben zum Besseren verändert. Das habe ich erfahren! Und darüber kann ich nicht schweigen. Diese Erfahrung, die der Vater uns durch seinen Sohn uneingeschränkt zugänglich gemacht hat, die meinem Leben so viel mehr Hoffnung und Freude geschenkt hat, lässt mich vor allem sehr dankbar sein.
Jede und jeder, der diese Erfahrung mit Gott gemacht hat und darüber redet, ist ein/e Theologe/in. Also - keine Angst -, man kann nichts falsch machen, wenn man über seine Erfahrungen spricht. Allerdings kann man auch zuviel reden oder zu überschwänglich oder zu lehrmeisterlich. Die Geschichte der Kirche kennt da auch einige Beispiele. In der Apostelgeschichte heißt es im Vers 4,20 wörtlich übersetzt "… denn nicht können wir nicht reden …" - Es geht also nicht ums viel reden. Bei der Stadtmission 2003 in Wien meinte jemand einmal zum Thema "Wie missionieren heute?": "Es ist vielleicht kein Zufall, dass wir zwei Ohren und einen Mund haben! - Verwenden wir als erstes mal beide Ohren und dann erst den Mund."
Es geht vor allem um Erfahrung. Wie können wir das, was wir erfahren haben, anderen zugänglich machen. Wie können wir andere zur Freundschaft mit Jesus einladen? Wie können wir heute Reich Gottes spürbar werden lassen?
Für mich steht als erstes die Dankbarkeit. Ja, ich bin dankbar für die Freundschaft mit Jesus. Dafür, dass er mich heil macht, wo ich verwundet war/bin, aber auch, wo ich Schuld auf mich geladen habe. Dass er mich führt, mich einen aufmerksamen, barmherzigen Blick lehrt, besonders für die, mit denen er sich besonders identifiziert hat - die Armen, die Kranken, die Fremden, die Ausgestoßenen, … - die, von denen er sich erschüttern ließ.
Und ich bin vielen Menschen dankbar, durch die mir die Aufmerksamkeit und Zuneigung Gottes ganz alltäglich erfahrbar und unmittelbar spürbar wird.
Wenn ich es schaffe, diese Dankbarkeit zu leben und die Freude darüber, dann hat das schon ganz viel missionarische Kraft - ganz absichtslos. Weil andere neugierig werden und anfangen Fragen zu stellen. Und dann kann ich erzählen, worüber ich nicht schweigen kann.
Der Weg Jesu zu den Menschen ist ein Weg von Herz zu Herz. Es liegt an uns, die wir heute seine Zeugen sind, diesen Weg weiterzugehen.
Apostegeschichte 2010 - www.apg2010.at
Rudolf Buschmann (2001)