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Predigten vom 06. Jan. 2025 - Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
06. Jan. 2025
Erscheinung des Herrn, Dreikönig (A/B/C)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Jes 60,1-6
Lesung aus dem Buch Jesaja:
Steh auf, werde licht, Jerusalem,
denn es kommt dein Licht
und die Herrlichkeit des HERRN geht strahlend auf über dir.
Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde
und Dunkel die Völker,
doch über dir geht strahlend der HERR auf,
seine Herrlichkeit erscheint über dir.
Nationen wandern zu deinem Licht
und Könige zu deinem strahlenden Glanz.
Erhebe deine Augen ringsum und sieh:
Sie alle versammeln sich, kommen zu dir.
Deine Söhne kommen von fern,
deine Töchter werden auf der Hüfte sicher getragen.
Da wirst du schauen und strahlen,
dein Herz wird erbeben und sich weiten.
Denn die Fülle des Meeres wendet sich dir zu,
der Reichtum der Nationen kommt zu dir.
Eine Menge von Kamelen bedeckt dich,
Hengste aus Midian und Efa.
Aus Saba kommen sie alle,
Gold und Weihrauch bringen sie
und verkünden die Ruhmestaten des HERRN.
Der Teil des Jesaja-Buches, aus dem die heutige Lesung stammt wird 'Tritojesaja' genannt, womit angdeutet ist, dass nicht von einer Einheit des Buches, sondern von drei unterschiedlich entstandenen Teilen ausgegangen wird. Die Kapitel 60 bis Ende sind nach dem Babylonischen Exil entstanden. In diese Zeit fällt die Neublüte des Volkes Israel und vor allem auch der Stadt Jerusalem mit einem Tempel-Neubau. Die Tempelstadt ist in diesen Kapiteln des Jesaja-Buches direkt mit 'du' angesprochen. Die Worte der Perikope spiegeln die durch die gottgeschenkte Freiheit wiederentzündete Lebensfreude des Propheten und der Menschen.
Die Lesung ist dem Tritojesaja entnommen. Im Hintergrund steht die Heimkehr des in Babylon exilierten Volkes nach Jerusalem. Aber der neue Anfang wird nicht nüchtern erzählt, sondern in die helle und erhellende Perspektive der Geschichte Gottes mit seinem Volk gestellt.
Am Anfang steht die Aufforderung, im Licht der kommenden Herrlichkeit Jahwes hell zu sein - ungeachtet der Finsternis, die über der Erde liegt. Jahwe selbst erscheint. Hier knüpft die prophetische Botschaft an die priesterschriftliche Schöpfungsgeschichte an:
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht (Gen 1,1-3).
Dem Volk Israel wird der 1. Tag der Schöpfung noch einmal geschenkt. Mit der Konsequenz: Völker wandern zu diesem Licht und Könige zu diesem strahlenden Glanz. Die (Welt)Geschichte wird in eine Schöpfungsgeschichte verwandelt. Israel, dezimiert, traumatisiert und deprimiert, erlebt, wie es sich in neuem Glanz sammelt und sogar die anderen Völker erhellt: als Zeichen für die ruhmreichen Taten Jahwes. Das Volk Israel bezeugt, dass Jahwe in seiner Herrlichkeit erscheint - und die Finsternis, die die Erde bedeckt, wird von Licht aufgebrochen. Das ist Hoffnung und Gewissheit in einem. Zum Neuanfang gibt es Weihrauch und Gold, Kostbarkeiten, die geradezu für verschwenderische Fülle stehen. "Du wirst es sehen, und du wirst strahlen, dein Herz bebt vor Freude und öffnet sich weit."
Die Überlieferung in Mt 2,1-12 knüpft unmittelbar an die prophetische Verheißung für Israel an. Nur: Gold, Weihrauch (und Myrrhe) werden von den Magiern dem neugeborenen König gebracht. Die antike und mittelalterliche Auslegung hat aus den Magiern in Anlehnung an Jes 60,1-6 Könige gemacht, bezogen auf die Gaben: "drei" Könige.
Der Text dieser Lesung ist vom Thema und der Gedankenführung her eng mit Jes 40 ff verbunden, ja nahezu verwandt.
Jahwe holt nach der dunklen Zeit des babylonischen Exils (538 v. Chr.) sein Volk heim. Jerusalem wird zur herrlichen und glücklichen Stadt, während die heidnische Umwelt in Not und Elend liegt. Dies wird bildlich dargestellt durch "Licht" und "Finsternis".
Die Herrlichkeit des Herrn ist so groß, dass alle Völker mit ihren Königen nach Jerusalem ziehen, um mit ihren Gaben dem Gott Israels zu huldigen; und der "Reichtum des Meeres", den diese Handelsvölker haben, ist gewaltig. Wie zu den Zeiten des Königs Salomon die Königin von Saba mit reichen Geschenken nach Jerusalem kam (vgl. 1 Kön 10), so werden auch jetzt große Karawanen aus dem nord- und südwestlichen Arabien kommen und Weihrauch und Gold mitbringen. Auch alle Israeliten, die weit verstreut in der Diaspora leben, werden kommen und die anderen Völker werden durch den Auftrag Jahwes für freies Geleit sorgen (vgl. Jes 49,22).
Antwortpsalm - Ps 72,1-2. 7-8. 10-13
Kv - Alle Könige werfen sich vor ihm nieder,
Es dienen ihm alle Völker. – Kv
oder: GL 260
Verleih dein Richteramt, o Gott, dem König,
dem Königssohn gib dein gerechtes Walten.
Er regiere dein Volk in Gerechtigkeit
und deine Elenden durch rechtes Urteil. - Kv
In seinen Tagen sprosse der Gerechte
und Fülle des Friedens, bis der Mond nicht mehr da ist.
Er herrsche von Meer zu Meer,
vom Strom bis an die Enden der Erde. - Kv
Die Könige von Tarschisch und von den Inseln bringen Gaben,
mit Tribut nahen die Könige von Scheba und Saba.
Alle Könige werfen sich vor ihm nieder,
es dienen ihm alle Völker. - Kv
Ja, er befreie den Armen, der um Hilfe schreit,
den Elenden und den, der keinen Helfer hat.
Er habe Mitleid mit dem Geringen und Armen,
er rette das Leben der Armen.- Kv
2. Lesung - Eph 3,2-3a. 5-6
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Ephesus.
Schwestern und Brüder!
Ihr habt doch gehört,
welches Amt die Gnade Gottes mir für euch verliehen hat.
Durch eine Offenbarung
wurde mir das Geheimnis kundgetan.
Den Menschen früherer Generationen wurde es nicht kundgetan,
jetzt aber ist es seinen heiligen Aposteln und Propheten
durch den Geist offenbart worden:
dass nämlich die Heiden Miterben sind,
zu demselben Leib gehören
und mit teilhaben an der Verheißung in Christus Jesus
durch das Evangelium.
Martin Stewen (2010)
Martin Leitgöb (2003)
Lopez Weißmann (2002)
Die vorliegende Perikope aus dem Epheser-Brief liest sich wie eine paulinische Beichte: Paulus anerkennt, dass die Heiden 'Miterben' sind - eine Haltung, die einzunehmen ihm die Entscheidungen des Apostelkonzils (44/49 n. Chr.) auferlegt haben, nachdem er selber lange vertreten hat, die Christen müssten zunächst nach dem Gesetz des Mose Beschnittene also Juden sein.
Ob der Brief an die Gemeinde von Ephesos aus der Feder des Paulus stammt oder seinen Geist nur atmet, ist umstritten.
Die Lesungsperikope bildet einen kleinen Ausschnitt aus dem Zusammenhang von Eph 3,1-12. Darin geht es einmal um die Persönlichkeit des Apostels Paulus, zum anderen wird über die Adressaten des Epheserbriefes als ehemalige Heiden reflektiert.
Hinzuweisen ist, daß der Epheserbrief ebenso wie der Kolosserbrief mit höchster Wahrscheinlichkeit von einem Apostelschüler, jedoch nicht von Paulus selbst stammen. Die Worte, die in diesen Briefen zu vernehmen sind, wurden dem Apostel in den Mund gelegt.
Paulus erscheint in der Perikope zusammen mit anderen Aposteln und Propheten als Vermittler der Offenbarung des Geheimnisses Christi. Das ist sein ihm durch Gottes Gnade übertragenes Amt. Darin gehört er zum Fundament, auf dem die weitere kirchliche Verkündigung aufbaut.
Zu dem genannten Geheimnis Christi bzw. zu dessen Konsequenzen gehört, daß die Heiden Anteil am Heil erlangen und zusammen mit den Juden in der Kirche vereint sein sollen. Es besteht kein Unterschied mehr zwischen dem auserwählten Volk und den Völkern, insofern sich diese zu Jesus Christus hinwenden. Mit dieser Aussage ist die Lesungsperikope auf die Evangelienstelle des Epiphaniefestes abgestimmt.
Die Briefempfänger dürften Paulus nicht persönlich gekannt haben; er geht aber davon aus, dass sie "gehört" haben, durch wessen Vermittlung die frohe Botschaft und damit das Heil zu ihnen gekommen ist.
Für Paulus ist seine Berufung ein Gnadengeschenk, also etwas Unverdientes, das aus dem freien Entschluß Gottes auf ihn gekommen ist. Grundlage seines Apostolates ist die Offenbarung des "Geheimnisses Christi", die ihm zuteil geworden war. Erstaunlich ist, dass der Einzelgänger Paulus, der sich immer wieder auf die Besonderheit seiner Berufung bezieht, an dieser Stelle von zahlreichen "Aposteln und Propheten" spricht. Wie läßt sich das mit dem Berufsbewußtsein des Apostels vereinbaren? Ich denke, Paulus versteht sich zwar als der "Apostel der Heiden", aber diese Botschaft und ihre Verkündigung sind von so großer Bedeutung, dass der Überbringer selbst in den Hintergrund treten muss: Die Heiden sind "Miterben" - eigentlich "Miteinverleibte" - und Teilhaber an der Verheißung Jesu Christi. Paulus schafft für dieses völlig neue Geheimnis der Offenbarung ein neues Wort: griechisch "syssoma" - "Mitleib" - und wird mit dieser hart klingenden Bezeichnung bei seinen ersten Lesern wohl Erstaunen und Verwunderung ausgelöst haben.
2. Lesung (ungekürzte Fassung) - Eph 3,2-6
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Ephesus.
Schwestern und Brüder!
Ihr habt doch gehört,
welches Amt die Gnade Gottes mir für euch verliehen hat.
Durch eine Offenbarung
wurde mir das Geheimnis kundgetan,
wie ich es soeben kurz beschrieben habe.
Wenn ihr das lest,
könnt ihr erkennen,
welche Einsicht in das Geheimnis Christi mir gegeben ist.
Den Menschen früherer Generationen wurde es nicht kundgetan,
jetzt aber ist es seinen heiligen Aposteln und Propheten
durch den Geist offenbart worden:
dass nämlich die Heiden Miterben sind,
zu demselben Leib gehören
und mit teilhaben an der Verheißung in Christus Jesus
durch das Evangelium.
Ruf vor dem Evangelium - Mt 2,2
Halleluja. Halleluja.
Wir haben seinen Stern gesehen
und sind gekommen, dem Herrn zu huldigen.
Halleluja.
Evangelium - Mt 2,1-12
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes
in Betlehem in Judäa geboren worden war,
siehe, da kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem
und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden?
Wir haben seinen Stern aufgehen sehen
und sind gekommen, um ihm zu huldigen.
Als König Herodes das hörte, erschrak er
und mit ihm ganz Jerusalem.
Er ließ alle Hohepriester
und Schriftgelehrten des Volkes
zusammenkommen
und erkundigte sich bei ihnen,
wo der Christus geboren werden solle.
Sie antworteten ihm: in Betlehem in Judäa;
denn so steht es geschrieben bei dem Propheten:
Du, Betlehem im Gebiet von Juda,
bist keineswegs die unbedeutendste
unter den führenden Städten von Juda;
denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen,
der Hirt meines Volkes Israel.
Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich
und ließ sich von ihnen genau sagen,
wann der Stern erschienen war.
Dann schickte er sie nach Betlehem
und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach dem Kind;
und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir,
damit auch ich hingehe und ihm huldige!
Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg.
Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen,
zog vor ihnen her
bis zu dem Ort, wo das Kind war;
dort blieb er stehen.
Als sie den Stern sahen,
wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.
Sie gingen in das Haus
und sahen das Kind und Maria, seine Mutter;
da fielen sie nieder und huldigten ihm.
Dann holten sie ihre Schätze hervor
und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.
Weil ihnen aber im Traum geboten wurde,
nicht zu Herodes zurückzukehren,
zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.
Martin Stewen (2010)
Manfred Wussow (2007)
Martin Leitgöb (2003)
Die Perikope zerfällt in zwei Teile: Da ist zum einen die Erzählung von den Fremden aus dem Orient auf ihrem Weg nach Bethlehem via Jerusalem. Darin eingeschlossen ist die Begegnung mit Herodes in Jerusalem, die den bald folgenden Kindermord einleitet und begründet.
Der Weg der Fremden erinnert ein wenig an die altestamentliche Wallfahrt, die zu Pessach oder dem Laubhüttenfest den Juden empfohlen bzw. geboten war. So ziehen auch die Fremden herauf aus einer ganz anderen Welt, um anzudeuten, wie umspannend die Reichweite des neuen Retters ist. Der Stern, dem die Weisen folgten, hat seit je her Anlass zu Spekulationen gegeben, die ohne abschließende Erkenntnis geblieben sind. Die moderne Exegese geht von alttestamentlichen Rückgriffen aus - so heißt es etwa in Num 24,17: "Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Zepter aus Israel aufkommen." Ein Hinweis auf die Geschenke findet sich in Jes 60,6: "Alle kommen von Saba, / bringen Weihrauch und Gold / und verkünden die ruhmreichen Taten des Herrn."
Mt 2,1-12 korrespondiert mit Mt 28, 18-20. Am Anfang des Evangeliums kommen die Magier als Vertreter der heidnischen Welt nach Bethlehem, am Ende des Evangeliums werden die Jünger in die Welt gesandt. Beide Texte rahmen das Evangelium und geben ihm eine universale Ausrichtung im "Kommen" und "Gehen". In beiden Fällen wird Gott als Handelnder offenbar.
Die Erzählung hat einen kunstvollen Aufbau und verzahnt die politische Geschichte (Herodes) mit der durch den Stern initiierten Gottesgeschichte. Es ist also eine Geschichte, die auf mehreren Ebenen spielt, aber in der Zeit verankert wird.
Die Magier folgen nicht nur dem Stern, sondern fordern Herodes und seine (Hof)Theologen heraus, der Verheißung nachzugehen, die in Bethlehem den "Hirten meines Volkes Israel" hervorgehen sieht. Der Stern führt die Magier auf einen "Umweg" zur Krippe, um die politische und theologische Elite in das Geschehen einzubeziehen. Die Magier partizipieren auf diese Weise an der missio Dei.
Werden sonst die Mächtigen hofiert und die Zentralen der Macht ins Licht gesetzt, wird die Anbetung an der Krippe sichtbar: Kniefall und Huldigung sind die Zeichen einer besonderen Wertschätzung und Würde, die hier dem neugeborenen König der Juden zuteil werden. Ihm "dargebracht" (= geopfert) werden die Schätze, die die Magier mitbringen: Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Matthäus hat in einem Satz die Bedeutung Jesu herausgestellt und mit den Verheißungen - vgl. Jes 60 - verbunden. Mt 2,1-12 ist die matthäische Version der Weihnachtsgeschichte, die bis zum heutigen Tage die orthodoxe Tradition leitet.
Eine besondere Bedeutung hat in dieser Geschichte der Stern, der aufgeht, führt und stehen bleibt. Dieser Dreiklang, nicht typisch für einen Stern, weist ihn als "Boten" des Himmels aus, der mit der Sternenkunde nicht sichtbar gemacht werden kann. Von der Anbetungsszene an der Krippe erschließt sich über den Umweg Jerusalem die Herkunft der Magier. Darüber hinaus weist der Stern den Blick in die Höhe. Wer ihm folgen will, muss von seinem Weg auch absehen und das Ungewohnte zulassen.
Neben dem Stern sind es die unterschiedlichen Reaktionen, die die Geschichte gliedern. Herodes und "ganz Jerusalem" erschrecken - die Magier sind von "großer Freude" erfüllt.
Die Evangelienstelle von der Huldigung der Sterndeuter versagt sich der neueren Exegese zufolge dem Bemühen um eine genaue historische Interpretation. "Ihre Anziehungskraft", so betont etwa Joachim Gnilka, "liegt in ihrem legendarischen Charakter, und er sollte nicht rationalisiert werden".
Legenden aber erhalten ihre Wirksamkeit nicht zuletzt von der Farbigkeit und den Kontrasten, mit denen verschiedene Personen oder Personengruppen geschildert werden. Daran kann eine Interpretation des Textes wichtige Anhaltspunkte finden.
Die Haupthandlungsträger der Geschichte sind zweifellos die Sterndeuter. Weder werden ihr Name noch ihre Zahl noch ihre genaue Herkunft genannt. Sie werden als Heiden vorgestellt, die ein geheimnisvolles Wissen besitzen, welches sie aus der Beobachtung der Sterne beziehen. Den neuen Stern, den sie aufgehen haben sehen, vermögen sie auf den "König der Juden", den Messias des Volkes Israel, zu deuten, und sie verlassen ihre Heimat, um ihm zu huldigen. Worin diese Huldigung im Kern besteht, verrät der griechische Urtext: Die Sterndeuter vollziehen vor dem Jesuskind die Proskynese, d.h. sie werfen sich auf den Boden und berühren mit der Stirn die Erde. Die tiefere Bedeutung des Geschehens liegt darin, daß es gerade Heiden sind, die zu Jesus kommen und ihm huldigen. Damit wird das alttestamentliche Motiv der Völkerwallfahrt aufgenommen (vgl. hier besonders Jes 60,6 und Ps 72,10 f). Wenn es heißt, der Stern habe die Sterndeuter auf dem Weg von Jerusalem nach Betlehem geführt, dann verweist das auf die Führung Gottes. Es besteht eine Analogie zur Führung des Volkes Israel beim Exodus durch die Feuersäule (vgl. z.B. Ex 13,21).
Herodes hört mit Argwohn das Ansinnen der Sterndeuter. Ihm geht es um die unbedingte Sicherheit seiner Macht. Zur historischen Gestalt des Herodes ist zu sagen, daß ihm im Jahre 40 v. Chr. vom römischen Senat der Titel eines Königs von Judäa verliehen wurde. Er war ein beim Volk wenig beliebter, skrupelloser Herrscher. In der Geschichte von der Huldigung der Sterndeuter ist er die dunkle Kontrastfigur. Gemäß einem in der antiken Literatur verbreiteten Motiv, jenem vom verfolgten Königskind, ist er dessen Gegenspieler und Widersacher.
Die Rolle der Hohenpriester und Schriftgelehrten besteht in der Konsultation des verunsicherten Königs Herodes. Von Bedeutung ist, daß die Hohenpriester ansonsten überwiegend in der Passionsgeschichte vorkommen, wo sie als Initiatoren der Hinrichtung Jesu erscheinen. Die Schriftgelehrten wiederum zählen gemeinsam mit den Pharisäern zu den Hauptkontrahenten Jesu während seines öffentlichen Wirkens. So wirft die Ablehnung Jesu von Teilen des Volkes Israel ihre Schatten voraus. In diesem Sinn ist auch das Erschrecken von ganz Jerusalem zusammen mit Herodes zu deuten. So schält sich als eine Hauptaussage der Geschichte heraus: Mitglieder des Volkes Israel, welche durch ihre Schriften über die Heilspläne Gottes Bescheid wissen müßten, versperren sich im Unglauben gegen ihre eigene Erkenntnis oder halten zumindest Distanz, während das messianische Heil von denen, die aus der Ferne kommen, angenommen wird.
Bleibt noch die Person am Ende der Reise der Sterndeuter: Jesus selbst. Was geht über ihn aus der Evangelienstelle hervor? Zunächst wird seine Geburt in Betlehem erwähnt, eher beiläufig zwar, doch sie ist der Auslöser der ganzen Geschichte. Wenn die Sterndeuter Jesus als "König der Juden" bezeichnen, dann liegt auch darin möglicherweise ein Verweis auf die spätere Ablehnung Jesu, die im Kreuz kulminiert. Immerhin trägt die Kreuzesinschrift diesen Titel, während er ansonsten kaum gebraucht wird. Bei den Konsultationen des Herodes mit den Hohenpriestern und Schriftgelehrten ist sofort vom Messias die Rede. Darin eingeflochten ist vom Evangelisten ein sogenanntes Reflexionszitat, bestehend aus Micha 5,1 und 2 Sam 5,2: eine Ankündigung der Geburt des Messias in Betlehem. Bedeutend an dem Zitat ist die Gleichsetzung von Fürst und Hirt, will sagen: Der kommende Messias wird sein Volk nicht beherrschen, sondern weiden, er wird ein sanftmütiger König sein. Damit tritt der Kontrast zwischen Herodes und Jesus auf subtile Weise zum Vorschein.
Am Ziel ihrer Reise sehen die Sterndeuter "das Kind und seine Mutter". Manche Ausleger verstehen diese Formulierung wegen des Fehlens von Josef als einen verhaltenen Hinweis auf die Jungfrauengeburt und damit auf die Gottessohnschaft Jesu. Immerhin kann die Formulierung als möglicher biblischer Ansatzpunkt von unzählig vielen Mariendarstellungen - Maria mit dem Jesuskind am Arm - gedeutet werden.
Wallfahrt der Völker zum Mittelpunkt der Welt
Gold, Weihrauch und Myrrhe
So viel Reichtum auf den Rücken von Kamelen! Waren es Säcke? Kleine Geschenksets in Beuteln? Groß? Klein? Matthäus erzählt nichts davon. Nur: Sie kamen! Sie, das sind Weise, Sterndeuter, Könige – so ziemlich alles, was man mit Rang und Namen sein kann. Unsere Vorfahren haben üppige Vorstellungen entwickelt. So reich wie Gold, Weihrauch und Myrrhe darf auch die Phantasie sein. Wenn man nicht so genau weiß, wer oder was gerade kommt. Waren es - drei? Könige? Oder mehr? Die Gästeliste von Herodes an jenem Tag ist wohl verloren gegangen. Falls sie – bei dem Schrecken – überhaupt geführt wurde. In Köln ist man sich da sicherer. Da warten die Hl. Drei Könige jedes Jahr am 6. Januar auf die vielen Besucher, die tatsächlich in Scharen kommen. An Weihrauch fehlt es natürlich nicht im Hohen Dom und der Schrein strahlt golden seit Jahrhunderten – nur die Myrrhe fehlt. Fehlt aber nicht wirklich. Mit Myrrhe haben wir es nicht so.
Was zählt: Sie kommen!
Den eigentlichen Schlüssel freilich hat Jesaja in der Hand. Er sieht auf Katastrophen zurück und weiß die Zukunft voller Vertrauen in der Hand Gottes. So dunkel und finster die Welt ist – uns geht ein Licht auf! Ein Weg wird sichtbar! Und nicht nur für uns. Völker können noch einmal neu anfangen. Eine neue Geschichte wird geschrieben. Und der Mut wächst! Für alle Menschen.
„Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde
und Dunkel die Völker,
doch über dir geht strahlend der HERR auf,
seine Herrlichkeit erscheint über dir.
Nationen wandern zu deinem Licht
und Könige zu deinem strahlenden Glanz.“
Und jetzt kommen tatsächlich die Könige ins Spiel! Könige, die ihre Völker mitbringen. Zumindest stellvertretend. Zwar liegt es nahe, von den drei Geschenken Gold, Weihrauch und Myrrhe auf drei Könige zu schließen, auf drei heilige Könige meinetwegen auch – aber es gibt mehr Könige und Völker als drei. So klein ist die Welt denn nun doch nicht. Und so klein war sie auch noch nie. Jesaja jedenfalls erzählt von einem Wunder und lässt vor unseren Augen eine Vision wahr werden: die ganze Welt fängt zu glänzen an, weil Gott sein Volk aus der Finsternis befreit.
Welche Lieder werden wir singen?
Ein Klagelied möchte ich singen. Über die Finsternis, die über der Erde liegt, obwohl doch jeden Morgen die Sonne aufgeht und der Mond und die Sterne in der Nacht leuchten. Finsternis wächst in den Köpfen der Menschen, erobert sich Herzen und legt sich dann über die ganze Welt. Was für Geschichten sind das denn, die wir heute hören? Die sich in die Nachrichten drängen? Die nur neue Angst gebären? Selbst die Vernunft, die hochgerühmte, ist ein Schatten ihrer selbst. Einst wollte sie aufklären. Dann wurde sie zur Hure. Sie treibt es mit jeder Richtung, jeder Position, jedem Hass und jeder Angst. Für Geld tut sie alles. Käuflich ist sie. Ein Klagelied möchte ich singen …
Nur Jesaja mag nicht in die Klage einstimmen. Von den schrecklichen Dingen hatte er genug gesehen – ihn musste man keines Besseren belehren. Doch seine Perspektive eröffnet Hoffnung. Die ist jetzt anzuzeigen! Die ist jetzt dran!
„Doch über dir geht strahlend der Herr auf“.
Muss man wörtlich nehmen! Über dir! Über mich! Der strahlende, freundliche Herr.
Ein Lied der Hoffnung muss ich singen!
Als die Geschichte fast in Unheil ertrank, kam ein neuer Ton in die Welt.
Die Fülle des Meeres und der Reichtum der Nationen
Bevor wir nach Bethlehem gehen, wollen wir noch einen Augenblick dabei verweilen, Jesaja zuzuhören. Wenn er in die Runde sieht, sieht er Menschen, die von Enttäuschungen zu erzählen wissen – und von vielen alten Geschichten. Fast nur alte Geschichten! Nicht alle lassen sich verklären. Es ist von Schuld zu reden, von falschen Hoffnungen, ja, von Größenwahn auch. Das kleine Israel – es wollte einmal in der Liga der Großen spielen – hat sich verzockt. Viele Menschen wurden Träumen geopfert.
Da tut sich ein neuer Blick auf, ein neuer Anfang. Jetzt. Heute.
„Denn die Fülle des Meeres wendet sich dir zu,
der Reichtum der Nationen kommt zu dir.
Eine Menge von Kamelen bedeckt dich,
Hengste aus Midian und Efa.
Aus Saba kommen sie alle,
Gold und Weihrauch bringen sie
und verkünden die Ruhmestaten des HERRN.“
Zuwendung ist das Wort voller Zauber. Dann: „Der Reichtum kommt“ – und: „sie kommen alle“.
Eine große Gewissheit breitet sich aus. Auf einmal ist sie da.
Unauslotbar, tief, unendlich ist doch das Meer– seine Wellen singen das Lied der Hoffnung.
Nicht zu zählen, nicht zu wiegen sind die Reichtümer der Völker – die verwandeln sich in Hoffnung.
Gold und Weihrauch und mehr...
Aus Midian und Efa, aus Saba kommen sie – aus der ganzen Welt. Um ein neues Lied zu lernen. Ein Lied von der Liebe Gottes,
die keine Grenzen kennt - von Menschen hochgezogen,
die keine Angst duldet - von Menschen geschürt,
die keine Bitterkeit hinterlässt - von Menschen gemacht.
Den Stern aufgehen sehen!
Jetzt können wir nach Bethlehem gehen. Im Evangelium wird erzählt, dass ein Stern aufgegangen ist. Nicht irgendeiner. Sterne gehen immer auf. Manchmal verlöschen sie auch. Sterne waren immer schon Wegweiser in der Nacht. Sie wussten Wege in der Wüste.
Aber ein Stern ist so auffällig gewesen, dass die Wissenschaft ins Schleudern kam. Kluge Leute mussten ihr altes Wissen über Bord werfen. Weise wurden um den Verstand gebracht. Könige konnten nicht länger auf ihren Thronen sitzen bleiben.
Klaus Hemmerle, bis zu seinem frühen Tod 1994 Bischof in Aachen, hat diesem Stern ein Gedicht gewidmet:
Der Stern hat sich nicht geirrt,
als er den Fernsten rief,
aufzubrechen zum nahen Gott.
Der Stern hat sich nicht geirrt,
als er den Wüstenweg wies,
den untersten, härtesten Weg.
Der Stern hat sich nicht geirrt,
als er stehen blieb
über dem Haus der kleinen Leute:
dort ist die große Zukunft geboren.
Dein Herz hat sich nicht geirrt,
als es sich aufmachte,
den Unbekannten zu suchen.
Dein Herz hat sich nicht geirrt,
als es nicht aufgab
in der sichtlosen Ungeduld.
Dein Herz hat sich nicht geirrt,
als es sich beugte vor dem Kind.
Die Welt als Kleeblatt
Eine richtig tolle Spur hat die mittelalterliche Auslegung dieser Geschichte gelegt. Es gab – Wissen von einst – drei Kontinente. Amerika, Afrika und Asien. Auf der alten Karte, die damals entworfen wurde, konnten die Kontinente schon ihren Platz einnehmen, den sie auch heute noch haben. Nur die Mitte, die Mitte fällt auf. Es ist nicht das Mittelmeer – es ist Jerusalem. Das Land der Hoffnung. Die Stadt Gottes. Das Ziel aller Geschichten. Das Bild sieht aus wie ein großes dreiblättriges Kleeblatt. Die Mitte ist es, die die Welt zusammenhält.
Wir haben uns an Globen, Weltkarten und Zeitzonen gewöhnt. Unsere Erde ist längst aus dem Weltraum fotografiert. Je weiter wir auf der Suche nach dem schwarzen Loch sind, umso kleiner wird die Erde. Dabei werden in Sekundenschnelle Nachrichten und Bilder um die Welt geschickt. Wir empfangen sie auf dem Handy – WhatsApp, potzblitz. Nur: eine Mitte gibt es nicht. Alles ist fragmentiert. Und ob alles stimmt, was wir sehen, wissen wir auch nicht.
Auf den Rücken von Kamelen reiten heute die Touristen!
Unsere Schätze ruhen in Safes, Tresoren und Aktendepots.
Wer hat, der hat.
„Und siehe, der Stern,
den sie hatten aufgehen sehen,
zog vor ihnen her
bis zu dem Ort, wo das Kind war;
dort blieb er stehen.
Als sie den Stern sahen,
wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.
Sie gingen in das Haus
und sahen das Kind und Maria, seine Mutter;
da fielen sie nieder und huldigten ihm.
Dann holten sie ihre Schätze hervor
und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.“
Ich möchte meine Ratlosigkeit mitbringen, wenn ich zum Kind pilgere.
Meine großen Worte – sie werden klein.
Ich möchte meine Träume mitbringen, wenn ich zum Kind pilgere.
Meine Ängste – sie werden aufgehoben.
Gold, Weihrauch und Myrrhe! Ich habe keinen Sack für sie.
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Gemeinsames Suchen nach dem Göttlichen
Migration
Weltweit sind Fragen der Migration ein ungelöstes Problem. Nicht nur der Andrang an den Grenzen der EU, auch die Bilder der Wartenden an den Grenzen Nord- und Südamerikas wühlen uns auf. Es ist nicht einfach zwischen Kriegsflüchtenden, Asylsuchenden, Arbeitsmigranten usw. zu unterscheiden.
Migration gab es immer schon; auch in der biblischen Antike. Die Bibel erzählt vom Stammvater Jakob und seinen Söhnen, die sich in der Hungersnot nach Ägypten gerettet haben. Eine folgenreiche Migrationswelle wurde auch durch den Sieg der Babylonier über die israelischen Königreiche ausgelöst, die als "babylonische Gefangenschaft" in die Geschichte eingegangen ist. Viele vom verbliebenen Rest Israels sahen sich gezwungen auszuwandern. Von da an trifft man Juden in aller Herren Länder.
Die Apostelgeschichte erzählt, dass nach der Ermordung des Stephanus ein jüdischer Fanatiker namens Saulus die Christen in Jerusalem verfolgt hat und dass daraufhin viele von ihnen ausgewandert sind. Dies hat der Ausbreitung des "neuen Weges" einen kräftigen Schub verliehen.
Die Fragen der Anpassung an andere Kulturen, das Schwanken zwischen Selbstbehauptung, Abschottung und Integration, wie sie heute als Probleme bei uns beschrieben werden, erlebten damals die Christen auf der Seite der Vertriebenen und Schutzsuchenden. Die römischen Machthaber hatten keine Freude mit ihnen und verfolgten sie. Die Opfer dieser Verfolgungen verehren wir als Glaubenszeugen, als Märtyrer.
Begegnung
Die Geschichte von den 3 Sterndeutern aus dem Osten – später wurden daraus die "Heiligen Drei Könige" – ist in dieser turbulenten Anfangszeit des Christentums entstanden. Während die Polemiken gegen die Pharisäer und Schriftgelehrten als negative Niederschläge dieser Auseinandersetzungen in der Bibel überliefert werden, wird in der Erzählung von den drei Sterndeutern, die den neugeborenen Erlöser suchen, ein überaus positives Bild gezeichnet. Sie spiegelt die positiven Erfahrungen der Christen in der Begegnung mit fremden Kulturen wider.
Am Dreikönigstag feiern wir die "Erscheinung des Herrn" vor allen Völkern. Dieser Feiertag ist ein Mahnmal gegen nationalistische Vereinnahmungen des Christentums. Sogar im Volksbrauchtum hat diese Offenheit für alle Kulturen einen Niederschlag gefunden, indem die Könige Menschen verschiedener Hautfarbe repräsentieren. In meinen Augen machen sich Aktivisten, die gegen diesen Brauch anrennen, lächerlich und zeigen ihre verkürzte Sichtweise.
Erfahrungen
Der Erzählung von der Suche der Sterndeuter können wir auch für unsere Zeit noch Prinzipien für den Umgang mit anderen Religionen und Kulturen herauslesen.
Als Erstes fällt mir der großen wechselseitige Respekt der drei Weisen in ihrer Begegnung mit dem Judentum auf. Die drei Fremden haben kein Problem, dem "neugeborenen König der Juden" ihre Aufwartung zu machen. Umgekehrt ist es für Herodes, die Priesterschaft und die Schriftgelehrten kein Problem, sich mit den drei Gästen auszutauschen – trotz deren eigenartigen Zugangs zum Gottesglauben über Himmelsphänomene. Auch der biblische Erzähler hat mit ihrer Art der Religion kein Problem.
Ein zweites Charakteristikum ist, dass sich die drei Fremden nicht in politische Diskussionen und Rivalitäten hineinziehen lassen. Hier spiegelt sich wider, dass die Christen der ersten Jahrhunderte sich aus politischen Machtfragen herausgehalten haben. Später war das leider nicht immer so.
Ein dritter Punkt ist, dass die Gottsucher in dem Kind, zu dem sie ein Stern geführt hat, eine Gotteserscheinung sahen. Sie huldigen ihm mit Gold, Weihrauch und Myrrhe. Das Kind repräsentiert ihnen Göttliches, dem sie mit Ehrfurcht gegenübertreten.
Mission
Das Fest der heiligen drei Könige ist mehr als ein zusätzlicher freier Tag im Reigen der weihnachtlichen Feiertage. Es lässt uns über unseren Umgang mit Fremden und Fremdem nachdenken. Weltweites Wirtschaften, weltweites Reisen, weltweiter Austausch der Wissenschaften, weltweite Auswirkungen der Politik sind zu einer großen weltweiten Herausforderung geworden. Dabei können wir von den Erfahrungen des frühen Christentums lernen. Wechselseitiger Respekt, gegenseitige Wertschätzung und Verzicht auf gewaltsame Lösungen und notwendige Hilfestellungen eröffnen neue Einsichten und Auswege aus Konflikten.
Die Kirche gehört im Bereich der Begegnung der Kulturen zu den "Big Playern". Dabei müssen wir unser Missionsverständnis an seinem biblischen Ursprung überprüfen. Wir sind nicht die Besitzer der Wahrheit, denen sich alle anderen unterordnen müssen. Wir können und brauchen die Wahrheit niemandem "einzutrichtern". Wie die Sterndeuter, die Schriftgelehrten und Priester suchen wir die Wahrheit. Wir suchen sie nicht nur im historischen oder naturwissenschaftlichen Sinn. Wir suchen sie in einem umfassenden ganzheitlichen Sinn und nehmen die Erfahrungen unserer Gesprächspartner ernst. Wir lassen uns führen von der Suche nach dem zarten und zerbrechlichen Geheimnis des Göttlichen, in dem die Wahrheit und Weisheit Gottes unter uns Menschen in Erscheinung tritt.
Neue Wege der Mission
"Blackfacing"?
Kinder, die als Sternsinger an der Dreikönigsaktion teilgenommen haben, hatten in früheren Jahren Spaß daran, ihre Gesichter schwarz oder rot zu bemalen und sich als Caspar, Melchior oder Balthasar auf den Weg zu machen. In einigen Kreisen ist dieser Brauch heute als "politisch nicht korrekt" in Kritik geraten. Sie sehen im Bemalen der Gesichter eine Diskriminierung von Personen andere Hautfarbe. „Blackfacing“ ist verpönt.
In den biblischen Texten ist weder von Königen noch von andersfarbigen Menschen die Rede. In der Kunst und später auch im volkstümlichen Brauchtum hat man irgendwann begonnen, die Sterndeuter als Weise aus dem Morgenland bzw. als Heilige Drei Könige darzustellen, die aus den damals bekannten Kontinenten Europa, Asien und Afrika angereist waren. Bibelkundige verbanden damit auch die vom Propheten Jesaja angekündigte Wallfahrt der Völker zum heiligen Berg und zur heiligen Stadt Jerusalem, bzw. sahen darin eine Parallele zum legendären Besuch der Königin von Saba bei König Salomon.
Theologisch will diese Tradition genau auf das hinaus, was auch die Vertreter der „politischen Korrektheit“ einfordern: Der Messias ist für alle Menschen, für alle Völker ohne Unterschied von Hautfarbe oder Rasse in die Welt gekommen. Beim Evangelisten Matthäus sind die Sterndeuter Menschen, die auf ihre Weise Gott suchen, Gott finden und Gott verehren.
Messias für die ganze Menschheit
Jesus als Messias für alle Menschen war seinen Anhängen nicht von Anfang an klar. Die Messiaserwartung der Juden hatte sehr oft auch einen nationalistischen Touch, obwohl bereits einige Propheten einen Messias für die gesamte Menschheit im Auge hatten. In der ersten Aussendung der Jünger sagt Jesus ausdrücklich: „Geht nicht den Weg zu den Heiden und betreten keine Stadt der Samariter“ (Mt 10,5). Als eine Syrophönizierin Jesus um die Heilung ihrer Tochter bittet, antwortet Jesus, man dürfe das Brot nicht den Kindern wegnehmen und den kleinen Hunden geben… Andererseits bewundert er den Glauben von Nichtjuden und betont, einen solchen Glauben habe er in Israel nicht gefunden.
Die Öffnung des Christentums für alle Völker drängte sich der jungen Kirche auf, als die Predigt der Apostel bei Nichtjuden ebenso Anklang fand wie bei Juden. Vor allem Paulus kämpfte für die Gleichbehandlung nichtjüdischer Christen. Er sah sich selbst als Apostel der Heiden, der Nichtjuden.
Die Erzählung von den Sterndeutern aus dem Osten beschreibt die Situation, auf die das Evangelium von der Menschwerdung Gottes trifft. Die politisch Mächtigen wie auch die Priesterschaft versetzt sie in Panik, die Schriftgelehrten blättern in ihren Büchern, ohne selbst Konsequenzen zu ziehen. die fremden Gottsucher hingegen finden das Göttliche Kind und beten es an.
Das Fest der Erscheinung des Herrn unterstreicht, dass Gott in Jesus für alle Menschen Mensch geworden ist. Da ist kein Platz für Nationalismen, Rassen- oder Genderdiskriminierung. Im Brief an die Galater schreibt Paulus: "Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus." (Gal 3,28).
Impulse für die Mission
Die Sterndeuter können darüber hinaus als Vertreter verschiedener Weltanschauungen und Weltbilder gelten. Das Christentum hat sich lange Zeit eng mit europäischer Kultur verbunden und auf andere Kulturen herabgeschaut. In ähnlicher Weise waren ihm spirituelle Praktiken wie Joga, Transzendentale Meditation, Esoterik, neue "Naturreligionen" und andere Formen der Gottsuche verdächtig. Abgrenzung gegenüber andere war vielen Christen wichtiger als Offenheit.
Das Fest der Erscheinung des Herrn wird auch als Festtag der Mission gefeiert. Die Missionsbemühungen der Christen stecken heute in einer tiefen Krise. Sie gelingen heute nicht mehr mit denselben Mitteln wie in früheren Jahrhunderten. Und es wird nicht genügen, unsere Kommunikationsformen den technologischen Entwicklungen anzupassen.
Das Bild von den gottsuchenden Sterndeutern kann uns helfen, unser Missionsverständnis zu überdenken und für neue Wege zu öffnen. Die Erzählung von den Sterndeutern sagt uns: Gott geht auf anderen Wegen auf die Menschen zu, als diese ihn erwarten. Er kam gleichsam durch die Hintertür und nahm Platz in einem Stall statt in einem Palast. Viel mehr Menschen suchen Gott wenn auch auf andere Weisen, als die Frommen ihnen zutrauen. Wie gelingt uns das Gespräch mit den vielen Gottsuchern heute? Die Sterndeuter kehrten auf einem anderen Weg in ihre Heimat zurück. Auch für uns gilt es, neue Wege zu finden.
Weise, Sterndeuter, Könige, Priester, Propheten, Gottsucher…
Königliche Würde
Wir feiern heute das zweite Weihnachtsfest, es ist auch das ältere gegenüber dem Weihnachtsfest des Westens. Die Ostkirche stellt daher dieses Fest in den Mittelpunkt des Heilsgeschehens und verbindet es gleichzeitig mit der Taufe Jesu. Hier in Wien kommt noch der Brauch der Wasserweihe dazu.
„Es ziehn aus weiter Ferne drei Könige einher und fragten wo zur Stunde Christus geboren wär´“. Diese „drei Könige“ bezeichnen wir als magoi, als „Weise“, die im strengsten Sinn gar keine Könige sind, aber: eigentlich schon, denn besonders in der Taufe bei der Salbung mit Chrisam wird uns zugesagt: „Du bist Glied des Volkes Gottes und gehörst für immer Christus an, der gesalbt ist zum Priester, König und Propheten in Ewigkeit.“ Diese königliche Würde wird auf alle Getauften übertragen ohne Unterschied des Geschlechts, der Nation, Hautfarbe oder Kultur. In der „Charta der Menschenrechte“ aus dem Jahr 1948 (10. Dezember) wird diese Würde weltweit jedem zugesichert, nur eingehalten wird sie vielfach nicht.
Könige, Priester, Propheten
Diese Könige, so nenne ich sie jetzt bewusst, sind Boten der Völker, präsentieren die Vielfalt der Kulturen. Würden wir diesen drei Titeln - König, Priester, Prophet -, die bereits im Alten Testament vorhanden sind, mehr Beachtung schenken, könnten wir uns manche Diskussion über die Ämter in der Kirche und in weiterer Folge über Pfarrzusammenlegungen ersparen. Am kommenden Sonntag feiern wir die „Taufe Jesu“, da wird auch unsere Tauferinnerung zur Sprache kommen und hoffentlich auch wieder dieses Deutewort bei der Salbung mit Chrisam. Mit Sicherheit wird auch im „Synodalen Vorgang“, den der Papst und die Weltkirche intensiv vorbereitet, die Amtsfrage ein Thema sein.
Gottsucher
Die Könige sind Gottsucher, Fragende. Zum Suchen gehören Sehen, (Hin)horchen, Fragen stellen, Geduld aufbringen, nur so kann man ans Ziel kommen. Wenn man Gott findet, sowie die drei Könige, ist das ein besonderer Glückstag und dann sollte man auch in der Spur Jesu bleiben, ihm nachfolgen. Königliche Würde zu besitzen heißt nicht nur, fähig sein, nachzufragen, sondern auch Auskunft geben zu können über unseren Glauben (siehe 1 Petr 3,15), sonst könnte er wirklich verdunsten, also auch darüber reflektieren und meditieren.
Ein König, eine Königin sollte sich auch etwas sagen lassen, hinhorchen und überlegen. „Prüftalles, das Gute behaltet!“ (1 Thess 5,21). „Als König Herodes [vom neugeborenen Kind] hörte,erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem.“ Da wird die Machtfrage offenbar. „Herr, aller Mächte und Gewalten“ beten wir im Sanctus der Messe. Herodes fürchtet um seinen Machterhalt. Besonders beim Machtrausch kann man beobachten, wie das Herz-Kreislauf- und Nervensystem, auch das Bewusstsein eine kaum kontrollierbare Eigendynamik entwickelt. Das steckt hinter dem Wort „erschrecken“. Hier steht die „pax Romana“, also die Friedensherrschaft im Römischen Reich, die nur mit Waffengewalt abgesichert ist, gegen die „pax Christiana“, die Macht der Liebe, die auch ohne Gewalt Frieden schafft.
Staunen und Wundern als Wege zu Gott
Faszinierende Sternenwelt
"Weißt du, wie viel Sternlein stehen" war eines meiner liebsten Lieder in der Kindheit. Eine Wienerin, die jedes Jahr zu uns zur Sommerfrische kam, steckte mich und einige meiner Geschwister an mit ihrer Faszination vom Sternenhimmel, den man damals fernab von der Großstadt bei uns auf dem Lande bewundern konnte. Nicht nur Kinder sind beeindruckt von den geheimnisvollen Sternen. Die Sterne kommen in vielen unserer Sprachbilder vor: nach den Sternen greifen, Sternstunden… Was zieht uns so in ihren Bann? Sterne erzählen von einer Welt, die viel größer ist, als wir je begreifen können, größer als wir uns vorstellen können. Seit jeher greifen Menschen nach den Sternen auch im übertragenen Sinn und versuchen, hinter ihre Geheimnisse zu blicken.
Mehr als nur Gestirne
In der biblischen Erzählung von den Sterndeutern aus dem Osten, die nach dem neugeborenen König der Juden suchen, repräsentieren sie alle Menschen, die sich nicht mit dem zufriedengeben, was sie sehen, vermessen und in den Griff bekommen können. Sie erahnen hinter der sichtbaren Welt eine noch viel größere und bedeutungsvollere und gehen diesem Geheimnis nach.
In dieser Art suchende Menschen gibt es in allen Kulturen und Religionen. Auch in unserer von naturwissenschaftlichem Denken geprägten Welt gibt es Menschen, die sich nicht mit Antworten und wissenschaftlichen Entdeckungen zufriedengeben, sondern immer noch weiterfragen und weitersuchen, die immer noch tiefer in die Geheimnisse der Welt eindringen wollen. Je tiefer sie eindringen, desto mehr staunen sie über das Entdeckte.
Den Sterndeutern stehen Menschen gegenüber, die sich mit dem begnügen, was sie in der Hand haben und für sich nützen können: mit Macht, mit Wissen. Sie sind damit beschäftigt, das, was sie haben, abzusichern. Sie brauchen nichts Neues. Sie sind nicht daran interessiert, den Dingen auf den Grund zu gehen. Neues und Ungeplantes ist für sie eine Bedrohung. Geheimnisse sind für sie in erster Linie Geheimgehaltenes. Wenn sie Geheimnisse aufdecken, verwenden sie gerne die Formel: Das ist nichts anderes als.
staunen, sich wundern, anbeten…
Die Sterndeuter finden das Kind und seine Mutter. Sie erkennen darin das Göttliche und fallen vor diesem Geheimnis ehrfürchtig staunend auf die Knie.
Die Erzählung von den Sterndeutern lädt uns ein, dass jeder sich selbst fragt: Wie gehst du mit deiner Sehnsucht nach dem Größeren, nach dem Unendlichen um? Hast du sie schon als unerfüllbar beiseite geschoben? Oder ist sie für dich gar eine Bedrohung wie für Herodes und die Schriftgelehrten, die dein Leben aus gewohnten Geleisen werfen könnte?
Zu allen Zeiten und in allen Kulturen sind Menschen dieser Sehnsucht gefolgt und haben dabei Antworten gefunden, die ihr Leben auf eine neue Grundlage gestellt haben. Im Brauchtum vertreten die "Heiligen drei Könige" Menschen unterschiedlicher Rassen und Kulturen. Noch bevor sich das Christentum als Religion etablieren konnte, noch bevor Jesus Christus geboren wurde, haben sich Menschen aus allen Völkern der Welt auf die Suche nach Gott gemacht und sind fündig geworden.
Die Sehnsucht nach dem Unendlichen teilen wir mit vielen Menschen auch in unserer gegenwärtigen Zeit. Sie kann für uns eine gemeinsame religionsoffene Basis unserer multikulturellen Gesellschaft sein. Ich bin überzeugt, dass sie uns mitten unter uns neue Weisen, wie Gott in unsere Welt tritt, finden lässt, die für uns heilsam sind.
Ein Fest der Gottsucher
Erfahrungen auf dem Jakobsweg
Vor nahezu zwanzig Jahren entschloss ich mich, im Urlaub mit einem Freund drei Wochen auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela in Nordspanien zu gehen. Am zweiten Tag begannen wir zu diskutieren: Warum gehen wir eigentlich? Irgendwie ist verrückt, was wir da machen. Was suchen wir? Keiner von uns konnte das so genau sagen. Der hl. Jakobus war es bestimmt nicht, waren wir uns sicher. Die Erzählungen derer, die vor uns den Weg gegangen waren und unsere Neugier geweckt hatten, reichten auch nicht für eine schlüssige Antwort. Unterwegs trafen wir viele, die auch nach Santiago pilgerten. Wir tauschten uns aus. Ihre Beweggründe waren unterschiedlich. Die meisten beeilten sich zu versichern, dass sie nicht aus religiösen Motiven unterwegs waren. Nach 17 Tagen sind wir an unserem Pilgerziel angekommen. Wir waren von unseren Erlebnissen so angetan, dass wir zwei Jahre später auf einer anderen Route noch einmal nach Santiago gingen. Rückblickend glaube ich, dass ich durch diese Erfahrungen auf meinem Lebens- und Glaubensweg ein Stück vorangekommen bin, ohne sagen zu können: Jetzt bin ich an meinem Ziel angekommen. Der vollständige Jakobsweg führt ja wieder zurück an den Ort, wo man lebt und von dem aus jemand aufgebrochen ist.
Drei Suchende
Was wir auf unserem Pilgerweg erlebt haben, kommt mir ähnlich vor wie der Erfahrungen, die uns von den drei Sterndeutern im Evangelium erzählt werden. Sie suchen nach etwas Großem, das geschehen sein musste oder im Geschehen war, ohne es konkret benennen zu können. Die biblische Erzählung verrät nichts Näheres von den Grundlagen ihrer Überlegungen, die sie haben aufbrechen lassen. Aus ihrer Kenntnis der Sterne lasen sie heraus, das große Ereignis musste sich in oder um Jerusalem zugetragen haben. Jerusalem war schon in der Antike ein altes Heiligtum, das von vielen aufgesucht wurde; vergleichbar mit Delphi oder Delos in Griechenland. An angestrebten Reiseziel angekommen verflüchtigten sich plötzlich ihre bisherigen Anhaltspunkte. Der König, der alles hätte wissen müssen, entpuppte sich als ahnungslos, die Schriftgelehrten mutmaßten, dass sie in Betlehem fündig werden könnten. Keiner von ihnen schickte sich an, sie zu begleiten oder gar selbst der Sache nachzugehen. Die Sterndeuter suchen weiter, die Gewissheit, auf dem richtigen Weg zu sein, verdichtet sich und schließlich finden sie das göttliche Kind.
In den drei Sterndeutern sehe ich die Erfahrungen aller Gottsucher festgehalten. Vage Zeichen und Anhaltspunkte, die einer kritischen wissenschaftlichen Analyse nicht standhalten, treiben sie an. Sie lassen sich von alten Überlieferungen inspirieren und kommen oft an einen Punkt, an dem sich alles aufzulösen und eine Illusion gewesen zu sein scheint. Ein neuer Impuls – in dieser Erzählung sind es alte heilige Schriften – fokussieren ihre Suche, ohne wirklich konkret zu werden. Schließlich begegnen sie dem Gesuchten in ganz anderer Gestalt, als sie es sich anfangs vorgestellt haben.
In der Rolle der Zuschauer
Wir, die wir Jahr für Jahr die Frohe Botschaft von der Menschwerdung Gottes hören und von allen Seiten betrachtet haben, scheinen da schon einen Vorsprung zu haben. Wir glauben zu wissen, wo wir den von aller Welt ersehnten Erlöser finden können. Aber auch wir müssen den Weg der Gottsucher gehen, wenn die Begegnung mit dem Erlöser in unserem eigenen Leben stattfinden soll. Viele Wege führen nach Betlehem, sie müssen aber gegangen werden. Gott drängt sich nicht auf, er muss gesucht und gefunden werden.
Das Fest der heiligen drei Könige möchte uns ermutigen aufzubrechen und das Göttliche Kind, den Erlöser, den wahren Gott zu suchen. Denen, die meinen, sie hätten den Verheißenen schon sicher in ihrem Besitz, müssen irgendwann entdecken, dass er ihnen entflohen ist.
Einladung zum Rollentausch
Das Fest der heiligen drei Könige war von alters her das Fest der vielen Völker – der Heiden, wie wir sie manchmal herablassend bezeichnen -, die Gott gesucht und gefunden haben.
Die Geschichte hat historisch so, wie sie erzählt wird, vermutlich nie stattgefunden. Dennoch wiederholt sie sich in jeder Generation in neuer Besetzung. Das Fest lädt uns ein, die Zuschauerrolle zu verlassen und in eine andere Rolle zu schlüpfen. Entscheiden Sie selbst, in welche Rolle Sie sich begeben wollen: in die des politisch denkenden Taktikers, in die des bereits alles Wissenden oder in die eines Gottsuchers.
Gottsuche
Menschen auf Gottsuche
Was wird nicht alles vom Himmel aus über Satelliten zu Navis gesteuert: Autos, Smartphones, Menschen, die ihre Wege auf Google-Maps suchen. Da gibt es manche unfreiwillig gedrehte Runden, ja sogar Irrwege.
In unserem Leben geht es ähnlich zu. Es wird kaum jemanden geben, der nicht auch Umwege, Irrwege- oftmals sogar sehr weite- und manche Kehrtwendung wird notwendig sein.
Suchen, um ein Ziel zu finden. Menschen auf Gottsuche. Diese drei Weisen, die Magier - im Volksmund Könige genannt - begeben sich auf Gottsuche. Interessant dabei die biblische Feststellung: Der wahre König ist der Weise. Er muss allerdings um diese Weisheit bitten. Diese drei Weisen werden vom Himmel aus durch einen Stern, einen Leitstern gesteuert, der sie ans Ziel bringt - zur Krippe zum lebendigen Evangelium.
Wir brauchen nur darüber nachzudenken, was die einzelnen Figuren alles sagen wollen: Josef, der Stammvater, der sich als gerechter Mann in einer Dilemmasituation befindet, der auf die Signale Gottes im Traum hört. Der Traum ist etwas ganz persönlich Erlebtes, eine persönlich wahrgenommene Erscheinung. Er kommt mit Maria zu einer gemeinsamen Entscheidung, ohne sich mit ihr abgesprochen zu haben, dem Heilsplan Gottes nicht im Weg zu stehen. Gott wirkt auf wunderbare Weise. Auch Maria, die Erwählte, hat durch ihr freiwilliges Ja den Weg zur Erlösung frei gemacht. Ganz wichtig, das Jesuskind selber mit seinem Namen, der eine Gottesbotschaft enthält: Gott rettet und erlöst. - „Jesus, der Retter ist da!“ (6. Strophe: „Stille Nacht, heilige Nacht…“). Nicht zu vergessen die Hirten, einfache Leute, die als erste die Nachricht von der Geburt Jesu erhielten.
Weise Könige
Zuletzt gesellen sich die Könige, die Weisen dazu. Sie folgen einem Stern, in eine Zukunft, der sie Vertrauen schenken. Sie bringen Geschenke mit, die jeder Mensch schon in sich trägt: den Weihrauch der Sehnsucht. Wir alle sehnen uns nach Geborgenheit, Anerkennung, Wertschätzung, das Gold der Liebe. Gold als sichere Wertanlage nicht nur wirtschaftlich zu denken, sondern international unbezahlbares Geschenk, bei dem Aktienkurse ins Unendliche reichen, schon vom ersten Erdentag menschlichen Lebens an sollte es so sein. Wer diese Liebe nie zu spüren bekommt, geht auch körperlich zugrunde. Schließlich bringen sie noch Myrrhe als Symbol für Leid und Schmerzen, aber auch für Geduld.
Gott rettet und heilt, auch wenn wir Leid, Krankheit nicht aus unserem irdischen Dasein wegbringen. So wird die Krippe nicht nur zum lebendigen Evangelium, sondern auch zur geerdeten Theologie. Gott steigt in der Gestalt eines Kindes zu uns herunter auf die Erde. Leider gehen manche der Geschenke, vor allem Sehnsucht, Liebe, Geduld, Anerkennung, Wertschätzung im Lauf eines Menschenlebens verloren oder werden kaum noch beachtet. Dann sprechen wir vom inneren Klimawandel. Dann brechen eisige Zeiten an. Herodes, der auch im heutigen Evangelium genannt wird, ist d a s Beispiel für politischen Opportunismus und Menschenverachtung. Er erschrickt vor diesem vermeintlichen Konkurrenten und sieht seine begrenzte Macht gefährdet. Die Macht der Liebe ist aber grenzenlos.
Gottverlassenheit
In seinem Antikriegsroman „Jugend ohne Gott“ von Ödön von Horvath (1901-1938), der die Zeit des Nationalsozialismus miterlebt hat und mitansehen musste, wie eine Jugend ohne Gott heranwächst, lässt in diesem Roman den strafversetzten Dorfpfarrer sagen: „Gott ist das Schrecklichste auf der Welt!“ Er sagt das in der Situation der Gottverlassenheit, wo er auch in dieser Gemeinde kaum Anerkennung findet, wo durch Verhaftungen und fragwürdige Gerichtsurteile viel Leid geschieht und ihn offenbar auch die Diözesanleitung zu wenig oder überhaupt nicht vor Angriffen durch das NS-Regime schützt.
Gott ist das Schrecklichste auf dieser Welt. Diese Aussage ist an den Hebräerbrief (10,31f) angelehnt und will ausdrücken, dass die Gnade, die allen Menschen zugedacht ist, auch eine Kehrseite hat, nämlich das Gericht, wenn Menschen bewusst von Gott abfallen, also eine Mahnung. Zunächst kann man aber auch sowohl bei Herodes wie auch bei allen totalitären Regimen, vor allem des 20. Jahrhunderts, feststellen: Es ist schrecklich in die Hände von Menschen zu fallen, die gegen die Liebe Gottes handeln und ihr Volk unterdrücken.
grenzenlos
Die Botschaft des Evangeliums ist nicht nur geographisch grenzenlos. Sie geht über Raum und Zeit und ist eine einladende. Nur wir Menschen richten immer wieder Grenzen auf.
Der Stern, der den drei Weisen vorausgeht, sagt uns: Freue dich an den Sternstunden des Lebens! Kardinal Newman (1801-1890) betet in Gedichtform: „Führ, liebes Licht, vom Ring der Dunkelheit, führ du mich an. Die Nacht ist tief, noch ist die Heimat weit, führ du mich an… So lang gesegnet hat mich deine Macht, gewiss führst du mich weiter an, durch Moor und Sumpf, durch Fels und Sturzbach bis die Nacht verrann. “ (Biemer G. / Derek Holmes / R. A. Siebenrock: Leben als Ringen um die Wahrheit – Ein Newman Lesebuch, Grünewaldverl. 2019 S 305: Die Feuersäule [1833])
Ich wünsche Euch und Ihnen ein Jahr voll Licht, einen Stern am Himmel, der Euch und Sie in eine große Zukunft führt und den hoffnungsvollen Schein der länger werdenden Tage. (nach: Irene Unterkofler in: miteinander 1–2 / 2018).
Gott lässt sich finden
Menschen auf der Suche
Millionen Menschen sind derzeit auf der Flucht. Die einen fliehen vor Krieg und Gewalt. Andere suchen einen Ort, an dem sie ein besseres Leben haben, größere Zukunftschancen, mehr Wohlstand. Andere verlassen ihre Heimat, ihre vertraute Umgebung, weil sie an anderen Orten Arbeit finden. Wieder andere möchten Abenteuer erleben. Es gibt vielfältige Gründe, aufzubrechen. Das Leben wird oft mit einem Weg verglichen. Wenn wir uns auf den Weg machen zu neuen Orten, zu anderen Menschen, dann zeigt mir das auch: Wir Menschen sind auf der Suche - und das zeit unseres Lebens. Das ist Suche nach Sinn, nach Erfüllung im Leben.
Wir feiern am Fest Erscheinung des Herrn Menschen, die auf der Suche waren. Sie haben sich auf einen langen Weg gemacht. Sie haben einen Stern gesehen. Da haben sie haben gespürt: Dieser Stern weist uns den Weg zu dem, was uns erfüllt. Wohin wir gehen, da werden wir die Erfüllung unseres Lebens und auch die Erfüllung des Lebens aller Menschen finden. Und sie werden fündig. Sie sehen: Es ist ein Kind in der Krippe. Sie spüren in ihrem Herzen: Wir haben den gefunden, wonach wir uns im Herzen gesehnt haben. Es ist kein König in Macht und Herrlichkeit. Es ist kein König in Reichtum, keiner mit großem Einfluss.
Erfüllung finden
Die Sterndeuter beugen Ihre Knie. Sie beten IHN, sie beten Jesus an. Sie spüren: In diesem Kind haben wir das Heil, den Sinn gefunden.
Sie bringen diesem Kind ihre Gaben. Gold - all ihren Reichtum. Dieses Kind ist der wahre Reichtum aller Menschen. Einmal werden seine Worte, in denen sich Gottes Liebe zeigt uns froh machen, Mut schenken, mit Freude erfüllen, auf andere Weise reich machen.
Sie bringen diesem Kind Weihrauch, ein Zeichen der Heiligkeit. Damit zeigen sie: Dieses Kind ist ein besonderes Kind. In diesem Kind begegnet uns Gott.
Sie schenken dem Kind auch Myrrhe - für das Begräbnis. Zusammen mit Weihrauch hat Myrrhe auch eine heilende Wirkung. Sie spüren: Von diesem Kind wird einmal das Heil und Heilung ausgehen.
Weihnachten - in der Ostkirche geschieht es heute - haben wir seine Geburt gefeiert. Das Heil ist in diese Welt gekommen. Wir haben die Krippe aufgebaut. Wir haben das Jesuskind bewundert. Doch wir sind eingeladen, wie die Sterndeuter dieses Kind nicht nur zu bewundern, sondern auch anzubeten. Wir sind berufen, seine Wege zu gehen. In diesem Kind zeigt sich, dass Gottes Wege andere Wege sind als die der Menschen.
Offen für Gottes Wege
Warum aber machen Gottes Wege den Menschen oft Angst wie dem König Herodes?
Warum erkennen die Menschen, die Schriftgelehrten nicht das, was da geschieht? Da ist einmal die Sorge um die eigene Macht.
Eine andere Gefahr ist auch zu sehen. Die Menschen haben sich zu sehr eingerichtet in dem, was sie wissen. Sie machen sich nicht mehr auf den Weg. Sie meinen am Ziel zu sein. Sie sind fertig - in dem Sinn, dass sie nichts Neues, nichts Überraschendes mehr erleben können.
Dabei heißt Leben auch "Auf dem Weg sein" Die Flüchtlinge erfahren es oft auf sehr traurige Weise. Denn oft gehen ihre Sehnsüchte und Wünsche nicht in Erfüllung. Es werden vor ihnen Mauern aufgebaut.
Auf der Suche nach einer neuen Heimat
Wir haben keine bleibende Heimat, wir suchen die zukünftige Heimat. Erst in der künftigen Heimat werden wir das Glück finden. Immer wieder hat es auch das Volk Israel erfahren müssen. Es wurde in die Verbannung geschleppt. Denn Israel hat sich immer wieder selbst von Gott entfernt. Doch Gott hat es nicht im Stich gelassen. Der Gott Israels, der Gott von Jesus, ist da. Er führt sein Volk immer wieder. Die Völker der Erde staunen über diesen Gott. so beschreibt es Jesaja. Gottes Liebe, Gottes Licht sollen alle Völker sehen.
Alle Menschen sind dazu berufen, Gottes Liebe zu erfahren. Paulus schreibt das den Ephesern: "... jetzt ist es durch den Geist offenbart worden: dass nämlich die Heiden Miterben sind, zu dem selben Leib gehören und an derselben Verheißung in Jesus Christus teilhaben..."
Jesus ist die Erfüllung aller Menschen. Die Sterndeuter haben gefragt: "Wo ist der neugeborene König der Juden?" Wir fragen heute: "Wo ist Gott in all dem Leid, in all den Ungerechtigkeiten dieser Welt?" Das Fest "Erscheinung des Herrn" zeigt mir: Gott lässt sich finden, wenn ich mich nur auf den Weg mache. Ich muss aus mir herausgehen, aufbrechen, wie es die Sterndeuter taten. Ich muss bereit sein, das hinter mir zu lassen, was mich auf meinem Weg zu Gott hindert. Ich darf nicht festgefahren sein, wie die Schriftgelehrten, wie die Menschen in Jerusalem. Ich darf nicht meinen, ich schaffe alles aus eigener Kraft, wie Herodes, der um seine Macht Angst hatte. Gott baut mir keine Mauern. Ich muss bereit sein, IHN anzubeten, IHN als den Herrn meines Lebens anzuerkennen. Er begegnet mir im Kleinen, im Schwachen.
Ein gutes Beispiel für Menschen, die sich auf den Weg machen möchte ich nennen. Es sind die tausenden von Mädchen und Jungen, die als Sternsinger und -singerinnen in die Häuser gehen und den Segen Gottes in die Häuser tragen. Dabei sammeln sie für bedürftige Kinder. Sie schenken freie Zeit diesen Kindern. Sie dienen damit dem, der unsere Erfüllung ist, der das Ziel unseres Lebens ist, der uns Heil schenkt. Sie dienen dem Kind in der Krippe, Jesus.
In vielen kleinen Schritten den Weg der Heiligen Drei Könige gehen
Als Fragende und Suchende auf dem Weg
Dieses ältere Weihnachtsfest „Erscheinung des Herrn“ fasst sehr intensiv adventliche und weihnachtliche Botschaften in erzählender Theologie zusammen. Sie begleitet uns aufleuchtend durch das ganze Jahr. „Es zieh'n aus weiter Ferne drei Könige einher. Sie fragten wo zur Stunde Christus geboren wär'.“
Was haben wir mit den „Drei Königen“, den „magoi“, den Weisen aus dem Morgenland gemeinsam? Wir erleben Menschen, die als Fragende und Suchende auf dem Weg sind. Somit ist auch unsere Situation angesprochen. Viele Menschen sind als Fragende und Suchende unterwegs nach dem Sinn des Lebens, nach Glückserfüllung und innerem Frieden- keine „Friedhöflichkeiten“ (Ausdruck von Karl Kraus), die alle Probleme unter den Teppich kehren bis eine unübersehbare Hügellandschaft entsteht.
Gefragt ist auch nicht ein praktiziertes Christentum, das zur Routine verkommen ist und sinnentleert wird, weil man gar nicht mehr versteht, was man feiert, was uns die biblischen Texte vermitteln wollen. Was gegenwärtig deutlich spürbar und statistisch nachgewiesen wird, finden wir schon in der Heiligen Schrift angedeutet: „Er (Jesus / Sohn Gottes) war in der Welt … aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.“(Joh 1,10-11).
Das hat verschiedene Gründe, die Sie alle gut kennen, angefangen von Versagen, leider auch in den Reihen der Kirche, bis hin zu der Tatsache, dass wir zu wenig, sehr schlecht oder überhaupt nicht über unseren Glauben Auskunft geben können. Dann folgt das große Gejammer, wie sehr das Christentum zu verdunsten droht.
Kinder Gottes werden
In dieser Johannes- Stelle finden wir aber auch das tröstliche Wort: „Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben“ (Joh 1,13). „Gab er Macht Kinder Gottes zu werden“, heißt Gott ähnlich werden durch Glauben und Werke.
Wer sich intensiv mit der Bibel beschäftigt, wird dahinterkommen, dass der Glaube erst durch die Werke lebendig wird. Das tun diese „Drei Könige“, die magoi. Sie bringen Geschenke. Wir haben das am Heiligen Abend oder vielleicht auch noch Tage danach getan. Diese Gaben müssen nicht protzig oder prestigeträchtig sein. Das kostbarste Geschenk, das wir an andere weitergeben können, ist Zeit zu verschenken: Glaube durch Werke- ein biblischer Grundsatz.
Die „Drei Könige“ kommen kulturell aus verschiedenen Weltgegenden. In der heutigen Zeit, im Zeitalter der Globalisierung, gehen Menschen sehr unterschiedliche Lebenswege und doch gibt es das gemeinsame Ziel: die Sehnsucht nach sinnerfülltem Leben bis über den Tod hinaus. Auch in diesen „Drei Königen“ steckt die Sehnsucht Gott zu schauen / Jesus zu sehen. Dabei spielen Alter, Sprache, Unterschiedlichkeiten in der Kultur, in sozialen Gliederungen als Familienmitglieder, in Beruf und Ausbildung keine Rolle.
In vielen kleinen Schritten den Weg der Könige gehen
Die Magier aus dem Osten lernten: Jesus ist nicht bei den Mächtigen zu finden, sondern bei denen ohne Macht. Für die Ohnmächtigen dieser Welt sammeln zehntausende Mädchen und Buben in den Pfarren Österreichs und Europas als „Heilige Drei Könige“, oftmals sogar viel mehr als nur drei liebenswerte Königinnen und Könige, die viel von ihrer Freizeit opfern, um Menschen anderswo ihre bittere Not zu lindern. Sie bringen so auf ihre Art ein Licht- ein Strahlen in die Augen der Hilfsbedürftigen.
Herodes und manche Mächtige heute in Politik, Bankwesen, Wirtschaft und Kirche bis hinunter in kleine Bereiche sind mit allen Wassern gewaschen, wenn es um Profit, Karriere oder sonstige Eigeninteressen geht. „Bei euch soll es nicht so sein“, lesen wir bei Mk 10,43, wo Jesus zu seinen Jüngern über Dienen und Herrschen spricht. Die neue Bibelübersetzung verharmlost hier, es muss viel schärfer und genauer heißen: „Bei euch i s t es nicht so“.
Die Könige und wir Menschen, ausgestattet mit dem Geschenk und der königlichen Würde der Taufe, sind Suchende, um Gott zu finden. Karl Rahner (1904-1984) bringt es auf den Punkt: „Gott kann uns tausend Schritte entgegengehen, aber den einen zu ihm hin, den müssen wir selber gehen. Der Glaubensweg auch eines Christen ist immer ein Weg der kleinen Schritte, weg vom Kinderglauben hin zu einer persönlichen Überzeugung.“
So wünsche ich Ihnen: Gehen Sie ins Jahr 2019 von heute an in Gedanken, Worten und in ihrem Handeln in vielen kleinen Schritten diesen Weg der „Drei Könige“ mit, um das Reich Gottes schon jetzt und hier noch besser sichtbar zu machen als dies bisher geschehen ist.
Ein wenig verrückt müssen sie schon gewesen sein
Phantasten und Realisten
Junge Leute, die vor der Wahl eines Studiums stehen, haben es nicht leicht, sich zu entscheiden. Manche sind sich noch nicht klar, was ihnen liegt, welches Fach ihnen Freude machen könnte. Es gibt Studienrichtungen, die zwar interessant wären, aber nur wenige Berufsmöglichkeiten eröffnen. Realisten achten von Anfang an darauf, einem Studium nachzugehen, deren Absolventen auf dem Berufsmarkt gefragt sind. Schwerer haben es Leute, die sich für Grundlagenforschung entscheiden oder für ein sog. Orchideenfach interessieren. Diese scheinen zunächst oft nutzlos oder bieten nur geringe Berufsmöglichkeiten. Institute, an denen sie gelehrt werden, müssen ständig um ihre Finanzierung bangen. In ihrer Gesamtheit zeigen sie aber den Reichtum des Wissens, das gepflegt und weitergegeben werden sollte. Eine Gesellschaft muss froh sein, dass es Phantasten gibt, die sich damit befassen.
Drei Sterndeuter
Im Evangelien begegneten uns heute drei Phantasten. Sie beschäftigen sich mit Sternen und ihrer Bedeutung für die Menschheit. In ihrer Neugier verfolgen sie eine Spur, für die ein halbwegs realistischer Mensch weder Zeit noch Geld investieren würde. Sie nehmen sogar die Strapazen einer langen Reise auf sich. Auf ihrem Weg begegnen sie einem Politiker, der vor allem daran interessiert ist, was deren Theorien für seinen Machterhalt bedeuten könnten. Weiters begegnen sie Verwaltern alter religiöser Überlieferungen, deren Tätigkeit ähnlich exotisch ist wie ihre eigene Wissenschaft. Aber immerhin bekommen sie von diesen einen kryptischen Tipp, der ihnen weiterhilft. Schließlich landen sie bei einem Stall mit einem Neugeborenen und dessen Eltern. Und hier sind sie sich gewiss, das Gesuchte gefunden zu haben.
Es ist eine phantastische und zugleich realistische Geschichte, die uns da erzählt wird: Die Sehnsucht, etwas für die ganze Menschheit Bedeutungsvolles zu entdecken treibt seit jeher wissensdurstige und wache Geister aus allen Völkern. Einigen von ihnen gelingt es, die Mosaiksteine ihrer Erkenntnisse so zusammenzufügen, dass sie eine neue, tiefere Sicht großer Zusammenhänge ermöglichen.
Religiöse Sucher
Religiöse Menschen werden von den sog. Realisten wegen ihres ruhelosen Suchens oft belächelt. Wozu nützt ihr Wissen oder das, was sie zu wissen meinen? Kann man ihre Wissenschaft überhaupt ernst nehmen? Die wissenschaftliche Theologie wird von vielen als Orchideenfach betrachtet, das für das praktische Leben wenig hergibt.
Historisch betrachtet hat es die drei Sterndeuter so, wie sie in dieser Geschichte beschrieben werden, vielleicht nie gegeben. Sehr wohl aber verkörpern sie Menschen, die sich mit handfestem und offensichtlich nützlichem Wissen nicht zufriedengeben und ruhelos die tieferen Zusammenhänge unseres Daseins zu ergründen suchen. Ruheloses Suchen ist die Triebfeder der Wissenschaften und vieler anderer Lebensbereiche, auch der Theologie. Die drei Sterndeuter vertreten aber auch jene Menschen, die zur Erkenntnis gelangt sind, dass in Jesus von Nazareth der tiefere Sinn unserer Existenz sichtbar geworden ist. Sie sind Phantasten und Realisten zugleich.
Die kirchliche Tradition sieht in den Sterndeutern die Gottsucher, die es in allen Völkern und Religionen gibt, Menschen, die nicht müde werden, das Geheimnis des Göttlichen immer tiefer zu verstehen. Die Kirche zeigt im Fest der »Erscheinung des Herrn« oder »der heiligen drei Könige«, wie es im Volksmund heißt, ihre Hochachtung vor allen Menschen, die aufrichtig Gott suchen und damit auch ihre Wertschätzung anderer Religionen, mit denen sie sich im Suchen nach Gott verbunden weiß.
Sternsinger
In diesen Tagen gehen Kinder als Sternsinger, bzw. als die heiligen drei Könige von Haus zu Haus, um den Menschen die Ankunft des Messias zu verkünden. Dabei sammeln sie Geld für Entwicklungshilfeprojekte in armen Ländern. Auch sie sind Phantasten und Realisten zugleich. Sie wollen etwas zur Verbesserung der Welt beitragen. Kindern lassen wir die Freiheit, sich mit Ideen zu beschäftigen, die in unserer realitätsbewussten Welt nur am Rande Platz haben. Sie lehren uns, über den Tellerrand unserer selbst auferlegten Wahrnehmungsbeschränkungen und über scheinbare Sachzwänge hinauszuschauen. Sie öffnen den Blick für die Weite und Tiefe unserer menschlichen Existenz, für die wir in unserem Alltag so wenig Platz haben.
Welt in Verwandlung
Herz in der Hose
Sterndeuter kommen aus dem Land, in dem die Sonne aufgeht, und dem König rutscht das Herz in die Hose. Wer Heil und Unheil in den Sternen lesen kann, ihre Sprache versteht und ihnen die letzten Geheimnisse entreißt, der weiß, was kommt.
Herodes hat Angst! Eine panische Angst, jemand könne ihm seine Herrschaft streitig machen oder seine Verdienste schmälern. Sogar Familienangehörige hat er umbringen lassen. Aus Angst. Zimperlich ist Herodes nicht. Ein Machtmensch durch und durch. Mit markigen Worten und Taten weiß er, seine Schwächen gekonnt zu überspielen. Niemand sollte an seiner Größe zweifeln. Seine Leidenschaft sind tolle Bauwerke. Eines größer und schöner als das andere. Prunkstück: der neue Tempel von Jerusalem. Doch: Herodes sieht überall Feinde. Er sieht sich – gefühlt – umzingelt.
Jetzt kommen Sterndeuter aus dem Land, in dem die Sonne aufgeht … und dem König rutscht das Herz in die Hose. Herodes, genannt »der Große«!
Sehnsucht
Im 72. Psalm wird ein Wunsch formuliert, eine Sehnsucht, eine Bitte:
Verleih dein Richteramt, o Gott, dem König,
dem Königssohn gib dein gerechtes Walten!
Er regiere dein Volk in Gerechtigkeit
und deine Armen durch rechtes Urteil.
Die Gerechtigkeit blühe auf in seinen Tagen
und großer Friede, bis der Mond nicht mehr da ist.
Er herrsche von Meer zu Meer,
vom Strom bis an die Enden der Erde.
Von einer Herrschaft ist die Rede, die durch Gerechtigkeit und Recht gekennzeichnet ist. Gerade die kleinen Leute, die Armen, sollen geschützt werden vor Ausbeutung und Rechtlosigkeit. Von einem großen Frieden ist die Rede – „bis der Mond nicht mehr da ist“ – also grenzenlos. Die ganze Welt soll in diesem Frieden zur Ruhe kommen und aufleben. „Bis an die Enden der Erde“. Eine Vision, die alles sprengt, was Menschen kennen – und eben auch erleiden.
Was blüht denn? Gerechtigkeit? Frieden? Wir sehen und spüren Hass, Vorurteile und Ängste. Neue Grenzen werden gezogen. Menschen riegeln sich ab.
Darum bitten wir auch noch heute:
Verleih dein Richteramt, o Gott, dem König,
dem Königssohn gib dein gerechtes Walten!
Er regiere dein Volk in Gerechtigkeit
und deine Armen durch rechtes Urteil.
In diesen Worten drückt sich etwas aus: So möchte Gott – dass regiert wird. Das ist Vorgabe und Verheißung. Mehr noch: das ist das Maß, an dem alle menschliche Regierungskunst gemessen und beurteilt wird. Es geht um Gottes Volk! Um seine Menschen! Seine Schöpfung! Soviel Klarheit muss sein. Verstecken gilt nicht. Ein Stern leuchtet!
Ein Stern ist aufgegangen
Ein Stern ist aufgegangen. Der berühmte Komet? Ich weiß nicht viel. Nicht einmal, wie dieser eine Stern unter den vielen anderen zu entdecken war. Noch weniger, wie man ihm folgen kann. Aber dieser eine Stern ist wie ein Bote aus der anderen Welt. Ein Licht! Ein Weg! Ein Traum! Jetzt ist die Aufregung in Jerusalem groß. Herodes, besorgt, spielt den klugen Staatsmann. Er beraumt eine Sitzung ein. Berater braucht er auch. Fachleute, die etwas von Sternen und Schriften verstehen.
Du, Betlehem im Gebiet von Juda,
bist keineswegs die unbedeutendste
unter den führenden Städten von Juda;
denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen,
der Hirt meines Volkes Israel
So steht es geschrieben! So kann es jeder lesen. Es ist kein Herrschaftswissen, kein Geheimwissen, kein Expertenwissen.
Gott schenkt seinem Volk, Gott schenkt den Menschen einen guten Hirten! Bethlehem ist zwar nur ein Nest, aber Gott fängt seine große Geschichte mit Menschen da an, wo nichts groß, nichts bedeutend ist. Ein neuer Stil, ein neuer Weg: Gott macht sich klein, Gott wird klein! Bethlehem passt zu ihm und das kommt in Jerusalem an. Da, wo die Herren sitzen. Und beraten. Ein Stern hat alles durcheinander gebracht. Oder ist auf einmal zu viel Licht – in der Welt, die das Dunkle zu gerne auch professionell inszeniert? Machtansprüche, Machtmissbrauch – hell erleuchtet. Angst, Angstmache – hell erleuchtet. Ein Stern ist aufgegangen. Eine neue Zeit beginnt. Ein neues Denken. Ein neues Vertrauen.
Schätze der Welt
Wagen wir einen Blick zurück! Der Prophet Jesaja spricht in dunkler, dunkelster Zeit von einem Licht, das aufgeht:
Auf, werde licht, Jerusalem,
denn es kommt dein Licht,
und die Herrlichkeit des Herrn geht leuchtend auf über dir.
Denn siehe,
Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völker,
doch über dir geht leuchtend der Herr auf,
seine Herrlichkeit erscheint über dir.
Völker wandern zu deinem Licht
und Könige zu deinem strahlenden Glanz.
Jesaja sieht – ungeachtet aller Bedrohungen und Ängste – die Welt in Bewegung. Wohin bewegen sich Menschen und Völker? Sie bewegen sich zum Licht! Sie brechen auf aus dem Finsteren!
Das ist ein Blick, der sich nicht von selbst versteht.
Ein junger Mann, der seit Langem im Ausland lebt, erzählt bei seinem Heimatbesuch, dass ihm bei uns das Negative auffällt und stört. Terroristen und Ausländer werden in eine Topf geworfen, in den Medien wird das Bedrohliche betont, viele tun so, als seien sie nur die Opfer weltpolitischer Verwicklungen. Feindbilder werden gepflegt und geschaffen. Überall: Krise. Krisenstimmung.
Wenn dieser Eindruck stimmt, gehen Menschen in die Finsternis und verharren in ihr; von Aufbruch keine Rede!
Allen Unkenrufen zum Trotz werden aber aus Ausländern Nachbarn, aus Fremden Bekannte, vielleicht sogar Freunde. Gegen die vielen Vorurteile, die ihm virtuellen Netz viele Menschen gefangen nehmen (was übrigens Eigenschaft eines Netzes ist!), macht sich Widerstand breit. Viele Menschen ahnen, dass wir keine Zukunft haben, wenn wir Ängste kultivieren und Grenzen ziehen. Dass wir große Herausforderungen zu bewältigen haben in einer Welt, die durchlässig ist für Tourismus wie für Terrorismus, für Begegnung wie für Krieg, ist allen klar – wir brauchen dafür einen Stern! Ist der nicht aufgegangen?
Jesaja sieht die Völker, die Menschen aufbrechen.
Alle kommen von Saba,
bringen Weihrauch und Gold
und verkünden die ruhmreichen Taten des Herrn.
Das sind die Schätze, die dem neugeborenen König geschenkt werden. Auch wenn es jetzt keine Könige sind, nur Sterndeuter: Sie sehen das Kind und Maria, seine Mutter. Der Evangelist unterstreicht: sie sehen! Sie fallen nieder, sie beten an. Sie schenken: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Die großen Gaben der Welt.
Menschen haben immer schon darüber nachgedacht, wofür Gold, Weihrauch und Myrrhe stehen. Es sind wertvolle Handelsgüter und Staatsschätze. Aber mehr noch: sie stehen für unsere Hoffnungen, für unsere Herzen. Wir bringen uns mit. Unsere Geschichten und Träume, unsere Ängste und Bedenken, unsere Zweifel und unseren Mut. Das beste von uns: unser Leben. Materielle Güter passen nicht gut zu der Krippe. Was soll ein Kind auch mit Gold, Weihrauch und Myrrhe? Aber wir können ihm unsere Liebe schenken und allen Kindern eine Hoffnung geben. Goldgleich! Mehr als Gold! Ruhmreich sind die Taten des Herrn! Eine Welt im Licht. Eine Welt ohne Angst.
Fest der Erscheinung
Wir nennen unser Fest heute „Fest der Erscheinung des Herren“. Unser Herr kennt viele Möglichkeiten, bei uns zu erscheinen. Manchmal möchten wir ihn zensieren. Wir möchten, dass er nach unseren Vorstellungen kommt und geht. Aber da sei Herodes vor: Uns soll das Herz nicht in die Hose rutschen, wenn die Sterndeuter kommen.
Sternsinger sind heute auch wieder unterwegs. Folgen wir dem Stern! Wir finden ein Kind. Und dann haben wir etwas zu erzählen!
Und der Friede Gottes,
er höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Den Messias suchen, finden und ihm huldigen
Ein Evangelium für Juden und Nichtjuden
Von den vier Evangelisten berichtet nur Matthäus die Geschichte von den drei Sterndeutern, die im fernen Osten aufbrachen, um den neugeborenen König der Juden, den Messias, zu suchen, um ihm zu huldigen. Was bewegt den Evangelisten zu seinem Bericht?
Matthäus schreibt sein Evangelium für Gemeinden, die sich aus Judenchristen und Heidenchristen zusammensetzten. Zwischen beiden Gruppen gab es gelegentlich heftigen Streit. Die Judenchristen waren sehr geprägt von ihrem mitgebrachten Glauben. So hielten sie gern daran fest: Der Messias ist der Messias des auserwählten Volkes. Um an ihm Anteil zu erhalten, forderten viele Judenchristen, die Heiden sollten sich beschneiden lassen, um damit Mitglieder des auserwählten Volkes zu werden. Schon das Apostel-Konzil in den ersten Jahren der jungen Kirche lehnte diese Forderung als nicht notwendig ab, da Jesus sich selbst immer wieder als der Messias für alle offenbart hatte.
Um den Zwist in manchen Gemeinden zu entschärfen, kam dem Evangelisten die nach den Aussagen der Bibelwissenschaftler wohl bereits im Umlauf befindliche Erzählung von den Sterndeutern gerade recht, um sie für sein Anliegen zu nutzen.
Nichtjuden suchen den Messias
Matthäus setzt bei Gott und seinem hintergründigen Wirken in Bezug auf den Messias an. Als Erstes hatte Gott durch die Propheten einen kommenden Messias für Israel verkünden lassen. Nächster Schritt: Maria erfährt durch einen himmlischen Boten, dass ihr Kind der Messias und Gottes Sohn ist. Dem zunächst über Maria enttäuschten Josef offenbart Gott durch einen Traum, wie Maria ihr Kind empfangen hat und wer dieses Kind ist. Den Sterndeutern zeigt Gott die Geburt des Messias durch das Erscheinen eines besonderen Sternes an. Dieser lässt die Weisen aufbrechen, um den zu suchen, der nach ihrer Überzeugung für die Welt ein Heilbringer sein musste. Denn sobald sie das Kind gefunden hatten, knieten sie vor ihm nieder. Matthäus zeigt den Gläubigen auf, wie sehr Gott immer wieder und Schritt für Schritt seine Hand im Spiel hat. Denn noch bevor Jesus sich offenbaren kann, hat Gott bereits Sorge dafür getragen, dass alle, die es sehen wollen, erkennen können: Der vom Heiligen Geist Gezeugte ist der Messias und ein Heiland für alle Völker.
Der Streit darum, ob der Messias allein dem auserwählten Volk gehört oder nicht, ist unnütz. Die Stammväter Israels erhielten als Erste die Verheißung eines kommenden Messias. Das ist unstrittig. Die Sterndeuter benötigen sogar Auskunft aus den Verheißungen des Alten Testamentes, um den Geburtsort des Kindes zu finden. Die an Israel ergangene Botschaft ist neben dem Stern ein notwendiger Wegweiser für die Sterndeuter, die Heiden. Doch Gott offenbart sich nicht nur Israel; auch die Heiden werden schon sehr früh in das Heilshandeln Gottes einbezogen. Ein Gegeneinander ist also unsinnig und gegen Gottes Willen.
Heilige Schriften ersetzen den Stern
Für ein zweites Anliegen, das Matthäus ansprechen möchte, kam der Bericht von den drei Sterndeutern dem Evangelisten sehr gelegen. Der Stern, den die Weisen hatten aufgehen sehen und der sie nach Israel geführt hatte, verschwand offensichtlich beim Betreten des Landes. Da die Sterndeuter sich nicht vorstellen können, dass der neugeborene Heilbringer in einem unbekannten Dörfchen zur Welt gekommen sein sollte, ziehen sie zur Hauptstadt des Landes an den dortigen Königshof. Es war ja nur logisch, den neugeborenen König im Königspalast zu suchen.
Aber anstelle von Freude und Jubel bricht dort bei dem Bericht der Sterndeuter Erschrecken und Panik aus. Die herbeigerufenen Hohepriester und Schriftgelehrten können über den Geburtsort des Messias sofort Auskunft geben: Betlehem im Lande Judäa. Und nun kommt, worauf Matthäus hinaus will.
Es wäre zu verstehen, dass die Schriftgelehrten im Beisein des Herodes nicht in Jubel ausbrechen aus Angst vor diesem Tyrannen. Aber offensichtlich ist das nicht der eigentliche Grund fehlender Freude und dem Ausbleiben jeglichen Jubels. Es ist deutlich zu spüren: Keiner der Schriftgelehrten scheint innerlich davon berührt zu sein, dass Männer aus dem fernen Osten kommen, um dem erschienenen Messias zu huldigen. Keiner von ihnen kommt auf die Idee, sich zu fragen: Sind diese Sterndeuter und ihr Eintreffen am Königshof ein Zeichen des Himmels für uns und unser Volk? Stumm, steif, unbeweglich, kalt lässt sie alles, was sie erleben und erfahren. Keiner von ihnen erkundigt sich heimlich genauer bei den Sterndeutern. Keiner von ihnen schleicht sich unbemerkt nach Betlehem, um dem Messias persönlich zu begegnen – sollte es wahr sein, dass er geboren wurde. Betlehem ist schließlich nur sechs Kilometer von Jerusalem entfernt.
Dem Messias nahe kommen
Es bedarf keines ausdrücklichen Hinweises durch den Evangelisten, um sein Anliegen zu erspüren. Matthäus will betonen: Um in die Nähe von Christus zu kommen, muss man auch aufbrechen, sich auf den Weg machen. Was nützt es, den Geburtsort des Messias genau zu kennen, nur sechs Kilometer entfernt von ihm zu wohnen und zu leben, wenn jeglicher Aufbruch zu ihm unterbleibt.
So möchte Matthäus die Gläubigen in den Gemeinden anregen, sich zu fragen: Begnüge ich mich damit, über Jesus etwas oder viel zu wissen? Wie sieht es mit meinem Aufbrechen zu ihm hin aus?
Christus will sich auch heute finden lassen unter den Kleinen, Armen, Geringen, Ausgegrenzten, Unbeachteten, von Verfolgung Bedrohten. Wie tief neigen wir uns zu ihnen hinab? Und vergessen wir nicht, den Sterndeutern gleich unsere Schätze an Liebe, Freundlichkeit, Wohlwollen und Hilfsbereitschaft mitzunehmen.
Mit Hilfe der Sterndeuter-Erzählung möchte Matthäus den Gläubigen mit auf den Weg geben: Unterlasst das Rangeln, wer die besseren Christen sind. Schaut auf die Zeichen, die Anrufe, die an jeweils jeden einzelnen ergehen, um den Weg zu sehen, der in die Nähe des Erlösers führt. Dann brecht aber auch auf, am besten immer neu und immer wieder. Kein Weg soll euch zu lang oder zu beschwerlich sein.
Ohne es auch nur mit einem Wort zu erwähnen, ist der Evangelist davon überzeugt: Jeder, der bei Christus angekommen ist und seine Liebe betrachtet, wird wie die Sterndeuter das Knie vor ihm beugen, ihm huldigen und beglückt danken: in persönlichen stillen Gebeten und mit jubelnden Liedern – allein oder in gemeinsamen Feiern mit der ganzen Gemeinde.
Sterne, die uns führen
Sinnsucher und Gottsucher
Wir Menschen sind auf der Suche. Wir haben in uns eine Kraft, die nach dem Sinn sucht. Heute geht es um Sinnsucher, besser Gottsucher. Drei Weise aus dem Ausland Israels, tief aus dem Osten, dort wo die Sonne herkommt, brechen auf. Ein Stern lenkt sie. Sie müssen nach Jerusalem. Sie müssen die Vision des Jesaja verwirklichen, dass aus allen Nationen die Menschen nach Sion kommen, um den Gott Israels anzubeten.
Vor 2½ Jahren fragte mich ein Iraner, der als Asylsuchender in der Nähe unseres Klosters lebte, ob er katholisch werden könne. Ich durfte ihm Taufunterricht geben. Es stellte sich heraus, dass seine Heimat die persische Stadt Hamadan im Westen des Iran ist. Diese Stadt hat eine viertausendjährige Geschichte. Früher soll sie Ekbatana geheißen haben, die Hauptstadt des Mederreiches. Dort hatte sich ein Zentrum für Weisheit, Forschung und Astronomie gebildet. Der Überlieferung nach brachen hier die sogenannten „Magier aus dem Osten“, wie sie die Bibel nennt, auf.
Als der Taufbewerber zur Taufe kam, sagte ich ihm: „Du kommst, um den Herrn aller Herren zu finden, wie vor 2000 Jahren die weisen Forscher aus Deiner Heimat. Sie hatten einen außerordentlichen Stern, der sie führte. Und in Jerusalem gab ihnen die Schrift, das Wort Gottes Auskunft: „Du Bethlehem, aus Dir wird der Hirt, meines Volks Israel hervorgehen“. Du kommst als Taufbewerber, gedrängt von den Erfahrungen der Christen in deiner Heimat und erfüllt vom Wort Gottes, das dir Licht gibt. Halte dich dein Leben lang an das Wort Gottes, es wird dir immer Mut machen, glaube an den dich unendlich liebenden Vater“.
Ein Stern für den nächsten Schritt
Der verstorbene Bischof Klaus Hemmerle erzählte: Ich hatte als junger Mensch ein Problem, von dem ich nicht wusste, wie ich es lösen sollte. Ich betete, machte eine Wallfahrt und schließlich verstand ich: „Mein Problem ist nicht sofort lösbar, aber ich bekomme so viel Licht, einen Stern, der mir hilft, den nächsten einen Schritt zu tun. Doch gleich um alle Ecken kann ich nicht sehen. Es genügt, einen Schritt zu tun!“
Wir bekommen einen Stern für den nächsten Schritt, einen Schritt des Glaubens. Wir verspüren eine innere Verheißung, die uns ermutigt, weiterzugehen, auch wenn wir das Ziel nicht sehen. Konkret kann das heißen: Ich bleibe dem Ruf Gottes treu: in der Ehe, breche auf aus meinem Misstrauen; glaube im Leid an die Liebe Gottes; sage Ja; bejahe meine Lebenssituation. Da sehe ich vielleicht den Stern nur noch umrisshaft. Das Wort Gottes, ein heller Stern macht mir Mut zur Treue, weil auch Gott treu zu mir steht.
Wenn wir auf das Wort Gottes und unser Inneres achten, werden wir selber durch unser Leben zu strahlenden Sternen für andere. Eine Frau, die viel durchgemacht hatte, schrieb mir in einem Brief: „Die Sterne sind wie Löcher im Himmelsgewölbe, durch die Herrlichkeit Gottes hindurch strahlt.“ Wie so ein Stern möchte ich sein, mich selbst ganz loslassen, damit sein Licht durch mich hindurch ein wenig zu den Menschen in unsere Welt hinein leuchtet.“
Niederfallen und anbeten
In der Rückschau sehe ich, dass Gott mir schon manchen Stern geschickt hat. Das lädt mich ein, dankbar niederzufallen und Danke zu sagen nach dem Vorbild der Waisen. Heute tun wir es gemeinsam in der Messfeier. Und dabei weiß ich und erbitte Gottes Segen dazu: ich darf ein Stern sein, ein Licht, und sei es noch so klein, damit unser Unterwegssein zu Christus gelingt.
Weihnachten, ein Fest der Zukunft und der Hoffnung
Weihnachten im Rückspiegel
Weihnachten ist so populär, dass wir es hier in unseren Breiten gleich zweimal feiern. Das ältere Weihnachtsfest – »Epiphanie des Herrn«, bzw. das Hochfest »Erscheinung des Herrn« führt schon wieder zurück in das Alltagsgeschehen. So gesehen ist es ein Fest im Rückspiegel bevor die Arbeitswelt wieder beginnt; vielleicht auch eine Chance nochmals innezuhalten und zu fragen, wie sich die Zeit vor dem Heiligen Abend und das Fest selber gestaltet hat. Versichern wir einander, wieviel Stress die stillste Zeit wieder gebracht hat oder ob wir im religiösen Bereich wieder einmal „von Besinnung zu Besinnung gehetzt“ sind? Und der Heilige Abend selber: War er wieder ein Fest der Perfektion, verbunden mit Angst, dass Wünsche, Erwartungen nicht erfüllt werden? In der Heiligen Nacht betont die westliche Kirche die Herrlichkeit Gottes im Kind zu Bethlehem als Zeichen unendlicher Liebe zu uns Menschen ohne Unterschied des Geschlechts, der Sprache der Kultur. Weihnachten als Höhepunkt christlicher Ethik, weil Gott selber Mensch geworden ist und er durch sein Leben gezeigt hat, was es heißt, ihm nachzufolgen.
Epiphanie des Herrn – das Offenbarwerden Gottes
Hier in Wien erleben wir seit zehn Jahren eine andere Perspektive des Weihnachtsfestes, nicht als Konkurrenz, sondern als Bereicherung. Am 6. und 7. Jänner findet die „Große Wasserweihe“ der orthodoxen Kirchen am Donaukanal statt. Dabei wird nicht nur der Geburt und der Erscheinung des Herrn gedacht, sondern auch der Taufe Jesu im Jordan durch Johannes den Täufer. Wir, als Kirche des lateinischen Ritus, feiern dieses Fest erst am kommenden Sonntag.
In der orthodoxen Kirche taucht der Bischof oder der Priester dreimal das Kreuz ins Wasser, womit angedeutet wird, dass durch diese Wasser die ganze Schöpfung gesegnet wird. Alles wird dem Heil und der Liebe Gottes anvertraut.
Im Stundenbuch der katholischen Kirche findet sich zum Fest der „Erscheinung des Herrn“ eine Antiphon (Antwort- oder Wechselgesang), der sehr gut zur „Großen Wasserweihe“ der orthodoxen Kirchen passt: „Drei Wunder heiligen diesen Tag: Heute führte der Stern der Weisen zum Kind in der Krippe. Heute wurde Wasser zu Wein bei der Hochzeit. Heute wurde Christus im Jordan getauft uns zum Heil.“
Auf diese Weise ist das älteste Weihnachtsfest „Erscheinung des Herrn“ mit dem Symbol des Sterns verbunden, der unser Leben begleitet: der Stern als Symbol für Sinn und innere Kraft. Er ist den Magiern aber auch uns Lebensleuchte. „Was dich heute in der Tiefe (durch die Geburt Jesu) berührt, strahlt weit über den Augenblick hinaus.“ (Christine Spilling- Nöker).
Das Offenbarwerden der Menschenwürde
Im Volksmund heißt dieser Festtag „Dreikönig“. Mit ihnen und mit dem Weihnachtsfest verbinden wir Geschenke. Das größte Geschenk ist Gott selber. Am Beginn des Jahres fragen wir nach unserer Zukunft, nach unseren Plänen, nach neuen Wegen. Können wir der Zukunft trauen oder wird dieser Stern, der uns führt durch Wolken der Unsicherheit, des Zweifels, der Niedergeschlagenheit, verdunkelt, was auch unsere Glaubenswege beeinflusst?
Dieses Fest nimmt aber, wie schon erwähnt, auch die Taufe in den Blick. Im Sakrament der Taufe erinnert uns bei der Salbung das Bibelwort: „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat.“ (1 Petr.2,9)
Wir bekommen somit in der Taufe als Glieder des Volkes Gottes sehr verantwortungsvolle Aufgaben mit:
König(in) sein heißt mit hoher Menschenwürde ausgezeichnet sein und sie auch dem Nächsten nicht abzusprechen, Ungerechtigkeit im jeweiligen Lebensbereich so gut es geht, zu verhindern, selbstständig denken und handeln, die Notlagen erkennen.
Der Prophet ist ein Verkünder der unter das Wort Gottes gestellt ist, in ihm nimmt das Wort Gottes Gestalt an, er ist nicht abgesichert. Dieser Auftrag verlangt vollen Einsatz, Mut, Klugheit, Zivilcourage.
Priester(in) sein: Die Taufe ist die erste Priesterweihe eines Menschen, wir alle sind Geistliche. Paulus spricht in seinen Briefen sogar von den Heiligen. Es geht darum, eine lebenslange Beziehung zu Gott aufrecht zu erhalten und diese auch sichtbar zu machen. Eine schöne Berufung auch für Pfarrgemeinderäte/-innen.
Weihnachten ein Fest der Zukunft und der Hoffnung. „Sei kein Gefangener deiner Vergangenheit. Werde (mit Gottes Hilfe) zum Architekten der Zukunft“ (Robin Sharma). Darum wünsche ich Ihnen auch, dass Christus Sie und mich wie ein Stern durchs Leben begleitet.
Verheißungsvolle Zukunft ist Wirklichkeit geworden
Fremde, die Karriere gemacht haben
Fremde kennt heute wohl jeder und jede in unserem Land. Vielleicht aus den Medien oder als freiwillige Helfer und Helferinnen an den Grenzen, auf den Bahnhöfen, in den Herbergen bzw. Unterkünften, die für die „Fremden“ bereitgestellt wurden.
Fremde, wie die Sterndeuter im heutigen Evangelium, haben in der Kirche eine ganz besondere Entwicklung durchgemacht. Sie wurden zu Königen, sogar mit verheißungsvollen Namen. Uns würden diese „Hl. Drei Könige“ in den Darstellungen der Weihnachtsbotschaft fehlen. Keine „Hl. Drei Könige“ bei der Krippe, keine beim Krippenspiel oder gar am heutigen „Dreikönigstag“, wie er im Volksmund heißt, das ist schwer vorstellbar.
Wie kommt es jedoch, dass die Sterndeuter – also Magier, Astrologen - aus dem Osten eine so erfolgreiche Karriere in unseren Weihnachtsbildern, in den Erzählungen, ja in unserer ganzen Glaubenstradition hinter sich haben?
Es sind die theologischen Anliegen, die Künstler in ihren Bildern versucht haben darzustellen. Der Reichtum an Fantasie kennt keine Grenzen, um außerbiblische und biblische Quellen so zu malen, dass es an eindrucksvollen Szenen nicht fehlt. Der genaue Wortlaut des Textes war dabei nicht immer wichtig. Und die gemalten Bilder erwiesen sich als einprägsamer. Das heutige Evangelium ist da ein Paradebeispiel:
Biblische Vor-Bilder
Zwar gibt es drei Gaben: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Aber keine Zahl gibt es bei den Sterndeutern. Und von Königen oder Kamelen ist wörtlich gar keine Rede.
Aber schauen wir beim Evangelist Matthäus nach, welche Bilder er einbindet, die Künstler später zu so üppigen Ausmalungen angeregt haben. Die Quelle für seine „Theologie“ war das Erste Testament. Hier hat er jene Verheißungen gefunden, die auf Jesus und seine Botschaft hin gedeutet werden konnten. So auch im heutigen Evangelium. Im Psalm 72, Vers 10-11 heißt es: „Die Könige von Tarschisch und von den Inseln bringen Geschenke, die Könige von Saba und Seba kommen mit ihren Gaben. Alle Könige müssen ihm huldigen, alle Völker ihm dienen.“
Das „Wiederlesen“ so verheißungsvoller Texte aus dem Ersten Testament war eine Hilfe, die Bedeutung Jesu zu vermitteln. Das hat Matthäus in seinem Evangelium gemacht. Die Gaben bringenden Sterndeuter erinnern an den Psalm 72. Ist es da verwunderlich, wenn angesichts der huldigenden Sterndeuter die Vorstellung von Königen entsteht?
In der heutigen Lesung aus dem Prophetenbuch Jesaja heißt es: „Zahllose Kamele bedecken dein Land, Dromedare aus Midian und Efa. Alle kommen von Saba, bringen Weihrauch und Gold und verkünden die ruhmreichen Taten des Herrn.“ Die Gaben Gold und Weihrauch im Evangelium erinnern an Jesaja – und seine Kamele.
Der Hinweis auf den Stern ist wohl aus dem Buch Numeri (23,17) genommen, wo Bileam eine Vision Gottes schildert: „Ich sehe ihn, aber nicht jetzt, ich erblicke ihn, aber nicht in der Nähe: Ein Stern geht in Jakob auf, …“. Die Sterndeuter bei Matthäus gingen nicht direkt auf Bethlehem zu. Sie „irrten“ umher!
Verheißungsvolle Zukunft ist Wirklichkeit geworden
Matthäus will den Anhängern des „neuen Weges“ - und so auch uns - mitgeben: In Jesus hat sich das Wort erfüllt, welches die Propheten einst verkündet haben. Was die Propheten im Namen Gottes verheißen haben, klang nach Zukunft, nach Hoffnung auf Frieden, nach Gerechtigkeit für alle. Das dürfen wir heute feiern: Diese verheißungsvolle Zukunft ist Wirklichkeit geworden.
Vielleicht werden auch die, die heute in unserem Land bei uns als Fremde aus dem Nahen Osten „gestrandet“ sind, im Laufe der Geschichte Karriere machen und gar zu königlichen Würden „aufsteigen“. Jesus, der neugeborene König, dem die Sterndeuter huldigen, wird bei Matthäus später sagen „Ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen.“ Was wird uns in diesen Fremden wohl noch aufgehen?
Ein schönes Fest mit unbequemem Inhalt
Ein Herz aus Fleisch oder aus Stein?
Ein Aspekt der Weihnachtsgeschichte wurde besonders im Weihnachtsfest 2015 deutlich. Daher ist dieses Evangelium so aktuell: Die Heilige Familie auf der Flucht. Heutzutage erleben auch wir hier in Österreich Menschen auf der Flucht mit Familie, ohne Familie, überwiegend junge Leute. Mitunter ist auch die Flucht vor sich selber zu spüren, wo vieles aus dem seelischen Gleichgewicht geraten ist.
Erschienen ist uns „die MenschenfreundlichkeitGottes“ (Tit.3,4) Merken wir etwas davon? JA und NEIN:
Ein JA zu den vielen helfenden Händen außerhalb der Institutionen bzw. in Vorfeldorganisationen, in Bahnhöfen, Klöstern, Pfarrhöfen, in Schulen. Geholfen wird überall dort, wo Menschen in der Lage sind und waren durch den Einsatz ihrer Arbeitskraft, durch Geld- und Sachspenden, auch durch das tröstende Wort, durch Zuhören, einfach da sein. Das ist wahre Kirche, Kirche an verschiedensten Orten. - Das ist ein „Herz aus Fleisch“ mit einem „neuen Geist“, wie wir im Buch Ezechiel lesen.
Das NEIN stellt eine Blockade dar wegen vieler Vorurteile, durch Ängste, auch ausgelöst durch Hilflosigkeit, durch politisches Taktieren, durch Ausreden, die im Grunde des Herzens nicht glaubwürdig sind, aber sehr glaubwürdig vorgebracht werden, warum Hilfe auch im kleinen Ausmaß nicht möglich ist, durch Stress und Nervosität, von denen Menschen beinahe aufgefressen werden. – Das ist ein „Herz aus Stein“. Hier fehlt der neue, gute Geist.
Flüchtlinge lassen alles hinter sich, was verwirrt, durcheinander geraten ist, weil sie Hoffnung in die Zukunft setzen, dass sich viel, wenn nicht sogar alles zum Guten wendet. Millionen Menschen fliehen gegenwärtig aufgrund menschenverachtender Politik, aus religiösen Gründen, aus klimatischen Gründen im doppelten Sinn des Wortes: wegen der Erderwärmung mit ihren spürbaren, schwer auszuhaltenden Folgen, aber auch wegen unerträglicher klimatischer Veränderungen im Umgang miteinander, Beziehungsschwierigkeiten, die bis ins Mobbing reichen.
Dem Stern folgen
Unter welchem Stern ist heuer unser Weihnachtsfest gestanden? Unter einem guten Stern, der uns an ein sinnvolles Ziel bringt oder ist dieser Stern nicht mehr als ein Irrlicht? Du musst Deinen Kopf heben, Deinen Blick weiten, himmelwärts schauen, Deine Augen an die Dunkelheit gewöhnen, um die Sterne zu sehen und der Stimme Deines Herzens Gehör schenken, so wie es auch die Weisen getan haben. Diese Magier aus der Ferne bringen einen weiten Weg hinter sich; über Hindernisse, etwa über die Machtspiele des Herodes. Sie erreichen das Ziel, das göttliche Kind, mit Hilfe des Sterns von Bethlehem. Auch wir sind eingeladen auf unserem Lebensweg, sicher aber auch mit Hindernissen, diesem Stern von Bethlehem zu folgen und nicht uns von Irrlichtern blenden zu lassen.
Stephanus sieht „den Himmel offen“ (Apg.7,56), der Himmel, eine kosmische Einheit, und wir sind ein Teil davon. Man sieht kein Ende, wo der Himmel aufhört, Anflug von Unendlichkeit, grenzenlos. Ich kann diese Grenze nicht feststellen, weil sie der Horizont setzt. Der Himmel, ein Zeichen unendlicher Liebe. Das will uns auch das Weihnachtsfest sagen, Gott wird Mensch. Wir sind aber in der Liebe, ja in unserem Dasein sehr begrenzt, das spüren wir auch. Oftmals setzen wir uns selber, aber auch anderen gegenüber unnötige Grenzen und behindern so auch unseren Lebensweg und den der anderen und damit auch die Entwicklung im Fortschritt zum Guten.
Weihnachten, immer wieder ein sehr schönes Fest, ein festlicher Rahmen, aber ein aufrüttelnder, unbequemer Inhalt. Schärfen wir den Blick und sehen wir beides: Festliches, Schönes, aber auch die Not und die Unvollkommenheit, um in der Spur Jesu, in seiner Nachfolge zu bleiben, um mit Gottes Hilfe, auch die größten Hürden des Lebens zu schaffen.
Die Geschenke der Sterndeuter
Weihnachten, ein Fest des Schenkens
Mittlerweile sind wohl schon die meisten Weihnachtsgeschenke ausgepackt und in Gebrach genommen worden, nicht Passendes wurde umgetauscht usw. Das Thema Weihnachtsgeschenke ist damit abgehakt und die meisten sind froh, dass der Stress des Geschenkebesorgens vorläufig ein Ende hat.
Wer jedoch auf die biblischen Weihnachtserzählungen schaut, begegnet erst jetzt, am Ende der Weihnachtszeit dem Motiv des Schenkens. Die Sterndeuter aus dem Osten huldigen dem neugeborenen König der Juden mit Geschenken. Gastgeschenke gehören zum Protokoll von Staatsbesuchen. Und solche Geschenke werden wegen ihrer Symbolträchtigkeit sorgfältig ausgewählt. Die hohen Gäste schenken Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Gold glänzt, sticht ins Auge, ist kostbar, wertbeständig, ein Symbol besonderer Wertschätzung, eines Königs würdig.
Weihrauch duftet "himmlisch", wenn man ihn auf glühende Kohle legt, steigt mit den Gebeten gläubiger Menschen zu Gott auf, ein Symbol göttlicher Verehrung.
Myrrhe war in der Antike ein wichtiges Heilmittel, wirkte desinfizierend und reinigend, es fand darüber hinaus Verwendung beim Einbalsamieren der Toten, ein Symbol der Heilkraft.
Was die Sterndeuter mit diesen Gaben verbanden, können wir nur vermuten. Symbole drücken Bedeutungen aus, die man nur schwer in Worte fassen kann, und lassen dabei vieles offen.
Was schenken wir?
Wenn wir uns den Sterndeutern anschließen und wie sie das göttliche Kind suchen und ihm als unserem König, Herrn und Erlöser unsere Aufwartung machen, stehen auch wir vor der Frage: Was schenken wir ihm und was wollen wir mit unseren Geschenken ausdrücken? Was können wir ihm anstelle von Gold, Weihrauch und Myrrhe schenken? Und wer könnte unsere Gaben in Vertretung des göttlichen Kindes entgegennehmen?
Gold ist relativ einfach zu handhaben. Goldmünzen sind auch heute noch beliebte Geschenke. Man kann sie einfach als Erinnerungsstücke zum "Familenschatz" hinzufügen oder aufheben als Notgroschen. Gerne werden heute aber auch Gutscheine verschenkt oder diskrete Kuverts mit einem Geldbetrag darinnen. Der oder die Beschenkte kann sich dafür etwas nach dem eigenen Geschmack kaufen.
Auch Adressaten, die Gold- oder Geldgeschenke stellvertretend für das göttliche Kind entgegennehmen, lassen sich heute leicht finden. Hat Jesus nicht selbst gesagt "Was ihr einem dieser Geringsten getan habt, habt ihr mir getan"?
Von dieser Form des Schenkens machen auch heute noch viele Menschen Gebrauch: die Sternsinger gehen uns dabei mit gutem Beispiel voraus. In der Vorweihnachtszeit haben viele Organisationen für einen guten Zweck gesammelt; nicht zu vergessen die Aktion »Licht ins Dunkel«...
Immer wieder wird behauptet »Zeit ist Geld«. Zeit ist eines unserer kostbarsten Güter. Wer aus welchen Gründen auch immer sich schwer tut, Geld zu schenken oder gar Gold, könnte ja einmal überlegen, Zeit zu schenken. Dankbare Abnehmer sind Kinder, alte Menschen, Kranke, Menschen, denen niemand zuhört...
Weihrauch steht für göttliche Verehrung. Römische Kaiser verlangten von ihren Untertanen, dass diese zur Anerkennung ihrer göttlichen Autorität ihnen symbolisch Weihrauch opferten. Im übertragenen Sinne streuen wir auch heute bestimmten Personen Weihrauch. Wir huldigen ihnen wegen ihrer sportlichen oder künstlerischen Leistungen. Wir schauen zu ihnen auf, zeichnen sie aus und bereiten ihnen Empfänge. Manchmal opfern wir ihnen auch Geld und Zeit. Wir kaufen Fan-Artikel und lassen es uns etwas kosten, ihnen nahe zu kommen und bei ihren Auftritten dabei zu sein.
Wieviel göttliche Verehrung lassen wir unserem Erlöser Jesus Christus zukommen? Da beginnen wir schnell mit unserer kostbaren Zeit zu knausern und reden uns darauf aus, dass er nicht kleinlich und nicht auf Lobhudelei aus ist. In Sportstadien schreien wir uns die Stimme aus dem Leib, im Gottesdienst bekommen wir den Mund kaum auf... Von ihm zu reden, erzählen, was wir an ihm schätzen, wofür wir ihm dankbar sind, warum wir auf ihn stolz sind, ist den meisten ungewohnt. Da fehlen uns die Worte und religiöse Symbole in der Öffentlichkeit sind uns peinlich.
Myrrhe war die dritte Gabe der Sterndeuter. Diese war damals ein kostbares Heilmittel. Wir können dieses Geschenk als Huldigung für Christus, dem Arzt und heiler gegenüber verstehen, auch als Hinweis auf seinen Tod »um unseres Heiles willen«.
Die Sehnsucht nach ganz-werden, heil-werden, ist nach wie vor groß. Wir haben zwar eine hoch entwickelte Medizin für akute Krankheiten, erleben aber gleichzeitig, dass Heilung tiefer und grundsätzlicher geschehen müsste. Alternative Gesundheitspflege steht hoch im Kurs, die Heilmittel des Glaubens sind jedoch vielen Menschen abhanden gekommen. Seelisches Gleichgewicht durch erfüllte Beziehungen, durch Vergebung und Versöhnung, Entspannung und Ruhe durch Meditation und Gebet wären heilsame Angebote spirituellen und religiösen Lebens. Spiritualität boomt, nur nicht in den Kirchen. Bringen wir das heilsame des christlichen Glaubens genügend zur Geltung? Hier könnten wir Zeichen setzen
Neue Wege?
Die Sterndeutet, so haben wir im Evangelium gehört, gingen auf einem anderen Weg nach Hause zurück, um das göttliche Kind, das sie gefunden haben, nicht Herodes auszuliefern. Vielleicht bringt uns das Nachdenken darüber, was wir dem göttlichen Kind schenken könnten, um ihm gebührende Anerkennung zu geben, auch auf neue Wege, wie unsere persönliche Wertschätzung des Erlösers im Alltag sichtbar und spürbar werden könnte.
Suchen wie die Sterndeuter
In der Lesung aus dem Brief an die Christengemeinde von Ephesus (3,3a) sagt der Verfasser: „Mir wurde das Geheimnis Christi mitgeteilt“. Heute feiern wir das Fest der Erscheinung des Herrn, das Fest des Aufleuchtens des Geheimnisses Christi.
Wir feiern aber nicht nur Vergangenes. Wir feiern Gegenwärtiges. So stelle ich an das heutige Evangelium die Frage: Welchen Tipp können uns die Sterndeuter geben, um das Geheimnis Christi zu entdecken? Und an die heutige Lesung stelle ich die Frage: Gibt es einen Ort, an dem man heute das Geheimnis Christi entdecken kann?
Zuerst zum Evangelium (Mt 2,1-12):
Welchen Tipp können uns die Sterndeuter geben, das Geheimnis Christi zu entdecken?
Das heutige Evangelium ist eine Gott lobpreisende Erzählung. In der Erzählung kommen Figuren vor, handelnde Personen. An die Personen der Erzählung stelle ich meine Frage: Welchen Tipp könnt ihr uns geben, das Geheimnis Christi zu entdecken? Die Erzählung ist Evangelium, Botschaft, gute Botschaft! Welche Botschaft wird uns vermittelt? Von den Sterndeutern aus dem Osten, die nach Jerusalem und dann Bethlehem kommen, heißt es: „Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm.“
Woher wissen denn diese Sterndeuter, dass es richtig ist, vor diesem Kind niederzufallen und ihm zu huldigen? Ich denke: Die Sterndeuter sind offene, suchende Menschen. Die Schriftgelehrten, die meinen, schon alles zu wissen, entdecken nicht, dass der da ist, dem man huldigen muss. Die offenen, suchenden Sterndeuter finden ihn. Wenn ich meine, ich hätte schon alles, ich bräuchte nichts mehr, entdecke ich nichts mehr.
Sie gewinnen innerhalb ihres Wissens- und Erfahrungsbereichs eine Erkenntnis, der sie folgen. Wenn man eine Teilerkenntnis hat und ihr folgt, kommt man weiter. Manches erschließt sich mir nur, wenn ich der Spur folge, wenn ich mich in Bewegung setze. Nur die hingegangen sind nach Bethlehem, haben ihn gefunden!
Die Sterndeuter haben zwar nur ein Torso-Wissen, nicht das ganze Wissen. Aber es genügt, um zu finden. Ein Psychotherapeut sagte in einer Gesprächsrunde: „Bei einer guten Therapie genügen 20%... Man gibt einen Anstoß und alles andere bleibt dann in dem Betreffenden zum Wirken.“ In den Sterndeutern ergab das eine das andere. Sie blieben dran. So kamen sie zum Ziel.
Nun zur Lesung aus dem Epheserbrief (3,6):
Wo können wir das Geheimnis Christi entdecken?
Die Heiden, also auch wir Nicht-Juden, sind „Miterben“. Die Heiden, also wir, „gehören zu demselben Leib“.
Ist uns bewusst, was das heißt?
- Wir sind mit den Heiden, den Sterndeutern, die nach Bethlehem kamen, beim Kind.
- Wir gehören zu diesem Kind, zum Messias, zu Christus.
- Wir gehören zu seinem Leib, wir bilden mit den Juden, die ihn annehmen, zusammen einen Leib, seinen Leib!
Die seinen Leib bilden, nennen wir Kirche. Sie ist der Erscheinungsort Christi:
- zum Beispiel hier, in der gottesdienstlichen Versammlung
- zum Beispiel dort, wo sich Christen miteinander um den Frieden bemühen
- zum Beispiel dort, wo lebendige Kirche ist. Wo ist sie? Vielleicht erscheint sie uns armselig, so wie die Krippe von Bethlehem. Die Sterndeuter ließen sich nicht abbringen!
Machen wir es wie die Sterndeuter: Suchen wir! Suchen wir die Kirche von heute, suchen wir die Menschen, die sich im Namen Jesu versammeln! Und wenn wir eine Spur gefunden haben: bleiben wir dran! Es lohnt sich! Amen.
Auf dem Weg zum göttlichen Kind
Bilder und Symbole
Was Lesung und Evangelium uns heute darstellen, das ist voll mit Bildern und Symbolen. Solche Bilder und Symbole wollen die Tiefendimensionen des Lebens aufdecken. Sie wollen die Wahrheit über unser Leben aufleuchten lassen und hindeuten auf das, worauf es letztlich ankommt. Ich will kurz drei von diesen Bildern und Symbolen herausgreifen und sie etwas näher betrachten.
Licht
Da ist zunächst das Licht, dargestellt vor allem im Stern, dem die Könige folgen. Dieser Stern bringt alles in Bewegung und er, allein er, führt zum Ziel. Voll von Symbolik des Lichtes ist auch der Text der Lesung aus dem Propheten Jesaja. Er beginnt mit dem Zuruf: „Auf, werde Licht!“ Wir Menschen sind aufgerufen, herauszutreten aus der Finsternis, die über der Erde und über dem eigenen Leben liegt. Wir sollen dem Licht entgegen gehen. Dieses Licht ist Jesus. Deshalb bleibt der Stern, dem die Könige folgen, stehen über dem Ort, wo Jesus, der menschgewordene Gott, geboren war.
Weg
Ein weiteres Symbol ist der Weg. Die Könige machen sich auf den Weg, den der Stern weist. Er ist offensichtlich lang, dieser Weg. „Sie kommen von ferne“, sagt die Lesung. Und es gibt Hindernisse und Bedrohungen. In Jerusalem verlieren die Könige die Orientierung. Sie müssen nachfragen und Herodes ist dem Projekt nicht wohl gesonnen. Der gehört auf die Seite der Finsternis. Aber die Könige lassen sich nicht beirren. Sie gehen den Weg, den der Stern weist bis sie das Ziel gefunden haben.
Gaben
Am Ziel bringen die Könige ihre Gaben dar. Das ist unser drittes Symbol. Es sind Kostbarkeiten, die von den Königen dargereicht werden. Von „Schätzen der Völker“ spricht die Lesung. Jeder König schenkt die Gabe, die ihm zu Eigen ist und die er für wichtig hält: der Eine Gold, der Andere Weihrauch und der Dritte Myrrhe. In diesem Schenken erfüllt sich die Geschichte von den drei Königen. Sie erfüllt sich in Hingabe und Anbetung und nicht zuletzt in grenzenloser Freude. Es erfüllt sich, was die Lesung prophezeit: „Dein Herz wird vor Freude beben und sich weiten“.
Mein Licht, mein Weg, meine Gabe
Diese Bilder und Symbole: was sagen sie uns heute? Wie können sie uns heute Wahrheit und Freude vermitteln? Ich will dazu ganz kurz einige Anregungen geben und einige Fragen zum persönlichen Weiterdenken.
Es liegt heute viel Finsternis über der Erde und Dunkel gibt es in jedem Leben. Immer wieder müssen wir erfahren, wie ungewiss unser Leben ist. Wir müssen uns mit Ängsten herumschlagen und oft genug scheitern wir. Wir versuchen herauszukommen aus solcher Finsternis. Wir suchen Licht. Wir suchen nach einem Stern, der uns Orientierung gibt. Nun gibt es vielerlei Sterne und Sternchen. Es gibt nicht nur Licht, sondern auch Irrlichter. Wir kommen nicht daran vorbei, uns immer wieder die Frage zu stellen: wer ist für mich der Stern, der mein Leben leitet und bewegt? Ist es ein Stern, der mich zu Gott führt? Und was tue ich, um im Licht zu leben und selber Licht zu sein?
Jede und jeder von uns ist auf dem Weg seines Lebens, so wie es die drei Könige waren. Auch unser Lebensweg erscheint manchmal lang und hart. Auch da gibt es Irrwege und die Gefahr, die Orientierung zu verlieren. Wo hole ich mir die Kraft, um meinen Weg Tag für Tag zu gehen und nie aufzugeben? Inwiefern lasse ich mich dabei vom Stern leiten, den Gott in meinem eigenen Herzen hat aufleuchten lassen? Lebe ich meinen Glauben? Pflege ich ihn?
Und schließlich: ist mir bewusst, dass das ganze Leben letztlich ein Geschenk ist? Welches sind meine speziellen Gaben und Talente? Nutze ich sie, um sie zum Geschenk zu machen für meine Mitmenschen und so mein eigenes Leben zu bereichern? Lebe ich dankbar? Bin ich dankbar für das Geschenk, das Gott für mich ist?
Wir bringen heute als Geschenk nicht Gold, Weihrauch und Myrrhe. Wir bringen jetzt Brot und Wein als Gaben auf den Altar und mit ihnen alles, was wir sind und haben. Sehr schön bringt das das Lied zum Ausdruck, das so richtig zum heutigen Festtag passt:
„Ich steh an deiner Krippe hier,
o Jesu, du mein Leben.
Ich komme, bring und schenke dir,
was du mir hast gegeben.
Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn,
Herz Seel und Mut, nimm alles hin
und lass Dir´s wohl gefallen“.
Dem Stern folgen
Als Sternsinger unterwegs
Einige von Ihnen waren vielleicht auch schon selbst einmal als Sternsinger unterwegs. Für Kinder gehört dieser Einsatz immer wieder zu den schönsten, aber auch anstrengendsten Diensten: Einige Tage, als König mit dem Sternträger "Trepp-auf Trepp ab" zu gehen.
Ich selbst war auch viele Jahre als Sternsinger unterwegs, als König, als Sternträger, später als Begleiter.
So manches Mal gab es immer wieder den einen oder anderen Wirbel. Es ging um die Frage "welcher König heute", um die Rolle, die Schminke… Sternträger waren insgesamt weniger beliebt. Auch für viele Seelsorger und Seelsorgerinnen bedeutet das Mitgehen mit den Sternsingern eine wichtige Erfahrung; so leicht komme ich nicht in so viele Wohnungen, Geschäfte und Häuser.
Ich denke, die Idee des Sternsingens kann sich sehen lassen. Seit 60 Jahren gehen Kinder und Jugendliche unter dem Dach der Katholischen Jungschar in Österreich zu den Familien, in die Häuser und Wohnungen und bringen ein Segensguss von Weihnachten. Es wird daneben für soziale und pastorale Projekte weltweit gesammelt. Immerhin haben die Sternsinger in Österreich in den sechs Jahrzehnten über 350 Millionen EURO gesammelt.
Die Könige, oder besser gesagt, die Sterndeuter oder Weisen, deren Geschichte wir heute bedenken, bedeuten mehr, als nur eine bloße Ausschmückung des Weihnachtsfestes, des Brauchtums, usw. Die Sterndeuter symbolisieren jeweils bestimmte Menschentypen.
Menschen, die in einer Erwartung leben, von Kindesbeinen an bis ins hohe Alter, Menschen, die auf der Spur bleiben wollen im Leben, Menschen, die das Höhere, den Sinn des Lebens, Gott selbst suchen, und schließlich symbolisieren die Sterndeuter auch die sog. Heiden, also Menschen, die nicht zum Volk Israel gehören,…
In unserer gegenwärtigen Zeit symbolisieren sie Menschen auf der ganzen Welt, die nach dem Guten, nach dem Wahren, vielleicht auch nach dem Glück, sowie nach dem Ursprung und den Zielen des Lebens Ausschau halten. Sie symbolisieren auch Menschen, die über Gott, den Grund und die Ursache dieser Welt nachzusinnen bereit sind. Ich denke, solche Menschen finden wir viele: In allen Religionen, Kulturen, mit verschiedener Hautfarbe, politischer Überzeugung oder auch Lebensweise und in jeder Epoche der Menschheitsgeschichte.
Johannes Nepomuk Neumann
Pionier in Amerika - ein besonderer "Sternsucher"
Ich möchte heute aber einen ganz speziellen "Sternsucher" in diese Predigtgedanken holen. Einen, der selbst den Stern des Lebens - seines Lebens - suchte und fand. Daraus Konsequenzen zog und sich auf dem Weg machte: Den Heiligen Johannes Nepomuk Neumann. Sein Fest wurde gestern am 5. Jänner gefeiert.
Johannes wurde als Sudetendeutscher Anfang des 19. Jahrhunderts im Böhmerwald geboren. Er wollte Priester werden und trat ins Priesterseminar in Budweis ein. Damals, in der 1. Hälfte des 19. Jahrhundertss, waren die Priesterseminare anders als heute voll von Studenten. Aussichten auf baldige pastorale Einsätze hatten sie nicht. Es gab zu viele Pfarrer, Kapläne und Vikare.
Anlässlich eines Besuches eines Bischofs aus Amerika im Seminar reifte ihn ihm mehr und mehr der Wunsch, selbst nach Amerika zu gehen. In die USA kamen damals Jahr für Jahr zehntausende Einwanderer; viele aus den deutschen Gebieten Europas. Es gab dort fast keine Seelsorger, also eine große Not.
In Johannes reifte der Entschluss, seinem neuen Stern zu folgen, die Heimat zu verlassen und ganz neu zu beginnen, in Amerika, als einer der vielen Einwanderer. Noch vor der Priesterweihe - und gegen den Willen seines Vaters - ließ er sich nach Amerika einschiffen und traf in New York ein. Dort stellte er sich dem Bischof vor und wurde kurze Zeit später zum Priester geweiht. Darauf entsandte man ihn alleine in das Gebiet der Niagara-Fälle. Dort siedelten viele deutschstämmige Familien an. Innerhalb von 3 Jahren gründete dieser junge Priester aus dem Böhmerwald unter schwierigsten Bedingungen 17 kleine Holzkirchen und Gemeinden.
Er suchte seinen Stern weiter: Bei den Verlassenen, bei den Armen, bei den vielen, die auch ihre Existenz erst aufbauen mussten. Wie viel wert war da ein Priester, der sie verstand, der ihnen beistand, nicht nur geistlich, sondern auch ganz praktisch und in rechtlichen Fragen, oder in der Förderung einer Grundbildung für die Kinder.
Sein Einsatz brachte ihn sehr schnell und oft an den Rand des Grabes. Die Gesundheit verschlechterte sich Monat für Monat. In dieser Zeit traf er auf die Ordensgemeinschaft der Redemptoristen, die seit einigen Jahren auch in Amerika wirkte, gegründet von Wien aus.
In dieser Gemeinschaft, fand er seinen Stern wieder und traf den Entschluss, selbst in diesen Orden einzutreten. "Nicht mehr allein wirken zu müssen, sondern gemeinsam", eine wichtige Erkenntnis.
Nach dem Noviziat wurde er sogleich Pfarrer in Baltimore, Studentenpräfekt, Rektor, Beichtpriester, Missionar und später ab 1848 Provinzial der amerikanischen Redemptoristen.
Sein "Sternesuchen" ging auch auf andere Personen über. So auch auf Franz Xaver Seelos, einem jungen Redemptoristen aus Füssen in Bayern, der mehrere Jahre sein Vikar war. Auch er war engagiert und wirkte mit viel Empathie für die Menschen, immer unterwegs und ein Apostel im Sinne des hl. Klemens Maria Hofbauer, des "zweiten Gründers" der Redemptoristen, der 1820 in Wien verstarb. Im Jahre 2000 wurde Franz Xaver Seelos seliggesprochen.
Johannes N. Neumann wurde 1852 Bischof von Philadelphia, der damals zweitgrößten Stadt in den USA. In seiner Zeit als Bischof gründete er über 120 Schulen - er gilt als Begründer der amerikanischen Pfarrschulen bis hin zu den späteren Universitäten - eine Schwesterngemeinschaft, er schrieb mehrere kleine Katechismen, er blieb engagiert für die Botschaft Jesus Christi; ein Vollblutmissionar.
Mit 49 Jahren schon starb er 1860. Er brach auf dem Weg von einem Gespräch bei einem Notar auf der Straße zusammen. Der Ruf nach Heiligkeit des kleinen Bischofs setze nach seinem Tod sofort ein. Johannes Neumann wurde 1975 von Papst Paul VI. heiliggesprochen.
Dieser Mann hatte seinen Stern im Leben gefunden. Er hatte diesen immer wieder neu in seinem Leben gesucht und ist ihm auf der Spur treu geblieben. So wie die Sterndeuter im heutigen Evangelium.
Das ist auch für uns heute bedenkenswert. Auch Sie und ich dürfen immer wieder Ausschau halten nach unseren "Lebensstern". Ich bin davon überzeugt, dass wir diesen auch finden,… wenn wir uns nur danach bemühen und Gott auch darum bitten. Dieses "Sternesuchen" sollten wir aber ganz anders verstehen als etwa das Interesse für das eigene Sternzeichen, oder die "Gezeiten", Mondphasen oder andere esoterischer Praktiken.
Wo kann ich meinen Stern erkennen?
Wohl in der Heiligen Schrift, in den Sakramenten der Kirche, aber auch an ganz bestimmten Eckpunkten im Leben, wo sich Brüche zeigen, wo Schicksalsschläge dazu kamen, wo um Lebensentwürfe gerungen wird. Nicht selten finden wir einen dieser Lebenssterne bildlich gesprochen nach "Regen, Wolken; Sturm und Unwetter".
Ich laden Sie ein, sich dieser Frage heute oder in den nächsten Tagen zu stellen: Wo ist mir das Licht geschenkt worden? Wo hat sich mein "Lebensstern" immer wieder gezeigt?
Hinter diesem Licht, hinter diesem Stern, steht Gott selbst, in seinem Kommen, in seiner Zusage und in seiner Verheißung.
Mögen wir die Sternsinger willkommen heißen, mögen wir in ihrem Sammeln für Projekte und Bedürftige in aller Welt selbst offen werden, Beteiligte an der Mission weltweit werden. Gott selbst segne uns dabei.
Auf dem Weg zum Reich Gottes
Drei Sterndeuter
Es heißt, dass die drei Männer, die von weit her kamen, Sterndeuter waren, weise Männer. So lesen wir es im Matthäusevangelium (2,1-12). Weil sie einen König suchten, den neugeborenen König der Juden, hat die Überlieferung in ihnen Könige gesehen. Sie knien vor dem von ihnen gesuchten und nun gefundenen König nieder und huldigen ihm. Sie legen ihre Kronen ab und reichen dem Kind ihre Geschenke. Nennen wir sie jetzt einfach "die Dreikönige". Im Traum hatten sie die Weisung erhalten, nicht mehr nach Jerusalem zu Herodes zurückzukehren. Wie ging es dann weiter? Sie haben sich wieder auf den Weg gemacht - als Könige - und haben ihre Kronen wieder aufgesetzt.
Der Schriftsteller Werner Reiser hat dazu eine kleine Geschichte geschrieben, die ich jetzt in gekürzter und etwas abgewandelter Form wiedergebe:
Als die Könige aus ihrem Traum erwacht waren, weckten sie ihre Diener, die neben den Kamelen schliefen. Sie befahlen ihnen, für den Aufbruch die nötigen Vorkehrungen zu treffen. Aber welchen Weg sollten sie einschlagen? Kein Stern am Himmel, der ihnen den Weg wies. Sie ritten ins Dunkle hinein. Vor ihnen lagen Felsen und Schluchten, in denen man sich verirren konnte. Da stiegen sie ab und hielten Rat miteinander. Es gab jedoch verschiedene Ansichten über den weiteren Weg. Sie konnten sich nicht einigen. Die Knechte bekamen das alles mit. Einer von ihnen hatte den Mut, etwas zu sagen. Er könne einen Weg ausfindig machen. Das sei anmaßend, meinte einer der Könige. Und er sei nicht gewillt, sich von einem Knecht den Weg weisen zu lassen. Es gäbe in dieser Welt nun einmal Könige und Knechte, Herren und Diener.
Der dritte König, der bisher nichts gesagt hatte, wandte sich an seine königlichen Gefährten: "Ist es nicht seltsam? Wir lassen uns von unseren Knechten bedienen. Sie versorgen unsere Tiere. Sie tragen unsere Lasten. Warum haben sie uns nichts zu sagen? Er rief den als vorlaut gerügten Knecht zu sich und fragte ihn, ob er diese Gegend kenne. Der antwortete, dass er vor vielen Jahren als Kriegsgefangener durch diese Gegend geschleppt wurde. Sie sei ihm in Erinnerung geblieben. Dem dritten König schien dieser Mann zuverlässig. Er stieg auf sein Kamel und sagte zu dem Knecht: "Geh voran und zeig uns den Weg. Und gib mir dein Gepäck. Auf meinem Tier gibt es genügend Platz, nachdem ich meine Geschenke dem neugeborenen König gegeben habe.
Die zwei anderen Könige konnten das nicht begreifen. Denn damit würde die Welt auf den Kopf gestellt. Darauf fragte der dritte König, welche Welt denn auf den Kopf gestellt würde, wenn man die Lasten gerechter verteilte, wenn man die Kluft zwischen den Mächtigen und den Unterdrückten, den Reichen und Armen überwinde. Dann zogen sie weiter, voran die Knechte und dann die Könige. Und es war, als ob auf dem dunklen Weg ein heller Glanz erstrahlte.
Ein Weg der Erniedrigung
Diese Geschichte hat mich deswegen berührt, weil ich darin etwas von mir selber wiedererkenne. Vielleicht geht dies Ihnen auch so. Denn diese Geschichte lässt uns nachdenken über unser eigenes mitmenschliches Verhalten. Wir alle haben Jesus kennen gelernt als jemanden, der keinerlei Gewalt ausgeübt hat. In ihm kündigt sich ein Reich an, das nicht auf politischer Macht basiert. Das Reich Gottes! Gott geht in Jesus einen Weg der Erniedrigung, ein Weg menschlicher Ohnmacht. Schon in der Armseligkeit der Geburt des Messias, in seinem Auf-der Flucht-sein vor den Menschen kündigt sich sein künftiger Weg an, den selbst seine engsten Freunde nicht mehr verstehen konnten.
Jesus ist anders Herr als die Herren dieser Welt, die Macht und Gewalt ausüben. Den Jüngern, die im Reich Gottes die ersten Plätze einnehmen wollten, sagt er: "Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele" (Mk 10,42-45).
Als die Könige diesem armseligen Kind, den sie für einen König hielten, begegneten, konnten sie nicht ahnen, wie sein künftiger Weg verlief. Und wir? Wir kennen den Weg Jesu, der gezeichnet ist von Gewaltlosigkeit und Vergebungsbereitschaft. Wir kennen seinen Weg hin zu den Menschen, vor allem zu jenen, die von den vermeintlich Guten und Selbstgerechten verachtet wurden. Mit seinem Verhalten gegenüber den vermeintlich geringen Menschen hat Jesus die Welt wirklich auf den Kopf gestellt.
Darum könnte die Geschichte von den drei Königen in ihrem Umgang mit den Knechten auch uns meinen. Sie könnte uns einen Anstoß geben, vielleicht mehr als bisher, unseren Mitmenschen friedfertig und versöhnlich zu begegnen, um so Schritt für Schritt auf dem Weg, den Jesus uns gewiesen hat, weiter zu gehen. Ihm nachzufolgen, der nicht gekommen ist, sich bedienen zu lassen, sondern zu dienen.
Hören wir noch Worte von Karl Rahner.
"Es leuchtet der Stern.
Viel kannst du nicht mitnehmen auf dem Weg.
Und viel geht dir unterwegs verloren.
Lass es fahren.
Gold der Liebe,
Weihrauch der Sehnsucht,
Myrrhe der Schmerzen
Hast du ja bei dir.
Er wird sie annehmen."
Ein königliches Fest
Heute feiern wir ein königliches Fest. Das Fest der drei Heiligen Könige. Sie haben kostbare Gaben mitgebracht: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Es sind königliche Geschenke - wenn auch nicht gerade kindliche. Aber darauf kommt es heute nicht an. Die Völker kommen sozusagen mit ihren Schätzen, um dem neugeborenen König zu huldigen.
Der Prophet Jesaja hat das kommen sehen, mutig und trotzig, wie er war. Es ist ein grandioser Hymnus, angestimmt in grauer Zeit:
Völker wandern zu deinem Licht
und Könige zu deinem strahlenden Glanz.
Blick auf und schau umher:
Sie alle versammeln sich und kommen zu dir.
Deine Söhne kommen von fern,
deine Töchter trägt man auf den Armen herbei.
Du wirst es sehen, und du wirst strahlen,
dein Herz bebt vor Freude und öffnet sich weit.
Denn der Reichtum des Meeres strömt dir zu,
die Schätze der Völker kommen zu dir.
Zahllose Kamele bedecken dein Land,
Dromedare aus Midian und Efa.
Alle kommen von Saba, bringen Weihrauch und Gold
und verkünden die ruhmreichen Taten des Herrn.
Ein Trost- und Trotzlied
Der Mund ist ganz voll, voll genommen. Es ist ein Trost-, es ist auch ein Trotzlied. Das arg gebeutelte Volk Israel darf wieder nach Hause. Nach langen Jahren der Deportation, der Vertreibung, der Demütigung wird ihnen ein Neuanfang gesungen. Gott selbst wird mit ihnen gehen und sich neu zu ihnen bekennen. Er wird mitten unter ihnen wohnen. Mein Volk! Die ganze Welt soll es sehen! Die ganze Welt soll sich auf den Weg machen. Die ganze Welt soll kommen!
Und: Wir sehen sie kommen. Die Rolle, stellvertretend für die Völker zu erscheinen, hat der Prophet Jesaja den drei aus dem Morgenland auf den Leib geschneidert, lange vor ihrer Zeit. Sie wissen es nicht einmal. Jetzt sind sie gekommen.
Es war ein Stern, der ihnen aufgegangen war - ein Licht. Ein Wort, das ihnen die Welt aufschloss: "Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel."
Die drei bringen das Morgenland mit. Das Land, in dem der Morgen zu Hause ist. Wir riechen förmlich die Zukunft. Dass sie ihre Geschenke, die für den Reichtum, für die Schönheit, für die Gerüche der Welt stehen, in einem Stall übergeben, hat die Welt noch nicht gesehen. In einem Stall! Drei Ausrufezeichen! Die ganze Welt kommt zu dem Kind. Aber es blitzt kein Scheinwerfer, es bläst keine Trompete, es kommt keine Rede. Nur ein Stern.
Der Stern und das Herz
Der ehemalige Aachener Bischof Klaus Hemmerle - gestorben am 23. Januar 1994 - hat dem Stern ein eigenes Gedicht gewidmet:
Der Stern hat sich nicht geirrt,
als er die Fernsten rief,
aufzubrechen zum nahen Gott.
Der Stern hat sich nicht geirrt,
als er den Wüstenweg wies,
den untersten, den härtesten Weg.
Der Stern hat sich nicht geirrt,
als er stehen blieb über dem Haus der kleinen Leute:
Dort ist die große Zukunft geboren.
Schauen wir einmal auf den Stern! Was macht er? Er ruft die Fernsten! Er weist den Weg, nicht den einfachen! Er bleibt stehen! Da, wo die Zukunft geboren ist. Drei Beschreibungen, jede ist für sich birgt schon ein Geheimnis. Dass die Fernsten überhaupt gerufen werden - dass auch der unterste, der härteste Weg ein Weg ist - dass die große Zukunft bei kleinen Leuten geboren ist - Wunder über Wunder. Die erste Strophe verrät, worum es geht: "aufzubrechen zum nahen Gott". Um ihn zu finden, muss ich auch den untersten, den härtesten Weg gehen - und in das Haus der kleinen Leute gehen. Es ist jetzt keine Last, kein Zugeständnis, kein Kompromiss. Es geht nicht anders! So einfach ist das!
DER Stern hat sich nicht geirrt. Er schenkt dem nahen Gott Licht, macht Wüstenwege hell und lenkt unsere Augen auf eine große Zukunft. Als Mensch, der viele Irrtümer kennt, manche begeht, manche in Kauf nimmt - geht mir ein Licht auf.
In dieser Form ist das Gedicht nicht einmal vollständig. Klaus Hemmerle hat den drei Sternen-Strophen drei Herz-Strophen angefügt. Sein Gedicht heißt: Der Stern und das Herz.
Dein Herz hat sich nicht geirrt,
als es sich aufmachte,
den Unbekannten zu suchen.
Dein Herz hat sich nicht geirrt,
als es nicht aufgab
in der sichtlosen Ungeduld.
Dein Herz hat sich nicht geirrt,
als es sich beugte
vor dem Kind
Sterne sind weit weg. Auch unerreichbar. Sie haben eine eigene Schönheit. DER eine Stern besonders. Kann ich ihn unter den vielen anderen Sternen ausmachen, entdecken, ihn im Blick behalten?
Das Herz hingegen - das bin ich.
Aber Klaus Hemmerle sagt nicht: Mein Herz hat sich nicht geirrt. Ich weiß auch nicht, ob ich ihm das jemals nachsprechen könnte. Was ist schon - mein Herz?
Ich kann mir viel sagen, viel einreden,
ich kann mich entschuldigen, mich rein waschen,
ich kann mich überheben, ich kann mich schwarzmalen.
Klaus Hemmerle lauscht dem Evangelium ab: Dein Herz hat sich nicht geirrt.
Es gibt Worte, die ich mir selbst nicht sagen kann. Das Wort der Liebe. Z.B.
Ich möchte sagen: Ich liebe dich.
Ich möchte hören: Ich liebe dich.
Bei Klaus Hemmerle ist es in die Form der Vergangenheit gegossen. Dein Herz hat sich nicht geirrt. Ich habe das wohl schon alles gemacht, so gehalten, so entdeckt. Als ich mich aufmachte, den Unbekannten zu suchen, als ich nicht aufgab in der sichtlosen Ungeduld, als ich mich beugte vor dem Kind.
Es ist wie ein Zeugnis, ein Urteil, ein Nachruf.
Keine Aufforderung, keine Pflicht, keine Leistung.
Der Stern, der sich nicht irrt, findet dein Herz.
Sternsinger
Es ist ein besonderes Fest, heute. Ein königliches. Viele kleine Könige gehen von Haus zu Haus. Sie bringen einen Stern mit - und einen Segen - und ein Lied. Einer von ihnen ist dunkelhäutig. Sie sammeln Geld. Für fremde Kinder, für Menschen in Not. Dafür bekommen sie sogar eine eigene "Missio", eine Sendung. Wir nennen sie: Sternsinger. Ein schöner Titel für kleine Könige! Sie singen von dem Stern, der sich nicht irrte. Von dem Herz, das sich nicht irrt. Als es sich aufmachte, den Unbekannten zu suchen.
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Gewandelte, Beschenkte, Staunende - Erlöste
Zwei Weihnachtsfeste
Das heutige Fest ist das ältere Weihnachtsfest, das für die Ostkirchen heute noch das einzige Weihnachtsfest darstellt. Die Lateinische Kirche feiert Weihnachten eigentlich zweimal: Am 25. Dezember und am 6. Januar. Die Liturgie widmet sich am heutigen Festtag nicht so sehr einer Schilderung der Vorgänge um Jesu Geburt im Stall von Bethlehem, von Hirten, denen Engel die Frohe Botschaft verkünden (Lk 2,8-14) ist nicht die Rede. Im Evangelium wird von drei Männern berichtet, die auf der Suche sind, die behaupten, sie hätten einen besonderen Stern gesehen. Nicht irgendeinen beliebigen Stern, sondern einen Stern, der sie in eine bestimmte Richtung gewiesen hat, nämlich nach Jerusalem zu einem neu geborenen König der Juden. Dieser Stern, so sagen sie, ist sein Stern, er sei ihnen erschienen, vor ihnen hergezogen und in Jerusalem stehen geblieben.
Die drei werden in der außerbiblischen Überlieferung als Könige bezeichnet, manchmal werden sie auch "Drei Weise aus dem Morgenland" genannt; und man gibt ihnen sogar Namen (Kaspar, Melchior, Balthasar). Daher führt das Fest auch den Namen "Heilige drei Könige". Im Dom zu Köln befinden sich die Schreine mit den Reliquien dieser Könige. - Die hl. Schrift spricht aber nicht von Königen, sie nennt auch keine Namen. sondern es ist die Rede von Sterndeutern, die aus dem Osten gekommen sind und ein neugeborenes Kind suchen.
Sterne und ihre Deutung
Wir wissen nichts über die Religion der Sterndeuter. Aber wie immer das mit dem Stern im Einzelnen gewesen sein mag, sicher ist anzunehmen, dass die Drei eines gemeinsam hatten: Die zunächst noch unbestimmbare Sehnsucht, das nicht restlos deutbare Ausschauhalten nach Begegnung mit einer noch verschleierten und verschlüsselten, aber doch realen Wirklichkeit. Vielleicht empfanden die Sterndeuter, was Rilke in einem Gedicht zum Ausdruck gebracht hat:
"Ich kreise um Gott
Um den uralten Turm
Und ich kreise jahrtausendelang.
Und ich weiß nicht
Bin ich ein Falke, ein Sturm,
Oder ein großer Gesang".
Königliche Träume(r)?
Es ist anzunehmen, dass das waghalsige Unternehmen der drei in ihrer Umgebung nicht ungeteilte Zustimmung gefunden hat. Viele, auch wohlmeinende Menschen - Realisten - werden gesagt haben, das Ganze sei ein Hirngespinst, ein Traum, waghalsig, (lebens)gefährlich und verrückt. Es kann auch angenommen werden, dass die drei Sterndeuter Familien hatten (Frau und Kinder); wie weit für deren Unterhalt vorgesorgt wurde, wissen wir nicht. - Was die Realisten gesagt hatten, war natürlich bedenkenswert, aber die Realisten wissen zumeist mit Träumen und Träumern, mit unbestimmbaren Sternen am Horizont eines Lebens nichts anzufangen.
"Ich hatte einen Traum"
Dieses berühmt gewordene Wort von Pastor Martin Luther King ("I had a dream"), in eine Zeit scheinbarer Aussichtslosigkeit bezüglich der Rassentrennung (Apartheid) gesprochen, zeigt, dass Träume sogar im politischen Bereich Wirklichkeit werden können. Von David Ben Gurion (Gründer des Staates Israel) stammt das Wort "Nur der ist Realist, der an Wunder glaubt".
Die drei Sterndeuter müssen zunächst eine herbe Enttäuschung erleben: In Jerusalem weiß man nichts von einem soeben geborenen König der Juden und will auch gar nichts davon wissen. Im Gegenteil, die Nachricht von der Geburt dieses Königs verbreitet Furcht und Schrecken beim "amtierenden" König Herodes und seinem Hofstaat.
Schenkende und Beschenkte
Die drei Sterndeuter finden das Kind, fallen nieder und beten es an. In den Geschenken, die sie dem Kind darbringen, haben sie erkannt, dass sie eigentlich selber Beschenkte sind. Sie sind nicht mehr Suchende, sie haben gefunden: Nicht nur das Kind, sie haben auch sich selbst, zu sich selbst gefunden. Es ist ja doch eine Erfahrung vieler Menschen, dass sie in der Trübheit so mancher Tage das Gefühl haben, sie seien sich selbst entglitten. Sie haben Züge abfahren sehen, konnten aber nicht mitfahren; sie haben sich in so manche graue Gasse verirrt, und Auswege scheint es nicht zu geben.
Da knien sie nun, die Sterndeuter, vor dem unscheinbaren Kind, vor dem behutsamen, beinahe möchten wir sagen, scheuen Licht, das sich nicht aufdrängt, das aber dem, der sein Herz öffnet, Ungeahntes schauen und erfahren lässt.
Sie kehren, in einem Traum vor dem blutrünstigen Herodes gewarnt, auf "einem anderen Weg" in ihre Heimat zurück. Sie sind dieselben geblieben, sind aber nicht mehr die Gleichen wie zuvor. Sie sind nicht mehr Suchende, sondern Gewandelte, Beschenkte, Staunende - Erlöste.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter
Lieder:
GL 236: Es kommt ein Schiff geladen
GL 238: O du fröhliche, o du selige
GL 239: Zu Bethlehem geboren ist uns ein Kindelein
GL 240: Hört, es singt und klingt mit Schalle
GL 241: Nun freut euch ihr Christen, singet Jubellieder
GL 242: Adeste fideles
GL 251: Jauchzet, ihr Himmel, frohlocket ihr Engel, in Chören
GL 256: Ich steh an deiner Krippen hier (Bach)
GL 259: Gottes Stern, leuchte uns
GL 261: Stern über Betlehem, zeig uns den Weg
GL 262: Seht ihr unsern Stern dort stehen
GL Ö806: Ich steh an deiner Krippe hier (Luther)
GL Ö810: Der Abglanz des Vaters, Herr der Herren alle
GL Ö811: Ein Stern mit hellem Brande
GL Ö812: Singen wir mit Fröhlichkeit
Psalmen und Kehrverse:
GL 47: In den Tagen des Herrn sollen Gerechtigkeit blühen und Fülle des Friedens. - Mit Psalm 72 - X., V.
GL 55: Jubelt ihr Lande, dem Herrn, alle Enden der Erde schauen Gottes Heil - Mit Psalm 98 - VIII.
GL 260: Werde licht, Jerusalem, Halleluja... - Mit Psalm 95 (GL 53,2) oder Psalm 121 (GL 67,2) - VI.
GL 263: Seht, unser König kommt; erbringt seinem Volk den Frieden - Mit Psalm 95 (GL 53,2) oder Psalm 121 (GL 67,2) - VI.
GL 264,1: Lumen ad revelationem gentium, et gloriam plebis tuae Israel - Mit Psalm 98 (GL 55,2) oder mit Psalm 96 (GL 635,8) - VIII.
GL 264,2: Du bist das Licht, die Völker zu erleuchten, du deines Volkes Herrlichkeit - Mit Psalm 47 (GL 44,2) - VII., VI.
GL Ö800: Alle Enden der Erde schauen Gottes Heil - Mit Psalm 98 (GL 55,2) oder mit Psalm 96 (GL 635,8) - VIII.
GL Ö805,2: Ein Licht ging strahlend auf: Erschienen ist der Herr - Mit Psalm 95 (GL 53,2) oder Psalm 121 (GL 67,2) - VI.
- Einleitung7
Manfred Wussow (2024)
Selten werden wir von einem Stern gelockt und geleitet. Heute ist es so! Ein Stern führt uns nach Bethlehem. Er führt uns zu einem Kind. Er führt uns zu Jesus. Der Prophet Jesaja kleidet in Worte, was wir zu sehen bekommen:
Siehe, Finsternis bedeckt die Erde
und Dunkel die Völker,
doch über dir geht strahlend der HERR auf,
seine Herrlichkeit erscheint über dir.
Der Tag heute hat viele Namen: Erscheinung des Herrn, Epiphanias oder einfach: Fest der Hl. Drei Könige.
Hans Hütter (2023)
Heute feiern wir den zweiten Höhepunkt des Weihnachtsfestkreises, offiziell wird dieser mit "Erscheinung des Herrn" betitelt. Dieses Fest unterstreicht, dass die Geburt Jesu nicht nur für seine Anhänger und sein eigenes Volk bedeutsam ist, sondern, dass er als Messias für alle Völker zur Welt gekommen ist. Die alten Volksbräuche drücken dies aus, indem sie aus den biblischen "Sterndeutenr aus dem Osten" Könige gemacht haben, die aus aller Herren Länder nach Betlehem pilgern. Meist werden diese "heiligen drei Könige" auch mit unterschiedlicher Hautfarbe dargestellt. Der Brauch des Sternsingens greift dieses Motiv auf. Kinder gehen von Haus zu Haus, überbringen den Segen des Göttlichen Kindes von Betlehem und sammeln Spenden für Missionsprojekte in aller Welt. Zugleich erinnern sie damit an den Missionsauftrag der Kirche, allen Menschen die Frohe Botschaft von der Menschwerdung Gottes zu verkünden. So bunt wie die Kleider der Sternsinger ist auch das Gemisch die vielen Kulturen und Religionen, in denen Menschen Gott zu begegnen suchen.
Hans Hütter (2021)
Das Fest der Erscheinung des Herrn nennt sich im Volksmund Fest der Heiligen drei Könige. Diese werden im Brauchtum von einem weißen, einem schwarz- und einem gelbgeschminkten Kind dargestellt. Sie weisen auf die vielen Völker hin, die in Jesus Christus den Erlöser gefunden haben.
Die biblischen Texte erzählen von Sterndeutern aus dem Osten. Sie führen uns über das Alltägliche, über das, was uns tagtäglich bewegt, hinaus. Sie suchen das geheimnisvolle Größere, Universale. Sie laden uns ein, gleichsam hinter die Sterne zu blicken und so wie sie unserer Sehnsucht nach Verstehen der großen Lebenszusammenhänge nachzugehen.
Am Beginn dieser Feier huldigen wir wie die drei Weisen Jesus Christus, als unserem König und Kyrios:
Jörg Thiemann (2019)
"Wo ist der neugeborene König der Juden?" So fragen die Sterndeuter aus dem Osten. Sie haben einen weiten Weg auf sich genommen. Im Kind in der Krippe erkennen sie das Jesus. Jesus ist das Heil, das Licht für alle Völker, aller Menschen.
Jetzt ist er uns nahe in seinem Wort und im Heiligen Mahl.
IHN, den wir suchen, IHN, der unser Licht ist, bitten wir um sein Erbarmen.
Hans Hütter (2018)
Das Fest der heiligen drei Könige ist neben dem Weihnachtsfest der zweite Höhepunkt der kirchlichen Feiern, die an die Geburt unseres Herrn Jesus Christus erinnern. Im religiösen Brauchtum sind aus den Sterndeutern, von denen der Evangelist Matthäus erzählt, drei Könige geworden. Ob Sterndeuter, Magier, Könige oder Weise, es geht um respektable Persönlichkeiten, welche die Erscheinungen des Himmels und die Zeichen der Zeit wahrnehmen, auf Gott hin deuten und aufbrechen, um Gott zu suchen und diesem Gott auf ihre Art Anerkennung zu erweisen.
Das heutige Fest ist das Fest der Gottsucher, die wir in allen Kulturen und Gesellschaftsschichten antreffen.
Allen aber, die in Jesus von Nazareth den Erlöser erkannt haben und in ihm den Herren und Kyrios sehen, stellt sich die Frage, wie sie dies in ihrem Leben zum Ausdruck bringen.
Gemeinsam mit allen Gottsuchern treten wir vor den Herrn hin und huldigen wir ihm in den Kyrierufen:
Klemens Nodewald (2017)
Wir begehen heute das Fest „Erscheinung des Herr“ oder wie der Volksmund sagt „das Dreikönigsfest“. Die Entschiedenheit, mit der die Sterndeuter sich auf den Weg machten, um den Messias zu suchen, soll uns aufhorchen lassen und die Frage stellen: Wie wichtig ist mir die Nähe zu Christus? Es geht bei dieser Fragestellung nicht um Vorwürfe oder Anklage, sondern um Ehrlichkeit: Wie verhält es sich mit meiner Beziehung zu Gott und Christus?
Hans Schalk (2014)
Das heutige Fest verbindet sich mit den heiligen drei Königen. Wir treffen sie als Krippenfiguren. Sie bringen dem Christkind ihre Gaben: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Sie vertreten verschiedene Hautfarben und in manchen Darstellungen drei verschiedene Lebensalter. Sie repräsentieren uns und den ganzen Erdkreis. Sie machen deutlich, dass das Kind in den Armen Mariens der Retter der Welt ist.
Der liturgische Name des Festes ist: „Erscheinung des Herrn“. In dieser Feier soll uns neu bewusst werden, dass sich in Jesus der Herr selber offenbart. Er hat sich den Sterndeutern aus dem Osten geoffenbart. Er will sich auch uns offenbaren. Wir sind heute Bethlehem! Er ist da durch unser Zusammenkommen, in seinem Wort, in Brot und Wein! Ihn rufen wir an:
- Bußakt1
Jörg Thiemann (2019)
Herr Jesus Christus, ein Stern leitete die drei Weisen aus dem Osten zu dir.
Sehen wir deine Zeichen in unserem Leben?
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus, die Menschen erschraken, als sie von deiner Geburt erfuhren.
Verdrängen wir dich nicht auch manches Mal aus unserem Leben?
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus, die Weisen aus dem Osten fielen vor dir nieder und beten dich an.
Erkennen wir dich als den Herrn unseres Lebens an?
Herr, erbarme dich.
- Kyrie6
Manfred Wussow (2024)
Herr,
das neue Jahr hat gerade angefangen.
Die alten Schatten sind mitgewandert.
Drohnen und Raketen zerfetzen nächtliche Himmel.
Herr, erbarme dich.
Christus,
du bist einer von uns geworden.
Ein Kind, schutzlos in einer Krippe.
Ein Stern leuchtet in der Nacht.
Christus, erbarme dich.
Herr,
viele Menschen kommen aus der Angst nicht heraus.
Wenn die Sonne aufgeht, fürchten sie den Tag.
Sie sehnen sich nach einem Licht.
Herr, erbarme dich.
Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen,
zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war;
dort blieb er stehen.
Als sie den Stern sahen,
wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.
Sie gingen in das Haus
und sahen das Kind und Maria, seine Mutter…
Ehre sei Gott in der Höhe…
Hans Hütter (2023)
GL 159: Licht, das uns erschien
Oder:
Herr, Jesus Christus,
du bist das Licht, das allen Völkern erschienen ist.
Herr, erbarme dich.
Du hast die Finsternis und die Dunkelheit,
welche die Erde bedeckte, vertrieben.
Christus, erbarme dich.
Alle Völker wandern zu deinem Licht
und zu deinem strahlenden Glanz.
Herr, erbarme dich.
Hans Hütter (2021)
Herr Jesus Christus,
du bist als Licht in die Welt gekommen
und lässt diese in göttlichem Glanz erstrahlen.
Herr, erbarme dich.
Du führst uns durch dein Wort und Beispiel zur Fülle des Lebens.
Christus, erbarme dich.
Staunend lässt du uns die Größe Gottes entdecken.
Herr, erbarme dich.
Klemens Nodewald (2017)
Herr Jesus Christus,
leuchtender, strahlender Stern für alle Völker in unserer oft dunklen Welt.
Herr, erbarme dich.
Heilbringer für jeden, der sich zu dir aufmacht.
Christus, erbarme dich.
Erlöser und Wegweiser der Menschen
Herr, erbarme dich.
Hans Schalk (2014)
Herr Jesus Christus,
du hast dich den Vertretern der Völker kundgetan:
Herr, erbarme dich!
Herr Jesus Christus,
du nimmst Wohnung unter uns!
Christus, erbarme dich!
Herr Jesus Christus,
befähige uns neu, dich zu bezeugen!
Herr, erbarme dich!
Lorenz Walter Voith (2014)
Herr Jesus, der du unter uns zugegen bist
Kyrie, eleison.
Herr Jesus, der du als Licht der Welt erschienen bist.
Christe, eleison.
Herr Jesus, der du uns Antwort und Weg bist.
Kyrie, eleison.
- Tagesgebet1
Messbuch - TG Erscheinung des Herrn: deinen Sohn geoffenbart
Allherrschender Gott,
durch den Stern, dem die Weisen gefolgt sind,
hast du am heutigen Tag
den Heidenvölkern deinen Sohn geoffenbart.
Auch wir haben dich schon im Glauben erkannt.
Führe uns vom Glauben zur unverhüllten Anschauung deiner Herrlichkeit.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Erscheinung des Herrn, Hl. Dreikönige
- Eröffnungsgebet3
Sonntagsbibel - dein Sohn als das Licht der Welt
Allmächtiger, gütiger Gott,
du hast uns deinen Sohn geschickt
als das Licht der Welt.
Laß uns den rechten Weg erkennen
und führe uns zur Erkenntnis der Wahrheit
und zur Fülle des Lebens.
Durch Christus, unseren Herrn.
Manfred Wussow (2024)
Du lässt uns, Gott, einen Stern aufgehen!
Du machst den Himmel hell
und die Erde
und uns Menschen.
Wir danken dir
für jeden Morgen,
für jeden Neuanfang,
für jedes Glück.
Wir möchten uns mutig auf den Weg machen,
den finsteren Gedanken entsagen
und deinem Wort trauen.
Lass uns, Gott, einen Stern aufgehen
in Christus, der das Licht der Welt wurde
in einer Liebe, die es mit dem Tod aufnahm.
Mit einem Geist, der die Welt umspannt
und hält.
Heute.
Für die Ewigkeit.
Jörg Thiemann (2019)
Warum sind wir hier versammelt, guter Gott?
Wir wollen dich feiern.
Wir wollen dein Wort hören.
Wir wollen dir begegnen in Brot und Wein.
Wir wollen dich anbeten
wie es die drei Weisen aus dem Osten taten.
Darum haben auch wir uns auf den Weg gemacht.
Die drei Weisen folgten dem Stern.
Wir folgten unserer Sehnsucht nach deiner Liebe.
Lass auch uns dich erkennen,
du Licht, zu dem die Völker wandern. - Amen.
- Fürbitten15
Manfred Wussow (2024)
Erst kamen die Hirten, dann die Könige. Sterndeuter, Weise und Magier. Sie folgten dem Stern. Sie fanden dich.
Heute beten wir
für die Völker, die sich gegeneinander aufstellen,
die Angst voreinander schüren, die die Sprache des Hasses wählen.
Lass uns den Stern sehen, Herr!
für die Herrschenden, die sich an Recht und Gesetz halten,
die für eine gute Ordnung einstehen, die das Wohl aller im Auge haben.
für die Weisen und Klugen, die die öffentliche Meinung beeinflussen,
die Nachrichtensendungen moderieren, die im Internet präsent sind.
für die Astronomen und Physiker, die das Weltall erforschen,
die schwarze Löcher suchen, die für jeden Himmelskörper einen Namen haben.
für die Kirche, die mit dunklen Abgründen konfrontiert wird,
die ihrem Auftrag untreu geworden ist, die mit Sorge auf Austrittszahlen schaut.
für die Menschen, die mit einer schlimmen Diagnose fertig werden müssen,
die sich auf den Tod einstellen müssen, die ihr Leben nicht mehr in der Hand behalten.
Als sie das Kind gefunden hatten, die Könige, Sterndeuter und Weise, blieb der Stern stehen.
Der Stern leuchtet.
Ein Licht in der Nacht,
ein Schimmer am Tag,
Unsere Augen sehen,
was wir Hoffnung nennen,
was uns Glauben schenkt,
was uns in die Liebe führt.
In Christus.
Renate Witzani (2024)
Im Kind in der Krippe, ganz in unser Menschsein hineingeboren, erscheint für alle, die glauben, Gottes Fülle, Macht und Liebe. Als Menschensohn nimmt er uns in seine innige Beziehung zum Vater hinein und errichtet unter uns sein Reich.
Mit ihm und durch ihn dürfen wir den Vater bitten:
Um eine Kirche, die dein Licht in diese Welt bringt und aufmerksam für deine Barmherzigkeit macht.
Um die Bewahrung deiner Schöpfung, um Frieden und gegenseitige Wertschätzung, die ein Zusammenleben für alle auf dieser Erde lebenswert macht.
Um Zuversicht und Hoffnung aus dem Glauben an dich, den Gott der selbst in seinem menschlichen Leben in diese Welt gekommen ist und das erduldet hat, was viele bedrückt und verzweifeln lässt.
Um Aufmerksamkeit und Dankbarkeit in den vielen Ereignissen unseres Lebens, in denen wir deine begleitende Fürsorge erkennen können.
Um das ewige Heil aus dem Erlösungswerk Jesu für alle Verstorbenen.
In Jesus ist die Fülle göttlichen und menschlichen Lebens erschienen.
Dir sei Dank, Ruhm und Herrlichkeit jetzt und bis in Ewigkeit. - Amen.
Hans Hütter (2023)
Herr, Jesus Christus,
du bist als Licht für alle Völker in die Welt gekommen.
Wir bitten dich...
... für die bunte Schar der Menschen, die sich zu dir als ihren Herrn und Erlöser bekennen.
Befähige sie, in ihrer Vielfalt das Gemeinsame zu suchen und Einheit zu leben.
... für die vielen Menschen, die in unterschiedlichen Kulturen und Religionen nach Wahrheit und Sinn suchen.
Befähige sie, Andersdenkenden und Andersglaubenden mit Respekt und Wertschätzung zu begegnen.
... für alle Menschen, die deine Größe und Menschenfreundlichkeit nicht zu erkennen vermögen.
Schenke ihnen die Gnade des Glaubens.
... für alle, die meinen, ihre Überzeugungen und Überlieferungen mit Gewalt verteidigen und durchsetzen zu müssen.
Lass sie friedliche Wege des Zusammenlebens zu finden.
... für alle Menschen, die auf der Flucht vor Kriegen, Terror und Gewalt sind.
Lass sie eine neue Heimat finden oder Möglichkeiten, in ihre alte Heimat zurückzukehren.
...für alle Menschen, die zu Tode gekommen sind;
besonders für alle unsere verstorbenen Angehörigen und Freunde
und für den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt.
Schenke ihnen die Fülle des Lebens, die Du allen Menschen zugedacht hast.
Denn dein, Herr, ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. - Amen.
Renate Witzani (2023)
In Jesus Christus ist Gottes Herrlichkeit und Liebe für die ganze Menschheit aller Zeiten sichtbar geworden.
Ihn lasst uns bitten:
Für die Menschen aus allen Völkern, die dich und deine Botschaft angenommen haben und weitertragen.
Für alle Nationen und Ethnien, die durch ihre jeweils eigenen Vorstellungen von Recht und Macht Frieden untereinander erschweren.
Für die verschiedenen Generationen in unserer Gesellschaft, die durch das Festhalten an den von ihren eigenen Lebensumständen geprägten Werten das Miteinander behindern.
Für alle, die auf der Suche sind: nach Sinn im Leben; nach einem Menschen, der sie versteht; nach neuen Herausforderungen; nach Heimat; nach überlebensnotwendigen Gütern.
Lass ihnen einen Stern aufgehen, vor dessen Schein das Dunkle in ihrem Leben flieht.
Für unsere Verstorbenen.
Lass sie in deinem Reich an ihrem Ziel angekommen sein.
Solange wir leben sind wir alle auf dem Weg zu dir, dem Kind in der Krippe. Lass uns dabei auf der Suche nach dem wahren Ziel unseres Lebens nicht müde und mutlos werden. Darum bitten wir durch dich den Vater im Heiligen Geist. - Amen.
Renate Witzani (2022)
Wer sich auf den Weg macht, hat meist ein Ziel vor Augen. Das Ziel am Ende unseres Lebensweges ist die endgültige Gemeinschaft mit Gott.
Ihn lasst uns bitten:
Um die Einheit in allen christlichen Gemeinden und deiner Kirche weltweit.
Um den Willen zum Teilen mit allen, die Not leiden.
Um einen Ausweg aus der Pandemie, indem wir zusammen füreinander Verantwortung übernehmen.
Um deine Hilfe, dass durch uns etwas von deiner Güte und Barmherzigkeit in unserem Alltag aufleuchten kann.
Um das Licht deiner Herrlichkeit für unsere Verstorbenen.
Wir beten dich im Kind in der Krippe an und erbitten deinen Beistand auf dem Weg zum Ziel unseres Lebens, das wir gläubig in deiner Nähe erwarten. - Amen.
Hans Hütter (2021)
Guter Gott,
du führst alle Menschen, die nach dir suchen, auf Wege, die ihnen Heil bringen.
Wir bitten dich:
Für alle, die sich nicht mit vordergründigen Lebensinhalten zufrieden geben sondern sich für das Wohl aller Menschen einsetzen.
Lass sie nicht verzagen, wenn sie an Punkte kommen, an denen sie nicht mehr weiter wissen.
Für alle, die politische Ämter innehaben.
Lass sie nicht nur auf den Erhalt ihrer Machtpositionen bedacht sein, sondern sich ihrer Verantwortung für alle Menschen, die bei uns leben, bewusst werden.
Für alle Forscher und Lehrer der verschiedenen Wissenschaften.
Lass sie die Zusammenhänge der Schöpfung immer tiefer erkennen und ihr Wissen allen Menschen zur Verfügung stellen.
Für alle religiösen und weltanschaulichen Gruppen in unserem Land.
Lass sie das Gespräch und den Austausch ihrer Erfahrungen mit allen Menschen guten Willens suchen.
Für alle, deren Lebenszeit zu Ende gegangen ist.
Lass sie bei dir ankommen und deinen göttlichen Glanz schauen.
Du, unser Gott, kannst die Finsternis unserer Welt mit deinem Licht erhellen.
Dir vertrauen wir uns an. – Amen.
Renate Witzani (2020)
Zu Weihnachten haben wir Christi Geburt im Dunkel der Nacht und deren Verkündigung an Menschen gefeiert, die als Hirten auch im Verborgenen gelebt haben. Heute feiern wir seine Verherrlichung durch mächtige Vertreter vieler Völker.
Durch Christus lasst uns den Vater bitten:
Für die Kirchen des Ostens, die heute ihr Weihnachtsfest begehen und vielfältigen politischen Zwängen und sozialen Erwartungen ausgesetzt sind.
Für die Menschen der Weltreligionen, denen durch ungerechte Machthaber, soziale Missstände und klimatische Katastrophen die Grundlage für ein menschenwürdiges Leben geraubt wird.
Für die Kinder in Asien und Afrika, denen durch die heurige Sternsingeraktion neue Hoffnung und Geborgenheit ermöglicht werden soll.
Für uns selbst, die wir im Glauben an dich berufen sind, für die Menschen um uns zum Licht zu werden, das leuchtet, wärmt und tröstet.
Für unsere Verstorbenen, für die wir erhoffen, dass du sie aus der Dunkelheit des Todes in dein Licht holst.
Denn dein Heil kennt keine Grenzen. Alle Menschen sind dazu berufen, nach dir zu suchen. In Gemeinschaft mit ihnen allen beten wir dich an und preisen dich bis in Ewigkeit. - Amen.
Jörg Thiemann (2019)
Herr Jesus Christus, du bist das Heil aller Völker und Nationen.
Dich haben die Weisen gesucht und im Kind in der Krippe gefunden.
Höre unsere Bitten.
Für unsere Schwestern und Brüder in den Ostkirchen, die heute deine Geburt feiern.
Erfülle ihre Herzen mit einer Freude, die ausstrahlt und ansteckt.
Schenke allen kirchlichen Gemeinschaften eine immer tiefere Einheit und eine gegenseitige Versöhnung.
Heile die Herzen aller, die aus Verbitterung oder aus Stolz nicht an deine Liebe glauben wollen.
Lass dich finden von allen, die mit ehrlichem Herzen dich suchen und um den Glauben ringen.
Schenke allen Völkern dieser Welt Verständnis und Liebe für die anderen Völker der Welt, so dass die Kriege ein Ende nehmen.
Hilf deiner Kirche und allen Christeninnen dieser Welt, deine Führung zu erkennen und Wege zum Heil zu finden.
Segne das Wirken aller Kinder und Jugendlichen, die als Sternsänger und Sängerinnen dein Liebe zu den Mitmenschen bringen.
Erbarme dich der Verstorbenen und lass sie dich, das Heil aller Menschen, in ewiger Freude schauen.
Denn alle Enden der Erde schauen dein Heil.
Dir sei Lob und Preis, jetzt und in alle Ewigkeit. - Amen.
Renate Witzani (2019)
Dort, wo wir nach Gott und seinem Licht suchen, kann er in unserem Leben in Erscheinung treten und seine Botschaft in der Welt aufleuchten.
Ihn bitten wir:
Lass unsere orthodoxen Mitchristen in der Verschiedenheit ihrer Kirchen zu Frieden und Einheit finden.
Lass die Machtinhaber in den verschiedenen politischen Systemen unserer Welt für Freiheit und Gerechtigkeit eintreten.
Lass alle jungen Menschen Lebensräume finden, in denen sie ihre Fähigkeiten und Talente entwickeln können.
Lass uns unsere eigenen Abhängigkeiten erkennen und Wege zur Freiheit finden.
Lass uns in der Trauer um unsere Verstorbenen dich als den erfahren, der uns aus dem Tod zum Licht des Lebens führt.
Denn im Glauben erkennen wir in dir den Stern, der über unserem Leben steht und uns in die Freiheit der Kinder Gottes führt.
Dir danken wir jetzt und allezeit. - Amen.
Renate Witzani (2018)
Gottes Liebe umgreift alle Menschen und niemand ist davon ausgeschlossen. In seinem Geist können und dürfen auch wir immer wieder neu auf die Menschen in unserer unmittelbaren Nähe und auf jene, die uns ferne sind, zugehen.
Für sie alle lasst uns beten:
Für die Kirchen des Ostens, mit denen uns der gemeinsame Glaube an Christus, der durch Maria für uns alle Mensch geworden ist, verbindet.
Für Achtung und Verständnis für die Menschen der verschiedenen Kulturen und ihrer jeweiligen Traditionen.
Für alle Menschen, die nach dir suchen und denen wir es aus verschiedensten Gründen oft schwer machen, dich in deiner Kirche zu finden.
Für uns selbst, dass wir das leben, was wir im Glauben bekennen.
Für unsere Verstorbenen, dass sie bei dir im Licht deiner Herrlichkeit ankommen.
Du bist das Licht, nach dem alle Menschen suchen.
Dich wollen wir mit dem ganzen Erdkreis, den Engeln und Heiligen rühmen und loben jetzt und bis in Ewigkeit, Amen.
Klemens Nodewald (2017)
Herr Jesus Christus,
die Sterndeuter aus dem Orient haben an deine Krippe gefunden. Sie beteten dich an und brachten dir ihre Geschenke.
Anbetend kommen auch wir zu dir und bitten dich:
Für alle Menschen, die dich suchen:
Hilf ihnen, dich zu finden.
Christus, Herr und Heiland aller Völker...
Geleite alle Religionen auf ihrem Pilgerweg, damit sie den Menschen Heil und Frieden bringen.
Christus, Herr und Heiland aller Völker...
Begleite die Jungen und Mädchen, die als Sternsinger in diesen Tagen durch die Straßen ziehen, um den Menschen deinen Segen zu bringen und um Gaben für Arme zu bitten.
Christus, Herr und Heiland aller Völker...
Den drei Weisen sandtest du einen Stern für ihren Weg. Wir bitten dich für alle, die du auf den Weg rufst zu einem besonderen Dienst in deiner Nachfolge: Gib ihnen Mut und Kraft aufzubrechen.
Christus, Herr und Heiland aller Völker...
Erbarme dich aller Menschen in ihrem Leid, in ihrer Not, in ihrem Sehnen und Hoffen.
Christus, Herr und Heiland aller Völker...
Nimm alle Verstorbenen auf zu dir, damit sie dich schauen dürfen in deiner Herrlichkeit.
Christus, Herr und Heiland aller Völker...
Herr Jesus Christus,
du unser Bruder und Herr,
dir vertrauen wir uns an und danken dir für alle Hilfe.
Lob und Preis, Anbetung und Dank sei dir
durch alle Zeit bis in Ewigkeit. – Amen.
Renate Witzani (2017)
In den vergangenen Tagen haben uns die Sternsinger in unseren Häusern besucht. Sie haben uns an die Weisen erinnert, die dem Stern folgend das Kind in der Krippe gefunden haben.
Lasst uns den Vater durch Jesus Christus, den menschgewordenen Gott, bitten, dass auch wir das Ziel unseres Lebens nicht verfehlen:
Beten wir für die jungen Männer aus den verschiedenen Ländern dieser Erde, die als Priester Gottes Licht zu ihrem Volk bringen.
Christus, höre uns.
Beten wir für alle Menschen, die in der Ausübung ihrer Religion behindert, verfolgt und oft auch getötet werden.
Christus, höre uns.
Beten wir für alle, die bewusst oder unbewusst nach Richtung, Ziel und Sinn für ihr Leben suchen.
Christus, höre uns.
Beten wir, dass Gott unsere Gebete und all das Gute, das wir zu tun vermögen, annehme. Sein Licht erleuchte unsere Wege aber besonders auch da, wo wir anderen etwas schuldig bleiben und umkehren müssen.
Christus, höre uns.
Beten wir für unsere Verstorbenen,
dass sie am Ziel ihres Lebens angelangt, dich ewig anbeten dürfen.
Denn dir, Herr Jesus Christus, gebührt unser Lob und Dank
jetzt und allezeit. - Amen.
Hans Hütter (2015)
Gott und Vater im Himmel,
du zeigst dich allen, die dich suchen
und ihrer Sehnsucht nach dir folgen.
Wir bitten dich:
Für alle Menschen, die dich suchen
und die dir begegnen möchten.
Zeige ihnen Wege, wie sie dich finden können.
Für alle Menschen, die daran gehindert werden,
dich zu suchen und dich auf ihre Weise zu verehren.
Verhilf ihnen zum Recht freier Religionsausübung.
Für alle Menschen, die Jesus von Nazareth
als Messias und Erlöser erkannt haben.
Schenke ihnen die Kraft, ihm auch nachzufolgen.
Für alle Kinder, die als Sternsinger
die Frohe Botschaft von der Geburt Jesu verkündet haben.
Mache sie zu frohen Zeugen des Evangeliums.
Für alle Völker,
die deine Liebe zu den Menschen noch nicht erkannt haben.
Schicke ihnen glaubwürdige Zeugen deiner Frohen Botschaft.
Herr, wir danken dir für das Licht des Glaubens
und für die Hoffnung, die wir daraus schöpfen. Amen
Hans Schalk (2014)
Herr Jesus Christus,
du bist das Licht der Welt, das jeden Menschen erleuchtet.
Am Fest deiner Erscheinung bitten wir dich:
Die Sterndeuter waren erfüllt von der Sehnsucht nach Heil.
Schenke allen Menschen, die auf der Suche sind, die Gnade, dich zu finden.
Christus, höre uns! Christus, erhöre uns!
Die Sterndeuter verließen ihre Heimat,
um dem Ruf ihres Herzens zu folgen.
Lass alle Menschen, die du berufen hast,
mutige Schritte auf dich hin tun.
Die Sterndeuter erlebten die Angst und die Ablehnung gegenüber deinem Kommen.
Hilf allen Gläubigen in Situationen der Anfeindung und der Ablehnung.
Die Sterndeuter fielen nieder und beteten an.
Erwecke in deiner Kirche immer neu die Freude über dein Kommen
und schenke den Geist des Gebetes und der Anbetung.
Die Sterndeuter kehrten auf einem anderen Weg zurück.
Sei mit uns, wenn es in unserem Leben gilt, neue Wegstrecken zu gehen.
Herr Jesus Christus,
bist das Licht, das uns führen und leiten kann.
Lass uns unsere Wege in deinem Lichte gehen! - Amen.
Lorenz Walter Voith (2014)
Lasst uns zum Herrn Jesus Christus rufen,
zu dem die Weisen aus dem Morgenland gefunden haben:
Christus, höre uns. - Christus erhöre uns.
Segne die Kinder, dass sie weltweit Licht, Leben und Würde erhalten.
Begleite die vielen Menschen, die nach Sinn und Leben Ausschau halten.
Stärke die Mutlosen, die alten, kranken und gebrechlichen Menschen mitten unter uns.
Gehe mit allen Sternsingern, die durch unsere Gemeinden ziehen
und lass sie Aufnahme finden.
Sei du mit unseren Missionare und Missionarinnen weltweit in ihrem Dienst und in ihrer Sendung für das Evangelium.
Schenke unseren Verstorbenen Heimat und Erlösung in Fülle.
Du, Herr, bist Mitte unserer Hoffnung und Inhalt unserer Verkündigung.
Sei du mit deiner Kirche und mit uns allen auf dem Weg durch dieses neue Jahr 2014.
Dir sei die Ehre und der Lobpreis bis in Ewigkeit. Amen.
- Gabengebet1
Messbuch - GG Erscheinung des Herrn: nicht mehr Gold, Weihrauch und Myrrhe
Allmächtiger Gott,
nimm die Gaben deiner Kirche an.
Sie bringt nicht mehr Gold, Weihrauch und Myrrhe dar,
sondern er, den diese Gaben bezeichnen,
wird für uns geopfert und uns zur Speise gegeben,
unser Herr Jesus Christus,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB Erscheiung des Herrn
- Gebet zur Gabenbereitung3
Manfred Wussow (2024)
Gold, Weihrauch und Myrrhe
wurden dir gebracht, Herr.
Die Reichtümer,
die Schönheiten der Welt!
Wir können nur ein Stück Brot bringen,
einen Kelch mit Wein.
Unsere Träume
und unsere Schmerzen.
Du verwandelst alles
und schenkst dich uns.
Liebe, für die du keine Bedingung kennst.
Deinen Leib, dein Blut.
Du, du bist unser Leben!
Jörg Thiemann (2019)
Gold, Weihrauch und Myrrhe - das waren die Gaben der drei Weisen.
Brot und Wein - das sind unsere Gaben.
Du nimmst unsere Gaben an - unseren Teil.
Du wandelst es in deinen Leib und in dein Blut.
Die drei Weisen gingen beschenkt heim.
Auch wir werden immer wieder neu mit deiner Liebe beschenkt,
eine Liebe, die uns mit Freude erfüllt. - Amen.
Lorenz Walter Voith (2014)
Allmächtiger Gott,
nimm mit Brot und Wein unsere Gaben, unsere Welt an.
Verwandle du uns und diese Welt
durch dein Kommen in Jesus Christus,
dessen Erscheinungsfest wir heute feiern.
Darum bitten wir dich, der du lebst und wirkst von
Ewigkeit zu Ewigkeit.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2020)
(für Wortgottesdienstfeiern)
Kehrvers:GL 408: Lobet und preiset, ihr Völker, den Herrn…
Oder: GL 141: Auf, lasst uns jubeln dem Herrn, vor sein Angesicht kommen mit Dank.
Oder: GLÖ 929,2: Kündet den Völkern die Herrlichkeit des Herrn.
Wir sagen dir Dank, guter Gott und Vater,
dass du über den Menschen,
die in Finsternis lebten und im Dunkel ihren Weg gingen;
dein Licht hast aufstrahlen
und alle Völker deine Herrlichkeit hast schauen lassen.
Kehrvers
Aus deinem auserwählten Volk Israel
hast du Jesus von Nazareth als Messias hervorgehen lassen.
Er ist zum Hirten des neuen Gottesvolkes geworden,
das er aus allen Stämmen und Völkern zusammenruft.
Kehrvers
Durch ihn sind auch wir Miterben deines Reiches,
durch ihn gehören auch wir zu demselben Leib,
durch ihn haben auch wir Anteil an derselben Verheißung.
Kehrvers
So bringen wir dir mit allen Völkern unseren Lobpreis dar,
beugen wir vor dir unsere Knie
bringen wir dir unsere Gaben
und singen wir mit allen Engeln und Heiligen:
Danklied, z. B. Lobt Gott, ihr Christen alle gleich (GL 247)
- Präfation1
Messbuch - Präfation Erscheinung des Herrn: Christus als Licht der Völker
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken.
Denn heute enthüllst du
das Geheimnis unseres Heiles,
heute offenbarst du das Licht der Völker,
deinen Sohn Jesus Christus.
Er ist als sterblicher Mensch auf Erden erschienen
und hat uns neu geschaffen
im Glanz seines göttlichen Lebens.
Darum singen wir mit den Engeln und Erzengeln,
den Thronen und Mächten
und mit all den Scharen des himmlischen Heeres
den Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Erscheinung des Herrn
- Einleitung zum Vater unser1
Lorenz Walter Voith (2014) - Einleitung zum Vaterunser:
Gott hat den Weisen den Stern geschickt, der sie zu seinem Sohn führte. Lasst uns in diesem Zeichen gemeinsam das Gebet sprechen, welches uns Christus selbst gelehrt hat.
Einleitung zum Friedensgruss:
Als sie an der Krippe angekommen waren, erfüllte Frieden das Herz der Sterndeuter. Mögen auch wir erneut Frieden erfahren: Mit uns selbst, in den Familien und Gemeinschaften und zwischen den Völkern. Deshalb bitten wir: Herr Jesus Christus, du Licht der Völker, du Grund für Frieden, schaue nicht auf unsere Sünden...
- Mahlspruch1
Bibel
Wir haben seinen Stern aufgehen sehen
und sind gekommen, dem Herrn mit Geschenken zu huldigen.
(vgl. Mt 2,2)
Oder:
Wir sahen seine Herrlichkeit,
eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes
vom Vater,
voller Gnade und Wahrheit.
(Joh. 1,14)
Oder:
Alle Könige werden ihm huldigen,
alle Völker ihm dienen,
denn er rettet das Leben der Armen
und gewährt seinen Segen allem, was lebt.
(vgl. Ps 72)
Oder:
Sie gingen in das Haus
und sahen das Kind und Maria, seine Mutter;
da fielen sie nieder und huldigten ihm.
(Mt 2,11 a)
- Meditation3
Helene Renner (2022) - Brich auf und folge ihm
Sterne siehst du nur
wenn du die Dunkelheit wagst
du musst deinen Blick heben
und Geduld haben
Vielleicht siehst du dann den Stern
hell und leuchtend
weit weg und doch so nah
geheimnisvoll und doch so vertraut
fremd und doch so bekannt
Seit Jesus Christus
darfst du ihm vertrauen
du darfst ihm folgen
weil er dir den Weg weist
Er führt dich aus Angst und Dunkelheit heraus
er kennt dein Ziel
Brich auf
und folge ihm
er führt dich zum Licht
Helene Renner (2021) - Wenn du dich satt gesehen hast
Wenn du dich satt gesehen hast
an dem schönen Kind in der Krippe
geh nicht fort
als wäre nichts gewesen
mach erst seine Augen
zu deinen Augen
seine Ohren
zu deinen Ohren
seine Hände
zu deinen Händen
seinen Mund
zu deinem Mund
und sein Lächeln
zu deinem Lächeln
Damit du mit neuer Aufmerksamkeit
deine Wege gehst
und in jedem Menschen
der dir begegnet
deine Schwester, deinen Bruder erkennen kannst.
Wenn du dann ihre Tränen trocknest
und ihre Freude teilst
dann
ist Gottes Sohn wahrhaftig sichtbar geworden
in unserer Welt.
Helene Renner (2020) - Den Stern vor Augen
Den Stern vor Augen
eine Verheißung in den Ohren
meine Gaben in den Händen
mache ich mich auf
den Ort zu suchen
wo sich der Stern niederlässt
wo die Verheißung erfüllt wird
wo ich meine Gaben niederlegen kann
ich suche das Kind
ich finde Menschen
ich begegne Gott
vielleicht
wenn ich dem wahren Stern folge
wenn ich den richtigen Verheißungen traue
wenn ich neue Wege suche
zu den Menschen
zu Gott
- Schlussgebet1
Messbuch - SG Erscheinung des Herrn: Erhelle unsere Wege mit dem Licht deiner Gnade
Wir danken dir, allmächtiger Gott,
für die heiligen Gaben
und bitten dich:
Erhelle unsere Wege mit dem Licht deiner Gnade,
damit wir in Glauben und Liebe erfassen,
was du uns im Geheimnis der Eucharistie geschenkt hast.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Erscheinung des Herrn
- Gebet zum Abschluss2
Manfred Wussow (2024)
Gott,
du kennst finstere Gesichter,
finstere Aussichten
und finstere Geschichten.
Schenke uns ein Lächeln,
offene Augen
und einen Mund,
der gute Worte ausspricht.
Mache uns zu Lichtern,
die im Dickicht Orientierung geben,
in der Wüste einen Weg zeigen
und in der Verlorenheit trösten.
Lass uns deine Herrlichkeit sehen!
In Jesus,
der in der Krippe die ganze Welt
an sein Herz drückte.
Jörg Thiemann (2019)
Sie zogen wieder heim in ihr Land - die drei Weisen.
Auch wir gehen in unser Leben, in unser Land.
Wir wollen durch Wort und Tat deine ruhmreichen Taten verkünden,
an uns,
an deine Kirche,
an alle Menschen.
Sei bei uns.
Führe uns
wie du die Weisen durch den Stern und durch Träume geführt hast. - Amen.
- Segen2
Manfred Wussow (2013)
Gott, der die Sterne in seiner Hand hält:
Er behüte dein Leben.
Gott, der die Sterne leuchten lässt:
Er mache dein Leben hell.
Gott, der die Sterne zu seinen Boten macht:
Er schenke dir einen Weg.
Er führe dich ins Leben...
Im Namen des Vaters...
Zitat (2010)
Einen dreifachen Segen
gebe euch Gott unser Herr:
Dass wir den Glauben nicht
wie einen sicheren Besitz festhalten,
sondern miteinander teilen.
Dass wir zu Wegweisern werden,
die den Weg auch selber gehen.
Dass wir zum Stern werden für alle,
die kein Licht in ihrem Dunkel erkennen können.
Dazu segne euch der allmächtige Gott,
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
Nach Roland Breitenbach / Stefan Philipps, Segen für Dich. Dein Begleiter durchs Jahr. Verlag Katholische Bibelwerk, Stuttgart 2005.
Kampf der Kulturen
Kampf der Kulturen ist ein politikwissenschaftliches Buch von Samuel P. Huntington, das den Untertitel Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert hat. Das amerikanische Original erschien 1996 als The Clash of Civilizations (deutsch wörtlich „Zusammenprall der Zivilisationen“) und war die Erweiterung eines gleichnamigen Artikels (der aber mit einem Fragezeichen versehen war), den Huntington 1993 in der Zeitschrift Foreign Affairs veröffentlicht hatte. Das Buch enthält die Hypothese, dass es im 21. Jahrhundert zu Konflikten zwischen verschiedenen Kulturräumen, insbesondere der westlichen Zivilisation mit dem chinesischen und dem islamischen Kulturraum kommen könnte. Das Buch wurde vielfach aufgelegt und übersetzt, führte zu kontroversen Diskussionen und wurde von Politikwissenschaftlern von Beginn an heftig kritisiert.
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Wikipedia
Hintergründe zum Sternsingen
Sternsingen – 85.000 Mädchen und Buben ziehen in königlichen Gewändern durchs ganze Land, bringen Segenswünsche für das neue Jahr und sammeln Geld für Menschen in Not. Im Auftrag christlicher Nächstenliebe machen sie sich auf den Weg und laden zum Teilen mit den Ärmsten ein – für eine Welt ohne Armut und Ausbeutung.
Die Dreikönigsaktion, das Hilfswerk der Katholischen Jungschar, sorgt dafür, dass die uns anvertrauten Spenden über fachkundig begleitete Sternsingerprojekte das Leben vieler zum Besseren wenden. Über 500 Sternsingerprojekte in Afrika, Asien und Lateinamerika werden jährlich finanziert und eine Million Menschen mit den Spenden direkt erreicht. Tausende Kinder, Jugendliche und Erwachsene in den österreichischen Pfarren füllen beim Sternsingen eine alte Tradition mit neuem Leben. So beginnt das neue Jahr unter einem guten Stern – mit einem kräftigen Zeichen für Frieden und Gerechtigkeit in unserer Welt.
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Was ist mir kostbar, das Kostbarste?
Dem Stern, der Sehnsucht des Herzens folgen.
Den Messias, den König der Welt suchen und finden.
Ihm huldigen
Und wenn Er mein Erlöser und mein König ist,
welche Gaben bringe ich Ihm?
Was ist mir kostbar?
Zeit statt Gold
Zeit für einander
Zeit für andere
Zeit für das Gebet
Zeit für Ihn und mit Ihm
Mein Gebet steige auf zu Dir
wie Weihrauch,
Herr, vor Deinem Angesicht
(vgl. Ps 141,2)
Heilende Myrrhe
Mit dem Leidenden leiden
Angst, Not, Trauer sehen und wahrnehmen
Das Kostbarste heute ist nicht
Gold, Weihrauch und Myrrhe
Zeit, Gebet und Mitleid
Das Kostbarste, das ich Ihm geben, Ihm überlassen kann,
ist mein Herz.
Und wenn Er mein Herz besitzt, werden alle meine Gaben wertvoll
Und wenn Er der König meines Herzens, meines Lebens ist,
dann kehre ich verändert und verwandelt heim,
weil ich bei Ihm zuhause bin
und Er in mir daheim ist.
Elke Uhl 2023
uhl.elke30@gmx.de
Das Wunder des Staunens
Welche wunderbare Gabe doch das Staunen ist.
Es durchbricht meinen Alltag
und gibt mir eine Ahnung
von Unendlichkeit.
Vielleicht wollte Gott deshalb nicht,
dass der Mensch vom Baum der Erkenntnis esse:
weil dann das Staunen wegfällt
und der Mensch auf sich selbst
zurückgeworfen wird.
Staunen ist ein Kind der Erwartung:
Es wird geboren
aus übertroffenen Erwartungen
und unerwartet erfüllten Sehnsüchten.
In der Bibel beginnt das Staunen
in der Gegenwart Gottes
aus Freude über seine machtvollen Taten
und seine Hilfe in der Not.
Die Hirten und Könige staunen
angesichts des neugeborenen Kindes.
Und auch der Gottessohn
war sicher erstaunt
wie sich das Menschsein anfühlte.
Und niemand staunt so schön
wie ein Kind
in unverstellter Freude
über kleinste Dinge.
Staunen verbindet mich
unmittelbar mit dem
der mir die Schönheiten des Lebens schenkt.
Das menschliche Staunen
wird mir damit
zum Zugangstor für Gottes Liebe.
Johann Pock auf feinschwarz.net:
https://www.feinschwarz.net/staunen-die-adventliche-tugend/
Johann Pock ist Redaktionsmitglied von feinschwarz.net und Professor für Pastoraltheologie in Wien, sowie Mitarbeiter des Predigtforums.
Führ, liebes Licht
Führ, liebes Licht, im Ring der Dunkelheit, führ du mich an. Die Nacht ist tief, noch ist die Heimat weit, führ du mich an! Behüte du den Fuß: der fernen Bilder Zug begehr‘ ich nicht zu sehn: ein Schritt ist mir genug.
Ich war nicht immer so, hab‘ nicht gewusst zu bitten: du führ an! Den Weg zu schaun, zu wählen war mir Lust – doch nun: führ du mich an! Den grellen Tag hab ich geliebt und manches Jahr regierte Stolz mein Herz, trotz Furcht: vergiss, was war!
So lang gesegnet hat mich deine Macht, gewiss führst du mich weiter an, durch Moor und Sumpf, durch Fels und Sturzbach, bis die Nacht verrann und morgendlich der Engel Lächeln glänzt am Tor, die ich seit je geliebt, und unterwegs verlor.
John Henry Newman (dt: Ida F. Görres)
Binde dein Leben an deinen Stern
Steh auf! Nimm Licht in dich auf!
Vor dir ist ein Licht,
und der Glanz Gottes geht auf über dir.
Denn schau! Finsternis bedeckt die Erde
und Dunkel die Völker,
aber über dir geht Gott auf
und sein Glanz erscheint über dir
(Jesaja 60, 1 f)
"Binde deinen Karren an einen Stern", hatte Leonardo da Vinci gesagt. Ein paar Männer also wandern oder reiten in der Dunkelheit durch die syrische Wüste unter einem Stern. Es ist seltsam, dass auch in unserer Zeit, die in solchen Geschichten, Legenden, Fantasien, Erfindungen erblickt, diese Reise, von der wir wenig wissen, zu den von Künstlern immer und immer wieder beschworenen Urbildern des wandernden Menschen gehört. Dieses Vertrauen, nach den Zeichen eines Sterns auf unserer Erde einen Weg zu einem unbekannten Ziel zu suchen, und die Gnade, es tatsächlich zu finden, scheint uns Heutige tief zu berühren, uns, denen nichts so sehr fehlt wie das Vertrauen in unseren Weg, in unsere Ziele oder gar in einen Gott, der uns Zeichen gäbe, wohin die Reise zu gehen habe.
Wie sollte ein Naturereignis, noch dazu eines von außerhalb unserer Erde, einen zutreffenden Hinweis enthalten können auf einen Vorgang in der Geschichte des Menschen? Wie sollten die verschiedenen Schichten und Räume der Natur eine Botschaft füreinander haben? Wie sollte der Sternhimmel zu mir, dem beobachtenden Menschen, reden können. Wie sollten Stern und Erde, Natur und Menschen vom selben Ereignis berührt sein können? Das Erstaunliche ist das Vertrauen der fremden, unbekannten Männer, der Weg, den sie auf der Erde suchen, werde sie an den von den Zeichen am Himmel gemeinten Ort führen, und, was die Sterne sagten, werde sich auf der Erde als wahr erweisen.
Könnte es nicht sein, dass auch uns eine Wirklichkeit zugänglich würde, die wir vergessen oder verdrängt haben? Könnte unsere Aufgabe nicht die sein, dass wir uns bisher ausgesparten, verleugneten, vergessenen Wirklichkeiten neu öffnen und es in Kauf nehmen, dass man uns rückständig oder Schlimmeres schilt? Könnte es nicht sein, dass sich ein Weg zeigte, auf dem der notorische Mangel an Vertrauen, der das Daseinsgefühl der Menschen um uns her bestimmt, ausgefüllt würde auf dem sich uns eine größere, eine reichere, eine tiefere Wirklichkeit offenbarte als die, die wir kennen, und wir fähig würden, uns ihr mit einem neuen Vertrauen zuzuwenden?
Martin Luther (1535) nach Offenbarung 12.
Der Stern der heiligen Nacht
Der Stern der heiligen Nacht - das ist zunächst der Mensch gewordene Sohn selber. Er ist das Licht, das den Weg durch die Straßen der Geschichte zeigt. Er zerbricht den Aberglauben, der umso üppiger blüht, je mehr der Glaube zerfällt. Er zeigt das Lächerliche der Sterndeuterei, die den Menschen in den Zwang des ewigen Kreislaufs einschließen will, in dem es nichts Neues, nur die Wiederholung des immer Gleichen gibt.
Die wahren Gestirne des Menschen sind die Menschen, die ihm den neuen Weg seines Herzens zeigen. Christus ist der Stern, der uns aufgegangen ist und der uns im Glauben selbst das Licht anzündet, das dann auch Menschen zu Sternen macht, die den Weg zu ihm weisen. Elisabeth von Thüringen ist uns ein solcher Stern geworden. In solchem Geist betet die Oration der zweiten Weihnachtsmesse: "Lass das in unseren Werken wieder strahlen, was durch den Glauben inwendig in uns leuchtet."
Damit wird Weihnachten ganz praktisch. Auf den Stern hinschauen bedeutet: Licht empfangen und Licht geben, das empfangene Licht hineinstrahlen lassen in die Welt um uns, damit es anderen Wegweisung wird. Der Gelegenheiten gibt es genug: Nicht nur Adveniat ruft uns; wer erst einmal wach geworden ist dem Herzen nach, der sieht um sich herum so viele, die auf ein Licht warten. Lassen wir uns nicht vergeblich rufen.
Aus: Josef Ratzinger, Benedikt XVI, Der Segen der Weihnacht, Meditationen, Freiburg, 2005.
Orchideenfächer an der Uni: hübsch, teuer, nutzlos?
Was gestern noch als brotloses Orchideenfach galt, kann morgen schon in einen hoch bezahlten Spitzenjob münden. Dennoch müssen Studien mit wenigen Studenten im Zuge der Ökonomisierung der Universitäten mehr und mehr um ihre Existenz kämpfen.
Mehr...
www.profil.at/portfolio/aufstieg/orchideenfaecher-uni-6181503
Frieden, Frieden will ich rufen
Frieden, Frieden will ich rufen,
dass der Stern von Betlehem
nicht nur vor zweitausend Jahren
als die Weisen aus dem Morgenland
in dem Stall und an der Krippe waren,
Dunkelheit mit seinem Licht erhellt,
sondern dass die Waffen heute schweigen
und kein Mensch mehr um Gewalt und Hunger weiß,
dass die Mächtigen sich vor dem Schwachen neigen,
und es endlich Friede wird in dieser Welt,
der für alle Zeiten hält.
Frieden, Frieden will ich rufen,
dass der Stern auch heute
in dir aufgeht und mit hellem Licht
deine Angst und Trauer, Schmerz und Schuld
ein für alle Mal durchbricht
und jetzt ruhen kann, was gestern war,
dass sich deine Sehnsucht endlich stillt
und sich auf geheimnisvolle Weise
in der Zukunft auch dein Lebenstraum erfüllt.
Deine Wünsche werden wahr:
So gesegnet sei dein neues Jahr.
Christa Spilling-Nöker in: für jeden leuchtet ein Stern. Weihnachtliche Texte. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2010.
Der Gottesstern
Der Stern der Weihnacht, kein realer, sondern ein transzendentaler Stern, der unter den Myriaden wissenschaftlich erforschbarer Sterne auftaucht als Wunderstern, er ist es, der der Menschheit leuchtet, der aufstrahlt über dem Kind. Immer wieder ist er besungen worden: „Einmal im Jahr taucht er auf aus der Tiefe der Weltnacht, entlassen aus dem Gesetz beharrender Schwerkraft, entlassen in das neue Gesetz bewegender Liebe" (Rudolf Hagelstange).
Ein frühchristlicher Dichter begrüßt ihn als Morgenstern, als Glanz des unversehrten Lichtes. Und er bittet: „Komm und erleuchte, die da sitzen in Finsternis und im Schatten des Todes."
Auch Angelus Silesius ruft es. „Sei gegrüßt, du wahres Licht, Stern, dem nie sein Glanz gebricht." Und in seinem Weihnachtslied ,Fröhlich soll mein Herze springen' fordert Paul Gerhardt alle auf: „Schaut den Stern, der euch gern Licht und Labsal gönnet!".
„Ja, dieser Stern", so Reinhold Schneider, „hat mit stiller Macht den Glanz der tausend Sterne übersiegt."
Zweitausend Jahre kommt er schon, kommt und leuchtet noch wie einst so klar. Seinen biblischen Ursprung hat dieser Stern im Alten Testament in der Ankündigung des Sehers Bileam: „Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen!" (4 Mose, 24,17). Die Christen deuteten das auf Jesus, und in ihrer Frühzeit stellten sie in einer Urszene der Geburt nur den auf den Stern zeigenden Bileam neben Maria und das Kind. Nichts weiter! So z. B. zu sehen in der Priscilla-Katakombe m Rom (um 250). Und der hier auftauchende Stern hat acht Strahlen, und die blieben das Signum des Weihnachtssternes bis in die Gegenwart.
Matthäus aber erzählt um 80 in seiner Weihnachtsgeschichte von den Magiern aus dem Osten, Astronomen und Astrologen zugleich, die unter einem anderen Stern zum Kinde kamen. Dieser Stern ging, historisch belegt, auf die für das Jahr 7 vor bezeugte, in der Sternwarte Sippar am Euphrat erforschte Konjunktion von Jupiter und Saturn im Sternbild der Fische zurück. Und die astrologische Deutung dieser Himmelserscheinung wies die Magier aus Babylonien nach Westen, in das Land der Juden zu einem dort neugeborenen Weltenkönig.
Und so kamen sie unter der Führung des Sterns über Jerusalem nach Bethlehem, auf dem auch eine altisraelische Verheißung ruhte: „Aus diesem Ort wird er kommen, der König, der Fürst", so der Prophet Micha (Micha 5,1).
Aus den Magiern wurden dann, wieder bezogen auf alttestamentliche Stellen, bei den Christen bald Könige, die dem Kind Gaben, Gold (für den König Christus) Weihrauch (für den Gott), Myrrhe (bezogen auf den Tod Christi) darbrachten. So u. a. zu lesen Psalm 72,10-11.15 und Jesaja 60,6. „Das war ein Wunder", sagt Rainer Maria Rilke: "Fern erkannten und begrüßten sich drei Könige und ein Stern."
Er leuchtet und leuchtet, dieser Stern der Weihnacht. Und er inspiriert die Menschen Und niemand kann das verhindern.
Hermann Claudius aber singt: „Immer werden wir's erzählen, wie wir einst den Stern gesehen mitten in der dunklen Nacht."
Und sieh, im verheißenen Land
der weisen Hirten und Propheten,
da stand nur ein einziger, staunender Stern
über Ihm,
im wachen Schweigen.
Gopal Singh in: Jetzt ist die Zeit der Freude. Weihnachtliche Texte. Hg. Von Dietrich Steinwede. Kaufmann Verlag, Lahr 2011.
Reise – Stern – Kind
Der Evangelientext spricht uns an durch die starke Symbolik, die er enthält. Es sind vor allem drei Symbole.
Da ist das Bild der Reise, der großen Reise, die diese Männer unternommen haben: vom Osten her nach Jerusalem, nach Betlehem. Es ist an einen langen Weg gedacht mit Unsicherheiten, einen Weg, auf dem man plötzlich nicht mehr weiter weiß. - Das lässt an die Wege denken, die wir in unserem Leben zu gehen haben. Wege, die in Aufbruchsstimmung und Hoffnung begonnen werden, auf denen es aber auch Unsicherheiten, Überraschungen, schwierige oder gefährliche Strecken gibt. Wege auf andere Menschen zu, wo Vertrauen investiert und gleichzeitig ein Stück Verwundbarkeit riskiert werden muss. Wege und vielleicht auch Umwege zu einem Berufsziel hin. Immer wieder Aufbrüche, die gewagt werden müssen!
Dann der Stern, der aufstrahlt und den Weg andeutet. Die Sterne sind eigenartige Phänomene. Sie sind Lichter in der Nacht. Auch wenn Sonne und Mond nicht scheinen, gibt es Lichtsignale, gibt es Orientierungsmöglichkeiten, Hilfen für den Weg. Die Seefahrt hat sich früher nach den Sternen gerichtet (Sextanten).
Der Blick zum Sternenhimmel fasziniert auch heute. Er vermittelt den Eindruck von Weite, von Größe, von Erhabenheit; die Ahnung von einer Wirklichkeit, die alle unsere Vorstellungen übersteigt. Es gibt seit einiger Zeit eine Richtung der Umweltbewegung, die sich den Namen „dark sky" („dunkler Himmel") gegeben hat. Sie wirbt für einen unbehinderten Blick zum Sternenhimmel und wendet sich gegen eine übermäßige technische Beleuchtung in unseren Städten und Straßen. Man protestiert gegen die „Verschmutzung" durch zu viel künstliches Licht, gegen den „Lichtmüll", der den Blick zu den Sternen versperrt. In vielen Städten kann man in der Nacht die Milchstraße nicht mehr sehen; das „Wunderbare" des Sternenhimmels kann nicht mehr erfahren werden.
Schließlich das zentrale Bild: das Kind, das die Weisen finden, „das Kind und seine Mutter", wie es im Evangelium heißt (Mt 2,11). Es ist ganz abgesehen von der Glaubenswahrheit, um die es hier geht, ein zeitloses, elementares Bild. Weise Männer, ehrwürdige Gestalten stehen in Ehrfurcht vor einem Kind und seiner Mutter. Auf Dreikönigsbildern sieht man oft, wie diese fürstlich dargestellten Männer sich bücken, um in das Haus hineinzukommen, in dem das Kind ist. Oder sie nehmen ihre Kronen ab, wie man den Hut zieht, um Jesus zu huldigen; manchmal lässt sich einer der Könige vom Kind am Kopf kraulen.
Es gehört zur Menschlichkeit des Menschen, dass er schlicht und einfach wird vor einem Kind, mit den Kindern; dass er all seine Starre oder Härte verliert.
Aus: Augustin Schmied, Für uns gekommen. Biblische Betrachtungen zur Advents- und Weihnachtszeit. Verlag Neue Stadt, München Zürich Wien 2016.
Drei wirklich Weise
Als die drei Weisen am Ziel waren, fielen sie nieder und beteten das Kind in der Krippe an als den Messias, den Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist, weil er allein uns Heil und Leben bringen kann.
Der Stern, dem sie folgten, führte die Weisen weder in einen Palast der Reichen und Mächtigen noch in eine Akademie mit Gelehrten, sondern zu einem Kind. Die drei waren wirklich weise Menschen; denn sie begreifen: Gott begegnet uns normalerweise nicht im Außerordentlichen, Außergewöhnlichen, Ausgefallenen, Abenteuerlichen, Aufsehenerregenden, nicht in Nerven kitzelnden und spektakulären Ereignissen. Außerordentliche Erfahrungen kann man zwar nicht ausschließen; gelegentlich legt uns Gott solche Spuren. Aber sie sind nicht das Erwartbare. Die großen Heiligen waren sogar immer sehr zurückhaltend, ja überaus kritisch gegenüber allem Mirakulösen. Das eigentlich Wunderbare liegt nicht im Außergewöhnlichen. Es liegt darin, dass mitten im ganz Gewöhnlichen und ganz Alltäglichen das ganz Ungewöhnliche geschieht. Gott macht keine Spektakel und keine Show. Gott ist - wenn man so sagen darf - diskret, so wie auch echte menschliche Liebe nie aufdringlich, sondern immer diskret ist. So auch Gott. Er steigt zu uns herab, er will mitten unter uns, mitten im Alltag der Welt auffindbar und gegenwärtig sein.
Von diesem Wunder übergroßer Liebe sind die drei Weisen überwältigt. Gott ist in Jesus Christus Mensch geworden, ein Mensch so wie du und ich, allein die Sünde ausgeschlossen. Gott ist geboren worden, war ein kleines Kind, hat Hunger und Durst gelitten, Freude und Freundschaft erlebt, Leid erfahren und ist gestorben.
Mit der Anbetung des Kindes machen die Weisen deutlich, was gilt, was hält und was trägt; was letzter Maßstab und was Kriterium ist, um zu entscheiden und zu unterscheiden: Jesus Christus. In ihm ist der unsichtbare und verborgene Gott, der im unzugänglichen Lichte wohnt und für uns Menschen ein undurchdringliches und unzugängliches Geheimnis ist, sichtbar erschienen. In Jesus Christus hat Gott Fleisch angenommen und ist geworden wie einer von uns. Damit hat er uns geholfen, den wahren Gott von den falschen Götzen zu unterscheiden. Wer auf ihn schaut und auf ihn hört, der geht nicht in die Irre. Jesus Christus sagt von sich selbst, wer ihn sieht, der sieht den Vater. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben (Johannes 14,8).
An Weihnachten hat Gott, vor dem wir niederknien, definitiv gezeigt, dass er kein Tyrann und kein Despot, sondern reine Liebe zu uns und zu allen Menschen ist. Er ist - so sagen es uns die Kirchenväter immer wieder - dazu Mensch geworden, damit wir Menschen vergöttlicht und mit göttlichem Leben erfüllt werden, schon jetzt hier auf Erden und vollends in der Ewigkeit, wenn wir für immer bei Gott sind und Gott uns das ewige Leben schenken wird.
Die Wahrheit, so wie wir Christen sie verstehen, ist also nicht ein abstraktes Prinzip, nicht ein Kodex von Doktrinen, von Geboten und Verboten. Wahrheit ist nicht eine starre und statische Angelegenheit. Die Wahrheit ist nicht etwas, was man zwischen zwei Buchdeckeln findet. Die Wahrheit ist eine Person; sie ist Jesus Christus in Person. Er sagt uns, wer und wie Gott ist; und er sagt uns damit auch, wer wir als Menschen sind, wie wir als Menschen leben sollen und wie wir leben können, um das Leben in seiner Fülle zu haben und das wahre Glück des Lebens zu finden.
Viele wissen heute nicht mehr, was sie mit ihrem Leben an fangen sollen, worauf sie sich noch verlassen können, woher sie kommen und wohin sie gehen. Da ist es das Große und Schöne am Christentum, dass wir in Jesus Christus einen konkreten Maßstab und Orientierungspunkt haben, einen guten Hirten, einen Begleiter durchs Leben, dem wir uns unbedingt anvertrauen können.
Die drei Weisen hatten also recht, wenn sie dort niederknieten, wo allein in der Welt es einen Sinn hat, niederzuknien. Nirgends sonst darf man einen Kniefall machen. Wenn man ihn aber vor Jesus macht, dann verliert man ganz und gar nichts von seiner menschlichen Würde; dann braucht man überhaupt nichts auf geben von menschlicher Weisheit und Einsicht. Wer vor Jesus kniet, wird dadurch nicht klein, im Gegenteil, der Mensch erfährt dann erst seine wahre Größe und seine wahre Berufung. Die Haltung der Anbetung macht uns nicht klein, aber sie bewahrt uns vor Größenwahn; sie sagt: Da ist einer, der größer ist als alle Macht der Welt.
So war es bei den drei Weisen. Als sie das Kind und seine Mutter fanden, fielen sie nieder und beteten das Kind an. Vor einem Gott, der sich so ganz anders verhält, als die meisten ihn sich vorstellen, können sie nur in die Knie sinken. Anbetung ist hier Zeichen des dankbaren Staunens und der Gegenliebe. Als Zeichen ihrer Gegenliebe bringen sie Gold, Weihrauch und Myrrhe dar. Sie bringen sich selbst dar.
Solche Anbetung müssen wir wieder lernen. Wir müssen lernen, stille zu werden und inne zu werden, dass ein Größerer da ist, dessen Liebe mich und alle Welt umfängt und in unendlicher Liebe trägt, manchmal auch erträgt, der es gut mit mir meint, mich annimmt und mir immer wieder neu vergibt. Es genügt dann, zu sagen: »Danke, dass du bist, dass du da bist. Ich liebe dich auch«, und dann ganz bewusst eine Kniebeuge zu machen, nicht bloß nebenher, nicht bloß, weil es üblich ist, nein, weil sie dem großen Gott gilt, weil man sich vor ihm klein machen kann, ohne klein zu werden.
Weihnachten, so lehrt uns das Evangelium der drei Weisen, darf nicht nur eine Stimmung sein. Weihnachten führt uns zur Anbetung. Es sagt uns: Gott ist da.
Aus Walter Kardinal Kasper, Bedenke dein Geheimnis. Meditationen zu Advent und Weihnachten. Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2015.
Pastoraltagung 2016 über "Pluralität in Gesellschaft und Kirche"
Traditionsreiche Bildungsveranstaltung von 7. bis 9. Jänner 2016 im Bildungszentrum Salzburg-St.Virgil
Salzburg, 30.12.2015 (KAP) "Leben ist Vielfalt. Pluralität in Gesellschaft und Kirche" - dieses breit gestellte Thema wird die Teilnehmer der Österreichischen Pastoraltagung von 7. bis 9. Jänner 2016 in Salzburg beschäftigen. Das veranstaltende Österreichische Pastoralinstitut (ÖPI) hält dazu in der Ausschreibung fest, die Vielfalt dieser Welt sei "von Gott wohl-gewollt". In diesem Sinn verstehe sich die Kirche - besonders in ihrem pastoralen Engagement - als "vielfältiges Zeichen und Werkzeug einer Einheit der Menschen, zu der wir als Kinder des einen Gottes berufen sind".
Die traditionsreiche Bildungsveranstaltung im Bildungszentrum Salzburg-St. Virgil richtet sich an kirchliche Mitarbeiter in Seelsorge und Schuldienst. Mehrere hundert Interessierte diesseits und jenseits der Grenzen Österreichs, darunter zahlreiche Bischöfe, nehmen alljährlich daran teil.
Was es bedeutet, "im Uneindeutigen zu leben", beleuchtet im Eröffnungsreferat am Donnerstag, 7. Jänner, Wilhelm Guggenberger vom Institut für Systematische Theologie der Uni Innsbruck. Wie sich kulturelle Identität in einer pluralen Gesellschaft aus der Sicht einer gläubigen Muslimin darstellt, zeigt Amani Abuzahra, Dozentin für Philosophie und Interkulturelle Pädagogik in Wien sowie an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems, in ihrem Vortrag am selben Tag auf.
Das Thema aus biblischer Sicht betrachtet Ulrike Bechmann, Professorin für Religionswissenschaft an der Universität Graz, am zweiten Tag; der Frage "Wieviel Heterogenität verträgt - braucht - liebt die Kirche?" stellt sich anschließend aus systematisch-theologischer Sicht die Leiterin der Arbeitsstelle für Frauenseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz, Hildegund Keul. Weitere Vorträge halten Franz Hirschmugl vom Grazer Institut für Markenentwicklung ("Was Kirche von Marke lernen kann"), die Feldkircher Integrationsexpertin Eva Grabherr ("Pluralität - kein 'Schonprogramm'") und abschließend Christian Bauer vom Institut für Praktische Theologie der Uni Innsbruck ("Inspirationen für den pastoralen Umgang mit Pluralität").
Spannung verspricht ein am 7. Jänner geplantes Podiumsgespräch mit Vertretern der Katholischen, Evangelischen und Muslimischen Jugend sowie von "Hashomer Hatzair", einer sozialistisch-zionistischen Jugendorganisation, als Unterhaltungsprogramm ist am selben Tag der "1. Österreichische Pastorale Pluralitäts-Kompetenz-Quiz" vorgesehen.
Die Arbeit in Kleingruppen und liturgische Feiern - u.a. mit dem für das ÖPI zuständigen Referatsbischof Alois Schwarz (Gurk-Klagenfurt) sowie mit Militärbischof Werner Freistetter - ergänzen das Programm der Pastoraltagung. (Info und Anmeldung: www.pastoral.at)
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Für Jesus nur das Beste
Die Gaben der Weisen aus dem Morgenland, waren damals kostbarste Güter. Mit Rauch, Harzen und verführerischem Glanz prägen sie bis heute die Rituale der Kirche.
Zeit schenken
Das Beste, was wir mit der Zeit machen können? Wir können sie verschenken. Wir können anderen Zeit schenken: den alten Menschen, den Kindern. Zeit ist Geld? Zeit ist unbezahlbar! Zeit ist mehr Gabe als Geld. Wir können sie zur Gabe machen. Sie kann eines der kostbarsten Geschenke werden. Denn mit der Zeit geben wir nicht etwas, sondern uns selbst. Wer Gott als den Herrn der Zeit bekennt, der ist nicht mehr ein Sklave der Zeit. Die Jahre vergehen. Gott ist im Kommen.
Franz Kamphaus in: "Lichtblicke" (Herder, Freiburg 2014)
Geschenk der Epiphanie
Die Magier-Könige empfangen in dem Augenblick, in dem sie vor das Kind in den Armen seiner Mutter hintreten, im Licht der Epiphanie das Geschenk des menschgewordenen Gottes, seine unfassbare Hingabe an den Menschen im Geheimnis der Menschwerdung. Zugleich "holten sie ihre Schätze hervor"; es sind konkrete Gaben, von denen der Evangelist spricht, doch vor allem öffnen sie sich selbst vor ihm und bringen ihm ihr Herz dar. Das ist der wirkliche Schatz, den sie darbringen. Dieses Geschenk ist die Frucht der Epiphanie: sie erkennen Gott und begegnen ihm.
Papst Johannes Paul II.
Krippensermon für unsere Zeit
Behängt nur die Stalle mit Flitter!
Die Wahrheit ist glanzlos:
fauliges Stroh, ein Brettertrog, tränendurchfeuchtet,
Ochs und Esel würden ihr Futter
daraus verschmähn.
Wachsam sitzen die Hirten am Grill,
es brutzelt die Nacht vom Geflügel.
Herodes kaut einen Zimtstern,
die Weisen sehn fern und schicken
Whisky nach Bethlehem.
Aus: Christine Busta, Salzgärten. Gedichte. Otto Müller Verlag, Salzburg 1978 (1975).
Begegnung am Dreikönigstag
Ich weiß nicht, ob sie es waren,
Sie gingen vorüber, sternlos,
hinter sich das Gefolge
der eignen Spuren im Sand.
Der eine trug Fladenbrote,
der andre den Wasserbeutel,
ein Bündel Decken der dritte.
Sie fragten nach nichts und niemand,
sie witterten nur und lauschten.
Die Disteln klirrten im Wind.
Plötzlich am Rand der Düne
sahn wir vor ihnen den fremden
Esel. Er schien zu warten,
er schrie nicht, er brach in die Knie.
Aus: Christine Busta, Salzgärten. Gedichte. Otto Müller Verlag, Salzburg 1978 (1975).
Haussegen der Sternsinger am Dreikönigstag
Der Herr segne diesen Ort,
den ihr eure Heimat nennt,
und schenke euch den Frieden,
der vom Gott der Liebe kommt.
Er schenke euch sein gutes Wort,
das heilen kann und trösten will,
damit die Macht der Not
nicht so im Übermaß.
Er zeige euch den Stern der Zuversicht
in jeder dunklen Nacht,
vor allem den von Betlehem,
damit ihr wisst, wohin es geht,
und dass die Zukunft ihm gehört.
Das wünschen euch der Caspar
und der Melchior
und auch der Dritte, Balthasar -
sie waren heute für euch da.
Amen.
Aus: Herbert Jung, Das große Buch der Segensgebete. Herder Verlag Freiburg Basel Wien 2013.
Gespräch am Dreikönigstag
Sterndeuter wollten wir sein
den richtigen Weg finden
die eine Wahrheit suchen -
rein wie Gold
das Gebet finden -
heilsam wie Weihrauch
bittere Myrrhe des Leidens
in Tränen verwandeln
ankommen wollten wir
im Geheimnis des Lebens.
Aus: Ilse Pauls: Worte am Weg. Gedichte. Wolfgang Hager Verlag, Stolzalpe 2013.
Die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar
3
Von Tür zu Tür unterwegs, bringen die SternsingerInnen verkleidet als die Heiligen Drei Könige die Kunde von der befreienden Botschaft des Evangeliums: Ein Christentum, das sich eindeutig auf die Seite der Unterdrückten und Entrechteten stellt.
20
In 20 Entwicklungsländern werden die Spenden der Sternsingeraktion eingesetzt, um notleidenden Menschen zu helfen.
500
Fünfhundert Hilfsprojekte können pro Jahr finanziert werden. Bei der Durchführung arbeitet die Dreikönigsaktion eng mit den PartnerInnen vor Ort zusammen.
3000
In nahezu 3000 österreichischen Pfarren sind Sternsingerinnen und Sternsinger unterwegs.
85.000
Alle Sternsingerinnen und Sternsinger zusammen könnten locker ein großes Fußballstadion füllen.
1.000.000.000
Eine Milliarde Menschen leiden auf unserem Planeten nach wie vor an Hunger. 70% davon stellen paradoxerweise selbst Nahrungsmittel her. Aufgrund des steigenden Bedarfs an Agrotreibstoff und der derzeitigen Krisen dürfte die Zahl in den kommenden Jahren noch mehr ansteigen.
1.000.000
Eine Million Menschen werden jährlich von den Spenden der Sternsingeraktion direkt erreicht.
15.362.103,17 €
Über 15,3 Mio. Euro konnten bei der Sternsingeraktion 2013 ersungen werden. Im Vorjahr waren es 15.284.224,85 Mio. Euro.
Aus: www.dka.at
Die Heiligen Drei Könige-Reliquien
Ursprung und Geschichte der Reliquien der Heiligen Drei Könige sind bis ins 12. Jahrhundert nur in legendarischer Form überliefert. Danach soll die hl. Helena, die Mutter des Kaisers Konstantin I., auf einer Pilgerfahrt in Palästina um das Jahr 326 die Gebeine der Könige gefunden und mit sich genommen haben. Nach einer Legende aus dem 12. Jahrhundert soll Bischof Eustorgius von Mailand († um 350) einige Jahre später die Reliquien als Geschenk des Kaisers erhalten und persönlich nach seinem Bischofssitz Mailand überführt haben. In der diesem Bischof geweihten Basilika des Hl. Eustorgius in Mailand lassen sich die Reliquien der Heiligen Drei Könige erstmals geschichtlich nachweisen. 1158 wurden sie angesichts der ersten Belagerung Mailands durch Friedrich Barbarossa von der außerhalb der Stadtmauern gelegenen Basilika des Hl. Eustorgius in den Glockenturm der in der Stadt befindlichen Kirche St. Georg geschafft.
Nach der Eroberung Mailands erhielt der damalige Kölner Erzbischof Rainald von Dassel die Gebeine 1164 als Geschenk von Kaiser Barbarossa. In dem Geschenk des Kaisers drückte sich auch eine politische Absicht aus. Die Gebeine der sozusagen "ersten christlichen Könige" sollten dem Reich Barbarossas eine sakrale Rechtfertigung ohne Abhängigkeit vom Papst verleihen. Am 23. Juli 1164 gelangten die Reliquien nach Köln, wo sie bis heute im Kölner Dom verehrt werden. 1903 wurde ein Teil der Reliquien an die Mailänder Basilika des Hl. Eustorgius zurückgegeben.
Vgl.: Manfred Becker-Huberti: Die Heiligen Drei Könige. Geschichten, Legenden und Bräuche. Greven, Köln 2005.
O König aller Ehren
O König aller Ehren, Herr Jesu, Davids Sohn,
dein Reich soll ewig währen, im Himmel ist dein Thron;
hilf, dass allhier auf Erden den Menschen weit und breit
dein Reich bekannt mög werden zur Seelen Seligkeit.
Von deinem Reich auch zeugen die Leut aus Morgenland;
Die Knie sie vor dir beugen, weil du ihn' bist bekannt.
Der neu Stern auf dich weiset, dazu das göttlich Wort.
Drum man zu Recht dich preiset, dass du bist unser Hort.
Du bist ein großer König, wie uns die Schrift vermeld't,
doch achtest du gar wenig vergänglich Gut und Geld,
prangst nicht auf stolzem Rosse, trägst keine güldne Kron,
sitzt nicht im steinern Schlosse; hier hast du Spott und Hohn.
Doch bist du schön gezieret, dein Glanz erstreckt sich weit,
dein Güt allzeit regieret und dein Gerechtigkeit.
Du wollst die Frommen schützen durch dein Macht und Gewalt,
dass sie im Frieden sitzen, die Bösen stürzen bald.
Du wollst dich mein erbarmen, in dein Reich nimm mich auf,
dein Güte schenk mir Armen und segne meinen Lauf.
Mein' Feinden wollst du wehren, dem Teufel, Sünd und Tod,
dass sie mich nicht versehren; rett mich aus aller Not.
Du wollst in mir entzünden dein Wort, den schönen Stern,
dass falsche Lehr und Sünden sein meinem Herzen fern.
Hilf, dass ich dich erkenne und mit der Christenheit
dich meinen König nenne jetzt und in Ewigkeit.
Martin Behm 1606, in EG 71.
Auf, Seele, auf und säume nicht
Auf, Seele, auf und säume nicht,
es bricht das Licht herfür;
der Wunderstern gibt dir Bericht,
der Held sei vor der Tür,
der Held sei vor der Tür.
Geh weg aus deinem Vaterhaus
Zu suchen solchen Herrn
und richte deine Sinne aus
auf diesen Morgenstern,
auf diesen Morgenstern.
Gib acht auf diesen hellen Schein,
der aufgegangen ist;
er führet dich zum Kindelein,
das heißet Jesus Christ,
das heißet Jesus Christ.
Drum mache dich behände auf,
befreit von aller Last,
und laß nicht ab von diesem Lauf,
bis du dies Kindlein hast,
bis du dies Kindlein hast.
Halt dich im Glauben an das Wort,
das fest ist und gewiß;
das führet dich zum Lichte fort
aus aller Finsternis,
aus aller Finsternis.
Michael Müller 1700/1704, in EG 73.
Fest der Erscheinung
Das Evangelium geht uns heute so in Fleisch und Blut über, dass wir es in der ganzen Messe vom Introitus bis zur Communio in Wort und Handlung festhalten; noch mehr, den ganzen Tag geht im Stundengebet das Evangelium mit uns. Wir nennen auch das Fest nach dem Evangelium: Fest der Heiligen Drei Könige. Noch mehr, die ganze Oktav ist von dem Evangelium erfüllt, noch mehr, sogar in den Sonntagen nach Erscheinung klingt dieses Evangelium nach und wir stehen in der anbetenden Haltung der Magier. Sogar der fromme Volksbrauch hat sich dieses Evangeliums bemächtigt im Herumziehen der drei Könige, in den Sternsingerliedern; und das ganze Jahr hindurch steht auf unseren Türen der Name der drei Magier mit geweihter Kreide und will uns daran erinnern, dass unser Wandel durch das Jahr ein Magierweg zur Anschauung des Glanzes Christi sein soll (...)
Die Magier waren Heiden, die Gott zu Christus geführt hat. Sie gelten als die Erstlinge des Heidentums, die Christus bei seiner Erscheinung in der Welt begrüßen. Da wir aber von den Heiden abstammen, so sind die Magier unsere Vertreter bei der Huldigung Christi. Das ist ja auch der Grund, weshalb die abendländische Kirche gerade das Magierevangelium so bevorzugt; sie fühlt sich eben als die Heidenkirche. In den Magiern huldigt das Heidentum dem Erlöser der Welt. Dieser Gedanke nimmt einen sehr breiten Raum in der Liturgie dieses Festes ein (...)
Auch der Leitpsalm des Festes, Psalm 71, dient zur Erklärung unseres Evangeliums. Es ist darin die Friedensherrschaft Christi vorausgesagt, aber auch der Eintritt der Heiden in die Kirche. Da ist besonders ein Vers, den die Liturgie immer wieder singt: "Die Könige von Tharsis und die fernen Inseln bringen Geschenke dar, die Könige von Arabien und von Saba tragen Gaben herbei; alle Könige beten ihn an, alle Völker werden ihm dienen." Dieser Vers sagt ungefähr dasselbe wie die Prophetenlesung: die Könige der Heiden werden an der Spitze ihrer Völker in die Kirche eintreten. Dieser Vers steht so innig mit dem Evangelium in Verbindung, dass die Magier sogar zu Königen geworden sind, was sie ja nicht waren (...)
Aber die Wahrheit muß uns klar sein: die Heidenkirche feiert heute ihren Geburtstag und huldigt in ihren Vertretern Christus.
Pius Parsch, Die liturgische Predigt. Wortverkündigung im Geiste der liturgischen Erneuerung, II. Band: Die liturgische Evangelien-Homilie, Klosterneuburg: Volksliturgisches Apostolat 1948.
Die Heiligen Drei Könige
Einst als am Saum der Wüsten sich
Auftat die Hand des Herrn
Wie eine Frucht, die sommerlich
Verkündet ihren Kern,
da war ein Wunder: Fern
erkannten und begrüßten sich
drei Könige und ein Stern.
Drei Könige von Unterwegs
Und der Stern Überall,
die zogen alle (überlegs!)
so rechts ein Rex und links ein Rex
zu einem stillen Stall.
Was brachten die nicht alles mit
Zum Stall von Bethlehem!
Weithin erklirrte jeder Schritt,
und der auf einem Rappen ritt,
saß samten und bequem.
Und der zu seiner Rechten ging,
der war ein goldner Mann,
und der zu seiner Linken fing
mit Schwung und Schwing
und Klang und Kling
aus einem runden Silberding,
das wiegend und in Ringen hing,
ganz blau zu rauchen an.
Da lachte der Stern Überall
So seltsam über sie,
und lief voraus und stand am Stall
und sagte zu Marie:
Da bring ich eine Wanderschaft
Aus vieler Fremde her.
Der Könige mit magenkraft *
Von Gold und Topas schwer
Und dunkel, tumb und heidenhaft, -
Erschrick mir nicht zu sehr.
Sie haben alle drei zuhaus
Zwölf Töchter, keinen Sohn,
so bitten sie sich deinen aus
als Sonne ihres Himmelblaus
und Trost für ihren Thron.
Doch musst du nicht gleich glauben: bloß
Ein Funkelfürst und Heidenscheich
Sei deines Sohnes Los.
Bedenk, der Weg ist groß.
Sie wandern lange, Hirten gleich,
inzwischen fällt ihr reifes Reich
weiß Gott wem in den Schoß.
Und während hier, wie Westwind warm,
der Ochs ihr Ohr umschnaubt,
sind sie vielleicht schon alle arm
und so wie ohne Haupt.
Drum mach mit deinem Lächeln licht
Die Wirrnis, die sie sind,
und wende du dein Angesicht
nach Aufgang und dein Kind;
dort liegt in blauen Linien,
was jeder dir verließ:
Smaragda und Rubinien
Und die Tale von Türkis.
* mittelhochdeutsch: Macht
Rainer Maria Rilke, Die Gedichte, IT 2246, Frankfurt/Leipzig: Insel Verlag 1998.
Epiphaniegesang
Im Morgengrauen des frischgebackenen Jahrs,
wenn der Rauhreif gläsern knirscht unterm Schritt,
Und blitzend voller Zukunft die Welt erscheint in ihrem Taufhabit,
Beginnt die Furcht des alten Sehnens, nun, da die finstern Monde hinfahren,
Jesus, anhebend, im Licht der Epiphanie sich zu Offenbaren.
Und das Harren war lang, doch Balthasar mit den zwei andern
Begann zu spät durch Asien und die Dämonen zu Wandern,
Um noch vor Abzug des Advents einzutreffen, und nun ist es gar,
Da sie sich umsehn, schon der sechste im Neuen Jahr!
Endlich steht er still, der Stern, und Maria mit ihrem Gott in den Armen feiert!
Alles Finstere darf man vergessen, weil die Krippe alles erneuert.
Es gilt nur, die Augen aufzutun, den Blick hin zu wagen,
Denn der Sohn Gottes mit uns, er ist da, schon seit zwölf Tagen!
Paul Claudel, Epiphaniegesang, in: Französische Weihnacht. Die schönsten Weihnachtsdichtungen aus Frankreich, hrsg. Armand Clair, Zürich: Arche 1974.
Das Kindlein kommt
Und als er sich ausgeruht hatte, nahm er die Schnur, und in die Mondnacht schauend, sang er matt und abgerissen, begleitet von den zarten Tönen der geheimnisvollen Orgel:
"Wir sind die drei König' mit ihrem Stern,
Wir kommen gezogen aus weiter Fern',
wir gingen und suchten überall,
Wohl über Berg und über Tal,
Und wo der Stern blieb stille stehn,
Da täten ins Haus wir dreie geh."
Die Tränen rannen von seinen Backen. Schauer liefen ihm über den Leib, und in seinen brechenden Augen blitzte dann und wann das Feuer seiner verzückten Seele.
Aber wer oder was war das da hinten in der Ferne? Ein strahlendes Licht, das über den mondbeschienen Schnee näher und näher kam, immer geradeaus, ohne auf Weg und Steg zu sehen. Suskewiet hielt erstaunt seinen Atem an, zog aber immerfort gedankenlos an der Schnur, und der Stern drehte sich knarrend rundum. Es kam näher und näher. Und zu guter Letzt schien es ein ganz kleines Kindlein zu sein in einem weißen Hemdchen, mit bloßen Füßen; es trug ein Weltkügelchen in seiner Hand, und um sein blauäugig liebliches Gesicht und seine goldenen Locken strahlte ein regenbogenfarbiges Morgenrot.
"Wer ist das?" murmelte Suskewiet; "mich dünkt, ich hab' dies Kindlein schon einmal gesehn!" Es kam geradewegs auf ihn zu, es verschwand einen Augenblick unter dem Fenster, und dann ging die Türe auf: und da stand vor ihm das Kindlein wie eine Heckenrose, so rein und frisch. Der Stall duftete plötzlich wie ein Garten voller Rosen..
"Guten Tag, Suskewiet!" sagte das Kind lächelnd und zutraulich; "da du nicht mehr zu mir kommen kannst, so komme ich zu dir. Kennst du mich noch?"
Über Suskewiet flog ein Leuchten frohen Staunens, und ein Lächeln ließ seine zwei schwarzen Zahnstümpfe sehen. Er nickte lachend, konnte aber vor Rührung kein Wort sprechen, und derweilen hingen die Tränen an den grauen Stoppelhaaren seiner Backen.
"Ja?" sagte das Kindlein; "dann singe dein Lied nur weiter. Ich höre es ja so gerne."
Und Suskewiet faßte in heiliger Ehrfurcht die Schnur und sang, während seine Augen voll seligen Feuers in dem rosigen Schein blinkten:
"Maria, die war gar verstört,
Als sie den großen Lärm gehört;
Sie meinte, daß Herodes kam,
Um ihr klein Kindelein zu suchen,
Sie meinte, daß Herodes kam,
Zu greifen ihr allersüßestes Lamm."
Und siehe, der schwarze Apfelbaum, der da draußen stand, war nicht weiß von Schnee, sondern weiß von zarten Apfelblüten...
Felix Timmermanns, Das Triptychon von den Heiligen Drei Königen,
in: Weihnachten. Prosa aus der Weltliteratur, hrsg. B. Heinser, München: dtv 1993.
Der Stein der Weisen
Mensch, geh nur in dich selbst.
Denn nach dem Stein der Weisen
darf man nicht allererst
in fremde Länder reisen.
Johannes Scheffler in: Egon Kapellari, Aber Bleibendes stiften die Dichter. Gedanken für den Tag. Styria Verlag, Graz Wien Köln 2001.
großer gott klein
großer Gott:
uns näher
als haut
oder halsschlagader
kleiner
als herzmuskel
zwerchfell oft:
zu nahe
zu klein -
wozu
dich suchen?
wir:
deine verstecke
Kurt Marti in: Gebete der Dichter. Große Zeugnisse aus 12 Jahrhunderten ausgewählt von Alois Weimer. Patmos Verlag, Düsseldorf 2006.
Anbetung
Wir sind mit unsrer Königsmacht
Schwermütig hergeritten.
Es schneite auf uns Tag und Nacht,
Auf Mann und Pferd und Schlitten.
Die Tür geht auf, es summt der Wind,
Wir beugen unsren Rücken,
Da wir die Krippe und das Kind
Im Dämmerlicht erblicken.
Hier ist das Gold, der Weihrauch hier,
Und hier, o Kind, die Myrren.
Du lächelst, und schon fühlen wir,
Wie wir uns ganz verwirren.
Wir haben anders dich geglaubt.
Nun treten wir ins Dunkel
Und heben ab von unserm Haupt
Der Kronen Goldgefunkel.
Das Wissen von der bunten Welt,
Vom Meer und seinen Häfen,
Von Mond und Stern am Himmelszelt,
Wir streifen's von den Schläfen.
Das Ich, das trotzig sich erschuf
Über den andern allen,
Will nun wie ein verlorner Ruf
Im Innersten verhallen.
Wir neigen unsers Alters Gram
Auf deine kleinen Hände.
Und in dem Neigen wundersam
Geht alle Not zu Ende.
Die Pferde draußen schütteln sich
Und klirren mit den Glocken.
Und lautlos fallen Strich an Strich
Darüberhin die Flocken.
Manfred Hausmann in: Gebete der Dichter. Große Zeugnisse aus 12 Jahrhunderten ausgewählt von Alois Weimer. Patmos Verlag, Düsseldorf 2006.
Anbetung des Kindes
Als ein behutsam Licht
Stiegst du von Vaters Thron.
Wachse, erlisch uns nicht,
Gotteskind, Menschensohn!
Sanfter, wir brauchen dich.
Dringender war es nie.
Bitten dich inniglich,
Dich und die Magd Marie -
König wir, Bürgersmann,
Bauer mit Frau und Knecht:
Schau unser Elend an!
Mach uns gerecht!
Gib uns von deiner Güt
Nicht bloß Gered und Schein!
Öffne das Frostgemüt!
Zeig ihm des andern Pein!
Mach, daß nicht allerwärts
Mensch wider Mensch sich stellt.
Führ das verratne Herz
Hin nach der schönen Welt!
Frieden, ja, ihn gewähr
Denen, die willens sind.
Dein ist die Macht, die Ehr,
Menschensohn, Gotteskind.
Josef Weinheber in: Gebete der Dichter. Große Zeugnisse aus 12 Jahrhunderten ausgewählt von Alois Weimer. Patmos Verlag, Düsseldorf 2006.
Das Geschenk der heiligen drei Narren
Als die drei Könige den Stern gesehen hatten, zogen sie mit ihrem Gefolge los und erreichten nach vielen Tagen Betlehem. Der Stern war über einem Stall stehen geblieben. Und darin fanden sie ein erschöpft aussehendes Paar mit einem neu geborenen Kind. Die Gefolgsleute standen draußen, nur die Hofnarren lugten durch die Stalltür. Sie beobachteten die gutmütigen Tiere, die etwas verlegenen Eltern und das kleine Kind, das angefangen hatte zu weinen. Die Narren wussten nicht, was sie machen sollten. Da knieten ihre Herren im schmutzigen Stroh und beschenkten ein armes Kleinkind. Das Kind aber weinte und ließ sich auch von seiner Mutter nicht trösten.
Plötzlich wussten die Narren, was zu tun war. Sie gingen in den Stall, schlugen Rad, jonglierten mit Bällen, hüpften mit lustigen Gebärden um die Krippe herum und machten überhaupt allerlei Faxen.
Die Könige mussten lachen. Der Vater musste lachen. Und die Mutter schaute die Narren so voller Dankbarkeit an, dass die es nie vergessen würden. Das Kind hörte auf zu weinen. Es war zwar gerade erst geboren, doch es blickte die Narren mit klaren, wachen Augen an. Da wussten auch die Spaßmacher: Dieses Kind war heilig. Sie fielen auf die Knie, hörten aber nicht auf, Grimassen zu schneiden, bis alle von Heiterkeit erfüllt waren. Und die Augen des Kindes leuchteten so sehr, dass der ganze Raum in einem warmen Licht erstrahlte.
Die Könige wurden später die Heiligen Drei Könige genannt. Ihre Hofnarren haben dem Jesuskind zwar nicht Gold, Weihrauch oder Myrrhe geschenkt. Ihr Geschenk, das Geschenk der heiligen drei Narren, war die Freude.
Aus: Weisheit für die Seele. Gute Gedanken für alle Tage. Sonderband 2007, Herausgegeben von Sylvia Müller und Ulrich Sander. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2007.
Der Stern hat sich nicht geirrt
Der Stern hat sich nicht geirrt,
als er den Fernsten rief aufzubrechen
zum nahen Gott.
Der Stern hat sich nicht geirrt,
als er den Wüstenweg wies,
den untersten, den härtesten Weg.
Der Stern hat sich nicht geirrt,
als er stehenblieb über dem Haus der kleinen Leute;
dort ist die große Zukunft geboren.
Dein Herz hat sich nicht geirrt,
als es sich aufmachte,
den Unbekannten zu suchen.
Dein Herz hat sich nicht geirrt,
als es nicht aufgab
in der sichtlosen Ungeduld.
Dein Herz hat sich nicht geirrt,
als es sich beugte vor dem Kind.
Klaus Hemmerle in: Manfred Scheuer, Und eine Spur Ewigkeit. Ein geistlicher Begleiter durch das Jahr. Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2006.
Auf dem Weg zum nahen Gott
Weihnachten ist die Bewegung Gottes auf den Menschen hin. Gott kommt in den Stall unserer Trostlosigkeit, er ist ein heruntergekommener Gott. Gott geht selbst auf den Menschen zu. In der Gestalt eines Kindes bittet er um Einlass in unsere Lebenswelt. Weihnachten ist aber auch die andere Bewegung des Menschen auf Gott hin. Es sind die Weisen, die Magier, ob sie nun Könige waren oder nicht (seit dem Mittelalter heißen sie so). Sie, die fern waren, wurden aufgerufen, aufzubrechen, um den nahen Gott zu suchen.
(...)
Die Drei Weisen stellen nach der Tradition die unterschiedlichen Menschheitstypen und Rassen, den damals bekannten Kontinenten entsprechend, dar. Sie nehmen schon zu Beginn vorweg, was uns durch Jesus versprochen ist. Alle Enden der Erde werden schauen das Heil unseres Gottes. Allen Völkern soll die Frohe Botschaft verkündet werden. Vermutlich tun sich andere Völker zur Zeit leichter mit Gott. Die Afrikaner sind selbstverständlich religiös. In Indien wird Gott gesucht, in Lateinamerika auch. Vielleicht sind wir etwas müde geworden. Erscheinung des Herrn, d. h. der Stern ruft auch den Fernsten auf, den nahen Gott zu suchen. Die Menschen täten gut daran, Gott nicht zu behandeln wie einen Fremden vor der Tür. Die Heilige Schrift verweist darauf, dass die Menschenrechte ohne den Rückgang auf die alttestamentliche Botschaft von der Gottebenbildlichkeit von Mann und Frau und ohne die neutestamentliche Überzeugung der Präsenz des auferstandenen Gekreuzigten in den Geringsten der Brüder und Schwestern nicht vorstellbar sind.
Die Drei Weisen werden in der mittelalterlichen Kunst oft in drei Lebensaltern dargestellt, einer als Jüngling, einer als erwachsener Mann und einer als Greis. Alle drei finden zum Kind und verehren es. - "Ihr Kinderlein kommet", heißt es in einem Weihnachtslied. Wenn die Kinder aus dem Haus sind, dann tun sich die Erwachsenen schwerer mit dem Feiern, auch mit dem Beten und mit dem Glauben. Sind die Männer schon ganz auf Distanz oder entdecken sie wieder neue Formen der Spiritualität? Ist Kirche und Religion bei uns Frauensache (gewesen)? Hat das Alltagsgeschäft, haben die Erwachsenen, die Mündigen und Emanzipierten nichts oder wenig mit Gott zu tun? - Der Stern ruft die Fernen auf, aufzubrechen zum nahen Gott. In jeder Lebensphase, in jeder Altersstufe will Gott neu gesucht werden. Kinder haben eine echte Frömmigkeit. Wir brauchen aber auch einen erwachsenen Glauben - und zunehmend: Glauben lernen im Alter.
Die Gaben der Könige, der Weisen, Gold, Weihrauch und Myrrhe, stellen das Kostbare, das Wertvolle, die Licht- und Glanzseiten des Lebens, das Aufsteigende, aber auch das Bittere, das Schmerzliche, das Niederdrückende des Lebens dar. Nach Bethlehem führen die Sternstunden der Schönheit, der Freundschaft, des Gelingens, des Mögens, des Geschmacks, der Freiheit, der Freude, Stunden, in denen sich Sinn, Glück und Annahme bündeln. Zum Kind verweisen Gezeiten der Anteilnahme, der Solidarität, des Spendens, des Teilens, der Besuche, der Caritas, der Betroffenheit. Mitbringen dürfen wir aber auch die Tage der Klage, der Niederlage, der Krankheit, der Trennung, des Fluches. In die Anbetung bündeln sich die freudenreichen Begegnungen und Ereignisse im Dankgebet, aber auch die schmerzhaften Ereignisse und Geheimnisse. Viele tragen in ihrem Herzen Wunden aus der Vergangenheit, die noch nicht geheilt sind. "Kommt, wir kehren zum Herrn zurück! Denn er hat Wunden gerissen, er wird uns auch heilen; er hat verwundet, er wird auch verbinden" (Hos 6,1).
Aus: Manfred Scheuer, Und eine Spur Ewigkeit. Ein geistlicher Begleiter durch das Jahr. Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2006.
"Wir haben seinen Stern gesehen ..."
Lang ist's her
Sie hatten seinen Stern gesehen, die drei. Doch das war lange her. Sie hatten seinen Stern gesehen ... Der hatte sie vom Stuhl gerissen und aus den Matratzen. Aufbruch im Morgengrauen des Lebens. Sie hatten sich auf den Weg gemacht. Doch den hatten sie sich ganz anders vorgestellt: gradliniger, einfacher, klarer und zielstrebiger, nicht über Autun oder Limburg, sondern direkte Luftlinie nach Bethlehem. Und nun liegen sie da am Boden und schlafen, alle unter einer Decke, damit sie nicht frieren - ohne Heizung.
Man kann ja auch wirklich müde werden und verzweifeln. Ständig kam etwas dazwischen: Päpstliche Instruktionen, Verordnungen im Amtsblatt, Skandal unter den Getreuen ... Von den immer gleichen Problemen gar nicht zu reden: Die Leute sind stur, kapieren's nicht, wollen ewig alles beim Alten lassen ... Und dann ging auch noch das Geld aus.
Sie hatten einen Stern gesehen. Doch das war lange her. Und der eine war müde geworden, und der andere war frustriert, und der Dritte war einfach sauer und wütend zugleich. Und alle drei hatten sie Blasen an den Füßen und waren lahm geworden. Die Jüngsten waren sie ja schließlich auch nicht mehr. Sie gingen weiter, weil sie halt mal gegangen waren, der Macht der Gewohnheit folgend, nicht dem eigenen Triebe. Die Vision des Aufbruchs war längst auf der Strecke geblieben.
Sie hatten einen Stern gesehen. Aber darüber redeten sie schon lange nicht mehr miteinander; es wäre ihnen fast peinlich gewesen, das Gespräch darüber war versickert. Andere Themen hatten sich aufgedrängt: Wer und was sich alles bei den anderen ändern müsste; wo man wirklich sparen könnte, und was einem alles nicht passt, überhaupt und so.
So kam es, dass sie irgendwann alle drei unter einer Decke steckten auf einer bequemen Matratze, irgendwo in Frankreich. Burgund ist das schlechteste nicht - der Wein, der Käse ... Da kann man's zunächst einmal aushalten. Bitte nicht stören!
Der störende Engel
Wenn da nicht dieser Engel wäre, der die Schlafenden energisch anstupst. Er zeigt auf den Stern. Entschuldigt, sagt er, wenn ich störe, da war doch noch etwas. Da war doch ein Stern, erinnert euch, der hatte euch nicht in Ruhe gelassen. Der hatte euch vom Stuhl gerissen und aus den Matratzen. Ihr wolltet nicht einfach so weitermachen ...
Ja, ja, schon gut, sagt der eine unter der Decke und macht nicht mal die Augen auf. Stern, Engel - da kann ja jeder kommen. Er dreht sich um und schläft weiter.
Lass mich in Ruhe mit dem Stern, sagt der andere unter der Decke. Ich bin in meinem Leben schon vielen nachgelaufen. Ich habe schon so viele Aufbrüche zusammenbrechen gesehen, von kirchlichen Ordnungen und Instruktionen ausgebremst. Verschone mich mit solchen Sternen. Ich hab meine Decke, basta!
Einer von den dreien hat die Augen aufgemacht. Nicht dass er den Stern noch im Blick hätte. Er schaut in eine ganz andere Richtung. Aber die Augen hat er immerhin aufgeschlagen. Der Engel stupst ihn an: Schau mal, der Stern! Du brauchst bloß den Kopf zu drehen, umzukehren. Ganz nah ist er bei dir, der Stern. - Die drei bleiben liegen ...
Mensch Engel, was nun? Was willst du jetzt tun? Ziehst du den dreien die warme Decke weg? Sie werden dich zum Teufel wünschen und sich endgültig in die Ofenecke verkriechen. Mensch Engel, überleg's dir.
Noch ist nicht aller Tage Abend
Es gab einmal den Tag, da haben wir seinen Stern gesehen. Es gab einmal den Tag, da hat's uns von den Stühlen gerissen und wir sind aufgebrochen. Und schließlich sind wir immer noch dabei, wie auch immer. Mag sein, dass wir uns zur Ruhe gesetzt oder gelegt haben und denken: Sternzeiten, das war einmal, das ist lange her. Aber noch sind - hoffentlich - die Augen offen, und irgendwie, lahm oder angeschlagen, sind wir immer noch auf dem Weg. Innen drin, ganz tief im Herzen ahnen wir vielleicht, dass der Stern uns gar nicht so fern ist. Wenn uns doch nur ein Engel anstupsen würde: Schau her, mach die Augen auf! Kehr dich um! Dein Stern, ganz nah, ganz nah ...
Von den drei Magiern heißt es im Evangelium, dass sie auf dem Weg geblieben sind. Mehr noch: Sie haben sich nicht einmal im Palast des Herodes länger aufhalten lassen, obwohl es dort molligere Polster und Decken gab als in Autun. Und schließlich sind sie noch rechtzeitig angekommen in Bethlehem, alle drei. Alle Achtung!
Noch ist nicht aller Tage Abend - das neue Jahr fängt gerade erst an. Und - man soll die Hoffnung nicht aufgeben, mit der Kirche nicht, mit unserer Gemeinde nicht, und nicht - jeder und jede hier - mit sich selbst.
Aus: Franz Kamphaus, Gott beim Wort nehmen. Zeitansagen. Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2006.
Ein nie vorher gesehener Stern
Manchmal des Nachts, wenn ich die Öfen schürte,
Sah ich durchs Fenster, nah und weltenfern,
So jäh, als ob mich eine Hand berührte,
Den nie vorher gesehenen Stern.
Er sprang und zuckte grün in kaltem Feuer -
So groß war nie ein Licht, und kein Planet.
Mein Blick war blind davon, und ungeheuer
Erschrak mein Herz, und fand nicht zum Gebet.
Hob dann die Lider ich, war er verschwunden.
War es ein Zeichen? War's ein Ruf des Herrn?
Ich frage nicht. Doch hält mich tief gebunden
Der nie vorher gesehene Stern.
CARL ZUCKMAYER in: Gedichte zur Weihnacht. Herausgegeben von Stephan Koranyi und Gabriele Seifert. Philipp Reclam jun. Stuttgart 2009.
Wohin der Stern uns führt
Vor über zwanzig Jahren habe ich das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach entdeckt. Seither höre ich mir dieses Werk in einem Konzert jedes Jahr an - am liebsten im Berner Münster und mit dem Berner Bachchor. Ich meditiere es zu Hause beim bewussten Dasein und Zuhören. Von Anfang an hat mich zutiefst berührt, wie da die Verbindung zwischen der Krippe und dem Kreuz auf eindrückliche Art und Weise, fast hautnah, spürbar wird. Denn die Melodie des bekannten Liedes »0 Haupt voll Blut und Wunden« aus der Matthäuspassion von Bach findet sich in Variationen auch im Weihnachtsoratorium.
Dieser unglaublichen Spannung begegnen wir auch in den Kindheitsgeschichten Jesu im Matthäusevangelium, die wir nicht als historische Berichte verstehen sollen, sondern als grundlegende Deutung der Geburt Jesu und seiner Bedeutung für unser Leben im Hier und Jetzt. Der Besuch der Weisen in Matthäus 2,1-18 lässt uns nicht nur die universelle Dimension dieser Geburt erfahren, die uns das Gute in jedem Menschen erkennen lässt. Durch die Gestalt des Herodes begegnen wir auch dem Widerwärtigen, dem Bösen, das Menschen zur Ungerechtigkeit und Gewalt führt. Weihnachtlich leben bedeutet jedes Jahr, jeden Monat, jede Woche, jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde meines Lebens zu verinnerlichen, dass Freud und Leid im Leben so nahe beieinander sind, dass es keine Liebe ohne Leiden gibt.
Der Stern von Betlehem erhellt alle Unrechts- und Ausgrenzungsstrukturen und ruft uns auf, alles zu unternehmen, um das Leiden zu verhindern. Derselbe Stern führt uns in die Tiefe unseres Menschseins, das in Jesus so sympathisch (griechisch: mit-leidend) sichtbar geworden ist und uns hilft anzunehmen, dass Leiden zum Leben gehört. Darum sahen die Kirchenväter - bedeutende Theologen der ersten christlichen Jahrhunderte - die drei Geschenke der Weisen als Sinnbild des Königtums (Gold), der Göttlichkeit (Weihrauch) und der Passion (Myrrhe) Christi.
Wenn wir jeden Tag neu die königliche und göttliche Würde in jedem Menschen sehen und dabei auch bereit sind, Widerstand zu leisten gegen die Ausbeutung des Menschen, dann tragen wir die Sehnsucht von Betlehem weiter, hinein in alle Dimensionen unseres Menschseins.
Pierre Stutz in: Für jeden leuchtet ein Stern. Weihnachtliche Texte... Ausgewählt, eingeleitet und herausgegeben von Ulrich Sander. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2010 (2006).
Zurück in den Alltag
Die Erzählung von den »Heiligen Drei Königen« liest sich fast wie eine schöne Reportage von einem frühen Königshof. Diese Geschichte aber will von der Wirklichkeit erzählen und darauf weist der Schluß der Erzählung hin: Die drei Weisen gehen zurück in ihr Heimatland.
Das kann einen doch schon verwundern: Nach einem so langen Weg, den sie auf sich genommen haben, nach all den Entbehrungen und Anstrengungen, nach all der Freude, die sie empfanden, nachdem sie Josef, Maria und das Kind fanden, gehen sie nun einfach wieder heim.
Wäre die Geschichte ein Märchen, dann würden sie sicher diesem neuen König einen prächtigen Hofstaat aufbauen - sie würden ihn vielleicht gegen die Nachstellungen Herodes schützen - oder sie würden ihm einfach als Berater zur Seite stehen ... und wenn ihre Freude wirklich so groß war, warum sind sie denn dann nicht einfach geblieben?
Es waren wohl wirklich weise Männer, die darum gewußt oder gespürt haben, daß dieser Zeitpunkt, dieser Moment ihres Lebens gelebt werden kann und darf- aber daß er nicht festzuhalten ist -, daß diese tiefe menschliche Sehnsucht nach »Angekommen-Sein«, nach »Erfüllt-Sein« auf Erden nicht endgültig zu stillen ist. Und doch drängt es den Menschen danach, eben solche Augenblicke höchsten Glückes festzuhalten, in denen er um die Erfüllung seiner Sehnsucht ahnt. So läßt Goethe seinen Faust wünschen: »Sag ich zum Augenblicke: Verweile doch, du bist so schön!« - aus dem, was Weg und Prozeß ist, wollen wir einen Zustand machen - und wundern uns dann noch darüber, daß eben dies nicht gelingt, ja nicht gelingen kann.
Der schöne Augenblick läßt sich nicht konservieren, nicht einfrieren und haltbar machen - es folgt dem Ankommen auch immer wieder der Aufbruch ...
Und ich spüre, wie schwer es fällt, mir das selbst in dieser Schärfe und Radikalität zu sagen ... ich fühle die Abwehr in mir, empfinde Trotz, ein wenig Wut -und unendliche Verlassenheit ...
Und doch - da jagen gleichzeitig Liedzeilen und Jesusworte, Zitate und Exodus-Gedanken quer durch meinen Kopf, und ich ahne darum, daß dieser Gedanke des »Wieder-weg-gehens« ein Schlüssel gerade zu den mir bisher so hart und unverständlich erschienenen Aussagen sein könnte ...
»Wir sind nur Gast auf Erden und wandern ohne Ruh mit mancherlei Beschwerden der ewigen Heimat zu ...« wie es in einem Kirchenlied heißt ... oder der Ausspruch Jesu: »Wer sein Leben gewinnen will, wird es verlieren!« und »Laßt die Toten die Toten begraben!« Das scharfe Wort aus dem apokryphen Thomas-Evangelium kommt mir in den Kopf: »Werdet Vorübergehende!« und Augustinus' Aussage: »Unruhig ist mein Herz, bis es ruht in dir!« ... das Volk Israel, in Nacht und Nebel zum Aufbruch getrieben, macht sich auf seine lange Wanderschaft ...
Ob wir Christen etwa Menschen sein sollen, die ohne Heimat sind???
Das kann es ja wohl nicht heißen - aber vielleicht sind Christen Menschen, die eine andere Heimat haben? Die ihre Heimat in Gott suchen und sich nicht an dem vorläufig Irdischen festhalten? Sich nicht festhalten an Geld und Besitz, an Macht und Meinungen, an Menschen und einer Scheingeborgenheit? Oder, anders herum gesehen: Christen als Menschen, die loslassen können? Die in Offenheit für den Moment leben können, für den Kairos, der unangemeldet plötzlich da ist, für den Anruf Gottes mitten im Alltag meines Lebens ...
Ja, diese scharfen Aussagen Jesu machen mir auch Angst ... den Anspruch finde ich eigentlich ungeheuerlich, ja fast unmenschlich. Und gleichzeitig ist da ein Moment der Faszination, ein Ahnen um eine ganz andere Freiheit, die im Herzen wohnt, einer anderen Qualität von Leben, als ich sie bisher erfahren habe ...
Jesus selbst ist ein solcher Mensch, der scheinbar ohne Heimat ist- die Flucht nach Ägypten, die Ablehnung in Nazareth, seine Aussage »der Menschensohn hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann«. Er bietet eine andere, eine neue Heimat an - »im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen ...«
Und ich denke an diese Heiligen Drei Könige, die auf dem Heimweg sind ... die eine andere Wirklichkeit erfahren haben, eine Begegnung mit der neuen Botschaft, die sie verändert hat. Sie kehren anders in ihre Heimat heim - weil sie den Gedanken an den neuen König im Herzen tragen. Und weil sie sich verändert haben, wird nun auch ihre Heimat eine andere sein. Die Begegnung mit diesem Jesus läßt nichts mehr so sein, wie es vorher war ... und genau diese Veränderung sollen wir Christen in diese Welt hineintragen, in das, was bisher unser Alltag, unsere Heimat war - die sich schon damit ändert, daß ich mich ändere ...
Noch wehre ich mich ein bißchen - ich habe Angst vor den Konsequenzen einer solchen Radikalität ... und ahne doch schon darum, daß, einmal auf diesem Weg, Umkehr nicht mehr gefragt ist ... die Melodie des Lebens ist im Kopf drin und will nicht mehr heraus ...
Ich finde es jedenfalls ganz tröstlich, daß die Heiligen Drei Könige nicht allein unterwegs waren, sondern zu mehreren ... meine Kraft kann andere stützen, und ich werde durch die Kraft anderer gestützt ...
Aus: Andrea Schwarz, Wenn ich meinem Dunkel traue. Auf der Suche nach Weihnachten. Herder Verlag Freiburg Basel Wien 1998.
Lichtstrahlen
Oft scheint eine Wolke zwischen uns und Gott zu liegen. Doch von Zeit zu Zeit bricht ein Lichtstrahl durch die Wolke des Nichtwissens und lässt uns etwas von Gott erfahren - obwohl wir ihn nie direkt sehen oder berühren.
Solche Momente können ganz unterschiedlich sein: Vielleicht ist es ein Augenblick ungetrübten Glücks, die Erfahrung wahrer Liebe, die Entschlüsselung von Rätseln des Universums. Umgekehrt kann es geschehen, dass wir gerade in Sorgen und Traurigkeit Gottes Gegenwart erfahren. Wer gelernt hat, hinzuhören und aufmerksam zu sein, nimmt seine unverkennbare Stimme wahr - in Augenblicken großer Freude und tiefen Leids.
Der Mensch ist geschaffen nach Gottes Bild und Gleichnis. Jeder Mensch, mit dem ich in Kontakt komme, sagt mir darum etwas über seinen Schöpfer. Mehr noch: Er kann mir zeigen, dass Gott mich liebt.
Ich freue mich darüber, dass die Zuneigung und Wertschätzung, die jemand mir erweist, ein Wort der Liebe an mich sind. Wenn einer mir zugetan ist, übermittelt er mir etwas von der Liebe Gottes zu mir.
Aus: Basil Hume, Selig die Suchenden. Texte für Menschen auf dem Weg. Verlag Neue Stadt, München Zürich Wien 2001.
Im Herzen aller Geschichte
Gott sei Dank,
dass es immer noch Menschen gibt,
die warten können und glauben,
dass im Herzen aller Geschichte
dein Geist wohnt.
Gott sei Dank,
dass es immer noch solche gibt,
die fest bleiben und wissen,
dass das Licht unseren Schritten nachkommt.
Wir gehn ins Dunkel voran;
die Last des Tages drückt
und längt die Schatten,
kürzt die Dinge.
Nur die Hoffnung wacht und weiß:
Das Licht kommt nach.
Aus: Das Lächeln Gottes. Gebete unserer Zeit. Herausgegeben von Maria Otto und Ludger Hohn-Morisch. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2003.
Aufbruch
Es wird kommen der Tag,
da verlasse ich, zaghaft
zuerst, dann beherzt
meine einsame Insel.
Wage mich endlich hervor
aus dem bewährten Versteck
und der sicheren Deckung,
fast ohne Angst und ohne
noch einmal mich umzusehn.
Meine Rüstung tue ich
ab und alle die Waffen,
das Wenn und das Aber
und steige ins Boot.
Wehrlos werde ich sein
und verwundbar, ich weiß,
auf dem offenen Meer
und einzig beschützt
von der Liebe.
Aus: Lothar Zenetti, Sieben Farben hat das Licht. Worte der Zuversicht. Matthias Grünewald Verlag, Mainz 2006.
Gott ist ganz anders
Vergiss
alle Eigenschaftswörter
verbrenn
alle Bilder
schreib ihn
nicht fest
trau
keinem Namen
feilsche
nicht
rechne nicht
mit dem Berechenbaren
nimm Abschied von deinen Erwartungen
und lass dich überraschen
Gott ist
ganz anders
aber er sucht dich
wenn du dich finden lässt
er findet dich
wenn du ihn suchst
Aus: Andrea Schwarz, Du Gott des Weges segne uns. Gebete und Meditationen. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien o.J.
Den Stern erkennen und glauben
Der Stern ist kein Zeichen, das aller Welt sichtbar die Geburt des Königs der Juden angezeigt hätte. Er muß erkannt und geglaubt werden. Herodes hat ihn nicht gesehen. Er ging unter den Heiden auf und rief sie nach Jerusalem. Darum ist Epiphanias in besonderer Weise das Fest der Heidenchristenheit, "unser Fest". Aber auch die heidnischen Weisen hätten den Weg nicht gefunden ohne die Weisung der Heiligen Schrift (Matthäus 2,4-6). Dem wunderbaren Ruf durch den Stern folgt der Ruf zum Glauben an die Verheißung Gottes in der Heiligen Schrift. Sonst hätten sie im Kind von Bethlehem den König nicht erkannt und geehrt. Erscheinung der Gottheit Jesu Christi gibt es auch hier nur als Ruf zum Glauben an das arme Kind in der Krippe.
Aus: Dietrich Bonhoeffer, Mitten im Leben Gott erkennen. Texte für das Kirchenjahr, Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2003.
Es ist noch alles Zukunft
Siehe, die Weisen haben sich aufgemacht. Ihre Füße liefen nach Bethlehem, ihr Herz aber pilgerte zu Gott. Sie suchten ihn; aber während sie ihn suchten, führte er sie schon. Sie glauben nicht, dass der Mensch seinen einen Schritt unterlassen dürfe, weil Gott ja doch tausend machen müsse, damit beide sich finden. Sie sehen einen Stern seltsam am Himmel emporsteigen. Und wenn sie auch erschrecken vor der Kühnheit ihres Herzens, so gehorchen sie doch und brechen auf. Sie gehen verschlungene Wege, aber vor Gottes Augen ist es der gerade Weg zu ihm, weil sie ihn in Treue suchen. Der Weg ist weit, die Füße werden müde und das Herz wird schwer. Es kommt sich seltsam vor, das arme Herz, weil es so anders sein muss als die Herzen der anderen. Menschen, die so ernsthaft dumm in ihren Alltagsgeschäften versunken sind, wenn sie mitleidig oder ärgerlich diese Reisenden vorüberziehen sehen auf der Reise der nutzlosen Verschwendung des Herzens. Aber ihr Herz hält durch. Und wie sie endlich ankommen und niederknien, tun sie nur, was sie eigentlich immer taten, was sie auf der Suche und Reise schon taten; sie bringen das Gold ihrer Liebe, den Weihrauch ihrer Ehrfurcht, die Myrrhe ihrer Schmerzen vor das Antlitz des unsichtbaren Gottes. Still, wie sie gekommen sind, schwinden sie wieder aus dem Gesichtskreis der heiligen Geschichte. Aber wer einmal sein ganzes Herz bis zum letzten Tropfen verschwendet hat an den Stern, der hat das Abenteuer seines Lebens schon bestanden, der ist angekommen, auch wenn der Weg noch weiterführt. Lasst auch uns auf die abenteuerliche Reise des Herzens zu Gott gehen! Lasst uns aufbrechen und vergessen, was hinter uns liegt! Es ist noch alles Zukunft - weil wir Gott noch finden, noch mehr finden können. Der Weg geht durch Wüsten und Finsternisse. Aber verzage nicht: der Stern ist da und leuchtet. Du sagst, er stehe zu klein und zu fern am Firmament deines Herzens? Aber er ist da! Er ist nur klein, weil du noch weit zu laufen hast! Er ist nur fern, weil deiner Großmut eine unendliche Reise zugetraut wird! Brich auf, mein Herz, und wandre! Es leuchtet der Stern. Viel kannst du nicht mitnehmen auf den Weg. Und viel geht dir unterwegs verloren. Lass es fahren! Gold der Liebe, Weihrauch der Sehnsucht, Myrrhe der Schmerzen hast du ja bei dir. Er wird sie annehmen. Denn du wirst ihn finden!
Karl Rahner
Eines Tages
füttert der Rambo, kalt erwischt vom Fieber der Gutmütigkeit,
mit seinem letzten Joghurt ein Baby;
erliegt der Hurenbock den Reizen der Monogamie;
löscht Dr. Frankenstein (MIT) seinen Quellcode
und geht zum Roten Kreuz nach Burundi;
schmeißt der Schatzbildner aufatmend seinen Schatz,
eine Feldpost-Sammlung, ins Feuer;
hängt dem Tyrannen das ewige Foltern zum Hals heraus,
und fortan zieht er lieber Rübchen. Allerdings,
die andern machen einfach so weiter.
Aus: Hans Magnus Enzensberger, Die Geschichte der Wolken. 99 Meditationen. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003.
Martin Stewen (2010)
Manfred Wussow (2007)
Lopez Weißmann (2002)