Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
05. Mär. 2025
Aschermittwoch (A/B/C)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Joël 2,12-18
Lesung aus dem Buch Joel.
Spruch des HERRN:
Kehrt um zu mir von ganzem Herzen
mit Fasten, Weinen und Klagen!
Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider,
und kehrt um zum HERRN, eurem Gott!
Denn er ist gnädig und barmherzig,
langmütig und reich an Huld
und es reut ihn das Unheil.
Wer weiß, vielleicht kehrt er um und es reut ihn
und er lässt Segen zurück,
sodass ihr Speise- und Trankopfer darbringen könnt
für den HERRN, euren Gott.
Auf dem Zion stoßt in das Horn,
ordnet ein heiliges Fasten an,
ruft einen Gottesdienst aus!
Versammelt das Volk,
heiligt die Gemeinde!
Versammelt die Alten,
holt die Kinder zusammen, auch die Säuglinge!
Der Bräutigam verlasse seine Kammer
und die Braut ihr Gemach.
Zwischen Vorhalle und Altar sollen die Priester klagen,
die Diener des HERRN sollen sprechen:
Hab Mitleid, HERR, mit deinem Volk
und überlass dein Erbe nicht der Schande,
damit die Völker nicht über uns spotten!
Warum soll man bei den Völkern sagen:
Wo ist denn ihr Gott?
Da erwachte im HERRN die Leidenschaft für sein Land
und er hatte Erbarmen mit seinem Volk.
Das Buch Joel gehört zu den sog. zwölf kleinen Prophetenbüchern des AT. Hinsichtlich der Abfassungszeit wird ein solch großes Spektrum diskutiert, dass man die historischen Hintergründe nur mühsam zur Interpretation der Prophetenworte heranziehen kann. Immer wahrscheinlicher wird eine Datierung in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts v.Chr.
Der Prophet Joel verkündet dem Volk Juda Gericht und Bestrafung, dem durch Fasten und Beten entgegen gegangen werden soll. Über das, was die Bestrafung Gottes für das Volk darstellt - Einfall der Assyrer? - lässt sich nur spekulieren.
Der Prophet Joel ist vermutlich der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts v. Chr. zuzuordnen. Anlass für seinen Umkehraufruf war eine Heuschreckenplage, die im ersten Kapitel des Joelbuches eindrucksvoll geschildert wird. Das Land Juda hatte darunter so sehr gelitten, dass kaum mehr etwas zum Essen und auch nichts mehr zum Opfern vorhanden war. Joel versteht diese Situation als Anzeichen für ein noch viel größeres Gericht, auf dessen Abwendung sein Aufruf zu Umkehr und Buße gerichtet ist.
Der Prophet fordert dabei vor allem eine Umkehr der Herzen. Die innere Haltung der Einzelnen wie des ganzen Volkes muss sich verändern. Wer sein Herz zerreißt, der öffnet es für das Wort und das Erbarmen Gottes. Niemand soll sich von diesem Umkehrvorgang ausschließen. Selbst junge Brautleute sollen daran teilnehmen, auch wenn sie ansonsten im Volk viele Vorrechte genießen. Öffentlicher Ausdruck für die allgemeine Umkehr ist ein Bußgottesdienst im Tempel.
Hinter dem, was Joel fordert, steht die Überzeugung, dass das Gericht nicht unabwendbar ist. Gott ist voll erbarmender Liebe. Bemerkenswert ist die Aussage: "Vielleicht kehrt er um, und es reut ihn, und er lässt Segen zurück ...". Zwar wird mit dem "Vielleicht" ein gewisser Vorbehalt geäußert, doch damit kommt zum Ausdruck, dass Gott souverän ist über sein Erbarmen und dass seine Barmherzigkeit nicht einfach erzwungen werden kann. Ebenso aber wird deutlich, dass Gott nicht eine ferne, unbewegbare, blinde Macht ist, sondern bereit, sich rühren und umstimmen zu lassen, letztlich ganz menschlich zu sein: reuevoll und umkehrwillig - seinem Volk zum Heil und Segen.
Das Buch Joel geht auf einen Propheten der späten nachexilischen Zeit zurück. Wir wissen von ihm nicht viel: sein Vater war Petuel. Er selbst weist durch seinen Namen "Jo 'el - Jah(we) ist Gott" schon auf seine Verkündigung hin.
Das Buch Joel gliedert sich in zwei Teile: ein Aufruf zur Klage und Reue angesichts einer verheerenden Heuschreckenplage und Not des Volkes. Im zweiten Teil (Kap. 3 und 4) ist von einem Tag Jahwes die Rede, der die Not wenden wird.
Das Buch beginnt mit einem leidenschaftlichen Aufruf zur Buße. Nicht das äußere Fasten ist wichtig. "Zerreißt eure Herzen und nicht eure Kleider und bekehrt euch zu dem Herren, eurem Gott!". Joel hofft, dass sein Aufruf zur Buße so viel Reue und Umkehr bewirke, dass das Strafgericht zum Segen gewandelt werden kann. Wenn das Volk sich auf diese Weise für Jahwe öffnet, wird es bereit sein für die große Prophezeiung: "Denn er ist gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Güte, und es reut ihn, dass er das Unheil verhängt hat."
Antwortpsalm - Ps 51, 3-6b.12–14. 17
Kv: Erbarme dich unser, o Herr,
denn wir haben gesündigt. – Kv
(GL 639,1)
Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld, *
tilge meine Frevel nach deinem reichen Erbarmen!
Wasch meine Schuld von mir ab *
und mach mich rein von meiner Sünde! – (Kv)
Denn ich erkenne meine bösen Taten, *
meine Sünde steht mir immer vor Augen.
Gegen dich allein habe ich gesündigt, *
ich habe getan, was böse ist in deinen Augen. – (Kv)
Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz *
und einen festen Geist erneuere in meinem Innern!
Verwirf mich nicht vor deinem Angesicht, *
deinen heiligen Geist nimm nicht von mir! – (Kv)
Gib mir wieder die Freude deines Heiles, *
rüste mich aus mit dem Geist der Großmut!
Herr, öffne meine Lippen, *
damit mein Mund dein Lob verkünde! – Kv
2. Lesung - 2 Kor 5,20 - 6,2
Lesung aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Korinth.
Schwestern und Brüder!
Wir sind also Gesandte an Christi statt
und Gott ist es, der durch uns mahnt.
Wir bitten an Christi statt:
Lasst euch mit Gott versöhnen!
Er hat den, der keine Sünde kannte,
für uns zur Sünde gemacht,
damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden.
Als Mitarbeiter Gottes ermahnen wir euch,
dass ihr seine Gnade nicht vergebens empfangt.
Denn es heißt:
Zur Zeit der Gnade habe ich dich erhört,
am Tag der Rettung habe ich dir geholfen.
Siehe, jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade;
siehe, jetzt ist er da, der Tag der Rettung.
Martin Stewen (2009)
Martin Leitgöb (2007)
Maria Wachtler (2003)
Der 2. Brief an die Gemeinde von Korinth stammt vermutlich aus der Feder verschiedener Paulus-Schüler, die den Text unter seiner legitimierenden Autorität verfasst haben.
Die vorliegende Perikope erzählt von den Motiven der Glaubensverkündigung und stellt das Amt der Verfasser dar als Dienst der Versöhnung. An diesem Dienst soll die ganze Gemeinde sich beteiligen - bis hin in unsere Tage.
Gottes heilvolles Handeln in Jesus Christus wird durch den Apostel Paulus in diesem Abschnitt mit dem Begriff der "Versöhnung" beschrieben. Im Griechischen hat dieser Begriff die Bedeutung von: anders machen, verändern, vertauschen. Es ist die Situation des Menschen, die sich durch Jesus Christus grundsätzlich verändert hat. Er hat stellvertretende Sühne geleistet, damit der Mensch wieder seiner ursprünglichen Ebenbildlichkeit Gottes gerecht wird.
Die Verkündigung dieser von Gott in Jesus Christus durchgeführten Versöhnung ist ein wesentlicher Aspekt des Aposteldienstes, wie Paulus ihn versteht. Er sieht sich als "Gesandter an Christi Statt", das heißt: als bevollmächtigter Vertreter, gewissermaßen als Sonderbotschafter seines Herrn. Wenn die Botschaft von der Versöhnung Gottes mit den Menschen ein wesentlicher Inhalt der apostolischen Verkündigung ist, dann ist diese Verkündigung immer auch Ermahnung, nämlich dazu, das Heil und die Gnade Gottes wirklich anzunehmen.
Der zweite Korintherbrief gilt als ein sehr persönliches Schreiben des Apostels Paulus. Leidenschaftlich bemüht er sich, Missverständnisse auszuräumen. Ein Mitglied der Gemeinde war gegen ihm aufgetreten. Da schreibt Paulus einen scharfen, klärenden Brief und trifft dann auf Titus um zu erfahren, ob damit der Wahrheit zum Durchbruch verholfen wurde.
Der Völkerapostel lässt immer wieder anklingen, wie engagiert er seine Missionsarbeit macht. Sie bringt ihm viel Leid, Bedrängnis, Entbehrungen und Demütigungen. In der Liebe zu seinen Gemeinden und im festen Vertrauen als Apostel an Christi statt gesandt zu sein, ruft er die Korinther zur Versöhnung auf. Gott hat in Christus neue Maßstäbe gesetzt: "Wenn also jemand in Christus ist, ist er eine neue Schöpfung: das Alte ist vergangen, Neues ist geworden. Aber das alles kommt von Gott, der uns durch Christus mit sich versöhnt und uns den Dienst der Versöhnung aufgetragen hat".
Ruf vor dem Evangelium - Ps 95,7d. 8a
Kv - Herr Jesus, dir sei Ruhm und Ehre! – Kv
Wenn ihr heute seine Stimme hört,
verhärtet nicht euer Herz!
Herr Jesus, dir sei Ruhm und Ehre!
Evangelium - Mt 6,1-6. 16-18
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit sprach jesus zu seinen Jüngern:
Hütet euch,
eure Gerechtigkeit vor den Menschen zu tun,
um von ihnen gesehen zu werden;
sonst habt ihr keinen Lohn
von eurem Vater im Himmel zu erwarten.
Wenn du Almosen gibst,
posaune es nicht vor dir her,
wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun,
um von den Leuten gelobt zu werden!
Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.
Wenn du Almosen gibst,
soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut,
damit dein Almosen im Verborgenen bleibt;
und dein Vater, der auch das Verborgene sieht,
wird es dir vergelten.
Wenn ihr betet,
macht es nicht wie die Heuchler!
Sie stellen sich beim Gebet
gern in die Synagogen und an die Straßenecken,
damit sie von den Leuten gesehen werden.
Amen, ich sage euch:
Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.
Du aber, wenn du betest, geh in deine Kammer,
schließ die Tür zu;
dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist!
Dein Vater, der auch das Verborgene sieht,
wird es dir vergelten.
Wenn ihr fastet,
macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler!
Sie geben sich ein trübseliges Aussehen,
damit die Leute merken, dass sie fasten.
Amen, ich sage euch:
Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.
Du aber, wenn du fastest, salbe dein Haupt
und wasche dein Gesicht,
damit die Leute nicht merken, dass du fastest,
sondern nur dein Vater, der im Verborgenen ist;
und dein Vater, der das Verborgene sieht,
wird es dir vergelten.
Martin Stewen (2009)
Martin Leitgöb (2007)
Maria Wachtler (2003)
Zu Beginn der Fastenzeit hören wir als Evangelium eine Perikope aus der Bergpredigt. An dieser Stelle des Evangeliums geht es Matthäus um den Charakter der Gerechten: Er warnt sie, ihre Gerechtigkeit nicht zur Schau zu stellen und verdeutlicht das anhand dreier Beispiele: Almosen, Beten und Fasten. Der Text liest sich wie eine katechetische Unterweisung. Diese Art sowie die gleichsam einer Karikatur dargestellten fehlbaren Heuchler führen am ehesten zum dem Gedanken, dass diese Worte tatsächlich eher für den Gemeindegebrauch geschrieben wurden: Sie dienten weniger einer authentischen Darstellung der Reden Jesu, sondern vielmehr der Verkündigung seiner Botschaft mitten hinein in die Gemeinde - das galt für die Gemeinde des Matthäus damals und gilt für unsere heute.
Die Evangelienstelle ist Teil der Bergpredigt Jesu, die in Mt 5 - 7 überliefert ist. Es geht um drei im Judentum, wie später auch im Christentum, geschätzte Frömmigkeitsübungen: das Almosengeben, das Beten und das Fasten. Jesus wertet diese Übungen nicht grundsätzlich ab, aber er möchte dahinter stehende wahre bzw. falsche Absichten und Motive freilegen. Er richtet den Blick darauf, wie diese Übungen im Leben oftmals umgesetzt werden, nämlich in einer ganz und gar veräußerlichten Weise, die letztlich darauf hinausläuft, bei den Menschen Ehre und Ansehen zu gewinnen. Gegen diese Pervertierung grundsätzlich positiver Frömmigkeitsübungen wendet sich Jesus und führt diese auf ihr eigentliches Wesen zurück. Nicht um öffentliche Zurschaustellung geht es, sondern um die Begegnung zwischen dem Menschen und Gott, und diese Begegnung hat ihren Schauplatz nicht in der Öffentlichkeit, sondern im Herzen. Das Gottesbild, das Jesus hier erkennen lässt, zeigt Gott als einen, der in einer wirklichen Beziehung mit dem einzelnen Menschen steht. Der Mensch kann, darf und soll sich von Gott wahrgenommen wissen.
Den Schlüssel für das Verständnis des Matthäusevangeliums gibt die Selbstoffenbarung des Auferstandenen in Mt 28:18-20a. Hier erfolgt eine dreifache Weisung: "Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie alles zu befolgen, was ich euch geboten habe." Kraft und Zuversicht für dieses Tun schenkt der Auferstandene mit der Zusage: "Seid gewiss, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt" (Mt 28:20b).
Die Lehren Jesu stellt Matthäus in fünf Reden dar. In diese werden Erzählungen über die Taten Jesu eingebunden. Die Lesungsperikope stammt aus der Bergpredigt (Mt 5-7). Sie gibt ein Bild der "Gerechtigkeit" (Frömmigkeit), wie Jesus sie versteht und weist den Nachfolgern Jesu damit den Weg zum Gottesreich. Ein Jünger Jesu wird versuchen, die hier erwähnten Grundhaltungen in sein Leben umzusetzen (auch wenn ihm das nie zur Gänze gelingen wird). Gott will von uns keine nur äußere Frömmigkeit. Auch die Motive und Absichten in unseren Herzen müssen ehrlich sein. Christliche Frömmigkeit soll von Beten, Fasten und Almosen geben geprägt sein.
Wir würden heute vielleicht so dazu sagen:
Beten: Bemühen, sich Gott zu öffnen, ihm im eigenen Leben Raum zu geben; die eigenen Maßstäbe am Evangelium messen ...
Fasten: sich von vordergründigen Befriedigungen, Täuschungen etc. lösen und zu sich selbst finden ...
Almosen geben: Anderen in ihrer Bedürftigkeit nach Zeit, Zuhören, tätiger oder materieller Hilfe gerecht werden ...
Diese guten Werke sollen in ungeteilter Ausrichtung auf Gott hin erfolgen. Ebenso darf das Gespräch mit Gott ganz vertrauensvoll und kindlich einfach sein (wie es im Vater unser - in der ungekürzten Fassung - anklingt).
Masken ablegen
Zurück in den Kleiderschrank
Wer in den vergangenen Tagen Karneval gefeiert hat, wird vielleicht die Verkleidung schon in den Kleiderschrank zurückgetan haben. Sie sind vorbei – die Tage, an denen wir fröhlich und lustig waren, wo wir einfach gesungen und gelacht haben. Sie sind vorbei die Tage, an denen die Politiker und Politikerinnen und vieles, was auf der Welt geschieht auf den Arm genommen werden. Sie sind vorbei die Tage, an denen sich viele verkleidet haben, um einmal in eine andere Rolle zu schlüpfen. Sie sind vorbei die Tage, an denen viele Menschen Masken getragen haben.
Damit bin ich schon beim Stichwort. Das Stichwort heißt „Masken!“ Die Masken werden in der Fastenzeit abgenommen. Ein guter Freund sagte mir einmal, dass es viele Menschen gibt, die „eine Maske“ tragen. Sie verbergen damit, wie es ihnen wirklich geht. Sie spielen eine Rolle, auch dann, wenn es ihnen nicht so danach ist. Aber die Gesellschaft, die Mitmenschen erwarten es. So muss der Priester immer freundlich sein. Wie geht es wohl einem Politiker, einer Politikerin, die ständig Angriffen und Kritik ausgesetzt ist? Ob sie das immer so ertragen, wie es den Anschein hat. Vor vielen Jahren hat Katja Ebstein einmal ein Lied gesungen mit dem Titel „Theater“. Wir hören da die Zeilen: "Und der Clown, der muss lachen / auch, wenn ihm zum Weinen ist / und das Publikum sieht nicht, dass eine Träne fließt. / Und der Held, der muss stark sein / Und kämpfen für das Recht / doch oft ist ihm vor Lampenfieber schlecht."
Wie oft sehnen sich Menschen und oft auch wir, vor anderen so sein zu dürfen, wie wir wirklich sind. Es gibt auch die andere Seite. Wir haben vielleicht auch ein wenig Angst vor der eigenen Wirklichkeit. Bin ich wirklich so stark, so fröhlich, so freundlich wie ich es immer tue oder habe ich nicht auch andere Seiten in mir?
Sich selbst kennenlernen
Doch eben darum geht es in der Fastenzeit. Diese österliche Bußzeit ist eine Einladung. Sie lädt uns ein, dass wir immer mehr hinter unsere Maske schauen. Sie lädt uns ein, dass wir uns immer tiefer kennen lernen und damit auch lieben lernen. Wenn wir an uns selbst Fehler und Schwächen erkennen, dann kann uns das zuerst traurig machen. Doch es kann uns auch demütig machen, zu erkennen, dass wir Menschen mit Fehlern und Schwächen sind. Doch gilt es, gerade zu diesen Fehlern und Schwächen zu stehen, uns gerade darin anzunehmen und zu lieben. Man wandelt nur das, was man annimmt. Wenn ich eine Schwäche nur bekämpfe, wenn ich mich darin ablehne, dann kann ich verkrampfen. Ich darf auch ja sagen dazu. Dann habe ich einen ersten Schritt getan, diese Schwäche zu überwinden. „So spricht der Herr: Kehrt um zu mir von ganzem Herzen, mit Fasten, Weinen und Klagen. Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider, und kehrt um zum Herrn, eurem Gott.“ Ein Kleid zu zerreißen, tut nicht weh, wohl aber kann es schmerzlich sein, die eigenen Fehler und Schwächen zu erkennen.
Aschenkreuz und Umkehr
Sie bekommen gleich das Aschekreuz ausgeteilt. Ein Satz, der dabei gesprochen wir ist: „Staub ist du und zum Staube kehrst du zurück.“ Wir werden dadurch an unsere Vergänglichkeit erinnert. Was immer wir im Leben erreichen, uns selbst aufbauen, worauf wir so stolz sind, es kann von heute auf morgen wertlos werden. Wir sind Geschöpfe. Wir stehen immer noch unter Gott. Wir brauchen seine Gebote immer noch als Orientierung für unser Leben. Wir brauchen Gottes Gebote, damit wir nicht ins Unglück rennen. Wir sind als Menschen nicht das Maß aller Dinge.
Ein anderer Satz lautet: „Kehre um und glaube an das Evangelium.“ Kehre um und glaube an die frohe Botschaft, dass du geliebt bist von Gott, unabhängig von deiner Leistung. Kehre um und glaube, dass seine Liebe, seine Botschaft dein Leben erfüllen kann. Kehre um und glaube, dass du geliebt wirst, auch und gerade, wenn du schwach bist, ja dass gerade die Schwachen diejenigen sind, die bei Gott am höchsten stehen. Kehre um und glaube, dass du vor Gott keine Maske tragen brauchst, sondern dass du so unendlich geliebt bist.
Auch vor Gott die Masken ablegen
Vor Gott kann ich keine Maske tragen. Das macht Jesus im Evangelium unmissverständlich klar. Ob ich ein Almosen gebe, ob ich bete oder ob ich faste – alles kann auch zur Schau werden. Ich kann versuchen mich mit all diesem religiösen Tun vor Gott und den Menschen gut darstellen. Doch Gott sieht mein Herz. Tue ich etwas aus Liebe? Gebe ich ein Almosen um mich den Armen überlegen zu fühlen oder tue ich es aus Liebe, um das, was mir unverdient geschenkt wurde, mit jemand zu teilen? Bete ich, um Gottes Willen immer mehr zu erkennen und in die Liebe zu ihm immer weiter hineinzuwachsen oder möchte ich auf andere Menschen Eindruck machen? Jesus prangert immer wieder religiöse Heuchelei an, wenn Menschen gerade das Gebet missbrauchen, um eine Maske aufzusetzen. Faste ich, um andere und auch mich selbst zu beeindrucken oder will ich wirklich neu werden, frei werden für Gott, für die Mitmenschen?
Wer sich wirklich auf diese Zeit einlässt, braucht Mut. Haben wir doch alle den Mut, uns unsere Masken abnehmen zu lassen, immer mehr den Mut, zu erkennen, wer wir wirklich sind. So wie wir wirklich sind, so dürfen wir uns lieben. Wir brauchen nicht den oder die zu lieben, die wir sein möchten, sondern die wir wirklich sind. Hängen wir das wie ein Karnevalskostüm in den Kleiderschrank.
Beten, fasten und Almosen geben…
Gesehen werden
Das Evangelium hallt nach. Ich höre das Echo: Hütet euch, eure Frömmigkeit zur Schau zu stellen. Passt auf! Passt auf euch auf! Passt auf eure Frömmigkeit auf! Egal, ob Almosen, Gebete oder Fastenübungen. Egal, ob Auftritte in der Kirche, Superperformance im Gottesdienst, Selbstdarstellung in einem Leitungsgremium. „Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zu tun, um von ihnen gesehen zu werden.“
Vielleicht ist es menschlich, allzu menschlich. Wir Menschen möchten gesehen werden, wir möchten uns die Schau nicht stehlen lassen, wir möchten uns ins rechte Licht rücken. Wenn es schon kein anderer Mensch für uns tut. Ich kenne das auch. Aber es gibt wohl auch keinen Menschen, der nicht gelegentlich davon angewidert ist. Dann allerdings, Entschuldigung, eher von anderen.
In der Welt Jesu kam das alles vor, fein gestylt und inszeniert: Almosen werden in einer großen Geste gegeben - beim Gebet bleibt ein Auge halboffen, um zu schauen, ob jemand zuschaut - und Fastenübungen glänzen in einer Inszenierung. Hauptsache: gesehen werden. Natürlich war auch die Kleidung passend – wie der Gesichtsausdruck. Es werden Rollen gespielt. Doch Gott sieht in ein Herz. Er sieht die Selbstgerechtigkeit wie die Verlogenheit, die Show wie die Sehnsucht – die Sehnsucht, geliebt und angenommen zu sein.
Was Gott sieht, kann ich ihm nicht zuschneiden. Schon gar nicht, was er sehen soll. Doch in seinem Blick bin ich aufgehobener und geborgener als in meinen Träumen; auch in dem Traum, Gott auf meine Seite zu ziehen.
Die Almosen sollen doch Menschen helfen – nicht mir.
Im Gebet schütte ich mein Herz aus – für ihn.
Und das Fasten hilft mir, etwas zu entdecken - mich.
Die Dinge sind getrennt voneinander in einem großen Glück verbunden: „…dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“ Im Evangelium wird es gleich dreimal gesagt. Ein Refrain für das Leben.
Wer sich zur Schau stellt, findet sich nicht. Wer eine Rolle spielt, muss sich verstecken. Wer Gott etwas vormacht, steht mit leeren Händen vor ihm. Eher verliert ein Mensch auch noch das Letzte, was ihm geblieben ist: die Selbstachtung.
Sehen lassen
Heute legen wir die Kollekte in ein Körbchen. Vielleicht sogar verschämt. Wer etwas mehr machen möchte, spendet. Für die Erdbebenopfer – zum Beispiel. Oder wir geben Menschen etwas von dem ab, was wir haben. So mancher Karton wird von Menschen gepackt und auf eine weite Reise geschickt. Dass Menschen sich anrühren lassen und helfen, ist ein Glücksfall. In den großen Zahlen gehen die kleinen unter – und machen doch die kleinen groß.
Heute tun wir uns schwer, überhaupt zu beten. In der Öffentlichkeit schon gar nicht. Im Restaurant ist ein Tischgebet fremd. Am Grab ist das Gebet versteckt. Am Abend still. Dann geht mir der Tag durch den Kopf. Gott weiß, dass es ein Gebet ist.
Wenn überhaupt, ziehen wir uns oft auf Riten zurück. Die Gebete sind vorformuliert und werden abgelesen. Sie werden den Fachleuten überlassen – und die sind kenntlich: am Gewand und an der Stola. Zudem sprechen sie gekonnt. Stammeln ist nicht vorgesehen…
Fasten freilich ist „in“. Fasten ist eine Modeerscheinung geworden. Und wohl auch eine Wohlstandserscheinung. Für viele Menschen wird, wenigstens für eine kurze Zeit, „weniger“ „mehr“. Das Essen kontrollieren. Auf Alkohol verzichten. Gar das Auto soll fasten. Autofasten. Es gibt Ratgeber, Kalender – und Artikel zum Kaufen. Fasten hat sich längst einen Markt erobert. Mit Anbietern und Kunden. Nur: Gott kommt nicht vor. Und der andere Mensch auch nicht. Ich faste.
Im Evangelium werden Selbstdarstellung und Selbstgenügsamkeit von Jesus in eine andere Bahn gelenkt. Es ist alles gut – Almosen, Gebete, Fasten – und was es so noch gibt. Es ist gut, wenn Menschen sich einbringen und einmischen. Gut ist, wenn Menschen Freude daran haben, anderen Menschen eine Freude zu machen. Wenn sie das Beste, ihr Bestes geben! Manchmal ermuntere ich Menschen, doch den Mut zu haben, sich vorne hinzustellen. Sich zu zeigen. Sich sichtbar zu machen.
Es gibt so viele graue Mäuse, die noch nicht wissen, dass sie fliegen können. Viele Menschen haben Angst davor. Sie trauen ihrem Auftritt nicht, nicht ihrer Sprache, nicht ihrem Gesicht. Wenn es in der Kirche nicht gelingt – wo soll es dann seinen Platz finden?
Auf einmal verändert sich das Thema: Jesus hat Menschen in den Blick genommen, die wie Frömmigskeitsmaschinen abgespult haben, was ihren Selbstwert steigerte, aber den Menschen, die ihn und andere Menschen suchten, hat er Mut gemacht, ihren Glauben zu leben.
Heute wünschen wir uns, dass Menschen in der Öffentlichkeit als Christen erkennbar sein möchten. Vielleicht auch nur mit kleinen Zeichen, mit kleinen Gesten. Aber erkennbar – und offen.
Kirchliche Hilfswerke haben die Almosen professionalisiert, aber auch Anonymität gegeben. Die Posaunen blasen nicht mehr. Sie werden auch nicht vermisst. –
Gebete in der Öffentlichkeit können Menschen aufrichten und ihnen auch eine Sprache geben, die sie verlernt oder verloren haben. Wer einmal die Erfahrung gemacht hat, wie sich eine große Stille ausbreitet, wird nie vergessen, dass ein Gebet vermag, was keine Rede schafft: das Aufleuchten einer Nähe, mit der Menschen nicht mehr rechneten. –
Fasten kann entschlacken, Dinge, die im Alltag untergehen, noch einmal wichtigmachen, Fasten aber kann auch den Blick schenken für Gott, der unauffällig, doch mit einer großen Liebe, in meinem Leben gegenwärtig ist. Erinnerungen sprechen mit Hoffnungen, der Glaube mit dem Zweifel.
Aschermittwoch
Am Aschermittwoch beginnt die Vierzigtagezeit (so heißt es bei unseren niederländischen Nachbarn), auch Fasten- oder Passionszeit genannt. Heute werden wir mit einem Evangelium beschenkt, das nicht nur Fehlformen der Frömmigkeit aufdeckt, sondern uns zur Umkehr einlädt: „Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“ Was? Deinen Mut, mit einem Lächeln zu glauben. Mit allem, was du tust, was dein Gebet ausmacht, was dich öffnet und frei macht für ihn – der dich von Anfang an geliebt hat, bevor du überhaupt wusstest, was die Dinge dieser Welt mit Menschen machen.
Ein Zeichen wird uns heute gegeben, nein, auf die Stirn gezeichnet, auf das Haar gestreut: das Aschekreuz. Die Asche riecht zwar nach Vergänglichkeit, hat aber in der Kreuzform bereits Ostern in sich. Kehrt um – und glaubt an das Evangelium!
Das Evangelium hallt nach. Ich höre das Echo: Seid behütet in eurer Frömmigkeit!
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Strahlen wie ein frisch polierter Silberlöffel
Mit Asche kann man Silber putzen!
Vor der Erfindung moderner Reinigungsprodukte verwendeten die Menschen ein altbewährtes Hausmittel: Holzasche eignet sich als Scheuermittel für angebrannte Kochtöpfe, und fein gesiebte Asche verwenden manche zur Silberpolitur. Einfach einreiben, polieren und danach gründlich abspülen – da glänzt der Silberlöffel wieder wie neu! Ja, Asche ist sogar ein Unkrautvernichter und hilft bei der Bekämpfung von Schädlingen wie Blattläusen. Die befallene Pflanze wird leicht mit Asche bestäubt, und die Läuse geben Fersengeld.
„Asche über mein Haupt!“, sagen wir
Die Bibel berichtet von Menschen, die sich Asche aufs Haupt streuen und ihre Kleider zerreißen (etwa in 2 Sam 13,19; Es 4,1; Dan 9,3), um zu zeigen, dass sie traurig sind, enttäuscht oder dass ihnen eine Laus über die Leber gelaufen ist. Nun wird uns gesagt: „Zerreißt eure Herzen und nicht euere Kleider und bekehrt euch zu eurem Gott“ (Joel 2,13).
Am Aschermittwoch werden wir mit dem Aschenkreuz bezeichnet. Es erinnert an unsere Vergänglichkeit und weist zugleich auf jenen hin, der den Tod überwunden hat: auf Jesus Christus! Das Aschenkreuz markiert den Beginn einer Zeit nicht nur des kargen Mahles, sondern auch der inneren Umkehr. Wenn „Um‑Kehr“ von Dauer sein soll, braucht es „Zu-Kehr“ zu Neuem. So mag ich in der Fastenzeit nicht nur bewusst auf Verschiedenes verzichten, sondern zugleich auf Gott hingewandt mein Leben ganz bewusst anschauen.
Jetzt beginnt eine 40-tägige Erneuerungszeit
Wir dürfen uns von Äußerlichkeiten und Zwängen freimachen und manche Dinge loslassen, um Gott wieder ein Stückchen näher zu kommen. Erinnern wir uns an die 40-jährige Wüstenwanderung des Volkes Israel, die in jenen 40 Tagen widerhallt, die Jesus in die Wüste ging. Vierzig ist eine Zahl der Vorbereitung und der Prüfung. Auch in unserem Leben haben wir so manche Wüste zu durchqueren. In einer 40-tägigen Bußzeit mögen wir unsere Kräfte neu bündeln, um zu Ostern mit neuem Elan durchzustarten.
Es ist auch eine Zeit des Teilens
In der Fastenaktion sammeln wir für Bedürftige. Zugleich mahnt uns das heutige Evangelium: „Wenn du Almosen gibst, posaune es nicht vor dir her, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gelobt zu werden!“ (Mt 6,2). Aber lesen wir nicht an anderer Stelle, wir sollen unser „Licht nicht unter den Scheffel stellen“ (Mt 5,15; Mk 4,21; Lk 8,16) und heißt es nicht auch: „Tue Gutes und rede darüber“, damit es andere anspornt, auch „mehr“ zu tun?
Die Volxbibel, eine Bibelübersetzung in der Sprache von Jugendlichen, bringt es auf den Punkt: „Wenn du irgendeinem Obdachlosen auf der Straße ein paar Cent schenkst, dann poste das nicht gleich auf der Insta-Seite deiner Gemeinde, wie das die Pseudos und Superfrommen machen. Sie texten die Leute zu und erzählen jedem ihre Heldengeschichten, ob man es nun hören will oder nicht. Sie wollen als die dicken Macker dastehen. Ich sag nur: Damit haben sie ihre Belohnung schon kassiert“ (Mt 6,2). Ja, wir brauchen nicht alles an die große Glocke zu hängen, denn unser Vater im Himmel sieht auch das Verborgene – wiederum mit den Worten der Volxbibel: „Gott weiß, was in dir abgeht“ (Mt 6,6) – und er wird dir vergelten, was du tust (Mt 6,18).
Asche hat man früher zum Streuen bei Glatteis eingesetzt. Das macht man heute kaum mehr. Und wegen der Klimaerwärmung wird das Glatteis weniger. Was nicht weniger wird, ist der Bedarf an innerer Einkehr, gerade wenn man sich auf „rutschiges Parkett“ begeben hat. Es braucht Bereitschaft, um das eigene Leben in Christus neu zu denken, ganz so wie es heißt: „Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15). Danach können wir wieder strahlen wie ein frisch polierter Silberlöffel!
© Diakon Oliver Meidl diakon(at)eni.wien
Fasten in Krisenzeiten - Mut zu Neuorientierung
Fasten – eine Herzensangelegenheit
Fasten liegt seit einigen Jahren ziemlich im Trend. Die einen fasten zum Abnehmen, die anderen zum Entschlacken, manche fasten abends, während andere mehrmals die Woche ganze Fastentage einlegen. Neben diesen Trends wirkt die nun beginnende Fastenzeit beinahe etwas altmodisch: Eine gute Gelegenheit, über Inhalt und Zielrichtung dieser Zeit nachzudenken und ihre Bedeutung für die Gegenwart zu erschließen.
Der Text der ersten Lesung aus dem Buch Joel gibt uns einen Hinweis mit dem eindringlichen Appell: „Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider“. Eines der Hauptziele der Fastenzeit ist also eine innere Reifung und Wandlung anstatt der Konzentration auf die äußere Sichtbarkeit unserer Handlungen. Beim Fasten handelt es sich in diesem Sinn also um eine Herzensangelegenheit mit dem Ziel, mich selbst und mein Leben besser kennenzulernen.
Unterbrechung des gewohnten Trotts
Nicht nur in diesem Punkt erinnert mich das Fasten an das Pilgern. Beides stellt eine „Zwischenzeit“ im Alltag dar und führt zu einer Unterbrechung des gewohnten Trotts. Ich muss alles, was nicht notwendig für mich ist bzw. nicht Platz im Rucksack hat, zurücklassen und bekomme so einen Blick für wirklich Wichtiges. Diese neue Sicht auf die Dinge kann mir dabei helfen, Gutes wertzuschätzen und Schlechtes abzuwerfen oder auszubessern. Wenn mir das gelingt, kann ich im doppelten Sinn frei werden: Frei werden von Belastendem, Zwängen und Verletzungen und frei werden für neue Wege, neue Perspektiven und meine Mitmenschen.
Der letzte Punkt - frei werden für meine Mitmenschen - kann uns zu einer weiteren Erkenntnis führen: Weil wir eingebettet in ein soziales Umfeld leben und keine Einzelkämpfer:innen sind, macht es keinen Sinn, in der Fastenzeit nur allein nach neuen Wegen und Perspektiven zu suchen. Zusätzlich dazu sind wir auch als Gesellschaft herausgefordert, an Lösungen für Probleme und Gerechtigkeit für benachteiligte Menschen zu arbeiten.
Finden neuer Wege als Gemeinschaft
Der Blick auf die vergangenen Jahre zeigt uns, dass das Finden neuer Wege als Gemeinschaft immer größere Bedeutung gewinnt. Die multiplen Krisen offenbaren uns, vor welchen Grenzen unser derzeitiger Lebensstil steht: Krieg in Europa, Naturkatastrophen, Pandemie, weltweite Konfliktherde, Hunger, Teuerung, zunehmende Auswirkungen der Klimakatastrophe, die Aufzählung könnte noch lange fortgeführt werden. Diese Vielzahl an Herausforderungen, die unseren eigenen Wirkungsbereich übersteigen, lässt uns oft ohnmächtig zurück. Wie soll und kann ich selbst zur Verbesserung all dieser Aufgaben beitragen?
Dabei kann die kurze Textstelle der zweiten Lesung aus dem 2. Korintherbrief weiterhelfen: Wir können darauf vertrauen, dass Rettung und Zuwendung als Geschenk Gottes schon da sind. Es liegt an mir, dieses Geschenk aktiv anzunehmen. Die Zusage Gottes öffnet eine positive Perspektive, kann Mut sowie Sicherheit geben und stattet uns zugleich mit einem konkreten Auftrag aus, nämlich zu seinen Mitarbeiter:innen zu werden. Unsere Aufgabe ist es daher, durch eine am Wohl der Mitmenschen orientierte Lebensführung die Zuwendung Gottes in die Welt zu bringen.
Konkret kann das auch mit Blick auf die Enzyklika „Laudato Si‘“ von Papst Franziskus bedeuten, sich mit den globalen Herausforderungen - Klimawandel, destruktive Finanzsysteme, Hunger, Kriege - zu beschäftigen und Wege daraus zu finden. Hier bietet die Fastenzeit eine gute Gelegenheit, die Folgen des eigenen Lebensstils zu überdenken und sich gegebenenfalls neu zu orientieren: Welche Auswirkungen hat meine Lebensweise beispielsweise auf Menschen im globalen Süden und auf die Umwelt? Wie kann ich mich für eine gerechte und nachhaltige Umverteilung von Reichtum und Macht einsetzen? Wo werde ich angesichts von zunehmender „Normalisierung des Krieges“ und Aufrüstung mit einer Botschaft der Versöhnung gehört?
Wir sind nicht allein
Wenn wir uns angesichts dieser großen Fragen und Herausforderungen überfordert fühlen, können wir uns die Botschaft aus dem 2. Korintherbrief ins Gedächtnis rufen. Wir sind nicht allein gelassen, Gott hat uns seine Zuwendung geschenkt. Darauf können wir vertrauen und uns als Mitarbeiter:innen Gottes aktiv in seinen Dienst stellen für eine gerechte und friedliche Welt. Fastenzeit kann in diesem Sinn bedeuten, sich mit Gottes Hilfe mutig auf den Weg zu machen, neu zu orientieren und so auf das gemeinsame Ziel zuzugehen: Ostern und die damit verbundene Hoffnung auf ein Leben in Fülle für alle!
© Daniel Holzapfel, Referent Pax Christi Österreich.
Einladung zum Umkehren
Quarantäne
„Heute gehen wir gar nicht raus´´ - wir bleiben im Pyjama z' Haus“ (Heute gehen wir nicht aus dem Haus, wir bleiben im Pyjama zu Hause). Diesen Spruch habe ich irgendwo zur Zeit der Pandemie, des Home-offices und der strengen Quarantäne gelesen.
Fastenzeit und Quarantäne haben Manches gemeinsam. Das Wort Quarantäne lässt sich vom Lateinischen quadraginta herführen und wir erlebten Zeiten der Quarantäne. Auch die Heilige Schrift kann mit Beispielen dazu aufwarten. Im Buch Numeri kann man nachlesen, dass Mirjam, die Schwester des Mose, vom Aussatz befallen war und deshalb außerhalb des Lagers leben musste. Erst auf Bitte ihres Bruders „Herr, heile sie!“, erfolgte diese Heilung in der Quarantäne. Vor Beginn des öffentlichen Auftreten Jesu ging er in die Wüste, betete und fastete. - Jesus in Quarantäne, auch abgesondert. 2000 Jahre später bringt es dieses kleine unscheinbare Virus zustande, Menschen in Quarantäne zu schicken. Eine Zeit der mannigfachen Krise, gleichzeitig Chance, unser Leben zu überprüfen und umzukehren.
Zeit der Umkehr
Da stellt uns der Prophet Joel - ein kleines Büchlein, bestehend aus vier Kapiteln - in Bildern vor Augen, was Umkehr heißt: „Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider!“ (Joel 2,13). Umkehr muss vom Inneren her kommen, Kleider zu zerreißen, ist als Heuchelei anzusehen, da geschieht nicht Umkehr. Kleider sind nur das äußere Merkmal von Menschen. Aus diesem Wort ergibt sich schon ein Bezug zum Evangelium wie Fasten, Beten, Almosen geben aussehen soll. Aber warum finden wir im Buch Joel so mahnende Worte? Da geht es um Juda und Jerusalem, um Gericht, weil die Menschen von JHWH abgefallen sind und ihren eigenen Göttern gehuldigt haben.
Das ist bei uns ähnlich. Wir brauchen keinen Gott, geht ganz gut ohne, denken nicht wenige. Vielleicht geben wir nur sehr schwach oder gar nicht Auskunft, was der Grund unserer Hoffnung in dieser schwierigen, raschlebigen Zeit ist. Nachdenken, Umkehr ist notwendig. Umkehr kann aus Freude geschehen, den richtigen (Lebens)Weg gefunden zu haben, Umkehr heißt: auch anders leben, damit andere überleben. „Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade, die Zeit der Rettung“ (2 Kor 6,2) und „ändert euer Denken und prüft, damit ihr erkennen könnt, was der Wille Gottes ist.“ (Röm 12,2). „Erkennen“ und „Lieben“ haben im Hebräischen ein und dieselbe Bedeutung.
Damit sind wir schon beim Evangelium, wieder ein Stück aus der Bergpredigt. Beten, Fasten, Almosen geben als Grundpfeiler in den großen Religionen. „Tu Gutes und rede darüber!“, das darf schon sein, ist vielleicht da und dort notwendig, viel wichtiger ist aber, was in wenigen Worten gesagt wird: „Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“ (Mt 6,18). Wenn man hinausposaunt, welch gutes Vorbild man ist und die Aufmerksamkeit möglichst vieler Menschen auf sich lenkt, kann das die Umgebung furchtbar nerven, aber der eine kurze Satz gibt ausreichend Antwort: „Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.“ (Mt 6,16).
Aschermittwoch
Diesen Texten wird durch die Symbolik des Aschermittwochs Nachdruck verliehen. Bedenken wir, was in unserem Leben alles zu Asche wird, schöne Urlaubsreisen, Feste, nicht eingehaltene Versprechen, Gott sei Dank auch manche Untat etc. Alles ist der Vergänglichkeit unterworfen. Das ist Zumutung und Herausforderung. Asche und Kreuz werden uns auf die Stirne gezeichnet und dazu wird uns gesagt: „Vom Staub bist du genommen, zum Leben berufen.“ Wir haben zu Recht Angst vor Krankheit, Gebrechlichkeit, Leid, vor der Vergänglichkeit. Das wird uns heute bewusst gemacht. Auch das Kreuz wäre ein Skandal ohne Zuspruch und Glaube an die Auferstehung, an das unvergängliche Leben nach dem Tod. Wir sind Staub, Erde, Lehm (siehe Schöpfungsbericht Genesis 2). Wenn wir uns aber von Gottes Hand formen lassen, werden wir zu etwas Wunderbarem - wir werden Gott ähnlich. Dann bekommt auch die Frage „Wozu leben wir?“ Sinn. Zentrales Anliegen hier auf Erden ist schon die Liebe über den Tod hinaus. Geld, Karriere sind Hilfsmittel, die vergehen und werden auch zu Staub. Die Liebe bleibt bestehen.
Ich sehe hier Firmlinge, die in absehbarer Zeit dieses Sakrament empfangen. Sakrament ist Medikament für ein geglücktes Leben. Ihr seid in einem Alter, wo Ihr immer selbstständiger werdet, wo allmählich die Ablösung vom Elternhaus erfolgt, wo ihr immer mehr eintretet in die Welt der Erwachsenen, in neue Beziehungen, wo ihr schon drinnen seid in Schule und Berufsausbildung, wo sich Erfolg und Niederlage abwechseln, wo Ihr mit Hilfe des Heiligen Geistes und Euren Begabungen kritisch zu denken lernt, Entscheidungen treffen müsst. Firmung, aus dem Lateinischen »confirmare« heißt: Ich bestätige, jetzt als junger Mensch, was Eltern und Paten im Baby- oder Kindesalter in meinem Namen für mich versprochen haben. Ich will in Gottes Spur bleiben, auch wenn es viel Versagen in Kirche und Gesellschaft gibt.
Umkehr heißt eigenes Leben in den Blick nehmen, „Licht der Welt sein“, das sich in guten Werken in vielen Dunkelheiten der Welt gut sichtbar zeigt. Ich wünsche Euch Firmlingen, aber auch der ganzen Gemeinde, dass das und engagierte Mitarbeit auch im Glaubensleben gelingen.
Eine Zeit der Gnade
Fasten ist in
Während man vor wenigen Jahren noch belächelt wurde, wenn man es ablehnte am Freitag Fleisch zu essen, ernähren sich heute nicht wenige Menschen vegetarisch oder vegan. Auch Fasten ist inzwischen schick geworden, nicht nur in der Fastenzeit.
Es gibt viele gute Gründe zu fasten und noch mehr Arten zu fasten. Man kann um des Abnehmens willen fasten oder einen Diätplan befolgen, man kann als Zeichen der Solidarität mit Menschen, die nicht genug zu essen haben, fasten, manche machen alljährlich eine Fastenkur zur Entschlackung. Vegetarier und Veganer empfinden ihren Verzicht auf tierische Nahrungsmittel gar nicht als Fasten. Manchen geht es beim Fasten vor allem ums Verzichten auf bestimmte Genüsse wie Fleisch oder Alkohol. Ihnen kommt es auf das Nicht-Genießen an.
Wie faste ich richtig?
Im Evangelium kritisiert Jesus jene, die beten, fasten oder Almosen geben, um von den Menschen gesehen, bewundert und gelobt zu werden. So erfreulich Charity-Veranstaltungen sind, die Devise "tu Gutes und rede darüber" ist von Standpunkt Jesu her zu hinterfragen. Sind Wohltätigkeiten, die als Werbeausgaben verbucht werden, Herzenssache?
Am Beginn der Fastenzeit fragen wir uns, wie fasten wir richtig? Wie fastet man christlich? Wie begehen und gestalten wir die 40 Tage vor Ostern dem ursprünglichen Sinn entsprechend?
Das Evangelium betont, dass unser Gutes-tun, unser Gut-sein im Herzen stattfinden muss, andernfalls ist es scheinheilig. Die Lesungen führen uns zum eigentlichen Sinn des Fastens hin. Es geht um die Hinwendung zu Gott, um Versöhnung mit Gott. In vielen Bereichen unseres Lebens spielt Gott keine Rolle oder nur mehr eine Nebenrolle.
Eine Frage des Lebensstils
In der Fastenzeit prüfen wir unsere Lebensgewohnheiten und eingeübten Abläufe, wie weit sie mit dem in Einklang sind, was Gott in unser Leben hineingelegt hat, als er uns und die ganze Welt ins Leben gerufen hat. Wir fragen uns: Was tut uns wirklich gut? Was tut mir, meiner Gesundheit, meinem leiblichen und geistigen Wohlbefinden gut? Was tut meinen Mitmenschen und meinen Beziehungen gut? Was tut unserer Umwelt gut? Dabei geht es um mehr als um Wellness oder es sich gut gehen lassen. Es geht nicht darum, dass wir 40 Tage lang weniger essen, weniger Alkohol trinken, uns weniger gönnen, Konsumverzicht üben, weniger Auto fahren, fernsehen und so weiter. Es geht um die Überprüfung unseres Lebensstils, über den wir meist gar nicht nachdenken.
Umkehr will von Dauer sein und erfordert ein Umdenken: einen gesünderen Lebensstil, echte Kommunikation, echtes Miteinander, Wertschätzung und Respekt, Rücksicht auf die Schwächeren weltweit und in der nächsten Umgebung. Das Aschenkreuz, mit dem wir die Fastenzeit beginnen, ist ein Zeichen, dass wir uns auf diesen Weg der Besinnung einlassen wollen. Das Gehen dieses Weges liegt noch vor uns.
Zeit der Erneuerung
Maß halten
Unsere Wohlstandsgesellschaft hält es wie der Mond: Entweder sie nimmt zu oder sie nimmt ab. Lustvoll zunehmen und schuldbewusst abnehmen.- Balance halten zwischen beiden. Das gelingt sehr gut über „Maß halten“. Gemeint ist nicht, das Maß Bier beim Stammtisch, sondern sich zu mäßigen in verschiedenen Lebensbereichen.
Die Fastenzeit gibt Gelegenheit dazu. Sie soll nicht Leidenszeit sein, sondern Zeit der Vorfreude auf das größte und zentralste Fest der Christenheit, auf das Fest der Erlösung, das uns daran erinnert, von allen Dunkelheiten, Lasten, unnötigem Ballast frei zu werden, also ein Neubeginn als Frühjahrsputz an Leib und Seele, auch was unsere Umgebung betrifft. Reinigung, Altes beseitigen, damit wieder neues Leben entstehen kann.
Die Kirche bietet dazu Lebenshilfen an: das Sakrament der Versöhnung und Buße, Eucharistie, Andachten, 24 Stunden vor dem Herrn hier in der Pfarre Atzgersdorf: Bibel lesen. Sakramente als Medikamente, Lebenshilfe, um das Leben gut auszubalancieren zwischen Zuviel und Zuwenig. Schon Aristoteles (384-322 v. Chr.) bringt es in seiner Philosophie zum Ausdruck, dass die Meisterschaft des richtigen Maßes voraussetzt, über den Dingen zu stehen, sie zu steuern, nicht dass sie uns steuern durch Gier, Machtgehabe, Unmäßigkeit.
loslassen
Der heutige Aschermittwoch lehrt, dass wir von manchen Dingen loslassen müssen, verzichten, weil die Schöpfung und auch wir auf Vergänglichkeit ausgerichtet sind. Wir stellen es dar durch Asche und Kreuz, das einst zur Auferstehung führt, zum Leben „in Fülle“, wie wir im Johannesevangelium nachlesen können. Das fordert Verzicht, auch wenn Manches widersprüchlich erscheint, wie etwa das Kreuz: Zeichen des Todes, der Vergänglichkeit, aber auch Zeichen für neues Leben. Die Pandemie lehrt uns, auf Verschiedenes zu verzichten.
In der 1. Lesung findet sich ein bemerkenswerter Satz: „Zerreißt eure Herzen, nicht eureKleider“, ein Bild natürlich, das verstanden werden will. Es meint, all unsere Verstockungen, Egoismen, Verhärtungen, Intoleranz, die aus dem Inneren des Menschen kommen, aufgebrochen werden, damit sich auch äußere Verhaltensweisen ändern, ja sogar das Aussehen kann sich dadurch ändern: Beobachten Sie doch, wie ein Griesgram gegen einen zufriedenen Menschen aussieht.
Wörterfasten
Verzicht als wunderbare Therapie, etwa beim Wörterfasten. Jesus sagte: „Über jedes unnütze Wort, das die Menschen reden, werden sie am Tag des Gerichts Rechenschaft ablegen müssen; denn aufgrund deiner Worte wirst du freigesprochen und aufgrund deiner Worte wirst duverurteilt werden.“ (Mt 12,36). Eine gewaltige Vorgabe. Wie sieht das heute aus? Fake news, Shitstorms, Wortschwall und Wortmüll, kein Unterschied zwischen höflicher Umgangssprache und Political correctness: einen „großen Braunen“ im Restaurant wird man noch ausnahmsweise bestellen dürfen, ohne dass jemand die Moralkeule schwingt, beim „Mohr im Hemd“ kann es schon Schwierigkeiten geben. Da entsteht Heuchelei bis zum Erbrechen: Niemand wird arbeitslos, Menschen werden nur „freigesetzt“, Preise „angepasst“, „korrigiert“. An giftige Sprechblasen gar nicht zu denken, statt zu schweigen, das zum Gebet hinführt. Gott spricht im Schweigen zu uns, in der Stille ganz diskret. Verzicht und Umweltfasten: Im Flug- und Schiffsverkehr mit den riesigen Kreuzfahrtschiffen, Energieverbrauch: Wie rasch sich die Natur erholen könnte. Verzicht muss nicht unbedingt Verlust bedeuten, sondern es kann Vergangenes neu erstehen - eine Form der Auferstehung schon jetzt.
Auskunft geben über den Glauben, der mich leitet
Ein Wort an die Firmlinge: Wir sind Staub, Erde, Lehm, dazu kommt noch Wasser. Doch wenn wir uns von Gottes Händen formen lassen, werden wir zu etwas Wunderbaren, wir werden Gott ähnlich. Geformt wird man schon im Mutterleib, dann in der Jugend durch Ausbildung und Bildung sowie Persönlichkeitsbildung durch ständige Erfahrung. Christentum ist eine Bildungsreligion, die den ganzen Menschen betrifft: Leib / Seele - Körper. In etwa zwei Monaten empfangt Ihr das Sakrament der Firmung. Latein: confirmare = bestätigen, firm sein= feststehend. Hier geht es um Eure Entscheidung für den Glauben nach Vorbereitung, vielen Gesprächen, vielleicht auch heftigen Diskussionen für ein bewusstes Christsein in Eurem Leben: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von Euch Rechenschaft fordert, über die Hoffnung, die Euch erfüllt.“ (1 Petr 3,15). Auskunft geben: Was bedeutet für mich Erlösung? Warum gehe ich in die Kirche? Jesus gibt seinen Jüngern und dem Volk Lebenshilfe in Gleichnissen, Alltagsgeschichten, wie Leben glücken kann. Er gibt Auskunft, die nicht jedem passt. Auskunft geben, damit der Glaube nicht verdunstet, wie man immer wieder feststellen kann. Topaktuell. Sowie lebenslanges Lernen für das berufliche Fortkommen wichtig ist, braucht es auch Wachstum im Glaubensleben.
Ich wünsche Euch, dass dieses Sakrament nicht zu einem Abschiedssakrament aus der Kirche wird, sondern dass Ihr Euch untereinander festigt im Gespräch, im Zusammensein bei Festen und Feiern und auch bei der Arbeit. Das hat sicher Auswirkungen auf Euer Glaubensleben.
Worauf es ankommt
Worauf kommt es an?
Worauf kommt es im Leben an? Worauf kommt es in der Fastenzeit an?
Wir sind wieder am Beginn einer besonderen Zeit. Viele Menschen nutzen die Fastenzeit, um auf etwas zu verzichten, viele aus religiösen Gründen, andere aus gesundheitlichen oder anderen persönlichen Gründen. Manche verzichten auf Süßigkeiten, andere auf Fleisch oder Alkohol, wieder andere auf das Auto, manche auf negative Gedanken usw. Das sind alles gute und wertvolle Übungen oder können es zumindest sein. Dazu braucht es, dass ich mich frage, worauf es ankommt.
Einen Hinweis darauf finden wir in der Lesung aus dem Buch Joel: „Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider“, lesen wir da. Es kommt nicht auf das Äußere an, sondern es geht um unser Inneres. Alles, was mir dabei hilft, ganz zu mir zu kommen und mich frei von äußeren Zwängen zu machen, bringt mich Gott ein Stück näher. Bei dieser Freiheit geht es nicht um eine Freiheit „von“, sondern um eine Freiheit „zu“. Ich bin frei, mich meinem Mitmenschen zuzuwenden, wenn ich etwas von meiner Zeit verschenke. Ich bin frei, weniger Fleisch und mehr regionale Produkte zu essen, weil ich solidarisch sein möchte. Ich bin frei, mit Gott ins Gespräch zu kommen, wenn ich mir täglich fünf Minuten Zeit nehme.
Eine Frage des Lebensstils
Eine Änderung meines Lebensstils lässt mich daran denken, dass meine Handlungen und mein Konsumverhalten Auswirkungen auf andere Menschen haben. So ist für mich Gottes- und Nächstenliebe in der Fastenzeit besonders gut erkennbar. Gott hat es nicht notwendig, dass ich mich für ihn kasteie oder mit Verzichtsübungen quäle. Die Fastenzeit macht mir wieder bewusst, dass ich nicht allein auf dem Weg bin. Auch wenn unsere sozialen Kontakte im persönlichen Bereich noch immer und wahrscheinlich weiterhin eingeschränkt sind, sind wir alle miteinander auf die eine oder andere Art verbunden und vernetzt. Wenn ich mich getragen fühle von einer Gemeinschaft oder einem Kreis, dem ich angehöre, kann ich besser nachvollziehen, dass mein Denken und Handeln Konsequenzen für andere Menschen hat, im Positiven wie im Negativen.
Es geht nicht um das Äußere
Es kommt nicht auf das Äußere an. Das merken wir heute auch daran, dass im Gottesdienst die Asche nicht in Kreuzform auf meine Stirn gezeichnet, sondern mir auf's Haupt gestreut wird. Diese kleine Änderung im Ritus macht mir wieder neu bewusst, dass Gott mein Inneres erreichen und verwandeln möchte.
Die Offenheit dazu und die Bereitschaft, ihm Zeit zu schenken, wünsche ich uns! Gott schenkt uns die Fastenzeit, nehmen wir sein Geschenk an und lassen wir uns verwandeln und neue Wege gehen! Dann wird jede/r von uns für sich entdecken, worauf es ankommt.
Umkehr als Perspektivenwechsel
Leben in Freiheit einüben
Während die im heutigen Evangelium empfohlenen Aktivitäten Beten, Fasten und Almosen geben schon längst in die säkulare Welt ausgewandert sind, hat die Fastenzeit hartnäckig noch immer einen schlechten Ruf. In Wellnessoasen wird fleißig meditiert und gefastet und für Licht ins Dunkel werden Millionen gespendet, aber KirchgängerInnen haben immer noch das Gefühl in diesen sechs Wochen auf Genuss, Spaß und lustvolle Dinge verzichten zu müssen. Sie fragen sich, warum Gott das als Vorbereitung auf Ostern von ihnen verlangt. Solche Gedanken zeigen, dass Missverständnisse darüber, was die Fastenzeit eigentlich ist und sein will, immer noch in den Köpfen der Menschen herum spuken.
Die Vorbilder für diese Zeit sind die Wüstenwanderung des Volkes Israel, nachdem es aus der Sklaverei in Ägypten befreit wurde und die vierzig Fasttage Jesu in der Wüste. Ein Leben in Freiheit einzuüben, das ist eine der Wurzeln der Fastenzeit.
Die andere ist sich zurückzuziehen und über die eigenen Lebensperspektiven nachzudenken. Jesus kehrt aus der Wüste zurück und predigt: Kehrt um und glaubt an das Evangelium.
Die Perspektive wechseln
Die Umkehr ist ein Vorgang und Prozess, der uns die Perspektive wechseln lässt. Wer zum Beispiel bergauf geht und sich umdreht, deren oder dessen Weg führt plötzlich bergab.
Ich möchte sie einladen, das jetzt gleich auszuprobieren: Wenn Sie möchten, stehen Sie bitte auf und drehen sich einfach um. Sie sehen jetzt den hinteren Teil der Kirche. Normalerweise geht unsere Perspektive, wenn wir die Kirche betreten, ja nach vorne. Nehmen Sie wahr, was Sie jetzt sehen können. Vielleicht fällt Ihnen etwas auf, das sie noch nie gesehen haben...
Danke, nehmen Sie jetzt bitte wieder Platz.
Ich lade Sie ein die heurige Fastenzeit einmal unter diesem Aspekt zu sehen. Wo kann ich in meinem Leben umkehren und damit die Perspektive, wie ich gewisse Menschen und Situationen sehe, wechseln? Das gelingt, wenn ich mich auf den Standpunkt eines oder einer Anderen stelle und ihren Platz einnehme.
Perspektivenwechsel konkret
Einige Beispiele:
Falls Sie an Ihrem Arbeitsplatz in einer leitenden Position sind, putzen Sie einmal nach Dienstschluss die WCs in der Firma und versuchen Sie, den Betrieb aus der Perspektive des Reinigungspersonals zu sehen. Oder falls sie in den untergeordneten Bereichen tätig sind, setzen Sie sich tatsächlich oder in der Vorstellung in den Chefsessel und stellen Sie sich vor, wie das ist, Entscheidungen treffen zu müssen und wichtige Akten zu unterschreiben.
Oder laden Sie Ihre Enkel ein und bitten sie diese, ein Musikstück, das sie gerade hören, mitzubringen. Suchen Sie einen Song, den Sie im selben Alter gehört haben, spielen sie diesen den Enkeln vor und tauschen Sie sich mit ihnen darüber aus, aus welcher Perspektive Sie als älterer Mensch auf das Leben schauen, und wie das bei den jungen Menschen ist.
Leben Sie einen Tag auf der Straße, um zu spüren, wie es Obdachlosen geht oder versuchen Sie eine Woche lang mit fünfzig Euro für die Dinge des täglichen Bedarfs über die Runden zu kommen. Besuchen Sie eine Einrichtung zur Unterstützung von Geflüchteten oder die Probe des Kirchenchores. Melden Sie sich als Begleitperson für einen Schulausflug oder geben Sie einem jungen Menschen Nachhilfe. Besuchen Sie eine Woche lang Personen im Altersheim oder reden Sie mit einer arbeitslosen Person über ihre Gefühle.
Wenn Sie kreativ nach Möglichkeiten suchen und den Vorsatz fassen, jede Woche in einem Bereich ihres Lebens die Perspektive zu wechseln und von einem ungewohnten, vielleicht sogar bedrohlichen Standpunkt aus auf ihr Leben zu schauen, werden Sie Erstaunliches entdecken und damit Ihr Leben bereichern.
Fastenzeit - Entdeckungszeit
Kehrt um und glaubt an das Evangelium, das steht als Motto über der Fastenzeit. Wir sind eingeladen zu entdecken, dass das Leben noch viel mehr zu bieten hat, als in unserem gewohnten Alltag vorkommt. Dadurch könnten wir auch frei werden vom Trott und den eingefahrenen Mustern unseres Lebens. Wir können entdecken, dass wir als Menschen zusammengehören und eine große Familie sind. Und wir könnten entdecken, dass Gottes liebevolle und befreiende Gegenwart in unserer Mitte wirksam ist und uns immer wieder neue Perspektiven eröffnen will. Das ist wirklich eine frohe Botschaft.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine überraschende und interessante Fastenzeit.
© Mag.a Dorothea Schwarzbauer-Haupt, Theologin, Diözese Linz
Fasten als Orientierungshilfe
Fastenzeit als Neustart
Fastenzeit - Beginn des österlichen Festkreises - bietet ausreichend Gelegenheit, den persönlichen „religiösen Grundwasserspiegel“ zu messen und zu versuchen, eine Verhaltensänderung, Umkehr durchzuführen, wo es notwendig erscheint. Die Fastenzeit als Neustart für Vorsätze, die sehr oft am Jahresbeginn gefasst, aber dann nur schleppend oder überhaupt nicht gehalten wurden. Vielerorts beklagen wir, dass unser Glaube verdunstet, und tatsächlich kommt es zu merkwürdigen religiösen Begriffsverwechslungen: „Golgotha“ ist keine Zahnpaste und das „Goldene Kalb“ keiner der vielen Filmpreise.
So darf ich Euch jetzt einige ganz sichtbare „Stützpunkte“ vorstellen, die uns durch die Fastenzeit hilfreich den Weg bahnen, die uns auch wieder Einblick schaffen in die Tiefe unseres „religiösen Grundwasserspiegels“.
Bei einer meiner Flugreisen prangte über mir besonders aufdringlich in großen Buchstaben der Hinweis „FASTEN SEAT BELT“. Etwas frei übersetzt heißt das: "Halt dich fest", um Sicherheit und Orientierung für das Wesentliche zu gewinnen, um den Blick auf das Osterfest, auf Tod und Auferstehung des Herrn, auch auf unsere persönliche Vollendung freizubekommen.
Die Lesung dieses Tages aus dem Buch Joel sagt: „Kehrt um zu mir mit ganzem Herzen, mit Fasten, Weinen, Klagen.“ FASTEN als Sicherheit und Orientierungshilfe für unser Leben. WEINEN, die Tränen als reinigende Wirkung. Alles, was unsere Seele belastet an Leid, Versagen, Trauer soll herauskommen. Es tut auch gut, durch KLAGEN Leid, Probleme, Sorgen zu verbalisieren. Unnötiger körperlicher und geistiger Ballast mögen auf diese Weise abgebaut werden.
Aschenkreuz als Zeichenhandlung
Die ASCHE erinnert uns daran, dass alles, was wir tun, der Vergänglichkeit unterworfen ist. Heute oder morgen schon werden unsere Gedanken, Worte und Werke absinken in die Nacht des Vergessens. Manchmal ist das sogar sehr gut.
Am KREUZ hat Jesus alles, was unzulänglich ist, durchkreuzt, auch manche unserer Lebenspläne wurden durchkreuzt, was nicht immer aus menschlicher Sicht verständlich ist. Alles Endliche wird durchkreuzt, auch der Tod.
Das ASCHENKREUZ: Lass all deine Sackgassen, deine Sorgen, deine Unvollkommenheit einmünden in das Kreuz Jesu. Lass dich bezeichnen durch die Asche deines Scheiterns, deiner Heucheleien (siehe Evangelium dieses Tages!), deiner Misserfolge, aber mit dem Zeichen des Heils.
ASCHE ist nicht nur Zeichen der Vergänglichkeit, sie dient schon von altersher auch als Reinigungsmittel. Das Realsymbol der Asche ist aber auch Anfrage an uns, was alles in unserem Leben an Plänen, guten Vorsätzen zu Asche geworden ist. Auch die gegenwärtige Krise der Kirche ist Reinigungsmittel, ein Zeichen, mit Hilfe des Heiligen Geistes Ostern entgegenzugehen auf dem Weg der Umkehr.
„Vom Staub bist du genommen, zum Leben berufen“, lautet eines der Worte, die wir mit dem Aschenkreuz empfangen. Aus Staub und Asche entsteht auch neues Leben, ein Hinweis darauf, dass wir auf dem Weg zu einem nie endenden Osterfest sind.
40 Tage geschenkte Zwischenzeit
Zwischenräume
Wer denkt schon daran, dass die Zwischenräume im Leben unser Leben letztlich prägen können. Ob es nun Warteräume (wo immer wir warten) sind, die verschiedenen Haltestellen unterwegs oder die Ablageplätze, wo gesucht wird, sind. Diese Zwischenräume, welche ein Geschehen, eine Zeit, mit einem anderen Geschehen, mit einer anderen Zeit verbinden, geben unserem Leben oft eine Wandlung. Denn sie lösen kreative Prozesse aus, wenn wir diese Zwischenzeiten als Möglichkeit, Leben neu zu gestalten, wahrnehmen lernen.
Der Aschermittwoch ist der Beginn einer besonderen Zwischenzeit, der österlichen Bußzeit. Sie schließt nach „40 Tagen“ mit einem „Ruhetag“, dem Karsamstag, ab. Diese Zwischenzeit, oft als Fastenzeit bezeichnet, enthält alles, was Zwischenzeiten, Zwischenräume so im Leben auf sich haben:
- die Hinwendung zu schmerzvollen Zäsuren – im Bild der Asche
- die Erfahrung von Durststrecken – im Bild der Wüste
- das Wahrnehmen von Dunkelheit - im Bild des Grabes.
Diese österliche Bußzeit wird am Karsamstag mit der Einladung zum Gebet in Stille, in Grabesstille abgeschlossen. Dazwischen, also in der Zwischenzeit ist Raum, ist Zeit sich den Zumutungen der biblischen Texte auszusetzen, ihnen nachzugehen. Es ist eine Einladung, die „Fastenzeit“ kreativ, „er“-lösend zu gestalten.
Bilder
Bilder für diese Zwischenzeiten sind eben das Grab mit seiner Dunkelheit, die Wüste mit ihrer Durststrecke, die Asche als Bild für Zäsur.
Am Beginn der österlichen Bußzeit, heute am Aschermittwoch sind wir zum Gebet eingeladen.
„Wenn ihr betet...“, so hörten wir im Evangelium und „So sollt ihr beten...“, heißt es ein paar Verse weiter im Vaterunser:
Dein Name..., dein Reich... lässt uns hoffen:
Gib uns... Und erlass uns... Und führe uns... Dann werden auch wir...
Dies alles sind „Wandlungsworte“ der anderen Art. Sie nennen beim Namen, was uns in der kommenden liturgischen Zwischenzeit Kraft und Zuversicht gibt, unser Leben neu auszurichten.
Dass wir an dieser Zwischenzeit mit ihren Erinnerungen an unsere Schattenseiten im Leben, auch wachsen können, ist beabsichtigt. Joop Roeland macht darauf aufmerksam, wenn er schreibt:
"Ach Mensch: Du bist für das Leben bestimmt. Kehre um und glaube an das Evangelium.
In den Zwischenräumen unseres Lebens müssen wir uns orientieren, vielleicht neu orientieren lernen, können oft mit Hergebrachtem nichts anfangen, sind dadurch unsicher, verlieren die Macht, die Kontrolle über Gewohnheiten, lassen wir los."
Die Bilder von Grab, Wüste und Asche sind es, die uns in den Zwischenräumen des Lebens begegnen:
Grab – so manches tragen wir dann zu Grabe, Schmerz, Verlassenheit und Trauer sind da die Begleiter. Die Dunkelheit mitten im Leben ist zum „davonrennen“. Dem Tod ausweichen ist oft die Strategie, um ihn nicht annehmen zu müssen als einen Teil des Lebens.
Wüste – Strecken, die uns dürsten lassen nach dem Wasser des Lebens, die das Überleben schwierig machen. Einsamkeit, innere Kämpfe, Zweifel - all das sind Erfahrungen, denen wir gerne ausweichen. Die innere Leere ist schwer auszuhalten.
Asche – die Welt des grauen Alltags, das Einerlei verlassen, weil die Sehnsucht nach mehr im Leben uns treibt. Zerstört so manche Träume, leblos die Beziehungen, trist die Zukunft. Wer kennt das nicht, wer will schon so leben?
40 geschenkte Tage
Wir haben 40 Tage Zeit, geschenkte Zwischenzeit...
- in der wir finden können, was wir zum Leben brauchen
- in der wir suchen können nach dem, was uns Hoffnung gibt
- in der wir gefunden werden können, weil wir uns auf den Weg machen und anderen begegnen.
Die kommenden sechs Sonntage, die diese Zwischenzeit unterbrechen, sind ein Vorgeschmack auf Ostern, auf das Fest der Auferstehung. Sie erinnern uns an das österliche Geschehen, das zum entscheidenden Durchbruch des Lebens führt.
„Seine, Jesu, Auferstehung gehört nicht der Vergangenheit an; sie birgt eine Lebenskraft, die die Welt durchdrungen hat. Wo alles tot zu sein scheint, sprießen wieder überall Anzeichen der Auferstehung hervor. Es ist eine unvergleichliche Kraft.“
(Aus dem Schreiben von Papst Franziskus „Freudige Nachricht“)
Leben in Widersprüchen - Rettung, Alltag, Korrektur
Kontraste
Leben wir nicht in einer eigenartigen Welt? Volle Regale, unglaubliche Auswahl, Absicherungen ohne Ende hier - und einen Schritt, einen Mausklick weiter Mangel, Hunger, Zerstörung, Gewalt. Wellness, Liebesglück und berufliche Erfüllung - und im Gegensatz dazu Sinnlosigkeit, Krankheit, Arbeitslosigkeit. Wohnen im Eigentum mit Zentralheizung, Kreditkarte, Pakete vor der Haustür - kontrastieren mit Obdachlosigkeit, Überschuldung und zerstörter Umwelt.
Und es ist nicht einmal so, dass alle guten Dinge bei uns, in den wohlhabenden Ländern, zu finden wären, und alles Übel im Süden der Erde, weit weg. Widersprüche weltweit, Widersprüche hier. Freilich hat unser Wohlstand auch damit zu tun, dass wir auf Kosten anderer leben. Aber unser materieller Wohlstand schützt nicht vor Sinnlosigkeit, Krankheit oder Schicksalsschlägen.
umkehren?
Die österliche Bußzeit steht unter dem Vorzeichen der Umkehr. Ein Begriff, der mir persönlich nicht so leicht „hineingeht“ - denn, auch bei näherer Besinnung, finde ich nicht alles schlecht, was ich tue oder wie ich lebe. In einigen Bereichen bin ich auf dem richtigen Weg, hab mir manches gut überlegt, und vorangegangene Phasen der Besinnung haben schon Wirkung gezeigt. Ich möchte nicht mit meiner ganzen Lebensführung „umkehren“. Dennoch möchte ich die Einladung annehmen, meine Lebensführung abzuklopfen auf Haltungen wie Nachhaltigkeit, Ehrlichkeit oder Gerechtigkeit.
Der Blick auf die Widersprüchlichkeiten der Welt hat Ähnlichkeiten mit dem Blick auf mich: Gutes, Erfreuliches ist da zu finden, Gelungenes und Erfolge, aber auch einiges, das ich verstecken möchte, für das ich mich schäme, wo ich noch nicht zu Ende gekommen bin.
Statt des religiösen Fachworts „Umkehr“ verwende ich gern das Wort „Korrektur“ - SekretärInnen kennen das gut, LehrerInnen sowieso, auch andere Facharbeiterlnnen. Korrigieren bedeutet, etwas auf Fehler hin durchzulesen und zu verbessern; das Fehlerhafte oder Ungenügende durch das Richtige, Bessere zu ersetzen.
Ich denke, das ist ein gutes Wort für einen Blick auf mein Leben: Wo finde ich Gutes, Gelungenes - und wo kann ich Ungenügendes, Fehlerhaftes zum Positiven verändern, meine Handlungen und Haltungen verbessern?
Eine Zeit der Gnade
Leben ereignet sich hauptsächlich im Alltag, jeden Tag, und weniger in bedeutenden Würfen und Sprüngen. Dieses Bemühen im Alltag, in den kleinen und größeren Dingen des Lebens, das spricht der heutige Lesungstext aus dem 2. Korintherbrief an: Der Tag der Rettung, die Zeit der Gnade ist da. In allem sollen wir uns als Dienerinnen, als Kinder Gottes erweisen - nein, nicht dieser Appell ist zu lesen, sondern diese Aussage kommt gleichzeitig als Zusage daher: wir erweisen uns als Dienerinnen Gottes - durch unsere Standhaftigkeit in verschiedenen Situationen, in der Arbeit, durch Güte, ungeheuchelte (wahrhaftige) Liebe und viele andere Momente des Alltags, die wir gut kennen. Ebenso schwere Situationen der Bedrängnis, wie sie den Christinnen der Urkirche widerfahren sind - und die wir aus anderen Zusammenhängen kennen: bei übler Nachrede, in Not, in Zeiten der Unruhe, in durchwachten Nächten.
Hier erzählt uns der Korintherbrief auch von den Paradoxien, den unterschiedlichen Beurteilungen ein und derselben Situation: Wir gelten als Betrügerinnen und sind doch wahrhaftig; wir sind arm und machen doch viele reich; wir haben nichts und haben doch alles. Es liegt am Blick, den wir darauf werfen, der hinter das Oberflächliche schaut und Christus in allen Dingen zu finden weiß.
Anker, die uns Halt im Leben geben
Eine Heimat im Glauben zu haben, gehalten und bestätigt durch die Liebe zu sein, an der Hoffnung festhalten zu können - das sind die Reichtümer und Anker, die uns Halt im Leben geben.
Wer so leben kann, zu leben vermag, braucht nicht mehr so viel Anerkennung von außen: kann auf um Anerkennung heischendes Beten, „bewundernswertes“ Fasten und Spenden verzichten. Wer so lebt, wird immer öfter von innen heraus leuchten und fröhlich sein.
Ja, die Zeit ist wieder da, die unsere Rettung in den Mittelpunkt stellt, jetzt wird uns Hilfe versprochen. Gnade, Erhörung, Rettung, Hilfe - diese Zusagen aus dem Korintherbrief erleichtern es ungemein, dass wir uns um Korrektur bemühen: Ein Geschenk macht den Anfang, und wir geben das unsere.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen das Geschenk der Wandlung, wie sie der Religionskritiker Friedrich Nietzsche von den Christinnen erwartet - „Erlöster müssten mir die Christen ausschauen!“
© Mag.a Angelika Gumpenberger- Eckerstorfer, Referentin im Sozialreferat der Diözese Linz.
Österliche Menschen werden
Wiederbelebte Neujahrsvorsätze?
Nach einem kurzen Fasching eine längere Fastenzeit, wobei man die zeitliche Begrenzung des Faschings unterschiedlich sehen kann. Die beginnende Fastenzeit bietet Möglichkeit, durch einen zweiten Anlauf Neujahrsvorsätze zu erneuern bzw. umzusetzen. Viele davon beziehen sich eher auf die körperlich-sportliche Ebene als auf geistige Umstellungen. Alles, was an Vorsätzen zu Neujahr bis jetzt zu Asche geworden ist, kann sofort wieder belebt werden. Bekanntermaßen entwickelt sich oftmals mit Hilfe von Asche neues Leben.
Jetzt haben wir Gelegenheit, neuerlich zu trainieren, schlanker zu werden, geistig und körperlich, aber nicht zu verarmen, vielmehr ein Ziel zu erreichen: österliche Menschen zu werden. Was das heißt? Menschen der Freude, der Hoffnung, der Liebe und Barmherzigkeit zu werden- aufstehen gegen Ungerechtigkeit, gegen all das Widerliche, Boshafte, Satanische, was es auf dieser Welt leider auch gibt. Wir dürfen somit auch Auferstehung v o r dem Tod feiern.
Österliche Menschen werden
Fastenzeit soll nicht nur Leidenszeit, sondern auch Vorfreude auf das große Fest der Erlösung sein, das uns daran erinnert, von all den Dunkelheiten dieser Welt ins österliche Licht geführt zu werden, vom Elend, von allen Sorgen, Ängsten in die Freiheit zu gelangen. Klar ist auch, dass wir alle miteinander das nur schwer zusammenbringen, dass Krankheit, Not, Elend nicht augenblicklich verschwinden, aber zumindest manche Sorge gemildert, wenn schon nicht ganz genommen werden kann.
Für diese Vorbereitungszeit bietet uns das Kirchenjahr Hilfestellungen zum Gelingen an, zunächst in den Texten der Liturgie, aber auch in ihren Zeichen.
Ohne Heuchelei
Das Evangelium am Beginn der Fastenzeit - ein Stück aus der Berglehre - stellt uns vor Augen, dass der „Vater alles vergelten wird, was wir Gutes getan haben, weil er auch das Verborgenesieht.“ Deshalb auch der Hinweis, nicht marktschreierisch die Aufmerksamkeit auf unsere persönlichen Werke der Barmherzigkeit und Liebe, die wir gesetzt haben, zu lenken. „Tu' Gutes und rede darüber, trompete es aus!“, diese Devise wird ganz selten zum Ziel des österlichen Menschen führen, ist eher ein Slogan, der in der Parteipolitik zu hören ist, dagegen: „Seid vollkommen, wie es euer Vater im Himmel ist.“ (Mt.5,48).
In unserer Evangelienstelle steckt aber auch ein mahnender Hinweis und zwar gleich zweimal, nicht zu heucheln. Unter Heuchlern sind all jene zu verstehen, die ihre Mildtätigkeit ausposaunen. Diese Typen gibt es in jeder Religion. Gott sagt ihnen: Wir sind quitt, denn euren Lohn habt ihr schon durch eure Geltungssucht bekommen und dadurch, dass es euch schon genügt, für kurze Zeit bestaunt und anerkannt zu werden.
Barmherzigkeit
Almosen zu geben meint nicht so sehr die klingende Münze oder hochwertige Geldscheine ins Körbchen zu werfen - „Scheinwerferaktion“ -, sondern Gerechtigkeit und Barmherzigkeit zu praktizieren. „Misericordia“ heißt: Dein geschundenes, elendes, von Not gebeuteltes Herz bewegt auch mein Herz, das ebenfalls immer wieder in Not gerät. Deine Not ist auch meine Not. Wir nennen das Empathie - Mitgefühl, Mit-Leiden. Gott entlohnt uns ohne Aufsehen. Die Gerechtigkeit verändert etwas.
Der Ausdruck von der „rechten und der linken Hand“ hier im Matthäus-Evangelium übertreibt etwas. Manchmal aber scheint es notwendig, stimmlich lauter zu werden oder im sprachlichen Bild zu übertreiben, um ein Anliegen zu verdeutlichen. Was steckt dahinter? Der Geber soll ohne Ehre erfahren, dass er gegeben hat, und der Arme soll nicht beschämt werden.
Das Aschenkreuz, Zeichen unserer Hoffnung
Eine andere Hilfestellung ist die Symbolik des heutigen Tages: Asche und Kreuz. Alles, was ihr tut, ist vergänglich, wird zur Asche, früher oder später zerfällt alles, manches wird weiterleben, auch wenn wir nicht mehr da sind.
Das Kreuz: Jesus hat im wahrsten Sinn des Wortes durchkreuzt, was ungerecht, gemein, verrückt war, selbst den Tod. Das Kreuz wäre erstrangiger Skandal ohne Auferstehung und auch vollkommen sinnlos. Es möge uns allen Zeichen der Hoffnung, der Auferstehung und des Lebens nach dem Tod sein.
Wenn Asche predigt
Asche
Das gibt es nur bei uns: eine Predigt über die Asche. Sie haben einen Kamin im Wohnzimmer? Dann wissen Sie ein Lied über die Rückstände zu singen (oder auch nicht). Staubig, dreckig ist die Asche. Ein Abfallprodukt. Sie muss entfernt werden, bevor neues Holz entzündet werden kann und dann wärmt, leuchtet, die Schatten spielen lässt. Es ist schön und gemütlich, den Flammen zuzusehen. Das Knistern wahrzunehmen. Hinter sich die Kühle zu spüren.
Das ist das Geheimnis der Asche: Sie erzählt auf stille Weise von blühendem Leben, von Holz, dass sich dem Himmel entgegenstreckt, von der Wärme, die sich ausbreitet. Aber am Ende – einer langen Kette – erzählt sie von Vergänglichkeit. Wir spüren die Trauer. Es geht alles so schnell. Wir können nichts festhalten. Das Licht nicht, auch die Wärme nicht. Irgendwann am Morgen, wenn die Sonne aufgegangen ist, wird die Asche zusammengefegt. Mit ihr ist nicht mehr viel los. Abfall. Auf der Tonne steht: Bitte, keine heiße Asche einfüllen.
Aber: heute wird die Asche gesegnet! Heute empfangen wir die Asche! Heute wird die Asche zu einem Kreuz auf der Stirn! Heute werden wir gesegnet!
Umkehr
Ich will die lange Geschichte nicht erzählen, in der die Asche tatsächlich eine Hauptrolle spielt. Spielen darf. Bei den Ägyptern, Arabern, Griechen – und eben auch in Israel. Die Asche steht nicht nur für Vergänglichkeit, sie ist auch Zeichen der Trauer, der Klage – und der Buße. Vieles kann nicht immer nur weitergehen. Ohne Halt, ohne Zukunft. Das ist die wohl älteste Entdeckung von Menschen, in der sie sich ihrer selbst gewiss werden. In dem Wort Umkehr – oder Buße – steckt, noch einmal - oder auch immer wieder -, an den Ausgangspunkt zurückzukehren, neu aufzubrechen – und die alten Gewohnheiten, den gewöhnlichen Trott, die Lieblingsfehler nicht zu wiederholen. Wir brauchen die Trauer über uns, die Klage über uns – die Umkehr unter uns.
„Asche auf's Haupt streuen“, hat es längst in unsere Sprichwörter geschafft. Das Bild spricht für sich. Gelegentlich müssen wir Menschen uns in Sack und Asche hüllen, um noch einmal neu anfangen zu können. Obwohl Umkehr ein frommes Wort ist (oder geworden ist): in diesem Wort ist das Geheimnis unseres Menschseins eingefasst; wie ein Schmuckstück, ein Edelstein. Wir sind keine Rösser, die in die Schlacht getrieben werden, um dort auf dem Feld der Ehre das Leben zu lassen. Wir kennen das: immer weiter, schneller, erfolgreicher – die Menschen, die auf der Strecke bleiben, können nicht einmal von der von uns so heiß geliebten Statistik aufbewahrt werden. Und wenn, verschwinden sie in Zahlen, werden aber nicht mehr gesehen. Ein mathematisches Problem oder Exempel für klug-dumme Interpretationen. Das Bild von der Asche ist da um einiges menschlicher, schöner- unsere Blicke werden weiter. Wir riechen das Leben.
Vorbilder
Im Buch Esther heißt es: „Und in allen Ländern, wohin des Königs Wort und Gebot gelangte, war ein großes Klagen untern den Juden und viele fasteten, weinten, trugen Leid und lagen in Sack und Asche“ (Est 4,3).
Hiob (Ijob), dem alles genommen wird, sehen wir in der Asche sitzen. Aber in der Auseinandersetzung mit seinen Freunden, die Gottes Gerechtigkeit in Frage stellen, hält Hiob entgegen: „Was ihr zu bedenken gebt, sind Sprüche aus Asche; eure Bollwerke werden zu Lehmhaufen“ (13,12). Hiob klagt aber auch: „Man hat mich in den Dreck geworfen, dass ich gleich bin dem Staub und der Asche. Ich schreie zu dir, aber du antwortest mir nicht; ich stehe da, aber du achtest nicht auf mich“ (30,19.f). Am Ende findet Hiob zu einer Antwort: „Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen; aber nun hat mein Auge dich gesehen. Darum spreche ich mich schuldig und tue Buße in Staub und Asche“ (42,5f.).
Im Lied der Hanna – im 1. Buch Samuel – wird Gott als der gelobt, der Menschen aufhebt, aus dem Staub, aus der Asche, aus der Tiefe. „Der Herr macht arm und macht reich; er erniedrigt und erhöht. Er hebt auf den Dürftigen aus dem Staub und erhöht den Armen aus der Asche, dass er ihn setze unter die Fürsten und den Thorn der Ehre erben lasse“ (1. Sam. 2,7f.). - Wer genau zuhört, hört schon den Lobgesang der Maria.
Asche ist Zeichen der Trauer, der Klage, der Buße. Symbolisch werden wir ganz klein. Sind wir doch auch nur – Erde, wie es in den alten Schriften heißt. „Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst“. Gleich wird uns auch das wieder zugesprochen – mit dem Kreuz aus Asche. Ein anderer wird uns erheben, aufheben, groß machen. Der HERR, Gott, der Ewige, der die Himmel geschaffen hat, die Erde – und die Asche. Heute gereicht sie uns zur Ehre! „Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium“.
Das Verborgene
In den Lesungen aus dem Buch Joel, einem der 12 kleinen Propheten, aus dem 2. Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth und in der Bergpredigt Jesu geht es um Umkehr, um Buße – und um die richtige Gesinnung. „Kehrt um zu mir von ganzem Herzen … zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider“. „Laßt euch mit Gott versöhnen … dass ihr seine Gnade nicht vergebens empfangt“[HH1] .
Und immer wieder im Evangelium: „Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten“. Dreimal. Zu jeder Frömmigkeitsübung einmal: zu den Almosen, zum Gebet, zum Fasten. Menschen hatten wohl schon immer den Hang, auch noch ihre Frömmigkeit zur Schau zu stellen – und sich selbst zu präsentieren. Auf dem Silbertablett. Menschen möchten gut dastehen, sich hervortun, gelobt werden, Preise gewinnen. Von Menschen geliebt und anerkannt werden! Wer kann das nicht verstehen? Wer kennt den Anflug nicht auch bei sich selbst. Dabei geht es doch um das Herz, um die rechte Gesinnung, um das Vertrauen. „Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten“.
Wenn wir die Lesungen durchschreiten wie einen Weg, der uns heute geöffnet ist, werden wir zu Gottes Herz geführt und bei ihm entdecken wir unsere Herzen. Unsere Abhängigkeiten, Sehnsüchte, Ängste und das Vertrauen, dass wir nur mit dem Herzen gut sehen können. Wie es der kleine Prinz meinte: Man sieht nur mit dem Herzen gut.
Die Lesungen, das Evangelium führen uns in die Tiefe, in das Verborgene. Dann müssen wir nichts mehr von uns her posaunen, die rechte Hand muss nicht wissen, was die linke tut, und trübselig müssen wir nicht mehr dreinschauen. Gott hat uns schöne Gesichter gegeben, damit wir seine Liebe auf ihnen spiegeln. Jede auf ihre Art, jeder auf seine Art, mal mit Runzeln, mal mit Stoppeln. Das Verborgene leuchtet. Sehen wir doch einander in die Augen!
Wenn Asche predigt
Das gibt es nur bei uns: eine Predigt über die Asche. Heute. Am Aschermittwoch. Gesegnete Asche!
Die Asche predigt von einem neuen Anfang. Tatsächlich: Heute beginnt die 40 Tage Zeit. Wir nennen sie, je nach Region oder Herkunft Fastenzeit – oder Passionszeit. Es gibt ein eigenes Brauchtum. Und gewachsene Formen. Wir begleiten Jesus auf seinem Weg nach Jerusalem. Dort wird er gekreuzigt. Dort wird er von den Toten auferstehen. Da erweist uns die Asche einen großen Dienst: War sie einmal blühendes Leben – begleitet sie uns, symbolisch, in ein neues Leben. Übrigens: die Asche, die wir heute segnen, kommt von den Palmzweigen, mit denen wir am Palmsonntag Jesus gehuldigt haben. Er ist in Jerusalem eingezogen. Wir standen bei den Menschen, die ihre Kleider vor ihm ablegten, die ihr Leben vor ihm ausbreiteten. Die Palmzweige in den Händen trugen. Hosanna, Hosanna, haben wir gerufen.
Im Evangelium heißt es: „Als er an die Stelle kam, wo der Weg vom Ölberg hinabführt, begannen alle Jünger freudig und mit lauter Stimme Gott zu loben wegen all der Wundertaten, die sie erlebt hatten. Sie riefen: Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn. Im Himmel Friede und Herrlichkeit in der Höhe!“ (Lk. 19, 37f.).
Das ist die Predigt der Asche!
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Zeit innerer Einkehr und beglückender Freude über Gott
Die Zeit der 40 Tage
Die Fastenzeit, die mit dem heutigen Aschermittwoch beginnt, war von allem Anfang an gedacht als eine Zeit innerer Einkehr. Der einzelne soll sich in dieser Zeit etwas befreien von der gängigen Betriebsamkeit des Alltags, um Raum zu gewinnen für Fragen an sich selbst: Wie steht es um mich? Welches Verhältnis habe ich zu Gott? zu mir selbst? zum Nächsten? Welche Gewohnheiten, die ich mir angeeignet und zugelegt habe, sind vorteilhaft und gut? welche stehen mir im Weg, um Neues und Besseres in Angriff zu nehmen?
Die Zeit von 40 Tagen hat eine lange Tradition. Sie geht zurück auf die Erinnerung der Israeliten an die Zeit der Wüstenwanderung nach der Befreiung aus der Knechtschaft Ägyptens. Die Dauer der Wüstenwanderung wird mit 40 Jahren angegeben und war wohl die gnadenvollste Zeit des auserwählten Volkes. Denn in dieser Zeit äußerlicher Beschwernisse wuchs und erstarkte Israels Glaube gewaltig. Hier in der Wüste wurde im Volk das Fundament gelegt für eine tiefe Verbundenheit mit Jahwe. Das Vertrauen in Gott zu festigen und das ihm Danken nicht zu vergessen waren die obersten Ziele. Daher wurde der Sabbat als Tag des Herrn hervorgehoben, Opfer und Dankfeste im Ablauf des Jahres verankert.
In Erinnerung an diese gnadenreiche Zeit der Wüstenwanderung zogen sich im Laufe der Geschichte immer wieder Menschen in die Abgeschiedenheit oder sogar direkt in die Wüste zurück. So z.B. auch Jesus vor seinem öffentlichen Auftreten. Sich durch Äußeres nicht ablenken lassen, Herz und Gedanken ganz auf Gott ausrichten, den Glauben festigen, das Herz stark machen, darauf war ihr Streben ausgerichtet.
Einladung zur Besinnung
Die Fastenzeit als Zeit der Besinnung nutzen, nach Innen schauen mit fröhlichem Gesicht, dazu werden wir heute eingeladen. Fragen wir uns: Was könnte ich in mir noch mehr entwickeln, um meinen Glauben für mich und andere schmackhaft zu machen? Welche Hilfe wird mir dafür von Gott angeboten? Welche frohe, vielleicht sogar "herz-zerreißende" Erfahrung konnte ich bereits mit meinem Gott machen?
Die Fastenzeit sollte nicht einer Trauerzeit gleichen. Nehmen wir erlebte Freude der Karnevalstage mit hinein in die Fastenzeit. In den närrischen Tagen konnten wir miterleben, dass viel Freude in gemeinschaftlichem Tun aufkommt. Verinnerlichen wir diese Erfahrung. Wo wir zusammenstehen und füreinander da sind, dort kommt Freude und Zuversicht auf. Das Füreinander und Miteinander in den Blick nehmen und Brüche heilen, wo sie entstanden sind, das ist ganz im Sinne Gottes, das ist ein Fasten, wie es Gott gefällt. Wenn Jesus sagt "Bete in deinem Kämmerlein", dann will er uns daran erinnern: Eine wirklich tiefe und innige Verbindung zu Gott oder auch zu den Menschen benötigt einen gewissen Schutzraum. Es gibt diese stille Glut und Herzlichkeit im Verborgenen, die durch Schaustellung sofort zerstört werden würde.
Ein Zeichen der Buße und Umkehr
Wir empfangen heute das Aschenkreuz. In Israel war es Brauch, sich bei großer Trauer oder zum Zeichen tiefer Erschütterung, vor allem über sich selbst, Asche aufs Haupt zu streuen oder sich sogar bewusst in Asche zu setzen. Mit diesem Zeichen wollte der Bußfertige andeuten: Es tut mir Leid, dass es soweit mit mir gekommen ist. Ich will umkehren und wieder das Gute anstreben, das Gott gefällt.
Und schon Jesaja weist darauf hin, dass nicht in der Trauer das Fasten besteht, sondern in der Hinwendung zum Gutes-Tun, wenn er sagt: Ist das etwa ein Zeichen für Fasten, wenn man den Kopf hängen lässt wie eine Binse? Glaubt das doch nicht! Aber wenn du aufhörst zu unterdrücken, auf keinen mehr mit dem Finger zeigst und niemanden verleumdest, dem Hungrigen und Darbenden reichst, wessen sie bedürfen, wenn du dabei Gott um Hilfe bittest, wird er dir antworten: Hier bin ich.
Dass Gott mit uns ist und uns im Mühen um das Gute stärkt, kann gar nicht schöner ausgedrückt werden als durch das Kreuz, dem Zeichen unendlicher Barmherzigkeit und Liebe Gottes zu den Menschen.
So mögen wir die Fastenzeit nutzen als Zeit innerer Einkehr, als Zeit beglückender, dankbarer Freude über unseren Gott, als Zeit der weiteren Ausformung unseres Herzens.
Fastenzeit - Weg in die Freiheit
Fastenhit 2014?
Haben Sie es vernommen? Es gibt wieder einmal etwas Neues. Ich meine damit wohl nicht LUXESE (siehe Kontexte), den besonderen Fastenhit für 2014, eben einer raffinierten Kombination von Genuss und Verzicht, von Luxus und Askese, einer Konzentration auf höchste Qualität durch Sparen in einem anderen Bereich. Ich meine damit schlicht und einfach den Beginn der Fastenzeit, dem Zweiten Vatikanum entsprechend, die "Österliche Bußzeit". Es ist nicht ausgeschlossen, dass so manche MitbürgerInnen fragen: Was soll denn das? Gibt es da etwas Aufregendes? Was bringt sie denn diese Fastenzeit? Wozu soll sie überhaupt gut sein?
Sie selbst sind wohl mit dieser Zeit vertraut und wissen, dass die Kirche bereits seit dem 3./4. Jahrhundert für die Vorbereitung auf Ostern einen Zeitraum von 40 Tagen festgelegt hat. Damit folgt sie dem Beispiel der Propheten und Jesus selbst. Diese hatten erfahren, dass sich in 40 Tagen so manches bewegen und verändern kann, wenn man mehr als sonst betet und sich intensiv dem Fasten hingibt, wenn man so ganz auf Gott ausgerichtet einen längeren Zeitraum durchlebt.
Ein gemeinsames Zeichen der Buße
So ermutigt uns die von Österreichs Bischöfen in der Folge des Zweiten Vatikanums herausgegebene "Christliche Lebensordnung": "Um deutlich zu machen, dass sich jeder Christ, jede Gemeinde, ja die gesamte Kirche immer wieder von Neuem bekehren und um ein Leben aus dem Glauben bemühen muss, hat die Kirche gemeinsame Zeichen und Zeiten der Buße festgelegt." So eine der Aussagen in der für Österreich gültigen "Christlichen Lebensordnung".
Freilich fasten nicht allen KatholikInnen. (Im Grunde täten wir gut daran, einmal vertieft über die Bedeutung und die tieferen Gründe dieses Fleischverzichts nachzudenken). Es gibt aber auch jene, für die das Fasten und die Abstinenz von Fleisch an Aschermittwoch und Karfreitag zu ihren ganz heiligen Pflichten gehören und die durch diese Zeichen ihrem Glauben Ausdruck verleihen. Auch wenn "Luxese" keine Vorgabe für ein Fasten gemäß kirchlicher Vorstellung sein kann, kann sie uns motivieren, dass wir uns in diesem Jahr konsequent auf das Wesen des Fastens einlassen.
Was in diesem Zusammenhang wohl auch einmal gesagt gehört, Gott braucht unser Fasten nicht. Wir jedoch brauchen das Fasten, damit unser Leben besser gelingt, in dem wir es in eine einfühlsamere, wenn wir so wollen, Gott gefälligere Richtung lenken. So könnten wir uns etwa an Tagen "bei Wasser und Brot" in den Zustand jener einfühlen, deren tägliche Nahrung die absolute Kargheit ist, und dadurch mit ihnen solidarisch werden.
Vom Haben zum Sein
Nochmals anders wäre allerdings ein mehrtägiges intensives Fasten, dabei geht man ganz und gar auf sich selbst zu und versucht dadurch, von innen her neu zu werden. Ein derartiges Fasten setzt die nötige Gesundheit und ein sorgsames Umgehen mit den entsprechenden Anleitungen voraus. Aus eigener Erfahrung weiß ich, welche Wohltat ein derartiges Fasten ist. Man erlebt sich, so wie es etwa Dr. Lützner, ein bekannter Fastenarzt, darstellt, "wie neugeboren". - Wie von selbst stellt sich eine neue Freiheit ein; plötzlich braucht man manches, z. B. die sechs Tassen Kaffee am Tag, nicht mehr. Das kommt daher, dass sich ein/e auf diese Weise Fastende/r an den Eingeweiden berühren lässt, und dadurch barmherziger und einfühlsamer wird. Fasten ist wohl auch ein bewährter Weg vom Haben zum Sein zu kommen, und somit auch eine entschiedene Absage an den immer mehr um sich greifenden Konsumismus.
Die Wohltat des Fastens
Mit einigen Aussagen von kompetenten Menschen soll verdeutlicht werden, welche Wohltat das Fasten sein kann:
So betont Dr. Lützner: "Das Fasten kann heilsam auf die innere Unordnung im Menschen einwirken. Erst muss der Mensch seine Zerrissenheit überwinden und gesund an Leib und Seele werden, dann kann auch die Welt um ihn herum wieder heil werden".
"Fasten heißt, sich frei machen von den tausend Fesseln, die man dir angepriesen und aufgedrängt hat", sagt uns Phil Bosmans.
So soll auch der Bischof und Kirchenlehrer Basilius zu Wort kommen, dessen offensichtliches Nahverhältnis zum Fasten in seinen Fastenpredigten Ausdruck findet: "Das Fasten ist ein zuverlässiger Hausgenosse der Ehegatten, ein Erzieher der Jugend. Wer hat je durch das Fasten seinem Hausstand geschadet? Das Fasten erzeugt Propheten, kräftigt die Starken, erleuchtet die Gesetzgeber. Das wahre Fasten löst die Bande der Bosheit. Es bewirkt Frieden. Es ist ein Schutz des Vermögens".
Vielleicht motivieren Sie diese Aussagen dazu, sich mit einem Fasten in der kommenden Zeit etwas Gutes zu tun!
© Dr.in Barbara Siebenbrunner, Steyr, Pastoralassistentin in Ruhe, Fastenbegleiterin des Katholischen Bildungswerks.
7 Wochen Achtsamkeit: Ein Fasten wie ich es liebe
Frei werden zu einem Leben in Fülle
Wer fastet, der hat die Chance, sich selbst zu überraschen: Fällt es mir leicht, sieben Wochen auf Schokolade zu verzichten? Ist mein Leben anders, wenn ich keinen Rotwein trinke? Was entdecke ich, wenn ich täglich einen Psalm lese? Wie verändert sich mein Leben, wenn ich den Menschen in meiner Lebens- und Arbeitsumgebung aufmerksamer und wohlwollender begegne? Die Fastenzeit bietet ungeahnte Möglichkeiten, denn: Wer fastet, der schafft sich selbst neue Freiräume, wird ein neuer Mensch.
"Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehrst." So lautet die Formel, während uns das Aschenkreuz auf die Stirn gezeichnet wird. Ziemlich eindeutig macht der Aschermittwoch klar, dass auch die Endlichkeit unseres Lebens sich mitten im Leben abspielt. Das Bewusstsein unserer Endlichkeit verweist uns so radikal auf die Einzigartigkeit unseres Lebens. Mit dem Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit, eine Zeit bewusster Aufmerksamkeit für unser Leben.
Leben in Fülle für alle
In der Bibel ist Fasten oft nicht Sache eines oder einer Einzelnen, sondern es steht für die Umkehr einer ganzen Gesellschaft. Fasten steht in der Tradition auch dafür, gegen gesellschaftliche Missstände anzugehen. "Nein, das ist ein Fasten wie ich es liebe: die Fesseln des Unrechts zu lösen, die Stricke des Jochs zu entfernen, die Versklavten freizulasen, jedes Joch zu zerbrechen, an die Hungrigen dein Brot auszuteilen, die obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen, wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden und dich deinen Verwandten nicht zu entziehen." (Jesaia 58,6-7).
Jesaia fordert, den Mitmenschen zu sehen und ihm zu helfen, wieder mehr zu sehen, wo Hilfe nötig ist, mehr zu hören, wenn jemand bittet, wieder mehr zu fordern, wenn Ungerechtigkeit sich breitmacht, sein Leben einzusetzen für eine mögliche bessere Welt. Fasten ist keine Privatsache, sondern berührt uns und unsere realen gesellschaftlichen Verhältnisse, lenkt das Augenmerk auf unser Tun und unser Umfeld. Fasten heißt hier, Ungerechtigkeit wahrzunehmen und die möglichen eigenen Schritte zu setzen, sich mit anderen zu solidarisieren, Unrecht sichtbar zu machen und an der Veränderung mitzugestalten. Fasten bedeutet, die Welt, die Menschen, vor allem die Geknechteten und Leidenden zu sehen und menschenfreundlich zu handeln. Denn die biblische Zusage ist ein Leben in Fülle für alle, gutes Leben für alle. Das kann nur gelingen, wenn wir im Mitmenschen unseren Bruder, unsere Schwester sehen und ihnen barmherzig und wohlwollend begegnen.
Gleichzeitig ist es auch wichtig, uns selbst in den Blick zu nehmen, wie es Bernhard von Clairvaux (1091-1153) beschreibt:
GÖNNE DICH DIR SELBST!
Wenn du dein ganzes Leben und Erleben
völlig ins Tätigsein verlegst
und keinen Raum mehr für Besinnung vorsiehst,
soll ich dich da loben?
Wie kannst du voll und echt Mensch sein,
wenn du dich selbst verloren hast?
... Denk also daran: Gönne dich dir selbst
Aufmerksamkeit und Wachsamkeit
Fasten verändert also Leben, das eigene und das der Mitmenschen. Veränderung braucht Neubesinnung, Offenheit und den Mut, sein Leben auf- und auszuräumen. Wer Fülle will, muss leer werden. Mit vollen Händen kann man nichts empfangen. Fasten fordert auf, unser Leben großzügig zu teilen.
Das mittelhochdeutsche Wort "vasten" bedeutet "(fest-)halten, beobachten, bewachen." Die Fastenzeit regt uns an, uns und unserer Umgebung die gebührende Aufmerksamkeit und Wachsamkeit zu schenken. 40 Tage können wir uns immer wieder Zeitgeschenke gönnen in einer Welt der Turbulenzen und Hochgeschwindigkeit. Hier tut ab und zu auch Stille gut. Denn Stille ist eine Erholungsreise fürs Gehirn. Leben wird uns geschenkt, mit jedem Atemzug neu. Das kann uns gerade in der Fastenzeit wieder mehr bewusst werden. Genießen wir jeden Atemzug und Augenblick in Dankbarkeit. Jede Minute ist eine unbezahlbare Kostbarkeit.
Fasten verdichtet unser Leben, kann uns helfen, den Blick freizugeben auf das Wesentliche unseres Lebens. Was wollen wir wirklich? Was brauchen wir wirklich? Wir können bewusster konsumieren, im Zweifelsfalle weniger.
7 Wochen anders leben
Die FASTEN-ZEIT lädt uns ein, "7 Wochen anders zu leben".
7 Wochen unseren Stärken Raum geben, unseren Fähigkeiten nachspüren und sie mit anderen zu teilen. Ich bin wichtig und wertvoll, ich nehme mir Zeit für mich und andere. Wir können auch bewusst das wahrnehmen, was uns im Leben Gutes begegnet.
7 Wochen Zeitgeschenk einmal im Jahr als Unterbrechung des Gewohnten und Alltäglichen sind eine tolle Sache.
7 Wochen bewusst den Kontakt mit Freunden und Freundinnen pflegen, mit unseren Ideen andere anstecken. Denn wo zwei oder drei gemeinsam etwas teilen wird es lebendiger und lustvoller. In der Gemeinschaft finden wir Unterstützung, können uns Kraft holen, finden ein Ohr für Gespräche, dürfen auf Unterstützung hoffen, können uns auch in vermeintlich schwierigen Situationen Mut machen.
7 Wochen unseren Mitmenschen freundlich begegnen, denn unsere Haltung, unsere Einstellung, unser Gesichtsausdruck, unsere Gedanken verändern uns und die anderen. Lächle deinen Mitmenschen zu. Das verändert, erstmal schon dich und mit Sicherheit auch dein Gegenüber. Und im Übrigen ist Lachen, ein Lächeln gut gegen Falten.
7 Wochen Zeit für Neues
7 Wochen haben wir Zeit, unserer Seele auf den Grund zu gehen, unserer Mitte nachzuspüren, unserem Leben, unseren Herzensangelegenheiten Frei-Raum zu geben. 7 Wochen haben wir Zeit zu überlegen, worauf wir in unserem Leben verzichten möchten, um dadurch Leben und Lebendigkeit zu gewinnen, zum Beispiel nur mehr jeden zweiten Tag oder einmal die Woche die E-mails abrufen, oder gar erst wieder nach Ostern, uns einen fernsehfreien Abend pro Woche gönnen, keine Tageszeitung mehr lesen, dafür 5 Minuten in die Luft schauen und uns am Leben freuen, ab und zu zu Fuß gehen und das Auto stehen lassen und dadurch unsere Umgebung neu wahrnehmen ...
7 Wochen ohne das eine und dafür Platz für Neues, für das, was ich mich bisher nicht getraut habe. 7 Wochen Zeit für "Gutes Leben". Verzichten wir auf das, was uns gefangen nimmt oder belastet, auf die unangenehmen Dinge. Lassen wir das sein, was uns nicht lustig ist im Leben, dann bleibt uns mehr Zeit für das über, was unser Leben ausmacht, was uns gut tut und unsere Lebendigkeit fördert. Spüren wir in uns hinein, was uns gut tut. Denn nur wer sich selbst gut versorgt, kann auch gut auf andere schauen.
Wir haben mit der Fastenzeit die Chance, Neues zu wagen, Vertrautes mit einem neuen Blick zu sehen, für ein paar Wochen auf Gewohntes zu verzichten, um etwas anderes zu wagen oder Altem wieder neue Räume zu eröffnen. Manche Freiräume laden auch ein zum süßen Nichtstun, einfach sein, einfach alles für eine Weile sein lassen. Vielleicht stellen wir in der Veränderung auch eine innere Unruhe fest ...
Müssen wir wirklich ...
... sofort antworten, wenn wir eine Mail bekommen haben?
... beim Handy abheben, wenn es läutet?
... immer freundlich sein, auch wenn uns nicht danach ist?
... zu einer Veranstaltung gehen, obwohl wir keine Lust haben?
... zustimmen, obwohl unser Herz was anderes flüstert?
... viel arbeiten, damit alle mit uns zufrieden sind?
Dem Herzen folgen
Ich will zu mir stehen und das tun, was mir entspricht, meinem Herzen folgen. Und mir immer wieder die Frage stellen: Was möchte ich von HERZEN gerne tun? Nehmen wir uns Fasten-zeit. Wagen wir die Veränderung! Gehen wir einfach los! Entdecken wir unsere Sehnsüchte und Hoffnungen neu und geben ihnen Raum! Raum zum Leben. Was möchten wir tun? Wovon möchten wir uns verabschieden?
Und: keine Angst vor dem Scheitern: Wenn wir ein Vorhaben nicht schaffen, beginnen wir am nächsten Tag einfach von Neuem. Nähren wir unsere Freuden täglich neu. Denn die Seele nährt sich von dem, was ihr Freude macht.
In diesem Sinne kann uns die kommende Fastenzeit Anstoß sein, uns wertvolle, wesentliche Augenblicke und aufmerksame Wahrnehmungen zu gönnen im Gehen auf Ostern hin, dem Fest der Auferstehung und der Neuausrichtung. Möge uns unsere Ausrichtung aufeinander zu immer wieder neu gelingen, damit der Geist der Menschenfreundlichkeit immer mehr Platz greife.
Autor: Mag. Fritz Käferböck-Stelzer, Leiter Treffpunkt mensch & arbeit, Nettingsdorf
Fastenzeit - Zeit der Stille und Umkehr
Den Blick auf das Unendliche ausrichten
Ich bin froh, dass es in der Liturgie den Aschemittwoch gibt. Mit diesem Tag beginnt die Fastenzeit. Sie sagt mir: Geh nicht auf in den Sorgen dieser Welt. Denn alles vergeht. Nichts ist so sicher wie der Tod. Aber keiner will davon etwas wissen. Der Tod wird fast immer verdrängt. Das ist gar nicht notwendig. Der Wert des irdischen Lebens zeigt sich gerade dadurch, dass es endlich ist. Es muss sich lohnen für etwas zu arbeiten und zu leben. Es ist außerdem befreiend, wenn mich die Natur lehrt, loszulassen. Das eigentliche kommt erst nach dem Tod, sagen uns Menschen mit Nahtoderfahrungen.
Prof. Hans Goller vom Institut für Christliche Philosophie der Universität Innsbruck schrieb einen bemerkenswerten Aufsatz über die Nahtoderfahrungen (in: "Bios - Cultus - (im)mortalitas", Rahden/Westfalen 2012, S. 247-264). Menschen mit einer Nahtoderfahrung sehen am Ende ihres Lebenstunnels ein Licht, das sie wie ein Magnet anzog, sodass sie gar nicht mehr in diese Welt zurück wollten. Diese Erfahrung änderte ihr Leben um 180 Grad. Auch der Schweizer Arzt und Psychotherapeut sagt Ähnliches: "Mit dem Glauben an die Ewigkeit verwandeln sich die Wünsche und das gesamte Verhalten".
Nach Bischof Stecher sollen wir In der Fastenzeit unsere Optik auf das Unendliche einstellen, den Blick auf das Ewige richten, auf das Reich Gottes, das mit Christus schon gekommen ist. So kann die Fastenzeit zu einem Neustart im Leben werden. Prälat Linser sagte mir: "Fastenzeit ist eine Vorbereitung auf den Himmel, auf das ewige Ostermahl bei Gott. Daher soll ich suchen, was oben ist".
Suchen, was oben ist
Das Wort Fasten kommt von Festhalten. Wir sollen uns am Auferstandenen festhalten, damit wir in dieser Welt einen Halt haben, damit wir in der Hast unserer Zeit zur Ruhe kommen. Das setzt voraus, dass wir Jesus mehr Raum geben, öfters zu ihm beten und sein Wort hören. Viel Zeit vertun wir mit dem Lesen der Zeitung. Doch die Zeitung ist eine schnell verderbliche Ware, am nächsten Tag ist sie schon nicht mehr aktuell. Das Wort Gottes aber bleibt in Ewigkeit.
Wer am Aschermittwoch zum Heringsschmaus geht, versteht nicht die Fastenzeit. Nach den Aussagen der Bibel verfehlt der Tor das Ziel. Er ist nur auf sich selbst bezogen. Ihm fehlt die Beziehung zu Gott, zu Christus, der das Alpha und Omega ist. Diese Menschen sichern ihr Hab und Gut total ab, als ob sie ewig auf Erden leben würden. Fastenzeit heißt Ballast abwerfen. Unser Inneres ist mit Gerümpel angefüllt.
Beim letzen Begräbnisgottesdienst hieß es: "Wer sich Christus nähert, braucht immer weniger, er wird dem Herrn selbst ähnlich". Der Apostel Paulus hat für Jesus alles aufgegeben. Was er aufgegeben hat, hielt er für Kehricht. Er will kennenlernen die Macht, die in der Auferstehung Jesu steckt und die Gemeinschaft mit seinem Leiden. Er will Jesus auch im Tod ähnlich werden, damit auch er zur Auferstehung gelangt (vgl. Phil 3,9ff). Die Fastenzeit ist mehr denn je notwendig. Nur in der Umkehr zum Herrn werden wir unser Heil finden (vgl. Jesaja 30,15).
Fastenzeit - Umkehrzeit
"Wir verlangen, das Leben müsse einen Sinn haben, aber es hat nur soviel Sinn, wie wir ihm selbst zu geben imstande sind." (Hermann Hesse)
Die richtige Straße finden
Jedes Jahr werden wir mit der Fastenzeit zur Umkehr gerufen, zu einer radikalen Kehrtwende. Umkehren, nimmt man das wörtlich, meint einen völligen Richtungswechsel. Zugleich aber auch, wieder dorthin zurückgehen, woher man gekommen ist. Und wenn wir im Jahr darauf wieder umkehren, ist man eigentlich wieder am selben Ort angelangt. Macht das Sinn? Wenn man ständig umkehrt, kann es dann einem - wie in einem Kreisverkehr - ganz schön schwindlig werden, sodass man ins Straucheln gerät. Ist das der Sinn des Ganzen?
Unlängst habe ich - im Auto unterwegs - in St. Gallen eine falsche Ausfahrt genommen. Statt rechts bin ich links gefahren. Es blieb nur wenig Zeit zu überlegen. Und für mich auch zu wenig Platz noch einen Spurwechsel unbeschadet vorzunehmen. Recht schnell habe ich gemerkt: Oje, doch falsch gefahren. Geahnt hatte ich es bereits. Da war ich nun auf dieser Straße, und nicht auf der anderen. Ich konnte nicht einfach stehenbleiben und innehalten und überlegen. So suchte ich zwischen allen anderen Autos meinen Weg. Die Richtung wusste ich - und auch wohin ich wollte: zum Friedhof beim Krematorium (wie passend auch für den heutigen Tag). Ich schaute, dass ich in etwa dorthin zurückfuhr, wo ich die falsche Abzweigung genommen hatte und spurte mich dann richtig ein.
Ein Ereignis, das so manchem passiert, und doch auch Begebenheit, die man gut mit dem Aschermittwoch als Beginn der Fastenzeit in Verbindung bringen kann.
Wir sind unterwegs auf der Straße des Lebens. Immer wieder werden wir gewollt oder nicht gewollt vor die Entscheidung gestellt, welche Abzweigung wir als nächstes nehmen. Wir machen auch die Erfahrung, dass vieles gut verläuft. Manches Mal müssen wir aber auch erkennen: da bin ich jetzt falsch unterwegs, da komme ich nicht weiter. Und es kann sein, dass wir für diese Erkenntnis eine längere Zeit brauchen. Und später dann auch dementsprechend viel Aufwand, uns wieder richtig einzuspuren.
Fastenzeit - Umkehrzeit
Fastenzeit, das ist die Zeit, dem Leben (neu) Richtung zu geben. Einmal auf die Bremse zu steigen und ran zu fahren und stehen zu bleiben, innezuhalten. Und überhaupt mal zu schauen: Wo bin ich eigentlich? Hier und jetzt in meinem Leben? Passt die Richtung eigentlich noch? Oder habe ich schon mal eine falsche Abzweigung genommen, ohne es zu merken?
Ich gebe zu, ich gehöre zu jenen Zeitgenossen, die in ihrem Auto kein Navigationsgerät haben, das mitteilt, wie es weitergeht. Keine Stimme von außen, die mir aufträgt, was zu tun ist. Ich bin letztlich auf mich selbst angewiesen und auf das, was in mir ist.
Die Stimme eines Propheten
Heute hören wir in der Lesung aus dem kleinen Prophetenbuch des Ersten Testamentes noch eine andere Stimme, die da ruft: Kehrt um zu mir von ganzem Herzen! Es ist die Stimme des Herrn, der zu einer Korrektur, vielleicht auch zu einer Richtungsänderung mahnt. Eindringlich. Denn es ist eng geworden. Es bleibt nicht mehr viel Zeit. Wie auf der Autobahn beim Spurenwechsel.
Manches Mal geht die Richtungskorrektur nicht so ohne Weiteres über die Bühne, kann sie schmerzhaft sein und einiges abverlangen. Wie beim Abbau der Schuldenberge in Europa, so gibt es vielleicht auch in uns selbst und im persönlichen Leben einiges, das abgebaut werden muss, was sich angehäuft hat, was schädlich ist, für mich und für meine Nächsten, was sich einfach so, auch unbemerkt oder ungewollt, eingefahren hat. Manches Mal ist es auch dasjenige, von dem ich im Stillen weiß, dass, wenn ich so weiterfahre, es auf Länge nicht gut gehen wird.
Gerade dann ist es gut, dass von außen oder von oben oder von "weiß Gott woher" (tatsächlich!) - vielleicht sogar aus der Zeitung oder vom Nachbarn ... - eine Stimme kommt, die mich aufrüttelt und innehalten lässt: Halt mal an. Und schau, ob du wirklich auf dem richtigen Weg bist, ob du, wenn du hier und so weiterfährst, wirklich an dein Ziel kommst.
Was im Leben zählt
Die Liturgie des Aschermittwoches ist geprägt von diesem "Halt mal", wenn die Asche über dem Haupt ausgestreut wird, und man zugesagt bekommt: Bedenke, o Mensch, dass du Staub bist und zu Staub zurückkehrst. Angesichts dieser Perspektive, die des Menschen Geschöpflichkeit und Vergänglichkeit so knallhart vor Augen führt, ist es offenkundiger, was im Leben zählt.
"Kehrt um zu mir von ganzem Herzen, mit Fasten, Weinen und Klagen." spricht der Herr. Die Umkehr, von der der Prophet spricht, ist kein Lippenbekenntnis, keine oberflächliche Angelegenheit. Wenn sie vom Herzen kommt, umfasst sie den ganzen Menschen, dann dringt das, was innen (versteckt) ist, nach außen.
Die Fastenzeit ist eine Zeit, nicht im Kreisverkehr hängen zu bleiben, sondern die richtige Ausfahrt zu nehmen. Dorthin, wo Leben in Fülle uns verheißen ist und uns erwartet.
Wir verlangen, das Leben müsse einen Sinn haben. Der Mensch findet Sinn, indem er auf sein Herz hört und auf die Stimme des Herrn, die zu ihm spricht. Wer auf sie hört, fährt gut in seinem Leben. "Höre ... und du wirst ankommen." (aus der Regel des Hl. Benedikt).
Auf die Richtung kommt es an
Wie richtig fasten?
Wie richtig fasten, fragt sich mancher am Beginn der Fastenzeit. Die einen schwören auf medizinisch erprobtes Heilfasten in einer Fastengruppe; andere nehmen sich vor, bis Ostern auf jedwedes Fleisch oder auf Alkohol zu verzichten. Wieder andere lehnen sich an Fastenbräuche anderer Religionen an. Daneben gibt es Versuche, dem Fasten einen solidarischen Sinn zu geben, indem man sich an gewissen Tagen mit einer einfachen Suppe begnügt und das dadurch Ersparte für die Unterstützung hungernder Menschen spendet. Manche verzichten an manchen Tagen auf das Autofahren, um so ein Zeichen der Sorge um die Umwelt zu setzen.
Bei jeder dieser Arten des Fastens wird ein jeweils anderes Ziel verfolgt. Man fastet, weil es gesund und heilsam ist, weil man seine Solidarität mit Notleidenden zeigen oder weil man auf die Notwendigkeit des Umdenkens in der Gesellschaft aufmerksam machen will und noch manches andere mehr. Fasten, weil es die Religion so will, findet man in unseren Breiten immer seltener.
Umkehr des Herzens
Ein alter Brauch ist es, die Fastenzeit mit dem Auflegen von Asche zum Zeichen der Umkehrbereitschaft zu beginnen. Doch was bewirkt dieses Ritual?
Die Bibeltexte, die wir eben gehört haben, fordern uns zu einem kritischen Umgang mit derartigen Symbolhandlungen auf. Da lesen wir sogar: "Du aber salbe dein Haar, wenn du fastest, und wasche dein Gesicht, damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der auch das Verborgene sieht."
Jesus kritisiert die damalige Fastenpraxis. Ihm ist sie zu äußerlich. Da ist zu viel Show dabei, zu viel frommer Zirkus. Sein großes Anliegen ist die Umkehr des Herzens. Er steht in der Reihe der Propheten, die immer wieder gefordert haben "Zerreißt eure Herzen, nicht die Kleider" (was in biblischer Zeit offenbar auch ein Fastenbrauch war). "Kehrt um zum Herrn, eurem Gott!". Wir sollen unsere Herzen Gott neu zukehren. "Lasst euch mit Gott versöhnen!" fleht Paulus die Korinther an. Und er tut dies bewusst an Christi Statt.
Was bringt eine solche "Umkehr des Herzens", die Hinwendung bzw. die Ausrichtung unseres Lebens auf Gott?
Die Richtung muss stimmen
Jesus geht es darum, dass die Richtung stimmt. Wenn Menschen auf Gott ausgerichtet leben, ordnet sich bei ihnen vieles wie von selbst. Wenn die Richtung stimmt, hat bei Jesus vieles Platz. Er relativiert die unterschiedlichen Bräuche und Praktiken. Viele Wege führen zu Gott. Auf welchem Weg wir auf Gott zugehen, ist für Jesus nicht entscheidend. Diese Offenheit ist gerade in einer pluralen Gesellschaft, wie wir sie heute vorfinden, hilfreich. Nicht auf die Methode kommt es an, sondern auf die richtige Richtung.
Auf den ersten Blick enthält diese Haltung Jesu eine Erleichterung. Es ist nicht mehr entscheidend, dass wir vorgeschriebene Riten und Bräuche genau einhalten.
Für viele Menschen ist dieser Weg aber schwieriger, weil nun viel mehr in der persönlichen Verantwortung des einzelnen liegt und weil es eben auf die Umkehr des Herzens ankommt.
Bräuche sind hilfreich. Man muss nicht immer alles neu erfinden. Bräuche können uns aber auch verführen, uns um das eigentliche Ziel herum zu schwindeln und aus der Religion ein frommes Tingeltangel zu machen.
Was hilft?
Was kann uns dazu helfen, dass wir zur geforderten Umkehr des Herzend gelangen?
Ich kann nur nennen, was mir selbst hilft. Andere haben für sich vielleicht für sie geeignetere Wege entdeckt.
Mir hilft es, mir Räume und Zeiten der Stille zu nehmen; über die Heiligen Schriften nachzusinnen; mit Gott über die wunden Punkte meines Lebens zu reden; bewusst Eucharistie zu feiern; mir im Sakrament der Versöhnung von Gott sagen zu lassen, dass er trotz aller Unzulänglichkeiten zu mir steht und mich liebt. Mir hilft es, ein wenig einfacher zu leben und mit der Natur in Kontakt zu treten.
Meine Art des Fastens ergibt sich daraus von selbst. Ich meide so gut ich kann laute Veranstaltungen, "Zeit-vertreib", Alkohol und üppiges Essen. Die dadurch gewonnene Zeit und Kraft versuche ich zu nützen, mich auf Gott auszurichten.
Was bringt's?
Wir Christen begehen die Fastenzeit gemeinsam, wenn auch auf sehr unterschiedlichen Wegen. Wenn viele sich auf Gott ausrichten, kommt auch im gemeinsamen Leben manches ins Lot. Kleinliche Streitigkeiten treten in den Hintergrund, wenn Gott im Vordergrund steht. Es fällt uns leichter, einander das Anderssein zu verzeihen, einander Schuld nicht nachzutragen und einander als Schwestern und Brüder anzunehmen. Das ist gar nicht so wenig.
Die Asche erinnert uns an die Vergänglichkeit. Das Wissen darum, wie kurz und aufs Ganze der Schöpfung gesehen unbedeutend unser Leben ist, lässt uns Ausschau halten nach einem Anhaltspunkt, der uns aus unserer Bedeutungslosigkeit erlöst. Gott bietet uns diese Erlösung an. Darum tun wir gut daran, auf ihn zu schauen und uns auf ihn hin auszurichten.
Eine Zeit der Stille und der Reflexion
Fastengewohnheiten
Als Kinder horchten wir mit offenen Ohren und offenem Mund, wenn uns die alten Nachbarinnen von der "guten alten Zeit" erzählten, z. B. wie man früher fastete. Es kam die ganze Fastenzeit nicht nur kein Fleisch und kein tierisches Fett auf den Tisch. Damit sich nicht etwa Fettreste in die Speisen mischten, wurden am Aschermittwoch alle Töpfe ausgekocht. . .
Die Fastengewohnheiten waren in den einzelnen Epochen des Christentums sehr unterschiedlich. Seit die Katholische Kirche nach dem Zweiten Vatikanum die Fastenvorschriften auf einige wenige konkrete Vorschriften wie z. B. das Gebot der nur einmaligen Sättigung und das Verbot von Fleischspeisen am Aschermittwoch und Karfreitag beschränkt hat und die Form des Fastens darüber hinaus dem Einzelnen überlassen wurde, haben sich ganz neue Gepflogenheiten des Fastens herausgebildet. Die einen trinken während der ganzen Fastenzeit keinen Alkohol, andere rauchen nicht usw. Relativ neu ist, dass sich manche in Gruppen zusammenfinden, für einige Tage eine Heilfastenkur machen und sich gegenseitig dabei unterstützen. . .
Wie heute fasten?
Wie begeht man die Fastenzeit richtig? - Ich denke wir sollten dabei den bilblischen Hintergrund des Fastens nicht aus den Augen verlieren. Die Fastenzeit erinnert uns an die 40 Tage, die sich Jesus vor seinem öffentlichen Wirken in die Wüste zurückgezogen hat, um zu fasten. Darüber hinaus weisen die 40 Tage auf den 40-jährigen Weg des Volkes Gottes durch die Wüste hin, den es zwischen dem Auszug aus der Sklaverei Ägyptens und dem Einmarsch in das ihm versprochene Land gegangen ist. Es war dies eine Zeit, in der es gelernt hat, was wirklich wichtig und überlebensnotwendig ist. In dieser Zeit der Entbehrungen wurde ihm bewusst, wie wichtig und grundlegend die Beziehung zu Gott ist, der die Israeliten aus der Knechtschaft Ägyptens befreit und sie auf dem weiteren Weg begleitet hat.
Was bedeutet das für unser Fasten? - Wichtiger als gute Fastenmethoden ist das Gehen in die Wüste, natürlich im übertragenen Sinn. Die Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern sollte in erster Linie eine Zeit intensiver Selbstwahrnehmung und Reflexion des eigenen Lebensstils sein. Dazu kann jede ernsthafte Form des Fastens helfen. Wichtig ist jedoch das Sich-zurückziehen, das Nachdenken über die eigenen Lebensgewohnheiten.
Ohne ein gewisses Maß an Stille wird dies nicht gehen. So wundert es nicht, dass sich unere Vorfahren in der Fastenzeit jede Art von Unterhaltungsveranstaltungen verboten haben.
Stille und Reflexion
Ein weiteres wichtiges Element gehört noch dazu: Die eigenen Lebensgewohnheiten mit dem Anspruch des Evangeliums zu konfrontieren. Welche Rolle spielen in meinem Leben die Forderungen nach Gerechtigkeit, Nächstenliebe, gegenseitiges Helfen, Respektieren der Menschenwürde. . . ?
Das Aschenkreuz, das wir uns heute als Zeichen unseres Umkehrwillens auf die Stirn zeichnen lassen, erinnert uns, wie vergänglich vieles ist, woran wir unser Herz hängen und wovon wir unser Lebensglück abhängig machen.
Jesus kehrte aus seiner 40-tägigen Zeit in der Wüste mit klaren Kriterien dafür, was im Leben und was vor Gott zählt, zurück und widerstand den Versuchungen, sein leben nach vordergründigen Werten auszurichten. Bitten wir den Herrn, dass er uns in den Tagen der Fastenzeit auch diese Klarheit schenke.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter (2021)
Liedvorschläge:
GL 142: Zu dir, o Gott erheben wir die Seele voll Vertrauen
GL 161: Du rufst uns, Herr, trotz unsrer Schuld
GL 266: Bekehre uns, vergib die Sünde
GL 267: O Mensch, bewein dein Sünde groß
GL 268: Erbarme dich, erbarm dich mein
GL 269: Du Sonne der Gerechtigkeit
GL 271: O Herr, aus tiefer Klage erheb ich mein Gesicht
GL 272: Zeige uns, Herr, deine Allmacht und Güte (3. Str.)
GL 273: O Herr, nimm unsere Schuld
GL 274: Und suchst du meine Sünde, flieh ich von dir zu dir
GL 275: Selig, wem Christus auf dem Weg begegnet
GL 277: Aus tiefer Not schrei ich zu dir
GL 422: Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr
GL 428: Herr, dir ist nichts verborgen
GL 440: Hilf, Herr, meines Lebens
GL 448: Herr, gib uns Mut zum Glauben
GL 485: O Jesu Christe, wahres Licht
GL 638: Nun ist sie da, die rechte Zeit
GL Ö815: Sag ja zu mir, wenn alles nein sagt
GL Ö814: O höre, Herr, erhöre mich
Psalmen und Kehrverse:
GL 276: Verbirg dein Gesicht vor meinen Sünden, erschaffe mir ein reines Herz - Mit Psalm 103 (GL57,2) - II.
GL 301: Ein reines Herz erschaffe mir, o Gott - Mit Psalm 1 (GL 31,2) - IV.
GL 511: Aus der Tiefe rufe ich zu dir, höre, o Herr, meine Stimme. - Mit Psalm 90 (GL 50,2) - I.
GL 517: Der Herr vergibt die Schuld und rettet unser Leben - Mit Psalm 1 (GL 31,2) - IV.
GL 639: Erbarme dich meiner, o Gott, erbarme dich meiner - Mit Ps 51 - IV.
GL 640,1: Herr, unser Gott bekehre uns
- Einleitung10
Jörg Thiemann (2024)
In dieser Feier beginnen wir die „vierzig Tage der Umkehr und der Buße“.
Nachdenken, neu zu sich finden, entdecken, wo ich auf dem falschen Wege bin, wo ich von Gott weggeführt werde – das ist von Zeit zu Zeit nötig. Das Aschekreuz ist ein wichtiges Zeichen für unsere Vergänglichkeit und, dass alles im Leben hinfällig ist. Gott allein ist unvergänglich.
Fassen wir diese Zeit als eine Einladung auf, wieder neu anzufangen im Glauben. Es kann uns helfen, bewusster, erfüllter und glücklicher zu leben.
Dazu hören wir jetzt sein Wort. Darum feiern wir jetzt seine Liebe im Heiligen Mahl.
Das Aschekreuz wird nach der Predigt ausgeteilt. Es entfällt darum das allgemeine Schuldbekenntnis und das Kyrie. Der Priester setzt fort mit dem Tagesgebet.
Manfred Wussow (2023)
Ein Tag im Jahr ist der Asche gewidmet. Am Aschermittwoch. Heute. Die Karnevalstage sind vorbei. Viele Menschen haben nach der langen Coronazeit wieder ausgelassen feiern können. Dafür dürfen wir auch dankbar sein.
In einem Karnevalslied von Jupp Schmitz heißt es:
Am Aschermittwoch
Ist alles vorbei (ist alles vorbei)
Die Schwüre von Treue
Sie brechen entzwei (sie brechen entzwei)
Von all deinen Küssen
Darf ich nichts mehr wissen
Wie schön es auch sei
Dann ist alles vorbei.
Alles vorbei?
Asche ist erloschenes, verbranntes Leben. Asche ist aber auch seit alters her Zeichen eines neuen Anfangs. Neuen Lebens. Darum wird uns heute ein Kreuz aus Asche auf die Stirn gezeichnet. „Kehrt um, glaubt an das Evangelium!“
Wir werden nicht nur an die Vergänglichkeit erinnert, wir werden gesegnet.
Unseren Herrn rufen wir an:
Hans Hütter (2022)
Mit dem Aschermittwoch beginnen wir die vierzigtägige Fastenzeit, in der wir uns auf das Osterfest vorbereiten. Der Brauch des Fastens, den es in allen großen Religionen gibt, will uns helfen, dass wir uns auf das Wesentliche unseres Lebens konzentrieren. Jesus und vor ihm schon die Propheten fordern uns auf, dass wir unser Herz Gott neu zuwenden und unser Leben auf Gott ausrichten. Es ist eine Zeit des sich Besinnens und der Überprüfung unserer Lebensgewohnheiten.
Am Beginn dieser Feier treten wir vor den Herrn und bitten um Vergebung unserer Schuld und um Erbarmen.
Elisabeth Fritzl (2021) - Aschermittwoch: Auf den Weg zum Osterfest
Mit der Feier des Aschermittwochs machen wir uns auf den Weg zum Osterfest. Unsere Zeit ist geprägt von Unsicherheit, Sorgen und Ängsten. Gehen wir gemeinsam und vertrauensvoll auf Ostern zu und nutzen die Fastenzeit, um uns auf das zu besinnen, was wesentlich ist im Leben und auf den, der uns immer wieder neu zur Umkehr einlädt: Jesus Christus. Zu ihm rufen wir:
Manfred Wussow (2016)
Gestern wurde noch das Lied gesungen: Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Vorbei ist die Karnevalszeit, vorbei sind die tollen Tage. Wir beginnen heute aber eine neue Zeit, 40 Tage, auch Fastenzeit genannt. Jesus nimmt uns mit auf seinem Leidensweg. Die vielen Leidensgeschichten aus unserer Mitte nehmen wir mit.
Heute werden wir zur Umkehr aufgerufen, heute werden wir eingeladen, Jesus zu folgen. Er ist der Ursprung. Er ist das Ziel. In seiner Liebe sind wir geborgen. Wir empfangen heute das Aschekreuz. Wir werden heute gesegnet. Im Buch der Weisheit lesen wir:
Du erbarmst dich aller, Herr,
und hast Nachsicht mit den Sünden der Menschen,
damit sie sich bekehren;
denn du bist der Herr, unser Gott.
Ihn rufen wir an:
Klemens Nodewald (2014)
Gott glaubt daran, dass seine Liebe und Barmherzigkeit das stärkste und erfolgreichste Mittel ist, die Herzen der Menschen zu gewinnen. Daran sollen wir uns in der Fastenzeit erinnern und Gottes Gesinnung zu der unseren machen. Wo wir dies anstreben, bleibt unser Leben zwar endlich und hinfällig; es nähert sich aber schon in dieser Welt einer engen und innigen Verbundenheit mit Gott.
Gastautor*in (2014)
Die Österliche Bußzeit steht wieder bevor. Sie ruft uns auf, ja sie lädt uns ein zur Reduzierung dessen, was wir täglich zu uns nehmen.
Zu einem radikalen Stopp leitet auch der Prophet Joel an. (Dieses Buch mit seinen bloß vier Kapiteln wäre eine durchaus passende Lektüre für diese Zeit). Man könnte die Aussagen dieses Buches durchaus mit der Situation in unserer Zeit vergleichen. Es gab zu seiner Zeit (4. Jhdt. vor Chr.) ebensolche Bedrohungen und Krisen, wie wir sie jetzt haben. Zur Bewältigung derselben gibt Joel den Rat, dass nur eine entschiedene und ehrliche Hinwendung zu Gott zur Lösung und zum Widerstand gegen all diese Bedrohungen verhelfen kann. Er ruft zu innerer Umkehr, zur Hinwendung der Herzen zu Gott, eben zu einer aus dem Herzen kommenden Einstellungsänderung auf.
© Dr.in Barbara Siebenbrunner, Steyr, Pastoralassistentin in Ruhe, Fastenbegleiterin des Katholischen Bildungswerks
Gabi Ceric (2012)
Die ausgelassene Faschingszeit, in der es rund gegangen ist, ist mit dem Beginn der Fastenzeit zu Ende gegangen. In manchen Gegenden ist es üblich, dass der Beginn der Fastenzeit mit Kirchenglockengeläut kundgetan wird.
Statt Ausgelassenheit ist nun Einkehr angesagt. Aus dem manches Mal so anmutenden Außer-Sich-Seins soll ein In-Sich-Verweilen werden. Nicht von heute auf morgen, vierzig Tage der Fastenzeit sind uns dafür gegeben, geschenkt. Der Aschermittwoch ist der Auftakt dazu. "Bekehre uns, vergib die Sünde, schenke, Herr, uns neu dein Erbarmen." werden wir in diesen Wochen wieder singen.
Wenn man auf das Hebräische hinhört, so gehören die Wörter "Erbarmen" und "Mutterschoss" zusammen (rahamim/rehem). Wir können also durchaus sagen, dass wenn Gott, der Herr, uns sein Erbarmen schenkt, dann sind wir aufgenommen, wie ein Kind im Schoss seiner Mutter aufgehoben und behütet ist. Als Kinder des einen Gottes dürfen wir uns seiner Barmherzigkeit sicher sein.
Und unter diesem Vorzeichen dürfen wir die Fastenzeit vertrauensvoll beginnen.
(Der Bußritus entfällt - siehe MB).
Hans Hütter (2011)
Mit dem Aschermittwoch beginnen wir die vierzigtägige Fastenzeit, in der wir uns auf das Osterfest vorbereiten. Der Brauch des Fastens, den es in allen großen Religionen gibt, will uns helfen, dass wir uns auf das Wesentliche unseres Lebens konzentrieren. Jesus und vor ihm schon die Propheten fordern uns auf, dass wir unser Herz Gott neu zuwenden und unser Leben auf Gott ausrichten. Dies betrachtet er als das Ziel des Fastens.
Am Beginn dieser Feier treten wir vor den Herrn und bitten um Vergebung unserer Schuld und um Erbarmen.
Martin Stewen (2009)
Kehre um und glaube an das Evangelium! - Mit diesem Aufruf begeben wir uns auf den Weg durch die Fastenzeit. Vierzig Tage liegen vor uns, die wir nutzen sollen und dürfen: zu unserem Heil, für die Heilung mancher Schäden an uns selbst, zu unserer Heiligung.
Wir wenden uns zu unserem Gott und setzen auf ihn:
Du erbarmst dich aller, o Herr,
und hast Nachsicht mit den Sünden der Menschen,
damit sie sich bekehren;
denn du bist der Herr, unser Gott. (Weish 11,24.25.27)
So bekennen wir dich inmitten deiner Gemeinde
und rufen zu dir:
Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison.
(Keine Vergebungsbitte)
- Bußakt1
Gastautor*in (2014)
Auch in unserer Zeit, in unserem Land gibt es Krisen und Bedrohungen. Neben den wirtschaftlichen Turbulenzen, auf die wir wenig persönlichen Einfluss haben, tragen auch Gier und Habsucht zum Auseinanderdriften der Gesellschaft bei. Die Reichen werden immer reicher und ertränken sich förmlich im Wohlstand. Gleichzeitig werden jene unter der Armutsgrenze immer mehr und finden kaum noch das Auslangen.
Herr, sieh dir deine Welt an und was wir daraus machen.
Hilf uns, in dieser maßlosen Zeit wiederum das rechte Maß zu finden.
Oftmals mehr als uns gut tut und notwendig ist,
geben wir uns irdischen Genüssen hin.
Herr, sieh dir deine Welt an und was wir daraus machen.
Hilf uns, in dieser maßlosen Zeit wiederum das rechte Maß zu finden.
Wer meint "Ich muss alles haben!", findet das Glück des Lebens nicht.
Dieser Glaube führt in die Irre.
Herr, sieh dir deine Welt an und was wir daraus machen.
Hilf uns, in dieser maßlosen Zeit wiederum das rechte Maß zu finden.
© Dr.in Barbara Siebenbrunner, Steyr, Pastoralassistentin in Ruhe, Fastenbegleiterin des Katholischen Bildungswerks
- Kyrie9
Manfred Wussow (2023)
Herr,
wir sind im Trott.
Schenke uns heilsame Unterbrechungen.
Herr, erbarme dich.
Christus,
du lädst uns zur Umkehr ein.
Hilf uns, deinen Weg mitzugehen.
Christus, erbarme ich.
Herr,
wir funktionieren im Takt der Uhr.
Hilf uns, einander in der Liebe zu finden.
Herr, erbarme dich.
Gib mir wieder die Freude deines Heiles, *
rüste mich aus mit dem Geist der Großmut!
Herr, öffne meine Lippen, *
damit mein Mund dein Lob verkünde!
(Ps 51)
Edith Furtmann (2023)
Du rufst uns auf, umzukehren.
Herr, erbarme Dich.
Du möchtest, dass wir nicht mit Worten umkehren sondern in unseren Herzen.
Christus, erbarme Dich.
Du bist uns Vorbild.
Herr, erbarme Dich.
Hans Hütter (2022)
Herr, Jesus Christus,
du mahnst uns zu aufrichtiger Umkehr.
Herr, erbarme dich.
Du forderst von uns ungeheuchelte Frömmigkeit.
Christus, erbarme dich.
Du rufst uns zur Versöhnung mit Gott.
Herr, erbarme dich.
Elisabeth Fritzl (2021) - du bist mit uns auf dem Weg
Herr Jesus Christus,
du bist mit uns auf dem Weg.
Kyrie eleison.
Herr Jesus Christus,
dein Wort schenkt uns Kraft.
Christe eleison.
Herr Jesus Christus,
du öffnest unsere Herzen für deinen Ruf.
Kyrie eleison.
Sozialreferat der Diözese Linz (2020)
Die Fastenzeit ist ein Angebot zur Versöhnung. Eindringlich mahnt der Apostel Paulus, dass wir uns zur Versöhnung mit Gott, mit uns selber und mit unseren Mitmenschen durchringen sollen. Das ist nicht einfach, deshalb rufen wir das Erbarmen Jesu an:
Jesus, durch deinen Tod und deine Auferstehung hast du Versöhnung für alle möglich gemacht. Herr, erbarme dich unser.
Jesus, du hast uns Gottes bedingungslose Gnade zugänglich gemacht.
Christus, erbarme dich unser.
Jesus, du bist der Retter der Welt.
Herr erbarme dich unser.
© Mag.a Dorothea Schwarzbauer-Haupt, Theologin, Diözese Linz
Manfred Wussow (2016)
Herr,
du bist bereit, für uns den Leidensweg zu gehen.
Dir vertrauen wir unsere Schmerzen und Enttäuschungen an.
Herr, erbarme dich.
Christus,
du nimmst dich der Sünderinnen und Sünder an.
Wir suchen bei dir Vergebung und einen neuen Anfang.
Christus, erbarme dich.
Herr,
wir trauern und klagen über das Unheil, das Menschen einander bereiten.
Lass in uns der Liebe wachsen.
Herr, erbarme dich.
Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz,
und gib mir einen neuen, beständigen Geist!
Verwirf mich nicht von deinem Angesicht,
und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir.
Mach mich wieder froh mit deinem Heil;
mit einem willigen Geist rüste mich aus.
(Ps. 51,12ff.)
Klemens Nodewald (2014)
Nehmen wir Christus und seine gelebte Liebe in den Blick
und bitten wir ihn:
Herr Jesus Christus,
zu unserem Heil bist du in unsere Welt gekommen.
Herr, erbarme dich.
Zur Liebe willst du uns bewegen und unsere Herzen stärken.
Christus, erbarme dich.
Im Bemühen um das Gute dürfen wir fest auf deine Hilfe und deinen Beistand bauen.
Herr, erbarme dich.
Ja, der Herr wird sich unser erbarmen.
Er schenkt uns nicht nur die Vergebung unseres Versagens,
er hilft uns auf und stärkt uns,
mit Entschiedenheit neu das Gute zu erstreben. - Amen.
Hans Hütter (2013)
Herr, Jesus Christus,
du mahnst uns zu aufrichtiger Umkehr.
Herr, erbarme dich.
Du forderst von uns Barmherzigkeit.
Christus, erbarme dich.
Du rufst uns zur Versöhnung.
Herr, erbarme dich.
Hans Hütter (2011)
Herr, Jesus Christus,
du warst mit deinem Vater in inniger Liebe verbunden.
Herr, erbarme dich.
Du hast dich in aufrichtiger Anteilnahme den Leidenen zugewandt.
Christus, erbarme dich.
Du hast uns mit dem Vater versöhnt.
Herr, erbarme dich.
- Tagesgebet4
Messbuch - TG Aschermittwoch: vierzig Tage der Umkehr und Buße
Getreuer Gott, im Vertrauen auf dich
beginnen wir die vierzig Tage der Umkehr und Buße.
Gib uns die Kraft zu christlicher Zucht,
damit wir dem Bösen absagen
und mit Entschiedenheit das Gute tun.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Aschermittwoch
Messbuch - TG Fastenzeit 1 Mo: gib uns die Gnade, umzukehren zu dir
Gott, unser Heil,
gib uns die Gnade, umzukehren zu dir.
Erleuchte unseren Verstand
und stärke unseren Willen,
damit uns diese Zeit der Buße zum Segen wird.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB Montag in der 1. Woche der Fastenzeit
Messbuch - TG Auswahl 26: du lädst uns zu einem neuen Anfang
Barmherziger Gott.
Du nimmst die Sünde ernst,
aber du läßt uns die Möglichkeit zur Umkehr.
Du verurteilst unsere Verfehlungen,
aber du lädst uns ein zu einem neuen Anfang.
Wir danken dir, daß du barmherzig bist.
Gib uns den Mut umzukehren.
Gib uns die Kraft, neu anzufangen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Amen.
MB Auswahl 26
Messbuch - TG Fastenzeit 2 Do: Wende unser Herz zu dir
Heiliger Gott,
du liebst die Unschuld
und schenkst sie dem Sünder zurück,
der reumütig zu dir heimkehrt.
Wende unser Herz zu dir
und schenke uns neuen Eifer im Heiligen Geist,
damit wir im Glauben standhaft bleiben
und stets bereit sind, das Gute zu tun.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
MB 2. Donnerstag der Fastenzeit
- Eröffnungsgebet5
Jörg Thiemann (2024)
Guter Gott,
sie fangen wieder an, die 40 Tage der Umkehr und der Buße.
Wir wollen nachdenken über uns,
über unser Leben mit den Mitmenschen,
über unser Leben mit dir.
Wir wollen neu entdecken,
dass du die Quelle unseres Glücks und unserer Erfüllung bist.
Darum hören wir jetzt deine Worte. - Amen.
Manfred Wussow (2023)
Gott,
du schenkst uns das Lachen
und wenn wir weinen, tröstest du uns.
Wir danken dir für ausgelassene Stunden,
für Humor und Leichtigkeit.
Jetzt schenkst du uns vierzig Tage,
den Leidensweg Jesu mitzugehen
und Ostern zu erwarten.
Hilf uns, alles, was wir tun,
aus Liebe zu tun,
einander nichts vorzumachen
und mutig für einander einzustehen.
Mit dem Aschekreuz segnest du uns
in Christus, unserem Herrn. - Amen.
Manfred Wussow (2016)
Vierzig Tage schenkst du uns jetzt,
Gott des Friedens und der Liebe.
Wir können einhalten, zurückschauen,
unser Leben bedenken
und unsere Wege
noch einmal neu ausrichten.
Dafür erbitten wir deinen Geist,
der uns mutig macht,
unsere Erfahrungen abzuwägen,
einander zu begegnen
und Vertrauen zu gewinnen.
Du lässt uns in der Asche die Glut sehen,
in dem Vergänglichen deine Zukunft
und in dem Kreuz das Leben.
Wir danken dir,
dass uns die Asche heute zum Segen wird.
Dir vertrauen wir unsere Wege an
In Christus, unserem Herrn. – Amen.
Gabi Ceric (2012)
Gütiger Gott,
du kennst uns durch und durch.
Ob wir sitzen oder ob wir stehen, du weißt von uns.
Du weißt um unsere Grenzen und um unsere Bedürftigkeit.
Du weißt, was uns gut tut, noch bevor wir es selbst erkennen.
Auf dich vertrauen wir.
Lass unsere Sinne in dieser österlichen Bußzeit offen sein -
für alles Schöne, das wir erfahren dürfen,
für die Nöte unserer Mitmenschen,
für unsere eigene Seelennot.
Lass uns Vergebung erfahren, wo wir sie bedürfen.
Führe du uns auf dem Weg des Lebens.
Das erbitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
Martin Stewen (2009)
Guter Gott,
du lädst uns ein zu vierzig Tagen der Umkehr.
Wir machen uns auf den Weg,
um innezuhalten und zu uns zu finden,
um Brücken zu unseren Nächsten wieder neu zu schlagen,
um uns auszurichten zu dir, unserem Gott.
Stärke und ermutige uns dazu
durch dein Wort.
Das erbitten wir durch Jesus Christus.
- Nach dem Evangelium3
Messbuch - Segnung der Aschermittowch-Asche:
Segnung der Asche:
Barmherziger Gott,
du bist den Demütigen nahe
und lässt dich durch Buße versöhnen.
Neige dein Ohr unseren Bitten
und segne + alle, die gekommen sind,
um das Aschenkreuz zu empfangen.
Hilf uns, die vierzig Tage der Buße
in rechter Gesinnung zu begehen,
damit wir das heilige Osterfest
mit geläutertem Herzen feiern.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Aschermittwoch
Oder:
Herr und Gott,
du willst nicht den Tod des Sünders,
du willst, dass er sich bekehrt und lebt.
Erhöre gnädig unsere Bitten:
Segne + diese Asche, mit der wir uns bezeichnen lassen,
weil wir wissen,
dass wir Staub sind und zum Staub zurückkehren.
Hilf uns, die vierzig Tage der Buße in rechter Gesinnung zu begehen.
Verzeih uns unsere Sünden.
Erneuere uns nach dem Bild deines Sohnes
und schenke uns durch seine Auferstehung das unvergängliche Leben.
Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
MB Aschermittwoch
Oder:
Gott, du willst nicht unseren Tod und unser Verderben.
Du willst, dass wir umkehren und leben.
Erhöre unser Gebet und segne + diese Asche,
mit der wir uns bezeichnen lassen.
Hilf uns nach deinem Wort zu leben,
erneuere uns durch Jesus Christus, deinen Sohn,
und lass uns ihm immer ähnlicher werden.
Schenke uns durch seine Auferstehung
unvergängliches Leben bei dir.
Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus, unseren Herrn.
Jörg Thiemann (2024)
Segnung der Asche
Alles ist vergänglich,
unser Leben,
unsere Gesundheit,
unser Reichtum,
alles, was wir besitzen,
es kann verloren gehen.
Diese Asche ist ein Zeichen,
dass alles vergehen kann,
dass alles ein Geschenkt ist.
Segne diese Asche.
Mit ihr wird uns ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet.
Wir sind aus uns heraus vergänglich, hinfällig.
Mit dir aber sind wir alles.
Darum wollen wir zu dir umkehren. - Amen.
Klemens Nodewald (2014) - Einladung zum Empfang des Aschenkreuzes
Einladung zum Empfang des Aschenkreuzes
Ich lade Sie ein, nach der Segnung der Asche das Aschenkreuz zu empfangen unter folgenden Gedanken.
Die Asche sprach:
Einmal war ich Glut, war ich Leben, Liebe, Leidenschaft - .
und jetzt? Jetzt bin ich Asche.
Ja, ich war einmal jemand -
ich wurde bewundert, war angesehen, beliebt und gefragt.
Jetzt bin ich nur noch Asche.
Da meldete sich Gott zu Wort und sprach:
Auf die Glut kommt es bei mir an.
Hast du geglüht?
Hast du dich in Liebe verschenkt, verausgabt, hingegeben wie Jesus?
(Quelle unbekannt, frei nacherzählt)
Die Liebe Jesu, die ihn für uns bis an Kreuz gehen ließ,
richtet auf und erweckt zu neuem Leben.
Empfangen wir das Aschenkreuz mit dieser Zuversicht.
- Fürbitten17
Jörg Thiemann (2024)
Zu unserem Herrn Jesus Christus, der uns immer wieder zu Gott zurückführt, beten wir voll Vertrauen:
Schenke uns echte Demut, ehrlich auf unser Leben zu schauen, damit wir unsere falschen Wege erkennen und dich neu lieben lernen.
Lass alle, die große Schuld auf sich geladen haben, Vergebung erfahren, damit sie neu anfangen können.
Segne alle, die sich in diesen Tagen redlich mühen, durch mancherlei Verzicht innerlich freier zu werden und wieder mehr zu dir zu finden.
Hilf Frieden und Gerechtigkeit zu schaffen, damit alle Kriege und alle Gewalt ein Ende nehmen.
Sende deiner Kirche deinen Heiligen Geist, damit sie nach deinem Willen erneuert werde und allen Menschen Heimat im Glauben gibt.
Mache alle Menschen bereit, sich nach Kräften und Möglichkeiten für Freiheit und für die Würde aller einzusetzen.
Erbarme dich unserer Verstorbenen und schenke ihnen ewiges Leben.
Dich loben und preisen wir, jetzt und in alle Ewigkeit. - Amen.
Renate Witzani (2024)
Mit seinen ausgebreiteten Armen am Kreuz lädt uns Christus ein, alle unsere Bitten seinem und unserem Vater anzuvertrauen:
Wir bitten um Besonnenheit, Liebe und Kraft, die alle in deiner Kirche erkennen lassen, was an Zuviel abgebaut werden kann und wobei ein Mehr erforderlich ist.
Wir bitten um Frieden und faire Kompromisse zwischen allen Beteiligten in den Krisenherden des Nahen Ostens.
Wir bitten um eine Haltung des Fastens, in der wir Verzicht als Chance zur Freiheit begreifen können.
Wir bitten um Freude und Dankbarkeit für alle erwiesene Zuneigung, die uns heute am Valentinstag von anderen entgegengebracht wird.
Wir bitten um das ewige Heil für unsere Verstorbenen.
Denn in Christus hast du die Welt mit dir versöhnt. Lass auch uns in den kommenden Wochen im Umgang miteinander ein Mehr an Liebe wagen. - Amen.
Manfred Wussow (2023)
Es ist gut, wenn Menschen sich einbringen und einmischen. Gut ist, wenn Menschen Freude daran haben, anderen Menschen eine Freude zu machen. Anderen Menschen zu helfen. Wenn sie das Beste, ihr Bestes geben!
Heute sehen wir Menschen, die in Erdbeben ihre Angehörigen, ihre Wohnungen, ihre Existenzen verloren haben. Die mediale Aufmerksamkeit wird nachlassen, neue unheilvolle Nachrichten die alten verdrängen. In Zahlen verschwinden menschliche Namen und Geschichten.
Wir bitten: Herr, erbarme dich
Wir sehen Menschen, die von einem Krieg aufgefressen werden, die unter Gewalt leiden, die keine Heimat mehr haben. Nach den ersten Schrecken hat der Gewöhnungsprozess begonnen, Hassbotschaften bekommen einen normalen Ton, die Angst aber, es könnte alles noch schlimmer kommen, frisst sich in Seelen ein.
Wir sehen Menschen, die in ihren Heimatländern keine Zukunft haben, sich auf gefährliche Routen wagen und bei uns Sicherheit suchen. Doch Schlepper verdienen mit ihnen viel Geld. In Europa wissen die Länder nicht, wie sie die „Lasten“ verteilen sollen. Integration misslingt an vielen Orten.
Wir sehen Menschen, die aus fremden Ländern, Konflikten und Katastrophen berichten, die Stimmen einfangen und Gesichter zeigen. Für Nachrichten gibt es einen Markt. Die Entscheidung, was gezeigt wird, ist von vielen Faktoren abhängig. Im Nachrichtendschungel gehen auch viele Hoffnungsgeschichten unter.
Wir sehen Menschen, die ihre Meinungen im Internet suchen, ihre Wahrheiten zusammenstellen und kritischen Rückfragen ausweichen. In einer virtuellen Welt kursieren Verdächtigungen und Verschwörungstheorien. Viele Menschen halten die Realität nicht aus.
Was Gott sieht, können wir ihm nicht zuschneiden. Schon gar nicht, was er sehen soll. Doch in seinem Blick sind wir aufgehobener und geborgener als in unseren Träumen. Auch in dem Traum, Gott auf unsere Seite zu ziehen.
Er geht uns voran. Heute und für die Ewigkeit. – Amen.
Renate Witzani (2023)
Du, Herr, erbarmst dich aller Menschen und willst, dass sie den Weg zu dir finden.
Dich bitten wir:
Du schenkst uns Gemeinschaft mit dir in deinem Wort und Sakrament, der Kirche, und in jeder Begegnung untereinander.
Wir bitten dich um deine Gnadengaben, durch die wir durch unser Tun an deinem Reich mitwirken können.
Katastrophen, Kriege und Krisen bedrohen unser soziales Gefüge.
Wir bitten dich um Mut, um aus dem Altgewohnten aufbrechen zu können und weltweite Solidarität zu leben.
Wer auf dich hofft, erwartet nicht, dass immer alles gut ausgeht, sondern dass alles, was uns im Leben begegnet, Sinn macht.
Wir bitten dich für die Jugendlichen, die sich immer wieder neuen Herausforderungen stellen müssen, und für die Menschen der älteren Generation, die sich oft um den Verlust traditioneller Werte sorgen.
Selbstoptimierung in Ansehen und Aussehen liegt im Trend unserer Zeit.
Wir bitten dich, lehre uns mehr danach streben, was du in deinen Geschöpfen verwirklichen willst.
Du begleitest uns immer, auch in der Stunde unseres Todes.
Wir beten für unsere Verstorbenen und für uns selbst, wenn es für uns Zeit ist, von dieser Welt Abschied zu nehmen.
Im Wissen um unsere Vergänglichkeit und deine Barmherzigkeit bitten wir dich, steh uns bei, wenn wir in den kommenden Wochen versuchen, unser Leben neu nach dir auszurichten. - Amen.
Edith Furtmann (2023)
Guter Gott, nun beginnt die Fastenzeit: 40 Tage, in denen wir uns besinnen wollen und zur Umkehr aufgerufen sind.
Wir bitten Dich:
Für alle Menschen, die sich in diesen Tagen auf den Weg machen, ihren Lebensstil zu überprüfen. dass sie es in der Gewissheit tun, dass Du sie begleitest.
Für die Politiker, die in diesen Tagen abwägen müssen, welche Maßnahmen richtig sind, um den Krieg in der Ukraine nicht eskalieren zu lassen und zugleich die Menschen dort nicht in Stich zu lassen:
dass sie sich dabei von der Liebe zu den Menschen in der Ukraine und der Sehnsucht nach Frieden leiten lassen.
Für alle Menschen, denen die Krisen dieser Tage den Boden unter den Füßen weggezogen haben, die nicht mehr wissen, wem sie glauben können, die ihre Orientierung verloren haben:
steh ihnen bei auf der Suche nach dem richtigen Weg.
Für alle Christen, die sich in diesen Tagen der Fastenzeit neu auf den Weg zu Dir machen:
zeige Du ihnen Wege auf, die sie gehen können.
Für alle, die bedingungslos an der Seite der Verlierer unserer Gesellschaft stehen:
schenke ihnen die Kraft, die sie brauchen.
Für alle, die sich tatkräftig in den Krisengebieten und Flüchtlingslagern unserer Zeit engagieren und Unrecht laut anprangern:
dass sie standhaft bleiben und sich nicht mundtot machen lassen.
Für unsere Kranken und Verstorbenen.
Guter Gott, Du möchtest, dass wir umkehren und uns auf den Weg machen zu Dir. Du bist uns nahe, wenn wir dies versuchen.
Dafür danken wir durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herren. - Amen.
Hans Hütter (2022)
Guter Gott,
am Beginn der 40-tägigen Fastenzeit stehen wir in vielerlei Hinsicht hilflos da.
Wir bitten dich um deinen Beistand.
Steh allen Menschen in der Ukraine bei, die in ihrem Land ausharren
und sich gegen die Übergriffe fremder Mächte wehren.
Steh allen bei, die vor dem Kriegsgeschehen auf der Flucht sind, um sich und ihre Kinder in Sicherheit zu bringen.
Lass sie Aufnahme und Unterstützung finden.
Steh allen Politikern bei, dass sie Wege finden, die aus dieser Katastrophe herausführen.
Steh allen bei, die in dieser Fastenzeit ihren Lebensstil und ihre Leitlinien im Licht des Glaubens überprüfen.
Nimm alle Opfer des Krieges bei dir auf und vergilt ihnen, was sie Gutes bewirken wollten.
Schenke allen unseren Toten die Fülle des Lebens, die sie in ihrer Zeit auf der Erde gesucht haben.
Du, Herr, stehst über der Zeit
und kannst Leben schenken, wo wir mit unseren Möglichkeiten am Ende sind.
Dir vertrauen wir. - Amen.
Gastautor*in (2022) - Fürbitten anlässlich des Krieges in der Ukraine
Das Pastoralamt der ED Wien, Abteilung Bibel-Liturgie-Kirchenraum, stellt den Gemeinden folgende Fürbitten für die Gottesdienste zur Verfügung:
Die Nachrichten und Bilder,
die uns in den vergangenen Tagen
aus der Ukraine erreicht haben,
haben viele fassungslos gemacht.
Die Welt hat sich an diesem Donnerstagmorgen
plötzlich anders angefühlt.
So bringen wir vor dich, guter Gott,
unsere Bitten.
Für alle, die um ihr Leben fürchten.
Für alle, die vor den Trümmern ihrer Existenz stehen.
Für alle, die ihre Heimat verteidigen.
Für alle, die ausgeschickt werden ein anderes Land anzugreifen.
Für alle, die nur in der Flucht ihre Zukunft sehen.
Für alle, die Menschen in Not helfen.
Für alle, die der Krieg traumatisiert.
Für alle, die versuchen zu verstehen.
Für alle, die gegen Ungerechtigkeit aufstehen.
Für alle, die sich instrumentalisieren lassen.
Für alle, die um Lösungen am Verhandlungstisch ringen.
Für alle, die nur auf ihrem eigenen Weg beharren wollen.
Für alle, die getötet wurden.
Für alle, die um Verstorbene trauern.
Allmächtiger Gott,
du Gott des Lebens und des Friedens
dich loben und preisen wir in Ewigkeit. Amen
liturgie(at)edw.or.at, www.liturgie.wien
Elisabeth Fritzl (2021) - Zeit der Besinnung und Umkehr
Gott schenkt uns die vierzig Tage als Zeit der Besinnung und Umkehr.
Mit unseren Bitten kommen wir zu ihm:
Für alle Verantwortlichen in Politik, Wissenschaft und Medizin, die in dieser Zeit schwierige Entscheidungen treffen müssen.
Für alle Menschen, die sich für die Fastenzeit vorgenommen haben, ihren Lebensstil und dessen Auswirkungen auf andere zu bedenken.
Für alle, die aufgrund der Corona-Krise gesundheitliche, finanzielle oder psychische Probleme haben.
Für alle, die sich immer wieder neu auf die Suche nach Gott machen.
Für alle, die sich für geflüchtete Menschen engagieren und ihre Stimme für die Armen erheben.
Für alle Verstorbenen und besonders für jene, die an Corona verstorben sind.
Guter Gott, du bist und bleibst uns nahe.
Dafür danken wir dir heute und alle Tage unseres Lebens. - Amen.
Sozialreferat der Diözese Linz (2020)
Barmherziger und gütiger Gott am Beginn dieser Fastenzeit bitten wir dich:
Für jene, die fasten müssen, weil sie nicht genug zum Leben haben.
Für jene, die in der Hektik ihres Alltages keine Ruhe für Gebet und Meditation finden.
Für jene, die jetzt in der Fastenzeit für Hilfsorganisationen spenden.
Für alle, die Gutes tun, aber niemand bemerkt es.
Für jene, die unversöhnt mit Gott, sich selbst oder ihren Mitmenschen sind.
Für alle, die in dieser Fastenzeit umkehren und damit neue Perspektiven gewinnen möchten.
Für unsere Verstorbenen und ihre Angehörigen
Gott du bist treu und gut.
Wir vertrauen dir alle unsere Sorgen und Anliegen an mit Jesus unserem Bruder und Herrn. – Amen.
© Mag.a Dorothea Schwarzbauer-Haupt, Theologin, Diözese Linz
Renate Witzani (2017)
Lasst uns gemeinsam um Gottes Erbarmen beten
und auf seine Vergebung hoffen,
wenn wir rufen:
„Herr, erbarme dich deines Volkes!“
Hilf allen in deiner Kirche umzukehren und alle Selbstgefälligkeit abzulegen,
damit wir allen, mit denen wir gemeinsam auf dieser Erde leben, auf Augenhöhe begegnen.
Hilf uns Solidarität so zu leben, dass wir die Empfänger der Gaben nicht beschämen oder durch die Erwartung von Gegenleistungen unter Druck setzen.
Hilf allen, die in ihrem Leben zu wenig Liebe und Achtung erfahren haben,
ein gesundes Maß an Selbstwertgefühl zu entwickeln.
Hilf uns, mit deinen Augen auf unser Leben zu schauen
und das zu tun, was wirklich wichtig ist,
und das zu unterlassen, was uns nur vor den anderen wichtig macht.
Hilf uns, uns der Vergänglichkeit alles irdischen Lebens zu stellen
und aus der Hoffnung auf die Auferstehung der Toten zu leben.
Denn du, Gott, bist gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Güte.
Dich loben und preisen wir, jetzt und allezeit. - Amen.
Manfred Wussow (2016)
Am Aschermittwoch beginnt die 40-Tage-Zeit.
Wir beginnen sie mit dem Kreuz aus Asche.
Zeichen der Trauer, der Umkehr und der Hoffnung.
Wir tragen das Kreuz auf unserer Stirn.
Heute beten wir:
Für die Menschen, die viel zu verbergen haben,
die über ihre Schuld nicht reden können,
die vor sich selbst weg laufen.
Gnädig und barmherzig ist der Herr,
langmütig und reich an Güte
Wir beten für die Menschen,
die kein gutes Haar an anderen lassen,
sich letzte Urteile anmaßen
und ihre kleine Welt abschotten mit ihrer Angst.
Gnädig und barmherzig ist der Herr,
langmütig und reich an Güte
Wir beten für die Menschen, die sich für andere einsetzen,
die Zeit und Geld opfern,
die für Sprachlose und Verstummte Worte finden.
Gnädig und barmherzig ist der Herr,
langmütig und reich an Güte
Wir beten für uns,
dass wir unser Wissen nicht zur Schau stellen,
unsere Frömmigkeit nicht in leeren Hüllen präsentieren
und unseren Glauben nicht zu einer Waffe machen.
Gnädig und barmherzig ist der Herr,
langmütig und reich an Güte
Vater,
du siehst auch das Verborgene.
Du siehst unsere Sehnsucht nach Anerkennung,
Träume von gelingendem Leben
und die Angst, nicht geliebt zu werden.
Aber dein Herz hast du nicht im Verborgenen gelassen,
du räumst uns einen Platz in deinem Herzen ein
und nimmst uns mit auf den Weg Jesu,
dein Wort, dein Gesicht für alle Menschen. – Amen.
Renate Witzani (2016)
Der Glaube an eine ewige Heimat und an die Größe und Barmherzigkeit Gottes eint alle,
die die kommenden Wochen zu einer Zeit der wahren Umkehr vom Ich zum Du,
von sich selbst zu Gott nützen wollen.
Um seine Gnade lasst uns den Herrn bitten:
Für Papst Franziskus, der in der Spannung von reich und arm
den Erhalt deiner Schöpfung und Umweltzerstörung zu wirtschaftlichen Zwecken,
Diskriminierung ganzer Gruppen in Kirche und Gesellschaft,
unbeirrt deine Botschaft im Blick hat.
Für alle Verantwortlichen in Politik und Medien,
deren Aussagen und Berichte in der Komplexität der Flüchtlingsproblematik
von einem realistischen Idealismus getragen sind.
Für unsere Gemeinde, die von der Einsatzbereitschaft und dem Gebet aller lebt.
Lass uns in der Sorge füreinander nicht ermüden.
Für uns selbst, die wir auf der Suche nach dir sind.
Führe uns in diesen Tagen zu dir, der Mitte unseres Lebens.
Für alle Sterbenden.
Erhalte ihnen trotz physischer und psychischer Schmerzen
ihren Glauben und die Hoffnung auf deine Rettung und Gnade.
Vater! Der Gedanke an unsere eigene Sterblichkeit fällt uns schwer.
Nur im Glauben können wir vertrauen,
dass der Tod nicht das Letzte ist.
Hilf uns, dich, den Verborgenen, immer wieder neu zu suchen
jetzt und bis wir dich in der Ewigkeit
von Angesicht zu Angesicht schauen dürfen. - Amen.
Klemens Nodewald (2014)
Guter Gott,
als Zeit der inneren Einkehr, Besinnung und Gnade
wollen wir die Fastenzeit begehen.
Im festen Vertrauen auf deine Hilfe bitten wir dich:
Schenke uns Kraft zu guten, klaren Entscheidungen
und zu ihrer Umsetzung im Alltag.
Gott, du unser Heil...
Hilf uns, den Weg der Versöhnung mit dir,
mit uns selbst und unseren Nächsten zu finden.
Gott, du unser Heil...
Richte unsere Augen auf das Wesentliche und Wichtige
in unserem Leben und Glauben.
Gott, du unser Heil...
Schenke Erfolg allem Bemühen um Frieden,
Erfolg der Bekämpfung von Hunger und Unrecht,
Ausdauer in unserer Sorge für Menschen in Krankheit und Not.
Gott, du unser Heil...
Hilf allen Eltern und Erziehern, den ihnen anvertrauten Kindern
gute Begleiter für ihr Leben und ihren Glauben zu sein.
Gott, du unser Heil...
Sei nahe allen Sterbenden
und nimm sie auf in die Gemeinschaft mit dir.
Gott, du unser Heil...
Guter Gott,
dir wollen dir näher kommen in diesen Tagen der Fastenzeit.
Du erwartest uns mit offenen Armen.
Wir danken dir für deine Liebe zu uns
und preisen dich als den Gott unseres Heils. – Amen.
Gastautor*in (2014)
Am Beginn der Österlichen Bußzeit
bitten wir dich unseren Gott und Vater:
Lass uns in dieser Zeit Kräfte sammeln,
um den Reizen des Konsums entschieden zu widerstehen.
Lass diese vierzig Tage zum Beginn von mehr sozialer Gerechtigkeit
n unserem Land werden.
Wir bitten um Widerstandskraft für uns alle.
Gib uns die Klugheit, das, was uns schaden könnte,
zu durchschauen und abzuwehren.
Lass diese Tage für uns alle
zu einer Heilszeit für Leib und Seele werden.
Wir bitten in dieser Zeit des Fastens
um neue Freude am Leben.
Gib uns den Mut zum Fasten
und lass uns dessen segensreichen Wirkungen erkennen.
Hilf uns, die Österliche Bußzeit
als innige Vorbereitung auf die Feier der Auferstehung zu begehen.
Darum bitten wir zusammen mit Jesus Christus,
der im Fasten und Beten deine Unterstützung erfahren hat. – Amen.
© Dr.in Barbara Siebenbrunner, Steyr, Pastoralassistentin in Ruhe, Fastenbegleiterin des Katholischen Bildungswerks
Hans Hütter (2013)
Gütiger Gott,
du willst, dass wir unsere Herzen dir zuwenden
und unser Leben nach deinem Willen ausrichten.
Wir tragen dir unsere Bitten vor:
Wir bitten dich um gerechte Verteilung der Lebensgüter unter allen Menschen.
Wir bitten dich um Frieden und Versöhnung zwischen den Völkern,
den Religionen und in den Familien.
Wir bitten dich um Verständnis und Mitgefühl für Menschen,
die in eine Notlage geraten sind.
Wir bitten dich um Barmherzigkeit und Rücksicht
gegenüber den Unbedeutenden und Schwachen in der Gesellschaft.
Wir bitten dich um Respekt vor der Würde eines jeden Menschen.
Wir bitten dich um Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit im Umgang miteinander.
Du, Herr, kannst unsere Herzen enthärten
und unser Denken erneuern.
Dir vertrauen wir uns an. Amen.
Gabi Ceric (2012)
Gütiger Gott,
Anfang und Ende liegen in dir.
Aus deiner Hand haben wir das Leben empfangen.
Dich bitten wir:
Wir beten für alle, die die Gelegenheit der österlichen Bußzeit nützen,
ihr Leben zu ändern und eine andere Richtung einzuschlagen.
Wir beten für alle, die nach dem Sinn des Lebens fragen,
die lebensmüde geworden sind
oder die keinen Ausweg mehr in ihren Problemen sehen.
Wir beten für die Teilnehmenden im Straßenverkehr,
dass sie bedächtig und rücksichtsvoll ihre Fahrzeuge lenken.
Wir beten für alle,
die sich für den Schutz des Lebens einsetzen.
Wir beten für jene,
die ihr letztes Wegstück im irdischen Leben vor sich haben.
Denn du, o Gott, bist unserer Sehnsucht Ziel.
Dir sei Lob und Preis in alle Ewigkeit. Amen.
Hans Hütter (2011)
Gott und Vater,
dass unser Fasten und unser Bemühen um Umkehr Frucht bringt,
brauchen wir deine Hilfe.
Wir bitten dich:
Für die Völker in den nordafrikanischen und arabischen Ländern,
die um Freiheit und Mitbestimmung kämpfen.
Lass alle Beteiligten friedliche Wege in eine bessere Zukunft finden.
Für die Christen, die in vielen Ländern unterdrückt und verfolgt werden.
Führe sie zu Lebensbedingungen, unter denen sie ihre Meinung frei äußern
und ihre Religion ungehindert ausüben können.
Für alle Menschen, die unfreiwillig fasten,
weil sie nicht genug zu essen haben
Lass sie in ihrer Not nicht verzweifeln und nicht darin umkommen.
Für alle, die nicht wahrhaben wollen,
dass sie auf Kosten anderer im Überfluss leben.
Lass sie ihre Ungerechtigkeit einsehen
und öffne ihr Herz für die Benachteiligten.
Für alle Christen, die heute die vierzigtägige Fastenzeit beginnen.
Schenke ihnen die Gnade der Umkehr und der Erneuerung ihres Lebens.
Du, Herr, willst nicht den Untergang des Sünders,
sondern, dass er umkehrt und das wahre Leben findet.
Um deine Hilfe bitten wir dich. Amen.
- Gabengebet3
Messbuch - GG Aschermittwoch: Hilf uns, umzukehren
Herr, unser Gott,
zu Beginn der heiligen vierzig Tage bringen wir dieses Opfer dar
und bitten dich: Hilf uns, umzukehren
und Taten der Buße und der Liebe zu vollbringen,
damit wir unseren bösen Neigungen nicht nachgeben.
Reinige uns von Sünden
und mache uns fähig,
das Gedächtnis des Leidens unseres Herrn Jesus Christus
mit ganzer Hingabe zu begehen,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
MB Aschermittwoch
Messbuch - GG Fastenzeit 1 Do: bekehre unsere Herzen zu dir
Allmächtiger Gott,
höre gnädig auf unsere Bitten:
Nimm die Gebete und Gaben deines Volkes entgegen
und bekehre unsere Herzen zu dir.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Donnerstag in der 1. Woche der Fastenzeit
Messbuch - GG Fastenzeit 2 Do: durch deine Gnade innerlich erneuere
Herrn, unser Gott,
im heiligen Opfer, das wir feiern,
nimm auch unsere Mühen an,
damit der äußere Verzicht,
den wir in diesen vierzig Tagen auf uns nehmen,
uns durch deine Gnade innerlich erneuere.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Donnerstag in der 2. Fastenwoche
- Gebet zur Gabenbereitung4
Jörg Thiemann (2024)
Guter Gott,
die Gaben von Brot und Wein
werden gewandelt in Leib und Blut Jesu.
Auch unsere Herzen mögen gewandelt werden,
unsere Herzen mögen neu werden,
unsere Liebe möge wachsen und reifen.
Sei uns nahe.
Mache dich eins mit uns. - Amen.
Manfred Wussow (2023)
Herr,
du kannst alles verwandeln.
Brot und Wein und mich.
Ich bringe dir, was ich habe.
Brot und Wein und mich.
Du wirst alles neu machen.
Brot und Wein und mich.
Du verschenkst alles.
Brot und Wein und dich.
Manfred Wussow (2016)
Du, Gott, lässt uns in der Asche die Glut,
das blühende Leben,
deine Schöpfung sehen.
So verwandelst du auch Brot und Wein,
unsere Trauer,
unsere Klage,
du schenkst uns Jesus, deinen Sohn.
Wir danken dir, ihn zu empfangen,
seinen Leib,
sein Blut.
Er verwandelt unser Leben.
Wir denken an seinen Weg,
sein Leiden,
seine Liebe..
Ihm vertrauen wir unsere Herzen an.
Für die Ewigkeit. - Amen.
Martin Stewen (2009)
Gütiger Gott,
in diesen vierzig Tagen der Fastenzeit
machen wir uns auf den Weg zu uns selbst,
zum Nächsten, zu dir.
Du stärkst uns dabei mit dem Brot des Lebens
und dem Kelch der Freude.
So danken wir dir für die Gaben,
die hier auf dem Altar bereitet sind.
Durch Christus, unseren Herrn.
- Lobpreis1
Hans Hütter (2021) - Wir danken dir für die Gnade und Barmherzigkeit
Kehrvers:
Lobe den Herrn, meine Seele!
(GL 58,1)
Guter Gott,
wir kommen zu dir, um dir zu danken
und deine barmherzige Liebe zu preisen.
Du hast den Menschen, als er sich von dir abgewandt hat,
nicht verstoßen, sondern auf einen Weg geführt,
auf dem er die Tiefe deiner Weisheit und Liebe zu verstehen begann.
Kehrvers
Du hast immer wieder mit den Menschen einen Bund geschlossen
und schließlich Israel zu deinem heiligen Volk erwählt.
Wann immer es deinen Bund verlassen hat,
hast du ihm Propheten gesandt,
damit sie die Herzen der Menschen wieder dir zuzuwenden.
Kehrvers
Jesus von Nazareth hat den Bund mit deinem Volk erneuert.
Er hat uns an seiner innigen Verbundenheit mit dir teilhaben lassen
und uns den Heiligen Geist gesandt,
durch den auch wir dich Vater nennen.
Er hat uns mit dir, heiliger Gott und Vater, versöhnt
und ruft uns zur Umkehr,
wo immer wir von deinen Wegen abgewichen sind.
Kehrvers
Wir danken dir für die Gnade und Barmherzigkeit,
mit der du uns begegnest
und die uns die Kraft gibt, auch einander zu vergeben
und auf den Weg zurück zu kehren, den Jesus Christus mit uns geht.
Wir stimmen ein in den Lobgesang aller Menschen,
die deine Größe erkannt haben,
und singen mit den Engeln und Heiligen dein Lob:
Danklied, z. B. "Mein ganzes Herz erhebet dich..." (GL 143)
- Präfation1
Messbuch - Präfation Fastenzeit 2: Innere Erneuerung durch Buße
Wir danken dir, Vater im Himmel,
und rühmen deinen heiligen Namen.
Denn jetzt ist die Zeit der Gnade,
jetzt sind die Tage des Heiles.
Du hilfst uns, das Böse zu überwinden,
du schenkst uns von neuem die Reinheit des Herzens.
Du gibst deinen Kindern die Kraft,
in dieser vergänglichen Welt
das unvergängliche Heil zu wirken
durch unseren Herrn Jesus Christus.
Durch ihn preisen wir dich
in deiner Kirche und vereinen uns
mit den Engeln und Heiligen zum Hochgesang
von deiner göttlichen Herrlichkeit:
Heilig...
MB Fastenzeit 2
- Mahlspruch1
Bibel - Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade
Wer über die Weisung des Herrn nachsinnt bei Tag und Nacht,
bringt seine Frucht zur rechten Zeit.
(Ps 1,2-3)
Oder:
Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade;
jetzt ist er da, der Tag der Rettung.
(2 Kor 6,2b)
- Meditation3
Helene Renner (2019) - Prüfe wie viel du wiegst...
Wenn du wirklich fasten willst
dann mache Inventur:
Es geht ganz leicht.
Prüfe wie viel du wiegst
und falls du Übergewicht hast
denke nach, wieso.
Geh zu deinen Schränken
zähle nach
wie viele Schuhe, Pullover, Anzüge, Kleider, Mäntel du hast
und wie viele du davon wirklich brauchst.
Denke nach welche Strecken du zu Fuß gehst,
und wie oft du gedankenlos einfach das Auto nimmst.
Überlege wie viel Geld du monatlich für dein Hobby ausgibst
und wie viel für Menschen in Not.
Ende der Inventur.
Wenn du wirklich fasten willst
und wenn du genug Mut hast
dann überlege, was du ändern musst.
Und wenn du wirklich Mut hast
dann ändere dich.
Fasten ist: sich ändern
Autor unbekannt
Helene Renner (2020) - Mein Fasten und mein Beten wollen mich verändern
Ich kann fasten
und dabei nur mich selber suchen.
Ich kann beten und zum Gottesdienst gehen
und nur um mich selber kreisen,
um mich und um mein Wohlergehen.
Mein Fasten und mein Beten,
mein Gottesdienstbesuch
wollen und sollen mich verändern,
wollen senden und einladen
die Welt und die Menschen neu zu sehen.
Ich bin eingeladen
von Gott persönlich -
mich zu verändern und senden zu lassen,
hin zu meinen Schwestern und Brüdern,
zu den Bedürftigen und Geringen.
Mein Fasten und mein Beten
soll etwas verändern
in mir
und bei denen,
die diese Welt mit mir teilen.
Helene Renner (2021) - So satt wie heute waren wir noch nie
So satt wie heute waren wir noch nie -
aber auch noch nie
so unersättlich
So reich an allem waren wir noch nie -
aber auch noch nie
so arm
So eng beisammen wohnten wir noch nie -
aber auch noch nie
so weit weg voneinander
So versichert waren wir noch nie -
aber auch noch nie
so unsicher
So viele Sprachen konnten wir noch nie -
aber auch noch nie
so wenig gute Worte
So viele Möglichkeiten hatten wir noch nie -
aber auch noch nie
so wenig Freude
Fasten heißt auch:
Chancen nutzen
Möglichkeiten ergreifen
Hindernisse überwinden
Gutes tun
neu beginnen
- Schlussgebet3
Messbuch - SG Aschermittwoch: fasten, wie es dir gefällt
Barmherziger Gott,
stärke uns durch dieses heilige Mahl,
damit wir fasten können, wie es dir gefällt,
und durch die Feier dieser Tage Heilung finden.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Aschermittwoch
Messbuch - SG 25. Sonntag: gewähre uns deine Hilfe
Allmächtiger Gott,
du erneuerst uns durch deine Sakramente.
Gewähre uns deine Hilfe
und mache das Werk der Erlösung,
das wir gefeiert haben,
auch in unserem Leben wirksam.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB 25. Sonntag im Jahreskreis
Messbuch - SG Fastenzeit 4 Fr: neu werden in Heiligkeit und Gerechtigkeit
Allmächtiger Gott,
du hast uns von den alten
zu den neuen Zeichen des Heils hinübergeführt.
Lass uns die Gewohnheiten des alten Menschen ablegen
und neu werden in Heiligkeit und Gerechtigkeit.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
MB Freitag der 4. Woche der Fastenzeit
- Gebet zum Abschluss4
Jörg Thiemann (2024)
Guter Gott,
sich zu wandeln das dauert ein Leben lang.
Wir wollen jetzt wieder neue Schritte tun.
Wir brauchen deine Hilfe,
damit unsere Herzen sich erneuern.
Dass wir uns erneuern,
dazu segne uns jetzt. - Amen.
Manfred Wussow (2023)
Gott, der auch aus der Asche neues Leben schafft,
wir danken dir für dein Wort,
für das Zeichen des Kreuzes
und für das Mahl,
Vorgeschmack deines Reiches.
Hilf uns, unsere Frömmigkeit liebevoll zu pflegen,
in dem, was wir geben, die Liebe zu finden,
und einander Mut zu machen, auch eigene Wege zu gehen.
In Christus,
Weg, Wahrheit und Leben,
umfasst von dem einen Geist,
der uns zu Kindern Gottes macht.
Von Ewigkeit zu Ewigkeit. – Amen.
Manfred Wussow (2016)
Treuer, barmherziger Gott,
wir danken dir, an deinem Tisch Ehrengäste zu sein,
geliebt und angenommen.
Lehre uns, unsere Tage zu zählen,
damit wir ein weises Herz gewinnen.
Die 40 Tage, die jetzt vor uns liegen,
sind von dir gesegnet.
Wir bitten dich um Treue,
um Freude und um Mut.
Hilf uns, deine Liebe mit denen zu teilen,
die fremd, einsam und verlassen sind.
Schenke uns deinen liebevollen Blick
auf die Welt.
Du lässt nicht fallen, was du gut erschaffen hast.
In Christus, unserem Herrn. – Amen.
Martin Stewen (2009) - Auf dem Weg des Neubeginns
Gott,
unter deinem Segen gehen wir auf dem Weg des Neubeginns
dem Osterfest entgegen.
Schenke du uns dazu die Kraft,
mit der du deinen Sohn
vierzig Tage durch die Wüste geführt hast.
Das erbitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
- Segen1
Gabi Ceric (2012)
Wenn es in unserem Leben drunter und drüber geht,
dann lass du uns innehalten, Herr.
Wenn wir uns nur im Kreis drehen,
dann lass du uns innehalten, Herr.
Wenn wir müde geworden sind,
dann lass du uns innehalten, Herr.
Wenn wir uns nach dem Sinn unseres Lebens fragen,
dann lass du uns innehalten, Herr.
Wenn wir uns verloren vorkommen und nicht wissen,
wie wir uns entscheiden sollen,
dann lass du uns innehalten, Herr.
Und in diesem Innehalten schenke du uns deinen Segen:
Damit wir wissen, wie es weitergehen kann.
Damit wir wieder Kraft schöpfen.
Damit wir wieder eine gute Perspektive haben.
Damit wir mit Zuversicht den Weg unseres Lebens gehen können.
Mit dir.
So segne und behüte uns der allmächtige und gütige Gott ...
- Sonstiges1
Gabi Ceric (2012)
Wechselgebet: (KG 403) - Weg zum Leben
V: Gott des Lebens, auf unserm Weg durch die Fastenzeit erinnern wir uns an das Wort des Propheten Jeremia: So spricht der Herr: Seht, den Weg des Lebens und den Weg des Todes stelle ich euch zur Wahl. Wir hungern nach Leben. Trotzdem weichen wir oft ab vom Weg des Lebens. Darum rufen wir:
A: Gott des Lebens, zeig uns deinen Weg.
V: Dein Vertrauen zu uns ist groß. Du lässt uns wählen zwischen dem Weg zum Leben und dem Weg zum Tod. Wir aber entscheiden uns nicht. Wir tragen zu wenig Sorge zu unserm Leben. Darum bitten wir:
A: Gott des Lebens, zeig uns den rechten Weg.
V: Wir haben es in der Hand, das Leben für alle Menschen lebenswert und die Erde für alle bewohnbar zu machen. Doch wir gefährden durch unser Verhalten das Leben auf unserm Planeten.
A: Gott des Lebens, hilf uns umkehren vom falschen Weg.
V: Es fällt uns schwer mit den Armen und Benachteiligten zu teilen. Wir haben deine Mahnung überhört: Kehrt doch um von euren schlechten Wegen und von euren bösen Taten. Darum bitten wir:
A: Gott des Lebens, lehr uns den Weg des Teilens.
V: Du hast gesagt: Ich will meinen Zorn nicht vollstrecken. Denn ich bin Gott, nicht ein Mensch. Wir nehmen deine Zusage ernst und rufen:
A: Gott des Lebens, hilf uns umkehren von unsern krummen Wegen.
V: Auch wenn wir falsche Wege gehen, hast du Geduld mit uns. Am Ende unserer Irrwege wartest du auf uns. Allen, die ihre Schuld bekennen, kommst du entgegen, wie du es versprochen hast: Kehrt um zu mir, dann kehre ich um zu euch.
A: Gott des Lebens, lass uns umkehren zu dir.
V: Wie sehr du uns sündige Menschen liebst, zeigst du in deinem Sohn Jesus, der sich für uns hingegeben hat. Du hast ihn gesandt die Verlorenen zurückzuholen. In ihm erfahren wir, dass du in Liebe auf uns zukommst und uns befähigst umzukehren zu dir.
A: Denn du hast deinen Sohn gesandt, nicht damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.
V: Barmherziger Gott, seit Jesus ist die Zeit erfüllt und dein Reich nahe gekommen. Im Glauben an die Frohe Botschaft, die Jesus uns gebracht hat, bitten wir: Hilf uns umkehren von den Wegen des Todes. Dein Geist führe uns zum Leben in Fülle, das du uns schenkst in Jesus, deinem Sohn, unserm Bruder und Herrn.
A: Amen.
Theater
Sie setzen jeden Abend eine Maske auf
Und sie spielen, wie die Rolle es verlangt
An das Theater haben sie ihr Herz verkauft.
Sie stehn oben und die unten schaun sie an.
Sie sind König, Bettler, Clown im Rampenlicht,
doch wie`s tief in ihnen aussieht sieht man nicht.
Theater, Theater
Der Vorhang geht auf, dann wird die Bühne zur Welt.
Theater, Theater,
das ist wie ein Rausch, und nur der Augenblick zählt.
Wie ein brennendes Fieber, wie ein Stück Glückseligkeit.
Ein längst vergessener Traum erwacht zum leben.
Theater, Theater,
gehasst und geliebt, Himmel und Hölle zugleich.
Und der Clown, der muß lachen,
auch wenn ihm zum Weinen ist
und das Publikum sieht nicht,
das eine Träne fließt.
Und der Held, der muß stark sein
Und kämpfen für das Recht,
doch oft ist ihm vor Lampenfieber schlecht.
Alles ist nur Theater
Und ist doch auch Wirklichkeit.
Theater - das Tor zur Phantasie
Theater, Theater
Nur der bleibt dir treu, der dich vor Leidenschaft liebt.
Theater, Theater
Ist Leben und Traum, Anfang und Ende zugleich
Theater, Theater
Ihr schenkt uns Applaus, wir geben alles für euch
und lachen und weinen für euch.
Ja, wir geben alles für euch.
Katja Ebstein, Eurovision 1980.
Songwriter: Bernd Meinunger / Ralph (jun.) Siegel
Songtext von Theater © Warner Chappell Music, Inc
https://www.youtube.com/watch?v=RP21evYWHmo
Gebet
Anselm Grün beschreibt das Gebet so:
„Das Gebet stellt uns vor Gott. Gottes Licht leuchtet hinter die Fassade meines Tuns und Denkens. Es lässt mich erst die wahren Motive meines Handelns und die Ursachen meiner Gedanken und Stimmungen entdecken. Manches würde ich in mir ohne das Gebet gar nicht entdecken. Denn gerade durch die Konfrontation mit Gott wird mir bewusst, was in mit verkehrt ist. Dies gründet darin, dass uns das Gebet mit einer Person, mit Gott konfrontiert. Gebet ist nicht Monolog, nicht Selbstbespiegelung, sondern Gespräch, Begegnung mit einer von mir unabhängigen Person. Indem ich im Gebet von mir weg auf Gott sehe, kann ich von Gott her auf mich blicken und mich im Lichte Gottes weit besser erkennen.“
„Gott, öffne mir die Augen,
mach weit meinen Blick und mein Interesse,
damit ich sehen kann,
was ich noch nicht erkenne.
Gott, öffne mir die Ohren,
mache mich hellhörig und aufmerksam,
damit ich hören kann,
was ich noch nicht verstehe.
Gott, gib mir ein vertrauensvolles Herz,
dass sich deinem Wort überlässt
und zu tun wagt,
was es noch nicht getan hat.“
(nach Willi Lambert)
Aus: Andrea Schwarz, Wie ein Gebet sei mein Leben, Exerzitien im Alltag, Freiburg 2002.
Verzicht und der Anspruch auf das Bessersein
Askese und Enthaltsamkeit sind alles andere als rein christliche Tugenden. Alle große Religionen beschäftigen sich mit dem Verzicht aus unterschiedlichsten Motiven. Verzicht, nicht zuletzt der frei gewählte, macht Verzichtende nicht nur für sich selbst besser. Wer verzichtet, ist Vorbild und will das in einer Gesellschaft, in der staatlich geforderter Verzicht mittlerweile als Freiheitsberaubung gesehen wird, auch gerne sein.
Ganzer Beitrag:
https://topos.orf.at/askese100
Gerald Heidegger (Text), ORF Topos, Markus Marschalek (Video), ORF Religion, für ORF Topos.
Fasten-Ideen
Heute beginnt die Fastenzeit. Viele Menschen nehmen das zum Anlass zu fasten, nicht nur aus religiösen Gründen, sondern auch, um die "Sünden" der Weihnachtszeit ungeschehen zu machen, um zu entschlacken, um was Neues auszuprobieren, z.B. vegan zu leben. Die Fastenzeit bietet sich einfach dafür an. Überall sprießen einem Angebote entgegen, was man unbedingt jetzt mal ausprobieren sollte. Das traditionelle kein Fleisch, Zigaretten, Alkohol hat sich überholt, ebenso das Süßigkeiten Fasten der Kinder, das in der Regel eher von den Eltern kam.
Worum geht es eigentlich beim Fasten? Darum, sich gegenseitig zu überbieten ganz sicher nicht. Es geht darum, zu schauen: wie überladen ist mein Leben. Worauf könnte ich vielleicht verzichten? Wie kann ich Zeit und Gelegenheit finden, in mich zu gehen, mich zu fragen: Wer bin ich eigentlich? Wohin will ich gehen? Was ist mein Auftrag als Christ:in? Wie kann ich Gott nahe sein?
Zeitfresser-Fasten
Als unsere Kinder noch zu Hause waren, haben wir immer mit ihnen gemeinsam überlegt, was die Zeitfresser in ihrem Leben wahren, und sie haben sich mal aufs Fernsehfasten, mal aufs Computerspielfasten eingelassen. Ich habe lange Jahre den PC in der Fastenzeit nur zum Arbeiten angemacht. Heute bin ich da nicht mehr so streng mit mir: nachdem ich während Corona überwiegend zu Hause war (meine Eltern, inzwischen über 90, wohnen im Haus), nicht ausgegangen bin, nicht Geburtstag gefeiert habe und selten bis gar nicht meine Freunde und Freundinnen getroffen habe, hatte ich irgendwie das Gefühl, genug gefastet zu haben.
Sich selbst Gutes tun
In diesem Jahr will ich etwas ganz anderes fasten: mich zu ärgern. Ich habe nämlich festgestellt, dass das ein riesengroßer Zeitfresser ist: sich über etwas ärgern, sich in den Ärger reinsteigern, Phantasien entwickeln – herauskommt dabei genau nix. Stattdessen möchte ich Gelassenheit und Ruhe entwickeln, Dinge, die mich ärgern, wo es geht, anzusprechen oder einfach an mir abprallen zu lassen, wenn ich eh nichts ändern kann.
Egal, ob wir fasten oder nicht: wir sollten uns jeden Tag ein paar Minuten Zeit nehmen, uns auf diese Fragen zu konzentrieren. Mit einem Gebet, einem Fastenimpuls, mit einer kleinen Meditation, vielleicht auch auf einem Spaziergang: irgendetwas, das uns guttut und uns hilft, innezuhalten und zu uns selbst und zu Gott zu finden. Und tun wir es ganz für uns. Nicht für die anderen. „Zerreißt Eure Herzen, zerreißt nicht Eure Kleider“…
Edith Furtmann 2023
Ohne wenn und aber
Wer sich auf den Weg macht
der wird ein bisschen einsamer
und der braucht
die Einsamkeit
um das zu finden
was wesentlich ist
der braucht
die Kargheit der Wüste
die Zeiten der Stille
das Dunkel der Nacht
um zu erfahren
was wirklich ist
wer sich auf den Weg macht
der braucht
das Suchen - die Mühe - das Fragen
... der geht los
weil er das Leben will
ohne wenn und aber
Aus: Heidi Rosenstock/Hanna Köhler, Gebetsmappe der Burg Altpernstein.
Ein umgekehrtes Schuldbekenntnis
Gibt es nicht manchmal andere Sünden zu bekennen,
als die, welche wir den Menschen aufgeschwätzt haben?
Christus, ich bekenne vor dir,
dass ich keinen Glauben an meine Möglichkeiten gehabt habe.
Dass ich in Gedanken, Worten und Taten Verachtung für mich und mein Können gezeigt habe.
Ich habe mich selbst nicht gleichviel geliebt wie die anderen,
nicht meinen Körper, nicht mein Aussehen,
nicht meine Talente, nicht meine eigene Art zu sein.
Ich habe andere mein Leben steuern lassen.
Ich habe mich verachten und misshandeln lassen.
Ich habe mehr auf das Urteil anderer vertraut als auf mein eigenes.
Und habe zugelassen, dass Menschen gleichgültig und bösartig mir gegenüber gewesen sind,
ohne ihnen Einhalt zu gebieten.
Ich bekenne,
dass ich mich nicht im Maße meiner vollen Fähigkeiten entwickelt habe,
dass ich zu feige gewesen bin, um in einer gerechten Sache Streit zu wagen,
dass ich mich gewunden habe, um Auseinandersetzungen zu vermeiden.
Ich bekenne,
dass ich nicht gewagt habe zu zeigen, wie tüchtig ich bin,
nicht gewagt habe, so tüchtig zu sein, wie ich wirklich sein kann.
Gott, unser Vater und Schöpfer,
Jesus, unser Bruder und Erlöser,
Geist, unsere Mutter und Trösterin,
vergib mir meine Selbstverachtung, richte mich auf,
gib mir Glauben an mich selbst und Liebe zu mir selbst.
Aus: Heidi Rosenstock/Hanna Köhler, Gebetsmappe der Burg Altpernstein.
Asche und Glut
Bald wie ein Sommermorgen, bald Sonne im Zenit,
Bald eine Regenwolke, die durch meinen Himmel zieht,
Bald schweigsam und verschlossen, überschäumend gleich danach,
Sie ist der dunkle Bergsee, und sie ist der helle Bach.
Geheimnisvoll, dazu an Überraschungen so reich,
Sie ist so wie ich sag‘ und auch das Gegenteil zugleich.
Asche und Glut,
Schwarz oder weiß,
Lava und Eis,
Ebbe und Flut.
Sie ist wie ein Bild im Kaleidoskop, das kaum geseh‘n
In bunte Scherben fällt, um neu und schöner zu entsteh‘n.
Und ihre Seele hat so viele Farben wie das Licht,
Das sich in Tauperlen im Gras als Regenbogen bricht,
Wie schillernde Akkorde aus einer Sphärenmusik,
Und ich, ich liebe jeden Stein in diesem Mosaik!
Ich hab‘ manches gelernt von ihr, und lerne doch nie aus,
Je mehr ich weiß, desto weniger werd‘ ich schlau daraus.
Sie ist mir oft ein Rätsel, doch ich komme zu dem Schluß,
Daß ich nicht jedes Rätsel auf der Welt verstehen muß.
Ein Buch mit sieben Siegeln, doch ich rühre nicht daran,
Solang ich in der Wärme ihrer Liebe leben kann!
Reinhard Mey
Aschenlied
So mancher steigt herum,
Der Hochmut bringt ihn um,
Trägt einen schönen Rock,
Ist dumm als wie ein Stock.
Von Stolz ganz aufgebläht,
O Freunderl, das ist öd!
Wie lang steht’s denn noch an,
Bist auch ein Aschenmann!
Ein Aschen! Ein Aschen!
Ein Mädchen kommt daher,
Voll Brüss’ler Spitzen schwer.
Ich frag gleich, wer sie wär:
Die Köchin vom Traiteur!
Packst mit der Schönheit ein,
Gehst glei in d’Kuchel rein!
Ist denn die Welt verkehrt?
Die Köchin ghört zum Herd.
Ein Aschen! Ein Aschen!
Doch vieles in der Welt,
Ich mein nicht etwa ’s Geld,
Ist doch der Mühe wert,
Dass man es hoch verehrt.
Vor alle braven Leut,
Vor Lieb und Dankbarkeit,
Vor treuer Mädchen Glut,
Da zieh ich meinen Hut.
Kein Aschen! Kein Aschen!
Aschenlied aus dem Theaterstück „Das Mädchen aus der Feenwelt oder Der Bauer als Millionär“ aus dem Jahr 1826 von Ferdinand Raimund
Das Lied von der Erde
Sätze
- Das Trinklied vom Jammer der Erde
- Der Einsame im Herbst
- Von der Jugend
- Von der Schönheit
- Der Trunkene im Frühling
- Der Abschied
Gustav Mahler (1908/9)
Wohlauf, mein Herz
Wohlauf, mein Herz und all mein Mut,
und such das Gut ob allem Gut!
Was das nicht ist, das schätz gar klein
Und sehn dich allzeit wieder heim.
Du hast doch hier kein Bleiben nicht,
ob’s morgen oder heut geschieht.
Da es denn anders nicht mag sein,
so flieh der Welte falschen Schein.
Bereu dein Sünd und beßre dich,
als wolltst du morgn gen Himmelreich.
Ade, Welt, Gott gesegne dich!
Ich fahr dahin gen Himmelreich.
Nach Heinrich von Laufenberg 1430, in: EG 517
Am Anfang
am anfang
nichts
als eine
offene Tür
ich habe dich
ins Leben gerufen –
sagt gott, der schöpfer
am anfang
nichts
als eine
einladung
trau meinem wort
und folge mir –
sagt gott durch seinen sohn
am anfang
nichts
als ein versprechen
ich bin dir nah
spür meine kraft und hilfe –
sagt gott durch seinen Geist
am anfang
nichts
als eine
hoffnung
ich will erfahrungen machen
mit gott und seinen zusagen –
sagt der glaube
Peter Klever, Schmuckseite nach EG 608.
Nachtgebet
1
Staub und Asche
verherrlichen dich nicht.
Du hast es doch nicht nötig,
daß ich sterbe.
2
Heile mich. Heile mich nicht.
Was nicht sein kann, kann nicht sein.
Heile mich von meiner Angst.
3
Ich habe noch so Vieles nicht gesehn.
Es gibt Menschen, die ich liebe.
Ich kann es nicht glauben. Warum
hast du mich verlassen?
4
Ende noch nicht in Sicht.
Ich sehe Licht. Ich fühle Schmerz.
Schmerz, der mich schafft.
Der ich sterben muß,
einsam wie wir alle.
5
Sende den Engelo
des letzten Trostes,
die Augen eines Menschen.
Enthalte mir den einen
Menschen nicht vor, der sagt:
hier bin ich.
6
Weck meine Milde wieder auf,
Gib mir zurück
die Augen eines Kindes.
Daß ich sehe, was ist,
und mich anvertraue
und das Licht nicht hasse.
7
Weil du es bist,
größer als mein Herz,
der mich gesehen hat,
eh ich geboren wurde.
Huub Oosterhuis, Mitten unter uns, Herder, Wien 1982.
Lasset uns mit Jesus ziehen
Lasset uns mit Jesus ziehen,
seinem Vorbild folgen nach,
in der Welt der Welt entfliehen,
auf der Bahn, die er uns brach,
immer fort zum Himmel reisen,
irdisch noch schon himmlisch sein,
glauben recht und leben rein,
in der Lieb den Glauben weisen.
Treuer Jesu, bleib bei mir,
gehe vor, ich folge dir.
Lasset uns mit Jesus leiden,
seinem Vorbild werden gleich;
nach dem Leide folgen Freuden,
Armut hier macht dorten reich,
Tränensaat, die erntet Lachen;
Hoffnung tröste mit Geduld:
Es kann leichtlich Gottes Huld
aus dem Regen Sonne machen.
Jesu, hier leid ich mit dir,
dort teil deine Freud mit mir.
Lasset uns mit Jesus sterben;
sein Tod uns vom andern Tod
rettet und vom Seelverderben,
von der ewiglichen Not.
Lasst uns töten hier im Leben
unser Fleisch, ihm sterben ab,
so wird er uns aus dem Grab
in das Himmelleben heben.
Jesu, sterb ich, sterb ich dir,
dass ich lebe für und für.
Lasset uns mit Jesus leben.
Weil er auferstanden ist,
muss das Grab uns wiedergeben.
Jesu, unser Haupt du bist,
wir sind deines Leibes Glieder
wo du lebst, da leben wir;
ach erkenn uns für und für,
trauter Freund, als deine Brüder!
Jesu, dir ich lebe hier,
dorten ewig auch bei dir.
Siegmund von Birken (1653) in: EG 384.
Aschermittwoch im Zeichen der Kunst, Medien und Ökumene
Beteiligung zahlreicher Künstler an der Liturgie zum Beginn der Fastenzeit - Installationen machen auf die Botschaft von Buße und Umkehr aufmerksam
Wien, 13.2.2015 (KAP) Am Aschermittwoch als Beginn der Fastenzeit wird in den Kirchen das Aschenkreuz als Zeichen für Umkehr und Buße ausgeteilt. Etliche Angebote der Kirchen im ganzen Bundesgebiet laden auch heuer dazu ein, diesem Tag - er fällt diesmal auf den 18. Februar - einen ökumenischen oder künstlerischen Schwerpunkt zu geben. Spezielle liturgische Feiern gibt es u.a. auch für Journalisten sowie für Künstler.
Eine bereits langjährige Initiative ist die Aschermittwochs-Feier von Christen verschiedener Konfessionen, die in Wien etwa in der Ruprechtskirche stattfindet. Der "ökumenische Aschermittwoch" ab 19 Uhr wird vom Ruprechtskirchen-Rektor P. Hans Brandl sowie von der evangelischen Hochschulpfarrerin Gerda Pfandl geleitet. Das Thema des Wortgottesdienstes mit Aschenkreuz-Verteilung, der besonders auch Familien mit Partnern und Kindern aus verschiedenen Konfessionen ansprechen soll, lautet "Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider". Im Zentrum steht dabei der alttestamentliche Prophet Joel mit seinen Aufrufen zur Buße sowie auch seinen Hoffnungsworten.
Die Wiener Hofburgkapelle ist bereits ab 17 Uhr Schauplatz des diesjährigen "Aschermittwochs der Künstler", an dem Musiker und Schauspieler unter Verzicht ihres Honorars zugunsten der St. Anna Kinderkrebsforschung Darbietungen geben. Im literarischen Programm unter dem Motto "Sisyphos" wird Nestroy-Preisträgerin Sunnyi Melles mit Studenten des Max Reinhardt-Seminars Texte von Albert Camus, Charles Baudelaire, Günter Grass und anderen Autoren lesen. Neben musikalischen Beiträgen aus allen Epochen ist eine "gestische Intervention" von Jacqueline Kornmüller mit den Wiener Sängerknaben zu Franz Schuhs Videointerview "Über die Zukunft" geplant. (Anmeldung unter office(at)hofmusikkapelle.gv.at, erbetene Mindestspende 25 Euro).
Besonders an Journalisten ist die Einladung des katholischen Publizistenverbandes gerichtet, der ebenfalls um 17 Uhr den "Aschermittwoch für Medienleute" in der Wiener Michaelergruft veranstaltet. Der Ort ist sehr bewusst gewählt - so wird der Pfarrer der Michaelerkirche, P. Peter von Meijl, inmitten der teils offenen Särgen mit den Worten "Bedenke Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst" das Aschenkreuz auf die Stirn zeichnen.
Installationen in den Domkirchen
Zahlreiche liturgische Veranstaltungen auch in den Bundesländern setzten künstlerische Akzente, um die Botschaft des Aschermittwochs und der Fastenzeit zu verdeutlichen. So wird etwa bei der Aschenkreuz-Feier im Innsbrucker Dom (19 Uhr) die Kunstinstallation "Poly X" von Heidi Holleis zu sehen sein, die bis Karsamstag an dieser Stelle verbleibt. Eine Installation von Gerhard Kalian ist im Klagenfurter Dom zu sehen, wo ebenfalls um 19 Uhr Bischof Alois Schwarz die Aschermittwochsliturgie feiert.
In St. Pölten findet - diesmal erst am Donnerstag, 19. Februar um 18.30 Uhr - im Dom eine Fastenbesinnung für Künstler statt. Im Anschluss eröffnet Diözesanbischof Klaus Küng die Ausstellung "Nur Kunst" im Bischöflichen Sommerrefektorium, bei der bis 15. März Werke von zehn bildenden Künstlern und drei Literaten zu erleben sind. Im Gurker Dom wird am Mittwoch mit Beginn der Aschermittwochs-Liturgie um 18 Uhr das "Hungertuch" aus dem Jahr 1458 aufgezogen. Das 89-Quadratmeter-Textilwerk des Meisters Konrad aus Friesach gilt als eines der bedeutendsten Zeugnisse mittelalterlicher Malkunst.
In der Linzer Ursulinenkirche steht die Aschermittwochsliturgie um 20 Uhr unter dem Motto "Memento Mori". Zu sehen ist die Installation "ich bin vergangen, du bist" von Hannelore Demel-Lerchster, zudem gibt es eine Predigt und Orgelimprovisationen von Kirchenrektor Peter-Paul Kaspar.
"Aktion Liebe" im Burgenland
Öffentlichkeitswirksam startet die Diözese Eisenstadt in die Fastenzeit: Bischof Ägidius Zsifkovics wird bei einem Aschermittwoch-Wortgottesdienst bereits um 11 Uhr das große Kreuz im Eisenstädter Martinsdom verhüllen, was zugleich Auftakt zur "Aktion Liebe" ist. Im ganzen Burgenland werden dabei in der Fastenzeit Kreuze im öffentlichen Raum - auch Marterln und Wegkreuze - verhüllt. Die Fortsetzung der "Aktion Glaube" sowie "Aktion Hoffnung" in den vergangenen Jahren soll Aufmerksamkeit für Glaubenszeichen und damit auch für den Glauben selbst wecken.
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Aschermittwoch: Deutscher Bischof bekennt Sünden der Kirche
Hildesheimer Bischof Trelle will im Gottesdienst "Last der Geschichte in den Blick nehmen" und um Verzeihung bitten.
Bonn, 13.2.2015 (KAP/KNA) Mit einem öffentlichen Schuldbekenntnis will der Hildesheimer katholische Bischof Norbert Trelle an Verfehlungen der Kirche im Laufe der Geschichte erinnern. Im Aschermittwochsgottesdienst um 18.30 Uhr im Dom wolle er in bisher nicht dagewesener Weise "die Last der Geschichte in den Blick nehmen" und um Verzeihung bitten, teilte die Diözese am Freitag in Hildesheim mit.
Es seien schlimme Fehler geschehen, teils aus gutem Glauben und Unwissenheit, aber auch "aus Machtkalkül, Patriotismus und Obrigkeitsgehorsam", so die Diözese. Der Bischof werde auch nicht verschweigen, "wo weggeschaut und geschwiegen wurde, wo Menschen in der Kirche Opfer von Missbrauch geworden sind". Das alles wolle Trelle mit der Bitte um Verzeihung "auf den Altar legen".
Die deutschen Bischöfe hatten speziell aufgrund der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche bereits 2011 in einen symbolischen Akt der Buße um Erneuerung und Vergebung gebeten.
Noch weiter ging zuvor der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode an Karfreitag 2010, als er ein öffentliches Schuldbekenntnis abgelegte und sich vor dem Altar auf den Boden legte und dort Minuten lang in Stille verharrte.
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Geschirr spülen
Es fragte einmal ein Schüler seinen Lehrer, Rabbi Shmelke von Nikolsburg, wie er Gott am besten dienen könne. Dieser schickte ihn zu Abraham Hayyim, einem anderen Rabbi, der ein Gasthaus führte: Das sei ein weiser und heiliger Mann. Der Schüler ging zu diesem Gasthaus, nahm ein Zimmer und blieb mehrere Wochen. Er gab sich alle Mühe, dem Geheimnis dieses heiligen Mannes auf die Spur zu kommen. Aber ihm fiel nichts Besonderes auf. Er sah einen ganz gewöhnlichen Menschen, der all die ganz gewöhnlichen Arbeiten verrichtete, die in einem Gasthaus so anfallen.
Schließlich wollte er es wissen und fragte Rabbi Abraham, was er denn eigentlich den ganzen Tag über so tue.
"Meine wichtigste Aufgabe", antwortete dieser, "ist, das Geschirr immer sauber zu spülen. Ich sorge dafür, dass auf den Tellern und Tassen keine Spuren zurückbleiben. Und ich putze die Töpfe und Pfannen, damit sie nicht rosten."
"Ist das alles?", fragte der Schüler erstaunt.
"Ja, das ist alles", antwortete der Gastwirt.
Der Schüler kehrte etwas enttäuscht zu seinem Lehrer zurück und erzählte ihm, was er erlebt hatte. Darauf sagte ihm Rabbi Shmelke: "Jetzt weißt du alles, was du wissen musst."
Der Schüler hatte in seiner Vorstellung natürlich mehr erwartet: Etwas "Spirituelles" - und nicht bloß einen Gastwirt, der Geschirr spült. Doch gerade diese Erwartung war das große Hindernis. Der Schüler vermochte nicht zu erkennen, wie Rabbi Abraham diese Arbeit verrichtete. Wie er die Teller, Tassen und Töpfe behandelte, als wären sie heilige Gegenstände. Wie seine Handgriffe zu einem feierlichen Ritual wurden und der ganze Abwasch zu einer Meditation: geformte Durchlässigkeit in der Gaststube. Rabbi Abraham hatte mit Worten nichts mehr zu lehren, weil er selber zur Lehre geworden war.
Aus: Lorenz Marti, Wie schnürt ein Mystiker seine Schuhe? Die großen Fragen und der tägliche Kleinkram. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2008 (2006).
Zeit-Litanei
Ich bitte um Zeit
Zeit zum Leben
Zeit zum Glücklichsein
Zeit zum Beten
Zeit zum Helfen
Zeit zum Zuhören
Zeit zum Trauern
Zeit zum Leiden
Zeit zum Feiern
Zeit zum Essen
Zeit zum Tanz
Zeit zum Konzert
Zeit zum Schauen
Zeit zum Danken
Zeit zum Lernen
Zeit zum Schweigen
Zeit zum Schlafen
Zeit für Zärtlichkeit
Zeit für Kunst
Zeit für Erholung
Zeit für Kirche
Zeit für Gott
Zeit für Phantasie
Zeit für Gefühle
Zeit für Träume
Zeit für Blumen
Zeit für Freunde
Zeit für Bücher
Zeit für Eltern
Zeit für Briefe
Zeit zur Meditation
Zeit zur Begegnung
Zeit zur Buße
Zeit für mich
Aus: Manfred Frigger, Zeit für mich - Zeit für Gott. Junge Menschen beten. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1986.
Mensch, wo bist du?
Ein beliebtes Spiel unter Kindern ist das Verstecken und Suchen. Kinder verstecken sich vor den Eltern und wollen gesucht werden. "Wo bist du?" Das ist dann die Frage. - "Adam, wo bist du?" (Gen 3,9). Das ist die Frage Gottes an den Menschen, der sich versteckt und auf der Flucht ist. Jetzt ist es kein Unterhaltungsspiel mehr, sondern eine Sache, die den Lebensnerv, die Lebensbejahung und die Annahme betrifft. Wo steckst du jetzt? Wie denkst du über dich selbst? Wo bist du als Mensch geblieben? Ist dein Bewusstsein so verblendet, dass du vergessen hast, wer du bist? Warum versteckst du deine Würde?
Zum Zeitgeist gehören die ständige Ablenkung und das Davonlaufen vor sich selbst und vor den anderen. Wichtige Fragen werden betäubt, die Schönheit des Lebens vergessen, der Geschmack am Guten scheint verloren. Unsere Zeit ist damit beschäftigt, Ablenkungen zu schaffen, sie weiß aber nicht mehr, wovon sie ablenkt. - Adam, wo bist du? Die Frage kann man auch als Suchen Gottes verstehen. Gott ist auf der Suche nach dem Menschen, der sich verlaufen hat.
Raum für mich: Wie habe ich mich in meinem Leben eingerichtet? Wie gehe ich mit meinen Freiräumen um? Wie nutze ich meine Möglichkeiten? Lasse ich mir genügend Raum, um mein Leben zu entfalten? Oder werde ich von Sachzwängen in die Ecke getrieben? Kann ich mit meinen Grenzen leben? Habe ich Rückzugsorte?
Marksteine des Heils in meinem Leben: Ich lasse wichtige Ereignisse, Gegebenheiten, Begegnungen und Erfahrungen kommen - Menschen, die mir geholfen haben; Umgebungen, die mein Leben gefördert haben; Begegnungen, die wegweisend waren; Ereignisse, die rettend waren; Erfahrungen, die erfüllend waren.
Aufmerksamkeit für den Tag: Was hat mich besonders gefreut? Wofür bin ich dankbar? Wo habe ich mich geärgert? Was war mir schwer? Wo empfinde ich Sehnsucht? Wo empfinde ich Ruhe oder Unruhe, Vertrauen oder Angst? - Ich versuche, mit Gott ins Gespräch zu kommen.
Aus: Manfred Scheuer, Und eine Spur von Ewigkeit. Ein geistlicher Begleiter durch das Jahr. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2006.
Leiste dir ein Lächeln!
Schau einmal in den Spiegel, sieh dein eigenes Gesicht. Dahinter wohnst du. An deinem Gesicht kann man sehen, ob du dir Masken aufsetzt: eine verächtliche für die unter dir, eine aalglatte für die neben dir, eine unterwürfige für die über dir. Die sauersüß lächelnde Maske beim Verkaufen, die gleichgültige bei der Arbeit, die ungeniert aufschneidende an der Bar, die verbissene im Verkehr und die verschlossene zu Hause.
Du wohnst hinter deinem Gesicht. Dein Gesicht ist der Spiegel deines Inneren. Verträgt dein Gesicht kein Lächeln, dann ist dahinter etwas faul. Ein kaltes Gesicht kommt aus einem kalten Herzen. Menschen mit sauren Mienen versauern das Leben.
Mach dein Herz gesund. Zaubere aus deinem Herzen ein Lächeln hervor: auf der Straße, im Büro, bei der Arbeit, in der Kantine, beim Gespräch, zu Hause.
Weil du es schön findest, einfach so.
Kannst du nicht lachen, kannst du nicht leben.
Phil Bosmans in: Schenk deiner Seele ein Lächeln. Worte, die gut tun. Herausgegeben von Sylvia Müller und Ulrich Sander. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2009.
Ein Leib, in dem die Seele gerne wohnt
Jede Zeit hat ihre eigenen Schönheitsideale. Und nach diesen Idealen werten die Menschen unbewusst. Es ist schmerzlich, wenn ich diesem Schönheitsideal nicht entspreche. Aber wenn Sie diese Ideale nüchtern betrachten, so sind sie doch sehr relativ. Warum ist Kleinsein schlechter als Großsein? Was macht die eigentliche Größe eines Menschen aus? Was macht mich wertvoll? Es ist nicht die Gestalt des Körpers, sondern meine Person, die natürlich in einem Leib lebt. Natürlich ist es nicht so einfach, seinen Leib gern zu haben, wenn er von andern nicht so positiv gesehen wird. Hildegard von Bingen sagt, wir sollen so mit unserem Leib umgehen, dass die Seele gern darin wohnt.
Versuchen Sie also, sich wohlzufühlen in Ihrem Leib. Auch bei dick und dünn gibt es keine absoluten Maßstäbe ... Söhnen Sie sich aus mit Ihrem Leib, so wie er ist. Wenn sie sich zu dick fühlen, dann können Sie überlegen, wie Sie zu Ihrem Idealgewicht kommen können. Sie können vielleicht einmal einen Fastenkurs machen oder sich mehr bewegen. Das wird Ihnen gut tun. Aber Sie sollten sich auf keinen Fall quälen und in eine Körperform hineinpressen, die Ihnen nicht entspricht. Auch hier gibt es nicht die Idealform.
Spüren Sie, welche Form für Sie stimmt. Und dazu sagen Sie Ja, auch wenn Ihre Umgebung andere Maßstäbe haben sollte. Jeder Mensch ist schön, wenn er ganz er selbst ist. Die Liebe macht Menschen schön. Wenn Sie also mit der Liebe in Berührung kommen, die schon in Ihnen ist, und wenn diese Liebe durch Sie in diese Welt strahlt, dann sind sie schön (ganz gleich welche äußeren Schönheitsideale die momentane Mode deklariert).
Anselm Grün in: Schenk deiner Seele ein Lächeln. Worte, die gut tun. Herausgegeben von Sylvia Müller und Ulrich Sander. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2009.
Gib mir ein menschliches Herz
O Herr, nimm dieses Herz von Stein
und gib mir ein menschliches Herz:
ein Herz, dich zu lieben und zu verehren,
ein Herz, in dir mich zu freuen,
dich nachzuahmen
und dir zu gefallen um Christi willen!
Ambrosius von Mailand in: Gebete großer Menschen. Zusammengestellt von Sr. M. Lucia OCD. Styria Verlag, Graz Wien Köln 1978.
Chaosgebet
Es heißt,
über das Tohuwabohu am Anfang
seiest DU gekommen,
GOTTESKRAFT,
um ihm Ordnung, Gestalt und Leben zu geben.
Heißt das dann auch,
am Ende sei mein Tohuwabohu
aus überladenem Schreibtisch und
konfusem Herzen
ein Echo vom Anfang?
Dann kann ich nur bitten:
Komm DU,
GOTTESKRAFT,
über mich
und mach aus dem Chaos mit mir
eine neue Schöpfung:
Wenn DU mein Herz
belebst, gestaltest und ordnest,
übernehme ich den Schreibtisch.
Hildegard König in: Du bist der Atem meines Lebens. Das Frauengebetbuch. Schwabenverlag / Klens Verlag, Ostfildern 2010.
Die Reise nach innen
Ich sitze hier vor Dir, Herr,
aufrecht und entspannt, mit geradem Rückgrat.
Ich lasse mein Gewicht senkrecht durch meinen Körper
hinuntersinken auf den Boden, auf dem ich sitze.
Ich halte meinen Geist fest in meinem Körper.
Ich widerstehe seinem Drang,
aus dem Fenster zu entweichen,
an jedem anderen Ort zu sein als an diesem hier,
in der Zeit nach vorn und hinten auszuweichen,
um der Gegenwart zu entkommen.
Sanft und fest halte ich meinen Geist dort,
wo mein Körper ist:
hier in diesem Raum.
In diesem gegenwärtigen Augenblick
lasse ich alle meine Pläne, Sorgen und Ängste los.
Ich lege sie jetzt in Deine Hände, Herr.
Ich lockere den Griff, mit dem ich sie halte, und lasse sie Dir.
Für den Augenblick überlasse ich sie Dir.
Ich warte auf Dich - erwartungsvoll.
Du kommst auf mich zu, und ich lasse mich von Dir tragen.
Ich beginne die Reise nach innen.
Ich reise in mich hinein, zum innersten Kern meines Seins,
wo Du wohnst.
An diesem tiefsten Punkt meines Wesens
bist Du immer schon vor mir da,
schaffst, belebst, stärkst ohne Unterlass meine ganze Person.
Und nun öffne ich meine Augen,
um Dich in der Welt der Dinge
und Menschen zu schauen.
Mit neuer Kraft gehe ich ins Leben,
nicht mehr allein,
sondern mit meinem Schöpfer zusammen.
Amen.
Dag Hammarskjöld in: Youcat. Jugendgebetbuch. Pattloch Verlag, München 2011.
Gerade in der Tiefe
Ich kenne Momente,
da gibt es nur Erbarmungslosigkeit,
da stehen wir verlassen auf der Straße,
umgeben von Finsternis.
Da sind wir nur noch ein Schrei,
der nicht erhört wird.
Das Feuer in uns ist aus.
Und gerade da erlebe ich mich
dir als Gegenüber.
In dem Verlust all dessen,
was ich geliebt habe,
in der Leere, wo mir nichts mehr Angst macht,
da bin ich freier als in den alten Gebeten,
mit denen ich dich
von meiner Liebe überzeugen wollte.
Sieh mich an,
ich bin ein Mensch,
nur noch bekleidet mit dem unerbittlichen Tod,
der mir bevorsteht.
Mir ist nichts mehr zu nehmen,
darin liegt meine Stärke.
Meine Nacktheit ist meine Herrlichkeit.
Siehst du das Leuchten meiner Würde?
Und wie in einem Traum,
den ich nur träume,
wenn ich stark genug bin, schwach zu sein,
begreife ich, ich begreife
und kann nicht sagen was.
Aus: Ulrich Schaffer, Gott in der Weite meiner Fantasie. Mit Tuschzeichnungen des Autors. Kreuz Verlag, Stuttgart 2008.
In meinem Herzen der Hunger
Nach dem Wesentlichen gesucht habe ich zeitlebens. Rastlos, angetrieben von dieser einen Frage: Was es denn sei, das Eigentliche. Die Frage, die mir Hamid viel später stellen wird, auf der Fahrt im Jeep durch die endlose Weite Belutschistans, diese Ebenen, die nichts füllen als Sand, Steine und Fata-Morgana-Erscheinungen: "Ich wusste, ich konnte Geld machen, und wir machten Geld. Aber mein Herz wollte nicht zur Ruhe kommen, mein Herz wollte etwas anderes als Geld, aber ich konnte es nicht finden.
Nur - warum hatte denn der Herrgott diesen Hunger in mein Herz gelegt, wenn es das, wonach ich mich sehnte, gar nicht gibt?!"
Wohin führt die letzte, die große Sehnsucht, die hier in diesem Leben immer unerfüllt bleibt? Und was ist dieses Eigentliche? Ich weiß es auch nicht. Ich kann es nur ahnen. Und auf Erfüllung hoffen - auf der anderen Seite? Weil dort eine Wirklichkeit sein wird, von der wir hier nur Abbilder haben.
Die Liebe ist in diesem konkreten geschichtlichen Jetzt wohl der reinste Ausdruck dessen, was wir als "das Eigentliche" ersehnen. Der Traum, der die Hoffnung nicht untergehen lässt.
Aus: Ruth Pfau. Leben heißt anfangen. Worte, die das Herz berühren. Herausgegeben von Rudolf Walter. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2010.
Nicht: Macht weiter so, sondern: Kehrt um!
Mit der Reich-Gottes-Botschaft ist der Ruf zur Umkehr verbunden: »Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!« (Mk 1,15). Also nicht: Macht nur weiter so, sondern: Kehrt um! Die Wirklichkeit Gottes ist Jesus wichtiger als alle Selbstverwirklichung. Er lädt die Menschen ein, sich mit Gott zu versöhnen, nicht nur mit sich selbst. Er will verhindern, dass wir bei uns selbst stehen bleiben und nicht über uns hinauskommen, dass wir uns in der Sorge um uns selbst erschöpfen. Er gründet unser Leben in Gott. Das schenkt Freiheit und lässt aufatmen.
Jesus hat nicht gesagt: »Seid erst einmal gute Menschen, dann ist Gott euch gnädig.« Er hat umgekehrt gesagt: »Das Reich ist nahe. Gott schenkt euch seine ganze Liebe. Darum könnt ihr anders leben.« Am Anfang der Begegnung mit Jesus heißt es: »Deine Sünden sind dir vergeben.« So wird deutlich, dass er einen neuen Lebensraum eröffnet, der von der Last befreit und aufatmen lässt. Vor dem Imperativ steht der Indikativ.
Die Umkehrforderung richtet sich zwar immer auch an Einzelne, aber nicht nur an Einzelne privat. Es heißt ja: »Kehrt um!«, im Plural also. Die Umkehr, um die es hier geht, sprengt die Privatsphäre und greift in gemeinschaftliche und gesellschaftliche Zusammenhänge ein. So sind wir als Kirche zu steter Gewissenserforschung aufgerufen. Mit bewundernswertem Mut ist der verstorbene Papst bemüht gewesen, ausdrücklich beim Namen zu nennen und zu bekennen, was alles durch Vertreter der Kirche geschehen ist: »Oft haben die Christen das Evangelium verleugnet und der Logik der Gewalt nachgegeben.« Johannes Paul II. hat am 12. März 2000 im Petersdom um Vergebung gebeten »für all jene, die Unrecht getan haben, indem sie auf Reichtum und Macht setzten und mit Verachtung die >Kleinen< straften, die dir (Herr) so am Herzen liegen ...« Wir dürfen in der gegenwärtigen Situation die Schuld an Fehlentwicklungen nicht nur bei den anderen suchen oder bei der >bösen Welt<. »Wenn wir uns kritisch gegen uns selbst wenden, dann nicht, weil wir einem modischen Kritizismus huldigen, sondern weil wir die Größe und Unbezwingbarkeit unserer Hoffnung nicht schmälern wollen. Wir Christen hoffen ja nicht auf uns selber, und darum brauchen wir auch unsere eigene Gegenwart und unsere eigene Geschichte nicht immer wieder zu halbieren und stets nur die Sonnenseite vorzuzeigen, wie es jene Ideologien tun, die keine andere Hoffnung haben als die auf sich selbst« (Synodenbeschluss: Unsere Hoffnung II,3).
Aus: Franz Kamphaus, Hinter Jesus her. Anstöße zur Nachfolge. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2010.
Einübung in die Fastenzeit
Darf man jetzt, wo der Fasching eben seinem Höhepunkt zustrebt, schon von der Fastenzeit reden? Ich versuche es. Nicht deshalb, weil in den Kaufhäusern schon die Osterhasen angeboten werden. Sondern weil die nächste FURCHE erst erscheinen wird, wenn Heringsschmaus und/ oder Aschenkreuz schon hinter uns liegen.
Jahr für Jahr überlege ich mir zeitgemäße Formen, der Fastenzeit einen Stellenwert zu geben. Überzeugt davon, dass unser Leben samt seiner Maßlosigkeiten wenigstens gelegentlich den Verzicht braucht, um halbwegs in die Balance zu kommen. Um im Luxus dem "Wärmetod der Gefühle" zu entkommen. Und um die eigene Seelenkammer von Gerümpel aller Art zu säubern.
Gewinn durch Verzicht
Keiner von uns kommt ganz ohne Abschied von Falschem, Liebgewonnenem und allzu Bequemem aus. Alle spüren wir, wie oft unser komplexes Leben an die Grenzen dessen stößt, was unsere Seele noch ertragen kann; was sich an Zwängen und Ängsten mit unserem Wohlstand verschwistert. "Je mehr Du hast, desto mehr hat es Dich" - seit Jahren begleitet mich dieses Wort eines Mönchsfreundes. Es heißt im Umkehrschluss: Gewinn durch Verzicht.
Also: Was tun? Wo und wie die Ansprüche bewusst herunterschrauben - zumindest für ein paar Wochen? Nichts spricht gegen das klassische "Friss (trink, rauch ...) die Hälfte!". Würden wir uns daran halten, dann könnten - so sagt die Medizin - bis zu 30 Prozent unserer Spitalsbetten eingespart werden. Trotzdem: Mich irritiert der Verdacht einer spirituell entleerten Lifestyle-Askese - samt kommerzialisiertem Fitness- und Körperkult. Mehr denn je gerinnt uns ja sogar das Fasten zur reinen Sorge um uns selbst.
Persönlich glaube ich: Sinnvoll ist Verzicht nur dort, wo daraus Freiheit wächst - und nicht Fremdbestimmung. Religionen, Kirchen haben in beidem eine enorme Erfahrung. Hier Vergeistigung, ja Gottesbegegnung, dort Machtinstrument und Manipulation: "Ein abgemagerter Körper wird das schmale Himmelstor schneller durchschreiten", mahnte der schlaue Kirchenvater Tertullian.
Ich möchte es heuer anders versuchen. "Schuld" daran ist Franz Welser-Möst. Vor wenigen Tagen haben wir über sein großes Lebenselixier geredet: über die Stille. Das Mönchtum hat es immer gewusst -und die Musik auch: Großes - auch Heiliges - kann nur dort wachsen, wo dafür Zeit und Raum geschaffen wird. Wo Stille zugelassen und auch ertragen wird. Wo wir uns selbst die Chance geben, ruhig zu werden und auf die Sprache unserer Seele zu hören.
Ein Spalt in die Weite und Tiefe
Bewusst gesetzte Momente der Stille also. Klingt einfach, ist es aber nicht. Denn: Wir tun uns verdammt schwer mit der Stille. Wir "müllen" uns mit Lärm zu, sagt Welser-Möst, was - psychologisch gesehen - ein klares Fluchtverhalten ist: Flucht vor uns selbst. Vor dem Blick in den eigenen Spiegel. Auch der kleinste Moment von Stille ist also ein Spalt in die Weite -und Tiefe.
Übrigens: Punkt 18 Uhr haben gestern - wie jeden Tag - die Abendglocken geläutet. Ich habe es einmal versucht: Stehenbleiben und Zuhören. Es war schön.
Heinz Nußbaumer in: Die Furche 9 / 3. März 2011, Rubrik "Auf ein Wort".
Der Mensch ist bald vergessen
Der Mensch ist bald vergessen,
Der Mensch vergißt so bald,
Der Mensch hat nichts besessen,
Er sterb jung oder alt.
Der Mensch ist bald vergessen,
Nur Gott vergißt uns nicht,
Hat unser Herz ermessen,
Wenn es in Schmerzen bricht.
Wir steigen im Gebete
Zu ihm, wie aus dem Tod,
Sein Hauch, der uns durchwehte,
Tat unserm Herzen not.
Achim von Arnim in: Hans-Rüdiger Schwab, Gott im Gedicht. Ein Streifzug durch die deutschsprachige Lyrik. Tops Verlag, Kevelaer 2007.
Weg nach Innen
Wer den Weg nach innen fand,
Wer in glühndem Sichversenken
Je der Weisheit Kern geahnt,
Daß sein Sinn sich Gott und Welt
Nur als Bild und Gleichnis wähle:
Ihm wird jedes Tun und Denken
Zwiegespräch mit seiner eignen Seele,
Welche Welt und Gott enthält.
Aus Hermann Hesse, Wege nach Innen. 25 Gedichte ausgewählt und mit einem Nachwort versehen von Siegfried Unseld. Insel Verlag 2001.
Cowboys Bekehrung
Ich war im Geschäft, sagte er, meine Renner:
Eine Diskette mit Psalmen und eine mit Gags
für die Messe. Ich nähte mir Stiefel
aus Bibelleder, machte den Affen im Zweireiher,
betete blonde Engel an und ließ mir einen
Leistenbruch mit Kreditkarten flicken.
Jedes Lächeln ein ewiges Licht. Doch all die
herzhohen Kathedralen kaum mehr als ein
Lager für Leere. Ich war im Geschäft.
Aber dann, sagte er, kam der Frühling,
Breitseite, und ich traf zum ersten Mal
im Leben eine feige Frau. Zu feige,
um ihren Typen in seinem Kunstknick zu lassen
und zu mir und meiner Liebe zu kommen.
Das war der Anfang einer endlosen Einkehr.
Feigheit und Gestank, wo das nicht
Domäne der Männer bleibt, ist etwas faul.
Ich verschenkte das Geschäft. Ich band meine Bibel
in Stiefelleder und machte mich auf den Weg.
Aus: Ralf Rothmann, Gebet in Ruinen. Gedichte. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2000.
Chor der Geretteten
WIR GERETTETEN,
Aus deren hohlem Gebein der Tod schon seine Flöten schnitt,
An deren Sehnen der Tod schon seinen Bogen strich -
Unsere Leiber klagen noch nach
Mit ihrer verstümmelten Musik.
Wir Geretteten,
Immer noch hängen die Schlingen für unsere Hälse gedreht
Vor uns in der blauen Luft -
Immer noch füllen sich die Stundenuhren mit unserem
tropfenden Blut.
Wir Geretteten,
Immer noch essen an uns die Würmer der Angst.
Unser Gestirn ist vergraben im Staub.
Wir Geretteten
Bitten euch:
Zeigt uns langsam eure Sonne.
Führt uns von Stern zu Stern im Schritt.
Laßt uns das Leben leise wieder lernen.
Es könnte sonst eines Vogels Lied,
Das Füllen des Eimers am Brunnen
Unseren schlecht versiegelten Schmerz aufbrechen lassen
Und uns wegschäumen -
Wir bitten euch:
Zeigt uns noch nicht einen beißenden Hund -
Es könnte sein, es könnte sein
Daß wir zu Staub zerfallen -
Vor euren Augen zerfallen in Staub.
Was hält denn unsere Webe zusammen?
Wir odemlos gewordene,
Deren Seele zu Ihm floh aus der Mitternacht
Lange bevor man unseren Leib rettete
In die Arche des Augenblicks.
Wir Geretteten,
Wir drücken eure Hand,
Wir erkennen euer Auge -
Aber zusammen hält uns nur noch der Abschied,
Der Abschied im Staub
Hält uns mit euch zusammen.
Aus: Nelly Sachs, Gedichte. Bibliothek Suhrkamp, Frankfurt am Main 1977.
Eingeladen
Ich bin eingeladen,
Leben zu entfalten.
Buntheit herauszulocken,
wachsen zu lassen
wild und ungestüm,
zugleich durch Widerstände begrenzt.
Genau darin
wachsender Halt,
steigender Mut,
dass Leben verlässlich ist,
wenngleich riskant.
Dass mein Leben
nur in Bewegtheit
lebendig bleibt
und fortwährender Wandel
den Rhythmus schlägt.
Aus Maria Strauss, Nur der gelebte Augenblick. Gedichte. Fram Verlag, Wien 2001.
Verantwortlich leben wollen
Erst wenn du
einstimmst
in das
Es-war-so-wie-es-War
und dem
Es-war-so-wie-es-War
zustimmst
wirst du
frei sein.
Du brauchst
es nicht
für gut befinden
doch
zu dir gehörig
anerkennen
um
frei zu entscheiden
wie du
JETZT
selbst verantwortlich
leben willst.
Aus Maria Strauss, Nur der gelebte Augenblick. Gedichte. Fram Verlag, Wien 2001.
Der Mut zur Stille
Der gegenwärtige Mensch ist eine einzige Übertreibung. Er wuchert. Er greift in alle Richtungen. Er gibt das Äußerste und erreicht doch nicht das Innerste. Nicht nur der modern-übertriebene Lebensstil der Reizüberflutung und des Infosmogs verursacht dies. Ebenso die gesellschaftliche Grundausrichtung, die die Sinnfindung für Fortschritt und Wachstum opfert, fordert und befördert die zunehmende Orientierungslosigkeit. Steigende Anforderungen der multimedialen Beschleunigungsgesellschaft führen zu krankmachenden Dauerbelastungen. Chronische Überspannungen sind an der Tagesordnung. Unser Leben ist oft wie ein voll gestopfter Koffer, der aus den Nähten zu platzen droht.
Äußerlich wächst der Aktionsraum des Menschen, doch innerlich scheint er zu schrumpfen. Er weiß mit sich nichts mehr so recht anzufangen. Er entgleitet sich in den zahlreichen Optionen. Es gibt für ihn keine sammelnde Mitte mehr, alles zerfließt im Vielen und Amorphen. Die Fliehkräfte lassen im Inneren eine Leere entstehen, das »innere Ausland«, zu dem immer weniger einen lebendigen Kontakt haben.
Das flüchtige Ich
In einem kleinen Gedicht des Schriftstellers Thomas Brasch drückt sich ein weit verbreitetes Lebensgefühl aus:
Was ich habe, will ich nicht verlieren, aber
wo ich bin, will ich nicht bleiben, aber
die ich liebe, will ich nicht verlassen, aber
die ich kenne, will ich nicht mehr sehen, aber
wo ich lebe, da will ich nicht sterben, aber
wo ich sterbe, da will ich nicht hin:
Bleiben will ich, wo ich nie gewesen bin.
Thomas Brasch
Aus diesem Gedicht sprechen: Verlustangst, Bindungsangst, Überdruss, schwache Belastbarkeit, Nichtbleiben-können und Nichtaushaltenkönnen. Das Subjekt ich ist der ständige Dreh- und Angelpunkt in einem Leben mit vielen Aber.
Das jedoch mündet in den paradoxen Satz: »Bleiben will ich, wo ich nie gewesen bin.« Darin zeigt sich eine Suche nach Halt in einer Ungeborgenheit, der man entfliehen will und in der man doch zugleich bleiben will.
Der Mensch ist ein verunsicherter Pilger ohne Ziel geworden. Im Wirtschafts- und Soziologendeutsch: Er ist flexibel, mobil und global. Er sucht und jagt. Er übertreibt. Es fehlt die Mitte. Sie kann er nicht finden. Sie will er möglicherweise gar nicht finden!
Hat es der abgründige Seher-Philosoph Friedrich Nietzsche in seinen »Unzeitgemässen Betrachtungen« nicht sehr genau auf den Punkt gebracht:
»Wir wissen es alle in einzelnen Augenblicken, wie die weitläufigsten Anstalten unseres Lebens nur gemacht werden, um vor unserer eigentlichen Aufgabe zu fliehen, wie wir gerne irgendwo unser Haupt verstecken möchten, als ob uns dort unser hundertäugiges Gewissen nicht erhaschen könnte, wie wir unser Herz an den Staat, den Geldgewinn, die Geselligkeit oder die Wissenschaft hastig wegschenken, bloß um es nicht mehr zu besitzen, wie wir selbst der schweren Tagesarbeit hitziger und besinnungsloser frönen, als nötig wäre um zu leben: weil jeder auf der Flucht vor sich selbst ist; allgemein auch das scheue Verbergen der Hast, weil man zufrieden scheinen will und die scharfsichtigeren Zuschauer über sein Elend täuschen möchte, allgemein das Bedürfnis nach neuen klingelnden Wort-Schellen, mit denen behängt das Leben etwas Lärmend-Festliches bekommen soll ... Es geht geisterhaft um uns zu, jeder Augenblick des Lebens will uns etwas sagen, aber wir wollen diese Geisterstimme nicht hören. Wir fürchten uns, wenn wir allein und stille sind, dass uns etwas in das Ohr geraunt werde, und so hassen wir die Stille und betäuben uns durch Geselligkeit.«
Aus: Ludger Schulte, Gott suchen - Mensch werden. Vom Mehrwert des Christseins. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2006.
Stille lass mich finden
Stille lass mich finden, Gott, bei dir.
Atem holen will ich, ausruhn hier.
Voller Unrast ist das Herz in mir,
bis es Frieden findet, Gott, in dir
Lassen will ich Hast und Eile,
die mein Tagewerk bestimmen,
die mich ständig weitertreiben.
Innehalten will ich, rasten.
Will vergessen, was die Augen,
was die Sinne überflutet,
diese Gier: Das muss ich sehen.
Ruhen sollen meine Augen.
Lassen will ich alles Laute,
das Gerede und Getöne,
das Geschrei und das Gelärme.
Schließen will ich Mund und Ohren.
Will vergessen meine Sorgen:
Was ist heut und was wird morgen?
Ich bin ja bei dir geborgen,
du wirst allzeit für mich sorgen.
Stille lass mich finden, Gott, bei dir.
Atem holen will ich, ausruhn hier.
Voller Unrast ist das Herz in mir,
bis es Frieden findet, Gott, in dir.
Aus: Lothar Zenetti, Sieben Farben hat das Licht. Worte der Zuversicht. Matthias-Grünewald-Verlag 2006.
Allerhand Ärger
Ein Schritt genügt, schon löst sich die Lawine.
Der Satte kann sich an den Hunger nicht erinnern.
Am Radarschirm verschwindet die Maschine.
Der Penner hält nicht viel von den Gewinnern.
Ein Sonntagskind stellt sich der Polizei -
man weiß oft nicht wohin mit solchen Spinnern -
und ruft erleichtert aus dem Knast: Ich bin so frei!
Der Terrorist ist stolz auf das Erreichte.
Im Märchen kocht und kocht der süße Brei.
Ein Kinderschänder freut sich auf die Beichte.
So mancher Sittenwächter murmelt vor sich hin:
Ein bißchen Kokain, das ist es, was ich bräuchte,
weil ich mit meinen Nerven völlig fertig bin.
Im Altersheim verdämmern sanft Athleten,
ans Bett gefesselt von der Pflegerin.
Im Aufsichtsrat wird um das letzte Wort gebeten.
Der starke Mann verkriecht sich, und der schwache
macht Krach. Es wimmelt von Propheten.
Der Schläfer schnarcht und träumt von seiner Rache.
Was denkt der Regisseur, verzieht er keine Miene?
Nur keine Angstlust, sagt er, keine Panikmache!
Und er stellt fest: Das alles ist Routine.
Aus: Hans Magnus Enzensberger, Die Geschichte der Wolken. 99 Meditationen, Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2003.
Seelen-TÜV
zum Kern vordringen
prüfen ob
die Ehrlichkeit ehrlich
der Fuß geerdet
das Bild real
die Offenheit offen
nicht verführbar sein
für Projektion Ideologie
Geltungssucht Rechthaberei
Übertreibung
kein seichter Talkshowmaster werden
den so genannten Großen schmeichelnd
nicht devot Ruf und Mammon folgen
und Begegnungen
zu Seifenopern
verkommen lassen, ach nein
mit Tiefe denken reden
gelassen altern
einfach aufrichtig schlicht
die kleinen Kreise ziehn
die Not und Sorge
im eigenen Quadratkilometer
erkennen wollen
hilfsbereit Hand anlegen
ohne Aufhebens
das Gold der Stille schätzen lernen
schillernd aus trübem Alltag
Feste machen
und Sekunden für die wahren
Wunder halten
Aus: Iris Mandl-Schmidt, Schaff meinen Gedanken einen Weg. Gebete ins Konkrete. Matthias-Grünewald-Verlag Mainz 2001.
Gebet am Aschermittwoch
Gott, du Schöpfer und Herr der Zeiten,
nach der Zeit fröhlicher Ausgelassenheit
wird uns bewusst, was unser Leben beschwert:
Anfechtungen durch Leiden und Tod,
Verstrickungen in Schuld,
Enttäuschungen durch Verletzungen.
Stärke uns in dunklen Stunden
Mit der Hoffnung auf deine Zukunft.
Das bitten wir dich im Namen Jesu Christi.
Aschermittwoch, in: Evangelisches Gottesdienstbuch. Agende für die Evangelische Kirche der Union und für die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschland, Berlin 1999, S. 293.
Vergänglichkeit
FLUGSAND der Stunden. Leise fortwährende Schwindung
auch noch des glücklich gesegnetes Baus.
Leben weht immer. Schon ragen ohne Verbindung
die nicht mehr tragenden Säulen heraus.
Aber Verfall: ist er trauriger, als der Fontäne
Rückkehr zum Spiegel, die sie mit Schimmer bestaubt?
Halten wir uns dem Wandel zwischen die Zähne,
dass er uns völlig begreift in sein schauendes Haupt.
Rainer Maria Rilke, in: Die Gedichte, Itb 2246, Frankfurt-Leipzig: Insel 1998, 945.
Ein Psalm aus Brasilien
Wohl dem Mann, der nicht dem Rat
der Marketingfachleute folgt
Der nicht in die Fallen
ihrer politischen Propaganda tritt
Und der nicht für den von Verbrechern
finanzierten Kandidaten stimmt
Sondern Freude hat auf den Wegen
des Reiches Gottes
Und nach seinen Zeichen Ausschau hält
Am Tag und in der Nacht.
Er ist wie eine Bananenstaude
Die stirbt und von Neuem geboren wird
Und erst ganz verschwindet
Wenn sie schon viele Früchte getragen hat.
Nicht so die Schlechten;
Ihre populistischen Versprechungen
widern das Volk an
Ihr Doppelleben wird eines Tages aufgedeckt.
Denn den Herrn täuschen sie nicht
Und eines Tages werden sie es erfahren:
Dass
In Gott seinen Nachhall findet,
was sie dem Armen antun.
Nach Psalm 1
Alfonso M. L. Soares (Sao Paulo), in: Psalmen der Völker, hrsg. vom Missionswissenschaftliches Institut Missio e.V., Aachen 2007, S. 46f.
Das Glück
Das Glück ist eine leichte Dirne,
Und weilt nicht gern am selben Ort;
Sie streicht das Haar dir von der Stirne
Und küsst dich rasch und flattert fort.
Frau Unglück hat im Gegenteile
Dich liebefest ans Herz gedrückt;
Sie sagt, sie habe keine Eile,
Setzt sich zu dir ans Bett und strickt.
Heinrich Heine, in: 100 Gedichte, hrsg. Jan-Christoph Hauschild, Berlin: Aufbau 2002, 127.
Ein Psalm für Hebammen
Sie werden wissen
wann es Zeit ist
sie zur Welt zu bringen,
die neue Schöpfung.
Oh Gott sei Du Hebamme unserer Träume,
mach Hebammen aus uns allen.
Sie müssen wissen
genau, was es heißt pressen,
Sie müssen wissen
wie hart pressen, wenn etwas Neues
dabei ist, geboren zu werden.
Oh Gott sei Du Hebamme unserer Hoffnungen,
mach Hebammen aus uns allen.
Sie müssen wissen
wie die Nabelschnur abschneiden
und wie man loslässt,
was schon vergangen ist,
weil das, was sein wird,
anders sein wird,
und es wird nötig sein,
sich einige Zeit zu nehmen,
um sich daran zu gewöhnen.
Oh Gott sei Du Hebamme unserer Freiheit,
mach Hebammen aus uns allen.
Wie gut ist es
den Traum zur Welt zu bringen.
Ermögliche uns, ihn wach zu halten
bis er sich erfüllt.
Oh Gott sei Du Hebamme der Zukunft,
mach Hebammen aus uns allen.
Die Welt
Was ist die Welt und ihr berühmtes Glänzen?
Was ist die Welt und ihre ganze Pracht?
Ein schnöder Schein in kurzgefaßten Grenzen,
Ein schneller Blitz bei schwarzgewölkter Nacht,
Ein buntes Feld, da Kummerdisteln grünen,
Ein schön Spital, so voller Krankheit steckt,
Ein Sklavenhaus, da alle Menschen dienen,
Ein faules Grab, so Alabaster deckt.
Das ist der Grund, darauf wir Menschen bauen
Und was das Fleisch für einen Abgott hält.
Komm, Seele, komm, und lerne weiter schauen,
Als sich erstreckt der Zirkel dieser Welt!
Streich ab von dir derselben kurzen Pranken,
Halt ihre Lust für eine schwere Last:
So wirst du leicht in diesen Port gelangen,
Da Ewigkeit und Schönheit sich umfasst.
Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, (1617-1679), in: Gebete der Dichter. Große Zeugnisse aus 12 Jahrhunderten, ausgewählt von A. Weimer, Düsseldorf 2006, S.103.
Wertewandel: Die Formel heißt Luxese
Immer mehr Freizeit, immer weniger Geld: Die Deutschen reagieren mit einer Mischung aus Luxus und Askese. Wie der Müßiggang der Zukunft aussieht, zeigen die Freizeitforscher der British American Tobacco auf - und wie sich die Wirtschaft darauf einstellen sollte.
www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/a-262290.html
EU: Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung doch lieber nächstes Jahr
90 Millionen Tonnen Lebensmittel werden jährlich in der EU weggeworfen. Das Europäische Parlament wollte 2014 zum Jahr gegen die Lebensmittelverschwendung machen – daraus wurde aber nichts.
diepresse.com/home/politik/eu/1556781/
Alltag in Wien: Die Stadt steht Schlange
In den Großstädten sorgt der Erste Weltkrieg für Nahrungsmittelknappheit und Hunger. Ein Gesicht des Mangels sind die Schlangen von Menschen, die sich stundenlang vor Kriegsküchen und Lebensmittelgeschäften anstellen.
diepresse.com/home/politik/zeitgeschichte/1512981/
Martin Stewen (2009)
Martin Leitgöb (2007)
Maria Wachtler (2003)