Die biblischen Lesungen wurden mit freundlicher Genehmigung der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet den Lektionaren 2018 ff entnommen. - © 2024 staeko.net. - vgl. Impressum.
Die Katholischen Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz stellen auf ihren Webseiten ausführliche Kommentare und Anleitungen zum Lesen der biblischen Lesungen für Sonn- und Feiertage zum Download im PDF-Format zur Verfügung. Mit freundlicher Genehmigung der Katholischen Bibelwerke übernehmen wir die Kurzeinleitungen zu den Lesungen.
Predigten vom 02. Feb. 2025 - 2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
02. Mär. 2025
8. Sonntag im Jahreskreis (C)
23. Feb. 2025
7. Sonntag im Jahreskreis (C)
16. Feb. 2025
6. Sonntag im Jahreskreis (C)
09. Feb. 2025
5. Sonntag im Jahreskreis (C)
02. Feb. 2025
2. Februar: Darstellung des Herrn (Fest)
Einführungen zu den Gottesdienstlesungen - Ltg 0
1. Lesung - Mal 3,1-4
Lesung aus dem Buch Maleáchi.
So spricht Gott, der Herr:
Seht, ich sende meinen Boten;
er soll den Weg für mich bahnen.
Dann kommt plötzlich zu seinem Tempel
der Herr, den ihr sucht,
und der Bote des Bundes, den ihr herbeiwünscht.
Seht, er kommt!,
spricht der Herr der Heerscharen.
Doch wer erträgt den Tag, an dem er kommt?
Wer kann bestehen, wenn er erscheint?
Denn er ist wie das Feuer des Schmelzers
und wie die Lauge der Walker.
Er setzt sich, um das Silber zu schmelzen und zu reinigen:
Er reinigt die Söhne Levis,
er läutert sie wie Gold und Silber.
Dann werden sie dem Herrn die richtigen Opfer darbringen.
Und dem Herrn
wird das Opfer Judas und Jerusalems angenehm sein
wie in den Tagen der Vorzeit,
wie in längst vergangenen Jahren.
Zeitlich befinden wir uns in der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts vor Christus, örtlich in Jerusalem. Die Zeit des babylonischen Exils ist vorüber. Viele sind heimgekehrt und der Tempel in Jerusalem wieder aufgebaut. Die Heimkehrer sind der Willkür der örtlichen Instanzen ausgeliefert. Den Besitz bzw. das Eigentum der Exilanten haben sich natürlich Daheimgebliebene sowie eine nichtjüdische Oberschicht unter den Nagel gerissen bzw. wurden damit seitens der babylonischen Fremdherrschaft belehnt. Die jetzige persische Reichsregierung kümmert sich auch nicht um die Heimkehrer. Viele jüdische Rückkehrer versuchen ihre Situation durch Einheirat in die Oberschicht zu verbessern. Jedenfalls bedeuten diese Zustände eine gewaltige Portion Frustration.
Noch einen weiteren Nährboden hat diese Frustration. Diese ruft den Propheten Maleachi bzw. den unbekannten Propheten, der eben als Maleachi bezeichnet wird, auf den Plan: Im Exil wuchs die Hoffnung und die Vorstellung, dass mit dem Ende des Aufbaues des Tempels in Jerusalem der Messias kommen werde. Da dem nicht so ist, verringert sich die Zahl der Jahwetreuen. Nur wenige halten am Glauben und an dieser Erwartung fest. Viele lassen nicht nur vom Jahweglauben, sondern die Sitten verrohen und Missstände von religiösen Bereichen bis hin in gesellschaftliche treiben Hochkonjunktur.
Maleachi tritt wortstark gegen diese Situation an. Zugleich malt er aus: Ja was ist, wenn der Herr kommt!? Wenn er einzieht in Jerusalem, in den Tempel!? Er kommt zum Gericht! Damit ist nicht eine Vernichtung gemeint! Der Prophet macht deutlich, dass die Hoffnung auf den Messias nicht aufzugeben ist, und er selbst daran weiterhin festhält. Er selbst, der Prophet, ist somit der Bote, der vorausgesandt ist. Dies entspricht dem Schema, dass Herrscher eben Boten vorausschicken, um angekündigt zu werden.
Antwortpsalm - Ps 24,7-10
Kv: Der Herr der Heere,
er ist der König der Herrlichkeit. – Kv
Oder: GL 52,1
Ihr Tore, hebt eure Häupter, /
hebt euch, ihr uralten Pforten, *
denn es kommt der König der Herrlichkeit!
Wer ist dieser König der Herrlichkeit? *
Der Herr, stark und gewaltig, der Herr, im Kampf gewaltig. – (Kv)
Ihr Tore, hebt eure Häupter, /
hebt euch, ihr uralten Pforten, *
denn es kommt der König der Herrlichkeit!
Wer ist er, dieser König der Herrlichkeit? *
Der Herr der Heerscharen: Er ist der König der Herrlichkeit. – Kv
2. Lesung - Hebr 2,11-12. 13c-18
Lesung aus dem Hebräerbrief.
Er, der heiligt,
und sie, die geheiligt werden,
stammen alle aus Einem;
darum schämt er sich nicht, sie Brüder zu nennen
und zu sagen:
Ich will deinen Namen meinen Brüdern verkünden,
inmitten der Gemeinde dich preisen;
und ferner:
Siehe, ich und die Kinder, die Gott mir geschenkt hat.
Da nun die Kinder von Fleisch und Blut sind,
hat auch er in gleicher Weise daran Anteil genommen,
um durch den Tod den zu entmachten,
der die Gewalt über den Tod hat, nämlich den Teufel,
und um die zu befreien,
die durch die Furcht vor dem Tod
ihr Leben lang der Knechtschaft verfallen waren.
Denn er nimmt sich keineswegs der Engel an,
sondern der Nachkommen Abrahams nimmt er sich an.
Darum musste er in allem seinen Brüdern gleich sein,
um ein barmherziger und treuer Hohepriester vor Gott zu sein
und die Sünden des Volkes zu sühnen.
Denn da er gelitten hat und selbst in Versuchung geführt wurde,
kann er denen helfen, die in Versuchung geführt werden.
Alfons Jestl (2003)
Eine gut und wohl durchfeilte Rede ist dieser Hebräerbrief und wird somit zu Recht als Predigt bezeichnet. Mit einem Brief im direkten Sinne hat er demnach nichts zu tun. Der Verfasser hält sich auch nicht an das antike Briefmuster. Weil der Text ständig Bezug nimmt auf Schriftstellen des Alten Bundes, meinte man, es sei ein an Judenchristen adressierter Brief. Somit die Bezeichnung: Hebräerbrief.
Der Verfasser wendet sich an eine Gemeinde, in der es mit dem Glauben an Christus nicht mehr zum Besten bestellt ist. Laxheit, ja sogar Glaubensabfall haben sich eingeschlichen. Den gemeinsamen Gottesdienst besuchen anscheinend viele nur mehr oder gerade noch aus Gewohnheit. Der Heilsbotschaft stehen die Christen nur mehr schwerhörig gegenüber. Der Schreiber befürchtet, die Gemeinde könnte überhaupt zu Fall kommen, wie dies bereits das Volk des Alten Bundes mehrfach vorexerziert hat.
Dem wird nun die Wesensverwandtschaft von Erlöser und Erlösenden gegenübergestellt. Jesus gehört zum Seinsbereich Gottes und zugleich zu den Menschen. Er stammt von Gott und kann sich zugleich zu den Menschen / Brüdern bekennen. Die Wesensverwandtschaft zwischen Erlöser und Erlösenden wird unterstrichen. Ich und Kinder meint die Zusammengehörigkeit zwischen Jesus und den Glaubenden.
Durch diese Beziehung wirkt sich der universale Heilswille Gottes auf die Menschen aus. Durch die Annahme von Fleisch und Blut und somit auch des Todes gelangt er zum Heil und dies ist auch der Weg der Menschen. Dadurch redet der Verfasser des Textes wider einen herrschenden Heils- und Lebenspessimismus.
Durch den Tod und die Auferstehung Jesu wird die Todesmacht und die Satansmacht überwunden und dies wird den Glaubenden zuteil. Wie Gott sich auf die Seite dieses Jesus gestellt, stellt er sich auf die Seite der Menschen. Und dieser Jesus ist nicht nur eine geschichtslose Gestalt. Was diesem Jesus zuteil wurde, wird allen zuteil. Gott ließ ihn nicht im Tod, sondern erhöhte ihn zu sich.
Ruf vor dem Evangelium - Lk 2,32
Halleluja. Halleluja.
Ein Licht, das die Heiden erleuchtet,
und Herrlichkeit für das Volk Israel!
Halleluja.
Evangelium - Lk 2,22-40
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas:
Als sich für die Eltern Jesu
die Tage der vom Gesetz des Mose
vorgeschriebenen Reinigung erfüllt hatten,
brachten sie das Kind nach Jerusalem hinauf,
um es dem Herrn darzustellen,
wie im Gesetz des Herrn geschrieben ist:
Jede männliche Erstgeburt
soll dem Herrn heilig genannt werden.
Auch wollten sie ihr Opfer darbringen,
wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt:
ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.
Und siehe, in Jerusalem lebte ein Mann namens Símeon.
Dieser Mann war gerecht und fromm
und wartete auf den Trost Israels
und der Heilige Geist ruhte auf ihm.
Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden,
er werde den Tod nicht schauen,
ehe er den Christus des Herrn gesehen habe.
Er wurde vom Geist in den Tempel geführt;
und als die Eltern das Kind Jesus hereinbrachten,
um mit ihm zu tun, was nach dem Gesetz üblich war,
nahm Símeon das Kind in seine Arme
und pries Gott mit den Worten:
Nun lässt du, Herr,
deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.
Denn meine Augen haben das Heil gesehen,
das du vor allen Völkern bereitet hast,
ein Licht, das die Heiden erleuchtet,
und Herrlichkeit für dein Volk Israel.
Sein Vater und seine Mutter
staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden.
Und Símeon segnete sie
und sagte zu Maria, der Mutter Jesu:
Siehe, dieser ist dazu bestimmt,
dass in Israel viele zu Fall kommen
und aufgerichtet werden,
und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird, –
und deine Seele wird ein Schwert durchdringen.
So sollen die Gedanken vieler Herzen offenbar werden.
Damals lebte auch Hanna, eine Prophetin,
eine Tochter Pénuëls, aus dem Stamm Ascher.
Sie war schon hochbetagt.
Als junges Mädchen hatte sie geheiratet
und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt;
nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren.
Sie hielt sich ständig im Tempel auf
und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten.
Zu derselben Stunde trat sie hinzu,
pries Gott
und sprach über das Kind
zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.
Als seine Eltern alles getan hatten,
was das Gesetz des Herrn vorschreibt,
kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück.
Das Kind wuchs heran und wurde stark,
erfüllt mit Weisheit,
und Gottes Gnade ruhte auf ihm.
Josef Kampleitner (2002)
Mit dem Kind Jesu wird nach den Bestimmungen des mosaischen Gesetzes verfahren (Ex 13:12-15 u. Gal 4:4). Vierzig Tage nach der Geburt Jesu gehen Maria und Josef in den Tempel, um ihr Kind Gott zu weihen. Es empfängt bei der Beschneidung den Namen Jesus, d.h. "Gott rettet". Reinigung fasst zusammen, was mit der Mutter und dem Kind, weil es der erstgeborene Knabe war, nach dem Gesetz zu geschehen hatte.
Diese alte jüdische Tradition weißt darauf hin, dass das Kind nicht den Eltern gehört, sondern Gott. In der Zeugung, der Schwangerschaft und der Geburt ist Gott selbst am Werk. Jedes neugeborene Kind ist eine neue Schöpfung Gottes.
Im Tempel zu Jerusalem offenbart Gott durch seinen Propheten und eine Prophetin, wer dieses Kind ist und was es für Juden und Heiden bedeutet: Heilbringer, Entscheidungsgestalt und Erlösung Jerusalems. Simeon spürt, er kann jetzt sterben, denn er hat "das Heil gesehen", auf das er zeitlebens gewartet hat.
Jesus aber kommt nicht in eine heile Welt, aber er ist das Heil der Welt. Das Kind ist das große Geschenk Gottes – umso mehr, wenn dieses Kind der Retter Israels ist. An ihm werden sich die Geister scheiden. Die einen werden ihr Leben an Jesus binden, die anderen werden es ablehnen, ja, ihn bekämpfen.
Doch alle die kommenden Konflikte können das Band der Liebe zwischen Gott und Menschen, das mit seiner Menschwerdung konkret geworden ist, nicht mehr unterbinden.
Evangelium (Kurzfassung) - Lk 2,22-32
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas:
Als sich für die Eltern Jesu
die Tage der vom Gesetz des Mose
vorgeschriebenen Reinigung erfüllt hatten,
brachten sie das Kind nach Jerusalem hinauf,
um es dem Herrn darzustellen,
wie im Gesetz des Herrn geschrieben ist:
Jede männliche Erstgeburt
soll dem Herrn heilig genannt werden.
Auch wollten sie ihr Opfer darbringen,
wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt:
ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.
Und siehe, in Jerusalem lebte ein Mann namens Símeon.
Dieser Mann war gerecht und fromm
und wartete auf den Trost Israels
und der Heilige Geist ruhte auf ihm.
Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden,
er werde den Tod nicht schauen,
ehe er den Christus des Herrn gesehen habe.
Er wurde vom Geist in den Tempel geführt;
und als die Eltern das Kind Jesus hereinbrachten,
um mit ihm zu tun, was nach dem Gesetz üblich war,
nahm Símeon das Kind in seine Arme
und pries Gott mit den Worten:
Nun lässt du, Herr,
deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.
Denn meine Augen haben das Heil gesehen,
das du vor allen Völkern bereitet hast,
ein Licht, das die Heiden erleuchtet,
und Herrlichkeit für dein Volk Israel.
Simeon und Hanna, zwei wegweisende Gestalten
Gotteshäuser
Kurz vor Weihnachten wurden Anschlagspläne einer islamistischen Terrorgruppe auf den Wiener Stephansdom und den Kölner Dom bekannt. Für einige Tage wurden beide Gotteshäuser besonders bewacht. Einige Verdächtige wurden in Gewahrsam genommen. Nach einigen Tagen konnte die Alarmstufe wieder herabgesetzt werden.
Christliche Gotteshäuser, jüdische Gebetshäuser, aber auch Moscheen sind immer wider Ziele für Anschläge von Terrororganisationen. Als Terrorziele sind sie interessant, da sie in mehrfacher Hinsicht einen hohen Symbolwert besitzen. Sie sind Baudenkmäler, in denen sich viele Generationen von Architekten und anderen Künstlern "verewigt" haben und somit einen unschätzbaren Kulturwert darstellen. Darüber hinaus sind sie von einem religiösen Nimbus umgeben, der vielen Menschen heilig ist. Die Bezeichnung "Gotteshäuser" bringt dies treffend zum Ausdruck. Häuser, in denen man Gott verehrt, Gott begegnen kann, in denen – bildlich gesprochen – Gott wohnt. Wenn Sie das "Locus Iste" von Anton Bruckner hören, können Sie etwas von dieser religiösen Ausstrahlung spüren. Diese aufgeladene Bedeutung macht Gotteshäuser für Terroranschläge besonders interessant.
Der Sohn Gottes kommt in sein Haus
Im Evangelium des Festes der Darstellung des Herrn – Mariä Lichtmess im Volksmund – wird uns erzählt, wie die Eltern Jesu vierzig Tage nach der Geburt, ihren erstgeborenen Sohn nach jüdischem Brauch in den Jerusalemer Tempel, dem jüdischen Gotteshaus schlechthin, bringen und Gott weihen, bzw. den gottgeweihten Sohn durch ein Opfer von Gott gleichsam zurückkaufen.
Was nun Jesus betrifft, kommt noch eine andere Perspektive hinzu. Diese gewinnt in der Theologie dieser Erzählung die Oberhand. Der Sohn Gottes kommt in sein Haus. Er nimmt es gleichsam in Besitz. Jenes Haus, in dem Generationen von Menschen Gott zu begegnen suchten, ihm Opfer darbrachten und nach überlieferten Riten ihre Feste feierten.
Das Empfangskomitee besteht aus zwei frommen alten Leuten, Simeon und Hanna. Sie haben mit ihrer Frömmigkeit eine Art Hausrecht im Tempel erworben. Mehr noch als in den amtierenden Priestern, Leviten und Tempeldienern hat in den beiden Greisen die geistliche Kraft dieses Gotteshauses Gestalt angenommen. In ihrer Altersweisheit erkennen sie im Jesuskind seine wahre Bedeutung und werden sich des einzigartigen Moments der Gottesbegegnung inne.
Der Sohn Gottes baut sein Haus um
Was uns alle vier Evangelisten später über Jesus und seine Beziehung zum Tempel erzählen, steht im Kontrast zu dieser Geschichte. Er wird in heiligem Zorn die Geldwechsler und Händler hinausjagen, er wird darüber weinen, dass von diesem großartigen Tempelbau kein Stein auf dem anderen überdauern wird. Und nicht zuletzt kündigt er eine neue Zeit an, in der man weder auf dem Berg in Samarien noch in Jerusalem Gott anbeten wird, sondern dass die Stunde kommt, "zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn so will der Vater angebetet werden. Gott ist Geist und alle, die ihn anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten." (Joh 4, 23-24). Die samaritische Frau am Jakobsbrunnen erkennt in Jesus den erwarteten Messias. Gottesbegegnung findet nun plötzlich unter freiem Himmel statt in der Begegnung zweier Menschen, ganz ohne Tempel…
Dank dieser neuen Sichtweise sind die Christen der ersten Jahrhunderte ganz ohne Tempel, ohne Gebetsstätten und Gotteshäuser ausgekommen. Sie begegneten Gott in Privathäusern, in denen sie sich zum Gebet, zum Austausch und zum gemeinsamen Mahl zum Gedächtnis des Lebens, Todes und der Auferstehung Jesu versammelten. Erst später brauchte man und baute man größere Versammlungshäuser als Orte für gemeinsame Feiern und Gottesdienste.
Gotteshäuser heute
Das heutige Fest der Darstellung des Herrn im Jerusalemer Tempel macht mich einerseits dankbar für solche Orte, die von einer besonderen Atmosphäre erfüllt sind und zur Gottesbegegnung einladen. Als solche erlebe ich viele unserer Kirchen, Kapellen, Marterl und Wegkreuze. Ihre Kraft und Ausstrahlung erhalten sie jedoch nicht allein durch ihre mehr oder weniger kunstvolle Ausgestaltung, ihre Kraft erhalten sie aus dem Glauben der Menschen, die sich dort zum Gebet und zur Feier der Sakramente versammeln. Von Menschen wie Simeon und Hanna, deren Glaube geistige Spuren hinterlassen hat. Ich schätze es, wenn sich dieser Glaube in anspruchsvollen Kunstwerken ausdrückt, entscheidend ist jedoch das spirituelle Leben, das diese Gebäude erfüllt, heiligt und zu besonderen Kraftorten macht. Wenn jedoch das geistliche Leben in und um solchen Gebäuden erloschen ist, wie wir das heute leider immer öfter zur Kenntnis nehmen müssen, mutieren diese zu Baudenkmälern und Museen, die es zu pflegen, zu hüten und zu schützen gilt, denen jedoch das Herz abhandengekommen ist.
Der greise Simeon und die greise Hanna verkörpern für mich die tiefe Sehnsucht nach Gottesbegegnung und nach einer gotterfüllten Welt. In meinem Leben als Seelsorger habe ich – und dafür bin ich besonders dankbar – an vielen Orten alte und auch jüngere Menschen kennengelernt, die diese Sehnsucht weitertragen und ihre Gotteshäuser mit Leben und einer dichten Atmosphäre des Glaubens erfüllen.
Ein Fest an einem Werktag?
Drei Themen
Wir feiern ein Fest während der Woche, liturgisch „Darstellung des Herrn“, Darstellung als Weihe zu verstehen. Dieser Festtag ist also Grund zur Freude. Heute geht es aber um einen Weiheakt im Jerusalemer Tempel. Neben den vielen Themen, die sich aus diesen Texten zum Nachdenken anbieten, möchte ich drei besonders hervorheben: Licht, Opfer, Segen.
Licht:
Dieser Festtag ist in großen Teilen der Bevölkerung als Lichtmess bekannt, verbunden mit der Kerzenweihe. „Stell dir vor, es geht das Licht aus, sag, was würdest du dann tun? Keine Angst, es geht noch nicht aus, aber trotzdem sag´ mir's nun“, so lautet der Dialog zweier Liebender aus dem Film „Hallo Dienstmann“. Ja, stellen Sie sich vor, es geht plötzlich das Licht aus hier in der Kirche, auf der Straße, in den Wohnungen. Black out! Burn out bei den Menschen ist damit verwandt. Nichts geht mehr, es herrscht Orientierungslosigkeit.
Die Bibel enthält sehr viele Stellen, was das Licht betrifft. Beim Herrn „ist die Quelle des Lebens und in seinem Licht schauen wir das Licht.“ (Ps 36,10) oder „Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Joh 8,12). Licht auch als Erleuchtung des Gewissens, das zur Erkenntnis führt. Dazu passt dieses schöne Wort von Blaise Pascal (französische Philosoph und Mathematiker, 1622-1662): „Menschen und menschliche Dinge muss man erkennen, um sie zu lieben, Gott und göttliche Dinge muss man lieben, um sie zu erkennen.“
Dieser Festtag steht ungefähr in der Mitte zwischen Weihnachts- und Osterfestkreis. Beiden ist gemeinsam die Licht-Dunkel-Symbolik. Zu Weihnachten: „Das Volk, das in der Finsternis ging, sieht ein helles Licht“ (Jes 9,1). In der Osternacht, wenn die Osterkerze in die dunkle Kirche getragen wird, ertönt der Ruf: „Lumen Christi“ – "Christus, das Licht". Wir werden von der Dunkelheit, die auch unser Innerstes betrifft, in das „helle Licht“ kommen, wo es „am Ende der Zeit“ keine Finsternis mehr gibt. (1 Petr 1,5), wo wir über Tod und Auferstehung zu neuem Leben, zu einer beglückenden grenzenlosen Gegenwart kommen. Die Osterkerze, aber auch alle anderen Kerzen geben nicht nur Licht und Wärme, sondern deuten auch durch ihr Niederbrennen Vergänglichkeit an.
Opfer:
„Auch wollten sie [Maria und Josef] ihr Opfer darbringen: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.“ (Lk 2,24). - „Opfer“, ein Begriff, der immer wieder anregende Diskussionen auslöst und viele Fragen stellt bis hin zur Kritik. „Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer.“ (Mt 9,13). „An Liebe habe ich Gefallen, nicht an Schlachtopfern.“ (Hos 6,6). Opfer als Urakt der Religionen. An Opfergegenständen und an Opferpersonen werden höchste Ansprüche gestellt: fehlerlos, rein. Die Bibel spricht auch von einem „zerknirschten Geist“.
Der Sinn der Opfer wird dann verständlich, wenn wir Hingabe, Dankbarkeit und Wertschätzung hinzufügen. Es ist Ihnen sicher schon passiert, dass Sie sich dankbar erweisen wollten, wo Ihnen von einer Person Hilfe zuteil wurde, die sehr vermögend ist. Wie kann man da seine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen? Es bedarf einer guten Überlegung, durch das Geschenk Dankbarkeit zu zeigen, das muss nicht teuer sein, soll aber von ganzem Herzen kommen.
So ist es auch bei uns in unserem Verhältnis zu Gott, er hat ja alles geschaffen, daher heißt es auch: „Barmherzigkeitwill ich und Liebe, einen zerknirschten Geist.“ Vielleicht sollten diesbezüglich in den liturgischen Büchern bessere Formulierungen gefunden werden.
Segen:
Man könnte sagen, ein Vorzeichen der Liebe, ein Blick zurück in Dankbarkeit, aber auch in Sorge, im Abschiednehmen und im Neubeginn. Da hören wir vom greisen Simeon und von der betagten Prophetin Hanna. Hier findet eine sehr wertschätzende, liebevolle Begegnung dreier Generationen statt. Topaktuelle Frage an die heutige Gesellschaft: Gehen unsere gegenwärtigen Generationen immer respektvoll miteinander um, oder gibt es da nicht auch Neidgefühle, Vorurteile etc.? Die Namensnennung der beiden Personen kann auch auf die gleiche Würde von Mann und Frau gesehen werden. Dieser Segen beider endet in einem Lob und in Anerkennung. Zum Segen gehört auch die Handauflegung, die Berührung.
Heute werden Diakon und die Priester mit zwei Kerzen den Blasiussegen erteilen, der auf den armenischen Bischof Blasius zurückgeht und der Legende nach im 4. Jhdt. einen Knaben vor dem Erstickungstod durch eine Fischgräte gerettet hat.
Segen als liebende Zuwendung Gottes:
Der Herr segne Euch und behüte Euch,
der Herr wende sein Antlitz Euch zu.
Er leuchte Euch mit seinen Augen entgegen
und sei Euch gnädig und schenke Euch Frieden.
Ist Gott nicht ein großer Charmeur?
Vom Glück des alten Simeon
Festtag an einem Werktag
Ein Festtag mal so zwischendurch – eigentlich toll. Aber ist heute nicht Dienstag? Alltag! Viele Menschen erleben ihn fremdartig. Festlich schon gar nicht. Wir sind im Lockdown. Normal ist nichts. Ängste und Sorgen, Gefühle der Verunsicherung und der Hilflosigkeit haben sich wie Schatten an unsere Fersen geheftet. Wir möchten unsere Herzen ausschütten und verstanden werden.
Gehen wir heute doch einmal in den Tempel! In den Tempel von Jerusalem. Ein alter Mann nimmt Jesus auf den Arm, in den Arm. Wie ein Mantel. Wie eine Burg. Eine mütterliche, eine väterliche Geste. Das Kind ist noch so klein. Gerade mal ein paar Tage auf der Welt.
Einen Säugling in den Arm zu schließen, ist ein Wunder. Neues Leben. Zukunft. Viele alte Menschen träumen davon. In Coronazeiten tatsächlich: ein Traum. So mancher Opa, so manche Oma haben ihre Enkel nicht mehr sehen können. Auch für deren Kinder ist das eine traumatische Erfahrung, ihre Kleinen den Eltern nicht in den Arm legen zu können.
Der Mann, der uns im Tempel begegnet, heißt Simeon. Er ist eigentlich immer hier. Keiner weiß, seit wann. Er warte auf den Trost Israels, heißt es. Sein Leben lang? Jetzt ist er alt, sehr alt. Er ist am Ende seines Lebens. Jesus hat er einfach auf seinen Arm genommen. Dass er vorher gefragt habe, wird nicht erzählt. Glücklich sagt er, seine Augen sähen jetzt das Heil, das Gott allen Völkern bereitet hat, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, eine Herrlichkeit für Israel. Gottes Volk. In seinem Mund wird das sogar zu einem Lobgesang. Er pries, rühmte Gott!
Was heißt hier schon „sehen“? Die ganze Welt ruht auf einmal in den Armen dieses alten Menschen, die Hoffnungen und Sehnsüchte der Völker, die Hoffnungen und Sehnsüchte Israels. Und während er wartet, so lange, von Gott gehalten zu werden – hält er Gott im Arm, jetzt. Lukas, der Evangelist, erzählt diese kleine Geschichte mit feinen zärtlichen Strichen und Untertönen. Gott im Arm halten! Ihn bergen! Ihn schützen! Und darin die eigene Hoffnung, das eigene Leben! Wissen Sie jetzt, warum wir in den Tempel gehen müssen?
Darstellung
In der Kirche ist dieser kleine Lobgesang Simeons Teil des Stundengebetes. „Nunc dimittis“. Wir kennen ihn aus dem Nachtgebet, der Komplet:
„Hilf uns, Herr, wenn wir wachen
und behüte uns, wenn wir schlafen;
auf dass wir wachen mit Christus
und in Frieden ruhen.“
Wir spüren den großen Frieden, der in diesem Lobgesang liegt. Wir spüren, wie großer Frieden aus diesen Worten wächst. Ein Mensch schaut zurück. Nicht nur auf sein Leben. Die Geschichte ist präsent, die Erzählungen der Menschen, die Erinnerungen und Träume. Von Jahrhunderten! Von Anfang an! Simeon wird sozusagen in den Tempel gerufen, um an der richtigen Stelle zu sein, wenn Jesus – klein, in den Armen seiner Mutter – zur „Darstellung“ gebracht wird. Lukas schreibt nur: „Als sich für die Eltern Jesu die Tage der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung erfüllt hatten, brachten sie das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn darzustellen.“
Den alten Brauch – in Wirklichkeit war es mehr als das – will ich nicht erklären. Aber das Wort „darstellen“ ist auch in unserer Sprache so schön und reizvoll, dass uns gleich Bilder in Kopf und Herz huschen.
Was wollen, was müssen wir nicht alles darstellen! Erfolge. Strategien. Projekte. Manchmal geht uns dann auch auf, dass wir Menschen uns selbst darstellen. Vielleicht sogar darstellen müssen. Mit dem Gesicht, einer authentischen Äußerung, einem offenen Blick. Marketingfachleute wissen, dass eigentlich alles dargestellt werden muss! Auch die einfache Bewerbung stellt etwas dar: mich. Die Predigt stellt auch etwas dar: mich. Wir dürfen uns zeigen, zu uns stehen, uns anderen auch aussetzen.
Heute sehen wir die Darstellung Jesu. Ein Kind. Er wird in den Tempel gebracht. Ganz nach der Ordnung – und doch über sie hinaus: Er wird nicht nur Gott dargestellt, er wird nicht nur Gott gebracht – er wird uns dargestellt. Ein Licht für die Völker, eine Herrlichkeit für Israel. Simeon hat heute seinen großen Tag. Er findet den Frieden. Er findet den Trost Israels. Mehr: er sieht den Frieden, er sieht den Trost für alle Völker und für Israel. Hebräisch Schalom: Es wird heil, was kaputt ist, gesund, was krank ist, lebendig, was stirbt. Die Risse und Wunden heilen. Die Erinnerungen heilen. Die zerbrochenen Herzen heilen. Der Frieden gibt der Welt ihre Ordnung zurück! Glück für alle Menschen, Glück auch für Tiere und Pflanzen. Glück für die Erde, die so viel Blut, soviel Unglück begraben muss.
An diesem Tag wird die Erde neu dargestellt!
Übrigens: Sollten Sie überrascht sein, dass wir heute, am 2. Februar, eine noch weihnachtliche, eine nachweihnachtliche Geschichte hören, täuscht der Eindruck nicht. Dieses Fest wird 40 Tage nach Weihnachten gefeiert! Heute kann die Weihnachtszeit abgeschlossen werden. In vielen Familien wird auch heute erst der Weihnachtsbaum abgeschmückt. Spannend, dass im Brauchtum dieser Tag mit Kerzen verbunden ist. Nach alter Überlieferung werden Kerzen geweiht, um nach Jerusalem zu pilgern – sozusagen mit Maria und Josef, die Jesus nach Jerusalem bringen. Es ist der 1. Einzug Jesu in Jerusalem!
Und dass die Kerzen Licht symbolisieren, Licht auch in dunklen Zeiten, ist dann nur noch eine Beobachtung am Rande, die sich schnell in die Mitte drängt.
Im Frieden dein
1898 hat Friedrich Spitta, ein Liederdichter, den Lobgesang, die Freude des greisen Simeon nachgedichtet. Er hat sich gefragt, ob wir auch den Frieden finden. Und wo. Und wo wir etwas sehen – wo wir Jesus sehen. Er dachte dann an das Abendmahl. Ursprünglich ein evangelisches Abendmahlslied, wird es in vielen Kirchen nach der Eucharistie gesungen.
Im Frieden dein, o Herre mein,
lass ziehn mich meine Straßen.
Wie mir dein Mund gegeben kund,
schenkst Gnad du ohne Maßen;
hast mein Gesicht das sel‘ge Licht,
den Heiland schauen lassen.
Wir singen mit dem alten Simeon von dem Glück, dass man Gott in den Arm nehmen kann, ihm Geborgenheit schenken kann – und: bei ihm Frieden findet.
Haben Sie schon einmal daran gedacht, dass Sie bei der Kommunion – bildlich gesprochen – Jesus in den Arm nehmen?
Und der Friede Gottes,
der höher ist als unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne
in Christus Jesus,
unserem Herrn.
Begegnung der Generationen
Papst und Queen
Was haben der Papst und die Queen gemeinsam? Beide sind hoch angesehen. Sie repräsentieren "uralte" Institutionen. Sie sind mächtig und ohnmächtig zugleich. Mächtig durch ihre geistige Autorität und durch das Vertrauen, das ihnen viele Menschen entgegenbringen, weitgehend stehen sie über den Turbulenzen des kirchlichen und staatspolitischen Alltagsgeschäfts und sie vermitteln Stabilität. Gleichzeitig sind sie auch ohnmächtig gegenüber gesellschaftlichen und religiösen Entwicklungen, sie haben darauf nur einen bescheidenen Einfluss. Dass beide ihre Ämter in hohem Lebensalter bekleiden, verstärkt ihre ambivalente Ausstrahlung.
Begegnung der Generationen
Im Evangelium wird uns heute von der Begegnung zweier greiser Persönlichkeiten, die ähnlich mächtig und ohnmächtig zugleich sind, mit dem Messiaskind erzählt. Die beiden Alten gehören gleichsam zum Inventar des Tempels. Im "Alltagsgeschäft" des Tempels – wenn man so sagen darf – haben sie nichts mehr zu sagen. Sie verkörpern aber eine geistige Kraft, die mehr ist als das Beharren auf Tradition. Sie besitzen einen Charme, der mehr beinhaltet als die Ausstrahlung ehrwürdigen Alters. In ihrer Gläubigkeit tief verwurzelt verkörpern sie die Hoffnung des Gottesvolkes. Ihnen begegnet das Messiaskind. Sie erkennen in ihm den Hoffnungsträger, den sie gläubig ersehnt und erwartet haben. Überglücklich halten sie ihn in ihren Armen. Wie sie ist er mächtig und ohnmächtig zugleich. Seine Stärke ist noch verborgen. Sie wird sich entfalten in seiner Glaubenskraft und in der Hoffnung, die er Menschen vermitteln wird. In der Gewissheit, dass ihr Warten und Hoffen nicht vergeblich war, können in Frieden ihrem Lebensende entgegengehen. Begegnung der Generationen, eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft.
Miteinander sind wir reich
In unserer Gesellschaft und auch in der Kirche stehen sich heute deutlicher spürbar als in früheren Zeiten, als die Menschen nicht so alt geworden sind, die Generationen gegenüber. Sie spielen ihre Stärken gegeneinander aus und geraten in vielen Fragen miteinander in Konflikt. Die einen haben Geld, die anderen Jugend; die einen Erfahrung, die anderen innovativen Erfindungsreichtum; die einen strotzen vor Kraft, die anderen müssen mit ihren Kräften sorgsam haushalten, manche brauchen Hilfe zur Bewältigung ihres Alltags.
Es ist nicht immer einfach, Generationenverträge auszuhandeln, durch die alle Beteiligten auf längere Sicht gewinnen. Miteinander sind wir jedoch reich, wenn wir unsere Stärken solidarisch miteinander teilen. Dies setzt jedoch voraus, dass wir unsere Stärken wechselseitig erkennen und anerkennen und zugleich auch unsere eigenen Schwächen eingestehen.
Tempel und Kirche als Begegnungsräume
In der biblischen Erzählung ist der Tempel der Raum, in dem es zu dieser denkwürdigen Begegnung zwischen den Generationen kommt, und in dem sich das geistige Potential beider Generationen gegenseitig befruchtet. Die Eltern Jesu stehen dazwischen. Ihnen wird vorausgesagt, dass dieser Prozess des Austausches nicht konfliktlos und nicht ohne Schmerzen vor sich gehen wird. Jahre später wird dieser Jesus in den Tempel zurückkehren und mit seiner Meinung nach falschen Entwicklungen "aufräumen".
Ich wünsche mir, dass sich auch heute die Kirche als Begegnungsraum der Generationen bewährt, wo Alt und Jung sich gegenseitig mit ihren Stärken und Schwächen wahrnehmen und die daraus sich ergebenden Konflikte miteinander austragen. Nicht immer geht das ohne Schmerzen, wenn unterschiedliche Lebenskulturen, unterschiedliche Lebensauffassungen und religiöse Vorstellungen aufeinander treffen.
Die Kirche kann und muss auch zum Begegnungsort unterschiedlicher Kulturen werden, wenn in ihr die alternden Völker des Nordens mit der überschießenden Kraft junger Völker des Südens sich gegenüberstehen und auf einander treffen. Miteinander sind wir reich, wenn es uns gelingt, nicht nur unsere materiellen sondern auch unsere geistigen und geistlichen Schätze – ich nenne hier nur die Stichworte Glaube, Hoffnung, Liebe - miteinander zu teilen und den kommenden Generationen weiterzugeben.
Kraft schöpfen aus einem gottverbundenen Leben
Dank an Gott
Nach jüdischem Brauch wurde der erstgeborene Sohn einer Familie nach 40 Tagen seiner Geburt zum Tempel in Jerusalem gebracht, um ihn in besonderer Weise Gott zu weihen. Dieser Brauch hatte sich im jüdischen Glauben entwickelt aus einer dankbaren Haltung Gott gegenüber. Danken wollte man für den geschenkten Sohn und mit dem Dank die Bitte verbinden, Gottes Segen soll auf ihm ruhen und ihn durch das Leben begleiten.
Maria und Josef wird an erster Stelle der Dank an Gott ein Herzensanliegen gewesen sein. Wie viel Gnade und Segen haben sie bisher bereits von ihrem Gott erfahren! Neben dem vorhandenen jüdischen Brauchtum wird allein schon ihre innere Ergriffenheit über Gottes Handeln an ihnen sie gedrängt haben, zum Tempel aufzubrechen, um Gott für alle Gnade zu danken. Und mit Inbrunst werden sie Gott angefleht haben, für Jesus gute Eltern zu sein.
Begegnung mit Simeon und Hanna
Im Tempel geschieht dann ganz Unerwartetes. Simeon und Hanna begegnen Maria und Josef mit ihrem Kind.
Simeon wird beschrieben als ein Mann, der sich ganz in Gott verankert hatte. Von Gott erwartete er voll Vertrauen Heil und Segen. Sein Leben verbrachte er sicher nicht sorglos nur mit Beten. Aber wie kantig, mühsam oder gar leidvoll streckenweise sein Leben auch verlief, Simeon ließ sich von seinem Glauben an Gottes Heilswirken und immer neues Danksagen dafür nicht abbringen. Gott wird mir und der Welt Heil gewähren, von dieser Überzeugung war er ein Leben lang bis ins hohe Alter durchdrungen.
Mit Hanna, die die gleiche Einstellung hatte wie er, Simeon, durfte er am Ende seines Lebens Gottes verheißenen Heilsbringer in die Arme schließen. Welch ein Geschenk Gottes an beide!
Es ist sicher nicht schwer, das Anliegen des Lukas zu erkennen, das er mit seinem Bericht verfolgt. Wir sollen uns ermutigen lassen, die Glaubenshaltung eines Simeon und einer Hanna in uns aufzunehmen und nachzuahmen.
Bei der Vorstellung Hannas betont der Erzähler, wie schwer ihr Leben war. Sich zu damaliger Zeit als Witwe durchschlagen müssen, war nicht leicht, in der Regel mit harter Arbeit und Not verbunden. Dennoch weicht Hanna von ihrem Glauben an die Liebe Gottes nicht ab. Wie oft wird sie in den vielen Jahren ihres Witwenstandes Gott um Hilfe angefleht haben und bei ruhigem Nachdenken erspürt haben, dass Gott ihr immer wieder seinen Beistand gewährt hatte. Inzwischen hat sie ein hohes Alter erreicht, zu harter körperlichen Arbeit größeren Stils ist sie nicht mehr fähig. Aber was sie noch kann, das tut sie: Ihrem Gott jeden Tag aufs Neue hingebend und ausgiebig Dank zu sagen.
Stärkende Begegnung
Maria und Josef erleben in der Begegnung mit Simeon und Hanna zunächst das ganze Glück hochbetagter, im Glauben Gott treu gebliebener Greise. Hier sind zwei lebenserfahrene Menschen, die sich wie sie, Maria und Josef, mit aller Hingabe Gott ausgeliefert haben. Maria und Josef werden Zeugen, welch überwältigendes Glück in den Menschen aufkommt, die sich am Ende ihres Lebens sagen können: Goldrichtig habe ich gehandelt, vom Vertrauen in Gott ein Leben lang nicht abzulassen. Wie viel Kraft und Energie werden Maria und Josef aus dieser Begegnung geschöpft haben. Sie werden ungeheuer bestärkt, dass ihre persönliche Hingabe an Gott richtig ist. Sie werden ermutigt, diese Haltung ein Leben lang nicht aufzugeben.
Wie schwer dies in manchen Situationen des Lebens werden kann, haben Simeon und Hanna zu Genüge erfahren. Daher wendet sich Simeon eigens an das junge Paar und im Besonderen an Maria. Er preist ihr Kind Jesus, durch den Heil und Freude in die Welt kommt. Viel Schönes und Beglückendes werden sie durch ihn und mit ihm erleben, aber auch viel Leidvolles. Simeon, der Maria voraussagt, dass ihr Herz oft bluten werde, möchte Maria vorbereiten, standhaft zu bleiben, wenn die Stunden bitteren Leidens bei ihr anklopfen. Maria wird sich oft dankbar an die Worte Simeons erinnert und Kraft aus ihnen geschöpft haben.
In der Taufe wurden auch wir von unseren Eltern unter den besonderen Segen Gottes gestellt. Und in der Firmung haben wir persönlich bestätigt, dass wir mit unserem Leben Gott gehören wollen. Um wie Maria und Josef Simeon und Hanna begegnen zu können, hat uns Lukas die Geschehnisse bei der Darstellung Jesu im Tempel aufgezeichnet. Nutzen wir die Chance, durch Besinnung und Betrachtung den beiden Gott Treuen immer wieder einmal zu begegnen. Beide wurden trotz ihrer Treue zu Gott nicht von den Mühen, Nöten oder Leiden in ihrem Leben völlig befreit. Was sie stark gemacht hat, war einmal ihre innere Bereitschaft und ihr Sehnen, jederzeit ganz Gott zu gehören. Zum anderen werden Simeon und Hanna sicher oft über ihr Leben mit all seinen Vorkommnissen und Ereignissen nachgedacht haben. Dabei konnten sie erspüren: Auch in den schlimmsten Tagen meines Lebens war Gott nicht fern oder abgewandt. Dieses Erkennen – oft sehr deutlich im Nachhinein – ermutigt in besonderer Weise, in der Treue zu Gott und im bewussten Handeln nach seinem Willen zu verharren.
Simeon hatte das einmalige Glück, Jesus selbst in seine Armen schließen und ihm voll Freude ein Loblied singen zu können. Diese Möglichkeit haben wir nicht. Aber wer könnte uns hindern, immer wieder einmal sehr bewusst Freude über Jesus aufkommen zu lassen und auszukosten, um ihm – innerlich beglückt – zu danken.
„Nicht ich bin es, ER ist es.“
Drei Szenen
Drei Szenen lassen sich im heutigen Evangelium erkennen:
- Jesus, als Erstgeborener, wird, um dem Gesetz des Mose zu entsprechen, im Tempel Jahwe dargebracht.
- Maria, seine Mutter, bringt 40 Tage nach der Geburt ihres Sohnes im Tempel in Jerusalem ein Reinigungsopfer dar. Somit gilt sie wieder als rein.
- Simeon und Hanna, beide hochbetagt und in Erwartung, „das Heil der Welt“ zu sehen, preisen Gott im Tempel laut, als sie dieses Heil im Kind Jesus „schauen“.
Die beiden ersten Szenen haben dem heutigen Festtag jeweils zur ihrer Zeit den Namen gegeben:
Die erste Szene – Jesus wird im Tempel dargebracht – hat dem Fest zuerst den Namen „Darbringung Christi im Tempel“ gegeben. Dieses Fest wurde ab dem 4. Jhd. als Herrenfest am 14. Februar – als noch der 6. Jänner, Epiphanie, als das „Geburtsfest Christi“ bezeichnet wurde – gefeiert.
Die zweite Szene – Maria Reinigung – hat durch die aufkommende Marienverehrung etwa ab dem 5. Jhd. das eigentliche Herrenfest zu einem Marienfest „gemacht“. Unter dem Namen “ Maria Reinigung“ oder „Mariä Lichtmess“ wurde nun dieses mit dem marianischen Gedanken, der Reinigung Mariens, gefeiert.
Ab dem 6. Jhd. wurde in der Westkirche ein engerer Bezug zum Christfest, also den 25. Dezember hergestellt. Der 6. Jänner wurde immer mehr zum „Dreikönigstag“. Folgedessen ist der 2. Februar als heutiger Festtag errechnet worden (40 Tage nach der Geburt des Herrn und nicht nach der Erscheinung des Herrn). Erst nach der Liturgiereform 1963 wird das Fest wieder als Herrenfest „Darstellung des Herrn“ gefeiert. Diese abwechslungsreiche Festtagsgeschichte, zeigt, welche Akzente man im Laufe der Jahrhunderte gesetzt und betont hat.
Die christozentrische Aussage des Lukas ist im heutigen Evangelium gut erkennbar: Jesus, als Erstgeborener, ist nach dem Gesetz Mose „Gott geweiht“. Lukas gibt in seinem Evangelium dieser religiösen Tradition einen Platz: die Eltern bringen Jesus zur Darstellung an Jahwe in den Jerusalemer Tempel! Aber Lukas sieht die eigentliche Darstellung im Tempel nicht als Mittelpunkt. Erst zum Schluss des heutigen Evangeliums wird gesagt: „Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück.“
Alt und Jung, Erstes und Zweites Testament begegnen sich
Die dritte Szene ist der eigentliche Mittelpunkt: Lukas fügt zwischen dem Eintritt in den Tempel und dem Aufbruch nach Nazaret die Begegnung mit dem hochbetagten Simeon ein: „ … und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme …“.
Liebevoller kann man eine solche Szene der Begegnung zwischen „dem alten, gottesfürchtigen Mann“ und „dem Neugeborenen“ kaum schildern. Das Erste Testament und das Zweite Testament werden dadurch miteinander verbunden. Sie treten durch den Lobpreis des weisen Simeon - und der gottesfürchtigen Hanna - in einen Dialog.
Das Staunen über diesen Lobpreis bei den Eltern war groß. Noch mehr staunten sie wahrscheinlich über den von Simeon angekündigten Lebensbogen von Jesus, dessen Tod, Maria ein Schwert durch ihre Seele einst dringen lässt.
Begegnung mit der Zukunft
In der Kunst wird dieser Lebensbogen verschieden dargestellt. Eine dieser Darstellungen, die ohne Kenntnis der mittelalterlichen Symbolsprache „harmlos und niedlich“ aussieht, ist folgende: Maria hält Jesus, als Kleinkind, liebevoll in den Armen. Das „Jesuskind“ verweist jedoch bereits auf seine Passion, symbolisch dargestellt als kleiner Vogel (Passionsvogel), den Jesus in seiner Hand hält. Der Distelfink bzw. Stieglitz, wie er auch genannt wird, ist aufgrund seines zum Teil roten Schopfes und seiner Vorliebe für Distelblumen in der mittelalterlichen Kunst zum Passionsvogel, der Leid und Tod Jesu symbolisieren soll, geworden.
Madonna mit dem Kinde, Künstler: Antonio Rossellino Settignano um 1465/70 Frührenaissance.
Relief aus Marmor, KHM Wien, Kunstkammer (Fotografie Jäggle)
Unter dem Titel „Madonna mit dem Kind“ ist in der Kunstkammer im KHM in Wien ein Relief aus Marmor (von Antonio Rossellino Settignano) mit dem Passionsvogel zu sehen. Jesus sitzt auf der Schoß seiner Mutter und hält seine Passion, seine Leidensgeschichte, symbolisiert durch den Passionsvogel, in der linken Hand. Wenn man die Symbolsprache des Mittelalters in der christlichen Ikonographie kennt, dann ist eine solche Darstellung nicht „harmlos und niedlich“.
Aber noch ist es nicht so weit: die Schwierigkeiten, von denen Simeon spricht, und die Passion sind nicht der Schluss des heutigen Evangeliums. Vielmehr heißt es: „Das Kind wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit und seine Gnade ruhte auf ihm.“ Möge Gottes Weisheit, seine Gnade auf jedem Kind ruhen und es stärken.
Licht und Heil
"Meine Augen haben das Heil gesehen"
Das Evangelium von Simeon und Hanna hat es mir angetan. Da haben einmal zwei Senioren das Wort. Was haben sie als Senioren zu sagen?
Der Text von Simeon wirkt für mich wie eine Ouverture zum Weihnachtsevangelium "Nun entlässt du Herr deinen Knecht in Frieden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet und zur Herrlichkeit deines Volkes dient" (Lk 2,28-33). Dieser Hymnus, im Lateinischen nach den Anfangsworten "Nunc dimittis" genannt, gehört mit dem Benedictus und Magnificat zur Weltliteratur. Diese Sätze möchte ich, um mit dem Dichter Andreas Zeiss zu sprechen in eine "Worttruhe" geben.
Sie sind unendlich kostbar. Besonders angetan bin ich von dem Satz Simeons "meine Augen haben das Heil gesehen". Auch wir sehen das Heil, zwar verhüllt, aber doch unter den eucharistischen Gestalten von Brot und Wein. Damit öffnet uns Gott in Jesus Christus schon jetzt die irdischen Grenzen. Wir können aus unseren Alltäglichkeiten ausziehen, um an der Bibel das Hoffen zu lernen. Nun kann ich wie Simeon in Frieden von dieser Welt scheiden. Aller Sinn des Lebens ist erfüllt. "Meine Augen haben das Heil gesehen", heißt: mit der Menschwerdung Jesu kann ich Gott ins Angesicht schauen. Das bedeutet die Umkehrung aller Verhältnisse. Das Grab ist nicht mehr die Endstation. Ich darf dieses Licht und die Hoffnung auf die Gräber tragen. Freilich unsere Welt ist noch nicht ganz erfüllt von diesem Licht. Erst wenn Jesus in Macht und Herrlichkeit kommt, werden alle Menschen auf Gott ausgerichtet sein. Dann wird dem Krieg und allen Feindseligkeiten ein Ende gesetzt werden. Und Gott wird jede Träne von uns abwischen. Kein Schwert mehr wird durch unsere Seele dringen.
Von Hoffnung und Sehnsucht getrieben
Was will Simeon uns heute sagen? Simeon hat Gott vertraut. Er war wie wir von Hoffnung und Sehnsucht getrieben. Er war unendlich dankbar, dass er noch in seinem Alter das Heil schauen durfte. Er staunte darüber, wie sich Schritt für Schritt sein Weg ergab. Auch wir können wie Simeon darauf vertrauen, dass Gott an uns wirkt.
Bei diesem Evangelium fällt mir auf, dass im Tempel von Jerusalem nicht nur Simeon, sondern auch Hanna anwesend war. Sie lobte und pries Gott und redete von ihm mit allen, die auf die Erlösung durch Christus warteten. Sie war schon als Kind lebensfroh. Aber jetzt ist sie überglücklich. Hanna sagt uns: Gottes Licht leuchtet schon jetzt in dieser Welt. Und viele Menschen sollen sich von dieser Botschaft anstecken lassen. Dann wird es ganz hell in unserer Welt. Das wäre ein echter Neuanfang. Denn auch unsere Augen sehen Gottes Heil, zwar verhüllt in der Gestalt von Brot und Wein. Aber eines Tages werden wir Gott von Angesicht zu Angesicht schauen. Das macht uns schon jetzt lebensfroh. Das wird dann ein Fest ohne Ende sein.
Wie sich Gott erfahren lässt
Jesus offenbart sich als Heiland der Welt
Die Bibel stellt uns die Offenbarung "Jesus ist der Heiland der Welt" in drei umfangreichen Szenen dar.
Als Erste erfahren es die Hirten durch die am Himmel erscheinenden Engel mit der Botschaft: "Euch ist der Retter, der Heiland, geboren". Mit dieser Eröffnung wird bereits ein starker Akzent gesetzt. Nicht die Frommen, nicht die Hohen erfahren es als Erste, sondern die Kleinen, Vergessenen, Abgeschobenen. Dass sie wie alle anderen in das Heilshandeln Gottes hineingenommen werden, ist eine so wahrhaft frohe und beglückende Botschaft, dass sie ihnen, den Betroffenen, wohl als erste verkündet werden muss.
Der Evangelist Matthäus weist dann auf eine zweite Gruppe hin, denen Jesus als Heiland kundgetan wird. Es sind die Suchenden, die Aufmerksamen, die Weisen aus dem Morgenland. Weil sie von einem tiefen Verlangen beseelt sind, dem Ehre zu erweisen, dem wahrhaft Ehre gebührt, werden sie durch den neu aufgegangenen Stern auf das Himmlische Ereignis aufmerksam. Der Neugeborene muss alle bisherigen Herrscher bei weitem übertreffen. Das ist den Weisen klar. Weil sie nicht ruhen wollen, bis sie sich vor diesem Herrn verneigt haben, gelangen sie zum Stall in Betlehem. Nebenan in Jerusalem sitzen Weise und Gelehrte in großer Zahl. Sie können sogar Auskunft geben über den Geburtsort des großen Königs. Aber sie suchen nicht, sind nicht elektrisiert, um Heilsgeschichte der Gegenwart wahrzunehmen. So brechen sie auch nicht auf zum Heiland der Welt.
Ein Gott Suchender sein, ein aufmerksames Auge für Gottes Handeln haben oder entwickeln, gehört zum Glauben, will uns Matthäus sagen.
Eine dritte Szene berichtet uns das heutige Evangelium. Jesus, noch ein Baby, erlebt sozusagen sein erstes öffentliches Auftreten inmitten seines Volkes.
Es war in Israel Brauch, jede männliche Erstgeburt in besonderer Weise Gott, dem Schöpfer und Herrn des Lebens, zu weihen. So kommen Maria und Josef mit ihrem Jesus in den Tempel. Und hier im Tempel, dem zentralen Mittelpunkt des gläubigen Volkes, verkündet Simeon allen Anwesenden, Jesus auf den Armen haltend: Dieser ist das Heil der Welt, ein Licht, das sogar die Heiden erleuchten wird.
Auf Gott Hörende, Vertrauende und Handelnde empfangen die Offenbarung
Wer Jesus ist, wird nach diesen drei Szenen hinreichend kundgetan. So kommt Lukas als Seelsorger zu seinem zweiten Anliegen. Er möchte uns die Augen dafür öffnen, welchen Menschen der Zugang zum Heiland der Welt am ehesten offen steht und ziemlich leicht zugänglich ist. Er zeigt es uns an den Personen, die in die Darstellung Jesu in besonderer Weise eingebunden sind.
Da ist Simeon. Sein Name bedeutet "Hörender". Name und Charakter stimmen bei ihm überein. Als Hörender hat er bis ins Greisenalter die Verheißungen Gottes immer neu verinnerlicht und ihnen vertraut. Auch wenn er Jesu nicht auf seine Arme hätte nehmen können, wäre er mit seiner inneren Einstellung Gott verbunden geblieben, als ein wach und aufmerksam auf Gott Hörender.
Hanna, die langjährige Witwe, hat ihre schwierige Lebenssituation angenommen. Ihr Name bedeutet: "Gott ist gnädig". In diesem Glauben und Vertrauen hat ihr Lebensschicksal sie nicht in eine innere Verkümmerung geführt. Auf vieles, ja auf sehr vieles hat sie als Witwe in damaliger Zeit verzichten müssen. Aus ihrem Glauben und einer tiefen und innigen Beziehung zu Gott schöpft sie Kraft, bewertet und gestaltet sie ihr schicksalhaftes Leben dennoch positiv.
Maria und Josef zählen zu den Kleinen und Unbeachteten. Aber sie überlassen sich Gott. Sobald sie seinen Willen kennen, handeln sie. Langes Zögern oder Herumdiskutieren gibt es für sie nicht.
Menschen mit diesen Charaktereigenschaften, so will uns Lukas ans Herz legen, kann sich Gott leicht kundtun.
Gott spürend und vertrauend sich ihm überlassen
Was könnte das für uns bedeuten? - Schicksalsschläge verschiedenster Art gehören wohl zu jedem Menschenleben. Und ich bin sicher, auch Hanna hat sich des Öfteren gefragt: Womit habe ich das verdient? Gott, wo bist du? In ihrem Ringen mit Gott bewahrt sie sich jedoch davor, von Gott abzulassen. Wie wir wird sie an bestimmten Tagen erkannt haben: Mein Leben ist hart; aber ich bin Gott nicht aus den Augen. Hier und da und dort konnte ich es spüren. Dies bewegt sie, Gott zu preisen, ihm zu danken, innerlich nicht in die Verkümmerung abzudriften, obwohl sich an ihrem Lebensschicksal nach außen kaum etwas änderte.
Simeon, der Wache, wird als der aufmerksam Hörende in die Begegnung mit dem Herrn geführt. Hell wach auf Gott Hörender sein, wird auch uns befähigen, für das Heilswirken Gottes Empfinden zu entwickeln. Spüren und ahnen, dass und wo Gott am Wirken ist, stärkt unseren Glauben bei weitem mehr als alles Wissen über ihn. Gott spüren, das ist die treibende Kraft in uns, die uns zum Handeln bewegt und Zuversicht verleiht. Sie legt Lob und Dank auf unsere Zunge, Kraft und Ausdauer in unser Herz.
Bei Maria und Josef dürfen wir erkennen, dass es nicht auf unser Ansehen in der Gesellschaft ankommt, um von Gott in einen Dienst für ihn genommen zu werden. Gott fängt mit dem Kleinsten und Geringsten etwas an, sofern dieser bereit ist, Hand anzulegen. Gott wird uns segnen, auch wenn im Dienst für Gott unser Herz manchen Schmerz durchleiden wird, wie es Maria von Simeon für ihr Leben vorausgesagt wurde.
Mit seinem Bericht der Darstellung Jesu im Tempel hat uns Lukas verschiedene Vorbilder für ein Leben aus dem Glauben geliefert. Es ist an uns, im Blick auf sie zu reagieren. Maria und Josef kehren mit dem Segen Gottes nach Hause zurück, um sich neu dem Alltag und Leben zu stellen. Wie sie werden auch wir besonders in jedem Gottesdienst und auch sonst mit dem Segen Gottes beschenkt. Er soll uns die Kraft verleihen, wach für Gottes Weisungen an uns zu bleiben und unseren Alltag und unser Leben nach seinem Willen mit Hingabe und Gottvertrauen zu gestalten.
Offen für die Überraschungen Gottes
Simeon und Hanna
In der heutigen Predigt möchte ich den Blick lenken auf Simeon und Hanna. Sie sind im besten Sinne des Wortes fromme und gottesfürchtige Menschen geworden und geblieben. Hanna hat als junges Mädchen geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt. Wohl durch einen frühen Tod hat sie ihren Mann verloren. Seitdem ist sie Witwe, jetzt hochbetagt mit 84 Jahren.
Hinter diesen Daten entsteht das Bild eines nicht einfachen Lebens, eines herben, aber für die damalige Zeit auch nicht völlig außergewöhnlichen Schicksals. Als Witwe, möglicherweise kinderlos, gehört sie zu den sozialen wie wirtschaftlichen Verlierern der Gesellschaft. Sie ist abhängig von den Zuwendungen Fremder und ausgeliefert der Willkür eines jeden, der ihre Lage auszunutzen versteht. Diese Belastungen haben sie jedoch nicht gottlos gemacht, sondern noch mehr in Gott verwurzelt. Dazu haben Fasten, Beten und Gottesdienst beigetragen.
Zugänglich für die Anregungen des Geistes Gottes
Mich erstaunt der kleine Hinweis: Simeon und Hanna nehmen Anregungen des Geistes Gottes wahr, begeben sich zur rechten Zeit an die rechte Stelle und erkennen im Jesuskind, was vor ihnen niemand in Worte gefasst hat.
Simeon und Hanna werden als Propheten bezeichnet. Propheten sind Menschen, die mehr sehen als das bloße Auge, die in die Dinge hineinsehen und darüber hinaus. Propheten sind Entdecker Gottes, Sucher der Spuren Gottes mitten im Leben der Menschen. Propheten und Prophetinnen können diese Spuren Gottes in Worte fassen, sie vermögen auf das göttliche Ereignis mitten im Leben aufmerksam zu machen.
Simeon und Hanna sehen in Jesus mehr als das 40 Tage alte Kind. Sie erkennen in ihm das Heil, das Gott vor allen Völkern bereitet hat. Sie sehen das Licht und die Herrlichkeit für die ganze Welt. Dem Simeon geht ein Licht auf: In diesem Kind erfüllen sich alle Prophezeiungen. Simeon weiß, dass er jetzt Gottes Sohn auf den Armen trägt, den Retter der Welt. Er sieht auch das Kreuz und den Schmerz Marias.
Ein Weiteres fällt auf: Warum erkannte nicht der Dienst habende Priester den Messias, sondern einfache, alte Leute? - Der Priester, der ständig mit dem Heiligen beschäftigt war, hätte doch sofort erahnen müssen, dass dieses Kind ein ganz außergewöhnliches Kind war. Nicht der Profi erkannte Gott, sondern der Laie! Auf ihm, so heißt es im Evangeliumstext, ruhte der Heilige Geist, weil er gerecht und fromm war. Der lebendige Geist wirkt nicht automatisch im Amtsträger. Vielmehr ergießt sich der Heilige Geist dort, wo er den guten Willen sieht, seinen Eingebungen zu folgen.
Gott kommt auf leisen Sohlen in diese Welt
In diesem Bericht wie in der gesamten Kindheitsgeschichte Jesu schlägt sich die Überzeugung des Evangelisten nieder, dass der gekreuzigte und auferstandene Jesus, bereits zu Beginn seines Lebens der verheißene Messias ist. Aus der nachösterlichen Erfahrung heraus wird hier über Jesus erzählt. Jesus ist nicht erst im Laufe seines Lebens zum Sohn Gottes geworden, er ist es von Anfang an und über alle menschliche Zeitvorstellung hinaus.
Dieses Großartige und Göttliche ist nicht lauthals und sensationell. Wie schon die Weihnachtsgeschichte und der Bericht von den Weisen aus dem Morgenland sagt uns auch die Szene im Tempel, dass Gott auf leisen Sohlen in diese Welt kommt. Er ist kein Gott der großen Auftritte, kein König, der mit Pauken und Trompeten Einzug hält.
Sinnesschärfe für das Kleine
Von Simeon und Hanna können wir abschauen, wie man dieses geradezu unterschwellige Vorgehen Gottes besser erkennen kann. Für Simeon und Hanna hat eine große Rolle gespielt, dass sie wach und offen geblieben sind. Eine Sinnesschärfe für das Kleine, ein geduldig-sehnsüchtiges Herbei-Warten zeichnete sie aus. Von Beiden wird gesagt, dass sie das schon sehr lange getan haben, ein langes Leben lang. Wir können uns ausmalen, wie oft sie enttäuscht wurden. Es scheint fast wie ein Wunder, dass sie nicht resigniert haben.
Zahlen und Altersangaben in der Bibel sind meist nicht zufällig gewählt. So dürfen wir auch genauer hinschauen auf die Witwe "von vierundachtzig Jahren". Zwölf mal sieben Jahre hat diese Frau hinter sich. Die Sieben und die Zwölf, beide Ziffern sind Symbolzahlen der Ganzheit, der Fülle, der Vollendung. Ihre Zeit ist also erfüllt, ihre Zeit ist gekommen. Warum so spät, könnten wir fragen. Nach so vielen womöglich ereignislosen Jahren passiert bei Hanna jetzt auf einmal im hohen Alter etwas Neues, etwas ganz Neues, das sie fordert und antreibt.
Im Blick auf Priester- und Ordensberufe ist manchmal von "Spätberufenen" die Rede, als gäbe es die Normzeit, zu der eine Berufung sich zu ereignen hat. Gott beruft aber "nicht früh oder spät, sondern wenn's passt". Das hat einmal ein solcher "Spätberufener" gesagt, als er darauf angesprochen wurde. Kein Lebensalter und kein Lebensstand sind davor sicher, Zeitpunkt und Ort eines (neuen) Anrufs Gottes zu werden. Wer glaubt, wer mit Gott lebt, der ist nie fertig, sondern immer noch offen.
Verkünder der Zeitenwende
Lassen wir uns also ermutigen von Hanna und Simeon, offen zu bleiben für die Überraschungen Gottes im Heute. Bewahren wir uns die Haltung, dass wir zu keinem Zeitpunkt unseres Lebens fertig sind. Bleiben wir aufmerksam und wach für den Anruf unserer Zeit, unserer Umgebung, der nächsten Menschen.
Von Hanna heißt es, dass sie zu allen über das Kind sprach, die auf die Erlösung warteten.
Das Gute, das sie erfahren hat, die Begegnung mit dem lebendig machenden Gott, will und kann sie nicht für sich behalten. Hanna wird zur ersten Verkünderin der Zeitenwende, der Erlösung.
Simeon stimmt einen Lobgesang an, der in das tägliche Gebet der Kirche eingegangen ist: "Nun lässt du, Herr, deinen Knecht in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet."
Im Schein der Kerzen das Licht der Welt erkennen
In den unscheinbaren alltäglichen Dingen mehr sehen als ein Fotoapparat, fordert auch unseren Glauben heraus. Wir hören Geschichten aus einem 2000 Jahre alten Buch und erkennen darin doch das Wort des lebendigen Gottes, wie wir es nach der Lesung bekennen.
Wir erhalten ein Stück Brot, und schauen darin mehr als ein Symbol der Gemeinschaft.
Wir sehen, hören, fühlen die Menschen in unserer Pfarrgemeinde und wissen in ihnen Christus selbst gegenwärtig, der gesagt hat, wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.
Bitten wir Gott um einen Glauben wie ihn Simeon und Hanna besaßen, einen Glauben, der hinter dem Licht der Kerzen das Licht der Welt erkennt, der aus den Worten der Schrift das Wort Gottes heraushört, der im Essen des Brotes schmeckt, wie gütig der Herr ist.
Generationengerechtigkeit im Blick auf Kinder
Simeon und Hanna
Im Evangelientext des heutigen Festes stehen viele mehr oder wenig bedeutungsschwere theologische Sätze. Fast dazwischen versteckt wird von zwei berührenden Szenen der Begegnung über die Generationen hinweg berichtet, die ich näher bedenken möchte.
Simeon, der alte fromme Mann, wartet darauf, den Messias Gottes zu sehen. Wie er sich das vorgestellt hat, wird nicht berichtet. Aber im Baby Jesus, das von den Eltern in den Tempel gebracht wird, erkennt er die Erfüllung der Verheißung, die ihm gegeben worden ist. Er erkennt im Säugling, im wehrlosen Kind, den Träger der Verheißung für eine bessere Zukunft. Auch die alte Prophetin Hanna, die Gott Tag und Nacht im Tempel dient, kommt hinzu und erkennt dieses Kind als Hoffnungsträger für die Erlösung Israels. Weise, alte Menschen vermögen das Versprechen und Potential, das in neugeborenen Kindern liegt, zu sehen und Gott für die Eröffnung einer besseren Zukunft durch sie zu danken.
Jesu Vater und seine Mutter staunten über die Worte des alten Mannes. Maria und Josef sind die Generation in der Mitte zwischen Großeltern und Enkeln, könnte man generalisierend sagen. Sie sind die Generation, die viele Pflichten zu erfüllen hat, die die Last und den Stress des Familien- und Berufslebens tragen müssen. Dieses Elternpaar nun kann auf die Stimme des alten Mannes hören und darüber staunen, was er über dieses Kind sagt. Wie schön und gut wäre es, wenn die Elterngeneration die Sicht der Alten über ihre Enkelkinder hören und darüber staunen könnte. Gerade dann, wenn man vor lauter Anstrengung und Belastungen nicht aus und ein weiß. Und Simeon segnet die Eltern Jesu. Er überträgt auf sie damit sein Wohlwollen, seinen Glauben und seine lebenserfahrene Liebe für die Aufgabe und Herausforderung Jesus aufwachsen zu lassen und zu erziehen. Er sagt ihnen im Segen Gottes Güte, Schutz und Führung zu.
Der Wert des Miteinander der Generationen
Ich denke, die Wärme und Zuneigung, die über diesen Szenen liegt, kann uns einen Weg zeigen, wahrzunehmen, welchen Wert das Miteinander der Generationen für alle Beteiligten hat. Das könnte uns gerade in einer Zeit, wo Neid und Egoismus die Generationenbeziehungen gefährden, weiter helfen. Oft ist es doch so, dass die ältere Generation sich nicht darum kümmern will, welche Zukunft ihre Enkel vorfinden werden. Manche leben nach dem Motto: Hauptsache mir geht es gut, und dann hinter mir die Sintflut, wenn ich längst im Grab bin. Diese Haltung macht vielen jungen Menschen Angst. Sie sorgen sich um ihre Zukunft, eine gesunde Umwelt und lebenswertes Leben und empfinden die immer größer werdende Gruppe der Alten als Bedrohung.
Aber auch die alten Menschen haben Angst. Angst überflüssig und eine Belastung zu sein. Angst vor Einsamkeit, wenn sich niemand um sie kümmert und Angst, keine gute, würdige Pflege zu bekommen, weil das die Jungen überfordert und nicht interessiert. So entstehen ein misstrauisches Klima zwischen den Generationen und das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden. Das löst dann den Drang aus, die eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen, ohne Rücksicht auf Verluste, und macht unsere Welt kalt und bedrohlich. Wenn wir aber das Miteinander der Generationen, wie es die Bibel heute beschreibt, meditieren und uns hineinversetzen, dann können wir ein Geheimnis erfahren.
Eingebettet in den Strom der Generationen
Das bewusste Leben in der Abfolge der Generationen gibt dem Leben Halt und Sinn. Viele Menschen stehen unter dem Stress, ihr Dasein und ihre Existenzberechtigung rechtfertigen zu müssen. Sie glauben aus sich heraus ihre Existenzberechtigung erkaufen, erleisten und verdienen zu müssen. Das ist sehr anstrengend, angstbesetzt und erzeugt Daseinsstress. Wer hingegen in Generationen denken und fühlen kann, merkt, dass der Sinn des Lebens und unsere Existenzberechtigung darin liegen, unseren Platz in der Geschichte einzunehmen. Ich komme aus den Wurzeln meiner Ahnenreihe, bin berufen meine Lebenszeit gut auszufüllen und der nächsten Generation, denen die nach mir kommen, etwas zu hinterlassen. Dieses Vermächtnis meines Lebens ist nicht materiell oder generativ durch eigene Kinder zu verstehen, sondern ein einmaliges Mehr an Glaube, Hoffnung, Liebe und Segen soll in dieser Welt sein, wenn ich abtreten muss. Mein Leben ist eingebettet in den Strom der Generationen und Gott hat mir genau diesen Platz in der Kette zugewiesen, den nur ich und sonst niemand ausfüllen kann.
So zu denken und zu empfinden entlastet und gibt Halt. Der Sinn des Lebens ist größer als mein kleines Ich, aber ich bin befähigt und berufen meinen Beitrag dazu zu leisten. Wenn wir uns diesen Zugang zum Wert und Sinn unserer eigenen Existenz bewusst gemacht haben, dann können wir uns freuen über jede Generation. Denn dann hat jede Generation ihre Aufgabe im großen Ganzen zu erfüllen. Die ältere Generation hat die Aufgabe, mit Weisheit die Verheißungen der Zukunft zu erkennen und die Kinder und Enkelgeneration zu segnen. Die Elterngeneration hat die Aufgabe, die Last des Lebens zu schultern und die Welt bewohnbarer und friedvoller zu machen. Eine Kraftquelle dafür ist das Staunen über die Erfahrungen und Werte der Älteren und die Anerkennung ihrer Leistungen und Weisheit.
Und die Enkelgeneration schließlich steht auf den Schultern ihrer Ahnen und kann mit Hoffnung und Mut in die Zukunft gehen, weil sie sich als Trägerin der alten Verheißungen und als Erbin der Hoffnung, des Glauben und der Liebe ihrer Vorfahren verstehen darf. Es macht dann keinen Sinn, die Generationen gegeneinander auszuspielen, sondern es gilt die Kraft zu nutzen, die im Miteinander der verschiedenen Lebensalter zur Entfaltung kommt.
Drei Dimensionen des 4. Gebotes
Auch das vierte der zehn Gebote enthält diese drei Dimensionen:
Ehre deinen Vater und deine Mutter.
Das heißt, bringe ihnen Anerkennung und Wertschätzung entgegen und fühle dich dafür verantwortlich, dass sie in Würde altern können und ein gutes Leben haben.
Damit du lange lebst und es dir gut geht.
Das heißt, das Bewusstsein der eigenen Verwurzelung in der Ahnenreihe gibt Kraft und Sinn, um das Leben mit seinen Höhen und Tiefen zu bestehen.
in dem Land, das der Herr dein Gott dir gibt.
Das heißt, auch die Nachgeborenen bekommen Lebensraum und haben Zukunft, wenn wir jetzt verantwortungsvoll, nachhaltig und friedlich mit unserer Erde umgehen. Unsere Nachkommen können dann zuversichtlich heran wachsen, kräftig und weise werden und erfahren, dass Gottes Gnade auf ihnen ruht.
Autorin: Mag.a Dorothea Schwarzbauer-Haupt
Das Besondere sehen
"Der Durchschnitt ist zu wenig"
In seinem neuen Buch "Die Durchschnittsfalle" rechnet der Humangenetiker Dr. Markus Hengstschläger mit dem Bildungssystem ab: Eine Gesellschaft, die sich am Durchschnitt orientiere, sei nicht gerüstet, um wichtige Fragen der Zukunft lösen zu können. Er ruft dazu auf, Talente und Stärken vermehrt zu fördern, denn es braucht mehr Individualität und Menschen, die aus der Masse herausstechen, statt nur mit dem Strom mit zu schwimmen. Jede und jeder ist eine Elite, so der Wissenschaftler. Ein zutiefst christlicher Blick auf den Menschen. Im Anderen, im Kleinen und Unscheinbaren das Große und Besondere zu sehen, ist auch der Blick, mit dem uns Gott ansieht. Und ist dies nicht auch der Blick eines Simeon und einer Hanna im heutigen Evangelium? Und der von Maria und Josef, die ihr Kind frei geben für die je eigene Berufung?
Maria und Josef
Wie alle jüdischen Eltern bringen Maria und Josef Jesus 40 Tage nach seiner Geburt in den Tempel und weihen ihn Gott. Sie wollen damit treu das Gesetz erfüllen: Beschneidung des Kindes, Darstellung vor dem Herrn, Darbringen von Opfergaben für die kultische Reinigung der Mutter - wie es Vorschrift ist in Israel. Etwas vom Tiefsten der jüdischen Religiosität kommt hier zum Ausdruck: das Erste, Beste, Wertvollste ist für Gott gerade gut genug.
Das Kind dem Herrn weihen bedeutet: es aus der Hand geben, es Gott geben. Nicht ihre Wünsche und Vorstellungen sollen sein Leben bestimmen, sondern die Pläne Gottes. So erfüllen Maria und Josef mit dem Gang in den Tempel nicht nur ihre religiöse Pflicht, sondern erkennen auch an: Dieses Kind, unser Kind, gehört nicht allein uns. Dieses Kind gehört eigentlich Gott. Von ihm haben wir es als Geschenk erhalten. Dieses Kind ist ein Kind Gottes! Und irgendwann, wenn es älter geworden ist, werden wir dieses Kind hergeben müssen, es loslassen, es in sein Leben entlassen, damit es sich selbständig entfalten und sein Leben in eigener Verantwortung führen kann
Simeon und Hanna sehen mehr
Im Tempel treffen sie auf Simeon und Hanna, hoch betagte Repräsentanten des Volkes Israel, die in dem Kind den sehnsüchtig erwarteten Erlöser erkennen.
Im Blick auf dieses Kind ruft Simeon den Satz aus, den die Kirche jeden Abend in der Komplet, dem Nachtgebet, betet: "Nun lässt du Herr, mich in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast ..."
"Simeon" = "Gott hat erhört" oder: "Gott ist Erhörung". Es ist ihm zugesagt, noch bevor er stirbt, "den Trost Israels zu schauen." Im Kind Jesus erkennt er die Erfüllung aller Hoffnungen und Verheißungen des Ersten Testaments.
"Er nahm das Kind in seine Arme" so heißt es. Seine Hoffnung hat Hand und Fuß bekommen. Gott - leibhaftig in diesem Kind, hautnah in seinen Armen. Der alte Mann und das Neugeborene, der scheidende Prophet und der kommende Retter. Beginn und Vollendung, Leben am Ende umarmt Leben am Anfang.
Weil er Augen hat für das Verborgene, Kleine und Unscheinbare, kann er Abschied nehmen, im tiefen Frieden mit sich, den Menschen und Gott.
Hanna ("Gott hat sich erbarmt") - Lukas bezeichnet sie als Prophetin - bestätigt das Zeugnis Simeons.
Hannas Leben war kein leichtes Leben. Nur wenige Jahre war ihr das Glück der Ehe vergönnt. Jahrzehnte, fast ihr ganzes Leben hat sie als Witwe gelebt. Witwen gehörten damals zu den schutzlosesten und am meisten benachteiligten Bevölkerungsschichten. Dazu kam die seelische Not: Trauer, Enttäuschung, die Erfahrung der Einsamkeit, der Schmerz des Alleinseins. Doch ist sie an den schmerzhaften Erfahrungen ihres Lebens nicht zerbrochen. Die Schicksalsschläge haben sie nicht von Gott weggebracht, sondern näher zu ihm hingeführt. Bis ins hohe Alter hatte sie nicht aufgehört, die "Erlösung Israels" herbeizusehnen, den Befreier, der auch ihr Erlösung bringen sollte. Im Gott Loben bezeugt sie dieses Kind als den ersehnten Retter, der von Schuld befreit, die Gebeugten aufrichtet und alle Gebrechen heilt. Wenn es von Hanna heißt, sie habe zu allen, die auf die Erlösung warten, über das Kind gesprochen, so wird sie damit Verkünderin der Erlösungstag Gottes und Lukas stellt sie gleichsam in die Reihe der Apostel.
Simeon und Hanna, zwei Menschen, die trotz ihres Alters Hoffende geblieben sind. Menschen, die wachsam beobachten, was geschieht, um den "Kairos" ihres Lebens nicht zu versäumen. Sie vertrauen darauf, dass immer noch Größeres geschehen kann in ihrem Leben.
Als ehemalige Altenheim- und derzeitige Krankenhausseelsorgerin steigen in mir Bilder auf: Alte und Kranke, die in Krankheit oder im Angesicht des Todes ein Leuchten in den Augen haben. Menschen, die voller Dankbarkeit auf ihr Leben blicken und voller Erwartung sind, die mich an ihren Visionen teilhaben lassen. Menschen, die trotz schwerer Schicksalsschläge nicht resignieren. Ich frage mich manchmal, woher nehmen diese Menschen die Kraft? Woher nimmt ein Simeon die Kraft und die Geduld, sein Warten durchzuhalten über Jahre und Jahrzehnte? Was hat Hannas Sehnsucht wach gehalten? Wie erkannte sie in diesem Kind den erwarteten Messias?
Wie Simeon und Hanna schauen lernen
Simeon und Hanna erwarten das Heil nicht von der Vergangenheit, sondern sie erwarten es in der gegenwärtigen Stunde, im Hier und Jetzt.
In der Seelsorge begegne ich immer wieder Menschen, die glauben und darauf vertrauen, dass sich in ihrer gegenwärtigen oftmals lebensbedrohlichen Situation Gottes Heil und Zuwendung zeigt und dass sie daraus Kraft schöpfen.
Wie Simeon und Hanna schauen lernen, heißt für mich, den "Elitemenschen" in meinem Gegenüber zu sehen. Was Dr. Hengstschläger für die Bildung allgemein fordert, geben uns Hanna und Simeon als Grundprogramm für die Pastoral vor.
Gott geben - von Gott neu bekommen
Mit dem Fest der Taufe Jesu - vor 5 Wochen gefeiert - endete der Weihnachtsfestkreis. Vor der Liturgiereform dauerte die Weihnachtszeit bis zum Fest Mariä Lichtmess.
Heute heißt es "Fest der Darstellung des Herrn". Das Festgeheimnis gehört sicherlich zu Weihnachten dazu, aber wenn wir den Inhalt des Festes genauer anschauen, dann öffnet es die Tore hin zum Osterfest.
Schauen wir hinein in das Evangelium dieses Festes: Maria und Josef beanspruchen dieses Kind von Bethlehem nicht für sich - "mein Kind", "unser Kind". Sie bringen es in den Tempel und weihen es Gott für das, wozu ER dieses Kind bestimmt hat. Doch dieses Kind ist für sie jetzt nicht weggegeben, sondern sie bekommen es zurück, jedoch ganz für den Heilsdienst Gottes; und sie selbst sind mit einbezogen.
Das wichtige Geschehen ist hier: Das Kind Gott geben (weihen) und es neu zurückbekommen. Auch das Evangelium ist mehr als ein Bericht über das, was Josef und Maria getan haben. Es steckt eine Botschaft für uns dahinter: nämlich: Etwas Wichtiges Gott geben - um es von Gott neu zurückzubekommen.
Gott verändert unseren Glauben
Ein erster Gedanke zum heutigen Fest: Auch wir müssen unseren Weihnachtsglauben an dieses Kind von Bethlehem, das auch in uns geboren worden ist - denken wir an den oft zitierten Satz von Angelus Silesius: "Wäre Jesus tausendmal in Bethlehem geboren, aber nicht in uns, so wären wir dennoch verloren" - dieses in uns geborene Kind, diesen in uns neu lebendigen Glauben an Jesus, müssen wir zum Tempel, zu Gott bringen, ihn Gott weihen, und er gibt ihn uns neu zurück, aber in einer anderen Art, als wir uns das vorstellen.
Das heißt, wir müssen das Wertvollste, das wir empfangen haben, das göttliche Kind in uns, weggeben. Wir dürfen es nicht festhalten, nicht für uns behalten. Wir müssen es wieder hergeben, um es neu empfangen zu können.
Das betrifft auch unseren Glauben, der uns meist sehr kostbar ist. Er bleibt nicht so, wie wir ihn uns vorstellen. Gott verändert unseren Glauben in seiner Art, und das ist für uns oft nur schwer verständlich. Wir kapieren den Sinn meist erst viel später in der Rückschau auf unser Leben.
Gott nimmt uns den kindlichen Glauben und schenkt uns einen Glauben, der heute, im Alltag zu bestehen vermag.
Mit Segen zurück
Als Zweites möchte ich sagen: Alles, was wir denken, tun und schaffen, ist gut, wenn wir es vor Gott hinlegen, ihm anvertrauen. Er gibt es uns mit seinem Segen zurück. Wenn wir in einem Tagewerk nicht bloß unser eigenes Werk sehen, sondern es Gott weihen. Wir werden es danach ganz anders einordnen.
Geschenke veredeln
Ein Drittes ist: Alles, was uns im Leben geschenkt wird, dürfen wir immer wieder Gott zurückgeben, damit er es uns neu schenkt. Die Geschenke, die wir bekommen, z.B. so ein Blumenstrauß oder ein Buch zum Geburtstag, zu einem Festtag, verbinden wir es mit einem Gedanken an Gott und er wird uns sein noch tieferes Geschenk erkennen lassen, nämlich das Geschenk des Lebens. Erst recht gilt das für Liebe, Vertrauen, Geborgenheit. Halten wir das nicht für selbstverständlich, sondern sehen wir dahinter die Liebe, das Vertrauen, die Geborgenheit, die Gott uns schenkt. Und wir werden sie ganz neu und tief erleben.
Das Leben wächst im Geben
Und noch ein Letztes: Das Fest der Darstellung des Herrn zeigt uns einen Weg auf, wie ich zu mir selber finde, wie ich Ich werde, meine Persönlichkeit entwickle. Nur indem ich etwas von mir hergebe, auf den andern zugehe, mich mitteile, wird mir etwas zuteil. Das geschieht in Freundschaft, Ehe, aber auch unter Kollegen und Kolleginnen. Unser Leben wächst im Geben und Empfangen. Indem ich mich selber ganz hergebe, loslasse kann, finde ich zum Leben in Fülle. Es ist gut, wenn ich mein Leben, mich selber, immer wieder Gott weihe. Er gibt es mir wieder neu zurück.
Ostern entgegen
Das "Fest Darstellung des Herrn" führt uns in vielen Bereichen tiefer ins Leben hinein.
Unseren Weihnachtsglauben Gott übergeben und ihn zurückbekommen, damit er alltagsfest ist und herhält das Jahr über.
Unser Denken, Handeln, Tun Gott übergeben und wieder neu empfangen.
Unsere Geschenke Gott hinhalten und neu, anders empfangen.
Uns selber Gott hinhalten und neu zu uns selber finden.
Gott geben -von Gott neu bekommen, um das geht es. Das Gegenteil ist: Je mehr wir etwas oder uns selber krampfhaft festhalten, desto mehr werden wir dieses oder uns selber verlieren.
Wer das bedenkt, geht nach dem Weihnachtfest mit dem Fest der Darstellung des Herrn bewusster in die österliche Bußzeit hinein, auf Ostern zu, der Auferstehung entgegen. Der heutige Festtag leitet über von Glauben der Menschwerdung Gottes zum Glauben an die Auferstehung. Die Darstellung Jesu im Tempel wird zu unserer Darstellung vor dem Herrn. - Ich finde es wunderbar, dass wir das so feiern dürfen!
Leben in Licht und Dunkelheiten
Licht
Kein Symbol hat eine so große Bedeutung bei den Religionen wie das Licht. Heute, am Fest der Darstellung des Herrn, werden die Kerzen geweiht. Die Weihnachtszeit mit ihrer dunklen Jahreszeit ist sehr gut bestimmt dieses Symbol hervorzuheben. Jesus ist das Licht, das in die Dunkelheit unseres Lebens kommt. Wir Menschen machen uns diese Dunkelheit oft selber. Fast jedes Fest, sei es ein persönliches Fest wie Taufe oder Erstkommunion oder Firmung oder Hochzeit, sei es ein kirchliches Fest wie Ostern oder Pfingsten, wird begleitet von einem Ritual mit Licht und Dunkelheit. Wir brauchen diese Symbole, diese Zeichen, um mit Gott in Kontakt zu treten, um unserem Glauben Ausdruck zu verleihen. Es sind auch die Sinne, nicht nur der Verstand angesprochen.
An diesem Fest erneuern auch viele Ordensfrauen und Ordensmänner ihre Gelübde, ihre Hingabe an Gott. Sie sagen gemeinsam noch einmal Ja zu einem Leben mit Gott. Sie zeigen: wir bauen unser Leben auf Gott auf. Wer sich mit Lebensgeschichten dieser Männer und Frauen befasst, wir spüren: die Männer und Frauen fühlen sich geführt von Gott. Ihr Leben soll ein Licht sein.
Das Evangelium stellt uns heute Menschen vor, die von Gott geführt werden, in denen Gott im Leben eingegriffen hat. Alle leben tief verbunden mit Gott. Viele Ordensleute sind auf ihre Weise Licht für diese Welt.
Christus das Licht
Jesus ist der Mittelpunkt dieses Festes. Er wird als Licht bezeichnet. Simeon, ein alter weiser Mann, dem der Heilige Geist geoffenbart hat, er werde den Tod nicht schauen, bis er den Messias gesehen habe, nennt Jesus, erfüllt vom Heiligen Geist, in seinem Gebet: "Ein Licht, das die Heiden erleuchtet!" Alle Menschen sollen teilhaben an dem Licht, das Jesus bringt. Über Jesus wird viel Hoffnungsvolles gesagt. Er ist das Heil in dem Unheil der Welt. Er ist dem Herrn geweiht. Das Leben gehört nicht uns, sondern wir alle haben unser Leben als Geschenk empfangen. Gott hat Jesus mit Weisheit erfüllt und seine Gnade ruhte auf ihm. Gott wirkt im Leben Jesu. Doch eines zeigt sich in den Worten des Simeon aber auch: Das Leben Jesu wird nicht leicht. Er, der das Licht ist, kommt in das Dunkle unseres Lebens. Weil Jesus das Licht bringen will, darum wird er auch die Dunkelheit als Feind haben. "Durch ihn werden viele zu Fall kommen, er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird." "Die Gedanken vieler sollen offenbar werden." Jesus wird einmal die Menschen zur Entscheidung fordern. Es wird sich gerade an ihm zeigen, was einem Menschen wichtig ist im Leben.
Dunkelheit
Diese Worte zeigen doch ganz deutlich: wer sich auf Jesus und seine Botschaft einlässt, wird es auch schwer haben. Der kann doch abseits stehen, der kann zum Außenseiter werden. Viele Menschen haben für diesen Glauben ihr Leben gelassen. Maria wird die Worte hören: "Deine Seele wird ein Schwert durchdringen!" Eben nicht nur Großartiges wird über Jesus gesagt, womit ein Mensch sich rühmen könnte. Es gibt auch die andere Seite, die schwere, ja die harte Seite. Maria hat dieses erfahren müssen beim Kreuz ihres Sohnes Jesus. Erlösung hat auch seinen Preis. Nicht, dass wir uns diese Erlösung verdienen könnten.
Glauben und auch Zeugnis für den Glauben an Gott zu geben, kann auch schwere Stunden bedeuten, etwa dann, wenn die nächsten Mitmenschen mich nicht mehr verstehen, wenn es mir weh tut, dass sich andere von mir abwenden, weil ich im Glauben Dinge erkannt habe, die mir wichtig geworden sind. Doch nicht nur, wenn mich die Mitmenschen nicht verstehen, sonders auch die Dunkelheit, in der ich Gott nicht mehr spüre, Gott mir fern zu sein scheint und frage: Gott, wo bist du? Ein Blick in das Buch des Propheten Maleàchi kann uns helfen. Der Herr kommt zu seinem Tempel. Wie Gold und Silber will er uns läutern. Wer kann bestehen? Wir werden uns auch unserer Schuld und unseres Versagens bewusst werden. Das wird sehr schmerzlich sein. Auch das ist eine Dunkelheit - die eigenen Verfehlungen zu erkennen. Diese Dunkelheit ist aber notwendig.
In der Dunkelheit des Lebens nicht allein
Doch wir sind in der Dunkelheit unseres Lebens nicht allein. Dieses Fest hat auch die Botschaft, dass Gott für uns das Licht ist. Es schenkt uns die Botschaft, dass nicht nur Menschen einer bestimmten Gruppe den Glauben empfangen, sondern auch Licht ist, "das die Heiden erleuchtet." Dieses Licht lässt uns unser Leben und alles, was geworden ist, klar sehen.
Schauen wir unser Leben einfach einmal an im Licht des Glaubens. Als Beispiel können uns Simeon und Hanna dienen. Im Licht des Glaubens hat er erkannt, dass er den Tod nicht schauen werde, bis er den Messias gesehen hat. Der Glaube an Gott, der Glaube an die Rettung Israels, sein Beten, das alles machte ihn offen für Gottes Wirken, für den Heiligen Geist. So ließ er sich führen. Simeon ließ sich in seinem Leben führen, der Glaube an Gott, seine Beharrlichkeit, durch sie konnten ihm die Begegnung mit Jesus geschenkt werden. Ebenso auch Hanna, die sich ständig im Tempel aufhielt, Gott diente: sie erkennt Jesus als den Erlöser. Jesus hat das Volk Israel nicht befreit von den Römern. Darauf warteten die Menschen vordergründig. Jesus will uns erlösen und befreien von dem, was unser Leben unglücklich macht, er will uns befreien von Schuld und von Ungerechtigkeit.
Mir machen Simeon und Hanna Mut. Sie zeigen mir: wichtige Erkenntnisse, wichtige Begegnungen werden mir geschenkt. Es dauert oft ein ganzes Leben lang. Wer mit Gott verbunden lebt, übersieht das Dunkel in unserem Leben nicht, nicht das Schwere und das Leid. Aber im Licht des Glaubens deutet er alles als einen Weg zur Reifung, zu wachsen im Glauben und als Mensch, zu wachsen. Was ich jetzt noch nicht so erkennen kann, eines Tages, in der echten Begegnung mit Gott, wird mir vieles deutlich. Mag sein, dass ich dann spüre: nichts war Zufall. Ich sage dann das nicht mit dem Kopf, weil es sich so fromm anhört, nein, ich spüre es dann.
In Jesus beginnt Neues
Simeon und Hanna begegnen einem Kind. Ein Kind steht für Unschuld, für das Neue. In Jesus beginnt Neues. Doch dieses Neue wird von Gott geführt und geleitet. "Gott erfüllte es mit Weisheit und seine Gnade ruhte auf ihn!" Vertrauen auch wir uns diesem Gott an. Gott will auch uns mit dem Heiligen Geist erfüllen - und wir müssen es wirklich wollen. Dann können wir Licht im Leben der Mitmenschen werden.
Neben Hanna und Simeon finden wir noch Menschen, die einen wichtigen Teil ihres Glaubensweges noch gehen müssen. Es sind Maria und Josef. Nur voller Staunen erfahren sie, was über Jesus gesagt wird. Wie oft verstehen wir etwas im Glauben nicht, wie oft stellen wir Fragen. Doch wir sind eingeladen, unser Leben mit Jesus zu gehen. Jesus ist unser Licht, unser Licht in der Dunkelheit des Lebens. Wenn wir es auch nicht immer wissen und erfahren, wir werden begleitet. Auch dann, wenn wir keine Ordensleute sind, so leben wir doch unser Leben für Gott, stellen wir ihn an die erste Stelle unseres Lebens. In der Taufe haben das die Eltern bejaht. Wir gehören Gott. Wer danach lebt, der lebt erfüllt. Wer danach lebt, wird von Gott begleitet. Zeigt sich das nicht daran, dass Licht an wichtigen Festen nicht fehlt? Leben mit Gott bedeutet: Leben mit Licht und Dunkelheit. Amen.
- Liedvorschläge1
Hans Hütter (2020)
Lieder:
GL 95: Du Licht vom Lichte
GL 228: Tochter Zion, freue dich
GL 357: Wie schön leuchtet der Morgenstern
GL 372: Morgenstern der finstern Nacht
GL 374: Volk Gottes, zünde Lichter an (alternative Melodie wie 485)
GL 375: Gelobt seist du, Herr Jesus Christ
GL 384: Hoch sei gepriesen unser Gott
GL 485: O Jesu Christe, wahres Licht
GL 481: Sonne der Gerechtigkeit
GL 500: Nun lässest du. o Herr (nunc dimittis)
GL 660: Heiteres Licht vom herrlichen Glanze
GL Ö813: Maria ging geschwind mit ihrem lieben Kind
GL Ö856: Du bist das Licht der Welt
GL Ö857: Den meine Seele liebt, der ist mein Licht
GL Ö858: Sei gegrüßt, Jesus Christus, unser Licht
GL Ö923: Strahlen brechen viele aus einem Licht
GL Ö950: Nun sind wir alle frohgemut
Psalmen und Kehrverse:
GL 38,1-2: Der Herr ist mein Licht und mein Heil - Mit Psalm 27 - IV.
GL 52,1: Herr, du bist König über alle Welt. - Mit Psalm 93 - VIII.
GL 55,1: Jubelt, ihr Lande, dem Herr; alle Enden der Erde schauen Gottes Heil. - Mit Psalm 98 - VIII.
GL 260: Werde licht, Jerusalem, Halleluja, dein Licht ist uns erschienen, Halleluja. - Mit Psalm 112 (GL 61,2) oder Psalm 118 (GL 66,2) - VI.
GL 264,2: Du bist das Licht, die Völker zu erleuchten, du deines Volkes Herrlichkeit - Mit Psalm 24 (GL 633,4) - VII.
GL 629,1-2: Du führst mich hinaus ins Weite; du machst meine Finsternis hell - Mit Psalm 30 (bzw. mit Psalm 18) - I.
GL 631,2: Auf, werde licht, Jerusalem! Halleluja... - Mit Psalm 126 (GL 69,2) - IX.
GL 633,3-4: Hebt euch, ihr Tore, hebt euch, ihr Tore! Unser König kommt. - Mit Psalm 24 - VII.
GL 665,3: Nunc dimittis - III.
GL Ö912,2: Gott ist Licht! In ihm ist keine Finsternis. - Mit Psalm 27 (GL 38,2) - IV.
- Eröffnung2
Messbuch - Kerzenweihe Darstellung des Herrn
Kerzenweihe
Seht, Christus, der Herr, kommt in Macht und Herrlichkeit,
er wird die Augen seiner Diener erleuchten. Halleluja.
Oder ein anderer passender Gesang.
Der Priester segnet die Kerzen und spricht:
Lasset uns beten.
Gott, du Quell und Ursprung allen Lichtes,
du hast am heutigen Tag
dem greisen Simeon Christus geoffenbart
als das Licht zur Erleuchtung der Heiden.
Segne + die Kerzen
die wir in unseren Händen tragen
und zu deinem Lob entzünden.
Führe uns auf dem Weg des Glaubens und der Liebe
zu jenem Licht, das nie erlöschen wird.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Oder:
Lasset uns beten.
Gott, du bist das wahre Licht,
das die Welt mit seinem Glanz hell macht.
Erleuchte auch unsere Herzen,
damit alle, die heute mit brennenden Kerzen
in deinem heiligen Haus vor dich hintreten,
einst das ewige Licht deiner Herrlichkeit schauen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Nun lädt der Priester die Gemeinde zur Prozession ein:
Lasst uns ziehen in Frieden,
Christus, dem Herrn, entgegen!
Während der Prozession wird gesungen: man verwendet dazu den Lobgesang des Simeon oder einen anderen passenden Gesang.
Josef Kampleitner (2020)
Segnung der Kerzen:
(ersetzt den Bußakt)
Antiphon beim Entzünden der Kerzen:
Seht, Christus, der Herr, kommt in Macht und Herrlichkeit,
er wird die Augen seiner Diener erleuchten. Halleluja.
Weihegebet über dir Kerzen:
Gott,
du bist das wahre Licht,
das die Welt mit seinem Glanz hell macht.
Erleuchte auch unsere Herzen,
damit alle, die heute mit brennenden Kerzen
in deinem heiligen Haus vor dich hintreten,
einst das ewige Licht deiner Herrlichkeit schauen.
Darum bitten wir durch Christus, unserem Herrn. Amen.
Oder:
Gott,
du bist das Licht und willst uns mit deinem Glanz erfüllen.
Blicke auf deine Gemeinde,
die heute mit brennenden Kerzen zu deinem Haus zieht.
Gib, dass wir das ewige Ziel nie aus den Augen verlieren
und immer auf dem Weg bleiben zu dir.
Durch Christus, unsern Herrn. Amen.
Gesang zur Prozession:
(III. Ton - Nunc dimittis - Lobgesang des Simeon, GL 665,3)
Kehrvers:
Du bist das Licht, die Völker zu erleuchten,
du deines Volkes Herrlichkeit. (VII.)
Kehrvers:
Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, *
wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.
Kehrvers
Meine Augen haben das Heil gesehen, *
das du vor allen Völkern bereitet hast.
Kehrvers
- Einleitung7
Hans Hütter (2024)
"Mariä Lichtmess" ist ein Fest mit mehreren Facetten. Wie die alte Bezeichnung verrät, wurde es lange als Marienfeiertag begangen. Die liturgische Erneuerung nach dem Zweiten Vaticanum strich aber hervor, dass es in erster Linie ein Christus-Fest ist. Die Eltern Jesu bringen ihren erstgeborenen Sohn in den Tempel, um ihn nach jüdischem Brauch Gott zu übergeben. Die Christen sahen in diesem Akt den Einzug des Messias und Sohnes Gottes in den Tempel, in das Haus seines Vaters, in das Haus Gottes. Dort wird er von Simeon und Hanna empfangen, zwei frommen alten Menschen, die die Sehnsucht des Gottesvolkes nach dem Messias verkörpern.
Am Beginn dieses Gottesdienstes wollen auch wir uns für die Begegnung mit dem Messias öffnen, der auch zu uns kommt und Licht in unser Leben zu bringt.
Manfred Wussow (2021) - Darstellung des Herrn
Vor 40 Tagen feierten wir Weihnachten. Gefühlt ist das lange her. Was alles in den letzten Wochen passiert ist? Aber heute beschließen wir diesen Kreis und feiern das Fest der Darstellung unseres Herrn im Tempel von Jerusalem. Jesus wird als Erstgeborener Gott übereignet. Wir sind dabei. Hier treffen wir auch auf den alten Simeon. Er wartet darauf, dass Gottes Verheißungen in Erfüllung gehen. Er wartet auf den Trost Israels.
Gastautor*in (2020)
Im heutigen Evangelium hören wir, wie der Geist Gottes den Greisen Simeon in den Tempel geführt hat. Uns hast du heute in dein Haus geführt, damit wir miteinander das Opfer deines Sohnes, den Maria geboren hat, zu feiern. Lass uns wie Simeon und Hanna begreifen, dass Jesus Christus unser Heil und unsere Erlösung ist.
© Pfarrer Hans Tinkhauser, hans.tinkhauser@aon.at
Klemens Nodewald (2020)
Wir feiern heute das Fest der „Darstellung Jesu im Tempel von Jerusalem“. Von beglückten und dankenden Menschen berichtet das Evangelium. Sie preisen Gott, weil sie sich in der persönlichen Begegnung mit Jesus von Gott überreich beschenkt wissen.
Wir haben uns hier versammelt, um es ihnen gleichzutun. Danken wollen wir Gott, der uns seine Liebe immer wieder spüren lässt und uns mit seinem Segen durch das Leben begleitet. Danken wollen wir ihm, dass er für unsere Anliegen ein offenes Ohr hat.
Klemens Nodewald (2014)
Was uns heute selbstverständlich ist und im Denken keinerlei Schwierigkeiten bereitet, nämlich dass Jesus als Licht der Welt und Heiland für alle Menschen auf die Erde kam, war für die Juden zur Zeit Jesu keinesfalls für alle selbstverständlich. So sind die Evangelisten immer wieder bemüht, diesen Punkt in ihren Evangelien in den Blick zu rücken. Jesus ist nicht nur Heiland für die Frommen und Tadellosen, sondern auch für die Verachteten und die in Schuld Verstrickten - nicht nur für die Juden, sondern auch für die Heiden.
Ludwig Götz (2013)
Die alte Bezeichnung des heutigen Festes "Mariä Lichtmess" spiegelt etwas wieder, was wir in der Natur erleben. Die Tage werden länger. Die Sonne steigt höher. Das Tageslicht nimmt zu. Das äußere Licht kann uns hinweisen auf das innere Licht, auf Christus. Im Evangelium werden uns Simeon und Hanna vorgestellt. Sie erkennen in dem Kind den Erlöser, das Licht der Welt.
Der Brauch der Lichtmesskerzen knüpft hier an. Die Kerzen, die wir segnen und dann in Händen halten, sollen Christi Licht unter uns erstrahlen lassen.
Segnung der Kerzen:
Treuer Gott, ganz am Anfang hast du gesprochen:
"Es werde Licht!" Und so geschah es.
In Jesus Christus ist das wahre Licht aufgegangen
und aller Welt erschienen.
Sein göttliches Licht leuchte uns auf allen unseren Wegen.
Wir bitten dich, + segne diese Kerzen,
die wir zu deiner Ehre entzünden.
Hilf uns, in allem Zwielichtigen des Lebens
mehr auf Christus, das Licht der Welt, zu schauen
und ihm mehr zu vertrauen
als die Mächte der Finsternis zu fürchten.
Lass uns durch ihn selbst zum Licht für andere werden.
Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn.
Josef Kampleitner (2012)
"Ein Licht, das die Heiden erleichtet und Herrlichkeit für sein Volk Israel!" Das Licht, das Symbol für Christus, steht über dem heutigen Festtag. Maria und Josef brachten ihr Kind 40 Tage nach der Geburt in den Tempel. Es war einerseits der kultische Reinigungsritus für die Mutter eines Neugeborenen und anderseits, um es Gott zu weihen. Der Erstgeborene war in Volk Israel Gott geweiht. Im Tempel begegnen sie dem greisen Simeon und der 84-jährigen Witwe Hanna. Beide warteten, in ihrem Leben dem Retter Israels zu begegnen. Im Preislied des Simeon (Lk 2,29-32) kommt die Freude über diese Begegnung zum Ausdruck. Dieses Preislied gehört zum fixen Bestand des Nachgebetes der Kirche (Komplet).
1997 hat Papst Johannes Paul II. diesen Tag als "Tag des geweihten Lebens" eingeführt. Er ist für alle Frauen und Männer, die einer Ordensgemeinschaft angehören ein Tag der Erinnerung an ihre Berufung in den Dienst der Nachfolge. Darüber hinaus sind an diesem Tag alle Christen aufgerufen, diese Berufung in der Kirche und in der Welt nicht zu vergessen und um Berufungen im geistlichen und kirchlichen Dienst zu beten.
Wir sind eingeladen, dankbar zu sein für das Licht, dass uns durch Christus erschienen ist und Gott wie Simeon und Hanna zu preisen, dass wir ihm im Wort der Schrift, in den Sakramenten und in der Gemeinschaft der Glaubenden begegnen dürfen. Und wir beten im brennenden Anliegen der Kirche, dass er auch heute Menschen berufe, die ihm nachfolgen und ihr Leben in den Dienst des Herrn und seiner Kirche stellen.
- Kyrie5
Hans Hütter (2024)
Herr, Jesus Christus,
deine Eltern haben dich in den Tempel gebracht,
um für deine Geburt zu danken
und das dazu vorgeschriebene Opfer darzubringen.
Herr, erbarme dich.
Der greise Simeon erkannte in dir das Heil,
das Gott allen Völkern bereitet hat,
und das Licht, das alle Welt erleuchtet.
Christus, erbarme dich.
Als die hochbetagte Prophetin Hanna dir begegnete,
pries sie Gott
und verkündete allen, die auf dich warteten, die Erlösung.
Herr, erbarme dich.
Manfred Wussow (2021) - Warten auf Licht
Herr,
uns fällt das Warten immer schwerer.
Die Nachrichten, nach denen wir uns sehnen, bleiben aus.
Herr, erbarme dich.
Christus,
du siehst die Zerrissenheit unter uns.
Viele Menschen können nicht zueinander finden.
Christus, erbarme dich.
Herr,
wir wünschen uns Licht, nicht nur am Ende des Tunnels.
Du legst uns deine Hoffnungen in den Arm.
Herr, erbarme dich.
Der Prophet Jesaja sagt uns (Jes 38,17):
Siehe, zum Heil war mir Bitteres.
Du, du aber hast dich nach meiner Seele gesehnt - weg von der Gruft des Nichts.
Denn du hast hinter deinen Rücken geworfen alle meine Sünden.
Gastautor*in (2020)
Herr, sende uns als deine Boten,
damit wir dir den Weg bahnen.
Herr, erbarme dich unser.
Herr, denke an uns, wenn du wiederkommst
mit all deiner Herrlichkeit.
Christus, erbarme dich unser.
Herr, lass uns dein Heil schauen
und segne deine Gemeinde.
Herr, erbarme dich unser.
© Pfarrer Hans Tinkhauser, hans.tinkhauser@aon.at
Klemens Nodewald (2020)
Herr Jesus Christus,
durch dich kam für uns Menschen das Heil in die Welt.
Herr, erbarme dich.
Stärken willst du uns, dass auch wir Heilendes und Beglückendes bewirken und vollbringen.
Christus, erbarme dich.
Am Ende unseres Lebens dürfen wir dir persönlich begegnen wie Simeon und Hanna im Tempel.
Herr, erbarme dich.
Klemens Nodewald (2014)
Wenden wir uns dem Heiland der Welt,
dem Licht für alle Menschen zu,
um ihn zu bitten:
Herr Jesus Christus,
auf dich darf jeder seine Hoffnung setzen.
Herr, erbarme dich.
Niemanden gibst du verloren.
Christus, erbarme dich.
Licht willst du in die Dunkelheiten unseres Lebens bringen.
Herr, erbarme dich.
Es erbarme sich unser der Herr.
Er stärke unser Vertrauen in ihn
und segne unser Bemühen im Ringen um das Gute. – Amen.
- Tagesgebet1
Messbuch - TG Darstellung des Herrn
Allmächtiger, ewiger Gott,
dein eingeborener Sohn
hat unsere menschliche Natur angenommen
und wurde am heutigen Tag im Tempel dargestellt.
Läutere unser Leben und Denken,
damit wir mit reinem Herzen vor dein Antlitz treten.
MB Darstellung des Herrn, 2. Februar
- Eröffnungsgebet4
Manfred Wussow (2021) - dargestellt als Licht und Heil
Gott, klein machst du dich,
dass wir dich auf den Arm nehmen können!
Wir danken dir,
heute an ein Kind denken zu können,
deinen Sohn, unseren Bruder.
Er ist allen Völkern, allen Menschen
dargestellt als Licht und Heil.
Hilf uns, ihn zu bezeugen,
ihm unsere Lieder zu singen,
bei ihm Frieden zu finden.
Wie du gesagt hast.
Von Ewigkeit zu Ewigkeit. – Amen.
Sonntagsbibel
Heiliger Gott,
dein Sohn bringt Licht in unser Leben
und in unsere Welt.
Laß uns zum Licht füreinander werden.
Durch Christus, unseren Herrn.
SB Darstellung des Herrn
Gastautor*in (2020)
Herr unser Gott,
wir haben uns in deinem Tempel versammelt,
um Gott, den Vater im Himmel zu preisen
für seinen Sohn, den er uns zu unserer Erlösung
in die Welt gesandt hat.
Wir wollen deine Boten sein,
durch Jesus Christus unserem Herrn.
© Pfarrer Hans Tinkhauser, hans.tinkhauser@aon.at
Josef Kampleitner (2012)
Gott,
Anfang, Mitte, Ende unseres Lebens,
so wie du Simeon und Hanna das Glück geschenkt hast,
deine Gottheit in dem kleinen Kind Jesus zu entdecken,
so gib auch uns Augen,
die unter die Oberfläche zu sehen vermögen,
damit wir dich im Unscheinbarem finden,
dort, wo wir es vielleicht nicht vermuten würden.
Darum bitten wir durch Jesus Christus,
der seine Gottheit ganz klein und zart zu erkennen gar. Amen.
(Te Deum, Februar 2010)
- Fürbitten8
Hans Hütter (2024)
Guter Gott,
du hast für alle Menschen ein offenes Ohr, die ihre Hoffnung auf dich setzen und aufrichtig zu dir rufen.
Wir bitten dich für die Menschen in Palästina, die in einen heillosen Krieg verstrickt sind.
Zeige ihnen Wege zu Frieden und lindere die Not der Betroffenen.
Wir beten für alle Juden, Christen und Muslime,
die dich an der Stelle des alten Jerusalemer Tempels verehren und zu dir beten.
Lass dich von ihnen als der eine Gott und Vater aller Menschen erkennen
und führe sie zu einem geschwisterlichen Miteinander.
Wir bitten dich für alle Menschen auf der ganzen Welt,
die in Gotteshäusern die Begegnung mit dir suchen.
Erhelle ihr Leben mit deinem Licht und mit deiner Wahrheit.
Wir beten für alle alten Menschen.
Erfülle ihre Hoffnungen und Sehnsüchte
und schenke ihnen Versöhnung und inneren Frieden.
Wir beten für die Familien und für alle ihre Kinder.
Schenke ihnen die Gnade, dir zu begegnen
und deine übergroße Liebe zu entdecken.
Wir beten für alle, die uns im Tod vorausgegangen sind:
Lass sie Glück und Frieden finden in deinem unvergänglichen Reich.
Vater, wir danken dir, dass du uns Jesus geschenkt hast
und Menschen wie Maria, Josef, Simeon und Hanna,
die uns zeigen, wie wir dich finden können. – Amen.
Manfred Wussow (2021) - Darstellung des Herrn
Der alte Simeon singt ein Lied voller Hoffnung und Vertrauen. Nun kann er in Frieden gehen. Er hat den Trost Israels, das Licht der Völker gesehen.
Heute, an diesem Tag der Darstellung unseres Herrn, beten wir:
Herr,
viele alte Leute sehen verbittert und enttäuscht auf ihr Leben zurück.
Sie hadern mit sich und anderen Menschen.
Schenke ihnen einen liebevollen Blick auf ihr Leben.
Wir rufen zu dir: Hilf uns trösten und heilen, Herr!
Eltern sind glücklich, wenn sie ein Neugeborenes empfangen haben.
Sie sind Tag und Nacht ganz Ohr, ganz Auge.
Viele Großeltern können zurzeit ihre Enkelkinder nicht in den Arm nehmen, bevor sie sterben.
An vielen Stellen dieser Welt werden Kinder in Lagern oder auf der Flucht geboren.
Ihre Eltern sind arm und selbst den Unbilden harter Lebensumstände ausgeliefert.
Im Dschungel der Nachrichten sind sie nur ein Thema unter vielen anderen.
Um Impfstoffe ist ein Kampf entbrannt.
Die reichen Länder haben sich den Großteil der Mengen gesichert.
Weltweit haben viele Menschen keine Chancen.
Die Corona-Maßnahmen spannen Nerven zum Zerreißen.
Menschen demonstrieren, Aggressionen entladen sich.
Freiheit wird ins Feld geführt und geht verloren.
Hilf uns, dich zu sehen, Herr,
als Licht der Völker,
als Herrlichkeit deines Volkes Israel,
als unsere Hoffnung und unsere Freude.
Du stellst dich uns dar
in der Liebe, die von Ewigkeit ist. – Amen.
Klemens Nodewald (2020)
Herr Jesus Christus,
die Begegnung von Maria und Josef mit Simeon und Hanna im Tempel war für sie alle eine gesegnete und gegenseitig im Glauben bestärkende Begegnung.
Wir bitten dich:
Wecke in allen Gläubigen den Willen und die Bereitschaft, sich gegenseitig im Glauben zu stärken.
Christus, höre uns…
Schenke allen Gläubigen Kraft, in schweren Lebensphasen den Glauben an Gottes Beistand nicht aufzugeben.
Bewege alle Getauften, ihren Glauben bewusst zu leben.
Sende Menschen in Not und Leid gute Begleiter und Helfer.
Hilf Zerstrittenen, Wege zur Versöhnung zu finden.
Stehe den Sterbenden bei und nimm die Verstorbenen auf in die Gemeinschaft mit dir.
Herr Jesus Christus,
lenke unser Denken und Tun auf deinen Willen hin, damit uns mit deiner Hilfe das Gute gelingt.
Für deine Hilfe danken wir dir. – Amen.
Renate Witzani (2020)
Gott will das Heil aller Menschen. Wer auf ihn baut und ihm sein Vertrauen schenkt, wird in guten wie in schlechten Tagen von einer Hoffnung getragen sein, die leben lässt.
Ihn lasst uns bitten:
Erwecke in allen Christen die Sehnsucht, in unserem Leben dir und deiner Botschaft Raum zu geben.
Eröffne allen Menschen, die in Ländern leben, in denen Chaos und Anarchie herrschen, friedvolle Auswege aus ihrer misslichen Lebenssituation.
Bestärke das Bemühen in Politik und Zivilgesellschaft für die zunehmende Zahl der Pflegebedürftigen in unserer Gesellschaft Perspektiven zu entwickeln.
Erfülle uns mit Hoffnung aus dem Wissen unserer Geborgenheit in dir und lass uns zum Licht für eine in vielen Bereichen verunsicherte Gesellschaft werden.
Schenke unseren Verstorbenen Anteil an deinem Reich und deinem Frieden.
Denn in Christus ist der Welt das Heil erschienen. Dass wir dein uns geschenktes Vertrauen nicht enttäuschen, erbitten wir von dir durch ihn im Heiligen Geist. - Amen.
Gastautor*in (2020)
Herr unser Gott, der du uns das Heil der Welt hast schauen lassen, dich bitten wir:
Für alle Menschen, die nicht fassen können,
dass Jesus Christus wahrer Gott und wahrer Mensch ist.
Für alle Menschen, die dem Wort Gottes vertrauen,
dass sie von seiner Botschaft erfüllt werden.
Für alle Menschen, die um deine Schöpfung bemüht sind,
dass sie nicht müde werden uns aufzurütteln,
damit wir dein geschaffenes Schöpfungswerk nicht zerstören.
Für alle Menschen, die mit Krankheit und Verlust geschlagen sind,
dass sie nicht verzweifeln und in Jesus Christus ihr Heil finden.
Für alle Menschen, die Gott der Vater zu sich gerufen hat,
dass sie heimgekehrt sind in dein Reich.
Simeon pries Gott mit den Worten:
„Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast“. – Amen.
© Pfarrer Hans Tinkhauser, hans.tinkhauser@aon.at
Klemens Nodewald (2014)
Herr Jesus Christus,
Licht der Welt und Heiland aller Menschen,
wir bitten dich um deinen Bestand für alle Bewohner dieser Erde.
Segne in besonderer Weise alle leidgeprüften Menschen,
damit sie das Vertrauen in dich nicht verlieren.
Jesus, Heiland der Welt...
Hilf uns, dein Wirken unter uns wahrzunehmen.
Jesus, Heiland der Welt...
Lass auch uns selbst durch unser Denken und Handeln Licht verbreiten in den Dunkelheiten des Lebens der Menschen um uns her.
Jesus, Heiland der Welt...
Stärke alle, die ihnen von dir zugedachten Aufgaben willig und entschlossen anzunehmen.
Jesus, Heiland der Welt...
Sei besonders jenen nahe, die um ihres Glaubens willen benachteiligt, unterdrückt oder gar verfolgt werden.
Jesus, Heiland der Welt...
Führe alle Verstorbenen in die Auferstehung und Gemeinschaft mit dir.
Jesus, Heiland der Welt...
Herr Jesus Christus,
ohne deine Hilfe wäre unser Leben arm und dunkel.
Für deinen Beistand danken wir dir mit frohem Herzen.
Sei gelobt und gepriesen: heute und zu jeder Zeit. – Amen.
Sozialreferat der Diözese Linz (2013)
Gott in deinen Händen liegt das Wohl der Generationen,
wir bitten dich:
Für die Kinder und Jugendlichen,
dass sie mit guten Freunden, Freundinnen und Vorbildern heranwachsen können.
Für alle, die in der Erziehung tätig sind:
um Geduld, Kreativität und langen Atem.
Für die Elterngeneration um die Kraft zu unterscheiden,
was wichtig und notwendig ist,
damit sie sich nicht bis zur Erschöpfung verausgaben.
Für die Verantwortlichen in Wirtschaft und Politik,
dass sie Arbeitsbedingungen schaffen,
die die Familien nicht überfordern und die Arbeitskräfte ausbeuten.
Für die alten Menschen,
dass sie selbstbewusst ihre Lebensweisheit und Erfahrungen
an die nächsten Generationen weiter geben.
Für alle Generationen,
dass sie wertschätzend und verantwortungsbewusst miteinander umgehen,
damit dein Segen in dieser Welt erfahrbar wird.
Für unsere Toten,
lasse sie die Erfüllung ihres Lebens und Frieden finden im Himmel.
Gott wir trauen und vertrauen dir.
Erhöre unsere Bitten, nach deinem Willen. Amen.
Mag.a Dorothea Schwarzbauer-Haupt
Josef Kampleitner (2012)
Zu Jesus Christus, dem Licht zur Erleuchtung der Menschen,
wollen wir beten:
Christus, du Licht der Welt, - Wir bitten dich, erhöre uns.
Führe unsere Kirche durch alle Dunkelheiten der Zeit.
Ermutige die Verantwortlichen in der Gesellschaft,
die Rechte von Minderheiten zu stärken.
Erbarme dich der Kranken, Notleidenden und Opfer von Katastrophen.
Segne alle, die ihr Leben ganz in den Dienst Gottes gestellt haben und stellen.
Schütze das werdende Leben.
Entzünde dein Licht auch in unserem Leben.
Gib den Verstorbenen Anteil am ewigen Leben.
Gott, Simeon und Hanna haben bis in hohe Alter
unbeirrbar an ihrer Sehnsucht und Hoffnung festgehalten.
Lass auch uns an der tiefen Sehnsucht und Hoffnung unseres Glaubens festhalten
und erfülle an uns, was du uns durch Jesus Christus verheißen hast.
- Gabengebet1
Messbuch - GG Darstellung des Herrn
Allmächtiger Gott,
nach deinem Ratschluss hat dein eigener Sohn
sich als makelloses Lamm geopfert.
Nimm die Gabe an,
die deine Kirche in festlicher Freude darbringt.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
MB Darstellung des Herrn, 2. Februar
- Gebet zur Gabenbereitung3
Manfred Wussow (2021) - Komm, unser Herr!
Wir bringen dir, Herr, Brot und Wein,
unseren Hunger, unsere Sehnsucht nach Leben.
So kommen wir zu dir und stellen uns dar
mit leeren Händen.
Du, Herr, schenkst uns Brot und Wein,
du schenkst uns dich.
Deinen Leib, dein Blut.
So kommst du zu uns und stellst dich uns dar
in einer Liebe, die keinen Anfang und kein Ende kennt.
Komm, unser Herr!
Gastautor*in (2020)
Herr unser Gott,
wir haben uns in deinem Tempel versammelt,
um Gott, den Vater im Himmel zu preisen
für seinen Sohn, den er uns zu unserer Erlösung
in die Welt gesandt hat.
Wir wollen deine Boten sein,
durch Jesus Christus unserem Herrn.
© Pfarrer Hans Tinkhauser, hans.tinkhauser@aon.at
Josef Kampleitner (2012)
Herr, unser Gott,
du bist unser Licht.
Wir legen die Gaben als Zeichen unseres Lebens auf den Altar.
Nimm sie entgegen
und wandle sie zum Sakrament unserer Erlösung,
damit wir zum Sakrament in unserer Welt und Zeit werden können.
Darum bitten wir durch Christus, unserem Herrn. Amen.
- Präfation1
Messbuch - Präfation Darstellung des Herrn: Christus kommt in seinen Tempel
In Wahrheit ist es würdig und recht,
dir, Herr, heiliger Vater,
allmächtiger, ewiger Gott,
immer und überall zu danken.
Denn heute hat die jungfräuliche Mutter
deinen ewigen Sohn zum Tempel getragen;
Simeon, vom Geist erleuchtet,
preist ihn als Ruhm deines Volkes Israel,
als Licht zur Erleuchtung der Heiden.
Darum gehen auch wir dem Erlöser freudig entgegen
und singen mit den Engeln und Heiligen
das Lob deiner Herrlichkeit:
Heilig ...
MB Darstellung des Herrn
- Mahlspruch1
Bibel (2015)
Mit Simeon bekennen wir:
Meine Augen haben das Heil gesehen,
das Gott vor allen Völkern bereitet hat.
(vgl. Lk 2,30-31)
Oder:
Christus ist das Licht, das die Heiden erleuchtet
und Herrlichkeit für sein Volk Israel.
(vgl. Lk 2,32)
- Meditation3
Helene Renner (2021) - Warten wie der greise Simeon
Wie der greise Simeon
warten
nicht die Geduld verlieren
aus der Hoffnung leben
um Jesus zu sehen
Wie die Prophetin Hanna
warten
nicht zweifeln
in der Nähe bleiben
um Jesus zu begegnen
Wie Simeon und Hanna
warten
sehen
und erkennen
in diesem Kind Jesus
ist Gottes Licht
in unsere Welt gekommen
Helene Renner (2021) - Gott, unser Licht
Wie die Sonne aufgeht
nach dunkler Nacht
so bist du, Gott
unser Licht
Wie die Blüte aufbricht
nach kaltem Frost
so bist du, Gott
unser Trost
Wie ein Stern aufstrahlt
in der Finsternis
so bist du, Gott
unser Weg
Wie eine Hand sich öffnet
in Not und Leid
so bist du, Gott
unser Heil
Komm und bleibe bei uns
Gott
unser Licht
unser Trost
unser Weg
unser Heil
Helene Renner (2021) - Maria und das Kind
Du hast dein Kind aufgeopfert, Maria
du hast es dem gebracht
der es dir geschenkt hat
du hast es dem geweiht
von dem du es empfangen hast
Du hast gehört, was es mit diesem Kind auf sich hat
man hat dir gesagt, dass dieses Kind nicht dir gehört
du ahntest, dass du es wirst hergeben müssen
dass es dir fremd werden
und seine eigenen Wege gehen wird
das hat dir sicher weh getan
Du hast auch gespürt
dass vieles geschehen wird
was dein Begreifen übersteigt
nur im Glauben
konntest du opfern und loslassen
verzichten und verlieren
Von dir, Maria, möchten wir lernen
was es heißt
herzugeben und loszulassen
von dir möchten wir lernen
dass Gottes Wege oft unbegreiflich
aber letztlich gut für uns sind
Von dir, Maria, möchten wir lernen
uns glaubend in Gottes Hand zu geben
und dabei zu erfahren
dass darin Sinn
und Segen liegt
- Schlussgebet1
Messbuch - SG Darstellung des Herrn: Du hast du Erwartung Simeons erfüllt
Barmherziger Gott,
stärke unsere Hoffnung
durch das Sakrament, das wir empfangen haben,
und vollende in uns das Werk deiner Gnade.
Du hast du Erwartung Simeons erfüllt
und ihn Christus schauen lassen.
Erfülle auch unser Verlangen;
Lass uns Christus entgegengehen
und in ihm das ewige Leben finden,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen.
MB Darstellung des Herrn, 2. Februar
- Gebet zum Abschluss3
Manfred Wussow (2021) - lass uns in deinem Frieden unsere Wege gehen
Herr,
lass uns in deinem Frieden unsere Wege gehen,
in deinem Frieden Angst und Hass überwinden,
in deinem Frieden Glück schenken und teilen.
Gib uns die Augen des alten Simeon,
seinen Glauben und seine Hoffnung:
dann wird heil, was zerstört,
ganz, was zerbrochen,
vollendet, was angefangen ist.
Deine Liebe,
Licht und Trost
für alle Menschen.
In Christus, unserem Herrn. – Amen.
Gastautor*in (2020)
Herr unser Gott,
wir stammen alle aus Einem.
Durch dein heiliges Opfer
haben wir durch Jesus Christus die Erlösung,
weil du unser barmherziger Vater im Himmel bist.
Darum bitten wir durch Jesus Christus unserem Herrn,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
© Pfarrer Hans Tinkhauser, hans.tinkhauser@aon.at
Josef Kampleitner (2012)
Herr unser Gott,
du hast uns mit deinem Wort erhellt und mit seinem Brot gestärkt.
Wir loben und preisen dich für dein erlösendes Wirken an uns.
Stärke uns, dein Licht weiterzutragen zu den Menschen,
die uns heute begegnen.
Darum bitten wir durch Christus unserem Herrn. Amen.
- Segen2
Josef Kampleitner (2012) - Erfülle uns mit seinem Licht
Gott, der allmächtige Vater,
segne uns.
Er erfülle uns mit seinem Licht.
Er schaffe in uns den Frieden.
Er vollende uns mit seiner Herrlichkeit.
Das gewähre uns der allmächtige Gott,
der Vater und der Sohn und der Hl. Geist. Amen.
Gastautor*in (2020)
Herr, sende uns deinen Segen.
Herr, Hanna und Simeon durften das Heil schauen.
Herr, unser Gott, stark und gewaltig.
Herr der Herrscharen,
segne deine Gemeinden,
lass dein Volk das Heil schauen
im Vater, und im Sohn und im Heiligen Geist.
Amen.
© Pfarrer Hans Tinkhauser, hans.tinkhauser@aon.at
locus iste - Anton Bruckner
Locus iste („Dieser Ort“) sind die Anfangsworte der lateinischen Motette Locus iste, WAB 23, in C-Dur für vierstimmigen gemischten Chor a cappella von Anton Bruckner. Er komponierte das Werk im Jahre 1869 für die Einweihung der Votivkapelle im Mariä-Empfängnis-Dom in Linz.
Der Text ist das Graduale für das Kirchweihfest.
Noch heute wird es gerne zu diesem Anlass gesungen.
Locus iste a Deo factus est, | Dieser Ort ist von Gott geschaffen, |
Zum biblischen Kontext vergleiche Genesis 28,16–1
THE DOMINICANS OF HAUTE ALSACE:
https://www.youtube.com/watch?v=udZCjXbwkzk
Anschlagspläne auf Kölner Dom: Was wir wissen - und was nicht
Ermittlungen zufolge hat eine islamistische Gruppe einen Anschlag auf den Kölner Dom geplant. Mehrere Verdächtige wurden zur Gefahrenabwehr in Gewahrsam genommen. Was wir bisher wissen.
Ganzer Beitrag:
https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/koeln-dom-polizei-gefahr-hinweis-100.html
WDR.de am 3.1.2024
Wiener Terrorverdächtiger soll Stephansdom genauestens ausgespäht haben
Der 30-jährige Tadschike dürfte Anfang Dezember nach Wien gereist sein und den Dom auf Überwachungskameras überprüft haben.
Ganzer Beitrag:
www.derstandard.at/story/3000000201265/
Der Standard am 29. Dezember 2023.
Meine Augen haben das Heil gesehen
In einer zerbrechlichen, zerstörerischen, zerstörten Welt,
bestimmt von Gewalt, Kriegen, Ausbeutung,
Hunger und Krankheiten,
in einer scheinbar heillosen Welt,
wo gibt es Rettung, Heilung, das Heil?
Ein Leben lang auf der Suche nach dem Perfekten,
Optimalen, dem Vollkommenen.
Im Beruf, der Freizeit, in den Beziehungen.
Auf der Suche nach dem Glück.
Suchend, fragend, hetzend und jagend.
Nie wirklich zufrieden.
Rast- und Ruhelos.
Heillos auf der Suche nach…
Im Letzten nach dem Heil.
Simeon ein alter, frommer Mann
wartet auch sein ganzes Leben lang
auf das Heil.
Nicht von irgendwo und irgendwem.
Und erst recht nicht von und aus sich selbst.
Simeon erwartet das Heil von Gott.
Nur von Gott.
Den Messias, den Retter für das Volk Israel
und für die ganze Welt.
Vom Geist Gottes lässt er sich ansprechen,
führen und leiten.
In einem kleinen, unscheinbaren Kind,
das von seinen Eltern in den Tempel gebracht wird,
erkennt er den verheißenen Messias,
das Heil.
„Meine Augen haben das Heil gesehen...“ (Lk 2,30)
Heil, Licht und Herrlichkeit
in einem Kind.
Meine Augen können - könnten - mehr sehen als das Kind.
Aber sehe und erkenne ich im Blick auf das Kreuz, den Gekreuzigten,
das Heil?
In Jesus, seinem Wort, seiner Botschaft, seinem Leben
das Heil?
Erkenne ich IHN und anerkenne ich IHN in der Eucharistie,
in den unscheinbaren Gestalten von Brot und Wein
das Heil, mein Heil?
Kann ich sagen und bekennen:
„Meine Augen haben das Heil gesehen.“
„Meine Augen sehen das Heil."
© Elke Uhl 2023
Mit Fried und Freud ich fahr dahin
Mit Fried und Freud ich fahr dahin
in Gotts Wille;
getrost ist mir mein Herz und Sinn,
sanft und stille,
wie Gott mir verheißen hat:
der Tod ist mein Schlaf worden.
Das macht Christus, wahr’ Gottes Sohn,
der treu Heiland,
den du mich, Herr, hast sehen lan
und g’macht bekannt,
dass er sei das Leben mein
und Heil in Not und Sterben.
Den hast du allen vorgestellt
mit groß Gnaden,
zu seinem Reich die ganze Welt
heißen laden
durch dein teuer heilsam Wort,
an allem Ort erschollen.
Er ist das Heil und selig Licht
für die Heiden,
zu ’rleuchten, die dich kennen nicht,
und zu weiden.
Er ist deins Volks Israel
Preis, Ehre, Freud und Wonne.
Martin Luther (1524) in: EG 519
Mit Hinweisen: https://de.wikipedia.org/wiki/Mit_Fried_und_Freud_ich_fahr_dahin
J.S. Bach / Mit Fried und Freud ich fahr dahin, BWV 125
https://www.youtube.com/watch?v=h0MpV94SJ6Q
Der Lobgesang des Simeon
Der Lobgesang des Simeon erklärt von Pater Philipp aus Maria Laach
https://www.youtube.com/watch?v=Wz42HGSjxI0
Martin Luther (1524) in: EG 519.
Brexit: Die Revolution der Alten
Seit jeher sorgte der Generationenvertrag für Prosperität und sozialen Frieden. Er wurde gebrochen. Der Brexit zeigt, wie aus einem demografischen ein demokratisches Problem wird.
Ganzer Beitrag:
https://www.diepresse.com/5034876/
Gerhard Hofer in "Die Presse" am 26.6.2016
Papst Franziskus: Die christliche Botschaft ist für alle da
Franziskus rief die Katholiken in seiner Ansprache auch auf, verstärkt in sozialen Brennpunkten und multikulturellen Milieus zu wirken. Sie müssten die eigene Bequemlichkeit überwinden und den Mut haben, "alle Randgebiete zu erreichen, die das Licht des Evangeliums brauchen".
Er verwies auf das Vorbild Jesu. Dessen Sendung habe ihren Anfang nicht etwa in Jerusalem als religiösem, sozialem und politischen Zentrum der damaligen Zeit genommen, erklärte der Papst. Stattdessen habe er zunächst in Galiläa gewirkt, einem von Juden verachteten Randgebiet, in dem verschiedene nichtjüdische Bevölkerungsgruppen gewohnt hätten.
Franziskus warb zudem dafür, die christliche Botschaft vor allem armen und einfachen Menschen zu verkünden. Jesus habe sich zuerst an "niedrig gestellte Menschen" gerichtet und sich nicht an die Schulen der Schriftgelehrten und Gesetzeslehrer gewendet. Er sei auf die "Straßen des alltäglichen Lebens" gegangen, so der Papst. Die christliche Botschaft sei für alle da. Dies gelte auch für jene "die vielleicht nichts mehr erwarten und nicht einmal die Kraft haben, zu suchen und zu bitten".
Das Galiläa zur Zeit Jesu sei zum "symbolischen Ort für die Öffnung des Evangeliums für alle Völker geworden", führte der Papst aus. Auch heute müsse sich die christliche Glaubensverkündigung mit anderen Kulturen auseinandersetzen und die Begegnung mit ihnen suchen.
Kathpress 26.01.20014
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Evangelii Gaudium
Das Licht und das Leben des Auferstandenen
30. Jede Teilkirche ist als Teil der katholischen Kirche unter der Leitung ihres Bischofs ebenfalls zur missionarischen Neuausrichtung aufgerufen. Sie ist der wichtigste Träger der Evangelisierung, insofern sie der konkrete Ausdruck der einen Kirche an einem Ort der Welt ist und in ihr »die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche Christi wahrhaft wirkt und gegenwärtig ist«. Es ist die Kirche, die in einem bestimmten Raum Gestalt annimmt, mit allen von Christus geschenkten Heilsmitteln versehen ist, zugleich jedoch ein lokales Angesicht trägt. Ihre Freude, Jesus Christus bekannt zu machen, findet ihren Ausdruck sowohl in ihrer Sorge, ihn an anderen, noch bedürftigeren Orten zu verkünden, als auch in einem beständigen Aufbruch zu den Peripherien des eigenen Territoriums oder zu den neuen soziokulturellen Umfeldern. Sie setzt sich dafür ein, immer dort gegenwärtig zu sein, wo das Licht und das Leben des Auferstandenen am meisten fehlen. Damit dieser missionarische Impuls immer stärker, großherziger und fruchtbarer sei, fordere ich auch jede Teilkirche auf, in einen entschiedenen Prozess der Unterscheidung, der Läuterung und der Reform einzutreten.
[...]
Licht und Trost der Freundschaft mit Jesus Christus
49. Brechen wir auf, gehen wir hinaus, um allen das Leben Jesu Christi anzubieten! Ich wiederhole hier für die ganze Kirche, was ich viele Male den Priestern und Laien von Buenos Aires gesagt habe: Mir ist eine „verbeulte“ Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber, als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit, sich an die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist. Ich will keine Kirche, die darum besorgt ist, der Mittelpunkt zu sein, und schließlich in einer Anhäufung von fixen Ideen und Streitigkeiten verstrickt ist. Wenn uns etwas in heilige Sorge versetzen und unser Gewissen beunruhigen soll, dann ist es die Tatsache, dass so viele unserer Brüder und Schwestern ohne die Kraft, das Licht und den Trost der Freundschaft mit Jesus Christus leben, ohne eine Glaubensgemeinschaft, die sie aufnimmt, ohne einen Horizont von Sinn und Leben. Ich hoffe, dass mehr als die Furcht, einen Fehler zu machen, unser Beweggrund die Furcht sei, uns einzuschließen in die Strukturen, die uns einen falschen Schutz geben, in die Normen, die uns in unnachsichtige Richter verwandeln, in die Gewohnheiten, in denen wir uns ruhig fühlen, während draußen eine hungrige Menschenmenge wartet und Jesus uns pausenlos wiederholt: »Gebt ihr ihnen zu essen! « (Mk 6,37).
[...]
Berufen, um Licht und Leben zu vermitteln
83.So nimmt die größte Bedrohung Form an, der »graue Pragmatismus des kirchlichen Alltags, bei dem scheinbar alles mit rechten Dingen zugeht, in Wirklichkeit aber der Glaube verbraucht wird und ins Schäbige absinkt«. Es entwickelt sich die Grabespsychologie, die die Christen allmählich in Mumien für das Museum verwandelt. Enttäuscht von der Wirklichkeit, von der Kirche oder von sich selbst, leben sie in der ständigen Versuchung, sich an eine hoffnungslose, süßliche, Traurigkeit zu klammern, die sich des Herzens bemächtigt wie »das kostbarste der Elixiere des Dämons«. Berufen, um Licht und Leben zu vermitteln, lassen sie sich schließlich von Dingen faszinieren, die nur Dunkelheit und innere Müdigkeit erzeugen und die apostolische Dynamik schwächen. Aus diesen Gründen erlaube ich mir, darauf zu beharren: Lassen wir uns die Freude der Evangelisierung nicht nehmen!
Papst Franziskus, EVANGELII GAUDIUM, gegeben zu Rom, bei Sankt Peter, zum Abschluss des Jahres des Glaubens, am 24. November – Hochfest unseres Herrn Jesus Christus, König des Weltalls – im Jahr 2013, dem ersten meines Pontifikats.
Mutter des lebendigen Evangeliums, hilf uns, dass wir leuchten
Jungfrau und Mutter Maria,
vom Heiligen Geist geführt
nahmst du das Wort des Lebens auf,
in der Tiefe deines demütigen Glaubens
ganz dem ewigen Gott hingegeben.
Hilf uns, unser »Ja« zu sagen
angesichts der Notwendigkeit, die dringlicher ist denn je,
die Frohe Botschaft Jesu erklingen zu lassen.
Du, von der Gegenwart Christi erfüllt,
brachtest die Freude zu Johannes dem Täufer
und ließest ihn im Schoß seiner Mutter frohlocken.
Du hast, bebend vor Freude,
den Lobpreis der Wundertaten Gottes gesungen.
Du verharrtest standhaft unter dem Kreuz
in unerschütterlichem Glauben
und empfingst den freudigen Trost der Auferstehung,
du versammeltest die Jünger
in der Erwartung des Heiligen Geistes,
damit die missionarische Kirche entstehen konnte.
Erwirke uns nun einen neuen Eifer als Auferstandene,
um allen das Evangelium des Lebens zu bringen,
das den Tod besiegt.
Gib uns den heiligen Wagemut, neue Wege zu suchen,
damit das Geschenk der Schönheit, die nie erlischt,
zu allen gelange.
Du, Jungfrau des hörenden Herzens und des Betrachtens,
Mutter der Liebe, Braut der ewigen Hochzeit,
tritt für die Kirche ein, deren reinstes Urbild du bist,
damit sie sich niemals verschließt oder still steht
in ihrer Leidenschaft, das Reich Gottes aufzubauen.
Stern der neuen Evangelisierung,
hilf uns, dass wir leuchten
im Zeugnis der Gemeinschaft,
des Dienstes, des brennenden und hochherzigen Glaubens,
der Gerechtigkeit und der Liebe zu den Armen,
damit die Freude aus dem Evangelium
bis an die Grenzen der Erde gelange
und keiner Peripherie sein Licht vorenthalten werde.
Mutter des lebendigen Evangeliums,
Quelle der Freude für die Kleinen,
bitte für uns.
Amen. Halleluja!
Papst Franziskus, EVANGELII GAUDIUM, gegeben zu Rom, bei Sankt Peter, zum Abschluss des Jahres des Glaubens, am 24. November – Hochfest unseres Herrn Jesus Christus, König des Weltalls – im Jahr 2013, dem ersten meines Pontifikats.
Ein Lichtblick
Das Grundwort des Glaubens ist kein »du musst«, »du sollst«, sondern »du bist« (nicht der kategorische Imperativ, sondern der kategorische Indikativ): Du bist von Gott geliebt. Wer sich geliebt weiß, wer Vertrauen erfährt, der kann sich trauen, aus sich herausgehen, sich loslassen und sein Leben Gott anvertrauen. Das ist wie ein Lichtblick: »Denn Gott, der sprach: Aus Finsternis soll Licht aufleuchten!, er ist in unseren Herzen aufgeleuchtet, damit wir erleuchtet werden zur Erkenntnis des göttlichen Glanzes auf dem Antlitz Christi« (4,6). Wie am ersten Schöpfungstag: Gott spricht, aus Finsternis soll Licht aufleuchten - jetzt nicht um uns, sondern in unserem Herzen, von Christus her. Den Glanz seines Antlitzes tragen wir in uns. Wer’s erkennt, der ist wie neugeboren, eine neue Schöpfung.
Aus: Franz Kamphaus, Gott beim Wort nehmen. Zeitansagen. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2006.
Jesus Christus – eine Gestalt im Gegenlicht
Die Hauptgestalt der Bibel ist für mich und im Grunde für jeden Christen Jesus Christus selber. Jeder Text des Alten und Neuen Testamentes ist auf ihn hin zu lesen und von ihm her zu lesen - für einen Christen. Das unterscheidet das Christentum vom Judentum.
Jesus ist eine Gestalt im Gegenlicht, und die vielen Einzelaussagen über ihn und von ihm, die im Neuen Testament überliefert sind, und die vielen Texte, die von Christen im Alten Testament auf ihn hin verstanden und gelesen werden, ergeben ein Mosaik: ein Mosaik mit einigen leeren Flächen dazwischen, die der Deutung offenstehen, aber ein Gesamtbild, das deutlich ist, das scharfe Konturen hat. Es ist kein Nebel, der über ihn ausgebreitet wird, sondern er ist eine Gestalt im Gegenlicht, klare Konturen und unsägliche Tiefe, die man nie ausloten, nie ausschöpfen kann. Die Bilder, die von ihm im Neuen Testament da sind und im Alten Testament auf ihn hinweisen, sind auf den ersten Blick manchmal widersprüchlich, aber sie können vom Ende her durchaus harmonisiert werden. Er ist das Kind von Betlehem und der Mann von Nazareth, er ist der Sanfte, der Zornige, er ist das Lamm Gottes, und er ist der Weltenrichter.
Die Bibel ist kein Rezeptbuch, sondern ein großer Teppich, und man wird mit ihr nie fertig - und darum gibt es auch Theologie, solange es Christentum gibt. Man wird nie fertig mit der Deutung, aber das ganze ist nicht beliebig, sondern ungemein inspirierend. Und die Bibel muss man gemeinsam mit der ganzen Kirche lesen. Das Einzellesen der Bibel hat bekanntlich zu unzähligen Sektenbildungen geführt, im angelsächsischen Raum vor allem. Die Bibel erklärt sich selber nicht, sondern die Bibel erklärt sich im Schoß der Glaubensgemeinschaft, in der sie gewachsen ist und in der sie gelesen wird.
Aus: Egon Kapellari, Begegnungen unterwegs. Eine Nachlese. Styria Verlag 2003.
Hast du ein Licht für mich?
Mein Gott, ob du mich hörst?
Ich hab mich versteckt, schau her!
Ich bin verloren,
gehst du mir nach?
Ich bin im Finstern,
hast du ein Licht für mich?
Mir ist kalt,
ist dein Mantel warm?
In meinem Herzen rührt sich nichts mehr.
Weißt du noch, wie es freudig schlug,
von Leben übervoll, ehedem?
Wirst du wieder der Funke sein,
der aus meinen Augen leuchtet?
Ohne dich bin ich trübe,
doch in der Freude - Freude bist du.
Aus: Das Lächeln Gottes. Gebete unserer Zeit. Herausgegeben von Maria Otto und Ludger Hohn-Morisch. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2003.
Steig mit uns hinab!
Du bist hinabgestiegen
ins Reich der Finsternis,
nichts blieb ausgeschlossen
vom Hauch deiner Gegenwart.
Auch in uns, die wir dich lieben,
ist tief vergraben ein Ort im Dunkeln,
den wir uns selbst verbergen.
Doch durch Ritzen und Poren
entsteigen ihm lähmende Dünste
stiller Verzweiflung, Zwiespalt und Ermattung.
Steige mit uns hinab,
dass kein Teil unser selbst sich entzieht,
dass wir eins und ganz und in Wahrheit
mit dir hervorgehn
in das entschiedene Licht.
Aus: Das Lächeln Gottes. Gebete unserer Zeit. Herausgegeben von Maria Otto und Ludger Hohn-Morisch. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2003.
Besiegte Nacht
Ich komme zu dir,
noch erdrückt von der Nacht,
die Finsternis hielt mich im Rachen,
der Saum des Todes hat mich gestreift.
Doch du warst da
im Schrei meines Herzens,
in meiner Seele auf Knien,
bis der Morgen heraufzog.
Nichts blieb von der Nacht -
nur du.
Aus: Das Lächeln Gottes. Gebete unserer Zeit. Herausgegeben von Maria Otto und Ludger Hohn-Morisch. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2003.
Komme, was mag!
Komme, was mag! Gott ist mächtig!
Wenn unsere Tage verdunkelt sind
und unsere Nächte finsterer als tausend Mitternächte,
so wollen wir stets daran denken,
dass es in der Welt eine große, segnende Kraft gibt,
die Gott heißt.
Gott kann Wege aus der Ausweglosigkeit weisen.
Er will das dunkle Gestern
in ein helles Morgen verwandeln -
zuletzt in den leuchtenden Morgen
der Ewigkeit.
Martin Luther King
Ohne Sensation
Ja, da war etwas. Ich habe zwar nichts gehört. Aber beim Einswerden mit Christus im Empfang der heiligen Kommunion wusste ich in meinem Innersten etwas, das so war, als ob Jesus zu mir sprach: Ich bin es, den du suchst!
Damals war ich bald 44 Jahre alt und hatte natürlich schon viel erlebt. Meiner lieben Frau und mir ging es gut, ich hatte ein sehr gutes Einkommen, ein eigenes Haus. Ich ging meinen Hobbys nach und hatte auch gesundheitlich keine wirklich großen Probleme.
Trotzdem war ich mit zunehmendem Eifer auf der Suche nach etwas anderem. Ich engagierte mich bis zum Umfallen z.B. für einen besseren Umweltschutz und für gerechtere Verhältnisse am Arbeitsplatz, war dem entsprechend in vielen Vereinen tätig und bei so mancher Aktion aktiv. Doch irgendwie hatte ich den Eindruck, das hilft nicht wirklich weiter, wir sollten den Hebel wo anders ansetzen. Aber wo?
Seit dem 9. Mai 1993 sind nun 11 Jahre vergangen. Im Jahr 2004 fiel dieser Tag wieder auf einen Sonntag. Es war Muttertag. Ich habe Jesus suchen und finden dürfen. Ich habe mein Leben gefunden, die Freude, den Frieden, meine Schwestern und Brüder, die Liebe, Gott. Und das Leben ist zu einem Abenteuer geworden, zu einer Zeit der Bewährung. Es wurde zum Ringen immer weniger mit den Anderen und immer mehr mit mir selbst. Ich versuche, mit Jesus den guten Weg zu finden und auch zu gehen.
Und so erscheinen mir die 11 Jahre seit meinem bewussten Christwerden an Erfahrung schon viel reicher als die 44 Jahre davor. Auch kann ich heute beide Lebensweisen vergleichen und darf gewiss sein: Jesus ist mein Leben, ich lebe mit Ihm und durch den Tod hindurch werde ich auf ewig bei Ihm sein. Und nichts kann mich von Ihm trennen, wenn ich nur selbst Ihm treu bleibe. Dies ist der Weg, nach dem ich so lange gesucht habe: Ich gehe mit Jesus.
An mir und meinen Fähigkeiten hat sich wohl gar nicht viel geändert. Ich bin eigentlich der "Alte" geblieben. Und doch ist alles ganz anders. Ich spüre in mir eine stille und andauernde Freude, die alles trägt und umschließt, die mein Herz erwärmt und meine Augen zum Strahlen bringt. Diese Freude ist es, die immer mal wieder auch anderen Menschen auffällt und sie fragen lässt: Wie kommt es, dass du so glücklich bist? Gerade auch dann, wenn wir mit unseren menschlichen Möglichkeiten am Ende sind.
In Gemeinschaft mit Jesus wird das Wunder der Wandlung zum neuen Menschen geschehen und wird sich unser Leben verändern.
Aus: Buch des Lebens, Hrsg. Gebhard Fürst, Schwabenverlag 2005.
Die Macht Jesu und die Macht der Cäsaren
Dies ist es, was ich am meisten bewundere und was mir die Göttlichkeit Christi unbedingt beweist: Ich selbst habe Massen zu begeistern vermocht, die für mich in den Tod gingen. Aber doch war meine Gegenwart nötig, der elektrische Funke meines Blickes, meine Stimme, mein Wort, um das heilige Feuer in den Herzen zu entzünden. Sicherlich besitze ich das Geheimnis jener magischen Kraft, welch die Menschen hinreißt, aber ich kann es auf keinen anderen übertragen, keinem meiner Generale habe ich es mitteilen können. Auch besitze ich nicht das Geheimnis, meinen Namen und die Liebe zu mir in den Herzen der Menschen zu verewigen, um dort Wunder zu schaffen ohne Hilfe der Materie. So war es auch mit Cäsar und Alexander. Im Grunde werden wir vergessen, und der Name eines Eroberers bleibt nur das Thema für eine Schularbeit. Welche Kluft ist zwischen meinem Elend und dem ewigen Reich Christi, der geliebt, angebetet und gepredigt wird in der ganzen Welt! Ist denn Christus gestorben? Heißt dies nicht vielmehr ewig leben? Das ist eben der Tod Christi. Nicht der Tod eines Menschen sondern eines Gottes.
Napoleon Bonaparte
Bernhard von Clairvaux an seinen früheren Mönch Papst Eugen III. (ca. 1140):
"Wo soll ich anfangen? Am besten bei Deinen zahlreichen Beschäftigungen, denn ihretwegen habe ich am meisten Mitleid mit Dir. Ich fürchte, dass Du, eingekeilt in Deine zahlreichen Beschäftigungen, keinen Ausweg mehr siehst und deshalb Deine Stirn verhärtest; dass Du dich nach und nach des Gespürs für einen durchaus richtigen und heilsamen Schmerz entledigst. Es ist viel klüger, Du entziehst Dich von Zeit zu Zeit Deinen Beschäftigungen, als dass sie Dich ziehen und Dich nach und nach an einen Punkt führen, an dem du nicht landen willst. Du fragst, an welchen Punkt? An den Punkt, wo das Herz hart wird. Frage nicht weiter, was damit gemeint sei; wenn Du jetzt nicht erschrickst, ist Dein Herz schon so weit.
Das harte Herz ist allein; es ist sich selbst nicht zuwider, weil es sich selbst nicht spürt. Was fragst Du mich? Keiner mit hartem Herzen hat jemals das Heil erlangt, es sei denn, Gott habe sich seiner erbarmt und ihm, wie der Prophet sagt, sein Herz aus Stein weggenommen und ihm ein Herz aus Fleisch gegeben (Es. 36, 26).
Wenn Du Dein ganzes Leben und Erleben völlig ins Tätigsein verlegst und keinen Raum mehr für die Besinnung vorsiehst, soll ich Dich da loben? Darin lob ich Dich nicht. Ich glaube, niemand wird Dich loben, der das Wort Salomons kennt: "Wer seine Tätigkeit einschränkt, erlangt Weisheit" (Sir 38, 25). Und bestimmt ist es der Tätigkeit selbst nicht förderlich, wenn ihr nicht die Besinnung vorausgeht.
Wenn Du ganz und gar für alle da sein willst, nach dem Beispiel dessen, der allen alles geworden ist (1. Kor. 9, 22), lob ich Deine Menschlichkeit - aber nur, wenn sie voll und echt ist. Wie kannst Du aber voll und echt Mensch sein, wenn Du Dich selbst verloren hast? Auch Du bist ein Mensch. Damit Deine Menschlichkeit allumfassend und vollkommen sein kann, musst Du also nicht nur für alle anderen, sondern auch für Dich selbst ein aufmerksames Herz haben. Denn was würde es Dir sonst nützen, wenn Du - nach dem Wort des Herrn (Mt. 16, 26) - alle gewinnen, aber als einzigen Dich selbst verlieren würdest? Wenn also alle Menschen ein Recht auf Dich haben, dann sei auch Du selbst ein Mensch, der ein Recht auf sich selbst hat. Warum solltest einzig Du selbst nichts von Dir haben? Wie lange bist Du noch ein Geist, der auszieht und nie wieder heimkehrt (Ps. 78, 39)? Wie lange noch schenkst Du allen anderen Deine Aufmerksamkeit, nur nicht Dir selber?
Ja, wer mit sich selbst schlecht umgeht, wem kann der gut sein? Denk also daran: Gönne Dich Dir selbst. Ich sage nicht: tu das immer, ich sage nicht: tu das oft, aber ich sage: tu es immer wieder einmal. Sei wie für alle anderen auch für Dich selbst da, oder jedenfalls sei es nach allen anderen."
Bernhard von Clairvaux
Lebensinhalt
Die Worte des Simeon haben prophetischen Klang: Der Greis blickt auf die Vergangenheit und kündigt die Zukunft an. (...) Simeon drückt die Erfüllung der Erwartung aus, die seinen Lebensinhalt ausmachte. Ebenso ergeht es der Prophetin Hanna, die sich beim Anblick des Kindes freut und über es spricht "zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten" (Lk 2,38).
Papst Johannes Paul II.
anders
Manchmal fällt es mir schwer
AN DICH ZU GLAUBEN
Wenn ich sehe
Was um mich herum passiert
Wie Kinder sterben
Wie Gewalt Leben zerstört
Völlig sinnlos
Und doch immer wieder
Manchmal
fällt es mir sehr schwer
an dich zu glauben
Wenn ich höre
dass noch immer
Menschen verhungern
Jeden Tag
An Krankheiten leiden
Bis zum bitteren Tod
Gefoltert werden
Inmitten moderner Hochsicherheitstrakts
Manchmal
fällt es mir sehr schwer zu glauben
WARUM LÄSST EINER DAS ZU?
Will er es nicht
anders?
Stephan Sigg, Treibstoff. Zündende Gebete zu brennenden Fragen. Tyrolia.
Du siehst in mein Herz
Mein Gott, du siehst in mein Herz.
Du kennst mich.
Wie schön, dass du mir nahe bist
und ich geborgen bin bei dir.
Du siehst meine Sorge und Angst.
Du siehst alle meine Fluchtwege.
Du hörst alle meine Ausflüchte,
mit denen ich verbergen will, was ist.
Du siehst mich, wenn ich träume
von großen Dingen, die ich tun will,
und wenn ich versage dort,
wo ich das Notwendige tun soll.
Keinen Schritt kann ich tun,
den du nicht begleitest.
Kein Wort kann ich reden,
das du nicht hörst, ehe es laut wird.
Wie in zwei großen Händen
hältst du mich.
Ich bin darin geborgen
wie ein Vogel im Nest.
Und manchmal, o Gott, ist mir bange
vor deiner Hand, die mich hält;
ich möchte ihr gerne entrinnen
und frei sein.
Ich wünche mir,
ans Ende der Erde zu fliegen
oder in die Weite des Raums,
und bleibe doch in deinen großen Händen.
Ich zweifle, dass mein Leben Sinn hat,
und möchte es von mir werfen;
aber auch bei den Toten bist du,
und wieder bin ich in deiner Hand.
Ich fürchte das Licht
und verberge, was ich tat.
Aber das Dunkel ist Licht für dich
und die Nacht hell wie der Tag.
Mein Gott, du siehst in mein Herz.
Du kennst mich.
Wie gut, dass du mir nah bist
und ich geborgen bin bei dir.
Jörg Zink, Ich bin in dir (Psalm 139).
Deine Seele wird ein Schwert durchbohren
Das Schwert schneidet,
trennt, bohrt, durchdringt, -
tötet.
Solange ich hier lebe,
bleibe ich allen Arten von Schmerz ausgesetzt.
Im Schmerz erlebe ich den Widerstand,
das "Un-an-ge-nehme"!
Etwas, das ich nicht annehmen kann,
das mir,
meinen Wünschen, Sehnsüchten und Trieben
zuwiderläuft und widerspricht.
Der Schmerz,
ja schon die Angst davor,
bringt das Leid in mein Leben.
Und mit dem Leid steht unausweichlich
die Frage in meinem Leben,
die nie eine Antwort findet:
Warum?
Warum muss ich leiden,
warum gibt es nirgends Leben ohne Schmerz,
Liebe ohne Schmerz,
warum muss ich am Schmerz oft so unsäglich leiden?
Wenn ich das Leid betrachte,
kann ich manches sehen und erkennen:
Der Schmerz weckt Widerstand,
er holt die letzten Lebenskräfte aus mir heraus.
Und erst in der Erschöpfung
wird Ergebung möglich,
in der ich ein anderer werde
und beginne, neu zu leben.
Wenn ich "zu-Grunde-gehe",
kann ich vielleicht "von Grund auf" wieder leben.
Es kann aber auch am Ende
die Vernichtung stehen bleiben.
Der Schmerz kann auch das Böse
in mir lebendig machen:
wenn "ich mich ärgern" muss,
wenn ich hassen und vernichten muss,
- mich selber
und die anderen.
Der Schmerz macht meine ganze Tragik offenbar:
Bevor ich selber etwas tue;
bin ich schuldig;
bin in Schuld geboren.
Am Ende dieser Überlegung
steht das "Warum?"
noch ärgerlicher da.
Gibt es hier eine Hilfe,
einen Ausweg?
Maria,
du bist frei von Schuld und Sünde,
aber nicht frei von Schmerz und Leid.
In dir wirkt die volle Kraft des Glaubens,
restlose Hingabe an Gott.
Dein Glaube
hat dir kein Leid erspart
und keinen Schmerz,
er gab dir keine Antwort
auf die Frage des Warum.
Dein Glaube
gab dir die Kraft zum Leiden;
du hast alles "leiden können",
du hast Gott leiden können.
Deine Vollendung
zeigt sich im Leiden - Können.
Der Glaube,
mein schwacher Glaube,
ist die einzige Quelle jener Kraft,
mit der ich leiden kann,
mit der ich mich selber leiden kann
und die anderen,
mit der ich Gott leiden kann.
Wenn Gott mir nahe ist,
kann ich ihn leiden;
wenn ich ihn leiden kann,
ist er mir nah.
Maria,
du Schmerzensmutter,
bitte für mich!
Aus: Elmar Gruber, Maria - Weg des Glaubens, Meditationen, München 4. Auflage 1998, Seite 57f
Widersprüchliche Antwortmöglichkeiten
"Meine Augen haben das Heil gesehen", sagt dieser gläubige und auf Gott wartende Mann als Erfüllung seines Lebenswunsches aus. Sehen dies aber alle so, die sich heute Christen nennen? So viele fragen heute: "Wohin soll ich gehen? Wer zeigt mir eine Richtung, die zu gehen sich lohnt? Welches Ziel ist tatsächlich erreichbar? Auf welche Ideen, Werte und Ordnungen von früher kann für heute noch eine Antwort gegeben werden?" Widersprüchliche Antworten tauchen auf. Die Antwort der Glaubensverkündigung der Kirche scheint nur eine unter vielen zu sein. Das Leben des Kirchenjahres, die Feier unserer christlichen Feste und andere Traditionen haben für sehr viele keine verbindende und verbindliche Kraft mehr.
Zwar wissen bei uns heute alle von Jesus. Sie haben gehört, dass seine Botschaft einen Weg über den Hass hinaus, über alle Begehrlichkeiten, über das Freund - Feind - Denken hinaus öffnet. Es ist der Weg in die wahre Freiheit. Wo aber kann man das in unserer angeblich christlichen Gesellschaft noch spüren? "Meine Augen haben das Heil gesehen" müsste uns allen in das Stammbuch unseres Lebens eingeschrieben sein. Zu sehr haben auch die Christen sich unserer Zeit angepasst. Zu wenig spürt man vom Geist Christi in unseren Tagen.
Zu Fall kommen und aufgerichtet werden
Eines der deutlichsten Symptome unserer Zeit scheint die Tatsache zu sein, dass ihr Vorbilder fehlen. Was uns an Idolen und angeblichen Leitfiguren in der Boulevardpresse vorgestellt wird, trägt nicht. Von dieser Suche nach einem wirklichen Vorbild handelt ein Buch des Schriftstellers Siegfried Lenz. Der Inhalt ist kurz Folgender:
Drei Lehrer sind mit der Herausgabe eines neuen Lesebuches beauftragt. Sie haben sich zur Aufgabe gestellt, der Jugend auf der Suche nach einem zeitgemäßen und gültigen Vorbild zu helfen. Diese Arbeitsgruppe versucht es zunächst mit einem Griff in die Literatur. Sie lesen viele Lebensbilder von Menschen nach und spüren dabei, dass sie immer wieder auf das Hindernis des Zweifels und auf die Last mangelnder Überzeugung stoßen. Aber sie müssen es sich dabei gefallen lassen, dass nun auch ihr Leben selbst unter die Lupe genommen wird. Neben ihren privaten Miseren, die vom Selbstmord des Sohnes hin zur misslungenen Ehe reichen, offenbart sich die Vergeblichkeit, ein Vorbild ohne Glanz und Hochstapelei zu finden. So scheitert die Suche nach einem Vorbild.
Die biblische Schilderung von der Darstellung des Herrn will uns verdeutlichen, dass wir das Vorbild unseres Lebens schon gefunden haben. Auch wir haben das Heil bereits gesehen. Uns leuchtet, wie für die ganze Welt, das Licht, das uns den rechten Lebensweg zeigt. Auch wir werden vor Schwierigkeiten nicht bewahrt bleiben, so dass uns oft genug ein Schwert durch die Seele dringen wird. Wir werden, je nach unserer Lebensführung, vom Herrn aufgerichtet werden oder zu Fall kommen.
Aus: Wolfgang Oberröder, Jetzt ist die Zeit - jetzt ist die Stunde, Texte zum Christ sein in der Gegenwart, Donauwörth 2002, 20 - 23.
Steinchen im Schuh
Ein Leben, das nur aus Freuden besteht, ist für niemanden möglich. Da wir alle auch mit schmerzlichen Ereignissen rechnen müssen, ist es klug, die Kinder dazu anzuleiten und ihnen zu helfen, schon von allem Anfang an auf die Enttäuschungen des Lebens gelassen zu reagieren. Das heranwachsende Kind muss das Gefühl haben, dass Vater und Mutter immer für es da sind, mit einer intelligenten Art von Liebe, die hilfreich ist und ermutigt, ohne jedoch alles zu erlauben und alles zu verteidigen. In ihrem Buch "Das Kind in der Familie" schreibt Maria Bargoni: "Ein dreijähriges Kind weinte verzweifelt und zeigte dabei auf eines seiner Füßchen. Das Kindermädchen nahm es in den Arm und zog ihm den kleinen Schuh aus, in dem sich ein winziges Steinchen befand. ‚Ah’, rief daraufhin die Frau aus, 'siehst du? Dieses schlimme Steinchen hat dir so wehgetan. Das böse Steinchen! Wir werden es weit wegwerfen!': 'Zieh Nino den Schuh mit dem Steinchen wieder an! Ich meine das ernst; tu, was ich dir sage!' Und sie gehorchte. Die Mutter ging nun an das andere Ende des Zimmers, drehte sich um und bückte sich nieder; sie öffnete ihre Arme, und mit einem liebevollen Lächeln rief sie ihren Kleinen zu sich: 'Du hast mich doch so lieb, komm her und umarme mich, ohne zu weinen, mit dem kleinen Steinchen im Schuh!' Und das Kind ging, etwas wackelig zwar, aber ohne zu weinen, und warf sich in die Arme der Mutter, die ihm etwas sagte, was es jetzt noch nicht verstand, aber diese Worte hat sie in der Folge immer wieder wiederholt: 'Du musst es immer so machen wie jetzt. Geh deinen Weg, ungeachtet aller Hindernisse, die es immer im Leben gibt. Denk an die Worte deiner Mutter: Man kommt nicht in den Himmel, außer mit einem Steinchen im Schuh!'"
Aus: Albino Luciani, Heilige Zeiten, Meditationen zum Kirchenjahr, 1999, Seite 105f.
Das Licht von Weihnachten
Viele Gemeinden versuchen, dieses Fest heute wieder auf neue Weise zu feiern. Denn sie spüren, dass es etwas Wesentliches für unser Leben zu sagen hat: Immer neue Räume Deines Lebens sollen sich für das Licht öffnen, das an Weihnachten in unserer Welt aufgeleuchtet ist. Das Licht von Weihnachten entlässt dich in den Alltag mit der Aufgabe, alle Lebensbereiche von diesem Licht erhellen zu lassen, Deine Arbeit, Dein Leben daheim in der Familie, das Miteinander im Gottesdienst und dein politisches Engagement. Das Licht von Weihnachten soll auch heute die Heiden erleuchten, wie es im Lobgesang des Simeon heißt. Es soll auch heute die Welt in dir und um dich herum mit dem Licht der Liebe erfüllen, damit alle Menschen das Heil sehen, dass die tiefste Sehnsucht erfüllt.
Aus: Anselm Grün, Weihnachten - Einen neuen Anfang feiern, Freiburg 1999, 156 - 157.
Alfons Jestl (2003)